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Lobbying Survey Switzerland 2011
Dank


Burson-Marsteller und gfs.bern bedanken sich
ganz herzlich bei den fast 150 Teilnehmern aus allen
Bereichen der Politik, Wirtschaft, Verbänden und
Nichtregierungsorganisationen welche die hier
vorliegende Studie «Lobbying Survey Switzerland
2011» möglich machten. Denn nur dank ihnen und
ihrer Auskunftsbereitschaft ist es uns gelungen, die
vorliegende Pilotstudie zu verfassen.
Inhalt


         Lobbying Survey Switzerland 2011

         Vorwort von Urs Rellstab                        04

         Vorwort von Claude Longchamp                    05

         Die Ausgangslage                                06

         Die Zielsetzung                                 06

         Die Auskunftspersonen                           06

         Das Executive Summery                           07

         Ziele des Lobbying                              08

         Wahrgenommenes Lobbying                         09

         Erfolg des Lobbying                             10

         Bild des Lobbying                               11

         Was gutes Lobbying ausmacht                     12

         Stilfragen Lobbying                             13

         Grenzen des Lobbying                            14

         Aktuelle Diskussion                             15

         Effektives Lobbying: Ein Vergleich mit Europa   16

         Ausblick: Lobbying in der Schweiz wohin?        17

         Bilanz                                          19
4   Trend zur Professionalisierung


                                                         Public Affairs-Verantwortliche in Unternehmen,
                                                         Politiker und Mitarbeiter der öffentlichen Verwal-
                                                         tung genauso wie nationale Verbände, Lobbying-
                                                         Agenturen und NGO.

                                                         Die hier vorliegende Studie «Lobbying Survey
                                                         Switzerland 2011» ist das Resultat unserer Anstren-
                                                         gung. Sie liefert Einblicke in die Einstellungen und
                                                         Wahrnehmungen von Lobbyisten und Lobbyierten
                                                         in der Schweiz gleichermassen. Damit zeigt uns die
                                                         Studie eine neue, bisher wenig ausgeleuchtete und
                                                         deshalb unbekannte Perspektive des schweizeri-
                                                         schen Politsystems.
    Vor zehn Jahren publizierte Burson-Marsteller die
    erste evidenzbasierte Studie zum Thema Lobbying      Die Studienergebnisse lassen es zu, übergeordnete
    auf europäischer Ebene: «A Guide to effective        Trends für das Lobbying in der Schweiz zu formulie-
    Lobbying in Europe». Seither erschien die Studie,    ren. Ich möchte mich an dieser Stelle darauf be-
    welche sich dem Thema Lobbying auf der europäi-      schränken, deren drei anzusprechen. Erstens lässt
    schen Ebene annimmt, regelmässig. Die Erkennt-       sich beobachten, dass die Differenzierung der
    nisse und Resultate stossen auf dem europäischen     politischen Rollen weiter zunimmt. Daraus entsteht
    Politikparkett, aber auch bei vielen Unternehmen     ein erhöhter Bedarf an Lobbying. Zweitens gehen
    und Organisationen, die von politischen Entschei-    wir von einem Trend hin zur Standardisierung des
    dungen des Europaparlamentes und der Europäi-        Lobbying aus. Auch steht die Frage im Raum, wo es
    schen Kommission betroffen sind, jeweils auf sehr    ethische und politische Grenzen gibt.
    grosses Interesse.
                                                         Die beiden erwähnten Trends führen uns zu einem
    Eine vergleichbare Studie für die Schweiz fehlte     Dritten: Der Professionalisierung. Das vermehrt
    bisher. Mit der hier vorliegenden Publikation        nachgefragte und standardisierte Lobbying ver-
    schliesst Burson-Marsteller diese Lücke. In Zusam-   langt nach einem spezifischen Wissen. Nur wer
    menarbeit mit dem gfs.bern haben wir dazu alle       über dieses Wissen verfügt, kann auch tatsächlich
    relevanten Stakeholdergruppen des politischen        erfolgreiches Lobbying betreiben – sei es für eigene
    Betriebes der Schweiz befragt. Wir interviewten      Anliegen oder für solche der Kunden.


                                                         Dr. Urs Rellstab ist CEO der Burson-Marsteller AG. Als Kommunikations-
                                                         chef und stellvertretender Direktor war er lange für economiesuisse tätig.
                                                         Von 2000 bis 2010 trug er die Verantwortung für die Abstimmungs-
                                                         kampagnen des Dachverbandes.
Ambivalentes Bild                                                                                                                   5




                                                        entweder in einer direkten Aktion oder aber durch die
                                                        Schaffung eines günstigen Umfeldes.

                                                        In der Bevölkerung ist das Bild des Lobbyings
                                                        ambivalent. Ist man selber Treiber in einer Sache,
                                                        wird fast automatisch der selbstverständlich
                                                        gewordene Ruf laut, hierfür vermehrt zu lobbyie-
                                                        ren. Ist man der Getriebene, sind die Lobbyisten
                                                        Schuld, die im Schummerlicht demokratischer
                                                        Entscheidungswege ihre separaten Interessen
                                                        durchgesetzt haben. In der öffentlichen Debatte
                                                        geht man auch davon aus, dass Politiker und
                                                        Politikerinnen häufig unwissend, unfähig und
Vor gut 15 Jahren begann ich am Institut für Ver-       unethisch sind, sodass sie einfach übertölpelt,
bandsmanagement der Universität Freiburg im             schrankenlos manipuliert und ohne weiteres
Üechtland mit Weiterbildungskursen für Lobbying.        gekauft werden können.
Robert Purtschert, der die Idee eines solchen
Unterfangens aufgebracht hatte, meinte in der           Das Problem scheint mir aber grundlegender zu
Einführung, Lobbying sei Interessenvertretung.          sein. Das Milizsystem der Schweiz hat sich als
Dafür brauche es ein etabliertes Bindeglied zwi-        Möglichkeit bewährt, viele Fähigkeiten in einem
schen Wirtschaft und Politik, genauer zwischen          Kleinstaat kostengünstig zu sammeln und eine
Verbänden, Genossenschaften, Stiftungen und             erhöhte Identität zwischen Regierenden und
Vereinen einerseits, Regierungen, Verwaltung und        Regierten zu stiften. Es stösst heute aber dort an
Parlament andererseits.                                 Grenzen, wo es um den internationalen Steuerwett-
                                                        bewerb geht, um die Durchsetzung wirtschaftlicher
Ausgehend von meinen Erfahrungen im Lobbying            Interessen oder um die Regelung juristischer oder
habe ich folgendes Verständnis dieses neuen Be-         technischer Verfahren. Genau dort setzt das Lobby-
tätigungsfeldes entwickelt: Lobbying ist Einflussnah-   ing der politischen Akteure, die nicht im Milizsys-
me auf politische Entscheidungen, welche das legis-     tem organisiert sind an.
lative, exekutive oder administrative System treffen,
und die tatsächliche oder beabsichtigte Beeinflus-      Lobbying aus sich selber heraus verstehen zu lernen,
sung durch Einzelne oder Gruppen zum Ziel haben,        ist das Ziel der hier vorliegenden Studie. Ich hoffe,
ohne durch ein demokratisch gewähltes Amt speziell      sie trägt dazu bei, dass eine neue politische Tätigkeit
legitimiert zu sein. Diese Einflussnahme erfolgt        auch in der Schweiz vermehrt öffentlich wird.


                                                        Claude Longchamp ist Verwaltungsratspräsident und Vorsitzender der
                                                        Geschäftsleitung des gfs.bern. Der Politikwissenschafter und Historiker
                                                        lehrt an den Universitäten Zürich, St. Gallen und Bern und an der Zürcher
                                                        Hochschule Winterthur. Er hat zahlreiche Publikationen in Buchform,
                                                        Sammelbänden und wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht.
6   Die Ausgangslage
    Während Lobbying im angelsächsischen Raum                mit den realen Entwicklungen der Einflussnahme
    weitgehend akzeptiert ist, haftet ihm im kon-            auf politische Entscheidungen. Überall, wo Politik
    tinentaleuropäischen Kontext unverändert ein             allgemeinverbindliche Beschlüsse trifft, die wirt-
    anrüchiger Geschmack an. Pluralistische Demo-            schaftliche, gesellschaftliche oder umweltschützeri-
    kratievorstellungen und die daraus abgeleiteten          sche Interessen regeln, steigt die Aufmerksamkeit.
    Instrumente der Einflussnahme bleiben insbeson-          Angesichts der unsicherer gewordenen Entschei-
    dere in der Schweiz zurück. Über allem steht der         dungen nimmt auch die Einflussnahme im Sinne der
    Volkswille, der nahe beim Allgemeinwohl angesie-         Interessenvertretung zu. Dem entspricht, dass
    delt ist. Entsprechend begegnet die Öffentlichkeit       Private, die stark von politischen Entscheidungen
    Lobbying als Einflussnahme zugunsten partikula-          abhängig sind, immer mehr Ressourcen in Public
    ristischer Interessen mehrheitlich skeptisch.            Affairs und politische Kommunikation investieren.
                                                             Unternehmen, Verbände, PR-Agenturen, Institutio-
    Der damit verbundene Wunsch, es sollte gar kein          nen wie auch NGO professionalisieren ihre politi-
    Lobbying geben, ist recht verbreitet. Er kontrastiert    sche Arbeit immer stärker.




    Die Zielsetzung
    Die Studie «Lobbying Survey Switzerland 2011»            • Differenzierung der Rollen
    wurde von Burson & Marsteller Schweiz initiiert,         • Standardisierung der Tätigkeiten
    realisiert wurde sie vom Forschungsinstitut gfs.bern.    • Professionalisierung des Lobbyings
    Sie soll Einblick geben in Wahrnehmungen und             • Verknüpfung von Lobbying und Öffentlichkeits-
    Einstellungen zu Lobbying von relevanten Stake-            arbeit
    holdern aus Politik und Wirtschaft.                      • Initiierung neuer Politiken

    Angenommen wurden fünf übergeordnete Trends,             Diese fünf Trends wurden mit der vorliegenden
    welche die Entwicklung des Lobbyings generell, spe-      Untersuchung erstmals empirisch geprüft.
    ziell auch in der Schweiz, kennzeichnen. Es sind dies:




    Die Auskunftspersonen
    Für die Studie «Lobbying Survey Switzerland 2011»        Die absolute Zahl der Befragten und ihre Auswahl
    wurden sieben relevante Stakeholdergruppen aus-          sind beachtlich. Sie lassen beschränkt quantitative
    gewählt und befragt:                                     Verallgemeinerungen zu und qualitative Schlüsse
                                                             und ordinale Rangierungen sind problemlos möglich.
    • National tätige Unternehmen                            Als zentrale Ambivalenz in der Beurteilung des Lob-
    • Politik (nationale und kantonale Politiker)            byings untersuchten wir, wo und wie sich Treiber oder
    • Verwaltung, öffentliche Hand, Kantone                  Getriebene im Lobbying unterscheiden.
    • Lobbyisten und Verbände
    • Subventionsabhängige Branchen                          Die hier vorliegende Studie sagt nichts über Einstel-
    • Branchen mit hohem Submissionsanteil bei der           lungen der Bevölkerung aus. Sie ist auch nicht breit
      Akquise                                                genug abgestützt, um die Wahrnehmungen und
    • Lobbying-Agenturen                                     Meinungen von politischen Akteuren zu erfassen, die
                                                             keinen direkten Bezug zum Lobbying haben.
    Über sie bildeten wir die Gesamtheit der zu befra-
    genden Organisationen. Insgesamt ermittelten wir
    638 Adressaten der Befragung, die alle angeschrieben
    wurden. Mitgemacht haben 143, das sind 22 Prozent.
Das Executive Summery                                   7




• Lobbying soll in erster Linie informierte Entschei-
  dungen in der Politik ermöglichen.

• Von den Beteiligten wird Lobbying mehrheitlich,
  wenn auch nicht einheitlich positiv beurteilt.

• Gutes Lobbying liefert massgeschneiderte Infor-
  mationen, ist gut kommuniziert und vermittelt
  der Politik fehlendes Fachwissen.

• Transparenz, Anteilnahme und Zuverlässigkeit
  kennzeichnen gutes Lobbying.

• Intensives und erfolgreiches Lobbying wird von
  Wirtschaftsverbänden, Umweltorganisationen
  und dem Konsumentenschutz wahrgenommen.

• Ein starkes Aufwand-/Ertragsverhältnis attes-
  tiert man zudem Kantonen und der öffentlichen
  Verwaltung.

• Von den Wirtschaftsbranchen wird vor allem
  der Pharmabereich mit Lobbying in Verbindung
  gebracht.

• Lobbying in der Schweiz braucht aus Sicht der
  Beteiligten keine gesetzlichen Grenzziehungen.

• Einschränkungen werden bei Parlamentariern
  als Lobbyisten und bei Ungleichgewichten der
  Einflussnahme erwartet.

• Selbstregulierung im Verhältnis von Lobbying,
  Parlament und Regierung werden von den Betei-
  ligten mehrheitlich befürwortet.
8   Ziele des Lobbying


    Die für das «Lobbying Survey Switzerland 2011»           Ziele Lobbying
    befragten Personen betrachten die Herstellung            Nun geht es einen Augenblick um die Ziele von Lobbying. Sie sehen in der
                                                             Folge verschiedene Ziele, welche Lobbying haben kann. Bitte beurteilen
    informierter Entscheidungen durch die Politik als
                                                             Sie bei jedem einzelnen Ziel, für wie legitim Sie ein solches Ziel erachten.
    wichtigstes Ziel des Lobbying. Es folgen praktisch       Bitte beurteilen Sie wieder auf einer Skala von 0 bis 10, wobei 10 aus-
    gleich auf die Repräsentation von Anliegen ohne          gesprochen legitim bedeutet und 0 überhaupt nicht legitim. Mit den Werten
                                                             dazwischen können Sie Ihre Meinung differenzieren.
    Stimme, das Bewusstmachen für Ungleichheiten
                                                                                                                                                           in Mittelwerten
    und die Einflussnahme auf den politischen Prozess.
                                                             Herstellen von Informiertheit
                                                                                                            Stabw.: 1,5                                                   8,9
                                                             zur Entscheidungsfindung
    Lobbying als Machtmittel zur Durchsetzung von
                                                             Repräsentation von
    Interessen jeglicher Art wird von den fünf vorge-                                                       Stabw.: 2,2                                          7,7
                                                             Anliegen ohne Stimmen
    legten Zielen eindeutig am wenigsten unterstützt.
    Damit wird schon auf diesen ersten Blick offen-          Bewusstsein schaffen
                                                                                                            Stabw.: 2,2                                         7,6
                                                             für Benachteiligte
    sichtlich, wo die Knackpunkte in der Perzeption
    von Lobbying liegen: Information, Repräsentation,        Einflussnahme auf
                                                                                                                                                                7,5
                                                                                                            Stabw.: 2,6
    Sensibilisierung, aber auch Einflussnahme gelten         politische Prozesse

    als breit anerkannte Ziele von Lobbying; für             Durchsetzen von
                                                                                                            Stabw.: 3,2                     5
    die klassische Machtpolitik gilt das mit sichtbar        Interessen jeglicher Art
    grösseren Abstrichen an der Akzeptanz.                   © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143)




