Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters
1. Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im
Kontext des hohen Alters
Tagung „Gesellschaftliche Teilhabe – altersbegrenzt?”
Barrieren abbauen – Zugänge für Hochaltrige zu Bildung, Kultur und
Freizeit ermöglichen
Akademie Frankenwarte in Würzburg
Dr. Dörte Naumann, Deutsches Zentrum für Altersfragen e.V., Berlin
5. Oktober 2011
7. Seite 7
DIE ZEIT, 7. April 2011, Nr. 15, S. 18 Illustration Smetek für DIE ZEIT
8. … in jedem Fall hat das (hohe) Alter viele Gesichter!
Teilhabe und Integration als menschliches
Grundbedürfnis
„Man liegt ja im Eiswürfelfach...und wenn ich dann in
Gesellschaft komme, dann schmelze ich, dann bin ich
lustig und vergnügt, aber das zeigt, dass mir einfach was
fehlt.“
Seite 8
9. Übersicht
1. Begriffsklärung und Einordnung des Themas
2. Wandel der Lebenslage und Handlungsspielräume für gesellschaftliche
Integration und Mitwirkung im hohen Alter
3. Qualitative Studie zur gesellschaftlichen Integration und Mitwirkung im
hohen Alter
4. Gesellschaftliche Herausforderungen und Lösungsansätze
Seite 9
10. Definition gesellschaftliche Integration und
Mitwirkung Berührungspunkte mit
gesellschaftlichen Bereichen
Gelegenheiten, Angebote und
Ressourcen zu nutzen
Gesellschaftlicher Status als
Individuum
gleichberechtigter Bürger
Gesellschaftliche Integration
Gesellschaft
Gesellschaftliche Mitwirkung
Bürgerschaftliches Engagement
Informelle Unterstützung von Anderen
Informelle Teilhabe in Politik,
Kultur, Freizeit
11. Eckdaten zur Lebensphase des hohen Alters
Mehrheit ist gut in familiäre Netzwerke integriert, finanziell abgesichert
und selbständig, aber ….
Hochaltrigkeit als eine Lebensphase mit zunehmender Unsicherheit,
Verletzlichkeit , kritischen Lebensereignissen und biographischen Brüchen
Steigendes Risiko von Mehrfacherkrankungen, Pflegebedürftigkeit, Verlust der
selbständigen Lebensführung, Einschränkungen in Mobilität, Sehen, Hören
Steigende Bedeutung der Person-Umwelt-Passung (z.B. physikalische Barrieren,
Technik) ?
Trotz hoher psychologischen Anpassungsfähigkeit zunehmend fragileres
Selbstbild und Rückgang Wohlbefinden, sozialer Integration, Lebenszufriedenheit
Steigendes Risiko der Verwitwung und Verlust von anderen wichtigen
Bezugspersonen
Seite 11
12. Hochaltrige sind zunehmend wenig im öffentlichen
Raum sichtbar
Rückzug oder Verdrängung?
– Rückgang außerhäuslicher Mobilität und Aktivitäten
– Verringerung des Spektrums an Aktivitäten
– Rückzug aus formell organisierten Aktivitäten
Seite 12
13. Rückgang gesellschaftlicher Mitwirkung im hohen
Alter: Beispiel Ehrenamt und Bildungsaktivitäten
1996 49 14 3
40-54 Jahre
Anteil der Personen, die sich
2002 50 12 3
ehrenamtlich engagieren,
2008 44 17 4 Bildungsangebote nutzen oder
beide Aktivitäten berichten
Nur Ehrenamt
1996 32 8 4 Beide
55-69 Jahre
Nur Bildung
2002 31 11 5
2008 34 16 5
1996 19 33
70-85 Jahre
2002 17 43
70-85-jähriger berichten
