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1 Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf 1Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf
sTiFTunG mAnDAcAru
Jahres- und Wirkbericht 2011
2 3Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Über diesen Bericht
unsere vIsIon
.... eine neue Zukunft für Kinder aus Brasilien
Armut und Kriminalität sind in Brasilien allgegenwärtig und bestimmen das
Leben vieler Menschen. Besonders die Kleinsten leiden unter diesen Umständen.
Schlechte hygienische und medizinische Bedingungen, eine mangelnde Ausbildung
und eine oftmals fehlende intakte Familie repräsentieren den Alltag vieler brasilia-
nischer Kinder und Jugendlicher aus den Armutsvierteln in Fortaleza.
... Hilfe zur Selbsthilfe
Der Mandacaru-Kaktus ist ein Zeichen des Widerstandes und der Hoffnung. Über-
leben in der Trockenheit kann der Mandacaru nur, weil er gelernt hat, seine Wurzeln
tiefer zu senken als andere Pflanzen, um sich Kraft zu holen. Mandacaru – das Sinn-
bild des Überlebens und der Hoffnung – prägt deshalb die Philosophie der Stiftung.
... für ein menschenwürdiges Leben
Wir sind überzeugt, dass Arme ein Anrecht auf ein menschenwürdiges Leben
haben. Sogar unter den Verhältnissen, wie sie in einer favela vorherrschen, ist eine
nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität machbar. Dies können wir am besten
durch Maßnahmen erreichen, die den ganzen Menschen edukativ, sozial, kulturell
und medizinisch erfassen.
... mit vereinten Kräften
Deshalb realisiert die Stiftung Mandacaru in enger Zusammenarbeit mit den
Bewohnern der favela Vicente Pinzón in der Nähe des Strandes „Praia do Futuro“
in Fortaleza nachhaltige Projekte im Bereich Gesundheit, Erziehung, Kultur und
Gemeindeentwicklung. Diese tragen dazu bei, einen Minimalzustand an Lebens-
qualität zu erzielen und diesen stetig zu verbessern.
ÜBer dIesen BerIcht
Berichtet wird über Hintergründe, Arbeitsan-
sätze und Projekte der Stiftung Mandacaru in
Fortaleza (Brasilien), die sich dafür einsetzt,
die Lebensumstände in den Elendsvierteln
(favelas) von Fortaleza nachhaltig zu verbessern.
Sitz der Stiftung ist Rua José Vilar de Andrade
257, Fortaleza, CE 60833-830, Brasilien.
Nationale Steuernummer (Cadastro Nacional de
Pessoa Jurídica - CNPJ) 05.218.246/ 0001-58,
Genehmigung bei der Staatsanwaltschaft von
Ceará (Portaria de Aprovação no Ministério
Público do Ceará) Nº 02136336-6
Stadtrat für Soziales (Conselho Municipal de
Assistência Social): Betriebsbescheinigung
Stadtrat für die Rechte der Kinder und Jugend-
lichen (Conselho Municipal dos Direitos da Criança
e do Adolescente): Registrierung Nº 720/08
Zentralkartei für Soziale Projekte des Bun-
desstaates Ceará (Fichário Central de
Obras Sociais do Ceará): Registrierung
Nº 01.05.A.3004/2002SCE-3004
Ansprechpartner der Organisation sind
Dr. Jörg Heukelbach und Isabella Farias,
Tel. +55-85-32622537, E-Mail heukelbach@web.de.
Der Bericht wurde in Zusammenarbeit mit
Studierenden der Hochschule für nachhaltige
Entwicklung in Eberswalde unter Anwendung
des „Social Reporting Standards“ (SRS) erst-
malig erstellt.
Der Berichtszeitraum bezieht sich auf das
Kalenderjahr 2011. Zur Erläuterung wird auf
einige Informationen und Daten aus früheren
Jahren zurückgegriffen.
Zum Punkt „Evaluation und Qualitätssiche-
rung“ können keine Angaben gemacht werden.
Bisher gibt es keine strukturierten Qualitäts-
kontrollmechanismen bis auf die offiziellen
Gremien der Stiftung, die im Punkt „Organisa-
tion und Team“ genannt werden.
Da es sich um eine non-profit-Stiftung handelt,
existieren keine Anteile. Somit sind Angaben
zur Eigentümerstruktur nicht möglich.
Es gibt keine Organisationen, welche Beteili-
gungen an der Stiftung halten, da dies die
Rechtsform nicht zulässt.
Es gibt bisher keine Angebote zur Work-Life-
Balance für Mitarbeiter in Bezug auf eigene
Interessen wie deren Kinder und Arbeitszeiten.
4 Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf 5Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf
Inhalt
7 Vorwort
11 Das gesellschaftliche Problem
und der Lösungsansatz
22 Die gesellschaftliche Wirkung
30 Weitere Planung und Ausblick
34 Organisationsstruktur und Team
42 Finanzüberblick
6 Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf 7Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf
vorwort
Mit großer Freude halte ich den Wirkungsbericht der Stiftung Mandacaru in Hän-
den, der in Kooperation mit Studenten der Hochschule für nachhaltige Entwicklung
Eberswalde erstellt wurde. Ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der Stiftung
war von Anfang an, Transparenz zu schaffen und die Projekte nach außen hin dar-
zustellen. Daher folgt der Wirkungsbericht zum ersten Mal dem „Social Reporting
Standard“, um die Wirkungsketten und Finanzen unserer Projekte nach außen hin
deutlicher als bisher in strukturierter und standardisierter Form zu kommunizieren.
Die Mandacaru-Stiftung kann inzwischen auf 10 Jahre erfolgreicher Arbeit zurück-
blicken. Beim Durchblättern des Berichtes fällt mir auf, wie viel inzwischen erreicht
wurde. Alles fing mit einem kleinen Kindergarten an, der mit viel persönlichem Ein-
satzgeführtwurde.NunhatsichdarauseinbeachtenswertesProjektentwickelt.Die
Aktvititäten werden integrativ durchgeführt: Da Gesundheit, Bildung und Lebens-
qualität eng miteinander verzahnt sind, werden die Maßnahmen miteinander
kombiniert. Da dies erstaunlicherweise nicht die gängige Praxis bei vielen Nichtre-
gierungsorganisationen ist, ist dieser integrative Ansatz zu einem Markenzeichen
der Stiftung Mandacaru geworden. Die Nähe zur Bevölkerung und die Einbindung
der Ideen, die aus der Gemeinde kommen, war uns dabei immer sehr wichtig.
Die Stiftung ist eine feste Institution in Fortaleza geworden und hat sich nicht nur
in Fortaleza einen Namen gemacht. Viele Freiwillige, Studenten und Zivildienstleis-
tende haben uns aktiv in der Arbeit unterstützt und dazu beigetragen, dass unsere
Ziele verwirklicht werden konnten. Unterschiedliche Institutionen und Firmen unter-
stützen unsere Arbeit seit mehreren Jahren nicht nur finanziell. Hier sei allen ein
herzliches Dankeschön ausgesprochen. Die Spendengelder werden stets in ihrer
Gesamtheit in dem Projekt in Brasilien eingesetzt, ohne dass in Deutschland
Gemeinkosten anfallen, was die Arbeit der Stiftung von vielen anderen internatio-
nalen Institutionen unterscheidet. Auf diese Weise konnten wir immer eine gute
Effektivität der gespendeten Gelder erreichen.
Wir blicken mit Stolz auf das Erreichte zurück, aber auch nach vorne. Es gibt noch
viel zu tun, um eine weitere nachhaltige Lebensverbesserung der Menschen in der
Gemeinde zu erreichen!
Fortaleza, den 3.12.2011
Prof. (Univ. Fed. Ceará) Dr. med. Jörg Heukelbach
8 9
Erinardo Firmino da Silva Mendes - 19 Jahre
Erinardo wurde von seiner Mutter verlassen, als er noch ein Kleinkind war. Mit
seinem Vater, Geschwistern, Onkel, Tanten, Cousins und Großeltern lebt er zusam-
men in einem kleinen Haus. Sein größter Traum ist es, Fußballspieler zu werden
und auch als Arzt arbeiten zu können. Aufgrund von Mangelernährung ist sein
Gesundheitszustand beeinträchtigt. Er konnte die Schule nie besuchen, da er bis
zu seinem 18. Lebensjahr keine Geburtsturkunde besaß. Sein Leben änderte sich,
als er in der Papierfabrik der Mandacaru-Stiftung zu arbeiten begann. Mit Hilfe der
Stiftung erhielt er die erforderlichen Papiere und geht nun zur Schule, beteiligt sich
aktiv in der Stiftung und bringt seine Ideen in die Papierfabrik mit ein.
Maria das Graças Gomes da Silva – 56 Jahre
Dona Graça wurde im Landesinneren des Bundeslandes geboren und lebt seit dem
32. Lebensjahr in Fortaleza. Von ihren 20 Kindern leben heute nur noch 6. Dona Graça
lebte bis 2010 in einer Holzhütte und konnte mit der Unterstützung der Mandacaru-
Stiftung ein Haus aus Ziegeln bauen, in dem sie mit ihren 4 Enkeln lebt, die von ihrer
Mutter verlassen wurden. Die Kinder lernen in der Mandacaru-Stiftung, und die Familie
bekommt regelmäßig Sachhilfen und wird von den Ärzten der Stiftung betreut.
“seitdem es die mandacaru-stiftung gibt, haben
wir in der Gemeinde eine unterstützung und hilfe.
Die Leute dort sind sehr gut zu uns.”
“Die mandacaru-stiftung ist meine zweite Familie.
Dort habe ich Papierrecycling gelernt. ich habe
auch gelernt, verantwortlich und selbständig zu
arbeiten und viele Freunde gefunden.”
10 Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf 11Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf
Maria Lidiane Vieira Carneiro Castelo Branco 30 Jahre
Sie ist Mutter von 5 Kindern und lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Haus mit nur
2 Zimmern. Ihr erstes Kind hat sie mit 15 Jahren bekommen. Sie arbeitet stunden-
weise als Putzfrau, um die Familie zu ernähren. Hilfe bekommt sie dabei von Ihrer
14-jährigen Tochter, die als Kindermädchen arbeitet. Trotz dieser Schwierigkeiten
sorgt sie sich um eine gute Bildung für ihre Kinder, um ihnen eine bessere Zukunft zu
ermöglichen. Alle ihre Kinder nehmen an den Aktivitäten der Mandacaru-Stiftung
teil, sei es im Kindergarten, beim Nachhilfeunterricht, in der Papierfabrik oder bei
der Tanzsportart Capoeira. Lidiane ist auch selbst aktiv in der Stiftung und nimmt
an den Versammlungen und den angebotenen Kursen teil.
Neun Bundesstaaten im Nordosten mit ihren 50 Millionen Einwohnern machen rund
13 Prozent der brasilianischen Bevölkerung aus – die alle gemeinsam aber nur drei
Prozent des Bruttosozialproduktes beitragen. 65 Prozent der Landbevölkerung ver-
dient noch nicht einmal den Mindestlohn von zur Zeit etwa 250 Euro monatlich und
sucht deshalb ihr Glück in den Städten. Auf dem Weg dorthin stranden viele in einer
der rund 80 Armensiedlungen von Fortaleza. Im Strudel von Gewalt, Kriminalität
und täglichen Existenzsorgen verlieren diese Menschen ihre sozialen Bindungen.
Weniger als die Hälfte der Erwachsenen erhält ein regelmäßiges Einkommen.
das ausMass des proBleMs
Die Menschen in den Armensiedlungen leben in menschenunwürdigen Verhält-
nissen. Bis zu sechs Personen schlafen in einem Raum. Häufig nächtigen mehrere
Kinder in einer Hängematte oder liegen zusammen im Bett. Fast jeder dritte Erwach-
sene ist Analphabet. Schlechte Ernährung und Krankheiten wie Parasitosen (Krätze,
Läuse, Darmwürmer, Sandflohkrankheiten) schwächen den Gesundheitszustand
der Kinder oft so weit, dass sie nicht regelmäßig am Schulunterricht teilnehmen
können oder wollen.
Fehlende Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten führen dazu, dass der Drogen-
und Alkoholabusus bei Jugendlichen in den letzten Jahren dramatisch angestie-
gen ist. Dies potenziert die Gewalt, welche Kinder und Jugendliche nicht nur durch
Schläge und Misshandlungen, sondern auch durch soziale Ausgrenzung erleben.
Erlittene Gewalt führt oft zu selbst ausgeübter Gewalt - der Weg vom Opfer zum
Täter ist damit vorgezeichnet. Häufig bringen sich Jugendliche aus nichtigen Grün-
den gegenseitig um.
Lärm, Gestank und Hitze sind ständig präsent. Da es nur eine Müllabfuhr am Rande
der favela gibt, liegt in der Gemeinde überall Abfall und selbst Ratten können
tagsüber beobachtet werden. Viele Menschen haben keine Toilette und entledigen
DAs
GeseLLschAFTLiche
PrObLem unD
Der LÖsunGsAnGsATz
“Die mandacaru-stiftung ist für uns wie ein zuhause.
Dort können meine kinder an den Aktivitäten teilha-
ben, und ich helfe aus, wo ich kann.”
12 13Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Das gesellschaftliche Problem und der Lösungsansatz
sich ihrer Verrichtungen im Hinterhof. Mütter sind meist völlig überfordert. Sie las-
sen die Kinder tagsüber mit den älteren Geschwistern allein und kommen abends
erschöpft von der Arbeit in eine armselige Behausung, ohne Kraft, ihren Kindern
die nötige Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken. Viele Kinder erhalten keine
regelmäßigen Mahlzeiten. Wenn es Väter gibt, sehen diese die Erziehung der Kinder
meist nicht als deren Aufgabe an, es sei denn, sie wollen sich durch Prügel Respekt
verschaffen.
Die räumliche Enge begünstigt soziale Bindungen, aber sie fördert auch die Aus-
breitung von parasitären und bakteriellen Erkrankungen, wozu die mangelnde Was-
serversorgung und die fehlende Kanalisation beitragen. Der Gesundheitsstatus
der Bevölkerung ist daher katastrophal. Rund zwei von drei Einwohnern der favela
Pinzon II leiden unter parasitären Erkrankungen der Haut – und das schon meist
im Säuglingsalter. Sieben Prozent der Babies haben Krätze, mehr als die Hälfte der
Kinder Kopfläuse. Besonders tückisch ist die Sandfloh-Krankheit (Tungiasis). Das
unscheinbare Insekt gräbt sich unter den Zehennägeln oder der Fußsohle ein und
verursacht hier Entzündungen, Geschwüre und Abzesse, die Zehennägel verfor-
men und am Ende ausfallen lässt. Im Alter zwischen sieben und neun Jahren sind
73 Prozent der Kinder von dieser Parasitose betroffen. Dazu sind rund 60-80 Prozent
der Kinder von Darmwürmern befallen.
In den letzten Jahren verschlechterte sich die Drogen- und Gewaltsituation in der
Gemeinde dramatisch. Ein Großteil der Bevölkerung leidet extrem unter dieser
verschärften Situation, und einige Gemeindemitglieder sind an die Stiftung heran-
getreten mit der Bitte, entsprechende Projekte zu realisieren, die diese aktuellen
Lebensumstände nachhaltig verbessern.
Bisherige Lösungsansätze
In Brasilien gibt es eine Reihe von Hilfsorganisationen und Engagements für die
Bewohner der favelas, so dass nur einige Arbeiten von Organisationen in Brasilien
beispielhaft genannt werden. Zuallererst möchten wir hier die ASSOCIACAO
COMUNITARIA MONTE AZUL IN SAO PAULO nennen, die uns mit vielen hilf-
reichen Tipps zur Seite stand und an deren Ansatz sich unsere Stiftung orientiert.
Die Associação Comunitária Monte Azul ist eine brasilianische Nicht-Regierungs-
organisation. Sie wurde 1979 gemeinsam mit den Bewohnern der favela Mon-
te Azul gegründet, mit dem Ziel, die dortigen Lebensbedingungen nachhaltig zu
verbessern. Die Associação Comunitária Monte Azul arbeitet auf den Grundlagen
der Anthroposophie und der daraus entwickelten sogenannten Waldorf-Pädagogik.
Gegenwärtig werden durch die Arbeit der Associação unmittelbar mehr als fünf-
tausend Familien in drei favelas in São Paulo unterstützt.
Zu den Programmen von Monte Azul gehören unter anderem Kinderkrippen, Kinder-
gärten, Horte, Werkstätten für Jugendliche und die medizinische Grundversorgung
der Bevölkerung. Neben 220 festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind auch
zahlreiche inländische und ausländische freiwillige Helfer tätig. Politisch engagiert
sich die Associação in vielen Gremien, um eine dauerhafte positive Veränderung
der brasilianischen Gesellschaft zu erreichen. Monte Azul bezeichnet sich als ein
„lebendiger Organismus mit spirituellem Kern, welcher das Potenzial zur Verände-
rung in jedem Einzelnen zu aktivieren versucht“.
Des Weiteren gibt es in der Nähe von Fortaleza das Kinderheim „Eunice Weaver“
welches 150 Kinder und Jugendliche aus den Städten Maranguape, Fortaleza,
Caucaia und Maracanaú beherbergt. Die Kinder sind zwischen zwei und 17 Jahren
alt und können in den meisten Fällen aus finanziellen Schwierigkeiten oder wegen
der Arbeitszeiten ihrer Eltern nicht bei ihrer Familie wohnen. Die Cearensische Ge-
sellschaft „Eunice Weaver“ wurde am 28.12.1936 mit dem Ziel gegründet, Lepra-
kranken und deren Kindern ein Zuhause zu bieten. Mit der Zeit hat sich das Heim
an die Bedürfnisse der Kinder aus Familien mit niedrigem Einkommen angepasst.
Alle Kinder besuchen eine der beiden Schulen auf dem Grundstück, die Grund- und
Mittelschule Eunice Weaver und die städtische Grundschule Chico Lima. Das Heim
möchte eine ganzheitliche Versorgung bieten, deshalb sind auch ein Ärztlicher
Dienst und Freizeitangebote in das Gesamtkonzept eingebunden. Diese werden
von Freiwilligen aus Brasilien selber, oft jedoch auch aus Frankreich oder Deutsch-
land angeboten.
Der Verein „Weltweite Initiative für Soziales Engagement e. V.“ hilft mit frei-
willigen Helfern die Straßenkinder in Fortaleza wieder zu reintegrieren. Das Ziel
der Organisation ist es eine Unterbringung und Betreuung von bis zu 30 Straßen-
Jungen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren. Ihnen sollen Alternativen zum Leben
auf der Straße aufgezeigt, und nach Möglichkeit die Reintegration in die Familie
begünstigt werden. Durch Bildungs- und Freizeitangebote sollen die Jugendlichen
gefördert und betreut werden.
Die Kindernothilfe unterstützt seit 1971 Kinder und Jugendliche in Brasilien. Heute
werden rund 20.000 Mädchen und Jungen unterstützt. Die Partner vor Ort sind
vor allem Kirchen oder Vereine. So setzt beispielsweise die Diaconia, 1967 in Rio
de Janeiro gegründet, seit über 10 Jahren auf die Beteiligung der Betroffenen und
insbesondere auch der Kinder. Grundgedanke dabei ist, dass den Menschen gehol-
fen wird sich zu organisieren, zu erkennen, wie unter ihren Bedingungen Selbsthilfe
möglich wird und sie gegenüber Verwaltung und Politik mit einer gemeinsamen
Stimme auftreten. Die an der Kindernothilfe beteiligten Organisationen organisie-
ren Patenschaften für Kinder um Ihnen ein menschenwürdiges Leben mit Kleidung,
Schulmaterialien, Medizin etc. zu ermöglichen. Die Partnerorganisation SOSA
unterstützt von HIV/Aids betroffene Familien und Kinder, in dem diese über die
Krankheit und Behandlungsmöglichkeiten informiert werden.
