1. Pfingstsamstag in Wandlitz:
Mit Gesang und Konfetti gegen
Rassismus und für Vielfalt!
Was war das für ein Samstag Viele von uns
erwarteten nichts Gutes, als sie sehr kurzfristig davon
erfuhren, dass die neonazistische NPD eine
sogenannte „Wandermahnwache“ am Pfingst-
Samstag von 11 bis 12 Uhr vor dem Bahnhof und von
¼ nach 12 bis 13 Uhr ausgerechnet vor dem
Asylbewerberheim angemeldet und genehmigt
bekommen hatte,. Der Runde Tisch der Toleranz und der Bürgerverein hatte zu einem „Chorfest mit
gemeinsamem Singen“ am Bahnhofsvorplatz und zu einer „Menschenkette“
vor dem Übergangswohnheim aufgerufen. Die Märkische Oderzeitung hatte noch am Samstagmorgen
unter der Überschrift: Mit Frohsinn gegen Rassismus (http://www.die-mark-online.de/details/dg/0/1/1150908/ )
unseren Aufruf sehr ausführlich wiedergegeben.
Farbenprächtige Vielfalt am Bahnhofsvorplatz
Und so war es spannend und von Minute zu Minute immer erfreulicher, was und wie viel sich da bunt
gescheckt auf dem Bahnhofsvorplatz eingefunden hatten: Als Araber verkleidete oder jene mit dem
Türkenhut. Vielfältigste Buntheiten in grellen Farben, manche geschminkt oder als Clowns, so vielfältig
wie eben die Bürgerschaft einer 23.000-Seelen-Gemeinde ist. Im Gepäck: Seifenblasen, Konfetti, Lie-
dertexte. Ratschen und eine schöne Trompete. Kindertröten, viele Regenbogen- Schirme, -ketten, oder -
Blusen, ver-rückte Kappen, Blumenhüte u.v.a.m. sollte deutlich machen: Wir sind bunt und wir sind
fröhlich. Wir lassen die Spaltung der Wandlitzer Bürgerschaft nicht zu. Und so sangen um 10:30 schon
150 Anwesende das Lied vom ‚Kuckuck und dem Esel’ mit der in der Nacht neu kreierten Strophe:
„Was lehrt uns das in Wandlitz - in unsrer schönen Stadt- dass jedes schöne Antlitz – dass jedes schöne
Antlitz -sein Lebensrecht wohl hat - sein Lebensrecht wohl hat.“
Mit den Gesängen des Chors des Gymnasiums Wandlitz, der Kantorei Wandlitz und des Chors Jubilate
sowie den weiteren sangesfreudigen Vertretern des bunten Wandlitz wurde dies musikalisch unterstri-
chen. Am Bahnhof begrüßten in kurzen Worten die Bürgermeisterin Dr. Jana Radant, der Basdorfer
Ortsvorsteher Peter Liebehenschel, der Unterstützer des Runden Tisches und ehemaligen Diplomat C.
Nakonz sowie der Landtagsabgeordnete, Michael Luthardt die sangesfreudigen Mitbürgerinnen und
Mitbürger.
Per Handy waren wir informiert worden, dass die 15 NPD-Aktivisten schon in Bernau von 80 Protestie-
rern „begrüßt“ worden waren.
Als der NPD-LKW auftauchte, waren die von der Versammlungsbehörde reservierten Parkplätze bereits
besetzt. So führte der Stopp des NPD-LKWs auf der Prenzlauer Strasse einerseits zu einem Verkehrs-
chaos, das andererseits von den genervten Autofahrern mit einem Hupkonzert gegen die rassistischen
Parolen beantwortet wurde. Mit handgemalten Plakaten „Flüchtlinge willkommen“ wurde den hasspre-
digenden Neonazis gezeigt, dass sie in Wandlitz nicht willkommen sind.
Menschenkette schützt das Übergangswohnheim
Ein Teil der Bürger setzte sich frühzeitig in Bewegung
in Richtung Übergangswohnheim, um zuverlässig vor
den Neonazis dort einzutreffen.
