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Februar 2018
Peer-to-Peer
Sozialsystem

City-as-a-Platform

Selbstgemachtes

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Welt von morgen. Bleiben Sie am
Ball und verpassen Sie keine Aus-
gabe des f/21 Quarterly – per Mail
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Ausgabe. Registrieren Sie sich hier:
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Peer-to-Peer Sozialsystem
Mit einem Augenzwinkern illustriert
das Harvard Innovation Lab im Vi-
deo „Evolution of the Desk” die Auswir-
kungen der digitalen Transformation auf
denArbeitsplatz.ImZeitrafferverschwin-
den von all den Gegenständen, die 1980
noch auf jedem gewöhnlichen Schreib-
tisch Platz fanden, bis zum Jahr 2014 die
meisten davon. Wer benötigt noch Desk-
top Computer, Faxgerät, Globus, Rolo-
dex, Radio, Bücher und Zeitungen, wenn
es doch heute Software für jede erdenk-
liche Aufgabe gibt? Am Ende des Videos
bleiben lediglich
Laptop, Smart-
phone und eine
Sonnenbrille übrig
– denn die Sonne
scheint auch auf
die digitale Welt. Unübersehbar haben
sich die meisten Arbeitsplätze innerhalb
der vergangenen Jahrzehnte kräftig ge-
wandelt. Aber selbstverständlich gehen
die Veränderungender Arbeitswelt durch
die technologischen Entwicklungen weit
darüber hinaus, materielle Alltagsdinge
in Software aufgehen und Schreibtische
aufgeräumter aussehen zu lassen.
Auch die Art und Weise, wie wir arbeiten,
hat sich drastisch gewandelt. Maschinen
werden intelligenter und befreien den
Menschen von Arbeit. Roboter werden
vielseitiger und arbeiten Hand in Hand
mit dem Menschen. Jedermann steht es
frei, über Internetplattformen weltweit
Mit dem Wandel der Arbeitswelt stößt das herkömm-
liche System sozialer Sicherung zunehmend an seine
Grenzen. Liegt die Lösung im Peer-to-Peer-Prinzip?
Dienste anzubieten. So werden Auf-
gaben, die vormals von Unternehmen
ausgeführt wurden heute von Selbstän-
digen erbracht. Vor diesem Hintergrund
wandeln sich auch Unternehmen, or-
ganisieren sich stärker als Netzwerke,
lösen starre Grenzen zwischen innen
und außen auf und arbeiten vermehrt
in flexiblen Teams. Die Arbeitswelt wird
digitaler, flexibler, globaler. In auffälli-
gem Kontrast zu diesem rapiden Wandel
steht ein weitgehend unverändertes So-
zialsystem, das kaum Schritt halten kann.
Immerhin reichen
die Ursprünge der
deutschen Sozial-
versicherungen bis
in das Deutsche
Kaiserreich zurück:
Sie waren Antwort auf die soziale Not
der Arbeiterschaft im Zuge der Industria-
lisierung. Immer augenfälliger wird, dass
das System die neuen Realitäten kaum
noch vernünftig zu fassen vermag.
Wenn schon fortwährend die digitalen
Veränderungen unserer Lebenswelt mit
dem Etikett „Revolution“ versehen wer-
den, dann muss die Frage erlaubt sein,
ob das Sozialsystem mit Reformen aus-
kommt, die kaum etwas an der grund-
sätzlichen Logik ändern? Oder braucht es
nicht auch im Bereich der sozialen Siche-
rung umstürzende Änderungen? Jeden-
falls werden Lösungswege nötig sein, die
die neuen Prinzipien 	 
In auffälligem Kontrast zur ge-
wandelten Arbeitswelt steht ein
historisch weit zurückreichen-
des Sozialversicherungssystem.
Quarterly
f/21 Quarterly	 Q1 | 2018
 Peer-to-Peer Sozialsystem (Forts.)
unterstützen. Ein vielversprechender
Ansatz könnte beispielsweise darin lie-
gen, sich die Urformen von Versicherun-
gen zum Vorbild zu nehmen: Ursprüng-
lich wurden Risiken noch durch kleine,
übersichtliche Zusammenschlüsse von
Menschen auf Vertrauensbasis abgesi-
chert. Auf unsere Zeit übertragen be-
deutet dies, dass Menschen sich über
Apps oder Webplattformen zu Peer-to-
Peer-Versicherungen zusammenfinden
könnten. So unterstützt beispielsweise
das 2006 gegründete niederländische
Unternehmen BroodFonds Mitglieder im
Krankheitsfall. Ohne Einbindung eines
traditionellen Versicherers tragen Pri-
vatpersonen das Risiko. Dazu werden
Selbständige regional in Gruppen von
25 bis 50 Mitgliedern organisiert, wovon
jedes einen monatlichen Fixbetrag in ei-
nen Fonds einbezahlt, aus dem im Falle
der Arbeitsunfähigkeit ein Krankengeld
bezahlt wird. Solidarität und Vertrauen
entstehen durch persönliche Kontakte,
zudem müssen neue Mitglieder von den
übrigen akzeptiert werden. Nach dem
gleichen Prinzip funktioniert die eben-
falls aus den Niederlanden stammende
Peer-to-Peer-Versicherungsplattform
CommonEasy, wobei hier Versicherun-
gen für jeden beliebigen Bereich abge-
schlossen werden können. In Ergänzung
zu Krankenkassen positioniert sich die
Solidargemeinschaft Artabana, die auf
der Grundlage von Eigenverantwortung,
Selbstbestimmung und Solidarität im
Krankheitsfall einspringt.
Diese Beispiele illustrieren, wie sich sozi-
ale Gemeinschaften nach den Prinzipien
der digitalen Welt bilden und Antworten
auf aktuelle Herausforderungen finden:
bottom up, dezentral und demokratisch.
