SlideShare ist ein Scribd-Unternehmen logo
1 von 15
Downloaden Sie, um offline zu lesen
f/21
BÜRO FÜR ZUKUNFTSFRAGEN




zukunftsstudie                                12.2012




                          Peak Car
                          Das Auto erfindet sich neu
Peak Car. Das Auto erfindet sich neu




Peak Car
Das Auto erfindet sich neu




                                     “Wir wollen,
                              dass im Jahre 2020
                   Kinder wieder auf Parkplätzen
                                spielen können.”
                                        Autonetzer.de




2    www.f-21.de
Peak Car. Das Auto erfindet sich neu




Inhaltsverzeichnis




1 Peak Car: Die Zeichen stehen auf Trendumkehr                                                           4

2 Peak Car als Ausdruck eines geänderten Mobilitätsverhaltens                                            6
 2.1 Demografischer Wandel und veränderte Biografien: Neue Mobilitätsbedürfnisse entstehen               6
 2.2 Fortschreitende Urbanisierung: Wachsender Bedarf an Mobilität mit Köpfchen                          7
 2.3 Steigende Automobilitätskosten: Alternative Mobilitätsangebote auf der Überholspur                  8
 2.4 Lebensstil- und Wertewandel: Smartphone statt Alufelgen                                             9


3 Vom Statussymbol zum vernetzten Auto                                                                  11

4 Fazit                                                                                                 13

 Quellenverzeichnis                                                                                     14




                                                                                          www.f-21.de    3
Peak Car. Das Auto erfindet sich neu




„Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorüber-     Automobilität in Deutschland an einem Punkt angekom-
gehende Erscheinung.“ Heute wissen wir, dass der letzte       men ist, der als „Peak Car“ bezeichnet werden kann: Das
deutsche Kaiser Wilhelm II. mit seiner Voraussage Anfang      Auto hat seinen Zenit überschritten. Empirische Ergebnis-
des 20. Jahrhunderts kolossal irrte: Das Automobil erleb-     se legen nahe, dass die historischen Wachstumszahlen an
te einen beispiellosen Siegszug. Davon zeugen sowohl die      ihr Ende gekommen sind und sich die Nutzung des Auto-
immensen Motorisierungsraten als auch die symbolische         mobils wandelt. Das Phänomen Peak Car steht daher auch
Bedeutung des Autos als Kultobjekt und Statussymbol.          für ein verändertes Mobilitätsverhalten.
In jüngster Zeit jedoch häufen sich Anzeichen dafür, dass




1 Peak Car: Die Zeichen stehen auf Trendumkehr

Einiges spricht dafür, dass die Lust der Deutschen am         Jahrelang kannte die Motorisierung der Deut-
Autobesitz gebremst ist, das automobile Verhalten zeigt       schen keine Grenzen. Seit der Jahrtausend-
teilweise signifikante Änderungen. Eine Reihe von Indika-      wende zeigen sich Anzeichen einer Marktsät-
toren, die jahrelang nur eine Richtung kannten, nämlich
                                                              tigung.
steil nach oben, stagniert seit einiger Zeit oder sinkt so-
gar. Auch wenn die Zahlen keinesfalls nahelegen, dass das
Auto von deutschen Straßen verschwinden wird, so ist
doch bemerkenswert, dass in unser bislang autozentrier-
tes Zeitalter ein pragmatischerer, intelligenterer Umgang      Abb. 1: Neuzulassungen in Deutschland, 1957-2011
mit dem Auto einkehrt.
                                                               Trendwende bei den Neuzulassungen
                                                               Lässt man die beiden Boomjahre 1991 und 1992 im Zuge
Der Pkw-Bestand stagniert – Tendenz fallend?
                                                               der Wiedervereinigung sowie 2009 mit der durch die „Ab-
Wirtschaftlicher Aufschwung, steigender Lebensstan-
                                                               wrackprämie“ künstlich erzeugten Nachfrage außer Acht,
dard und wachsende Einkommen gingen in Deutschland             dann zeigt die Entwicklung der Neuzulassungen seit der
seit den 1950er Jahren Hand in Hand mit steigender Mo-         Jahrtausendwende eine leicht fallende Tendenz.
torisierung. Eine regelrechte Massenmotorisierung setzte
nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Heute gehört ein Pkw                Mio.
                                                                    5
zur Standardausstattung privater Haushalte: 517 Pkws
kommen auf 1.000 Einwohner. Nachdem sich von 1960 bis               4

2000 der Pkw-Bestand in Deutschland fast verzehnfacht
                                                                    3
hat, ist seitdem das rasante Wachstum allerdings ins Sto-
cken geraten: Seit der Jahrtausendwende stagnieren die              2
Bestandszahlen. Die Anzahl der Neuzulassungen unter-
streicht diese Entwicklung: Abgesehen von einem durch               1

die sogenannte Umweltprämie künstlich verursachten                  0
                                                                           1960   1965   1970   1975    1980      1985   1990   1995   2000   2005   2010
Nachfragehoch im Jahr 2009 zeigen die Zulassungszahlen
                                                               Quelle: Verband der Automobilindustrie
seit 1999 eine leicht fallende Tendenz.




4     www.f-21.de
Peak Car. Das Auto erfindet sich neu




 Abb. 2: Motorisierungsgrad in Deutschland, 1955-2011    Trendumkehr noch klarer. Denn in                              Die Deutschen lassen immer
                                                         der Regel reagieren jüngere Alters-                           öfter das Auto stehen und
 Sättigung an Autos erreicht
                                                         gruppen auf gesellschaftliche Trend-                          nutzen stattdessen Fahrrad
 Der Motorisierungsgrad, also die An-
 zahl der Pkw pro 1.000 Einwohner,
                                                         veränderungen am stärksten und
                                                                                                                       und öffentlichen Verkehr.
 stieg seit den Wirtschaftswunder-                       können daher als Indikator dienen,
 jahren zunächst rasant. Um das Jahr                     um frühzeitig Signale für generelle
 2000 stoppte der steile Anstieg und                     mobilitätsrelevante Neuorientierun-
 bildete ein Plateau. Kamen 1955 le-                     gen in der Gesellschaft zu erkennen.
 diglich 24 Autos auf 1.000 Einwohner,
                                                         In den vergangenen Jahren rückte im
 so finden heute alle Deutschen auf
 den Vordersitzen Platz: 517 Pkws gibt                   Autoverkehr die 60plus-Generation
 es heute pro 1.000 Einwohner.                           immer stärker in den Vordergrund:
 600
                                                         Der Anteil älterer Pkw-Halter nimmt
 500
                                                         kontinuierlich zu, während der An-
 400                                                     teil der jüngeren Generation sinkt.
 300                                                     Während die Affinität zur Automobi-
 200
                                                         lität bei Jüngeren abnimmt, behalten
 100
                                                         Ältere ihre intensive Autonutzung
    0
                                                         auch in späteren Lebensjahren bei
    19 5
    19 0
    19 5
    19 0
    19 5
    19 0
    19 5
    19 0
    20 5
    20 0
    20 1
    20 2
    20 3
    20 4
    20 5
    20 6
    20 7
    20 8
    20 9
    20 0
      11
      5
      6
      6
      7
      7
      8
      8
      9
      9
      0
      0
      0
      0
      0
      0
      0
      0
      0
      0
      1
    19




 Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt, Statistisches Bundesamt   und fahren deutlich häufiger mit dem
                                                                                                                       Die „jungen Alten“ sind
                                                         Auto als junge Menschen. Und die
Verstärkte Nutzung alternativer                          geringere Affinität zum Autobesitz ist                          deutlich häufiger automobil
Verkehrsmittel.                                          bei der jüngeren Generation in städ-                          unterwegs als jüngere Ge-
Fast automatisch wurde bisher Mo-                        tischen Regionen noch ausgeprägter                            nerationen und haben beim
bilität mit dem Auto assoziiert: Be-                     als in ländlichen.                                            Autobesitz die Nase vorn.
sonders im „Autoland“ Deutschland
                                                         Abb. 3: Modal Split in Deutschland, 1976-2011
nimmt das Automobil einen hohen
Stellenwert in der Alltagsmobilität                      Rückenwind fürs Fahrrad
ein; dementsprechend stiegen Anzahl                      Wurden jahrelang stetig mehr Wege
als auch Längen der im motorisierten                     mit dem Auto zurückgelegt, so kehrt
                                                         sich der Trend bei Wahl der Verkehrs-
Individualverkehr (MIV) zurückgeleg-                     mittel um: Während immer mehr
ten Strecken in der Vergangenheit                        Wege mit Fahrrad und öffentlichen
rasant an. Diese Entwicklung hat sich                    Verkehrsmitteln zurückgelegt werden,
in den letzten Jahren allerdings abge-                   verliert der motorisierte Individual-
                                                         verkehr seit der Jahrtausendwende.
bremst: Um im Alltag mobil zu sein,
                                                         Bezogen auf das Basisjahr 2002 ist
werden mehr und mehr Alternativen                        die größte Zunahme bei Wegen mit
zum Auto gesucht. Als Konsequenz                         dem Fahrrad zu verzeichnen.
zeigen sich Verschiebungen in der                               MIV-Fahrer
                                                                zu Fuß
Verteilung des Verkehrsauƨommens                                MIV-Mitfahrer
                                                                ÖV
auf die verschiedenen Verkehrsmit-                              Fahrrad                  45        44    43
                                                                                                                41
tel: Anteilig werden weniger Wege                                                41
                                                                      37
mit dem Auto und mehr mit dem                              34
                                                           32
Fahrrad und dem öffentlichen Ver-                                      29
                                                                                 27
kehr (ÖV) zurückgelegt.                                                                  22        23    24
                                                                                                                21

                                                                                                   16
                                                                                                         15     15
Der Autobesitz Jüngerer sinkt.                             14
                                                           11
                                                                      13         13      14

                                                                      10                 10                     11
                                                                                  9
Wirft man einen Blick auf das Mobi-                        9          11         10
                                                                                          8        8      9
                                                                                                         10
                                                                                                                12
                                                                                                   9
litätsverhalten der jungen Generati-                      1976       1982       1990   1998      2002    2008   2011

on, so werden die Anzeichen für eine                      Quelle: infas




                                                                                                                                        www.f-21.de   5
Peak Car. Das Auto erfindet sich neu




2 Peak Car als Ausdruck eines geänderten
  Mobilitätsverhaltens

Der Wandel in der Autonutzung zeigt        oder die kritische Betrachtung des
sich in vielerlei Aspekten, die in ihrer   Autos unter Umweltaspekten taugen
Gesamtheit als Peak Car beschrieben        singulär als Erklärung für Peak Car. Es
werden können. Weder die Wirt-             ist vielmehr ein Bündel von Faktoren,
schaftskrise kann alleinig als Ursache     deren Zusammenwirken das Phäno-
ausgemacht werden, da sich die An-         men der veränderten Automobilität
zeichen schon davor zeigten, noch          erklärt.
die extreme Treibstoffverteuerung



2.1 Demografischer Wandel und veränderte Biografien:
    Neue Mobilitätsbedürfnisse entstehen
In den vergangenen Jahrzehnten             Weil ältere Verkehrsteilnehmer ge-                                                                        Der demografische Wandel
haben sich Altersstruktur und Bevöl-       nerell weniger und kürzere Wege                                                                           spiegelt sich im Mobilitäts-
kerungszahl in Deutschland ebenso          zurücklegen als jüngere, wirkt die                                                                        verhalten.
wie in anderen Industrienationen           veränderte Altersstruktur jedoch
grundlegend verändert. Es liegt auf
                                             Abb. 4: Modal Split-Anteile des ÖV und MIV, 2002 und 2008
der Hand, dass eine schrumpfende
und alternde Gesellschaft veränderte         Jüngere verzichten immer öfter auf das Auto
Mobilitätsbedürfnisse aufweist; der          Bei der Verteilung des Verkehrsaufkommens auf die verschiedenen Verkehrs-
demografische Wandel hat daher er-            mittel zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen: MIV ist
hebliche Auswirkungen auf Verkehrs-          überwiegend rückläufig, nur die Senioren zeigen ein leichtes Plus. Exakt umge-
nachfrage und -angebot.                      kehrt verhält es sich bei der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln.
                                              Wege, in %                                                                                            Wege, in %
Mit dem Rückgang der absoluten
                                              30                                                                                                    80
Bevölkerungszahl schrumpft auch                      ÖV
                                                                                                                                          2002
                                                                                                                                                          MIV
                                                                                                                                                                                                                                           2002
                                                                                                                                          2008                                                                                             2008
die Zahl der Pkw-Fahrer. Dennoch ist                                                        26
                                                                                                                                                    70                                                    71
                                              25                                                                                                                                                                     67
                                                                                                                                                                                                               65          65
anzunehmen, dass der motorisier-                                                                                                                    60
                                                                                                                                                                                                65

