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ProduktionSeite 6 NR. 02 | 14. Jänner 2016 | BauernZeitung
H
arnstoff (Urea; 46 % N) ermög-
licht bei richtigem Einsatz eine
kostengünstige N-Düngung.
Um den Kostenvorteil wirklich nutzen
zu können, muss man die Spezifika
des Dünge-Harnstoffs kennen. Denn
die Stickstofffreisetzung aus dem
Harnstoff ist vergleichbar mit jener
von Gülle – erst nach einigen Um-
wandlungsschritten wird der im Dün-
ger enthaltene organische Stickstoff
pflanzenverfügbar (siehe Grafik). Weil
durch die Umwandlungsschritte auch
N-Verluste auftreten können, sind ei-
nige Regeln zu beachten.
Einarbeitung verhindert
N-Verluste
Die dargestellten Umwandlungs-
schritte zeigen auf, dass das gasför-
mige Ammoniak verlustgefährdet ist.
Je rascher Harnstoff in die Ammo-
niumform übergeführt wird, umso
effizienter wirkt die Harnstoffdün-
gung. Günstige Voraussetzungen da-
für sind:
• eine gute Bodenfeuchte,
• kühle Temperaturen und
• ein Boden pH-Wert unter 7.
Besonders verlustgefährdet ist daher
die Harnstoffdüngung auf offenen und
alkalischen Böden, bei warmer Wit-
terung, Trockenheit und bei Wind.
Dabei rechnet man mit 20 bis 40 Pro-
zent an möglichen N-Verlusten, die
zudem noch klimaschädigend wirken
und auch die extensive Naturvegeta-
tion beeinträchtigen können.
Das Wissen um diese spezifischen
Eigenschaften von Harnstoff und der
dabei neu entstehenden Stickstoffver-
bindungen geben dem Praktiker aber
auch die Handhabe, diese Verluste
weitgehend zu verhindern.
Die geringsten Stickstoffverluste hat
man daher bei der Einbringung des
Düngeharnstoffs in die oberste Boden-
schicht. Dies kann durch Bearbei-
tungsmaßnahmen, wie z. B. Striegeln
oder Eggen, geschehen. Besonders
wichtig ist diese Maßnahme bei Böden
mit pH-Werten über 6,5. Im Optimal-
fall wäscht ein leichter Regen den
Harnstoff in den Boden ein.
Bei noch nicht voll entwickelten
Ackerkulturen kann Harnstoff gleich-
zeitig mit dem Striegeln des Unkrauts
mit Boden bedeckt werden. Bei der
Anwendung in schossende Getreide-
bestände braucht keine besondere Ein-
arbeitung zu erfolgen, weil ein schos-
sender Pflanzenbestand am Boden ein
feuchteres Kleinklima aufweist, das
die Ammoniakabwehung bremst. Zu-
dem können die Pflanzen das Ammo-
niak teils über die Blattöffnungen auf-
nehmen und verwerten.
Harnstoffeinsatz
bei Qualitätsweizen
Die häufig praktizierte Dreiteilung
der N-Gabe bei der Qualitätsdüngung
zu Weizen empfiehlt sich auch bei
Harnstoff. Die erste N-Gabe sollte sich
an der Bestandsentwicklung orientie-
ren und wie bei KAS bemessen wer-
den. Bei unterentwickelten Beständen
ist die N-Gabe leicht zu erhöhen. Die
langsamere Wirkung von Harnstoff
ist bei kühler Witterung im Frühjahr
ein Vorteil, weil eine übermäßige Be-
stockung unterbleibt.
Die zweite und dritte N-Gabe sollten
gegenüber KAS um etwa eine Woche
vorverlegt werden, damit ausreichend
Zeit zur N-Mineralisierung des Harn-
stoffs bleibt. Bei der dritten Gabe ist
abzuwägen, ob man beispielsweise
aufgrund trockener Witterung nicht
doch auf den unmittelbar und rasch
wirkenden KAS zurückgreift.
