Das gehört Euch! Dänische Museen im Social Web - version 2
Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des Museums ins Digitale
1. Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
Museums ins Digitale
Culturecaching-Stadttour und digitales Co-Kuratieren zur Heinrich
Hertz Ausstellung im Deutschen Museum Bonn
Dr. Helge David | TEXT-RAUM
Medien- und Markenkultur
53111 Bonn
helge.david@text-raum.de
Dr. Helge David | Die Ausweitung des Museums ins Digitale
2. Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
Museums ins Digitale.
Mit WARP-Geschwindigkeit fliegen wir schneller als das Licht,
mit der Zeitmaschine von H.G. Wells landen wir im Jahr 802701
bei den Eloi und Morlocks, mit Mark Twain sitzen wir − zurück in
die Zukunft − als Yankee an der Tafel von König Artus und
wenn es gar nichts anderes mehr geht, hilft ein eiliges Notsignal
ans Raumschiff Enterprise „Beam me up, Scotty“.
Das Projekt, vom dem ich nun berichten möchte, stellt selbst
gewissermaßen eine Zeitreise dar: Die Ausstellung wird am
kommenden Mittwoch eröffnet. Alles ist bereits gedanklich und
praktisch vorhanden. Genau zu dieser Stunde findet der Aufbau
von allem Vorbereitetem statt.
Fangen wir also mit einem kleinen theoretischen Exkurs über
Gegenwart und Zukunft an.
H.G. Wells, Die Zeitmaschine, 1895 |Verfilmung von 1960
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3. Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
Museums ins Digitale
Der Medienwandel:
Druck und Fotografie führen zur Unabhängigkeit von
Bildern und Inhalten von ihrem Stand- und
Entstehungsort.
Als gedruckte Reproduktion ist das Abbild des
Kunstwerks räumlich unabhängig geworden.
Besuchte jemand vor 10, 20, 100 Jahren ein
Museum, eine Ausstellung konnte er sich einen
Katalog zur Vertiefung und zum Wiedererinnern
erwerben.
Mit dem Aufkommen von Audioguides haben sich die
Sehgewohnheiten im Museum in singularistische
Hörgewohnheiten verändert. Manroland Schnellpresse von 1846, MAN Museum
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4. Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
Museums ins Digitale
• 2011 wurden in Deutschland eine Milliarde Apps Internet und Social Media
heruntergeladen. bieten eine schier
• Für 2012 werden 16 Millionen verkaufte Smartphones unüberblickbare Fülle von
prognostiziert. Möglichkeiten. Mobile
•92 % der 14–29jährigen sind in mindestens einem Technologien heben dabei die
sozialen Netzwerk vertreten, Trennung von digitalem Raum,
• 72 % bei den 30–49jährigen Stadtraum und Landschaft
• und in der Gruppe 50+ sind es immerhin noch 55 %. auf.
Haben Druck und Fotografie
zur massenhaften
Verfügbarkeit von Bildern und
Inhalten geführt, kommt mit
der mobilen Digitaltechnik
eine ganz neue Dimension der
räumlich und zeitlich
unabhängigen universellen
Verfügbarkeit hinzu.
aus: Arthur Brehmer, Die Welt in 100 Jahren, 1910
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5. Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
Museums ins Digitale
„Der größte Wunsch, den ich an künftige Formen des
Internet habe: Die Hardware soll verschwinden, nur
die Funktionen sollen bleiben. Das Internet soll zu
einer Umweltbedingung werden […]“, formuliert
Peter Glaser, Journalist, Schriftsteller, Ingeborg-
Bachmann-Preisträger, Ehrenmitglied des Chaos
Computer Clubs und Ikone der Online-Generation.
Die Allgegenwart des Internet ist mit der
massenhaften Verbreitung von Smartphones und
ihren schier grenzenlos scheinenden
Anwendungsmöglichkeiten dem Wunsch Glasers
nach dem Verschwinden der Hardware schon einen
guten Schritt entgegengekommen. Die Maschine, die
uns via unendliche Hyperlinks in die dritte Dimension
des Wissens beamt, passt bequem in jede
Hosentasche.
