SlideShare ist ein Scribd-Unternehmen logo
1 von 15
Downloaden Sie, um offline zu lesen
Wirtschafts- und
                                                             Sozialwissenschaftliche Fakultät
                                                             Departement für
                                                             Betriebswirtschaftslehre
                                                             Institut für
                                                             Unternehmensrechnung und
                                                             Controlling




                              Case Study Coop

                                  Prüfungsaufgabe
                              Praktisches Management I

                                       eingereicht bei
                                 Prof. Dr Benedikt Weibel
                   Institut für Unternehmensrechnung und Controlling
                                   Abteilung Controlling




Betreuer:     Daniel Spring

Kuhn Oliver
07-110-588

Delfterstrasse 40, 5004 Aarau
04.08.1986
Master of Business Administration
8. Semester
oliverkuhn@students.unibe.ch



Bern, 21.06.2011
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis………………………………………………………………………........II
Abbildungsverzeichnis……………………………………………………………………...III
Prüfungsaufgabe………………………………………………………………………….....IV
1. Coop Status Quo Frühling 2011………………………..…………………………….........1
   1.1 Facts & Figures…………………………………………………………………... …...1
   1.2 Background Hansueli Loosli…...………………………………………………... …...2
   1.3 Projekt « Coop Forte »..……………………………………………………………….2
2. Lageanalyse Ende 1990er Jahre anhand einer SWOT-Analyse….………………….. …...3
   2.1 Strengths…………………………………………………………………………. …...3
        2.1.1 Marke……………………………………………………………………………3
        2.1.2 Angebot/Differenzierung………………………………………………………..3
        2.1.3 Position…………………………………………………………………………..3
   2.2 Weaknesses……………………………………………………………………… …...4
   2.3 Opportunities……………………………………………………………………. …...4
        2.3.1 Technologie……………………………………………………………………...4
        2.3.2 Neues Angebot…………………………………………………………………..4
        2.3.3 Globalisierung/Expansion……………………………………………………….4
   2.4 Threaths………………………..………………………………………………… …...4
3. Strategie-Umsetzung von Coop anhand der sechs strategischen w-Fragen…………………5
   3.1 Was?...............................................................................................................................5
       3.1.1 Anorganisch……………………………………………………………………...5
       3.1.2 Organisch………………………………………………………………………...6
   3.2 Wo?................................................................................................................................6
   3.3 Wann?.............................................................................................................................7
   3.4 Womit?...........................................................................................................................7
   3.5 Mit wem?........................................................................................................................8
   3.6 Wie?...............................................................................................................................8
4. Fazit………………………………………………………………………………………….9
Quellenzverzeichnis…………………………………………………………………………..11
Selbstständigkeitserklärung…………………………………………………………………..11




                                                                  II
Abbildungsverzeichnis



Abbildung 1: Umsatzentwicklung und Marktanteile Coop vs. Migros………………………..1

Abbildung 2: Hansueli Loosli………………………………………………………………….2

Abbildung 3: Timeline Karriere Hansueli Loosli……………………………………………...2

Abbildung 4: Porter’s 5-Kräfte Model……………………………………………….………...5

Abbildung 5: Sortimentsentwicklung Coop seit dem Jahre 2000……………………………...6




                                    III
Prüfungsaufgabe
Seit Jahrzehnten ist Coop nach Migros die zweite Kraft im Schweizer Detailhandel. Um die
Jahrtausendwende veranlasste Coop Chef Hansueli Loosli eine grundsätzliche strategische
Auslegeordnung und lancierte 2001 das Projekt „Coop Forte“. Seither hat sich Coop
fundamental gewandelt.

   1. Versetzen Sie sich in die Situation von Coop Ende der 1990er Jahre. Analysieren Sie
       die Unternehmung, den Markt und das Umfeld und leiten Sie daraus das SWOT-Profil
       der Coop (zu diesem Zeitpunkt) ab.


   2. Stellen Sie die Strategie, die Coop seither umgesetzt hat, anhand der sechs
       strategischen w-Fragen dar (aus heutiger Sicht).




                                             IV
1. Coop Status Quo Frühling 2011

1.1 Facts & Figures

Coop ist daran die Migros zu überflügeln. Laut einem Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung
erhöht Coop mit der Übernahme von Transgourmet den Gesamtumsatz um 7.8 Mrd. auf 27.8
Mrd. CHF. Das Ziel, gesamtumsatzmässiger Marktleader in der Schweiz zu sein, sollte also
dieses Jahr zum ersten Mal erreicht werden. Der Umsatz im Heimmarkt ist aber bei Migros
nach wie vor grösser.

Jahrzehnte lang war Coop hinter Migros nur die zweite Kraft im Schweizer Detailhandel. Vor
allem durch anorganisches Wachstum, das heisst durch Zukauf von vielen anderen
Unternehmen hat Coop aber kontinuierlich expandiert. Die Migros ist im Gegensatz dazu
mehrheitlich durch organisches Wachstum gewachsen, hat aber beispielsweise mit LeShop
auch Zukäufe getätigt.




Abbildung 1: Umsatzentwicklung und Marktanteile Coop vs. Migros



Abbildung 1 zeigt die Umsatzentwicklung und Marktanteile von Migros und Coop im
Vergleich. Es ist ersichtlich, dass Coop von 2000 bis 2010 das zweitgrösste
Detailhandelsunternehmen der Schweiz hinter Migros war.

Kundennah und in fünf Verkaufsregionen organisiert, unterhält Coop über 1'800
Verkaufsstellen und beschäftigt rund 53'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Bereich der
Öko- und Fair-Trade-Produkte ist Coop klarer Marktleader.




                                                     1
1.2 Background Hansueli Loosli

Der Erfolg von Coop in den letzen 12 Jahren und das Projekt „Coop Forte“ sind stark mit der
Persönlichkeit von Geschäftsleiter Hansueli Loosli verbunden.

Loosli wurde 1955 in Neuenhof im Kanton Aargau geboren. Als Sohn
eines Transportunternehmers und einer Leiterin einer VOLG-Filiale
erlangte er schon in seiner Kindheit Vertrautheit mit dem Detailhandel.
Parallel zur kaufmännischen Berufsschule absolvierte er eine Lehre bei
VOLG. Später erwarb er das eidgenössische Buchhalterdiplom und
besuchte     zahlreiche      Ausbildungskurse       in    Marketing,        Rhetorik,
Problemanalyse        etc.    Nach      Tätigkeiten       als     Buchhalter      und
Revisionsassistent wechselte er 1982 zu Mövenpick als Controller und                    Abbildung 2: Hansueli
                                                                                        Loosli
stellvertretender Direktor. 1992 stiess er zu Coop, zuerst als
Geschäftsführer von Coop Zürich und seit 1997 ist Hansueli Loosli Geschäftsleiter der Coop-
Gruppe. Im Verlaufe dieses Jahres wird er die operative Leitung bei Coop abgeben und das
Amt des Verwaltungsratspräsidenten übernehmen, sowie ab 1. September 2011 neuer Chef
der Swisscom werden.

                 Lehre bei VOLG,         Controller und                                                 Verwaltungsrats-
                 Erwerb eidg.            Direktor STV           Geschäftsführer     Geschäftsleiter     präsident Coop,
 Geburt          Buchhalterdiplom        Mövenpick              Coop Zürich         Coop-Gruppe         Chef Swisscom


 1955                                       1982                   1992             1997                        2011

Abbildung 3: Timeline Karriere Hansueli Loosli



1.3 Projekt „Coop Forte“

Das Projekt „Coop Forte“ wird zum heutigen Zeitpunkt als grosser Erfolg angesehen. Drei
Jahre zuvor war das Projekt „Regioforte“ noch am Widerstand der regionalen Organisationen
gescheitert. Dass das Projekt „Coop Forte“ zustande kam, ist unter anderem Hansueli Loosli
zu verdanken. Es ist hier deutlich eine politische Dimension sichtbar, denn Loosli musste das
Projekt zuerst intern durchsetzen.