    Es ist zudem keineswegs so, dass die Kritik an der       Vergleich Ziele Lobbying
    reinen Machtausübung nur unter Lobbyierten               Nun geht es einen Augenblick um die Ziele von Lobbying. Sie sehen in der
                                                             Folge verschiedene Ziele, welche Lobbying haben kann. Bitte beurteilen
    ein erhöhtes Gewicht innehat: Faktisch finden
                                                             Sie bei jedem einzelnen Ziel, für wie legitim Sie ein solches Ziel erachten.
    wir nämlich in diesem Punkt keinen Unterschied           Bitte beurteilen Sie wieder auf einer Skala von 0 bis 10, wobei 10 aus-
    zwischen Lobbyisten und Lobbyierten – beide hal-         gesprochen legitim bedeutet und 0 überhaupt nicht legitim. Mit den Werten
                                                             dazwischen können Sie Ihre Meinung differenzieren.
    ten das Durchsetzen von Interessen jeglicher Art
                                                                                                                                                           in Mittelwerten
    als sichtbar weniger legitim, als für die Elemente
    Information, Sensibilisierung und Repräsentation.
    Einen leichten Unterschied zeigt sich hingegen
    in Bezug auf die Einflussnahmen auf politische
                                                                                     Anliegen ohne Stimme




                                                                                                              Bewusstsein schaffen
                                                                                     Repräsentation von




                                                                                                                                     politische Prozesse
                                                                                                                                     Einflussnahme auf




    Prozesse. Hier reagieren Lobbyierte leicht kriti-
                                                                                                              für Benachteiligte




                                                                                                                                                                       von Interessen
                                                            Herstellen von
                                                            Informiertheit




    scher, was erahnen lässt, dass gerade dieser Punkt
                                                                                                                                                                       Durchsetzen




    deutlich mehr Sensitivitäten weckt, als wir dies für
    Information, Sensibilisierung und Repräsentation
    erkennen.                                                     Lobbyisten               Lobbyierte
                                                             © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (Lobbyierte N = 36; Lobbyisten N = 82)
    Lobbying hat also aus Sicht von Personen, welche
    mit Lobbying aktiv oder passiv in Kontakt stehen,
    vier Ziele: Erstens Information, zweitens Repräsen-
    tation, drittens Sensibilisierung und viertens
    Einflussnahme. Während die ersten drei sowohl
    unter Lobbyisten, wie auch Lobbyierten relativ
    unbestritten sind, gilt letzteres spätestens dann als
    problematisch, wenn es um das reine Durchsetzen
    eigener Interessen geht.
Wahrgenommenes Lobbying                                                                                                                                                                     9




Wahrgenommen wird Lobbying vor allem über            Häufigkeit Lobby-Organisationen (1)
entsprechende Tätigkeiten der Wirtschaftsver-        Uns interessieren auch die im Lobbying tätigen Organisationen. Sie sehen
                                                     in der Folge eine Liste von Organisationen oder Interessengruppen. Beurteilen
bände. Auf den nachfolgenden Plätzen folgen die
                                                     Sie bitte für jede Organisation/Interessengruppe, ob diese in der Schweiz
Umweltorganisationen und die Schutzverbände          sehr häufig, häufig, eher häufig, eher selten oder sehr selten lobbyiert.
der Konsumenten. In einem beschränkteren Masse                                                                                                                  in % Befragte
gilt das auch für das Lobbying, das via politische   Wirtschafts-
                                                                                                                        71                                       24                 4 1
                                                     verbände
Parteien erfolgt.
                                                     Umwelt-
                                                                                                                   59                                     32                  3 5       1
                                                     Organisationen
Wahrgenommen wird auch das Lobbying der
                                                     KonsumentInnen-
Kantone, wenn auch der sichtbar erhöhte Anteil       Organisationen
                                                                                               34                                               55                        4 7
von Nennungen im Bereich «eher selten» und
                                                     Politische
«sehr selten» als Hinweis dazu dienen kann, dass     Parteien
                                                                                                               62                                         24              7         7

Lobbying der Kantone in systematischer und struk-    Arbeitnehmer-
                                                                                                         47
turierter Form eher ein neues Phänomen ist. In       organisationen
                                                                                                                                                 36                  4        12        1

der Wahrnehmung der Betroffenen hat sich dieses
                                                     NGO                                         38                                         42                       7        13
noch wenig etabliert. Alle übrigen ausgetesteten
Organisationen werden in ihrer Lobbyingtätigkeit     Verbände
                                                                                                 39                                         40                   4        16            1
demgegenüber sichtbar weniger wahrgenommen.          allgemein

Bezeichnenderweise halten die Befragten gerade       Public Affairs
                                                                                                 35                                        38                   14            11        2
                                                     Agenturen
bei Kirchen nur schwache Lobbyingtätigkeiten fest,
was aufgrund der Jahrtausende alten Tradition        Kantone                                25                                    41                  3         24                 7
eines römisch-katholischen Lobbyings und der
                                                         sehr häufig                   eher häufig                           weiss nicht/keine Antwort
Existenz von ursprünglich kirchlich geprägten            eher selten                   sehr selten
Parteien durchaus bemerkenswert ist.                 © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143)



Zwischen Lobbyierten und Lobbyisten zeigen sich
                                                     Häufigkeit Lobby-Organisationen (2)
in Bezug auf die wahrgenommene Lobbyingtätig-        Uns interessieren auch die im Lobbying tätigen Organisationen. Sie sehen
keit nur wenige Unterschiede. Dabei entspricht die   in der Folge eine Liste von Organisationen oder Interessengruppen. Beurteilen
Akzentsetzung der Lobbyisten weitgehend derje-       Sie bitte für jede Organisation/Interessengruppe, ob diese in der Schweiz
                                                     sehr häufig, häufig, eher häufig, eher selten oder sehr selten lobbyiert.
nigen der Lobbyierten. Allerdings differenzieren
                                                                                                                                                                in % Befragte
Lobbyierte weniger. Sie nehmen Lobbying generell
                                                     Unternehmen                 7                             48                          3               36                       6
über Verbände und Firmen tendenziell verstärkt,
das Lobbying von Parteien und Konsumentenorga-       Medien/
                                                                                       15                           37                                     31                      9
                                                                                                                                           8
nisationen marginal weniger wahr.                    Verlage

                                                     JournalistInnen                 13                        34                      8                  34                   11

                                                     Öffentliche
                                                                                       17                          29                  8              30                  16
                                                     Verwaltung Bund

                                                     Kultur-
                                                                                   10                         34                   10                     38                       8
                                                     Organisationen

                                                     ExpertInnen                   8                 27                      9                       43                       13


                                                     Think Tanks               4                    31                       12                       45                           8


                                                     Kirchen                   3          14             11                        43                                29

                                                         sehr häufig                   eher häufig                           weiss nicht/keine Antwort
                                                         eher selten                   sehr selten
                                                     © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143)
10   Erfolg des Lobbying


     Wirtschaftsverbände, Umweltorganisationen und          Erfolg Lobby-Organisationen (1)
     Konsumentenorganisationen sind sehr präsent            Uns interessieren auch die im Lobbying tätigen Organisationen. Sie sehen
                                                            in der Folge eine Liste von Organisationen oder Interessengruppen. Beurteilen
     und offensichtlich auch sehr erfolgreich, wenn es
                                                            Sie bitte auch für jede Organisation/Interessengruppe, ob diese in der Schweiz
     um Lobbying geht. Dies zeigt auch die Wahrneh-         sehr erfolgreich, eher erfolgreich, eher erfolglos oder sehr erfolglos lobbyiert.
     mung der Befragten. Ebenfalls als sehr erfolgreich                                                                                                         in % Befragte
     gilt das Lobbying der Kantone – ganz im Gegensatz      Wirtschafts-
                                                                                                      26                                   62                              6 6
                                                            verbände
     zu dessen Wahrnehmung. Dies kann eine Folge
                                                            Umwelt-
     davon sein, dass das Kantonslobbying quantitativ                                                 25                             48                    7             19             1
                                                            Organisationen
     leicht unterschätzt wird. Das Lobbying der Kirche
                                                            KonsumentInnen-
     erscheint nicht nur kaum wahrnehmbar, sondern          Organisationen
                                                                                                 16                             56                         6          21                1
     gleichzeitig auch am wenigsten erfolgreich.
                                                            Kantone                                   24                        42                    7              26                 1

     Spannend ist die Erkenntnis, dass es zwischen          Politische
                                                                                            9                             57                          10              23                1
     Lobbyisten und Lobbyierten offensichtlich Unter-       Parteien
     schiede in der Wahrnehmung hinsichtlich erfolg-        Verbände
                                                                                        3                            58                          10                 27                  2
     reichen Lobbyings gibt. So erachten Lobbyisten         allgemein
     das Lobbying von Arbeitnehmerorganisationen für        Arbeitnehmer-
                                                                                            10                       50                          8               31                     1
     erfolgreicher, als Lobbyierte dieses beurteilen. Das   organisationen

     effektivste Aufwand-/Ertragsverhältnis wird den        NGO                                 13                   41                     11                 33                       2
     Wirtschaftsverbänden, aber auch den Kantonen
     und der öffentlichen Verwaltung zugeschrieben.         Öffentliche
                                                                                                12                   41                     14                  27                  6
                                                            Verwaltung Bund
     In Bezug auf die wahrgenommenen Aktivitäten
     schneiden sie am besten ab. Am schlechtesten be-           sehr erfolgreich                      eher erfolgreich               weiss nicht/keine Antwort
                                                                eher erfolglos                        sehr erfolglos
     urteilt werden die Denkfabriken: Bei ihnen stehen
                                                            © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143)
     wahrgenommener Aufwand und Ertrag in einem
     negativen Verhältnis. Es ist allerdings auch nicht
     die vordringliche Aufgabe von Think Tanks, selber      Erfolg Lobby-Organisationen (2)
                                                            Uns interessieren auch die im Lobbying tätigen Organisationen. Sie sehen
     zu lobbyieren.                                         in der Folge eine Liste von Organisationen oder Interessengruppen. Beurteilen
                                                            Sie bitte auch für jede Organisation/Interessengruppe, ob diese in der Schweiz
                                                            sehr erfolgreich, eher erfolgreich, eher erfolglos oder sehr erfolglos lobbyiert.
     Bezogen auf einzelne Branchen nimmt man ins-
                                                                                                                                                               in % Befragte
     besondere das Lobbying der Pharma-Industrie, der       Public Affairs
                                                                                    2                                                                                             4
     Landwirtschaft und der Banken wahr. Als beson-         Agenturen
                                                                                                                48                         20                   26

     ders aufwand- und ertragsoptimiert gilt das Lob-
                                                            Unternehmen                 3                       44                    12                   43                       3
     bying der chemischen Industrie. Defizite werden
     vor allem bei der Energiewirtschaft bekundet.          Medien/
                                                                                            7                   35                                    34
                                                                                                                                 14                                           10
                                                            Verlage

                                                            Kultur-
                                                                                        3                  32              12                        43                       10
                                                            Organisationen

                                                            JournalistInnen                 11              22             17                         41                      9


                                                            ExpertInnen                 6                  27              16                         44                        7


                                                            Think Tanks             1           15              18                         52                              14


                                                            Kirchen                 2           13          15                       43                              27

                                                                sehr erfolgreich                     eher erfolgreich                weiss nicht/keine Antwort
                                                                eher erfolglos                       sehr erfolglos
                                                            © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143)
Bild des Lobbying                                                                                                                                               11
                                                                                                                                                                9




Erfreulich ist, dass sämtliche befragten Personen      Bild vom Lobbying
– alles Direktbeteiligte – ein insgesamt eher          Ganz spontan. Was haben Sie für ein Bild vom Lobbying in der Schweiz?
                                                       Antworten Sie bitte auf einer Skala von 0–10. 10 bedeutet dabei, Sie haben
positives Bild vom Lobbying in der Schweiz haben.
                                                       ein ausgesprochen positives Bild, 0 bedeutet dabei, Sie haben ein aus-
Allerdings hängt die Beurteilung davon ab, ob man      gesprochen negatives Bild. Mit den Werten dazwischen können Sie Ihre
Lobbyist oder Lobbyierter ist. Beide Gruppen zeigen    Meinung differenzieren.

die gleichen mehrheitlichen Beurteilungen, wenn                                                                                                 in % Befragte

auch in unterschiedlich starkem Masse. Die Lobby-                                              weiss nicht/
                                                                                              keine Antwort
isten selber haben ein erkennbar positiveres Bild
von ihrer Arbeit als die Empfänger von Lobbying.                                                         4
Es ist keine grosse Überraschung, dass die Kritik an
erlebtem Lobbying eher auf der Empfänger- als auf                                                                                   30         negatives Bild
der Erbringerseite geäussert wird. Das zeigt einmal
mehr auf, wie zentral geeignete Sensitivitäten                                  53
                                                       positives Bild
gegenüber den Lobbyierten sind.

In der Ausgestaltung des Bildes sieht man, dass                                                                                   13
das Lobbying dem politischen System angepasst ist.
                                                                                                                                          weder noch
Es ist komplementär zum Milizsystem, indem über
Informationsvermittlung legitime Interessenver-
                                                       © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143)
tretung betrieben wird, die Prozessführung jedoch
der Politik überlassen wird. Damit richtet sich
positives Lobbying auch stark an der vorgängig         Vergleich Bild vom Lobbying
                                                       Ganz spontan. Was haben Sie für ein Bild vom Lobbying in der Schweiz?
formulierten Zielsicht auf das Lobbying aus.           Antworten Sie bitte auf einer Skala von 0–10. 10 bedeutet dabei, Sie haben
Einflussnahme und noch stärker Machtausübung           ein ausgesprochen positives Bild, 0 bedeutet dabei, Sie haben ein aus-
steht sichtbar hinter Informationsvermittlung als      gesprochen negatives Bild. Mit den Werten dazwischen können Sie Ihre
                                                       Meinung differenzieren.
wahrgenommener Königsdisziplin eines guten
                                                                                                                                                in % Befragte
Lobbying zurück.

