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Wirtschaftsstrategie 2025
Wirtschaftsstrategie 2025




                       Impressum
                       Wirtschaftsstrategie 2025 des Kantons Bern

                       Antrag: RRB Nr. 1063 vom 22. Juni 2011
                       Kenntnisnahme durch den Grossen Rat: 24. November 2011
                       Planungserklärungen eingearbeitet: RRB Nr. 0383 vom 14. März 2012

                       verfügbar unter
                       www.be.ch/wirtschaftsstrategie

                       Kontakt
                       beco Berner Wirtschaft
                       Münsterplatz 3
                       3011 Bern
                       031 633 45 34
                       info.beco@vol.be.ch

                       © Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Bern
                       Abdruck mit Quellenangaben erlaubt


                       Fotonachweis
                       Titelbild:	   Meyer Burger Technology AG, Thun & CSL Behring, Bern
                       Seite 4:	     beco Berner Wirtschaft & Staatskanzlei des Kantons Bern
                       Seite 6:	     Juvent SA, Mont Croisin & fotolia.de
                       Seite 10:	    Staatskanzlei des Kantons Bern
                       Seite 14:	    fotolia.de & puracon Schweiz GmbH, Biel
                       Seite 18.	    KVA Thun & Jenni Energietechnik AG, Oberburg b.B.
                       Seite 22:	    fotolia.de
                       Seite 28:	    Neue Brünnen AG, Bern & beco Berner Wirtschaft
                       Seite 37:	    beco Berner Wirtschaft & fotolia.de
                       Seite 59:	    beco Berner Wirtschaft
2                      Seite 63:	    Berner Fachhochschule & fotolia.de
Inhaltsverzeichnis


1.	Vorwort	                                                    5
2.	Zusammenfassung	                                            7
2.1.	Allgemeines	                                              7
2.2.	   Strategisches Ziel, Grundsätze und Handlungsachsen	    8
2.3.	   Zusammenfassung Umfeld	                                8
2.4.	   Zusammenfassung Analyse	                               9

3.	     Zur Wirtschaftsstrategie 2025	                        11
3.1.	Erarbeitung	                                             11
3.2.	Aufbau	                                                  11
3.3.	Zusammenhänge	                                           12
3.4.	Nachhaltigkeitsbeurteilung	                              12
3.5.	   Weiteres Vorgehen	                                    13

4.	     Strategisches Ziel und Grundsätze	                    15
4.1.	   Strategisches Ziel	                                   15
4.2.	Grundsätze	                                              15

5.	     Strategische Handlungsachsen	                         19
5.1.	   Innovation und Schonung der Ressourcen	               19
5.2.	   Anreize richtig setzen	                               20
5.3.	   Verständlich und bürgernah handeln	                   21

6.	Umfeld	                                                    23
6.1.	   Längerfristige weltweite Entwicklung	                 23
6.2.	   Wirtschaftspolitik des Bundes und der Kantone	        26

7.	Analyse	                                                   29
7.1.	   Volkswirtschaftliche Zusammenhänge	                   29
7.2.	   Wirtschaftspolitische Einflussmöglichkeiten	          32
7.3.	   Volkswirtschaftliche Struktur des Kantons	            34
7.4.	   Analyse der Regionen	                                 48
7.5.	   Historische Zeitreihen	                               52
7.6.	Image	                                                   54
7.7.	   Staatliche Leistungen und Strukturen	                 56

8.	Anhang	                                                    71
8.1.	   Laufende wirtschaftspolitische Massnahmen	            71
8.2.	   Berichte und Strategien	                              73
8.3.	   Verwendete Unterlagen	                                80




                                                                   3
Wirtschaftsstrategie 2025




4
Vorwort



1.	    Vorwort

«Woher kommen wir  wohin wollen wir 
                      –                   –    vor allem auf Massnahmen in einem über-
wie kann der Kanton Bern in einer globa-       schaubaren Zeitraum fokussiert sind. Auf
lisierten Welt sein Wirtschaftswachstum        der Basis einer eingehenden strukturellen
beeinflussen?»  das waren die zentralen
                –                              Analyse sowie der Beleuchtung des Um-
Fragen bei der Erarbeitung der Wirtschafts-    feldes wird eine Strategie für die nächsten
strategie 2025.                                fünfzehn Jahre formuliert  dies vor dem
                                                                             – 
                                               Hintergrund eines klaren Wertesystems.
Unsere heutige Kommunikationswelt ver-         Der Regierungsrat gibt mit dieser Strate-
langt nach schwarzweissen Rezepten      –      gie vor, wohin er den Kanton Bern in den
aber: Unser Kanton lebt von den diffe-         nächsten fünfzehn Jahren wirtschaftspo-
renzierten Grautönen, gerade in der Wirt-      litisch führen will: Er will die Stärken des
schaftspolitik.                                Kantons Berns weiter entwickeln und die
                                               vorhandenen Schwächen bekämpfen. Er
Der gesellschaftliche Trend geht zur Ta-       will, dass der Kanton auf die nächste gros-
gesaktualität  aber: wir können nicht in
               –                               se Herausforderung, nämlich die Frage des
kurzer Zeit Strukturen verändern, die sich     Umgangs mit den nicht unbeschränkt zur
über viele Jahrzehnte gebildet haben. Eine     Verfügung stehenden natürlichen Ressour-
erfolgreiche Wirtschaftspolitik kann nicht     cen vorbereitet ist. Er will, dass von dieser
kurzfristig orientiert sein.                   Strategie alle Regionen des Kantons, alle
                                               Bernerinnen und Berner profitieren  wie – 
Der öffentliche Diskurs lebt von den Kli-      es zum gesellschaftlichen Grundkonsens
schees wie dem Vorurteil, dass der Kanton      dieses Flächenkantons gehört.
Bern rückständig und langsam sei – aber:
Der Kanton Bern hat sich in den letzten        Mit der Vorlage dieser umfassenden Stra-
Jahren modernisiert und ist wirtschaftlich     tegie hat der Regierungsrat den ersten
besser als sein Ruf.                           Schritt gemacht und in der November-
                                               session 2011 mit dem Grossen Rat einen
Mit der Wirtschaftsstrategie 2025 legt der     konstruktiven Dialog geführt. Aufgrund die-
Regierungsrat ein neues strategisches Füh-     ses Dialoges werden wir die notwendigen
rungsinstrument vor: Es schürft wesentlich     Massnahmen entwickeln und umsetzen.
tiefer als andere Wirtschaftsstrategien, die




                                               Regierungsrat
                                               Andreas Rickenbacher,
                                               Volkswirtschaftsdirektor




                                                                                                     5
Wirtschaftsstrategie 2025




6
Zusammenfassung



2.	     Zusammenfassung

2.1.	   Allgemeines

Grundlage der Wirtschaftsstrategie 2025           Für den eiligen Leser empfiehlt es sich, ne-
bildet eine eingehende Analyse der Aus-           ben der Zusammenfassung die Kapitel 3
gangslage. Diese befasst sich mit den             bis 5 zu lesen (Seiten 11 bis 21).
langfristigen Entwicklungen sowie dem
internationalen und nationalen Umfeld             Der Grosse Rat hat die Wirtschaftsstra-
(Kapitel 6), den volkswirtschaftlichen Ei-        tegie 2025 in der Novembersession zur
genheiten des Kantons Bern sowie den              Kenntnis genommen und dazu Planungs-
staatlichen Leistungen und Strukturen             erklärungen abgegeben. Die Haltung des
(Kapitel 7). Zusammen mit der Analyse             Regierungsrats zu diesen Erklärungen ist
wurde bei den einzelnen Themen geprüft,           in die vorliegende Fassung des Berichts
wie weit der Kanton auf die Entwicklung           eingearbeitet.
Einfluss nehmen kann. Gestützt auf die
Analyse werden ein strategisches Ziel mit
Grundsätzen entwickelt (Abschnitt 3.5),
und drei Strategische Handlungsachsen
mit Bereichszielen bestimmt (Kapitel 5).


                                                                                                 Die Wirtschaftsstrategie
                                                                                                 auf einen Blick




                                  Strategisches
                                       Ziel
                            se




                                                                 Ha
                      gs e




                                                                 Str lung
                   lun gisch




                                        Handlungsachse
                        ach




                                                                    nd
                                                                    ate sa
                                                                       gis chs
                                        Strategische
              Ha trate




                                                                          ch e
                nd
                 S




                                                                            e




                                   Grundsätze

                                      Analyse




                                                                                                                       7
Wirtschaftsstrategie 2025



                       2.2.	   Strategisches Ziel, Grundsätze und Handlungsachsen

                       Die Wirtschaftsstrategie 2025 setzt sich folgendes strategisches Ziel:

                       Bis ins Jahr 2025 steht der Kanton Bern bei allen drei Dimensionen der Nachhal-
                       tigen Entwicklung (Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft) besser da als im Jahr
                       2011. Für die Dimension Wirtschaft bedeutet dies, dass der Wohlstand der Ber-
                       nerinnen und Berner über den Schweizer Durchschnitt ansteigt und dass sich der
                       Kanton Bern bei der Wirtschaftskraft in der Rangliste der Kantone verbessert.



                       Die Grundsätze beschreiben das grundlegende Wertesystem der Wirtschaftsstrategie 2025:

                       ƒƒ Die Wirtschaftsstrategie 2025 stärkt         ƒƒ Die Wirtschaftsstrategie 2025 setzt auf
                          die Nachhaltige Entwicklung.                    die vorhandenen Stärken. Sie ist eine
                                                                          Strategie für den ganzen Kanton und
                       ƒƒ Die Wirtschaftsstrategie 2025 gibt              alle Bernerinnen und Berner.
                          Impulse für eine zukunftsfähige, dyna-
                          mische Entwicklung der Berner Wirt-          ƒƒ Die Wirtschaftsstrategie 2025 ist auf
                          schaft.                                         die Wirtschaftsstrategie des Bundes
                                                                          abgestimmt und bildet mit anderen
                                                                          kantonalen Strategien ein kohärentes
                                                                          System.


                       Entlang von drei Strategischen Handlungsachsen werden Bereichsziele definiert.
                       Diese drei Handlungsachsen sind:

                       ƒƒ Der Kanton setzt auf Innovation und          ƒƒ Der Kanton handelt verständlich und
                          Schonung der natürlichen Ressourcen.            bürgernah. Sein Handeln verursacht
                                                                          bei der Wirtschaft sowie den Bürge-
                       ƒƒ Der Kanton setzt Anreize richtig und            rinnen und Bürgern keine unnötigen
                          baut bestehende Fehlanreize ab.                 Kosten.




                       2.3.	   Zusammenfassung Umfeld

                       Die Entwicklung im Kanton Bern wird stark       In den nächsten fünfzehn Jahren wird
                       von weltweiten Entwicklungen beeinflusst.       neben Globalisierung und technischem
                       Die Globalisierung und der technische           Fortschritt auch der Umgang mit den na-
                       Fortschritt sowie die Entwicklung zur Wis-      türlichen Ressourcen zu einem Megatrend
                       sensgesellschaft prägten und prägen auch        werden, der unsere Wirtschaft und Gesell-
                       die Schweiz und den Kanton Bern. Im in-         schaft tiefgreifend beeinflussen wird. Damit
                       ternationalen Vergleich gehören sowohl die      wir bei dieser Entwicklung zu den Gewin-
                       Schweiz als auch der Kanton Bern zu den         nern zählen, müssen wir die Weichen jetzt
                       Globalisierungsgewinnern. Obwohl der            richtig stellen.
                       Kanton Bern – wie später beschrieben –
                       im schweizerischen Vergleich Schwächen          Der Kanton Bern führt mit der vorliegen-
                       aufweist, ist er im internationalen Vergleich   den Wirtschaftsstrategie seine aktive Wirt-
                       ein sehr wettbewerbsfähiger Standort.           schaftspolitik fort. Auch die Eidgenossen-
                                                                       schaft verfolgt eine Wachstumspolitik. Die
                                                                       vorliegende kantonale Strategie ist deshalb
                                                                       auf die entsprechenden Arbeiten des Bun-
8                                                                      des abgestimmt.
Zusammenfassung



2.4.	   Zusammenfassung Analyse

Der Kanton Bern hat sich in der Vergan-       exportorientierte Produktions- und Dienst-
genheit im Vergleich zu anderen Kantonen      leistungsbetriebe im Kanton Bern eher un-
weniger dynamisch entwickelt und liegt bei    tervertreten. Insgesamt ist die Wirtschafts-
wichtigen Kennzahlen zurück. Das Brutto-      kraft des Kantons Bern eher tief. Gemessen
inlandprodukt pro Kopf der Bevölkerung        am Ressourcenindex 2011 (vgl. Abschnitt
wie auch pro Erwerbstätigem liegt unter       7.7.1) belegt der Kanton Bern Rang 16 von
dem Wert der Schweiz. Dies hängt mit der      26 Kantonen.
Heterogenität des Kantons zusammen:
Nebst sehr dynamischen Regionen gibt          Die Steuerbelastung für juristische Perso-
es – vor allem geografisch bedingt – auch     nen liegt im hinteren Mittelfeld, diejenige für
strukturschwache Gebiete (vgl. Abschnitt      natürliche Personen über dem schweize-
7.4). Das Bevölkerungswachstum war            rischen Schnitt. In den vergangenen zehn
deutlich unterdurchschnittlich. Auch die      Jahren schloss die Staatsrechnung des
Zahl der Erwerbstätigen und der Arbeits-      Kantons jeweils positiv ab. Dennoch bleibt
plätze nahm weniger stark zu als in der       die Verschuldung im nationalen Vergleich
Schweiz insgesamt. Diese Entwicklung ist      hoch.
eine der zentralen Ursachen für die unter-
durchschnittliche Dynamik. Das frei ver-      Der Kanton Bern ist ein Flächenkanton mit
fügbare Einkommen der Bernerinnen und         entsprechend grossen Anforderungen an
Berner liegt dagegen im Schweizer Durch-      Infrastruktur und öffentliche Leistungen.
schnitt. Die Arbeitslosigkeit ist im Kanton   Das Verkehrsangebot ist gut ausgebaut.
unter dem schweizerischen Mittel und die      Ebenso das Bildungsangebot und die Ge-
Erwerbsquote ist hoch.                        sundheitsversorgung.

In der Branchenstruktur überdurchschnitt-     Bauland ist im Kanton Bern ausreichend
lich vertreten sind Information und Kom-      vorhanden, aber oft an Standorten, die für
munikation (vor allem Swisscom und Post).     die wirtschaftliche Entwicklung ungünstig
Aufgrund der Hauptstadtfunktion liegt die     sind. Einzonungen an attraktiven Standor-
öffentliche Verwaltung ebenfalls deutlich     ten sind verschiedentlich gescheitert.
über dem schweizerischen Mittel. Bemer-
kenswert ist: In keinem anderen Kanton ar-    Mit der Schaffung von fünf Verwaltungs-
beiten in absoluten Zahlen mehr Personen      regionen und dem Aufbau der Regional-
in der Industrie.                             konferenzen hat der Kanton Bern seine
                                              Strukturen in den letzten Jahren stark
Zusammen mit Wallis und Graubünden ist        modernisiert. Bei den Gemeinden haben
Bern einer der drei grossen Tourismus-        sich jedoch noch keine grossen Verände-
kantone. Eine weitere wichtige Branche        rungen ergeben. Die Zahl der erfolgreichen
ist mit rund 70’000 Arbeitsplätzen das        Gemeindefusionen entspricht nicht den Er-
Gesundheitswesen. Dagegen sind grosse,        wartungen.




                                                                                                              9
Wirtschaftsstrategie 2025




10
Zur Wirtschaftsstrategie 2025



3.	       Zur Wirtschaftsstrategie 2025

3.1.	     Erarbeitung

Der Kanton Bern hat mit einem Control-                        den klassischen Elementen der Strategie-
lingbericht die Berichterstattung zur Um-                     entwicklung ein grosses Gewicht beige-
setzung der «wachstumsstrategie version                       messen:
2007», der «Wachstumsstrategie 2004»
und der «Strategie für eine differenzierte                    Die Wirtschaftsstrategie 2025 beruht auf
Stärkung des ländlichen Raums» abge-                          einer eingehenden Analyse der Ausgangs-
schlossen1. Das Formulieren von strate-                       lage (vgl. Kapitel 6 und 7). Neben zahlrei-
gischen Leitlinien für die wirtschaftliche                    chen bestehenden Berichten und Studien
Entwicklung gehört zu den Daueraufgaben                       wurden die Anliegen der verschiedenen
des Kantons. Aus diesem Grund wurde für                       Anspruchsgruppen ausgewertet (vgl. die
das Jahr 2011 die Formulierung einer neu-                     Auflistung im Anhang, Abschnitt 8.3). An
en Strategie in Aussicht gestellt. Mit der                    der Erarbeitung der Strategie haben mit
vorliegenden Wirtschaftsstrategie 2025                        Jean-Daniel Gerber (ab April 2011), Ru-
wird dieses Versprechen eingelöst.                            dolf Strahm und Professor Dr. Thomas
                                                              Straubhaar national und international aus-
Die Wirtschaftsstrategie 2025 wurde be-                       gewiesene Experten mitgearbeitet2. Zu
wusst unter Verzicht auf neue Studien und                     einzelnen Fragen haben zudem Prof. Dr.
ohne kostspielige Drittaufträge erarbeitet.                   Gunter Stephan, Bern, und Prof. Dr. Rolf
Im Vergleich zu den vorangegangenen                           Wüstenhagen, St. Gallen, Stellung ge-
Wirtschaftsstrategien des Kantons Bern                        nommen3 und es wurden weitere Fach-
wurden neue Wege beschritten: Die Wirt-                       personen in der Verwaltung konsultiert.
schaftsstrategie 2025 befasst sich aus-                       Der Entwurf der Strategie wurde auch mit
schliesslich mit den langfristigen und somit                  Vertreterinnen und Vertretern der Wirt-
strategischen Elementen. Deshalb wurde                        schaft diskutiert.