14 15Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Das gesellschaftliche Problem und der Lösungsansatz
Über die Stiftung Mandacaru
Die „Fundação Mandacaru“ (Mandacaru-Stiftung) ist eine politisch, religiöse und
ideologisch unabhängige Nicht-Regierungsorganisation (NGO). Die Stiftung wurde
im Januar 2002 von brasilianischen und deutschen Ärzten und Pädagogen sowie
Repräsentanten eines Elendsviertels (favela) in Fortaleza, der Hauptstadt des Bun-
desstaates Ceará im Nordosten Brasiliens, gegründet. „Mandacaru“ ist ein Symbol
für Widerstandskraft. Der Name ist die volkstümliche Bezeichnung eines Kaktus,
der unter den unwirtlichen Bedingungen im Landesinneren Brasiliens überlebt und
selbst größten Dürren standhält. Laut Überlieferung steht er für Hoffnung und Leben,
weil der blühende Kaktus den baldigen Regen nach der Trockenzeit ankündigt.
Begonnen hat alles im Jahre 2000 mit Kontrollmaßnahmen gegen parasitäre
Erkrankungen, die von einer Gruppe von brasilianischen und deutschen Ärzten in
diesem Gebiet durchgeführt wurden. Es kam es zu intensiven Gesprächen mit füh-
renden Köpfen der Gemeinde. Daraus wurde klar, dass nur integrative Ansätze, die
Gesundheits- und soziale Projekte verbinden, die Lebensbedingungen nachhaltig
verbessern können. Als dringendster Wunsch aus der Bevölkerung wurde dabei
zunächst neben den medizinischen Aktivitäten ein Kindergarten genannt.
Dieser Kindergarten, samt Küche, Dusch-, Büro- und Lagerraum konnte mit viel
Überzeugungsarbeit und Eigeninitiative als erste Maßnahme in einem typischen
Haus in der favela mit einer Fläche von 28 m2
eingerichtet werden. Nicht nur die
Kindergartenkinder, sondern auch deren Familien profitierten: Ältere Geschwister
mussten nicht mehr auf die Jüngeren aufpassen, sondern konnten selbst zur Schule
gehen, während Mütter die Möglichkeit hatten zu arbeiten.
Der Erfolg und die Anerkennung in der Gemeinde und vor allem das Lachen der
Kinder ermutigte uns zum Weitermachen: Die Initiative wurde im Rahmen einer
gemeinnützigen Stiftung, der Mandacaru-Stiftung, im Jahre 2002 organisiert. Mit
Hilfe einer Spende konnte auf einem angrenzenden Grundstück ein zweistöckiger
Erweiterungsbau errichtet werden, der den aus allen Nähten platzenden Kinder-
garten entlastete und seitdem als Basis für vielfältige gesundheitliche und soziale
Projekte genutzt wird.
Das Ansehen der Mandacaru Stiftung in der Bevölkerung und in der Öffentlichkeit
hat seitdem stetig zugenommen. Die Aktivitäten wurden auf andere Altersgruppen
und Bereiche erweitert, um den Teufelskreis aus Armut, schlechter medizinischer
Versorgung, Gewalt und unzureichender Ausbildung zu durchbrechen.
Die Mandacaru Stiftung hat sich nun zu einer festen Institution in der favela entwi-
ckelt, auf die die Menschen in ihrer unsicheren Umgebung zählen können. Sie ist aus
der Gemeinde nicht mehr wegzudenken. Es herrscht ein reges Treiben, und circa
150 Personen kommen täglich zur „Fundação“, um an den verschiedenen Aktivitäten
teilzunehmen.
Unser Lösungsansatz
Vision – Hilfe zur Selbsthilfe
Das Projekt Mandacaru möchte den Teufelskreis aus Armut und Krankheit mit einem
ganzheitlichen Konzept gezielt durchbrechen um die Lebensqualität der Menschen
in den favelas in Fortaleza und Ceará zu verbessern. Lebensqualität bedeutet in
diesem Sinne Gesundheit, adäquate Ernährung und Ausbildung sowie die Möglichkeit,
seine Fähigkeiten wahrzunehmen und auszubauen, sei es als Kind, Jugendlicher oder
Erwachsener.
Strategie
Die Stiftung realisiert integrative Projekte im Bereich Gesundheit, Kultur und
Gemeindeentwicklung, die dazu beitragen sollen, diesen Zustand von Wohlbe-
finden und Lebensqualität zu erreichen. Es werden kostenlose Aktivitäten durch-
geführt, um den Menschen in einer favela in Fortaleza im Nordosten Brasiliens die
Möglichkeit zu bieten dem Teufelskreis aus Armut und Gewalt zu entfliehen. Ein
Differenzierungsmerkmal zu anderen Projekten ist hier die Integration von kulturel-
len, medizinischen, gesundheitsfördernden edukativen und ernährungstechnischen
Aspekten in einem multidisziplinären Team.
Zielgruppen
Das Angebot richtet sich an alle Bewohner in den favelas. Ein besonderes Anliegen
der Stiftung Mandacaru ist die Unterstützung derjenigen, die am meisten leiden:
Kinder. Kinder kommen mit einer außerordentlichen Offenheit und mit großem
Vertrauen zur Welt. Sie ahmen die Umwelt nach und lernen dadurch sich aufzu-
richten, zu sprechen und zu denken. Während der ersten sieben Jahre entwickelt
das Kind, parallel zu seiner körperlichen Ausgestaltung, seine Bewegungen, seine
Willenskraft, seine Freude alles zu verändern (zu spielen) und eignet sich dadurch
unbewusst die Lebensformen und kulturellen Werte seiner Umwelt an. Durch die
Eindrücke, die das Kind aus seiner Umwelt erfährt, bilden sich seine Sinnesorgane
aus. Man kann sich vorstellen, wie reduziert dieser Prozess bei Kindern aus einem
Slum ist, wenn man bedenkt, dass die Umwelt dort im wesentlichen aus einer Mi-
schung von Armut und Aggressivität besteht: Lärm, Gestank und Hitze sind ubiquitär.
Deswegen ist es von fundamentaler Bedeutung, dass Kinder wenigstens vier Stun-
den pro Tag einen Kindergarten besuchen, wo sie eine entwicklungsfördernde
Umgebung finden und mit Erwachsenen zusammen sind, die ihnen als Vorbild
dienen können. Dadurch, dass jüngere Geschwister in den Kindergarten gehen, ent-
fällt ihre Beaufsichtigung durch die älteren Geschwister, die somit die Möglichkeit
haben zur Schule zu gehen.
16 17Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Das gesellschaftliche Problem und der Lösungsansatz
Unsere Aktivitäten
Zielgruppe Aktivität Erwartete Wirkung
Helfer, Gemeinde,
Hilfebedürftige
Neubau und Einrichtung des Gemeindezentrums:
Wir kämpfen ständig gegen den Platzmangel an, und
derzeit können vielfältige Projekte nebeneinander
nur durch Flexibilität aller Beteiligten funktionieren.
Auch der Kindergarten und die sanitären Anlagen
bedürfen dringend einer Erneuerung.
Ermöglichung eines Kindergartens, Tagungsräume
zur Durchführung der Aktivitäten; Angenehmer Ort
zum Besuchen und Abschalten.
Kleinkinder Kindergarten:
Betreuung von Kindern im Alter von 3-5 Jahren; Betreu-
ung durch Freiwillige und Pädagogen; medizinische
Betreuung und Befreiung von parasitären Krankheiten.
Die Kinder bekommen Frühstück und Mittagessen.
Eine Erzieherin erzählt den Kindern Geschichten, singt
und tanzt mit ihnen.
Die Kinder wachsen in einem zivilisierten, sozialen Umfeld
auf und können als Multiplikatoren innerhalb der Familie
agieren. Weiterhin erfahren sie Beständigkeit und profitie-
ren von regelmäßigen Mahlzeiten mit einem optimalen
Gehalt an Mikronährstoffen. Zusätzlich fördert das zur
Verfügung gestellte Spielmaterial und helle Räume Fanta-
sie- und Nachahmungskräfte. Durch die Geschichten und
Beschäftigung mit den Kindern wird das Sprachvermögen
kontinuierlich durch grammatikalisch richtiges Portugie-
sisch gefördert. Die größeren Geschwister müssen nicht
mehr auf ihre kleineren Geschwister aufpassen und können
stattdessen zur Schule gehen.
Kinder und
Jugendliche
Capoeira:
Capoeira ist eine brasilianische Kampfkunst. Eine
Mischung aus Tanz, Kampf, Musik, Ausdauerkraft,
Tradition und Disziplin charakterisieren den Capoeira.
Es gilt niemals den Gegner zu verletzen, die Kampf-
techniken sind mehr ein körperlicher Dialog. Das Trai-
ning findet mehrmals pro Woche statt. Zudem gibt
es regelmäßige Aufführungen in Schulen und im Kultur-
zentrum der Stadt.
Als Alternative wird zusätzlich die Teilnahme an einer
Musikgruppe sowie einer Zirkusgruppe (Jonglieren etc.)
angeboten.
Die Kinder und Jugendlichen sollen eine Alternative zum
Drogenmissbauch und Ausgleich in dem gemeinschaft-
lichen Sport finden und so Disziplin, faires Verhalten und
ein gutes Gefühl durch die sportliche Aktivität erhalten.
Durch die mehrmals pro Woche stattfindende Aktivität
können die Teilnehmer von ihren Problemen abschalten.
Capoeira wird als Präventionsmaßnahme vorgenommen.
Durch die Auftritte erhalten sie ein gestärktes Selbst-
bewusstsein.
Schulkinder Schule:
Schulkinder erhalten vormittags und nachmittags
Nachhilfeunterricht. Zusätzlich haben die engagierten
Helfer eine Gemeinschaftsbibliothek eingerichtet.
Die Kinder können ihre Wissenslücken schließen, wenn sie
dem Unterricht in der Schule nicht folgen können. Die Gefahr
von Demotivation wird minimiert. Die Schulleistungen sollen
verbessert werden um den Schülern später bessere Aus-
sichten auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu ermög-
lichen.
Jugendliche Papierwerkstatt:
Für größere Kinder und Jugendliche gibt es eine Papier-
recyclingfabrik, in der sie Altpapier zu künstlerisch
gestalteten Schöpfkarten verarbeiten, die später ver-
kauft werden sollen. Es werden hochwertige Notiz-
blöcke, Weihnachtskarten und Bilderrahmen aus selbst
geschöpftem Papier hergestellt. Die kleine Papierfabrik
steht unter der Leitung eines Jugendlichen aus der favela.
Durch die Arbeit in der Fabrik lernen Kinder und Jugendliche
was arbeiten bedeutet, wodurch ihnen ein Grundstein für
die Zukunft gelegt wird. Die Chance auf einen späteren Job
steigt, was ein Ausweg aus der Armut sein kann. Die Jugend-
lichen lernen durch die eigenständige Leitung der Fabrik
Verantwortung zu übernehmen und selbstbewusst zu handeln.
Die Jugendlichen lernen aufeinander einzugehen und Team-
arbeit. Die Papier-Recyclingfabrik ist eine sehr gute Möglich-
keit die ansonsten perspektivlosen Jugendlichen, die zu
einem hohen Prozentsatz zu bewaffneter Gewalt unterein-
ander, Raubüberfällen und Drogenkonsum neigen, in eine
konstruktive und kreative Aufgabe einzubinden. Zudem
haben sie hier die Möglichkeit etwas Geld zu verdienen.
Zielgruppe Aktivität Erwartete Wirkung
Jugendliche
(Familienplanung)
Projekt gegen jugendliche Schwangerschaft:
Mädchen tragen schon früh Lasten in der Versorgung
der Familie, und die gibt keinen geschützten Raum
für eine eigene Zukunft. Die hohe Anzahl jugendlicher
Schwangerschaften ist die Folge eines Geflechtes
vieler sozialer Faktoren, die allerdings einen gemein-
samen Nenner haben: Die Armut. Wie in einem Teufels-
kreis erhöht sich die Armut in den betroffenen Familien
unter anderem auch deshalb, weil die Mädchen nach
der Entbindung nicht mehr zur Schule oder arbeiten gehen.
Die jungen Väter kümmern sich nur selten um die Familie.
Viele Jugendliche in der favela neigen zu Drogenkonsum
und Gewalt. Die Anzahl jugendlicher Schwangerschaf-
ten soll durch geeignete Präventionsmaßnahmen redu-
ziert werden. In Zusammenarbeit mit den Südtiroler
Ärzten für die Dritte Welt onlus wurde eine attraktive
Atmosphäre für Jugendliche im Zentrum der Stiftung
geschaffen um erste Kontaktbarrieren zu reduzieren.
Danach sollen unter aktiver Mitarbeit der Jugendlichen
zunächst informelle Gesprächskreise gebildet werden
um Erfahrungen und Wünsche auszusprechen und zu
diskutieren. Es werden Vorträge gehalten, Filme gezeigt
und erste erzieherische Aktivitäten durchgeführt. In
einem zweiten Schritt wird die Problematik konkret an-
gegangen. Der Grad der Gefährdung und der auslösen-
den Faktoren für Schwangerschaften bei Jugendlichen
wird bestimmt. Parallel dazu werden in Sprechstunden
die verschiedenen Möglichkeiten von Familienplanung
angeboten, zu denen die Jugendlichen kostenlosen
Zugang bekommen.
Dargestellt wird die Dimension einer Schwangerschaft
für das eigene Leben, das Leben der Familien sowie die
Konsequenzen für die Zukunft. In diesem Zusammen-
hang wird eine aktive Partizipation der Jugendlichen an-
gestrebt, auch derer, die eine Schwangerschaft bereits
erlebt haben. Die Familien der Jugendlichen werden
in die Aktivitäten mit einbezogen. Das Programm ist
für Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von
12-20 Jahren der Gebiete, die unter besonders prekären
Verhältnissen leben, wovon etwa 300-500 Personen
betroffen sind.
Jugendliche können sich in den geschlossenen Gesprächs-
kreisen öffnen, ihre Wünsche und Meinungen äußern und
sich dabei geschützt fühlen. Zudem werden durch Aufklä-
rung zukünftige Konsequenzen aufgezeigt. Durch angebo-
tene Sprechstunden können sich die Jugendliche kosten-
losen Rat zur Familienplanung suchen. Durch die Einbezieh-
ung der ganzen Familie wird der Zusammenhalt in den
Familien gestärkt und das Vertrauen untereinander gefördert.
Jugendliche und
Erwachsene
Berufsbildende Kurse:
In Zusammenarbeit mit dem „Instituto Servir“, welches
eine brasilianische Nichtregierungsorganisation ist,
die sich auf die berufliche Weiterbildung spezialisiert
hat, sollen berufsbildende Kurse sowie berufsbildende
Diplom-Kurse angeboten werden.
Erwachsenenbildung und –alphabetisierung:
Kurse zur Alphabetisierung Jugendlicher und Erwach-
sener; Englischkurs zur Vermittlung von praktischen
Kenntnissen der englischen Sprache.
Die Teilnehmer erhalten eine Art Ausbildung in beruflichen
Richtungen die in Brasilien benötigt werden. Nach erfolg-
reichem Abschluss der Kurse erhalten die Teilnehmer ein
Zertifikat mit dem sie sich bewerben können. Die Chance
auf einen festen Arbeitsplatz mit geregeltem Einkommen
steigt mit der Qualifizierung.
Die Alphabetisierung erhöht die Chancen auf einen Beruf.
Durch das Beherrschen der Englischen Sprache wird der
Umgang mit Touristen erleichtert, so dass die Teilnehmer
auch in der beliebten Tourismusbranche Arbeit finden können.
18 19Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Das gesellschaftliche Problem und der Lösungsansatz
Zielgruppe Aktivität Erwartete Wirkung
Frauen Frauengruppe:
Die Frauengruppe wurde für Mütter mit Kindern aus
dem Kindergarten gebildet.
Durch regelmäßige Treffen der Gruppe soll das Selbstver-
trauen und der Gruppengedanke stimuliert werden. Zudem
dient diese als intrafamiläre Gewaltprävention.
Alle favela-Bewohner Gesundheitsfördernde Maßnahmen:
Die einzige, für 10.000 favela-Bewohner zuständige,
städtische Gesundheitsstation kann nur ein Stan-
dardrepertoire an medizinischen Leistungen leisten.
Auch ist die öffentliche Gesundheitsfürsorge für
typische Armutskrankheiten schlecht ausgestattet.
Deshalb soll innerhalb des Mandacaru-Projektes
eine eigene Gesundheitsstation eingerichtet werden,
die auf die Reduzierung der gehäuft auftretenden
Erkrankungen und gesundheitsfördernde Maßnahmen
abzielt. Zu den gesundheitsfördernden Maßnahmen
gehören zudem Familienplanung, Hygiene, Maßnahmen
zur Reduzierung der wilden Müllkippen, regelmäßige
Behandlung der Bevölkerung gegen Darmwürmer und
Hautparasiten (Kopfläuse, Krätze, Sandflöhe) und zahn-
medizinische Versorgung.
Verbesserung der Wohnsituation:
Die Böden innerhalb von Häusern, die nur aus Sand
bestanden, sollen zementiert werden, um die Ausbrei-
tung von parasitären und bakteriellen Erkrankungen
einzudämmen. Zudem sollen rechtzeitig vor Beginn
der Regenzeit Dächer von Häusern mit Ziegeln gedeckt
und Projekte ausgearbeitet werden, um Sickergruben
zu schaffen, da einige Familie ohne jegliche sanitäre
Anlagen auskommen müssen.
Kulturarbeit:
Die Menschen in der favela sind komplett vom Kultur-
leben der Großstadt ausgeschlossen. Das betrifft auch
Institutionen, die freien Eintritt anbieten. Neben dem
Besuch von Konzerten und Vorträgen sollen Museums-
besuche, Zoobesuche, Besuche im Kulturzentrum des
Planetariums und Ausflüge realisiert werden.
Gemeindebibliothek
Auf lange Sicht soll neben der Prävalenz (vorhandene Infek-
tionen) auch der Transmissionsdruck der Krankheiten und
damit die Inzidenz (Neuauftreten von Infektionen) reduziert
werden. Durch eine Erweiterung der Abulanz haben viele
Menschen der Gemeinde die Möglichkeit auf eine nachaltige
Versorgung, unterschiedliche Erkrankungen können rascher
diagnostiziert und präventive Maßnahmen eingeleitet
werden.
Mit diesen Maßnahmen wird nicht nur die Lebensqualität
verbessert, sondern auch die Sandflohplage weiter ein-
gedämmt und bakteriellen Krankheiten vorgebeugt. Den
Menschen ohne sanitäre Anlagen wird zu Hause eine der
Basismöglichkeiten geschaffen, unter würdigen Bedingun-
gen zu wohnen.
Eingliederung der Menschen in der favela in das Kultur-
leben der Großstadt zur Verbesserung der Lebensqualität,
Bildung und Gemeinschaftsförderung.
Durch die Gemeindebibliothek sollen die favela-Bewohner
Zugang zu freier Bildung erhalten um sich selbstständig
weiterzubilden.
Geistig Behinderte Betreuung geistig Behinderter durch Sozial- und
Sonderpädagogen
Geistig Behinderte sollen in die Arbeit und in die Gemein-
schaft integriert werden, so dass Anerkennung und Tole-
ranz gegenüber Behinderter entwickelt wird.
Verbreitung der Lösungsansätze
Wir verbreiten unseren Lösungsansatz durch eigenes Wachstum und versuchen
Unterstützer, Spender und Sponsoren vorwiegend in Deutschland und Brasilien für
unsere Vorhaben zu generieren. Unterstützt wird die Stiftung Mandacaru zur Zeit
unter anderem durch ZF Hilft e. V., Pohl-Boskamp GmbH und Co KG, dem deut-
schen Konsulat und den Südtiroler Ärzten für die Dritte Welt onlus. Weiterhin ist
die Gründung eines deutschen Fördervereins e.V. geplant.
„ZF hilft“ ist ein gemeinnütziger Verein zur Hilfe in humanitären Angelegenheiten.
Der multinationale Konzern ZF mit ca. 75.000 Mitarbeitern hat den Verein im
April 2005 gegründet, um das hohe Spendenaufkommen der ZF-Mitarbeiter für die
Tsunami-Opfer professionell verwalten zu können. Zu den wichtigen Spendern trägt
auch das deutsche Familienunternehmen Pohl-Boskamp seit 2006 einige Personal-
kosten der Mitarbeiter in den favelas und sichert so eine qualifizierte Koordination.