                                                                                   22                                                                     59
te Individualverkehr nicht im selben          20
                                                                                                                                                                56
                                                                                                                                                                                                     57
                                                                                                                                                                                                                                 56
                                                                                                                                                                                                                                      58

                                                                             20
Ausmaß sinken wird wie dies der Be-                                                                                                                 50
                                                                                                                                                                                                                                           48 49
                                                                        17                                                                                           46 46
völkerungsrückgang nahelegt. Denn             15                                                      15                                            40
die heutige ältere Generation weist                                                                                                                                           34 34
                                                                                                 12                                                                                     32 31
                                                                                                                                                    30
im Vergleich zu den nachrückenden             10                   10
                                                                                                                                           9
Generationen eine ausgeprägtere                               8                                                                                 8   20
                                                                                                                  7
„Autosozialisierung“ auf, die ihre             5
                                                                                                            6          6 6      6
                                                                                                                                      5
                                                          4                                                                                         10
starke Autonutzung bis ins hohe Al-
                                                     2
ter bestimmen wird. Dies zeigt sich            0                                                                                                     0
                                                         5        9          3           7            4         4          9        4          +               5        9         3         7        4         4          9          4        +
                                                     0-       6-          -1           -1          -2        -4         -5       -6        65              0-         6-       -1        -1       -2        -4        -5          -6        65
etwa darin, dass Neuwagenkäufe zu                                       10        14             18        25         45       60                                            10        14       18        25        45          60
                                                                                 Altersgruppen (Jahre)                                                                                Altersgruppen (Jahre)
einem großen Teil der älteren Gene-
                                             Quelle: MiD 2008
ration zuzuschreiben sind.




6      www.f-21.de
Peak Car. Das Auto erfindet sich neu




Neuwagenkäufe gehen heute      insgesamt dämpfend auf die Gesamt-       begleitet. Große Anschaffungen wie
zum größten Teil auf Rech-     mobilität. Der Anteil jener Bevölke-     die eines Pkws werden daher immer
nung der älteren Generation.   rungsgruppen, die insgesamt we-          häufiger aufgeschoben. Auch die Fa-
                               niger mobil sind, wird größer: Zwar      miliengründung rückt im Lebenslauf
                               verfügt ein überdurchschnittlich         immer weiter nach hinten. Da regel-
                               großer Anteil Älterer über ein Auto,     mäßig die Geburt eines Kindes für
                               jedoch legen sie damit weniger und       viele junge Familien einen Anlass für
                               kürzere Strecken zurück.                 den Autokauf darstellte, wirken auch
                               Auf das Mobilitätsverhalten insbeson-    das Aufschieben der Familiengrün-
                               dere von jüngeren Menschen haben         dung sowie generell die rückläufigen
                               deren veränderte biografische Ver-        Geburtenraten eher dämpfend auf
                               läufe große Auswirkungen. Der Be-        die Automobilität. Der rückläufige
Verlängerte Ausbildungspha-    sitz eines Autos wird ganz entschei-     Autobesitz bedeutet aber keines-
se, späterer Berufseinstieg    dend dadurch gehemmt, dass sich in       wegs eine reduzierte Mobilität bei
und aufgeschobene Famili-      den letzten beiden Jahrzehnten die       jungen Menschen. Vor allem die auf
engründung verzögern den       Ausbildungsphase verlängert hat.         dem Sharing-Konzept basierenden
Autokauf.                      Gleichzeitig stieg die Anzahl der Stu-   Mobilitätsformen werden stark von
                               dierenden in Deutschland. Gerade die     der jungen Generation vorangetrie-
                               für Studierende in vielen Städten be-    ben: Mit dem klassischen Carsharing,
                               stehende Möglichkeit der vergünstig-     p2p-Carsharing und Ridesharing ste-
                               ten ÖV-Nutzung schlägt sich in verrin-   hen heute ausreichend Alternativen
                               gertem Autobesitz nieder. Auch der       zum eigenen Auto bereit. Und sogar
                               Berufseinstieg erfolgt heute oftmals     Fernverbindungen lassen sich neuer-
                               später und ist zudem in vielen Fällen    dings mit geteilten Bussen (Deinbus.
                               von unsicheren Lebensverhältnissen       de) preisgünstig zurücklegen.



2.2 Fortschreitende Urbanisierung:
    Wachsender Bedarf an Mobilität mit Köpfchen

                               Der fortschreitende Zuzug in die Städ-   schläge wie etwa die Renaturierung
                               te vervielfacht die urbane Mobilität     des enormen Flächenverbrauchs für
                               und stellt die dortigen Mobilitätssys-   den Verkehr oder Forderungen nach
                               teme auf eine harte Probe. In den Bal-   Lärm- und Abgasemissionsreduktion
                               lungsräumen verschärfen sich die mit     erhöhen den Druck, die Rolle des Au-
                               dem steigenden Verkehrsauƨommen          tos im Mobilitätsmix zu überdenken.
In den Ballungsräumen droht    verbundenen Probleme schon seit          Immer schnellere Autos mit immer
der Verkehrsinfarkt. Autos     langem: Lärm, Luftverschmutzung          mehr Motorleistung werden heute
kommen kaum noch schneller     und ein drohender Verkehrsinfarkt        in der Stadt zum Kriechen verdammt:
voran als Fahrradfahrer.       kennzeichnen das Bild von Großstäd-      In vielen Metropolen kommen Auto-
                               ten. In der jüngeren Vergangenheit       fahrer kaum schneller voran als Fahr-
                               widmet sich die Stadtentwicklung         radfahrer. So bringen es Autofahrer
                               vermehrt diesen Problemen und ent-       in Berlin auf ein Durchschnittstempo
                               wickelt Konzepte, die immer weniger      von bloß etwas mehr als 24 km/h.
                               Raum für die Massenmobilisierung         (vgl. Olson/Nolan 2008) Dazu kommt,
                               mit konventionellen Autos lässt: Vor-    dass im urbanen Umfeld zumeist ein




                                                                                              www.f-21.de   7
Peak Car. Das Auto erfindet sich neu




gut ausgebautes Netz an öffentlichen       Städte viel geringer motorisiert sind    In Städten stellt die Vielzahl
Verkehrsmitteln und anderen Mobili-       als ländliche Regionen. Überdurch-       von Mobilitätsangeboten eine
tätsangeboten wie etwa Carsharing         schnittlich hoch ist in der Stadt auch   ernsthafte Konkurrenz für
existiert. Durch die zumeist größere      der Anteil der Haushalte, die gänzlich
                                                                                   das private Auto dar.
Nähe zwischen Wohn- und Arbeits-          ohne Auto auskommen. In der Stadt
ort oder sonstigen Zielen bietet sich     steuern wir auf eine paradoxe Situati-
zudem an, Strecken zu Fuß oder mit        on zu: Die Anzeichen verdichten sich,
dem Fahrrad zurückzulegen. Staus,         dass die erfolgreiche Verbreitung des
Parkplatznot und teurer Parkraum          Autos Anlass für immer mehr Städter
sowie ausreichend Alternativen zum        ist, bewusst auf das eigene Auto zu
eigenen Auto haben zur Folge, dass        verzichten.



2.3 Steigende Automobilitätskosten:
    Alternative Mobilitätsangebote auf der Überholspur

Seit Jahren sorgen steigende Kraft-       Garantiezeiträume schlagen sich im
stoffpreise immer wieder für Schlag-       Kaufpreis nieder. Mit den erhöhten
zeilen. Seit den 1970er Jahren wach-      Anschaffungspreisen steigt unmit-
sen sie stetig an und treiben – als       telbar auch der jährliche Wertverlust,
größte variable Kostenposition – die      der neben den TreibstoƩosten die
Betriebskosten für Automobile emp-        zweite große Kostenkomponente ei-
findlich nach oben. Und höchstwahr-        nes Fahrzeuges darstellt.
scheinlich werden sich die Preissteige-   Eine Verteuerung der Fixkosten der
rungen bei fossilen Kraftstoffen auch      Fahrzeughaltung kam in den letzten
in Zukunft fortsetzen. Trotz ständig      Jahren auch von unerwarteter Seite:      Kosten für Anschaffung und
verbesserter Kraftstoffeffizienz von         Nachdem sich die Prämien für KfZ-        Nutzung eines Autos steigen
Fahrzeugen steigen unter dem Strich       Haftpflichtversicherungen aufgrund        stärker als jene für die allge-
die variablen Kosten des Autofah-         des im Markt herrschenden Verdrän-       meine Lebenshaltung.
rens. Auch weil mit Erneuerung der
Pkw-Flotte Motorleistung, Fahrzeug-
gewicht und der Betrieb von Neben-
aggregaten tendenziell ansteigen,
schlägt sich die erhöhte Kraftstoff-
effizienz nicht in einem verringerten
Kraftstoffverbrauch nieder.
Mit jeder Fahrzeuggeneration wer-
den zudem technologische Weiter-
entwicklungen umgesetzt, die neben
der Sparsamkeit der Motoren auch
erhöhte Sicherheits- und Komfort-
standards sowie Maßnahmen zur
Emissionsreduktion betreffen und die
Anschaffungskosten von Fahrzeugen
erhöhen. Auch die von den Herstel-
lern übernommenen immer längeren




8      www.f-21.de
Peak Car. Das Auto erfindet sich neu




                                        gungswettbewerbs jahrelang nach          Abb. 5: Kraftfahrerpreisindex, 2000-2011

                                        unten bewegt haben, steigt seit 2010
                                                                                 Automobilität hat ihren Preis
                                        das Beitragsniveau wieder an. (vgl.
                                                                                 Die Kosten rund ums Auto erhöhen
                                        check24 2010; Hagen 2011)                sich stärker als die der allgemeinen
                                        Zusammenfassend lässt sich fest-         Lebenshaltung. Zwischen 2005 und
                                        halten, dass die Verteuerung des         2011 stieg der Kraftfahrerpreisindex
                                        Autofahrens zwar keineswegs so           um fast 6 Prozentpunkte stärker an
                                        dramatisch war wie es die Entwick-       als der Verbraucherpreisindex. Vor
                                        lung der TreibstoƩosten allein sug-      allem die Treibstoffpreise treiben den
Autofahren wird immer teu-              geriert, jedoch haben sich die Kosten    Index in die Höhe.

rer, aber Mobilität bleibt ein          rund ums Auto von der allgemeinen        120

                                        Preisentwicklung abgesetzt. Für
Muss. Alternative Mobilitäts-
                                        viele Menschen scheint zudem eine
angebote füllen diese Lücke.                                                     110
                                        Schmerzgrenze erreicht zu sein und
                                        sie suchen nach Ausweichmöglich-
                                        keiten, die ihre gewohnte Mobilität
                                                                                 100
                                        aufrechterhalten, gleichzeitig aber
                                        den Geldbeutel schonen. Phänomene                                                      Verbraucherpreisindex

                                        wie Ökotuning und Spritfahrtrainings                                                   Kraftfahrerpreisindex


                                        sind im Kommen, aber auch Pendler-               2001       2003      2005          2007       2009            2011
                                                                                                               =
                                        netze, Mitfahrgelegenheiten und das                                   100
                                                                                 Quelle: DESTATIS
                                        „geteilte Auto“ erleben Aufwind.



