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Ursula Enders, Zartbitter e.V.
mit Illustrationen von Dorothee Wolters
Hannover, den 14.12.2015
Schutzkonzepte gegen Gewalt
in Gemeinschaftsunterkünften
Workshop der
Asylverfahrensberatung
• Definition und Ziele von
Schutzkonzepten
• Risikofaktoren für (sexuelle) Gewalt
• „Bausteine“ von Schutzkonzepten
Ursula Enders
Sexuelle, körperliche und psychische
Gewalt in Institutionen geschieht nicht
zufällig.
entscheidend für Ausmaß:
• gesellschaftliche Bedingungen
• institutionelle Strukturen
• Fachlichkeit
Ursula Enders
Gesetzliche Verpflichtung für Jugendhilfe :
Institutionelle Schutzkonzepte
Ursula Enders
Nutzer*innen und Mitarbeiter*innen in
Gemeinschaftsunterkünften
Illustration: Dorothee Wolters
Institutionelle Schutzkonzepte gegen
(sexuelle) Gewalt sollen…
• Risiko (sexueller) Gewalt gegen Mädchen
und Jungen, Frauen und Männer
innerhalb der Institution reduzieren
• kompetente Ansprechpersonen und Hilfe
für betroffene Kinder, Jugendliche und
Erwachsene sicherstellen
Ursula Enders
Institutionelle Schutzkonzepte setzen einen
Handlungsrahmen für
• Maßnahmen und Angebote zur Prävention von
Gewalt innerhalb und außerhalb der Einrichtung
• Vorgehen im Falle der Vermutung/des Verdachts
(sexueller) Gewalt innerhalb der Einrichtung
• Schutz und Hilfe für kindliche, jugendliche und
erwachsene Nutzer*innen, die (sexuelle) Gewalt
innerhalb oder außerhalb der Einrichtung
erlebten
Ursula Enders
Risikofaktoren für Gewaltdynamiken
in Gemeinschaftsunterkünften
Die Entwicklung von institutionellen
Schutzkonzepten erfordert
• Risikoanalyse
• des Arbeitsfeldes
• der jeweiligen Einrichtung
Die Risikoanalyse ist unter Partizipation aller
Ebenen der Institution durchzuführen.
Ursula Enders
Risikofaktoren für Gewalt(-dynamiken)
• biografische Belastungen
• ethnische Konflikte
• Räumlichkeiten/Standort
• ungeklärter Aufenthaltsstatus
• lange Verweildauer ohne Perspektive (z.B.
ohne Arbeitserlaubnis)
Ursula Enders
Risikofaktoren für Gewalt(-dynamiken)
• Diskriminierung/Bedrohung/Gewalt von
außen
• strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft
• Leitungsvakuum
• fehlendes/unzulängliches
Beschwerdemanagement
Ursula Enders
Biografische Belastungen
Besondere Verletzbarkeit resultiert z.B. aus …
• Leben in Armut
• geringer Bildungsstatus
• Trennungen von nahestehenden
Bezugspersonen/Verlust von Heimat
• Tod von Familienangehörigen/
nahestehenden Bezugspersonen
• Desillusionierung/Kulturschock nach
Ankunft in Deutschland
Ursula Enders
Biografische Belastungen
Besondere Verletzbarkeit resultiert z.B. aus …
• Kriegs-/Foltererfahrungen
• lebensbedrohliche Erfahrungen auf der Flucht
• (sexuelle) Gewalterfahrungen im Herkunftsland
z.B. häusliche Gewalt, geschlechtsspezifische
Gewalt
• (sexuelle) Gewalterfahrungen auf der Flucht
• Zeugenschaft von Gewalt
Ursula Enders
Biografische Belastungen
mögliche Folgen u. a.:
• Übererregung („am Anschlag sein“)
• Kontrollverlust
• Reinszenierungen von Gewalterfahrungen im
Kontakt mit
• anderen Nutzer*innen
• ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen
Ursula Enders
Ethnische Konflikte
Konflikte/Spannungen aufgrund von
• Religionszugehörigkeiten
• Gruppenidentität als gesellschaftliche
Minderheit
• politischen Feindschaften/ gegenseitigen
Kriegserfahrungen
• …
Ursula Enders
Ethnische Konflikte
geschlechtsspezifische Gewalt aufgrund von
• gesellschaftlichen Rollenbildern
• stark ausgeprägte Homophobie…
Ursula Enders
Risikofaktor: Räumlichkeiten
• keine/kaum Privatsphäre
• Grenzverletzungen durch unzureichende
Wasch- und Duschmöglichkeiten
auch betroffene Jungen und junge Männer
• unzureichendes Angebot an Aufenthaltsräumen
für unterschiedliche Personengruppen
• Standort mit geringer Infrastruktur
• …
Ursula Enders
Risikofaktor: ungeklärter
Aufenthaltsstatus/lange Verweildauer
• Gefühl, den Behörden ausgeliefert zu sein
• Frust
• Langeweile
• Ohnmacht …
„zur Untätigkeit verdammt“
mögliche Folge:
• Spannung entlädt sich in Aggression
• gegen andere Nutzer*innen und
Mitarbeiter*innen
Ursula Enders
Risikofaktor:
Ablehnung/Bedrohung/Gewalt von außen
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Risikofaktor:
Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft
• Mangel an institutioneller Identität
• oftmals keine gewachsene Institution, sondern
Antwort auf aktuellen Bedarf
• kein gemeinsames/institutionelles Leitbild
• unterschiedliche Träger/Firmen innerhalb
einer Unterkunft
Ursula Enders
Risikofaktor:
Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft
• hohe Arbeitsbelastung
(z. B. 12-Stundendienste)
• unzureichende Supervision
• unzureichende Angebote zur Psychohygiene
• unzureichende Berufserfahrung
• hohe Personalfluktuation
Ursula Enders
Risikofaktor:
Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft
Konfliktquelle:
unterschiedliche Berufsgruppen
und Ehrenamtler*innen
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Risikofaktor:
Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft
Konfliktquelle: unterschiedliches Tempo
• Krisenmanagement
• Beratung/Begleitung
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Risikofaktor:
Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft
Konfliktquelle: unterschiedliche Motivationen
Beispiel: Wir helfen bis zum Umfallen!
