2. Inhaltsverzeichnis
1. Der „Neue Gesundheitstourismus“ im Überblick ............................................................................................ 3
2. Gesundheitstouristische Marktsituation der Kliniken, Gesundheitszentren und medizinisch-
therapeutischen Dienstleister ..............................................................................................................................7
3. Handlungshilfen, Erfolgsfaktoren und Impulse für innovative Angebote ................................................. 9
3.1 Generelle Perspektiven .................................................................................................................................. 9
3.2 Binnenmarkt ..................................................................................................................................................16
3.3 Grenzüberschreitender (grenznaher) Gesundheitstourismus .............................................................. 17
3.4 Internationaler Gesundheitstourismus .....................................................................................................18
4. Fazit ....................................................................................................................................................................... 20
3. Branchenreport „Kliniken, Gesundheit szentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“ 3
1. Der „Neue Gesundheitstourismus“
im Überblick
Projekt „Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland“
Wie sehen erfolgreiche Angebote im Gesundheitstourismus aus? Welche Produktanforderungen müssen
Anbieter erfüllen? Welche Trends und Neuerungen gibt es, was sind Innovationen und wie lassen sich diese
umsetzen? Welches sind die Erfolgsstrategien? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des vom Deutschen
Tourismusverband e. V. (DTV) initiierten und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geför-
derten Projektes „Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland“. Über 400 Hinweisen aus einer bundes-
weiten Veranstaltungsreihe, Experteninterviews und umfassenden Recherchen zu innovativen Ansätzen
und Best Practices ist der DTV nachgegangen.
Die Ergebnisse wurden in einem Leitfaden zusammengefasst, der einen umfassenden Überblick zu den
Projektergebnissen bietet. Vertiefend dazu wurden insgesamt sieben Branchenreports zu verschiedenen
gesundheitstouristischen Anbietersegmenten verfasst.
ƒ Alle Informationen zum Projekt, zum Download des Leitfadens und der Branchenreports unter
www.innovativer-gesundheitstourismus.de oder www.bmwi.de
Branchenreport „Gesundheitstourismus für Kliniken, Gesundheitszentren und
medizinisch-therapeutische Dienstleister“
Ihnen stehen neben dieser Ausgabe mit speziell zugeschnittenen Informationen für Kliniken, Gesund-
heitszentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister sechs weitere Branchenreports zu folgen-
den Themen zur Verfügung: „Kurorte und Heilbäder“, „Beherbergungsanbieter“, „Flächendestinationen“,
„Medizintechnik und Kommunikationstechnologie“ sowie „Städtedestinationen“ und „Gesundheitsregio-
nen und Gesundheitsinitiativen“.
Neben einer einführenden Beschreibung der Marktsituation mit Blick auf den Status quo und auf zukünftige
Entwicklungen stehen den interessierten Fachlesern Praxisbeispiele, Checklisten und Handlungsempfehlun-
gen für die jeweiligen Segmente zur Verfügung. Eine Auswahl innovativer Ansätze, guter Beispiele und
Hintergründe soll Orientierung bieten, interessante Impulse für die eigene Marktbearbeitung geben und
wichtige Erfolgsfaktoren aufzeigen.
Neue Nachfrageformen, technischer Fortschritt und 1 Neue Zielgruppen und neue Bedürfnisse
Kooperationen – der Zukunftsmarkt Gesundheits- durch den demographischen Wandel
tourismus bietet vielfältige Chancen für die Anbieter
aus Tourismus und Gesundheitswirtschaft. Die Markt- Der demographische Wandel bietet Chancen, erfor-
und Trendforscher bescheinigen dem Gesundheits- dert aber auch im Gesundheitstourismus ein Umden-
tourismus in den nächsten Jahren einen klaren Be- ken. Barrierefreiheit und eine medizinisch-therapeu-
deutungszuwachs (vgl. Leitfaden S. 11). Immer mehr tische Grundsicherung am Urlaubsort sind nur einige
Menschen sind bereit, auch im Urlaub etwas für ihre Beispiele, um sich auf die älter werdende Zielgruppe
Gesundheit zu tun. Der demographische Wandel, einzustellen. Aufgrund von Mobilitätseinschränkun-
wachsendes Gesundheitsbewusstsein und Werte- gen oder chronischen Krankheiten will man in Zu-
wandel, neue Altersanforderungen, Lebensstile, Be- kunft nicht auf den Urlaub verzichten müssen. Das
dürfnislagen und Indikationen aber auch der Einsatz heißt spezielle Service- und Komfortleistungen stellen
neuer Technologien – für Anbieter aus Tourismus besondere Ansprüche der älteren Zielgruppe dar,
und Gesundheitswirtschaft ergeben sich zahlreiche die sich in der gesamten Dienstleistungskette wider-
Möglichkeiten der Angebotsgestaltung und Speziali- spiegeln sollten. Aber auch zielgerichtete Präventi-
sierung. Was sind die wichtigsten Treiber für die onsangebote für „Better Aging“ und Programme, die
Entwicklung des „Neuen Gesundheitstourismus“? die besonderen Bedürfnislagen bei alterstypischen
4. 4 Branchenreport „Kliniken, Gesundheitszentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“
Erkrankungen in einem urlaubstypischen Ambiente 4 Innovationen und neue Kooperationen
berücksichtigen, haben gute Chancen. auf Anbieterseite
Nicht nur ältere Menschen nutzen künftig gesund- Neue Möglichkeiten können sich zudem durch den
heitstouristische Angebote. Neue Nachfrage ent- Einsatz neuer Technologien im Gesundheitstouris-
steht mit großer Dynamik auch durch jüngere, mit- mus ergeben: Präventivdiagnostik mittels Hightech
ten im Arbeitsleben stehenden Menschen mit hohen Check-ups, Einsatz von Telemedizin, Nachbetreuung
Anforderungen im privaten und beruflichen Lebens- gesundheitstouristischer Aufenthalte am Wohnort.
umfeld. Stressprävention wird gerade für wertschöp- Angetrieben von der medizinischen und technologi-
fungsstarke und jüngere Nachfragesegmente immer schen Entwicklung entstehen innovative Angebots-
bedeutsamer. formen. Neue, einfache und preisgünstige Diagno-
se- und Behandlungsformen (zum Beispiel mit
2 Gesundheit wird zum Lifestyle Einsatz von Sensoren) ermöglichen massentaugliche
Produkte im Präventionsmarkt. Online-Coaching-
Die Deutschen sind sich zunehmend bewusst, dass Instrumente ergeben beispielsweise gänzlich neue
sie selbst für ihre Gesundheit verantwortlich sind Formen des Dialogmarketings und der Kundenbin-
und eine Eigenvorsorge persönlich lohnend ist. dung. Die Möglichkeiten zum unterstützenden Ein-
Mehr Eigenverantwortung für die Gesundheit ergibt satz von Telekommunikation bei Präventions-
sich dabei nicht nur aus dem stetigen Rückzug der angeboten in den Bereichen Stressmanagement,
Sozialversicherungsträger. Immer mehr Menschen Ernährung oder Bewegung sind noch längst nicht
fördern aktiv eine gesunde Lebensweise – auch im ausgeschöpft.
Urlaub. „Soft Health“, die Durchdringung gesund-
heitlicher Aspekte in fast allen Wirtschafts- und Zukunftsmarkt Gesundheitstourismus –
Lebensbereichen, hält Einzug in den Tourismus. Der Angebotspotenziale
Wunsch zum Erhalt der physischen und psychischen
Leistungsfähigkeit äußert sich auch in neuen konkre- Günstige Rahmenbedingungen und neue Nachfra-
ten Produkten, die sich beispielsweise um mentale gepotenziale bedeuten jedoch nicht automatisches
Gesundheit, Selfness und innere Balance oder Ernäh- Wachstum. Der Markt steht derzeit an der Schwelle
rungsurlaube drehen. Klassische Erholungsformen zu einem „Neuen Gesundheitstourismus“, der zu-
wie Wandern und Radfahren werden zudem mit nehmend an Fahrt gewinnt. Neben selbstzahlerori-
nachweislich gesundheitlichen Mehrwerten aufge- entierten Angeboten ist vor dem Hintergrund demo-
laden. graphischer Wandel und Fachkräftemangel auch
das betriebliche Gesundheitsmanagement als Chan-
3 Neue Rahmenbedingungen durch ce für den Gesundheitstourismus zu nennen.
Öffnung der Marktstrukturen
Die Ergebnisse des Projektes „Innovativer Gesund-
In der Vergangenheit war der Gesundheitstouris- heitstourismus in Deutschland“ haben zwar gezeigt:
mus in Deutschland vor allem von kurativen Aufent- Viele Anbieter und Kooperationen bearbeiten den
halten in prädikatisierten Kurorten und Heilbädern Markt bereits erfolgreich. Deutlich wurde aber auch,
geprägt. Im Zuge der Veränderungen im Gesund- dass sich der „Neue Gesundheitstourismus“ insge-
heitswesen haben sich die Rahmenbedingungen samt noch in einer frühen Marktphase befindet. Tou-
inzwischen aber grundlegend geändert. Durch den rismus und Gesundheitswirtschaft fangen erst an,
Rückzug der Sozialversicherungsträger werden die Synergien systematisch zu nutzen.