Unter Anleitung der Leiterin der Kantorei Wandlitz
wurden auch dort die Rundgesänge und Kanons wei-
tergeführt. Der Barnimer Landrat Bodo Ihrke, die Initi-
atoren des Runden Tisches Pfarrerin Janes Berchner,
die Sozialdezernentin Barnim Silvia Ulonska und auch
noch einmal Wandlitz' Bürgermeisterin Dr. Jana Ra-
2. dant, bekräftigten ihre Ablehnung und Kritik an der NPD-
Aktion und deren rassistischen Aussagen und dankten den
Bürgern für die aktive Solidarität. Im Garten des
evangelischen Gemeindehauses hatten Ehrenamlter des
Runden Tisches derweil mit den Kindern aus dem Heim ein
fröhliches Pfingsttreiben organisiert, damit die Kinder, die
oft selbst schon traumatische Kriegserlebnisse hinter sich
hatten, einen fröhlichen Tag verbringen konnten.
Als der NPD-LKW nach mehreren Verzögerungen
gegenüber dem Übergangswohnheim parkte, von Polizisten
umstellt und ihre Hetzreden an die Flüchtlinge begannen, wurde das Singen noch kräftiger. We shall
overcome, aber auch Der Hahn ist tot, der Hahn ist tot , Bunt, bunt bunt sind alle meine Kleider und is-
raelische Friedenslieder schallte ihnen entgegen. Konfetti und Luftschlagen symbolisierten: Wir feiern
zusammen mit unseren neuen Mitbürgern Solidarität und lassen uns unser gute Pfingstlaune nicht ver-
derben. Andere Kundgebungsteilnehmer drückten ihren Zorn mit Trillerpfeifen oder lautem Kochtopf-
schlagen aus. 250 Menschen aus Wandlitz und Bernau stellten sich schützend vor das Heim und be-
wirkten in einer fröhlichen und ausgelassenen Atmosphäre, dass immer mehr Heimbewohner aus dem
Haus kamen, sich mit den Bürgern vermischten und offenkundig die Atmosphäre der Solidarität gegen
die Rassisten spürten und genossen.
Schon 5 Minuten vor der offiziellen Ende der Kundgebung packten die genervten NPD-Aktivisten ihre
Sachen und fuhren unter freudigem Klatschen und dem laut aus gedrückten „Danke,dass Ihr geht!“ da-
von.
Dass sie beim Abfahren riefen: „Bis nächsten Samstag!“, wurde aufmerksam registriert. Alle waren sich
einig: Da werden wir gut und besser darauf vorbereitet sein, den Gegnern von Gastfreundschaft und
Vielfalt, weder versammlungsrechtlich, noch politisch und kulturell Raum zu geben.
Wir alle sehen uns am Samstag, dem 25. Mai wieder, wenn um 12:00 das Bürgerbegegnungsfest
beginnt. (siehe auch Flyer im Anhang)
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Auch auf den sozialen Netzwerken fand die Aktion rege Resonanz: so wurde allein der Tweet (Twitter-
meldung): " Wandlitzer schützen Asylheim. Bin sooooo stolz auf euch!! #wandlitz #keinfussbreit
pic.twitter.com/6mR4gCZyWe“ von 30 Twitterern weitergeleitet.
Und ab 12:53 las man insgesamt 15-mal den Tweet "In #wandlitz ist der Spuck vorbei. Nächste Woche
gibt offenes Begegnungsfest an gleicher Stelle!“
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Eine Fotoschau von 69 Fotos kann mensch hier bei Flick anschauen:
http://bit.ly/wandlitz_menschenkette ********************************************************************************
Die Märkische Oderzeitung berichtete, mit
diesem Artikel:
Bernauer und Wandlitzer stellen sich
Neonazis entgegen. (http://www.die-mark-
online.de/nachrichten/brandenburg/artikel-
ansicht/dg/0/1/1151094/ )
(Aus diesem Artikel stammt auch das
nebenstehende MOZ-Foto von Sergej Scheibe )
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Das Ostbrandenburgische Digital-
Fernsehen (odf-tv) wird ab Dienstag abends
hier einen Filmbericht zeigen.
(http://www.odftv.de/sendeformate/barnim_aktuell.html)
Erfreulich auch, dass nach Protesten von mehr als 1000 Teilnehmern gegen das neonazistische
Rockfestival in Finowfurt am selben Tag, dieses von der Polizei beendet und geräumt wurde!