Tue Gutes und rede darüber: Wir konzepieren und gestalten für
unsere Kunden seit Jahren Medien zum Thema unternehmerische
Verantwortung, Nachhaltigkeit und Unternehmenskultur. Als Mithe-
rausgeber des Magazins enorm unterstützt KontextKommunikation
die Idee einer öko-sozial verantwortlichen Wirtschaft und verleiht der
Vision des Social Business Kraft.
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Herausgeber:
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Gestaltung:
Hendrik Haase, www.wurstsack.com
Illustration:
Mara Brigis, www.tantemara.de
Druck:
Schloemer + Partner GmbH
Das Papier dieser Broschüre ist FSC-
zertifiziert, die Farben sind biologisch
und damit mineralölfrei, Papierabfälle
wurden minimiert und wo möglich weiter
verwertet, die Abwärme der Druck-
maschinen wird zum Heizen des Betriebs
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3
18:10
Grusswort
von Prof. Dr. Bettina Hohn
Seit Ender der Neunziger Jahre hat sich und Experten aus der Praxis zu Wort,
das Internet rasant weiter entwickelt und die von ihren Erfahrungen berichten.
ist aus dem Kommunikationsmix von Dabei geht es um die Möglichkeiten
Nonprofit-Organisationen nicht mehr und den spezifischen Nutzen der neuen
wegzudenken. Die gilt für die politi- Instrumente, aber auch um das Aufzei-
sche Arbeit genauso wie für die Pflege gen möglicher Grenzen und Heraus-
der Beziehungen zu den Menschen, forderungen für die Organisationen.
die die Organisationen unterstützen. Es gibt kaum noch Nonprofit-Organi-
Viele Menschen, die sich engagieren, sationen, die nicht im Netz aktiv sind.
möchten dies kommunizieren und sich Doch die Intensität der Nutzung und die
austauschen. Die Möglichkeit für einen strategische Einbindung in die Kommu-
Dialog zwischen ihnen und Organisa- nikation sind unterschiedlich. Wie kann
tionsvertretern, aber auch unterein- zielführend vorgegangen werden, um
ander, sind mit dem Internet enorm die Möglichkeiten des Internets für die
gewachsen. In den Dialog einzutreten, Kommunikation zu nutzen? Ohne Ziele
erfordert Ressourcen auf allen Seiten. und eine abgestimmte Strategie geht
Beständig entstehen neue Applikationen, es nicht. Auf der anderen Seite sind die
die mit bestehenden Instrumenten und Aktivitäten im weltweiten Netz auch ein-
Kommunikationsplattformen verknüpft gebunden in einen Lernprozess. Die Or-
werden können. Der vorliegende Leit- ganisationen benötigen die Bereitschaft
faden gibt eine gute Übersicht über den zu lernen und entsprechende Ressourcen.
Einsatz der „klassischen“ und der neueren Mit dieser Publikation möchten die
Instrumente im Netz. Die Website Autoren Hilfe zur Selbsthilfe leisten – und
hat – immer noch - die Funktion eines damit den Lernprozess in den Organi-
Ankers in der Netzkommunikation. Die sationen unterstützen. Hierzu möchte
eigene Plattform kann eine Commu- ich alle Organisationen ermutigen.
nity bilden, die wiederum mit anderen
sozialen Netzwerken verknüpft ist,
um weitere Menschen für die Anliegen Bettina Hohn ist Professorin an der
der Organisation zu interessieren. Das Hochschule für Wirtschaft und Recht
Internet hat ein enormes Potenzial zur Berlin. Sie lehrt und forscht zu den
Aktivierung. Werden in Zukunft noch Themen Nonprofit-Management,
mehr Spender zu Fundraising-Multi- Marketing und Fundraising und leitet
plikatoren, indem sie in ihren sozialen den Masterstudiengang „Nonprofit-
Netzwerken um Unterstützung werben? Management und Public Governance“.
In dieser zweiten Auflage des Leitfa- www.puma-berlin.de
dens kommen zahlreiche Expertinnen
5
Inhalt
Auftakt Online-Tools für NGOs
08 Willkommen im Web 2.0 12 Joana Breidenbach
Wie verändern digitale
09 Was ist neu? Medien den sozialen Sektor?
10 Die NGO im Social Web 14 Webseite: Eine gute Basis schaffen
11 Die richtigen Werkzeuge wählen 18 Thilo Reichenbach
Suchmaschinenoptimierung
für Fundraiser
25 E-Mail-Kampagnen: Der direkte Draht
28 Florian Eisele / Julius van de Laar
Message Matters:
Auf die Botschaft kommt es an
30 Blogs: Authentisch aufklären
und zum Dialog einladen
34 Marc Boos Soziale Blogs
als Therapie für die Schreiber
36 Handwerk Schreiben: Wie man
es dem Leser leichter macht
37 Facebook:
Unterstützung hat viele Gesichter
44 Ulrich Schlenker
Twitter: In 140 Zeichen
zum Weiterleiten einladen
50 Susanna Krüger Wirkungs-
messung für soziale Projekte
6
Kampagne, Fundraising,
Volunteering
51 Videos: Aufrütteln und 67 Kampagnenstrategie: Thema,
Aktivieren in zwei Minuten Umfeld und Zielgruppe bestimmen
57 Handy und SMS: Klein, aber 73 Maike Gosch Storytelling für NGOs
mobil – Kampagnen für unterwegs
76 Lucia Artner Online-Fundraising:
59 Paula Hannemann / Jan-Hendrik Senf Die gewachsenen Bedürfnisse
Social Media Monitoring digitaler Unterstützer erfüllen
62 Arbeiten 2.0: Tools für Projekt- 86 Verena Liedgens Spenden sammeln
management, Termine und mehr mit betterplace.org
88 Hannes Jähnert Online-Volunteering
– Freiwillige im Netz erreichen
90 Christian Kreutz „Maptivism“ – mit
Karten informieren und mobilisieren
Abspann
93 Herausgeber
94 Partner
Team
Impressum
7
Willkommen im Web 2.0
Kommunikation, die durch eine
Umstrukturierung der Medienkanäle im
Internet möglich geworden ist. Gerade
Einzelpersonen und kleinere Gruppen
können das Web 2.0 nutzen, um schnel-
ler denn je Unterstützer und Aufmerk-
samkeit für ihre Sache zu gewinnen.
Das Netz von heute bringt durch Hyper-
links, Hashtags, Gruppen, Verschlagwor-
tung und ähnliche Funktionen Menschen
zusammen, die sich vorher nie gefunden
hätten, weshalb auch das Synonym „Social
Web“ gleichbedeutend verwendet wird.
Interessierte, Unterstützer und Spender
fordern diese neue Art der Kommunika-
tion ein, sie wünschen moderne Funkti-
onen und gutes Design, unabhängig von
den anderen Qualitäten einer NGO. Wie
Der Begriff Web 2.0* steht für eine Gene- man die Zielgruppe 2.0 erreicht, welche
ration von Technologien und Medien, die Tools und Technologien Sinn machen, wie
den Besucher zum Teilnehmer machen. In Chancen genutzt und Risiken vermie-
der frühen Phase des Internets betrachte- den werden können - dazu will dieser
ten die Menschen noch fein herausgeputz- Leitfaden eine Orientierung bieten.
te Webseiten, die sie als reine Zuschauer
zurückließen. Heute kommentieren die
Nutzer das Geschehen, auf den Webseiten * Vielfach ist im Netz bereits die Rede
selbst oder im eigenen Blog. Sie stellen vom „Web 3.0“. Laut Wikipedia be-
Bilder, Videos und Audiodateien ins Netz zeichnet dies den Übergang in das
und kommunizieren mit Menschen am „Semantische Web“, in dem Computer
anderen Ende der Welt. Viele verbinden Informationen interpretieren und wei-
diese Phänomene mit Plattformen wie
terverarbeiten können. Diese Revolution
YouTube, Facebook oder Wikipedia.
ist jedoch eine technische, während das
Tatsächlich aber geht es bei dem Begriff
Web 2.0 eher als ein soziales Phänomen
Web 2.0, den der Verleger Tim O‘Reilly zu betrachten ist und weiterhin volle
prägte, vielmehr um eine neue Art der Gültigkeit besitzt.
8
Die zweite Auflage
Was ist neu?
Mit dem ersten Leitfaden wollten wir
einfach mal unser Wissen zusammen-
tragen und eine Übersicht schaffen,
was NGOs mit dem Netz alles anstellen
können. Das Angebot kam gut an und
die kleine Auflage war schnell vergriffen.
Auch ein Jahr später fällt das Erschei-
nungsdatum des neuen Leitfadens nicht
zufällig zusammen mit einer Konferenz
zum gleichen Thema: Die re:campaign
2011 beleuchtet „die besten Kampagnen
im Netz“ und möchte als Forum für die
aktuellsten Entwicklungen im Online-
Campaigning dienen: www.recampaign.de
Und natürlich hat sich in der Zwischen-
zeit viel getan. Einige Beispiele und
Ansichten von damals sind überholt, Zahlreiche Gastbeiträge von
denn Papier ist bekanntlich geduldig Experten zu Themen wie Suchma-
und das Netz eher wild und wechselhaft. schinen-Optimierung, Social Media
Und gerade deshalb wollen wir wieder Monitoring oder „Maptivism“
zusammenfassen, Orientierung bieten
und verständlich beleuchten, was NGOs Stärkerer Fokus auf „Klassiker“
über Social Media wissen sollten. An wie Webseite, E-Mail und die ge-
konkreten Neuerungen bedeutet das: wachsene Rolle von Facebook
Mehr Betonung der Basisarbeit
und Kampagnenkonzeption als
Grundlage jedes Online-Erfolgs
Vorstellung neuer Praxis-
beispiele und Tools
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
9
Die NGO im Social Web
Der Aufstieg des Web 2.0 beruht letztlich abhängige Fürsprecher gewinnen. Anders
auf dem menschlichen Grundbedürfnis als etwa in der Pressearbeit führt eine
nach sozialer Interaktion. Wo früher der Social Media Strategie dabei nur selten
Nachrichtenredakteur die Agenda setzte, zu schneller und großer Aufmerksam-
übernehmen heute Freunde im Netz die keit. Es ist ein gutes Stück Arbeit und ein
Auswahl: Da stellt ein alter Schulkollege langer Weg, um den Dialog mit interes-
vielleicht ein Video auf sein Online- sierten Nutzern aufzunehmen, zu pflegen
Profil, versehen mit einem persönlichen und immer wieder spannende Inhalte
Kommentar, warum ihn diese bestimmte zu liefern. Weiterhin nützt es nichts,
Nachricht so bewegt hat. In der täglichen einen bunten Strauß von Social Media
Nachrichtenflut behalten die gefilter- Kanälen zu eröffnen, ohne die Ressour-
ten Botschaften von Freunden hohe cen für eine kontinuierliche Pflege zu
Relevanz, „peer information“ ersetzt die bedenken. Die Bereitschaft zur Nutzung
Themenselektion von Massenmedien. von Social Media sollte von der gesamten
Organisation getragen werden, schlan-
Zusätzlich können mit Hilfe des Internets ke Prozesse müssen wegen der kurzen
Projekte transparenter und auch unter- Reaktionszeiten mitbedacht werden.
haltsamer dargestellt werden. Wie wäre
es etwa, wenn Spender ihr Patenkind in
Afrika per Videochat persönlich kennen
lernen könnten? Wenn Förderer auf der
digitalen Weltkarte von Google Earth
den Brunnen entdecken, der durch ihr
Geld mitfinanziert wurde? So kann eine
interaktive, transparente Darstellung von
Inhalten mehr Bindung erzeugen als es
etwa der klassische Dankesbrief vermag.
