2. Therapeutisches Konzept (braucht: die Anerkennung von Ambivalenzen und einen kommunikativen Rahmen) Komplementäre Therapien (eher prozessorientiert) vom Stärken / Schwächen Profil … … über ein eher zirkuläres Vorgehen … … zur Entwicklung der individuellen Ressourcen Patient (Orientierung suchend) nach einer Erkrankung … … über eine Ausschlussmethodik („Versuch und Irrtum“) … … zu einer neuen Haltung und zum Expertenwissen in eigener Sache Medizinische Therapie (eher ergebnisorientiert) von der Diagnose der Erkrankung … … über ein eher lineares Vorgehen … ….zur Therapie des körperlichen Defizits „Kreative“ Krisenbegleitung Soviel „Standard“ wie nötig Sowenig „Standard“ wie möglich Standardisierte Krisenüberwindung Bildung / Beratung / Finanzierung
4. Vorbemerkung Onkologische Erkrankungen betreffen den Menschen auf allen Ebenen seines Daseins und der Verlauf der Erkrankung ist individuell unterschiedlich. Letzteres gilt besonders für die psychischen und sozialen Aspekte der Erkrankung. Die folgende Präsentation ist entstanden im Rahmen eines interdisziplinären Austausches unter Beteiligung von Betroffenen. Ziel ist es die Rahmenbedingungen für die Entstehung eines therapeutischen Konzeptes zu erarbeiten, das unterschiedliche therapeutische Ansätze einbezieht. Es ist auch im Rahmen einer solchen Zusammenarbeit nicht möglich der Vielfalt möglicher individueller Entwick-lungengerecht zu werden. Hier wird der Versuch unternommen eine Orientierungshilfe in der Form einer „Landkarte“ zu erarbeiten. Es soll beispielhaft ein Prozess beschrieben werden, der den interdisziplinären Austausch fördert. Gesundheit entsteht nicht allein durch die Vermittlung von Informationen. Wesentlich sind die Bedingungen, die das Einüben von Verhaltensweisen ermöglichen. Es stellt sich die Frage, inwieweit eine Erkrankung als Herausforderung zur Ausbildung kreativer Fähigkeiten gesehen werden kann? Welche Rahmenbedingungen („Landkarten“) sind notwendig, um dem kreativen Potential Erkrankter Rechnung zu tragen? Mit der Entwicklung psychoonkologischer Ansätze stehen den Patienten umfassende schulmedizinische Therapien zumindest theoretisch zur Verfügung. Vor allem unter dem Aspekt des Einübens gesundheitsfördernder Strategien können komplementäre Ansätze von Bedeutung sein. Onkologische Erkrankungen sind eine existentielle Bedrohung und erschüttern die betroffenen Menschen. Ihre Möglichkeiten mit sich und mit Anderen in Resonanz zu gehen sind erschwert. Für die medizinische Beschreibung eines Tumors gibt es einen Code. Für die psychische und soziale Dimension der Erkrankung gibt es keinen allgemeingültigen Code der Verständigung. Deshalb kann an dieser Stelle nur der Versuch unternommen werden, komplexe Zusammenhänge beispielhaft in eine Form zu bringen. Damit soll eine Methode dargestellt werden, die hilfreich sein kann, auf komplexe Herausforderungen zu reagieren. Klaus Koppenberg, Dipl. Soz.arb./Soz.päd., November 2010
5. Stationen der Erkrankung Untersuchung , Befund, Diagnose vor der Behandlung mit dem Behandlungsdruck während der Behandlung vor und während der Rehabilitation Leben mit der Erkrankung Rezidiv saluto- genetischer Prozess Was fördert die Entstehung und Erhaltung von Gesundheit? patho- genetischer Prozess Was ist entscheidend für die Bekämpfung der Erkrankung? T h e r a p e u t i s c h e s K o n z e p t im Spannungsfeld salutogenetischer und pathogenetischer Herausforderungen
6. D a s T h e r a p e u t i s c h e K o n z e p tim Spannungsfeld salutogenetischerund pathogenetischer Herausforderungenhat medizinische, pflegerische, komplementär therapeutische, soziale, psychische, und seelsorgliche Anteile.