seltener ehrenamtliche
2008 20 7 5
Bildungsaktivitäten und
0 20 40 60 80 100
Ehrenamt
Prozent
=> Aber steigende Tendenz
Seite 13
Quelle: Deutscher Alterssurvey
14. Erhebliche Unterschiede zwischen den
Bildungsgruppen
4 0 -5 4 Jahre
Hohe Bildung 53 28 4
Mit t lere Bildung 43 14 4
Niedrige Bildung 19 5
Nur Ehrenamt
Beide
Nur Bildung
Hohe Bildung 51 26 3
5 5 -6 9 Jahre
Mit t lere Bildung 31 13 5
Niedrige Bildung 16 7 3
Anteil der Personen, die sich
ehrenamtlich engagieren,
Bildungsangebote nutzen oder
7 0 -8 5 Jahre
Hohe Bildung 41 19 5
beide Aktivitäten berichten, nach
Mit t lere Bildung 20 6 5
Bildungsgruppen
Niedrige Bildung 8 24
0 20 40 60 80 10 0
Prozent
Seite 14
Quelle: Deutscher Alterssurvey
15. Erhalt gesellschaftlicher Integration und Mitwirkung
im hohen Alter als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Erhalt im gesamtgesellschaftlichen Interesse
Integration und Mitwirkung fördert gesundes Altern
Ältere als unverzichtbare gesellschaftliche Ressource
Einfluss des Wohlfahrtstaates
In gut entwickelten Wohlfahrtstaaten leiden weniger Ältere unter
Einsamkeit, sind gesünder und nehmen aktiver an der Gesellschaft teil
Wohlfahrtstaatliche Unterstützung schwächt nicht den familiären
Zusammenhalt, sondern schafft Raum für mehr gemeinsame Aktivitäten
und emotionalen Zuspruch in der Familie
Seite 15
16. Übersicht
1. Einführung und Definitionen
2. Wandel der Handlungsspielräume die gesellschaftliche Integration
und Mitwirkung bis ins hohe Alter zu gestalten
3. Qualitative Studie: Gesellschaftlicher Integration und Mitwirkung im
hohen Alter
4. Gesellschaftliche Herausforderungen und Lösungsansätze
Seite 16
18. … aber die körperliche Funktionsfähigkeit unterscheidet
sich deutlich zwischen den Bildungsgruppen
Körperliche Funktionsf ähigkeit / SF-3 6
100
90
80
Niedrige Bildung
70 M it t lere Bildung
93 94 92
87 86
Hohe Bildung
60 81 82
74
50 62
40
4 0 -5 4 Jahre 5 5 -6 9 Jahre 7 0 -8 5 Jahre
Seite 18
Quelle: Deutscher Alterssurvey
19. Stabiler und regelmäßiger Kontakt zwischen den
Generationen
100
80
60 1996
Prozent
2002
40 78 81 81 2008
20
13 12 12 8 7 7
0
Mind. w öchentlich Mind. monatlich Seltener
Anteil der Personen in Kontakt mit den erwachsenen Kindern außerhalb des
Haushaltes
Seite 19
Quelle: Deutscher Alterssurvey
20. Wachsende Wohnentfernungen verändern den Kontakt
zwischen den Generationen
100
80
60 1996
Prozent
2002
40 2008
62
53 50 51
45 45
20 36 39
43
36
27 31
18 20
11 11 12 12
0
Gleicher Ort Max. 2 h Weiter weg Gleicher Ort Max. 2 h Weiter weg
Alte Bundesländer Neue Bundesländer
Wohnentfernung alter Eltern zum nächstwohnenden erwachsenen Kind
außerhalb des Haushalts, nach Region
Seite 20
Quelle: Deutscher Alterssurvey
21. Unterstützung zwischen den Generationen ändert sich
4
an Eltern 3
Anteil der Personen,
Geld/ Sachleistungen
4
an Kinder 28
31 die im Alltag praktische
26
10
Unterstützung, Geld-
an Enkel 16
und Sachgeschenke
14
an Verw andte 5
6 erhalten oder geben.