Auch wenn diese Form der Absicherung
nicht alle Probleme des Sozialversiche-
rungssystems lösen kann, so weist sie
aber doch einen möglichen Weg, ergän-
zend für Abhilfe zu sorgen. Denn der
Peer-to-Peer-Ansatz bietet Lösungen, die
sich individuell, schnell und unbürokra-
tisch den jeweiligen Lebenssituationen
anpassen. 
f/21 Büro für Zukunftsfragen  www.f-21.de 	 2
Das Sozialsystem muss mit
dem Wandel der Arbeitswelt
Schritt halten und steht vor
neuen Herausforderungen.
Führt der Lösungsweg zurück
zur Urform der Versicherung?
City-as-a-Platform
Die moderne Stadt funktioniert wie ein Smartphone:
Stets zu Diensten und beliebig durch Softwarean-
wendungen erweiterbar.
Wo sind sie, die schlauen Städte? Als
„Smart City“ trat um die Jahrtau-
sendwende die Idee der technisch aufge-
rüsteten Stadt an, um Städte effizienter,
komfortabler und nachhaltiger zu ge-
stalten. Sicherlich ist mit der weiten Ver-
breitung von digitaler Technologie diese
auch verstärkt in Städte eingezogen.
Doch wird der in den allermeisten Städ-
ten erreichte Stand von „Smartness“
kaum den hochfliegenden Visionen einer
„Smart City“ gerecht. Auf der anderen
Seite gibt es tatsächlich einige Vorzeige-
projekte in China, Südkorea und den Ver-
einigten Arabischen Emiraten, wo auf der
grünen Wiese futuristisch anmutende
Städte, vollgepackt mit innovativen Tech-
nologien aus dem Boden gestampft wur-
den. Wo der Ver-
kehr störungsfrei
fließt, modernste
Technik Energie-
konsum und Luft-
verschmutzung zum Wohle der Umwelt
zurückfährt, Menschen von ihren smar-
ten Wohnungen aus alles digital erledi-
gen können, wo alles vernetzt und ver-
messen, sauber und reibungslos ist. Wo
andererseits aber auch alles per Master-
plan rund um Technik statt um den Men-
schen geplant ist. Diese Vorzeigestädte
muten steril und leblos an, es fehlt das
Durcheinander und Quirlige, das Städte
lebens- und liebenswert macht.
Gegen das Künstliche, Unlebendige, das
immer öfter als Kritikpunkt gegen das
„Smart City“-Konzept vorgebracht wird,
wendet sich das Projekt „Quayside“ in
Toronto und möchte einen dezidiert an-
deren Weg gehen: In enger Zusammenar-
beit mit der Stadtbevölkerung soll ein ge-
samtes Stadtviertel von Grund auf unter
Berücksichtigung der neuesten digitalen
Technologien umgestaltet werden. Tech-
nik soll hierbei, so die Betreiber, nicht
Selbstzweck sein, sondern maßgeschnei-
dert eingesetzt werden, um die Bedarfe
vor Ort zu erfüllen. Nun ist nicht gänzlich
uninteressant, wer hinter diesem Projekt
steckt: In Zusammenarbeit mit der ka-
nadischen Regierung will sich Sidewalk
Labs, eine auf Technologielösungen für
städtische Probleme spezialisierte Toch-
tergesellschaft von Alphabet, also ein
Schwesterunternehmen von Google, an
die Sache machen. Baubeginn könnte
2019 sein. Interessant ist dies deshalb,
weil es natürlich blauäugig wäre, anzu-
nehmen, dass es
bei einem Schwes-
terunternehmen
von Google anders
sein könnte, als
dass Daten im Mittelpunkt des Projekts
stünden. Tatsächlich ist geplant, die
Stadt mit einem groß angelegten Netz
aus Sensoren zu überziehen und zu erhe-
ben, wie Menschen ihre Umgebung nut-
zen – von Verkehr bis Handel, von Park-
flächen bis kommunale Einrichtungen:
Das Herzstück der Sensing City ist das
permanente Erheben und Überwachen
jeder Art öffentlicher Aktivität. Umwelt-
und Verhaltensdaten – von Luftqualität
und Lärmpegel über die Aktivitäten der
Bewohner bis hin zur Entleerungsrate
öffentlicher Mülleimer – werden ana-
lysiert, um ein Bild der Muster und Ge-
wohnheiten des öffentlichen Lebens zu
generieren, das dann als Grund-	 
In der Sensing City erhebt ein
Netz von Sensoren alles, was in
der Stadt vor sich geht.
f/21 Zukunftsperspektiven
BÜRO FÜR ZUKUNFTSFRAGEN
f/21
03.2017
Zukunftsperspektiven
Gameful City
Die Stadt als Spielraum
Gameful City. Die Stadt als Spielraum
Einem Brennglas gleich bündeln Städte Probleme. Die Anwendung von Spielprinzi-
pien weist neue Wege, das Zusammenleben in der Stadt der Zukunft zu gestalten:
In der Gameful City gelingt urbane Transformation spielerisch.
kostenloser Download:
www.f-21.de/zukunftsperspektiven
f/21 Quarterly	 Q1 | 2018
f/21 Büro für Zukunftsfragen  www.f-21.de 	 3
 City-as-a-Platform (Forts.)
lage für die unterschiedlichsten Entschei-
dungen und die Steuerung der städti-
schen Systeme dient. Der Verkehr, so die
Planung, soll durch autonome Fahrzeuge
effizienter werden. Weil der Autoverkehr
dadurch mit weniger Platz auskommt,
können Gehwege und Parks ausgedehnt
werden. Ampeln werden so geschaltet,
dass Fußgänger und Radfahrer stets
Vorfahrt haben. Roboter werden unterir-
disch umherschweifen und verschiedene
einfache Dienste verrichten wie etwa die
Post auszutragen. Auch Müll sollen die
Roboter unter der Erde transportieren,
um Straßenverkehr und Abgase zu mini-
mieren. Zudem ist ein Bezahlsystem ge-
plant, das einen schnellen und einfachen
Zugang zu Dienstleistungen ermöglicht
und ähnlich wie Amazons One-Click-Mo-
dell funktionieren soll. Auch die langfris-
tige Planung wird durch die erhobenen
Sensordaten optimiert: Ein mit Hilfe der
Daten errichtetes Modell von „Quaysi-
de“ lässt Stadtplaner Infrastrukturände-
rungen virtuell testen.