Die Idee für das Projekt „Coop Forte“ wurde im Jahre 1998 geboren und am 1. Januar 2001
wurde das Projekt gestartet. Es beinhaltete die Zusammenfügung der dazumal 14 noch
bestehenden Genossenschaften plus Coop Schweiz in einen einheitlichen Konzern unter
                                        2
gleichzeitiger Beibehaltung der fünf separaten Verkaufsregionen (Suisse Romande, Bern,
Nordwestschweiz, Zentralschweiz-Zürich und Ostschweiz-Ticino). Das Hauptziel dieser
Fusion war es bis 2005 die effizientesten Strukturen im schweizerischen Detailhandel zu
erreichen. Dabei gab es folgende Unterziele:

    Wahrung einer pro-aktiven Rolle im Schweizer Detailhandel
    Verbesserung der Kapitalstruktur
    Schaffung von Preissenkungsspielraum
    Basis für den Einstieg in neue Geschäftsfelder

Der Umbau tangierte auch die Führungsebene. Der Verwaltungsrat wurde von 23 auf 11
Mitglieder reduziert und gewann an Unabhängigkeit, da die Genossenschafter aus dem
Gremium verbannt wurden. Diese Unabhängigkeit war ein Gebot der Corporate Governance
um die Strukturen möglichst straff zu halten und die Komplexität zu mindern. Daraus
resultiert ein fundamentaler Unterschied des rechtlichen Status der regionalen Gesellschaften.
Im Gegensatz zu Migros weist Coop heute eine zentralere Struktur auf und hat damit eine
klarer definierte Verantwortung.

2. Lageanalyse Ende 1990er Jahre anhand einer SWOT-Analyse

Reversed Insight ist der Blick vom heutigen Zeitpunkt in die Vergangenheit. Anhand der im
Kapitel 1.1 dargelegten Fakten hat Coop die seit der Jahrtausendwende anvisierten Ziele
erfolgreich gemeistert. Die Lage Ende der 1990er Jahre war für Coop sehr spannend. Sie war
von Neuerungen, Übernahmen und Umwälzungen geprägt.

2.1 Strengths
2.1.1. Marke
    Coop ist eine starke Marke, die als Nummer 2 hinter Migros im Schweizer
       Detailhandel etabliert ist
    Kompetenzmarken Coop Naturaplan, Coop Naturaline, Coop Oecoplan und
       Cooperacion/Max Havelaar
2.1.2 Angebot/Differenzierung
    Coop steht für Schweizer Qualität und Konstanz (seit dem 19. Jahrhundert)
    Diversifiziertes Angebot  Risikoausgleich
2.1.3 Position
    Hoher Marktanteil (im Jahr 2000 um ca. 12%)
                                               3
 Hoher Bekanntheitsgrad
    Schweiz weit flächendeckendes Ladennetz (Kundennähe)
    Genossenschaft als Organisationsform  steuertechnischer Vorteil
2.2 Weaknesses
    Pro-aktive Rolle im Schweizer Detailhandel ungenügend
    Ungenügende Kapitalstruktur
    Wahrgenommenes Kostenniveau (Coop von Kunden bedeutend teurer wahrgenommen
       als zum Beispiel Migros)
    Ineffiziente Logistik

2.3 Opportunities
2.3.1 Technologie
    Internet war zu dieser Zeit am aufkommen  online shopping
    Remote ordering (Möglichkeit des Einkaufens auf Distanz)
    Coop Supercard (durch Aufkommen von Scanner Data)
2.3.2 Neues Angebot
    Mögliche Übernahmepartner (Synergie Potenziale) wie z. B. Interdiscount
    Differenzierung und Innovation durch Nachhaltigkeit
2.3.3. Globalisierung/Expansion
    Chancen auf Wachstum im Ausland (neue Märkte)
    Erweiterung Wertschöpfungskette (zum Beispiel Eröffnung von Tankstellenshops
       Coop Pronto mit längeren Öffnungszeiten)
    Wachstum des Gesamtmarktes (steigende Bevölkerungszahlen)
    Lernen durch Beobachtung von Detailhandelsriesen im Ausland, Wal-Mart in den
       USA, Aldi und Lidl (D), Albert Heijn (NL), Tesco (GB) und Carrefour (F) als
       Vorbilder.


2.4 Threats (Porter‘s 5-Kräfte)
Zur Veranschaulichung der Gefahren für Coop um die Jahrtausendwende bietet sich Porter’s
5-Kräfte Modell an. Das Modell muss aber ergänzt werden, da es beispielsweise
Umweltrisiken völlig missachtet (im Fall Coop zum Beispiel Gefahren wie die BSE-Krise
Ende 2000). Auch die Abhängigkeit von Rohstoffpreisen ist dabei zu nennen. Auf
geopolitische Gefahren wie Kriege, Terrorangriffe (z. B. 9/11), die Weltwirtschaftslage oder
auch z. B. die Einführung des Euros dazumal (2003), wird hier bewusst verzichtet, da durch
                                           4
solche Gefahren die Marktteilnehmer im gleichen Masse beeinträchtigt werden. Abbildung 3
        stellt nachfolgend die Gefahren dar.


                                         1. Bedrohung neue Marktteilnehmer
                                         Gefahr durch Eintritt der beiden deutschen
                                         Harddiscounter    Aldi      und   Lidl   in   den
                                         Detailhandelsmarkt Schweiz, die beide die
                                         Preisführerschaft wollen.
                                                                                             3. Marktmacht der Kunden
2. Marktmacht der Lieferanten                                                                a) Kunden können sehr
Steigende Rohstoffpreise können                                                              einfach   zur    Konkurrenz
zu höheren Einkaufskosten führen,                                                            abwandern.
die entweder zu tieferen Margen                                                              b)    Mögliche      Vorwürfe
                                               5. Rivalität innerhalb der Branche
oder   wenn    auf den   Kunden                                                              bezüglich Nichteinhalten der
                                               Rivalität mit Migros als ständiger
umgewälzt        zu      tieferen                                                            Nachhaltigkeits-Standards
                                               Kampf um Marktanteile.
Absatzzahlen führen können.                                                                  können zu Imageschäden und
                                                                                             nachfolgenden Boykott der
                                                                                             Kunden führen.
                                              4. Bedrohung durch Substitute


       Abbildung 4: Porter's 5-Kräfte Model




        3. Strategie-Umsetzung von Coop anhand der sechs strategischen w-Fragen
        Strategie ist ein Muster von konkreten Aktionen ohne Gewissheit was am Ende herauskommt
        (im Nebel der Ungewissheit). In diesem Kapitel wird die Strategie von Coop dargestellt, die
        seit etwa dem Jahre 2000 verfolgt wird und als Konsequenz der SWOT-Analyse in Kapitel 2
        zu betrachten ist.


        3.1 Was? (Geschäftsfelder, vertikal und horizontal)
        3.1.1 Anorganisch
        Coop ist seit dem Jahre 2000 stark nach einem anorganischen Geschäftsmodell, das heisst
        durch Zukäufe, gewachsen. Folgend eine kurze Aufzählung der wichtigsten Übernahmen von
        Coop seit dem Jahre 2000:

               2000 Christ Uhren & Schmuck
               2002 Warenhauskette EPA

                                                              5
 2003 Waro AG
     2007 12 Supermärkte von Carrefour
     2007 Unterhaltungselektronikunternehmen Fust
     2011 TransGourmet

Die Basis für den Einstieg in neue Geschäftsfelder (Unterziel des Projekts „Coop Forte in
Kapitel 1.3) scheint scheinbar erfolgreich gelegt worden zu sein.