Und nicht nur die Generation „Unter 30“
freut sich über Elemente des Web 2.0 –
auch traditionelle Netznutzer sollten von
einer Umstellung profitieren, ohne gleich
durch neue Funktionen überfordert zu
werden. Glaubwürdigkeit und Transpa-
renz sind hohe Werte in der Netzwelt und
wer die Nutzer partizipieren lässt und den
Dialog annimmt, der kann wertvolle, un-
10
Die richtigen Werkzeuge wählen
Oft wird beim Entwurf einer Online-Kam- reale, lokale Treffs entstehen, in denen
pagne der Weg mit dem Ziel verwechselt. Einsame zusammen finden. Eine Präsenz
Vor der Auswahl der (wenigen, pass auf Facebook oder StudiVZ hingegen wäre
genauen, gut betreuten!) Online-Kanäle für diese Gruppe natürlich Nonsens.
steht das Formulieren von Kampagnen- Mehr zum Thema finden Sie im Abschnitt
ziel, Zielgruppe und Botschaft, sowie das „Kampagnenstrategie“ (ab Seite 67).
Einplanen von entsprechenden perso-
nellen wie finanziellen Ressourcen.
Klassische Hausaufgaben sind also auch Ressourcen planen
bei der Online-Arbeit nicht zu vernach-
lässigen. Nicht die Fanpage auf Face- Als weiteres Kriterium bei der Auswahl
book oder der Twitter-Account ist also der richtigen Werkzeuge ist es wichtig,
Ziel und Selbstzweck, sondern das dass Sie schon vor dem Start der Kampa-
Gewinnen neuer Spender-Zielgruppen gne überlegen, wie viele Ressourcen Sie
oder das Mobilisieren von Unter- für diese nachhaltig bereitstellen können.
stützern zu wichtigen Themen. Auch wenn das Internet häufig als junges
und schnelles Medium reduziert wird: Ein
Unser Rat deshalb: Denken Sie bei der einzelner Praktikant wird Ihre Kampa-
Auswahl der Werkzeuge vom Ende her. gne nicht mit ein paar Mausklicks zum
Wen wollen Sie erreichen? Mit welcher Erfolg führen. Anders formuliert: Die
Botschaft? Und was ist das gewünschte Kommunikation mag durch Werkzeuge
Resultat? Wichtiger als die Plattformen wie Twitter schneller geworden sein, das
und Werkzeuge des Web 2.0 sind dabei Beantworten von Fragen und Kommen-
die Möglichkeiten zur Interaktion und taren, sowie der Vertrauensaufbau zum
Teilnahme der erreichten Menschen. Und Spender braucht aber nach wie vor viel
was Sie damit anfangen: Denn Feedback Geduld und Pflege. Stellen Sie deshalb
und Wünsche müssen entsprechend sicher, dass Sie nur so viele Werkzeuge
auch aufgefangen und genutzt werden. einsetzen, wie Sie betreuen und vor allem
auch angemessen professionell bedienen
Kurzum: Möchten Sie etwa Senioren können. Rechnen Sie dabei unbedingt
zum Thema Einsamkeit im Alter auf- auch Ihre eigene Zeit ein, die Sie bzw. Ihre
klären, dann ist nichts gegen einen gut Mitarbeiter für die Einarbeitung in die
gestalteten Blog einzuwenden, auf dem Materie brauchen. Eine gute Webseite mit
auch ältere Internetnutzer leicht einen einem zuverlässig versendeten E-Mail-
Kommentar oder eine Frage hinterlassen Newsletter ist im Zweifel immer noch
können. Durch eine eingebaute PLZ- besser als ein Weblog, für den Sie nicht
Suche und einen Kalender könnten gar regelmäßig Beiträge verfassen können.
11
Wie verändern digitale Medien
den sozialen Sektor?
von Joana Breidenbach
In der letzten Dekade haben digitale Me- bringen sich Amateure ins philanthro-
dien unsere Gesellschaft und Lebensstile pische Ökosystem ein: ob als Fundraiser
radikal verändert. Internet und Mobilte- (justgiving.org oder grobanitesforcharity.
lefonie werden auch den sozialen Sektor org), Wissensträger (patientslikeme.org),
nachhaltig transformieren – insbesondere Freiwillige (extraordinaries.org) oder
die Arbeitsweisen und Organisationsfor- Ideengeber (changemaker.org). Zuneh-
men von Geldgebern, gemeinnützigen mend können sich auch Stimmen aus
Organisationen und Begünstigten sowie dem globalen Süden über Plattformen
die Machtbeziehungen zwischen ihnen: wie globalvoices.org Gehör verschaffen.
Begünstigte sozialer Initiativen können
Transparenz diese bewerten (etwa im „Web of Trust“
von betterplace.org). Und in humani-
Die Transparenztreiber sind im sozialen tären Krisen, zuletzt in Haiti, haben
Sektor vor allem Geldgeber, die wis- Kartierungs-Anwendungen wie ushahidi.
sen möchten, was mit ihren Spenden org gezeigt, dass das sogenannte „Crowd-
geschieht. Eine Fülle von Datenbanken, sourcing“ Menschenleben retten kann.
Plattformen und Blogs (etwa guidestar.
org, charitynavigator.org, data.world- Metriken
bank.org oder givewell.org) stellen schon
jetzt Informationen über gemeinnützige Angetrieben von neuen philanthropi-
Organisationen und soziale Projekte schen Akteuren, die in privatwirtschaft-
kostenlos online. Wie in anderen Märkten lichen und metrikgetriebenen Branchen
auch werden wir sehen, dass Peer2Peer- sozialisiert wurden – Gates, Buffet &
Empfehlungen bei Spendenentschei- Co – wurden in den letzten Jahren viele
dungen eine immer wichtigere Rolle neue Messinstrumente und Standards für
spielen werden und Transparenz zu einem Wirksamkeitsanalysen entwickelt. Daten-
Wettbewerbsvorteil von Non-Profits wird. banken wie TRASI, Plattformen wie Phi-
neo, How-to-Guides und Webinars stellen
Partizipation das Wissen kostenlos zur Verfügung. Das
Netz ermöglicht außerdem kollaborativ
Mit der weltweiten Verbreitung des Inter- die Mitarbeit an grenzenübergreifenden
nets, insbesondere des nutzergenerierten Reporting- und Rechenschaftsstandards.
Web 2.0, sind partizipative Prozesse Diese neu entwickelten Wirkungsstan-
allgegenwärtig und zu einem wichtigen dards stellen Hilfsorganisationen und
Katalysator für Veränderung geworden. Stiftungen vor die Herausforderung, ihre
Intrinsisch, also aus eigenem Antrieb Arbeit klarer zu evaluieren – weshalb
12
sich ein neuer Berater- und Mittlermarkt wettbewerbe aus, und der Trend zum so
entwickelt und auf dem Gebiet zuneh- genannten „Embedded Giving“ nimmt zu.
mend wissenschaftlich geforscht wird. (Spendenaufrufe, die in Kaufprozesse auf
E-Commerce-Plattformen integriert sind)
Aid Monitoring
Long Tail
Mobiltelefonie ist besonders effizi-
ent, wenn Entwicklungshelfer mit den Im Internetzeitalter gehört die Zukunft
Menschen, denen sie helfen wollen – den nicht mehr dem Massenmarkt, son-
Begünstigten – kommunizieren. Im dern Nischenprodukten. Durch die
Gesundheitsbereich gibt es viele Anwen- schier unendliche Kapazität des Netzes
dungen, etwa wenn Patienten per SMS an und geringe Transaktionskosten wird
die Einnahme ihrer HIV- oder TBC-Medi- es auch den vielen kleinen sozialen
kamente erinnert werden. Mobiltelefonie Initiativen möglich sein, sich weitge-
ist auch hervorragend dafür geeignet, um hend gleichberechtigt – nur einen Klick
Mittler auf lokalen Märkten auszuschlie- entfernt – neben großen, bekannten
ßen und Gewinne bei den eigentlichen Hilfsorganisationen zu präsentieren
Produzenten zu lassen. Beispielsweise in-
dem afrikanische Bauern Marktpreise für Netzwerk-Organisationen
ihre Produkte über Services wie „Reuters
Market Light“ direkt erfragen können. Digitale Medien und freie Software
ermöglichen es NPOs, sich neu zu
Online-Fundraising strukturieren. Institutionen wie Usha-
hidi und nonprofitmapping.org agieren
In Deutschland erfolgen bislang nur als Netzwerk, dessen ehrenamtliche
geschätzte 1-3 Prozent der Privatspenden Mitglieder um die ganze Welt zerstreut
online, aber die Tendenz ist steigend. In sind und virtuell zusammenarbeiten.