Auch wenn vorgeblich das dicht gestrick-
te Netz aus Sensoren all das, was in der
Stadt vor sich geht, nur zum Zwecke
des Gemeinwohls
erhebt, so gibt
dieses Vorgehen
nichtsdestotrotz Anlass für Privatsphä-
rebedenken: Immerhin zeichnen die Da-
ten in ihrer Gesamtheit ein umfängliches
Bild des Alltags der Stadtbewohner. Dies
wirft eine Reihe von Fragen auf: Was ge-
nau wird gesammelt? Wie sehr gehen die
Daten ins Persönliche, betreffen den Pri-
vatbereich? Wie ist für die Sicherheit der
Daten gesorgt? Wem gehören die Daten?
Wer hat Zugang zu diesen Daten? Und
nicht ganz unwesentlich: Wird Google Zu-
gang zu den Daten haben?
Neben den durch die umfassende Daten-
erhebung genährten Sorgen um die Da-
tensicherheit kommen auch Zweifel auf,
ob das Projekt tatsächlich stets das Wohl
der Stadtbevölkerung in den Vorder-
grund stellt oder nicht vielmehr primär
ökonomische Interessen verfolgt. Denn
als Technologieunternehmen geht Side-
walk Labs selbstredend auch mit dem
Blick eines Technologieunternehmens an
dieSache.DasUnternehmenselbstnennt
das Projekt eine Plattform: Software und
Systemesollengemäßdem Open-Access-
Gedanken allen zugänglich sein, sodass
Unternehmen beliebige Services ando-
cken können. Schnell wandelbar soll die
Stadt sein, genauso wie ein Smartpho-
ne durch Apps an die persönlichen Vor-
lieben und Bedürfnisse jedes einzelnen
Nutzers anpassbar ist, soll dies auch im
städtischen Bereich möglich sein. Zudem
richtet sich der Blick von Sidewalk Labs
natürlich über Toronto hinaus: Die in die-
sem Rahmen getätigten Entwicklungen
sollen dann auch auf andere Städte über-
tragbar sein. Eine Art Stadtentwicklung
nach dem Baukastenmodell schwebt den
Projektbetreibern vor.
Das Projekt „Quayside“ ist ein weiteres
Beispiel dafür, dass das Konzept „Smart
City“ vor allem vom privaten Sektor – und
hier vorrangig von Technologieunterneh-
men – vorangetrieben wird. Private Ak-
teure bringen ihre Hard- und Software in
einstmals typischerweise von Stadtver-
waltungen erbrachte Aufgabenbereiche
ein: Stadtentwicklung, die Bereitstellung
öffentlicher Dienste und Erledigung öf-
fentlicher Aufgaben. Während die Ge-
schäftsinteressen bei solchen Projekten
recht eindeutig auf der Hand liegen, sind
das Bürgerwohl, die mit solchen Maß-
nahmen verbundenen Risiken und die
Wirkungen auf die Stadtentwicklung auf
lange Sicht weniger klar im Vorhinein kal-
kulierbar. Es wäre
naiv zu glauben,
dass all die betei-
ligten Akteure vorrangig auf das Gemein-
wohl zielen und ihre eigenen Interessen
hintanstellen.
Letztlich geht es auch bei „Quayside“
um dieselben Fragen, denen sich jedes
„Smart City“-Projekt stellen muss: Wie
demokratisch kann die datengetriebene
Entscheidungsfindung überhaupt sein?
Müssen Städte wirklich smart, im Hand-
umdrehen wandelbar und effizient sein?
Gibt es nicht guten Grund, warum Städte
nicht ganz so schlau, langsam und inef-
fizient sind? Immerhin sind urbane Räu-
me komplexe Systeme, deren Probleme
nicht von heute auf morgen zu lösen
sind – auch nicht durch das vermeintliche
Allheilmittel Technik. Sich um Minderhei-
ten oder ärmere Bevölkerungsschichten
zu kümmern, ist nicht effizient. Auch die
Post auszuliefern oder den Müll abzuho-
len sind Aufgaben, die sich nur schwerlich
unter Effizienzgesichtspunkten messen
lassen–dennochwirdeinefunktionieren-
de, lebenswerte Stadt flächendeckend
für Postzustellung und Müllentsorgung
sorgen. Wäre Effizienz der einzige Maß-
stab, bliebe vieles auf der Strecke. 
Muss eine Stadt effizient sein?
Selbstgemachtes
Software wird immer
komplexer und damit
undurchschaubarer. Soll
Software künftig maschi-
nell erstellt werden?
Völlig selbstverständlich verrichtet
Software heute derart viele verschie-
dene Aufgaben, dass uns kaum noch
bewusst ist, was alles einst manuell zu
erledigen war. Im Gleichschritt mit dem
Abgeben von Aufgaben wuchs allerdings
auchdieAbhängigkeitvonderComputer-
automatisierung, zumal uns die Maschi-
nen als Black Box gegenübertreten: Ein
Blick in ihr Inneres bleibt uns verwehrt.
Und seit die Maschine mit Künstlicher In-
telligenz ausgestattet als selbstlernend
gilt, bleiben die inneren Abläufe gleich
gänzlich im Dunkeln.
Wie ausgeliefert der Mensch seiner Tech-
nik sein kann, wird immer dann augen-
scheinlich, wenn Fehler passieren – die
mitunter sogar tödlich enden können.
Dies musste eine US-Amerikanerin im
September 2007 am eigenen Leib spü-
ren, als die Bremse ihres Autos nicht
mehr reagierte. Ihre Beifahrerin starb,
die Fahrerin überlebte schwerverletzt.
Wie sich später herausstellte, war Soft-
ware für das Bremsversagen verantwort-
lich – Autos sind heute vollgepackt mit
Elektronik.