3.2.2 Organisch
Zudem hat Coop das Sortiment stetig ausgeweitet und bietet eine grosse Diversifikation an.
Geschäftsfelder wie die Biosparte (vertikales Wachstum) oder die Erschliessung neuer
Verkaufskanäle wie die Eröffnung von Coop Pronto Tankstellenshops (der erste wurde im
Jahr 2000 in Montreux eröffnet, horizontales Wachstum) sind Beispiele dafür. Die geforderte
pro-aktive Rolle im Schweizer Detailhandel ist gewahrt.

Durch dieses abgestimmte Portfolio kann Coop Synergien ausschöpfen. Abbildung 4 gibt eine
Übersicht über die wichtigsten Sortimentsentwicklungen seit 1989.




 1989        1992        1993               2000                                2007          2009
                                                        2002   2003   2005
Abbildung 5: Sortimentsentwicklung Coop seit 2000




3.2 Wo? (Raum)

Auch das Detailhandelsgeschäft wird immer globaler und bedeutet eine grosse
Herausforderung. Die Migros beispielsweise, ist mit ihrem Versuch das Geschäft nach
Österreich zu expandieren gescheitert. 2005 gründete Coop – als erstes grosses Engagement
im Ausland – zusammen mit der deutschen Rewe Group die transGourmet-Gruppe. Per 1.
Januar 2011 übernahm Coop von Rewe sämtliche Anteile von Transgourmet. Die Gruppe


                                                    6
erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 5,8 Mrd. € und ist in der Schweiz durch die
Tochterfirmen wie Howeg, Prodega und Growa vertreten.

Neben Coopernic gibt es noch die Eurogroup (seit 1991) und tooMax-x (seit 2003), zwei
weitere europäische Beschaffungsallianzen. Dadurch konnte Coop die Einkaufsmacht stärken
und tiefere Preise erlangen. Wie sich das Geschäft für Coop im Ausland entwickeln wird, darf
mit Spannung beobachtet werden.

Neben dem internationalen, gibt es natürlich auch noch den nationalen Raum. Coop besitzt
ein flächendeckendes Ladennetz. Coop hat hierbei versucht umzusetzen, dass man innerhalb
von wenigen Minuten quasi in der ganzen Schweiz eine Coop-Filiale erreichen kann. Dabei
teilt Coop ihre Läden nach Grössen ein, vom Megastore bis zum Micro-Laden gibt es eine
exakte Planung.

3.3 Wann? (Zeit)

Der zeitliche Faktor spielt heutzutage eine immer grösser werdende Rolle. Im heutigen
Geschäftsleben gewinnt oftmals nicht der Beste, sondern der Schnellste.

Das anorganische Wachstum erhielt durch die Einführung des Projekts Coop Forte direkt um
die Jahrtausendwende einen Schub. Coop hat sich durch straffere Logistik anderweitig
zeitlich kontinuierlich verbessern können. Laut Geschäftsbericht 2009 schuf diese Straffung
die Möglichkeit einer tourengerechten Verdichtung der Transporte und damit zu einer
Verkürzung der Lieferfristen, was wiederum zu Wettbewerbsvorteilen führte.

Mit Konkurrent Migros herrscht ein ständiger Kampf wer der Schnellere ist. Beim online-
Shop war Migros schneller, beim Fokus auf Nachhaltigkeit hat dafür Coop die Nase vorne.

3.4 Womit? (Ressourcen)

Hierbei geht es in erster Linie um finanzielle und personelle Ressourcen. Coop investierte vor
allem in die Verbesserung der Logistikstrukturen (Zusammenlegung, rollendes Lager, just-in-
time-Prinzip etc.) Die Kosteneinsparungen durch diese Effizienzsteigerungen in der Logistik
Kosten waren wiederum weitere Investitionen möglich. Im Rahmen des Projekts Coop Forte
wurden weitere Investitionen in die Mitarbeitenden (nur im Jahr 2008 stieg die Anzahl der
Mitarbeitenden um 5680 oder 11.8%), Weiterbildung, Lernende (9% Wachstum in 2008), in
die Löhne (z. B. Lohnsummenerhöhung in 2003 um 1.5% und 2007 um 2.5%), sowie in die
Nachhaltigkeit getätigt. Letztere wird besonders propagiert. 2008 fasste Coop den
                                              7
wegweisenden Beschluss, innerhalb von 15 Jahren – also bis 2023 – in allen direkt
beeinflussbaren Bereichen CO2-neutral zu sein. Investitionen in Energieeffizienz und
nachhaltige Labels wie Coop Naturaplan, Coop Naturafarm und Coop Naturaline sollen dem
Konsument das Bild eines Unternehmens geben, das sich durch Innovation und
Nachhaltigkeit differenziert. Solche Investitionen scheinen sich zu lohnen, vor einigen Tagen,
am 9. Juni 2011 wurde Coop von einer unabhängigen Ratingagentur als weltweit
nachhaltigste Detailhändlerin ausgezeichnet. Investitionen in den Internetauftritt wurden auch
getätigt. Coop hat die Wichtigkeit des Internets erkannt und bietet heute einen ziemlich guten
Auftritt hin, die erste zweisprachige Seite wurde im Jahre 2004 aufgeschaltet.

Die genannten Einsparungen und Investitionen waren schlussendlich ein Grund dafür, dass
Coop am 1. Januar 2011 sogar die Übernahme von sämtlichen Teilen von Transgourmet von
Rewe über die Bühne gehen konnte. Dies ist auch ein Indiz, dass sich die Kapitalstruktur seit
dem Jahre 2000 verbessert hat, sonst wären solche Übernahmen wohl nicht möglich gewesen.

3.5 Mit wem? (Allianzen)

In der Beschaffung arbeitet Coop mit den Detailhandelsunternehmen Colruyt (Belgien),
Conad (Italien), E. Leclerc (Frankreich) und Rewe Group (Deutschland) in der europäischen
Beschaffungsallianz Coopernic zusammen. Im November 2007 gab Coop bekannt, dass sie
mit diesen vier Partnern, zusammen als Coopernic auftretend, 80 % der litauischen
Einzelhandelskette IKI übernehmen werden. Der Verkaufspreis wurde nicht bekanntgegeben,
dürfte aber knapp unter einer Milliarde Franken gelegen haben.

Dies belegt die Tatsache dass generell Unternehmen sehr selten organisch ins Ausland gehen,
sondern dort anorganisch durch Zukäufe wachsen (zumindest in einem ersten Schritt).

3.6 Wie? (Der Plan)

Die Strategie, die Coop seit dem Jahre 2000 umsetzt ist sehr offensiv und beruht in erster
Linie auf anorganischem Wachstum, also auf Zukäufen. Im Rahmen des Projekts Coop Forte
wurde diese Strategie Absatzmarktstrategie genannt. Natürlich wuchs Coop in dieser Zeit
auch kontinuierlich organisch und entwickelte eigene neue Marktsegmente und Absatzkanäle,
beispielsweise Coop Bau&Hobby, Naturaline und die Coop Pronto Tankstellenshops, die
übrigens viel erfolgreicher als die Migrolino Tankstellenshops der Migros sind.