7. P r o z e s s e m o t i o n a l e r D y n a m i k
8. Verlaufsskizze psychischer und sozialer Aspekte bei onkologischen Erkrankungen (1) medizinische Beratung, Behandlung komplementäre Beratung, Behandlung, Begleitung Patient Untersuchung / Befund Diagnose Erschütterung der Einstellung zu sich selbst Codewort auf dem Weg zu einer möglichen Therapie Arzt / Patient – Verhältnis (ärztlicher Haltung trifft auf Einstellung des Patienten) autonome Entscheidung nach ärztlicher Information paternalistisches Verhältnis paritätisches Verhältnis Behandlungsdruck 2. Meinung einbeziehen allgemeine Situation Therapiestandard Patientenleitfaden Institutionelle Bedingungen (therapeutischer Ansatz, Ökonomie) spezielle Patientensituation umfassende Verunsicherung Eigenständigkeit / Abhängigkeit Alter, Vorerkrankungen, Konstitution Informationsstand
9. Verlaufsskizze psychischer und sozialer Aspekte bei onkologischen Erkrankungen (2) medizinische . . . komplementäre . . . Patient vor der Behandlung einerseits: Informationsbedarf zu Nebenwirkungen, Komplikationen oder möglichen Nachoperationen, zu unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten und zu komplementären Ansätzen Wunsch verschiedene Ansätze in ein gemeinsames Konzept zu integrieren andererseits: Verlust vertrauter Sicherheiten, bisherige Konfliktstrategien sind in Frage gestellt, Gefühl der Isolation, Veränderung der Kommunikation mit dem sozialen Umfeld, Verunsicherung auf der Beziehungsebene, Entscheidungsdruck ohne bereits eine Haltung entwickelt zu haben, Hoffen auf ein schnelles Überwinden der Erkrankung Einstellung zum Einbeziehen einer 2. Meinung ? Einstellung zu und Erfahrungen mitkomplementären Ansätzen und professions- übergreifender Arbeit ? Konzentration auf einen speziellen onkologischen Therapieansatz Auf welcher Ebene (körperlich, psychisch, sozial, seelisch)besteht ein Ergänzungsbedarf oder Ergänzungsbedürfnis der medizinischen Therapie? Welche Erfahrungen bestehen auf dieser Ebene? Welche sozialen Kontakte stehen zur Verfügung? Stärken / Schwächen Profil der persönlichen Konfliktstrategie Stärken / Schwächen Profil der familiären Konfliktstrategie Welche Bedeutung haben naturheilkundliche, komplementäre Therapien und wie kann ein Bewertungsprozess verlaufen?
10. Verlaufsskizze psychischer und sozialer Aspekte bei onkologischen Erkrankungen (3) medizinische . . . komplementäre . . . Patient Behandlung Beachten der sozialen, psychischen, seelischen Dimension Gefühl des Ausgeliefertseins, Die aggressive Therapie auf der körperlichen Ebene führt zu emotionalen Reaktionen, der Patient wird anstrengend und verteidigt seine Eigenständigkeit, über eine „emotionale Ausschlussmethode“ (Versuch und Irrtum) nähert er sich einer für ihn angemessenen emotionalen Haltung, Leben in Anspannung, auch in entspannten Situationen kommt es überfallartig zu Angstzuständen, banale Umstände können existentielle Krisen auslösen, während der onkologischen Therapie ist eine gute Symptomenbehandlung der Nebenwirkungen notwendig Einordnen des Patienten in eine therapeutische Kategorie, Erwartung von Compliance bezogen auf den Therapiestandard, Akzeptanz von Non-Compliance? Arbeiten im Spannungsfeld zwischen „Arzt sein“ und „Mediziner sein“ Intensivierung der therapeutischen Bemühungen in Krisensituationen, Spannungsfeld zwischen haus- und fachärztlicher (klinischer) Betreuung Onkologische Therapie steht im Vordergrund Indikationen, Verfügbarkeit und Zielepsychoonkologischer Therapie während des stationären Aufenthaltes
11. Verlaufsskizze psychischer und sozialer Aspekte bei onkologischen Erkrankungen (4) medizinische . . . Patient komplementäre . . . vor und während der Rehabilitation Komplementäre Ansätze stellen eine ergänzende Perspektive zur Verfügung (ermöglichen es, den Patienten „heiler“ zu sehen, als er sich selbst), sind ressourcenorientiert, fördern Kreativität, ermöglichen einen Perspektivenwechsel Gesundheit entsteht durch „e i n ü b e n“ Aufgabe: Differenzieren, Grenzen individuellen Potentials erkennen, Kommunikation verbessern Sinnfragen überfordern Hoffnungslosigkeit als Voraussetzung erfahren, wie Hoffnung auch in lebensbedrohlichen Situationen entstehen kann Bedürfnis sich auszutauschen, sich zu vernetzen, Anregungen und Impulse von ebenfalls Betroffenen „Es gibt nicht den Weg, es gibt nur meinen Weg!“ Welche Erfahrungen bestehen mit dem Einüben von Verhaltensänderungen? Aufgabe: übersetzen der Diagnose in eine persönliche Wahrheit Fortsetzung der psychoonkologischen Therapie nach der stationären Behandlung Aufgabe: Einbeziehen der individuellen Situation der Patienten, Begrenzen des therapeutischen Standards, professionsübergreifendes Arbeiten („ K o m p e t e n z i s t g e t e i l t e I n k o m p e t e n z “ )
12. Verlaufsskizze psychischer und sozialer Aspekte bei onkologischen Erkrankungen (5) medizinische . . . komplementäre . . . Patient Leben mit der Erkrankung alte und neue Ansätze verbinden „die Angst bleibt“ Organisation der Nachsorge, Widersprüchlichkeiten verarbeiten, Experte in eigener Sache werden als Arzt und als Mediziner gefordert in Resonanz mit der Angst der Betroffenen Arbeiten im Spannungsfeld von Behandeln, Beraten und Begleiten in Resonanz mit der Angst der Betroffenen Rezidiv Erworbenes Expertenwissen aktivieren und weiterentwickeln Patienten als Experten wahrnehmen und unterstützen Patienten als Experten wahrnehmen und unterstützen