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Stellungnahmen zu den Themen im Online-Konsultationsverfahren:
A. Wettbewerbsfähigkeit und der Binnenmarkt für Energie
Durch die Liberalisierung der Strommärkte in Europa (bis Mitte 2007) werden sich vermehrt
transnationale Energiekonzerne bilden, welche die Energiepolitik immer mehr dominieren. Bei
einer Marktöffnung wird erwartet, dass die Strompreise zunächst im Wettbewerb bei
Überproduktion sinken werden. Die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Anbietern wird
härter und es kommt zu größeren gegenseitigen Übernahmen von Produzenten. Der
Konzentrationsprozess unter den Anbietern beschleunigt sich zunehmend. Daher ist im Grünbuch
bzw. Weißbuch eine viel klarere Position im Bereich Wettbewerb notwendig. Die bereits jetzt
schon bestehenden Mono- bzw. Oligopole müssen aufgebrochen werden. Dies muss
energiepolitisch dezidiert im Grünbuch bzw. Weißbuch festgehalten werden. Die EU muss
dahingehend Übernahmepläne von Energiekonzernen streng kontrollieren und eine weitere
Konzentration der Marktmacht verhindern. Zur Entwicklung eines Europäischen Binnenmarktes
ist eine vollständige Entflechtung von Energieerzeugung und Vertrieb erforderlich. Insofern sind
die Forderungen der Kommissarin Kroes nach vollständigem strukturellen „Unbundling“
unterstützenswert. Bislang können in vielen Ländern einzelne Unternehmen den Markteintritt von
Konkurrenten verhindern, da sie sowohl Angebot als auch Versorgungsnetze kontrollieren. So
kann weder Markt noch Wettbewerb entstehen.
Im Grünbuch wird davon ausgegangen, dass die Einführung eines europäischen Netz-Kodex, der
Netzzugangsbedingungen harmonisiert, oder zumindest gleichwertig fördert, zur Vollendung des
Binnenmarkts am Energiesektor notwendig sei. Ein solcher Netz-Kodex würde gemeinsame
Regeln in Regulierungsfragen festlegen, die sich auf den grenzüberschreitenden Handel
auswirken und diesen damit erleichtern. Europaweite Hochspannungsleitungen sind die Folge.
Auf dem liberalisierten Strommarkt sind damit bessere Bedingungen des europaweiten Anstiegs
an Atomstrom beim Energiemix gegeben, weil die Hochspannungsleitungen als technische
Voraussetzung zur Versorgung mit Atomstrom fungieren. Gleichzeit sollen die alternativen nicht-
fossilen und nicht-atomaren Energien gefördert werden. Die Grüne Voraussetzung dafür, der
Einführung eines europäischen Netz-Kodex zuzustimmen, ist der Ausstieg Europas aus der
Atomkraft. Energiepolitisch muss die Realisierung des Binnenmarkts mit einer energiepolitisch
deklarierten Energiewende einhergehen: Mit dem langfristigen Ziel der 100%igen
Energieerzeugung und Energieversorgung mit ausschließlich heimischen, alternativen,
erneuerbaren und umweltverträglichen, nicht fossilen und nicht atomaren Energiequellen und
einer Effizienzrevolution durch konsequentes Energiesparen.
Konkrete Forderungen:
• Einführung einer Steuer auf Sondergewinne (auch Steuer auf aufgelaufene Gewinne
genannt) bei Versorgungsleistungen. Diese Gelder sollen verwendet werden, um zum
einen Ausgleichszahlungen an die Verbraucher zu leisten, die von Ungerechtigkeiten des
Markts am stärksten betroffen sind; zum anderen sollen neue Marktakteure im Bereich
der industriellen Wärmekraftkopplung, der erneuerbaren Energien und Dienstleistungen
zur Steigerung der Effizienz, unterstützt werden.
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• Angleichung der Regeln für Fusionen und Übernahmen auf EU-Ebene und Treffen von
Vorkehrungen gegen Marktdominanz.
• Eine neue, wieder stärkere Regulierung des Markts über gezielte staatliche Förderungen
des Ökostroms
• Entflechtung von Eigentumsverhältnissen, Speicherzugriff oder die Trennung von Mitteln
zur Stilllegung nuklearer Anlagen.