                                              8
Ein, durch die Effizienzsteigerungen (die Umsetzung der neuen Logistikstrategie führte ab
dem Jahre 2005 jährlich zu Einsparungen von 50 Mio. CHF) in der Logistik, hervorgerufenes
Dilemma ist die Diskussion um den Preis. Soll Coop mehr auf Qualität setzen und höhere
Preise als zum Beispiel die Migros verlangen oder soll der geschaffene Preisspielraum für
Produktverbilligungen ausgenutzt werden? Im Jahre 2009 Coop senkt die Preise bei
Markenartikeln massiv auf das Preisniveau der Discounter. Sie investierte 100 Millionen
Franken auf einen Schlag. Über 600 führende Markenprodukte werden dadurch um
durchschnittlich 12 % günstiger. Heutzutage sieht man oft Werbekampagnen von Coop, die
die Preise ihrer Produkte mit denen der Migros vergleicht und Coop als den preiswerteren
Detailhändler darstellt.

4. Fazit

Das Beispiel Coop zeigt auf, wie man mit einer klaren Strategie, guter Führung und
minutiösem Aufbau über längere Zeit erfolgreich sein kann. Es hat jedoch einen Zyklus von
etwa 10 Jahren gebraucht, bis man die Ziele erreicht hat und der Erfolg sich eingestellt hat.
Diese Entwicklung ist in der heutigen, schnelllebigen Zeit nicht mehr selbstverständlich und
verkörpert für mich ein Best-Practice Beispiel. Es sollte auch in der heutigen Zeit mehr auf
langfristiges, gesundes Wachstum und Nachhaltigkeit gesetzt werden, anstatt der kurzfristigen
Gewinnmaximierung. Die Halbwertszeit eines CEO’s liegt heutzutage nur noch bei ca. 3.5
Jahren, was meiner Meinung nichts mehr mit Langfristigkeit und Nachhaltigkeit zu tun hat.
Unternehmen wie eben Coop, aber auch Nestlé, Nespresso und Swatch bekräftigen meine
Auffassung und sind erfolgreich damit.

Trotzdem gibt es auch für Coop Bereiche mit Verbesserungspotenzial und nicht zu
vernachlässigende Streitpunkte:

    Wichtig ist, dass die genannte Strategie und Werte auch gelebt werden und es nicht
       nur leere Worte sind. Das Konsumentenmagazin „Der Schweizerische Beobachter“
       kritisierte in einem 2007 erschienenen Artikel eine damalige Werbekampagne zur
       Imagepflege     im   Bereich   Ökologie.    Bemängelt     wurden    insbesondere   die
       Widersprüchlichkeiten zwischen der Kampagne und dem tatsächlichen Verhalten von
       Coop, u.a. der gleichzeitige Verkauf von billigen Flugtickets für Swiss.
    2004 gab es einen Fall, bei dem die Wettbewerbskommission (WEKO) prüfte ob Coop
       durch den Zukauf von Waro eine Monopol beherrschende Position anvisieren könnte.


                                              9
 Weitere Streitpunkte sind Vorwürfe, dass der ursprüngliche Genossenschaftsgedanke
       ausgenutzt werde (Gewinnorientierung), sowie harte Lohnverhandlungen mit den
       Gewerkschaften.

Gespannt darf man sein, wie es mit Coop weitergehen wird. Vor allem nach dem Abgang von
Geschäftsführer Hansueli Loosli, der jedoch zu Beginn als Verwaltungsratspräsident sicher
noch die Fäden in der Hand haben wird.

Gewisse Investitionen sollten sicherlich in Richtung Social Media getätigt werden. Migros
mit Migipedia und „Le-Shop“ ist in dieser Beziehung Coop’s „Coop@home“ einige Schritte
voraus. Vor allem Migipedia mit der Interaktion der Kunden und der Möglichkeit selbst neue
Produkte zu kreieren ist sehr erfolgreich und wird die Zukunft sein. Der Schnellere und
Bessere wird gewinnen.




                                           10
Quellenverzeichnis (optional und nicht vollständig)


Coop Geschäftsberichte 1999-2010
Coop Homepage, www.coop.ch
NZZ online
Skript zur Vorlesung „Praktisches Management I“ von Benedikt Weibel
Weibel, Benedikt (2011), Von der Schublade ins Hirn
URL: http://www.munzinger.de/search/portrait/Hansueli+Loosli/0/26104.html
Diverse Zeitungsartikel
ZGP-Symposium Präsentation von Coop zu Differenzierung und Innovation durch
Nachhaltigkeit
Weko-Bericht
Etc.




Selbstständigkeitserklärung
„Ich erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit selbstständig verfasst habe.“


Aarau, 21.06.2011




Oliver Kuhn




                                               11

Weitere ähnliche Inhalte

Ähnlich wie Strategie Analyse Coop 2000-2011

Moderne budgetierung praxisbeispiele_neu
Moderne budgetierung praxisbeispiele_neuModerne budgetierung praxisbeispiele_neu
Moderne budgetierung praxisbeispiele_neuICV_eV
 
Moderne budgetierung praxisbeispiele
Moderne budgetierung praxisbeispieleModerne budgetierung praxisbeispiele
Moderne budgetierung praxisbeispieleICV_eV
 
ToC Anwenderkonferenz 2018: BI@OTTO - Nutzen des ToC Denkrahmens im BI Produk...
ToC Anwenderkonferenz 2018: BI@OTTO - Nutzen des ToC Denkrahmens im BI Produk...ToC Anwenderkonferenz 2018: BI@OTTO - Nutzen des ToC Denkrahmens im BI Produk...
ToC Anwenderkonferenz 2018: BI@OTTO - Nutzen des ToC Denkrahmens im BI Produk...Conny Dethloff
 
PEX Konferenz DACH 2019 in Berlin: Vom Prozess zum Produkt
PEX Konferenz DACH 2019 in Berlin: Vom Prozess zum ProduktPEX Konferenz DACH 2019 in Berlin: Vom Prozess zum Produkt
PEX Konferenz DACH 2019 in Berlin: Vom Prozess zum ProduktConny Dethloff
 
BI@OTTO: Lean, Agil - Einfach machen hoch 2
BI@OTTO: Lean, Agil - Einfach machen hoch 2BI@OTTO: Lean, Agil - Einfach machen hoch 2
BI@OTTO: Lean, Agil - Einfach machen hoch 2Conny Dethloff
 
PM Camp Berlin 2018: Die digitale Transformation bei OTTO
PM Camp Berlin 2018: Die digitale Transformation bei OTTOPM Camp Berlin 2018: Die digitale Transformation bei OTTO
PM Camp Berlin 2018: Die digitale Transformation bei OTTOConny Dethloff
 
Findeis inovex robert_boschgmbh-vortrag-WiMa2014
Findeis inovex robert_boschgmbh-vortrag-WiMa2014Findeis inovex robert_boschgmbh-vortrag-WiMa2014
Findeis inovex robert_boschgmbh-vortrag-WiMa2014Christoph Tempich
 
Jahresbericht 2015
Jahresbericht 2015Jahresbericht 2015
Jahresbericht 2015Bell AG
 
Community Strategy - Short Version
Community Strategy - Short VersionCommunity Strategy - Short Version
Community Strategy - Short VersionFlorian Wieser
 
BI@OTTO: Vom Projekt- zum Produktmanagement
BI@OTTO: Vom Projekt- zum ProduktmanagementBI@OTTO: Vom Projekt- zum Produktmanagement
BI@OTTO: Vom Projekt- zum ProduktmanagementConny Dethloff
 
1.2. Betriebliche Funktionen und deren Zusammenwirken
1.2. Betriebliche Funktionen und deren Zusammenwirken1.2. Betriebliche Funktionen und deren Zusammenwirken
1.2. Betriebliche Funktionen und deren ZusammenwirkenMarkus Hammele
 
Rede Reto Francioni HV 2013 Final
Rede Reto Francioni HV 2013 FinalRede Reto Francioni HV 2013 Final
Rede Reto Francioni HV 2013 FinalDeutsche Börse AG
 