6
1996
1 2002
an Freunde 3
2 2008
23
an Eltern 22
20 Weniger praktische
Instrumentelle Hilfen
an Kinder 7
10
Hilfe im Alltag
7
an Enkel
11
an Verw andte 7
10
11
an Freunde 9
9
0 5 10 15 20 25 30 35
Seite 21
Prozent
Quelle: Deutscher Alterssurvey
22. Im höheren Alter leben immer mehr Menschen allein
60 Prozent der Bevölkerung 80 Jahre+
lebt alleine und Lebensstile werden
vielfältiger
Einsamkeit nimmt bislang im sozialen Wandel
nicht deutlich zu
jede(r) Zehnte leidet stark unter Einsamkeit
80 Prozent der Tageszeit wird allein verbracht
Steigendes Risiko (emotionaler Einsamkeit)
im hohen Alter
In Südeuropa leiden Ältere häufiger unter
Einsamkeit als in Nordeuropa
Seite 22
Quelle: Engstler, Menning, 2003; Tesch-Römer, 2010
23. Erledigung alltäglicher Aufgaben im Wohnumfeld
außerhalb von Stadt zunehmend aufwändiger
ländlich
1996
verstädtert
verdichtet trifft genau zu
trifft eher zu
trifft eher nicht zu
trifft gar nicht zu
Zunehmend schlechte
ländlich
Infrastruktur im
•
2002
verstädtert
Wohnumfeld:
verdichtet Einkaufsmöglichkeiten,
ÖPNV, Ärztedichte werden
ländlich
im ländlichen und
verstädterten Raum
2008
verstädtert
schlechter
verdichtet
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
Prozent
Anteil von Personen, die zustimmen, genügend Einkaufsmöglichkeiten in ihrem
Wohnumfeld zu haben nimmt seit 1996 besonders im verstädterten und ländlichen
Raum ab
Seite 23
Quelle: Deutscher Alterssurvey
24. Materielle Lage im Alter weitgehend gut
Aktuell relativ geringe Einkommensarmut bei älteren Menschen (65 Jahre+)
Materielle Ungleichheit innerhalb der Bevölkerungsgruppe 65 Jahre und älter
19,5 Prozent der Hochaltrigen von relativer Einkommensarmut betroffen
(Monatseinkommen 50 Prozent unter Durchschnittseinkommen)
Risikogruppe alleinlebende Frauen
Seite 24
Quellen: 4. Altenbericht, 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung
25. Einkommensschere geht auseinander ….
20
15
1996
Prozent
10 2002
2008
12 12
5 10
7 9 8
4 4 3 2
1 1
0
Männer Frauen Männer Frauen
Alte Bundesländer Neue Bundesländer
Reichtumsquoten nach Region und Geschlecht.
(Grenze: 200% des arithmetischen Mittels, 2008: 2.920 Euro)
Seite 25
Quelle: Deutscher Alterssurvey
26. Mehr Einkommensarmut in neuen Ländern
20
15
1996
Prozent
10 2002
2008
14 15
5 9 10 11
8 7 8
6 6
4 5
0
Männer Frauen Männer Frauen
Alte Bundesländer Neue Bundesländer
Armutsquoten nach Region und Geschlecht
(Grenze: 50% des arithmetischen Mittels, 2008: 730 Euro)
Seite 26
Quelle: Deutscher Alterssurvey
27. Zwischenfazit: Gesellschaftliche Rahmen-
bedingungen für gutes Altern sind besser geworden
Menschen leben länger und gesünder, die Rahmenbedingungen bis ins hohe Alter
selbständig zu leben sind besser geworden
besserer Wohnstandard, aber Infrastruktur außerhalb der Städte wird schlechter
Familien halten zusammen, leben aber häufiger weiter entfernt voneinander und
unterstützen sich weniger praktisch im Alltag
Lebensstile werden bis ins hohe Alter vielfältig und zunehmend mehr leben allein
Mit Alter steigt Risiko unter (emotionaler) Einsamkeit zu leiden
materielle Lage ist überwiegend gut, aber jede fünfte Person ab 80 Jahre von
relativer Altersarmut betroffen
28. Übersicht
1. Einführung und Definitionen
2. Wandel der Lebenslage und Handlungsspielräume für gesellschaftliche
Integration und Mitwirkung im hohen Alter
3. Qualitative Studie: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im
hohen Alter
4. Gesellschaftliche Herausforderungen und Lösungsansätze
Seite 28
29. Qualitative Fallstudien zur gesellschaftlichen
Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen
Alters
Qualitative Teilstudie des europäischen Projekt zum Gesunden Altern von
alleinlebenden Hochaltrigen (ENABLE-AGE Projekt ), durchgeführt am
Deutschen Zentrum für Alternsforschung an der Universität Heidelberg
(2002-2004)
Quelle: Naumann, 2006; ENABLE-AGE Projekt, Universität Heidelberg
30. Fragestellung
(1) Wie erklären alleinlebende Hochaltrige selbst den Rückgang
gesellschaftlicher Integration und Mitwirkung in ihrem Alltag?
Inwiefern ist diese Entwicklung
eine unvermeidliche Begleiterscheinung des hohen Alters
eine Folge gesellschaftsstruktureller Ausgrenzungsprozesse
(2) Wie gestalten alleinlebende Hochaltrige die „verbleibenden“ Muster
gesellschaftlicher Integration und Mitwirkung?
Verändern sich die Prioritäten, Verhaltensweisen und Bedeutungen
verschiedener Erlebnisse und Verhaltensweisen?