einstmals marktprägenden, kurfokussierten Anbie-
ter zur Neuausrichtung angeregt. Gleichzeitig wird Doch in welchen konkreten Bereichen lassen sich ge-
der Weg frei für neue Anbieter. Diese partizipieren sundheitstouristische Angebote entwickeln und er-
nicht nur am gesundheitstouristischen Markt, son- folgreich am Markt platzieren? Generell lässt sich der
dern prägen diesen durch innovative, zielgruppen- Gesundheitstourismus drei verschiedenen Ausrich-
scharfe Angebotsformen und neue Vertriebswege. tungen zuordnen (vgl. Infobox). Neben klassischen
5. Branchenreport „Kliniken, Gesundheit szentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“ 5
Projekt „Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland“
Gesundheitstourismus i.w.S. Beispiele Motivation und Ziel
1 Urlaub für gesunde Personen- ƒ Familienurlaub an der See (Abhärtung, ƒ klassische Urlaubsmotivation
gruppen mit gesundheitlichen Reizklima) ƒ keine primäre gesundheitliche Zielsetzung
Mehrwerten ƒ Wellness- und Genussurlaub ƒ Gesundheit als Mehrwert
ƒ Aktiv- und Sporturlaub
2 Urlaub für gesundheitlich ƒ barrierefreier Urlaub für Personen mit ƒ klassische Urlaubsmotivation
eingeschränkte Personen- Mobilitätseinschränkungen ƒ spezialisierte gesundheitliche Versorgung
gruppen ƒ betreuter Urlaub für chronisch Kranke und am Urlaubsort entsprechend Einschrän-
Angehörige kung
3 Primär gesundheitsorientierte Ohne Indikation: ƒ klar definierte medizinisch-therapeutisch
Reiseformen bzw. Angebots- ƒ Primärprävention geprägte Motivation und Zielsetzung
sparten ƒ Leistungsfähigkeit
ƒ Attraktivität
Indikationsbezogen:
ƒ Sekundär- und Tertiärprävention
ƒ Rehabilitation
ƒ Heilung und Linderung
Quelle: PROJECT M & KECK MEDICAL 2011
ƒ Ausführliche Informationen zu den verschiedenen gesundheitsorientierten Reiseformen
finden Sie im Leitfaden „Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland“ unter
www.innovativer-gesundheitstourismus.de oder www.bmwi.de
Erholungsreisen, die mit gesundheitstouristischen rung insbesondere für den Gesundheitstourismus
Elementen aufgeladen sind und sich an gesunde im engeren Sinne, der mit primär gesundheitsorien-
Personen richten (1), zählen auch Urlaubsangebote tierten Reiseformen (3) beschrieben werden kann.
für gesundheitlich eingeschränkte Personengrup- Dazu zählen:
pen (2) zum Gesundheitsurlaub im weiteren Sinne.
Beide Formen versprechen gesundheitliche Mehr- ƒ indikationsunabhängige Angebotssparten –
werte für den Gast ohne vorrangig auf Gesundheits- richten sich an gesunde Personen und zielen auf
förderung bzw. Gesundheitserhaltung ausgerichtet die Erhaltung der Gesundheit und Leistungsfä-
zu sein. Den Kernbereich des Gesundheitstourismus higkeit ab
stellen die primär gesundheitsorientierten Reisefor-
men bzw. Angebotssparten (3) dar. Ihnen liegen klar ƒ Primärprävention mit den Zielen der Krank-
definierte medizinisch-therapeutische Ziele zu heitsvermeidung, Gesundheitserhaltung und
Grunde. Aus dem Spektrum der gesundheitstouristi- dem Aufbau von Kompetenzen für eine
schen Ausrichtungen ergibt sich eine Vielzahl an gesundheitsfördernde Lebensweise
Möglichkeiten für die Entwicklung und Platzierung
von Angeboten. ƒ Erhöhung der Leistungsfähigkeit
Am Markt für Gesundheitstourismus gewinnt der ƒ Erhöhung der Attraktivität
medizinische Aspekt zusehends an Bedeutung – die
Nachfrage wird vielfältiger und differenzierter, eine ƒ indikationsbezogene Angebotssparten –
stärkere Indikations-, Bedürfnis- und Nutzenorien- richten sich an Personen, bei denen ein gesund-
tierung der Kunden ist zu beobachten. Für Anbieter heitliches Problem bzw. eine Diagnose bereits
ergeben sich hieraus gute Chancen zur Spezialisie- vorliegt
6. 6 Branchenreport „Kliniken, Gesundheitszentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“
ƒ Sekundär- und Tertiärprävention mit dem Ziel ƒ Rehabilitation zur Wiederherstellung der
der Früherkennung, der Verhinderung der Gesundheit
Verschlimmerung oder des Wiederauftretens
einer Erkrankung ƒ Behandlungen von Erkrankungen zur Heilung
und Linderung
Welche Merkmale kennzeichnen den „Neuen Gesundheitstourismus“?
Dieser…
ƒ gehört künftig zum Angebot jeder Urlaubsdestination – Sicherheit, Komfort und Barrierefreiheit
gewinnen vor allem bei der wachsenden Zielgruppe der Älteren an Bedeutung und werden als wichtige
Angebotsbestandteile nachgefragt.
ƒ wird zunehmend differenzierter – für Anbieter ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten der Spezialisie-
rung auf Subthemen und für die Ausbildung von Alleinstellungsmerkmalen (zum Beispiel nach Indika-
tionen).
ƒ ist zunehmend medizinisch-therapeutisch abzusichern – messbare Ergebnisse und Wirkungsnachweise
sind gefragt, reine Wohlfühlangebote verlieren zusehends an Bedeutung.
ƒ wird indikationsorientierter – Primärprävention wird deutlich medizinischer und wird langfristig in
ihrer Bedeutung von den indikationsbezogenen Angebotssparten der Sekundär- und Tertiärprävention
abgelöst.
ƒ wird nachhaltiger – Vorsorgeuntersuchungen, Gesundheitschecks sowie Coachingangebote mit dem
Ziel der langfristigen Lebensstiländerung bzw. des Entgegenwirkens von Altersbeschwerden, -krank-
heiten und Attraktivitätsverlust werden immer bedeutender.
ƒ fordert deshalb neue Kombinationen und Paketangebote, die über den Aufenthalt hinausgehen –
gesundheitliche Mehrwerte aus dem Urlaub werden in das Wohnumfeld übertragen.
ƒ braucht starke Anbieternetzwerke zwischen professionellen Gesundheitsdienstleistern und der Hotelle-
rie, Fitnessanbietern und Ärzten usw., um den vielfältigen Anforderungen der Gäste gerecht werden zu
können.
ƒ benötigt zielgruppenspezifische Vertriebswege abseits der klassischen, touristischen Marketingkanäle –
veränderte Interessenlagen und wandelndes Kommunikationsverhalten schaffen neue Orte der Kommu-
nikation, die eine zielgerichtete Ansprache ermöglichen.
7. Branchenreport „Kliniken, Gesundheit szentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“ 7
2. Gesundheitstouristische Marktsituation der
Kliniken, Gesundheitszentren und medizinisch-
therapeutischen Dienstleister
Umsatzoptimierung durch vergrößertes diologische, neurologische oder onkologische Reha-
Einzugsgebiet bilitation oder auch Leistungen wie Herz-, Hüft- und
Knieoperationen nachgefragt.