Werbeprospekt März 2014 - www.cosmosbusiness.ch
Werbeprospekt März 2014 - www.cosmosbusiness.chWerbeprospekt März 2014 - www.cosmosbusiness.ch
Werbeprospekt März 2014 - www.cosmosbusiness.chCosmos Verlag AG
 
Weihnachtsbrief 2010
Weihnachtsbrief 2010Weihnachtsbrief 2010
Weihnachtsbrief 2010aloahe2
 

Ähnlich wie Strategie Analyse Coop 2000-2011 (20)

Moderne budgetierung praxisbeispiele_neu
Moderne budgetierung praxisbeispiele_neuModerne budgetierung praxisbeispiele_neu
Moderne budgetierung praxisbeispiele_neu
 
Moderne budgetierung praxisbeispiele
Moderne budgetierung praxisbeispieleModerne budgetierung praxisbeispiele
Moderne budgetierung praxisbeispiele
 
ToC Anwenderkonferenz 2018: BI@OTTO - Nutzen des ToC Denkrahmens im BI Produk...
ToC Anwenderkonferenz 2018: BI@OTTO - Nutzen des ToC Denkrahmens im BI Produk...ToC Anwenderkonferenz 2018: BI@OTTO - Nutzen des ToC Denkrahmens im BI Produk...
ToC Anwenderkonferenz 2018: BI@OTTO - Nutzen des ToC Denkrahmens im BI Produk...
 
PEX Konferenz DACH 2019 in Berlin: Vom Prozess zum Produkt
PEX Konferenz DACH 2019 in Berlin: Vom Prozess zum ProduktPEX Konferenz DACH 2019 in Berlin: Vom Prozess zum Produkt
PEX Konferenz DACH 2019 in Berlin: Vom Prozess zum Produkt
 
BI@OTTO: Lean, Agil - Einfach machen hoch 2
BI@OTTO: Lean, Agil - Einfach machen hoch 2BI@OTTO: Lean, Agil - Einfach machen hoch 2
BI@OTTO: Lean, Agil - Einfach machen hoch 2
 
PM Camp Berlin 2018: Die digitale Transformation bei OTTO
PM Camp Berlin 2018: Die digitale Transformation bei OTTOPM Camp Berlin 2018: Die digitale Transformation bei OTTO
PM Camp Berlin 2018: Die digitale Transformation bei OTTO
 
Lean? Agil? – Einfach machen!
Lean? Agil? – Einfach machen!Lean? Agil? – Einfach machen!
Lean? Agil? – Einfach machen!
 
Findeis inovex robert_boschgmbh-vortrag-WiMa2014
Findeis inovex robert_boschgmbh-vortrag-WiMa2014Findeis inovex robert_boschgmbh-vortrag-WiMa2014
Findeis inovex robert_boschgmbh-vortrag-WiMa2014
 
Kfk09
Kfk09Kfk09
Kfk09
 
KeyFigures_2010_D.pdf
KeyFigures_2010_D.pdfKeyFigures_2010_D.pdf
KeyFigures_2010_D.pdf
 
Jahresbericht 2015
Jahresbericht 2015Jahresbericht 2015
Jahresbericht 2015
 
Community Strategy - Short Version
Community Strategy - Short VersionCommunity Strategy - Short Version
Community Strategy - Short Version
 
BI@OTTO: Vom Projekt- zum Produktmanagement
BI@OTTO: Vom Projekt- zum ProduktmanagementBI@OTTO: Vom Projekt- zum Produktmanagement
BI@OTTO: Vom Projekt- zum Produktmanagement
 
B vwl gesamt
B vwl gesamtB vwl gesamt
B vwl gesamt
 
1.2. Betriebliche Funktionen und deren Zusammenwirken
1.2. Betriebliche Funktionen und deren Zusammenwirken1.2. Betriebliche Funktionen und deren Zusammenwirken
1.2. Betriebliche Funktionen und deren Zusammenwirken
 
Rede Reto Francioni HV 2013 Final
Rede Reto Francioni HV 2013 FinalRede Reto Francioni HV 2013 Final
Rede Reto Francioni HV 2013 Final
 
Werbeprospekt März 2014 - www.cosmosbusiness.ch
Werbeprospekt März 2014 - www.cosmosbusiness.chWerbeprospekt März 2014 - www.cosmosbusiness.ch
Werbeprospekt März 2014 - www.cosmosbusiness.ch
 
Weihnachtsbrief 2010
Weihnachtsbrief 2010Weihnachtsbrief 2010
Weihnachtsbrief 2010
 
Change Management Vorlesungsskriptum Faltin Leopold 2010
Change Management Vorlesungsskriptum Faltin Leopold 2010Change Management Vorlesungsskriptum Faltin Leopold 2010
Change Management Vorlesungsskriptum Faltin Leopold 2010
 
Wirtschaftsstrategie des Kantons Bern 2025
Wirtschaftsstrategie des Kantons Bern 2025Wirtschaftsstrategie des Kantons Bern 2025
Wirtschaftsstrategie des Kantons Bern 2025
 