2.4 Lebensstil- und Wertewandel:
    Smartphone statt Alufelgen

Ein grundlegender Wertewandel           bilitätsangeboten.
in unserer Gesellschaft schlägt sich    Daher sieht eine urbane, junge Gene-
nicht zuletzt in der gelebten Auto-     ration immer weniger die Notwen-
mobilität nieder. Als Statussymbol      digkeit, ein Auto zu besitzen. Mobil
hat das Auto ausgedient, es hat sei-    ist die Generation dennoch: Aber die
ne emotionale Strahlkraft verloren      Vorstellung von Mobilität mittels Ei-
und wird mehr und mehr zum reinen       gentum weicht zunehmend dem Kon-
Gebrauchsgegenstand. Als Presti-        zept der geteilten, zweckorientierten    Das Automobil ist „entzau-
geobjekt wird das Auto etwa durch       Mobilität. Unter jungen Menschen         bert“: Insbesondere junge
elektronische Geräte, Fernreisen und    herrscht die Einstellung vor, dass ein   Menschen sehen darin kein
gute Kleidung verdrängt. Besonders      Auto dann zur Verfügung stehen soll-     Statussymbol mehr.
unter jungen Menschen hat sich der      te, wenn es gebraucht wird, ansons-
Blick aufs Auto deutlich gewandelt,     ten wird es eher als Klotz am Bein
es macht sich eine neue Rationalität    empfunden. Immer weniger wird das
breit: Diese Generation will zwar mo-   Auto als Quelle persönlicher Freiheit
bil sein, zur Deckung dieses Bedürf-    betrachtet, ganz im Gegenteil: Kein
nisses ist der Autobesitz jedoch nur    Auto zu haben gilt heute – zumindest
eine Alternative – und konkurriert      in der Stadt – immer mehr als der ge-
dabei immer stärker mit anderen Mo-     eignete Weg zu mehr Wahlfreiheit




                                                                                                                            www.f-21.de                       9
Peak Car. Das Auto erfindet sich neu




und Autonomie. Denn verstärkte Fle-       inability“ (LOHAS) erleben solche                                        Die urbane, junge Genera-
xibilitätsansprüche, steigende Mobi-      nachhaltigen Mobilitätsalternativen                                      tion löst Mobilitätsbedarfe
litätskosten und unsichere ökonomi-       einen Aufschwung. Das Konsumver-                                         pragmatisch: Neue Verkehrs-
sche Perspektiven führen dazu, dass       halten wird bereits von fast jedem
                                                                                                                   angebote nach dem Prinzip
Anforderungen pragmatischer gelöst        Dritten (vgl. ACNielsen 2008) immer
werden. Die vorherrschende Hal-           stärker durch eine Verbindung aus
                                                                                                                   „nutzen statt besitzen“ ver-
tung, sich mit beschränkten Mitteln       ökologischem, ethischem Handeln                                          drängen das Autoeigentum.
auf das Wesentliche und Machbare          und Lebensqualität geprägt. Dem-
zu konzentrieren, führt zu einem Be-      entsprechend wird auch Mobilität
deutungsgewinn des ÖV, aber auch          mit Ressourcenschonung und Um-
zu einer Überwindung der Grenzen          weltschutz verknüpft und es wer-
zwischen kollektiven und individu-        den neben umweltfreundlicheren
ellen Mobilitätsmärkten: So werden        Fahrzeugen (z.B. Elektro- oder Hyb-
neue Mobilitätskonzepte nach dem          ridfahrzeug) stärker zukunftsfähige
Prinzip „nutzen statt besitzen“ wie       Mobilitätslösungen       nachgefragt.
klassisches Carsharing, Ridesharing,      Dadurch wird die „Blechlawine“ vor
p2p-Carsharing oder innerstädtische       allem in den Städten kleiner: Denn je-
Mietfahrräder insbesondere bei jun-       des „geteilte Auto“ ersetzt zwischen
gen Menschen immer beliebter und          vier und acht Privatfahrzeuge. Der
verdrängen das Autoeigentum. Da-          bundesweite      Carsharing-Anbieter
                                                                                                                   Immer mehr Menschen kön-
bei trägt auch die Verbreitung mo-        cambio fand heraus, dass 35 Prozent                                      nen sich vorstellen, auf ein
biler IuK-Technologien zur Offenheit       der Nutzer bei Anmeldung ein eige-                                       eigenes Auto zu verzichten
gegenüber temporär nutzbaren Ver-         nes Auto besitzen, nach einem Jahr                                       und zukunftsfähigere Mobili-
kehrsmitteln bei, da ein leichterer und   Mitgliedschaft waren es nur noch                                         tätslösungen in Anspruch zu
flexiblerer Zugang zu den verschiede-      acht Prozent. (vgl. Molitor 2012)                                        nehmen.
nen Mobilitätsoptionen möglich ist.
So kann sich fast jeder dritte Deutsche
(28 Prozent) vorstellen, auf ein eige-      Abb. 6: Anzahl der Carsharing-Teilnehmer und -Autos in Deutschland, 1997-2012


nes Auto zu verzichten; bei Personen        Das geteilte Auto auf Expansionskurs
zwischen 18 und 34 Jahren sind es so-       Was vor wenigen Jahren noch als Nischenangebot für Weltverbesserer galt,
gar 34 Prozent. Als Alternative zum         ist heute im Mainstream angekommen: Carsharing breitet sich in Deutschland
Auto kommt für die Deutschen eine           rasant aus und ist auf dem Weg, so selbstverständlich im Straßenbild zu wer-
                                            den wie Taxis oder Verkehrsmittel des öffentlichen Nahverkehrs. Anfang 2012
breite Palette von Verkehrsmitteln in
                                            teilten sich in Deutschland 220.000 Personen 5.600 Carsharing-Fahrzeuge.
Frage: 86 Prozent würden etwa auf
den öffentlichen Verkehr, 85 Prozent                                                                                                                         6.000
                                                                                  Carsharing-Nutzer
auf das Fahrrad und 33 Prozent auf                                                Carsharing-Fahrzeuge
                                                                220.000
Carsharing ausweichen. (vgl. Ipsos                              200.000
                                                                                                                                                            5.000


2010) Mit dem Bedeutungsschwund                                 180.000
                                                                                                                                                            4.000
des Autos bei jungen Menschen geht                              160.000

die sinkende Bereitschaft einher, den                           140.000
                                                                                                                                                                    Carsharing-Fahrzeuge




                                                                                                                                                            3.000
Führerschein so früh wie möglich zu
                                            Carsharing-Nutzer




                                                                120.000

erwerben. Der Führerschein scheint                              100.000
                                                                                                                                                            2.000
seine einstige Bedeutung als ent-                                80.000

scheidender Schritt zum Erwachsen-                               60.000

                                                                 40.000                                                                                     1.000
werden verloren zu haben und wird
                                                                 20.000
immer später gemacht.
                                                                     0                                                                                      0
Aber auch vor dem Hintergrund ei-                                         1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

nes „Lifestyle of Health and Susta-         Quelle: Bundesverband CarSharing




10     www.f-21.de
Peak Car. Das Auto erfindet sich neu




3 Vom Statussymbol zum vernetzten Auto

                                Die Mobilitätsbedürfnisse wandeln       vernetzte Automobil wird zu einem
                                sich radikal und stellen die gewohn-    Teil eines integrierten Mobilitätskon-
                                te Automobilität in Frage. Der Be-      zepts. Die kollektivierten Individual-
                                sitz eines eigenen Autos wird immer     verkehrsmittel setzen an den Defizi-
                                weniger zur Prämisse. Eines ist klar:   ten des ÖV an. Autos spielen immer
                                Neue Mobilitätskonzepte sind not-       stärker eine komplementäre Rolle.
                                wendig, die den gewandelten Mobi-       Denn heute wird ganz pragmatisch
Wie auch immer die mobile       litätsanforderungen gerecht werden.     zwischen den verschiedenen Ver-
Zukunft aussehen wird – das     Dabei hat das Auto einen Standard       kehrsmitteln gewählt und situativ die
Auto hat einen Standard         gesetzt, hinter den man nicht wieder    passende Kombinationsvariante aus
gesetzt, hinter den man nicht   zurückfallen kann. Wie auch immer       Auto, Bahn, Fahrrad usw. zusammen-
wieder zurückfallen kann.       die mobile Zukunft aussehen wird,       gestellt. Dabei werden die einzelnen
                                sie muss so individuell und flexibel     Mobilitätsangebote künftig immer
                                sein wie das Auto, dem Nutzer Eigen-    weiter zu systemintegrierenden An-
                                ständigkeit und Selbstbestimmtheit      sätzen verschmelzen, deren Nutzung
                                garantieren, dabei bezahlbar und res-   einfacher und bequemer wird und
                                sourcenschonend sein und den An-        optimal jedes Mobilitätsbedürfnis
                                forderungen eines urbanen Umfelds       abdeckt. Das – eigene oder geteilte
                                genügen. Wenngleich die Autolust        – Auto wird Teil eines integrierten
                                der Deutschen abnimmt, so ist das       Mobilitätssystems. Das Smartphone
                                Auto längst nicht tot und wird auch     spielt bei dieser Integration der Mo-
                                weiterhin eine bedeutende – aber an-    bilitätsangebote eine tragende Rolle,
                                dere – Stellung im Mobilitätsmix ein-   weil es Informationen zu Transpor-
                                nehmen: Das individualisierte private   talternativen verfügbar macht und
                                Transportmittel von einst wird zum      als zentrales Zugangsmedium zu
                                vernetzten Auto.                        Verkehrsmitteln agieren kann. Die
Das geteilte Auto ist elemen-   Weil heute kein einziges Verkehrs-      mobile Vernetzung der Angebote
tarer Bestandteil zukunftsfä-   mittel mehr die vielfältigen Mobili-    erreicht nicht nur einen reibungslo-
                                tätsbedürfnisse allein befriedigen      sen Wechsel zwischen den Mobili-
higer Mobilitätskonzepte.
                                kann, gehen privater und öffentlicher    tätsbausteinen, sondern schafft eine
                                Verkehr aufeinander zu. Letztendlich    echte multimodale Welt, an die auch
                                wird stets die Funktion „Mobilität“     Auto und Fahrrad – also die Klassiker
                                und nicht das Produkt „Auto“ nach-      des individualisierten Verkehrs – an-
                                gefragt; daher ist die bedarfsgerech-   geschlossen sind. Automobilität er-
                                te gemeinschaftliche Autonutzung        folgt „on demand“: Das Auto steht
                                die logische Konsequenz. Die Grenze     immer genau dann zur Verfügung,
                                zwischen Individual- und öffentlichem    wann es tatsächlich benötigt wird –
                                Verkehr wird damit immer durchläs-      alleine oder in Verbindung mit ande-
                                siger: In Zukunft wird Carsharing in    ren Verkehrsmitteln. So bietet etwa
                                seinen sich immer weiter differenzie-    die Mobilitäts-App moovel Informa-
                                renden Ausprägungen keine Fortset-      tionen zur optimalen Kombination
                                zung des privaten Autoverkehrs mit      von Fortbewegungsmöglichkeiten.
                                anderen Mitteln sein, sondern das       Für jeden Streckenwunsch und jedes