In den Zeiten eines Kostensenkungsfokus im Gesund-
heitswesen suchen immer mehr medizinisch-thera- Viele grenznahe Kliniken haben die Gunst ihrer Lage
peutische Dienstleister nach Wegen der Umsatzopti- genutzt und sich einen Markt im benachbarten Aus-
mierung. Dies kann mit inländischen Patienten durch land erschlossen. Klinken der Maximalversorgung
eine Vergrößerung des Einzugsgebietes gelingen. Mit in der Nähe von Flughäfen haben wiederum ihre
ausländischen Patienten bieten sich zudem sogar herausragenden Angebote erfolgreich in Osteuropa
Umsatzquellen, die zu einem hohen Anteil extrabud- oder auch in den arabischen Staaten positioniert.
getär sind. Mit beidem qualifiziert sich der Gesund- Unabhängig davon, ob die Klinikleistungen für aus-
heitstourismus als geeigneter Hebel im Rahmen ländische Patienten ausschließlich durch die Patien-
umsatzoptimierender Maßnahmen. ten selbst oder durch ausländische Versicherungen
finanziert werden, sind diese Einnahmen in der Re-
Der medizinisch orientierte Gesundheits- gel extrabudgetär und können damit zu einem wei-
tourismus ist stark segmentiert teren ökonomischen Standbein aufgebaut werden.
Rehabilitationskliniken in landschaftlich attraktiven,
Der Wettbewerb um Patienten mit standortfernem aber dünnbesiedelten Regionen werden nach geziel-
oder sogar ausländischem Wohnort wird kontinuierlich ter Zuweiserkommunikation (in der Regel durch Akut-
stärker. Kliniken investieren in Patientenzimmer mit kliniken und Arztpraxen) von Patienten aus entfernt
hotelgleichem Standard, bieten sowohl Therapie als gelegenen (inländischen) Ballungsräumen frequen-
auch Medical Wellness für bestimmte Erkrankungen tiert. Dabei werden sowohl krankenkassenfinanzier-
und gründen International Departments für die te Leistungen als auch Leistungen für Selbstzahler
Akquise von ausländischen Patienten und deren opti- nachgefragt.
male Versorgung während ihres Aufenthaltes.
Drei Segmente können aufgrund unter-
Die Ansätze machen deutlich, dass es keinen „Königs- schiedlicher Erfolgsfaktoren grundsätzlich
weg“ gibt, der für alle Gesundheitsdienstleister gene- unterschieden werden
rell gilt.
Medizintourismus kann somit entsprechend der
Für die Rehabilitationskliniken kommt vor allem eine Herkunft der Patienten nach drei Kategorien unter-
Spezialisierung auf Erkrankungen in Frage, die eine schieden werden:
Reise zu einem wohnortfernen Anbieter erlauben, bei
Akutkrankenhäusern sind es entsprechend überwie- ƒ Deutscher Binnenmarkt
gend Leistungen, deren Zeitpunkt weitgehend frei
gewählt werden kann. So werden beispielsweise kar- ƒ Grenzüberschreitend (aber grenznah) und
Der Gesundheitstourismus lässt sich zumindest tendenziell entsprechend der Lage
der Anbieter differenzieren:
1. „Urbaner Gesundheits- und Medizintourismus“ in Ballungsräumen mit den Schwerpunkten Diagnostik
(Hightech-Check-ups) und Therapie (hochwertige apparative Ausstattung, Spezialabteilungen) und
2. „Gesundheitstourismus in naturnahem Ferienambiente“, präventionsorientiert (Bewegung, Ernäh-
rung, Stressmanagement), wellnessdominiert, Einbeziehung der Landschaft in das Angebot.
8. 8 Branchenreport „Kliniken, Gesundheitszentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“
ƒ International (grenzfern)
2007 ließen sich dem Statistischen Bundesamt zufol-
ge 70.898 Patienten aus dem Ausland in deutschen
Kliniken behandeln (Dtsch Arztebl 2009; 106(47):
A-2361 / B-2029 / C-1973). Allerdings ist aus dieser
Angabe nicht abzulesen, wie viele dieser Patienten
ausschließlich aus Gründen der Diagnostik oder The-
rapie in deutsche Kliniken gekommen sind und bei-
spielsweise nicht im Rahmen eines Notfalls während
einer Urlaubsreise. Die steigende Auslandsnach-
frage nach medizinischen Leistungen deutscher Kli-
niken lässt sich beispielsweise an der Behandlung
russischer Patienten dokumentieren: In drei Jahren
(2004-2007) stieg die Anzahl um 138 Prozent (Dtsch
Arztebl 2009; 106(47): A-2361 / B-2029 / C-1973).
9. Branchenreport „Kliniken, Gesundheit szentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“ 9
3. Handlungshilfen, Erfolgsfaktoren und
Impulse für innovative Angebote
3.1 Generelle Perspektiven graphie, Osteodensitometrie, Spiroergometrie)
geschaffen. Die Check-ups finden in einem straff
Schritt 1: Fokussierung durchorganisierten, halbtägigen Untersuchungs-
durchgang statt. Die Gäste werden hierfür in
Ohne eine eindeutige medizinisch-therapeutische eigenen hotelartigen Kundenzimmern in geho-
bzw. diagnostische Spezialisierung ist es sehr schwer, benem Ambiente (u. a. Chaiselongue, Schreib-
im Gesundheitstourismus Fuß zu fassen. Das Check- tisch mit Computer sowie Flachbildschirmfernse-
up-Angebot mit diagnostischen Mitteln, die nahezu her) untergebracht. Auf Basis der erhobenen
überall zur Verfügung stehen, wird nur selten profi- Befunde erfolgt eine individuelle Lebensstilbera-
tabel bzw. auch nur kostendeckend am Markt etab- tung. (www.mpch.de)
liert werden können.
ƒ Praenobis bietet u.a. hochspezialisierte Hightech-
Wenn es die Möglichkeiten erlauben, sollten die Diagnostik und Personal Training auch an Gerä-
Spezialisierungen medizinische Alleinstellungs- ten. (www.praenobis.de),
merkmale beinhalten. Diese sind nicht immer iden-
tisch mit den umsatzstärksten Bereichen eines medi- ƒ Culminasceum: u.a. individueller Check-up;
zinischen Dienstleisters. Nicht selten sind sie auch umfasst zum Beispiel Bewegungsanalyse mit indi-
vom Dienstleister selbst nicht sofort und sicher iden- vidueller Trainingsstunde, Ultraschall, Haut-
tifizierbar. Alleinstellungsmerkmale können sowohl vorsorge, Herz-Kreislauf-Untersuchung, Lungen-
im Rahmen von Kompetenzen als auch apparativer funktions- und Fitnessdiagnostik, Labor.
Ausstattungen identifiziert werden. (www.culminasceum.de).
Sowohl bei eigenständig entscheidenden deutschen Praxisbeispiel: Hochinnovative Therapie
als auch ausländischen Patienten hat bei der Wahl
einer wohnortfernen Klinik in der Regel die medizi- ƒ Partikeltherapie mit Kohlenstoffionen: Heidel-
nische Qualität höchste Priorität, die wesentlich von berger Ionenstrahl-Therapiezentrum, Partikel-
der wahrgenommenen Kompetenz des medizini- therapiezentrum Marburg (im Aufbau): Die Parti-
schen Personals abgeleitet wird. Entscheidungsrele- keltherapie ist nur an wenigen Orten weltweit
vant sind jedoch auch die Lage und die Infrastruktur verfügbar (Investitionen bis zu 100 Millionen Euro)
in Bezug auf medizinische Einrichtungen und Räum- und ermöglicht eine sehr präzise und wirksame
lichkeiten. Zusätzliche Leistungsangebote wie Medi- Behandlung von Krebserkrankungen. Ein Tumor
cal Wellness im Rahmen des Klinikaufenthaltes kön- lässt sich punktgenau bestrahlen, wodurch das
nen, bei sonst gleichen Voraussetzungen, umliegende gesunde Gewebe geschont wird.
ausschlaggebend sein. Nach bisherigen Erfahrungen treten bei den Pati-
enten keine oder wenig Nebenwirkungen auf. So
Bei ausländischen Patienten sind neben dem inter- können die Heilungschancen bei manchen Krebs-
nationalen Ruf auch der Preis und die einfache arten auf über 90 Prozent steigen. Therapeutische
Erreichbarkeit (bei außereuropäischen Patienten: Möglichkeiten auf diesem, auch international
Flughafennähe) des Standortes wesentliche Ent- gesehen, äußerst wettbewerbsfähigem Niveau
scheidungsfaktoren. Die nachfolgenden Beispiele können zu einer (patienten-)touristischen Nach-
zeigen die große Diversität der möglichen Ansätze. frage in der Region (zum Beispiel im Rahmen von
Rehabilitation, Wellness und Angehörigenauf-
Praxisbeispiele: Spezielle Check-ups „in enthalt) führen. Die Finanzierung durch Kran-
urbanem Ambiente“ kenkassen ist im Einzelfall zu klären, sie hängt in
Deutschland von der jeweiligen Indikation ab.