Computersysteme werden immer kom-
plexer, sie setzen sich aus immer mehr
Codezeilen zusammen und Systeme sind
zunehmend mit anderen Systemen ver-
bunden. Beständig knappe Budgets tun
noch ihr Übriges: Nur zu gerne werden
Entwicklungskosten dort eingespart, wo
es vermeintlich am wenigsten weh tut:
beim Testen. Oder der Softwaretest wird
gleich an den Nutzer „ausgelagert“: Wir
lebenimZeitaltervon„PermanentBeta“.
Dazu kommt noch ein hausgemachtes
Problem: „Spaghetticode“ nennt sich im
Programmierer-Jargon jener verworre-
ne, schlecht nachvollziehbare Quellcode,
der entsteht, wenn „einfach mal drauf
los programmiert“ wird oder über Jahre
hinweg neuen Anforderungen 	 
Angesichts immer weiter wach-
sender Systeme fällt es schwe-
rer, den Überblick zu behalten.
f/21 Quarterly	 Q1 | 2018
f/21 Büro für Zukunftsfragen  www.f-21.de 	 4
Impressum
f/21 Büro für Zukunftsfragen
Nora S. Stampfl, MBA
 Rosenheimer Straße 35
D-10781 Berlin
 +49.30.69 59 82 58
 zukunft@f-21.de
 www.f-21.de
Foto: navina7, photocase.com (S. 1)
 Selbstgemachtes (Forts.)
Genüge getan wird, indem Vorhandenes
immer wieder geändert oder Funktion
um Funktion dazugebastelt wird. Auch
im Fall des tödlich endenden Bremsver-
sagen war „Spaghetticode“ die Ursache
für das Unglück.
Kann es sein, dass die Systeme, die wir
bauen, uns über den Kopf zu wachsen
beginnen? Die Crux bei Software liegt
darin, dass es so etwas wie fehlerhafte
Software strenggenommen eigentlich
nicht geben kann. Denn der „Fehler“
sitzt in Menschengestalt vor dem Sys-
tem, während die
Software – sieht
man von selbstler-
nenden Systemen
ab – einfach abarbeitet, was ihr aufgetra-
gen wurde. Tut sie das nicht wie vorge-
sehen, liegt die Ursache nicht darin, dass
sie „kaputt“ ist, sondern schlicht darin,
dass die Komplexität des Systems den
Blick des Programmierers auf die wahren
Zusammenhänge verstellt.
Bei all der Tragweite, die Software heu-
te zukommt, muss man feststellen, dass
die Fähigkeit nicht Schritt gehalten hat,
mit der wachsenden Komplexität umzu-
gehen, den Überblick zu behalten, Vor-
sorge zu treffen, wenn Fehler passieren,
Fallnetze zu stricken, damit es nicht zum
Schlimmsten kommt. Es ist schon frap-
pierend – aber seit Beginn des Computer-
zeitalters haben sich die Arbeitsweisen
von Programmierern kaum weiterent-
Werden wir maschinengeneriertem Code blindlings vertrauen
oder auf unser „Recht auf das letzte Wort“ beharren?
wickelt. Dabei ist es ja absurd, dass im
Maschinenzeitalter, in dem kaum noch
etwas von Hand produziert wird, ausge-
rechnet Code manuell erstellt wird.
Findige Programmierer sehen den Aus-
weg aus dieser Situation in einem neu-
en Paradigma des Programmierens. Mit
„Model Based Design“ ist eine Verfah-
rensweise umschrieben, bei der Soft-
ware von Software erstellt wird: Dem
Menschen fällt hierbei die Rolle zu, Code
nicht – wie bisher – direkt zu schreiben,
sondern ein Modell des Systemverhal-
tens als Blaupause zu entwerfen, auf de-
ren Basis dann der eigentliche Code ge-
neriert wird. Ein Vorteil dieses Verfahrens
liegt auf der Hand: Werden Änderungen
der Software nötig, braucht einfach nur
die Blaupause geändert zu werden, der
Code wird entsprechend angepasst. Das
Risiko, mit jeder Änderung im Code Bugs
zu produzieren fällt somit weg.
Ist dieser Ansatz imstande, die Black Box
zuerhellenundSystemetransparenterzu
machen? Wohl eher nicht. Abgesehen da-
von, dass auch dieses Vorgehen als Start-
punkt natürlich eine von Menschenhand
programmierte Codegenerierungsma-
schine voraussetzt, haben wir es hierbei
mit einem astreinen Fall von Selbstrefe-
renzialität zu tun: Software stellt in Ab-
grenzungzurUmwelteinenBezugzusich
selbst her. Vor dem Hintergrund einer
solchen selbstgenerierenden, selbstrefe-
rentiellen Software scheint Marvin Mins-
kys Diktum einmal mehr bedeutsam:
„No computer has ever been designed
that is ever aware of what it’s doing; but
most of the time, we aren’t either.“ Tat-
sächlich ist immer öfter zu beobachten,
wie wir uns bei verschiedensten Gele-
genheiten auf Maschinen verlassen, um
der Komplexität der Welt zu begegnen.
Wird dem maschinengenerierten Code
blindlings Vertrauen entgegengebracht
werden? Oder wird der Mensch sich ei-
nen kritischen Blick
und ein generel-
les „Recht auf das
letzte Wort“ be-
wahren? Wird es Raum für Überraschun-
gen und Fortentwicklungen geben oder
eher im Gegenteil: Wird Vorhersehbar-
keit und Stillstand walten, weil nur das
generiert werden kann, was dereinst von
den Erschaffern der „Muttersoftware“
vorgesehen war? 
Spiele sind mehr als Spielerei. Denn Spiele haben die Kraft zu
motivieren und zu fesseln, sie erschaffen ein befriedigendes,
effektives Arbeitsumfeld und bringen Menschen zusammen.
f/21 game lab! zeigt, wie Sie von Spielen lernen können und
deren Funktionsweisen auf andere Bereiche übertrag- und
anwendbar sind.