                                                                                              www.f-21.de   11
Peak Car. Das Auto erfindet sich neu




Bedürfnis – ob schnell, preisgünstig    Fluge und sowohl Nutzerzahlen als          Die Welt der Mobilitätsan-
oder bequem – zeigt die App eine        auch Flotten werden auch weiterhin         gebote wird immer bunter.
Auswahl verschiedener Verkehrsmit-      stark wachsen: Gab es europaweit           Dabei zeigt vor allem das
tel, die den Nutzer exakt von A nach    Ende 2011 700.000 Nutzer und 21.000
                                                                                   Auto viele neue Gesichter und
B bringen.                              Fahrzeuge, so werden sich nach Ein-
Die Welt der Mobilitätsangebote         schätzung von Frost & Sullivan (2012)
                                                                                   erfindet sich neu.
wird immer bunter. Carsharing, Ride-    im Jahr 2020 15 Millionen Nutzer
sharing oder Fahrradverleihsysteme      240.000 Fahrzeuge teilen.
sind nur einige neue Alternativen im       Beim p2p-Carsharing (autonetzer.
Mobilitätsangebot, die dafür sorgen,    de, WhipCar, Getaround) werden
dass immer komplexere Wegeketten        über Internetplattformen Autobesit-
überwunden werden können. Dabei         zer mit Menschen, die kein eigenes
zeigt vor allem das Auto viele neue     Auto besitzen, aber gelegentlich ei-
Gesichter: Neben das herkömmliche       nes nutzen möchten, zusammen-
private Auto treten laufend neue        gebracht. Hierbei wird die Idee des
Konzepte des „geteilten Autos“. Im-     Teilens am weitesten getrieben: An-
mer öfter wird das Auto auf verschie-   statt ein Fahrzeug von einem Unter-
denste Weisen gemeinschaftlich ge-      nehmen zu mieten, das eigens dafür
nutzt.                                  eine Flotte anschafft und unterhält,
   Beim klassischen Carsharing (z.B.    werden bereits vorhandene Ressour-
cambio, stadtmobil, Flinkster) werden   cen besser ausgelastet, indem man
die Fahrzeuge des Carsharing-           das Auto vom Nachbarn leiht, der           Das Auto wird immer öfter
Anbieters an festen Verleihstationen    es gerade nicht benötigt. Damit ist        gemeinschaftlich genutzt.
angeboten und können zumeist im         allen bestens gedient: dem Fahrer,         Diesem Trend trägt die lau-
Voraus reserviert werden. Mit dem       der bequem und unbürokratisch an
                                                                                   fend wachsende Zahl ver-
bislang jüngsten Carsharing-Modell      ein Auto kommt, das im besten Fall
geht das Berliner Unternehmen           direkt vor seiner Haustüre parkt, und
                                                                                   schiedener Carsharing-Mo-
CiteeCar an den Start: Wer einen        dem Autoeigner, der mit dem Verlei-        delle Rechnung.
Privatparkplatz sein Eigen nennt,       hen sogar noch etwas Geld verdient.
erhält ein Auto zur Verfügung           Zudem ist p2p-Carsharing auch im
gestellt. Lediglich Kilometerpreise     ländlichen Bereich verfügbar und
fallen an sowie die Verpflichtung,       könnte dort angesichts des Rück-
das Auto regelmäßig zu reinigen und     baus von Infrastruktur weiter an Be-
zu pflegen. Wer nicht „Host“ eines       deutung gewinnen. Auch diese jün-
Wagens ist, kann die CiteeCars gegen    gere Form des geteilten Autos wird
Gebühr ausleihen.                       sich in den kommenden Jahren stark
   Auch die Autohersteller selbst ha-   verbreiten: Zwischen 2011 und 2020
ben die Zeichen der Zeit erkannt und    erwarten Frost & Sullivan (2012), dass
bieten mit ihren Free-Float-Modellen    sich die Nutzerzahl auf 740.000 ver-
(z.B. Daimler car2go, BMW DriveNow)     fünffachen und die Anzahl der zur
eine etwas flexiblere Form des Au-       Verfügung gestellten Fahrzeuge auf
toteilens, die ohne fixe Stationen       310.000 verzehnfachen wird.
auskommt: Die Fahrzeuge können             Von „Peer“ zu „Peer“ funktioniert
innerhalb definierter Gebiete auf öf-    auch privates Ridesharing (z.B. Mit-
                                                                                   Carsharing weist die Zukunft
fentlichen Parkflächen abgeholt und      fahrgelegenheit, Flinc, Pockettaxi), bei   des Automobils. Vom Inbe-
wieder abgestellt werden.               dem über das Web Mitfahrgelegen-           griff individueller Mobilität
Klassisches und Free-Float-Carsha-      heiten arrangiert werden. Dank mo-         wird das Auto Teil integrierter
ring eroberten Europas Städte im        bilem Internet, GPS-Ortung und Na-         Mobilitätskonzepte.




12    www.f-21.de
Peak Car. Das Auto erfindet sich neu




vigationssystemen geht die gute alte Fahrgemeinschaft        Fortbewegung vereint.
heute dynamischer vonstatten: Einzelne Fahrten werden        Peak Car macht deutlich: Der Verkehr wird – vor allem in
spontan vermittelt, selbst wenn die Teilnehmer bereits im    Großstädten – zukünftig komplett anders aussehen als
Straßenverkehr unterwegs sind. Idealerweise werden da-       heute. Dabei wird die Zukunft der Mobilität dort liegen,
bei Wegstrecken so optimiert, dass Umwege für den Fah-       wo sich Automobilindustrie, Verkehrsunternehmen und
rer minimal sind und ein Umsteigen durch Aufteilung der      Informationstechnologie treffen. Alle für die alltäglichen
Strecke auf mehrere Fahrzeuge möglich wird.                  Mobilitätsbedürfnisse nötigen Verkehrsmittel werden
Der große Zuspruch zu und die Ausdifferenzierung des          dann in einer einzigen Dienstleistung integriert sein. Zu-
Carsharings zeigen, wo die Zukunft des Automobils liegt:     kunftsfähige Mobilitätskonzepte benötigen nicht nur die
Einst Inbegriff individueller Mobilität wird das Auto immer   technische Weiterentwicklung des Automobils, sondern
mehr zum Kollektivgut und Teil integrierter Mobilitäts-      vor allem neue Mobilitätsangebote, zusätzliche Dienst-
konzepte. Ein pragmatischer Umgang mit dem Automobil         leistungen und echte Nutzungsinnovationen.
setzt sich durch, der die vielen Vorteile der automobilen




4 Fazit

Der beispiellose Siegeszug des Automobils scheint in         der Zukunft.
Deutschland an einen Wendepunkt gekommen zu sein. In         Und es ist kein Zufall, dass dieser Wandel sich gerade
jüngster Zeit häufen sich Anzeichen dafür, dass der reine    jetzt vollzieht. Schon seit geraumer Zeit lässt sich ein ge-
Autobesitz den Höhepunkt seiner Bedeutung für unsere         nereller Einstellungswandel im Hinblick auf Eigentum be-
Mobilität erreicht oder sogar überschritten hat. Peak Car    obachten. Das Eigentum an einer Sache tritt gegenüber
ist Ausdruck gewandelter Mobilitätsbedürfnisse und führt     dem Nutzen, den diese Sache bringt, immer mehr in den
die Notwendigkeit neuer Mobilitätskonzepte vor Augen.        Hintergrund. Das Konzept „nutzen statt besitzen“ wird
Zwar wird das private Auto auch weiterhin eine bedeu-        in sämtlichen Lebensbereichen populärer und wirft ge-
tende, aber gänzlich andere Stellung im Mobilitätsmix        wohnte Konsumformen über den Haufen. Zudem ist die
einnehmen. Das individualisierte private Auto von einst      Technik der große Ermöglicher der veränderten Rolle des
wird zum vernetzten Auto. Der Carsharing-Boom markiert       Automobils. Vor allem das mobile Internet tut neue Wege
den Startpunkt dieser Wende. Die vielen verschiedenen        auf, wie Menschen sich miteinander verbinden und Teilen
Ausprägungen des „geteilten Autos“ sind ein vielverspre-     organisieren können.
chendes Konzept und elementarer Baustein der Mobilität




                                                                                                         www.f-21.de   13
Peak Car. Das Auto erfindet sich neu




Quellenverzeichnis

[ACNielsen 2008] ACNielsen: Was die ökologische Avant-
garde wirklich kauft, 2008. URL: http://www.de.nielsen.
com/news/pr20080529.shtml. Zugriff: 02.12.2012.
[check24 2010] check24 (Hrsg.): Prämienentwicklung in
der KfZ-Versicherung, 2010.
[Frost & Sullivan 2012] Frost & Sullivan: Growing Awa-
reness of Peer-to-Peer Carsharing Will Boost Carsharing
Rentals in Less Populated Areas in Europe, Says Frost &
Sullivan. URL: http://www.frost.com/prod/servlet/press-
release.pag?docid=265313501. Zugriff: 02.12.2012.
[Hagen 2011] Hagen, Jens: So trotzen Versicherte den
steigenden Prämien. URL: http://www.handelsblatt.com/
finanzen/vorsorge-versicherung/ratgeber-hintergrund/
autoversicherung-so-trotzen-versicherte-den-steigenden-
praemien/5812808.html. Zugriff: 02.12.2012.
[Ipsos 2010] Ipsos Marketing: European Transportation
& Mobility Observatory 2010. URL: http://germany.eu-
ropcar.de/eci_pdfs/europcar_mobility_survey_10.pdf. Zu-
griff: 02.12.2012.
[Molitor 2012] Molitor, Andreas: Heißer Kampf um die
spontanen Kurzzeitnutzer, 09.08.2012. URL: http://www.
zeit.de/auto/2012-07/carsharing-berlin. Zugriff: 02.12.2012.
[Olson/Nolan 2008] Olson, Parmy/Nolan, Kelly: Europe’s
Most Congested Cities, 21.04.2008. URL: http://www.
forbes.com/2008/04/21/europe-commute-congestion-for-
beslife-cx_po_0421congestion.html. Zugriff: 02.12.2012.




14    www.f-21.de
Peak Car. Das Auto erfindet sich neu




Impressum

Herausgeber
f/21
Büro für Zukunftsfragen
Mag. Nora S. Stampfl, MBA
Rosenheimer Straße 35                 f/21 beobachtet die Gegenwart, identifiziert Ausgangs-
                                      punkte für Veränderungen, entwirft Szenarien für die
D-10781 Berlin
                                      Zukunft und beschreibt Handlungsfelder. Wir stellen
Tel.: +49 30 69 59 82 58
                                      Zukunftsfragen und wollen mittels neutraler Analysen,
E-Mail: zukunft@f-21.de               begründeter Prognosen und differenzierter Bewer-
www.f-21.de                           tungen die Arena der Möglichkeiten ausleuchten und
                                      Spielräume der Zukunft eröffnen. Dadurch verschaffen
Diese Studie wurde in Kooperation     wir unseren Kunden Zugang zum Wissen um Optionen,
mit Autonetzer.de erstellt.           die gangbar sind, um die Welt von morgen zu gestalten.
                                      Wir verstehen uns als Lieferant von Orientierungs- und
                                      Handlungswissen.
Peak Car. Das Auto erfindet sich neu
© Nora S. Stampfl, f/21
Dezember 2012                         Wollen Sie mehr darüber wissen, wie die Ideen dieser Zu-
                                      kunftsstudie für Ihre Organisation relevant sind, nehmen
Alle Rechte vorbehalten
                                      Sie bitte Kontakt mit uns auf:
                                      zukunft@f-21.de | www.f-21.de

Fotonachweis
photocase (C-PROMO.de: Titel;
kallejipp: S. 1; oli_ok: S. 9;)




                                                                               www.f-21.de   15

Weitere ähnliche Inhalte

Andere mochten auch

Blogparade dankbarkeit (automatisch gespeichert)
Blogparade dankbarkeit (automatisch gespeichert)Blogparade dankbarkeit (automatisch gespeichert)
Blogparade dankbarkeit (automatisch gespeichert)Mutcoach Mutcoach
 
Objetos de aprendizaje
Objetos de aprendizajeObjetos de aprendizaje
Objetos de aprendizajeKellys Padilla
 
Presentació ciutadella icrpc
Presentació ciutadella icrpcPresentació ciutadella icrpc
Presentació ciutadella icrpcticroses
 
Selección de personal
Selección de personal  Selección de personal
Selección de personal Marian Alvarez
 
Wohlfahrt op 45_bk_2
Wohlfahrt op 45_bk_2Wohlfahrt op 45_bk_2
Wohlfahrt op 45_bk_2Amanda Coalho
 
test cover page
test cover pagetest cover page
test cover pageannapke
 
Making Content that Scales a Reality: How SMG Leverages Technology to Drive C...
Making Content that Scales a Reality: How SMG Leverages Technology to Drive C...Making Content that Scales a Reality: How SMG Leverages Technology to Drive C...
Making Content that Scales a Reality: How SMG Leverages Technology to Drive C...Digiday
 
Social realism zeitgeist
Social realism zeitgeistSocial realism zeitgeist
Social realism zeitgeistmicsan95
 
Presentación1
Presentación1Presentación1
Presentación11121862159
 
Facebook Marketing - E-Day 2012
Facebook Marketing - E-Day 2012Facebook Marketing - E-Day 2012
Facebook Marketing - E-Day 2012Die Socialisten
 
Dev roadmap-scd clean
Dev roadmap-scd cleanDev roadmap-scd clean
Dev roadmap-scd cleantomlose1
 

Andere mochten auch (20)

Blogparade dankbarkeit (automatisch gespeichert)
Blogparade dankbarkeit (automatisch gespeichert)Blogparade dankbarkeit (automatisch gespeichert)
Blogparade dankbarkeit (automatisch gespeichert)
 
Coleccion oraciones
Coleccion oracionesColeccion oraciones
Coleccion oraciones
 
Objetos de aprendizaje
Objetos de aprendizajeObjetos de aprendizaje
Objetos de aprendizaje
 
Presentació ciutadella icrpc
Presentació ciutadella icrpcPresentació ciutadella icrpc
Presentació ciutadella icrpc
 
Nachfolgeregelungs-Workshops
Nachfolgeregelungs-WorkshopsNachfolgeregelungs-Workshops
Nachfolgeregelungs-Workshops
 
Gbi
GbiGbi
Gbi
 
Selección de personal
Selección de personal  Selección de personal
Selección de personal
 
Wohlfahrt op 45_bk_2
Wohlfahrt op 45_bk_2Wohlfahrt op 45_bk_2
Wohlfahrt op 45_bk_2
 
test cover page
test cover pagetest cover page
test cover page
 
Dreamweaver
DreamweaverDreamweaver
Dreamweaver
 
Making Content that Scales a Reality: How SMG Leverages Technology to Drive C...
Making Content that Scales a Reality: How SMG Leverages Technology to Drive C...Making Content that Scales a Reality: How SMG Leverages Technology to Drive C...
Making Content that Scales a Reality: How SMG Leverages Technology to Drive C...
 