3.2.	     Aufbau

Grundlage der Wirtschaftsstrategie 2025                       bei diesen Themen geprüft, wie weit der
bildet die Analyse der langfristigen Ent-                     Kanton auf die Entwicklung Einfluss neh-
wicklungen sowie des internationalen und                      men kann. Gestützt auf die Analyse wer-
nationalen Umfelds (Kapitel 6), der volks-                    den ein strategisches Ziel mit Grundsätzen
wirtschaftlichen Eigenheiten des Kantons                      entwickelt (Kapitel 4), und drei Strategi-
Bern sowie der staatlichen Leistungen und                     sche Handlungsachsen mit Bereichszielen
Strukturen (Kapitel 7). Gleichzeitig wurde                    bestimmt (Kapitel 5).




1	    RRB 0039 vom 13. Januar 2010
2	    Jean-Daniel Gerber leitete bis Ende März 2011 das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO. Seither ist er beratend
      tätig. Rudolf Strahm ist Autor zahlreicher Publikationen zu den Themen Wirtschaft, Wirtschaftspolitik und Bildung.
      Er war von 2004 bis 2008 Eidgenössischer Preisüberwacher und vorher Nationalrat. Prof. Dr. Thomas Straubaar
      studierte und promovierte an der Universität Bern. Seit 2005 ist er Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsIn-
      stitutes (HWWI) an der Universität Hamburg.
3	    Prof. Dr. Gunter Stephan ist Professor für Mikroökonomie an der Universität Bern. Er ist Vizerektor Lehre der
      Universität Bern, Deputy Director des NCCR Climate Forschungszentrums und Mitglied des Board of Directors
      des Oeschger Center for Climate Change Research. Prof. Dr. Rolf Wüstenhagen ist Professor für Management
      Erneuerbarer Energien am Institut für Wirtschaft und Ökologie der Universität St. Gallen.                                              11
Wirtschaftsstrategie 2025



                        3.3.	    Zusammenhänge

                        Wirtschaftspolitik ist eine Querschnitts-                  Optik an andere Politikfelder. Sie werden
                        aufgabe. Zahlreiche Faktoren wie die Bil-                  in den entsprechenden Strategien weiter
                        dung oder die Infrastrukturen beeinflussen                 zu entwickeln sein. Dabei kann vielfach auf
                        die wirtschaftliche Entwicklung. Die Wirt-                 Bestehendem aufgebaut werden, wie die
                        schaftsstrategie 2025 formuliert deshalb                   folgenden Beispiele zeigen:
                        Anliegen aus der wirtschaftspolitischen


                        ƒƒ Die Bildungsstrategie formuliert als                    ƒƒ Der kantonale Richtplan legt eine Zen-
                           bildungspolitische Herausforderung:                        tralitätsstruktur für die wirtschaftpoliti-
                           «Die Bildungsinstitutionen leisten einen                   sche Steuerung fest5.
                           wichtigen Beitrag zur Innovationskraft
                           der Gesellschaft und zur wirtschaftli-                  ƒƒ Die Gesamtmobilitätstrategie bestimmt
                           chen Entwicklung des Kantons4.»                            die Grundsätze für die langfristige Aus-
                                                                                      richtung der Mobilitätspolitik im Kanton
                                                                                      Bern6.


                        Im Anhang (Abschnitt 8.2) findet sich eine                 Abschnitt 8.2.18). Unter den zahlreichen
                        Übersicht über die wichtigsten Berichte                    laufenden Massnahmen sind neben der Ar-
                        und Strategien.                                            beit der Wirtschaftsförderung besonders zu
                                                                                   erwähnen das Projekt «Hauptstadtregion
                        Die Wirtschaftsstrategie 2025 beginnt nicht                Schweiz», die Abklärungen für einen Inno-
                        bei null, der Kanton Bern ist seit langem                  vationspark in Biel und die Weiterentwick-
                        wirtschaftspolitisch aktiv. Mit dem Control-               lung der Marktbearbeitung im Tourismus
                        lingbericht zur wachstumsstrategie version                 in Richtung eines integrierten Destinations-
                        20077 hat der Regierungsrat Bilanz über                    und Innovationsmarketings (vgl. die Zusam-
                        die bisherigen Massnahmen gezogen (vgl.                    menstellung im Anhang, Abschnitt 8.1).


                        3.4.	    Nachhaltigkeitsbeurteilung

                        Bei wichtigen strategischen Planungen                      positiven und negativen Wirkungen auf die
                        und Projekten verlangt der Regierungsrat                   Nachhaltige Entwicklung auf. Sie dient da-
                        des Kantons Bern eine Nachhaltigkeits-                     mit als Informationsgrundlage für Entschei-
                        beurteilung8. Als Wirkungsbeurteilung ei-                  dungsträgerinnen und -träger.
                        ner Strategie zeigt sie die zu erwartenden




                        4	   Bildungsstrategie 2009, Bildungspolitische Herausforderungen S. 6
                        5	   Richtplan des Kantons Bern, Massnahme C_01 Zentralitätsstruktur
                        6	   RRB 1337 vom 13. August 2008
                        7	   RRB 0039 vom 13. Januar 2010
12                      8	   RRB 1872 vom 22. Dezember 2010
Zur Wirtschaftsstrategie 2025



Aus der Nachhaltigkeitsbeurteilung der Wirtschaftsstrategie 2025 kann folgendes Fazit
gezogen werden:

ƒƒ Umwelt: Die Wirtschaftsstrategie 2025                        Arbeitsplätze in wertschöpfungsstar-
   zielt auf ein Wachstum von Wirtschaft                        ken Branchen im Kanton Bern. Die
   und Bevölkerung ab. Damit verbunden                          Auswirkungen sind insbesondere in
   sind ein grösserer Ressourcenver-                            den Zielbereichen Einkommen, Arbeits-
   brauch (Energie, Boden, Natur, Land-                         markt, Ressourceneffizienz, Innovation
   schaft) und höhere Emissionen. Diese                         und Know-how positiv. Längerfristig
   in der Tendenz negativen Auswirkun-                          werden ebenfalls positive Auswirkun-
   gen auf die Umwelt werden längerfris-                        gen auf den öffentlichen Haushalt bzw.
   tig vermindert durch die Fokussierung                        die Steuerbelastung erwartet.
   auf Cleantech-Unternehmen, eine
   gezielte Raumentwicklung und die                         ƒƒ Gesellschaft: Die Wirtschaftsstrategie
   Beseitigung von Fehlanreizen.                               2025 hat positive Auswirkungen auf
                                                               den Zielbereich Bildung. Die übrigen
ƒƒ Wirtschaft: Die Wirtschaftsstrategie                        Zielbereiche sind nicht massgeblich
   2025 will mehr Unternehmen und mehr                         tangiert.

Gesamthaft gesehen hat die Wirtschafts-                     Zielkonflikte der Wirtschaftsstrategie 2025
strategie 2025 klar positive Auswirkungen                   mit der Dimension Umwelt bei der späte-
auf die Wirtschaft und tendenziell positive                 ren Umsetzung von konkreten Massnah-
Auswirkungen auf die Gesellschaft. Bei                      men zu berücksichtigen und so weit wie
den Auswirkungen auf die Umwelt sind die                    möglich abzubauen.


3.5.	    Weiteres Vorgehen

Als strategisches Führungsinstrument hat                    tung von Gesetzen oder der Behandlung
die Wirtschaftsstrategie 2025 langfristigen                 von Kreditgeschäften. Zudem kann er mit
Charakter und greift über den überschau-                    parlamentarischen Vorstössen Entwicklun-
baren Zeitraum einer Legislatur hinaus. Sie                 gen anstossen. Der Stand der Umsetzung
dient der Daueraufgabe des Staates, güns-                   der Wirtschaftsstrategie 2025 soll regel-
tige Rahmenbedingungen für ein nachhalti-                   mässig mit der Oberaufsichtskommission
ges wirtschaftliches Wachstum zu schaffen.                  des Grossen Rates diskutiert werden. So
                                                            kann ein kontinuierliches Controlling sicher-
Der Grosse Rat hat in der Novemberses-                      gestellt werden.
sion 2011 von der Strategie Kenntnis ge-
nommen und acht Planungserklärungen                         Über die Entwicklung anhand der verschie-
verabschiedet. Der Regierungsrat hat am                     denen volkswirtschaftlichen Kennzahlen
14. März 2012 seine Haltung zu den Erklä-                   gibt der Bericht zur Wirtschaftslage Aus-
rungen bestimmt und in den vorliegenden                     kunft. Das beco Berner Wirtschaft gibt
Bericht eingearbeitet. Er wird periodisch                   diesen Bericht alle zwei Jahre heraus9. Der
festlegen, welche Massnahmen zur Umset-                     Bericht bildet die Grundlage, den Stand
zung der Wirtschaftsstrategie 2025 an die                   der Umsetzung und die Wirkungen mit der
Hand genommen werden.                                       Oberaufsichtskommission zu erörtern. Die
                                                            Kennzahlen werden allerdings in einer offe-
Über die einzelnen Massnahmen wird der                      nen Volkswirtschaft nur zum Teil von den
Grosse Rat im Rahmen seiner Kompeten-                       Massnahmen dieser Wirtschaftsstrategie
zen befinden, beispielsweise bei der Bera-                  beeinflusst.




9	   Aktuell Bericht zur Wirtschaftslage 2011, verfügbar unter www.be.ch/wirtschaftsdaten                                      13
Wirtschaftsstrategie 2025




14
Strategisches Ziel und Grundsätze



4.	      Strategisches Ziel und Grundsätze

4.1.	    Strategisches Ziel

Bis ins Jahr 2025 steht der Kanton Bern bei allen drei Dimensionen der Nachhal-
tigen Entwicklung (Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft) besser da als im Jahr
201110. Für die Dimension Wirtschaft bedeutet dies, dass der Wohlstand der Ber-
nerinnen und Berner über den Schweizer Durchschnitt11 ansteigt und dass sich der
Kanton Bern bei der Wirtschaftskraft12 in der Rangliste der Kantone verbessert.

Das strategische Ziel stützt sich auf eine                 mit Bereichszielen konkretisiert. Diese
eingehende Analyse des Umfelds, der                        wurden entlang von drei strategischen
volkswirtschaftlichen Eigenheiten des                      Handlungsachsen entwickelt. Für alle
Kantons sowie der staatlichen Leistun-                     Handlungsachsen und Ziele bilden die
gen und Strukturen. Das strategische Ziel                  folgenden Grundsätze ein gemeinsames
wird in den einzelnen Feldern der Politik                  Wertesystem.


4.2.	    Grundsätze

4.2.1.	 Nachhaltige Entwicklung

Die Wirtschaftsstrategie stärkt die Nachhaltige Entwicklung.

Die Wirtschaftsstrategie ist eingebettet in                flussen. Das Wirtschaftswachstum trägt
die langfristige Politik des Regierungsrates.              zur Lebensqualität aller bei.
Diese basiert auf der Grundmaxime der
Stärkung der Nachhaltigen Entwicklung13.                   Die wirtschaftliche Entwicklung soll aus
«Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwick-                 ökonomischen und ökologischen Gründen
lung, welche weltweit die heutigen Bedürf-                 mit einem deutlich sinkenden Ressour-
nisse zu decken vermag, ohne für künftige                  cenverbrauch einhergehen. Deshalb muss
Generationen die Möglichkeit zu schmä-                     sich die Wirtschaft in Richtung «Cleantech»
lern, ihre eigenen Bedürfnisse zu decken14».               weiter entwickeln. Damit nimmt der Kan-
                                                           ton Bern den Megatrend der Frage des
Dadurch bildet die Wirtschaftsstrategie                    Umgangs mit natürlichen Ressourcen auf.
eine Grundlage für die Wohlfahrt künftiger                 Dabei können die Schweiz und der Kanton
Generationen. Die Strategie will die Wirt-                 Bern davon profitieren, dass sie in diesem
schaftsentwicklung im ganzen Kanton und                    Bereich über eine jahrzehntelange Erfah-
für die ganze Gesellschaft positiv beein-                  rung verfügen.




10	 Messen lässt sich die Nachhaltige Entwicklung anhand der vom Cercle Indicateurs entwickelten Indikatoren.
11	 Der Wohlstand wird anhand des frei verfügbaren Einkommens gemessen, dem Betrag, der vom Bruttoeinkommen
    verbleibt, nachdem Steuern, Sozialabgaben, BVG, Krankenkasse und Wohnkosten abgezogen sind. Heute liegt
    der Kanton Bern im Schweizer Durchschnitt (vgl. Abschnitt 7.3.1).
12	 Die Wirtschaftskraft bemisst sich aufgrund des Resssourcenpotenzials. Dieses vergleicht die wirtschaftliche
    Leistungsfähigkeit mit dem schweizerischen Durchschnitt und ist deshalb nicht konjunkturabhängig. Heute ist der
    Kanton Bern auf Rang 16 (vgl. Abschnitt 7.7.1).
13	 Grundmaxime der Richtlinien der Regierungspolitik 2011–2014
14	 Definition gemäss dem Bericht der UNO «Unsere gemeinsame Zukunft» aus dem Jahr 1987 (Brundtland-Kommission)                      15
Wirtschaftsstrategie 2025



                        4.2.2.	 Impulse für mehr Dynamik

                        Die Wirtschaftsstrategie gibt Impulse für eine zukunftsfähige, dynamischere Ent-
                        wicklung der Berner Wirtschaft.

                        Die Analyse zeigt: Stillstand bedeutet                     Ressourcenverbrauch. Sie will die Export-
                        Rückschritt. Allein mit der Bewahrung des                  orientierung der Berner Wirtschaft stärken.
                        Bestehenden kann der Wohlstand für die                     Exportiert werden können nicht nur Güter,
                        Zukunft nicht gesichert werden. Der Kan-                   sondern auch Dienstleistungen und Wissen.
                        ton Bern muss für neue Unternehmen und
                        neue Projekte bestehender Unternehmen                      Die eigenen Leistungen des Kantons sind
                        attraktiver werden.                                        ebenfalls den veränderten Ansprüchen
                                                                                   anzupassen. Wie die Wirtschaft nutzt der
                        Die Wirtschaftsstrategie 2025 setzt ei-                    Kanton künftig zeitgemässe Führungsin-
                        nen Schwerpunkt bei dynamischen, zu-                       strumente und den technologischen Fort-
                        kunftsträchtigen Branchen mit einer hohen                  schritt, um die von der Gesellschaft verlang-
                        Wertschöpfung und möglichst geringem                       ten Leistungen kostengünstig zu erbringen.


                        4.2.3.	 Auf Stärken setzen

                        Die Wirtschaftsstrategie 2025 setzt auf die vorhandenen Stärken. Sie ist eine
                        Strategie für den ganzen Kanton und alle Bernerinnen und Berner.

                        Die Wirtschaftsstrategie 2025 nutzt die                    und Umwelttechnologie sowie der Tou-
                        vorhandenen Stärken des Kantons und                        rismus. Bei den Dienstleistungen sind
                        entwickelt diese weiter. Je nach Stärken                   Bundesverwaltung sowie Verbände und
                        der einzelnen Regionen sind differenzierte                 Nichtregierungsorganisationen (NGO) von
                        Massnahmen nötig. Gemeinsamer Nenner                       grosser Bedeutung, wie auch die Firmen
                        ist die Stärkung der Wirtschaftskraft. Direkt              des Consulting Clusters.
                        oder indirekt profitieren daher alle Berne-
                        rinnen und Berner von den auf Basis der                    Zu den Stärken des Kantons gehören
                        mit dem Parlament abgeschlossenen Stra-                    die tiefe Arbeitslosigkeit und die hohe
                        tegie zu entwickelnden Massnahmen.                         Erwerbsquote. Die Wirtschaftsstrategie
                                                                                   2025 trägt zur Schaffung und zum länger-
                        Für die räumliche Ausrichtung von Mass-                    fristigen Erhalt von Arbeitsplätzen bei.
                        nahmen ist der kantonale Richtplan mass-
                        gebend. Dieser legt in der Zentralitätsstruk-              Die Wirtschaft des Kantons Bern ist wie
                        tur die räumlichen Schwerpunkte fest15.                    die Schweizer Unternehmenslandschaft
                                                                                   klein strukturiert (vgl. Abschnitt 7.3.2). Mit
                        Wichtige Branchen im Fokus der Wirt-                       der Wirtschaftsstrategie setzt sich der Re-
                        schaftsstrategie 2025 sind die Informa-                    gierungsrat dafür ein, die Rahmenbedin-
                        tions- und Kommunikationstechnologie,                      gungen für alle Betriebe zu verbessern16.
                        die Präzisionsindustrie, Medizinaltechnik




                        1516


                        15	 Punkt 4 der Planungserklärung der BDP: Die Agglomerationen Burgdorf und Langenthal sind in die strategischen
                            Überlegungen einzubeziehen. Diese sind für die wirtschaftspolitische Steuerung Teil der Zentralitätsstruktur ge-
                            mäss Richtplan.
                        16	 Punkt 2 der Planungserklärung der BDP: Es sind strategische Aussagen über die Zukunft und die Förderung der
                            Gewerbebetriebe und KMU zu machen.
                            Punkt 1 der Planungserklärung der SVP: Der Regierungsrat setzt sich dafür ein, dass sämtliche Branchen inklusive
                            der Landwirtschaft mit deren vor- und nachgelagerten Betrieben wirtschaftlich gestärkt werden und ihre Wert-
16                          schöpfung steigern können.
Strategisches Ziel und Grundsätze



4.2.4.	 Kohärentes System

Die Wirtschaftsstrategie des Kantons ist auf die Wirtschaftsstrategie des Bundes
abgestimmt und bildet mit anderen kantonalen Strategien ein kohärentes System.