ƒ Mit dem Medizinischen PräventionsCentrum (www.ukgm.de;Stichwort: Partikeltherapie-
Hamburg wurde ein universitäres Zentrum mit zentrum)
hochmoderner Technik (u. a. Ganzkörpertomo-
10. 10 Branchenreport „Kliniken, Gesundheitszentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“
Praxisbeispiel: Telemedizinisch über- können in jeden Online-Auftritt integriert wer-
wachtes Kardiotrekking St. Irmingard, den. (www.xx-well.com)
Gesundheitswelt Chiemgau
Praxisbeispiel: Leistungsdiagnostik und
ƒ Die Teilnehmer der Kardiotrekking-Programme (Höhen-)Training
haben die Möglichkeit, sich während der Tour
telemedizinisch (Puls, EKG und Blutdruck) mit ƒ Das Hotel Bornmühle spezialisiert sich auf die
Anbindung an die Klinik und an ein Kontrollzent- Zielgruppe der Sportler und bietet in seinem
rum überwachen zu lassen. Es werden parallel Höhentrainingszentrum sowie in zwei speziell
drei Gruppen mit jeweils unterschiedlichem Be- mit „Lowoxygen-Technologie“ (geringen Sauer-
lastungsgrad angeboten. Eine leichte Gruppe für stoffgehalt in der Atemluft) ausgerüsteten
Teilnehmer, die eher in der Ebene laufen können „Höhenzimmern“ Akklimatisierungs- bzw.
und möchten, eine Gruppe für gut belastbare Höhentraining im Flachland an.
Gipfelstürmer und eine mittlere Gruppe für leich- (www.bornmuehle.de)
te bis mittlere Berg- und Almwanderungen. Die
Teilnehmer können jeden Tag neu entscheiden, Praxisbeispiel: Präventionspauschalen und
welcher Gruppe sie sich anschließen möchten. Check-up-Programme
Die Tour wird von mehreren Tourenführern und
mindestens einem Arzt begleitet. Neben der kör- ƒ Beispielhaft genannt: „Mit Genuss gesund in die
perlichen Aktivität des Wanderns werden jeden Zukunft“ in Bad Aibling, Integration der medizi-
Tag verschiedene Gesundheitsbausteine angebo- nischen Kompetenz von drei Fachkliniken über
ten: ca. 30 Minuten Frühgymnastik, ca. 30 Minuten Vorsorgeuntersuchungen zu Schlaganfallrisiko,
Entspannungsübungen und 30 Minuten Vortrag Inneren Krankheiten (zum Beispiel Herz-Kreis-
bzw. Gesprächsrunde zu folgenden Gesundheits- lauf) und Osteoporose (Knochendichtemessung),
themen: Optimale körperliche Belastung, Einstel- Kombination mit Bewegungsprogrammen.
lung von Blutdruck und Blutfettwerten mit und (www.aib-kur.de)
ohne Medikamente, Umgang mit Stress und dem
eigenen Biorhythmus, Ernährung. Praxisbeispiele: Spezifische Urlaubs-
(www.st-irmingard.de) Gesundheitsprogramme für chronisch
Kranke
Praxisbeispiel: Technische
Assistenzsysteme ƒ Diagnostik, Therapie und indikationsorientiertes
Lebensstiltraining in urlaubstypischem Ambiente
ƒ Assistenzsysteme wie der BUTLER® mit Telecare- und mit urlaubstypischem Service Hora®Intensiv-
Funktionen, zum Beispiel Überwachung und woche für Parkinsonpatienten, Segeberger Klini-
Monitoring, mit Notfallortung, Telecare, Sturz- ken. (www.segebergerkliniken.de)
melder, Medikamententimer. (www.fonium.de)
ƒ Herzprogramme im Herz-Kreislauf-Zentrum
ƒ Möglichkeit des barrierefreien Informations- Groß Gerungs. (www.herz-kreislauf.at)
abrufs bzw. des Einsatzes barrierefreier Technolo-
gie auf Reisen. Hogaware bietet Services, die in Praxisbeispiel: Medizinische Gesund-
der gesundheitstouristisch orientierten Beherber- heitswochen im Gesundheitszentrum
gung oder in anderen Einrichtungen zum Einsatz Saarschleife
kommen können. (www.cw-soft.de)
ƒ Es werden zwei unterschiedliche Gesundheits-
ƒ XX-Well: Online Beratung und Coaching in Er- wochen angeboten: Die individuelle Gesundheits-
nährungs-, Fitness-, Diät- und Rauchentwöhnung woche (u. a. 1 x ärztliches Informationsgespräch,
zur Integration in Programmen zum Beispiel in sechs Behandlungen aus dem Therapieangebot –
der Gesundheitshotellerie, Softwarelösungen Kneipp-Anwendungen, Krankengymnastik, Ergo-
11. Branchenreport „Kliniken, Gesundheit szentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“ 11
therapie, Massagen, Wärme-/Kältetherapie, Teil- Erkrankung leicht verständlich und im Alltag
nahme an hausinternen Gesundheitsvorträgen, anwendbar vermittelt wird. Beispiel Albert
Nutzung der Bäderlandschaft mit Whirlpools, Schweitzer Klinik:
Wellenbad, Außenbecken und Sauna, außerdem 1) Das „PneumoPlus Vital“-Programm der MediClin
Nutzung des hauseigenen Fitness-Raumes) sowie Albert Schweitzer Klinik richtet sich an Patienten
die orthopädische Gesundheitswoche (u.a. ein- mit chronischen Atembeschwerden, zum Beispiel
mal ärztliches Informationsgespräch, fünfmal mit Asthma, chronischer Lungenerkrankung,
individuelle Krankengymnastik - Einzeltherapie à Bronchitis oder Tumorerkrankungen. Ziel ist es,
20 Minuten, fünfmal medizinisches Muskelauf- die Atembeschwerden zu lindern, die körpereige-
bautraining unter Anleitung, zwei Termine aus nen Abwehrkräfte zu steigern sowie Körper und
dem Bereich der physikalischen Therapie zum Seele zu stabilisieren.
Beispiel Wärmepackung, Massage, Wannenbä- 2) Urlaub mit Sauerstoff im Schwarzwald ist ein
der, Kältekammer -67°). (www.saarschleife.de/ Pauschalangebot für Patienten mit Langzeit-Sau-
Seiten_Medizinische-Gesundheitswochen.aspx) erstoff-Therapie. Neben der Sicherstellung der
Langzeit-Sauerstofftherapie werden u.a. gesund-
Praxisbeispiel: Urlaubsbegleitende heitsbildende Vorträge und begleitete Wande-
Präventionskurse und Urlaub für spezielle rungen angeboten. (www.mediclin.de;Stichwort:
Indikationen Patienten und Angehörige, Präventionskurse)
ƒ Die mediclin-Fachkliniken für Rehabilitation Praxisbeispiel: Ferienwoche in der Memory
haben Präventionskurse im Angebot, bei denen Klinik Münsterlingen, Schweiz
ein Urlaub in landschaftlich reizvoller Lage mit
therapeutischen Leistungen verbunden werden ƒ Das Angebot richtet sich an Demenzkranke und
kann. Der wesentliche Bestandteil der Präventi- ihre Angehörigen. Der Aufenthalt beinhaltet ein
onskurse ist jeweils nach dem Schwerpunkt der Angehörigenseminar, Tanz- und Bewegungs-
Klinik ausgerichtet: Präventionskurs KardioPlus – stunden, Kognitives Kompetenztraining, Musik-
das Gesundheitsprogramm für Herz und Kreis- therapie, Malnachmittag, Entspannung und Aus-
lauf. Besonders geeignet für Menschen, die eine flüge. (www.alzheimerinfo.de/rat_und_hilfe/
Veranlagung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen betreuter_urlaub)
haben. Präventionskurs OrthopädiePlus – das
Mobilisierungsprogramm bei Gelenkbeschwer- Schritt 2: Kooperationen zur Erweiterung
den. Diese Präventionskurse sind besonders ge- der medizinisch-therapeutischen
eignet für Arthrosepatienten, um einen künstli- Wertschöpfungskette
chen Gelenkersatz zu vermeiden, und für alle, die
einer Arthrose vorbeugen wollen. Präventions- Der gesundheits- oder medizintouristische Gast
kurs PflegePlus – Aktivierung und Erholung für erwartet eine umfassende Rundumversorgung, die
Pflegebedürftige (Stufe 1) und Angehörige. Diese weit über die medizinische Kernleistung hinaus-
Präventionskurse sind besonders geeignet für geht. In der Regel überfordert dies die Kompetenzen
Pflegebedürftige und Angehörige, die sich eine und Ressourcen der medizinischen Dienstleister.
betreute Erholung gönnen möchten. KlinikSpezi- Lösungen bieten sich im Rahmen von Kooperatio-
al – Sonderprogramme verschiedener Art. Zusätz- nen insbesondere in den Bereichen Logistik, Service
lich zu den oben genannten Programmen bieten und Beherbergung an. Die nachfolgenden Beispiele
einige Kliniken der MediClin Gruppe weitere zeigen die Vielfalt, die sich auf der Grundlage der
Gesundheits- und Präventionskurse für verschie- Kombination unterschiedlicher Kooperationspart-
dene Zielgruppen an. Für Volkskrankheiten wie ner entwickeln lässt.