Harnstoff bei Zuckerrübe,
Mais und Kartoffel
Der Harnstoffeinsatz bei Zucker-
rübe führt nach den bisherigen Ver-
suchserfahrungen im Trockengebiet
praktisch zu gleichen Erträgen und
Qualitäten. Nur wenn der Boden un-
günstige Gareeigenschaften, beispiels-
weise durch Verdichtung oder Fest-
lagerung hat, und der Wasser- und
Gasaustausch durch zuwenig Poren
gestört ist, ist mit einer etwas lang-
sameren N-Wirkung aus Harnstoff zu
rechnen. Dies erkennt man, wenn die
Bestände die typisch saftig grüne Fär-
bung verzögert erreichen.
Bei Mais ist die Anwendung von
Harnstoff gleichzeitig mit der Hacke
sehr wuchsfördernd. Dabei läuft die
langsame Umwandlung des Amid-
Stickstoffs zu Nitrat-Stickstoff ideal
parallel mit dem zeitlichen Verlauf der
Nährstoffaufnahme.
Die langsamere N-Mineralisierung
von Harnstoff ist bei Mais von Vorteil,
weil er in der Jugend noch wenig Stick-
stoff aufnimmt und der umgewandel-
te Harnstoff-N weniger verlustanfällig
ist. Wird Mais mit einer zweiten Gabe
(am besten in die Reihe und nicht
flächig) mineralisch gedüngt, so düngt
man nur mit Harnstoff. In Kombina-
tion mit einer Hacke – allerdings nur
auf flachen Flächen, damit keine Bo-
denerosion provoziert wird – bewirkt
die Harnstoffdüngung einen enormen
Wachstumsschub bei Mais.
Bei Kartoffel kann Harnstoff bis
120 kg N/ha als Unterfußbanddün-
gung mit drei bis fünf Zentimeter
Abstand zur Knolle ohne Ätzschäden
eingesetzt werden; noch höhere N-
Gaben sind besser breitflächig auszu-
bringen. Der Harnstoff wirkt zudem
weniger bodenversauernd als Ammon-
sulfat und ist gegenüber KAS mit
140 kg N/ha teils sogar leicht über-
legen. Durch die langsamere, spätere
und bedarfsgerechtere N-Freisetzung
bei Harnstoff lebt das ertragswichtige
Blattchlorophyll länger und kann somit
länger Stärke einlagern. Praxiserfah-
rungen mit Harnstoff sind durchwegs
positiv.
Die Stickstoffwirkung von
Harnstoff im Überblick
• Auf besseren Böden erreicht Harn-
stoff etwa die Wirkung anderer Stick-
stoffdünger.
• Auf leichteren und humusärmeren
Sandböden wirkt Harnstoff schlechter,
insbesonders bei fehlenden Nieder-
schlägen.
• Zu Wintergetreide schneidet Harn-
stoff bei der frühen Anwendung in der
Folge der starken Abhängigkeit der
Umsetzung von den Temperaturver-
hältnissen oft schlechter ab als Kalk-
ammonsalpeter. Bei späterer Anwen-
dung ist die Wirkung gleich gut.
• Bei einer Vorsaat-Harnstoffdün-
gung kann es bei Mais, Rüben und
Raps zu Keimschäden und damit zu
Auflaufproblemen kommen.
• Auf Wiesen und Weiden verliert
man bei Harnstoff genauso wie bei
der Anwendung von Wirtschaftsdün-
ger wegen der unvermeidlichen Am-
moniakverluste zirca 15 bis 25 Prozent
N. Die Verluste reduzieren sich deut-
lich, wenn nach der Düngung zehn
bis 20 mm Niederschlag den Harnstoff
in den Boden leicht einwaschen.
Nachteile sind
beherrschbar
Für die Verwendung von Harnstoff
als Dünger für Ackerkulturen sprechen
vor allem die deutlich geringeren Kos-
ten. Mit Sachkenntnis der Dünger-
wirkung sind auch die Nachteile die-
ser Düngerform beherrschbar. Rasche
Einarbeitung in den Boden oder rasch
folgende Niederschläge sind wichtige
Hilfen gegen Ammoniakverluste.
Weitere Hinweise zur N-Düngung
mit Harnstoff gibt es im Internet unter
www.ages.at/themen/umwelt/boden/
boden-und-duengerbroschueren/
Kontakt zum Autor unter E-Mail
johann.humer@gmail.com. Auf An-
frage stellt der Autor gerne weitere
Fachliteratur zum Thema zur Verfü-
gung. Rückmeldungen sind weiters
erwünscht zu einezlbetrieblichen Er-
fahrungen mit der Harnstoffdüngung,
(Ertragswirkung bei verschiedenen
Kulturen und Bodarten, Ausbringung,
ev. toxische Wirkung).