Mit dem f/21 game lab! erhalten Sie solides Know How, um die
Potenziale und Chancen, die Gamification bietet, einzuschät-
zen. Sie werden neue Methoden und Werkzeuge kennenler-
nen, die Ihnen die Identifizierung von Einsatzfeldern ermög-
lichen und Ihnen das nötige Rüstzeug verschaffen, einfache
gamifizierte Anwendungen zu realisieren.
Nach Teilnahme am f/21 game lab! werden Sie
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  • 1. Foresight  Trends  Strategie Q1 | 2018 Februar 2018 Peer-to-Peer Sozialsystem  City-as-a-Platform  Selbstgemachtes  Abonnieren Sie f/21 Quarterly! Wir informieren Sie regelmäßig über die neuesten Ausblicke in die Welt von morgen. Bleiben Sie am Ball und verpassen Sie keine Aus- gabe des f/21 Quarterly – per Mail erhalten Sie jeweils direkt nach Erscheinen kostenlos die neueste Ausgabe. Registrieren Sie sich hier: www.f-21.de/quarterly Peer-to-Peer Sozialsystem Mit einem Augenzwinkern illustriert das Harvard Innovation Lab im Vi- deo „Evolution of the Desk” die Auswir- kungen der digitalen Transformation auf denArbeitsplatz.ImZeitrafferverschwin- den von all den Gegenständen, die 1980 noch auf jedem gewöhnlichen Schreib- tisch Platz fanden, bis zum Jahr 2014 die meisten davon. Wer benötigt noch Desk- top Computer, Faxgerät, Globus, Rolo- dex, Radio, Bücher und Zeitungen, wenn es doch heute Software für jede erdenk- liche Aufgabe gibt? Am Ende des Videos bleiben lediglich Laptop, Smart- phone und eine Sonnenbrille übrig – denn die Sonne scheint auch auf die digitale Welt. Unübersehbar haben sich die meisten Arbeitsplätze innerhalb der vergangenen Jahrzehnte kräftig ge- wandelt. Aber selbstverständlich gehen die Veränderungender Arbeitswelt durch die technologischen Entwicklungen weit darüber hinaus, materielle Alltagsdinge in Software aufgehen und Schreibtische aufgeräumter aussehen zu lassen. Auch die Art und Weise, wie wir arbeiten, hat sich drastisch gewandelt. Maschinen werden intelligenter und befreien den Menschen von Arbeit. Roboter werden vielseitiger und arbeiten Hand in Hand mit dem Menschen. Jedermann steht es frei, über Internetplattformen weltweit Mit dem Wandel der Arbeitswelt stößt das herkömm- liche System sozialer Sicherung zunehmend an seine Grenzen. Liegt die Lösung im Peer-to-Peer-Prinzip? Dienste anzubieten. So werden Auf- gaben, die vormals von Unternehmen ausgeführt wurden heute von Selbstän- digen erbracht. Vor diesem Hintergrund wandeln sich auch Unternehmen, or- ganisieren sich stärker als Netzwerke, lösen starre Grenzen zwischen innen und außen auf und arbeiten vermehrt in flexiblen Teams. Die Arbeitswelt wird digitaler, flexibler, globaler. In auffälli- gem Kontrast zu diesem rapiden Wandel steht ein weitgehend unverändertes So- zialsystem, das kaum Schritt halten kann. Immerhin reichen die Ursprünge der deutschen Sozial- versicherungen bis in das Deutsche Kaiserreich zurück: Sie waren Antwort auf die soziale Not der Arbeiterschaft im Zuge der Industria- lisierung. Immer augenfälliger wird, dass das System die neuen Realitäten kaum noch vernünftig zu fassen vermag. Wenn schon fortwährend die digitalen Veränderungen unserer Lebenswelt mit dem Etikett „Revolution“ versehen wer- den, dann muss die Frage erlaubt sein, ob das Sozialsystem mit Reformen aus- kommt, die kaum etwas an der grund- sätzlichen Logik ändern? Oder braucht es nicht auch im Bereich der sozialen Siche- rung umstürzende Änderungen? Jeden- falls werden Lösungswege nötig sein, die die neuen Prinzipien  In auffälligem Kontrast zur ge- wandelten Arbeitswelt steht ein historisch weit zurückreichen- des Sozialversicherungssystem. Quarterly
  • 2. f/21 Quarterly Q1 | 2018  Peer-to-Peer Sozialsystem (Forts.) unterstützen. Ein vielversprechender Ansatz könnte beispielsweise darin lie- gen, sich die Urformen von Versicherun- gen zum Vorbild zu nehmen: Ursprüng- lich wurden Risiken noch durch kleine, übersichtliche Zusammenschlüsse von Menschen auf Vertrauensbasis abgesi- chert. Auf unsere Zeit übertragen be- deutet dies, dass Menschen sich über Apps oder Webplattformen zu Peer-to- Peer-Versicherungen zusammenfinden könnten. So unterstützt beispielsweise das 2006 gegründete niederländische Unternehmen BroodFonds Mitglieder im Krankheitsfall. Ohne Einbindung eines traditionellen Versicherers tragen Pri- vatpersonen das Risiko. Dazu werden Selbständige regional in Gruppen von 25 bis 50 Mitgliedern organisiert, wovon jedes einen monatlichen Fixbetrag in ei- nen Fonds einbezahlt, aus dem im Falle der Arbeitsunfähigkeit ein Krankengeld bezahlt wird. Solidarität und Vertrauen entstehen durch persönliche Kontakte, zudem müssen neue Mitglieder von den übrigen akzeptiert werden. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert die eben- falls aus den Niederlanden stammende Peer-to-Peer-Versicherungsplattform CommonEasy, wobei hier Versicherun- gen für jeden beliebigen Bereich abge- schlossen werden können. In Ergänzung zu Krankenkassen positioniert sich die Solidargemeinschaft Artabana, die auf der Grundlage von Eigenverantwortung, Selbstbestimmung und Solidarität im Krankheitsfall einspringt. Diese Beispiele illustrieren, wie sich sozi- ale Gemeinschaften nach den Prinzipien der digitalen Welt bilden und Antworten auf aktuelle Herausforderungen finden: bottom up, dezentral und demokratisch. Auch wenn diese Form der Absicherung nicht alle Probleme des Sozialversiche- rungssystems lösen kann, so weist sie aber doch einen möglichen Weg, ergän- zend für Abhilfe zu sorgen. Denn der Peer-to-Peer-Ansatz bietet Lösungen, die sich individuell, schnell und unbürokra- tisch den jeweiligen Lebenssituationen anpassen.  