Bei der minderheitlichen Gruppe mit negativem
Bild auf Schweizer Lobbying kommen vor allem
die personellen Schwächen zum Tragen: Sie be-
klagen sich zu allererst über die Schwächen von
Lobbyisten – insbesondere in fachlicher und
handwerklicher Hinsicht. Erst an zweiter Stelle
kommen die vorgängigen systemischen Elemente
wie etwa ungebührliche Einflussnahme. Diese
Rangierung ist ausgesprochen bemerkenswert:
Offenbar bestehen im Lobbying in der Schweiz,
wenn überhaupt, an erster Stelle individuelle                          Lobbyierte                                                  Lobbyisten
Schwächen der Lobbyisten. Erst an zweiter Stelle           positives Bild            weder noch                  negatives Bild
werden systemische Kritikelemente genannt.                 weiss nicht/keine Antwort
                                                       © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (Lobbyierte N = 36; Lobbyisten N = 82), sig.
12   Was gutes Lobbying ausmacht


     Die Befragten waren sich einig: gutes Lobbying         Stichworte gutes Lobbying
     zeichnet sich erstens durch adäquate Informati-        In der Folge sehen Sie einige Stichworte, die man im Zusammenhang mit
                                                            gutem Lobbying immer wieder hören kann. Überlegen Sie sich bitte, wie
     onsvermittlung in politischen Entscheidungen,
                                                            wichtig die jeweiligen Stichworte aus Ihrer Sicht für ein gutes Lobbying sind.
     zweitens durch ein spezifisches Instrumentarium        Antworten Sie bitte wieder auf einer Skala von 0 bis 10. 10 bedeutet dabei
     der Einflussmassnahme und drittens durch Trans-        absolut zentral für gutes Lobbying, 0 bedeutet dabei absolut unwichtig
                                                            für gutes Lobbying. Mit den Werten dazwischen können Sie ihre Meinung
     parenz aus.                                            erneut differenzieren?
                                                                                                                               in Mittelwerten
     Schlechtes Lobbying liegt dann vor, wenn die Infor-    massgeschneiderte
                                                                                                         Stabw.: 1,6                              8,5
     mationsvermittlung mangelhaft ist oder wenn die        Informationen vermitteln

     Schattenseiten des Lobbying überwiegen. Zentral
                                                            gute Kommunikation
     für schlechtes Lobbying ist auch eine Überzeich-                                                    Stabw.: 1,6                              8,5

     nung des eigenen Interesses. Lobbyierte stimmen
     mit dem weitgehend überein, betonen aber deutli-       Fachwissen beschaffen                        Stabw.: 1,8                              8,5

     cher die hohe Bedeutung der persönlichen Kom-
                                                            Kenntnis des pol. Prozess
     petenzen von Lobbyisten. Diese Grundhaltung von                                                     Stabw.: 2,2                        7,9
                                                            einbringen
     Lobbying zwischen Informationsvermittlung und
     Einflussnahme aufgrund Partikularinteressen defi-      Einfluss nehmen                              Stabw.: 2,3                        7,7
     niert in einem zweiten Schritt auch die Bewertung
     aller aus Lobbyingsicht relevanten Stossrichtungen.    nötige Legitimation
                                                                                                         Stabw.: 2,2                    7,6
                                                            verschaffen

     Die zentralen Stichworte für gutes Lobbying sind die   nötige Mehrheit
                                                                                                         Stabw.: 2,2                    7,5
     massgeschneiderte Information, die gute Vermitt-       verschaffen
     lung und die Fokussierung auf das Fachwissen, das
                                                            Unterstützung Sympathisant-
     in der Politik fehlt. Damit steht auch in Bezug auf    Innen beschaffen
                                                                                        Stabw.: 2,0                                   7,3

     mögliche Lobbying-Stossrichtungen die Informati-
     onstätigkeit als Kernelement eines guten Lobbyings     pers. Netzwerke einbringen                   Stabw.: 2,1                  7,3
     im Vordergrund.
                                                            pol. Prozesse auslösen                       Stabw.: 2,1                  7,2
     Hinzu kommt die Prozessorientierung, also die
     Steuerung von politischen Entscheidungen im zeit-
                                                            Öffentlichkeit herstellen                    Stabw.: 2,2                  7,1
     lichen Verlauf. Sie wird praktisch deckungsgleich
     mit Einflussnahme bewertet. Ihr Ziel ist es, die       fixfertige Argumentation
                                                                                                         Stabw.: 2,4            6,6
     Mehrheitsfähigkeit von Forderungen zu schaffen         erstellen
     oder sicherzustellen.
                                                            Finanzen beschaffen                          Stabw.: 2,8     5,5

     Alle anderen Dienstleistungen des Lobbyings            © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143)

     werden weniger deutlich einer guten Praxis zuge-
     schrieben. Insbesondere das Lobbying um finan-
     zielle Mittel, wird von den Befragten weniger mit
     gutem Lobbying in Verbindung gebracht, als dies
     für alle anderen Elemente zu beobachten ist. Da
     aber gerade Lobbying für finanzielle Ressourcen in
     der Schweiz einen nicht unerheblichen Anteil hat,
     zeigen sich hier doch Hinweise darauf, in welchem
     Bereich ungebührliche Einflussnahme angesiedelt
     wird. Die Einflussnahme in Bezug auf finanzielle
     Ressourcen scheint nicht unbestritten zu sein.
Stilfragen Lobbying                                                                                                                                                                                                                            13




Transparenz in den Absichten, Anteilnahme für die       Stichworte Stilfragen Lobbying
Sache und Zuverlässigkeit in der Aktion sind die        In der Folge sehen Sie einige Stichworte, die man im Zusammenhang mit
                                                        Stilfragen im Lobbying immer wieder hören kann. Überlegen Sie sich
wichtigsten Eigenschaften des Lobbyings in Stil-
                                                        bitte, wie wichtig die jeweiligen Stichworte aus Ihrer Sicht für ein gutes
fragen. Darüber hinaus werden Innovation, Respekt       Lobbying sind. Antworten Sie bitte wieder auf einer Skala von 0 bis 10.
und Instinkt als positive Eigenschaften des Lobby-      10 bedeutet dabei absolut zentral für gutes Lobbying, 0 bedeutet dabei
                                                        absolut unwichtig für gutes Lobbying. Mit den Werten dazwischen
ings herausgestrichen.                                  können Sie Ihre Meinung erneut differenzieren.
                                                                                                                                                                                                                in Mittelwerten
Für die Schweiz charakteristisch ist, dass Lobbying
                                                        Transparenz                                                            Stabw.: 1,8                                                                                          8,6
in der Nähe der politischen Kommunikation an-
gesiedelt ist. Die Prozessbegleitung ist nur sekun-
                                                        Empathie
där eine Begründung. Ursachen hierfür sind die                                                                                 Stabw.: 1,6                                                                                         8,4

Übersichtlichkeit der politischen Entscheidungen
einerseits, die fachliche Schwäche des Milizsystems     Zuverlässigkeit                                                        Stabw.: 1,7                                                                                         8,4
anderseits.
                                                        Respekt/
                                                                                                                               Stabw.: 1,9                                                                                    7,9
                                                        Kompromissfähigkeit
Im Gegensatz zu den leichten Differenzen in Bezug
auf Zielsetzung und Stossrichtung, findet sich in       Innovation/Kreativität                                                 Stabw.: 1,7                                                                                   7,8
Bezug auf Stilfragen zwischen Lobbyisten und Lob-
byierten absoluter Konsens.
                                                        Politischer Instinkt                                                   Stabw.: 1,8                                                                                   7,8


                                                        Dienstleistungs-
                                                                                                                               Stabw.: 2,1                                                                                   7,7
                                                        orientierung


                                                        Zurückhaltung                                                          Stabw.: 2,0                                                                                7,5



                                                        Durchsetzungsfähigkeit                                                 Stabw.: 1,9                                                                             7,1



                                                        Charisma                                                               Stabw.: 2,2                                                                        6,8

                                                        © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143)




                                                        Vergleich Stichworte Stilfragen Lobbying
                                                        In der Folge sehen Sie einige Stichworte, die man im Zusammenhang mit
                                                        Stilfragen im Lobbying immer wieder hören kann. Überlegen Sie sich bitte,
                                                        wie wichtig die jeweiligen Stichworte aus Ihrer Sicht für ein gutes Lobbying
                                                        sind. Antworten Sie bitte wieder auf einer Skala von 0 bis 10. 10 bedeutet
                                                        dabei absolut zentral für gutes Lobbying, 0 bedeutet dabei absolut unwichtig
                                                        für gutes Lobbying. Mit den Werten dazwischen können Sie Ihre
                                                         Meinung erneut differenzieren.
                                                                                                                                                                                                                in Mittelwerten
                                                                                                                             Innovation/Kreativität
                                                                                                       Kompromissfähigkeit




                                                                                                                                                      Politischer Instinkt

                                                                                                                                                                             Dienstleistungs-




                                                                                                                                                                                                                  Durchsetzungs-
                                                                                   Zuverlässigkeit




                                                                                                                                                                                                Zurückhaltung
                                                                                                                                                                             orientierung
                                                      Transparenz


                                                                        Empathie




                                                                                                                                                                                                                                    Charisma
                                                                                                                                                                                                                  fähigkeit
                                                                                                       Respekt/




                                                                    Lobbyisten                       Lobbyierte
                                                        © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (Lobbyierte n = 36; Lobbyisten n = 82)
14   Grenzen des Lobbying


     Der Stand des Lobbyings in der Schweiz ist wach-       Zukünftige Grenzen für Lobbying
     send. Die Betroffenen beurteilen die Situation aber    Zum Schluss werfen wir noch einen Blick in die zukünftigen Herausforderun-
                                                            gen von Lobbying. In der Schweiz gibt es in letzter Zeit eine Diskussion über
     mehrheitlich so, dass keine gesetzgeberischen
                                                            Sinn und Zweck von Lobbying, insbesondere auch über mögliche Grenzen von
     Aktivitäten nötig seien.                               Lobbying. Was ist ihr genereller Eindruck, müssen dem aktuellen Lobbying
                                                            in der Schweiz in Zukunft zusätzliche Grenzen gesetzt werden?

     Die Befragten schliessen damit an den mehrheit-                                                                                                 in % Befragte
                                                                                            weiss nicht/
     lich als zufriedenstellend beurteilten Status Quo                                     keine Antwort
     und die Tatsache an, dass negatives Lobbying in der
     Schweiz mehr eine individuelle als eine systemi-                                                  13                                 Ja
                                                                                                                                   24
     sche Ursache hat. In der Folge erscheinen struktu-
     relle Eingriffe nur für Minderheiten opportun.

     Bezeichnenderweise wird diese Ansicht auch mehr-
     heitlich von den Lobbyierten geteilt. Offensichtlich
     führt auch die Empfängersicht von Lobbying nicht
     zu einem mehrheitlichen Ruf nach mehr Regulie-
     rung. Dass dies unter Lobbyisten noch weniger                                                      63
     Konsens auslöst, vermag nicht weiter zu erstaunen,                                         Nein
     mag aber auch als Hinweis dafür dienen, dass es in     © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143)
     der Branche selber keine Tendenz zur verstärkten
     Selbstregulierung gibt.
                                                            Vergleich zukünftige Grenzen für Lobbying
                                                            Zum Schluss werfen wir noch einen Blick in die zukünftigen Herausforderun-
     Immerhin: Wo Grenzen erwartet werden, schliesst        gen von Lobbying. In der Schweiz gibt es in letzter Zeit eine Diskussion über
     sich damit auch der Bogen zur Kritik an Einfluss-      Sinn und Zweck von Lobbying, insbesondere auch über mögliche Grenzen
                                                            von Lobbying. Was ist ihr genereller Eindruck, müssen dem aktuellen
     nahme oder Machtausübung. Dort werden Gren-            Lobbying in der Schweiz in Zukunft zusätzliche Grenzen gesetzt werden?
     zen am stärksten gefordert, während die Themen                                                                                                  in % Befragte
     Intransparenz oder Parlamentarier als Lobbyisten
     demgegenüber ein deutlich kleineres Gewicht
     haben.

     Gleichzeitig sehen Personen, welche Regulie-
     rung fordern, in diesem Zusammenhang auch die
     Grenzen von Selbstregulierung: Grossmehrheitlich
     gefordert wird eine Regulierung per Gesetz, nur
     marginal eine durch die Lobbyisten selber.
     Wenn also Regulierungen gefordert werden, dann
     wird hauptsächlich der Gesetzgeber in die Pflicht
     genommen – Mehrheiten sowohl der Lobbyisten
                                                                            Lobbyierte                                                  Lobbyisten
     wie auch der Lobbyierten sehen hierzu aber keinen
     Bedarf. Direkt auf einzelne Weiterentwicklungen            Ja           Nein                weiss nicht/keine Antwort

     im Umgang mit Lobbying angesprochen, finden            © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (Lobbyierte N = 36; Lobbyisten N = 82), sig.


     sich für einzelne Forderungen unabhängig vom
     generellen Wunsch nach Regulierung durchaus
     Mehrheiten.
Aktuelle Diskussion                                                                                                                                                                                                                                                          15




Unsere Auskunftspersonen sind mehrheitlich der          Aussagen aktuelle Diskussion
Meinung, dass die ParlamentarierInnen ihre Inter-       Sie finden nun als letzte Frage verschiedene Aussagen, welche man in der
                                                        aktuellen Diskussion zur Zukunft des Lobbying in der Schweiz immer wieder
essenbindungen öffentlich machen sollten. Lob-
                                                        hören kann. Bitte beurteilen Sie zu jeder Aussage einzeln, ob Sie damit voll
byisten wiederum müssten sich beim Parlament            einverstanden, eher einverstanden, eher nicht einverstanden oder überhaupt
akkreditieren lassen. Die Finanzierung politischer      nicht einverstanden sind?

Parteien müsste transparent werden. Lobbying            Parlamentarier
                                                                                                                                                                                                                                    in % Befragte
wiederum bräuchte ein Qualitätslabel, das die Ein-      Interessenbindung                                                    26                                68                                    62                                24          62 3 3
                                                                                                                                                                                                                                                      6
                                                        öffentlich machen
haltung ethischer Berufsnormen dokumentieren
soll. Knapp mehrheitlich ist man der Ansicht, dass
                                                        offizielle Akkredi-
es eine Karenzfrist geben sollte, die Exekutivmit-      tierung Lobbyisten
                                                                                                                            25              46                                       48 22                                 3       7 19          19 10

glieder einhalten müssten, bevor sie Lobbymanda-
te übernehmen.                                          Finanzierungs-
                                                        transparenz                                                16                   38                                     56 22                            2          16 6                  21
                                                                                                                                                                                                                                                 22
                                                        der Parteien
Dissens besteht darüber, ob die Lobbyisten ihre
Budgets offenlegen müssen. Die Lobbyierten be-
                                                        Qualitätslabel für
fürworten das mehrheitlich, die Lobbyisten lehnen       Lobbying
                                                                                                                            24
                                                                                                                            26                                                 34
                                                                                                                                                                                42                              6 7 17                          26 17
es mehrheitlich ab. Einhellig besteht die Meinung,
dass Transparenzpflichten nicht soweit führen           Karenzfrist für
dürfen, dass die parlamentarische Einflussnahme         abgetret. Regie-                                        9 23                                                      27
                                                                                                                                                                          57               4                        23 10                        23
                                                                                                                                                                                                                                                23
                                                        rungsmitglieder
via öffentliche Hearings erfolgen muss.
                                                        Lobbying-Organi-
                                                                           3
Zwischen Lobbyisten und Lobbyierten findet sich         sation müssen                                                     23                          20
                                                                                                                                                     58                         5                   18              10                    27
                                                                                                                                                                                                                                         34
                                                        Budget offen legen
in Bezug auf diese Forderungen relativ weitgehen-
der Konsens mit zwei sichtbaren Unterschieden:          öffentliche
                                                                                                                  15                          24 50 2                                         27                                          32
                                                                                                                                                                                                                                          31
Erstens fordern Lobbyierte sichtbar stärker eine        Hearings
                                                                                                                10                                                                                                  8

offizielle Akkreditierung, während Lobbyisten dies                 voll einverstanden                                       eher einverstanden                                                  weiss nicht/keine Antwort
sichtbar weniger in den Vordergrund stellen, sich                  eher nicht einverstanden                                                  überhaupt nicht einverstanden
aber nicht grundsätzlich dagegen verschliessen.         © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143)

Zweitens stellen sich Lobbyisten mehrheitlich
gegen eine Offenlegung ihrer Budgets, während           Vergleich Aussagen aktuelle Diskussion – voll/eher einverstanden
Lobbyierte hierzu ein knapp mehrheitliches Inter-       Sie finden nun als letzte Frage verschiedene Aussagen, welche man in der
                                                        aktuellen Diskussion zur Zukunft des Lobbying in der Schweiz immer wieder
esse anmelden.
                                                        hören kann. Bitte beurteilen Sie zu jeder Aussage einzeln, ob Sie damit voll
                                                        einverstanden, eher einverstanden, eher nicht einverstanden oder überhaupt
                                                        nicht einverstanden sind?