Folge von Katastrophen wie dem Erdbe- Viele kommen ohne herkömmliche
ben auf Haiti konnten erstmals signifikan- hierarchische Strukturen, Aufsichtsgre-
te Summen über das Internet gesammelt mien und Vorstände aus und fügen sich
werden. Hilfsorganisationen messen dem nicht in die bestehenden Rechtsformen
Online-Fundraising einen großen Bedeu- ein etwa der Gemeinnützigkeit ein.
tungszuwachs bei: Es können die Kosten
herkömmlicher Mailings reduziert und
neue, jüngere Spendergruppen erschlos- Dr. Joana Breidenbach arbeitet als
sen werden. Neben den eigenen Portalen
Leiterin des betterplace lab an einem
der Organisationen sind im Internet in
Trendreport zum Thema digitale Me-
den letzten Jahren Hunderte von Plattfor-
dien im sozialen Sektor. Bei Interesse
men und Instrumente entstanden, auf de-
nen sich NPOs präsentieren und Spenden wenden Sie sich bitte an die Autorin.
sammeln. Stiftungen und Unternehmen jb@betterplace.org
richten im Internet große Spenden- www.betterplace-lab.org
13
Webseite
Eine gute Basis schaffen
Eine gut gepflegte und ansprechend Webseite, die neben der Kampagne auch
gestaltete Webseite bleibt auch im Zeit- noch etliche weitere Punkte in einer
alter des Web 2.0 Ausgangsbasis und überfrachteten Navigation anpreist.
letztlich die Drehscheibe für jede ge-
lungene Online-Kampagne. Jeder
Follower auf Twitter und jeder Fan auf Was eine gute Webseite ausmacht
Facebook wird nur dann nachhaltig
eine Beziehung zu Ihrer Organisation Im Wesentlichen müssen Sie zwei Dinge
aufbauen, wenn die dahinter liegende beachten, die der geübte Webdesigner
Webseite ihm einleuchtend und transpa- leider mit Anglizismen versehen hat:
rent vermitteln kann, was Sie genau mit „Content“ und „Usability“. Zu Deutsch:
seinen Spendengeldern umsetzen bzw. Ihre Inhalte müssen überzeugen und auf
wofür Sie seine Unterstützung brau- Ihrer Seite intuitiv zu finden sein. Von
chen. Doch auch, wenn Sie vom Social technischer Seite her gilt es, ein paar
Web gar keinen Gebrauch machen: Im Regeln zu beachten, um auch für Such-
Durchschnitt informieren sich mehr als maschinen zu den relevanten Webseiten
80 Prozent aller Spender vor ihrer Spende ihres Themenbereiches gezählt zu werden.
im Netz über die jeweilige Organisation! Im Folgenden umreißen wir die Punkte
Überlegen Sie also vor dem Start ins Web „Inhalt“ und „Gestaltung“, Tipps zur
2.0, ob Sie Ihre Hausaufgaben im „Web Suchmaschinen-Optimierung Ihrer Web-
1.0“ gemacht haben und Ihre eigene seite finden Sie im Gastbeitrag von
Webseite als Visitenkarte mithalten kann. Thilo Reichenbach ab Seite 18.
Denn der Start ins Social Web ohne eine
anständige Darstellung Ihrer Organi- Inhalt ist Trumpf
sation und/oder Kampagne zieht eher
Besucherfrust nach sich. Sollten Sie ak- Wenn Sie an Weihnachten ein Hauslis-
tuell nicht über das Budget oder die Zeit tenmailing mit einem Spendenaufruf
verfügen, Ihre Webseite entsprechend verschicken, ist die Wahrscheinlichkeit
den modernen Standards anzupassen, ist groß, dass sie mit 10 bis 20 anderen
zumindest eine eigene „Landing Page“ für Organisationen gemeinsam um die Auf-
gezielte Kampagnen zu einem bestimm- merksamkeit des potenziellen Spenders
ten Thema Pflicht. Mit anderen Worten: buhlen. Geht es jedoch um Ihre Webseite,
Wenn Sie viele Menschen effektiv von der die Inhalte zu Themen wie etwa „Flutka-
Dringlichkeit eines Aufrufs überzeugen tastrophe in Haiti“ oder „Obdachlosigkeit
wollen, sowie viel Geld und Zeit investiert in Berlin“ bereit stellt, so konkurrieren Sie
haben, so verstecken Sie diesen Aufruf nicht nur mit einigen wenigen, sondern
bitte bloß nicht in einer verschachtelten mit Tausenden anderer Webseiten, die
14
Informationen zum gleichen Thema Mitmachmöglichkeiten: Die meisten
und zum selben Zeitpunkt anbieten. Inhalte von Hilfsorganisationen erzeugen
Menschen, die nach Inhalten suchen, beim Besucher Emotionen, die diesen im
haben jedoch kein primäres Interesse an besten Fall motivieren, selbst tätig zu wer-
Ihrer Organisation, sondern zunächst den. Was oft fehlt, ist ein sinnverknüpftes
einmal an dem jeweiligen Sachzu- Angebot, auch tatsächlich bezogen auf die
sammenhang, also einer bestimmten gezeigten Inhalte helfen zu können. Wer
Katastrophe, sozialen Schieflage oder will schon auf das immer gleiche Spen-
Region in einem Entwicklungsland, denformular verwiesen werden, wenn
für die sich dieser mitunter engagieren er oder sie gerade einen aufreibenden
möchte. Fragen Sie sich also selbst: Bieten Artikel über zu wenige Heimplätze in der
Sie zu diesen Themen entsprechend Nachbarschaft gelesen hat? Attraktiv wäre
gut aufbereitete Inhalte? Können Sie hier etwa die Visualisierung der „Brenn-
mit anderen Webseiten von Organisa- punkte“ auf einer Karte, verknüpft mit
tionen, Magazinen u.ä. mithalten? Angeboten zum freiwilligen Engagement,
Folgende Inhalte führen in der Regel für die sich der Nutzer direkt melden
dazu, dass interessierte Unterstützer kann. Bleiben Sie in jedem Fall kreativ!
und Spender Ihre Webseite auch ein Was können Sie außer der Spende noch
zweites Mal besuchen. Selbstredend von Ihren Unterstützern brauchen?
können die hier genannten Punkte
nur als Anregung dienen und erset- Interaktion: Als die ersten Organisatio-
zen keine umfassende Konzeption. nen sich an der Selbstdarstellung im Netz
versuchten, glichen fast ausnahmslos
Mission: Erkennt man auf einen alle Webseiten den Flyern und Zeitun-
Blick, worum es bei Ihnen geht? gen der NGOs. Mehr als 15 Jahre später
bietet das Web viele sinnvolle und oft
Aktuelles: Gehört eigentlich zum Stan- kostenlose Werkzeuge, um Inhalte per
dard, vielen fehlt dennoch z.B. das Mausklick anders „erlebbar“ zu machen.
Personal, um laufend aktuelle Nachrichten Dazu gehören z.B. Spendenrechner („Wie
einzustellen. Dabei geht es nicht nur um viele Liter Trinkwasser können durch
die letzten Pressemeldungen, sondern vor meine 50 Euro ermöglicht werden?“)
allem auch um schnell greifbare Ergebnis- oder Kommentare der Spender neben
berichte, die etwa erklären: ihren Spenden („Weiter so, gute Sache!“).
„Was wurde eigentlich aus dem Tsuna- Konzipieren und denken Sie Ihre Inhalte
mi? Wo landete mein Spendengeld? Wie also von Beginn an auch online, kopie-
geht es den Betroffenen heute?“. Bei ren Sie nicht Offline-Inhalte ins Web!
größeren Netzwerk-Organisationen und
Verbänden wie Diakonie und Caritas Offline/Online: Begleiten Sie Ihre Aktio-
bietet sich zur leichteren Content-Pflege nen „im echten Leben“ auch digital. Dazu
ein Redaktionssystem an, das das Teilen gehören Events: Wenn Sie ein Sommerfest
von gemeinsamen Inhalten (wie z.B. veranstalten, bietet sich das Einladungs-
überregionale Termine) erleichtert. management und das Bewerben der Ver-
15
anstaltung per Facebook-Event an. Oxfam um schöne Farben, sondern viel mehr
Deutschland zeigte beim ersten deutschen um die Anordnung und leichte Bedien-
„Trailwalker“ im Sommer 2010, wie Sie barkeit der Inhalte und Funktionen.
ein Spenden-Event per Video-Streaming Wenn Sie niemanden von der Nutzung Ih-
eindrucksvoll auch online erlebbar ma- rer Inhalte ausschließen möchten, sollten
chen (www.livestream.com/trailwalker). Sie außerdem auch die „Barrierefreiheit“
Ihrer Webseite im Blick haben. Barriere-
Betroffene: Zeigen Sie Bilder, Videos frei bedeutet, dass auch Menschen mit
und Zitate von den Menschen, denen Sie körperlichen Behinderungen Ihre Seiten
helfen. Erzählen Sie ihre Geschichte. mit Hilfseinrichtungen benutzen können.
Mit dem Tool „aDesigner“ von IBM kön-
Fortschrittsbalken: Wie viel wur- nen Sie Ihre Webseiten einfach hinsicht-
de bereits gespendet? Fortschritte lich ihrer Tauglichkeit z.B. für blinde Besu-
nähren den Mut, dass das gesetzte cher überprüfen: http://bit.ly/IBMhuman
Ziel auch erreicht werden kann. Ob Ihre Webseite den Basis-Anforde-
rungen der Bedienerfreundlichkeit
Zielsetzung: Wenn es um das Sammeln genügt, können Sie entlang der folgen-
von Spenden geht, hilft als Motivation den Kriterien grob selbst überprüfen.
eine gemeinsam formulierte Zielvorstel-
lung. Etwa: „Wir brauchen 5000 Euro, Sind alle Basislinks auf jeder Seite gut
um das Dach der Schule zu reparieren.“ sichtbar? Es gibt einige Standards, die
Selbiges gilt auch für Kampagnen: „Wir jede Unterseite Ihres Online-Angebots
fordern von der Bundesregierung 10 Milli- enthalten sollte. Dazu gehören in der
onen Euro als Hilfe im Kampf gegen HIV“. Regel: Startseite, Übersicht, (Sitemap),
Kontakt, Impressum, sowie in den
Kontaktpflege: Geben Sie den Besu- meisten Fällen ein gut sichtbarer
chern eine Möglichkeit, in Kontakt zu Link zum Spendenformular.
bleiben. Das Abonnieren eines News-
letters ist Standard, alternativ sollten Sind alle Links auf Anhieb sichtbar? Die
diese Fan auf Facebook oder Follower gelernte Farbe eines Links ist blau. Sollten
auf Twitter werden können. Danach Sie sich also mit Farben und Formatie-
ist es an Ihnen, diese Kontakte auch rungen Spielereien erlauben, achten Sie
weiterhin strategisch zu pflegen. bitte auf Konsistenz. Ist ein Link nicht
als solcher erkennbar, wird er nicht
geklickt und das Ziel ist damit verfehlt.