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Risikofaktor:
Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft
Konfliktquelle: unterschiedliche Motivationen
Beispiel: Wir kämpfen für Gerechtigkeit!
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Risikofaktor:
Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft
Konfliktquelle: unterschiedliche Motivationen
Beispiel: Wir schützen. Wir können aber auch
anders!
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Risikofaktor:
Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft
Konfliktquelle: unterschiedliches
Selbstverständnis und Arbeitsweise
• Krisenmanager*innen
• Berater*innen
• „Praktiker*innen“
„Wir sind anders als die Profis und haben den besseren
Kontakt zu den Flüchtlingen.“ (z. B. Security )
Ursula Enders
Risikofaktor:
Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft
Konfliktquelle:
unterschiedliche Arbeitskulturen der
Berufsgruppen
• unterschiedliche Sprache
• unterschiedliche Bewertung, was und wie
angesprochen werden muss/kann
• unterschiedliche Bewertungen von Situationen
• unterschiedliche Kriterien der fachlichen Reflexion
Institutionen mit Leitungsvakuum/diffusen
Leitungsstrukturen haben ein deutlich
erhöhtes Risiko zum Tatort (sexueller) Gewalt
zu werden.
Risikofaktor:
Leitungsvakuum/unklare Leitungsstruktur
Ursula Enders
Häufig unklare Leitungsstrukturen
fachliche Notwendigkeit in Erstunterkünften
• Leitungsteam
• Trennung der Verantwortungsbereiche
• Organisation/(Haus-)Verwaltung/Hauswirtschaft
• Sozialarbeit/Pädagogik/Medizin/Vernetzung
Risikofaktor:
Leitungsvakuum/unklare Leitungsstruktur
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Gemeinschaftsunterkünfte haben ein
besonders hohes Risiko zum Tatort (sexueller)
Gewalt zu werden. Sie brauchen deshalb klare
Leitungsstrukturen. Die Leitung muss
• vor Ort präsent
• fachlich qualifiziert sein
Ursula Enders
Risikofaktor: unzulängliches bzw.
fehlendes Beschwerdemanagement
Voraussetzung für ein funktionierendes
Beschwerdemanagement:
• Information der Nutzer*innen über ihre Rechte
und institutionelle Regeln (möglichst) bei Eintritt
in die Institution
Praxis:
Information bei Eintritt findet nicht/kaum statt.
Oftmals z. B. kein verbindlicher Verhaltenskodex
für alle Mitarbeiter*inne vorhanden.
Ursula Enders
Risikofaktor: unzulängliches bzw.
fehlendes Beschwerdemanagement
Voraussetzung für ein funktionierendes
Beschwerdemanagement:
• Information u. a. über bildgestützte
Kommunikationsmittel und Videoclips in
unterschiedlichen Sprachen, damit auch für
Analphabet*innen und Menschen ohne
Sprachkenntnis leicht verständlich
Praxis:
Es gibt bisher kaum entsprechende
Informationsmaterialien.
Ursula Enders
Risikofaktor: unzulängliches bzw.
fehlendes Beschwerdemanagement
Voraussetzung für ein funktionierendes
Beschwerdemanagement:
• Bildgestützter Feedbackbogen, um auch
Analphabet*innen und Nutzer*innen ohne
Sprachkenntnisse die Möglichkeit eines
Feedbacks zu geben.
Praxis:
Entsprechende Fragebögen nicht bekannt!
Ursula Enders
Risikofaktor: unzulängliches bzw.
fehlendes Beschwerdemanagement
Voraussetzung für ein funktionierendes
Beschwerdemanagement:
• klar strukturiertes Beschwerdemanagement mit
für zunächst orientierungslose Nutzer*innen klar
erkennbare Ansprechpartner*innen
Praxis:
Nicht selten wenden sich Nutzer*innen mit ihren
Beschwerden z.B. an Hausmeister oder Security.
Ursula Enders
Schlussfolgerungen
Gemeinschaftsunterkünfte haben ein
besonders hohes Risiko, zum Tatort von
Gewalt zu werden.
Schutzkonzepte müssen insbesondere
berücksichtigen…
• räumliche Bedingungen
• biografische Belastungen und ethnische
Konflikte der Nutzer*innen
• Struktur der Mitarbeiterschaft
• Leitungsstrukturen
• Beschwerdemanagement
Ursula Enders
In Gemeinschaftsunterkünften können
Schutzkonzepte nur sehr begrenzt unter
Partizipation entwickelt werden.
entscheidend:
klar strukturiertes Beschwerdemanagement
Ursula Enders
Bausteine
institutioneller Schutzkonzepte
Leitbild
Kinder- und Menschenrechte
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Kinder- und Menschenrechte
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Kinder- und Menschenrechte
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Kinder- und Menschenrechte
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Kinder- und Menschenrechte
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Kinder- und Menschenrechte
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
• Recht auf Information
• In ihrer Sprache
• bildgestützt
Jedes Mädchen und jeder Junge
hat das Recht auf Schutz vor Gewalt
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Jedes Mädchen und jeder Junge
hat ein Recht auf Trost.
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Institutionelle Regeln
Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
Klare Bewertungen von
Grenzverletzungen/Übergriffen
Beispiel:
STOPP!
Glotzen verboten!
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Klare Bewertungen von
Grenzverletzungen/Übergriffen
Beispiel Videoclip:
STOPP!
Glotzen verboten!
Illustration: Dorothee Wolters
klare Regeln
Beispiel:
Fotoverbot in Dusch-
und Waschräumen
Illustration: Dorothee Wolters
klare Regeln
Beispiel:
Fotoverbot in Dusch-
und Waschräumen
Illustration: Dorothee Wolters
Leitungsstrukturen
klare Leitungsstrukturen
Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
klare Leitungsstrukturen
• Organisation
• Verwaltung
• Hauswirtschaft
• Technik
• Sozialarbeit
• Pädagogik
• medizinische
Versorgung
• VernetzungIllustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Beschwerdemanagement
Beschwerdemanagement
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Beschwerdemanagement
Notwendigkeit:
• klar strukturierte Verfahrenswege
• Ansprechpartner*innen benennen
• externe Ansprechpartner*innen
• hauptamtl. sozialarbeiterische Fachkräfte
• hauptamtl. pädagogische Fachkräfte
• Ärzt*innen
• Heimleitung
Ursula Enders
Beschwerdemanagement
Namensschilder der internen und externen
Ansprechpartner*innen sollten farblich
gekennzeichnet sein.
intern
extern
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Räume
klare Raumstruktur
Die Reduzierung des Risikos von
Gemeinschaftsunterkünften, zum Tatort
(sexueller) Gewalt zu werden, erfordert eine
Raumstruktur, die die Bedarfe
unterschiedlicher Personengruppen
berücksichtigt.