Dieser und andere langjährige Privatspender, Sponsoren und Partnereinrichtungen
unterstützen uns in unserer Arbeit.
Die Verbreitung unserer Vorhaben erfolgt über unsere eigene Webseite
www.mandacaru-foundation.org, über Presseberichte in Deutschland und
Brasilien und über unsere ständigen Unterstützer, Sponsoren und Partnerein-
richtungen. Die Stiftung hat in den letzten Jahren vermehrt Projektförderungen
und Hilfen von brasilianischen und deutschen Institutionen und Privatpersonen
erhalten. Diese beinhalten unter anderem:
	 Deutscher Entwicklungsdienst (DED)
	 Südiroler Ärzte für die Dritte Welt onlus (Bozen, Italien)
	 Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG (Hohenlockstedt)
	 Johanniter Unfallhilfe (Berlin)
	 Komitee Ärzte für die Dritte Welt
	 Colégio Vasco (Fortaleza, Brasilien)
	 Fábrica Estrela (Fortaleza, Brasilien)
	 Evangelische Kirche Weiterstadt
	 Firma Alpha-Biocare (Düsseldorf)
	 Associação Beneficiente Mahle (São Paulo, Brasilien)
	 Solvay Farma do Brasil (São Paulo, Brasilien)
	FIES – Fundo Itaú de Excelência Social: Sozialfonds der Itaú-Bank
	 (São Paulo, Brasilien)
	 Generalkonsulat und Honorarkonsulat der Bundesrepublik Deutschland
	 (Recife und Fortaleza, Brasilien)
	 Sozialfonds der HSBC-Bank (São Paulo Brasilien)
	 FUNCAP – Staatliche Stiftung vom Bundesstaat Ceará (Fortaleza, Brasilien)
	...und zahlreiche andere Institutionen und Privatpersonen, die die Arbeit
	 der Stiftung regelmäßig mit Spenden unterstützen.
20Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf 21Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf
GeseLLschAFTLiche
WirkunG
22 23
Mehrere Hilfskräfte aus der favela werden bei Kampagnen und anderen Aktivi-
täten sporadisch eingestellt. Jedes Jahr kommen 8-10 Freiwillige aus Europa,
die im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres, eines Pädagogikpraktikums,
eines Sozialberufpraktikums, einer Famulatur, einer medizinischen PJ-Zeit oder
als Entwicklungshelfer für mehrere Monate mitarbeiten.
Deutsche und brasilianische Ärzte, Professoren, Pädagogen und Schüler ergän-
zen permanent oder vorübergehend den Mitarbeiterstab. Einige Einwohner der
favela arbeiten als Freiwillige bei definierten Projekten mit.
Ein deutscher Zivildienstleistender („Anderer Dienst im Ausland“), Josche van
der Ven, war im Rahmen des „weltwärts“-Programmes der Bundesregierung
in Kooperation mit dem Deutschen Entwicklungsdienst zusammen mit einem
Architekten, der für 3 Monate vom deutschen Senior Expertenservice (SES) nach
Fortaleza entsandt wurde, für den Neubau des Gemeindezentrums mitverant-
wortlich. Ein deutscher Arzt (Dr. Gernot Fengler), der in Fortaleza ansässig ist,
arbeitet freiwillig in der Spezialambulanz und unterstützte die Durchführung
der Massenbehandlung. Medizinstudenten und -innen aus Deutschland unter-
stützen tatkräftig seit mehreren Jahren parasitäre Massenbehandlungen. Eine
US-amerikanische Freiwillige (Hanna Jacobsen), die von Rotary International
entsandt wurde, hat die Verbesserungsmaßnahmen der Wohnsituation (Bau von
Sickergruben, Zementierung der Böden, Abdecken der Dächer) in Kooperation
mit Gemeindemitgliedern gestartet. Durch die Einstellung neuer Mitarbeiter
wurde der Mitarbeiterstab erweitert.
Eine Kooperation mit den brasilianischen Behörden (Stadtverwaltung) ist mit-
telfristig geplant, gestaltet sich jedoch aufgrund der politischen Unabhängigkeit
der Stiftung, die auf jeden Fall bewahrt wird, als schwierig. Es entstehen keiner-
lei Gemeinkosten in Deutschland, und der Gesamtbetrag der Spenden und
Projektgelder kommt direkt der Stiftung in Brasilien zugute.
Eingesetzte Ressourcen
Die meisten Angestellten der Stiftung Mandacaru kommen aus der favela und
haben so die Möglichkeit, einer sinnvollen und regelmäßigen Arbeit nachzugehen.
Die Angestellten haben einen Vertrag und bekommen Sozial- und Rentenabgaben,
was in Brasilien nicht selbstverständlich ist. Alle Mitglieder der Stiftung arbeiten
ehrenamtlich, und die Anzahl der fest angestellten Mitarbeiter wird auf ein Mini-
mum reduziert. Trotzdem sind etwa 50% unserer laufenden Ausgaben mit Personal-
kosten verbunden.
Die Stiftung hat mit der Abteilung für öffentliches Gesundheitswesen (Departa-
mento de Saúde Comunitária) der Medizinischen Fakultät der Bundesuniversität
von Ceará ein Kooperations-Projekt mit dem Titel „Projekt Mandacaru: Umwelt,
Erziehung, Gesundheit und Lebensqualität“ abgeschlossen. Im Rahmen dieses
Projektes führen Medizinstudenten und Professoren freiwillige Tätigkeiten in der
favela durch. Ausserdem wird bereits ein Teil der Vorlesungszeit (1.-3. Semester)
genutzt, um Medizinstudenten an Armut-assoziierte Erkrankungen heranzuführen.
In Kooperation mit der Hochschule zur nachhaltige Entwicklung kümmern sich
Studierende in Deutschland um die Selbstdarstellung der Organisation vor allem
im Internet und in Social Media-Kanälen um weitere Sponsoren zur Fortführung
des Projektes zu generieren. Derzeit verfügen wir über 12 fest angestellte Mitar-
beiter, von denen alle mit Ausnahme des Capoeiralehrers Sozialabgaben, Ferien
und ein 13. Monatsgehalt erhalten:
1 (weiblich) Projektleiterin (40 h): 2,5 Mindestlöhne
1 (männlich) Hausmeister und Nachtwächter (40 h): 1 Mindestlohn (wohnt im Zentrum)
1 (weiblich) Köchin (40 h): 1 Mindestlohn
1 (weiblich) Allgemeine Assistenz (40 h): 1 Mindestlohn
1 (weiblich) Projekassistentin (20 h): 1 Mindestlohn
1 (weiblich) Pädagogin Kindergarten (20 h): 1 Mindestlohn
1 (weiblich) Pädagogin Kindergarten (40 h): 1 Mindestlohn
2 (weiblich) Kindergärtnerinnen (20 h): je 0,5 Mindestlöhne
1 (männlich) Leiter Papier/Recyclingfabrik und Kunstprojekte (40 h): 1 Mindestlohn
1 (weiblich) Nachhilfelehrerin (40 h): 1 Mindestlohn
1 (männlich) Capoeiralehrer auf Stundenbasis
Gesellschaftliche
Wirkung
24 25Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Die gesellschaftliche Wirkung
Aktivität Erbrachte Leistung Erbrachte Wirkung
Projekt gegen
jugendliche
Schwangerschaft
Das Projekt wird wie geplant mit Hilfe von 3 Stipen-
diaten aus der Comunidade, einer Krankenschwester
sowie Praktikantinnen des Krankenschwersternkurses
in der Zielgruppe von Mädchen zwischen 12 und 18
Jahren durchgeführt. Eine Sozialarbeiterin und ein
Tanzlehrer kombinierten die Aufklärungsarbeit mit
für die Jugendlichen interessanten Themen. Neben
gesundheitsfördernden Maßnahmen bzgl. Familien-
planung wurden auch kulturelle und soziale Aktionen
durchgeführt, um das Entscheidungspotential der
jungen Mädchen bzgl. Lebensplanung und Schwanger-
schaft zu stärken. Zudem wurde eine Erhebung an
etwa 300 Mädchen in der Gemeinde durchgeführt,
um das Ausmaß der jugendlichen Schwangerschaften
zu schätzen und die damit zusammenhängenden sozio-
kulturellen Faktoren zu identifizieren. Die Daten werden
derzeit ausgewertet. Der Zugang zu den Menschen wird
mit Hilfe eines community workers erzielt.
Die Jugendlichen sind bewusster in Bezug auf reproduktive
Entscheidungen und kennen die Möglichkeiten, eigeniniti-
ierte Wege einzuschlagen. Faktoren, die mit jugendlicher
Schwangerschaft assoziiert sind, wurden identifiziert und
werden nun gezielt in gesundheitsfördernden Programmen
angegangen. Eine Krankenschwester arbeitet an einer
Doktorarbeit zu diesem Thema.
Berufsbildende Kurse In Zusammenarbeit mit dem „Instituto Servir“, welches eine
brasilianische Nichtregierungsorganisation ist, die sich auf
die berufliche Weiterbildung spezialisiert hat, wurden im
2. Halbjahr 2011 fünf berufsbildende Kurse durchgeführt:
Hotelrezeption/Empfangsperson:
(60 Unterrichtsstunden): 25 Teilnehmer, die alle mit
Zertifikat abgeschlossen haben. Da ausgebildete
Arbeitskräfte in diesem Bereich fehlen, sind die Aus-
sichten eine Anstellung zu finden sehr gut.
Massage/massoterapia:
(60 Unterrichtsstunden): 25 Teilnehmer, die alle mit
Zertifikat abgeschlossen haben.
Kinderbetreuung:
(1. Etappe; 40 Unterrichtsstunden) Zu Beginn 30 Teil-
nehmer. Der Kurs ist noch nicht abgeschlossen, und
es sind lediglich noch 10 Teilnehmer vorhanden. Viele
Teilnehmer haben sich für den Kurs eingeschrieben,
da er kostenlos angeboten wurde, ohne ernsthaftes
Interesse zu zeigen und sind deshalb nach kurzer Zeit
wieder ausgestiegen. Nach Abschluss dieses Kurses
wird eine Evaluation stattfinden, um Gründe für die gro-
ße Evasion zu finden und die Attraktivität des Kurses
zu steigern. Dieser Kurs wurde von einem Arzt und einer
Psychologin abgehalten, in dem physische, psycholo-
gische und emotionale Aspekte behandelt wurden.
Viele Mädchen und junge Frauen aus der Gemeinde arbei-
ten jedoch in diesem Bereich ohne Festanstellung,
und eine systematisierte Ausbildung würde die Möglich-
keit einer festen Anstellung erhöhen.
Kunstkurs:
Malen, Graffiti (30 Unterrichsstunden): 20 Teilnehmer,
von denen 17 mit Zertifikat abgeschlossen haben.
Ökologisches Abwassermanagement:
(Minikurs, 4 Stunden) 17 Teilnehmer, von denen zwei im
Bereich arbeiten.
Hotelrezeption/Empfangsperson: In kürzester Zeit haben
vier Teilnehmer bereits eine Festanstellung gefunden.
Massage/massoterapia:
Vier Teilnehmer haben bereits eine Festanstellung.
Kinderbetreuung:
Der berufliche Erfolg der verbliebenen Teilnehmer wird
darüber entscheiden, wie dieser Zukunft von gleichaltrigen
bewertet wird. Fünf Teilnehmer haben eine Anstellung in
dem Bereich als Kindermädchen, in Kindergärten oder in
Grundschulen.
Kunstkurs:
Dieser Kurs wurde auf ausdrücklichen Wunsch der jugend-
lichen ausgearbeitet. Die erbrachte Wirkung ist schwer
messbar, die Kinder wurden durch alternative Beschäfti-
gungen von den Gefahren der Straße bewahrt und können
deren Teilnahme am Kurs mittels Zertifikat belegen.
Ökologisches Abwassermanagement:
Es wurden einige ökologische Sickergruben in der Gemeinde
eingerichtet.
Unsere Erfolge
Aktivität Erbrachte Leistung Erbrachte Wirkung
Neubau und Einrich-
tung des Gemeinde-
zentrums
Der umfangreiche Neubau des Gemeindezentrums
wurde Ende 2010 begonnen und im April 2011 abge-
schlossen. Auf dem angrenzenden Grundstück der
Mandacaru-Stiftung konnte ein zweistöckiger Erweite-
rungsbau errichtet werden. Dadurch konnten Räume
für die Aktivitäten zur Verfügung gestellt werden sowie
eine Bibliothek und eine parsitäre Spezialambulanz.
Der stark überfüllte Kindergarten konnte vergrößert
werden. Getrennte sanitäre Anlagen für Gäste und
Mitarbeiter wurden eingerichtet.
Das Ansehen der Mandacaru Stiftung in der Bevölkerung
und in der Öffentlichkeit hat seit dem Neubau stetig zuge-
nommen. Dies lässt sich an der starken Nachfrage messen.
Circa 150 Personen kommen täglich zur Einrichtung um
an den vielfältigen Aktivitäten teilzunehmen. Durch den
größeren Platz konnten die Aktivitäten auch auf andere
Altersgruppen und Bereiche ausgeweitet werden. Die Arbeit
der Stiftung wird auch in den lokalen als auch deutschen
Medien zunehmend wahrgenommen und eine breite Berichts-
erstattung ist möglich. Durch den Neubau fühlen sich die
Menschen in der favela ernst genommen, da die Stiftung
wirklich helfen und etwas bewegen will und dies auch ver-
mittelt. Die Stiftung ist somit zu einer festen Institution
geworden und aus der Gemeinde nicht mehr wegzudenken.
Kindergarten Durch den Neubau des Gemeindezentrums konnte
der Kindergarten räumlich getrennt werden. Vor den
Baumaßnahmen waren die Räume sehr beengt. Im
Kindergarten können anstelle von 25 nun 40 Kinder
aus sozial schwierigen Verhältnissen betreut werden.
Es stehen nun zwei Räume für den Kindergarten zur
Verfügung mit altersgerechten sanitären Anlagen, so
dass nun die baulichen Vorschriften für Kindergärten
eingehalten werden. Die vergrößerte Küche zur Nah-
rungsversorgung ist in einem separaten Gebäude unter
Berücksichtigung hygienischer und Sicherheitsstan-
dards untergebracht.
Durch die Einhaltung der baulichen Vorschriften für Kinder-
gärten ist eine Voraussetzung für eine öffentliche Teil-
finanzierung gesetzt. Die Mütter der Kinder gehen teilweise
anderen Aktivitäten zur Berufs- oder Schulbildung nach.
Eine Wirkung der Aktivitäten auf die Kinder und den Ein-
fluss der Kinder lässt sich erst in einigen Jahren feststellen,
wenn die Kinder größer sind.
Capoeira
Musikgruppe
Zirkusgruppe
Der Leiter der Capoeira-Tanzsportgruppe wurde in
Teilzeit eingestellt. Es wurden neue Sport-Uniformen
und Instrumente für die Gruppe gekauft. Die Gruppe
umfasst nun 30 Mitglieder, die 40 Stunden pro Monat
bei Aktivitäten der Stiftung involviert sind.
Die Kinder und Jugendlichen, die oft keine Perspektive
sehen und unter den stark reduzierten Möglichkeiten der
Freizeitgestaltung leiden, haben nun die Möglichkeit sich
körperlich in einer Gruppe zu betätigen, Koordination zu
lernen und Disziplin und Regeln zu achten. Durch das
Gemeinschaftsgefühl konnten die Teilnehmer ihre Sorgen
der Straße vergessen, lernten Zusammengehörigkeits-
gefühl, Disziplin und Verantwortung. Sie versuchen ihre
Situation zu verändern und besuchen wieder regelmäßig
die Schule.
Schule Die meisten Kinder besuchen inzwischen regelmäßig
die Schule der favela. Rund 50 Schulkinder erhalten
vormittags und nachmittags Nachhilfe-Unterricht.
Die Leistung in der Schule haben sich bei den Schülern die
am Nachhilfe-Unterricht teilnehmen erheblich verbessert.
Die Kinder werden später somit deutlich bessere Aussich-
ten auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz erhalten.
Papierwerkstatt Die Papierfabrik wurde mit dem Umbau des Gemeinde-
zentrums erweitert und räumlich klar von den Aktivi-
täten mit Kindern und der Spezialambulanz getrennt.
Vorher konnten nur etwa 12-15 Jugendliche aus sozial
schwierigen sozialen Zuständen an dem Programm
teilnehmen. Ein Leiter aus der favela wurde fest einge-
stellt. Aufgrund eines Wasserschadens und Problemen
der Elektroinstallation ist die Einrichtung jedoch noch
nicht vollkommen abgeschlossen und die Aktivitäten
wurden zunächst in reduzierten Maßnahmen wieder
aufgenommen. Der Leiter kümmerte sich tatkräftig
um die Wiederherstellung der Fabrik und beseitigte
die Schäden größtenteils durch Eigeneinsatz. Etwa
20 arbeitslose Jugendliche produzieren hier nun hand-
geschöpftes Recyclingpapier und Karten, die anschlie-
ßend verkauft werden.
Die 20 Mitarbeiter der Papierfabrik erlernten ein neues Hand-
werk und erhalten durch ihre Arbeit einen kleinen Verdienst.
Die produzierten Werke werden vor Ort oder im Internet
über die Mandacaru-Webseite verkauft, wobei die Jugend-
lichen auch Ansehen erhalten und stolz auf ihre Leistungen
sind. Deshalb wird das Projekt weiter in die Öffentlichkeit
gerückt. Auch andere Bewohner in der favela wurden so auf
das Programm der Stiftung aufmerksam.
26 27Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Die gesellschaftliche Wirkung
Aktivität Erbrachte Leistung Erbrachte Wirkung
Kulturarbeit Neben Festivitäten im Gemeindezentrum (Weihnachts-
feier, Feier zum „Dia de São João“, Tag der Indianer etc.),
die Teil des kulturellen Umfelds in Nordostbrasilien sind,
aber aufgrund der ökonomischen und sozialen Situation
in der favela häufig nicht in den Familien gefeiert werden,
wurden auch andere kulturelle Aktivitäten durchge-
führt. Das beinhaltete zum Beispiel einen Museumsbe-
such, Besuche des Kulturzentrums, Konzertbesuche
und einen Tagesausflug zu einem Strandvergnügungspark.
Eine objektive Außenwirkung ist schwer zu beschreiben,
es geht vielmehr um ein besseres Lebensgefühl, Selbst-
bewusstsein und das Gefühl ein Teil der Gesellschaft zu
sein um ein normales Leben führen zu können.
Gemeindebibliothek Die Gemeindebibliothek wurde erweitert und ist in
einem eigens dafür vorgesehenen Raum im 1. Stock
des Zentrums eingerichtet und wird „Ponto de Leitura“
genannt. Dies fand in Kooperation mit der lokalen
Stromanbieterfirma COELCE statt, die 10 Jugendliche
aus der Gemeinde ausgebildet hat, die für die Organisa-
tion der Bibliothek verantwortlich sind. Auf diese Weise
können Kinder und Jugendliche an das Lesen und die
Literatur herangebracht werden.
Es wird mehr gelesen, die Schulnoten und das Sozialverhal-
ten haben sich verbessert.
Betreuung geistig
Behinderter durch
Sozial- und Sonder-
pädagogen
Die Betreuung konnte im Jahr 2011 nicht durchgeführt
werden. Weitere Aktivitäten sind geplant.
In 2011 konnten zahlreiche Aktivitäten erfolgreich umgesetzt und durchgeführt werden. Im Wirkungsbereich der Stiftung
hat sich die Situation wesentlich gebessert. Es ist dennoch viel zu tun. Die Kosten für die einzelnen erbrachten Leistungen
können derzeit nicht zugeordnet werden.
Aktivität Erbrachte Leistung Erbrachte Wirkung
Frauengruppe Im zweiten Halbjahr 2011 wurde eine Gruppe mit 20-30
Müttern der Kinder aus dem Kindergarten gebildet. Ziel
war die Stimulierung des Selbstvertrauens und des
Gruppengedankens
Größeres Selbstbewußtsein der Frauen in der Gemeinde,
Bewußtsein, Entscheidungen selbst in die Hand nehmen zu
können.