„AdBlue“ für den Acker – mit Harnstoff
sachgerecht und kostengünstig düngen
Johann Humer
Harnstoff (Urea) ist der welt-
weit dominierende Stickstoff-
dünger und auf den internatio-
nalen Märkten derzeit
vergleichsweise kostengünstig
verfügbar. Für einen sachge-
rechten Einsatz sind jedoch
einige Besonderheiten zu
beachten.
Der Weg Vom Harnstoff zum Nitrat
Bis Harnstoff pflanzenwirksam wird, dauert es etwa zwei bis vier Wochen
Quelle: HumerBauernzeitung
Wo Verluste Möglich sind
Stickstoffverluste vermeiden, so lautet das Ziel einer sachgere-
chnten N-Düngung mit Harnstoff. Weil der Stickstoff im
Harnstoff als Amid (−NH2) vorliegt, bedarf es zweier Umwand-
lungsschritte, damit der Stickstoff als Nitrat (NO3−) pflanzen-
verfügbar wird.
Im ersten Schritt wird das sehr gut wasserlösliche Amid zu
Ammoniak (NH3) und CO2 gespalten. Diese Reaktion wird
durch das allgegenwärtige Enzym Urease sowie durch hohe
pH-Werte gefördert und läuft selbst bei niedriger Bodentempe-
ratur rasch ab. Ammoniak ist ein stechend riechendes,
pflanzengiftiges und leichtflüchtiges Gas, wodurch N-Verluste
eintreten können. Durch Kontakt mit Wasser wird Ammoniak
jedoch in die Ammonium-Form (NH4+) übergeführt, die mit
dem Bodenhumus eine stabile und schwer wasserlösliche
Bindung eingeht. Der Ammonium -Stickstoff ist dann sogar bei
höheren Niederschlägen nicht mehr auswaschungsgefährdet.
Damit der Stickstoff schließlich pflanzenverfügbar wird, bedarf
es weiterer Umwandlungsschritte von Ammonium über Nitrit
(NO2−) zu Nitrat (NO3−). Auslöser dieser Reaktionen sind
Bodenbakterien. Das Nitrit ist dabei nur eine kurzlebige
Zwischenverbindung. Entscheidend für eine gute Stickstoffver-
sorgung der Pflanzen ist das Nitrat. Nitrat hat eine sehr gute
Wasserlöslichkeit und wird von den Wurzeln gierig gesucht und
aufgenommen. Da der Boden bzw. Humus das Nitrat nicht
bindet, ist es sehr auswaschungsgefährdet.
Die Umwandlungsgeschwindigkeit von Harnstoff zu Nitrat
hängt von Umweltbedingungen, vor allem von der Bodentem-
peratur ab. Das erklärt bei Harnstoff die viel langsamere
Düngewirkung bei kühler Witterung im Vergleich zu rasch
wirksamen Nitrat-Stickstoffdüngern wie Kalkammonsalpeter
(KAS bzw. Nitramoncal) oder Volldüngern.
Lagerung und Ausbringung
Harnstoff bringt einige Besonderheiten und Erschwernisse mit
sich, die aber mit zunehmender Erfahrung beherrschbar sind:
■■ Harnstoff ist hygroskopisch, zieht also Wasser an, und kann
nur mit Vorbehalten in der Lose-Dünger-Kette verwendet werden.
■■ Rasches Verschmieren des Harnstoffs und damit eine kurzfristige
Änderung der Streumenge und des Streubilds können ebenfalls als
Schwächen der Harnstoffdüngung bezeichnet werden.
■■ Harnstoff ist je nach Hersteller unterschiedlich fein gekörnt
(1,85 bis 3,30 Millimeter Durchmesser). Im Vergleich zu Kalkam-
monsalpeter ist Harnstoff feiner gekörnt und hat ein geringeres
spezifisches Gewicht (Harnstoff 700 kg/m3, Kalkammonsalpeter
1100 kg/m3). Geringeres Düngergewicht und kleinere Körner be-
deuten geringere Wurfweite und abweichendes Verhalten beim
Ausrieseln aus dem Düngestreuer.