Ursula Enders
klare Raumstruktur
Eine einheitliche Beschilderung der Räume gibt Orientierung
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
klare Raumstruktur
• nach Geschlechtern getrennte Dusch- und Waschräume
• abschließbare Toiletten und Duschen
• spezielle Zeiten für jugendliche Jungen (12- 16 Jahre)
mit klaren Regeln!
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
klare Raumstruktur
Funktionsräume reduzieren das
Konfliktpotenzial in Unterkünften
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
klare Raumstruktur
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
klare Raumstruktur
Frauen brauchen eigene Räume
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Mitarbeiterstruktur
Klare Struktur der Mitarbeiterschaft
Orientierungshilfe durch farbige
Namensschilder
Hauswirtschaftler*innen/Techniker*innen/
Hausmeister*innen:
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Klare Struktur der Mitarbeiterschaft
Orientierungshilfe durch farbige
Namensschilder
Ehrenamtler*innen:
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Klare Struktur der Mitarbeiterschaft
Orientierungshilfe durch farbige
Namensschilder
Verwaltungsfachkräfte: hellblau
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Klare Struktur der Mitarbeiterschaft
Orientierungshilfe durch farbige
Namensschilder
Sprachmittler*innen und externe
Kooperationspartner*innen
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Klare Struktur der Mitarbeiterschaft
Orientierungshilfe durch farbige
Namensschilder
Security und Pförtner*innen:
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Angebote für alle Nutzer*innen
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Angebote zur Stabilisierung
• Psychoedukation
• „sich selber verstehen lernen“
• Techniken: Stopp von Flashbacks (kennen-)lernen
• …
• Empowerment durch
• Übernahme von Tätigkeiten
• Einbringung der eigenen Kompetenzen
(z. B. Handwerksarbeiten, Lehrer unterrichten,
Ärzt*innen leisten Psychoedukation, gemeinsames
Kochen, Musik)
Ursula Enders
Angebote zur Stabilisierung
• regelmäßige niedrigschwellige medizinische
Versorgung/Sprechstunde/Beratung
• Strukturierung des Tagesablaufs/der Woche
durch regelmäßige Angebote
• Orientierung gewinnen
• durch Information (z. B. Regeln, Rechte)
• Kennenlernen der Umgebung
• Vertraute Tätigkeiten als „Anker“ (Brot backen,
Religion… )
• regelmäßige Bewegung – kein Extremsport
• traumapädagogisch geschulte
Nachtwachen…
Die therapeutische Aufarbeitung von Flucht-, Kriegs- und
anderen Gewalterfahrungen ist ein psychisch und
körperlich anstrengender Prozess. Dementsprechend
setzt er eine grundlegende Stabilisierung voraus
(stabiles soziales Umfeld, stabile Wohn-/Arbeits-
situation…).
Eine therapeutische Konfrontation mit traumatischen
Gewalterfahrungen während des Aufenthaltes in einer
Gemeinschaftsunterkunft birgt ein hohes Risiko einer
weiteren Destabilisierung - z. B. in Form eines erneuten
Kontrollverlustes. Sie ist sowohl gegenüber den
Betroffenen als auch den anderen Nutzer*innen
der Unterkunft ethisch und fachlich
unverantwortlich.
Besondere Angebote für
unterschiedliche Personengruppen
Illustration: Dorothee Wolters
Angebote für Mädchen und Jungen (Kinder)
• Pädagog*innen als zuverlässige Ansprech-
partner*innen, da Eltern aufgrund eigener
Belastungen nur begrenzt emotional erreichbar
• Erwachsene, die einen professionellen
Abstand halten und bei Bedarf sich selbst
Fachberatung holen bzw. externe Hilfen
vermitteln
• Trost
• klare Regeln/klar strukturierte Spielräume
• positive Gruppenerfahrungen
• Bildungsangebote
• Spiel, Aktivitäten…
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Angebote für
jugendliche Mädchen und Jungen
• Pädagog*innen als zuverlässige
Ansprechpartner*innen
• geschlechtsspezifische Angebote für
Mädchen und für Jungen
• Informationen über Hilfen, die sie
aktuell oder später nutzen können
• klare Regeln/klar strukturierte
Räume für Aktivitäten
• Bildungsangebote
• Außenkontakte…
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Angebote für
junge alleinerziehende Mütter
• geschützte, ruhige Räume
• Beratung und Unterstützung, da
• Familie als Unterstützungssystem weggefallen ist
• es für sie oftmals eine neue Rolle ist, als Frau sich
und ihr Kind nach außen zu vertreten
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Kindes
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Ärztinnen
• Informationen über (therapeutische) Hilfen, die sie
aktuell oder später nutzen können
• Möglichkeit: Sprachkurse für Frauen…
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Angebote für
alleinstehende junge Männer
• Ansprechpartner*innen, die sie nicht als
potenzielle Täter abstempeln
• Informationen über Hilfen, die sie
aktuell oder später nutzen können
(z. B. Fachstellen zur Aufarbeitung von geschlechtsspezifischer
Gewalt gegen homo-, bi-, trans- oder intersexuelle Männer)
• niedrigschwellige Männerberatung
durch Ärzte
• Sport/Aktivitäten/Beschäftigung
• Außenkontakte…
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Angebote für Frauen
• Räume für Frauen
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• Informationen über Hilfen
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• Sport/Aktivitäten/Beschäftigung
• Verantwortung innerhalb der Unterkunft
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Angebote für Männer
• Ansprechpartner*innen, die sie nicht als
potenzielle Täter abstempeln
• Informationen über Hilfen, die sie
aktuell oder später nutzen können
• niedrigschwellige Männerberatung
durch Ärzte
• Sport/Aktivitäten/Beschäftigung
• Verantwortung innerhalb der
Unterkunft …
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Angebote/Vorgaben für
Mitarbeiter*innen und Leitung
Information/ Fortbildung
Information/Fortbildung
In Gemeinschaftsunterkünften besteht eine
hohe Fluktuation der haupt- und
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen.