                                                                                                                                                 in % Befragte, welche mit den Aussagen
                                                                                                                                                            voll/eher einverstanden sind
                                                     bindung öffentlich machen




                                                                                                                                                 Qualitätslabel für Lobbying
                                                     Parlamentarier Interessen-




                                                                                                                 Finanzierungstransparent




                                                                                                                                                                                    Karenzfrist für abgetret.
                                                                                  offizielle Akkreditierung




                                                                                                                                                                                                                        Lobbying-Organisatio-
                                                                                                                                                                                    Regierungsmitglieder




                                                                                                                                                                                                                                                      öffentliche Hearings
                                                                                                                                                                                                                        nen müssen Budget
                                                                                                                 der Parteien




                                                                                                                                                                                                                        offen legen
                                                                                  Lobbyisten




                                                                   Lobbyisten                                 Lobbyierte
                                                        © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (Lobbyierte N = 36; Lobbyisten N = 82)
16   Effektives Lobbying: Ein Vergleich mit Europa


     Burson-Marsteller führt seit mehreren Jahren eine       • «Backup political arguments»: «Massgeschneider-
     vergleichbare Studienserie im europäischen Um-            te Informationen vermitteln» sowie «Herstellen
     feld durch (letztmals aufdatiert 2009). Auch wenn         von Informiertheit zur Entscheidungsfindung»
     die Fragen aufgrund kulturell unterschiedlicher           gilt in der Schweiz als wichtigstes Element von
     Einbettung von Lobbying in der Schweizer Befra-           gutem Lobbying und ist von allen Zielen und
     gung leicht anders formuliert wurden, lassen sich         Massnahmen am wenigsten umstritten.
     doch interpretativ Vergleiche anstellen. Burson-
     Marsteller hält in der europäischen Studie zwölf        • «Mobilise people to act»: Auch in der Schweiz
     Kernelemente von erfolgreichem Lobbying fest, die         hat Einflussnahme auf Entscheidprozesse durch
     einige zentrale Anknüpfungspunkte zur                     Lobbying ein sichtbares Gewicht und ist durchaus
     Schweizer Studie bietet.                                  als Ziel nicht grundsätzlich bestritten. Auch in der
                                                               Schweiz darf Lobbying damit eine einflussneh-
     • «Be transparent about your interests» /«Be pre-         mende Funktion ausüben. Grenzen überschritten
       pared to compromise»: Dieser Bezug gilt integral        werden allerdings, wenn Eigeninteressen über
       auch für Lobbying in der Schweiz. Es wird nicht         Kompromissfindung gesetzt werden, während
       nur Transparenz im Alltag gefordert, auch die mehr-     auch beim Lobbying um finanzielle Ressourcen
       heitsfähigen Argumente rund um Akkreditierung           kleine Fragezeichen gesetzt werden.
       sowie Mandats- und Finanzierungsoffenlegung
       zielen in diese Richtung. Gleiches gilt auf margi-    Kurz: Lobbying in der Schweiz und in der EU zeigen
       nal tieferem Niveau in Bezug auf Kompromiss-          vergleichbare Symptomatiken. Es entwickelt sich
       fähigkeit, welche von den Befragten in der Schweiz    aber in verschiedenen Kulturen und aufgrund un-
       nicht nur direkt eingefordert wird, sondern sich      terschiedlicher politischer Systeme. Generell kann
       indirekt auch daran zeigt, dass reine Machtpolitik    man davon ausgehen, dass die Trends in der EU
       sichtbar weniger akzeptiert wird.                     früher einsetzen, deutlicher ausgeprägt sind, mehr
                                                             Wirksamkeit zeigen – und daher wohl auch frü-
     • «Be part of the thinking process»: Zum richtigen      her systematisiert wie auch reguliert werden. Die
       Zeitpunkt mit Lobbying-Aktivitäten ansetzen,          Schweiz vollzieht diese Entwicklungen nach.
       ist auch in der Schweiz sowohl auf der Ziel- wie
       auch auf der Stil-Ebene ein zentrales Thema.
       Teil des Entscheidungsprozesses sein, bedeutet
       aber auch ein Sensorium für angebrachte und                   12 Top Tips
                                                                     for effective lobbying in Brussels
       unangebrachte Momente im Lobbying zu haben:
                                                                                                                                     Know
       Aufdringliches oder manipulatives Lobbying ist                                                      Understand             the wide
       wesentlicher Bestandteil von schlechtem Lobbying.       Be transparent       Be part of the       the legislative    range of people
                                                                   about your            thinking           process and        you need to
                                                                     interests            process     its technicalities             talk to
     • «Understand the legislative process and its                                                              Identify
       technicalities»: Weitgehende Kenntnisse zum                                                             ultimate
                                                                                                          audience and
       politischen System und insbesondere in Bezug
                                                                                  Back up political         set realistic   Mobilise people
       auf die besonderen Aspekte eines Miliz-Systems         Think politically        arguments              objectives              to act
       stehen auch in der Schweiz im Zentrum. Politi-
       scher Instinkt und Kenntnisse des politischen           Use all relevant   Recognise
       Systems werden sichtbar vorausgesetzt, während             channels of    and respect              Be prepared to    Be creative and
                                                              communication Europe’s diversity              compromise          memorable
       unsystematisches Lobbying als Schwäche gilt.
Ausblick: Lobbying in der Schweiz wohin?                                                                         17




Die Umfrageergebnisse lassen den Schluss zu,             bekannt war und durch diese legitimiert ist. Ge-
dass es mindestens fünf Trends gibt, die man in          regelt werden muss hier nicht die Einflussnahme
Sachen Lobbying in der Schweiz beobachten und            durch das Lobbying, sondern die Abkömmlichkeit
damit auch analysieren kann. Weiter legt unsere          und ihre Vergütung.
Untersuchung in dieser Sache einen sechsten nahe.
Konkret geht es um die Differenzierung der poli-       • Standardisierung: Angesichts des wachsenden
tischen Rollen, aus der das Lobbying erst entsteht,      Trends zum Lobbying, aber auch der internationa-
um Standardisierung der Tätigkeiten im Lobbying,         len Verflechtungen, die damit verbunden sind, er-
um die Professionalisierung der Ausbildung und des       scheinen Standardisierung sehr wohl angebracht.
Verhaltens von Lobbyisten, um Steuerung politischer      Sie sollen festlegen, wo die ethischen, politischen
Entscheidungen und um die Genese und Beglei-             und damit auch normativen Grenzen des Lobby-
tung ganz neuer Politikzyklen. Der sechste Trend         ings sind. Ein liberaler Staat sollte in erster Linie
betrifft die Durchmischung von Innen und Aussen          auf Selbstregulierungen der Lobbyisten setzen,
im politischen Mehrebenensystem. Hier geht es uns        die durch eine kritische Diskussion in der Öffent-
noch darum, die Ergebnisse aus der Sicht des Lobby-      lichkeit mit Experten und Popularmeinungen be-
ings selber in einem grösseren Zusammenhang zu           gleitet sein soll. Eine solche gibt es in der Schweiz
würdigen und darum, gezielt Empfehlungen für die         spätestens seit den 80er-Jahren des 20. Jahr-
Entwicklung der neuen politischen Tätigkeit ableiten     hunderts. Dahingegen hinkt die Entwicklung von
zu können.                                               Codices zur guten und schlechten Praxis sowie zur
                                                         legitimen und illegitimen Einflussnahme gerade
• Differenzierung: Die Beobachtungen zur Differen-       auch im internationalen oder europäischen Ver-
  zierung politischer Rollen sind unseres Erachtens      gleich hinterher. Hier sollte der politische Druck
  typisch schweizerisch, für diesen Kontext aber         erhöht werden. Hier hat auch die Wissenschaft
  entscheidend. Sie haben viel mit dem Milizsystem       die Aufgabe, Empfehlungen zu formulieren, die
  zu tun. Auf exekutiver Ebene hat dieses national       sich an ausländischen Erfahrungen ausrichten.
  keine Bedeutung mehr, kantonal ist dies fast eben      Die Spitzenvertreter des Lobbyings haben durch-
  so. Ganz anders bewertet man in der Schweiz die        aus ein Interesse, dass ihre Tätigkeit in geregelten
  Parlamentsarbeit. Das Milizparlament gilt nach         Bahnen stattfindet, denn nicht selten kommt es
  wie vor als Massstab. Es ist aber weitgehend zur       zu Verstössen, wenn sich Aussenseiter ohne Ver-
  Fiktion geworden, wie neueste politikwissen-           lustrisiko mit neuen und aggressiven Methoden
  schaftliche Untersuchungen zeigen. Demnach ist         ins Lobbying-Geschäft bewegen. Hier geht es in
  das Mandat als Ständerat insbesondere wegen            erster Linie darum, die Tätigkeit des Lobbyings
  den Kommissionsmitgliedschaften im Schnitt             korruptionsresistent zu machen, da hier eine der
  ein Amt, das man zu 80 Prozent ausübt, während         wichtigsten Angriffsflächen liegt.
  jenes im Nationalrat 60 Prozent eines Berufspen-
  sums in Anspruch nimmt. Dies hat zur Folge, dass     • Professionalisierung: Auch die Professionalisie-
  der durchschnittliche Parlamentarier auf Bundes-       rung des Lobbyings hat in den letzten Jahren
  ebene während seiner Amtszeit kaum mehr einer          im Ausland rasant zugenommen, kennt in der
  geregelten beruflichen Arbeit nachgehen kann.          Schweiz aber keinen entsprechenden Stand.
  Das schliesst Versuchungen nicht aus, das Wissen,      In den USA gibt es spezialisierte Lehrgänge für
  das man als Parlamentarier erworben hat als Lob-       zukünftige Lobbyisten und auch in einzelnen
  byist einzubringen. Es sollte vordringlich ausge-      europäischen Staaten ist man dazu übergegan-
  schlossen werden, beispielsweise mit Ausstands-        gen, solche Ausbildungswege ganz bewusst zu
  pflichten und Transparenzgeboten, dass sich            schaffen. Ziel ist es, dass spezifische Wissen der
  öffentliche und private Interessen im potenziellen     Profession zu erhöhen, ihre Mitglieder einheitli-
  Konfliktbereich befinden. Weniger dramatisch           cher zu schulen und damit einen Beitrag auch zur
  beurteilen wir die Situation, wenn Stadtpräside-       Selbstreflexion zu leisten. Davon findet man in der
  nen oder Regierungsräte im nationalen Parlament        Schweiz noch wenig. Das VMI an der Universität
  Einsitz nehmen, solange dies bei der Volkswahl         Freiburg bietet ein solches Modul im Rahmen der
18

       Managementausbildung für Non-Profit-Organi-            Entdeckung dieser Studie, wonach Regierungen,
       sationen an. Auch einige Kurse an Fachhochschu-        Verwaltungen, ja auch das Parlament selber
       len, meist im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit,       Lobbying betreiben. Die Diskussion hierzu ist noch
       nehmen gewisse Fragestellung auf. Eine syste-          weitgehend unterentwickelt. Sie müsste aber die
       matische Ausbildung garantiert dies jedoch noch        obigen Punkte aus einer neuen Perspektive klären,
       nicht. In der vorliegenden Studie wird die damit       etwa zu folgenden Themen: Wie weit dürfen
       verbundene Problematik mehrfach thematisiert;          Instrumente des Lobbyings, die für Verbände
       namentlich wird bei den Lobbyierten die Qualität       sinnvoll sind auch für Verwaltungsabteilungen
       der Lobbyisten und Lobbyistinnen beklagt.              zulässig sein, wenn es etwa um Budgets geht?
                                                              Wie weit ist es legitim, dass Verwaltungen direkt
     • Lobbying zwischen Intervention und Steuerung:          oder indirekten bei der Informationsvermittlung
       Die Verständnisse des Lobbyings als eine norma-        durch Bürger-Aufklärung oder in der Beeinflus-
       le politische Tätigkeit, die gezielt Informationen     sung politischer Entscheidungen aktiv sind? Und:
       vermittelt, Beziehungen pflegt sowie gezielt           Wo sind Einheiten des Service Public einzuordnen,
       Zustimmung verschafft und damit hilft, formali-        wenn sie ihrerseits durch politische Regulierung
       sierte politische Entscheidungen zu legitimieren,      betroffen werden, handle es sich nun um Univer-
       wird mit solchen Veränderungen zunehmen und            sitäten, Spitäler oder öffentlichrechtliche Sender?
       die Kritik des heimlichen Machtmissbrauches, der       Nach der vorliegenden Studie zeigt sich, dass der
       undurchsichtigen Finanzierungen zurück drängen.        Einsatz des Lobbyings hier wahrgenommen und
       Zu erwarten ist auch, dass sich damit das vorherr-     sogar mit einem guten Aufwand/Ertrag-Koeffizien-
       schende Bild des Lobbyings ändert, dass durch          ten benotet wird, während das öffentliche Be-
       die politische Intervention aufgrund rücksichts-       wusstsein dazu noch unterentwickelt ist oder nur
       loser Interessendurchsetzung geprägt ist. Diese        mittels hochgeschaukelter Skandalisierungen
       Sicht auf die Dinge ist zwar nicht ganz obsolet,       wachgerüttelt wird.
       engt aber die Perspektive unzulässig ein. Denn
       politische Entscheidungen sind heute weitgehend      • Lobbying als Motor der Politik: Als sechster und
       prozesshaft, womit eine Intervention häufig nicht      letzter Trend lässt sich die Initiativ-Funktion in
       mehr genügt. Vielmehr sind Akteure, die mehr           politischen Prozessen ausmachen. Wie spätestens
       als nur punktuell von der Politik abhängig sind,       die von Al Gore lancierte Diskussion über die
       geneigt, politische Entscheidungen zu steuern          Klimaerwärmung zeigt, finden solche globalen
       und dafür in- oder ausserhalb ihren Organisationen     Initiierungs- und Thematisierungsprozesse sehr
       Strukturen zu etablieren, die es ihnen erlauben,       wohl statt und sie bedienen sich in ausserordent-
       im konkreten Fall operatives Lobbying organi-          lich starkem Masse spezieller Instrumente des
       sationsvermittelt vorzubereiten, durchzuführen         Lobbyings. Seit den 90er-Jahren gehörten Denkfa-
       und zu evaluieren. Damit ändert sich auch das          briken ausdrücklich hierzu. Sie wirken als Binde-
       Verständnis des Lobbyings, das nicht mehr eine         glieder zwischen der Wissenschaft und der Politik,
       Einwegkommunikation von Interessengruppen              welche sie sachlich bereichern, dies aber in einer
       zu Behörden ist, sondern in eigentliche bargainig-     Form machen, die politisch auch relevant werden
       Prozesse zwischen staatlichen und nichtstaatli-        kann. Im weitesten Sinne gehört auch dies zum
       chen Akteuren übergeht. Empfehlenswert er-             zeitgenössischen Lobbying, selbst wenn es in der
       scheint es, sich dieser strukturellen Beziehungen      Schweiz erst in den Anfängen steckt. Think Tanks
       im Lobbying öffentlich bewusster zu werden,            haben hierzulande noch kaum Tradition, doch ha-
       aber auch unter den Lobbyisten und Lobbyierten         ben ihre ersten Vertreter die Politik schon einige
       vermehrt von einer solchen Zukunftsperspektive         Male in Bewegung versetzt. Ein Beispiel dafür ist
       auszugehen. Der wichtigste Punkt darin besteht         Avenir Suisse mit ihrer kritischen Diskussion zum
       im Gleichgewicht der Interessenartikulation. Das       Föderalismus resp. zur Etablierung funktionaler
       zeigt auch die vorliegende Studie, denn ohne           Räume, welche den wirtschaftlichen Gegebenhei-
       diese verliert Lobbying seine primär instrumentel-     ten besser entsprechen als die historisch gewach-
       le Ausrichtung und wird zum Element der partei-        senen politischen Grenzen. Zu empfehlen ist hier,
       oder verbandspolitischen Interessendurchdrin-          dass solche Bestrebungen gefördert werden, nicht
       gung staatlicher Entscheidungen.                       zuletzt um die pluralistische Interessenartikulati-
                                                              on zu beleben. Denn Lobbying, das einseitig ver-
     • Lobbying durch Interessenverbände und Behör-           teilt ist, kann politische Entscheidungen ebenso
       den: Damit verbunden ist auch die eigentliche          einseitig beeinflussen.
Bilanz                                                                                                      19



Unsere Perspektive, die mit dieser Pilotstudie        vermehrt verlangt werden und der Bedarf an
gereift ist, kann recht einfach zusammengefasst       Professionalisierung zunehmen wird, nicht zuletzt
werden: Lobbying hat sich in der Schweiz seit         wenn die Schweiz beim Milizsystem für das Par-
20 Jahren etabliert. Es greift teilweise auf ältere   lament bleiben sollte. Die hiermit abgeschlossene
Verfahren zurück, die es in der Schweiz mit der       Pilotstudie will auf diese generelle Entwicklung
Kleinheit und Begrenztheit der Ressourcen schon       aufmerksam machen. Sie will Trends benennen,
lange gegeben hat. Lobbying ist in erheblichem        die es weiter zu verfolgen gilt. Und sie will zu
Masse im Aufschwung und dieser Aufschwung soll        mehr Reflexion, ja Selbstreflexion anregen. Denn
in geregelte Bahnen gelenkt werden. Lobbying ist      die Selbstbeobachtung zur Selbstkritik zeichnet
an sich weder gut noch schlecht. Es ist ein politi-   die liberale Öffentlichkeit der Moderne aus. Es
sches Instrument der Interessenvermittlung.           ist erstaunlich, dass die liberalen Gedanken zu
Wichtig ist, dass diese pluralistisch erfolgt und     Wirtschaft, Gesellschaft und Politik gerade in der
nicht einseitig. Wer davon ausgeht, rechnet auch      Schweiz bisher so wenig reflektiert und in entspre-
damit, dass sich politische Rollen weiter diffe-      chende Praxen umgesetzt wurden. Mehr davon,
renzieren, Standardisierungen von Tätigkeiten         wäre mehr für alle!