■■ Die hohe Konzentration des Harnstoffs mit 46 Prozent N hat
zur Folge, dass zum Beispiel bei einer Aufwandmenge von 60
bis 100 kg N/ha nur eine Streumenge von 130 bis 220 kg/ha
Harnstoff auszubringen ist. Exaktstreuer können diese Aufgabe
am besten lösen.
■■ Harnstoff stellt höhere Ansprüche an die Düngerverteilung. Das
präzise gleichmäßige Streuen von Harnstoff ist sehr vom Streuertyp
abhängig. Bei Schleuderstreuern und ungleicher Düngerkörnung
besteht die Gefahr von Streufehlern. Auch der Windeinfluß ist
bei Harnstoff deutlich größer als bei Kalkammonsalpeter. Für die
Gleichmäßigkeit des Streubildes ist die gleichmäßige Düngekörnung
und die Art des Düngerstreuers entscheidend.
Harnstoff stellt höhere Anforderungen an die Streugenauigkeit.
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Besonders verlustgefährdet ist daher die Harnstoffdüngung auf offenen und alkalischen Böden, bei warmer Wit- terung, Trockenheit und bei Wind. Dabei rechnet man mit 20 bis 40 Pro- zent an möglichen N-Verlusten, die zudem noch klimaschädigend wirken und auch die extensive Naturvegeta- tion beeinträchtigen können. Das Wissen um diese spezifischen Eigenschaften von Harnstoff und der dabei neu entstehenden Stickstoffver- bindungen geben dem Praktiker aber auch die Handhabe, diese Verluste weitgehend zu verhindern. Die geringsten Stickstoffverluste hat man daher bei der Einbringung des Düngeharnstoffs in die oberste Boden- schicht. Dies kann durch Bearbei- tungsmaßnahmen, wie z. B. Striegeln oder Eggen, geschehen. Besonders wichtig ist diese Maßnahme bei Böden mit pH-Werten über 6,5. Im Optimal- fall wäscht ein leichter Regen den Harnstoff in den Boden ein. Bei noch nicht voll entwickelten Ackerkulturen kann Harnstoff gleich- zeitig mit dem Striegeln des Unkrauts mit Boden bedeckt werden. Bei der Anwendung in schossende Getreide- bestände braucht keine besondere Ein- arbeitung zu erfolgen, weil ein schos- sender Pflanzenbestand am Boden ein feuchteres Kleinklima aufweist, das die Ammoniakabwehung bremst. Zu- dem können die Pflanzen das Ammo- niak teils über die Blattöffnungen auf- nehmen und verwerten. Harnstoffeinsatz bei Qualitätsweizen Die häufig praktizierte Dreiteilung der N-Gabe bei der Qualitätsdüngung zu Weizen empfiehlt sich auch bei Harnstoff. Die erste N-Gabe sollte sich an der Bestandsentwicklung orientie- ren und wie bei KAS bemessen wer- den. Bei unterentwickelten Beständen ist die N-Gabe leicht zu erhöhen. Die langsamere Wirkung von Harnstoff ist bei kühler Witterung im Frühjahr ein Vorteil, weil eine übermäßige Be- stockung unterbleibt. Die zweite und dritte N-Gabe sollten gegenüber KAS um etwa eine Woche vorverlegt werden, damit ausreichend Zeit zur N-Mineralisierung des Harn- stoffs bleibt. Bei der dritten Gabe ist abzuwägen, ob man beispielsweise aufgrund trockener Witterung nicht doch auf den unmittelbar und rasch wirkenden KAS zurückgreift. Harnstoff bei Zuckerrübe, Mais und Kartoffel Der Harnstoffeinsatz bei Zucker- rübe führt nach den bisherigen Ver- suchserfahrungen im Trockengebiet praktisch zu gleichen Erträgen und Qualitäten. Nur wenn der Boden un- günstige Gareeigenschaften, beispiels- weise durch Verdichtung oder Fest- lagerung hat, und der Wasser- und Gasaustausch durch zuwenig Poren gestört ist, ist mit einer etwas lang- sameren N-Wirkung aus Harnstoff zu rechnen. Dies erkennt man, wenn die Bestände die typisch saftig grüne Fär- bung verzögert erreichen. Bei Mais ist die