Grundlagenschulungen/- fortbildungen für alle
sind folglich unrealistisch.
Deshalb sollten zur Einarbeitung neuer
Mitarbeiter*innen zusätzlich zu allen
Grundlagenthemen Webinare erstellt werden.
Ursula Enders
Information/Fortbildung
Grundlagenthemen:
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• alltagspraktische Möglichkeiten der
Stabilisierung traumatisierter Kinder,
Jugendlicher und Erwachsener
• Wie reagieren, wenn ein Mädchen/Junge, eine
Frau/ein Mann sich mir anvertraut?
• Leitlinien der pädagogischen Arbeit mit
traumatisierten Menschen
• Möglichkeiten der eigenen Psychohygiene
• ….
Ursula Enders
Information/Fortbildung
Grundlagenthemen:
• institutionelle Regeln zum Schutz vor Gewalt
innerhalb der Einrichtung
• Verhaltenskodex
• Verfahrenswege im Falle der Vermutung
• Beschwerdemanagement
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Arbeitsbereiche innerhalb der Einrichtung
Ursula Enders
Fachberatung/Vernetzung
Fachberatung/Vernetzung
Gemeinschaftsunterkünfte sind ein Arbeitsfeld,
in dem neben Ehrenamtler*innen auch relativ
viele junge Menschen mit relativ wenig
Berufserfahrung und Kenntnis der lokalen
Vernetzungsstrukturen innerhalb der
Jugendhilfe tätig sind.
Notwendigkeit der intensiven (externen)
Fachberatung
Ursula Enders
Supervision/Psychohygiene
Supervision/Psychohygiene
Gemeinschaftsunterkünfte sind ein sehr
komplexes, z. T. wenig strukturiertes
Arbeitsfeld mit einem relativ hohen Risiko
einer Sekundärtraumatisierung.
Notwendigkeit: regelmäßige Supervision
• Fallsupervision
• Supervision zu Arbeitsstrukturen
• Leitungssupervision
Um Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter*innen zu
erhalten, sind neben Supervision regelmäßig
Angebote zur Psychohygiene vorzuhalten.
Ursula Enders
Dienstanweisungen
und Verhaltenskodex
Beispiel für Dienstanweisung
Alle hauptamtlichen Mitarbeiter*innen sind verpflichtet,
aktiv zum Schutze von Kindern und Jugendlichen
einzugreifen, wenn deren persönlichen Grenzen verletzt
werden.
Sind sie nicht in der Lage, den Schutz zu sichern, so ist
umgehend die/der Vorgesetzte zu informieren.
Ursula Enders
• Transparenz von privaten Kontakten
• keine übertriebenen „Privatgeschenke“
• keine Kosenamen
• Teambuch über Grenzverletzungen
• Verpflichtung, Gewalt durch Mitarbeiter*innen zu
melden
• …
Themen weiterer Dienstanweisungen
Ursula Enders
Beispiel für Verhaltenskodex
Wir greifen aktiv ein, wenn die Grenzen
eines Kindes verletzt werden.
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Beispiel für Verhaltenskodex
Alle ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen
achten einen für ihre Tätigkeit angemessenen Umgang
mit Nähe und Distanz.
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Alle haben das Recht respektvoll und
freundlich behandelt zu werden.
Niemand wird gedemütigt oder bloßgestellt.
Beispiel für Verhaltenskodex
Illustration: Dorothee Wolters
Ursula Enders
Verpflichtungserklärung unterschreiben
Verfahrensregeln für Umgang
mit der Vermutung/den Verdacht
(sexueller) Gewalt
„Starre“ Ablaufdiagramme sind oftmals
Ursache für fachliche Fehler!
Erhöhen Risiko, dass betroffene Mädchen
und Jungen erneut der Gewalt des Täters/
der Täterin ausgeliefert werden.
Verfahrensregeln: Vermutung/Verdacht
Ursula Enders
Differenzierung des Vorgehens z. B. bei:
• Gewalt in der Unterkunft
Differenzierung:
• Ausmaß der Gewalt
• Grenzverletzung
• Übergriffe
• massive Formen
• Täter/Täterinnen
• Mitarbeiter*in
• Nutzer*in
• (sexueller) Gewalt durch Externe
Verfahrensregeln: Vermutung/Verdacht
Ursula Enders
Differenzierung des Vorgehens z. B. bei:
• unterschiedlichen Formen der Gewalt
• sexuelle
• körperliche
• psychische
• Gewalt durch Mitarbeiter*innen zwischen
• fachlichem Fehlverhalten, das
arbeitsrechtliche Sanktionen erfordert
• strafrechtlich relevanten Formen
der Gewalt
Verfahrensregeln: Vermutung/Verdacht
Ursula Enders
entscheidend:
• Interventionskompetenz der
Ansprechperson!
• zeitnahe Krisenintervention
• Verpflichtung
• Kooperation mit externen Fachstellen
• §8a - Mitteilung beim Jugendamt
(Kindeswohlgefährdung)
Verfahrensregeln: Vermutung/Verdacht
Ursula Enders
Personalführung
Bewerbungsverfahren:
• institutionelle, präventive Strukturen
darstellen
• schriftliche Informationen zu Kinderrechten,
Standards der Einrichtung und
Verfahrensregeln
• Offenheit für die Problematik abklären
• Möglichkeit einer telefonischen Nachfrage bei
vorherigen Arbeitgebern nutzen
• erweitertes polizeiliches Führungs-
zeugnis
Personalführung
Ursula Enders
Arbeits-/Honorarverträge
• Verhaltenskodex und Dienstanweisungen
als Anhang beifügen
• Verpflichtung zum fachlich adäquaten
Umgang mit Nähe und Distanz
• Verpflichtung zum aktiven Schutz in Fällen
von Gewalt
Personalführung
Ursula Enders
Illustration: Dorothee Wolters
Videos, Illustrationen etc. zum Downloaden
www.sichere-orte-schaffen.de
Illustration: Dorothee Wolters
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www.sichere-orte-schaffen.de
Ursula Enders (Hrsg.):
Grenzen achten!