Der Kanton Bern hat in den letzten Jahren      entwickeln soll. Sie beeinflussen sich ge-
in verschiedenen Bereichen Strategien ent-     genseitig, weshalb in der Entwicklung und
wickelt oder erneuert (vgl. die Zusammen-      Umsetzung der verschiedenen Strategien
stellung in Abschnitt 8.2). Diese Strategien   immer wieder ein Abgleich erfolgen muss
geben zusammen vor, wie sich der Kanton        (Regelkreis).




                                                                                                              17
Wirtschaftsstrategie 2025




18
Strategische Handlungsachsen



5.	      Strategische Handlungsachsen

Die Wirtschaftsstrategie 2025 setzt bei                    Die drei Strategischen Handlungsachsen
denjenigen Faktoren an, die einen starken                  beinhalten jeweils verschiedene Bereichs-
Einfluss auf die Wirtschaftskraft haben und                ziele. Diese konkretisieren das strategische
die vom Kanton Bern effektiv beeinflusst                   Ziel in den einzelnen Feldern der Politik.
werden können.

5.1.	    Innovation und Schonung der Ressourcen

Der Kanton setzt auf Innovation und auf Schonung der natürlichen Ressourcen.

Die wirtschaftliche Entwicklung im Kanton                  Die Schweiz verbraucht doppelt so viele
Bern beruht darauf, dass die Unterneh-                     Ressourcen wie noch vor fünfzig Jahren.
men national und international konkur-                     Die weltweite Entwicklung verschärft die
renzfähig sind. Dazu benötigen sie gute                    Ressourcenknappheit zusätzlich. Nicht
Rahmenbedingungen, unter anderem ei-                       erneuerbare Ressourcen gehen aufgrund
nen ausgebauten und gut funktionieren-                     der ständig steigenden Nachfrage zu
den Wissenstransfer. Zusammen mit der                      Ende und einige erneuerbare Ressour-
Innovationsförderung ermöglicht er es, die                 cen werden schneller verbraucht als sie
Erkenntnisse der Forschung rasch in die                    sich erneuern. Deshalb muss die wirt-
Berner Wirtschaft umzusetzen.                              schaftliche Entwicklung die vorhandenen
                                                           Ressourcen schonend einsetzen. Der
Eine wichtige Rahmenbedingung sind gut                     wichtigste Ansatz dazu wird unter dem
qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbei-               Begriff «Cleantech18» zusammengefasst.
ter. Deshalb ist die Aus- und Weiterbildung                Die Entwicklung in Richtung Cleantech
mit den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts                     erfordert die Verbreitung von Umweltwis-
abzustimmen. Die Vereinbarkeit von Beruf                   sen und eine entsprechende Ausbildung
und Familie ist weiter zu fördern, damit das               der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
erworbene Wissen im Interesse der Ge-                      Weniger Ressourcenverbrauch bedeu-
sellschaft dauerhaft genutzt werden kann.                  tet – nicht nur im Kontext von Cleantech
Dazu braucht es verstärkt die Möglichkeit                  – auch sparsamer Energieverbrauch und
von Teilzeitstellen (auch in Führungspositi-               haushälterischer Umgang mit dem Boden.
onen) und ein gut ausgebautes Kinderbe-                    Damit ist das Prinzip «Cleantech» für alle
treuungsangebot. Dieses kann nicht nur                     drei Dimensionen der Nachhaltigen Ent-
von der öffentlichen Hand, sondern auch                    wicklung (Gesellschaft, Umwelt und Wirt-
von privaten Einrichtungen bereitgestellt                  schaft) von grosser Bedeutung.
werden17. Der Kanton stellt den Unterneh-
men im Portal zur Vereinbarkeit von Beruf
und Familie Informationen zur Verfügung.

Bereichsziele
ƒƒ Die Unternehmen im Kanton Bern nutzen die Chancen von Cleantech und set-
   zen auf Energieeffizienz.
ƒƒ Die Branchenstruktur entwickelt sich verstärkt in Richtung wertschöpfungsstar-
   ker Branchen, vor allem in den nach wirtschaftspolitischen Kriterien definierten
   Clustern.
ƒƒ Im Kanton Bern werden die Erkenntnisse der Forschung rasch in die Praxis
   umgesetzt.
ƒƒ Die Ausbildung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist aktuell und auf die
   Bedürfnisse der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts abgestimmt.


17	 Punkt 5 der Planungserklärung der BDP: Der Kanton soll Grundlagen und Anreize zur Förderung privater Einrich-
    tungen zur besseren Vereinbarung von Beruf und Familie schaffen.
18	 Vgl. Abschnitt 6.1.2                                                                                                            19
Wirtschaftsstrategie 2025



                        5.2.	    Anreize richtig setzen

                        Der Kanton setzt Anreize richtig und baut bestehende Fehlanreize ab.

                        Die wirtschaftliche Entwicklung lässt sich                Das schweizerische Steuersystem stellt
                        positiv beeinflussen, wenn die Anreize rich-              auf den Wohnsitz ab. Dies wird der heu-
                        tig gesetzt werden. Zu den zentralen Staats-              tigen Wirklichkeit mit dem grossen Anteil
                        aufgaben gehört es zudem, die nötigen                     an Pendlerinnen und Pendlern nicht mehr
                        Infrastrukturen bereit zu stellen. In der Infor-          gerecht. Den zentralen Arbeitsorten feh-
                        mations- und Kommunikationsgesellschaft                   len dadurch Mittel, die sie für die Erfüllung
                        werden die entsprechenden Mittel gegen-                   ihrer Zentrumsaufgaben benötigen. Mit
                        über Bauwerken an Bedeutung gewinnen.                     einer Anpassung des Steuersystems auf
                                                                                  Bundesebene können komplizierte Aus-
                        Bei den staatlichen Strukturen und Leistun-               gleichsmechanismen vereinfacht werden.
                        gen sowie bei der Raumentwicklung sind                    Aufgrund von Punkt 6 der Planungserklä-
                        die kleinräumigen Strukturen des Kantons                  rung der BDP wird auf eine Weiterbearbei-
                        einerseits ein Kostenfaktor. Anderseits be-               tung des Themas verzichtet19.
                        steht die Gefahr, dass die gemeinsamen,
                        übergeordneten Interessen gegenüber                       Der Kanton Bern befindet sich mit den
                        den Einzelinteressen zu kurz kommen. Die                  anderen Kantonen der Schweiz in einem
                        Rolle des Kantons ist deshalb von einer ko-               intensiven Steuerwettbewerb. Als grosser
                        ordinierenden zu einer gestaltenden Rolle                 Flächenkanton mit einem um-fassenden
                        weiter zu entwickeln. Der Kanton wird da-                 Angebot in der Gesundheitsversorgung,
                        rauf achten, dass die Vorteile von klein-                 der Infrastruktur und der Bildung hat der
                        räumigen Strukturen, wie die Bürgernähe,                  Kanton Bern einen schweren Stand gegen-
                        nicht verloren gehen.                                     über kleinen Kantonen, die diese Leistun-
                                                                                  gen nicht selber anbieten müssen. In den
                        Eine der folgenreichsten Schwächen des                    vergangenen Jahren hat der Kanton insbe-
                        Kantons ist die stark unterdurchschnitt-                  sondere seine gute Position im Bereich der
                        liche Bevölkerungsentwicklung. Damit                      Steuern für juristische Personen aufgrund
                        mehr Leute im Kanton Bern wohnen, müs-                    von Steuersenkungen anderer Kantone
                        sen genügend Wohnraum und Arbeits-                        verloren. Zudem will er sich den nötigen
                        möglichkeiten vorhanden sein. Zusätzliche                 finanzpolitischen Handlungsspielraum er-
                        Arbeitsplätze sind für die Stärkung der                   arbeiten, um auch die Steuerbelastung der
                        Wirtschaftskraft unverzichtbar. Mit Umnut-                natürlichen Personen zu senken. Diese ist
                        zungen und verdichtetem Bauen an zent-                    ein wichtiges Element für die Attraktivität
                        ralen Lagen ist dabei sicherzustellen, dass               eines Wirtschaftsstandorts und beeinflusst
                        der Boden haushälterisch genutzt wird.                    die Zuwanderung. Dagegen erachtet er es
                        Zusätzlich gilt es, für die ansässige Wohn-               als nicht realistisch, die Belastung unter
                        bevölkerung gute Arbeitsmöglichkeiten zu                  das schweizerische Mittel zu senken. Des-
                        bieten, unter anderem durch die Förderung                 halb lehnt er die Umsetzung der entspre-
                        der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.                  chenden Planungserklärung ab20.




                        1920




                        19	 Punkt 6 der Planungserklärung der BDP: Auf die Ausdehnung des steuerlichen Ausgleichs zwischen Arbeits- und
                            Wohngemeinden ist zu verzichten.
                        20	 Punkt 7 der Planungserklärung der BDP: Der Kanton Bern verbessert sich im Bezug auf die Höhe der öffentlichen
20                          Abgaben unter das schweizerische Mittel.
Strategische Handlungsachsen



Bereichsziele
ƒƒ Der Kanton übernimmt bei der Raumplanung eine weiter reichende Verantwor-
   tung als heute.
ƒƒ Der Kanton schafft die räumlichen Voraussetzungen für eine Arbeitsplatz- und
   Bevölkerungsentwicklung im Schweizer Durchschnitt.
ƒƒ Die Gemeinden Bern, Biel und Thun umfassen ihr ganzes Kerngebiet.
ƒƒ Im interkantonalen Steuerwettbewerb verbessert sich der Kanton Bern in der
   Rangliste der Kantone21.
ƒƒ Der Kanton Bern verfügt über für die Wirtschaft attraktive Infrastrukturen und
   nutzt die Möglichkeiten der Informationstechnologie.
ƒƒ Die Wirtschaft stellt Arbeitsplätze zur Verfügung, die die Vereinbarkeit von Beruf
   und Familie ermöglichen. Der Kanton schafft die dazu erforderlichen Rahmenbe-
   dingungen.



5.3.	    Verständlich und bürgernah handeln

Der Kanton handelt lösungsorientiert, verständlich und bürgernah. Sein Handeln
verursacht bei der Wirtschaft sowie den Bürgerinnen und Bürgern ein Minimum
an Kosten.

Der Kanton vollzieht seine Vorschriften und                das Image eines Standorts von grosser Be-
das Bundesrecht mit Augenmass. Dafür                       deutung. Dieses lässt sich nicht durch eine
ist zentral, dass in der täglichen Arbeit der              aufgesetzte Kommunikation verbessern,
Blick für die übergeordneten Zusammen-                     sondern nur durch Leistungen, die von den
hänge nicht verloren geht. Der Kanton führt                Bürgerinnen und Bürgern verstanden und
und schult seine Mitarbeitenden, damit ihr                 akzeptiert werden. Dazu gehören der Ein-
Handeln als lösungsorientiert und part-                    satz moderner Kommunikationsmittel und
nerschaftlich wahrgenommen wird. Dazu                      kurze Fristen. Der Art und Weise der Kom-
gehört, die Anliegen der Unternehmen so-                   munikation kommt ebenfalls eine grosse
wie der Bürgerinnen und Bürger ernst zu                    Bedeutung zu. Es ist zentral, nicht zuletzt
nehmen und im Rahmen der gesetzlichen                      angesichts der knappen Kantonsfinanzen,
Vorgaben nach Lösungen und nicht nach                      dass der Kanton Bern seine Leistungen
Stolpersteinen zu suchen. In einer Wis-                    effizient erbringt, beispielsweise durch den
sens- und Kommunikationsgesellschaft ist                   Einsatz von e-Governement.


Bereichsziele
ƒƒ Der Kanton Bern wird als moderner und attraktiver Wirtschaftsstandort wahrge-
   nommen.
ƒƒ Der Kanton Bern strebt Lösungen für die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger
   an. Vorschriften werden zielorientiert umgesetzt und sind kein Selbstzweck.
ƒƒ Die Dienstleistungen des Kantons werden bürgernah, rasch und preisgünstig
   erbracht.



21




21	 Der Grosse Rat lehnte es ab, die Verbesserung im Internationalen Steuerwettbewerb auf die Unternehmenssteuern
    zu fokussieren:
	   Punkt 2 der Planungserklärung der vorberatenden Kommission: Im interkantonalen Steuerwettbewerb verbessert
    sich der Kanton Bern in der Rangliste der Kantone in allen Bereichen und nicht nur bei den Unternehmenssteuern.
	   Punkt 3 der Planungserklärung der SVP: Im interkantonalen Steuerwettbewerb verbessert sich der Kanton Bern in
    der Rangliste der Kantone.                                                                                                      21
Wirtschaftsstrategie 2025




22
Umfeld



6.	      Umfeld

Die wirtschaftliche Entwicklung des Kan-                   Auf kantonaler Ebene ist die Wirtschafts-
tons Bern wird zu einem grossen Teil von                   strategie 2025 mit den Richtlinien der
längerfristigen, weltweiten Entwicklungen                  Regierungspolitik 2011 bis 201422 und
in Wirtschaft und Gesellschaft geprägt. Auf                anderen Strategien abzustimmen, bei-
diese Entwicklungen kann eine kantonale                    spielsweise in der Bildung oder der Raum-
Wirtschaftsstrategie keinen Einfluss neh-                  planung (eine Zusammenfassung befindet
men. Innenpolitisch fallen viele wirtschafts-              sich im Anhang 9.2).
politische Entscheide zudem auf Bundes-
ebene.                                                     Von der längerfristig angelegten Wirt-
                                                           schaftspolitik sind kurzfristige, operative
Die kantonale Wirtschaftsstrategie hat des-                Massnahmen zu unterscheiden, die auf-
halb den nationalen und globalen Rahmen-                   grund der konjunkturellen Entwicklung nö-
bedingungen Rechnung zu tragen. Sie ist                    tig werden.
auf die Wirtschaftspolitik des Bundes ab-
zustimmen (zu den Handlungsfeldern von                     Im Folgenden werden zuerst die län-
Bund und Kantonen vgl. Abschnitt 7.2).                     gerfristigen Entwicklungen dargestellt
Die Frage steht im Vordergrund: Was kann                   (Abschnitt 6.1), anschliessend die Wirt-
und soll mit der kantonalen Wirtschaftspo-                 schaftspolitik des Bundes und der Kan-
litik bewirkt werden?                                      tone (Abschnitt 6.2).

Wir wollen aktiv das beeinflussen, was in
unserem Einflussbereich liegt und die Wirt-
schaftskraft des Kantons effektiv stärkt.


6.1.	    Längerfristige weltweite Entwicklung

6.1.1.	 Globalisierung

Die Entwicklung der Transportmöglichkei-                   gleichzeitig Beschäftigungsmöglichkeiten
ten und der Kommunikation führten in den                   über die Landesgrenzen hinweg. Neue,
letzten Jahrzehnten zu einer beschleu-                     starke Wirtschaftsmächte wie China, In-
nigten Globalisierung nicht nur der Wirt-                  dien, Russland oder Brasilien sind Kon-
schaft, sondern in beschränkterem Aus-                     kurrenten im Standortwettbewerb, gleich-
mass auch der Politik. Seit dem zweiten                    zeitig aber auch grosse Märkte für Güter
Weltkrieg wurden weltweit Schranken des                    und Dienstleistungen. Sie ergänzen die
Waren- und Personenverkehrs abgebaut.                      bedeutenden Wirtschaftsbeziehungen der
Der technologische Fortschritt hat die Ge-                 Schweiz zu den Nachbarländern in der
schwindigkeit erhöht und die Kosten des                    Europäischen Union.
Verkehrs gesenkt. Daraus entstanden
neue Möglichkeiten, durch Verlagerungen                    Nationale Regulierungen und damit die
von Produktion sowie durch Dienstleistun-                  nationale Politik werden zunehmend
gen von unterschiedlichen Lohnniveaus                      durch internationale Entwicklungen be-
und Kosten zu profitieren.                                 einflusst (zur aussenwirtschaftspolitischen
                                                           Agenda des Bundes vgl. Abschnitt 6.2.1).
Wissen und Kompetenzen werden welt-                        Die Schweiz und mit ihr der Kanton Bern
weit verfügbar. Wertschöpfungsketten der                   ist eine kleine, offene Volkswirtschaft. Ihre
Wirtschaft umspannen die ganze Welt,                       wirtschaftliche Entwicklung ist eng mit
Unternehmen sind international präsent,                    dem Weltmarkt verflochten. Die Konjunk-
Dienstleistungen werden international an-                  tur in wichtigen Absatzmärkten beeinflusst
geboten, nationale Arbeitsmärkte stehen                    deshalb unmittelbar die Wirtschaft im Kan-
in internationaler Konkurrenz und bieten                   ton Bern.
22	 Grundmaxime: Die Politik des Regierungsrates orientiert sich in allen Bereichen an den Grundsätzen der Nachhal-
    tigen Entwicklung. Schwerpunkt Wirtschaft: Der Kanton Bern bietet der Wirtschaft attraktive Rahmenbedingungen
    und fördert Innovation und Wettbewerbsfähigkeit.                                                                       23
Wirtschaftsstrategie 2025



                        6.1.2.	 Ressourcenknappheit

                        Die steigende Belastung der Umwelt, die         Ressourcen aufgrund der ständig stei-
                        Verknappung der natürlichen Ressourcen          genden Nachfrage mittel- bis langfristig
                        und der Klimawandel fordern ein grund-          zu Ende gehen und ein Teil der erneuer-
                        sätzliches Umdenken in der wirtschaftli-        baren Ressourcen schneller verbraucht
                        chen Entwicklung. Raum, Luft, Wasser,           wird, als er sich erneuert. Ressourcen-
                        Rohstoffe und Energie stehen nicht unbe-        knappheit führt zu höheren Preisen, die
                        schränkt zur Verfügung.                         kurzfristig die wirtschaftliche Entwicklung
                                                                        eher hemmen. Längerfristig eröffnen sich
                        Die weltweite Entwicklung führt zu Res-         aber neue Chancen und Entwicklungs-
                        sourcenknappheit, weil nicht erneuerbare        möglichkeiten.