Ihr Team bei                                          Ihr Team bei
Burson-Marsteller                                     gfs.bern

                                                                   Claude Longchamp
             Urs Rellstab                                          Verwaltungsratspräsident und
             CEO                                                   Vorsitzender der Geschäftsleitung




             Marie-Louise Baumann                                  Urs Bieri
             Senior Advisor                                        Senior-Projektleiter




             Theo Zijdenbos                                        Stefan Agosti
             Practice Leader Public Affairs                        Projektleiter




             Tony Burgener                                         Jonas Philippe Kocher
             Leiter Burson-Marsteller Genf                         Wissenschaftlicher Mitarbeiter




             Gabi Badertscher                                      Stephan Tschöpe
             Senior Consultant                                     Wissenschaftlicher Mitarbeiter




             Curdin Mark                                           Andreas Stettler
             Senior Consultant                                     Web-Solutions
gfs.bern                                                               Burson-Marsteller


gfs.bern hat sich im Bereich der Sozialforschung                       Burson-Marsteller ist eines der führenden Unter-
langfristig zwei Kernbereiche erarbeitet: die                          nehmen für Public Relations und Kommunikations-
Politik- und die Kommunikationsforschung. Auf-                         beratung in der Schweiz mit Niederlassungen in
grund unserer Kenntnisse der politischen Arena                         Zürich, Bern und Genf. Wir bieten mit rund 60 Mit-
und Meinungsbildungsprozessen rund um Themen                           arbeiterinnen und Mitarbeitern Dienstleistungen
und Issues haben wir ein systematisches Verständ-                      in den Bereichen Unternehmenskommunikation,
nis für öffentliche Meinung entwickelt und das                         Financial Communications, Public Affairs, Health
Prozesswissen darüber vertieft. Wir verbinden                          Care und Science Communications, Media Relations
Umfragen bei internen und externen Zielgruppen                         sowie in crossmedialer Kommunikationsgestaltung
und Inhaltsanalysen der Medien und leisten damit                       an. Unsere spezialisierten Beraterteams kennen
einen evidenzbasierten Beitrag für die Strategie-                      die vielfältige wirtschaftliche, politische, mediale
findung und das Kommunikations-Controlling.                            und gesellschaftliche Landkarte der Schweiz. Da-
                                                                       rüber hinaus verfügen wir über ein erstklassiges
www.gfsbern.ch                                                         Beziehungsnetz zu Entscheidungsträgern, Vor-
                                                                       bereitern und Meinungsbildnern.