Schutz vor sexuellen Übergriffen und
Missbrauch in Institutionen
Kiwi Verlag 2012
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Schutzkonzepte gegen Gewalt in Gemeinschaftsunterkünften

  • 1. Ursula Enders, Zartbitter e.V. mit Illustrationen von Dorothee Wolters Hannover, den 14.12.2015 Schutzkonzepte gegen Gewalt in Gemeinschaftsunterkünften Workshop der Asylverfahrensberatung
  • 2. • Definition und Ziele von Schutzkonzepten • Risikofaktoren für (sexuelle) Gewalt • „Bausteine“ von Schutzkonzepten Ursula Enders
  • 3. Sexuelle, körperliche und psychische Gewalt in Institutionen geschieht nicht zufällig. entscheidend für Ausmaß: • gesellschaftliche Bedingungen • institutionelle Strukturen • Fachlichkeit Ursula Enders
  • 4. Gesetzliche Verpflichtung für Jugendhilfe : Institutionelle Schutzkonzepte Ursula Enders
  • 5. Nutzer*innen und Mitarbeiter*innen in Gemeinschaftsunterkünften Illustration: Dorothee Wolters
  • 6. Institutionelle Schutzkonzepte gegen (sexuelle) Gewalt sollen… • Risiko (sexueller) Gewalt gegen Mädchen und Jungen, Frauen und Männer innerhalb der Institution reduzieren • kompetente Ansprechpersonen und Hilfe für betroffene Kinder, Jugendliche und Erwachsene sicherstellen Ursula Enders
  • 7. Institutionelle Schutzkonzepte setzen einen Handlungsrahmen für • Maßnahmen und Angebote zur Prävention von Gewalt innerhalb und außerhalb der Einrichtung • Vorgehen im Falle der Vermutung/des Verdachts (sexueller) Gewalt innerhalb der Einrichtung • Schutz und Hilfe für kindliche, jugendliche und erwachsene Nutzer*innen, die (sexuelle) Gewalt innerhalb oder außerhalb der Einrichtung erlebten Ursula Enders
  • 8. Risikofaktoren für Gewaltdynamiken in Gemeinschaftsunterkünften
  • 9. Die Entwicklung von institutionellen Schutzkonzepten erfordert • Risikoanalyse • des Arbeitsfeldes • der jeweiligen Einrichtung Die Risikoanalyse ist unter Partizipation aller Ebenen der Institution durchzuführen. Ursula Enders
  • 10. Risikofaktoren für Gewalt(-dynamiken) • biografische Belastungen • ethnische Konflikte • Räumlichkeiten/Standort • ungeklärter Aufenthaltsstatus • lange Verweildauer ohne Perspektive (z.B. ohne Arbeitserlaubnis) Ursula Enders
  • 11. Risikofaktoren für Gewalt(-dynamiken) • Diskriminierung/Bedrohung/Gewalt von außen • strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft • Leitungsvakuum • fehlendes/unzulängliches Beschwerdemanagement Ursula Enders
  • 12. Biografische Belastungen Besondere Verletzbarkeit resultiert z.B. aus … • Leben in Armut • geringer Bildungsstatus • Trennungen von nahestehenden Bezugspersonen/Verlust von Heimat • Tod von Familienangehörigen/ nahestehenden Bezugspersonen • Desillusionierung/Kulturschock nach Ankunft in Deutschland Ursula Enders
  • 13. Biografische Belastungen Besondere Verletzbarkeit resultiert z.B. aus … • Kriegs-/Foltererfahrungen • lebensbedrohliche Erfahrungen auf der Flucht • (sexuelle) Gewalterfahrungen im Herkunftsland z.B. häusliche Gewalt, geschlechtsspezifische Gewalt • (sexuelle) Gewalterfahrungen auf der Flucht • Zeugenschaft von Gewalt Ursula Enders
  • 14. Biografische Belastungen mögliche Folgen u. a.: • Übererregung („am Anschlag sein“) • Kontrollverlust • Reinszenierungen von Gewalterfahrungen im Kontakt mit • anderen Nutzer*innen • ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen Ursula Enders
  • 15. Ethnische Konflikte Konflikte/Spannungen aufgrund von • Religionszugehörigkeiten • Gruppenidentität als gesellschaftliche Minderheit • politischen Feindschaften/ gegenseitigen Kriegserfahrungen • … Ursula Enders
  • 16. Ethnische Konflikte geschlechtsspezifische Gewalt aufgrund von • gesellschaftlichen Rollenbildern • stark ausgeprägte Homophobie… Ursula Enders
  • 17. Risikofaktor: Räumlichkeiten • keine/kaum Privatsphäre • Grenzverletzungen durch unzureichende Wasch- und Duschmöglichkeiten auch betroffene Jungen und junge Männer • unzureichendes Angebot an Aufenthaltsräumen für unterschiedliche Personengruppen • Standort mit geringer Infrastruktur • … Ursula Enders
  • 18. Risikofaktor: ungeklärter Aufenthaltsstatus/lange Verweildauer • Gefühl, den Behörden ausgeliefert zu sein • Frust • Langeweile • Ohnmacht … „zur Untätigkeit verdammt“ mögliche Folge: • Spannung entlädt sich in Aggression • gegen andere Nutzer*innen und Mitarbeiter*innen Ursula Enders
  • 20. Risikofaktor: Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft • Mangel an institutioneller Identität • oftmals keine gewachsene Institution, sondern Antwort auf aktuellen Bedarf • kein gemeinsames/institutionelles Leitbild • unterschiedliche Träger/Firmen innerhalb einer Unterkunft Ursula Enders
  • 21. Risikofaktor: Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft • hohe Arbeitsbelastung (z. B. 12-Stundendienste) • unzureichende Supervision • unzureichende Angebote zur Psychohygiene • unzureichende Berufserfahrung • hohe Personalfluktuation Ursula Enders
  • 22. Risikofaktor: Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft Konfliktquelle: unterschiedliche Berufsgruppen und Ehrenamtler*innen Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 23. Risikofaktor: Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft Konfliktquelle: unterschiedliches Tempo • Krisenmanagement • Beratung/Begleitung Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 24. Risikofaktor: Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft Konfliktquelle: unterschiedliche Motivationen Beispiel: Wir helfen bis zum Umfallen! Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 25. Risikofaktor: Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft Konfliktquelle: unterschiedliche Motivationen Beispiel: Wir kämpfen für Gerechtigkeit! Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 26. Risikofaktor: Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft Konfliktquelle: unterschiedliche Motivationen Beispiel: Wir schützen. Wir können aber auch anders! Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 27. Risikofaktor: Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft Konfliktquelle: unterschiedliches Selbstverständnis und Arbeitsweise • Krisenmanager*innen • Berater*innen • „Praktiker*innen“ „Wir sind anders als die Profis und haben den besseren Kontakt zu den Flüchtlingen.“ (z. B. Security ) Ursula Enders