Usability:
Die Grundregeln guter Gestaltung Gibt es Orientierungshilfen? Das Wort
„Brotkrumen-Navigation“ klingt umständ-
„Das Auge surft mit“ - all die genannten lich, seine Anwendung auf weit verzweig-
Inhalte kommen nur dann beim Nutzer ten Webseiten macht aber großen Sinn.
an, wenn der optische Rahmen stimmt. Eine solche Navigation zeigt dem Nutzer,
Dabei geht es uns an dieser Stelle weniger wo er sich gerade befindet und lässt ihn
16
somit auch wieder zurück finden. Etwa so: bringen ein natürliches Misstrauen
Start > Projekte > Sierra Leone > Kinder gegenüber Datensammlern mit, haben
Angst vor Spam oder Missbrauch. Fragen
Werden Bezeichnungen konsistent Sie deshalb grundsätzlich erst nach
verwendet? Bezeichnungen wie „Weiter“, dem Spendenbetrag und dem Ziel der
„OK“, „Speichern“ und „Absenden“ sind Spende. Erst in einem zweiten Schritt
im Web gewohnte Begriffe. Benutzen Sie sollten Sie nach den Kontodaten fragen
diese Begriffe konsistent, vor allem auch und - wenn Bedarf an einer Spenden-
in der Navigation. Wer sich zwischen quittung besteht - nach der Adresse.
„Mitmachen“, „Aktionen“ und „Helfen“
nicht entscheiden kann, sollte wissen: Der
Nutzer kann es dann erst recht nicht. Technik
Browsertest: Manche Browser sind bei Aus technischer Sicht sollte die Seite auf
Webdesignern zurecht unbeliebt. Dazu einem Redaktionssystem basieren, das für
zählen besonders veraltete Versionen wie jeden verantwortlichen Mitarbeiter Ihrer
der Internet Explorer 6. Andere hingegen Organisation leicht zu bedienen ist und
erfreuen sich zunehmender Beliebtheit Ihnen in der Redaktionsarbeit Aufwand
und sollten ihre Webseite fehlerfrei erspart. So vermeiden Sie, dass die Seite
anzeigen können – so viel dürfen Sie von letztlich nur vom technikbegeisterten
Ihren programmierenden Dienstleis- Praktikanten gepflegt werden kann. Hier
tern erwarten. Einen einfachen Brow- bieten sich die sehr verbreiteten Open-
sertest über alle möglichen Versionen Source-Lösungen Drupal und Wordpress
und Plattformen können Sie hier selbst an. Diese sind sehr flexibel und sowohl
vornehmen: http://browsershots.org für kleine als auch große Organisationen
sinnvoll und günstig einsetzbar. Durch
Lassen sich Ihre Texte am Bildschirm eine große Entwicklergemeinde gibt es
lesen? Hand aufs Herz: Wann haben zudem zu fast jedem Bedürfnis bereits ein
Sie zuletzt eine Ihrer langen Studien, passendes Modul, das von Ihrem Entwick-
Stellungnahmen und Pressemeldun- ler lediglich gezielt auf Ihre Bedürfnisse
gen selbst gelesen (mal vom Korrek- angepasst werden muss. Dies spart nicht
turlesen abgesehen)? Dabei ist das nur Entwicklungsaufwand, sondern sorgt
Scrollen von langen Texten inzwischen auch für stetige Weiterentwicklung Ihrer
nicht mal mehr das größte Problem. technischen Standards ohne große laufen-
Es ist einfach nur anstrengend, lange de Kosten oder Lizenzgebühren, wie dies
Texte am Bildschirm konsumieren zu bei proprietärer Software der Fall wäre.
müssen. Halten Sie sich also kurz!
Ist das Spendenformular verständlich?
Fundraising-Lektion Nr. 1 lautet: Sammle
so viele Adressen wie möglich. Richtig.
Und falsch. Denn online gilt: Nutzer
17
Suchmaschinenoptimierung
für Fundraiser
von Thilo Reichenbach
94 Prozent der Internet-User nutzen das rechnet sich über einen Algorithmus, der
Internet für den Kaufentscheidungs- von Suchmaschinen wie ein heiliger Gral
prozess. 85 Prozent der Recherchen gehütet wird. Bei Google besteht er aus
erfolgen über Suchmaschinen. Diese ca. 200 bis 300 Faktoren und wird jährlich
Zahlen verdeutlichen recht gut, warum zigfach angepasst, um dem Nutzer immer
spendenbasierte Non-Profit-Organisati- passendere Suchergebnisse bereit zu
onen eine möglichst hohe Sichtbarkeit stellen und um Spam zu vermeiden.
in Suchmachinen anstreben sollten. Suchmaschinen und Nutzer
Suchmaschinenoptimierung bedeutet in Crawling, Indexierung, Ranking
Deutschland primär die Beschäftigung Um neue Webseiten bzw. Inhalte im
mit Google, denn der Marktanteil des Netz zu entdecken, senden Suchmaschi-
Suchmaschinenprimus liegt bei ca. 93 nen so genannte „Crawler“ (auch Spider
Prozent. Googles Suchergebnisseite ist oder Bots genannt) aus, die sich dann
grundsätzlich in zwei Bereiche einge- im Internet von Link zu Link hangeln
teilt: Im rot markierten Bereich der und alle gefundenen Web-Adressen
folgenden Abbildung können bezahl- (URLs) in einen „Merkspeicher“ packen.
te Anzeigen platziert werden, die so Anschließend werden die gefunde-
genannten „Google Adwords“. Die im nen Inhalte erfasst und aus ihnen ein
grünen Bereich markierten Suchergeb- umfangreicher Index kompiliert. Ruft
nisse sind nicht käuflich, sie bilden die nun ein Nutzer über Google Ergebnisse
Kernkompetenz von Google und werden zu bestimmten Suchphrasen ab, wird
als organische Ergebnisse bezeichnet. der Index durchsucht und die Rang-
Die Rangfolge dieser Platzierungen be- folge der Ergebnisse unter Anwendung
Abb. 1: Sucher-
gebnisliste von Google.
Die Suchergebnistreffer
im roten Bereich sind
klar mit dem Wort
Anzeige markiert, nur
sie sind gegen Gebot
käuflich.
18
Abb. 2: Eyetracking-
Studien zeigen, dass die
ersten drei Top-Treffer der
organischen Suchergebnisse
sowie die top-positionierten
Anzeigen oberhalb/rechts
der Suchergebnisse die
meiste Beachtung finden.
des Algorithmus berechnet - dies alles wichtigsten Kriterien zur Berechnung
geschieht binnen weniger Millisekunden. der Reihenfolge der Suchergebnisse sind
Das goldene Dreieck: Suchende scan- Links. Links sind nach Google Empfeh-
nen Suchergebnisse bevor Sie klicken. lungen. Und umso größere Reputation die
Dabei ist stets ein einheitliches Muster empfehlende Webseite hat, desto besser.
festzustellen: die Form eines „F“ bzw. So ist ein Link von spiegel.de, tagesschau.
eines Dreiecks. Untermauert werden de oder anderen „prominenten Seiten“ ein
diese Erkenntnisse auch von den Daten Vielfaches von dem wert, was ein Link von
eines AOL-Suchmonats. Das Ergebnis: einer kleinen Hobbyseite bringen würde.
Neun von zehn Nutzern sehen sich Leider erlaubt es der Rahmen dieses
nur die erste Seite der Suchergebnis- Beitrags nicht, auf das so wichtige Thema
se an und über 60 Prozent der Klicks Links und Linkaufbau vertiefend einzuge-
entfallen auf die ersten drei Treffer. hen. Wenn Sie allerdings die Chance ha-
Das wohl wichtigste Ranking-Kriteri- ben, Links von Spendern, Dienstleistern
um: Links, Links, Links oder Freunden Ihrer Organisation auf
Vor Suchmaschinen wie Google war es Ihre Seite zu erhalten: Nutzen Sie diese!
kaum möglich, effizient im Web zu navi-
gieren. Googles rasanter Aufstieg in den Tipp: Welche Seiten auf Ihre Seite
letzten Jahren basiert nicht zuletzt auf oder die Seiten Ihrer Mitbewerber
dem Algorithmus, der dafür sorgt, Nut- verlinken, verrät Ihnen das kostenfreie
zern wirklich relevante Suchergebnisse Tool Yahoo Site Explorer:
zu liefern. Die wohl mit großem Abstand siteexplorer.search.yahoo.com
19
Weitere Ranking-Signale
Die folgenden Grundlagen der Suchma- Tipp: Der Titel sollte den Inhalt der
schinen-Optimierung sollten Sie für Ihre Seite in max. 65 Zeichen zusammen-
Webseite beachten. Werden hier grobe fassen und die wichtigsten Keywords
Fehler begangen, können sich diese stark enthalten. Da eine Seite nicht für viele
auf Suchmaschinen-Sichtbarkeit und Suchbegriffe gleichzeitig ranken kann,
damit Ihre Besucherzahlen auswirken. sollten Sie sich für jede Seite klar auf ein
Der Seitentitel: Ein gut gewählter Sei- einziges Thema festlegen. Das Haupt-
tentitel ist wichtig für das Ranking einer keyword sollte möglichst vorne stehen.
Webseite. Der Seitentitel signalisiert Der Markenname kann am Ende plat-
der Suchmaschine und dem Suchendem ziert werden. Vermeiden Sie, dass viele
klar, um welches Thema es sich auf der Seiten im Webauftritt denselben Titel
Seite handelt. Daher sollte der Titel für haben, dieser Fehler wird leider immer
jede einzelne Unterseite im Webauftritt wieder gemacht.
möglichst individuell belegt werden. Der
Titel wird von Suchmaschinen als erste
Zeile des Suchtreffers angezeigt, darunter
folgen ein bis zwei Zeilen Beschreibungs-
text, die so genannte „Description“.