Diabetes, Herzschwäche oder Rückenleiden wur-
den Pauschalarrangements entwickelt, in denen
theoretisches und praktisches Wissen über die
12. 12 Branchenreport „Kliniken, Gesundheitszentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“
Praxisbeispiele: Indikationsorientierte Praxisbeispiel: Kooperation Arbeitsmedizin
Beherbergung Detmold, Actiwell, Staatsbad Pyrmont
ƒ Vitalkonzept-Diabetikerhotels mit eigenen Quali- ƒ Präventivmedizinische Angebote für Unterneh-
tätskriterien für diabetikergerechte Übernach- men/spezielle Berufsgruppen, eingebettet in tou-
tungsmöglichkeiten und Services. ristisches Netzwerk. (www.phoenixcontact.de/
(www.diabetikerhotels.com) personal/4131_6978.htm)
ƒ Medical Wellness und ambulante Venenchirur- Praxisbeispiel: Therapie im Hotel
gie werden im Gesundheits- und Venenzentrum
im Lindner Alpine & Country Spa Hotel angebo- ƒ Klinikhotels in enger räumlicher und organisato-
ten. (www.lindner.de) rischer Anbindung an die Kernklinik, enge
Zusammenarbeit zwischen Hotel- und Klinikper-
ƒ Spezialisierung zum Thema „Gesunder Schlaf“ – sonal im „Klinikhotel“ an der Kaiser-Karl-Klinik,
„Gesund Schlafen“ kann man im Nordseebad Bonn: 5-Sterne Ambiente mit fachärztlicher
Friedrichskoog auch in Ferienappartements ler- Betreuung (www.kaiser-karl-klinik.de)
nen. (www.sh-gesundheit.de)
Praxisbeispiele: Gesund Tagen
ƒ Angebote des Tomesa-Gesundheitszentrums und
Hotels richten sich an Gäste mit Hautproblemen ƒ „Müsli statt Vanille-Croissants, Nüsse statt Scho-
wie Psoriasis, Neurodermitis oder Rosacea. koriegel, Vitalgetränke, Stretchingübungen in
(www.tomesa.de) der Kaffeepause“ – Tagungspauschalen bei Part-
nerhotels von Gesund Tagen (BAYERN TOURIS-
ƒ Diabetes-Kooperation: Valbella Diabetes-Prophy- MUS Marketing) nach der Gesundheitsgleichung:
laxezentrum im Hotel Valbella als Kooperation Konzentriertes Arbeiten + gesunde Ernährung +
zwischen Pharmaunternehmen und Hotel. Bewegung + Entspannung = effektives Tagen.
(www.valbellainn.ch;bzw. www.novonordisk.ch) (www.gesundtagen.by)
ƒ Kooperation von sieben Betrieben im österreichi- ƒ Bio- und Tagungshotel Zeulenroda mit gesund-
schen Waldviertel, die u. a. unter der Marke „Xund- heitsorientierten Tagungsmodulen und Nachhal-
wärts“ und „Xund genießen“ mit hochwertigen tigkeitskonzept. Option für Kliniken zum Beispiel
Qualitätskriterien Vorsorge-, Gesundheits- und Kooperation bei Check-up-Angeboten und Vor-
Sportangebote anbieten. (www.xundheitswelt.at) trägen. (www.seehotel-zeulenroda.com)
ƒ Gesundheitsreisen für die spezialisierte Wellness- Praxisbeispiele: Gesundheitliche Aufladung
hotellerie inkl. Reisen zur betrieblichen Gesund- von Wandern und Radfahren
heitsförderung durch die Wellness-Hotels-
Deutschland. ƒ In der TeutoVitalWanderWelt mit Angeboten u. a.
(www.gesundheitsreisen-wellnesshotels.com) zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Beschwer-
den. (www.vitalwanderwelt.de)
Praxisbeispiel: Industriekooperation
ƒ Mit der GenussZeitReise (Bad Peterstal-Griesbach,
ƒ Qualitätsoptimierung durch medizinisch fokus- Ferienregion Daun, Losheim am See) kooperieren
sierte Zusammenarbeit – Kooperation mit Phar- drei Partnerregionen in einem Netzwerk für
mazeutischer Industrie im Diabetes-Prophylaxe- Wanderangebote mit Präventionstrainer.
zentrum im Hotel Valbella. (www.valbellainn.ch; (www.tourismus.saarland.de/de/genusszeitreise)
bzw. www.novonordisk.ch;Stichwort: Diabetes
Weekend-Intensivkurs)
13. Branchenreport „Kliniken, Gesundheit szentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“ 13
ƒ Die Kombination Wandern und Übungen aus der Praxisbeispiele: Gesundheits- und medizin-
Physiotherapie verbinden neue Gesundheitswan- touristische Städtedestinationen, Vorsorge
derführer in der Initiative „Gesundheitswandern und Check-ups
Let’s go – jeder Schritt hält fit.
(www.gesundheitswanderfuehrer.de) ƒ Das Centrovital in Berlin stellt eine Synthese aus
hochspezialisiertem medizinischem Angebot und
ƒ Damp-Radfit-Woche oder -Wochenende in Ko- Wellness-Hotel dar: zum Beispiel Programme mit
operation mit dem Zentrum für Gesundheit der spezieller Diagnostik und Therapie, Gesundheits-
Deutschen Sporthochschule Köln. checks, Prävention und fachärztliche Betreuung
(www.damp-ostseehotel.de). sowie Sightseeing, Kultur, Unterhaltung
(www.centrovital-berlin.de)
Die vorgestellten Beispiele machen deutlich, dass
diese Angebote von den medizinisch-therapeuti- ƒ Das European Prevention Center (EPC) in Berlin
schen Dienstleistern zumindest thematisch in deren vereint ärztliche Kompetenz der Vorsorgemedi-
Geschäftsmodelle eingebunden werden können. zin mit Hightech-Diagnostik sowie einer Lounge
(www.epc-checkup.de)
Praxisbeispiel: Leistungserhaltung und
-steigerung im Beruf ƒ Einstieg des Tourismusmarketings von Berlin in
den Medizin- und Gesundheitstourismus: das Ver-
ƒ Business Health Campus Bad Reichenhall: Busi- marktungsspektrum reicht von Gesund bleiben
nessveranstaltungen (Tagungen, Konferenzen, (Check-ups, Fitness), Gesund werden (Eingriffe,
Trainings und Workshops) werden mit gesund- Behandlung in spezialisierten Kliniken) bis hin zu
heitsfördernden Aktivitäten aufgeladen, eigene Wellness und einem Expertenpool (Informationen
Veranstaltungen zum Themenkreis „Lebensquali- für Fachkräfte im Gesundheitswesen, Kongress-
tät und Gesundheit“ (zum Beispiel „Arbeitswelt standort Berlin). Hinzu kommt die Bewerbung
und Gesundheit“/„Der Einzelne und seine Ge- innovativer Serviceangebote für Endkunden, zum
sundheit“), Coachings, Incentives, Managertref- Beispiel „call a doc - first class aid“. Ein beispielhaf-
fen, Fitness und Gemeinschaft (Programme für ter Ansatz gesundheitlicher Servicequalifizierung,
Vereine und Gruppen), um sich im Berufsalltag fit der übertragbar ist. Die schrittweise Verzahnung
zu halten (www.business-health-campus.de). unterschiedlicher Initiativen ist im Prozess.