Strategie Analyse Coop 2000-2011

  • 1. Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät Departement für Betriebswirtschaftslehre Institut für Unternehmensrechnung und Controlling Case Study Coop Prüfungsaufgabe Praktisches Management I eingereicht bei Prof. Dr Benedikt Weibel Institut für Unternehmensrechnung und Controlling Abteilung Controlling Betreuer: Daniel Spring Kuhn Oliver 07-110-588 Delfterstrasse 40, 5004 Aarau 04.08.1986 Master of Business Administration 8. Semester oliverkuhn@students.unibe.ch Bern, 21.06.2011
  • 2. Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis………………………………………………………………………........II Abbildungsverzeichnis……………………………………………………………………...III Prüfungsaufgabe………………………………………………………………………….....IV 1. Coop Status Quo Frühling 2011………………………..…………………………….........1 1.1 Facts & Figures…………………………………………………………………... …...1 1.2 Background Hansueli Loosli…...………………………………………………... …...2 1.3 Projekt « Coop Forte »..……………………………………………………………….2 2. Lageanalyse Ende 1990er Jahre anhand einer SWOT-Analyse….………………….. …...3 2.1 Strengths…………………………………………………………………………. …...3 2.1.1 Marke……………………………………………………………………………3 2.1.2 Angebot/Differenzierung………………………………………………………..3 2.1.3 Position…………………………………………………………………………..3 2.2 Weaknesses……………………………………………………………………… …...4 2.3 Opportunities……………………………………………………………………. …...4 2.3.1 Technologie……………………………………………………………………...4 2.3.2 Neues Angebot…………………………………………………………………..4 2.3.3 Globalisierung/Expansion……………………………………………………….4 2.4 Threaths………………………..………………………………………………… …...4 3. Strategie-Umsetzung von Coop anhand der sechs strategischen w-Fragen…………………5 3.1 Was?...............................................................................................................................5 3.1.1 Anorganisch……………………………………………………………………...5 3.1.2 Organisch………………………………………………………………………...6 3.2 Wo?................................................................................................................................6 3.3 Wann?.............................................................................................................................7 3.4 Womit?...........................................................................................................................7 3.5 Mit wem?........................................................................................................................8 3.6 Wie?...............................................................................................................................8 4. Fazit………………………………………………………………………………………….9 Quellenzverzeichnis…………………………………………………………………………..11 Selbstständigkeitserklärung…………………………………………………………………..11 II
  • 3. Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Umsatzentwicklung und Marktanteile Coop vs. Migros………………………..1 Abbildung 2: Hansueli Loosli………………………………………………………………….2 Abbildung 3: Timeline Karriere Hansueli Loosli……………………………………………...2 Abbildung 4: Porter’s 5-Kräfte Model……………………………………………….………...5 Abbildung 5: Sortimentsentwicklung Coop seit dem Jahre 2000……………………………...6 III
  • 4. Prüfungsaufgabe Seit Jahrzehnten ist Coop nach Migros die zweite Kraft im Schweizer Detailhandel. Um die Jahrtausendwende veranlasste Coop Chef Hansueli Loosli eine grundsätzliche strategische Auslegeordnung und lancierte 2001 das Projekt „Coop Forte“. Seither hat sich Coop fundamental gewandelt. 1. Versetzen Sie sich in die Situation von Coop Ende der 1990er Jahre. Analysieren Sie die Unternehmung, den Markt und das Umfeld und leiten Sie daraus das SWOT-Profil der Coop (zu diesem Zeitpunkt) ab. 2. Stellen Sie die Strategie, die Coop seither umgesetzt hat, anhand der sechs strategischen w-Fragen dar (aus heutiger Sicht). IV
  • 5. 1. Coop Status Quo Frühling 2011 1.1 Facts & Figures Coop ist daran die Migros zu überflügeln. Laut einem Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung erhöht Coop mit der Übernahme von Transgourmet den Gesamtumsatz um 7.8 Mrd. auf 27.8 Mrd. CHF. Das Ziel, gesamtumsatzmässiger Marktleader in der Schweiz zu sein, sollte also dieses Jahr zum ersten Mal erreicht werden. Der Umsatz im Heimmarkt ist aber bei Migros nach wie vor grösser. Jahrzehnte lang war Coop hinter Migros nur die zweite Kraft im Schweizer Detailhandel. Vor allem durch anorganisches Wachstum, das heisst durch Zukauf von vielen anderen Unternehmen hat Coop aber kontinuierlich expandiert. Die Migros ist im Gegensatz dazu mehrheitlich durch organisches Wachstum gewachsen, hat aber beispielsweise mit LeShop auch Zukäufe getätigt. Abbildung 1: Umsatzentwicklung und Marktanteile Coop vs. Migros Abbildung 1 zeigt die Umsatzentwicklung und Marktanteile von Migros und Coop im Vergleich. Es ist ersichtlich, dass Coop von 2000 bis 2010 das zweitgrösste Detailhandelsunternehmen der Schweiz hinter Migros war. Kundennah und in fünf Verkaufsregionen organisiert, unterhält Coop über 1'800 Verkaufsstellen und beschäftigt rund 53'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Bereich der Öko- und Fair-Trade-Produkte ist Coop klarer Marktleader. 1
  • 6. 1.2 Background Hansueli Loosli Der Erfolg von Coop in den letzen 12 Jahren und das Projekt „Coop Forte“ sind stark mit der Persönlichkeit von Geschäftsleiter Hansueli Loosli verbunden. Loosli wurde 1955 in Neuenhof im Kanton Aargau geboren. Als Sohn eines Transportunternehmers und einer Leiterin einer VOLG-Filiale erlangte er schon in seiner Kindheit Vertrautheit mit dem Detailhandel. Parallel zur kaufmännischen Berufsschule absolvierte er eine Lehre bei VOLG. Später erwarb er das eidgenössische Buchhalterdiplom und besuchte zahlreiche Ausbildungskurse in Marketing, Rhetorik, Problemanalyse etc. Nach Tätigkeiten als Buchhalter und Revisionsassistent wechselte er 1982 zu Mövenpick als Controller und Abbildung 2: Hansueli Loosli stellvertretender Direktor. 1992 stiess er zu Coop, zuerst als Geschäftsführer von Coop Zürich und seit 1997 ist Hansueli Loosli Geschäftsleiter der Coop- Gruppe. Im Verlaufe dieses Jahres wird er die operative Leitung bei Coop abgeben und das Amt des Verwaltungsratspräsidenten übernehmen, sowie ab 1. September 2011 neuer Chef der Swisscom werden. Lehre bei VOLG, Controller und Verwaltungsrats- Erwerb eidg. Direktor STV Geschäftsführer Geschäftsleiter präsident Coop, Geburt Buchhalterdiplom Mövenpick Coop Zürich Coop-Gruppe Chef Swisscom 1955 1982 1992 1997 2011 Abbildung 3: Timeline Karriere Hansueli Loosli 1.3 Projekt „Coop Forte“ Das Projekt „Coop Forte“ wird zum heutigen Zeitpunkt als grosser Erfolg angesehen. Drei Jahre zuvor war das Projekt „Regioforte“ noch am Widerstand der regionalen Organisationen gescheitert. Dass das Projekt „Coop Forte“ zustande kam, ist unter anderem Hansueli Loosli zu verdanken. Es ist hier deutlich eine politische Dimension sichtbar, denn Loosli musste das Projekt zuerst intern durchsetzen. Die Idee für das Projekt „Coop Forte“ wurde im Jahre 1998 geboren und am 1. Januar 2001 wurde das Projekt gestartet. Es beinhaltete die Zusammenfügung der dazumal 14 noch bestehenden Genossenschaften plus Coop Schweiz in einen einheitlichen Konzern unter 2
