1. Date: 8.6.2021
ENROPE-Sprachenpolitik
The ENROPE Group*
Eines der zentralen Ziele von ENROPE war es, Mehrsprachigkeit und Plurilingualität als
akademische Praxis zu legitimieren und validieren. Dies bedingte Diskussionen darüber, wie
wir Sprachen in all unseren Aktivitäten und Ergebnissen (Intellectual Outputs oder IOs)
anwenden. Zu diesem Zweck entwickelten wir dieses Sprachenreglement, das wir im Laufe
des Projekts regelmässig revidierten und anpassten. Das vorliegende Dokument enthält
Informationen zu den Zielen der ENROPE-Sprachenpolitik, den vereinbarten Definitionen,
sowie zur Implementierung und zur sprachlichen Qualitätssicherung.
1. Ziele der Sprachenpolitik
1.1 Bewusstsein, praktische Überlegungen, Transparenz: Während wir das Ziel einer
größeren Gleichberechtigung der Sprachen im Auge hatten, war uns auch bewusst, dass wir
in einer Welt leben, in der Sprachen einerseits hierarchisch organisiert sind und dass wir
andererseits auch praktische Überlegungen berücksichtigen mussten. Das vorliegende
Dokument hat das Ziel die Hintergründe der ENROPE-Sprachenpolitik transparent machen.
1.2 Ethik der Inklusion von verschiedenen Sprachen, Menschen und Wissen:
Aufbauend auf einem Ethos der Sensibilität, Toleranz, des Respekts und des Interesses an
allen Sprachen und Sprachvarietäten, die von verschiedenen Gruppen und Gesellschaften
verwendet und gelernt werden, strebten wir in unseren Diskussionen, Aktivitäten und
darüber hinaus danach, integrative Praktiken anzuwenden. Wir haben den Sprachgebrauch
nicht als selbstverständlich vorausgesetzt, sondern diesen während des gesamten Projekts
an verschiedenen Stellen reflektiert und hinterfragt. Sichtbare Belege dafür sind das
vorliegende Dokument (das aus unseren Diskussionen hervorging), und das von
ENROPE-Teams während den Intensiv-Studienwochen (ISWs) erarbeitete “Linguistic
Housekeeping”-Dokument, so wie und die “Annotated Bibliography, die als weiterführendes
und nachhaltiges ENROPE-Projekt besteht. Letzteres macht Wissen, das in anderen
Sprachen als Englisch produziert wurde zugänglich und sichtbar.
1.3 Ethik der Zugänglichkeit: Für eine bessere Zugänglichkeit und Nützlichkeit unserer
Projektergebnisse wurden wichtige so wie strategische Teile in alle Partnersprachen
übersetzt (siehe 2.1). Dadurch stellen wir sicher, dass die Teilnahme und die Ergebnisse
einem Publikum mit unterschiedlichen sprachlichen Hintergründen zugänglich sind. Bei
dieser Entscheidung wurden Zugänglichkeit, Inklusion und Praktikabilität gegeneinander
abgewogen. Diese Überlegungen untermauerten auch unsere Qualitätssicherungsstrategie
(siehe 4).
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2. Vereinbarte Definitionen
2.1 Partnersprachen: Institutionelle Sprachen, die in ENROPE-Partnereinrichtungen
verwendet werden (Katalanisch, Englisch, Niederländisch, Estnisch, Friesisch, Französisch,
Deutsch, Spanisch, Türkisch).
2.2 Sprachen/Varietäten: Sprachen und Sprachkombinationen, die zum individuellen
Sprachrepertoire der Teilnehmer*innen gehören, z.B. Polnisch, Italienisch, Mandarin, Urdu,
Griechisch, Walisisch, Schweizer- und Standarddeutsch, amerikanisches und europäisches
Spanisch, mauritisches Kreolisch, etc.
2.3 Vehikuläre Sprachen/Varietäten: Jede/alle Sprache(n), die für Translanguaging
verwendet wird/werden, z. B. um etwas in einer oder mehreren der oben genannten
Sprachen, so wie zusätzlichen Sprachen oder Kombinationen davon, zu besprechen.
2.4 Englisch als Lingua Franca: Eine Sprache, die alle in einer Gruppe als gemeinsame
Sprache verwenden können. Alle Varietäten des Englischen werden akzeptiert,
einschließlich der US-amerikanischen, Britischen Varietäten, anderer English-Varietäten
(World Englishes), und Englisch, das als Fremdsprache verwendet wird (Jenkins, 2013;
2003, Seidlhofer, 2006). Siehe auch 4 Qualitätssicherung.