Gesundheitsfördernde
Maßnahmen
Zwischen August und Dezember 2011 wurden zwei
Massenbehandlungen mit dem antiparasitären
Medikament Ivermectin in der Bevölkerung (Alter
5 Jahre) durchgeführt. Kinder zwischen 2 und
5 Jahren wurden mit dem Medikament Albendazol
behandelt. Die Behandlung wurde in 300 Familien
(ca. 1400-1500 Personen) der Gebiete Raiz da Praia,
Morro da Vitória und favela das Placas durchgeführt.
Ein deutscher Arzt (Dr. Gernot Fengler) koordinierte
die Durchführung der Massenbehandlung, die mit Hilfe
von sporadisch eingestellten Mitarbeitern aus der Ge-
meinde und zwei Medizinstudentinnen aus Deutschland
(Sabrina Bitz und Marja Sudbrock) durchgeführt wurde.
Zudem wurde die parasitäre Spezialambulanz von den
Mitarbeitern eingerichtet.
Das Vorkommen insbesondere von Darmwürmern, Krätze,
Kopfläusen und Sandflöhen wurde merklich reduziert.
Durch die regelmäßige halbjährliche Behandlung auf lange
Sicht neben der Prävalenz (vorhandene Infektionen) auch
der Transmissionsdruck der Krankheiten und damit die
Inzidenz (Neuauftreten von Infektionen) reduziert.
Durch die Spezialambulanz werden seit bestehen Anfang
2011 regelmäßig Patienten nicht nur aus dem direkten
Einzugsbereich der Aktivitäten der Stiftung behandelt. Da-
durch, dass viele Menschen in der Gemeinde nur erschwer-
ten Zugang zum öffentlichen Gesundheitssystem haben,
ist diese Ambulanz auch eine Möglichkeit, die Diagnose
unterschiedlichster Erkrankungen voranzutreiben und in
Kooperation mit dem Gesundheitsposten in der Nähe die
nachhaltige Versorgung zu verbessern.
Es konnten schon einige Erkrankungen festgestellt und
weiter behandelt werden.
Verbesserung der
Wohnsituation
Im Zeitraum von Oktober bis Dezember 2011 wurden
zunächst die Fußböden von 20 Häusern, die nur aus
Sand bestanden zementiert. Rechzeitig vor Beginn der
Regenzeit wurden die Dächer von Häusern mit Ziegeln
gedeckt. Die Aktivitäten wurden in kommunaler Nach-
barschaftshilfe und mit tatkräftiger Hilfe der Bewohner
durchgeführt, unter Kooperation einer Rotary Interna-
tional-Stipendiatin (Hanna Jacobsen). Die Aktivitäten
werden im Jahre 2012 fortgesetzt (weitere 30 Häuser
bis März 2012). Zusätzlich sollen Sickergruben einge-
richtet werden.
Mit diesen Maßnahmen wurde die Lebensqualität der
Bewohner in den Häusern verbessert, die Sandflohplage
wurde weiter eingedämmt und bakteriellen Krankheiten
vorgebeugt. Es ist zu beobachten, dass die Kinder nach den
Invesitionsmaßnahmen weniger Sandflohinfektionen an
den Füßen haben.
28Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf 29Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf
WeiTere PLAnunG
unD AusbLick
30 31
Brasilien — Not und Chance!
In Brasilien gibt es eine allmähliche positive Wirtschaftsentwicklung inklusive
guter Universitäten und sozialen Institutionen. Was also auf privater Basis ange-
stoßen wird, hat die Perspektive in einer optimistisch erwarteten Zukunft allein zu
bestehen.
Die Mandacaru-Stiftung ist eine brasilianische Institution. Durch die Nähe vorhan-
dener Strukturen lassen sich daher Spenden ohne große Logistik gezielt zu den
Notleidenden bringen, ohne dass ein einziger Cent in Deutschland bleibt. So wirkt
jede finanzielle Unterstützung sofort, wie ein Tropfen aus einem Zaubertrank, der
in einer Wüste eine kleine Pflanze sprießen lässt.
Risiken
Der Mindestlohn der Mitarbeiter in Brasilien steigt jedes Jahr um 10–20 %. Zudem
wird die Währung gegenüber dem Euro stärker. Dadurch steigen die jährlichen
Kosten der Stiftung. Wenn keine weiteren Sponsoren akquiriert werden, besteht die
Möglichkeit, dass sich die Stiftung keine weiteren Mitarbeiter mehr leisten kann.
Weitere Planung
und Ausblick
2011 2012 2013 2014
1.
Halbjahr
2.
Halbjahr
1.
Halbjahr
2.
Halbjahr
1.
Halbjahr
2.
Halbjahr
1.
Halbjahr
2.
Halbjahr
Neubau und Einrichtung des Gemein-
dezentrums
Verbesserung der Wohnsituation:
Zementierung der Böden innerhalb
der Häuser, bauliche Maßnahmen
Massenbehandlung gegen parasitäre
Erkrankungen
Spezialambulanz gegen parasitäre
Erkrankungen
Gesundheitsfördernde Maßnahmen,
Intervention gegen wilde Müllkippen,
Reduktion jugendlicher Schwanger-
schaften, Frauengruppen
Kulturelle Aktivitäten, Sportaktivi-
täten, Capoeira
Pädagogische Maßnahmen: Erwei-
terung und Unterhalt des Kinder-
gartens
Berufsbildende Kurse in Zusammen-
arbeit mit Industrie- und Handels-
kammer, Erwachsenenbildung
Neuaustattung und Renovierung
der Papierfabrik. Unterhalt der
erweiterten Aktivitäten
Erweiterung und Unterhalt der
Gemeindebibliothek
Workshop mit Mitgliedern der
Stiftung und Gemeindemitgliedern:
Evaluierung des Projektes/Planung
Erstellung von Zwischenberichten/
Endbericht
32Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf 33Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf
OrGAnisATiOnssTrukTur
unD TeAm
34 35
Organisationsprofil
Name	 Fundação de Educação e Saú
		 de Mandacaru
Ort	 Fortaleza (Bundesstaat Ceará)
Sitz der Organisation gemäß Satzung	 Fortaleza (Brasilien)
Rechtsform	Stiftung für Erziehung und Gesund-
heit (Fundação de Educação e Saú-
de), non-profit
Kontaktdaten 	 Jörg Heukelbach
Adresse	Rua José Vilar de Andrade 257,
		 Fortaleza,
		 CE 60833-830 Brasilien
Telefon	 ++55-85-32622537
Fax
E-Mail	 heukelbach@web.de
Website(URL)	 www.mandacaru-foundation.org
Gründung	 Ärzte, Pädagogen und
		 Repräsentanten eines Slums
Gründungsjahr 	 2002
Gründer 	 Dr. Rômulo Sabóia Moura
Nachfolgeregelung 	 Stiftung Mandacaru
Nationale Steuernummer	 05.218.246/ 0001-58
Genehmigung der
Staatsanwaltschaft von Ceará	 Nº 02136336-6
Betriebsbescheingung	 ausgestellt vom Stadtrat
		 für Soziales
Registrierung	Stadtrat für die Rechte der Kinder
		 und Jugendlichen Registrierung
		 Nº 720/08 Zentralkartei für Soziale
		 Projekte des Bundesstaates
		 Registrierung Nº
		 01.05.A.3004/2002SCE-3004
Anzahl Mitarbeiter	 12 festangestellte
		 8-10 freilwillige jährlich aus Europa
		2 Stipendiaten, 2 Ärzte, 1 Architekt
Organisationsstruktur
Politisch, religiöse und ideologisch unabhängige Nicht-Regierungsorganisation
Stand der Organisationsentwicklung
1 Vertreterin
12 festangestellte Mitarbeitende:
1 (weiblich) Projektleiterin
1 (männlich) Hausmeister und Nachtwächter (wohnt im Zentrum)
1 (weiblich) Köchin
1 (weiblich) Allgemeine Assistenz
1 (weiblich) Projektassistentin
2 (weiblich) Pädagoginnen Kindergarten
2 (weiblich) Kindergärtnerinnen
1 (männlich) Leiter Papier/Recyclingfabrik und Kunstprojekte
1 (weiblich) Nachhilfelehrerin
1 (männlich) Capoeiralehrer auf Stundenbasis
Freiwillige Mitarbeiter: jährlich 8-10 aus Europa ohne Entgelt
2 Stipendiaten ohne Entgelt
1 Architekt vom SES entsandt
Vorstellung der handelnden Personen:
Direktor: Thomas Semrau
Vize-Direktorin: Ana Lidia Ribeiro
Generalsekretär: Dr. Jörg Heukelbach
Ärzte: Dr. med. Gernot Fengler
	 Professor Dr. med. Heukelbach
Pädagoge: Thomas Semrau
Organisationsstruktur
und Team
36 37Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Organisationsstruktur und Team
Governance der Organisation
Leitungsorgane
Die Stiftung Mandacaru ist demokratisch und transparent organisiert, verfügt über
unterschiedliche eigene Verwaltungsorgane und wird von öffentlichen und staat-
lichen Organen überwacht.
Für die Ausarbeitung dieses Projektes ist das Präsidium der Stiftung, insbesondere
die beiden legalen Vertreter Thomas Semrau (Direktor) und Dr. Jörg Heukelbach
(Generalsekretär) verantwortlich.
Thomas Semrau ist Pädagoge mit Schwerpunkt Psycho-
motorik. Außerdem unterrichtet er Sport und Spanisch
(Sek I/II, Ruhr-Universität Bochum) mit Zusatzqualifikation
„Deutsch als Fremdsprache“. Er lebt seit mehr als 10 Jahren
in Fortaleza und ist Inhaber der Eventfirma „vivAção“. Zur
Zeit ist er Präsident der Stiftung.
Dr. Jörg Heukelbach ist Professor für Public Health an der
Bundesuniversität von Ceará in Fortaleza und Gründungs-
mitglied der Stiftung. Er war von 2006-2010 Präsident und
ist nun Generalsekretär (“Diretor Tesoureiro”) und Präsidi-
umsmitglied.
Weiterhin gibt es vier Conselhos/Gremien mit ihren Mitgliedern bei denen keiner mit
keinem bis zum 3. Grad verwandt sein darf und die alle 2 Jahre neu gewählt werden.
Die Aufgaben der unterschiedlichen Gremien ergeben sich aus der Satzung.
Conselho Curador (Kuratorium/Stiftungsrat)
	José Queiroz Ajax Nogueira, Universitätsprofessor
	Rita Sá Keys Pedrosa, Geschäftsfrau
Diretoria Executiva (Leitungsgremium/Direktorium)
	CEO: Thomas Semrau, Lehrer
	Vize Direktorin: Ana Espinola Lidia Ribeiro, Studentin
	1. Sekretär Regie: Gernot Erich Roland Fengler, medizinischer Träger
	2. Sekretär Regie: Paulo Roberto de Almeida Carvalho, Lehrer
	Schatzmeister: Jörg Heukelbach, Universitätsprofessor
	1. Stellvertretender Direktor: Josiah Vale Martins, Lehrer
	2. Stellvertretender Direktor: Josche van der Ven, Student
Conselho Consultivo (Beirat)
	Oliver Liesenfeld, Universitätsprofessor
	Hermann Feldmeier, Universitätsprofessor
	Fatima Oliveira Cavalcanti, Näherin
Conselho Fiscal (Aufsichtsrat)
	Luiz Fernando Ferreira da Silva, Universitätsprofessor
	Elvis Matos de Azevedo, Professor
	Neuza Maria de Queiroz Tajra, brasilianischer medizinischer Träger
	Danielle Teixeira de Queiroz, Krankenschwester
	Valmir Barbosa Duarte, Taxifahrer
38 39Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Organisationsstruktur und Team
Geschlechterverteilung
Die Geschlechterverteilung der fest angestellten Mitarbeiter/innen liegt bei 9 Frauen
und 3 Männern. Der überwiegende Frauenanteil ist in Brasilien Normalität.
Umweltfragen
In dem Projekt wird sich bewusst und gezielt mit dem Thema Müll beschäftigt. Die
favelas in Brasilien sind oftmals stark verdreckte Gebiete. Aus diesem Grund wird
der Austausch zu diesem Thema mit den Jugendlichen angestrebt um aktiv und
präventiv gegen wilde Müllkippen zu agieren.
Sponsoren
Die Einkünfte der Stiftung beziehen sich aus Privatspenden und Projektspenden
von Privatpersonen, der Johanniter Unfallhilfe (St. John‘s International), Evange-
lische Kirchengemeinde Weiterstadt, Schule „Vasco“ in Fortaleza, Unterstütung
durch die „Südtiroler Ärzte für die dritte Welt“, dem Pharmaunternehmen Solvay
Pharma do Brasil und dem Auswärtigen Amt (über das deutsche Generalkonsulat
Recife). Die Projekte werden in Kooperation mit lokalen Einrichtungen, Behörden
und der Bevölkerung geplant und durchgeführt.
Interessenskonflikte/Beteiligungskonflikte
Es bestehen keine Konflikte zwischen dem Projekt und der Stadt, privaten Personen
oder Spendern, da keine finanziellen Beteiligungen existieren. Es sind keine Ver-
wandtschaftsgrade in den verschiedenen Gremien erlaubt.
Umwelt und Sozialprofil
Freiwillige
Die Mandacaru Stiftung bietet jedes Jahr Freiwilligen eine Chance sich einzubrin-
gen. Dies dient sowohl der Stiftung als auch den freiwilligen selbst, welche sich
dadurch Anerkennung, Berufserfahrung und Eigeninitiative aneignen.
Diversität der Mitarbeiter
Das Projekt besteht aus Festangestellten, aus dem Ort stammenden Mitarbeitern.
Diese werden durch die beiden deutschen Ärzte und jährlich rund 8-10 freiwillige
Mitarbeiter aus Europa unterstützt. Dadurch ist die kulturelle Vielfalt in diesem
Projekt in jedem Fall gegeben.
40Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf 41Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf
FinAnzen
42 43
Bilanz Mandacaru
Für diesen Bericht in deutscher Sprache wurde die Bilanz sowie die Gewinn und
Verlustrechnung vereinfacht. Die Struktur wurde der Bilanz nach dem deutschen
Handelsgesetzbuch angeglichen.
Auf der Aktiva wird eine deutliche Steigerung der Sachanlagen ersichtlich. Diese
ist mit dem Neubau des Gemeindezentrums zu begründen. Die anderen Anlagen-
bestände haben sich um die Abschreibungen gemindert. Der Neubau wurde zum
größten Teil aus Fördermitteln und Spenden finanziert.
Die Mandacaru Stiftung mit Sitz in Fortaleza, Brasilien erstellt den Jahresab-
schluss nach brasilianischem Recht und kann dem entsprechend nicht ohne weite-
res mit einem Bericht nach dem deutschen Handelsgesetzbuch verglichen werden.
Die verwendete Währung ist der Brasilianische Real BRL. Der aktuelle Wechselkurs
beträgt für einen BRL 0,369 €(Stand 29.12.12, Bundesverband deutscher Banken)
Übersicht über die brasilianische Bilanzierung
Eine brasilianische Bilanz ist nach dem Prinzip abnehmender Liquidität gegliedert.
Die in Deutschland vorgesehene ausdrückliche Trennung von Rückstellungen und
Verbindlichkeiten in zwei Obergruppen existiert nicht, vielmehr werden Rückstel-
lungen je nach Bedeutung innerhalb der langfristigen oder kurzfristigen Verbind-
lichkeiten ausgewiesen. Die in Deutschland getrennt ausgewiesenen aktiven und
passiven Rechnungsabgrenzungsposten werden ebenfalls nicht gesondert, son-
dern innerhalb der übrigen Aktiva und Passiva ausgewiesen.
Die Aktiva sind untergliedert in Umlauf- und Anlagevermögen. Das Umlaufver-
mögen wird umschlagsbezogen unterteilt. Die Passiva sind untergliedert in kurz-
fristige Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit bis zu einem Jahr und langfristige
Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit über ein Jahr und dem Eigenkapital. Ein
gesetzlich vorgeschriebenes, detailliertes Gliederungsschema entsprechend deut-
schem Handelsrecht existiert nicht. Der gewohnte Anlagenspiegel ist auch nicht
vorhanden. Stattdessen werden im Erläuterungsteil die Anschaffungskosten der
Sachanlagen nach Anlagenart aufgespalten und die kumulierten Abschreibungen
in einer Summe abgesetzt. Die Sachanlagen werden linear entsprechend ihrer
voraussichtlichen technischen Nutzung abgeschrieben. Die Abschreibung von
immateriellen Vermögensgegenständen erfolgt nach ihrer voraussichtlichen wirt-
schaftlichen Nutzungsdauer. In der Regel werden die steuerlich vorgeschriebenen
Sätze angewandt.
Finanzen
Aktiva 2010 2011
I. Anlagevermögen
Sachanlagen
unbewegliches AV
Grund Boden/ Gebäude
103303,78 BRL
103.303,78 BRL
21.600,00 BRL
21.600,00 BRL
167522,22 BRL
167.522,22 BRL
21.600,00 BRL
21.600,00 BRL
bewegliches AV:
Maschinen
BGA
EDV
Anlagen in Bau
60.515,01 BRL
52.872,83 BRL
4.499,90 BRL
3.142,28 BRL
32.530,83 BRL
51.552,95 BRL
43.205,07 BRL
6.148,26 BRL
2.199,62 BRL
94.369,27 BRL
II. Umlaufvermögen
Wertpapiere
flüssige Mittel
Kasse
Bank
Fördermittel
123.964,78 BRL
- BRL
123.964,78 BRL
30,83 BRL
13.056,67 BRL
110.877,28 BRL
49.593,60 BRL
38.500,00 BRL
11.093,60 BRL
105,39 BRL
10.936,55 BRL
51,66 BRL
227.268,56 BRL 217.115,82 BRL
44 45Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Finanzüberblick
gewInn- und verlustrechnung Mandacaru
Die sozialen Ausgaben wurden detailliert dargestellt, damit ist die genaue Mittel-
verwendung schnell ersichtlich.
Die Passiva zeigt, dass die Stiftung sich mit dem Eigenkapital finanziert. Auf Dar-
lehen wurde bisher verzichtet, die Mandacaru Stiftung kann somit unabhängig
bleiben. Es bestehen nur geringe Verbindlichkeiten, die sich aus verschiedenen
Beiträgen zusammensetzen und als kurzfristig anzusehen sind.
passIva 2010 2011
I. Eigenkapital
Verlustvortrag
unbewegliches AV
220.034,42 BRL
- BRL
209.678,24 BRL
10.356,18 BRL
II. Fremdkapiatal
Verbindlichkeiten
sonstige Verbindlichkeiten
7.234,14 BRL
- BRL
7.234,14 BRL
7.437,58 BRL
- BRL
7.437,58 BRL
227.268,56 BRL 217.115,82 BRL
ausgaBen 2011
Baumaterial 17.532,00 BRL
Soziale Aufwendungen
Löhne  weitere Mitarbeiterkosten
Instandhaltung
Dienstleistungen
Material  Hilfstoffe
Sozialabgaben für Mitarbeiter
externe Dienstleistungen und Beratungen
Sozialabgaben
Veranstaltungen  Infomaterial
Aufwendungen für medizinische Projekte
Betriebskosten
Lebensmittel
Kfz Kosten
Beiträge
sonstiges
248.667,82 BRL
66.987,23 BRL
65.850,19 BRL
23.586,54 BRL
21.126,76 BRL
20.851,36 BRL
16.469,99 BRL
6.581,55 BRL
5.978,93 BRL
5.864,89 BRL
5.257,22 BRL
4.559,42 BRL
3.324,33 BRL
275,89 BRL
1.953,52 BRL
Finanzaufwendungen
Beiträge für Verbände
Zementprojekt
1.222,68 BRL
900,72 BRL
4.210,00 BRL
Gesamtausgaben 272.533,22 BRL
eInnahMen 2011
Spenden extern
Finanzerträge
259.995,18 BRL
2.181,86 BRL
Gesamteinnhamen 262.177,04 BRL
Verlust -10.356,18 BRL
Die größten Ausgaben entstanden mit dem Neubau sowie den damit verbunde-
nen Instandhaltungs- und Baumaterialaufwendungen. Zur Organisation und Aus-
führung der verschiedenen Aktivitäten wird zuverlässiges Personal benötigt. Die
Angestellten werden gerecht entlohnt und arbeiten gerne in der Stiftung. Die
Einnahmen bestehen aus externen Spenden, für die an dieser Stelle nochmals
ein Wort des Dankes angebracht ist. Da die Aktivitäten nicht unter dem Neubau
leiden sollten, wurden diese parallel fortgeführt. Dadurch ist am Ende des Jahres
ein Verlust entstanden.