• Stärkung des europäischen Emissionshandelssystems und Gewährleistung, dass die
nationalen Zuteilungspläne (NZP) keine Bevorzugung von Kohleenergie bewirken,
sondern kurzfristig eine deutliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei der
Energieerzeugung herbeiführen. Zu diesem Zweck muss die Versteigerung von CO2-
Berechtigungen bei der zweiten Phase des ETS eingeführt werden.
Hintergrund:
• Einige große Energieunternehmen erhöhen durch ihre Marktdominanz derzeit ihre
Gewinne deutlich, da sie deutlich höhere Preise berechnen können als ihre
Produktionskosten betragen. Die kumulierten vergrößerten Gewinne (sog. „windfall
profits“) der größten Energieunternehmen in Deutschland und Frankreich werden im
Zeitraum von 2005 und 2006 schätzungsweise die Marke von 20 Milliarden Euro
überschreiten.
• Im Jahr 2005 wurde von der EU das Emissionshandelsprogramm (ETS) eingeführt.
Obwohl den meisten Elektrizitätsunternehmen ihre CO2-Emissionsberechtigungen
kostenlos zugeteilt wurden, sind die Strompreise bei den Energiebörsen um 5 bis 8
Euro pro MW gestiegen. Dies basiert auf der Verrechnung der Kosten von CO2 in den
Preisen der Energiebörsen, was wiederum zu umfangreichen Gewinnen für einige
wenige Stromversorgungsunternehmen und zu Nachteilen (langfristig höheren
Strompreisen) für große Teile der Gesellschaft führt.
B. Solidarität
Das Ziel der Grünen ist es, eine dezentrale, bestmöglich langfristig realisierbare energieautarke,
sozial gerechte und nachhaltige Energieversorgung mit heimischen, alternativen, erneuerbaren,
CO2-neutralen, emissionsfreien und vor allem in der Energieerzeugung umweltverträglichen
Energieträgern auszubauen und umzusetzen. Zu den heimischen, alternativen, erneuerbaren
Energien zählen weder die Energieerzeugung aus fossilen Energiequellen noch aus atomaren
Energiequellen (Kernspaltung, Kernfusion). Gleichzeitig ist die Umsetzung von
Energieeffizienzmaßnahmen und die Einführung von innovativen Technologien – die auch
nationalstaatlich über Investitionsmaßnahmen gefördert werden müssen - zu forcieren. Das
Wuppertal Institut (Dr. Peter Hennicke et al.) hat hierzu ausführliche ökonomische
Berechnungsgrundlagen geschaffen, die als Orientierungsmaßstab zur Erarbeitung eines
europäischen Energiemodells auf der Grundlage der Förderung von alternativen Energien im
Zusammenhang mit zu forcierenden Energieeffizienzmaßnahmen (z.B. dt. Energiesparfonds)
fungieren können. Eine Krise der Energieversorgung – wie im Kontext der europäischen
Energiefrage als Szenario prognostiziert wird - kann abgewandt werden: Europa muss
energiepolitisch rechtzeitig die Notwendigkeit erkennen, dass den heimischen, alternativen,
erneuerbaren Energieträgern eine energiepolitische Priorität eingeräumt werden muss, zumal eine
europaweite Versorgungssicherheit nur durch eine europäische Energieautarkie gewährleistet
werden kann.
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Die Harmonisierung des deutschen Ökostromgesetzes würde den Prozess der Förderung
heimischer, alternativer, erneuerbarer Energieträger beispielsweise begünstigen und einen neuen
Spielraum für weitere Investitionen auf diesem Sektor öffnen. Einer Renaissance der Atomkraft
können wir nicht solidarisch gegenüberstehen. Im Grünbuch wird der Atomlobby Tür und Tor
geöffnet. Eine Atomstrom-Strategie muss aus sicherheits-, gesundheits-, und umweltpolitischen
Gründen zurückgewiesen werden. Der Versuch der Atomindustrie, die Nuklearenergie über
Formulierungen wie „Technologien mit niedrigen Emissionen“ auf die selbe Stufe wie
erneuerbare Energieträger zu stellen und so die Atomkraft weiterhin durch die EU zu fördern
wird von den Grünen entschieden abgelehnt.