                                                                       www.b-m.ch




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Lobbying Studie Schweiz

  • 2. Dank Burson-Marsteller und gfs.bern bedanken sich ganz herzlich bei den fast 150 Teilnehmern aus allen Bereichen der Politik, Wirtschaft, Verbänden und Nichtregierungsorganisationen welche die hier vorliegende Studie «Lobbying Survey Switzerland 2011» möglich machten. Denn nur dank ihnen und ihrer Auskunftsbereitschaft ist es uns gelungen, die vorliegende Pilotstudie zu verfassen.
  • 3. Inhalt Lobbying Survey Switzerland 2011 Vorwort von Urs Rellstab 04 Vorwort von Claude Longchamp 05 Die Ausgangslage 06 Die Zielsetzung 06 Die Auskunftspersonen 06 Das Executive Summery 07 Ziele des Lobbying 08 Wahrgenommenes Lobbying 09 Erfolg des Lobbying 10 Bild des Lobbying 11 Was gutes Lobbying ausmacht 12 Stilfragen Lobbying 13 Grenzen des Lobbying 14 Aktuelle Diskussion 15 Effektives Lobbying: Ein Vergleich mit Europa 16 Ausblick: Lobbying in der Schweiz wohin? 17 Bilanz 19
  • 4. 4 Trend zur Professionalisierung Public Affairs-Verantwortliche in Unternehmen, Politiker und Mitarbeiter der öffentlichen Verwal- tung genauso wie nationale Verbände, Lobbying- Agenturen und NGO. Die hier vorliegende Studie «Lobbying Survey Switzerland 2011» ist das Resultat unserer Anstren- gung. Sie liefert Einblicke in die Einstellungen und Wahrnehmungen von Lobbyisten und Lobbyierten in der Schweiz gleichermassen. Damit zeigt uns die Studie eine neue, bisher wenig ausgeleuchtete und deshalb unbekannte Perspektive des schweizeri- schen Politsystems. Vor zehn Jahren publizierte Burson-Marsteller die erste evidenzbasierte Studie zum Thema Lobbying Die Studienergebnisse lassen es zu, übergeordnete auf europäischer Ebene: «A Guide to effective Trends für das Lobbying in der Schweiz zu formulie- Lobbying in Europe». Seither erschien die Studie, ren. Ich möchte mich an dieser Stelle darauf be- welche sich dem Thema Lobbying auf der europäi- schränken, deren drei anzusprechen. Erstens lässt schen Ebene annimmt, regelmässig. Die Erkennt- sich beobachten, dass die Differenzierung der nisse und Resultate stossen auf dem europäischen politischen Rollen weiter zunimmt. Daraus entsteht Politikparkett, aber auch bei vielen Unternehmen ein erhöhter Bedarf an Lobbying. Zweitens gehen und Organisationen, die von politischen Entschei- wir von einem Trend hin zur Standardisierung des dungen des Europaparlamentes und der Europäi- Lobbying aus. Auch steht die Frage im Raum, wo es schen Kommission betroffen sind, jeweils auf sehr ethische und politische Grenzen gibt. grosses Interesse. Die beiden erwähnten Trends führen uns zu einem Eine vergleichbare Studie für die Schweiz fehlte Dritten: Der Professionalisierung. Das vermehrt bisher. Mit der hier vorliegenden Publikation nachgefragte und standardisierte Lobbying ver- schliesst Burson-Marsteller diese Lücke. In Zusam- langt nach einem spezifischen Wissen. Nur wer menarbeit mit dem gfs.bern haben wir dazu alle über dieses Wissen verfügt, kann auch tatsächlich relevanten Stakeholdergruppen des politischen erfolgreiches Lobbying betreiben – sei es für eigene Betriebes der Schweiz befragt. Wir interviewten Anliegen oder für solche der Kunden. Dr. Urs Rellstab ist CEO der Burson-Marsteller AG. Als Kommunikations- chef und stellvertretender Direktor war er lange für economiesuisse tätig. Von 2000 bis 2010 trug er die Verantwortung für die Abstimmungs- kampagnen des Dachverbandes.
  • 5. Ambivalentes Bild 5 entweder in einer direkten Aktion oder aber durch die Schaffung eines günstigen Umfeldes. In der Bevölkerung ist das Bild des Lobbyings ambivalent. Ist man selber Treiber in einer Sache, wird fast automatisch der selbstverständlich gewordene Ruf laut, hierfür vermehrt zu lobbyie- ren. Ist man der Getriebene, sind die Lobbyisten Schuld, die im Schummerlicht demokratischer Entscheidungswege ihre separaten Interessen durchgesetzt haben. In der öffentlichen Debatte geht man auch davon aus, dass Politiker und Politikerinnen häufig unwissend, unfähig und Vor gut 15 Jahren begann ich am Institut für Ver- unethisch sind, sodass sie einfach übertölpelt, bandsmanagement der Universität Freiburg im schrankenlos manipuliert und ohne weiteres Üechtland mit Weiterbildungskursen für Lobbying. gekauft werden können. Robert Purtschert, der die Idee eines solchen Unterfangens aufgebracht hatte, meinte in der Das Problem scheint mir aber grundlegender zu Einführung, Lobbying sei Interessenvertretung. sein. Das Milizsystem der Schweiz hat sich als Dafür brauche es ein etabliertes Bindeglied zwi- Möglichkeit bewährt, viele Fähigkeiten in einem schen Wirtschaft und Politik, genauer zwischen Kleinstaat kostengünstig zu sammeln und eine Verbänden, Genossenschaften, Stiftungen und erhöhte Identität zwischen Regierenden und Vereinen einerseits, Regierungen, Verwaltung und Regierten zu stiften. Es stösst heute aber dort an Parlament andererseits. Grenzen, wo es um den internationalen Steuerwett- bewerb geht, um die Durchsetzung wirtschaftlicher Ausgehend von meinen Erfahrungen im Lobbying Interessen oder um die Regelung juristischer oder habe ich folgendes Verständnis dieses neuen Be- technischer Verfahren. Genau dort setzt das Lobby- tätigungsfeldes entwickelt: Lobbying ist Einflussnah- ing der politischen Akteure, die nicht im Milizsys- me auf politische Entscheidungen, welche das legis- tem organisiert sind an. lative, exekutive oder administrative System treffen, und die tatsächliche oder beabsichtigte Beeinflus- Lobbying aus sich selber heraus verstehen zu lernen, sung durch Einzelne oder Gruppen zum Ziel haben, ist das Ziel der hier vorliegenden Studie. Ich hoffe, ohne durch ein demokratisch gewähltes Amt speziell sie trägt dazu bei, dass eine neue politische Tätigkeit legitimiert zu sein. Diese Einflussnahme erfolgt auch in der Schweiz vermehrt öffentlich wird. Claude Longchamp ist Verwaltungsratspräsident und Vorsitzender der Geschäftsleitung des gfs.bern. Der Politikwissenschafter und Historiker lehrt an den Universitäten Zürich, St. Gallen und Bern und an der Zürcher Hochschule Winterthur. Er hat zahlreiche Publikationen in Buchform, Sammelbänden und wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht.
  • 6. 6 Die Ausgangslage Während Lobbying im angelsächsischen Raum mit den realen Entwicklungen der Einflussnahme weitgehend akzeptiert ist, haftet ihm im kon- auf politische Entscheidungen. Überall, wo Politik tinentaleuropäischen Kontext unverändert ein allgemeinverbindliche Beschlüsse trifft, die wirt- anrüchiger Geschmack an. Pluralistische Demo- schaftliche, gesellschaftliche oder umweltschützeri- kratievorstellungen und die daraus abgeleiteten sche Interessen regeln, steigt die Aufmerksamkeit. Instrumente der Einflussnahme bleiben insbeson- Angesichts der unsicherer gewordenen Entschei- dere in der Schweiz zurück. Über allem steht der dungen nimmt auch die Einflussnahme im Sinne der Volkswille, der nahe beim Allgemeinwohl angesie- Interessenvertretung zu. Dem entspricht, dass delt ist. Entsprechend begegnet die Öffentlichkeit Private, die stark von politischen Entscheidungen Lobbying als Einflussnahme zugunsten partikula- abhängig sind, immer mehr Ressourcen in Public ristischer Interessen mehrheitlich skeptisch. Affairs und politische Kommunikation investieren. Unternehmen, Verbände, PR-Agenturen, Institutio- Der damit verbundene Wunsch, es sollte gar kein nen wie auch NGO professionalisieren ihre politi- Lobbying geben, ist recht verbreitet. Er kontrastiert sche Arbeit immer stärker. Die Zielsetzung Die Studie «Lobbying Survey Switzerland 2011» • Differenzierung der Rollen wurde von Burson & Marsteller Schweiz initiiert, • Standardisierung der Tätigkeiten realisiert wurde sie vom Forschungsinstitut gfs.bern. • Professionalisierung des Lobbyings Sie soll Einblick geben in Wahrnehmungen und • Verknüpfung von Lobbying und Öffentlichkeits- Einstellungen zu Lobbying von relevanten Stake- arbeit holdern aus Politik und Wirtschaft. • Initiierung neuer Politiken Angenommen wurden fünf übergeordnete Trends, Diese fünf Trends wurden mit der vorliegenden welche die Entwicklung des Lobbyings generell, spe- Untersuchung erstmals empirisch geprüft. ziell auch in der Schweiz, kennzeichnen. Es sind dies: Die Auskunftspersonen Für die Studie «Lobbying Survey Switzerland 2011» Die absolute Zahl der Befragten und ihre Auswahl wurden sieben relevante Stakeholdergruppen aus- sind beachtlich. Sie lassen beschränkt quantitative gewählt und befragt: Verallgemeinerungen zu und qualitative Schlüsse und ordinale Rangierungen sind problemlos möglich. • National tätige Unternehmen Als zentrale Ambivalenz in der Beurteilung des Lob- • Politik (nationale und kantonale Politiker) byings untersuchten wir, wo und wie sich Treiber oder • Verwaltung, öffentliche Hand, Kantone Getriebene im Lobbying unterscheiden. • Lobbyisten und Verbände • Subventionsabhängige Branchen Die hier vorliegende Studie sagt nichts über Einstel- • Branchen mit hohem Submissionsanteil bei der lungen der Bevölkerung aus. Sie ist auch nicht breit Akquise genug abgestützt, um die Wahrnehmungen und • Lobbying-Agenturen Meinungen von politischen Akteuren zu erfassen, die keinen direkten Bezug zum Lobbying haben. Über sie bildeten wir die Gesamtheit der zu befra- genden Organisationen. Insgesamt ermittelten wir 638 Adressaten der Befragung, die alle angeschrieben wurden. Mitgemacht haben 143, das sind 22 Prozent.
  • 7. Das Executive Summery 7 • Lobbying soll in erster Linie informierte Entschei- dungen in der Politik ermöglichen. • Von den Beteiligten wird Lobbying mehrheitlich, wenn auch nicht einheitlich positiv beurteilt. • Gutes Lobbying liefert massgeschneiderte Infor- mationen, ist gut kommuniziert und vermittelt der Politik fehlendes Fachwissen. • Transparenz, Anteilnahme und Zuverlässigkeit kennzeichnen gutes Lobbying. • Intensives und erfolgreiches Lobbying wird von Wirtschaftsverbänden, Umweltorganisationen und dem Konsumentenschutz wahrgenommen. • Ein starkes Aufwand-/Ertragsverhältnis attes- tiert man zudem Kantonen und der öffentlichen Verwaltung. • Von den Wirtschaftsbranchen wird vor allem der Pharmabereich mit Lobbying in Verbindung gebracht. • Lobbying in der Schweiz braucht aus Sicht der Beteiligten keine gesetzlichen Grenzziehungen. • Einschränkungen werden bei Parlamentariern als Lobbyisten und bei Ungleichgewichten der Einflussnahme erwartet. • Selbstregulierung im Verhältnis von Lobbying, Parlament und Regierung werden von den Betei- ligten mehrheitlich befürwortet.
  • 8. 8 Ziele des Lobbying Die für das «Lobbying Survey Switzerland 2011» Ziele Lobbying befragten Personen betrachten die Herstellung Nun geht es einen Augenblick um die Ziele von Lobbying. Sie sehen in der Folge verschiedene Ziele, welche Lobbying haben kann. Bitte beurteilen informierter Entscheidungen durch die Politik als Sie bei jedem einzelnen Ziel, für wie legitim Sie ein solches Ziel erachten. wichtigstes Ziel des Lobbying. Es folgen praktisch Bitte beurteilen Sie wieder auf einer Skala von 0 bis 10, wobei 10 aus- gleich auf die Repräsentation von Anliegen ohne gesprochen legitim bedeutet und 0 überhaupt nicht legitim. Mit den Werten dazwischen können Sie Ihre Meinung differenzieren. Stimme, das Bewusstmachen für Ungleichheiten in Mittelwerten und die Einflussnahme auf den politischen Prozess. Herstellen von Informiertheit Stabw.: 1,5 8,9 zur Entscheidungsfindung Lobbying als Machtmittel zur Durchsetzung von Repräsentation von Interessen jeglicher Art wird von den fünf vorge- Stabw.: 2,2 7,7 Anliegen ohne Stimmen legten Zielen eindeutig am wenigsten unterstützt. Damit wird schon auf diesen ersten Blick offen- Bewusstsein schaffen Stabw.: 2,2 7,6 für Benachteiligte sichtlich, wo die Knackpunkte in der Perzeption von Lobbying liegen: Information, Repräsentation, Einflussnahme auf 7,5 Stabw.: 2,6 Sensibilisierung, aber auch Einflussnahme gelten politische Prozesse als breit anerkannte Ziele von Lobbying; für Durchsetzen von Stabw.: 3,2 5 die klassische Machtpolitik gilt das mit sichtbar Interessen jeglicher Art grösseren Abstrichen an der Akzeptanz. © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143) Es ist zudem keineswegs so, dass die Kritik an der Vergleich Ziele Lobbying reinen Machtausübung nur unter Lobbyierten Nun geht es einen Augenblick um die Ziele von Lobbying. Sie sehen in der Folge verschiedene Ziele, welche Lobbying haben kann. Bitte beurteilen ein erhöhtes Gewicht innehat: Faktisch finden Sie bei jedem einzelnen Ziel, für wie legitim Sie ein solches Ziel erachten. wir nämlich in diesem Punkt keinen Unterschied Bitte beurteilen Sie wieder auf einer Skala von 0 bis 10, wobei 10 aus- zwischen Lobbyisten und Lobbyierten – beide hal- gesprochen legitim bedeutet und 0 überhaupt nicht legitim. Mit den Werten dazwischen können Sie Ihre Meinung differenzieren. ten das Durchsetzen von Interessen jeglicher Art in Mittelwerten als sichtbar weniger legitim, als für die Elemente Information, Sensibilisierung und Repräsentation. Einen leichten Unterschied zeigt sich hingegen in Bezug auf die Einflussnahmen auf politische Anliegen ohne Stimme Bewusstsein schaffen Repräsentation von politische Prozesse Einflussnahme auf Prozesse. Hier reagieren Lobbyierte leicht kriti- für Benachteiligte von Interessen Herstellen von Informiertheit scher, was erahnen lässt, dass gerade dieser Punkt Durchsetzen deutlich mehr Sensitivitäten weckt, als wir dies für Information, Sensibilisierung und Repräsentation erkennen. Lobbyisten Lobbyierte © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (Lobbyierte N = 36; Lobbyisten N = 82) Lobbying hat also aus Sicht von Personen, welche mit Lobbying aktiv oder passiv in Kontakt stehen, vier Ziele: Erstens Information, zweitens Repräsen- tation, drittens Sensibilisierung und viertens Einflussnahme. Während die ersten drei sowohl unter Lobbyisten, wie auch Lobbyierten relativ unbestritten sind, gilt letzteres spätestens dann als problematisch, wenn es um das reine Durchsetzen eigener Interessen geht.
  • 9. Wahrgenommenes Lobbying 9 Wahrgenommen wird Lobbying vor allem über Häufigkeit Lobby-Organisationen (1) entsprechende Tätigkeiten der Wirtschaftsver- Uns interessieren auch die im Lobbying tätigen Organisationen. Sie sehen in der Folge eine Liste von Organisationen oder Interessengruppen. Beurteilen bände. Auf den nachfolgenden Plätzen folgen die Sie bitte für jede Organisation/Interessengruppe, ob diese in der Schweiz Umweltorganisationen und die Schutzverbände sehr häufig, häufig, eher häufig, eher selten oder sehr selten lobbyiert. der Konsumenten. In einem beschränkteren Masse in % Befragte gilt das auch für das Lobbying, das via politische Wirtschafts- 71 24 4 1 verbände Parteien erfolgt. Umwelt- 59 32 3 5 1 Organisationen Wahrgenommen wird auch das Lobbying der KonsumentInnen- Kantone, wenn auch der sichtbar erhöhte Anteil Organisationen 34 55 4 7 von Nennungen im Bereich «eher selten» und Politische «sehr selten» als Hinweis dazu dienen kann, dass Parteien 62 24 7 7 Lobbying der Kantone in systematischer und struk- Arbeitnehmer- 47 turierter Form eher ein neues Phänomen ist. In organisationen 36 4 12 1 der Wahrnehmung der Betroffenen hat sich dieses NGO 38 42 7 13 noch wenig etabliert. Alle übrigen ausgetesteten Organisationen werden in ihrer Lobbyingtätigkeit Verbände 39 40 4 16 1 demgegenüber sichtbar weniger wahrgenommen. allgemein Bezeichnenderweise halten die Befragten gerade Public Affairs 35 38 14 11 2 Agenturen bei Kirchen nur schwache Lobbyingtätigkeiten fest, was aufgrund der Jahrtausende alten Tradition Kantone 25 41 3 24 7 eines römisch-katholischen Lobbyings und der sehr häufig eher häufig weiss nicht/keine Antwort Existenz von ursprünglich kirchlich geprägten eher selten sehr selten Parteien durchaus bemerkenswert ist. © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143) Zwischen Lobbyierten und Lobbyisten zeigen sich Häufigkeit Lobby-Organisationen (2) in Bezug auf die wahrgenommene Lobbyingtätig- Uns interessieren auch die im Lobbying tätigen Organisationen. Sie sehen keit nur wenige Unterschiede. Dabei entspricht die in der Folge eine Liste von Organisationen oder Interessengruppen. Beurteilen Akzentsetzung der Lobbyisten weitgehend derje- Sie bitte für jede Organisation/Interessengruppe, ob diese in der Schweiz sehr häufig, häufig, eher häufig, eher selten oder sehr selten lobbyiert. nigen der Lobbyierten. Allerdings differenzieren in % Befragte Lobbyierte weniger. Sie nehmen Lobbying generell Unternehmen 7 48 3 36 6 über Verbände und Firmen tendenziell verstärkt, das Lobbying von Parteien und Konsumentenorga- Medien/ 15 37 31 9 8 nisationen marginal weniger wahr. Verlage JournalistInnen 13 34 8 34 11 Öffentliche 17 29 8 30 16 Verwaltung Bund Kultur- 10 34 10 38 8 Organisationen ExpertInnen 8 27 9 43 13 Think Tanks 4 31 12 45 8 Kirchen 3 14 11 43 29 sehr häufig eher häufig weiss nicht/keine Antwort eher selten sehr selten © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143)