Anwendung von Harnstoff gleichzeitig mit der Hacke sehr wuchsfördernd. Dabei läuft die langsame Umwandlung des Amid- Stickstoffs zu Nitrat-Stickstoff ideal parallel mit dem zeitlichen Verlauf der Nährstoffaufnahme. Die langsamere N-Mineralisierung von Harnstoff ist bei Mais von Vorteil, weil er in der Jugend noch wenig Stick- stoff aufnimmt und der umgewandel- te Harnstoff-N weniger verlustanfällig ist. Wird Mais mit einer zweiten Gabe (am besten in die Reihe und nicht flächig) mineralisch gedüngt, so düngt man nur mit Harnstoff. In Kombina- tion mit einer Hacke – allerdings nur auf flachen Flächen, damit keine Bo- denerosion provoziert wird – bewirkt die Harnstoffdüngung einen enormen Wachstumsschub bei Mais. Bei Kartoffel kann Harnstoff bis 120 kg N/ha als Unterfußbanddün- gung mit drei bis fünf Zentimeter Abstand zur Knolle ohne Ätzschäden eingesetzt werden; noch höhere N- Gaben sind besser breitflächig auszu- bringen. Der Harnstoff wirkt zudem weniger bodenversauernd als Ammon- sulfat und ist gegenüber KAS mit 140 kg N/ha teils sogar leicht über- legen. Durch die langsamere, spätere und bedarfsgerechtere N-Freisetzung bei Harnstoff lebt das ertragswichtige Blattchlorophyll länger und kann somit länger Stärke einlagern. Praxiserfah- rungen mit Harnstoff sind durchwegs positiv. Die Stickstoffwirkung von Harnstoff im Überblick • Auf besseren Böden erreicht Harn- stoff etwa die Wirkung anderer Stick- stoffdünger. • Auf leichteren und humusärmeren Sandböden wirkt Harnstoff schlechter, insbesonders bei fehlenden Nieder- schlägen. • Zu Wintergetreide schneidet Harn- stoff bei der frühen Anwendung in der Folge der starken Abhängigkeit der Umsetzung von den Temperaturver- hältnissen oft schlechter ab als Kalk- ammonsalpeter. Bei späterer Anwen- dung ist die Wirkung gleich gut. • Bei einer Vorsaat-Harnstoffdün- gung kann es bei Mais, Rüben und Raps zu Keimschäden und damit zu Auflaufproblemen kommen. • Auf Wiesen und Weiden verliert man bei Harnstoff genauso wie bei der Anwendung von Wirtschaftsdün- ger wegen der unvermeidlichen Am- moniakverluste zirca 15 bis 25 Prozent N. Die Verluste reduzieren sich deut- lich, wenn nach der Düngung zehn bis 20 mm Niederschlag den Harnstoff in den Boden leicht einwaschen. Nachteile sind beherrschbar Für die Verwendung von Harnstoff als Dünger für Ackerkulturen sprechen vor allem die deutlich geringeren Kos- ten. Mit Sachkenntnis der Dünger- wirkung sind auch die Nachteile die- ser Düngerform beherrschbar. Rasche Einarbeitung in den Boden oder rasch folgende Niederschläge sind wichtige Hilfen gegen Ammoniakverluste. Weitere Hinweise zur N-Düngung mit Harnstoff gibt es im Internet unter www.ages.at/themen/umwelt/boden/ boden-und-duengerbroschueren/ Kontakt zum Autor unter E-Mail johann.humer@gmail.com. Auf An- frage stellt der Autor gerne weitere Fachliteratur zum Thema zur Verfü- gung. Rückmeldungen sind weiters erwünscht zu einezlbetrieblichen Er- fahrungen mit der Harnstoffdüngung, (Ertragswirkung bei verschiedenen Kulturen und Bodarten, Ausbringung, ev. toxische Wirkung). „AdBlue“ für den Acker – mit Harnstoff sachgerecht und kostengünstig düngen Johann Humer Harnstoff (Urea) ist der welt- weit dominierende Stickstoff- dünger und auf den internatio- nalen Märkten derzeit vergleichsweise kostengünstig verfügbar. Für einen sachge- rechten Einsatz sind jedoch einige Besonderheiten zu beachten. Der Weg Vom Harnstoff zum Nitrat Bis Harnstoff pflanzenwirksam wird, dauert