Abb. 3: Ein Nutzer sucht nach Description:
„Kinderpatenschaft“. Das vom Nutzer Die Description, zu deutsch Beschreibung,
eingegebene Keyword ist fett hervor- fasst den Inhalt der Seite in zwei Sätzen
gehoben! zusammen und sollte nicht länger als
150 Zeichen sein. Längere Beschreibun-
gen werden abgeschnitten, bei kürzeren
Beschreibungstexten, besteht die Gefahr,
dass Google den Beschreibungstext nach
Gutdünken wählt. Nur ein fesselnder
Titel und eine fesselnde Beschreibung,
20
die exakt die vom Nutzer eingegebenen an Suchmaschinen: Der Artikel sinkt
Keywords enthält, wird den Nutzer in der Webseitenhierarchie, je tiefer er
reizen, auf Ihr Suchergebnis zu klicken, innerhalb der Seite „vergraben“ ist.
selbst wenn es nicht auf Platz 1 steht. Seiten hingegen, die intern auf einer
relativ hohen Ebene angesiedelt sind, also
Content ist King: beispielsweise direkt aus der Haupt-
Googles Crawler sind zur eindeutigen navigation heraus verlinkt werden,
Themenbestimmung einer Seite auf Text signalisieren, dass sie deutlich wichti-
angewiesen. Und so gibt es in Kreisen von ger als andere sind. Für kleinere und
Suchmaschinen-Optimierern den Aus- mittlere Webseiten sollten drei Ebenen
spruch „Content ist King“. Google liebt daher vollkommen ausreichend sein.
es, wenn eine Webseite häufig aktualisiert
wird und so stets ausreichend Futter für „Sprechende URLs“:
die hungrigen Crawler bereit hält. Sie soll- URLs nach folgenden Schema:
ten darauf achten, die für Sie wichtigen www.IhrVerein/3348/635579.php
Suchworte mehrfach im Text zu verwen- machen es Suchmaschinen wie Nutzern
den. Experten sprechen in diesem Zusam- gleichermaßen schwer eine Seite thema-
menhang von der so genannten Keyword- tisch einzuordnen. Deutlich klarer sind
dichte. Weitere Signale können Sie geben, sprechende URLs wie www.IhrVerein.
indem Sie Keywords auf Ihrer Seite fett de/spenden/dauerspenden.html
hervorheben, unterstreichen, in Aufzäh- Sind die Adressen Ihrer Seiten nicht
lungen verwenden und sie selbstverständ- sprechend, ist es dringend zu emp-
lich auch in Überschriften verwenden. fehlen, sie umschreiben zu lassen.
Nennen Sie dem IT-Verantwortlichen,
Die Überschriften: der Ihre Seiten betreut, einfach das
Google unterscheidet Überschriften in Stichwort „mod_rewrite“. Er sollte
sechs Kategorien (H1-H6). Überschrif- damit etwas anfangen können!
ten untergliedern einen Text in logische
Abschnitte und Unterabschnitte. Eine Alter der Domain:
H1-Überschrift sollte auf jeder Seite ge- Suchmaschinenoptimierer gehen
nau einmal vorkommen, nicht mehr, aber davon aus, dass das Alter einer Do-
auch nicht weniger. H2-H6-Überschriften main ebenfalls ein Faktor ist, der sich
hingegen können häufiger verwendet auf das Ranking einer Seite auswirken
werden. Im Normalfall sind Überschriften kann. Umso länger eine Domain im
erster Ordnung deutlich prominenter Netz verfügbar ist, umso besser.
ausgezeichnet und somit auch für den Interne Verlinkung: Suchmaschinen
Nutzer sichtbarer als der übrige Fließtext. haben unter Umständen Probleme,
Struktur der Website: Muss ein Nut- Flash- oder Javascript-Links zu folgen
zer 20 Mal klicken, um zu einem be- und den dahinter liegenden Inhalt zu
stimmten Artikel zu gelangen, so ist erfassen. Daher sollten möglichst einfache
dies nicht nur für ihn unbefriedigend, HTML-Links verwendet werden. Eine
sondern sendet auch ein klares Zeichen gute interne Verlinkung stärkt zudem die
21
„Durchblutung Ihrer Webseite“, das heißt, seite unter mehr als einer URL verfügbar
je öfter eine Seite in Ihrem Webauftritt zu machen. Oftmals sind Webseiten unter
intern verlinkt ist, desto wichtiger wird http://www.ihre-domain.de und http://
sie Google im Verhältnis zu Ihren anderen ihre-domain.de verfügbar, somit entsteht
Seiten erscheinen und je seltener sie ver- eine komplette Kopie Ihrer Seite. Daneben
linkt ist, desto unwichtiger erscheint sie. gibt es viele weitere Ursachen für „doppel-
Nutzen Sie auch eine Breadcrumb-Navi- ten Content“. Prüfen Sie Ihre Seite dies-
gation (verlinkte Pfadangabe über jedem bezüglich und erstellen Sie entsprechende
Artikel), sie verrät dem Nutzer nicht nur, 301-Umleitungen (permanente Umlei-
wo er sich auf Ihrer Seite befindet und tungen) bzw. verwenden Sie auch Googles
ermöglicht ihm Sprünge über mehrere Canonical-Tag, dieses zeigt Google an,
Ebenen hinweg zur gewünschten Kate- welche URL Sie im Index präferieren.
gorie, sie sorgt auch für eine verbesserte Fazit: Die SEO-Pyramide stellt das Funda-
und keywordhaltige interne Verlinkung. ment des SEO dar, erst wenn die unteren
Seitenladezeit: Google teilt jeder Sei- Punkte abgearbeitet sind und Google Ihre
te eine bestimmte Zeit zu, die für Seite wirklich gut crawlen kann, einen
den Crawl aufgewendet wird. Daher Großteil Ihrer URLS in den Index aufge-
sollten Sie aus Rücksicht auf Suchma- nommen hat, jeder Artikel wirklich nur ei-
schinen und Besucher darauf achten, ner URL zugeordnet ist, Sie Ihre Titel, De-
dass Ihre Seiten schnell laden. criptions und URLs optimiert haben, erst
dann sollten Themen wie strategischer
Linkaufbau eine Rolle für Sie spielen.
SEO-Fallstricke
Leider kommt es oft durch nicht such-
maschinengerechte Programmierung Thilo Reichenbach ist bei Aktion
dazu, dass Suchmaschinen Webseiten Deutschland Hilft, dem Bündnis der
nicht ausreichend crawlen können. Hilfsorganisationen, für Online-Mar-
Häufige technische Probleme, die dafür keting und -Fundraising verantwort-
sorgen können, dass Inhalte nicht lich, daneben berät er freiberuflich und
richtig indexiert werden sind z.B.: betreibt die Website "Fundraising &
Flash, Java-Script & Co: Achten Sie
Sozialmarketing".
darauf, dass Google den Links auf der
Webseite folgen und die dahinter lie-
thilo@online-fundraising.org
genden Inhalte indexieren kann. Reine
Flash-Webseiten, Flash-Menüs oder jede www.Online-Fundraising.org
Menge Java Script-Links im Webauftritt www.Kentauren.com
können Suchmaschinen vor ernsthafte
Probleme stellen. Verwenden Sie daher
möglichst einfache HTML-Links!
Doppelter Content: Sie sollten es vermei-
den, einen bestimmten Inhalte Ihrer Web-
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Abb.4: SEO-Pyramide
(In Anlehnung an SEOMOZ/Rand Fishkin)
Tools, die Ihnen beim Thema
Suchmaschinen weiterhelfen:
Google Webmastertools: Pflichtwerk- Yahoo Site Explorer: Lassen Sie sich
zeug für alle Webseitenbetreiber, die Links anzeigen, die auf Ihre Seite oder
die im Netz Erfolg haben wollen. die Seite Ihrer Mitbewerber verlinken.
Google zeigt Ihnen hier viele Infor-
mationen, die die Suchmaschine über Firefox-Addon „Search Status“:
Ihre Seite gesammelt hat (s.o.) Per Mausklick erhalten Sie wichti-
ge SEO-relevante Informationen über
Webanalyse-Programm (z.B. Google die Webseite über die Sie surfen.
Analytics): Analytics gibt Ihnen wert-
volle Hinweise darüber, über welche Tipp: Eine erweiterte Variante des
Quellen die Besucher Ihrer Seite kom- Artikels mit mehr Erläuterungen und
men, über welche Quellen am meisten Tipps erhalten Sie unter:
gespendet wird und welche Keywords http://www.online-fundraising.org/
wie zum Gesamtergebnis der Online- downloads/suchmaschinenoptimie
Spenden beigetragen haben. rung-und-fundraising.pdf
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Marken nutzen
Marken nutzen
Mitarbeiter schulen
Mitarbeiter schulen Zielgruppen binden
Zielgruppen binden
Kampagnen entwickeln
Kampagnen entwickeln
Fundraising braucht eine ganzheitliche Strategie, effektive Umsetzung undund motivierte Mitarbeiter.
Fundraising braucht eine ganzheitliche Strategie, effektive Umsetzung motivierte Mitarbeiter.
Organisationen, Verbände, gemeinnützige Träger undund Stiftungen erhalten von uns Unterstützung bei der Entwicklung
Organisationen, Verbände, gemeinnützige Träger Stiftungen erhalten von uns Unterstützung bei der Entwicklung
einer zukunftsfähigen Strategie, der der Entwicklung von schlagkräftigen Maßnahmen und dem Coaching der Mitarbeiter.
einer zukunftsfähigen Strategie, Entwicklung von schlagkräftigen Maßnahmen und dem Coaching der Mitarbeiter.
Steigern Sie Sie die Spendenerlöse und die Motivation Team.
Steigern die Spendenerlöse und die Motivation im im Team.
Mehr unter www.fundraising-factory.org
Mehr unter www.fundraising-factory.org WirWir helfen denen, die helfen.
helfen denen, die helfen.
E-Mail-Kampagnen
Der direkte Draht
Neben einer starken Gestaltung der Schritt 2: Bauen Sie Ihren Verteiler auf
eigenen Webseite wird auch die E-Mail Über professionelle Anbieter können Sie
als Basis-Baustein einer gelungenen Formulare erstellen und auf ihrer Web-
Online-Kampagne oft unterschätzt. seite einbinden – so landen die Daten der
Dabei ist die gute alte Mail das einzige Newsletter-Abonennten direkt in Ihrer
Medium, das mit Sicherheit bei Ihren Datenbank. Platzieren Sie dieses Template
Unterstützern landet. Während die User (im eigenen, angepassten Design) an einer
bei Facebook oder Twitter eben gerade prominenten und feststehenden Stelle
online sein müssen, bleibt die Mail im Ihrer Webseite, damit sich auch Kurzbe-
Postfach des Empfängers in der Regel sucher hier eintragen. Viele Menschen ha-
hängen. Wenn Ihre Mails geöffnet und ben „jetzt gerade“ keine Lust, Ihre Inhalte
sogar noch gelesen werden sollen – was auf der Webseite zu besuchen, hinterlas-
eben leider nur für einen Bruchteil der sen aber schnell mal ihre Daten, um bei
Newsletter gilt – dann müssen Sie stra- wichtigen Anlässen mehr von Ihnen zu er-
tegisch vorgehen. An einem vermeintlich fahren. Ähnlich wie bei Spenden-Widgets:
schlichten Newsletter lässt sich vieles Gestalten Sie den Einstieg in den Verteiler
falsch und noch mehr richtig machen. möglichst niedrigschwellig, d.h. fragen
Sie nur die absolut notwendigen Daten
Schritt 1: Wählen Sie einen ab (meist Vor- und Nachname sowie E-
geeigneten Mail-Anbieter Mail – oder reicht auch nur die E-Mail?).
lfen.