Der Zugang zu Bildern und Inhalten ist nicht mehr
Holsteinische Pflanzenbutterfabriken Wagner & Co GmbH (1929) Drahtloses an Raum und Zeit gebunden.
Privattelefon und Fernsehen. In: Das schöne echte Wagner Album Nr.3, Serie Nr.12,
Bild Nr.4: Zukunftsfantasien, Elmshorn bei Hamburg
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6. Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
Museums ins Digitale
Welche Bedeutung hat das für Kunst und Museen? Wie
kann ein Museum im Digitalen eine sinnvolle Erfahrung
schaffen, die nicht allein um Aufmerksamkeit heischt?
Wie schaffen wir bei all den möglichen Technologien die
„extension of museum“, die Ausweitung des
Kunstraums?
Begeben wir uns nun auf eine Reise, die eine Trennung
von „virtueller“ und „realer“ Welt nicht mehr kennt, die
Dank mobiler Anwendungstechnologien das Internet als
alltägliche Infrastruktur begreift wie Straßen, Strom oder
den Öffentlichen Personennahverkehr. Beginnen wir mit
einer kleinen Tour durch Raum und Zeit.
Banksy
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7. Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
Museums ins Digitale
Die Physik untergliedert sich in die Bereiche Theorie und
Experimentalphysik. Mein Vortrag folgt nun dieser Zweiteilung:
Nach dem theoretischen Eingang berichte ich über eine praktische
Umsetzung.
Am 25. April 2012 beginnt im Deutschen Museum Bonn die
Ausstellung zu dem berühmten Physiker und Entdecker der
elektromagnetischen Wellen Heinrich Hertz. Seine Entdeckung
ermöglicht die technische Nutzung der elektromagnetischen
Wellen für die Kommunikationstechnologie vom Rundfunk über
Fernesehen bis zum Mobiltelefon.
Heinrich Hertz war ein herausragender Physiker und
Wissenschaftler. Das Deutsche Museum Bonn hat eine
Ausstellungsreihe entwickelt, die sich historischen Persönlichkeiten
der Wissenschaft widmet, die in Bonn tätig waren: so gab es z.B.
Ausstellung zum Astronom Friedrich Wilhelm August Argelander
und zuletzt zum Chemiker Friedrich August Kekulé.
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8. Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
Museums ins Digitale
Heinrich Hertz war von 1889 bis zu seinem Tod 1894 Professor am
Physikalischen Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
Bonn.
Die Ausstellung zeigt im Museum Dokumente und Exponate zum Leben
und Wirken von Heinrich Hertz.
Die Heinrich Hertz Ausstellung im Deutschen Museum Bonn ausweitend
werden verschiedene Stationen im Bonner Stadtraum thematisch
einbezogen, die einen konkreten Bezug zum Leben und Wirken von
Heinrich Hertz haben und Orte, an denen bis heute den technischen
Einsatzmöglichkeiten der elektromagnetischen Wellen nachgespürt werden
können. Sie werden in einer HzCachingTour entdeckt.
Heinrich Hertz
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9. Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
Museums ins Digitale
Noch bevor die Ausstellung und die HzCachingTour das Licht der
erfahrbaren Welt in Bonn erblicken, begeben wir uns hier in München auf
die Reise durch Zeit und Raum dieses Ausstellungsprojekts.
Wie verknüpfen wir Museum, Ausstellung, Besucher und Stadtraum?
Einen Einstieg schaffen wir durch eine Guerilla-Kampagne: Diese Postkarte
wird verteilt und liegt an den verschiedenen Standorten der Bonner
Universität, bei Kulturinstitutionen und in der Gastronomie aus.
Auf der Karte findet sich kein Hinweis auf den
Gesuchten, nur der QR-Code führt weiter und natürlich
der Verweis auf der Rückseite auf die Ausstellung im
Deutschen Museum Bonn.