es etwa zwei bis vier Wochen Quelle: HumerBauernzeitung Wo Verluste Möglich sind Stickstoffverluste vermeiden, so lautet das Ziel einer sachgere- chnten N-Düngung mit Harnstoff. Weil der Stickstoff im Harnstoff als Amid (−NH2) vorliegt, bedarf es zweier Umwand- lungsschritte, damit der Stickstoff als Nitrat (NO3−) pflanzen- verfügbar wird. Im ersten Schritt wird das sehr gut wasserlösliche Amid zu Ammoniak (NH3) und CO2 gespalten. Diese Reaktion wird durch das allgegenwärtige Enzym Urease sowie durch hohe pH-Werte gefördert und läuft selbst bei niedriger Bodentempe- ratur rasch ab. Ammoniak ist ein stechend riechendes, pflanzengiftiges und leichtflüchtiges Gas, wodurch N-Verluste eintreten können. Durch Kontakt mit Wasser wird Ammoniak jedoch in die Ammonium-Form (NH4+) übergeführt, die mit dem Bodenhumus eine stabile und schwer wasserlösliche Bindung eingeht. Der Ammonium -Stickstoff ist dann sogar bei höheren Niederschlägen nicht mehr auswaschungsgefährdet. Damit der Stickstoff schließlich pflanzenverfügbar wird, bedarf es weiterer Umwandlungsschritte von Ammonium über Nitrit (NO2−) zu Nitrat (NO3−). Auslöser dieser Reaktionen sind Bodenbakterien. Das Nitrit ist dabei nur eine kurzlebige Zwischenverbindung. Entscheidend für eine gute Stickstoffver- sorgung der Pflanzen ist das Nitrat. Nitrat hat eine sehr gute Wasserlöslichkeit und wird von den Wurzeln gierig gesucht und aufgenommen. Da der Boden bzw. Humus das Nitrat nicht bindet, ist es sehr auswaschungsgefährdet. Die Umwandlungsgeschwindigkeit von Harnstoff zu Nitrat hängt von Umweltbedingungen, vor allem von der Bodentem- peratur ab. Das erklärt bei Harnstoff die viel langsamere Düngewirkung bei kühler Witterung im Vergleich zu rasch wirksamen Nitrat-Stickstoffdüngern wie Kalkammonsalpeter (KAS bzw. Nitramoncal) oder Volldüngern. Lagerung und Ausbringung Harnstoff bringt einige Besonderheiten und Erschwernisse mit sich, die aber mit zunehmender Erfahrung beherrschbar sind: ■■ Harnstoff ist hygroskopisch, zieht also Wasser an, und kann nur mit Vorbehalten in der Lose-Dünger-Kette verwendet werden. ■■ Rasches Verschmieren des Harnstoffs und damit eine kurzfristige Änderung der Streumenge und des Streubilds können ebenfalls als Schwächen der Harnstoffdüngung bezeichnet werden. ■■ Harnstoff ist je nach Hersteller unterschiedlich fein gekörnt (1,85 bis 3,30 Millimeter Durchmesser). Im Vergleich zu Kalkam- monsalpeter ist Harnstoff feiner gekörnt und hat ein geringeres spezifisches Gewicht (Harnstoff 700 kg/m3, Kalkammonsalpeter 1100 kg/m3). Geringeres Düngergewicht und kleinere Körner be- deuten geringere Wurfweite und abweichendes Verhalten beim Ausrieseln aus dem Düngestreuer. ■■ Die hohe Konzentration des Harnstoffs mit 46 Prozent N hat zur Folge, dass zum Beispiel bei einer Aufwandmenge von 60 bis 100 kg N/ha nur eine Streumenge von 130 bis 220 kg/ha Harnstoff auszubringen ist. Exaktstreuer können diese Aufgabe am besten lösen. ■■ Harnstoff stellt höhere Ansprüche an die Düngerverteilung. Das präzise gleichmäßige Streuen von Harnstoff ist sehr vom Streuertyp abhängig. Bei Schleuderstreuern und ungleicher Düngerkörnung besteht die Gefahr von Streufehlern. Auch der Windeinfluß ist bei Harnstoff deutlich größer als bei Kalkammonsalpeter. Für die Gleichmäßigkeit des Streubildes ist die gleichmäßige Düngekörnung und die Art des Düngerstreuers entscheidend. Harnstoff stellt höhere Anforderungen an die Streugenauigkeit. Foto:AGRARFOTO.COM