BlIck In dIe zukunft
Mit dem abgeschlossenem Bau des Gemeindezentrums, kann die eigentliche Stif-
tungsarbeit wieder in vollen Zügen aufgenommen werden. Die Räumlichkeiten sind
nun besser für Veranstaltungen geeignet, damit kann das wachsende Interesse der
Bevölkerung besser bedient werden.
Um den reibungslosen Ablauf der Spendenabwicklung
in Deutschland kümmert sich freundlicherweise
die Evangelische Kirche Weiterstadt, B. u. R.
Evangelisches Gemeindebüro,
Frau Conrad
E. v. Thadden-Haus
Darmstädter Str. 17a
64331 Weiterstadt
Impressum
Offizielle Adresse der Stiftung:
Fundação Mandacaru
Rua José Vilar de Andrade 257
Fortaleza, CE 60833-830
Brasilien
Telefon: ++55-85-32622537
Kontakt-E-Mail: heukelbach@web.de
46 47
Mit freundlicher Unterstützung von:
Hochschule für Nachhaltige Entwicklung
Friedrich-Ebert-Straße 28
16225 Eberswalde
Deutschland
Telefon: +49 (0) 33 34 - 65 70
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Mandacaru Wirkbericht

  • 1. 1 Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf 1Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf sTiFTunG mAnDAcAru Jahres- und Wirkbericht 2011
  • 2. 2 3Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Über diesen Bericht unsere vIsIon .... eine neue Zukunft für Kinder aus Brasilien Armut und Kriminalität sind in Brasilien allgegenwärtig und bestimmen das Leben vieler Menschen. Besonders die Kleinsten leiden unter diesen Umständen. Schlechte hygienische und medizinische Bedingungen, eine mangelnde Ausbildung und eine oftmals fehlende intakte Familie repräsentieren den Alltag vieler brasilia- nischer Kinder und Jugendlicher aus den Armutsvierteln in Fortaleza. ... Hilfe zur Selbsthilfe Der Mandacaru-Kaktus ist ein Zeichen des Widerstandes und der Hoffnung. Über- leben in der Trockenheit kann der Mandacaru nur, weil er gelernt hat, seine Wurzeln tiefer zu senken als andere Pflanzen, um sich Kraft zu holen. Mandacaru – das Sinn- bild des Überlebens und der Hoffnung – prägt deshalb die Philosophie der Stiftung. ... für ein menschenwürdiges Leben Wir sind überzeugt, dass Arme ein Anrecht auf ein menschenwürdiges Leben haben. Sogar unter den Verhältnissen, wie sie in einer favela vorherrschen, ist eine nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität machbar. Dies können wir am besten durch Maßnahmen erreichen, die den ganzen Menschen edukativ, sozial, kulturell und medizinisch erfassen. ... mit vereinten Kräften Deshalb realisiert die Stiftung Mandacaru in enger Zusammenarbeit mit den Bewohnern der favela Vicente Pinzón in der Nähe des Strandes „Praia do Futuro“ in Fortaleza nachhaltige Projekte im Bereich Gesundheit, Erziehung, Kultur und Gemeindeentwicklung. Diese tragen dazu bei, einen Minimalzustand an Lebens- qualität zu erzielen und diesen stetig zu verbessern. ÜBer dIesen BerIcht Berichtet wird über Hintergründe, Arbeitsan- sätze und Projekte der Stiftung Mandacaru in Fortaleza (Brasilien), die sich dafür einsetzt, die Lebensumstände in den Elendsvierteln (favelas) von Fortaleza nachhaltig zu verbessern. Sitz der Stiftung ist Rua José Vilar de Andrade 257, Fortaleza, CE 60833-830, Brasilien. Nationale Steuernummer (Cadastro Nacional de Pessoa Jurídica - CNPJ) 05.218.246/ 0001-58, Genehmigung bei der Staatsanwaltschaft von Ceará (Portaria de Aprovação no Ministério Público do Ceará) Nº 02136336-6 Stadtrat für Soziales (Conselho Municipal de Assistência Social): Betriebsbescheinigung Stadtrat für die Rechte der Kinder und Jugend- lichen (Conselho Municipal dos Direitos da Criança e do Adolescente): Registrierung Nº 720/08 Zentralkartei für Soziale Projekte des Bun- desstaates Ceará (Fichário Central de Obras Sociais do Ceará): Registrierung Nº 01.05.A.3004/2002SCE-3004 Ansprechpartner der Organisation sind Dr. Jörg Heukelbach und Isabella Farias, Tel. +55-85-32622537, E-Mail heukelbach@web.de. Der Bericht wurde in Zusammenarbeit mit Studierenden der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde unter Anwendung des „Social Reporting Standards“ (SRS) erst- malig erstellt. Der Berichtszeitraum bezieht sich auf das Kalenderjahr 2011. Zur Erläuterung wird auf einige Informationen und Daten aus früheren Jahren zurückgegriffen. Zum Punkt „Evaluation und Qualitätssiche- rung“ können keine Angaben gemacht werden. Bisher gibt es keine strukturierten Qualitäts- kontrollmechanismen bis auf die offiziellen Gremien der Stiftung, die im Punkt „Organisa- tion und Team“ genannt werden. Da es sich um eine non-profit-Stiftung handelt, existieren keine Anteile. Somit sind Angaben zur Eigentümerstruktur nicht möglich. Es gibt keine Organisationen, welche Beteili- gungen an der Stiftung halten, da dies die Rechtsform nicht zulässt. Es gibt bisher keine Angebote zur Work-Life- Balance für Mitarbeiter in Bezug auf eigene Interessen wie deren Kinder und Arbeitszeiten.
  • 3. 4 Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf 5Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf Inhalt 7 Vorwort 11 Das gesellschaftliche Problem und der Lösungsansatz 22 Die gesellschaftliche Wirkung 30 Weitere Planung und Ausblick 34 Organisationsstruktur und Team 42 Finanzüberblick
  • 4. 6 Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf 7Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf vorwort Mit großer Freude halte ich den Wirkungsbericht der Stiftung Mandacaru in Hän- den, der in Kooperation mit Studenten der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde erstellt wurde. Ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der Stiftung war von Anfang an, Transparenz zu schaffen und die Projekte nach außen hin dar- zustellen. Daher folgt der Wirkungsbericht zum ersten Mal dem „Social Reporting Standard“, um die Wirkungsketten und Finanzen unserer Projekte nach außen hin deutlicher als bisher in strukturierter und standardisierter Form zu kommunizieren. Die Mandacaru-Stiftung kann inzwischen auf 10 Jahre erfolgreicher Arbeit zurück- blicken. Beim Durchblättern des Berichtes fällt mir auf, wie viel inzwischen erreicht wurde. Alles fing mit einem kleinen Kindergarten an, der mit viel persönlichem Ein- satzgeführtwurde.NunhatsichdarauseinbeachtenswertesProjektentwickelt.Die Aktvititäten werden integrativ durchgeführt: Da Gesundheit, Bildung und Lebens- qualität eng miteinander verzahnt sind, werden die Maßnahmen miteinander kombiniert. Da dies erstaunlicherweise nicht die gängige Praxis bei vielen Nichtre- gierungsorganisationen ist, ist dieser integrative Ansatz zu einem Markenzeichen der Stiftung Mandacaru geworden. Die Nähe zur Bevölkerung und die Einbindung der Ideen, die aus der Gemeinde kommen, war uns dabei immer sehr wichtig. Die Stiftung ist eine feste Institution in Fortaleza geworden und hat sich nicht nur in Fortaleza einen Namen gemacht. Viele Freiwillige, Studenten und Zivildienstleis- tende haben uns aktiv in der Arbeit unterstützt und dazu beigetragen, dass unsere Ziele verwirklicht werden konnten. Unterschiedliche Institutionen und Firmen unter- stützen unsere Arbeit seit mehreren Jahren nicht nur finanziell. Hier sei allen ein herzliches Dankeschön ausgesprochen. Die Spendengelder werden stets in ihrer Gesamtheit in dem Projekt in Brasilien eingesetzt, ohne dass in Deutschland Gemeinkosten anfallen, was die Arbeit der Stiftung von vielen anderen internatio- nalen Institutionen unterscheidet. Auf diese Weise konnten wir immer eine gute Effektivität der gespendeten Gelder erreichen. Wir blicken mit Stolz auf das Erreichte zurück, aber auch nach vorne. Es gibt noch viel zu tun, um eine weitere nachhaltige Lebensverbesserung der Menschen in der Gemeinde zu erreichen! Fortaleza, den 3.12.2011 Prof. (Univ. Fed. Ceará) Dr. med. Jörg Heukelbach
  • 5. 8 9 Erinardo Firmino da Silva Mendes - 19 Jahre Erinardo wurde von seiner Mutter verlassen, als er noch ein Kleinkind war. Mit seinem Vater, Geschwistern, Onkel, Tanten, Cousins und Großeltern lebt er zusam- men in einem kleinen Haus. Sein größter Traum ist es, Fußballspieler zu werden und auch als Arzt arbeiten zu können. Aufgrund von Mangelernährung ist sein Gesundheitszustand beeinträchtigt. Er konnte die Schule nie besuchen, da er bis zu seinem 18. Lebensjahr keine Geburtsturkunde besaß. Sein Leben änderte sich, als er in der Papierfabrik der Mandacaru-Stiftung zu arbeiten begann. Mit Hilfe der Stiftung erhielt er die erforderlichen Papiere und geht nun zur Schule, beteiligt sich aktiv in der Stiftung und bringt seine Ideen in die Papierfabrik mit ein. Maria das Graças Gomes da Silva – 56 Jahre Dona Graça wurde im Landesinneren des Bundeslandes geboren und lebt seit dem 32. Lebensjahr in Fortaleza. Von ihren 20 Kindern leben heute nur noch 6. Dona Graça lebte bis 2010 in einer Holzhütte und konnte mit der Unterstützung der Mandacaru- Stiftung ein Haus aus Ziegeln bauen, in dem sie mit ihren 4 Enkeln lebt, die von ihrer Mutter verlassen wurden. Die Kinder lernen in der Mandacaru-Stiftung, und die Familie bekommt regelmäßig Sachhilfen und wird von den Ärzten der Stiftung betreut. “seitdem es die mandacaru-stiftung gibt, haben wir in der Gemeinde eine unterstützung und hilfe. Die Leute dort sind sehr gut zu uns.” “Die mandacaru-stiftung ist meine zweite Familie. Dort habe ich Papierrecycling gelernt. ich habe auch gelernt, verantwortlich und selbständig zu arbeiten und viele Freunde gefunden.”
  • 6. 10 Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf 11Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf Maria Lidiane Vieira Carneiro Castelo Branco 30 Jahre Sie ist Mutter von 5 Kindern und lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Haus mit nur 2 Zimmern. Ihr erstes Kind hat sie mit 15 Jahren bekommen. Sie arbeitet stunden- weise als Putzfrau, um die Familie zu ernähren. Hilfe bekommt sie dabei von Ihrer 14-jährigen Tochter, die als Kindermädchen arbeitet. Trotz dieser Schwierigkeiten sorgt sie sich um eine gute Bildung für ihre Kinder, um ihnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Alle ihre Kinder nehmen an den Aktivitäten der Mandacaru-Stiftung teil, sei es im Kindergarten, beim Nachhilfeunterricht, in der Papierfabrik oder bei der Tanzsportart Capoeira. Lidiane ist auch selbst aktiv in der Stiftung und nimmt an den Versammlungen und den angebotenen Kursen teil. Neun Bundesstaaten im Nordosten mit ihren 50 Millionen Einwohnern machen rund 13 Prozent der brasilianischen Bevölkerung aus – die alle gemeinsam aber nur drei Prozent des Bruttosozialproduktes beitragen. 65 Prozent der Landbevölkerung ver- dient noch nicht einmal den Mindestlohn von zur Zeit etwa 250 Euro monatlich und sucht deshalb ihr Glück in den Städten. Auf dem Weg dorthin stranden viele in einer der rund 80 Armensiedlungen von Fortaleza. Im Strudel von Gewalt, Kriminalität und täglichen Existenzsorgen verlieren diese Menschen ihre sozialen Bindungen. Weniger als die Hälfte der Erwachsenen erhält ein regelmäßiges Einkommen. das ausMass des proBleMs Die Menschen in den Armensiedlungen leben in menschenunwürdigen Verhält- nissen. Bis zu sechs Personen schlafen in einem Raum. Häufig nächtigen mehrere Kinder in einer Hängematte oder liegen zusammen im Bett. Fast jeder dritte Erwach- sene ist Analphabet. Schlechte Ernährung und Krankheiten wie Parasitosen (Krätze, Läuse, Darmwürmer, Sandflohkrankheiten) schwächen den Gesundheitszustand der Kinder oft so weit, dass sie nicht regelmäßig am Schulunterricht teilnehmen können oder wollen. Fehlende Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten führen dazu, dass der Drogen- und Alkoholabusus bei Jugendlichen in den letzten Jahren dramatisch angestie- gen ist. Dies potenziert die Gewalt, welche Kinder und Jugendliche nicht nur durch Schläge und Misshandlungen, sondern auch durch soziale Ausgrenzung erleben. Erlittene Gewalt führt oft zu selbst ausgeübter Gewalt - der Weg vom Opfer zum Täter ist damit vorgezeichnet. Häufig bringen sich Jugendliche aus nichtigen Grün- den gegenseitig um. Lärm, Gestank und Hitze sind ständig präsent. Da es nur eine Müllabfuhr am Rande der favela gibt, liegt in der Gemeinde überall Abfall und selbst Ratten können tagsüber beobachtet werden. Viele Menschen haben keine Toilette und entledigen DAs GeseLLschAFTLiche PrObLem unD Der LÖsunGsAnGsATz “Die mandacaru-stiftung ist für uns wie ein zuhause. Dort können meine kinder an den Aktivitäten teilha- ben, und ich helfe aus, wo ich kann.”
  • 7. 12 13Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Das gesellschaftliche Problem und der Lösungsansatz sich ihrer Verrichtungen im Hinterhof. Mütter sind meist völlig überfordert. Sie las- sen die Kinder tagsüber mit den älteren Geschwistern allein und kommen abends erschöpft von der Arbeit in eine armselige Behausung, ohne Kraft, ihren Kindern die nötige Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken. Viele Kinder erhalten keine regelmäßigen Mahlzeiten. Wenn es Väter gibt, sehen diese die Erziehung der Kinder meist nicht als deren Aufgabe an, es sei denn, sie wollen sich durch Prügel Respekt verschaffen. Die räumliche Enge begünstigt soziale Bindungen, aber sie fördert auch die Aus- breitung von parasitären und bakteriellen Erkrankungen, wozu die mangelnde Was- serversorgung und die fehlende Kanalisation beitragen. Der Gesundheitsstatus der Bevölkerung ist daher katastrophal. Rund zwei von drei Einwohnern der favela Pinzon II leiden unter parasitären Erkrankungen der Haut – und das schon meist im Säuglingsalter. Sieben Prozent der Babies haben Krätze, mehr als die Hälfte der Kinder Kopfläuse. Besonders tückisch ist die Sandfloh-Krankheit (Tungiasis). Das unscheinbare Insekt gräbt sich unter den Zehennägeln oder der Fußsohle ein und verursacht hier Entzündungen, Geschwüre und Abzesse, die Zehennägel verfor- men und am Ende ausfallen lässt. Im Alter zwischen sieben und neun Jahren sind 73 Prozent der Kinder von dieser Parasitose betroffen. Dazu sind rund 60-80 Prozent der Kinder von Darmwürmern befallen. In den letzten Jahren verschlechterte sich die Drogen- und Gewaltsituation in der Gemeinde dramatisch. Ein Großteil der Bevölkerung leidet extrem unter dieser verschärften Situation, und einige Gemeindemitglieder sind an die Stiftung heran- getreten mit der Bitte, entsprechende Projekte zu realisieren, die diese aktuellen Lebensumstände nachhaltig verbessern. Bisherige Lösungsansätze In Brasilien gibt es eine Reihe von Hilfsorganisationen und Engagements für die Bewohner der favelas, so dass nur einige Arbeiten von Organisationen in Brasilien beispielhaft genannt werden. Zuallererst möchten wir hier die ASSOCIACAO COMUNITARIA MONTE AZUL IN SAO PAULO nennen, die uns mit vielen hilf- reichen Tipps zur Seite stand und an deren Ansatz sich unsere Stiftung orientiert. Die Associação Comunitária Monte Azul ist eine brasilianische Nicht-Regierungs- organisation. Sie wurde 1979 gemeinsam mit den Bewohnern der favela Mon- te Azul gegründet, mit dem Ziel, die dortigen Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern. Die Associação Comunitária Monte Azul arbeitet auf den Grundlagen der Anthroposophie und der daraus entwickelten sogenannten Waldorf-Pädagogik. Gegenwärtig werden durch die Arbeit der Associação unmittelbar mehr als fünf- tausend Familien in drei favelas in São Paulo unterstützt. Zu den Programmen von Monte Azul gehören unter anderem Kinderkrippen, Kinder- gärten, Horte, Werkstätten für Jugendliche und die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung. Neben 220 festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind auch zahlreiche inländische und ausländische freiwillige Helfer tätig. Politisch engagiert sich die Associação in vielen Gremien, um eine dauerhafte positive Veränderung der brasilianischen Gesellschaft zu erreichen. Monte Azul bezeichnet sich als ein „lebendiger Organismus mit spirituellem Kern, welcher das Potenzial zur Verände- rung in jedem Einzelnen zu aktivieren versucht“. Des Weiteren gibt es in der Nähe von Fortaleza das Kinderheim „Eunice Weaver“ welches 150 Kinder und Jugendliche aus den Städten Maranguape, Fortaleza, Caucaia und Maracanaú beherbergt. Die Kinder sind zwischen zwei und 17 Jahren alt und können in den meisten Fällen aus finanziellen Schwierigkeiten oder wegen der Arbeitszeiten ihrer Eltern nicht bei ihrer Familie wohnen. Die Cearensische Ge- sellschaft „Eunice Weaver“ wurde am 28.12.1936 mit dem Ziel gegründet, Lepra- kranken und deren Kindern ein Zuhause zu bieten. Mit der Zeit hat sich das Heim an die Bedürfnisse der Kinder aus Familien mit niedrigem Einkommen angepasst. Alle Kinder besuchen eine der beiden Schulen auf dem Grundstück, die Grund- und Mittelschule Eunice Weaver und die städtische Grundschule Chico Lima. Das Heim möchte eine ganzheitliche Versorgung bieten, deshalb sind auch ein Ärztlicher Dienst und Freizeitangebote in das Gesamtkonzept eingebunden. Diese werden von Freiwilligen aus Brasilien selber, oft jedoch auch aus Frankreich oder Deutsch- land angeboten. Der Verein „Weltweite Initiative für Soziales Engagement e. V.“ hilft mit frei- willigen Helfern die Straßenkinder in Fortaleza wieder zu reintegrieren. Das Ziel der Organisation ist es eine Unterbringung und Betreuung von bis zu 30 Straßen- Jungen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren. Ihnen sollen Alternativen zum Leben auf der Straße aufgezeigt, und nach Möglichkeit die Reintegration in die Familie begünstigt werden. Durch Bildungs- und Freizeitangebote sollen die Jugendlichen gefördert und betreut werden. Die Kindernothilfe unterstützt seit 1971 Kinder und Jugendliche in Brasilien. Heute werden rund 20.000 Mädchen und Jungen unterstützt. Die Partner vor Ort sind vor allem Kirchen oder Vereine. So setzt beispielsweise die Diaconia, 1967 in Rio de Janeiro gegründet, seit über 10 Jahren auf die Beteiligung der Betroffenen und insbesondere auch der Kinder. Grundgedanke dabei ist, dass den Menschen gehol- fen wird sich zu organisieren, zu erkennen, wie unter ihren Bedingungen Selbsthilfe möglich wird und sie gegenüber Verwaltung und Politik mit einer gemeinsamen Stimme auftreten. Die an der Kindernothilfe beteiligten Organisationen organisie- ren Patenschaften für Kinder um Ihnen ein menschenwürdiges Leben mit Kleidung, Schulmaterialien, Medizin etc. zu ermöglichen. Die Partnerorganisation SOSA unterstützt von HIV/Aids betroffene Familien und Kinder, in dem diese über die Krankheit und Behandlungsmöglichkeiten informiert werden.