Seite 30
Quelle: Naumann, 2006; ENABLE-AGE Projekt, Universität Heidelberg
31. Aufbau der qualitativen Teilstudie
1. Befragung (318 Personen) Zufallsstich-
probe von
Teilstichprobe alleinlebenden
Tiefenstudie n = 40 Hochaltrigen
zwischen 80-89
Jahre im Raum
Wiederholungsbefragung Heidelberg/
Mannheim
40 Leitfadeninterviews à 60-120 Minuten (Verschriftlichung der Tonmitschnitte)
Kriteriengesteuerte Fallauswahl anhand Befragungsdaten aus erster Befragung
(Bereitschaft zur Teilnahme an Tiefenstudie, Geschlecht, Alter, Selbständigkeit,
bürgerschaftliches Engagement, Barrierendichte in Wohnumwelt)
Quelle: Naumann, 2006; ENABLE-AGE Projekt, Universität Heidelberg
32. Ergebnis: Modell zum Rückgang der gesellschaftlichen
Integration und Mitwirkung im hohen Alter
Frage 1 Frage 2
Einfluss von Verlagerung öffentlicher
Begleiterscheinungen des formeller Muster in die
hohen Alters private informelle Sphäre
Physisch
Abnehmende Muster gesellschaftlicher
Zeitlich
Handlungsspiel- Integration und
Räumlich
räume Mitwirkung im hohen
Sozial
Alter
Konzentration
des Alltags in
der näheren
Einfluss Wohnumwelt
Entwicklung von subtilen,
gesellschaftsstruktureller
nach innen orientierten
Faktoren
Mustern
Quelle: Naumann, 2006
33. Abnehmende Handlungsspielräume
Verluste von sozialen
Berührungspunkten Manifestation des
Hohes Alter selbst als Barriere
Sinkende Optionen für die hohen Alters
Manifestation des Funktionelle Einschränkungen
Kompensation verlorener hohen Alters und Verluste als Barriere
Berührungspunkte
Sozial Ängste, Unsicherheiten und
Manifestation Risiken als Barriere
Gesellschaftlicher Aktivitäten
gesellschaftsstruktureller
Status Hochaltriger Faktoren Manifestation
gesellschaftsstruktureller Finanzielle
Gesellschaftsstrukturelle Benachteiligung
Optionen Faktoren
Inadäquate
Hilfsmittelversorgung
Mobilitätsrelevante Abnehmendes "existentielles"
Abnehmende Manifestation des
funktionelle und Manifestation des Zeitbudget
Handlungsspielräume hohen Alters
sensorische Einbußen hohen Alters
Abnehmendes alltägliches
Bevorzugung der Zeitbudget
näheren Wohnumwelt
Zugang und
Zugänglichkeit und Zeitlich Manifestation Bedarfsgerechtigkeit
Bedarfsgerechtigkeit Räumlich gesellschaftsstruktureller zu hauswirtschaftlicher Hilfe
des ÖPNV Manifestation Faktoren Infrastruktur des
Barrieren in der gesellschaftsstruktureller Wohnumfeldes
Wohnumwelt Faktoren
Zugänglichkeit
Inadäquates der Wohnumwelt
technisches Design
von Alltagstechnik
und Hilfsmitteln
Quelle: Naumann, 2006
34. Fokus:
Abnehmender zeitlicher Handlungsspielraum
„das ist alles vorbei und gelebt. Ich schau nur
Physisch
Aktivitäten
vorwärts, und bin froh, wenn ich jeden Tag
aufstehen kann und meine Sachen, was ich mir vor
(.). Ich nehme mir jeden Tag was vor, das muß
Abnehmendes
Vorbereitung auf den Tod
gemacht werden. Und wenn ich als öfters da liege,
"existentielles"
Sozial Zeitbudget Verschiebung von
und dann mache ich es auch abends um zehn noch.