  • 7. gleichzeitiger Beibehaltung der fünf separaten Verkaufsregionen (Suisse Romande, Bern, Nordwestschweiz, Zentralschweiz-Zürich und Ostschweiz-Ticino). Das Hauptziel dieser Fusion war es bis 2005 die effizientesten Strukturen im schweizerischen Detailhandel zu erreichen. Dabei gab es folgende Unterziele:  Wahrung einer pro-aktiven Rolle im Schweizer Detailhandel  Verbesserung der Kapitalstruktur  Schaffung von Preissenkungsspielraum  Basis für den Einstieg in neue Geschäftsfelder Der Umbau tangierte auch die Führungsebene. Der Verwaltungsrat wurde von 23 auf 11 Mitglieder reduziert und gewann an Unabhängigkeit, da die Genossenschafter aus dem Gremium verbannt wurden. Diese Unabhängigkeit war ein Gebot der Corporate Governance um die Strukturen möglichst straff zu halten und die Komplexität zu mindern. Daraus resultiert ein fundamentaler Unterschied des rechtlichen Status der regionalen Gesellschaften. Im Gegensatz zu Migros weist Coop heute eine zentralere Struktur auf und hat damit eine klarer definierte Verantwortung. 2. Lageanalyse Ende 1990er Jahre anhand einer SWOT-Analyse Reversed Insight ist der Blick vom heutigen Zeitpunkt in die Vergangenheit. Anhand der im Kapitel 1.1 dargelegten Fakten hat Coop die seit der Jahrtausendwende anvisierten Ziele erfolgreich gemeistert. Die Lage Ende der 1990er Jahre war für Coop sehr spannend. Sie war von Neuerungen, Übernahmen und Umwälzungen geprägt. 2.1 Strengths 2.1.1. Marke  Coop ist eine starke Marke, die als Nummer 2 hinter Migros im Schweizer Detailhandel etabliert ist  Kompetenzmarken Coop Naturaplan, Coop Naturaline, Coop Oecoplan und Cooperacion/Max Havelaar 2.1.2 Angebot/Differenzierung  Coop steht für Schweizer Qualität und Konstanz (seit dem 19. Jahrhundert)  Diversifiziertes Angebot  Risikoausgleich 2.1.3 Position  Hoher Marktanteil (im Jahr 2000 um ca. 12%) 3
  • 8.  Hoher Bekanntheitsgrad  Schweiz weit flächendeckendes Ladennetz (Kundennähe)  Genossenschaft als Organisationsform  steuertechnischer Vorteil 2.2 Weaknesses  Pro-aktive Rolle im Schweizer Detailhandel ungenügend  Ungenügende Kapitalstruktur  Wahrgenommenes Kostenniveau (Coop von Kunden bedeutend teurer wahrgenommen als zum Beispiel Migros)  Ineffiziente Logistik 2.3 Opportunities 2.3.1 Technologie  Internet war zu dieser Zeit am aufkommen  online shopping  Remote ordering (Möglichkeit des Einkaufens auf Distanz)  Coop Supercard (durch Aufkommen von Scanner Data) 2.3.2 Neues Angebot  Mögliche Übernahmepartner (Synergie Potenziale) wie z. B. Interdiscount  Differenzierung und Innovation durch Nachhaltigkeit 2.3.3. Globalisierung/Expansion  Chancen auf Wachstum im Ausland (neue Märkte)  Erweiterung Wertschöpfungskette (zum Beispiel Eröffnung von Tankstellenshops Coop Pronto mit längeren Öffnungszeiten)  Wachstum des Gesamtmarktes (steigende Bevölkerungszahlen)  Lernen durch Beobachtung von Detailhandelsriesen im Ausland, Wal-Mart in den USA, Aldi und Lidl (D), Albert Heijn (NL), Tesco (GB) und Carrefour (F) als Vorbilder. 2.4 Threats (Porter‘s 5-Kräfte) Zur Veranschaulichung der Gefahren für Coop um die Jahrtausendwende bietet sich Porter’s 5-Kräfte Modell an. Das Modell muss aber ergänzt werden, da es beispielsweise Umweltrisiken völlig missachtet (im Fall Coop zum Beispiel Gefahren wie die BSE-Krise Ende 2000). Auch die Abhängigkeit von Rohstoffpreisen ist dabei zu nennen. Auf geopolitische Gefahren wie Kriege, Terrorangriffe (z. B. 9/11), die Weltwirtschaftslage oder auch z. B. die Einführung des Euros dazumal (2003), wird hier bewusst verzichtet, da durch 4
  • 9. solche Gefahren die Marktteilnehmer im gleichen Masse beeinträchtigt werden. Abbildung 3 stellt nachfolgend die Gefahren dar. 1. Bedrohung neue Marktteilnehmer Gefahr durch Eintritt der beiden deutschen Harddiscounter Aldi und Lidl in den Detailhandelsmarkt Schweiz, die beide die Preisführerschaft wollen. 3. Marktmacht der Kunden 2. Marktmacht der Lieferanten a) Kunden können sehr Steigende Rohstoffpreise können einfach zur Konkurrenz zu höheren Einkaufskosten führen, abwandern. die entweder zu tieferen Margen b) Mögliche Vorwürfe 5. Rivalität innerhalb der Branche oder wenn auf den Kunden bezüglich Nichteinhalten der Rivalität mit Migros als ständiger umgewälzt zu tieferen Nachhaltigkeits-Standards Kampf um Marktanteile. Absatzzahlen führen können. können zu Imageschäden und nachfolgenden Boykott der Kunden führen. 4. Bedrohung durch Substitute Abbildung 4: Porter's 5-Kräfte Model 3. Strategie-Umsetzung von Coop anhand der sechs strategischen w-Fragen Strategie ist ein Muster von konkreten Aktionen ohne Gewissheit was am Ende herauskommt (im Nebel der Ungewissheit). In diesem Kapitel wird die Strategie von Coop dargestellt, die seit etwa dem Jahre 2000 verfolgt wird und als Konsequenz der SWOT-Analyse in Kapitel 2 zu betrachten ist. 3.1 Was? (Geschäftsfelder, vertikal und horizontal) 3.1.1 Anorganisch Coop ist seit dem Jahre 2000 stark nach einem anorganischen Geschäftsmodell, das heisst durch Zukäufe, gewachsen. Folgend eine kurze Aufzählung der wichtigsten Übernahmen von Coop seit dem Jahre 2000:  2000 Christ Uhren & Schmuck  2002 Warenhauskette EPA 5
  • 10.  2003 Waro AG  2007 12 Supermärkte von Carrefour  2007 Unterhaltungselektronikunternehmen Fust  2011 TransGourmet Die Basis für den Einstieg in neue Geschäftsfelder (Unterziel des Projekts „Coop Forte in Kapitel 1.3) scheint scheinbar erfolgreich gelegt worden zu sein. 3.2.2 Organisch Zudem hat Coop das Sortiment stetig ausgeweitet und bietet eine grosse Diversifikation an. Geschäftsfelder wie die Biosparte (vertikales Wachstum) oder die Erschliessung neuer Verkaufskanäle wie die Eröffnung von Coop Pronto Tankstellenshops (der erste wurde im Jahr 2000 in Montreux eröffnet, horizontales Wachstum) sind Beispiele dafür. Die geforderte pro-aktive Rolle im Schweizer Detailhandel ist gewahrt. Durch dieses abgestimmte Portfolio kann Coop Synergien ausschöpfen. Abbildung 4 gibt eine Übersicht über die wichtigsten Sortimentsentwicklungen seit 1989. 1989 1992 1993 2000 2007 2009 2002 2003 2005 Abbildung 5: Sortimentsentwicklung Coop seit 2000 3.2 Wo? (Raum) Auch das Detailhandelsgeschäft wird immer globaler und bedeutet eine grosse Herausforderung. Die Migros beispielsweise, ist mit ihrem Versuch das Geschäft nach Österreich zu expandieren gescheitert. 2005 gründete Coop – als erstes grosses Engagement im Ausland – zusammen mit der deutschen Rewe Group die transGourmet-Gruppe. Per 1. Januar 2011 übernahm Coop von Rewe sämtliche Anteile von Transgourmet. Die Gruppe 6
  • 11. erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 5,8 Mrd. € und ist in der Schweiz durch die Tochterfirmen wie Howeg, Prodega und Growa vertreten. Neben Coopernic gibt es noch die Eurogroup (seit 1991) und tooMax-x (seit 2003), zwei weitere europäische Beschaffungsallianzen. Dadurch konnte Coop die Einkaufsmacht stärken und tiefere Preise erlangen. Wie sich das Geschäft für Coop im Ausland entwickeln wird, darf mit Spannung beobachtet werden. Neben dem internationalen, gibt es natürlich auch noch den nationalen Raum. Coop besitzt ein flächendeckendes Ladennetz. Coop hat hierbei versucht umzusetzen, dass man innerhalb von wenigen Minuten quasi in der ganzen Schweiz eine Coop-Filiale erreichen kann. Dabei teilt Coop ihre Läden nach Grössen ein, vom Megastore bis zum Micro-Laden gibt es eine exakte Planung. 