Dezentrale, energieautarke Kleinkraftwerke, die zur heimischen Energieversorgung aus
heimischen, alternativen, erneuerbaren Energiequellen herangezogen werden, sind aller
Wahrscheinlichkeit nach nicht als ausgewählte terroristische Angriffsziele im Vergleich zu
kapitalintensiven Großbauten von Atom-, Gas und Kohlekraftwerken zu bezeichnen.
Auch fossile Energieträger bieten mittel- und langfristig keine Versorgungssicherheit. Die
Abhängigkeit von fossilen Energieimporten aus geopolitischen Risikoregionen nimmt zu. Mit
steigenden Öl- und Gaspreisen steigen die Kosten für Energieimporte und schaden der
Wirtschaftsentwicklung der EU. Europa ist ein Friedensprojekt und sollte im Kontext der Politik
der Abhängigkeit bzw. Versorgungssicherheit ein Friedensprojekt bleiben.
Ein adäquater Energiemix aus heimischen, alternativen, erneuerbaren Energieträgern wird im
Vergleich zu Kohle-, Gas- und Kohlekraftwerken – im Hinblick auf die Möglichkeit der
Eskalation von geopolitischen Krisen und der damit in Verbindung zu bringenden Lieferengpässe
- keine Energieengpässe und daher keine Energiekrisen begünstigen, wodurch eine
Energieknappheit bei adäquaten Effizienzmaßnahmen weitgehend ausgeschlossen werden kann.
Strategien zur effizienteren Energienutzung sind dafür eine Voraussetzung. Wir müssen unsere
Energiekultur an die zukünftigen Gegebenheiten vorausschauend anpassen!
Die Reaktionsfähigkeit auf die zu erwartende Energiekrise ab dem Zeitpunkt des Erreichens des
„Peak-Oil“ bzw. ab dem Zeitpunkt des Rückgangs von anderen fossilen Energieträgern, sowie ab
dem Zeitpunkt des Rückgangs der globalen Uranvorkommen oder Lieferengpässen ist dadurch
vorausschauend zu planen: Der Anteil der heimischen, alternativen, erneuerbaren Energieträger
sollte europaweit umgehend ausgebaut werden. Als mittelfristiges Ziel der europaweiten
Energieversorgung sollte ein Anteil von 25% erneuerbaren Energieträgern bis 2020 fixiert
werden. Die gezielte Förderung erneuerbarer Energieträger schließt aber auch mit ein, dass alle
EU-Forschungsgelder im Kontext der Lösung der Energiefrage der Optimierung bereits
bestehender erneuerbarer Energieträger zufließen und nicht weiter der fossilen, oder atomaren
Energieerzeugung zufällt. Das bedeutet auch, dass die enormen Summen an Forschungsgeldern
für den riskanten Bau und den riskanten Versuchsbetrieb des Kernfusionsforschungsreaktors
umgeschichtet werden müssen!
C. Diversifizierung des Energieträgermix
Ziel soll es sein, eine dezentrale, bestmöglich energieautarke, sozial gerechte und nachhaltige
Energieversorgung mit erneuerbaren, und vor allem in der Energieerzeugung
umweltverträglichen Energieträgern europaweit auszubauen: Sonnenenergie, Windenergie,
Wasserkraft, Geothermie, etc. Der Energiemix der Zukunft soll auf der Diversifizierung von
erneuerbaren Energieträgern aufbauen, die nicht fossil und nicht atomar sind, damit die
Versorgungssicherheit des Energieangebots bestmöglich realisierbar werden kann. Vor allem im
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Kontext der Versorgungssicherheit wird immer wieder auf die Notwendigkeit der breiten
Diversifikation des Energieangebots hingewiesen. Die Versorgungssicherheit nimmt vor dem
Hintergrund der Abhängigkeit Europas von fossilen Energieträgern und Uran beispielsweise auch
geopolitische und daher sicherheitspolitische Dimensionen an, die unter dem Aspekt des
zukünftigen Energiemix nicht außer Acht gelassen werden sollten.