                        6.1.3.	 Technologischer Fortschritt

                        Der technologische Fortschritt führt zu         Produktionsprozessen zu steigern. Damit
                        neuartigen Produkten und Dienstleistun-         sich die Investitionen in Forschung und
                        gen. Er ermöglicht es, bei gleich bleiben-      Entwicklung lohnen, muss der Erfolg des
                        dem oder tieferem Ressourceneinsatz die         technologischen Vorsprungs durch geeig-
                        Quantität und Qualität von Produkten und        nete Regulierungen geschützt werden.


                        6.1.4.	 Wissensgesellschaft

                        Erzeugung, Nutzung und Organisation             Standardisierte Güter können in Ländern
                        von Wissen sind zentrale Quellen von            mit einem tiefen Preisniveau kostengüns-
                        Produktivität und Wachstum. Für zahlrei-        tiger produziert werden. In entwickelten
                        che Unternehmen bildet die Nutzung oder         Volkswirtschaften sind deshalb Bildung
                        Generierung von Wissen die Grundlage            sowie Forschung und Entwicklung zentral,
                        für ihre Dienstleistung. Die Erarbeitung        weil diese Volkswirtschaften nur dank In-
                        von Grundkompetenzen, die Weiterent-            novationen konkurrenzfähig bleiben. Dies
                        wicklung von Fähigkeiten und die lebens-        trifft für die Schweiz als rohstoffarmem
                        lange Lernbereitschaft der Bevölkerung          Land in besonderem Masse zu.
                        sind wesentliche Einflussfaktoren für eine
                        erfolgreiche Ausrichtung auf die Wissens-       Ein weiterer Faktor ist die rasche Weiter-
                        gesellschaft. Immer wichtiger wird dabei        entwicklung des Wissens. Aufgrund des
                        das Management von Wissen. Altes und            technologischen Fortschritts veraltet ein
                        neues Wissen muss bewahrt und den               grosser Teil des Wissens in unserer heu-
                        richtigen Stellen zur richtigen Zeit zur Ver-   tigen Gesellschaft sehr rasch. Deshalb ist
                        fügung stehen.                                  eine permanente Aus- und Weiterbildung
                                                                        ein zentraler Erfolgsfaktor.




24
Umfeld



6.1.5.	 Demographische Entwicklung

Die demographische Entwicklung der In-                       Prognosen sind in diesem Bereich schwie-
dustrieländer zeigt seit 1960 einen Rück-                    rig: Die Bevölkerungszahlen sind in den
gang der Geburtenzahlen. Die industria-                      letzten Jahren sowohl in der Schweiz als
lisierten Gesellschaften sind zunehmend                      auch im Kanton Bern stärker gestiegen
überaltert, der Anteil der aktiven Bevölke-                  als Anfang des Jahrtausends erwartet23.
rung geht daher zurück. Diese Entwicklung                    Die Zunahme basiert hauptsächlich auf
trifft auch auf die Schweiz und den Kanton                   der Zuwanderung von Arbeitskräften –
Bern zu. Der demografische Wandel hat                        nicht zuletzt aufgrund der Einführung des
tiefgreifende Auswirkungen auf die Wirt-                     freien Personenverkehrs mit der Europäi-
schaft und den Arbeitsmarkt, aber auch                       schen Union. Der freie Personenverkehr
auf das Bildungssystem, die Gesundheits-                     hat in dieser von Hochkonjunktur gepräg-
versorgung und die Sozialversicherungen.                     ten Phase vor allem zur Einwanderung gut
                                                             qualifizierter Personen geführt.


6.1.6.	 Wertewandel

Nicht nur die Bevölkerungszahl und die Al-                   und Konflikten übernehmen. Erschwerend
tersstruktur ändern sich, sondern auch die                   kommt dazu, dass die Finanzierung dieser
grundlegenden Werte der Gesellschaft.                        neuen staatlichen Aufgaben politisch häu-
                                                             fig in Frage gestellt wird.
Die heutige Gesellschaft ist durch eine
zunehmende Individualisierung geprägt.                       Der Wertewandel wirkt sich auch auf die
Familienstrukturen und Versorgungszu-                        Wahl der Ausbildung und die beruflichen
sammenhänge haben an Bedeutung ver-                          Karriere aus. Die unterschiedlichen Wer-
loren. Traditionelle Sicherheiten im Hin-                    te und Erwartungen erschweren es, die
blick auf Handlungswissen, Glauben und                       Nachfrage nach Ausbildungen und Karrie-
leitende Normen sind verloren gegangen.                      ren in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Heute stehen verschiedene Wertesysteme
gleichwertig nebeneinander. Einen Kon-                       Der Wertewandel führt weiterhin dazu, dass
sens über nötige Massnahmen zu errei-                        die Möglichkeiten und die Bereitschaft für
chen wird deshalb schwieriger. Gleichzeitig                  gemeinnützige Arbeiten abnehmen. Unter
soll der Staat in vielen Bereichen die Ver-                  anderem wird es dadurch in vielen Ge-
antwortung für die Lösung von Problemen                      meinden schwierig, Ämter zu besetzen.




23	 Bundesamt für Statistik (BFS): Aktualisierung der Bevölkerungsszenarien 2005 nach Kantonen. Neuenburg, April 2008.
    Statistikkonferenz des Kantons Bern: Regionalisierte Bevölkerungsprojektionen für den Kanton Bern bis zum Jahr
    2030 (Ausgabe 2008). Bern, Dezember 2008.                                                                                 25
Wirtschaftsstrategie 2025



                        6.2.	    Wirtschaftspolitik des Bundes und der Kantone

                        6.2.1.	 Wirtschaftspolitik des Bundes

                        Die Schweiz gilt mit ihrem international                  immer mehr ausserhalb des staatlichen
                        hervorragenden Leistungsausweis als eine                  Einflusses agierenden Unternehmen mit
                        der leistungsfähigsten Volkswirtschaften,                 berücksichtigen.
                        sowohl bezüglich Produktivität als auch
                        bezüglich Innovationsfähigkeit. Die Ar-                   Die Wirtschafts- bzw. Wachstumspolitik
                        beitsproduktivität entwickelt sich aber un-               für die Schweiz24 umfasst Massnahmen,
                        terdurchschnittlich. Andere Länder holen                  welche der Bundesrat in eigener Verant-
                        in Bereichen auf, die traditionelle Stärken               wortung dem Parlament vorlegen kann
                        der Schweiz ausmachen. Deshalb hat eine                   («Agenda des Bundes»), die internatio-
                        langfristig ausgerichtete Wachstumspolitik                nalen Verhandlungen im Wirtschaftsbe-
                        weiterhin eine hohe Bedeutung. Wenn es                    reich («Aussenwirtschaftpolitische Agen-
                        um die Sicherung der globalen Wettbe-                     da»), sowie die kantonalen Massnahmen
                        werbsfähigkeit geht, muss die staatliche                  («Agenda der Kantone»).
                        Wirtschaftpolitik zudem die Strategien der


                        Die «Agenda des Bundes» verfolgt drei Stossrichtungen:

                        ƒƒ Hohes Kostenniveau senken: Mass-                           des Fiskalklimas und zur Schaffung
                           nahmen, die darauf abzielen, den                           eines unternehmensfreundlichen
                           Wettbewerb im Binnenmarkt zu stär-                         Rechtsrahmens.
                           ken, u.a. durch vermehrte Importkon-
                           kurrenz.                                               ƒƒ Lohnende Erwerbsbeteiligung gewähr-
                                                                                     leisten: Massnahmen, dank denen das
                        ƒƒ Unternehmensstandort aufwerten:                           nationale und internationale Arbeits-
                           Massnahmen zur Sicherung des                              kräftepotential genutzt werden kann
                           Marktzugangs im Ausland, zu einem                         und mit denen die individuellen beruf-
                           guten Preis-/Leistungsverhältnis bei                      lichen Fähigkeiten, das Humankapital,
                           den Infrastrukturen, zur Verbesserung                     gefördert werden.


                        In den Bereichen Bildung, Forschung und                   der Weiterentwicklung des Freihandels
                        Innovation legt der Bundesrat die strate-                 (Doha Runde).
                        gischen Ziele in der entsprechenden Bot-
                        schaft an das Parlament fest. Sie ergänzen                Im Hinblick auf die weitere Entwicklung
                        die drei Stossrichtungen der Agenda des                   hat der Bund den Bericht «Perspektiven
                        Bundes.                                                   2025»25 erarbeitet, den der Bundesrat am
                                                                                  7. April 2011 zur Kenntnis genommen hat.
                        Mit der aussenwirtschaftspolitischen
                        Agenda will der Bund der Schweizer                        Der Bund erarbeitet zurzeit einen Master-
                        Wirtschaft den Marktzugang im Aus-                        plan Cleantech Schweiz26. Cleantech ist ein
                        land garantieren. Dazu will er einerseits                 Ansatz, der es der Schweiz ermöglicht, ihre
                        das Netz von Freihandelsabkommen mit                      Wirtschaft zu erneuern und den Verbrauch
                        Partnern ausserhalb der EU ausbauen.                      natürlicher Ressourcen deutlich zu ver-
                        Anderseits beteiligt er sich im Rahmen                    mindern. Cleantech ist der Oberbegriff für
                        der World Trade Organisation (WTO) an                     alle Technologien, Industrien und Dienst-


                        24	 Quelle: Der Bundesrat: Wachstumspolitik 2008–2011: Massnahmen zur weiteren Stärkung des Schweizer Wirt-
                            schaftswachstums. Bericht in Erfüllung der Motion 01.3089: «Wachstumspolitik. Sieben Massnahmen«. Bern, 2008.
                        25	 Perspektivstab der Bundesverwaltung: Perspektiven 2025: Lage- und Umfeldanalyse sowie Herausforderungen für
                            die Bundespolitik. Bern, 2011.
                        26	 Masterplan Cleantech Schweiz; Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD und Eidgenössisches Depar-
26                          tement für Umwelt, Verkehr und Kommunikation UVEK, Bern, Oktober 2010
Umfeld



leistungen, die zu einem schonenderen                   Generationen intakte und gut funktio-
und effizienteren Einsatz der natürlichen               nierende Lebens- und Wirtschaftsräume
Ressourcen beitragen. Cleantech umfasst                 hinterlassen werden können und bildet
sämtliche Glieder der Wertschöpfungsket-                die politische Grundlage für eine besser
te, von der Forschung und Entwicklung                   koordinierte, nachhaltige Raumentwick-
über die Produktion bis zum Verkauf und                 lungspolitik. Nach Abschluss der Konsul-
Export von Gütern. Dabei steht nicht die                tation Ende Juni 2011 wird das Raum-
Frage «was wird produziert?» sondern                    konzept aufgrund der eingegangenen
«wie wird produziert?» im Vordergrund. Ein              Stellungnahmen angepasst. Anschlies-
schonender Umgang mit Ressourcen wird                   send soll es von den Partnern aller drei
künftig nicht nur ökologisch sondern auch               Staatsebenen politisch verabschiedet
ökonomisch von grösster Bedeutung sein.                 werden.

Das Raumkonzept Schweiz27 enthält                       Aber auch die Kantone sind bei einer akti-
Strategien zur zukünftigen räumlichen                   ven Wirtschaftspolitik gefordert.
Entwicklung. Es zeigt auf, wie künftigen


6.2.2.	 Wirtschaftspolitik der Kantone

Die kantonale Wirtschaftspolitik («Agenda               Neben dem Kanton Bern haben 18 weitere
der Kantone») ergänzt die Massnahmen                    Kantone in den vergangenen Jahren ihre
des Bundes. Im Zentrum steht die Ver-                   wirtschaftspolitischen Strategien als Teil
besserung der Rahmenbedingungen, um                     der Legislaturziele oder als eigenständige
die regionale Wirtschaft zu stärken und                 Berichte erarbeitet. Die Kantone setzen mit
das Wachstum zu erhöhen. Wichtig sind                   jeweils individuellen Prioritäten bei den Ver-
Massnahmen zur Innovationsförderung,                    kehrsinfrastrukturen, bei der Bildung und
Bildungs- und Forschungs- sowie Steuer-                 Innovation sowie bei der Raumplanung
politik.                                                an. Massnahmen umfassen auch Steuern,
                                                        Standortpromotion,        Dienstleistungsori-
                                                        entierung der Verwaltung sowie effiziente
                                                        Verfahren und Vorschriften.




27	 Raumkonzept Schweiz (Entwurf); Schweizerische Eidgenossenschaft, Konferenz der Kantonsregierungen, Schwei-
    zerische Bau-, Planungs- und Umweltdirektoren-Konferenz, Schweizerischer Städteverband, Schweizerischer
    Gemeindeverband, Bern, Januar 2011                                                                                27
Wirtschaftsstrategie 2025




28
Analyse



7.	      Analyse

7.1.	    Volkswirtschaftliche Zusammenhänge

Grundlage jeder Volkswirtschaft bilden die                  men (Quantität). Diese werden vor allem
klassischen Produktionsfaktoren Boden,                      dadurch beeinflusst, welches Angebot an
Arbeit und Kapital. In entwickelten Volks-                  Wohnraum und Arbeitsflächen vorhanden
wirtschaften sind diese Faktoren weiter                     ist. Über die Instrumente der Raumentwick-
ausdifferenziert. Neben dem verfügbaren                     lung kann die Quantität beeinflusst werden.
Boden beeinflussen raumplanerische und                      Ohne Angebot an zusätzlichem Wohnraum
baurechtliche Vorschriften (z.B. Zonen-                     kann zum Beispiel nicht erwartet werden,
pläne, Ausnützungsziffern) das Angebot                      dass die Bevölkerungszahl zunimmt.
an Wohn- und Arbeitsflächen. Der Faktor
Arbeit bestimmt sich nicht nur anhand der                   Andererseits ist die Wirtschaftskraft von der
geleisteten Arbeitsstunden, sondern auch                    Qualifikation der Beschäftigten und dem
anhand der Ausbildung und der Qualifika-                    Know-how (Technologie) der Unterneh-
tion der Erwerbstätigen (Wissen bzw. «Hu-                   men abhängig (Qualität). Eine gute Bildung
mankapital»). Beim Kapital unterscheidet                    führt zu höher qualifizierten Arbeitskräften.
sich das Finanzkapital (Geld, Kredite) vom                  Dadurch werden Innovationen möglich und
Realkapital (z.B. Verkehrs- und Energiein-                  die Produktivität kann gesteigert werden,
frastrukturen). Zudem wird auch das Re-                     die Wertschöpfung steigt an. Ändert sich
alkapital «Natur» zunehmend als zentraler                   die Branchenstruktur hin zu wertschöp-
und limitierender Produktionsfaktor aner-                   fungsstarken Unternehmen, steigt die Wirt-
kannt28.                                                    schaftskraft ebenfalls an.

Die Wirtschaftskraft ist die zentrale Grös-                 Der Kanton selber trägt ebenfalls zur Wirt-
se für die Beurteilung einer Volkswirtschaft.               schaftskraft bei: Er ist ein wichtiger Arbeit-
Sie steht deshalb im Zentrum der Wirt-                      geber und ein wichtiger Auftraggeber mit
schaftsstrategie 2025. Allerdings lässt sich                seinen Investitionen im Infrastrukturbereich.
die Wirtschaftskraft nicht direkt steuern,
sondern nur über einen längeren Zeitraum                    Unternehmen bzw. Arbeitsplätze und Be-
entwickeln, indem auf Grössen Einfluss                      völkerungszahl sind voneinander abhängig.
genommen wird, die ihrerseits die Wirt-                     Grundsätzlich steigt die Wirtschaftskraft
schaftskraft beeinflussen.                                  bei steigender Bevölkerungszahl nur, wenn
                                                            auch zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen
Die Wirtschaftskraft ist einerseits abhän-                  werden. In der Wirklichkeit wird der Zusam-
gig von der Bevölkerungszahl, den Ar-                       menhang durch Pendlerbewegungen über
beitskräften und der Anzahl Unterneh-                       die Kantonsgrenzen hinaus abgeschwächt.