Expresiones de la ley
Expresiones de la leyExpresiones de la ley
Expresiones de la ley
 
Social realism zeitgeist
Social realism zeitgeistSocial realism zeitgeist
Social realism zeitgeist
 
Attachment
AttachmentAttachment
Attachment
 
Presentación1
Presentación1Presentación1
Presentación1
 
Facebook Marketing - E-Day 2012
Facebook Marketing - E-Day 2012Facebook Marketing - E-Day 2012
Facebook Marketing - E-Day 2012
 
Business model you
Business model youBusiness model you
Business model you
 
Ley juventud
Ley juventud Ley juventud
Ley juventud
 
Historia de flash andrea
Historia de flash andreaHistoria de flash andrea
Historia de flash andrea
 
Dev roadmap-scd clean
Dev roadmap-scd cleanDev roadmap-scd clean
Dev roadmap-scd clean
 

Mehr von f/21 Büro für Zukunftsfragen

Shareconomy. Aufwind für Bibliotheken durch den Sharing-Trend
Shareconomy. Aufwind für Bibliotheken durch den Sharing-TrendShareconomy. Aufwind für Bibliotheken durch den Sharing-Trend
Shareconomy. Aufwind für Bibliotheken durch den Sharing-Trendf/21 Büro für Zukunftsfragen
 
Bibliothekswelten im Umbruch. Die Bibliothek im Internetzeitalter
Bibliothekswelten im Umbruch. Die Bibliothek im InternetzeitalterBibliothekswelten im Umbruch. Die Bibliothek im Internetzeitalter
Bibliothekswelten im Umbruch. Die Bibliothek im Internetzeitalterf/21 Büro für Zukunftsfragen
 

Mehr von f/21 Büro für Zukunftsfragen (20)

f/21 Quarterly Q2|2019
f/21 Quarterly Q2|2019f/21 Quarterly Q2|2019
f/21 Quarterly Q2|2019
 
Arbeit und Spiel. Die Ludifizierung der Arbeitswelt
Arbeit und Spiel. Die Ludifizierung der ArbeitsweltArbeit und Spiel. Die Ludifizierung der Arbeitswelt
Arbeit und Spiel. Die Ludifizierung der Arbeitswelt
 
Shareconomy. Aufwind für Bibliotheken durch den Sharing-Trend
Shareconomy. Aufwind für Bibliotheken durch den Sharing-TrendShareconomy. Aufwind für Bibliotheken durch den Sharing-Trend
Shareconomy. Aufwind für Bibliotheken durch den Sharing-Trend
 
Zukunft der Arbeit | Delphi-Studie
Zukunft der Arbeit | Delphi-StudieZukunft der Arbeit | Delphi-Studie
Zukunft der Arbeit | Delphi-Studie
 
f/21 Quarterly Q1|2019
f/21 Quarterly Q1|2019f/21 Quarterly Q1|2019
f/21 Quarterly Q1|2019
 
f/21 Quarterly Q4|2018
f/21 Quarterly Q4|2018f/21 Quarterly Q4|2018
f/21 Quarterly Q4|2018
 
f/21 Quarterly Q3|2018
f/21 Quarterly Q3|2018f/21 Quarterly Q3|2018
f/21 Quarterly Q3|2018
 
f/21 Quarterly Q2|2018
f/21 Quarterly Q2|2018f/21 Quarterly Q2|2018
f/21 Quarterly Q2|2018
 
f/21 Quarterly Q1|2018
f/21 Quarterly Q1|2018f/21 Quarterly Q1|2018
f/21 Quarterly Q1|2018
 
f/21 Quarterly Q3|2017
f/21 Quarterly Q3|2017 f/21 Quarterly Q3|2017
f/21 Quarterly Q3|2017
 
f/21 Quarterly Q2|2017
f/21 Quarterly Q2|2017f/21 Quarterly Q2|2017
f/21 Quarterly Q2|2017
 
Gameful City. Die Stadt als Spielraum
Gameful City. Die Stadt als SpielraumGameful City. Die Stadt als Spielraum
Gameful City. Die Stadt als Spielraum
 
f/21 Quarterly Q1|2017
f/21 Quarterly Q1|2017f/21 Quarterly Q1|2017
f/21 Quarterly Q1|2017
 
f/21 Quarterly Q4|2016
f/21 Quarterly Q4|2016f/21 Quarterly Q4|2016
f/21 Quarterly Q4|2016
 
coll:lab - Collaborative Readiness Assessment
coll:lab - Collaborative Readiness Assessmentcoll:lab - Collaborative Readiness Assessment
coll:lab - Collaborative Readiness Assessment
 
f/21 Quarterly Q3|2016
f/21 Quarterly Q3|2016f/21 Quarterly Q3|2016
f/21 Quarterly Q3|2016
 
Bibliothekswelten im Umbruch. Die Bibliothek im Internetzeitalter
Bibliothekswelten im Umbruch. Die Bibliothek im InternetzeitalterBibliothekswelten im Umbruch. Die Bibliothek im Internetzeitalter
Bibliothekswelten im Umbruch. Die Bibliothek im Internetzeitalter
 
f/21 Quarterly Q2|2016
f/21 Quarterly Q2|2016f/21 Quarterly Q2|2016
f/21 Quarterly Q2|2016
 
f/21 Quarterly Q1|2016
f/21 Quarterly Q1|2016f/21 Quarterly Q1|2016
f/21 Quarterly Q1|2016
 
Gamification. Die Ludifizierung der Führungskultur
Gamification. Die Ludifizierung der FührungskulturGamification. Die Ludifizierung der Führungskultur
Gamification. Die Ludifizierung der Führungskultur
 