Zu Beginn gleich eine Enttäuschung: Wer Weitere Daten können Sie je nach
sein E-Mail-Marketing Ernst nimmt, Bedarf nach dem so genannten „Opt-
der sollte weder mit „Outlook“ noch in“ erfragen. Beim Opt-in bestätigt der
mit „Mailman“ und ähnlichen kosten- Empfänger eine automatisierte E-Mail
losen Tools arbeiten, die auf Dauer des Systems, um seine Absicht zu be-
nur Kopfschmerzen und wenig Erfolg stätigen. Hierbei landet der Empfänger
bringen. Wenn Sie etwa Öffnungsraten wieder auf Ihrer Webseite und kann nach
messen wollen, einen sauberen Da- weiteren Daten befragt werden, die Sie
tenübertrag von der Webseite in ihre im Laufe der E-Mail-Kampagne für die
Datenbank oder ein automatisches Segmentierung nutzen können (s.u.).
Aussortieren alter Adressen wünschen,
dann sollten Sie sich für einen professi- Wenn Newsletter ein zentraler Teil
onellen Dienstleister entscheiden (Tipps Ihrer Online-Kampagne sind – und
hierzu im folgenden Gastbeitrag). dazu raten wir – dann bewerben Sie
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diesen Verteiler wiederholt und nicht Weiterleitungen: Messbar wäre auch,
nur über Ihre Online-Kanäle. ob Nutzer die Mail an Freunde wei-
tergegeben haben (die Öffnung des
Schritt 3: Was wollen und dürfen Sie Mail-Links erfolgt über eine Person
„tracken“? Wie stark möchten Sie zwi- außerhalb des bekannten Verteilers).
schen Empfängern „segmentieren“?
Bounces: Rücklaufende Mails wer-
Zwei Fachbegriffe des Mail-Marke- den aussortiert, um die Empfängerliste
tings: Tracking und Segmentierung. sauber zu halten und nicht aktuelle
Beim Tracking messen Sie die Er- Mails und Bots auszuschließen.
folgsquote Ihres Mailaussands.
Sie sehen: Das Tracking ist eine eigene,
Öffnungsrate: Wie viele Menschen aber umso spannendere Wissenschaft für
haben die Mail überhaupt geöffnet? sich. Doch Achtung! Schon beim Einsam-
Ein Indikator für knackige Betreff- meln der Empfängeradressen sollten Sie
zeilen und das richtige Timing. klarstellen, welche Dinge Sie messen.
Finden Sie eine gesunde Balance zwischen
A/B-Tests: Mit einer ausreichenden Datenschutz und Kampagnenauswertung.
Zahl von Empfängern im Verteiler können
Sie einen Betreff an eine Teilgruppe Segmentierung
versenden. Testen Sie zwei verschiedene
Betreffs und senden Sie den erfolgrei- Welche Themen interessieren Ihre Mail-
cheren dann an die gesamte Gruppe. Empfänger? Wo wohnen Sie? Wie oft
möchten sie Ihren Newsletter erhalten?
Klickrate: Nutzt der User die Diese und andere Themen können Sie
eingebauten Links und gelingt da- bei Ihren Newsletter-Bestellern abfragen
mit der Aufruf zur Aktion? – aber bedenken Sie: je mehr abgefragte
Daten, desto eher springt jemand ab, weil
Aktionsrate: Wurde die ange- er keine Zeit für Ihre Fragen hat. Stellen
botene Aktion (auf der Webseite) sie nur solche Fragen, die sie später auch
auch wirklich durchgeführt? redaktionell betreuen können. Wenn
sich ihr Empfänger etwa nur für Ihre
Abbruchrate: An welcher Stelle s.o. Projekte in Südamerika interessiert,
ist der User leider ausgestiegen? dann müssen Sie auch in regelmäßigen
Abständen News über Ihre Projekte
Kündigungsrate: Worauf reagieren vor Ort verfassen. Mit professionellen
die Empfänger besonders negativ? E-Mail-Diensten können Sie schließlich
Newsletter mit hoher Kündigungs- gezielt an die segmentieren Gruppen in
rate müssen kritisch betrachtet und Ihrer Datenbank schreiben. Vorteil: Die
in Zukunft vermieden werden. personalisierten Mails haben eine höhere
Relevanz und werden vermehrt geöffnet.
26
Schritt 4: Absender, Betreff, Inhalt Wording: Entwickeln Sie Ihren ei-
genen Ton und ein Markenzeichen.
Nehmen Sie sich vor dem Start Ihrer Besprechen Sie die Tonlage mit
Mailkampagne Zeit: Welche Mail-Adresse Mitarbeitern und Unterstützern,
soll als Absender bei Ihren Empfängern bevor Sie Ihren Stil bestimmen
auftauchen? Können Sie etwa im Namen
einer prominenten Führungsperson Schritt 5: Redaktionsplan und
sprechen? Könnte es kreativere Ab- Regelmäßigkeit
sender als „info@“ oder „newsletter@“
geben? Legen Sie sich fest und wechseln Sie haben die richtige Technik ausgesucht
Sie diesen Absender anschließend nur und Ihr Verteiler wächst. Was nun?
noch in Ausnahmefällen. Denn einmal Planen Sie die Stoßrichtung Ihrer News-
geöffnet landet dieser Absender in der letter ähnlich akribisch wie Ihren Jahres-
„Whitelist“ des Empfängers – und nicht bericht. Wie oft wollen wir aussenden?
versehentlich in dessen Spam-Ordner. Was wollen wir mitteilen? Zu welchen
Aktionen wollen wir – über das ganze Jahr
Sehr wenige Worte sind letzlich entschei- gesehen – mobilisieren? Denken Sie diese
dend für den Erfolg Ihrer E-Mails: Der Dinge im Voraus und mit Ihrem Redakti-
Betreff. Sie können die geschliffensten onsteam aus. Klären Sie Verantwortlich-
Texte schreiben – wenn Sie dem Betreff keiten und Freigaben. Lassen Sie Raum
nicht vollste Aufmerksamkeit schenken, für Flexibilität, etwa wenn Sie dringend
wird Ihre Mail nicht mal geöffnet. Eine zu Spenden aufrufen wollen. Und: Wer
Faustregel ist hier schwierig, nutzen reagiert eigentlich auf Rückfragen?
Sie auf jeden Fall das A/B-Testing wie
oben beschrieben. Der Betreff sollte
besonders motivierend, überraschend
und unmissverständlich sein.
Wichtige Elemente könnten sein:
Ort: Nennen Sie – wenn be-
kannt – den Ort des Empfän-
gers um Bezug herzustellen
Präzision: Fassen Sie knackig zusam-
men, was den Empfänger in der Mail
erwartet. Nichts ist schlimmer als ein
nichtssagender, immergleicher Betreff
wie „Newsletter Nr. 7, Juli 2011“
Länge: Bleiben Sie in jedem Fall
unter 50 Zeichen – die meisten Mail-
programm werden den Rest des Be-
treffs gar nicht vollständig anzeigen
27
Message Matters:
Auf die Botschaft kommt es an
von Julius van de Laar und Florian Eisele
Organisationen wie Avaaz, MoveOn Anhand der folgenden vier Punkten
oder der Präsidentschaftswahlkampf können zu jedem Kampagnenziel
von Barack Obama zeigen, wie mit Hilfe
Strategie und Unterstützerkommuni-
von Online-Tools Millionen Unterstüt-
kation entwickelt werden:
zer gewonnen und mobilisiert werden
können. Doch wie gelingt es, dass sich
Unterstützer sowohl online als auch 1. Weshalb bin ich (NGO Mitglied /
offline engagieren? Welche Strategien Unterstützer) konkret betroffen? (z.B.
und Tools führen zur Partizipation? Klimawandel, Zukunft steht auf dem
Spiel, Empathie erzeugen). Was gilt es
Botschaft und Strategie wichtiger zu verändern oder zu verhindern?
als Online-Tools
2. Was ist der aktuelle Anlass?
Online-Tools alleine werden niemals (z.B. Politiker will Subventionen von
Unterstützer zum Handeln bewegen und Erneuerbaren Energien kürzen, eine
zu häufig werden Web 2.0 Tools als Pa- Abstimmung im Parlament oder
tentlösung für Strategiedefizite gesehen. Klimagipfel stehen kurz bevor)
Zwar kann das Internet mit Diensten wie
E-Mail-Newslettern, Twitter und Face- 3. Wie kann ein Unterstützer (bzw.
book ein sehr effektives Werkzeug sein, Mitglied der Organisation) den Status
Engagement erfordert jedoch immer eine Quo aktiv verändern? (z.B. Petition für
motivierende Botschaft. Eine erfolgrei- Investition in Erneuerbare Energien
che Kampagne muss den (potentiellen) unterzeichnen, die an Politiker über-
Unterstützern nachvollziehbar aufzeigen, geben wird; E-Mail-Aufruf an Politiker
dass sie durch ihr Engagement einen senden; Kommentar auf Facebook-
Unterschied machen können. Bei der Pinnwand von Politiker hinterlassen,
Kampagnen- bzw. Botschaftsentwicklung für Anzeigenkampagne spenden)
sind daher zwei essentielle Punkte zu
beachten: 1. „Crisitunity“, das Zusammen- 4. Wodurch erhält die Einzelaktion
spiel von ‚Crisis’ (Krise) und ‚Opportunity’ ihren politikverändernden Einfluss?
(Chance) und 2. „Theory of Change“, eine Jede Einzelaktion ist, gemeinsam mit
anschauliche Herleitung der Kampagnen- tausenden oder gar Millionen ande-
strategie, die dem Unterstützer deutlich rer Einzelaktionen, Teil einer großen
macht, wie durch sein Engagement der Bewegung, die z.B. durch Petitions-
Status Quo verändert wird und wie die übergabe und Presseberichterstattung
Kampagnenziele erreicht werden. öffentlichen Druck auf Politiker aufbaut.