  • 8. 14 15Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Das gesellschaftliche Problem und der Lösungsansatz Über die Stiftung Mandacaru Die „Fundação Mandacaru“ (Mandacaru-Stiftung) ist eine politisch, religiöse und ideologisch unabhängige Nicht-Regierungsorganisation (NGO). Die Stiftung wurde im Januar 2002 von brasilianischen und deutschen Ärzten und Pädagogen sowie Repräsentanten eines Elendsviertels (favela) in Fortaleza, der Hauptstadt des Bun- desstaates Ceará im Nordosten Brasiliens, gegründet. „Mandacaru“ ist ein Symbol für Widerstandskraft. Der Name ist die volkstümliche Bezeichnung eines Kaktus, der unter den unwirtlichen Bedingungen im Landesinneren Brasiliens überlebt und selbst größten Dürren standhält. Laut Überlieferung steht er für Hoffnung und Leben, weil der blühende Kaktus den baldigen Regen nach der Trockenzeit ankündigt. Begonnen hat alles im Jahre 2000 mit Kontrollmaßnahmen gegen parasitäre Erkrankungen, die von einer Gruppe von brasilianischen und deutschen Ärzten in diesem Gebiet durchgeführt wurden. Es kam es zu intensiven Gesprächen mit füh- renden Köpfen der Gemeinde. Daraus wurde klar, dass nur integrative Ansätze, die Gesundheits- und soziale Projekte verbinden, die Lebensbedingungen nachhaltig verbessern können. Als dringendster Wunsch aus der Bevölkerung wurde dabei zunächst neben den medizinischen Aktivitäten ein Kindergarten genannt. Dieser Kindergarten, samt Küche, Dusch-, Büro- und Lagerraum konnte mit viel Überzeugungsarbeit und Eigeninitiative als erste Maßnahme in einem typischen Haus in der favela mit einer Fläche von 28 m2 eingerichtet werden. Nicht nur die Kindergartenkinder, sondern auch deren Familien profitierten: Ältere Geschwister mussten nicht mehr auf die Jüngeren aufpassen, sondern konnten selbst zur Schule gehen, während Mütter die Möglichkeit hatten zu arbeiten. Der Erfolg und die Anerkennung in der Gemeinde und vor allem das Lachen der Kinder ermutigte uns zum Weitermachen: Die Initiative wurde im Rahmen einer gemeinnützigen Stiftung, der Mandacaru-Stiftung, im Jahre 2002 organisiert. Mit Hilfe einer Spende konnte auf einem angrenzenden Grundstück ein zweistöckiger Erweiterungsbau errichtet werden, der den aus allen Nähten platzenden Kinder- garten entlastete und seitdem als Basis für vielfältige gesundheitliche und soziale Projekte genutzt wird. Das Ansehen der Mandacaru Stiftung in der Bevölkerung und in der Öffentlichkeit hat seitdem stetig zugenommen. Die Aktivitäten wurden auf andere Altersgruppen und Bereiche erweitert, um den Teufelskreis aus Armut, schlechter medizinischer Versorgung, Gewalt und unzureichender Ausbildung zu durchbrechen. Die Mandacaru Stiftung hat sich nun zu einer festen Institution in der favela entwi- ckelt, auf die die Menschen in ihrer unsicheren Umgebung zählen können. Sie ist aus der Gemeinde nicht mehr wegzudenken. Es herrscht ein reges Treiben, und circa 150 Personen kommen täglich zur „Fundação“, um an den verschiedenen Aktivitäten teilzunehmen. Unser Lösungsansatz Vision – Hilfe zur Selbsthilfe Das Projekt Mandacaru möchte den Teufelskreis aus Armut und Krankheit mit einem ganzheitlichen Konzept gezielt durchbrechen um die Lebensqualität der Menschen in den favelas in Fortaleza und Ceará zu verbessern. Lebensqualität bedeutet in diesem Sinne Gesundheit, adäquate Ernährung und Ausbildung sowie die Möglichkeit, seine Fähigkeiten wahrzunehmen und auszubauen, sei es als Kind, Jugendlicher oder Erwachsener. Strategie Die Stiftung realisiert integrative Projekte im Bereich Gesundheit, Kultur und Gemeindeentwicklung, die dazu beitragen sollen, diesen Zustand von Wohlbe- finden und Lebensqualität zu erreichen. Es werden kostenlose Aktivitäten durch- geführt, um den Menschen in einer favela in Fortaleza im Nordosten Brasiliens die Möglichkeit zu bieten dem Teufelskreis aus Armut und Gewalt zu entfliehen. Ein Differenzierungsmerkmal zu anderen Projekten ist hier die Integration von kulturel- len, medizinischen, gesundheitsfördernden edukativen und ernährungstechnischen Aspekten in einem multidisziplinären Team. Zielgruppen Das Angebot richtet sich an alle Bewohner in den favelas. Ein besonderes Anliegen der Stiftung Mandacaru ist die Unterstützung derjenigen, die am meisten leiden: Kinder. Kinder kommen mit einer außerordentlichen Offenheit und mit großem Vertrauen zur Welt. Sie ahmen die Umwelt nach und lernen dadurch sich aufzu- richten, zu sprechen und zu denken. Während der ersten sieben Jahre entwickelt das Kind, parallel zu seiner körperlichen Ausgestaltung, seine Bewegungen, seine Willenskraft, seine Freude alles zu verändern (zu spielen) und eignet sich dadurch unbewusst die Lebensformen und kulturellen Werte seiner Umwelt an. Durch die Eindrücke, die das Kind aus seiner Umwelt erfährt, bilden sich seine Sinnesorgane aus. Man kann sich vorstellen, wie reduziert dieser Prozess bei Kindern aus einem Slum ist, wenn man bedenkt, dass die Umwelt dort im wesentlichen aus einer Mi- schung von Armut und Aggressivität besteht: Lärm, Gestank und Hitze sind ubiquitär. Deswegen ist es von fundamentaler Bedeutung, dass Kinder wenigstens vier Stun- den pro Tag einen Kindergarten besuchen, wo sie eine entwicklungsfördernde Umgebung finden und mit Erwachsenen zusammen sind, die ihnen als Vorbild dienen können. Dadurch, dass jüngere Geschwister in den Kindergarten gehen, ent- fällt ihre Beaufsichtigung durch die älteren Geschwister, die somit die Möglichkeit haben zur Schule zu gehen.
  • 9. 16 17Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Das gesellschaftliche Problem und der Lösungsansatz Unsere Aktivitäten Zielgruppe Aktivität Erwartete Wirkung Helfer, Gemeinde, Hilfebedürftige Neubau und Einrichtung des Gemeindezentrums: Wir kämpfen ständig gegen den Platzmangel an, und derzeit können vielfältige Projekte nebeneinander nur durch Flexibilität aller Beteiligten funktionieren. Auch der Kindergarten und die sanitären Anlagen bedürfen dringend einer Erneuerung. Ermöglichung eines Kindergartens, Tagungsräume zur Durchführung der Aktivitäten; Angenehmer Ort zum Besuchen und Abschalten. Kleinkinder Kindergarten: Betreuung von Kindern im Alter von 3-5 Jahren; Betreu- ung durch Freiwillige und Pädagogen; medizinische Betreuung und Befreiung von parasitären Krankheiten. Die Kinder bekommen Frühstück und Mittagessen. Eine Erzieherin erzählt den Kindern Geschichten, singt und tanzt mit ihnen. Die Kinder wachsen in einem zivilisierten, sozialen Umfeld auf und können als Multiplikatoren innerhalb der Familie agieren. Weiterhin erfahren sie Beständigkeit und profitie- ren von regelmäßigen Mahlzeiten mit einem optimalen Gehalt an Mikronährstoffen. Zusätzlich fördert das zur Verfügung gestellte Spielmaterial und helle Räume Fanta- sie- und Nachahmungskräfte. Durch die Geschichten und Beschäftigung mit den Kindern wird das Sprachvermögen kontinuierlich durch grammatikalisch richtiges Portugie- sisch gefördert. Die größeren Geschwister müssen nicht mehr auf ihre kleineren Geschwister aufpassen und können stattdessen zur Schule gehen. Kinder und Jugendliche Capoeira: Capoeira ist eine brasilianische Kampfkunst. Eine Mischung aus Tanz, Kampf, Musik, Ausdauerkraft, Tradition und Disziplin charakterisieren den Capoeira. Es gilt niemals den Gegner zu verletzen, die Kampf- techniken sind mehr ein körperlicher Dialog. Das Trai- ning findet mehrmals pro Woche statt. Zudem gibt es regelmäßige Aufführungen in Schulen und im Kultur- zentrum der Stadt. Als Alternative wird zusätzlich die Teilnahme an einer Musikgruppe sowie einer Zirkusgruppe (Jonglieren etc.) angeboten. Die Kinder und Jugendlichen sollen eine Alternative zum Drogenmissbauch und Ausgleich in dem gemeinschaft- lichen Sport finden und so Disziplin, faires Verhalten und ein gutes Gefühl durch die sportliche Aktivität erhalten. Durch die mehrmals pro Woche stattfindende Aktivität können die Teilnehmer von ihren Problemen abschalten. Capoeira wird als Präventionsmaßnahme vorgenommen. Durch die Auftritte erhalten sie ein gestärktes Selbst- bewusstsein. Schulkinder Schule: Schulkinder erhalten vormittags und nachmittags Nachhilfeunterricht. Zusätzlich haben die engagierten Helfer eine Gemeinschaftsbibliothek eingerichtet. Die Kinder können ihre Wissenslücken schließen, wenn sie dem Unterricht in der Schule nicht folgen können. Die Gefahr von Demotivation wird minimiert. Die Schulleistungen sollen verbessert werden um den Schülern später bessere Aus- sichten auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu ermög- lichen. Jugendliche Papierwerkstatt: Für größere Kinder und Jugendliche gibt es eine Papier- recyclingfabrik, in der sie Altpapier zu künstlerisch gestalteten Schöpfkarten verarbeiten, die später ver- kauft werden sollen. Es werden hochwertige Notiz- blöcke, Weihnachtskarten und Bilderrahmen aus selbst geschöpftem Papier hergestellt. Die kleine Papierfabrik steht unter der Leitung eines Jugendlichen aus der favela. Durch die Arbeit in der Fabrik lernen Kinder und Jugendliche was arbeiten bedeutet, wodurch ihnen ein Grundstein für die Zukunft gelegt wird. Die Chance auf einen späteren Job steigt, was ein Ausweg aus der Armut sein kann. Die Jugend- lichen lernen durch die eigenständige Leitung der Fabrik Verantwortung zu übernehmen und selbstbewusst zu handeln. Die Jugendlichen lernen aufeinander einzugehen und Team- arbeit. Die Papier-Recyclingfabrik ist eine sehr gute Möglich- keit die ansonsten perspektivlosen Jugendlichen, die zu einem hohen Prozentsatz zu bewaffneter Gewalt unterein- ander, Raubüberfällen und Drogenkonsum neigen, in eine konstruktive und kreative Aufgabe einzubinden. Zudem haben sie hier die Möglichkeit etwas Geld zu verdienen. Zielgruppe Aktivität Erwartete Wirkung Jugendliche (Familienplanung) Projekt gegen jugendliche Schwangerschaft: Mädchen tragen schon früh Lasten in der Versorgung der Familie, und die gibt keinen geschützten Raum für eine eigene Zukunft. Die hohe Anzahl jugendlicher Schwangerschaften ist die Folge eines Geflechtes vieler sozialer Faktoren, die allerdings einen gemein- samen Nenner haben: Die Armut. Wie in einem Teufels- kreis erhöht sich die Armut in den betroffenen Familien unter anderem auch deshalb, weil die Mädchen nach der Entbindung nicht mehr zur Schule oder arbeiten gehen. Die jungen Väter kümmern sich nur selten um die Familie. Viele Jugendliche in der favela neigen zu Drogenkonsum und Gewalt. Die Anzahl jugendlicher Schwangerschaf- ten soll durch geeignete Präventionsmaßnahmen redu- ziert werden. In Zusammenarbeit mit den Südtiroler Ärzten für die Dritte Welt onlus wurde eine attraktive Atmosphäre für Jugendliche im Zentrum der Stiftung geschaffen um erste Kontaktbarrieren zu reduzieren. Danach sollen unter aktiver Mitarbeit der Jugendlichen zunächst informelle Gesprächskreise gebildet werden um Erfahrungen und Wünsche auszusprechen und zu diskutieren. Es werden Vorträge gehalten, Filme gezeigt und erste erzieherische Aktivitäten durchgeführt. In einem zweiten Schritt wird die Problematik konkret an- gegangen. Der Grad der Gefährdung und der auslösen- den Faktoren für Schwangerschaften bei Jugendlichen wird bestimmt. Parallel dazu werden in Sprechstunden die verschiedenen Möglichkeiten von Familienplanung angeboten, zu denen die Jugendlichen kostenlosen Zugang bekommen. Dargestellt wird die Dimension einer Schwangerschaft für das eigene Leben, das Leben der Familien sowie die Konsequenzen für die Zukunft. In diesem Zusammen- hang wird eine aktive Partizipation der Jugendlichen an- gestrebt, auch derer, die eine Schwangerschaft bereits erlebt haben. Die Familien der Jugendlichen werden in die Aktivitäten mit einbezogen. Das Programm ist für Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 12-20 Jahren der Gebiete, die unter besonders prekären Verhältnissen leben, wovon etwa 300-500 Personen betroffen sind. Jugendliche können sich in den geschlossenen Gesprächs- kreisen öffnen, ihre Wünsche und Meinungen äußern und sich dabei geschützt fühlen. Zudem werden durch Aufklä- rung zukünftige Konsequenzen aufgezeigt. Durch angebo- tene Sprechstunden können sich die Jugendliche kosten- losen Rat zur Familienplanung suchen. Durch die Einbezieh- ung der ganzen Familie wird der Zusammenhalt in den Familien gestärkt und das Vertrauen untereinander gefördert. Jugendliche und Erwachsene Berufsbildende Kurse: In Zusammenarbeit mit dem „Instituto Servir“, welches eine brasilianische Nichtregierungsorganisation ist, die sich auf die berufliche Weiterbildung spezialisiert hat, sollen berufsbildende Kurse sowie berufsbildende Diplom-Kurse angeboten werden. Erwachsenenbildung und –alphabetisierung: Kurse zur Alphabetisierung Jugendlicher und Erwach- sener; Englischkurs zur Vermittlung von praktischen Kenntnissen der englischen Sprache. Die Teilnehmer erhalten eine Art Ausbildung in beruflichen Richtungen die in Brasilien benötigt werden. Nach erfolg- reichem Abschluss der Kurse erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat mit dem sie sich bewerben können. Die Chance auf einen festen Arbeitsplatz mit geregeltem Einkommen steigt mit der Qualifizierung. Die Alphabetisierung erhöht die Chancen auf einen Beruf. Durch das Beherrschen der Englischen Sprache wird der Umgang mit Touristen erleichtert, so dass die Teilnehmer auch in der beliebten Tourismusbranche Arbeit finden können.
  • 10. 18 19Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Das gesellschaftliche Problem und der Lösungsansatz Zielgruppe Aktivität Erwartete Wirkung Frauen Frauengruppe: Die Frauengruppe wurde für Mütter mit Kindern aus dem Kindergarten gebildet. Durch regelmäßige Treffen der Gruppe soll das Selbstver- trauen und der Gruppengedanke stimuliert werden. Zudem dient diese als intrafamiläre Gewaltprävention. Alle favela-Bewohner Gesundheitsfördernde Maßnahmen: Die einzige, für 10.000 favela-Bewohner zuständige, städtische Gesundheitsstation kann nur ein Stan- dardrepertoire an medizinischen Leistungen leisten. Auch ist die öffentliche Gesundheitsfürsorge für typische Armutskrankheiten schlecht ausgestattet. Deshalb soll innerhalb des Mandacaru-Projektes eine eigene Gesundheitsstation eingerichtet werden, die auf die Reduzierung der gehäuft auftretenden Erkrankungen und gesundheitsfördernde Maßnahmen abzielt. Zu den gesundheitsfördernden Maßnahmen gehören zudem Familienplanung, Hygiene, Maßnahmen zur Reduzierung der wilden Müllkippen, regelmäßige Behandlung der Bevölkerung gegen Darmwürmer und Hautparasiten (Kopfläuse, Krätze, Sandflöhe) und zahn- medizinische Versorgung. Verbesserung der Wohnsituation: Die Böden innerhalb von Häusern, die nur aus Sand bestanden, sollen zementiert werden, um die Ausbrei- tung von parasitären und bakteriellen Erkrankungen einzudämmen. Zudem sollen rechtzeitig vor Beginn der Regenzeit Dächer von Häusern mit Ziegeln gedeckt und Projekte ausgearbeitet werden, um Sickergruben zu schaffen, da einige Familie ohne jegliche sanitäre Anlagen auskommen müssen. Kulturarbeit: Die Menschen in der favela sind komplett vom Kultur- leben der Großstadt ausgeschlossen. Das betrifft auch Institutionen, die freien Eintritt anbieten. Neben dem Besuch von Konzerten und Vorträgen sollen Museums- besuche, Zoobesuche, Besuche im Kulturzentrum des Planetariums und Ausflüge realisiert werden. Gemeindebibliothek Auf lange Sicht soll neben der Prävalenz (vorhandene Infek- tionen) auch der Transmissionsdruck der Krankheiten und damit die Inzidenz (Neuauftreten von Infektionen) reduziert werden. Durch eine Erweiterung der Abulanz haben viele Menschen der Gemeinde die Möglichkeit auf eine nachaltige Versorgung, unterschiedliche Erkrankungen können rascher diagnostiziert und präventive Maßnahmen eingeleitet werden. Mit diesen Maßnahmen wird nicht nur die Lebensqualität verbessert, sondern auch die Sandflohplage weiter ein- gedämmt und bakteriellen Krankheiten vorgebeugt. Den Menschen ohne sanitäre Anlagen wird zu Hause eine der Basismöglichkeiten geschaffen, unter würdigen Bedingun- gen zu wohnen. Eingliederung der Menschen in der favela in das Kultur- leben der Großstadt zur Verbesserung der Lebensqualität, Bildung und Gemeinschaftsförderung. Durch die Gemeindebibliothek sollen die favela-Bewohner Zugang zu freier Bildung erhalten um sich selbstständig weiterzubilden. Geistig Behinderte Betreuung geistig Behinderter durch Sozial- und Sonderpädagogen Geistig Behinderte sollen in die Arbeit und in die Gemein- schaft integriert werden, so dass Anerkennung und Tole- ranz gegenüber Behinderter entwickelt wird. Verbreitung der Lösungsansätze Wir verbreiten unseren Lösungsansatz durch eigenes Wachstum und versuchen Unterstützer, Spender und Sponsoren vorwiegend in Deutschland und Brasilien für unsere Vorhaben zu generieren. Unterstützt wird die Stiftung Mandacaru zur Zeit unter anderem durch ZF Hilft e. V., Pohl-Boskamp GmbH und Co KG, dem deut- schen Konsulat und den Südtiroler Ärzten für die Dritte Welt onlus. Weiterhin ist die Gründung eines deutschen Fördervereins e.V. geplant. „ZF hilft“ ist ein gemeinnütziger Verein zur Hilfe in humanitären Angelegenheiten. Der multinationale Konzern ZF mit ca. 75.000 Mitarbeitern hat den Verein im April 2005 gegründet, um das hohe Spendenaufkommen der ZF-Mitarbeiter für die Tsunami-Opfer professionell verwalten zu können. Zu den wichtigen Spendern trägt auch das deutsche Familienunternehmen Pohl-Boskamp seit 2006 einige Personal- kosten der Mitarbeiter in den favelas und sichert so eine qualifizierte Koordination. Dieser und andere langjährige Privatspender, Sponsoren und Partnereinrichtungen unterstützen uns in unserer Arbeit. Die Verbreitung unserer Vorhaben erfolgt über unsere eigene Webseite www.mandacaru-foundation.org, über Presseberichte in Deutschland und Brasilien und über unsere ständigen Unterstützer, Sponsoren und Partnerein- richtungen. Die Stiftung hat in den letzten Jahren vermehrt Projektförderungen und Hilfen von brasilianischen und deutschen Institutionen und Privatpersonen erhalten. Diese beinhalten unter anderem: Deutscher Entwicklungsdienst (DED) Südiroler Ärzte für die Dritte Welt onlus (Bozen, Italien) Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG (Hohenlockstedt) Johanniter Unfallhilfe (Berlin) Komitee Ärzte für die Dritte Welt Colégio Vasco (Fortaleza, Brasilien) Fábrica Estrela (Fortaleza, Brasilien) Evangelische Kirche Weiterstadt Firma Alpha-Biocare (Düsseldorf) Associação Beneficiente Mahle (São Paulo, Brasilien) Solvay Farma do Brasil (São Paulo, Brasilien) FIES – Fundo Itaú de Excelência Social: Sozialfonds der Itaú-Bank (São Paulo, Brasilien) Generalkonsulat und Honorarkonsulat der Bundesrepublik Deutschland (Recife und Fortaleza, Brasilien) Sozialfonds der HSBC-Bank (São Paulo Brasilien) FUNCAP – Staatliche Stiftung vom Bundesstaat Ceará (Fortaleza, Brasilien) ...und zahlreiche andere Institutionen und Privatpersonen, die die Arbeit der Stiftung regelmäßig mit Spenden unterstützen.