Auch hier wird deutlich, dass medizinische Dienst- Werden zurzeit vor allem Patienten aus Russland,
leister grundsätzlich in diesem Angebotskontext Polen, Großbritannien, Spanien und Italien behan-
wertvolle Kompetenzen besitzen. delt, will visitBerlin in Kooperation mit den Part-
nern der Spitzenmedizin nun auch gezielt im
Praxisbeispiel: Betriebliches Gesundheits- arabischen Raum auf das medizinische Leistungs-
management (BGM) spektrum aufmerksam machen.
ƒ Gesundheitsresort Freiburg: Kooperation von Neben den privaten Besuchern hat visitBerlin auch
4-Sterne Hotel (Dorint) und Mooswaldklinik in die Fachkräfte aus der Gesundheitswirtschaft als
Städtedestination u. a. zum Thema „Gesund Zielgruppe im Visier – so werden beispielsweise
arbeiten“. (www.gesundheitsresort-freiburg.de) in Berliner Kliniken Aus- und Fortbildungsange-
Nähere Erläuterungen dazu auch im Branchen- bote für Ärzte geschaffen oder Coachings für Kran-
report „Beherbergungsanbieter“ kenhausmanager angeboten. Das Berliner Touris-
musmarketing macht sich dabei zu Nutze, dass
viele Fachkräfte aus Gesundheitswirtschaft und
Pharmaindustrie zu Messen und Kongressen in
14. 14 Branchenreport „Kliniken, Gesundheitszentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“
die Stadt kommen. Zukünftig soll das Angebot an (bereits als Genossenschaft gegründet) forciert.
solchen geschäftsreisebegleitenden Programmen (www.gesundheitslandschaft-vulkaneifel.de)
weiter ausgebaut werden. (www.visitberlin.de/
de/erleben/gesundheit) Praxisbeispiele: Zielgruppenfokus
Hochbetagte, Mehrgenerationen und
ƒ Eine medizintouristische regionale Zielmarkt- barrierefreier Tourismus
spezifizierung in einer gesundheitstouristischen
Städtedestination streben Koblenzer Kliniken ƒ Dienstleistungen, Sicherheit und Komfort (bar-
und die Koblenz-Touristik an: Marketingaktivitä- rierefrei) für 70plus-Gäste: Hotel Pension Sonnen-
ten werden auf die Zielgruppe britischer Medizin- hügel, Bad Bevensen (www.sonnenhuegel-
touristen ausgerichtet und Vertriebswege bevensen.de)
gemeinsam bearbeitet
ƒ Barrierefreies Vier-Sterne-Generationenhotel mit
Praxisbeispiele: Netzwerke in angegliedertem Pflegezentrum, Naturheilzent-
Destinationen rum und Privatklinik „Alte Dorfschule“
(www.hotel-alte-dorfschule.de)
ƒ Auf der „Gesundheitsinsel Rügen“ ist das Ziel, den
bewährten, individuellen Erholungsurlaub mit ƒ Senioren in Bad Mergentheim (u. a. Haus-zu-
einem professionellen, medizinischen Service zu Haus-An- und Abreiseservice aus den Hauptquell-
verknüpfen. Im Netzwerk arbeiten, koordiniert gebieten)
von einer eigens eingerichteten Geschäftsstelle,
Gemeinden, Hoteliers, Apotheken, Ärzte, Kliniken, ƒ Betreutes Reisen für Senioren in Bad Salzuflen –
Krankenkassen und Anbieter der Ernährungs- Zusammenschluss verschiedener Anbieter mit
wirtschaft zusammen, um die gesundheitliche dem Ziel, ältere und mobilitätseingeschränkte
Versorgung der Inselbevölkerung mit attraktiven Gäste anzusprechen. (www.betreutes-reisen.de)
Angeboten zu verbessern und vor allem den Ge-
sundheitstourismus der Destination weiter zu Reisende Hochbetagte wird es aufgrund der Alte-
entwickeln. (www.gesundheitsinsel-ruegen.de) rung der Gesellschaft immer häufiger geben. Eine
medizinisch-therapeutische Betreuung ist häufig
ƒ „Gesundes Land Tegernsee“ als Netzwerk von notwendig.
Gesundheitsspezialisten in einer Destination.
(www.gesundesland.de) Praxisbeispiel: Patientenhotel,
Ludwigshafen
ƒ Die Gesundheitslandschaft Vulkaneifel kombiniert
medizinisch-therapeutische Angebote (Therapie ƒ Das Patientenhotel hat eine klare Zielgruppen-
und Prävention) mit therapeutisch unterstützen- definition: u.a. Gäste, die im Rahmen einer integ-
den Natur- und Landschaftserlebnissen. Die Basis rierten und Sektoren übergreifenden, medizini-
stellen über hundert Anbieter mit gesundheits- schen Versorgung behandelt werden, die nach
touristischer Ausrichtung dar. Das umfassende einem längeren stationären Aufenthalt eine stati-
Projektvorhaben beinhaltet unter anderem die onäre oder ambulante Rehabilitationsmaßnahme
Neupositionierung der Kurorte Bad Bertrich, wahrnehmen müssen, die nach einer ambulan-
Daun und Manderscheid, die Abstimmung und ten Operation im häuslichen Umfeld die Gesamt-
Entwicklung der gesamten gesundheitstouristi- versorgung nicht sicher stellen können, die vor
schen Infrastruktur sowie die Zusammenführung einem klinischen Aufenthalt oder einem ambu-
der touristischen Organisationsstrukturen und lanten Eingriff die unterstützende Versorgung
sämtlicher Marketingaktivitäten der drei Ver- des Patientenhotels suchen und die enge Vernet-
bandsgemeinden. Darüber hinaus werden Auf- zung mit dem operierenden Arzt schätzen, die
bau, Koordinierung und Pflege eines medizi- sich einer ambulanten Therapie unterziehen
nischtouristischen Dienstleistungsnetzwerks müssen und einen weiten Anfahrtsweg haben,
15. Branchenreport „Kliniken, Gesundheit szentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“ 15
die im Erkrankungsfall die Versorgungssicherheit SGB V „Betriebliche Gesundheitsförderung“ zu be-
mit dem besonderen Service des Patientenhotels achten).
wünschen und Angehörige, die Gäste des Hotels
oder Patienten bei einem stationären Klinikauf- Praxisbeispiel: Betriebliches
enthalt begleiten. (www.patientenhotel-lu.de) Gesundheitsmanagement in Bad Pyrmont
Schritt 3: Standardisierung der ƒ U. a. Managementschulungen in gesundheitsbe-
Rahmenbedingungen und Prozesse zogener Führung in Unternehmen > 3.000 Mitar-
beiter. (www.hufeland-therme.de/club-hufeland-
Im Gesundheits- bzw. Medizintourismus ist neben der fit_bgm)
medizinischen Kernleistung der Gesamteindruck
von entscheidender Bedeutung. Alle Rahmenbedin- Praxisbeispiel: Swiss Prevention Center
gungen und Prozesse, insbesondere die gäste- bzw.
patientennahen, müssen kontinuierlich in gleich- ƒ Das Swiss Prevention Center Nottwil arbeitet mit
bleibend hoher Qualität gewährleistet werden. Dies Ärzten und Fachpersonen der Sportmedizin Nott-
ist in der Regel nur mit einem hohen Standardisie- wil (Swiss Olympic Medical Center) und des
rungsgrad zu erreichen. Eine schriftliche Dokumen- Schweizer Paraplegiker-Zentrums Nottwil zusam-
tation der Qualitätsstandards ist unabdingbar. Wenn men. Ein individuelles Patientenprofil wird erho-
Angebote im Rahmen der betrieblichen Gesund- ben durch das Prüfen der persönlichen Fitness,
heitsförderung bei Unternehmen platziert werden einer medizinischen Untersuchung inklusive
sollen, ist die Standardisierung ebenfalls ein wichti- Labor, dem Erstellen einer Ernährungsbilanz und
ges Akquiseinstrument. (In Deutschland ist in Bezug einer Befragung zur Life Balance sowie zur menta-
auf die betriebliche Gesundheitsförderung der § 20a len Verfassung. (www.swisspreventioncenter.ch)
Checkliste: Generelle Leitfragen für die Entwicklung von Angeboten
Schritt 1: Fokussierung
ƒ Auf welche Bereiche bzw. Indikationen soll die gesundheits-/medizintouristische Positionierung konzent-
riert werden? Ist das Angebot klar abgegrenzt?