Peak Car. Das Auto erfindet sich neu

  • 1. f/21 BÜRO FÜR ZUKUNFTSFRAGEN zukunftsstudie 12.2012 Peak Car Das Auto erfindet sich neu
  • 2. Peak Car. Das Auto erfindet sich neu Peak Car Das Auto erfindet sich neu “Wir wollen, dass im Jahre 2020 Kinder wieder auf Parkplätzen spielen können.” Autonetzer.de 2 www.f-21.de
  • 3. Peak Car. Das Auto erfindet sich neu Inhaltsverzeichnis 1 Peak Car: Die Zeichen stehen auf Trendumkehr 4 2 Peak Car als Ausdruck eines geänderten Mobilitätsverhaltens 6 2.1 Demografischer Wandel und veränderte Biografien: Neue Mobilitätsbedürfnisse entstehen 6 2.2 Fortschreitende Urbanisierung: Wachsender Bedarf an Mobilität mit Köpfchen 7 2.3 Steigende Automobilitätskosten: Alternative Mobilitätsangebote auf der Überholspur 8 2.4 Lebensstil- und Wertewandel: Smartphone statt Alufelgen 9 3 Vom Statussymbol zum vernetzten Auto 11 4 Fazit 13 Quellenverzeichnis 14 www.f-21.de 3
  • 4. Peak Car. Das Auto erfindet sich neu „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorüber- Automobilität in Deutschland an einem Punkt angekom- gehende Erscheinung.“ Heute wissen wir, dass der letzte men ist, der als „Peak Car“ bezeichnet werden kann: Das deutsche Kaiser Wilhelm II. mit seiner Voraussage Anfang Auto hat seinen Zenit überschritten. Empirische Ergebnis- des 20. Jahrhunderts kolossal irrte: Das Automobil erleb- se legen nahe, dass die historischen Wachstumszahlen an te einen beispiellosen Siegszug. Davon zeugen sowohl die ihr Ende gekommen sind und sich die Nutzung des Auto- immensen Motorisierungsraten als auch die symbolische mobils wandelt. Das Phänomen Peak Car steht daher auch Bedeutung des Autos als Kultobjekt und Statussymbol. für ein verändertes Mobilitätsverhalten. In jüngster Zeit jedoch häufen sich Anzeichen dafür, dass 1 Peak Car: Die Zeichen stehen auf Trendumkehr Einiges spricht dafür, dass die Lust der Deutschen am Jahrelang kannte die Motorisierung der Deut- Autobesitz gebremst ist, das automobile Verhalten zeigt schen keine Grenzen. Seit der Jahrtausend- teilweise signifikante Änderungen. Eine Reihe von Indika- wende zeigen sich Anzeichen einer Marktsät- toren, die jahrelang nur eine Richtung kannten, nämlich tigung. steil nach oben, stagniert seit einiger Zeit oder sinkt so- gar. Auch wenn die Zahlen keinesfalls nahelegen, dass das Auto von deutschen Straßen verschwinden wird, so ist doch bemerkenswert, dass in unser bislang autozentrier- tes Zeitalter ein pragmatischerer, intelligenterer Umgang Abb. 1: Neuzulassungen in Deutschland, 1957-2011 mit dem Auto einkehrt. Trendwende bei den Neuzulassungen Lässt man die beiden Boomjahre 1991 und 1992 im Zuge Der Pkw-Bestand stagniert – Tendenz fallend? der Wiedervereinigung sowie 2009 mit der durch die „Ab- Wirtschaftlicher Aufschwung, steigender Lebensstan- wrackprämie“ künstlich erzeugten Nachfrage außer Acht, dard und wachsende Einkommen gingen in Deutschland dann zeigt die Entwicklung der Neuzulassungen seit der seit den 1950er Jahren Hand in Hand mit steigender Mo- Jahrtausendwende eine leicht fallende Tendenz. torisierung. Eine regelrechte Massenmotorisierung setzte nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Heute gehört ein Pkw Mio. 5 zur Standardausstattung privater Haushalte: 517 Pkws kommen auf 1.000 Einwohner. Nachdem sich von 1960 bis 4 2000 der Pkw-Bestand in Deutschland fast verzehnfacht 3 hat, ist seitdem das rasante Wachstum allerdings ins Sto- cken geraten: Seit der Jahrtausendwende stagnieren die 2 Bestandszahlen. Die Anzahl der Neuzulassungen unter- streicht diese Entwicklung: Abgesehen von einem durch 1 die sogenannte Umweltprämie künstlich verursachten 0 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Nachfragehoch im Jahr 2009 zeigen die Zulassungszahlen Quelle: Verband der Automobilindustrie seit 1999 eine leicht fallende Tendenz. 4 www.f-21.de
  • 5. Peak Car. Das Auto erfindet sich neu Abb. 2: Motorisierungsgrad in Deutschland, 1955-2011 Trendumkehr noch klarer. Denn in Die Deutschen lassen immer der Regel reagieren jüngere Alters- öfter das Auto stehen und Sättigung an Autos erreicht gruppen auf gesellschaftliche Trend- nutzen stattdessen Fahrrad Der Motorisierungsgrad, also die An- zahl der Pkw pro 1.000 Einwohner, veränderungen am stärksten und und öffentlichen Verkehr. stieg seit den Wirtschaftswunder- können daher als Indikator dienen, jahren zunächst rasant. Um das Jahr um frühzeitig Signale für generelle 2000 stoppte der steile Anstieg und mobilitätsrelevante Neuorientierun- bildete ein Plateau. Kamen 1955 le- gen in der Gesellschaft zu erkennen. diglich 24 Autos auf 1.000 Einwohner, In den vergangenen Jahren rückte im so finden heute alle Deutschen auf den Vordersitzen Platz: 517 Pkws gibt Autoverkehr die 60plus-Generation es heute pro 1.000 Einwohner. immer stärker in den Vordergrund: 600 Der Anteil älterer Pkw-Halter nimmt 500 kontinuierlich zu, während der An- 400 teil der jüngeren Generation sinkt. 300 Während die Affinität zur Automobi- 200 lität bei Jüngeren abnimmt, behalten 100 Ältere ihre intensive Autonutzung 0 auch in späteren Lebensjahren bei 19 5 19 0 19 5 19 0 19 5 19 0 19 5 19 0 20 5 20 0 20 1 20 2 20 3 20 4 20 5 20 6 20 7 20 8 20 9 20 0 11 5 6 6 7 7 8 8 9 9 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 19 Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt, Statistisches Bundesamt und fahren deutlich häufiger mit dem Die „jungen Alten“ sind Auto als junge Menschen. Und die Verstärkte Nutzung alternativer geringere Affinität zum Autobesitz ist deutlich häufiger automobil Verkehrsmittel. bei der jüngeren Generation in städ- unterwegs als jüngere Ge- Fast automatisch wurde bisher Mo- tischen Regionen noch ausgeprägter nerationen und haben beim bilität mit dem Auto assoziiert: Be- als in ländlichen. Autobesitz die Nase vorn. sonders im „Autoland“ Deutschland Abb. 3: Modal Split in Deutschland, 1976-2011 nimmt das Automobil einen hohen Stellenwert in der Alltagsmobilität Rückenwind fürs Fahrrad ein; dementsprechend stiegen Anzahl Wurden jahrelang stetig mehr Wege als auch Längen der im motorisierten mit dem Auto zurückgelegt, so kehrt sich der Trend bei Wahl der Verkehrs- Individualverkehr (MIV) zurückgeleg- mittel um: Während immer mehr ten Strecken in der Vergangenheit Wege mit Fahrrad und öffentlichen rasant an. Diese Entwicklung hat sich Verkehrsmitteln zurückgelegt werden, in den letzten Jahren allerdings abge- verliert der motorisierte Individual- verkehr seit der Jahrtausendwende. bremst: Um im Alltag mobil zu sein, Bezogen auf das Basisjahr 2002 ist werden mehr und mehr Alternativen die größte Zunahme bei Wegen mit zum Auto gesucht. Als Konsequenz dem Fahrrad zu verzeichnen. zeigen sich Verschiebungen in der MIV-Fahrer zu Fuß Verteilung des Verkehrsauƨommens MIV-Mitfahrer ÖV auf die verschiedenen Verkehrsmit- Fahrrad 45 44 43 41 tel: Anteilig werden weniger Wege 41 37 mit dem Auto und mehr mit dem 34 32 Fahrrad und dem öffentlichen Ver- 29 27 kehr (ÖV) zurückgelegt. 22 23 24 21 16 15 15 Der Autobesitz Jüngerer sinkt. 14 11 13 13 14 10 10 11 9 Wirft man einen Blick auf das Mobi- 9 11 10 8 8 9 10 12 9 litätsverhalten der jungen Generati- 1976 1982 1990 1998 2002 2008 2011 on, so werden die Anzeichen für eine Quelle: infas www.f-21.de 5
  • 6. Peak Car. Das Auto erfindet sich neu 2 Peak Car als Ausdruck eines geänderten Mobilitätsverhaltens Der Wandel in der Autonutzung zeigt oder die kritische Betrachtung des sich in vielerlei Aspekten, die in ihrer Autos unter Umweltaspekten taugen Gesamtheit als Peak Car beschrieben singulär als Erklärung für Peak Car. Es werden können. Weder die Wirt- ist vielmehr ein Bündel von Faktoren, schaftskrise kann alleinig als Ursache deren Zusammenwirken das Phäno- ausgemacht werden, da sich die An- men der veränderten Automobilität zeichen schon davor zeigten, noch erklärt. die extreme Treibstoffverteuerung 2.1 Demografischer Wandel und veränderte Biografien: Neue Mobilitätsbedürfnisse entstehen In den vergangenen Jahrzehnten Weil ältere Verkehrsteilnehmer ge- Der demografische Wandel haben sich Altersstruktur und Bevöl- nerell weniger und kürzere Wege spiegelt sich im Mobilitäts- kerungszahl in Deutschland ebenso zurücklegen als jüngere, wirkt die verhalten. wie in anderen Industrienationen veränderte Altersstruktur jedoch grundlegend verändert. Es liegt auf Abb. 4: Modal Split-Anteile des ÖV und MIV, 2002 und 2008 der Hand, dass eine schrumpfende und alternde Gesellschaft veränderte Jüngere verzichten immer öfter auf das Auto Mobilitätsbedürfnisse aufweist; der Bei der Verteilung des Verkehrsaufkommens auf die verschiedenen Verkehrs- demografische Wandel hat daher er- mittel zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen: MIV ist hebliche Auswirkungen auf Verkehrs- überwiegend rückläufig, nur die Senioren zeigen ein leichtes Plus. Exakt umge- nachfrage und -angebot. kehrt verhält es sich bei der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Wege, in % Wege, in % Mit dem Rückgang der absoluten 30 80 Bevölkerungszahl schrumpft auch ÖV 2002 MIV 2002 2008 2008 die Zahl der Pkw-Fahrer. Dennoch ist 26 70 71 25 67 65 65 anzunehmen, dass der motorisier- 60 65 22 59 te Individualverkehr nicht im selben 20 56 57 56 58 20 Ausmaß sinken wird wie dies der Be- 50 48 49 17 46 46 völkerungsrückgang nahelegt. Denn 15 15 40 die heutige ältere Generation weist 34 34 12 32 31 30 im Vergleich zu den nachrückenden 10 10 9 Generationen eine ausgeprägtere 8 8 20 7 „Autosozialisierung“ auf, die ihre 5 6 6 6 6 5 4 10 starke Autonutzung bis ins hohe Al- 2 ter bestimmen wird. Dies zeigt sich 0 0 5 9 3 7 4 4 9 4 + 5 9 3 7 4 4 9 4 + 0- 6- -1 -1 -2 -4 -5 -6 65 0- 6- -1 -1 -2 -4 -5 -6 65 etwa darin, dass Neuwagenkäufe zu 10 14 18 25 45 60 10 14 18 25 45 60 Altersgruppen (Jahre) Altersgruppen (Jahre) einem großen Teil der älteren Gene- Quelle: MiD 2008 ration zuzuschreiben sind. 6 www.f-21.de
  • 7. Peak Car. Das Auto erfindet sich neu Neuwagenkäufe gehen heute insgesamt dämpfend auf die Gesamt- begleitet. Große Anschaffungen wie zum größten Teil auf Rech- mobilität. Der Anteil jener Bevölke- die eines Pkws werden daher immer nung der älteren Generation. rungsgruppen, die insgesamt we- häufiger aufgeschoben. Auch die Fa- niger mobil sind, wird größer: Zwar miliengründung rückt im Lebenslauf verfügt ein überdurchschnittlich immer weiter nach hinten. Da regel- großer Anteil Älterer über ein Auto, mäßig die Geburt eines Kindes für jedoch legen sie damit weniger und viele junge Familien einen Anlass für kürzere Strecken zurück. den Autokauf darstellte, wirken auch Auf das Mobilitätsverhalten insbeson- das Aufschieben der Familiengrün- dere von jüngeren Menschen haben dung sowie generell die rückläufigen deren veränderte biografische Ver- Geburtenraten eher dämpfend auf läufe große Auswirkungen. Der Be- die Automobilität. Der rückläufige Verlängerte Ausbildungspha- sitz eines Autos wird ganz entschei- Autobesitz bedeutet aber keines- se, späterer Berufseinstieg dend dadurch gehemmt, dass sich in wegs eine reduzierte Mobilität bei und aufgeschobene Famili- den letzten beiden Jahrzehnten die jungen Menschen. Vor allem die auf engründung verzögern den Ausbildungsphase verlängert hat. dem Sharing-Konzept basierenden Autokauf. Gleichzeitig stieg die Anzahl der Stu- Mobilitätsformen werden stark von dierenden in Deutschland. Gerade die der jungen Generation vorangetrie- für Studierende in vielen Städten be- ben: Mit dem klassischen Carsharing, stehende Möglichkeit der vergünstig- p2p-Carsharing und Ridesharing ste- ten ÖV-Nutzung schlägt sich in verrin- hen heute ausreichend Alternativen gertem Autobesitz nieder. Auch der zum eigenen Auto bereit. Und sogar Berufseinstieg erfolgt heute oftmals Fernverbindungen lassen sich neuer- später und ist zudem in vielen Fällen dings mit geteilten Bussen (Deinbus. von unsicheren Lebensverhältnissen de) preisgünstig zurücklegen. 2.2 Fortschreitende Urbanisierung: Wachsender Bedarf an Mobilität mit Köpfchen Der fortschreitende Zuzug in die Städ- schläge wie etwa die Renaturierung te vervielfacht die urbane Mobilität des enormen Flächenverbrauchs für und stellt die dortigen Mobilitätssys- den Verkehr oder Forderungen nach teme auf eine harte Probe. In den Bal- Lärm- und Abgasemissionsreduktion lungsräumen verschärfen sich die mit erhöhen den Druck, die Rolle des Au- dem steigenden Verkehrsauƨommen tos im Mobilitätsmix zu überdenken. In den Ballungsräumen droht verbundenen Probleme schon seit Immer schnellere Autos mit immer der Verkehrsinfarkt. Autos langem: Lärm, Luftverschmutzung mehr Motorleistung werden heute kommen kaum noch schneller und ein drohender Verkehrsinfarkt in der Stadt zum Kriechen verdammt: voran als Fahrradfahrer. kennzeichnen das Bild von Großstäd- In vielen Metropolen kommen Auto- ten. In der jüngeren Vergangenheit fahrer kaum schneller voran als Fahr- widmet sich die Stadtentwicklung radfahrer. So bringen es Autofahrer vermehrt diesen Problemen und ent- in Berlin auf ein Durchschnittstempo wickelt Konzepte, die immer weniger von bloß etwas mehr als 24 km/h. Raum für die Massenmobilisierung (vgl. Olson/Nolan 2008) Dazu kommt, mit konventionellen Autos lässt: Vor- dass im urbanen Umfeld zumeist ein www.f-21.de 7