  • 28. Risikofaktor: Strukturelle Konflikte der Mitarbeiterschaft Konfliktquelle: unterschiedliche Arbeitskulturen der Berufsgruppen • unterschiedliche Sprache • unterschiedliche Bewertung, was und wie angesprochen werden muss/kann • unterschiedliche Bewertungen von Situationen • unterschiedliche Kriterien der fachlichen Reflexion
  • 29. Institutionen mit Leitungsvakuum/diffusen Leitungsstrukturen haben ein deutlich erhöhtes Risiko zum Tatort (sexueller) Gewalt zu werden. Risikofaktor: Leitungsvakuum/unklare Leitungsstruktur Ursula Enders
  • 30. Häufig unklare Leitungsstrukturen fachliche Notwendigkeit in Erstunterkünften • Leitungsteam • Trennung der Verantwortungsbereiche • Organisation/(Haus-)Verwaltung/Hauswirtschaft • Sozialarbeit/Pädagogik/Medizin/Vernetzung Risikofaktor: Leitungsvakuum/unklare Leitungsstruktur Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 31. Gemeinschaftsunterkünfte haben ein besonders hohes Risiko zum Tatort (sexueller) Gewalt zu werden. Sie brauchen deshalb klare Leitungsstrukturen. Die Leitung muss • vor Ort präsent • fachlich qualifiziert sein Ursula Enders
  • 32. Risikofaktor: unzulängliches bzw. fehlendes Beschwerdemanagement Voraussetzung für ein funktionierendes Beschwerdemanagement: • Information der Nutzer*innen über ihre Rechte und institutionelle Regeln (möglichst) bei Eintritt in die Institution Praxis: Information bei Eintritt findet nicht/kaum statt. Oftmals z. B. kein verbindlicher Verhaltenskodex für alle Mitarbeiter*inne vorhanden. Ursula Enders
  • 33. Risikofaktor: unzulängliches bzw. fehlendes Beschwerdemanagement Voraussetzung für ein funktionierendes Beschwerdemanagement: • Information u. a. über bildgestützte Kommunikationsmittel und Videoclips in unterschiedlichen Sprachen, damit auch für Analphabet*innen und Menschen ohne Sprachkenntnis leicht verständlich Praxis: Es gibt bisher kaum entsprechende Informationsmaterialien. Ursula Enders
  • 34. Risikofaktor: unzulängliches bzw. fehlendes Beschwerdemanagement Voraussetzung für ein funktionierendes Beschwerdemanagement: • Bildgestützter Feedbackbogen, um auch Analphabet*innen und Nutzer*innen ohne Sprachkenntnisse die Möglichkeit eines Feedbacks zu geben. Praxis: Entsprechende Fragebögen nicht bekannt! Ursula Enders
  • 35. Risikofaktor: unzulängliches bzw. fehlendes Beschwerdemanagement Voraussetzung für ein funktionierendes Beschwerdemanagement: • klar strukturiertes Beschwerdemanagement mit für zunächst orientierungslose Nutzer*innen klar erkennbare Ansprechpartner*innen Praxis: Nicht selten wenden sich Nutzer*innen mit ihren Beschwerden z.B. an Hausmeister oder Security. Ursula Enders
  • 37. Gemeinschaftsunterkünfte haben ein besonders hohes Risiko, zum Tatort von Gewalt zu werden. Schutzkonzepte müssen insbesondere berücksichtigen… • räumliche Bedingungen • biografische Belastungen und ethnische Konflikte der Nutzer*innen • Struktur der Mitarbeiterschaft • Leitungsstrukturen • Beschwerdemanagement Ursula Enders
  • 38. In Gemeinschaftsunterkünften können Schutzkonzepte nur sehr begrenzt unter Partizipation entwickelt werden. entscheidend: klar strukturiertes Beschwerdemanagement Ursula Enders
  • 41. Kinder- und Menschenrechte Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 42. Kinder- und Menschenrechte Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 43. Kinder- und Menschenrechte Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 44. Kinder- und Menschenrechte Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 45. Kinder- und Menschenrechte Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 46. Kinder- und Menschenrechte Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 47. • Recht auf Information • In ihrer Sprache • bildgestützt
  • 48. Jedes Mädchen und jeder Junge hat das Recht auf Schutz vor Gewalt Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 49. Jedes Mädchen und jeder Junge hat ein Recht auf Trost. Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 53. Klare Bewertungen von Grenzverletzungen/Übergriffen Beispiel: STOPP! Glotzen verboten! Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 54. Klare Bewertungen von Grenzverletzungen/Übergriffen Beispiel Videoclip: STOPP! Glotzen verboten! Illustration: Dorothee Wolters
  • 55. klare Regeln Beispiel: Fotoverbot in Dusch- und Waschräumen Illustration: Dorothee Wolters
  • 56. klare Regeln Beispiel: Fotoverbot in Dusch- und Waschräumen Illustration: Dorothee Wolters
  • 59. klare Leitungsstrukturen • Organisation • Verwaltung • Hauswirtschaft • Technik • Sozialarbeit • Pädagogik • medizinische Versorgung • VernetzungIllustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 62. Beschwerdemanagement Notwendigkeit: • klar strukturierte Verfahrenswege • Ansprechpartner*innen benennen • externe Ansprechpartner*innen • hauptamtl. sozialarbeiterische Fachkräfte • hauptamtl. pädagogische Fachkräfte • Ärzt*innen • Heimleitung Ursula Enders
  • 63. Beschwerdemanagement Namensschilder der internen und externen Ansprechpartner*innen sollten farblich gekennzeichnet sein. intern extern Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 65. klare Raumstruktur Die Reduzierung des Risikos von Gemeinschaftsunterkünften, zum Tatort (sexueller) Gewalt zu werden, erfordert eine Raumstruktur, die die Bedarfe unterschiedlicher Personengruppen berücksichtigt. Ursula Enders