Interessen und
Denn am anderen morgen kann ich vielleicht nicht
Prioritäten
Manifestation des
Abnehmende
hohen Alters mehr da sein, und Steigender steht Kraftaufwand
dann Zeit- und das Geschirr rum, und
Handlungsspielräume für die selbständige
dann ist bei mir (.), und bei mir muss aufgeräumt
Abnehmendes alltägliches Lebensführung
Räumlich Zeitlich sein, so wie mein ganzes Leben war.“ von Gegenständen
Zeitbudget
Suche
Abnehmende Konzentration
Abnehmendes Multi-Tasking
„aber irgendwie sauber machen muss man und
Bereitschaft Aufgaben abzugeben
in Schuss halten und so weiter und so fort, und
Manifestation
gesellschaftsstruktureller wenn und Bedarfsgerechtigkeit zu
Zugang ich halt das gemacht habe mal, und dann
hauswirtschaftlicher Hilfe
Faktoren werde ich müde. Und dann muss ich wieder
Infrastruktur des Wohnumfeldes
fort, muss meine Lebensmittel einkaufen, die
Zugänglichkeit der Wohnumwelt
bringt mir ja keiner und so weiter. Da ist
eigentlich, mein Tag ist auf die Art ausgefüllt.
Und da will ich nicht noch mehr dazu haben,
verstehen sie.“
Quelle: Naumann, 2006
35. Fokus:
Abnehmender sozialer Handlungsspielraum
Familie
Freundschaften Verluste von sozialen
Bürgerschaftliches Engagement Berührungspunkten
Beruflicher Kontext
Nachbarschaft
„aber wir sind (betont) so in der
Von eigener Altersgruppe
Manifestation des
Minderheit jetzt, und eigentlich sind
Von jüngerer Generation
hohen Alters
Von Organisationen Entfremdungsprozesse
Sinkende Optionen für die
die, wo auch über 60 sind, noch nicht
Von Wohnumfeld Kompensation verlorener
Berührungspunkte
bereit, sich als Alte anschauen zu
Von gesellschaftlichem Wandel
lassen. Wissen Sie?“ sozialen Barrieren in der
Mobilität Kontaktpflege
Sozial Aktivitäten
Kommunikation
Rückzug nach Innen und Exzentrik
Im Wohnumfeld Abnehmende
„aber wenngesellschaftlichen mehr kosten würde (…)
In den
es nicht Solidarische Berücksichtigung
ihrer Bedürfnisse
Handlungsspielräume
Unterstützungs- und
und keine (.), dass du kein Geld mehr kosten
Versorgungsstrukturen
Gesellschaftlicher
Manifestation Zeitlich
Status Hochaltriger
gesellschaftsstruktureller
darfst, nichts mehr kosten darfst, dann wäre
Im Alltagskontext Diskriminierung und Faktoren
In Massenmedien und Politik Marginalisierung alter Menschen
es doch das Beste, wenn die Leute sterben
Marginalisierung Pflegebedürftiger
(…) wenn du noch laufen kannst, oder fort Gesellschaftsstrukturelle
kannst, oder wenn du (.) (.), dann ist es Soziale Ungleichheit
Optionen
vielleicht ein bisschen besser, aber wenn du
sowieso nichts mehr kannst, dann ist es das
Beste, man ist nicht da.“ Räumlich
Quelle: Naumann, 2006
36. Ergebnis: Modell zum Rückgang der gesellschaftlichen
Integration und Mitwirkung im hohen Alter
Frage 1 Frage 2
Manifestation des hohen Verlagerung öffentlicher
Alters formeller Muster in die
private informelle Sphäre
Physisch
Abnehmende Muster gesellschaftlicher
Zeitlich
Handlungsspiel- Integration und
Räumlich
räume Mitwirkung im hohen
Sozial
Alter
Konzentration
des Alltags in
der näheren
Manifestation Wohnumwelt
Entwicklung von subtilen,
gesellschaftlicher
nach innen orientierten
struktureller Faktoren
Mustern
Quelle: Naumann, 2006
37. Muster gesellschaftlicher Integration
Verbindung zur Gesellschaft
und Mitwirkung über formelle Berufliche Kontakte
Berührungspunkte Bürgerschaftliches Engagement
Dienstleister
Aktiv nach
außen gerichtet Familie
Verbindung zur Gesellschaft
über informelle Freundschaften
Gesellschaftliche
Berührungspunkte Nachbarschaftliche
Integration
Beziehungen
Begegnungen im
Öffentlichen Raum
Geteilte gesellschaftliche
Subtil nach
Normen
Innen gerichtet
Lebendige Atmosphäre
Medienkonsum
Muster gesellschaftlicher
Integration und Mitwirkung
Informelle Freizeitgruppen
Mitwirkung über Kulturelle Aktivitäten
Freizeitaktivitäten Seniorenspezifische
Angebote
Aktiv nach Inanspruchnahme
außen gerichtet des ÖPNV
Gesellschaftiche Mitwirkung Unterstützung
Mitwirkung über Beiträge anderer
zum Gemeinwesen Weitergabe von
Erfahrungswissen
Spenden
Subtil nach Innen
gerichtet Nostalgische Mitwirkung über die Erinnerung
Medienkonsum
Quelle: Naumann, 2006
38. Muster gesellschaftlicher Integration
Verbindung zur Gesellschaft
und Mitwirkung über formelle Berufliche Kontakte
Berührungspunkte Bürgerschaftliches Engagement
P6486 „da bin ich Dienstleister
hergegangen Aktiv nach und hab den
außen gerichtet Familie
Verbindung zur Gesellschaft
gleich angerufen, hab ich über informelle Freundschaften
Gesellschaftliche
gesagt, hör einmal, sei so Berührungspunkte Nachbarschaftliche
Integration
Beziehungen
gut und gehe zu F., da Begegnungen im
Öffentlichen Raum
stimmt irgendwas nicht.