  • 10. 10 Erfolg des Lobbying Wirtschaftsverbände, Umweltorganisationen und Erfolg Lobby-Organisationen (1) Konsumentenorganisationen sind sehr präsent Uns interessieren auch die im Lobbying tätigen Organisationen. Sie sehen in der Folge eine Liste von Organisationen oder Interessengruppen. Beurteilen und offensichtlich auch sehr erfolgreich, wenn es Sie bitte auch für jede Organisation/Interessengruppe, ob diese in der Schweiz um Lobbying geht. Dies zeigt auch die Wahrneh- sehr erfolgreich, eher erfolgreich, eher erfolglos oder sehr erfolglos lobbyiert. mung der Befragten. Ebenfalls als sehr erfolgreich in % Befragte gilt das Lobbying der Kantone – ganz im Gegensatz Wirtschafts- 26 62 6 6 verbände zu dessen Wahrnehmung. Dies kann eine Folge Umwelt- davon sein, dass das Kantonslobbying quantitativ 25 48 7 19 1 Organisationen leicht unterschätzt wird. Das Lobbying der Kirche KonsumentInnen- erscheint nicht nur kaum wahrnehmbar, sondern Organisationen 16 56 6 21 1 gleichzeitig auch am wenigsten erfolgreich. Kantone 24 42 7 26 1 Spannend ist die Erkenntnis, dass es zwischen Politische 9 57 10 23 1 Lobbyisten und Lobbyierten offensichtlich Unter- Parteien schiede in der Wahrnehmung hinsichtlich erfolg- Verbände 3 58 10 27 2 reichen Lobbyings gibt. So erachten Lobbyisten allgemein das Lobbying von Arbeitnehmerorganisationen für Arbeitnehmer- 10 50 8 31 1 erfolgreicher, als Lobbyierte dieses beurteilen. Das organisationen effektivste Aufwand-/Ertragsverhältnis wird den NGO 13 41 11 33 2 Wirtschaftsverbänden, aber auch den Kantonen und der öffentlichen Verwaltung zugeschrieben. Öffentliche 12 41 14 27 6 Verwaltung Bund In Bezug auf die wahrgenommenen Aktivitäten schneiden sie am besten ab. Am schlechtesten be- sehr erfolgreich eher erfolgreich weiss nicht/keine Antwort eher erfolglos sehr erfolglos urteilt werden die Denkfabriken: Bei ihnen stehen © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143) wahrgenommener Aufwand und Ertrag in einem negativen Verhältnis. Es ist allerdings auch nicht die vordringliche Aufgabe von Think Tanks, selber Erfolg Lobby-Organisationen (2) Uns interessieren auch die im Lobbying tätigen Organisationen. Sie sehen zu lobbyieren. in der Folge eine Liste von Organisationen oder Interessengruppen. Beurteilen Sie bitte auch für jede Organisation/Interessengruppe, ob diese in der Schweiz sehr erfolgreich, eher erfolgreich, eher erfolglos oder sehr erfolglos lobbyiert. Bezogen auf einzelne Branchen nimmt man ins- in % Befragte besondere das Lobbying der Pharma-Industrie, der Public Affairs 2 4 Landwirtschaft und der Banken wahr. Als beson- Agenturen 48 20 26 ders aufwand- und ertragsoptimiert gilt das Lob- Unternehmen 3 44 12 43 3 bying der chemischen Industrie. Defizite werden vor allem bei der Energiewirtschaft bekundet. Medien/ 7 35 34 14 10 Verlage Kultur- 3 32 12 43 10 Organisationen JournalistInnen 11 22 17 41 9 ExpertInnen 6 27 16 44 7 Think Tanks 1 15 18 52 14 Kirchen 2 13 15 43 27 sehr erfolgreich eher erfolgreich weiss nicht/keine Antwort eher erfolglos sehr erfolglos © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143)
  • 11. Bild des Lobbying 11 9 Erfreulich ist, dass sämtliche befragten Personen Bild vom Lobbying – alles Direktbeteiligte – ein insgesamt eher Ganz spontan. Was haben Sie für ein Bild vom Lobbying in der Schweiz? Antworten Sie bitte auf einer Skala von 0–10. 10 bedeutet dabei, Sie haben positives Bild vom Lobbying in der Schweiz haben. ein ausgesprochen positives Bild, 0 bedeutet dabei, Sie haben ein aus- Allerdings hängt die Beurteilung davon ab, ob man gesprochen negatives Bild. Mit den Werten dazwischen können Sie Ihre Lobbyist oder Lobbyierter ist. Beide Gruppen zeigen Meinung differenzieren. die gleichen mehrheitlichen Beurteilungen, wenn in % Befragte auch in unterschiedlich starkem Masse. Die Lobby- weiss nicht/ keine Antwort isten selber haben ein erkennbar positiveres Bild von ihrer Arbeit als die Empfänger von Lobbying. 4 Es ist keine grosse Überraschung, dass die Kritik an erlebtem Lobbying eher auf der Empfänger- als auf 30 negatives Bild der Erbringerseite geäussert wird. Das zeigt einmal mehr auf, wie zentral geeignete Sensitivitäten 53 positives Bild gegenüber den Lobbyierten sind. In der Ausgestaltung des Bildes sieht man, dass 13 das Lobbying dem politischen System angepasst ist. weder noch Es ist komplementär zum Milizsystem, indem über Informationsvermittlung legitime Interessenver- © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143) tretung betrieben wird, die Prozessführung jedoch der Politik überlassen wird. Damit richtet sich positives Lobbying auch stark an der vorgängig Vergleich Bild vom Lobbying Ganz spontan. Was haben Sie für ein Bild vom Lobbying in der Schweiz? formulierten Zielsicht auf das Lobbying aus. Antworten Sie bitte auf einer Skala von 0–10. 10 bedeutet dabei, Sie haben Einflussnahme und noch stärker Machtausübung ein ausgesprochen positives Bild, 0 bedeutet dabei, Sie haben ein aus- steht sichtbar hinter Informationsvermittlung als gesprochen negatives Bild. Mit den Werten dazwischen können Sie Ihre Meinung differenzieren. wahrgenommener Königsdisziplin eines guten in % Befragte Lobbying zurück. Bei der minderheitlichen Gruppe mit negativem Bild auf Schweizer Lobbying kommen vor allem die personellen Schwächen zum Tragen: Sie be- klagen sich zu allererst über die Schwächen von Lobbyisten – insbesondere in fachlicher und handwerklicher Hinsicht. Erst an zweiter Stelle kommen die vorgängigen systemischen Elemente wie etwa ungebührliche Einflussnahme. Diese Rangierung ist ausgesprochen bemerkenswert: Offenbar bestehen im Lobbying in der Schweiz, wenn überhaupt, an erster Stelle individuelle Lobbyierte Lobbyisten Schwächen der Lobbyisten. Erst an zweiter Stelle positives Bild weder noch negatives Bild werden systemische Kritikelemente genannt. weiss nicht/keine Antwort © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (Lobbyierte N = 36; Lobbyisten N = 82), sig.
  • 12. 12 Was gutes Lobbying ausmacht Die Befragten waren sich einig: gutes Lobbying Stichworte gutes Lobbying zeichnet sich erstens durch adäquate Informati- In der Folge sehen Sie einige Stichworte, die man im Zusammenhang mit gutem Lobbying immer wieder hören kann. Überlegen Sie sich bitte, wie onsvermittlung in politischen Entscheidungen, wichtig die jeweiligen Stichworte aus Ihrer Sicht für ein gutes Lobbying sind. zweitens durch ein spezifisches Instrumentarium Antworten Sie bitte wieder auf einer Skala von 0 bis 10. 10 bedeutet dabei der Einflussmassnahme und drittens durch Trans- absolut zentral für gutes Lobbying, 0 bedeutet dabei absolut unwichtig für gutes Lobbying. Mit den Werten dazwischen können Sie ihre Meinung parenz aus. erneut differenzieren? in Mittelwerten Schlechtes Lobbying liegt dann vor, wenn die Infor- massgeschneiderte Stabw.: 1,6 8,5 mationsvermittlung mangelhaft ist oder wenn die Informationen vermitteln Schattenseiten des Lobbying überwiegen. Zentral gute Kommunikation für schlechtes Lobbying ist auch eine Überzeich- Stabw.: 1,6 8,5 nung des eigenen Interesses. Lobbyierte stimmen mit dem weitgehend überein, betonen aber deutli- Fachwissen beschaffen Stabw.: 1,8 8,5 cher die hohe Bedeutung der persönlichen Kom- Kenntnis des pol. Prozess petenzen von Lobbyisten. Diese Grundhaltung von Stabw.: 2,2 7,9 einbringen Lobbying zwischen Informationsvermittlung und Einflussnahme aufgrund Partikularinteressen defi- Einfluss nehmen Stabw.: 2,3 7,7 niert in einem zweiten Schritt auch die Bewertung aller aus Lobbyingsicht relevanten Stossrichtungen. nötige Legitimation Stabw.: 2,2 7,6 verschaffen Die zentralen Stichworte für gutes Lobbying sind die nötige Mehrheit Stabw.: 2,2 7,5 massgeschneiderte Information, die gute Vermitt- verschaffen lung und die Fokussierung auf das Fachwissen, das Unterstützung Sympathisant- in der Politik fehlt. Damit steht auch in Bezug auf Innen beschaffen Stabw.: 2,0 7,3 mögliche Lobbying-Stossrichtungen die Informati- onstätigkeit als Kernelement eines guten Lobbyings pers. Netzwerke einbringen Stabw.: 2,1 7,3 im Vordergrund. pol. Prozesse auslösen Stabw.: 2,1 7,2 Hinzu kommt die Prozessorientierung, also die Steuerung von politischen Entscheidungen im zeit- Öffentlichkeit herstellen Stabw.: 2,2 7,1 lichen Verlauf. Sie wird praktisch deckungsgleich mit Einflussnahme bewertet. Ihr Ziel ist es, die fixfertige Argumentation Stabw.: 2,4 6,6 Mehrheitsfähigkeit von Forderungen zu schaffen erstellen oder sicherzustellen. Finanzen beschaffen Stabw.: 2,8 5,5 Alle anderen Dienstleistungen des Lobbyings © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143) werden weniger deutlich einer guten Praxis zuge- schrieben. Insbesondere das Lobbying um finan- zielle Mittel, wird von den Befragten weniger mit gutem Lobbying in Verbindung gebracht, als dies für alle anderen Elemente zu beobachten ist. Da aber gerade Lobbying für finanzielle Ressourcen in der Schweiz einen nicht unerheblichen Anteil hat, zeigen sich hier doch Hinweise darauf, in welchem Bereich ungebührliche Einflussnahme angesiedelt wird. Die Einflussnahme in Bezug auf finanzielle Ressourcen scheint nicht unbestritten zu sein.
  • 13. Stilfragen Lobbying 13 Transparenz in den Absichten, Anteilnahme für die Stichworte Stilfragen Lobbying Sache und Zuverlässigkeit in der Aktion sind die In der Folge sehen Sie einige Stichworte, die man im Zusammenhang mit Stilfragen im Lobbying immer wieder hören kann. Überlegen Sie sich wichtigsten Eigenschaften des Lobbyings in Stil- bitte, wie wichtig die jeweiligen Stichworte aus Ihrer Sicht für ein gutes fragen. Darüber hinaus werden Innovation, Respekt Lobbying sind. Antworten Sie bitte wieder auf einer Skala von 0 bis 10. und Instinkt als positive Eigenschaften des Lobby- 10 bedeutet dabei absolut zentral für gutes Lobbying, 0 bedeutet dabei absolut unwichtig für gutes Lobbying. Mit den Werten dazwischen ings herausgestrichen. können Sie Ihre Meinung erneut differenzieren. in Mittelwerten Für die Schweiz charakteristisch ist, dass Lobbying Transparenz Stabw.: 1,8 8,6 in der Nähe der politischen Kommunikation an- gesiedelt ist. Die Prozessbegleitung ist nur sekun- Empathie där eine Begründung. Ursachen hierfür sind die Stabw.: 1,6 8,4 Übersichtlichkeit der politischen Entscheidungen einerseits, die fachliche Schwäche des Milizsystems Zuverlässigkeit Stabw.: 1,7 8,4 anderseits. Respekt/ Stabw.: 1,9 7,9 Kompromissfähigkeit Im Gegensatz zu den leichten Differenzen in Bezug auf Zielsetzung und Stossrichtung, findet sich in Innovation/Kreativität Stabw.: 1,7 7,8 Bezug auf Stilfragen zwischen Lobbyisten und Lob- byierten absoluter Konsens. Politischer Instinkt Stabw.: 1,8 7,8 Dienstleistungs- Stabw.: 2,1 7,7 orientierung Zurückhaltung Stabw.: 2,0 7,5 Durchsetzungsfähigkeit Stabw.: 1,9 7,1 Charisma Stabw.: 2,2 6,8 © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143) Vergleich Stichworte Stilfragen Lobbying In der Folge sehen Sie einige Stichworte, die man im Zusammenhang mit Stilfragen im Lobbying immer wieder hören kann. Überlegen Sie sich bitte, wie wichtig die jeweiligen Stichworte aus Ihrer Sicht für ein gutes Lobbying sind. Antworten Sie bitte wieder auf einer Skala von 0 bis 10. 10 bedeutet dabei absolut zentral für gutes Lobbying, 0 bedeutet dabei absolut unwichtig für gutes Lobbying. Mit den Werten dazwischen können Sie Ihre Meinung erneut differenzieren. in Mittelwerten Innovation/Kreativität Kompromissfähigkeit Politischer Instinkt Dienstleistungs- Durchsetzungs- Zuverlässigkeit Zurückhaltung orientierung Transparenz Empathie Charisma fähigkeit Respekt/ Lobbyisten Lobbyierte © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (Lobbyierte n = 36; Lobbyisten n = 82)
  • 14. 14 Grenzen des Lobbying Der Stand des Lobbyings in der Schweiz ist wach- Zukünftige Grenzen für Lobbying send. Die Betroffenen beurteilen die Situation aber Zum Schluss werfen wir noch einen Blick in die zukünftigen Herausforderun- gen von Lobbying. In der Schweiz gibt es in letzter Zeit eine Diskussion über mehrheitlich so, dass keine gesetzgeberischen Sinn und Zweck von Lobbying, insbesondere auch über mögliche Grenzen von Aktivitäten nötig seien. Lobbying. Was ist ihr genereller Eindruck, müssen dem aktuellen Lobbying in der Schweiz in Zukunft zusätzliche Grenzen gesetzt werden? Die Befragten schliessen damit an den mehrheit- in % Befragte weiss nicht/ lich als zufriedenstellend beurteilten Status Quo keine Antwort und die Tatsache an, dass negatives Lobbying in der Schweiz mehr eine individuelle als eine systemi- 13 Ja 24 sche Ursache hat. In der Folge erscheinen struktu- relle Eingriffe nur für Minderheiten opportun. Bezeichnenderweise wird diese Ansicht auch mehr- heitlich von den Lobbyierten geteilt. Offensichtlich führt auch die Empfängersicht von Lobbying nicht zu einem mehrheitlichen Ruf nach mehr Regulie- rung. Dass dies unter Lobbyisten noch weniger 63 Konsens auslöst, vermag nicht weiter zu erstaunen, Nein mag aber auch als Hinweis dafür dienen, dass es in © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143) der Branche selber keine Tendenz zur verstärkten Selbstregulierung gibt. Vergleich zukünftige Grenzen für Lobbying Zum Schluss werfen wir noch einen Blick in die zukünftigen Herausforderun- Immerhin: Wo Grenzen erwartet werden, schliesst gen von Lobbying. In der Schweiz gibt es in letzter Zeit eine Diskussion über sich damit auch der Bogen zur Kritik an Einfluss- Sinn und Zweck von Lobbying, insbesondere auch über mögliche Grenzen von Lobbying. Was ist ihr genereller Eindruck, müssen dem aktuellen nahme oder Machtausübung. Dort werden Gren- Lobbying in der Schweiz in Zukunft zusätzliche Grenzen gesetzt werden? zen am stärksten gefordert, während die Themen in % Befragte Intransparenz oder Parlamentarier als Lobbyisten demgegenüber ein deutlich kleineres Gewicht haben. Gleichzeitig sehen Personen, welche Regulie- rung fordern, in diesem Zusammenhang auch die Grenzen von Selbstregulierung: Grossmehrheitlich gefordert wird eine Regulierung per Gesetz, nur marginal eine durch die Lobbyisten selber. Wenn also Regulierungen gefordert werden, dann wird hauptsächlich der Gesetzgeber in die Pflicht genommen – Mehrheiten sowohl der Lobbyisten Lobbyierte Lobbyisten wie auch der Lobbyierten sehen hierzu aber keinen Bedarf. Direkt auf einzelne Weiterentwicklungen Ja Nein weiss nicht/keine Antwort im Umgang mit Lobbying angesprochen, finden © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (Lobbyierte N = 36; Lobbyisten N = 82), sig. sich für einzelne Forderungen unabhängig vom generellen Wunsch nach Regulierung durchaus Mehrheiten.
  • 15. Aktuelle Diskussion 15 Unsere Auskunftspersonen sind mehrheitlich der Aussagen aktuelle Diskussion Meinung, dass die ParlamentarierInnen ihre Inter- Sie finden nun als letzte Frage verschiedene Aussagen, welche man in der aktuellen Diskussion zur Zukunft des Lobbying in der Schweiz immer wieder essenbindungen öffentlich machen sollten. Lob- hören kann. Bitte beurteilen Sie zu jeder Aussage einzeln, ob Sie damit voll byisten wiederum müssten sich beim Parlament einverstanden, eher einverstanden, eher nicht einverstanden oder überhaupt akkreditieren lassen. Die Finanzierung politischer nicht einverstanden sind? Parteien müsste transparent werden. Lobbying Parlamentarier in % Befragte wiederum bräuchte ein Qualitätslabel, das die Ein- Interessenbindung 26 68 62 24 62 3 3 6 öffentlich machen haltung ethischer Berufsnormen dokumentieren soll. Knapp mehrheitlich ist man der Ansicht, dass offizielle Akkredi- es eine Karenzfrist geben sollte, die Exekutivmit- tierung Lobbyisten 25 46 48 22 3 7 19 19 10 glieder einhalten müssten, bevor sie Lobbymanda- te übernehmen. Finanzierungs- transparenz 16 38 56 22 2 16 6 21 22 der Parteien Dissens besteht darüber, ob die Lobbyisten ihre Budgets offenlegen müssen. Die Lobbyierten be- Qualitätslabel für fürworten das mehrheitlich, die Lobbyisten lehnen Lobbying 24 26 34 42 6 7 17 26 17 es mehrheitlich ab. Einhellig besteht die Meinung, dass Transparenzpflichten nicht soweit führen Karenzfrist für dürfen, dass die parlamentarische Einflussnahme abgetret. Regie- 9 23 27 57 4 23 10 23 23 rungsmitglieder via öffentliche Hearings erfolgen muss. Lobbying-Organi- 3 Zwischen Lobbyisten und Lobbyierten findet sich sation müssen 23 20 58 5 18 10 27 34 Budget offen legen in Bezug auf diese Forderungen relativ weitgehen- der Konsens mit zwei sichtbaren Unterschieden: öffentliche 15 24 50 2 27 32 31 Erstens fordern Lobbyierte sichtbar stärker eine Hearings 10 8 offizielle Akkreditierung, während Lobbyisten dies voll einverstanden eher einverstanden weiss nicht/keine Antwort sichtbar weniger in den Vordergrund stellen, sich eher nicht einverstanden überhaupt nicht einverstanden aber nicht grundsätzlich dagegen verschliessen. © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (N = 143) Zweitens stellen sich Lobbyisten mehrheitlich gegen eine Offenlegung ihrer Budgets, während Vergleich Aussagen aktuelle Diskussion – voll/eher einverstanden Lobbyierte hierzu ein knapp mehrheitliches Inter- Sie finden nun als letzte Frage verschiedene Aussagen, welche man in der aktuellen Diskussion zur Zukunft des Lobbying in der Schweiz immer wieder esse anmelden. hören kann. Bitte beurteilen Sie zu jeder Aussage einzeln, ob Sie damit voll einverstanden, eher einverstanden, eher nicht einverstanden oder überhaupt nicht einverstanden sind? in % Befragte, welche mit den Aussagen voll/eher einverstanden sind bindung öffentlich machen Qualitätslabel für Lobbying Parlamentarier Interessen- Finanzierungstransparent Karenzfrist für abgetret. offizielle Akkreditierung Lobbying-Organisatio- Regierungsmitglieder öffentliche Hearings nen müssen Budget der Parteien offen legen Lobbyisten Lobbyisten Lobbyierte © gfs.bern, Lobbying Survey 2011, April/Mai 2011 (Lobbyierte N = 36; Lobbyisten N = 82)