Das Ziel der Diversifizierung des Energiemix soll daher mit der Maßgabe einer nachhaltigen,
nicht-fossilen und nicht-atomaren Energiepolitik als oberste Prämisse umwelt- und
sozialverträglich sein und die Versorgungssicherheit im geopolitischen und im
sicherheitspolitischen Kontext berücksichtigen.
D. Nachhaltige Entwicklung
Um bis 2020 das Ziels eines 25%igen-Anteils erneuerbarer Energien zu erreichen – was äußerst
wichtig für die Vertrauensbildung bei Investoren ist – müssen weitere Maßnahmen ergriffen
werden, um energiepolitisch nachhaltige Ziele zu realisieren. Das gilt in gleicher Weise auch für
eine beschleunigte Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung in allen Industrieanlagen. Erneuerbare
Energien haben auch den Vorteil, dass sie in weiten Teilen der Öffentlichkeit anerkannt sind, wie
das Eurobarometer Energie 2006 bewiesen hat. Wenn die EU sich wirklich nachhaltig den
aktuellen energiepolitischen Herausforderungen stellen will, ist ein vollkommen neuer Ansatz,
eine Energiewende, in allen Bereichen (Industrie, Transport, Verkehr, Haushalt, Landwirtschaft,
etc) notwendig. Die Politik muss von einer zentralisierten, elitären und auf kurzfristigen Gewinn
orientierten Verfahrensweise hin zu einem Handeln gelangen, das sich durch demokratische
Beteiligung und Nachhaltigkeit auszeichnet. Eine einheitliche Politik der EU kann die nationale
Politik nicht ergänzen. Folgende strategische Partnerschaften zur Realisierung des Ziels der
„nachhaltigen Entwicklung“ unter dem Aspekt der Energiefrage sind notwendig:
• Globale Partnerschaft für Energie- und Verkehrseffizienz und für die Entwicklung
erneuerbarer Energien.
• Partnerschaft zwischen EU-weiter und nationaler Ebene durch eine bessere
Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Agentur für intelligente Energie und den
nationalen Energieagenturen.
• Partnerschaft zwischen der regionalen und lokalen Ebene. Die politischen
Rahmenbedingungen werden zwar meist auf europäischer und nationaler Ebene
geschaffen, die meisten Entscheidungen, auch zu Investitionen, werden jedoch regional
oder lokal getroffen.
• Partnerschaft mit den großen europäischen Städten. Vor allem in der Verkehrspolitik wird
sich nicht viel ändern, wenn die großen Städte nicht miteinander und auch auf EU-Ebene
eine Partnerschaft eingehen, um die Städte umweltfreundlicher zu machen.
• Partnerschaft mit Industrien der Zukunft. Weitere Gewinne beim Wirkungsgrad und der
Wirtschaftlichkeit durch Massenproduktion können durch europaweite Zusammenarbeit
erreicht werden.
Vor allem aber brauchen wir eine feste Partnerschaft mit den BürgerInnen. Wir brauchen auch
einen Wechsel der Energiekonsumkultur, wenn wir Anpassungen im Energie- und im
Verkehrsbereich in Angriff nehmen wollen. Das letzte Eurobarometer hat gezeigt, dass die
Bürger zu diesem Wechsel bereit sind.
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Die EU wird das Herz und den Verstand ihrer Bürger und der Zivilgesellschaft nicht mit
Werbung für einen Ausbau der Atomenergie gewinnen, sondern für eine gemeinsam realisierbare
Energiewende, von der nicht die Konzerne, sondern die BürgerInnen profitieren: Mehr
Erzeugungssicherheit, mehr Versorgungssicherheit, mehr soziale Sicherheit, größeres
Wirtschaftswachstum für Klein- und Mittelbetriebe und vor allem mehr Lebensqualität gehören
zur europaweiten Energiewende, die sich von fossilen und atomaren Energien abwendet.
E. Innovation und Technologie
In einer nachhaltigen und sicheren Energiewirtschaft für Europa kann es für Technologien, die
mit so großen umwelt-, gesundheits-, und sicherheitspolitischen Risiken verbunden sind keinen
Platz geben. Die Störfälle des Schwedischen Atomkraftwerks Forsmark Anfang August 2006
haben gezeigt, dass sich an dem Risiko von Reaktorunfällen seit Tschernobyl (1986) – seit 20
Jahren – nichts geändert hat.