28	 Siehe zum Beispiel das Kapitalstockmodell, wie es bei der Weltbank von einer Gruppe um Ismail Serageldin
    entwickelt wurde (Mauch Consulting AG, Infras, Basler und Partner AG, Zürich April 2001: Politik der nachhaltigen
    Entwicklung in der Schweiz: Standortbestimmung und Perspektiven, S. 65 ff.).                                              29
Wirtschaftsstrategie 2025



                        Die Entwicklung eines Wirtschaftsstandorts wird von weiteren Standortfaktoren be-
                        einflusst:

                        ƒƒ Für einen Standort sind gute Infra-        ƒƒ Das Thema Sicherheit umfasst die
                           strukturen nötig, beispielsweise für          öffentliche Sicherheit, ein zuverlässi-
                           den Verkehr, die Energieversorgung            ges Rechtssystem sowie die soziale
                           oder die Kommunikation. Auf dem               Sicherheit. Im internationalen Stand-
                           Schienen- und Strassennetz müssen             ortwettbewerb ist Sicherheit bzw. die
                           für die Wirtschaft und die Bevölkerung        Stabilität eines Landes ein wichtiger
                           ausreichend Kapazitäten zur Verfü-            Faktor. Innerhalb der Schweiz sind die
                           gung stehen.                                  Unterschiede gering. Viele Elemente
                                                                         sind in der Zuständigkeit des Bundes.
                        ƒƒ Nicht nur die Bildung, sondern auch           Die Gewährung der öffentlichen Si-
                           die Forschung und der Wissenstrans-           cherheit gehört hingegen zu den kan-
                           fer tragen zur Qualität von Unterneh-         tonalen Aufgaben. Vor allem in grossen
                           men und Arbeitsplätzen und damit zur          Kantonen steigen die Anforderungen
                           Wertschöpfung bei.                            an die Polizei, weil nicht mehr tolerier-
                                                                         bare Gefährdungen der öffentlichen
                        ƒƒ Die Branchenstruktur beeinflusst              Sicherheit zunehmen.
                           einerseits direkt die Wirtschaftskraft.
                           Anderseits ist sie auch ein Element der    ƒƒ Die Steuern sind Grundlage der
                           Attraktivität eines Standorts. Gibt es        öffentlichen Finanzen, die wiederum
                           bereits viele Unternehmen einer be-           das Angebot der staatlichen Leistun-
                           stimmten Branche, kann dies weitere           gen bestimmen. Gleichzeitig sind die
                           Unternehmen anziehen (Cluster).               Steuern ein Standortfaktor, der in die
                                                                         Entscheide von Unternehmen und
                        ƒƒ Effiziente und bürgerfreundliche              Privatpersonen einfliesst, wo sie sich
                           Verfahren und Vorschriften erlauben           niederlassen. So beeinflussen Steuern
                           es, neue Vorhaben rasch umzusetzen            längerfristig wiederum die Wirtschafts-
                           und tragen zu tieferen Gebühren und           kraft.
                           Abgaben bei.
                                                                      ƒƒ Nicht zu unterschätzen sind nicht
                        ƒƒ Eine gute Gesundheitsversorgung               messbare, weiche Faktoren, die zu
                           ist wichtig für das Wohlbefinden              einer guten Lebensqualität und damit
                           der Bevölkerung. Ist die Versorgung           zu einem attraktiven Standort beitra-
                           kostengünstig, steigt das verfügbare          gen (z.B. Kultur- und Freizeitangebote,
                           Einkommen an. Der Gesundheitssek-             familienexterne Kinderbetreuung, Natur
                           tor ist zudem ein wichtiger Arbeitgeber.      und Umgebung usw.).
                           Im Kanton Bern bildet die Medizinal-
                           technik einer der Cluster in der Stand-
                           ortpromotion (vgl. Abschnitt 7.3.2).


                        Die Wirtschaftskraft ist Basis der öffent-    der Leistung gesenkt werden. Ohne Er-
                        lichen Finanzen, d.h. der Steuereinnah-       höhung der Wirtschaftskraft lassen sich
                        men und damit der staatlichen Leistun-        umgekehrt zusätzliche staatliche Leistun-
                        gen. Steigt die Wirtschaftskraft, stehen      gen nur über eine höhere Abschöpfung
                        mehr Mittel für die Erfüllung der öffentli-   finanzieren bzw. eine tiefere Abschöpfung
                        chen Aufgaben zur Verfügung oder die          bleibt nicht ohne Einfluss auf die staatli-
                        Steuerbelastung kann bei gleichbleiben-       chen Leistungen.




30
Analyse



Die folgende Grafik zeigt die volkswirt-               unter den verschiedenen Faktoren. Die
schaftlichen Zusammenhänge und die Ein-                Einflussmöglichkeiten einer Wirtschafts-
flussmöglichkeiten. In der Darstellung nicht           strategie sind blau eingefärbt.
berücksichtigt sind die Rückkoppelungen


                                         Öffentliche Finanzen
          Investitionen                                                       Privater Konsum
                                               Steuern

                                                 (3)


                                         Wirtschaftskraft (2)




               Unternehmen (1)                                          Bevölkerung
                Arbeitsplätze                                           Erwerbstätige




        Unternehmensgründungen,                                     Wanderungssaldo, natürliches
        Ansiedlungen, neue Projekte                                   Bevölkerungswachstum




           Räumliche Entwicklung,                                          Räumliche Entwicklung,
                                                          Bildung
        Bildung, Standortattraktivität                                       Standortattraktvität
                                                                                                         Quelle: eigene Darstellung



Mess- bzw. Beurteilungsgrössen: 	                       1: Branchenstruktur, Betriebszählung
	                                                       2: Bruttoinlandprodukt und Ressourcenpotenzial
	                                                       3: Steuerausschöpfungsindex




                                                                                                                                      31
Wirtschaftsstrategie 2025



                             7.2.	    Wirtschaftspolitische Einflussmöglichkeiten

                             Der föderalistische Staatsaufbau bringt        gelt der Bund mit dem Raumplanungs-
                             es mit sich, dass es neben Bundes- und         gesetz Zuständigkeiten und Aufgaben. In
                             Kantonsaufgaben auch Aufgaben gibt,            der konkreten Ausgestaltung bleibt aber
                             bei denen sowohl der Bund als auch die         den Kantonen und Gemeinden ein gros-
                             Kantone eigenständig handeln können            ser Spielraum. In der Arbeitslosenversi-
                             (beispielsweise bei den Steuern). Viele Auf-   cherung, die Teil des Arbeitsmarkts ist,
                             gaben können nicht entweder dem Bund           vollziehen die Kantone Bundesrecht ohne
                             oder den Kantonen zugeordnet werden.           eigenen Gestaltungsspielraum.
                             Bei der Raumplanung beispielsweise re-



                                      Bund                         Bund und Kanton                           Kanton

                                Geld, Währung

                                 Wettbewerb

                               Aussenwirtschaft

                                                                                      Raumplanung

                                                    Arbeitsmarkt
                                                                                                        Kantonal-,
                               Nationalstrassen,
                                                                                     Regionalverkehr Kommunalstrassen,
                                 Fernverkehr
                                                                                                        Ortsverkehr
                                  Technische                        Berufsbildung,
                                                                                       Mittelschulen      Volksschulen
                                 Hochschulen                        Hochschulen
                                     Steuern                                                                 Steuern

                                                                                 Gesundheitswesen

                                                                                      Regionalpolitik

                              Standortpromotion                                                         Standortpromotion
                              Wirtschaftspolizei-                                                       Wirtschaftspolizei-
                              liche Vorschriften                                                        liche Vorschriften
                                     Verfahren                                                              Verfahren

Quelle: eigene Darstellung




32
Analyse



7.2.1.	 Vorbemerkungen zu den folgenden Abschnitten

Der Kanton Bern ist der zweitgrösste Kan-     wird Bern jeweils mit der Schweiz und den
ton der Schweiz in Bezug auf Fläche, Be-      Kantonen Aargau, St. Gallen, Waadt und
völkerung, Anzahl Arbeitsplätze und Betrie-   Zürich verglichen (Referenzkantone).
be. Sein Anteil an gesamtschweizerischen
Kennzahlen beträgt jeweils zwischen zehn      Aussagen zum Wert je Kopf der Bevölke-
und fünfzehn Prozent. In den folgenden        rung sind aussagekräftiger, weil Vergleiche
Abschnitten werden in erster Linie Kenn-      zwischen unterschiedlich grossen Einheiten
zahlen kommentiert, die davon deutlich        möglich werden. Bei einer Zeitreihe misst
abweichen.                                    die Veränderung des absoluten Werts zu-
                                              dem oft vor allem die Entwicklung der Be-
Referenz für den Kanton Bern sind, neben      völkerungszahl (eine Erhöhung des Brutto-
der Schweiz, diejenigen Kantone, welche       inlandprodukts zum Beispiel ist nur dann
in Bezug auf Grösse, Bevölkerungszahl         eine Verbesserung, wenn sie grösser ist
und Arbeitsplätze vergleichbar sind, nicht    als das Bevölkerungswachstum). Deshalb
aber Stadtkantone oder flächen- und be-       stehen in der folgenden Analyse die Werte
völkerungsmässig kleine Kantone. Deshalb      pro Kopf der Bevölkerung im Vordergrund.


Die Abschitte sind folgendermassen aufgebaut:

ƒƒ Die Kernaussagen fassen die wichtigs-         Einschätzungen. Die einzelnen Grafi-
   ten Erkenntnisse aus der Analyse zu-          ken weisen die Bedeutung der Kern-
   sammen. Zusammen mit der Analyse              aussagen pro Bereich aus. Ein direkter
   wird jeweils dargestellt, wie der Kanton      Vergleich zwischen den verschiedenen
   Bern die Entwicklung beeinflussen             Grafiken ist dagegen nicht möglich.
   kann.
                                              ƒƒ Unter «Hintergrund» werden die wich-
ƒƒ Die Grafik gewichtet die volkswirt-           tigsten Kennzahlen dargestellt, die den
   schaftliche Bedeutung und vergleicht          Kernaussagen zu Grunde liegen. Diese
   den Kanton Bern mit der Schweiz. Die          Zahlen sind jeweils gerundet. Wo sinn-
   Gewichtung stützt sich auf statistische       voll, wird auch ein Vergleich mit den
   Daten, ergänzt mit plausibilisierten          Referenzkantonen erstellt.


Ausführlichere Angaben zu volkswirt-          schnitte 7.3.1 bis 7.3.4). Diese wird zu-
schaftlichen Kennzahlen finden sich im Be-    sätzlich nach regionalen Gesichtspunkten
richt zur Wirtschaftslage 2011 oder unter     betrachtet (Abschnitt 7.4). In Abschnitt 7.6
www.be.ch/wirtschaftsdaten.                   wird das Image des Kantons dargestellt.
                                              Anschliessend werden wichtige staatliche
Die Analyse geht zuerst auf die volkswirt-    Leistungen und die Strukturen analysiert
schaftliche Struktur des Kantons ein (Ab-     (Abschnitte 7.7.1 bis 7.7.5).




                                                                                                   33
Wirtschaftsstrategie 2025



7.3.	   Volkswirtschaftliche Struktur des Kantons

7.3.1.	 Bruttoinlandprodukt und verfügbares Einkommen


Kernaussagen                       Das Bruttoinlandprodukt (BIP) pro Kopf bzw. pro Beschäftigtem ist unterdurchschnittlich.

                                   Die Entwicklung des BIP pro Kopf bzw. pro Beschäftigtem ist überdurchschnittlich.

                                   Das Wachstum des absoluten BIP ist unterdurchschnittlich.

                                   Das frei verfügbare Einkommen29 liegt im Durchschnitt.




Kernaussagen im
Vergleich                      +




                           CH




                               -
                                       klein                   Volkswirtschaftliche Bedeutung                                 gross

                                   Handlungsbedarf	 Einflussmöglichkeiten
                                   	                      klein	mittel	gross	                                        klein	 gross



Einflussmöglichkeiten     Die Entwicklung des Bruttoinlandprodukts lässt sich nur indirekt beeinflussen. Die
                          Einflussmöglichkeiten werden bei den entsprechenden Faktoren dargestellt.




                          29	 Das frei verfügbare Einkommen berücksichtigt neben der Steuerbelastung die Wohnkosten, die Sozialversiche-
 34                           rungsabgaben und die Krankenkassenprämien. Weitere Ausführungen am Ende dieses Abschnitts.
Analyse



Das Bruttoinlandprodukt (BIP)30 des Kan-                      misch reagiert als die Schweiz. Das Wachs-                    Hintergrund
tons Bern belief sich im Jahr 2010 auf 57                     tum der Berner Wirtschaft ist im konjunkturel-
Milliarden Franken. Beim BIP pro Kopf31                       len Aufschwung geringer als der Schweizer
der Bevölkerung liegt der Kanton Bern mit                     Durchschnitt. In Krisensituationen reagiert
58’100 Franken unter dem Schweizer Mittel                     die Berner Wirtschaft meist etwas verzö-
von 62’900 Franken. Von den Referenzkan-                      gert, aber nicht grundsätzlich anders als die
tonen liegt einzig Zürich vor Bern – sowohl                   Schweiz. Über einen gesamten Konjunktur-
absolut als auch pro Kopf.                                    zyklus hinweg resultiert deshalb ein geringe-
                                                              res Wachstum als im Schweizer Durchschnitt.
Ein Vergleich des jährlichen Wachstums                        Ein wichtiger Grund für diese Entwicklung
zeigt, dass der Kanton Bern weniger dyna-                     liegt in der Branchenstruktur des Kantons.


                                                                                                                            BIP-Wachstum
    4%
                                                              CH
    3%

    2%
                                                                               BE
    1%

    0%

   -1 %

   -2 %
        2000      2001       2002      2003      2004       2005      2006      2007      2008       2009      2010
                                                                                                                            Quelle: BAKBASEL




Das durchschnittliche jährliche Wachs-                        Gallen wuchs gleich wie der Kanton Bern,
tum zwischen 2000 und 2010 lag mit 1.4                        die Waadt lag im Schweizer Durchschnitt,
Prozent unter demjenigen der Schweiz                          Aargau und Zürich lagen darüber (1.7 %).
(1.6 %). Die Kantone Waadt und Aargau
lagen über dem bernischen Wert, St. Gal-                      Das durchschnittliche Wachstum pro
len und Zürich darunter. Zürich litt stark un-                Kopf der Bevölkerung lag 2000 bis 2010
ter der Wirtschaftskrise 2001-2003 sowie                      mit 1.0 Prozent deutlich über dem der
unter der Finanzkrise 2008/2009. Eine Be-                     Schweiz (0.7 %) und der Referenzkantone.
trachtung des durchschnittlichen Wachs-                       Dies ist jedoch nicht auf ein überdurch-
tums über die vergangenen 30 Jahre                            schnittliches Wachstum des BIP zurückzu-
zeigt ähnliche Resultate. Der Kanton Bern                     führen, sondern eine Folge des unterdurch-
wuchs um 1.5 Prozent (CH: 1.6 %). St.                         schnittlichen Bevölkerungswachstums.




30	 Bei den in der Wirtschaftsstrategie ausgewiesenen Grössen handelt es sich jeweils um reale (d.h. inflationsberei-
    nigte) Grössen.
31	 Grössere Aussagekraft erlangt das BIP, wenn es ins Verhältnis zur Bevölkerung gesetzt wird. Das BIP pro Kopf der
    Bevölkerung ist ein Mass für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die Attraktivität eines Wirtschaftsstandorts.
    Es wächst, wenn die Zahl der Erwerbstätigen stärker zunimmt als die Gesamtbevölkerung oder wenn pro Er-
    werbstätigem eine höhere Wertschöpfung generiert wird, das heisst die vorhandene Arbeit produktiver eingesetzt
    wird.                                                                                                                                        35
Wirtschaftsstrategie 2025



                             Das BIP pro Erwerbstätigem32 im Kanton                         kantonen liegt nur St. Gallen leicht hinter
                             Bern ist mit 98’500 Franken geringer als im                    dem Kanton Bern. Die Entwicklung in den
                             schweizerischen Durchschnitt (CH: 109’100                      vergangenen zehn Jahren zeigt aber, dass
                             Franken). Das ist ein Hinweis auf eine eher                    der Strukturwandel hin zu wertschöpfungs-
                             wertschöpfungsschwache Branchenstruk-                          stärkeren Aktivitäten im Kanton Bern ausge-
                             tur im Kanton Bern. Von den Referenz-                          prägter war als im Schweizer Durchschnitt.


Entwicklung BIP pro
                                1.0 %
Erwerbstätigem

                                0.8 %


                                0.6 %
                                                                                                                                              CH

                                0.4 %


                                0.2 %


                                0.0 %
                                                  BE                     AG                  VD                   SG                ZH
Quelle: BAKBASEL


                             Für die Beurteilung des Wohlstands ist das                     sind deutlich überdurchschnittlich, dage-
                             frei verfügbare Einkommen33 von Bedeu-                         gen fallen die Fixkosten unterdurchschnitt-
                             tung. Dieses berücksichtigt nicht nur die                      lich aus. Beim frei verfügbaren Einkommen
                             Steuerbelastung, sondern alle gebundenen                       schneiden Stadtkantone und Kantone mit
                             Ausgaben. Das frei verfügbare Einkommen                        starker Zentrumsfunktion schlechter ab als
                             im Kanton Bern entspricht dem Schweizer                        die übrigen Kantone. Zürich und Waadt lie-
                             Durchschnitt. Die obligatorischen Abgaben                      gen hinter, St. Gallen und Aargau vor Bern.