  • 11. 20Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf 21Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf GeseLLschAFTLiche WirkunG
  • 12. 22 23 Mehrere Hilfskräfte aus der favela werden bei Kampagnen und anderen Aktivi- täten sporadisch eingestellt. Jedes Jahr kommen 8-10 Freiwillige aus Europa, die im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres, eines Pädagogikpraktikums, eines Sozialberufpraktikums, einer Famulatur, einer medizinischen PJ-Zeit oder als Entwicklungshelfer für mehrere Monate mitarbeiten. Deutsche und brasilianische Ärzte, Professoren, Pädagogen und Schüler ergän- zen permanent oder vorübergehend den Mitarbeiterstab. Einige Einwohner der favela arbeiten als Freiwillige bei definierten Projekten mit. Ein deutscher Zivildienstleistender („Anderer Dienst im Ausland“), Josche van der Ven, war im Rahmen des „weltwärts“-Programmes der Bundesregierung in Kooperation mit dem Deutschen Entwicklungsdienst zusammen mit einem Architekten, der für 3 Monate vom deutschen Senior Expertenservice (SES) nach Fortaleza entsandt wurde, für den Neubau des Gemeindezentrums mitverant- wortlich. Ein deutscher Arzt (Dr. Gernot Fengler), der in Fortaleza ansässig ist, arbeitet freiwillig in der Spezialambulanz und unterstützte die Durchführung der Massenbehandlung. Medizinstudenten und -innen aus Deutschland unter- stützen tatkräftig seit mehreren Jahren parasitäre Massenbehandlungen. Eine US-amerikanische Freiwillige (Hanna Jacobsen), die von Rotary International entsandt wurde, hat die Verbesserungsmaßnahmen der Wohnsituation (Bau von Sickergruben, Zementierung der Böden, Abdecken der Dächer) in Kooperation mit Gemeindemitgliedern gestartet. Durch die Einstellung neuer Mitarbeiter wurde der Mitarbeiterstab erweitert. Eine Kooperation mit den brasilianischen Behörden (Stadtverwaltung) ist mit- telfristig geplant, gestaltet sich jedoch aufgrund der politischen Unabhängigkeit der Stiftung, die auf jeden Fall bewahrt wird, als schwierig. Es entstehen keiner- lei Gemeinkosten in Deutschland, und der Gesamtbetrag der Spenden und Projektgelder kommt direkt der Stiftung in Brasilien zugute. Eingesetzte Ressourcen Die meisten Angestellten der Stiftung Mandacaru kommen aus der favela und haben so die Möglichkeit, einer sinnvollen und regelmäßigen Arbeit nachzugehen. Die Angestellten haben einen Vertrag und bekommen Sozial- und Rentenabgaben, was in Brasilien nicht selbstverständlich ist. Alle Mitglieder der Stiftung arbeiten ehrenamtlich, und die Anzahl der fest angestellten Mitarbeiter wird auf ein Mini- mum reduziert. Trotzdem sind etwa 50% unserer laufenden Ausgaben mit Personal- kosten verbunden. Die Stiftung hat mit der Abteilung für öffentliches Gesundheitswesen (Departa- mento de Saúde Comunitária) der Medizinischen Fakultät der Bundesuniversität von Ceará ein Kooperations-Projekt mit dem Titel „Projekt Mandacaru: Umwelt, Erziehung, Gesundheit und Lebensqualität“ abgeschlossen. Im Rahmen dieses Projektes führen Medizinstudenten und Professoren freiwillige Tätigkeiten in der favela durch. Ausserdem wird bereits ein Teil der Vorlesungszeit (1.-3. Semester) genutzt, um Medizinstudenten an Armut-assoziierte Erkrankungen heranzuführen. In Kooperation mit der Hochschule zur nachhaltige Entwicklung kümmern sich Studierende in Deutschland um die Selbstdarstellung der Organisation vor allem im Internet und in Social Media-Kanälen um weitere Sponsoren zur Fortführung des Projektes zu generieren. Derzeit verfügen wir über 12 fest angestellte Mitar- beiter, von denen alle mit Ausnahme des Capoeiralehrers Sozialabgaben, Ferien und ein 13. Monatsgehalt erhalten: 1 (weiblich) Projektleiterin (40 h): 2,5 Mindestlöhne 1 (männlich) Hausmeister und Nachtwächter (40 h): 1 Mindestlohn (wohnt im Zentrum) 1 (weiblich) Köchin (40 h): 1 Mindestlohn 1 (weiblich) Allgemeine Assistenz (40 h): 1 Mindestlohn 1 (weiblich) Projekassistentin (20 h): 1 Mindestlohn 1 (weiblich) Pädagogin Kindergarten (20 h): 1 Mindestlohn 1 (weiblich) Pädagogin Kindergarten (40 h): 1 Mindestlohn 2 (weiblich) Kindergärtnerinnen (20 h): je 0,5 Mindestlöhne 1 (männlich) Leiter Papier/Recyclingfabrik und Kunstprojekte (40 h): 1 Mindestlohn 1 (weiblich) Nachhilfelehrerin (40 h): 1 Mindestlohn 1 (männlich) Capoeiralehrer auf Stundenbasis Gesellschaftliche Wirkung
  • 13. 24 25Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Die gesellschaftliche Wirkung Aktivität Erbrachte Leistung Erbrachte Wirkung Projekt gegen jugendliche Schwangerschaft Das Projekt wird wie geplant mit Hilfe von 3 Stipen- diaten aus der Comunidade, einer Krankenschwester sowie Praktikantinnen des Krankenschwersternkurses in der Zielgruppe von Mädchen zwischen 12 und 18 Jahren durchgeführt. Eine Sozialarbeiterin und ein Tanzlehrer kombinierten die Aufklärungsarbeit mit für die Jugendlichen interessanten Themen. Neben gesundheitsfördernden Maßnahmen bzgl. Familien- planung wurden auch kulturelle und soziale Aktionen durchgeführt, um das Entscheidungspotential der jungen Mädchen bzgl. Lebensplanung und Schwanger- schaft zu stärken. Zudem wurde eine Erhebung an etwa 300 Mädchen in der Gemeinde durchgeführt, um das Ausmaß der jugendlichen Schwangerschaften zu schätzen und die damit zusammenhängenden sozio- kulturellen Faktoren zu identifizieren. Die Daten werden derzeit ausgewertet. Der Zugang zu den Menschen wird mit Hilfe eines community workers erzielt. Die Jugendlichen sind bewusster in Bezug auf reproduktive Entscheidungen und kennen die Möglichkeiten, eigeniniti- ierte Wege einzuschlagen. Faktoren, die mit jugendlicher Schwangerschaft assoziiert sind, wurden identifiziert und werden nun gezielt in gesundheitsfördernden Programmen angegangen. Eine Krankenschwester arbeitet an einer Doktorarbeit zu diesem Thema. Berufsbildende Kurse In Zusammenarbeit mit dem „Instituto Servir“, welches eine brasilianische Nichtregierungsorganisation ist, die sich auf die berufliche Weiterbildung spezialisiert hat, wurden im 2. Halbjahr 2011 fünf berufsbildende Kurse durchgeführt: Hotelrezeption/Empfangsperson: (60 Unterrichtsstunden): 25 Teilnehmer, die alle mit Zertifikat abgeschlossen haben. Da ausgebildete Arbeitskräfte in diesem Bereich fehlen, sind die Aus- sichten eine Anstellung zu finden sehr gut. Massage/massoterapia: (60 Unterrichtsstunden): 25 Teilnehmer, die alle mit Zertifikat abgeschlossen haben. Kinderbetreuung: (1. Etappe; 40 Unterrichtsstunden) Zu Beginn 30 Teil- nehmer. Der Kurs ist noch nicht abgeschlossen, und es sind lediglich noch 10 Teilnehmer vorhanden. Viele Teilnehmer haben sich für den Kurs eingeschrieben, da er kostenlos angeboten wurde, ohne ernsthaftes Interesse zu zeigen und sind deshalb nach kurzer Zeit wieder ausgestiegen. Nach Abschluss dieses Kurses wird eine Evaluation stattfinden, um Gründe für die gro- ße Evasion zu finden und die Attraktivität des Kurses zu steigern. Dieser Kurs wurde von einem Arzt und einer Psychologin abgehalten, in dem physische, psycholo- gische und emotionale Aspekte behandelt wurden. Viele Mädchen und junge Frauen aus der Gemeinde arbei- ten jedoch in diesem Bereich ohne Festanstellung, und eine systematisierte Ausbildung würde die Möglich- keit einer festen Anstellung erhöhen. Kunstkurs: Malen, Graffiti (30 Unterrichsstunden): 20 Teilnehmer, von denen 17 mit Zertifikat abgeschlossen haben. Ökologisches Abwassermanagement: (Minikurs, 4 Stunden) 17 Teilnehmer, von denen zwei im Bereich arbeiten. Hotelrezeption/Empfangsperson: In kürzester Zeit haben vier Teilnehmer bereits eine Festanstellung gefunden. Massage/massoterapia: Vier Teilnehmer haben bereits eine Festanstellung. Kinderbetreuung: Der berufliche Erfolg der verbliebenen Teilnehmer wird darüber entscheiden, wie dieser Zukunft von gleichaltrigen bewertet wird. Fünf Teilnehmer haben eine Anstellung in dem Bereich als Kindermädchen, in Kindergärten oder in Grundschulen. Kunstkurs: Dieser Kurs wurde auf ausdrücklichen Wunsch der jugend- lichen ausgearbeitet. Die erbrachte Wirkung ist schwer messbar, die Kinder wurden durch alternative Beschäfti- gungen von den Gefahren der Straße bewahrt und können deren Teilnahme am Kurs mittels Zertifikat belegen. Ökologisches Abwassermanagement: Es wurden einige ökologische Sickergruben in der Gemeinde eingerichtet. Unsere Erfolge Aktivität Erbrachte Leistung Erbrachte Wirkung Neubau und Einrich- tung des Gemeinde- zentrums Der umfangreiche Neubau des Gemeindezentrums wurde Ende 2010 begonnen und im April 2011 abge- schlossen. Auf dem angrenzenden Grundstück der Mandacaru-Stiftung konnte ein zweistöckiger Erweite- rungsbau errichtet werden. Dadurch konnten Räume für die Aktivitäten zur Verfügung gestellt werden sowie eine Bibliothek und eine parsitäre Spezialambulanz. Der stark überfüllte Kindergarten konnte vergrößert werden. Getrennte sanitäre Anlagen für Gäste und Mitarbeiter wurden eingerichtet. Das Ansehen der Mandacaru Stiftung in der Bevölkerung und in der Öffentlichkeit hat seit dem Neubau stetig zuge- nommen. Dies lässt sich an der starken Nachfrage messen. Circa 150 Personen kommen täglich zur Einrichtung um an den vielfältigen Aktivitäten teilzunehmen. Durch den größeren Platz konnten die Aktivitäten auch auf andere Altersgruppen und Bereiche ausgeweitet werden. Die Arbeit der Stiftung wird auch in den lokalen als auch deutschen Medien zunehmend wahrgenommen und eine breite Berichts- erstattung ist möglich. Durch den Neubau fühlen sich die Menschen in der favela ernst genommen, da die Stiftung wirklich helfen und etwas bewegen will und dies auch ver- mittelt. Die Stiftung ist somit zu einer festen Institution geworden und aus der Gemeinde nicht mehr wegzudenken. Kindergarten Durch den Neubau des Gemeindezentrums konnte der Kindergarten räumlich getrennt werden. Vor den Baumaßnahmen waren die Räume sehr beengt. Im Kindergarten können anstelle von 25 nun 40 Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen betreut werden. Es stehen nun zwei Räume für den Kindergarten zur Verfügung mit altersgerechten sanitären Anlagen, so dass nun die baulichen Vorschriften für Kindergärten eingehalten werden. Die vergrößerte Küche zur Nah- rungsversorgung ist in einem separaten Gebäude unter Berücksichtigung hygienischer und Sicherheitsstan- dards untergebracht. Durch die Einhaltung der baulichen Vorschriften für Kinder- gärten ist eine Voraussetzung für eine öffentliche Teil- finanzierung gesetzt. Die Mütter der Kinder gehen teilweise anderen Aktivitäten zur Berufs- oder Schulbildung nach. Eine Wirkung der Aktivitäten auf die Kinder und den Ein- fluss der Kinder lässt sich erst in einigen Jahren feststellen, wenn die Kinder größer sind. Capoeira Musikgruppe Zirkusgruppe Der Leiter der Capoeira-Tanzsportgruppe wurde in Teilzeit eingestellt. Es wurden neue Sport-Uniformen und Instrumente für die Gruppe gekauft. Die Gruppe umfasst nun 30 Mitglieder, die 40 Stunden pro Monat bei Aktivitäten der Stiftung involviert sind. Die Kinder und Jugendlichen, die oft keine Perspektive sehen und unter den stark reduzierten Möglichkeiten der Freizeitgestaltung leiden, haben nun die Möglichkeit sich körperlich in einer Gruppe zu betätigen, Koordination zu lernen und Disziplin und Regeln zu achten. Durch das Gemeinschaftsgefühl konnten die Teilnehmer ihre Sorgen der Straße vergessen, lernten Zusammengehörigkeits- gefühl, Disziplin und Verantwortung. Sie versuchen ihre Situation zu verändern und besuchen wieder regelmäßig die Schule. Schule Die meisten Kinder besuchen inzwischen regelmäßig die Schule der favela. Rund 50 Schulkinder erhalten vormittags und nachmittags Nachhilfe-Unterricht. Die Leistung in der Schule haben sich bei den Schülern die am Nachhilfe-Unterricht teilnehmen erheblich verbessert. Die Kinder werden später somit deutlich bessere Aussich- ten auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz erhalten. Papierwerkstatt Die Papierfabrik wurde mit dem Umbau des Gemeinde- zentrums erweitert und räumlich klar von den Aktivi- täten mit Kindern und der Spezialambulanz getrennt. Vorher konnten nur etwa 12-15 Jugendliche aus sozial schwierigen sozialen Zuständen an dem Programm teilnehmen. Ein Leiter aus der favela wurde fest einge- stellt. Aufgrund eines Wasserschadens und Problemen der Elektroinstallation ist die Einrichtung jedoch noch nicht vollkommen abgeschlossen und die Aktivitäten wurden zunächst in reduzierten Maßnahmen wieder aufgenommen. Der Leiter kümmerte sich tatkräftig um die Wiederherstellung der Fabrik und beseitigte die Schäden größtenteils durch Eigeneinsatz. Etwa 20 arbeitslose Jugendliche produzieren hier nun hand- geschöpftes Recyclingpapier und Karten, die anschlie- ßend verkauft werden. Die 20 Mitarbeiter der Papierfabrik erlernten ein neues Hand- werk und erhalten durch ihre Arbeit einen kleinen Verdienst. Die produzierten Werke werden vor Ort oder im Internet über die Mandacaru-Webseite verkauft, wobei die Jugend- lichen auch Ansehen erhalten und stolz auf ihre Leistungen sind. Deshalb wird das Projekt weiter in die Öffentlichkeit gerückt. Auch andere Bewohner in der favela wurden so auf das Programm der Stiftung aufmerksam.
  • 14. 26 27Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Die gesellschaftliche Wirkung Aktivität Erbrachte Leistung Erbrachte Wirkung Kulturarbeit Neben Festivitäten im Gemeindezentrum (Weihnachts- feier, Feier zum „Dia de São João“, Tag der Indianer etc.), die Teil des kulturellen Umfelds in Nordostbrasilien sind, aber aufgrund der ökonomischen und sozialen Situation in der favela häufig nicht in den Familien gefeiert werden, wurden auch andere kulturelle Aktivitäten durchge- führt. Das beinhaltete zum Beispiel einen Museumsbe- such, Besuche des Kulturzentrums, Konzertbesuche und einen Tagesausflug zu einem Strandvergnügungspark. Eine objektive Außenwirkung ist schwer zu beschreiben, es geht vielmehr um ein besseres Lebensgefühl, Selbst- bewusstsein und das Gefühl ein Teil der Gesellschaft zu sein um ein normales Leben führen zu können. Gemeindebibliothek Die Gemeindebibliothek wurde erweitert und ist in einem eigens dafür vorgesehenen Raum im 1. Stock des Zentrums eingerichtet und wird „Ponto de Leitura“ genannt. Dies fand in Kooperation mit der lokalen Stromanbieterfirma COELCE statt, die 10 Jugendliche aus der Gemeinde ausgebildet hat, die für die Organisa- tion der Bibliothek verantwortlich sind. Auf diese Weise können Kinder und Jugendliche an das Lesen und die Literatur herangebracht werden. Es wird mehr gelesen, die Schulnoten und das Sozialverhal- ten haben sich verbessert. Betreuung geistig Behinderter durch Sozial- und Sonder- pädagogen Die Betreuung konnte im Jahr 2011 nicht durchgeführt werden. Weitere Aktivitäten sind geplant. In 2011 konnten zahlreiche Aktivitäten erfolgreich umgesetzt und durchgeführt werden. Im Wirkungsbereich der Stiftung hat sich die Situation wesentlich gebessert. Es ist dennoch viel zu tun. Die Kosten für die einzelnen erbrachten Leistungen können derzeit nicht zugeordnet werden. Aktivität Erbrachte Leistung Erbrachte Wirkung Frauengruppe Im zweiten Halbjahr 2011 wurde eine Gruppe mit 20-30 Müttern der Kinder aus dem Kindergarten gebildet. Ziel war die Stimulierung des Selbstvertrauens und des Gruppengedankens Größeres Selbstbewußtsein der Frauen in der Gemeinde, Bewußtsein, Entscheidungen selbst in die Hand nehmen zu können. Gesundheitsfördernde Maßnahmen Zwischen August und Dezember 2011 wurden zwei Massenbehandlungen mit dem antiparasitären Medikament Ivermectin in der Bevölkerung (Alter 5 Jahre) durchgeführt. Kinder zwischen 2 und 5 Jahren wurden mit dem Medikament Albendazol behandelt. Die Behandlung wurde in 300 Familien (ca. 1400-1500 Personen) der Gebiete Raiz da Praia, Morro da Vitória und favela das Placas durchgeführt. Ein deutscher Arzt (Dr. Gernot Fengler) koordinierte die Durchführung der Massenbehandlung, die mit Hilfe von sporadisch eingestellten Mitarbeitern aus der Ge- meinde und zwei Medizinstudentinnen aus Deutschland (Sabrina Bitz und Marja Sudbrock) durchgeführt wurde. Zudem wurde die parasitäre Spezialambulanz von den Mitarbeitern eingerichtet. Das Vorkommen insbesondere von Darmwürmern, Krätze, Kopfläusen und Sandflöhen wurde merklich reduziert. Durch die regelmäßige halbjährliche Behandlung auf lange Sicht neben der Prävalenz (vorhandene Infektionen) auch der Transmissionsdruck der Krankheiten und damit die Inzidenz (Neuauftreten von Infektionen) reduziert. Durch die Spezialambulanz werden seit bestehen Anfang 2011 regelmäßig Patienten nicht nur aus dem direkten Einzugsbereich der Aktivitäten der Stiftung behandelt. Da- durch, dass viele Menschen in der Gemeinde nur erschwer- ten Zugang zum öffentlichen Gesundheitssystem haben, ist diese Ambulanz auch eine Möglichkeit, die Diagnose unterschiedlichster Erkrankungen voranzutreiben und in Kooperation mit dem Gesundheitsposten in der Nähe die nachhaltige Versorgung zu verbessern. Es konnten schon einige Erkrankungen festgestellt und weiter behandelt werden. Verbesserung der Wohnsituation Im Zeitraum von Oktober bis Dezember 2011 wurden zunächst die Fußböden von 20 Häusern, die nur aus Sand bestanden zementiert. Rechzeitig vor Beginn der Regenzeit wurden die Dächer von Häusern mit Ziegeln gedeckt. Die Aktivitäten wurden in kommunaler Nach- barschaftshilfe und mit tatkräftiger Hilfe der Bewohner durchgeführt, unter Kooperation einer Rotary Interna- tional-Stipendiatin (Hanna Jacobsen). Die Aktivitäten werden im Jahre 2012 fortgesetzt (weitere 30 Häuser bis März 2012). Zusätzlich sollen Sickergruben einge- richtet werden. Mit diesen Maßnahmen wurde die Lebensqualität der Bewohner in den Häusern verbessert, die Sandflohplage wurde weiter eingedämmt und bakteriellen Krankheiten vorgebeugt. Es ist zu beobachten, dass die Kinder nach den Invesitionsmaßnahmen weniger Sandflohinfektionen an den Füßen haben.