3.3 Wann? (Zeit) Der zeitliche Faktor spielt heutzutage eine immer grösser werdende Rolle. Im heutigen Geschäftsleben gewinnt oftmals nicht der Beste, sondern der Schnellste. Das anorganische Wachstum erhielt durch die Einführung des Projekts Coop Forte direkt um die Jahrtausendwende einen Schub. Coop hat sich durch straffere Logistik anderweitig zeitlich kontinuierlich verbessern können. Laut Geschäftsbericht 2009 schuf diese Straffung die Möglichkeit einer tourengerechten Verdichtung der Transporte und damit zu einer Verkürzung der Lieferfristen, was wiederum zu Wettbewerbsvorteilen führte. Mit Konkurrent Migros herrscht ein ständiger Kampf wer der Schnellere ist. Beim online- Shop war Migros schneller, beim Fokus auf Nachhaltigkeit hat dafür Coop die Nase vorne. 3.4 Womit? (Ressourcen) Hierbei geht es in erster Linie um finanzielle und personelle Ressourcen. Coop investierte vor allem in die Verbesserung der Logistikstrukturen (Zusammenlegung, rollendes Lager, just-in- time-Prinzip etc.) Die Kosteneinsparungen durch diese Effizienzsteigerungen in der Logistik Kosten waren wiederum weitere Investitionen möglich. Im Rahmen des Projekts Coop Forte wurden weitere Investitionen in die Mitarbeitenden (nur im Jahr 2008 stieg die Anzahl der Mitarbeitenden um 5680 oder 11.8%), Weiterbildung, Lernende (9% Wachstum in 2008), in die Löhne (z. B. Lohnsummenerhöhung in 2003 um 1.5% und 2007 um 2.5%), sowie in die Nachhaltigkeit getätigt. Letztere wird besonders propagiert. 2008 fasste Coop den 7
  • 12. wegweisenden Beschluss, innerhalb von 15 Jahren – also bis 2023 – in allen direkt beeinflussbaren Bereichen CO2-neutral zu sein. Investitionen in Energieeffizienz und nachhaltige Labels wie Coop Naturaplan, Coop Naturafarm und Coop Naturaline sollen dem Konsument das Bild eines Unternehmens geben, das sich durch Innovation und Nachhaltigkeit differenziert. Solche Investitionen scheinen sich zu lohnen, vor einigen Tagen, am 9. Juni 2011 wurde Coop von einer unabhängigen Ratingagentur als weltweit nachhaltigste Detailhändlerin ausgezeichnet. Investitionen in den Internetauftritt wurden auch getätigt. Coop hat die Wichtigkeit des Internets erkannt und bietet heute einen ziemlich guten Auftritt hin, die erste zweisprachige Seite wurde im Jahre 2004 aufgeschaltet. Die genannten Einsparungen und Investitionen waren schlussendlich ein Grund dafür, dass Coop am 1. Januar 2011 sogar die Übernahme von sämtlichen Teilen von Transgourmet von Rewe über die Bühne gehen konnte. Dies ist auch ein Indiz, dass sich die Kapitalstruktur seit dem Jahre 2000 verbessert hat, sonst wären solche Übernahmen wohl nicht möglich gewesen. 3.5 Mit wem? (Allianzen) In der Beschaffung arbeitet Coop mit den Detailhandelsunternehmen Colruyt (Belgien), Conad (Italien), E. Leclerc (Frankreich) und Rewe Group (Deutschland) in der europäischen Beschaffungsallianz Coopernic zusammen. Im November 2007 gab Coop bekannt, dass sie mit diesen vier Partnern, zusammen als Coopernic auftretend, 80 % der litauischen Einzelhandelskette IKI übernehmen werden. Der Verkaufspreis wurde nicht bekanntgegeben, dürfte aber knapp unter einer Milliarde Franken gelegen haben. Dies belegt die Tatsache dass generell Unternehmen sehr selten organisch ins Ausland gehen, sondern dort anorganisch durch Zukäufe wachsen (zumindest in einem ersten Schritt). 3.6 Wie? (Der Plan) Die Strategie, die Coop seit dem Jahre 2000 umsetzt ist sehr offensiv und beruht in erster Linie auf anorganischem Wachstum, also auf Zukäufen. Im Rahmen des Projekts Coop Forte wurde diese Strategie Absatzmarktstrategie genannt. Natürlich wuchs Coop in dieser Zeit auch kontinuierlich organisch und entwickelte eigene neue Marktsegmente und Absatzkanäle, beispielsweise Coop Bau&Hobby, Naturaline und die Coop Pronto Tankstellenshops, die übrigens viel erfolgreicher als die Migrolino Tankstellenshops der Migros sind. 8
  • 13. Ein, durch die Effizienzsteigerungen (die Umsetzung der neuen Logistikstrategie führte ab dem Jahre 2005 jährlich zu Einsparungen von 50 Mio. CHF) in der Logistik, hervorgerufenes Dilemma ist die Diskussion um den Preis. Soll Coop mehr auf Qualität setzen und höhere Preise als zum Beispiel die Migros verlangen oder soll der geschaffene Preisspielraum für Produktverbilligungen ausgenutzt werden? Im Jahre 2009 Coop senkt die Preise bei Markenartikeln massiv auf das Preisniveau der Discounter. Sie investierte 100 Millionen Franken auf einen Schlag. Über 600 führende Markenprodukte werden dadurch um durchschnittlich 12 % günstiger. Heutzutage sieht man oft Werbekampagnen von Coop, die die Preise ihrer Produkte mit denen der Migros vergleicht und Coop als den preiswerteren Detailhändler darstellt. 4. Fazit Das Beispiel Coop zeigt auf, wie man mit einer klaren Strategie, guter Führung und minutiösem Aufbau über längere Zeit erfolgreich sein kann. Es hat jedoch einen Zyklus von etwa 10 Jahren gebraucht, bis man die Ziele erreicht hat und der Erfolg sich eingestellt hat. Diese Entwicklung ist in der heutigen, schnelllebigen Zeit nicht mehr selbstverständlich und verkörpert für mich ein Best-Practice Beispiel. Es sollte auch in der heutigen Zeit mehr auf langfristiges, gesundes Wachstum und Nachhaltigkeit gesetzt werden, anstatt der kurzfristigen Gewinnmaximierung. Die Halbwertszeit eines CEO’s liegt heutzutage nur noch bei ca. 3.5 Jahren, was meiner Meinung nichts mehr mit Langfristigkeit und Nachhaltigkeit zu tun hat. Unternehmen wie eben Coop, aber auch Nestlé, Nespresso und Swatch bekräftigen meine Auffassung und sind erfolgreich damit. Trotzdem gibt es auch für Coop Bereiche mit Verbesserungspotenzial und nicht zu vernachlässigende Streitpunkte:  Wichtig ist, dass die genannte Strategie und Werte auch gelebt werden und es nicht nur leere Worte sind. Das Konsumentenmagazin „Der Schweizerische Beobachter“ kritisierte in einem 2007 erschienenen Artikel eine damalige Werbekampagne zur Imagepflege im Bereich Ökologie. Bemängelt wurden insbesondere die Widersprüchlichkeiten zwischen der Kampagne und dem tatsächlichen Verhalten von Coop, u.a. der gleichzeitige Verkauf von billigen Flugtickets für Swiss.  2004 gab es einen Fall, bei dem die Wettbewerbskommission (WEKO) prüfte ob Coop durch den Zukauf von Waro eine Monopol beherrschende Position anvisieren könnte. 9
  • 14.  Weitere Streitpunkte sind Vorwürfe, dass der ursprüngliche Genossenschaftsgedanke ausgenutzt werde (Gewinnorientierung), sowie harte Lohnverhandlungen mit den Gewerkschaften. Gespannt darf man sein, wie es mit Coop weitergehen wird. Vor allem nach dem Abgang von Geschäftsführer Hansueli Loosli, der jedoch zu Beginn als Verwaltungsratspräsident sicher noch die Fäden in der Hand haben wird. Gewisse Investitionen sollten sicherlich in Richtung Social Media getätigt werden. Migros mit Migipedia und „Le-Shop“ ist in dieser Beziehung Coop’s „Coop@home“ einige Schritte voraus. Vor allem Migipedia mit der Interaktion der Kunden und der Möglichkeit selbst neue Produkte zu kreieren ist sehr erfolgreich und wird die Zukunft sein. Der Schnellere und Bessere wird gewinnen. 10
  • 15. Quellenverzeichnis (optional und nicht vollständig) Coop Geschäftsberichte 1999-2010 Coop Homepage, www.coop.ch NZZ online Skript zur Vorlesung „Praktisches Management I“ von Benedikt Weibel Weibel, Benedikt (2011), Von der Schublade ins Hirn URL: http://www.munzinger.de/search/portrait/Hansueli+Loosli/0/26104.html Diverse Zeitungsartikel ZGP-Symposium Präsentation von Coop zu Differenzierung und Innovation durch Nachhaltigkeit Weko-Bericht Etc. Selbstständigkeitserklärung „Ich erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit selbstständig verfasst habe.“ Aarau, 21.06.2011 Oliver Kuhn 11