2.5 Mehrsprachigkeit, Plurilingualismus, Translanguaging: Basierend auf den Projekten
Plur>E and PlurCur verstehen wir diese Begriffe als Beschreibung eines Ansatzes, den wir
so verstehen:
● über diskrete Sprachen hinauszugehen, z.B. durch die Nutzung plurilingualer
Fähigkeiten zum Vermitteln, Übersetzen, Codeswitching und Kommunizieren in
mehreren Sprachen
● sich bewusst zu sein, dass die sprachlichen Fähigkeiten in den verschiedenen
Sprachen in unterschiedlichem Maße entwickelt sind, abhängig von den
kommunikativen Bedürfnissen in jeder Sprache. Mehrsprachigkeit ist also mehr als
die bloße Addition von einzelnen Sprachen und Kompetenzen.
● sich bewusst sein, dass verschiedene Sprachen verschiedene Funktionen haben;
daher werden verschiedene Sprachen in verschiedenen Bereichen und auf
verschiedenen Ebenen verwendet, je nach den alltäglichen Bedürfnissen.
● sich bewusst sein, dass sprachliches/mehrsprachiges Wissen im Kopf verbunden ist
und alle Sprachen untereinander interagieren, was zu Transferphänomenen führt
● sich bewusst sein, dass Menschen Unterstützung brauchen, um ihr mehrsprachiges
Repertoire zu entwickeln, zu pflegen und zu damit umzugehen.
3. Umsetzung
Sprachentscheidungen wurden für organisatorische Zwecke getroffen, z. B. für die
Durchführung des Projekts und für die Kommunikation bei Veranstaltungen. Dieses
Sprachenreglement veranschaulicht die Sprachenplanung der ENROPE-Group. Die in
diesem Dokument dargelegten sprachlichen Entscheidungen wurden mit Blick auf
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Projektziele, ethische Überlegungen und Anforderungen von Geldgeber*innen,
Partnerorganisationen, Nutzer*innen und Institutionen, getroffen. Die von den
Teilnehmer*innen getroffenen Sprachtscheidungen basierten auf geplanten sowie spontanen
Reflexionen zu den Bedürfnissen und dem individuellen Sprachrepertoire für bestimmte Teile
des Projekts und während der Aktivitäten.
3.1 Sichtbarkeit von Sprachen auf der Web-Plattform (IO1): Strategische Webseiten
machen Mehrsprachigkeit sichtbar durch
● die Einbindung von Testimonials von Teilnehmenden in verschiedenen Sprachen auf
der Hauptseite.
● einen Sprachauswahl-Button, über den die Benutzer*innen die Partnersprachen
auswählen können. Einige Seiten werden nur in der Originalsprache verfügbar sein
(z.B. News).
● strategische Texte, die in allen Partnersprachen angeboten werden (siehe 3.3).
● die Annotated bibliography, die Publikationen in anderen Sprachen als Englisch
sichtbar macht
3.2 Zukünftige Reflexion über Sprachtscheidungen: Dieses Dokument wurde im Laufe
des Projekts entwickelt, angepasst und überprüft und sollte nicht als endgültig angesehen
werden. Es muss für die Zwecke zukünftiger Projekte angepasst und weiterentwickelt
werden. Auf der Website (IO1) stehen 3 sprachpolitische Dokumente zur Verfügung, die von
der Steering-Group und den Teilnehmer*innen entwickelt wurden:
● das vorliegende Dokument, verfügbar in allen Partnersprachen.
● das 'linguistic houskeeping’-Dokument.
● einen Link zu einer "thinking routine".
3.3 Übersetzung von ENROPE-Ergebnissen: Die folgenden Texte und Ergebnisse wurden
vom ENROPE-Team als wesentlich erachtet und in alle Partnersprachen übersetzt. Alle
anderen Texte sind auf Englisch verfügbar
● Website landing page (IO1)
● Project summary (IO1)
● ENROPE competency model (IO2)
● Einführung zum Handbuch (IO2)
● Blurb for Annotated Bibliography (IO1):
● Portfolio (öffentlicher Teil A) (IO3):
https://drive.google.com/file/d/1J77bJg2o9GKDPnEKpHTFk1XsTK3lWXxt/view?usp=
sharing
● Das vorliegende Sprachenpolitik-Dokument (IO1):
https://docs.google.com/document/d/1KsviYNH6Hf26syyBO-qDFs4GZNJ2-Seh_dmX
cOOsDHE/edit#
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3.4 Übersetzung von ENROPE-Ergebnissen durch andere: Nutzer*innen von
ENROPE-Ergebnissen und -Produkten sind eingeladen, diese für akademische oder
Bildungszwecke in weitere Sprachen zu übersetzen, sie sollten jedoch nicht ohne schriftliche
Zustimmung der ENROPE-Gruppe veröffentlicht werden.