Verfügbares Einkommen         tiefe oblig. Abgaben                                          Fixkosten                        hohe oblig. Abgaben
nach Ausgabenkompo-           hohe Fixkosten                                                                       GE             hohe Fixkosten
nenten, 2011




                                 ZG                                                                          BS
                                                                     ZH
                                      SZ                                                                                VD
                                             NW                                             CH          BL                        oblig. Abgaben
                                                               GR         LU           TI
                                                       OW                       AG
                                                                                                                  BE
                                                                    AI    SG                                 FR
                                               UR                              TG                                                        NE
                                                                                            SO      VS
                                                                         GL         AR SH
Quelle: Credit Suisse Eco-
nomic Research, eigene        tiefe oblig. Abgaben                                                                           hohe oblig. Abgaben
Darstellung                   tiefe Fixkosten                                                                           JU         tiefe Fixkosten
                             Obligatorische Abgaben: Einkommens- und Vermögenssteuern, Sozialabgaben, Krankenversicherungsprämien
                             Fixkosten: Wohnkosten, Nebenkosten, Gebühren für Wasser, Abwasser und Abfall


                             32	 Das BIP pro Erwerbstätigem ist ein Indikator für die Produktivität. Eine gesamtwirtschaftliche Betrachtung ermög-
                                 licht Rückschlüsse auf die Wertschöpfungsstärke bzw. Produktivität der Branchenstruktur. Aussagen zu Produkti-
                                 vitätsunterschieden innerhalb bestimmter Branchen sind nicht möglich.
                             33	 Frei verfügbares Einkommen nach der Definition von Credit Suisse: Bruttoeinkommen abzüglich Steuern, Sozialab-
36                               gaben, BVG, Krankenkasse, Wohnkosten inkl. Nebenkosten und Pendlerkosten.
Analyse




      37
Wirtschaftsstrategie des Kantons Bern 2025
Wirtschaftsstrategie des Kantons Bern 2025
Wirtschaftsstrategie des Kantons Bern 2025
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Wirtschaftsstrategie des Kantons Bern 2025