  • 66. klare Raumstruktur Eine einheitliche Beschilderung der Räume gibt Orientierung Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 67. klare Raumstruktur • nach Geschlechtern getrennte Dusch- und Waschräume • abschließbare Toiletten und Duschen • spezielle Zeiten für jugendliche Jungen (12- 16 Jahre) mit klaren Regeln! Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 68. klare Raumstruktur Funktionsräume reduzieren das Konfliktpotenzial in Unterkünften Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 70. klare Raumstruktur Frauen brauchen eigene Räume Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 72. Klare Struktur der Mitarbeiterschaft Orientierungshilfe durch farbige Namensschilder Hauswirtschaftler*innen/Techniker*innen/ Hausmeister*innen: Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 73. Klare Struktur der Mitarbeiterschaft Orientierungshilfe durch farbige Namensschilder Ehrenamtler*innen: Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 74. Klare Struktur der Mitarbeiterschaft Orientierungshilfe durch farbige Namensschilder Verwaltungsfachkräfte: hellblau Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 75. Klare Struktur der Mitarbeiterschaft Orientierungshilfe durch farbige Namensschilder Sprachmittler*innen und externe Kooperationspartner*innen Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 76. Klare Struktur der Mitarbeiterschaft Orientierungshilfe durch farbige Namensschilder Security und Pförtner*innen: Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 77. Angebote für alle Nutzer*innen Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 78. Angebote zur Stabilisierung • Psychoedukation • „sich selber verstehen lernen“ • Techniken: Stopp von Flashbacks (kennen-)lernen • … • Empowerment durch • Übernahme von Tätigkeiten • Einbringung der eigenen Kompetenzen (z. B. Handwerksarbeiten, Lehrer unterrichten, Ärzt*innen leisten Psychoedukation, gemeinsames Kochen, Musik) Ursula Enders
  • 79. Angebote zur Stabilisierung • regelmäßige niedrigschwellige medizinische Versorgung/Sprechstunde/Beratung • Strukturierung des Tagesablaufs/der Woche durch regelmäßige Angebote • Orientierung gewinnen • durch Information (z. B. Regeln, Rechte) • Kennenlernen der Umgebung • Vertraute Tätigkeiten als „Anker“ (Brot backen, Religion… ) • regelmäßige Bewegung – kein Extremsport • traumapädagogisch geschulte Nachtwachen…
  • 80. Die therapeutische Aufarbeitung von Flucht-, Kriegs- und anderen Gewalterfahrungen ist ein psychisch und körperlich anstrengender Prozess. Dementsprechend setzt er eine grundlegende Stabilisierung voraus (stabiles soziales Umfeld, stabile Wohn-/Arbeits- situation…). Eine therapeutische Konfrontation mit traumatischen Gewalterfahrungen während des Aufenthaltes in einer Gemeinschaftsunterkunft birgt ein hohes Risiko einer weiteren Destabilisierung - z. B. in Form eines erneuten Kontrollverlustes. Sie ist sowohl gegenüber den Betroffenen als auch den anderen Nutzer*innen der Unterkunft ethisch und fachlich unverantwortlich.
  • 81. Besondere Angebote für unterschiedliche Personengruppen Illustration: Dorothee Wolters
  • 82. Angebote für Mädchen und Jungen (Kinder) • Pädagog*innen als zuverlässige Ansprech- partner*innen, da Eltern aufgrund eigener Belastungen nur begrenzt emotional erreichbar • Erwachsene, die einen professionellen Abstand halten und bei Bedarf sich selbst Fachberatung holen bzw. externe Hilfen vermitteln • Trost • klare Regeln/klar strukturierte Spielräume • positive Gruppenerfahrungen • Bildungsangebote • Spiel, Aktivitäten… Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 83. Angebote für jugendliche Mädchen und Jungen • Pädagog*innen als zuverlässige Ansprechpartner*innen • geschlechtsspezifische Angebote für Mädchen und für Jungen • Informationen über Hilfen, die sie aktuell oder später nutzen können • klare Regeln/klar strukturierte Räume für Aktivitäten • Bildungsangebote • Außenkontakte… Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 84. Angebote für junge alleinerziehende Mütter • geschützte, ruhige Räume • Beratung und Unterstützung, da • Familie als Unterstützungssystem weggefallen ist • es für sie oftmals eine neue Rolle ist, als Frau sich und ihr Kind nach außen zu vertreten • Beratung und Unterstützung bei der Erziehung ihres Kindes • medizinische Versorgung durch (Frauen-/Kinder-) Ärztinnen • Informationen über (therapeutische) Hilfen, die sie aktuell oder später nutzen können • Möglichkeit: Sprachkurse für Frauen… Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 85. Angebote für alleinstehende junge Männer • Ansprechpartner*innen, die sie nicht als potenzielle Täter abstempeln • Informationen über Hilfen, die sie aktuell oder später nutzen können (z. B. Fachstellen zur Aufarbeitung von geschlechtsspezifischer Gewalt gegen homo-, bi-, trans- oder intersexuelle Männer) • niedrigschwellige Männerberatung durch Ärzte • Sport/Aktivitäten/Beschäftigung • Außenkontakte… Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 86. Angebote für Frauen • Räume für Frauen • Medizinische Versorgung durch (Frauen-)Ärztinnen • Informationen über Hilfen (bei häuslicher Gewalt) • Sport/Aktivitäten/Beschäftigung • Verantwortung innerhalb der Unterkunft Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 87. Angebote für Männer • Ansprechpartner*innen, die sie nicht als potenzielle Täter abstempeln • Informationen über Hilfen, die sie aktuell oder später nutzen können • niedrigschwellige Männerberatung durch Ärzte • Sport/Aktivitäten/Beschäftigung • Verantwortung innerhalb der Unterkunft … Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 90. Information/Fortbildung In Gemeinschaftsunterkünften besteht eine hohe Fluktuation der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen. Grundlagenschulungen/- fortbildungen für alle sind folglich unrealistisch. Deshalb sollten zur Einarbeitung neuer Mitarbeiter*innen zusätzlich zu allen Grundlagenthemen Webinare erstellt werden. Ursula Enders