  • 16. 16 Effektives Lobbying: Ein Vergleich mit Europa Burson-Marsteller führt seit mehreren Jahren eine • «Backup political arguments»: «Massgeschneider- vergleichbare Studienserie im europäischen Um- te Informationen vermitteln» sowie «Herstellen feld durch (letztmals aufdatiert 2009). Auch wenn von Informiertheit zur Entscheidungsfindung» die Fragen aufgrund kulturell unterschiedlicher gilt in der Schweiz als wichtigstes Element von Einbettung von Lobbying in der Schweizer Befra- gutem Lobbying und ist von allen Zielen und gung leicht anders formuliert wurden, lassen sich Massnahmen am wenigsten umstritten. doch interpretativ Vergleiche anstellen. Burson- Marsteller hält in der europäischen Studie zwölf • «Mobilise people to act»: Auch in der Schweiz Kernelemente von erfolgreichem Lobbying fest, die hat Einflussnahme auf Entscheidprozesse durch einige zentrale Anknüpfungspunkte zur Lobbying ein sichtbares Gewicht und ist durchaus Schweizer Studie bietet. als Ziel nicht grundsätzlich bestritten. Auch in der Schweiz darf Lobbying damit eine einflussneh- • «Be transparent about your interests» /«Be pre- mende Funktion ausüben. Grenzen überschritten pared to compromise»: Dieser Bezug gilt integral werden allerdings, wenn Eigeninteressen über auch für Lobbying in der Schweiz. Es wird nicht Kompromissfindung gesetzt werden, während nur Transparenz im Alltag gefordert, auch die mehr- auch beim Lobbying um finanzielle Ressourcen heitsfähigen Argumente rund um Akkreditierung kleine Fragezeichen gesetzt werden. sowie Mandats- und Finanzierungsoffenlegung zielen in diese Richtung. Gleiches gilt auf margi- Kurz: Lobbying in der Schweiz und in der EU zeigen nal tieferem Niveau in Bezug auf Kompromiss- vergleichbare Symptomatiken. Es entwickelt sich fähigkeit, welche von den Befragten in der Schweiz aber in verschiedenen Kulturen und aufgrund un- nicht nur direkt eingefordert wird, sondern sich terschiedlicher politischer Systeme. Generell kann indirekt auch daran zeigt, dass reine Machtpolitik man davon ausgehen, dass die Trends in der EU sichtbar weniger akzeptiert wird. früher einsetzen, deutlicher ausgeprägt sind, mehr Wirksamkeit zeigen – und daher wohl auch frü- • «Be part of the thinking process»: Zum richtigen her systematisiert wie auch reguliert werden. Die Zeitpunkt mit Lobbying-Aktivitäten ansetzen, Schweiz vollzieht diese Entwicklungen nach. ist auch in der Schweiz sowohl auf der Ziel- wie auch auf der Stil-Ebene ein zentrales Thema. Teil des Entscheidungsprozesses sein, bedeutet aber auch ein Sensorium für angebrachte und 12 Top Tips for effective lobbying in Brussels unangebrachte Momente im Lobbying zu haben: Know Aufdringliches oder manipulatives Lobbying ist Understand the wide wesentlicher Bestandteil von schlechtem Lobbying. Be transparent Be part of the the legislative range of people about your thinking process and you need to interests process its technicalities talk to • «Understand the legislative process and its Identify technicalities»: Weitgehende Kenntnisse zum ultimate audience and politischen System und insbesondere in Bezug Back up political set realistic Mobilise people auf die besonderen Aspekte eines Miliz-Systems Think politically arguments objectives to act stehen auch in der Schweiz im Zentrum. Politi- scher Instinkt und Kenntnisse des politischen Use all relevant Recognise Systems werden sichtbar vorausgesetzt, während channels of and respect Be prepared to Be creative and communication Europe’s diversity compromise memorable unsystematisches Lobbying als Schwäche gilt.
  • 17. Ausblick: Lobbying in der Schweiz wohin? 17 Die Umfrageergebnisse lassen den Schluss zu, bekannt war und durch diese legitimiert ist. Ge- dass es mindestens fünf Trends gibt, die man in regelt werden muss hier nicht die Einflussnahme Sachen Lobbying in der Schweiz beobachten und durch das Lobbying, sondern die Abkömmlichkeit damit auch analysieren kann. Weiter legt unsere und ihre Vergütung. Untersuchung in dieser Sache einen sechsten nahe. Konkret geht es um die Differenzierung der poli- • Standardisierung: Angesichts des wachsenden tischen Rollen, aus der das Lobbying erst entsteht, Trends zum Lobbying, aber auch der internationa- um Standardisierung der Tätigkeiten im Lobbying, len Verflechtungen, die damit verbunden sind, er- um die Professionalisierung der Ausbildung und des scheinen Standardisierung sehr wohl angebracht. Verhaltens von Lobbyisten, um Steuerung politischer Sie sollen festlegen, wo die ethischen, politischen Entscheidungen und um die Genese und Beglei- und damit auch normativen Grenzen des Lobby- tung ganz neuer Politikzyklen. Der sechste Trend ings sind. Ein liberaler Staat sollte in erster Linie betrifft die Durchmischung von Innen und Aussen auf Selbstregulierungen der Lobbyisten setzen, im politischen Mehrebenensystem. Hier geht es uns die durch eine kritische Diskussion in der Öffent- noch darum, die Ergebnisse aus der Sicht des Lobby- lichkeit mit Experten und Popularmeinungen be- ings selber in einem grösseren Zusammenhang zu gleitet sein soll. Eine solche gibt es in der Schweiz würdigen und darum, gezielt Empfehlungen für die spätestens seit den 80er-Jahren des 20. Jahr- Entwicklung der neuen politischen Tätigkeit ableiten hunderts. Dahingegen hinkt die Entwicklung von zu können. Codices zur guten und schlechten Praxis sowie zur legitimen und illegitimen Einflussnahme gerade • Differenzierung: Die Beobachtungen zur Differen- auch im internationalen oder europäischen Ver- zierung politischer Rollen sind unseres Erachtens gleich hinterher. Hier sollte der politische Druck typisch schweizerisch, für diesen Kontext aber erhöht werden. Hier hat auch die Wissenschaft entscheidend. Sie haben viel mit dem Milizsystem die Aufgabe, Empfehlungen zu formulieren, die zu tun. Auf exekutiver Ebene hat dieses national sich an ausländischen Erfahrungen ausrichten. keine Bedeutung mehr, kantonal ist dies fast eben Die Spitzenvertreter des Lobbyings haben durch- so. Ganz anders bewertet man in der Schweiz die aus ein Interesse, dass ihre Tätigkeit in geregelten Parlamentsarbeit. Das Milizparlament gilt nach Bahnen stattfindet, denn nicht selten kommt es wie vor als Massstab. Es ist aber weitgehend zur zu Verstössen, wenn sich Aussenseiter ohne Ver- Fiktion geworden, wie neueste politikwissen- lustrisiko mit neuen und aggressiven Methoden schaftliche Untersuchungen zeigen. Demnach ist ins Lobbying-Geschäft bewegen. Hier geht es in das Mandat als Ständerat insbesondere wegen erster Linie darum, die Tätigkeit des Lobbyings den Kommissionsmitgliedschaften im Schnitt korruptionsresistent zu machen, da hier eine der ein Amt, das man zu 80 Prozent ausübt, während wichtigsten Angriffsflächen liegt. jenes im Nationalrat 60 Prozent eines Berufspen- sums in Anspruch nimmt. Dies hat zur Folge, dass • Professionalisierung: Auch die Professionalisie- der durchschnittliche Parlamentarier auf Bundes- rung des Lobbyings hat in den letzten Jahren ebene während seiner Amtszeit kaum mehr einer im Ausland rasant zugenommen, kennt in der geregelten beruflichen Arbeit nachgehen kann. Schweiz aber keinen entsprechenden Stand. Das schliesst Versuchungen nicht aus, das Wissen, In den USA gibt es spezialisierte Lehrgänge für das man als Parlamentarier erworben hat als Lob- zukünftige Lobbyisten und auch in einzelnen byist einzubringen. Es sollte vordringlich ausge- europäischen Staaten ist man dazu übergegan- schlossen werden, beispielsweise mit Ausstands- gen, solche Ausbildungswege ganz bewusst zu pflichten und Transparenzgeboten, dass sich schaffen. Ziel ist es, dass spezifische Wissen der öffentliche und private Interessen im potenziellen Profession zu erhöhen, ihre Mitglieder einheitli- Konfliktbereich befinden. Weniger dramatisch cher zu schulen und damit einen Beitrag auch zur beurteilen wir die Situation, wenn Stadtpräside- Selbstreflexion zu leisten. Davon findet man in der nen oder Regierungsräte im nationalen Parlament Schweiz noch wenig. Das VMI an der Universität Einsitz nehmen, solange dies bei der Volkswahl Freiburg bietet ein solches Modul im Rahmen der
  • 18. 18 Managementausbildung für Non-Profit-Organi- Entdeckung dieser Studie, wonach Regierungen, sationen an. Auch einige Kurse an Fachhochschu- Verwaltungen, ja auch das Parlament selber len, meist im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, Lobbying betreiben. Die Diskussion hierzu ist noch nehmen gewisse Fragestellung auf. Eine syste- weitgehend unterentwickelt. Sie müsste aber die matische Ausbildung garantiert dies jedoch noch obigen Punkte aus einer neuen Perspektive klären, nicht. In der vorliegenden Studie wird die damit etwa zu folgenden Themen: Wie weit dürfen verbundene Problematik mehrfach thematisiert; Instrumente des Lobbyings, die für Verbände namentlich wird bei den Lobbyierten die Qualität sinnvoll sind auch für Verwaltungsabteilungen der Lobbyisten und Lobbyistinnen beklagt. zulässig sein, wenn es etwa um Budgets geht? Wie weit ist es legitim, dass Verwaltungen direkt • Lobbying zwischen Intervention und Steuerung: oder indirekten bei der Informationsvermittlung Die Verständnisse des Lobbyings als eine norma- durch Bürger-Aufklärung oder in der Beeinflus- le politische Tätigkeit, die gezielt Informationen sung politischer Entscheidungen aktiv sind? Und: vermittelt, Beziehungen pflegt sowie gezielt Wo sind Einheiten des Service Public einzuordnen, Zustimmung verschafft und damit hilft, formali- wenn sie ihrerseits durch politische Regulierung sierte politische Entscheidungen zu legitimieren, betroffen werden, handle es sich nun um Univer- wird mit solchen Veränderungen zunehmen und sitäten, Spitäler oder öffentlichrechtliche Sender? die Kritik des heimlichen Machtmissbrauches, der Nach der vorliegenden Studie zeigt sich, dass der undurchsichtigen Finanzierungen zurück drängen. Einsatz des Lobbyings hier wahrgenommen und Zu erwarten ist auch, dass sich damit das vorherr- sogar mit einem guten Aufwand/Ertrag-Koeffizien- schende Bild des Lobbyings ändert, dass durch ten benotet wird, während das öffentliche Be- die politische Intervention aufgrund rücksichts- wusstsein dazu noch unterentwickelt ist oder nur loser Interessendurchsetzung geprägt ist. Diese mittels hochgeschaukelter Skandalisierungen Sicht auf die Dinge ist zwar nicht ganz obsolet, wachgerüttelt wird. engt aber die Perspektive unzulässig ein. Denn politische Entscheidungen sind heute weitgehend • Lobbying als Motor der Politik: Als sechster und prozesshaft, womit eine Intervention häufig nicht letzter Trend lässt sich die Initiativ-Funktion in mehr genügt. Vielmehr sind Akteure, die mehr politischen Prozessen ausmachen. Wie spätestens als nur punktuell von der Politik abhängig sind, die von Al Gore lancierte Diskussion über die geneigt, politische Entscheidungen zu steuern Klimaerwärmung zeigt, finden solche globalen und dafür in- oder ausserhalb ihren Organisationen Initiierungs- und Thematisierungsprozesse sehr Strukturen zu etablieren, die es ihnen erlauben, wohl statt und sie bedienen sich in ausserordent- im konkreten Fall operatives Lobbying organi- lich starkem Masse spezieller Instrumente des sationsvermittelt vorzubereiten, durchzuführen Lobbyings. Seit den 90er-Jahren gehörten Denkfa- und zu evaluieren. Damit ändert sich auch das briken ausdrücklich hierzu. Sie wirken als Binde- Verständnis des Lobbyings, das nicht mehr eine glieder zwischen der Wissenschaft und der Politik, Einwegkommunikation von Interessengruppen welche sie sachlich bereichern, dies aber in einer zu Behörden ist, sondern in eigentliche bargainig- Form machen, die politisch auch relevant werden Prozesse zwischen staatlichen und nichtstaatli- kann. Im weitesten Sinne gehört auch dies zum chen Akteuren übergeht. Empfehlenswert er- zeitgenössischen Lobbying, selbst wenn es in der scheint es, sich dieser strukturellen Beziehungen Schweiz erst in den Anfängen steckt. Think Tanks im Lobbying öffentlich bewusster zu werden, haben hierzulande noch kaum Tradition, doch ha- aber auch unter den Lobbyisten und Lobbyierten ben ihre ersten Vertreter die Politik schon einige vermehrt von einer solchen Zukunftsperspektive Male in Bewegung versetzt. Ein Beispiel dafür ist auszugehen. Der wichtigste Punkt darin besteht Avenir Suisse mit ihrer kritischen Diskussion zum im Gleichgewicht der Interessenartikulation. Das Föderalismus resp. zur Etablierung funktionaler zeigt auch die vorliegende Studie, denn ohne Räume, welche den wirtschaftlichen Gegebenhei- diese verliert Lobbying seine primär instrumentel- ten besser entsprechen als die historisch gewach- le Ausrichtung und wird zum Element der partei- senen politischen Grenzen. Zu empfehlen ist hier, oder verbandspolitischen Interessendurchdrin- dass solche Bestrebungen gefördert werden, nicht gung staatlicher Entscheidungen. zuletzt um die pluralistische Interessenartikulati- on zu beleben. Denn Lobbying, das einseitig ver- • Lobbying durch Interessenverbände und Behör- teilt ist, kann politische Entscheidungen ebenso den: Damit verbunden ist auch die eigentliche einseitig beeinflussen.
  • 19. Bilanz 19 Unsere Perspektive, die mit dieser Pilotstudie vermehrt verlangt werden und der Bedarf an gereift ist, kann recht einfach zusammengefasst Professionalisierung zunehmen wird, nicht zuletzt werden: Lobbying hat sich in der Schweiz seit wenn die Schweiz beim Milizsystem für das Par- 20 Jahren etabliert. Es greift teilweise auf ältere lament bleiben sollte. Die hiermit abgeschlossene Verfahren zurück, die es in der Schweiz mit der Pilotstudie will auf diese generelle Entwicklung Kleinheit und Begrenztheit der Ressourcen schon aufmerksam machen. Sie will Trends benennen, lange gegeben hat. Lobbying ist in erheblichem die es weiter zu verfolgen gilt. Und sie will zu Masse im Aufschwung und dieser Aufschwung soll mehr Reflexion, ja Selbstreflexion anregen. Denn in geregelte Bahnen gelenkt werden. Lobbying ist die Selbstbeobachtung zur Selbstkritik zeichnet an sich weder gut noch schlecht. Es ist ein politi- die liberale Öffentlichkeit der Moderne aus. Es sches Instrument der Interessenvermittlung. ist erstaunlich, dass die liberalen Gedanken zu Wichtig ist, dass diese pluralistisch erfolgt und Wirtschaft, Gesellschaft und Politik gerade in der nicht einseitig. Wer davon ausgeht, rechnet auch Schweiz bisher so wenig reflektiert und in entspre- damit, dass sich politische Rollen weiter diffe- chende Praxen umgesetzt wurden. Mehr davon, renzieren, Standardisierungen von Tätigkeiten wäre mehr für alle! Ihr Team bei Ihr Team bei Burson-Marsteller gfs.bern Claude Longchamp Urs Rellstab Verwaltungsratspräsident und CEO Vorsitzender der Geschäftsleitung Marie-Louise Baumann Urs Bieri Senior Advisor Senior-Projektleiter Theo Zijdenbos Stefan Agosti Practice Leader Public Affairs Projektleiter Tony Burgener Jonas Philippe Kocher Leiter Burson-Marsteller Genf Wissenschaftlicher Mitarbeiter Gabi Badertscher Stephan Tschöpe Senior Consultant Wissenschaftlicher Mitarbeiter Curdin Mark Andreas Stettler Senior Consultant Web-Solutions
  • 20. gfs.bern Burson-Marsteller gfs.bern hat sich im Bereich der Sozialforschung Burson-Marsteller ist eines der führenden Unter- langfristig zwei Kernbereiche erarbeitet: die nehmen für Public Relations und Kommunikations- Politik- und die Kommunikationsforschung. Auf- beratung in der Schweiz mit Niederlassungen in grund unserer Kenntnisse der politischen Arena Zürich, Bern und Genf. Wir bieten mit rund 60 Mit- und Meinungsbildungsprozessen rund um Themen arbeiterinnen und Mitarbeitern Dienstleistungen und Issues haben wir ein systematisches Verständ- in den Bereichen Unternehmenskommunikation, nis für öffentliche Meinung entwickelt und das Financial Communications, Public Affairs, Health Prozesswissen darüber vertieft. Wir verbinden Care und Science Communications, Media Relations Umfragen bei internen und externen Zielgruppen sowie in crossmedialer Kommunikationsgestaltung und Inhaltsanalysen der Medien und leisten damit an. Unsere spezialisierten Beraterteams kennen einen evidenzbasierten Beitrag für die Strategie- die vielfältige wirtschaftliche, politische, mediale findung und das Kommunikations-Controlling. und gesellschaftliche Landkarte der Schweiz. Da- rüber hinaus verfügen wir über ein erstklassiges www.gfsbern.ch Beziehungsnetz zu Entscheidungsträgern, Vor- bereitern und Meinungsbildnern. www.b-m.ch Kommunikationsberatung Public Relations BPRA • Crossmedia Burson-Marsteller AG Burson-Marsteller SA Burson-Marsteller AG www.bm.com Konsumstrasse 20 18, bd des Philosophes Grubenstrasse 40 www.b-m.ch Postfach 1021 CH-1205 Genève Postfach 5010 info.bm@bm.com CH-3000 Bern 14 T +41 (0)22 593 69 20 CH-8045 Zürich T +41 (0)31 356 73 00 F +41 (0)22 593 69 39 T +41 (0)44 455 84 00 F +41 (0)31 356 73 01 F +41 (0)44 455 84 01