28
CRM und E-Mail Verteiler williger, Online-Aktivisten“) ermöglicht
es Unterstützer gezielt zu kontaktieren.
Um sicher zu stellen, dass die Botschaft Die Adressverwaltung, Segmentierung
auch die Adressaten erreicht, gibt es eine und das regelmäßige Kontakten
Reihe von Online-Tools, die eine Investi- kann händisch über Excel erfolgen,
tion lohnen. Barack Obama hat in seinem sollte jedoch, wenn möglich, über ein
Wahlkampf vorgeführt, welche immense professionelles Customer Relationship
Bedeutung ein professioneller E-Mail-Ver- Management System (CRM) laufen.
teiler hat – im seinem Fall mit mehr als 12 Diese Tools ermöglichen exakte Wirk-
Millionen Adressen. Obgleich Facebook, samkeits- und Reichweitenanalysen der
Twitter & Co. deutlich an Reichweite Kampagnen. Sämtliche Kennzahlen wie
zulegen, bleiben E-Mails die effektivste die Anzahl geöffneter und weitergeleiteter
Art der Online-Ansprache für NGOs, E-Mails, geklickter Links und Spenden
politische Parteien und soziale Bewegun- werden in Echtzeit ausgewertet. So
gen. E-Mails werden vom Empfänger als kann genau beobachtet werden, welche
persönlicher wahrgenommen und mit Botschaft den Kampf um die limitier-
einer deutlich höheren Wahrscheinlich- te Aufmerksamkeit der Unterstützer
gewinnt und zum Engagement führt.
Mit den folgenden CRMs und Julius van de Laar ist Berater für
E-Mail Programmen haben wir gute strategische Kommunikation. Er hat
Erfahrungen gemacht: für die Präsidentschaftskampagne von
Barack Obama gearbeitet und leitete
www.salsalabs.com die deutsche Sektion des Kampagnen-
www.bluestatedigital.com
netzwerks Avaaz.org.
www.civicrm.org
www.mailchimp.com
www.cleverreach.com 0171 640 27 06
www.campaignmonitor.com julius@juliusvandelaar.com
www.juliusvandelaar.com
keit gelesen als zum Beispiel ein einzelner
Tweet. E-Mail-Newsletter informieren
Unterstützer gezielt über neue Kampag- Florian Eisele berät NGOs und inter-
nen und aktivieren sie zum Mitmachen nationale Organisationen zu strate-
bzw. Spenden. Anhand ihrer Partizipation gischer Kommunikation, Branding,
an unterschiedlichen Kampagnen werden Social Media und Media Relations in
Unterstützer (automatisch) in verschiede- den Bereichen Global Health, Ent-
ne thematische Gruppen aufgeteilt. Eine wicklungszusammenarbeit, Climate
entsprechende Segmentierung des Change und Menschenrechte.
E-Mail-Verteilers nach Interessen („Er-
neuerbare Energien, Menschenrechte, +32 473 239 577
AIDS“) und Involvierung („Spender, Frei-
florian@florianeisele.com
29
Blogs
Authentisch aufklären und zum Dialog einladen
Blogs (oder Weblogs) waren in ihrer
Zu den Kerneigenschaften
ursprünglichen Form als multimediale
von Blogs zählen:
Online-Tagebücher gedacht, in denen
einzelne Personen oder Gruppen Texte, simple Erstellung von Einträgen (ohne
aber auch Fotos, Videos oder Audiodatei- wesentliche Programmierkenntnisse)
en einstellen. Inzwischen hat sich der Typ
des „Bloggers“ aufgrund stark gewachse- Möglichkeit für Kommentare
ner Funktionalitäten allerdings erweitert von Lesern
und Experten jeglicher Couleur, wie
auch Unternehmen und NGOs, bloggen Automatische Trackbacks/Pingbacks,
heute zu einer Vielzahl von Themen. Im die Rückverlinkung von Blog zu Blog
Kontext von Unternehmen spricht man
von „Corporate Blogs“, Blogs mit Fokus Persönliche Note und subjektiver
auf Videos werden etwa „Vlogs“ genannt. Schreibstil von ein oder mehreren Autoren
Leicht kombinierbar mit anderen Social
Media Elementen (Einbau von „Widgets“)
Beliebte Blogs ziehen in der Regel sehr
viele Links auf sich und werden so auch
in Suchmaschinen leichter gefunden -
entscheidend ist letztlich, wie relevant die
Gemeinde der Blogger („Blogosphäre“) ein
Thema bewertet. Weblogs werden mit ei-
ner in der Regel kostenlosen Software wie
z.B. Wordpress erstellt. Über eine Maske
mit Formatierungsoptionen verfassen Sie
Ihre Beiträge, die dann von den Lesern
kommentiert werden können. Die Kom-
mentare der Leser lassen einen öffentlich
geführten Dialog mit Ihrer Organisation
entstehen, der bei klassischen Webseiten
nicht gegeben ist. Pointierte Kommentare
der Leser können auch zu kontrover-
sen Diskussionen führen - hier sollten
Sie schnell und transparent wiederum
mit eigenen Kommentaren reagieren.
30
Blogger erreichen Sie möchten direkter von speziellen
Projekten oder Tätigkeiten berichten.
Die Bedeutung der deutschen Blogland- Vielleicht haben Sie ganz besondere
schaft sollten NGOs nüchtern betrachten. „Reporter“ im Team, die aus dem tiefen
Wenn Sie sich durch klassische PR- Urwald oder in sozialen Brennpunkten
Arbeit auf Spiegel Online oder anderen - mit Fotos und Videos - ungewöhnliche
Mainstream-Online-Medien platzieren, und neuwertige Berichte liefern können
erreicht dies sicherlich mehr Menschen
als ein Bericht auf einem Nischenblog. Zu- Sie möchten einen speziellen Service
dem erhalten Top-Blogger in Deutschland oder eine ganz eigene Geschichte erzählen
inzwischen ähnlich viele Pressemeldungen wie etwa der Tiefkühlkost-Hersteller Fros-
wie eine Tageszeitung - und sind genau- ta. In dessen Blog werden die Kundenin
so genervt davon. Schauen Sie sich die die Entwicklung der Produkte eingebun-
Themen der Blogger genau an und bieten den und können tatsächlich über Kom-
Sie eine Geschichte an, die zur jeweiligen mentare mitentscheiden, welche Inhalte
Interessenlage des Blogs passt. Eine ak- in die nächste Gemüsemischung wandern
tuelle Übersicht der führenden deutschen Machen Sie sich in jedem Fall Gedan-
Blogs bietet www.deutscheblogcharts.de – ken, wie und warum ein Blog jetzt Teil
Netzpolitik, IT-Themen, Medienkritik und Ihres Web-Angebots sein sollte. Erzäh-
Kultur lauten die dominierenden Themen. len Sie dort regelmäßig Geschichten,
die Ihre Webseite sinnvoll ergänzen.
Integrierte Blogs
Wenn Sie nicht gerade eine externe Blogs einrichten
Kampagnenseite aufsetzen, wird für Ihre
Organisation meist ein Blog innerhalb Zunächst brauchen Sie eine Weblog-
Ihrer Webseite von Interesse sein. Je Software. Diese muss entweder auf Ihrem
nach Programmiersprache Ihrer Webseite eigenen Webserver installiert werden oder
(Drupal, Typo3, Python etc.) wird sich Ihr kann als kostenfreier Account auf Platt-
Administrator mit dem Thema ausein- formen wie Wordpress.com, Blogger.com
andersetzen müssen. Wenn Sie einen oder Tumblr.com geführt werden. Zu Be-
Blog einrichten, gelten andere Regeln als ginn sollten Sie entscheiden, ob ein extern
etwa auf einer News- oder Presseseite. geführter Blog mit weitreichenden, aber
doch nicht völlig frei gestaltbaren Funkti-
Gründe für einen Blog könnten sein: onen für Sie ausreicht. Wenn Sie das Blog
in Ihre Seite integrieren, benötigen Sie
Sie möchten mehr von Ihrem Team die Hilfe Ihres Administrators oder eines
berichten und Einblicke in Ihre Arbeit Dienstleisters. Natürlich können Blogs
gewähren. Bei potentiellen Spendern, z.B. mit Drupal als komplexe Kampagnen-
Unterstützern oder künftigen Mit- Websites angelegt werden – mit ent-
arbeitern können diese Infos Vertrau- sprechend mehr Aufwand und Kosten.
en und Bindung verbessern Wenn Sie zum ersten Mal bloggen, sollten
31
Sie ein wenig Zeit für das Erlernen der Dialog integriert sein, denn genau dazu
Funktionen und die Einrichtung mit- sind Blogs da. Das klappt am besten,
bringen. Langfristig kommt es dann auf wenn Sie eine Kontroverse eröffnen
die Kunst des „richtigen Bloggens“ an. bzw. zulassen – etwa die Disksussion
Ein Durchmogeln mit kopierten Presse- über genmanipulierte Lebensmittel oder
meldungen und statischen Webseiten- erneuerbare Energien in Deutschland.
Inhalten, die Sie alternativ in die Form
eines Blogs gießen, kommt jedenfalls Schaffen Sie intern Ressourcen für
nicht in Frage: Dies wird in der Blogo- Moderation und Diskussion! Wenn
sphäre schnell enttarnt und abgestraft. Sie Ihre Organisation einer transpa-
Deshalb unser Tipp (der auch für andere renten Diskussion aussetzen, müssen
Anwendungen im Web 2.0 gilt): Erst Sie diese auch konsequent zulassen.
zuhören, dann senden. Am besten lesen Kommentare – und seien sie nach
Sie zunächst täglich ein paar Weblogs, herrschender wissenschaftlicher oder
etwa von anderen Organisationen in politischer Meinung noch so abwägig
Ihrem Wirkungskreis, um sich an den – sollten keinesfalls unterdrückt bzw.
Schreibstil von Blogs zu gewöhnen. gelöscht werden. Dies führt meist eher
Beteiligen Sie sich dort mit Kommenta- zum umgekehrten, negativen Effekt.
ren und bekommen Sie ein Gefühl dafür,
wie die Webgemeinde auf Sie reagiert. Um zunächst überhaupt Leser zu
erreichen, ist die Vernetzung in der
Weitere Tipps zum Bloggen: Blogosphäre der erste wichtige Schritt.