  • 91. Information/Fortbildung Grundlagenthemen: • Basisinformationen über Trauma • alltagspraktische Möglichkeiten der Stabilisierung traumatisierter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener • Wie reagieren, wenn ein Mädchen/Junge, eine Frau/ein Mann sich mir anvertraut? • Leitlinien der pädagogischen Arbeit mit traumatisierten Menschen • Möglichkeiten der eigenen Psychohygiene • …. Ursula Enders
  • 92. Information/Fortbildung Grundlagenthemen: • institutionelle Regeln zum Schutz vor Gewalt innerhalb der Einrichtung • Verhaltenskodex • Verfahrenswege im Falle der Vermutung • Beschwerdemanagement • Aufgaben der unterschiedlichen Arbeitsbereiche innerhalb der Einrichtung Ursula Enders
  • 94. Fachberatung/Vernetzung Gemeinschaftsunterkünfte sind ein Arbeitsfeld, in dem neben Ehrenamtler*innen auch relativ viele junge Menschen mit relativ wenig Berufserfahrung und Kenntnis der lokalen Vernetzungsstrukturen innerhalb der Jugendhilfe tätig sind. Notwendigkeit der intensiven (externen) Fachberatung Ursula Enders
  • 96. Supervision/Psychohygiene Gemeinschaftsunterkünfte sind ein sehr komplexes, z. T. wenig strukturiertes Arbeitsfeld mit einem relativ hohen Risiko einer Sekundärtraumatisierung. Notwendigkeit: regelmäßige Supervision • Fallsupervision • Supervision zu Arbeitsstrukturen • Leitungssupervision Um Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter*innen zu erhalten, sind neben Supervision regelmäßig Angebote zur Psychohygiene vorzuhalten. Ursula Enders
  • 98. Beispiel für Dienstanweisung Alle hauptamtlichen Mitarbeiter*innen sind verpflichtet, aktiv zum Schutze von Kindern und Jugendlichen einzugreifen, wenn deren persönlichen Grenzen verletzt werden. Sind sie nicht in der Lage, den Schutz zu sichern, so ist umgehend die/der Vorgesetzte zu informieren. Ursula Enders
  • 99. • Transparenz von privaten Kontakten • keine übertriebenen „Privatgeschenke“ • keine Kosenamen • Teambuch über Grenzverletzungen • Verpflichtung, Gewalt durch Mitarbeiter*innen zu melden • … Themen weiterer Dienstanweisungen Ursula Enders
  • 100. Beispiel für Verhaltenskodex Wir greifen aktiv ein, wenn die Grenzen eines Kindes verletzt werden. Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 101. Beispiel für Verhaltenskodex Alle ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen achten einen für ihre Tätigkeit angemessenen Umgang mit Nähe und Distanz. Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 102. Alle haben das Recht respektvoll und freundlich behandelt zu werden. Niemand wird gedemütigt oder bloßgestellt. Beispiel für Verhaltenskodex Illustration: Dorothee Wolters Ursula Enders
  • 104. Verfahrensregeln für Umgang mit der Vermutung/den Verdacht (sexueller) Gewalt
  • 105. „Starre“ Ablaufdiagramme sind oftmals Ursache für fachliche Fehler! Erhöhen Risiko, dass betroffene Mädchen und Jungen erneut der Gewalt des Täters/ der Täterin ausgeliefert werden. Verfahrensregeln: Vermutung/Verdacht Ursula Enders
  • 106. Differenzierung des Vorgehens z. B. bei: • Gewalt in der Unterkunft Differenzierung: • Ausmaß der Gewalt • Grenzverletzung • Übergriffe • massive Formen • Täter/Täterinnen • Mitarbeiter*in • Nutzer*in • (sexueller) Gewalt durch Externe Verfahrensregeln: Vermutung/Verdacht Ursula Enders
  • 107. Differenzierung des Vorgehens z. B. bei: • unterschiedlichen Formen der Gewalt • sexuelle • körperliche • psychische • Gewalt durch Mitarbeiter*innen zwischen • fachlichem Fehlverhalten, das arbeitsrechtliche Sanktionen erfordert • strafrechtlich relevanten Formen der Gewalt Verfahrensregeln: Vermutung/Verdacht Ursula Enders
  • 108. entscheidend: • Interventionskompetenz der Ansprechperson! • zeitnahe Krisenintervention • Verpflichtung • Kooperation mit externen Fachstellen • §8a - Mitteilung beim Jugendamt (Kindeswohlgefährdung) Verfahrensregeln: Vermutung/Verdacht Ursula Enders
  • 110. Bewerbungsverfahren: • institutionelle, präventive Strukturen darstellen • schriftliche Informationen zu Kinderrechten, Standards der Einrichtung und Verfahrensregeln • Offenheit für die Problematik abklären • Möglichkeit einer telefonischen Nachfrage bei vorherigen Arbeitgebern nutzen • erweitertes polizeiliches Führungs- zeugnis Personalführung Ursula Enders
  • 111. Arbeits-/Honorarverträge • Verhaltenskodex und Dienstanweisungen als Anhang beifügen • Verpflichtung zum fachlich adäquaten Umgang mit Nähe und Distanz • Verpflichtung zum aktiven Schutz in Fällen von Gewalt Personalführung Ursula Enders
  • 112. Illustration: Dorothee Wolters Videos, Illustrationen etc. zum Downloaden www.sichere-orte-schaffen.de
  • 113. Illustration: Dorothee Wolters Videos, Illustrationen etc. zum Downloaden www.sichere-orte-schaffen.de
  • 114. Ursula Enders (Hrsg.): Grenzen achten! Schutz vor sexuellen Übergriffen und Missbrauch in Institutionen Kiwi Verlag 2012
  • 115. zu beziehen über den Zartbitter-Onlineshop www.zartbitter.de auf Anfrage: DIN A4-Ausdrucke in sieben Sprachen
  • 116. zu beziehen über den Zartbitter-Onlineshop www.zartbitter.de
  • 117. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! www.zartbitter.de www.sichere-orte-schaffen.de Facebook: Zartbitter gegen Neonazis Zartbitter Hilfe gegen sexuellen Missbrauch Sichere Orte schaffen Twitter: Zartbitter_eV SichereOrte Kontakt: info@zartbitter.de

Hinweis der Redaktion

  1. 99
  2. 103
  3. 105
  4. 106
  5. 107
  6. 108
  7. 110
  8. 111