ƒ Können in das Angebot Alleinstellungsmerkmale integriert werden? Diese sind abzuleiten zum Beispiel
aus dem Ranking der Abteilungen in ausgewählten Journals, Veröffentlichungen der Mediziner, überre-
gionalem Einzugsgebiet, besonderer apparative Ausstattung.
Schritt 2: Kooperationen
ƒ In welchen Bereichen können Kooperationspartner die Qualität der Dienstleistung optimieren?
ƒ Sind alle Bereiche kompetent und mit ausreichend Ressourcen versorgt, so dass eine kontinuierliche
Spitzenleistung erbracht werden kann?
Schritt 3: Standardisierung
ƒ Sind sämtliche Rahmenbedingungen (zum Beispiel Raumambiente, Utensilien) detailliert geregelt? Sind
alle Abläufe (zum Beispiel Logistik, Zeitintervalle, Services) festgelegt?
ƒ Sind ebenfalls die Schnittstellen zu den jeweiligen Kooperationspartnern so definiert, dass aus Sicht des
Gastes bzw. Patienten keine Unterbrechung der Betreuung entsteht?
16. 16 Branchenreport „Kliniken, Gesundheitszentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“
Schritt 4: Vermarktung:
Nähere Informationen für den Binnenmarkt, grenzüberschreitenden und internationalen Markt finden Sie
in den Unterkapiteln 3.2 bis 3.4.
3.2 Binnenmarkt kativen Ressourcen eingesetzt werden. Eine konti-
nuierliche Marktbearbeitung mit einer hohen
Quantitative Analyse des Marktumfeldes Dichte an Kontakten kann in der Regel im Rahmen
eines regionalen gesundheitsorientierten Netzwer-
Innerhalb von Deutschland ist eine Ausweitung des kes besser realisiert werden als im Alleingang eines
Einzugsgebietes in der Regel nur durch einen Ver- Unternehmens.
drängungswettbewerb zu erreichen. Begrenzte Mar-
keting- und Vertriebsressourcen machen eine sorg- Praxisbeispiele: Plattformbildung und
fältige Analyse des interessierenden Einzugsgebietes Netzwerkentwicklung
erforderlich. Hierfür steht ein gesundheitsmarktana-
lytisches Instrumentarium (u.a. Nutzung der § 21 ƒ Gesundheitsregion Rostock – neuer gesundheits-
Krankenhausentgeltgesetz-Daten) zur Verfügung, touristischer Ansatz der Region Rostock Marketing
das die jeweiligen Potenziale transparent machen Initiative e. V., Gewinner des Ideenwettbewerbs
kann. Gesundheitswirtschaft 2010 der Landesregierung
Mecklenburg-Vorpommern. Die „Gesundheitsre-
Zeigt die Gesundheitsmarktanalyse, dass in einzel- gion Rostock“ verfolgt das Ziel, sich als ein inno-
nen Fachbereichen der Einzugsbereich bereits grö- vatives Netzwerk und zu einem führenden
ßer ist als zu erwarten wäre, ist dies ein Hinweis auf gesundheitstouristischen Vermarkter zu entwi-
ein gesundheits- bzw. medizintouristisches Potenzi- ckeln. (www.region-rostock.de)
al. Kann diesbezüglich nichts identifiziert werden,
kann wie in 3.1. Schritt 1 vorgegangen werden. ƒ Gesundheitstourismus in der Metropolregion
Bremen-Oldenburg – Vernetzung themenspezi-
Zuweiser und Patientenkommunikation fischer Arbeitsgruppen auf der Grundlage mode-
rierter Onlineforen.
Entsprechend der aktuell gesundheitsmarktanaly- (www.metropolregion-bremen-oldenburg.de)
tisch identifizierten Chancen sollten die kommuni-
Checkliste: Binnenmarkt
Quantitative Analyse des Marktumfeldes
ƒ In welchen Fachgebieten ist, entsprechend der Gesundheitsmarktanalytik, das Einzugsgebiet größer
als zu erwarten wäre? Falls kein Ergebnis:
ƒ In welchen Bereichen besteht eine besondere Reputation der Mediziner?
ƒ Welche apparative Ausstattung gewährt einen Wettbewerbsvorteil?
Zuweiser und Patientenkommunikation
ƒ Sind ausreichend personelle Ressourcen vorhanden, um die Ergebnisse der Gesundheitsmarktanalytik
zeitnah im Rahmen einer wirksamen Zuweiser- und Patientenkommunikation umzusetzen?
17. Branchenreport „Kliniken, Gesundheit szentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“ 17
ƒ Brancheninitiative Gesundheitswirtschaft Süd- Praxisbeispiel: Bariatrische Operationen
westfalen – Entwicklung des Gesundheitstouris- für dänische Patienten (Operationen
mus in einem Netzwerk von 48 Unternehmen, gegen lebensbedrohliches Übergewicht)
Kliniken und Dienstleistern.
(www.gesundheitswirtschaft.net) ƒ Adipositas Zentrum Nord, Klinik Tönning in
Schleswig-Holstein: Versorgung dänischer Pati-
3.3 Grenzüberschreitender (grenz- enten im Rahmen der Adipositas-Chirurgie.
naher) Gesundheitstourismus Dänischsprachige Website (www.adipositas-
nord.de)
Analyse der Nachfrage im grenznahen Raum
Praxisbeispiel: Zusammenschluss
Eine sorgfältige Analyse der Potenziale in den grenz- grenznaher Kliniken
nahen Regionen des jeweiligen Nachbarlandes ist
die Grundlage der Angebotsgestaltung. Ursachen ƒ Euroregionaler Medizinischer Verein (EmV): Die
für eine grenzüberschreitende Nachfrage können EmV-Krankenhäuser haben ihren Standort im
beispielsweise knappe apparative oder personelle Grenzgebiet zu den Niederlanden, wodurch eine
Ressourcen, unterschiedliche Preise oder auch ein ortsnahe und schnelle Versorgung möglich ist.
wahrgenommenes Qualitätsproblem sein. Die Koordinierungsstelle des EmV ist die Kontakt-
stelle für den „Zorgmakelaar“ der niederländi-
Abstimmung mit den Versorgern, Kranken- schen Krankenversicherung Menzis. Patienten,
kassen und Behörden des Nachbarlandes die über Möglichkeiten der Behandlungen in den
Mitgliedskrankenhäusern des EmV informiert
Zeigt sich in der Analyse eine Übereinstimmung zwi- werden möchten oder für eine Behandlung auf
schen der Nachfrage aus dem Nachbarland und dem einer Warteliste stehen, erhalten beim „Zorgma-
entsprechenden Leistungsportfolio bei dem grenz- kelaar“ der Krankenversicherung fachkundige
nahen deutschen Dienstleister, ist zunächst eine sorg- Hilfe. Die Vermittlung und Zuweisung der Patien-
fältige Abstimmung mit den medizinischen Leis- ten erfolgt über ein Koordinierungsbüro. Beson-
tungserbringern, Krankenkassen und Behörden des derer Bedarf an medizinischen Leistungen ist auf
Nachbarlandes erforderlich. Im Rahmen dieses Pro- den Gebieten der Neurochirurgie, der Orthopä-
zesses können ggf. eine grenzüberschreitende Ver- die, der Augenheilkunde und der Chirurgie ent-
sorgungskooperation und eine Kooperation zwischen standen. (www.emedv.de)
mehreren deutschen Leistungserbringern sinnvoll
sein.
Checkliste: Grenzüberschreitender (grenznaher) Gesundheitstourismus
Analyse der Nachfrage im grenznahen Raum in Bezug auf:
ƒ Mangelnde apparative und personelle Ressourcen, lange Wartezeiten
ƒ Preisgefälle
ƒ Überlegene Qualität
Abstimmung mit Versorgern, Krankenkassen und Behörden sowie Identifikation von:
ƒ Chancen für Kooperationen
ƒ Rechtlichen Hürden
18. 18 Branchenreport „Kliniken, Gesundheitszentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“
3.4 Internationaler Gesundheits- spezifische Kommunikationsplattform (Hotline mit
tourismus Nativesprechern, mehrsprachige Website). Diese
allein ist jedoch immer unzureichend. Notwendig
Analyse der Quellmärkte sind Ansprechpartner im jeweiligen Quellmarkt.