Schreiben Sie deshalb keine langen Texte,
Schreiben Sie authentisch aus der die alles erklären, sondern setzen Sie an
Sicht des Mitarbeiters oder Ihres Teams. den richtigen Stellen Links zu Beiträgen
Blogs sind dafür da, kommentiert zu wer-
anderer, die dies bereits getan haben. Da-
den und Sachverhalte mit einer eigenen
mit vernetzten Sie sich über automatisch
Meinung zu kombinieren. Wählen Sie
einen persönlichen Stil und vermeiden Sie generierte „Pingbacks“, die das erwähnte
das simple Wiedergeben von Pressemel- Blog über Ihre Verlinkung informieren.
dungen und ähnlichen Standardtexten. Thematisch verwandte Blogs finden Sie
über Blogsuchmaschinen wie etwa Google
Wecken Sie Interesse: Starke, tref- Blogsearch (http://blogsearch.google.de/)
fende Überschriften sollten den Leser in oder Technorati (www.technorati.com).
den Artikel holen. Nutzen Sie Bilder und
Videos zur Auflockerung. Fassen Sie sich Grundsätzlich können Sie durch die
kurz. Wenn Sie längere Stücke schreiben, mit Blogs einhergehende Offenheit an
trennen Sie diese zumindest in der Vor- Bindung zu Ihren Unterstützern mehr
schau mit der Funktion „Mehr lesen“ ab gewinnen als verlieren. Nehmen Sie
sich deshalb die Zeit zur Einarbeitung.
Schreiben Sie so, wie Sie auch spre- Auch Fehler sind erlaubt, solange sie
chen würden. Dabei sollte im Text immer offen und transparent darüber dis-
eine Einladung zum Mitmachen, zum kutieren: Authentizität und Transpa-
renz sind das A und O im Netz 2.0.
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Lesetipps:
Die ultimative, allerdings englischspra-
chige Liste von Schreibtipps für Blogger:
www.copyblogger.com/copywriting-101
„Problogger“ Darren Rowse erklärt,
wie sich Beziehungen zu anderen Bloggern
aufbauen lassen: http://bit.ly/BloggerCRM
Das Fachmedium „PR Blogger“ findet,
dass NGOs und Social Media gut zueinander
passen: http://bit.ly/PRBloggerNGOs
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Wirklich soziale Blogs bewegen die Leser und sind
gleichzeitig Therapie für die Schreiber – das Erfolgs-
beispiel „Mitten am Rand“.
von Marc Boos
Dank des Web 2.0 mit seinen sozialen tasverband im Jahr 2009 mit seinem
Medien war es noch nie so einfach, Weblog „Mitten am Rand“. Rund 130
viele Menschen für eine gute, soziale Personen besuchten die Seiten täglich
Idee zu begeistern. Längst haben auch und lasen im Schnitt drei Artikel. Das
die Entscheider in den Organisationen klingt nach Nische und ist es auch.
erkannt, dass sich über das Netz immer Dennoch war das Blog etwas Besonde-
mehr Menschen selbst organisieren, res in der deutschen Weblandschaft.
gegenseitig helfen und eigene Spenden-
aktionen ins Leben rufen – und das ohne 25 Autorinnen und Autoren erzählten
die Unterstützung von Verbänden. in 600 Einträgen, wie es sich anfühlt, als
ehemaliger Alkoholiker oder Häftling
Viele Verbände reagieren auf dieses wieder Anschluss ans normale Leben
Phänomen mit hektischem Aktivismus. zu finden. Wie es ist, wenn bereits in
„Wir müssen da auch mal rein!“, lautet der Monatsmitte der Geldbeutel leer ist
die Devise, die immer wieder in unbe- oder der Suchtdruck einen täglich neu
holfenen Versuchen mündet, sich auf auf die Probe stellt. Berichte vom Rand
die veränderte Kommunikationskultur unserer Gesellschaft. Manchmal sperrig
einzustellen. Dann werden Twitter- und kantig, stets echt und authentisch.
Accounts eingerichtet, Facebook-Seiten 345 Kommentatoren zollten den Autoren
erstellt und die ersten Videos bei Youtube ihren Respekt, machten ihnen Mut und
hochgeladen. Meist stellt sich aber schnell dankten für den Einblick in eine für
Ernüchterung ein, wenn die Macher sie fremde Welt. Das Blog ermöglichte
feststellen, dass kaum jemand außer- Begegnungen zwischen Menschen, die
halb des eigenen Zirkels diese Inhalte sonst im Alltag aneinander vorbeige-
lesen, sehen oder hören möchte. hen, sich nichts zu sagen haben.
Mit den eigenen Stärken arbeiten Weblog als Ort der Selbstreflexion
Was sind unsere Kernkompetenzen und Außergewöhnlich war, dass fast alle Auto-
wie können wir diese in die sozialen ren anfangs von Sozialarbeiterinnen und
Medien einbringen? Wer sich diese Frage Sozialarbeitern begleitet wurden. Denn
vor einem Engagement bei Facebook die Auseinandersetzung mit dem eigenen
oder anderen Plattformen stellt, hat Leben und der Schritt, dieses öffentlich zu
gute Chancen, dort positive Erfahrungen machen, sind sehr belastend. Die meisten
zu machen. So wie der Deutsche Cari- benötigten die Unterstützung jedoch bald
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nicht mehr, sondern nahmen für sich und auf spreeblick.com sowie zwei Gastbeiträ-
ihre Entwicklung viel mit. Der ehemalige ge auf bloggerpatenschaften.de geholfen,
Junkie Rainer S. schreibt dazu: „Es gibt die Bekanntheit zu steigern. Angestoßen
wenige Therapeuten – sehr oft waren wurde dies auch durch klassische PR-
es Nachtdienstler –, die einem etwas Maßnahmen durch unsere Pressestelle.
mitgeben können. Wenn ich so zurückbli-
cke, war dieses Tagebuch für mich besser Für die Caritas hat sich der Aufwand für
als etliche therapeutische Gespräche.“ das Projekt gelohnt, denn der Verband
bietet mehr als konkrete Hilfen für
Erfolge in den Social Media gibt es Menschen in Not. Die Herausforderung
nicht zum Nulltarif lautet, diese Menschen fit zu machen,
ihr Leben selbst zu meistern. Es geht
An „Mitten am Rand“ wird deutlich, dass darum, dass sie sich mit ihren Themen
auch Organisationen wie die Caritas die und entsprechend ihrer Fähigkeiten in
neuen Instrumente des Social Webs sinn- die Gesellschaft einbringen. Das Weblog
voll nutzen können. Nebenbei war dieses ist ein Instrument, das dies für eine über-
Projekt nicht zu stemmen: Finanziell schaubare Gruppe beispielhaft möglich
hält sich der Aufwand aufgrund von frei macht. Die Betroffenen berichteten über
verfügbaren Tools wie der Blogsoftware ihr Leben, reflektierten dabei ihr Handeln
Wordpress zwar in Grenzen. Die Redak- und brachten andere zum Nachdenken.
tion des Blogs nimmt jedoch einige Zeit Wer ihre Einträge liest, revidiert Vorur-
in Anspruch, etwa für die Überarbeitung teile und Klischees. Der ehemalige Junkie
der Texte (Rechtschreibung, Stil), für Rainer S. formuliert das so: „Teilnahme ist
Überschriften, Teaser, Fotos (Eyecat- eine Sache, die man auch alleine machen
cher), Suchmaschinenoptimierung (Tags, kann. Teilhabe aber setzt ein Gegenüber
etc.), dem Marketing des Blogs über voraus. Also vielen Dank dafür, dass Sie
Facebook und andere Blogs sowie für mir hier eine Teilhabe ermöglicht haben.“
das Moderieren von Kommentaren.
Marc Boos ist PR-Berater und Online-
Netzwerken schafft Bekanntheit Redakteur beim Deutschen Caritasver-
band. Er betreut neben caritas.de auch
Hinzu kommt, dass das Blog erst einmal die Kampagnenwebsites der Caritas
in der Blogosphäre bekannt werden muss-
und koordiniert derzeit den Aufbau der
te. Das war (und bleibt) eine der größten
Caritas-Webfamilie.de
Herausforderungen und gelingt nur durch
einen kontinuierlichen Austausch mit
anderen Bloggern und Netzwerkern. Der
Name einer Marke hat in den sozialen
Medien nicht dieselbe Kraft und Bedeu-
tung wie im offline Leben. Dauerhafter
und nachhaltiger Dialog sind wichtig. Bei
„Mitten am Rand“ haben eine Rezension
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Wie man es dem Leser leichter macht
Ein paar Regeln zum Handwerk Schreiben
Lesen ist Arbeit und auf den Webseiten
oder Flyern vieler Organisationen wird
einem diese Arbeit schwer gemacht. Doch
nicht jede Organisation hat die Res-
sourcen für professionelle Redakteure.
Hier die wichtigsten Tipps für
gute, lesbare Texte:
Der Mensch lebt in Geschichten. Vermeiden Sie Floskeln, Phra-
Schreiben Sie Geschichten mit Einlei- sen und Redewendungen, wenn Sie
tung, Hauptteil, Schluss (Spannungs- nicht wirklich gerechtfertigt sind.
bogen). Das gilt auch für E-Mails, Flyer, Format: Auflockernde Absätze und
Statements, Webseiten-Texte, etc. Zwischenüberschriften nicht ver-
gessen. Verwenden Sie bei längeren
Benutzen Sie Verben! Das be- Texten eine Serifenschrift, sie ist
lebt und aktiviert ihre Sprache. besser lesbar. Die Schriftgröße soll-
te mindestens 10 Punkt betragen.
Schreiben sie aktiv, ver-
meiden Sie passiv! Langweilen Sie niemals! Lesen
ist Arbeit, und der gelangweilte Le-
Wer liest malt Bilder: Schreiben Sie ser steigt aus oder vergisst.
präzise und erzeugen Sie mit ihrem Text
konkrete Bilder im Kopf des Lesers.
Sprach-Ökonomie: Fassen Sie sich
kurz, vermeiden Sie Redundanzen! Gilt
für den gesamten Text, Sätze und Wörter.
Drücken Sie sich einfach und ver-
ständlich aus: Man benütze gewöhnliche
Worte und sage ungewöhnliche Din-
ge! Vermeiden Sie Schachtelsätze und
Fremdwörter (oder erklären Sie diese).
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