  • 8. Peak Car. Das Auto erfindet sich neu gut ausgebautes Netz an öffentlichen Städte viel geringer motorisiert sind In Städten stellt die Vielzahl Verkehrsmitteln und anderen Mobili- als ländliche Regionen. Überdurch- von Mobilitätsangeboten eine tätsangeboten wie etwa Carsharing schnittlich hoch ist in der Stadt auch ernsthafte Konkurrenz für existiert. Durch die zumeist größere der Anteil der Haushalte, die gänzlich das private Auto dar. Nähe zwischen Wohn- und Arbeits- ohne Auto auskommen. In der Stadt ort oder sonstigen Zielen bietet sich steuern wir auf eine paradoxe Situati- zudem an, Strecken zu Fuß oder mit on zu: Die Anzeichen verdichten sich, dem Fahrrad zurückzulegen. Staus, dass die erfolgreiche Verbreitung des Parkplatznot und teurer Parkraum Autos Anlass für immer mehr Städter sowie ausreichend Alternativen zum ist, bewusst auf das eigene Auto zu eigenen Auto haben zur Folge, dass verzichten. 2.3 Steigende Automobilitätskosten: Alternative Mobilitätsangebote auf der Überholspur Seit Jahren sorgen steigende Kraft- Garantiezeiträume schlagen sich im stoffpreise immer wieder für Schlag- Kaufpreis nieder. Mit den erhöhten zeilen. Seit den 1970er Jahren wach- Anschaffungspreisen steigt unmit- sen sie stetig an und treiben – als telbar auch der jährliche Wertverlust, größte variable Kostenposition – die der neben den TreibstoƩosten die Betriebskosten für Automobile emp- zweite große Kostenkomponente ei- findlich nach oben. Und höchstwahr- nes Fahrzeuges darstellt. scheinlich werden sich die Preissteige- Eine Verteuerung der Fixkosten der rungen bei fossilen Kraftstoffen auch Fahrzeughaltung kam in den letzten in Zukunft fortsetzen. Trotz ständig Jahren auch von unerwarteter Seite: Kosten für Anschaffung und verbesserter Kraftstoffeffizienz von Nachdem sich die Prämien für KfZ- Nutzung eines Autos steigen Fahrzeugen steigen unter dem Strich Haftpflichtversicherungen aufgrund stärker als jene für die allge- die variablen Kosten des Autofah- des im Markt herrschenden Verdrän- meine Lebenshaltung. rens. Auch weil mit Erneuerung der Pkw-Flotte Motorleistung, Fahrzeug- gewicht und der Betrieb von Neben- aggregaten tendenziell ansteigen, schlägt sich die erhöhte Kraftstoff- effizienz nicht in einem verringerten Kraftstoffverbrauch nieder. Mit jeder Fahrzeuggeneration wer- den zudem technologische Weiter- entwicklungen umgesetzt, die neben der Sparsamkeit der Motoren auch erhöhte Sicherheits- und Komfort- standards sowie Maßnahmen zur Emissionsreduktion betreffen und die Anschaffungskosten von Fahrzeugen erhöhen. Auch die von den Herstel- lern übernommenen immer längeren 8 www.f-21.de
  • 9. Peak Car. Das Auto erfindet sich neu gungswettbewerbs jahrelang nach Abb. 5: Kraftfahrerpreisindex, 2000-2011 unten bewegt haben, steigt seit 2010 Automobilität hat ihren Preis das Beitragsniveau wieder an. (vgl. Die Kosten rund ums Auto erhöhen check24 2010; Hagen 2011) sich stärker als die der allgemeinen Zusammenfassend lässt sich fest- Lebenshaltung. Zwischen 2005 und halten, dass die Verteuerung des 2011 stieg der Kraftfahrerpreisindex Autofahrens zwar keineswegs so um fast 6 Prozentpunkte stärker an dramatisch war wie es die Entwick- als der Verbraucherpreisindex. Vor lung der TreibstoƩosten allein sug- allem die Treibstoffpreise treiben den Autofahren wird immer teu- geriert, jedoch haben sich die Kosten Index in die Höhe. rer, aber Mobilität bleibt ein rund ums Auto von der allgemeinen 120 Preisentwicklung abgesetzt. Für Muss. Alternative Mobilitäts- viele Menschen scheint zudem eine angebote füllen diese Lücke. 110 Schmerzgrenze erreicht zu sein und sie suchen nach Ausweichmöglich- keiten, die ihre gewohnte Mobilität 100 aufrechterhalten, gleichzeitig aber den Geldbeutel schonen. Phänomene Verbraucherpreisindex wie Ökotuning und Spritfahrtrainings Kraftfahrerpreisindex sind im Kommen, aber auch Pendler- 2001 2003 2005 2007 2009 2011 = netze, Mitfahrgelegenheiten und das 100 Quelle: DESTATIS „geteilte Auto“ erleben Aufwind. 2.4 Lebensstil- und Wertewandel: Smartphone statt Alufelgen Ein grundlegender Wertewandel bilitätsangeboten. in unserer Gesellschaft schlägt sich Daher sieht eine urbane, junge Gene- nicht zuletzt in der gelebten Auto- ration immer weniger die Notwen- mobilität nieder. Als Statussymbol digkeit, ein Auto zu besitzen. Mobil hat das Auto ausgedient, es hat sei- ist die Generation dennoch: Aber die ne emotionale Strahlkraft verloren Vorstellung von Mobilität mittels Ei- und wird mehr und mehr zum reinen gentum weicht zunehmend dem Kon- Gebrauchsgegenstand. Als Presti- zept der geteilten, zweckorientierten Das Automobil ist „entzau- geobjekt wird das Auto etwa durch Mobilität. Unter jungen Menschen bert“: Insbesondere junge elektronische Geräte, Fernreisen und herrscht die Einstellung vor, dass ein Menschen sehen darin kein gute Kleidung verdrängt. Besonders Auto dann zur Verfügung stehen soll- Statussymbol mehr. unter jungen Menschen hat sich der te, wenn es gebraucht wird, ansons- Blick aufs Auto deutlich gewandelt, ten wird es eher als Klotz am Bein es macht sich eine neue Rationalität empfunden. Immer weniger wird das breit: Diese Generation will zwar mo- Auto als Quelle persönlicher Freiheit bil sein, zur Deckung dieses Bedürf- betrachtet, ganz im Gegenteil: Kein nisses ist der Autobesitz jedoch nur Auto zu haben gilt heute – zumindest eine Alternative – und konkurriert in der Stadt – immer mehr als der ge- dabei immer stärker mit anderen Mo- eignete Weg zu mehr Wahlfreiheit www.f-21.de 9
  • 10. Peak Car. Das Auto erfindet sich neu und Autonomie. Denn verstärkte Fle- inability“ (LOHAS) erleben solche Die urbane, junge Genera- xibilitätsansprüche, steigende Mobi- nachhaltigen Mobilitätsalternativen tion löst Mobilitätsbedarfe litätskosten und unsichere ökonomi- einen Aufschwung. Das Konsumver- pragmatisch: Neue Verkehrs- sche Perspektiven führen dazu, dass halten wird bereits von fast jedem angebote nach dem Prinzip Anforderungen pragmatischer gelöst Dritten (vgl. ACNielsen 2008) immer werden. Die vorherrschende Hal- stärker durch eine Verbindung aus „nutzen statt besitzen“ ver- tung, sich mit beschränkten Mitteln ökologischem, ethischem Handeln drängen das Autoeigentum. auf das Wesentliche und Machbare und Lebensqualität geprägt. Dem- zu konzentrieren, führt zu einem Be- entsprechend wird auch Mobilität deutungsgewinn des ÖV, aber auch mit Ressourcenschonung und Um- zu einer Überwindung der Grenzen weltschutz verknüpft und es wer- zwischen kollektiven und individu- den neben umweltfreundlicheren ellen Mobilitätsmärkten: So werden Fahrzeugen (z.B. Elektro- oder Hyb- neue Mobilitätskonzepte nach dem ridfahrzeug) stärker zukunftsfähige Prinzip „nutzen statt besitzen“ wie Mobilitätslösungen nachgefragt. klassisches Carsharing, Ridesharing, Dadurch wird die „Blechlawine“ vor p2p-Carsharing oder innerstädtische allem in den Städten kleiner: Denn je- Mietfahrräder insbesondere bei jun- des „geteilte Auto“ ersetzt zwischen gen Menschen immer beliebter und vier und acht Privatfahrzeuge. Der verdrängen das Autoeigentum. Da- bundesweite Carsharing-Anbieter Immer mehr Menschen kön- bei trägt auch die Verbreitung mo- cambio fand heraus, dass 35 Prozent nen sich vorstellen, auf ein biler IuK-Technologien zur Offenheit der Nutzer bei Anmeldung ein eige- eigenes Auto zu verzichten gegenüber temporär nutzbaren Ver- nes Auto besitzen, nach einem Jahr und zukunftsfähigere Mobili- kehrsmitteln bei, da ein leichterer und Mitgliedschaft waren es nur noch tätslösungen in Anspruch zu flexiblerer Zugang zu den verschiede- acht Prozent. (vgl. Molitor 2012) nehmen. nen Mobilitätsoptionen möglich ist. So kann sich fast jeder dritte Deutsche (28 Prozent) vorstellen, auf ein eige- Abb. 6: Anzahl der Carsharing-Teilnehmer und -Autos in Deutschland, 1997-2012 nes Auto zu verzichten; bei Personen Das geteilte Auto auf Expansionskurs zwischen 18 und 34 Jahren sind es so- Was vor wenigen Jahren noch als Nischenangebot für Weltverbesserer galt, gar 34 Prozent. Als Alternative zum ist heute im Mainstream angekommen: Carsharing breitet sich in Deutschland Auto kommt für die Deutschen eine rasant aus und ist auf dem Weg, so selbstverständlich im Straßenbild zu wer- den wie Taxis oder Verkehrsmittel des öffentlichen Nahverkehrs. Anfang 2012 breite Palette von Verkehrsmitteln in teilten sich in Deutschland 220.000 Personen 5.600 Carsharing-Fahrzeuge. Frage: 86 Prozent würden etwa auf den öffentlichen Verkehr, 85 Prozent 6.000 Carsharing-Nutzer auf das Fahrrad und 33 Prozent auf Carsharing-Fahrzeuge 220.000 Carsharing ausweichen. (vgl. Ipsos 200.000 5.000 2010) Mit dem Bedeutungsschwund 180.000 4.000 des Autos bei jungen Menschen geht 160.000 die sinkende Bereitschaft einher, den 140.000 Carsharing-Fahrzeuge 3.000 Führerschein so früh wie möglich zu Carsharing-Nutzer 120.000 erwerben. Der Führerschein scheint 100.000 2.000 seine einstige Bedeutung als ent- 80.000 scheidender Schritt zum Erwachsen- 60.000 40.000 1.000 werden verloren zu haben und wird 20.000 immer später gemacht. 0 0 Aber auch vor dem Hintergrund ei- 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 nes „Lifestyle of Health and Susta- Quelle: Bundesverband CarSharing 10 www.f-21.de