f/21 Büro für Zukunftsfragen  www.f-21.de 2 Das Sozialsystem muss mit dem Wandel der Arbeitswelt Schritt halten und steht vor neuen Herausforderungen. Führt der Lösungsweg zurück zur Urform der Versicherung? City-as-a-Platform Die moderne Stadt funktioniert wie ein Smartphone: Stets zu Diensten und beliebig durch Softwarean- wendungen erweiterbar. Wo sind sie, die schlauen Städte? Als „Smart City“ trat um die Jahrtau- sendwende die Idee der technisch aufge- rüsteten Stadt an, um Städte effizienter, komfortabler und nachhaltiger zu ge- stalten. Sicherlich ist mit der weiten Ver- breitung von digitaler Technologie diese auch verstärkt in Städte eingezogen. Doch wird der in den allermeisten Städ- ten erreichte Stand von „Smartness“ kaum den hochfliegenden Visionen einer „Smart City“ gerecht. Auf der anderen Seite gibt es tatsächlich einige Vorzeige- projekte in China, Südkorea und den Ver- einigten Arabischen Emiraten, wo auf der grünen Wiese futuristisch anmutende Städte, vollgepackt mit innovativen Tech- nologien aus dem Boden gestampft wur- den. Wo der Ver- kehr störungsfrei fließt, modernste Technik Energie- konsum und Luft- verschmutzung zum Wohle der Umwelt zurückfährt, Menschen von ihren smar- ten Wohnungen aus alles digital erledi- gen können, wo alles vernetzt und ver- messen, sauber und reibungslos ist. Wo andererseits aber auch alles per Master- plan rund um Technik statt um den Men- schen geplant ist. Diese Vorzeigestädte muten steril und leblos an, es fehlt das Durcheinander und Quirlige, das Städte lebens- und liebenswert macht. Gegen das Künstliche, Unlebendige, das immer öfter als Kritikpunkt gegen das „Smart City“-Konzept vorgebracht wird, wendet sich das Projekt „Quayside“ in Toronto und möchte einen dezidiert an- deren Weg gehen: In enger Zusammenar- beit mit der Stadtbevölkerung soll ein ge- samtes Stadtviertel von Grund auf unter Berücksichtigung der neuesten digitalen Technologien umgestaltet werden. Tech- nik soll hierbei, so die Betreiber, nicht Selbstzweck sein, sondern maßgeschnei- dert eingesetzt werden, um die Bedarfe vor Ort zu erfüllen. Nun ist nicht gänzlich uninteressant, wer hinter diesem Projekt steckt: In Zusammenarbeit mit der ka- nadischen Regierung will sich Sidewalk Labs, eine auf Technologielösungen für städtische Probleme spezialisierte Toch- tergesellschaft von Alphabet, also ein Schwesterunternehmen von Google, an die Sache machen. Baubeginn könnte 2019 sein. Interessant ist dies deshalb, weil es natürlich blauäugig wäre, anzu- nehmen, dass es bei einem Schwes- terunternehmen von Google anders sein könnte, als dass Daten im Mittelpunkt des Projekts stünden. Tatsächlich ist geplant, die Stadt mit einem groß angelegten Netz aus Sensoren zu überziehen und zu erhe- ben, wie Menschen ihre Umgebung nut- zen – von Verkehr bis Handel, von Park- flächen bis kommunale Einrichtungen: Das Herzstück der Sensing City ist das permanente Erheben und Überwachen jeder Art öffentlicher Aktivität. Umwelt- und Verhaltensdaten – von Luftqualität und Lärmpegel über die Aktivitäten der Bewohner bis hin zur Entleerungsrate öffentlicher Mülleimer – werden ana- lysiert, um ein Bild der Muster und Ge- wohnheiten des öffentlichen Lebens zu generieren, das dann als Grund-  In der Sensing City erhebt ein Netz von Sensoren alles, was in der Stadt vor sich geht. f/21 Zukunftsperspektiven BÜRO FÜR ZUKUNFTSFRAGEN f/21 03.2017 Zukunftsperspektiven Gameful City Die Stadt als Spielraum Gameful City. Die Stadt als Spielraum Einem Brennglas gleich bündeln Städte Probleme. Die Anwendung von Spielprinzi- pien weist neue Wege, das Zusammenleben in der Stadt der Zukunft zu gestalten: In der Gameful City gelingt urbane Transformation spielerisch. kostenloser Download: www.f-21.de/zukunftsperspektiven
  • 3. f/21 Quarterly Q1 | 2018 f/21 Büro für Zukunftsfragen  www.f-21.de 3  City-as-a-Platform (Forts.) lage für die unterschiedlichsten Entschei- dungen und die Steuerung der städti- schen Systeme dient. Der Verkehr, so die Planung, soll durch autonome Fahrzeuge effizienter werden. Weil der Autoverkehr dadurch mit weniger Platz auskommt, können Gehwege und Parks ausgedehnt werden. Ampeln werden so geschaltet, dass Fußgänger und Radfahrer stets Vorfahrt haben. Roboter werden unterir- disch umherschweifen und verschiedene einfache Dienste verrichten wie etwa die Post auszutragen. Auch Müll sollen die Roboter unter der Erde transportieren, um Straßenverkehr und Abgase zu mini- mieren. Zudem ist ein Bezahlsystem ge- plant, das einen schnellen und einfachen Zugang zu Dienstleistungen ermöglicht und ähnlich wie Amazons One-Click-Mo- dell funktionieren soll. Auch die langfris- tige Planung wird durch die erhobenen Sensordaten optimiert: Ein mit Hilfe der Daten errichtetes Modell von „Quaysi- de“ lässt Stadtplaner Infrastrukturände- rungen virtuell testen. Auch wenn vorgeblich das dicht gestrick- te Netz aus Sensoren all das, was in der Stadt vor sich geht, nur