Unter Leitung des Dozenten erarbeiteten unsere Kolleginnen und Kollegen in einem Ganztagesseminar, welche Arten von Ethik es gibt, wie Ethik im Redaktionsalltag angewendet werden kann und sollte. Anhand von zahlreiche Case-Studies wurden theoretische Grundlagen veranschaulicht und dargestellt.
2. Moral (populär: ethisch=moralisch)
Herkunft: Mos – Mores (Sitten)
1. Sitten und Charakter
2. Handlungsmuster des Einzelnen & der Gesellschaft
3. Normen- und Wertvorstellung von Gruppen: Inhalte
können sich ändern, der Anspruch bleibt: Wer
bestimmte Wertvorstellung für gültig hält, empfindet
diese als handlungsleitend.
3. Journalismus
• Rechte
Pressefreiheit Art 5 GG
Auskunftsrecht
Informationsfreiheit
Informantenschutz
Zeugnisverweigerung
• Pflichten
Sorgfaltspflicht
Einhalten v. prof.
Standards
Einhalten v. Gesetzen
Berufsethos?
5. Medienethik und Recht
Recht Medienethik
Urheber Staat Branche
Form Erlasse, Verfügungen,
Urteile
Kodizes, Spruchpraxis,
Diskussionen
Sanktion verbindlich unverbindlich
Quelle Moral Moral
Funktion Verbote Gebote und Stimuli
Verhältnis Lässt Ethik Spielraum Ergänzt und widerspricht Recht
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6. Ebenen der „Bild“-Ethik
Beteiligte
A) Bild-Erzeuger (Freie,
Fotografen, Agentur)
B) Bild-Verbreiter
(Redaktionen oder
Dienstleister)
C) Bild-Nutzer
(Publikum
Ethische Bezugspunkte
(Beispiele)
A) Individualethik
B) Institutionsethik
C) Diskursethik
D) „Gute“ Sitten und
kulturelle Standards
7. Bildercheck
A) Allgemeine Vorsicht (PR-Material? Quelle? Keine Ethik
–sondern Berufsstandards)
B) Brauche ich das Bild wirklich? Oder Alternative
möglich ? (Individualethik)
C) Rücksprache mit Kollegen (Diskursethik)
D) Medienrecht (keine Ethik) Verstößt das Bild gegen
Persönlichkeitsrechte? Dabei beachten: absolute und
relative Personen der Zeitgeschichte, Privatsphäre,
Menge oder Individualaufnahme (Kopf groß, z.B.)
E) Chef vom Dienst oder Auftraggeber (Institutionsethik)
8. Eigener Kodex (No-Liste)
auf der Bildebene:
Kinder und Sex
Sodomie
Allgemeine Pornografie
(außer bei Alters-
freigabe)
Gewaltverherrlichung
auf der Textebene:
Gewaltverherrlichung
Rassismus,
Extremismus (nur
Zitate)
9. Fazit
Kodex deckt sich im Wesentlichen mit
Medienrecht und Gesetzen = ist eigentlich
kein „ethischer“ Kodex, sondern
Mindeststandard.
Aber: Entscheidungen nicht generell zu
treffen – es kommt auf den Einzelfall an
Ethische Prinzipien/Entscheidung müssen
immer „neu“ verhandelt/angewandt
werden
10. Journalistische Ethik ist also…
eine systematische Reflexion über Moral im Journalismus: Welche
Prinzipien gelten? Wie handle ich „gut“? Und was wäre „gut“?
... in einer speziellen Situation:
• Medienschaffende leben in einem mehrfachen Zwiespalt -
publizistische / moralische / ökonomische Interessen –
und allgemein:
• Medienschaffende agieren in einem komplizierten
Beziehungsgefüge - zu Quellen / Kollegen / Medienhaus /
Publikum / Anzeigen etc.
11. Abschließender Blick auf die
Theorie
Unterscheidungskriterien: nach welchen Kriterien wird das moralisch
Gute bestimmt?
Durch
• die Verhaltensdisposition (Charakter, Tugend): Tugendethik
• die Pflicht als sozusagen „objektiver moralischer Tatsache“, die aus
„objektiven“ Handlungsbewertungen resultiert :Pflichtethik
• die Folgen (teleologisch): Konsequentialismus
• die Folgen „Optimierung“, also z.B. durch Optimierung der
Interessen von Betroffenen (= Präferenz / „utilitaristische Ethik“)
oder des Glücks oder der Wohlfahrt.
• die Absichten des Handelnden: Gesinnungsethik
12. Journalistische Ethik - Prinzipien
• Gesinnungsethik
• Hermeneutische und Verantwortungsethik
• Systemtheoretische Ethik und Normenethik
• Konstruktivistische Ethik und Individualethik
13. Diskursethik nach Habermas
• Theorie des kommunikativen Handelns als Netzwerk vielfältiger
Reflexionen.
• Eine dieser Reflexionen ist die Diskursethik, also die Reflexion über den
Diskurs, die Habermas ausdrücklich als Ethik der Kommunikation sieht.
• Basis: Kategorischer Imperativ (Kant) als Moralprinzip, das Normen als
ungültig ausschliesst, die nicht die qualifizierte Zustimmung aller
möglicherweise Betroffenen finden können.
• Verständigungsorientiertes Handeln: Einvernehmen gelingt insofern, als
die in der Kommunikation geltend gemachten Ansprüche auf Wahrheit,
Richtigkeit und Wahrhaftigkeit gegenseitig anerkannt werden
• Norm ist dann gültig, wenn Teilnehmer eines praktischen Diskurses
darüber Einverständnis erzielen