  • 11. Peak Car. Das Auto erfindet sich neu 3 Vom Statussymbol zum vernetzten Auto Die Mobilitätsbedürfnisse wandeln vernetzte Automobil wird zu einem sich radikal und stellen die gewohn- Teil eines integrierten Mobilitätskon- te Automobilität in Frage. Der Be- zepts. Die kollektivierten Individual- sitz eines eigenen Autos wird immer verkehrsmittel setzen an den Defizi- weniger zur Prämisse. Eines ist klar: ten des ÖV an. Autos spielen immer Neue Mobilitätskonzepte sind not- stärker eine komplementäre Rolle. wendig, die den gewandelten Mobi- Denn heute wird ganz pragmatisch Wie auch immer die mobile litätsanforderungen gerecht werden. zwischen den verschiedenen Ver- Zukunft aussehen wird – das Dabei hat das Auto einen Standard kehrsmitteln gewählt und situativ die Auto hat einen Standard gesetzt, hinter den man nicht wieder passende Kombinationsvariante aus gesetzt, hinter den man nicht zurückfallen kann. Wie auch immer Auto, Bahn, Fahrrad usw. zusammen- wieder zurückfallen kann. die mobile Zukunft aussehen wird, gestellt. Dabei werden die einzelnen sie muss so individuell und flexibel Mobilitätsangebote künftig immer sein wie das Auto, dem Nutzer Eigen- weiter zu systemintegrierenden An- ständigkeit und Selbstbestimmtheit sätzen verschmelzen, deren Nutzung garantieren, dabei bezahlbar und res- einfacher und bequemer wird und sourcenschonend sein und den An- optimal jedes Mobilitätsbedürfnis forderungen eines urbanen Umfelds abdeckt. Das – eigene oder geteilte genügen. Wenngleich die Autolust – Auto wird Teil eines integrierten der Deutschen abnimmt, so ist das Mobilitätssystems. Das Smartphone Auto längst nicht tot und wird auch spielt bei dieser Integration der Mo- weiterhin eine bedeutende – aber an- bilitätsangebote eine tragende Rolle, dere – Stellung im Mobilitätsmix ein- weil es Informationen zu Transpor- nehmen: Das individualisierte private talternativen verfügbar macht und Transportmittel von einst wird zum als zentrales Zugangsmedium zu vernetzten Auto. Verkehrsmitteln agieren kann. Die Das geteilte Auto ist elemen- Weil heute kein einziges Verkehrs- mobile Vernetzung der Angebote tarer Bestandteil zukunftsfä- mittel mehr die vielfältigen Mobili- erreicht nicht nur einen reibungslo- tätsbedürfnisse allein befriedigen sen Wechsel zwischen den Mobili- higer Mobilitätskonzepte. kann, gehen privater und öffentlicher tätsbausteinen, sondern schafft eine Verkehr aufeinander zu. Letztendlich echte multimodale Welt, an die auch wird stets die Funktion „Mobilität“ Auto und Fahrrad – also die Klassiker und nicht das Produkt „Auto“ nach- des individualisierten Verkehrs – an- gefragt; daher ist die bedarfsgerech- geschlossen sind. Automobilität er- te gemeinschaftliche Autonutzung folgt „on demand“: Das Auto steht die logische Konsequenz. Die Grenze immer genau dann zur Verfügung, zwischen Individual- und öffentlichem wann es tatsächlich benötigt wird – Verkehr wird damit immer durchläs- alleine oder in Verbindung mit ande- siger: In Zukunft wird Carsharing in ren Verkehrsmitteln. So bietet etwa seinen sich immer weiter differenzie- die Mobilitäts-App moovel Informa- renden Ausprägungen keine Fortset- tionen zur optimalen Kombination zung des privaten Autoverkehrs mit von Fortbewegungsmöglichkeiten. anderen Mitteln sein, sondern das Für jeden Streckenwunsch und jedes www.f-21.de 11
  • 12. Peak Car. Das Auto erfindet sich neu Bedürfnis – ob schnell, preisgünstig Fluge und sowohl Nutzerzahlen als Die Welt der Mobilitätsan- oder bequem – zeigt die App eine auch Flotten werden auch weiterhin gebote wird immer bunter. Auswahl verschiedener Verkehrsmit- stark wachsen: Gab es europaweit Dabei zeigt vor allem das tel, die den Nutzer exakt von A nach Ende 2011 700.000 Nutzer und 21.000 Auto viele neue Gesichter und B bringen. Fahrzeuge, so werden sich nach Ein- Die Welt der Mobilitätsangebote schätzung von Frost & Sullivan (2012) erfindet sich neu. wird immer bunter. Carsharing, Ride- im Jahr 2020 15 Millionen Nutzer sharing oder Fahrradverleihsysteme 240.000 Fahrzeuge teilen. sind nur einige neue Alternativen im Beim p2p-Carsharing (autonetzer. Mobilitätsangebot, die dafür sorgen, de, WhipCar, Getaround) werden dass immer komplexere Wegeketten über Internetplattformen Autobesit- überwunden werden können. Dabei zer mit Menschen, die kein eigenes zeigt vor allem das Auto viele neue Auto besitzen, aber gelegentlich ei- Gesichter: Neben das herkömmliche nes nutzen möchten, zusammen- private Auto treten laufend neue gebracht. Hierbei wird die Idee des Konzepte des „geteilten Autos“. Im- Teilens am weitesten getrieben: An- mer öfter wird das Auto auf verschie- statt ein Fahrzeug von einem Unter- denste Weisen gemeinschaftlich ge- nehmen zu mieten, das eigens dafür nutzt. eine Flotte anschafft und unterhält, Beim klassischen Carsharing (z.B. werden bereits vorhandene Ressour- cambio, stadtmobil, Flinkster) werden cen besser ausgelastet, indem man die Fahrzeuge des Carsharing- das Auto vom Nachbarn leiht, der Das Auto wird immer öfter Anbieters an festen Verleihstationen es gerade nicht benötigt. Damit ist gemeinschaftlich genutzt. angeboten und können zumeist im allen bestens gedient: dem Fahrer, Diesem Trend trägt die lau- Voraus reserviert werden. Mit dem der bequem und unbürokratisch an fend wachsende Zahl ver- bislang jüngsten Carsharing-Modell ein Auto kommt, das im besten Fall geht das Berliner Unternehmen direkt vor seiner Haustüre parkt, und schiedener Carsharing-Mo- CiteeCar an den Start: Wer einen dem Autoeigner, der mit dem Verlei- delle Rechnung. Privatparkplatz sein Eigen nennt, hen sogar noch etwas Geld verdient. erhält ein Auto zur Verfügung Zudem ist p2p-Carsharing auch im gestellt. Lediglich Kilometerpreise ländlichen Bereich verfügbar und fallen an sowie die Verpflichtung, könnte dort angesichts des Rück- das Auto regelmäßig zu reinigen und baus von Infrastruktur weiter an Be- zu pflegen. Wer nicht „Host“ eines deutung gewinnen. Auch diese jün- Wagens ist, kann die CiteeCars gegen gere Form des geteilten Autos wird Gebühr ausleihen. sich in den kommenden Jahren stark Auch die Autohersteller selbst ha- verbreiten: Zwischen 2011 und 2020 ben die Zeichen der Zeit erkannt und erwarten Frost & Sullivan (2012), dass bieten mit ihren Free-Float-Modellen sich die Nutzerzahl auf 740.000 ver- (z.B. Daimler car2go, BMW DriveNow) fünffachen und die Anzahl der zur eine etwas flexiblere Form des Au- Verfügung gestellten Fahrzeuge auf toteilens, die ohne fixe Stationen 310.000 verzehnfachen wird. auskommt: Die Fahrzeuge können Von „Peer“ zu „Peer“ funktioniert innerhalb definierter Gebiete auf öf- auch privates Ridesharing (z.B. Mit- Carsharing weist die Zukunft fentlichen Parkflächen abgeholt und fahrgelegenheit, Flinc, Pockettaxi), bei des Automobils. Vom Inbe- wieder abgestellt werden. dem über das Web Mitfahrgelegen- griff individueller Mobilität Klassisches und Free-Float-Carsha- heiten arrangiert werden. Dank mo- wird das Auto Teil integrierter ring eroberten Europas Städte im bilem Internet, GPS-Ortung und Na- Mobilitätskonzepte. 12 www.f-21.de
  • 13. Peak Car. Das Auto erfindet sich neu vigationssystemen geht die gute alte Fahrgemeinschaft Fortbewegung vereint. heute dynamischer vonstatten: Einzelne Fahrten werden Peak Car macht deutlich: Der Verkehr wird – vor allem in spontan vermittelt, selbst wenn die Teilnehmer bereits im Großstädten – zukünftig komplett anders aussehen als Straßenverkehr unterwegs sind. Idealerweise werden da- heute. Dabei wird die Zukunft der Mobilität dort liegen, bei Wegstrecken so optimiert, dass Umwege für den Fah- wo sich Automobilindustrie, Verkehrsunternehmen und rer minimal sind und ein Umsteigen durch Aufteilung der Informationstechnologie treffen. Alle für die alltäglichen Strecke auf mehrere Fahrzeuge möglich wird. Mobilitätsbedürfnisse nötigen Verkehrsmittel werden Der große Zuspruch zu und die Ausdifferenzierung des dann in einer einzigen Dienstleistung integriert sein. Zu- Carsharings zeigen, wo die Zukunft des Automobils liegt: kunftsfähige Mobilitätskonzepte benötigen nicht nur die Einst Inbegriff individueller Mobilität wird das Auto immer technische Weiterentwicklung des Automobils, sondern mehr zum Kollektivgut und Teil integrierter Mobilitäts- vor allem neue Mobilitätsangebote, zusätzliche Dienst- konzepte. Ein pragmatischer Umgang mit dem Automobil leistungen und echte Nutzungsinnovationen. setzt sich durch, der die vielen Vorteile der automobilen 4 Fazit Der beispiellose Siegeszug des Automobils scheint in der Zukunft. Deutschland an einen Wendepunkt gekommen zu sein. In Und es ist kein Zufall, dass dieser Wandel sich gerade jüngster Zeit häufen sich Anzeichen dafür, dass der reine jetzt vollzieht. Schon seit geraumer Zeit lässt sich ein ge- Autobesitz den Höhepunkt seiner Bedeutung für unsere nereller Einstellungswandel im Hinblick auf Eigentum be- Mobilität erreicht oder sogar überschritten hat. Peak Car obachten. Das Eigentum an einer Sache tritt gegenüber ist Ausdruck gewandelter Mobilitätsbedürfnisse und führt dem Nutzen, den diese Sache bringt, immer mehr in den die Notwendigkeit neuer Mobilitätskonzepte vor Augen. Hintergrund. Das Konzept „nutzen statt besitzen“ wird Zwar wird das private Auto auch weiterhin eine bedeu- in sämtlichen Lebensbereichen populärer und wirft ge- tende, aber gänzlich andere Stellung im Mobilitätsmix wohnte Konsumformen über den Haufen. Zudem ist die einnehmen. Das individualisierte private Auto von einst Technik der große Ermöglicher der veränderten Rolle des wird zum vernetzten Auto. Der Carsharing-Boom markiert Automobils. Vor allem das mobile Internet tut neue Wege den Startpunkt dieser Wende. Die vielen verschiedenen auf, wie Menschen sich miteinander verbinden und Teilen Ausprägungen des „geteilten Autos“ sind ein vielverspre- organisieren können. chendes Konzept und elementarer Baustein der Mobilität www.f-21.de 13
  • 14. Peak Car. Das Auto erfindet sich neu Quellenverzeichnis [ACNielsen 2008] ACNielsen: Was die ökologische Avant- garde wirklich kauft, 2008. URL: http://www.de.nielsen. com/news/pr20080529.shtml. Zugriff: 02.12.2012. [check24 2010] check24 (Hrsg.): Prämienentwicklung in der KfZ-Versicherung, 2010. [Frost & Sullivan 2012] Frost & Sullivan: Growing Awa- reness of Peer-to-Peer Carsharing Will Boost Carsharing Rentals in Less Populated Areas in Europe, Says Frost & Sullivan. URL: http://www.frost.com/prod/servlet/press- release.pag?docid=265313501. Zugriff: 02.12.2012. [Hagen 2011] Hagen, Jens: So trotzen Versicherte den steigenden Prämien. URL: http://www.handelsblatt.com/ finanzen/vorsorge-versicherung/ratgeber-hintergrund/ autoversicherung-so-trotzen-versicherte-den-steigenden- praemien/5812808.html. Zugriff: 02.12.2012. [Ipsos 2010] Ipsos Marketing: European Transportation & Mobility Observatory 2010. URL: http://germany.eu- ropcar.de/eci_pdfs/europcar_mobility_survey_10.pdf. Zu- griff: 02.12.2012. [Molitor 2012] Molitor, Andreas: Heißer Kampf um die spontanen Kurzzeitnutzer, 09.08.2012. URL: http://www. zeit.de/auto/2012-07/carsharing-berlin. Zugriff: 02.12.2012. [Olson/Nolan 2008] Olson, Parmy/Nolan, Kelly: Europe’s Most Congested Cities, 21.04.2008. URL: http://www. forbes.com/2008/04/21/europe-commute-congestion-for- beslife-cx_po_0421congestion.html. Zugriff: 02.12.2012. 14 www.f-21.de
  • 15. Peak Car. Das Auto erfindet sich neu Impressum Herausgeber f/21 Büro für Zukunftsfragen Mag. Nora S. Stampfl, MBA Rosenheimer Straße 35 f/21 beobachtet die Gegenwart, identifiziert Ausgangs- punkte für Veränderungen, entwirft Szenarien für die D-10781 Berlin Zukunft und beschreibt Handlungsfelder. Wir stellen Tel.: +49 30 69 59 82 58 Zukunftsfragen und wollen mittels neutraler Analysen, E-Mail: zukunft@f-21.de begründeter Prognosen und differenzierter Bewer- www.f-21.de tungen die Arena der Möglichkeiten ausleuchten und Spielräume der Zukunft eröffnen. Dadurch verschaffen Diese Studie wurde in Kooperation wir unseren Kunden Zugang zum Wissen um Optionen, mit Autonetzer.de erstellt. die gangbar sind, um die Welt von morgen zu gestalten. Wir verstehen uns als Lieferant von Orientierungs- und Handlungswissen. Peak Car. Das Auto erfindet sich neu © Nora S. Stampfl, f/21 Dezember 2012 Wollen Sie mehr darüber wissen, wie die Ideen dieser Zu- kunftsstudie für Ihre Organisation relevant sind, nehmen Alle Rechte vorbehalten Sie bitte Kontakt mit uns auf: zukunft@f-21.de | www.f-21.de Fotonachweis photocase (C-PROMO.de: Titel; kallejipp: S. 1; oli_ok: S. 9;) www.f-21.de 15