zum Zwecke des Gemeinwohls erhebt, so gibt dieses Vorgehen nichtsdestotrotz Anlass für Privatsphä- rebedenken: Immerhin zeichnen die Da- ten in ihrer Gesamtheit ein umfängliches Bild des Alltags der Stadtbewohner. Dies wirft eine Reihe von Fragen auf: Was ge- nau wird gesammelt? Wie sehr gehen die Daten ins Persönliche, betreffen den Pri- vatbereich? Wie ist für die Sicherheit der Daten gesorgt? Wem gehören die Daten? Wer hat Zugang zu diesen Daten? Und nicht ganz unwesentlich: Wird Google Zu- gang zu den Daten haben? Neben den durch die umfassende Daten- erhebung genährten Sorgen um die Da- tensicherheit kommen auch Zweifel auf, ob das Projekt tatsächlich stets das Wohl der Stadtbevölkerung in den Vorder- grund stellt oder nicht vielmehr primär ökonomische Interessen verfolgt. Denn als Technologieunternehmen geht Side- walk Labs selbstredend auch mit dem Blick eines Technologieunternehmens an dieSache.DasUnternehmenselbstnennt das Projekt eine Plattform: Software und Systemesollengemäßdem Open-Access- Gedanken allen zugänglich sein, sodass Unternehmen beliebige Services ando- cken können. Schnell wandelbar soll die Stadt sein, genauso wie ein Smartpho- ne durch Apps an die persönlichen Vor- lieben und Bedürfnisse jedes einzelnen Nutzers anpassbar ist, soll dies auch im städtischen Bereich möglich sein. Zudem richtet sich der Blick von Sidewalk Labs natürlich über Toronto hinaus: Die in die- sem Rahmen getätigten Entwicklungen sollen dann auch auf andere Städte über- tragbar sein. Eine Art Stadtentwicklung nach dem Baukastenmodell schwebt den Projektbetreibern vor. Das Projekt „Quayside“ ist ein weiteres Beispiel dafür, dass das Konzept „Smart City“ vor allem vom privaten Sektor – und hier vorrangig von Technologieunterneh- men – vorangetrieben wird. Private Ak- teure bringen ihre Hard- und Software in einstmals typischerweise von Stadtver- waltungen erbrachte Aufgabenbereiche ein: Stadtentwicklung, die Bereitstellung öffentlicher Dienste und Erledigung öf- fentlicher Aufgaben. Während die Ge- schäftsinteressen bei solchen Projekten recht eindeutig auf der Hand liegen, sind das Bürgerwohl, die mit solchen Maß- nahmen verbundenen Risiken und die Wirkungen auf die Stadtentwicklung auf lange Sicht weniger klar im Vorhinein kal- kulierbar. Es wäre naiv zu glauben, dass all die betei- ligten Akteure vorrangig auf das Gemein- wohl zielen und ihre eigenen Interessen hintanstellen. Letztlich geht es auch bei „Quayside“ um dieselben Fragen, denen sich jedes „Smart City“-Projekt stellen muss: Wie demokratisch kann die datengetriebene Entscheidungsfindung überhaupt sein? Müssen Städte wirklich smart, im Hand- umdrehen wandelbar und effizient sein? Gibt es nicht guten Grund, warum Städte nicht ganz so schlau, langsam und inef- fizient sind? Immerhin sind urbane Räu- me komplexe Systeme, deren Probleme nicht von heute auf morgen zu lösen sind – auch nicht durch das vermeintliche Allheilmittel Technik. Sich um Minderhei- ten oder ärmere Bevölkerungsschichten zu kümmern, ist nicht effizient. Auch die Post auszuliefern oder den Müll abzuho- len sind Aufgaben, die sich nur schwerlich unter Effizienzgesichtspunkten messen lassen–dennochwirdeinefunktionieren- de, lebenswerte Stadt flächendeckend für Postzustellung und Müllentsorgung sorgen. Wäre Effizienz der einzige Maß- stab, bliebe vieles auf der Strecke.  Muss eine Stadt effizient sein? Selbstgemachtes Software wird immer komplexer und damit undurchschaubarer. Soll Software künftig maschi- nell erstellt werden? Völlig selbstverständlich verrichtet Software heute derart viele verschie- dene Aufgaben, dass uns kaum noch bewusst ist, was alles einst manuell zu erledigen war. Im Gleichschritt mit dem Abgeben von Aufgaben wuchs allerdings auchdieAbhängigkeitvonderComputer- automatisierung, zumal uns die Maschi- nen als Black Box gegenübertreten: Ein Blick in ihr Inneres bleibt uns verwehrt. Und seit die Maschine mit Künstlicher In- telligenz ausgestattet als selbstlernend gilt, bleiben die inneren Abläufe gleich gänzlich im Dunkeln. Wie ausgeliefert der Mensch seiner Tech- nik sein kann, wird immer dann augen- scheinlich, wenn Fehler passieren – die mitunter sogar tödlich enden können. Dies musste eine US-Amerikanerin im September 2007 am eigenen Leib spü- ren, als die Bremse ihres Autos nicht mehr reagierte. Ihre Beifahrerin starb, die Fahrerin überlebte schwerverletzt. Wie sich später herausstellte, war Soft- ware für das Bremsversagen verantwort- lich – Autos sind heute vollgepackt mit Elektronik. Computersysteme werden immer kom- plexer, sie setzen sich aus immer mehr Codezeilen zusammen und Systeme sind zunehmend mit anderen Systemen ver- bunden. Beständig knappe Budgets tun noch ihr Übriges: Nur zu gerne werden Entwicklungskosten dort eingespart, wo es vermeintlich am wenigsten weh tut: beim Testen. Oder der Softwaretest wird gleich an den Nutzer „ausgelagert“: Wir lebenimZeitaltervon„PermanentBeta“. Dazu kommt noch ein hausgemachtes Problem: „Spaghetticode“ nennt sich im Programmierer-Jargon jener verworre- ne, schlecht nachvollziehbare Quellcode, der entsteht, wenn „einfach mal drauf los programmiert“ wird oder über Jahre hinweg neuen Anforderungen  Angesichts immer weiter wach- sender Systeme fällt es schwe- rer, den Überblick zu behalten.