Dies können professionelle Patientenvermittler aber
Eine Analyse der Quellmärkte sollte systematisch auch Botschaften sein. Berechenbarer sind Koopera-
nicht nur die arabischen Staaten und Osteuropa um- tionsvereinbarungen mit medizinischen Dienstleis-
fassen, sondern auch Afrika, Nord- und Südamerika tern oder auch Krankenversicherungen.
sowie Teile Asiens. Sinn macht diese Analyse nur,
wenn gezielt im Rahmen spezieller Indikationen ge- Praxisbeispiele: Umfassender Service
sucht wird, in denen die jeweilige Institution grund- für ausländische Patienten
sätzlich medizinisch international wettbewerbsfä-
hig ist. Dies setzt in der Regel hochwertige bauliche ƒ Städtisches Klinikum München: das International
und apparative Rahmenbedingungen voraus. Eben- Department betreut übergreifend die ausländi-
so Voraussetzung ist ein internationaler Ruf der je- schen Patienten von fünf Kliniken mit Services
weiligen Mediziner. wie arabisch, englisch und russisch sprechenden
Koordinatoren, Visaorganisation und Flughafen-
Internationales Benchmarking des transfer. (www.klinikum-muenchen.de)
Gesamtangebotes
ƒ Internationaler Patientenservice des Universitäts-
Ist ein internationales Potenzial identifiziert worden, klinikums Carl Gustav Clarus, Dresden: Neben den
sollte ein detailliertes Benchmarking mit den inter- klassischen Servicemodulen auch Arrangements
nationalen Wettbewerbern durchgeführt werden. für spezielle kulturelle und religiöse Bedürfnisse.
Dies umfasst auch die Bereiche Logistik, Service, Be- (www.uniklinikum-dresden.de/patienten-und-
herbergung und Unterhaltungswert des näheren besucher/international-patients)
Umfeldes. Dabei sind ebenfalls die unterschiedli-
chen kulturspezifischen Bedürfnisse zu beachten. So ƒ Helios Kliniken: Mehrsprachiges Serviceportal
sollte beispielsweise an einen Ansprechpartner für für ausländische Patienten.
die jeweiligen Religionsgruppen gedacht werden. In (www.helios-healthcare.com)
diesem Rahmen ist ebenfalls eine Besichtigung der
wesentlichsten Wettbewerber zu empfehlen. Das ƒ Klinikum der Johann-Wolfgang Goethe Universi-
Angebot sollte erst dann am Markt platziert werden, tät Frankfurt am Main bietet u.a. Kostenberech-
wenn in den Bereichen Logistik, Service und Beher- nungen und Übersetzung in Englisch und Rus-
bergung zumindest Gleichwertigkeit erreicht wor- sisch. (www.klinik.uni-frankfurt.de)
den ist.
Praxisbeispiel: Quellmarktspezifität
Ein nur eingeschränkt zu beeinflussender Faktor ist
die Nähe bzw. unkomplizierte und schnelle Erreich- ƒ Schön Klinik Bad Aibling: Fokus auf arabische
barkeit eines internationalen Flughafens. In Gren- Patienten. (www.schoen-kliniken.com;Stichwort
zen kann ein effizienter Shuttle-Service eine größere Bad Aibling)
Entfernung zum Flughafen kompensieren.
Praxisbeispiel: Vertriebs- und
Etablierung quellmarktspezifischer Servicenetzwerk
Vermarktungsstrukturen
ƒ Netzwerk zur Qualitätsoptimierung, Servicege-
Die quellmarktspezifische Etablierung von Vermark- stellung und zum Vertrieb – Network for better
tungsstrukturen ist in der Regel eine langwierige medical care, Berlin (www.nbmc-berlin.de)
und schwierige Aufgabe. Basis ist eine quellmarkt-
19. Branchenreport „Kliniken, Gesundheit szentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“ 19
Praxisbeispiel: Kooperation der Gesund- Praxisbeispiel: Ästhetische Chirurgie und
heitsdienstleister einer Destination Präventivmedizin im 5-Sterne Ambiente
ƒ Gesundheitsregion Köln-Bonn: Die Organisation ƒ Hotel Breidenbacher Hof, Düsseldorf: Parallelan-
bietet im Rahmen einer Kooperation von zahlrei- gebot einer Beauty-Lounge mit Massagen, Mani-
chen Gesundheitsdienstleistern (Kliniken, Groß- küren etc., einer Fitness-Einrichtung, einer Klinik
praxen etc.) eine gemeinsame Marketingplatt- für ästhetische Chirurgie (Pearl of aesthetics) und
form und Services wie Transport, Übersetzung, einer präventivmedizinischen Praxis.
Exkursionen an. (www.health-cologne.de/index. (www.breidenbacherhofcapella.de)
php?option=com_content&task=section&id=6&I
temid=26)
Checkliste: Internationaler Gesundheitstourismus
Analyse der Quellmärkte
ƒ Fachspezifische Analyse im Rahmen der aus medizinischer Sicht international wettbewerbsfähigen
Bereiche
ƒ Berücksichtigung von Osteuropa, arabische Länder, westliches Asien, Nord- und Südamerika
ƒ Überlegene Qualität
Internationales Benchmarking
ƒ Sind Logistik, Service und Beherbergung international wettbewerbsfähig?
ƒ Wurde dies durch stichprobenartige Besuche vor Ort überprüft?
Etablierung quellmarktspezifischer Vermarktungsstrukturen
ƒ U. a. professionelle Patientenvermittler, Botschaften, Kooperationen mit lokalen Leistungserbringern
und Krankenkassen
20. 20 Branchenreport „Kliniken, Gesundheitszentren und medizinisch-therapeutische Dienstleister“
4. Fazit
Der gesundheits- bzw. medizintouristische Markt ist Im grenzüberschreitenden (grenznahen) Gesund-
für Kliniken, Gesundheitszentren und medizinisch- heitstourismus sollten Mängel in der Versorgung
therapeutische Dienstleister hinsichtlich einer identifiziert und eine enge Abstimmung mit den
Umsatzoptimierung von kontinuierlich zunehmen- Leistungserbringern, Krankenkassen und Behörden
dem Interesse. des Nachbarlandes durchgeführt werden.
Generelle Erfolgsfaktoren sind die Fokussierung auf Der internationale Gesundheitstourismus erfordert
ein spezifisches Gebiet, das Eingehen von Kooperati- eine Analyse der Märkte in Osteuropa, in den arabi-
onen vor allem in den Bereichen Logistik, Service schen Ländern, im westlichen Asien sowie in Nord-
und Beherbergung sowie eine hohe Standardisie- und Südamerika auf der Grundlage der vorliegen-
rung des Gesamtangebotes. den international wettbewerbsfähigen Angebote.
Ebenso erforderlich ist eine internationale Wettbe-
Der Markt kann in drei unterschiedliche Segmente werbsfähigkeit in den Bereichen Logistik, Services
unterteilt werden: und Beherbergung. Auch das nähere Umfeld sollte
hochkarätige Unterhaltungs- und Einkaufsgelegen-
ƒ Deutscher Binnenmarkt heiten bieten. Für die Etablierung einer quell-
marktspezifischen Vermarktungsstruktur bedarf es
ƒ Grenzüberschreitend (grenznah) u.a. Ansprechpartnern und Kooperationen im jewei-
ligen Quellmarkt.
ƒ International (grenzfern)
Im Binnenmarkt ist eine quantitative Analyse des
Marktumfeldes (u.a. auf Basis der § 21 Krankenhaus-
entgeltgesetz Daten) sowie eine zeitnahe und pro-
fessionelle Zuweiser- und Patientenkommunikation
erfolgsentscheidend.
21. Impressum
Text und Redaktion
PROJECT M GmbH
Cornelius Obier, Christoph Creutzburg
www.projectm.de
KECK MEDICAL GmbH
Dr. med. Andreas Keck
www.keck-medical.de
Institut für Tourismus- und Bäderforschung
in Nordeuropa GmbH (N.I.T.)
Prof. Dr. Martin Lohmann
www.nit-kiel.de
Gestaltung
PRpetuum GmbH, München
Bildnachweis
idrutu – iStockphoto
Herausgeber
Das Bundesministerium für Wirtschaft und
Bundesministerium für
Technologie ist mit dem audit berufundfamilie®
Wirtschaft und Technologie (BMWi) für seine familienfreundliche Personalpolitik
Öffentlichkeitsarbeit ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von
11019 Berlin der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der
www.bmwi.de Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen.
Stand
August 2011
Diese pdf-Broschüre wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Technologie herausgegeben. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Sie darf
weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der
Wahlwerbung verwendet werden. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen,
an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Infor-
mationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwer-
bung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger zuge-
gangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als
Parteinahme der Bundesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.