4. Qualitätssicherung
Bei der Entwicklung unserer Ergebnisse mussten wir Klarheit darüber schaffen, wie wir
Qualität, Zugänglichkeit und Professionalität in unseren Dokumenten ausbalancieren.
4.1 Herangehensweise an die Qualitätsprüfung für englische Dokumente: Wir sind uns
bewusst, dass ENROPE-Kolleg*innen unterschiedliche Sprachkenntnisse in das Projekt
einbringen, und waren bestrebt, uns gegenseitig bei der Erstellung von Texten und anderen
Ergebnissen in den Partner- und anderen Sprachen zu unterstützen. Unsere Sprachenpolitik
orientierte sich an Ricento und Seidlhofer (2011, 2006).
“Seidlhofer argues that this privileging of native speaker norms and expectations of what is
acceptable, error-free, English in all contexts in which English is used, whether between
Outer Circle interlocutors, or Outer Circle-Inner Circle interlocutors, is both unrealistic,
irrational, and counterproductive in a world in which the users of English in the outer and
expanding circles far outnumber those speakers of the Inner Circle varieties. She argues that
‘‘it is high time for applied linguists and (English) language teachers to develop fresh ways of
thinking critically about what ‘English’ is, given its changed role and status in the world’’
(Seidlhofer, 2011: 16–17, cited in Ricento, 2014: 364)
Dies führte zu folgenden Qualitätssicherungsgrundlagen zur Prüfung von Produkten in
englischer Sprache.
4.2 Qualitätsprüfung der englischsprachigen Texte: Um sicherzustellen, dass die
Ergebnisse sprachlich zugänglich und professionell sind, haben wir eine mehrteilige
Strategie zur Qualitätsprüfung angewandt. Wir überprüften die Texte auf
Benutzerfreundlichkeit, Inklusivität und Klarheit, wobei wir ein breites Publikum von
Praktiker*innen und Akademiker*innen gleichermaßen im Auge hielten. Dies beinhaltete die
Überprüfung der Dokumente in Bezug auf
● Übereinstimmung mit den Kriterien des Geldgebers (Abgleich mit dem Förderantrag)
● Inhalt (Klarheit des Zwecks, Leser*innenführung, Akronyme)
● Sprachgebrauch (z. B. korrekte Zeitformen und Rechtschreibung)
● Wissenschaftliche Fundiertheit (z. B. Reflexion aktueller Debatten und Erkenntnisse)
● Da Englisch die Verkehrssprache der Projektteams war, wurden alle Dokumente
zunächst auf Englisch erstellt. Die Dokumente wurden von Kollege*innen aus
verschiedenen Partnerinstitutionen geprüft.
● Die Dokumente werden von mindestens zwei Kolleg*innen aus verschiedenen
Partnerinstitutionen mit unterschiedlichem sprachlichen und kulturellen Hintergrund
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geprüft. Dies ermöglichte die Überprüfung von Klarheit und Robustheit der
Dokumente.
● Die ENROPE-Teams in den neun Partnerinstitutionen übernahmen die unter 3.3
genannten Übersetzungen. Die so entstandenen Übersetzungen wurden
anschließend von Kolleg*innen, die beide Sprachen beherrschen, wiederum geprüft.
Allen wichtigen Dokumenten fügten wir folgende Fußnote hinzu, mit dem Ziel das
Bewusstsein der Leser*innen dafür zu schärfen, dass verschiedene Begriffe und Konzepte
je nach Disziplin, Sprache und kulturellem Hintergrund unterschiedliche Dinge bedeuten.
Fußnote, die in alle englische Dokumente eingefügt wird:
“We recognise that colleagues at different stages in their careers work in a range of cultural
and scholarly contexts and use different varieties of English. Rather than imposing the norms
of one variety of English and the native speaker norms, we have adopted an approach which
allows for a more flexible use of the English language, prioritising clarity and effective
communication. As to translations, terms and concepts may have different meanings in
different languages, for example, the terms dialect and community language. We asked
contributors to provide respective explanations, only when terms and concepts may be
contested, cause misunderstandings or are used in different ways in different languages. See
ENROPE language policy for further details.“
5. Referenzen
Jenkins, J. (2003). World Englishes: A Resource Book for Students. London and New York:
Routledge.
Jenkins, J. (2013). English as a Lingua Franca in the International University: The Politics of
Academic English Language Policy. Routledge.
Ricento, T. (2014). Thinking about language: what political theorists need to know about language in
the real world. Language Policy, 13(4), 351–369. doi:10.1007/s10993-014-9322-2
Seidlhofer, B. (2011) Understanding English as a Lingua Franca. Oxford: Oxford University Press.
Seidlhofer, B. (2006). English as a Lingua Franca in the Expanding Circle: What It Isn't. English in the
World: Global Rules, Global Roles. Continuum.
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