P870 „denn wenn ich allein
er, ich Geteilte gesellschaftliche
Ah, sagt Subtil nach ziehe mich
Innen gerichtet
Normen heimgehe, ich stürze und mich hebt
gleich an, ich nehme mir Lebendige Atmosphäre
kein Mensch auf. Es geht niemand
ein Taxi und fahreMedienkonsum zu ihr.
Muster gesellschaftlicher
Integration und Mitwirkung Dann hat er sie ins
mehr aus der Straße dahin. Die sind
alle schon weg gezogen und ich bin
Informelle Freizeitgruppen
Krankenhaus gebracht, Kulturelle Aktivitäten
da alleine. Da habe ich hier das
Mitwirkung über
sonst würde sie nicht Freizeitaktivitäten Seniorenspezifische
Radio eingeschaltet, da hat er es
Angebote
mehr leben.“
Aktiv nach vorher angesagt, haarscharf, wie
Inanspruchnahme
außen gerichtet des ÖPNV
da, wunderbar, ich habe es besser
Unterstützung
Gesellschaftiche Mitwirkung
verstanden wie dort. Der hat es
Mitwirkung über Beiträge anderer
zum Gemeinwesen
eigens Weitergabe vondaheim gebliebenen
für die
Erfahrungswissen
alten Leute gesendet (…) ich war
Spenden
Subtil nach Innen ganz begeistert. Da ist das Radio
Nostalgische Mitwirkung über die Erinnerung
gerichtet
Medienkonsumwirklich was Wunderbares.“
Quelle: Naumann, 2006
39. Ansatzpunkte für die gesellschaftliche
Unterstützung I
Erprobung von Modellen für die kleinräumige Organisation
altersgerechter Wohn- und Versorgungsangebote
Professionelles Sozial- und Quartiersmanagement
Beratung und niedrigschwellige Alltagshilfen
Hilfemix und bürgerschaftliches Engagement
Quartiersbasierte Wohn- und Pflegekonzepte
Angebote zur sozialen Integration und Bürgerbeteiligung
Exemplarische Herausforderungen
Regionale Lösungen für den ländlichen, strukturschwachen Raum
(Infrastruktur Wohnumfeld, ÖPNV)
Integration bildungsferner Bevölkerungsgruppen und Migrant/innen
Seite 39
40. Ansatzpunkte für die gesellschaftliche
Unterstützung II
Fortsetzung der barrierefreien Anpassung des Wohnbestands
Etwa 1 Prozent des Wohnungsbestandes ist altengerecht (BBR, 2010):
bis 2013 weitere ca. 2,7 Mio. altengerechte Wohnungen nötig
Förderprogramme für altengerechtes Bauen
Verbreitung altersgerechter technischer Assistenzsysteme (AAL)
Systematische Umsetzung von Modellprojekten
Unterstützung außerhäuslicher Mobilität
Seite 40
41. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
doerte.naumann@dza.de
Seite 41
42. Literaturhinweis
Motel-Klingebiel, A., Wurm, S., Tesch-Römer , C. (Hrsg.) (2010): Altern im
Wandel. Befunde des Deutschen Alterssurveys DEAS. 2010 W.
Kohlhammer GmbH Stuttgart
Naumann, D. (2007). Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im
Kontext des hohen Alters. In Hat Alter(n) noch Zukunft? Prämierte
Arbeiten des BKK Innovationspreises 2006. - Frankfurt am Main: Mabuse-
Verlag.
Naumann, D. (2007): Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im
Kontext des hohen Alters. Dissertation Universität Heidelberg.
URL: www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/6573
Seite 42