  • 2. Wirtschaftsstrategie 2025 Impressum Wirtschaftsstrategie 2025 des Kantons Bern Antrag: RRB Nr. 1063 vom 22. Juni 2011 Kenntnisnahme durch den Grossen Rat: 24. November 2011 Planungserklärungen eingearbeitet: RRB Nr. 0383 vom 14. März 2012 verfügbar unter www.be.ch/wirtschaftsstrategie Kontakt beco Berner Wirtschaft Münsterplatz 3 3011 Bern 031 633 45 34 info.beco@vol.be.ch © Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Bern Abdruck mit Quellenangaben erlaubt Fotonachweis Titelbild: Meyer Burger Technology AG, Thun & CSL Behring, Bern Seite 4: beco Berner Wirtschaft & Staatskanzlei des Kantons Bern Seite 6: Juvent SA, Mont Croisin & fotolia.de Seite 10: Staatskanzlei des Kantons Bern Seite 14: fotolia.de & puracon Schweiz GmbH, Biel Seite 18. KVA Thun & Jenni Energietechnik AG, Oberburg b.B. Seite 22: fotolia.de Seite 28: Neue Brünnen AG, Bern & beco Berner Wirtschaft Seite 37: beco Berner Wirtschaft & fotolia.de Seite 59: beco Berner Wirtschaft 2 Seite 63: Berner Fachhochschule & fotolia.de
  • 3. Inhaltsverzeichnis 1. Vorwort 5 2. Zusammenfassung 7 2.1. Allgemeines 7 2.2. Strategisches Ziel, Grundsätze und Handlungsachsen 8 2.3. Zusammenfassung Umfeld 8 2.4. Zusammenfassung Analyse 9 3. Zur Wirtschaftsstrategie 2025 11 3.1. Erarbeitung 11 3.2. Aufbau 11 3.3. Zusammenhänge 12 3.4. Nachhaltigkeitsbeurteilung 12 3.5. Weiteres Vorgehen 13 4. Strategisches Ziel und Grundsätze 15 4.1. Strategisches Ziel 15 4.2. Grundsätze 15 5. Strategische Handlungsachsen 19 5.1. Innovation und Schonung der Ressourcen 19 5.2. Anreize richtig setzen 20 5.3. Verständlich und bürgernah handeln 21 6. Umfeld 23 6.1. Längerfristige weltweite Entwicklung 23 6.2. Wirtschaftspolitik des Bundes und der Kantone 26 7. Analyse 29 7.1. Volkswirtschaftliche Zusammenhänge 29 7.2. Wirtschaftspolitische Einflussmöglichkeiten 32 7.3. Volkswirtschaftliche Struktur des Kantons 34 7.4. Analyse der Regionen 48 7.5. Historische Zeitreihen 52 7.6. Image 54 7.7. Staatliche Leistungen und Strukturen 56 8. Anhang 71 8.1. Laufende wirtschaftspolitische Massnahmen 71 8.2. Berichte und Strategien 73 8.3. Verwendete Unterlagen 80 3
  • 5. Vorwort 1. Vorwort «Woher kommen wir  wohin wollen wir  –  – vor allem auf Massnahmen in einem über- wie kann der Kanton Bern in einer globa- schaubaren Zeitraum fokussiert sind. Auf lisierten Welt sein Wirtschaftswachstum der Basis einer eingehenden strukturellen beeinflussen?»  das waren die zentralen –  Analyse sowie der Beleuchtung des Um- Fragen bei der Erarbeitung der Wirtschafts- feldes wird eine Strategie für die nächsten strategie 2025. fünfzehn Jahre formuliert  dies vor dem –  Hintergrund eines klaren Wertesystems. Unsere heutige Kommunikationswelt ver- Der Regierungsrat gibt mit dieser Strate- langt nach schwarzweissen Rezepten  – gie vor, wohin er den Kanton Bern in den aber: Unser Kanton lebt von den diffe- nächsten fünfzehn Jahren wirtschaftspo- renzierten Grautönen, gerade in der Wirt- litisch führen will: Er will die Stärken des schaftspolitik. Kantons Berns weiter entwickeln und die vorhandenen Schwächen bekämpfen. Er Der gesellschaftliche Trend geht zur Ta- will, dass der Kanton auf die nächste gros- gesaktualität  aber: wir können nicht in –  se Herausforderung, nämlich die Frage des kurzer Zeit Strukturen verändern, die sich Umgangs mit den nicht unbeschränkt zur über viele Jahrzehnte gebildet haben. Eine Verfügung stehenden natürlichen Ressour- erfolgreiche Wirtschaftspolitik kann nicht cen vorbereitet ist. Er will, dass von dieser kurzfristig orientiert sein. Strategie alle Regionen des Kantons, alle Bernerinnen und Berner profitieren  wie –  Der öffentliche Diskurs lebt von den Kli- es zum gesellschaftlichen Grundkonsens schees wie dem Vorurteil, dass der Kanton dieses Flächenkantons gehört. Bern rückständig und langsam sei – aber: Der Kanton Bern hat sich in den letzten Mit der Vorlage dieser umfassenden Stra- Jahren modernisiert und ist wirtschaftlich tegie hat der Regierungsrat den ersten besser als sein Ruf. Schritt gemacht und in der November- session 2011 mit dem Grossen Rat einen Mit der Wirtschaftsstrategie 2025 legt der konstruktiven Dialog geführt. Aufgrund die- Regierungsrat ein neues strategisches Füh- ses Dialoges werden wir die notwendigen rungsinstrument vor: Es schürft wesentlich Massnahmen entwickeln und umsetzen. tiefer als andere Wirtschaftsstrategien, die Regierungsrat Andreas Rickenbacher, Volkswirtschaftsdirektor 5
  • 7. Zusammenfassung 2. Zusammenfassung 2.1. Allgemeines Grundlage der Wirtschaftsstrategie 2025 Für den eiligen Leser empfiehlt es sich, ne- bildet eine eingehende Analyse der Aus- ben der Zusammenfassung die Kapitel 3 gangslage. Diese befasst sich mit den bis 5 zu lesen (Seiten 11 bis 21). langfristigen Entwicklungen sowie dem internationalen und nationalen Umfeld Der Grosse Rat hat die Wirtschaftsstra- (Kapitel 6), den volkswirtschaftlichen Ei- tegie 2025 in der Novembersession zur genheiten des Kantons Bern sowie den Kenntnis genommen und dazu Planungs- staatlichen Leistungen und Strukturen erklärungen abgegeben. Die Haltung des (Kapitel 7). Zusammen mit der Analyse Regierungsrats zu diesen Erklärungen ist wurde bei den einzelnen Themen geprüft, in die vorliegende Fassung des Berichts wie weit der Kanton auf die Entwicklung eingearbeitet. Einfluss nehmen kann. Gestützt auf die Analyse werden ein strategisches Ziel mit Grundsätzen entwickelt (Abschnitt 3.5), und drei Strategische Handlungsachsen mit Bereichszielen bestimmt (Kapitel 5). Die Wirtschaftsstrategie auf einen Blick Strategisches Ziel se Ha gs e Str lung lun gisch Handlungsachse ach nd ate sa gis chs Strategische Ha trate ch e nd S e Grundsätze Analyse 7
  • 8. Wirtschaftsstrategie 2025 2.2. Strategisches Ziel, Grundsätze und Handlungsachsen Die Wirtschaftsstrategie 2025 setzt sich folgendes strategisches Ziel: Bis ins Jahr 2025 steht der Kanton Bern bei allen drei Dimensionen der Nachhal- tigen Entwicklung (Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft) besser da als im Jahr 2011. Für die Dimension Wirtschaft bedeutet dies, dass der Wohlstand der Ber- nerinnen und Berner über den Schweizer Durchschnitt ansteigt und dass sich der Kanton Bern bei der Wirtschaftskraft in der Rangliste der Kantone verbessert. Die Grundsätze beschreiben das grundlegende Wertesystem der Wirtschaftsstrategie 2025: ƒƒ Die Wirtschaftsstrategie 2025 stärkt ƒƒ Die Wirtschaftsstrategie 2025 setzt auf die Nachhaltige Entwicklung. die vorhandenen Stärken. Sie ist eine Strategie für den ganzen Kanton und ƒƒ Die Wirtschaftsstrategie 2025 gibt alle Bernerinnen und Berner. Impulse für eine zukunftsfähige, dyna- mische Entwicklung der Berner Wirt- ƒƒ Die Wirtschaftsstrategie 2025 ist auf schaft. die Wirtschaftsstrategie des Bundes abgestimmt und bildet mit anderen kantonalen Strategien ein kohärentes System. Entlang von drei Strategischen Handlungsachsen werden Bereichsziele definiert. Diese drei Handlungsachsen sind: ƒƒ Der Kanton setzt auf Innovation und ƒƒ Der Kanton handelt verständlich und Schonung der natürlichen Ressourcen. bürgernah. Sein Handeln verursacht bei der Wirtschaft sowie den Bürge- ƒƒ Der Kanton setzt Anreize richtig und rinnen und Bürgern keine unnötigen baut bestehende Fehlanreize ab. Kosten. 2.3. Zusammenfassung Umfeld Die Entwicklung im Kanton Bern wird stark In den nächsten fünfzehn Jahren wird von weltweiten Entwicklungen beeinflusst. neben Globalisierung und technischem Die Globalisierung und der technische Fortschritt auch der Umgang mit den na- Fortschritt sowie die Entwicklung zur Wis- türlichen Ressourcen zu einem Megatrend sensgesellschaft prägten und prägen auch werden, der unsere Wirtschaft und Gesell- die Schweiz und den Kanton Bern. Im in- schaft tiefgreifend beeinflussen wird. Damit ternationalen Vergleich gehören sowohl die wir bei dieser Entwicklung zu den Gewin- Schweiz als auch der Kanton Bern zu den nern zählen, müssen wir die Weichen jetzt Globalisierungsgewinnern. Obwohl der richtig stellen. Kanton Bern – wie später beschrieben – im schweizerischen Vergleich Schwächen Der Kanton Bern führt mit der vorliegen- aufweist, ist er im internationalen Vergleich den Wirtschaftsstrategie seine aktive Wirt- ein sehr wettbewerbsfähiger Standort. schaftspolitik fort. Auch die Eidgenossen- schaft verfolgt eine Wachstumspolitik. Die vorliegende kantonale Strategie ist deshalb auf die entsprechenden Arbeiten des Bun- 8 des abgestimmt.
  • 9. Zusammenfassung 2.4. Zusammenfassung Analyse Der Kanton Bern hat sich in der Vergan- exportorientierte Produktions- und Dienst- genheit im Vergleich zu anderen Kantonen leistungsbetriebe im Kanton Bern eher un- weniger dynamisch entwickelt und liegt bei tervertreten. Insgesamt ist die Wirtschafts- wichtigen Kennzahlen zurück. Das Brutto- kraft des Kantons Bern eher tief. Gemessen inlandprodukt pro Kopf der Bevölkerung am Ressourcenindex 2011 (vgl. Abschnitt wie auch pro Erwerbstätigem liegt unter 7.7.1) belegt der Kanton Bern Rang 16 von dem Wert der Schweiz. Dies hängt mit der 26 Kantonen. Heterogenität des Kantons zusammen: Nebst sehr dynamischen Regionen gibt Die Steuerbelastung für juristische Perso- es – vor allem geografisch bedingt – auch nen liegt im hinteren Mittelfeld, diejenige für strukturschwache Gebiete (vgl. Abschnitt natürliche Personen über dem schweize- 7.4). Das Bevölkerungswachstum war rischen Schnitt. In den vergangenen zehn deutlich unterdurchschnittlich. Auch die Jahren schloss die Staatsrechnung des Zahl der Erwerbstätigen und der Arbeits- Kantons jeweils positiv ab. Dennoch bleibt plätze nahm weniger stark zu als in der die Verschuldung im nationalen Vergleich Schweiz insgesamt. Diese Entwicklung ist hoch. eine der zentralen Ursachen für die unter- durchschnittliche Dynamik. Das frei ver- Der Kanton Bern ist ein Flächenkanton mit fügbare Einkommen der Bernerinnen und entsprechend grossen Anforderungen an Berner liegt dagegen im Schweizer Durch- Infrastruktur und öffentliche Leistungen. schnitt. Die Arbeitslosigkeit ist im Kanton Das Verkehrsangebot ist gut ausgebaut. unter dem schweizerischen Mittel und die Ebenso das Bildungsangebot und die Ge- Erwerbsquote ist hoch. sundheitsversorgung. In der Branchenstruktur überdurchschnitt- Bauland ist im Kanton Bern ausreichend lich vertreten sind Information und Kom- vorhanden, aber oft an Standorten, die für munikation (vor allem Swisscom und Post). die wirtschaftliche Entwicklung ungünstig Aufgrund der Hauptstadtfunktion liegt die sind. Einzonungen an attraktiven Standor- öffentliche Verwaltung ebenfalls deutlich ten sind verschiedentlich gescheitert. über dem schweizerischen Mittel. Bemer- kenswert ist: In keinem anderen Kanton ar- Mit der Schaffung von fünf Verwaltungs- beiten in absoluten Zahlen mehr Personen regionen und dem Aufbau der Regional- in der Industrie. konferenzen hat der Kanton Bern seine Strukturen in den letzten Jahren stark Zusammen mit Wallis und Graubünden ist modernisiert. Bei den Gemeinden haben Bern einer der drei grossen Tourismus- sich jedoch noch keine grossen Verände- kantone. Eine weitere wichtige Branche rungen ergeben. Die Zahl der erfolgreichen ist mit rund 70’000 Arbeitsplätzen das Gemeindefusionen entspricht nicht den Er- Gesundheitswesen. Dagegen sind grosse, wartungen. 9
  • 11. Zur Wirtschaftsstrategie 2025 3. Zur Wirtschaftsstrategie 2025 3.1. Erarbeitung Der Kanton Bern hat mit einem Control- den klassischen Elementen der Strategie- lingbericht die Berichterstattung zur Um- entwicklung ein grosses Gewicht beige- setzung der «wachstumsstrategie version messen: 2007», der «Wachstumsstrategie 2004» und der «Strategie für eine differenzierte Die Wirtschaftsstrategie 2025 beruht auf Stärkung des ländlichen Raums» abge- einer eingehenden Analyse der Ausgangs- schlossen1. Das Formulieren von strate- lage (vgl. Kapitel 6 und 7). Neben zahlrei- gischen Leitlinien für die wirtschaftliche chen bestehenden Berichten und Studien Entwicklung gehört zu den Daueraufgaben wurden die Anliegen der verschiedenen des Kantons. Aus diesem Grund wurde für Anspruchsgruppen ausgewertet (vgl. die das Jahr 2011 die Formulierung einer neu- Auflistung im Anhang, Abschnitt 8.3). An en Strategie in Aussicht gestellt. Mit der der Erarbeitung der Strategie haben mit vorliegenden Wirtschaftsstrategie 2025 Jean-Daniel Gerber (ab April 2011), Ru- wird dieses Versprechen eingelöst. dolf Strahm und Professor Dr. Thomas Straubhaar national und international aus- Die Wirtschaftsstrategie 2025 wurde be- gewiesene Experten mitgearbeitet2. Zu wusst unter Verzicht auf neue Studien und einzelnen Fragen haben zudem Prof. Dr. ohne kostspielige Drittaufträge erarbeitet. Gunter Stephan, Bern, und Prof. Dr. Rolf Im Vergleich zu den vorangegangenen Wüstenhagen, St. Gallen, Stellung ge- Wirtschaftsstrategien des Kantons Bern nommen3 und es wurden weitere Fach- wurden neue Wege beschritten: Die Wirt- personen in der Verwaltung konsultiert. schaftsstrategie 2025 befasst sich aus- Der Entwurf der Strategie wurde auch mit schliesslich mit den langfristigen und somit Vertreterinnen und Vertretern der Wirt- strategischen Elementen. Deshalb wurde schaft diskutiert. 3.2. Aufbau Grundlage der Wirtschaftsstrategie 2025 bei diesen Themen geprüft, wie weit der bildet die Analyse der langfristigen Ent- Kanton auf die Entwicklung Einfluss neh- wicklungen sowie des internationalen und men kann. Gestützt auf die Analyse wer- nationalen Umfelds (Kapitel 6), der volks- den ein strategisches Ziel mit Grundsätzen wirtschaftlichen Eigenheiten des Kantons entwickelt (Kapitel 4), und drei Strategi- Bern sowie der staatlichen Leistungen und sche Handlungsachsen mit Bereichszielen Strukturen (Kapitel 7). Gleichzeitig wurde bestimmt (Kapitel 5). 1 RRB 0039 vom 13. Januar 2010 2 Jean-Daniel Gerber leitete bis Ende März 2011 das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO. Seither ist er beratend tätig. Rudolf Strahm ist Autor zahlreicher Publikationen zu den Themen Wirtschaft, Wirtschaftspolitik und Bildung. Er war von 2004 bis 2008 Eidgenössischer Preisüberwacher und vorher Nationalrat. Prof. Dr. Thomas Straubaar studierte und promovierte an der Universität Bern. Seit 2005 ist er Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsIn- stitutes (HWWI) an der Universität Hamburg. 3 Prof. Dr. Gunter Stephan ist Professor für Mikroökonomie an der Universität Bern. Er ist Vizerektor Lehre der Universität Bern, Deputy Director des NCCR Climate Forschungszentrums und Mitglied des Board of Directors des Oeschger Center for Climate Change Research. Prof. Dr. Rolf Wüstenhagen ist Professor für Management Erneuerbarer Energien am Institut für Wirtschaft und Ökologie der Universität St. Gallen. 11
  • 12. Wirtschaftsstrategie 2025 3.3. Zusammenhänge Wirtschaftspolitik ist eine Querschnitts- Optik an andere Politikfelder. Sie werden aufgabe. Zahlreiche Faktoren wie die Bil- in den entsprechenden Strategien weiter dung oder die Infrastrukturen beeinflussen zu entwickeln sein. Dabei kann vielfach auf die wirtschaftliche Entwicklung. Die Wirt- Bestehendem aufgebaut werden, wie die schaftsstrategie 2025 formuliert deshalb folgenden Beispiele zeigen: Anliegen aus der wirtschaftspolitischen ƒƒ Die Bildungsstrategie formuliert als ƒƒ Der kantonale Richtplan legt eine Zen- bildungspolitische Herausforderung: tralitätsstruktur für die wirtschaftpoliti- «Die Bildungsinstitutionen leisten einen sche Steuerung fest5. wichtigen Beitrag zur Innovationskraft der Gesellschaft und zur wirtschaftli- ƒƒ Die Gesamtmobilitätstrategie bestimmt chen Entwicklung des Kantons4.» die Grundsätze für die langfristige Aus- richtung der Mobilitätspolitik im Kanton Bern6. Im Anhang (Abschnitt 8.2) findet sich eine Abschnitt 8.2.18). Unter den zahlreichen Übersicht über die wichtigsten Berichte laufenden Massnahmen sind neben der Ar- und Strategien. beit der Wirtschaftsförderung besonders zu erwähnen das Projekt «Hauptstadtregion Die Wirtschaftsstrategie 2025 beginnt nicht Schweiz», die Abklärungen für einen Inno- bei null, der Kanton Bern ist seit langem vationspark in Biel und die Weiterentwick- wirtschaftspolitisch aktiv. Mit dem Control- lung der Marktbearbeitung im Tourismus lingbericht zur wachstumsstrategie version in Richtung eines integrierten Destinations- 20077 hat der Regierungsrat Bilanz über und Innovationsmarketings (vgl. die Zusam- die bisherigen Massnahmen gezogen (vgl. menstellung im Anhang, Abschnitt 8.1). 3.4. Nachhaltigkeitsbeurteilung Bei wichtigen strategischen Planungen positiven und negativen Wirkungen auf die und Projekten verlangt der Regierungsrat Nachhaltige Entwicklung auf. Sie dient da- des Kantons Bern eine Nachhaltigkeits- mit als Informationsgrundlage für Entschei- beurteilung8. Als Wirkungsbeurteilung ei- dungsträgerinnen und -träger. ner Strategie zeigt sie die zu erwartenden 4 Bildungsstrategie 2009, Bildungspolitische Herausforderungen S. 6 5 Richtplan des Kantons Bern, Massnahme C_01 Zentralitätsstruktur 6 RRB 1337 vom 13. August 2008 7 RRB 0039 vom 13. Januar 2010 12 8 RRB 1872 vom 22. Dezember 2010
  • 13. Zur Wirtschaftsstrategie 2025 Aus der Nachhaltigkeitsbeurteilung der Wirtschaftsstrategie 2025 kann folgendes Fazit gezogen werden: ƒƒ Umwelt: Die Wirtschaftsstrategie 2025 Arbeitsplätze in wertschöpfungsstar- zielt auf ein Wachstum von Wirtschaft ken Branchen im Kanton Bern. Die und Bevölkerung ab. Damit verbunden Auswirkungen sind insbesondere in sind ein grösserer Ressourcenver- den Zielbereichen Einkommen, Arbeits- brauch (Energie, Boden, Natur, Land- markt, Ressourceneffizienz, Innovation schaft) und höhere Emissionen. Diese und Know-how positiv. Längerfristig in der Tendenz negativen Auswirkun- werden ebenfalls positive Auswirkun- gen auf die Umwelt werden längerfris- gen auf den öffentlichen Haushalt bzw. tig vermindert durch die Fokussierung die Steuerbelastung erwartet. auf Cleantech-Unternehmen, eine gezielte Raumentwicklung und die ƒƒ Gesellschaft: Die Wirtschaftsstrategie Beseitigung von Fehlanreizen. 2025 hat positive Auswirkungen auf den Zielbereich Bildung. Die übrigen ƒƒ Wirtschaft: Die Wirtschaftsstrategie Zielbereiche sind nicht massgeblich 2025 will mehr Unternehmen und mehr tangiert. Gesamthaft gesehen hat die Wirtschafts- Zielkonflikte der Wirtschaftsstrategie 2025 strategie 2025 klar positive Auswirkungen mit der Dimension Umwelt bei der späte- auf die Wirtschaft und tendenziell positive ren Umsetzung von konkreten Massnah- Auswirkungen auf die Gesellschaft. Bei men zu berücksichtigen und so weit wie den Auswirkungen auf die Umwelt sind die möglich abzubauen. 3.5. Weiteres Vorgehen Als strategisches Führungsinstrument hat tung von Gesetzen oder der Behandlung die Wirtschaftsstrategie 2025 langfristigen von Kreditgeschäften. Zudem kann er mit Charakter und greift über den überschau- parlamentarischen Vorstössen Entwicklun- baren Zeitraum einer Legislatur hinaus. Sie gen anstossen. Der Stand der Umsetzung dient der Daueraufgabe des Staates, güns- der Wirtschaftsstrategie 2025 soll regel- tige Rahmenbedingungen für ein nachhalti- mässig mit der Oberaufsichtskommission ges wirtschaftliches Wachstum zu schaffen. des Grossen Rates diskutiert werden. So kann ein kontinuierliches Controlling sicher- Der Grosse Rat hat in der Novemberses- gestellt werden. sion 2011 von der Strategie Kenntnis ge- nommen und acht Planungserklärungen Über die Entwicklung anhand der verschie- verabschiedet. Der Regierungsrat hat am denen volkswirtschaftlichen Kennzahlen 14. März 2012 seine Haltung zu den Erklä- gibt der Bericht zur Wirtschaftslage Aus- rungen bestimmt und in den vorliegenden kunft. Das beco Berner Wirtschaft gibt Bericht eingearbeitet. Er wird periodisch diesen Bericht alle zwei Jahre heraus9. Der festlegen, welche Massnahmen zur Umset- Bericht bildet die Grundlage, den Stand zung der Wirtschaftsstrategie 2025 an die der Umsetzung und die Wirkungen mit der Hand genommen werden. Oberaufsichtskommission zu erörtern. Die Kennzahlen werden allerdings in einer offe- Über die einzelnen Massnahmen wird der nen Volkswirtschaft nur zum Teil von den Grosse Rat im Rahmen seiner Kompeten- Massnahmen dieser Wirtschaftsstrategie zen befinden, beispielsweise bei der Bera- beeinflusst. 9 Aktuell Bericht zur Wirtschaftslage 2011, verfügbar unter www.be.ch/wirtschaftsdaten 13
  • 15. Strategisches Ziel und Grundsätze 4. Strategisches Ziel und Grundsätze 4.1. Strategisches Ziel Bis ins Jahr 2025 steht der Kanton Bern bei allen drei Dimensionen der Nachhal- tigen Entwicklung (Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft) besser da als im Jahr 201110. Für die Dimension Wirtschaft bedeutet dies, dass der Wohlstand der Ber- nerinnen und Berner über den Schweizer Durchschnitt11 ansteigt und dass sich der Kanton Bern bei der Wirtschaftskraft12 in der Rangliste der Kantone verbessert. Das strategische Ziel stützt sich auf eine mit Bereichszielen konkretisiert. Diese eingehende Analyse des Umfelds, der wurden entlang von drei strategischen volkswirtschaftlichen Eigenheiten des Handlungsachsen entwickelt. Für alle Kantons sowie der staatlichen Leistun- Handlungsachsen und Ziele bilden die gen und Strukturen. Das strategische Ziel folgenden Grundsätze ein gemeinsames wird in den einzelnen Feldern der Politik Wertesystem. 4.2. Grundsätze 4.2.1. Nachhaltige Entwicklung Die Wirtschaftsstrategie stärkt die Nachhaltige Entwicklung. Die Wirtschaftsstrategie ist eingebettet in flussen. Das Wirtschaftswachstum trägt die langfristige Politik des Regierungsrates. zur Lebensqualität aller bei. Diese basiert auf der Grundmaxime der Stärkung der Nachhaltigen Entwicklung13. Die wirtschaftliche Entwicklung soll aus «Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwick- ökonomischen und ökologischen Gründen lung, welche weltweit die heutigen Bedürf- mit einem deutlich sinkenden Ressour- nisse zu decken vermag, ohne für künftige cenverbrauch einhergehen. Deshalb muss Generationen die Möglichkeit zu schmä- sich die Wirtschaft in Richtung «Cleantech» lern, ihre eigenen Bedürfnisse zu decken14». weiter entwickeln. Damit nimmt der Kan- ton Bern den Megatrend der Frage des Dadurch bildet die Wirtschaftsstrategie Umgangs mit natürlichen Ressourcen auf. eine Grundlage für die Wohlfahrt künftiger Dabei können die Schweiz und der Kanton Generationen. Die Strategie will die Wirt- Bern davon profitieren, dass sie in diesem schaftsentwicklung im ganzen Kanton und Bereich über eine jahrzehntelange Erfah- für die ganze Gesellschaft positiv beein- rung verfügen. 10 Messen lässt sich die Nachhaltige Entwicklung anhand der vom Cercle Indicateurs entwickelten Indikatoren. 11 Der Wohlstand wird anhand des frei verfügbaren Einkommens gemessen, dem Betrag, der vom Bruttoeinkommen verbleibt, nachdem Steuern, Sozialabgaben, BVG, Krankenkasse und Wohnkosten abgezogen sind. Heute liegt der Kanton Bern im Schweizer Durchschnitt (vgl. Abschnitt 7.3.1). 12 Die Wirtschaftskraft bemisst sich aufgrund des Resssourcenpotenzials. Dieses vergleicht die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit mit dem schweizerischen Durchschnitt und ist deshalb nicht konjunkturabhängig. Heute ist der Kanton Bern auf Rang 16 (vgl. Abschnitt 7.7.1). 13 Grundmaxime der Richtlinien der Regierungspolitik 2011–2014 14 Definition gemäss dem Bericht der UNO «Unsere gemeinsame Zukunft» aus dem Jahr 1987 (Brundtland-Kommission) 15