  • 4. f/21 Quarterly Q1 | 2018 f/21 Büro für Zukunftsfragen  www.f-21.de 4 Impressum f/21 Büro für Zukunftsfragen Nora S. Stampfl, MBA  Rosenheimer Straße 35 D-10781 Berlin  +49.30.69 59 82 58  zukunft@f-21.de  www.f-21.de Foto: navina7, photocase.com (S. 1)  Selbstgemachtes (Forts.) Genüge getan wird, indem Vorhandenes immer wieder geändert oder Funktion um Funktion dazugebastelt wird. Auch im Fall des tödlich endenden Bremsver- sagen war „Spaghetticode“ die Ursache für das Unglück. Kann es sein, dass die Systeme, die wir bauen, uns über den Kopf zu wachsen beginnen? Die Crux bei Software liegt darin, dass es so etwas wie fehlerhafte Software strenggenommen eigentlich nicht geben kann. Denn der „Fehler“ sitzt in Menschengestalt vor dem Sys- tem, während die Software – sieht man von selbstler- nenden Systemen ab – einfach abarbeitet, was ihr aufgetra- gen wurde. Tut sie das nicht wie vorge- sehen, liegt die Ursache nicht darin, dass sie „kaputt“ ist, sondern schlicht darin, dass die Komplexität des Systems den Blick des Programmierers auf die wahren Zusammenhänge verstellt. Bei all der Tragweite, die Software heu- te zukommt, muss man feststellen, dass die Fähigkeit nicht Schritt gehalten hat, mit der wachsenden Komplexität umzu- gehen, den Überblick zu behalten, Vor- sorge zu treffen, wenn Fehler passieren, Fallnetze zu stricken, damit es nicht zum Schlimmsten kommt. Es ist schon frap- pierend – aber seit Beginn des Computer- zeitalters haben sich die Arbeitsweisen von Programmierern kaum weiterent- Werden wir maschinengeneriertem Code blindlings vertrauen oder auf unser „Recht auf das letzte Wort“ beharren? wickelt. Dabei ist es ja absurd, dass im Maschinenzeitalter, in dem kaum noch etwas von Hand produziert wird, ausge- rechnet Code manuell erstellt wird. Findige Programmierer sehen den Aus- weg aus dieser Situation in einem neu- en Paradigma des Programmierens. Mit „Model Based Design“ ist eine Verfah- rensweise umschrieben, bei der Soft- ware von Software erstellt wird: Dem Menschen fällt hierbei die Rolle zu, Code nicht – wie bisher – direkt zu schreiben, sondern ein Modell des Systemverhal- tens als Blaupause zu entwerfen, auf de- ren Basis dann der eigentliche Code ge- neriert wird. Ein Vorteil dieses Verfahrens liegt auf der Hand: Werden Änderungen der Software nötig, braucht einfach nur die Blaupause geändert zu werden, der Code wird entsprechend angepasst. Das Risiko, mit jeder Änderung im Code Bugs zu produzieren fällt somit weg. Ist dieser Ansatz imstande, die Black Box zuerhellenundSystemetransparenterzu machen? Wohl eher nicht. Abgesehen da- von, dass auch dieses Vorgehen als Start- punkt natürlich eine von Menschenhand programmierte Codegenerierungsma- schine voraussetzt, haben wir es hierbei mit einem astreinen Fall von Selbstrefe- renzialität zu tun: Software stellt in Ab- grenzungzurUmwelteinenBezugzusich selbst her. Vor dem Hintergrund einer solchen selbstgenerierenden, selbstrefe- rentiellen Software scheint Marvin Mins- kys Diktum einmal mehr bedeutsam: „No computer has ever been designed that is ever aware of what it’s doing; but most of the time, we aren’t either.“ Tat- sächlich ist immer öfter zu beobachten, wie wir uns bei verschiedensten Gele- genheiten auf Maschinen verlassen, um der Komplexität der Welt zu begegnen. Wird dem maschinengenerierten Code blindlings Vertrauen entgegengebracht werden? Oder wird der Mensch sich ei- nen kritischen Blick und ein generel- les „Recht auf das letzte Wort“ be- wahren? Wird es Raum für Überraschun- gen und Fortentwicklungen geben oder eher im Gegenteil: Wird Vorhersehbar- keit und Stillstand walten, weil nur das generiert werden kann, was dereinst von den Erschaffern der „Muttersoftware“ vorgesehen war?  Spiele sind mehr als Spielerei. Denn Spiele haben die Kraft zu motivieren und zu fesseln, sie erschaffen ein befriedigendes, effektives Arbeitsumfeld und bringen Menschen zusammen. f/21 game lab! zeigt, wie Sie von Spielen lernen können und deren Funktionsweisen auf andere Bereiche übertrag- und anwendbar sind. Mit dem f/21 game lab! erhalten Sie solides Know How, um die Potenziale und Chancen, die Gamification bietet, einzuschät- zen. Sie werden neue Methoden und Werkzeuge kennenler- nen, die Ihnen die Identifizierung von Einsatzfeldern ermög- lichen und Ihnen das nötige Rüstzeug verschaffen, einfache gamifizierte Anwendungen zu realisieren. Nach Teilnahme am f/21 game lab! werden Sie  wissen, was Gamification ist und was es nicht ist  die Potenziale und Grenzen von Gamification kennen  innovative Impulse für Ihren Arbeitsbereich entwickelt haben  wissen, wie Sie Gamification auf eigene Ziele und Problemstellungen anwenden können  denken wie ein Game Designer! f/21 game lab! Gamification Workshop weitere Informationen: www.f-21.de/workshop-gamification jetzt anmelden!