  • 15. 28Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf 29Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf WeiTere PLAnunG unD AusbLick
  • 16. 30 31 Brasilien — Not und Chance! In Brasilien gibt es eine allmähliche positive Wirtschaftsentwicklung inklusive guter Universitäten und sozialen Institutionen. Was also auf privater Basis ange- stoßen wird, hat die Perspektive in einer optimistisch erwarteten Zukunft allein zu bestehen. Die Mandacaru-Stiftung ist eine brasilianische Institution. Durch die Nähe vorhan- dener Strukturen lassen sich daher Spenden ohne große Logistik gezielt zu den Notleidenden bringen, ohne dass ein einziger Cent in Deutschland bleibt. So wirkt jede finanzielle Unterstützung sofort, wie ein Tropfen aus einem Zaubertrank, der in einer Wüste eine kleine Pflanze sprießen lässt. Risiken Der Mindestlohn der Mitarbeiter in Brasilien steigt jedes Jahr um 10–20 %. Zudem wird die Währung gegenüber dem Euro stärker. Dadurch steigen die jährlichen Kosten der Stiftung. Wenn keine weiteren Sponsoren akquiriert werden, besteht die Möglichkeit, dass sich die Stiftung keine weiteren Mitarbeiter mehr leisten kann. Weitere Planung und Ausblick 2011 2012 2013 2014 1. Halbjahr 2. Halbjahr 1. Halbjahr 2. Halbjahr 1. Halbjahr 2. Halbjahr 1. Halbjahr 2. Halbjahr Neubau und Einrichtung des Gemein- dezentrums Verbesserung der Wohnsituation: Zementierung der Böden innerhalb der Häuser, bauliche Maßnahmen Massenbehandlung gegen parasitäre Erkrankungen Spezialambulanz gegen parasitäre Erkrankungen Gesundheitsfördernde Maßnahmen, Intervention gegen wilde Müllkippen, Reduktion jugendlicher Schwanger- schaften, Frauengruppen Kulturelle Aktivitäten, Sportaktivi- täten, Capoeira Pädagogische Maßnahmen: Erwei- terung und Unterhalt des Kinder- gartens Berufsbildende Kurse in Zusammen- arbeit mit Industrie- und Handels- kammer, Erwachsenenbildung Neuaustattung und Renovierung der Papierfabrik. Unterhalt der erweiterten Aktivitäten Erweiterung und Unterhalt der Gemeindebibliothek Workshop mit Mitgliedern der Stiftung und Gemeindemitgliedern: Evaluierung des Projektes/Planung Erstellung von Zwischenberichten/ Endbericht
  • 17. 32Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf 33Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf OrGAnisATiOnssTrukTur unD TeAm
  • 18. 34 35 Organisationsprofil Name Fundação de Educação e Saú de Mandacaru Ort Fortaleza (Bundesstaat Ceará) Sitz der Organisation gemäß Satzung Fortaleza (Brasilien) Rechtsform Stiftung für Erziehung und Gesund- heit (Fundação de Educação e Saú- de), non-profit Kontaktdaten Jörg Heukelbach Adresse Rua José Vilar de Andrade 257, Fortaleza, CE 60833-830 Brasilien Telefon ++55-85-32622537 Fax E-Mail heukelbach@web.de Website(URL) www.mandacaru-foundation.org Gründung Ärzte, Pädagogen und Repräsentanten eines Slums Gründungsjahr 2002 Gründer Dr. Rômulo Sabóia Moura Nachfolgeregelung Stiftung Mandacaru Nationale Steuernummer 05.218.246/ 0001-58 Genehmigung der Staatsanwaltschaft von Ceará Nº 02136336-6 Betriebsbescheingung ausgestellt vom Stadtrat für Soziales Registrierung Stadtrat für die Rechte der Kinder und Jugendlichen Registrierung Nº 720/08 Zentralkartei für Soziale Projekte des Bundesstaates Registrierung Nº 01.05.A.3004/2002SCE-3004 Anzahl Mitarbeiter 12 festangestellte 8-10 freilwillige jährlich aus Europa 2 Stipendiaten, 2 Ärzte, 1 Architekt Organisationsstruktur Politisch, religiöse und ideologisch unabhängige Nicht-Regierungsorganisation Stand der Organisationsentwicklung 1 Vertreterin 12 festangestellte Mitarbeitende: 1 (weiblich) Projektleiterin 1 (männlich) Hausmeister und Nachtwächter (wohnt im Zentrum) 1 (weiblich) Köchin 1 (weiblich) Allgemeine Assistenz 1 (weiblich) Projektassistentin 2 (weiblich) Pädagoginnen Kindergarten 2 (weiblich) Kindergärtnerinnen 1 (männlich) Leiter Papier/Recyclingfabrik und Kunstprojekte 1 (weiblich) Nachhilfelehrerin 1 (männlich) Capoeiralehrer auf Stundenbasis Freiwillige Mitarbeiter: jährlich 8-10 aus Europa ohne Entgelt 2 Stipendiaten ohne Entgelt 1 Architekt vom SES entsandt Vorstellung der handelnden Personen: Direktor: Thomas Semrau Vize-Direktorin: Ana Lidia Ribeiro Generalsekretär: Dr. Jörg Heukelbach Ärzte: Dr. med. Gernot Fengler Professor Dr. med. Heukelbach Pädagoge: Thomas Semrau Organisationsstruktur und Team
  • 19. 36 37Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Organisationsstruktur und Team Governance der Organisation Leitungsorgane Die Stiftung Mandacaru ist demokratisch und transparent organisiert, verfügt über unterschiedliche eigene Verwaltungsorgane und wird von öffentlichen und staat- lichen Organen überwacht. Für die Ausarbeitung dieses Projektes ist das Präsidium der Stiftung, insbesondere die beiden legalen Vertreter Thomas Semrau (Direktor) und Dr. Jörg Heukelbach (Generalsekretär) verantwortlich. Thomas Semrau ist Pädagoge mit Schwerpunkt Psycho- motorik. Außerdem unterrichtet er Sport und Spanisch (Sek I/II, Ruhr-Universität Bochum) mit Zusatzqualifikation „Deutsch als Fremdsprache“. Er lebt seit mehr als 10 Jahren in Fortaleza und ist Inhaber der Eventfirma „vivAção“. Zur Zeit ist er Präsident der Stiftung. Dr. Jörg Heukelbach ist Professor für Public Health an der Bundesuniversität von Ceará in Fortaleza und Gründungs- mitglied der Stiftung. Er war von 2006-2010 Präsident und ist nun Generalsekretär (“Diretor Tesoureiro”) und Präsidi- umsmitglied. Weiterhin gibt es vier Conselhos/Gremien mit ihren Mitgliedern bei denen keiner mit keinem bis zum 3. Grad verwandt sein darf und die alle 2 Jahre neu gewählt werden. Die Aufgaben der unterschiedlichen Gremien ergeben sich aus der Satzung. Conselho Curador (Kuratorium/Stiftungsrat) José Queiroz Ajax Nogueira, Universitätsprofessor Rita Sá Keys Pedrosa, Geschäftsfrau Diretoria Executiva (Leitungsgremium/Direktorium) CEO: Thomas Semrau, Lehrer Vize Direktorin: Ana Espinola Lidia Ribeiro, Studentin 1. Sekretär Regie: Gernot Erich Roland Fengler, medizinischer Träger 2. Sekretär Regie: Paulo Roberto de Almeida Carvalho, Lehrer Schatzmeister: Jörg Heukelbach, Universitätsprofessor 1. Stellvertretender Direktor: Josiah Vale Martins, Lehrer 2. Stellvertretender Direktor: Josche van der Ven, Student Conselho Consultivo (Beirat) Oliver Liesenfeld, Universitätsprofessor Hermann Feldmeier, Universitätsprofessor Fatima Oliveira Cavalcanti, Näherin Conselho Fiscal (Aufsichtsrat) Luiz Fernando Ferreira da Silva, Universitätsprofessor Elvis Matos de Azevedo, Professor Neuza Maria de Queiroz Tajra, brasilianischer medizinischer Träger Danielle Teixeira de Queiroz, Krankenschwester Valmir Barbosa Duarte, Taxifahrer
  • 20. 38 39Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Organisationsstruktur und Team Geschlechterverteilung Die Geschlechterverteilung der fest angestellten Mitarbeiter/innen liegt bei 9 Frauen und 3 Männern. Der überwiegende Frauenanteil ist in Brasilien Normalität. Umweltfragen In dem Projekt wird sich bewusst und gezielt mit dem Thema Müll beschäftigt. Die favelas in Brasilien sind oftmals stark verdreckte Gebiete. Aus diesem Grund wird der Austausch zu diesem Thema mit den Jugendlichen angestrebt um aktiv und präventiv gegen wilde Müllkippen zu agieren. Sponsoren Die Einkünfte der Stiftung beziehen sich aus Privatspenden und Projektspenden von Privatpersonen, der Johanniter Unfallhilfe (St. John‘s International), Evange- lische Kirchengemeinde Weiterstadt, Schule „Vasco“ in Fortaleza, Unterstütung durch die „Südtiroler Ärzte für die dritte Welt“, dem Pharmaunternehmen Solvay Pharma do Brasil und dem Auswärtigen Amt (über das deutsche Generalkonsulat Recife). Die Projekte werden in Kooperation mit lokalen Einrichtungen, Behörden und der Bevölkerung geplant und durchgeführt. Interessenskonflikte/Beteiligungskonflikte Es bestehen keine Konflikte zwischen dem Projekt und der Stadt, privaten Personen oder Spendern, da keine finanziellen Beteiligungen existieren. Es sind keine Ver- wandtschaftsgrade in den verschiedenen Gremien erlaubt. Umwelt und Sozialprofil Freiwillige Die Mandacaru Stiftung bietet jedes Jahr Freiwilligen eine Chance sich einzubrin- gen. Dies dient sowohl der Stiftung als auch den freiwilligen selbst, welche sich dadurch Anerkennung, Berufserfahrung und Eigeninitiative aneignen. Diversität der Mitarbeiter Das Projekt besteht aus Festangestellten, aus dem Ort stammenden Mitarbeitern. Diese werden durch die beiden deutschen Ärzte und jährlich rund 8-10 freiwillige Mitarbeiter aus Europa unterstützt. Dadurch ist die kulturelle Vielfalt in diesem Projekt in jedem Fall gegeben.
  • 21. 40Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf 41Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 gsdgdfbfdbf FinAnzen
  • 22. 42 43 Bilanz Mandacaru Für diesen Bericht in deutscher Sprache wurde die Bilanz sowie die Gewinn und Verlustrechnung vereinfacht. Die Struktur wurde der Bilanz nach dem deutschen Handelsgesetzbuch angeglichen. Auf der Aktiva wird eine deutliche Steigerung der Sachanlagen ersichtlich. Diese ist mit dem Neubau des Gemeindezentrums zu begründen. Die anderen Anlagen- bestände haben sich um die Abschreibungen gemindert. Der Neubau wurde zum größten Teil aus Fördermitteln und Spenden finanziert. Die Mandacaru Stiftung mit Sitz in Fortaleza, Brasilien erstellt den Jahresab- schluss nach brasilianischem Recht und kann dem entsprechend nicht ohne weite- res mit einem Bericht nach dem deutschen Handelsgesetzbuch verglichen werden. Die verwendete Währung ist der Brasilianische Real BRL. Der aktuelle Wechselkurs beträgt für einen BRL 0,369 €(Stand 29.12.12, Bundesverband deutscher Banken) Übersicht über die brasilianische Bilanzierung Eine brasilianische Bilanz ist nach dem Prinzip abnehmender Liquidität gegliedert. Die in Deutschland vorgesehene ausdrückliche Trennung von Rückstellungen und Verbindlichkeiten in zwei Obergruppen existiert nicht, vielmehr werden Rückstel- lungen je nach Bedeutung innerhalb der langfristigen oder kurzfristigen Verbind- lichkeiten ausgewiesen. Die in Deutschland getrennt ausgewiesenen aktiven und passiven Rechnungsabgrenzungsposten werden ebenfalls nicht gesondert, son- dern innerhalb der übrigen Aktiva und Passiva ausgewiesen. Die Aktiva sind untergliedert in Umlauf- und Anlagevermögen. Das Umlaufver- mögen wird umschlagsbezogen unterteilt. Die Passiva sind untergliedert in kurz- fristige Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit bis zu einem Jahr und langfristige Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit über ein Jahr und dem Eigenkapital. Ein gesetzlich vorgeschriebenes, detailliertes Gliederungsschema entsprechend deut- schem Handelsrecht existiert nicht. Der gewohnte Anlagenspiegel ist auch nicht vorhanden. Stattdessen werden im Erläuterungsteil die Anschaffungskosten der Sachanlagen nach Anlagenart aufgespalten und die kumulierten Abschreibungen in einer Summe abgesetzt. Die Sachanlagen werden linear entsprechend ihrer voraussichtlichen technischen Nutzung abgeschrieben. Die Abschreibung von immateriellen Vermögensgegenständen erfolgt nach ihrer voraussichtlichen wirt- schaftlichen Nutzungsdauer. In der Regel werden die steuerlich vorgeschriebenen Sätze angewandt. Finanzen Aktiva 2010 2011 I. Anlagevermögen Sachanlagen unbewegliches AV Grund Boden/ Gebäude 103303,78 BRL 103.303,78 BRL 21.600,00 BRL 21.600,00 BRL 167522,22 BRL 167.522,22 BRL 21.600,00 BRL 21.600,00 BRL bewegliches AV: Maschinen BGA EDV Anlagen in Bau 60.515,01 BRL 52.872,83 BRL 4.499,90 BRL 3.142,28 BRL 32.530,83 BRL 51.552,95 BRL 43.205,07 BRL 6.148,26 BRL 2.199,62 BRL 94.369,27 BRL II. Umlaufvermögen Wertpapiere flüssige Mittel Kasse Bank Fördermittel 123.964,78 BRL - BRL 123.964,78 BRL 30,83 BRL 13.056,67 BRL 110.877,28 BRL 49.593,60 BRL 38.500,00 BRL 11.093,60 BRL 105,39 BRL 10.936,55 BRL 51,66 BRL 227.268,56 BRL 217.115,82 BRL
  • 23. 44 45Stiftung Mandacaru | Jahres- und Wirkbericht 2011 Finanzüberblick gewInn- und verlustrechnung Mandacaru Die sozialen Ausgaben wurden detailliert dargestellt, damit ist die genaue Mittel- verwendung schnell ersichtlich. Die Passiva zeigt, dass die Stiftung sich mit dem Eigenkapital finanziert. Auf Dar- lehen wurde bisher verzichtet, die Mandacaru Stiftung kann somit unabhängig bleiben. Es bestehen nur geringe Verbindlichkeiten, die sich aus verschiedenen Beiträgen zusammensetzen und als kurzfristig anzusehen sind. passIva 2010 2011 I. Eigenkapital Verlustvortrag unbewegliches AV 220.034,42 BRL - BRL 209.678,24 BRL 10.356,18 BRL II. Fremdkapiatal Verbindlichkeiten sonstige Verbindlichkeiten 7.234,14 BRL - BRL 7.234,14 BRL 7.437,58 BRL - BRL 7.437,58 BRL 227.268,56 BRL 217.115,82 BRL ausgaBen 2011 Baumaterial 17.532,00 BRL Soziale Aufwendungen Löhne weitere Mitarbeiterkosten Instandhaltung Dienstleistungen Material Hilfstoffe Sozialabgaben für Mitarbeiter externe Dienstleistungen und Beratungen Sozialabgaben Veranstaltungen Infomaterial Aufwendungen für medizinische Projekte Betriebskosten Lebensmittel Kfz Kosten Beiträge sonstiges 248.667,82 BRL 66.987,23 BRL 65.850,19 BRL 23.586,54 BRL 21.126,76 BRL 20.851,36 BRL 16.469,99 BRL 6.581,55 BRL 5.978,93 BRL 5.864,89 BRL 5.257,22 BRL 4.559,42 BRL 3.324,33 BRL 275,89 BRL 1.953,52 BRL Finanzaufwendungen Beiträge für Verbände Zementprojekt 1.222,68 BRL 900,72 BRL 4.210,00 BRL Gesamtausgaben 272.533,22 BRL eInnahMen 2011 Spenden extern Finanzerträge 259.995,18 BRL 2.181,86 BRL Gesamteinnhamen 262.177,04 BRL Verlust -10.356,18 BRL Die größten Ausgaben entstanden mit dem Neubau sowie den damit verbunde- nen Instandhaltungs- und Baumaterialaufwendungen. Zur Organisation und Aus- führung der verschiedenen Aktivitäten wird zuverlässiges Personal benötigt. Die Angestellten werden gerecht entlohnt und arbeiten gerne in der Stiftung. Die Einnahmen bestehen aus externen Spenden, für die an dieser Stelle nochmals ein Wort des Dankes angebracht ist. Da die Aktivitäten nicht unter dem Neubau leiden sollten, wurden diese parallel fortgeführt. Dadurch ist am Ende des Jahres ein Verlust entstanden. BlIck In dIe zukunft Mit dem abgeschlossenem Bau des Gemeindezentrums, kann die eigentliche Stif- tungsarbeit wieder in vollen Zügen aufgenommen werden. Die Räumlichkeiten sind nun besser für Veranstaltungen geeignet, damit kann das wachsende Interesse der Bevölkerung besser bedient werden. Um den reibungslosen Ablauf der Spendenabwicklung in Deutschland kümmert sich freundlicherweise die Evangelische Kirche Weiterstadt, B. u. R. Evangelisches Gemeindebüro, Frau Conrad E. v. Thadden-Haus Darmstädter Str. 17a 64331 Weiterstadt Impressum Offizielle Adresse der Stiftung: Fundação Mandacaru Rua José Vilar de Andrade 257 Fortaleza, CE 60833-830 Brasilien Telefon: ++55-85-32622537 Kontakt-E-Mail: heukelbach@web.de
  • 24. 46 47 Mit freundlicher Unterstützung von: Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Friedrich-Ebert-Straße 28 16225 Eberswalde Deutschland Telefon: +49 (0) 33 34 - 65 70 designed by