Angesprochen werden durch die Karten-Aktion vor
allem internetaffine Erwachsenen, Schüler und
Studenten.
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Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
Museums ins Digitale
Im Stadtraum selbst begegnen die Menschen dem Kartenmotiv auf großen Tafeln an sieben Orten im Stadtraum von Bonn. Das Deutsche
Museum Bonn bezieht so den Stadtraum in seine Ausstellung und rückt selbst näher an das Stadtzentrum. Die HzCachingTour führt mit
seiner letzten Station direkt ins Museum und in die Ausstellung.
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11. Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
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Wie funktioniert das?
Die Reise beginnt am
Hauptgebäude der Bonner
Universität − da wo einst das
Physikalische Institut
untergebracht war.
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12. Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
Museums ins Digitale
Wie funktioniert das?
Technisch ist die Umsetzung einfach: Der QR-Code wird mit einem
Mobiltelefon eingescant und leitet auf eine Internetseite mit Bilder,
Informationen, z.T. auch Video- und Audiofeatures weiter, die
individuell jeden Standort beleuchten und passende Geschichten zu
Hertz Leben und Wirken erzählen. Die Seite enthält auch einen
digitalen Stadtplan mit dem Verweis auf nächste Station.
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13. Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
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Die Inhalte der Tafeln wecken die Neugierde. Hier werden die Geschichten zum
jeweiligen Ort nur angerissen, ohne die Identität des Gesuchten preiszugeben.
Nur wer den QR-Code scannt erhält den Zugang zu der ganzen Geschichte.
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14. Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
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• Video und historische Audioaufnahmen können im passenden
• Themen der Ausstellung werden an den passenden Stationen räumlichen Kontext abgespielt werden.
innerhalb des Stadtraums aufgegriffen. • Historische Karten zeigen den damaligen städtischen Kontext.
• Augmented Reality: Historische Aufnahmen zeigen Gebäude, • Das Blog zur Ausstellung erzählt begleitend Geschichten zur
die heute dort nicht mehr existieren. Ausstellung, den Beteiligten und Themen, die mit Hertz und seiner
• Heinrich Hertz eigene Worte aus Briefen und historischen Entdeckung zusammenhängen.
Zeugnissen werden mit ihren Entstehungsorten • Die HzCachingTour führt zur Ausstellung in das Deutsche Museum
zusammengebracht. Bonn.
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15. Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
Museums ins Digitale
Museum und HzCachingTour sind eng verzahnt. Die HzCachingTour
führt ins Museum und im Museum steht ein Computer, der den
digitalen Zugriff auf die HzCachingTour ermöglicht und Kommentare
zulässt.
QR-Codes in der Ausstellung können auf digitale Inhalte verweisen.
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16. Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
Museums ins Digitale
Die Ausweitung des Museums ins Digitale:
Digitale Möglichkeiten sind Teil der Kuratierung und Konzeptfindung.
Es werden Menschen angesprochen, die den Weg ins Museum sonst nicht
finden würden.
Neugier wird geweckt. Es ist interessant und macht Spaß.
Technik wird mit der Bewegung draußen kombiniert.
Die Bekanntheit der Ausstellung und des Museums wird erhöht.
Es werden weiterführende Inhalte vermittelt, Geschichten erzählt, die
Ausstellungsfläche räumlich und gedanklich-geistig erweitert.
Das Museum ist schnell, inspiriert.
Das Museum ist nicht mehr nur das Gebäude. Nicht nur Kunsttempel, wohin
Menschen pilgern. Es ist Kunsttempel und überall dort, wo Menschen es sich
wünschen.
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17. Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
Museums ins Digitale
Für die tolle und inspirierende Zusammenarbeit bei diesem Modellprojekt
danke ich dem Deutschen Museum Bonn.
Natürlich gilt mein Dank den Veranstaltern dieser Tagung
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18. Eine Reise durch Zeit und Raum. Die Ausweitung des
Museums ins Digitale
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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