Die Gefahr atomarer Unfälle (irreversible Schädigungen des genetischen Erbmaterials) sowie die
damit in Verbindung zu bringenden enormen, noch nicht im Detail abschätzbaren Versicherungs-
und Wiederaufbaukosten, die Verbreitung von Atomwaffen, Terrorismus und das ungelöste
Problem der Endlagerung radioaktiver Abfälle sind klare Argumente für einen europaweiten
Atomausstieg und für Innovation im Bereich der alternativen Energien und im Bereich der
Energieeffizienz im Bereich (öffentlicher)Verkehr, Gebäudesanierung, in der Herstellung von
technischen Geräten, etc. Es ist nicht akzeptabel die Atomenergie mit den zukunftsweisenden
Technologien, wie der Energieeffizienz und den heimischen, alternativen, erneuerbaren Energien
auf eine Stufe zu stellen. Innovation soll zu allererst auf die Aufrechterhaltung der sozialen
Sicherheit, des Friedens und der Steigerung der Lebensqualität abzielen. Nach diesen
Bedürfnissen müssen auch die europäischen Forschungsgelder für die Optimierung von
heimischen, alternativen, erneuerbaren Energieträgern eingesetzt werden, und nicht für einen
Atomfusionsversuchsreaktor, dessen kommerzielle Nutzung erst in 30 Jahren nachgewiesen wird,
denn der Klimawandel wartet nicht.
F. Außenpolitik
Das vorrangige Ziel sollte es langfristig sein die Realisierung einer europäischen Energieautarkie
als ein energie- und außenpolitischer Status der Unabhängigkeit von fossilen Energien (- und
damit das Nicht-Involviert-Sein in internationale Energieversorgungskrisen -) anzustreben. Die
Vision der Energieautarkie impliziert die europäische Energieversorgungssicherheit als gezielter
Fokus auf heimische, alternative, erneuerbare, nicht-fossile und nicht-atomare Energien. Die
Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, sowie vom Uran, stellen die wichtigsten aller im
Rahmen der Außenpolitik in den nächsten Jahren relevant werdender Fragen dar. Dabei wird es
um die Europäische Sicherheitspolitik und die europäische Politik der Versorgungssicherheit
gehen. Vor dem Hintergrund, dass die fossilen Energieträger endlich sind, muss klargestellt
werden, dass der Weg Europas als Weg eines europäischen Friedensprojekts nur in die Richtung
der Unabhängigkeit von fossilen und atomaren Energien führen kann. Durch den Außenhandel
können die alternativen, erneuerbaren Energiekonzepte und Technologien aus Europa weltweit
vermarktet werden und dadurch verbreitet werden.
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G. Europäische Energiepolitik
Eine neue, gemeinsame europäische Energiestrategie ist vor allem hinsichtlich der
Binnenmarktversorgung, hinsichtlich einer einheitlichen Außenpolitik und damit in der Hinsicht
auf Energieversorgungs- und Versorgungssicherheitskonflikten mit Nicht-EU-Mitgliedern
zentral. Die Grundsätze einer europäischen Energiepolitik sollten sich langfristig an das Ziel der
europäischen Energieautarkie orientieren, der europäischen Unabhängigkeit von fossilen und
atomaren Energien. Dieses Ziel kann durch die Förderung von heimischen, alternativen,
erneuerbaren Energiequellen erreicht werden. Soziale Gerechtigkeit und ökologische
Verträglichkeit sind für die Ausgestaltung einer solchen Energie- und Klimapolitik wesentlich. -
Eine neue Energiepolitik für Europa muss die richtigen Prioritäten setzen. Eine „nachhaltige,
wettbewerbsfähige und sichere Energieversorgung“, wie sie das Grünbuch suggeriert, aber nicht
darstellt, muss Energieeffizienz bei Verbrauch und Erzeugung, den Ausbau der erneuerbaren und
eine Wende in der Verkehrspolitik (Verkehrsvermeidung, Ausbau öffentlicher Verkehr und mehr
Effizienz) klar voranstellen. Gas und Kohle sind Lösungen zweiter Klasse mit zahlreichen
Nachteilen. Der Ausbau der Atomkraft hat in einer „neuen Energiepolitik für Europa“ keinen
Platz.