  • 16. Wirtschaftsstrategie 2025 4.2.2. Impulse für mehr Dynamik Die Wirtschaftsstrategie gibt Impulse für eine zukunftsfähige, dynamischere Ent- wicklung der Berner Wirtschaft. Die Analyse zeigt: Stillstand bedeutet Ressourcenverbrauch. Sie will die Export- Rückschritt. Allein mit der Bewahrung des orientierung der Berner Wirtschaft stärken. Bestehenden kann der Wohlstand für die Exportiert werden können nicht nur Güter, Zukunft nicht gesichert werden. Der Kan- sondern auch Dienstleistungen und Wissen. ton Bern muss für neue Unternehmen und neue Projekte bestehender Unternehmen Die eigenen Leistungen des Kantons sind attraktiver werden. ebenfalls den veränderten Ansprüchen anzupassen. Wie die Wirtschaft nutzt der Die Wirtschaftsstrategie 2025 setzt ei- Kanton künftig zeitgemässe Führungsin- nen Schwerpunkt bei dynamischen, zu- strumente und den technologischen Fort- kunftsträchtigen Branchen mit einer hohen schritt, um die von der Gesellschaft verlang- Wertschöpfung und möglichst geringem ten Leistungen kostengünstig zu erbringen. 4.2.3. Auf Stärken setzen Die Wirtschaftsstrategie 2025 setzt auf die vorhandenen Stärken. Sie ist eine Strategie für den ganzen Kanton und alle Bernerinnen und Berner. Die Wirtschaftsstrategie 2025 nutzt die und Umwelttechnologie sowie der Tou- vorhandenen Stärken des Kantons und rismus. Bei den Dienstleistungen sind entwickelt diese weiter. Je nach Stärken Bundesverwaltung sowie Verbände und der einzelnen Regionen sind differenzierte Nichtregierungsorganisationen (NGO) von Massnahmen nötig. Gemeinsamer Nenner grosser Bedeutung, wie auch die Firmen ist die Stärkung der Wirtschaftskraft. Direkt des Consulting Clusters. oder indirekt profitieren daher alle Berne- rinnen und Berner von den auf Basis der Zu den Stärken des Kantons gehören mit dem Parlament abgeschlossenen Stra- die tiefe Arbeitslosigkeit und die hohe tegie zu entwickelnden Massnahmen. Erwerbsquote. Die Wirtschaftsstrategie 2025 trägt zur Schaffung und zum länger- Für die räumliche Ausrichtung von Mass- fristigen Erhalt von Arbeitsplätzen bei. nahmen ist der kantonale Richtplan mass- gebend. Dieser legt in der Zentralitätsstruk- Die Wirtschaft des Kantons Bern ist wie tur die räumlichen Schwerpunkte fest15. die Schweizer Unternehmenslandschaft klein strukturiert (vgl. Abschnitt 7.3.2). Mit Wichtige Branchen im Fokus der Wirt- der Wirtschaftsstrategie setzt sich der Re- schaftsstrategie 2025 sind die Informa- gierungsrat dafür ein, die Rahmenbedin- tions- und Kommunikationstechnologie, gungen für alle Betriebe zu verbessern16. die Präzisionsindustrie, Medizinaltechnik 1516 15 Punkt 4 der Planungserklärung der BDP: Die Agglomerationen Burgdorf und Langenthal sind in die strategischen Überlegungen einzubeziehen. Diese sind für die wirtschaftspolitische Steuerung Teil der Zentralitätsstruktur ge- mäss Richtplan. 16 Punkt 2 der Planungserklärung der BDP: Es sind strategische Aussagen über die Zukunft und die Förderung der Gewerbebetriebe und KMU zu machen. Punkt 1 der Planungserklärung der SVP: Der Regierungsrat setzt sich dafür ein, dass sämtliche Branchen inklusive der Landwirtschaft mit deren vor- und nachgelagerten Betrieben wirtschaftlich gestärkt werden und ihre Wert- 16 schöpfung steigern können.
  • 17. Strategisches Ziel und Grundsätze 4.2.4. Kohärentes System Die Wirtschaftsstrategie des Kantons ist auf die Wirtschaftsstrategie des Bundes abgestimmt und bildet mit anderen kantonalen Strategien ein kohärentes System. Der Kanton Bern hat in den letzten Jahren entwickeln soll. Sie beeinflussen sich ge- in verschiedenen Bereichen Strategien ent- genseitig, weshalb in der Entwicklung und wickelt oder erneuert (vgl. die Zusammen- Umsetzung der verschiedenen Strategien stellung in Abschnitt 8.2). Diese Strategien immer wieder ein Abgleich erfolgen muss geben zusammen vor, wie sich der Kanton (Regelkreis). 17
  • 19. Strategische Handlungsachsen 5. Strategische Handlungsachsen Die Wirtschaftsstrategie 2025 setzt bei Die drei Strategischen Handlungsachsen denjenigen Faktoren an, die einen starken beinhalten jeweils verschiedene Bereichs- Einfluss auf die Wirtschaftskraft haben und ziele. Diese konkretisieren das strategische die vom Kanton Bern effektiv beeinflusst Ziel in den einzelnen Feldern der Politik. werden können. 5.1. Innovation und Schonung der Ressourcen Der Kanton setzt auf Innovation und auf Schonung der natürlichen Ressourcen. Die wirtschaftliche Entwicklung im Kanton Die Schweiz verbraucht doppelt so viele Bern beruht darauf, dass die Unterneh- Ressourcen wie noch vor fünfzig Jahren. men national und international konkur- Die weltweite Entwicklung verschärft die renzfähig sind. Dazu benötigen sie gute Ressourcenknappheit zusätzlich. Nicht Rahmenbedingungen, unter anderem ei- erneuerbare Ressourcen gehen aufgrund nen ausgebauten und gut funktionieren- der ständig steigenden Nachfrage zu den Wissenstransfer. Zusammen mit der Ende und einige erneuerbare Ressour- Innovationsförderung ermöglicht er es, die cen werden schneller verbraucht als sie Erkenntnisse der Forschung rasch in die sich erneuern. Deshalb muss die wirt- Berner Wirtschaft umzusetzen. schaftliche Entwicklung die vorhandenen Ressourcen schonend einsetzen. Der Eine wichtige Rahmenbedingung sind gut wichtigste Ansatz dazu wird unter dem qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Begriff «Cleantech18» zusammengefasst. ter. Deshalb ist die Aus- und Weiterbildung Die Entwicklung in Richtung Cleantech mit den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts erfordert die Verbreitung von Umweltwis- abzustimmen. Die Vereinbarkeit von Beruf sen und eine entsprechende Ausbildung und Familie ist weiter zu fördern, damit das der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. erworbene Wissen im Interesse der Ge- Weniger Ressourcenverbrauch bedeu- sellschaft dauerhaft genutzt werden kann. tet – nicht nur im Kontext von Cleantech Dazu braucht es verstärkt die Möglichkeit – auch sparsamer Energieverbrauch und von Teilzeitstellen (auch in Führungspositi- haushälterischer Umgang mit dem Boden. onen) und ein gut ausgebautes Kinderbe- Damit ist das Prinzip «Cleantech» für alle treuungsangebot. Dieses kann nicht nur drei Dimensionen der Nachhaltigen Ent- von der öffentlichen Hand, sondern auch wicklung (Gesellschaft, Umwelt und Wirt- von privaten Einrichtungen bereitgestellt schaft) von grosser Bedeutung. werden17. Der Kanton stellt den Unterneh- men im Portal zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie Informationen zur Verfügung. Bereichsziele ƒƒ Die Unternehmen im Kanton Bern nutzen die Chancen von Cleantech und set- zen auf Energieeffizienz. ƒƒ Die Branchenstruktur entwickelt sich verstärkt in Richtung wertschöpfungsstar- ker Branchen, vor allem in den nach wirtschaftspolitischen Kriterien definierten Clustern. ƒƒ Im Kanton Bern werden die Erkenntnisse der Forschung rasch in die Praxis umgesetzt. ƒƒ Die Ausbildung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist aktuell und auf die Bedürfnisse der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts abgestimmt. 17 Punkt 5 der Planungserklärung der BDP: Der Kanton soll Grundlagen und Anreize zur Förderung privater Einrich- tungen zur besseren Vereinbarung von Beruf und Familie schaffen. 18 Vgl. Abschnitt 6.1.2 19
  • 20. Wirtschaftsstrategie 2025 5.2. Anreize richtig setzen Der Kanton setzt Anreize richtig und baut bestehende Fehlanreize ab. Die wirtschaftliche Entwicklung lässt sich Das schweizerische Steuersystem stellt positiv beeinflussen, wenn die Anreize rich- auf den Wohnsitz ab. Dies wird der heu- tig gesetzt werden. Zu den zentralen Staats- tigen Wirklichkeit mit dem grossen Anteil aufgaben gehört es zudem, die nötigen an Pendlerinnen und Pendlern nicht mehr Infrastrukturen bereit zu stellen. In der Infor- gerecht. Den zentralen Arbeitsorten feh- mations- und Kommunikationsgesellschaft len dadurch Mittel, die sie für die Erfüllung werden die entsprechenden Mittel gegen- ihrer Zentrumsaufgaben benötigen. Mit über Bauwerken an Bedeutung gewinnen. einer Anpassung des Steuersystems auf Bundesebene können komplizierte Aus- Bei den staatlichen Strukturen und Leistun- gleichsmechanismen vereinfacht werden. gen sowie bei der Raumentwicklung sind Aufgrund von Punkt 6 der Planungserklä- die kleinräumigen Strukturen des Kantons rung der BDP wird auf eine Weiterbearbei- einerseits ein Kostenfaktor. Anderseits be- tung des Themas verzichtet19. steht die Gefahr, dass die gemeinsamen, übergeordneten Interessen gegenüber Der Kanton Bern befindet sich mit den den Einzelinteressen zu kurz kommen. Die anderen Kantonen der Schweiz in einem Rolle des Kantons ist deshalb von einer ko- intensiven Steuerwettbewerb. Als grosser ordinierenden zu einer gestaltenden Rolle Flächenkanton mit einem um-fassenden weiter zu entwickeln. Der Kanton wird da- Angebot in der Gesundheitsversorgung, rauf achten, dass die Vorteile von klein- der Infrastruktur und der Bildung hat der räumigen Strukturen, wie die Bürgernähe, Kanton Bern einen schweren Stand gegen- nicht verloren gehen. über kleinen Kantonen, die diese Leistun- gen nicht selber anbieten müssen. In den Eine der folgenreichsten Schwächen des vergangenen Jahren hat der Kanton insbe- Kantons ist die stark unterdurchschnitt- sondere seine gute Position im Bereich der liche Bevölkerungsentwicklung. Damit Steuern für juristische Personen aufgrund mehr Leute im Kanton Bern wohnen, müs- von Steuersenkungen anderer Kantone sen genügend Wohnraum und Arbeits- verloren. Zudem will er sich den nötigen möglichkeiten vorhanden sein. Zusätzliche finanzpolitischen Handlungsspielraum er- Arbeitsplätze sind für die Stärkung der arbeiten, um auch die Steuerbelastung der Wirtschaftskraft unverzichtbar. Mit Umnut- natürlichen Personen zu senken. Diese ist zungen und verdichtetem Bauen an zent- ein wichtiges Element für die Attraktivität ralen Lagen ist dabei sicherzustellen, dass eines Wirtschaftsstandorts und beeinflusst der Boden haushälterisch genutzt wird. die Zuwanderung. Dagegen erachtet er es Zusätzlich gilt es, für die ansässige Wohn- als nicht realistisch, die Belastung unter bevölkerung gute Arbeitsmöglichkeiten zu das schweizerische Mittel zu senken. Des- bieten, unter anderem durch die Förderung halb lehnt er die Umsetzung der entspre- der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. chenden Planungserklärung ab20. 1920 19 Punkt 6 der Planungserklärung der BDP: Auf die Ausdehnung des steuerlichen Ausgleichs zwischen Arbeits- und Wohngemeinden ist zu verzichten. 20 Punkt 7 der Planungserklärung der BDP: Der Kanton Bern verbessert sich im Bezug auf die Höhe der öffentlichen 20 Abgaben unter das schweizerische Mittel.
  • 21. Strategische Handlungsachsen Bereichsziele ƒƒ Der Kanton übernimmt bei der Raumplanung eine weiter reichende Verantwor- tung als heute. ƒƒ Der Kanton schafft die räumlichen Voraussetzungen für eine Arbeitsplatz- und Bevölkerungsentwicklung im Schweizer Durchschnitt. ƒƒ Die Gemeinden Bern, Biel und Thun umfassen ihr ganzes Kerngebiet. ƒƒ Im interkantonalen Steuerwettbewerb verbessert sich der Kanton Bern in der Rangliste der Kantone21. ƒƒ Der Kanton Bern verfügt über für die Wirtschaft attraktive Infrastrukturen und nutzt die Möglichkeiten der Informationstechnologie. ƒƒ Die Wirtschaft stellt Arbeitsplätze zur Verfügung, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen. Der Kanton schafft die dazu erforderlichen Rahmenbe- dingungen. 5.3. Verständlich und bürgernah handeln Der Kanton handelt lösungsorientiert, verständlich und bürgernah. Sein Handeln verursacht bei der Wirtschaft sowie den Bürgerinnen und Bürgern ein Minimum an Kosten. Der Kanton vollzieht seine Vorschriften und das Image eines Standorts von grosser Be- das Bundesrecht mit Augenmass. Dafür deutung. Dieses lässt sich nicht durch eine ist zentral, dass in der täglichen Arbeit der aufgesetzte Kommunikation verbessern, Blick für die übergeordneten Zusammen- sondern nur durch Leistungen, die von den hänge nicht verloren geht. Der Kanton führt Bürgerinnen und Bürgern verstanden und und schult seine Mitarbeitenden, damit ihr akzeptiert werden. Dazu gehören der Ein- Handeln als lösungsorientiert und part- satz moderner Kommunikationsmittel und nerschaftlich wahrgenommen wird. Dazu kurze Fristen. Der Art und Weise der Kom- gehört, die Anliegen der Unternehmen so- munikation kommt ebenfalls eine grosse wie der Bürgerinnen und Bürger ernst zu Bedeutung zu. Es ist zentral, nicht zuletzt nehmen und im Rahmen der gesetzlichen angesichts der knappen Kantonsfinanzen, Vorgaben nach Lösungen und nicht nach dass der Kanton Bern seine Leistungen Stolpersteinen zu suchen. In einer Wis- effizient erbringt, beispielsweise durch den sens- und Kommunikationsgesellschaft ist Einsatz von e-Governement. Bereichsziele ƒƒ Der Kanton Bern wird als moderner und attraktiver Wirtschaftsstandort wahrge- nommen. ƒƒ Der Kanton Bern strebt Lösungen für die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger an. Vorschriften werden zielorientiert umgesetzt und sind kein Selbstzweck. ƒƒ Die Dienstleistungen des Kantons werden bürgernah, rasch und preisgünstig erbracht. 21 21 Der Grosse Rat lehnte es ab, die Verbesserung im Internationalen Steuerwettbewerb auf die Unternehmenssteuern zu fokussieren: Punkt 2 der Planungserklärung der vorberatenden Kommission: Im interkantonalen Steuerwettbewerb verbessert sich der Kanton Bern in der Rangliste der Kantone in allen Bereichen und nicht nur bei den Unternehmenssteuern. Punkt 3 der Planungserklärung der SVP: Im interkantonalen Steuerwettbewerb verbessert sich der Kanton Bern in der Rangliste der Kantone. 21
  • 23. Umfeld 6. Umfeld Die wirtschaftliche Entwicklung des Kan- Auf kantonaler Ebene ist die Wirtschafts- tons Bern wird zu einem grossen Teil von strategie 2025 mit den Richtlinien der längerfristigen, weltweiten Entwicklungen Regierungspolitik 2011 bis 201422 und in Wirtschaft und Gesellschaft geprägt. Auf anderen Strategien abzustimmen, bei- diese Entwicklungen kann eine kantonale spielsweise in der Bildung oder der Raum- Wirtschaftsstrategie keinen Einfluss neh- planung (eine Zusammenfassung befindet men. Innenpolitisch fallen viele wirtschafts- sich im Anhang 9.2). politische Entscheide zudem auf Bundes- ebene. Von der längerfristig angelegten Wirt- schaftspolitik sind kurzfristige, operative Die kantonale Wirtschaftsstrategie hat des- Massnahmen zu unterscheiden, die auf- halb den nationalen und globalen Rahmen- grund der konjunkturellen Entwicklung nö- bedingungen Rechnung zu tragen. Sie ist tig werden. auf die Wirtschaftspolitik des Bundes ab- zustimmen (zu den Handlungsfeldern von Im Folgenden werden zuerst die län- Bund und Kantonen vgl. Abschnitt 7.2). gerfristigen Entwicklungen dargestellt Die Frage steht im Vordergrund: Was kann (Abschnitt 6.1), anschliessend die Wirt- und soll mit der kantonalen Wirtschaftspo- schaftspolitik des Bundes und der Kan- litik bewirkt werden? tone (Abschnitt 6.2). Wir wollen aktiv das beeinflussen, was in unserem Einflussbereich liegt und die Wirt- schaftskraft des Kantons effektiv stärkt. 6.1. Längerfristige weltweite Entwicklung 6.1.1. Globalisierung Die Entwicklung der Transportmöglichkei- gleichzeitig Beschäftigungsmöglichkeiten ten und der Kommunikation führten in den über die Landesgrenzen hinweg. Neue, letzten Jahrzehnten zu einer beschleu- starke Wirtschaftsmächte wie China, In- nigten Globalisierung nicht nur der Wirt- dien, Russland oder Brasilien sind Kon- schaft, sondern in beschränkterem Aus- kurrenten im Standortwettbewerb, gleich- mass auch der Politik. Seit dem zweiten zeitig aber auch grosse Märkte für Güter Weltkrieg wurden weltweit Schranken des und Dienstleistungen. Sie ergänzen die Waren- und Personenverkehrs abgebaut. bedeutenden Wirtschaftsbeziehungen der Der technologische Fortschritt hat die Ge- Schweiz zu den Nachbarländern in der schwindigkeit erhöht und die Kosten des Europäischen Union. Verkehrs gesenkt. Daraus entstanden neue Möglichkeiten, durch Verlagerungen Nationale Regulierungen und damit die von Produktion sowie durch Dienstleistun- nationale Politik werden zunehmend gen von unterschiedlichen Lohnniveaus durch internationale Entwicklungen be- und Kosten zu profitieren. einflusst (zur aussenwirtschaftspolitischen Agenda des Bundes vgl. Abschnitt 6.2.1). Wissen und Kompetenzen werden welt- Die Schweiz und mit ihr der Kanton Bern weit verfügbar. Wertschöpfungsketten der ist eine kleine, offene Volkswirtschaft. Ihre Wirtschaft umspannen die ganze Welt, wirtschaftliche Entwicklung ist eng mit Unternehmen sind international präsent, dem Weltmarkt verflochten. Die Konjunk- Dienstleistungen werden international an- tur in wichtigen Absatzmärkten beeinflusst geboten, nationale Arbeitsmärkte stehen deshalb unmittelbar die Wirtschaft im Kan- in internationaler Konkurrenz und bieten ton Bern. 22 Grundmaxime: Die Politik des Regierungsrates orientiert sich in allen Bereichen an den Grundsätzen der Nachhal- tigen Entwicklung. Schwerpunkt Wirtschaft: Der Kanton Bern bietet der Wirtschaft attraktive Rahmenbedingungen und fördert Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. 23
  • 24. Wirtschaftsstrategie 2025 6.1.2. Ressourcenknappheit Die steigende Belastung der Umwelt, die Ressourcen aufgrund der ständig stei- Verknappung der natürlichen Ressourcen genden Nachfrage mittel- bis langfristig und der Klimawandel fordern ein grund- zu Ende gehen und ein Teil der erneuer- sätzliches Umdenken in der wirtschaftli- baren Ressourcen schneller verbraucht chen Entwicklung. Raum, Luft, Wasser, wird, als er sich erneuert. Ressourcen- Rohstoffe und Energie stehen nicht unbe- knappheit führt zu höheren Preisen, die schränkt zur Verfügung. kurzfristig die wirtschaftliche Entwicklung eher hemmen. Längerfristig eröffnen sich Die weltweite Entwicklung führt zu Res- aber neue Chancen und Entwicklungs- sourcenknappheit, weil nicht erneuerbare möglichkeiten. 6.1.3. Technologischer Fortschritt Der technologische Fortschritt führt zu Produktionsprozessen zu steigern. Damit neuartigen Produkten und Dienstleistun- sich die Investitionen in Forschung und gen. Er ermöglicht es, bei gleich bleiben- Entwicklung lohnen, muss der Erfolg des dem oder tieferem Ressourceneinsatz die technologischen Vorsprungs durch geeig- Quantität und Qualität von Produkten und nete Regulierungen geschützt werden. 6.1.4. Wissensgesellschaft Erzeugung, Nutzung und Organisation Standardisierte Güter können in Ländern von Wissen sind zentrale Quellen von mit einem tiefen Preisniveau kostengüns- Produktivität und Wachstum. Für zahlrei- tiger produziert werden. In entwickelten che Unternehmen bildet die Nutzung oder Volkswirtschaften sind deshalb Bildung Generierung von Wissen die Grundlage sowie Forschung und Entwicklung zentral, für ihre Dienstleistung. Die Erarbeitung weil diese Volkswirtschaften nur dank In- von Grundkompetenzen, die Weiterent- novationen konkurrenzfähig bleiben. Dies wicklung von Fähigkeiten und die lebens- trifft für die Schweiz als rohstoffarmem lange Lernbereitschaft der Bevölkerung Land in besonderem Masse zu. sind wesentliche Einflussfaktoren für eine erfolgreiche Ausrichtung auf die Wissens- Ein weiterer Faktor ist die rasche Weiter- gesellschaft. Immer wichtiger wird dabei entwicklung des Wissens. Aufgrund des das Management von Wissen. Altes und technologischen Fortschritts veraltet ein neues Wissen muss bewahrt und den grosser Teil des Wissens in unserer heu- richtigen Stellen zur richtigen Zeit zur Ver- tigen Gesellschaft sehr rasch. Deshalb ist fügung stehen. eine permanente Aus- und Weiterbildung ein zentraler Erfolgsfaktor. 24
  • 25. Umfeld 6.1.5. Demographische Entwicklung Die demographische Entwicklung der In- Prognosen sind in diesem Bereich schwie- dustrieländer zeigt seit 1960 einen Rück- rig: Die Bevölkerungszahlen sind in den gang der Geburtenzahlen. Die industria- letzten Jahren sowohl in der Schweiz als lisierten Gesellschaften sind zunehmend auch im Kanton Bern stärker gestiegen überaltert, der Anteil der aktiven Bevölke- als Anfang des Jahrtausends erwartet23. rung geht daher zurück. Diese Entwicklung Die Zunahme basiert hauptsächlich auf trifft auch auf die Schweiz und den Kanton der Zuwanderung von Arbeitskräften – Bern zu. Der demografische Wandel hat nicht zuletzt aufgrund der Einführung des tiefgreifende Auswirkungen auf die Wirt- freien Personenverkehrs mit der Europäi- schaft und den Arbeitsmarkt, aber auch schen Union. Der freie Personenverkehr auf das Bildungssystem, die Gesundheits- hat in dieser von Hochkonjunktur gepräg- versorgung und die Sozialversicherungen. ten Phase vor allem zur Einwanderung gut qualifizierter Personen geführt. 6.1.6. Wertewandel Nicht nur die Bevölkerungszahl und die Al- und Konflikten übernehmen. Erschwerend tersstruktur ändern sich, sondern auch die kommt dazu, dass die Finanzierung dieser grundlegenden Werte der Gesellschaft. neuen staatlichen Aufgaben politisch häu- fig in Frage gestellt wird. Die heutige Gesellschaft ist durch eine zunehmende Individualisierung geprägt. Der Wertewandel wirkt sich auch auf die Familienstrukturen und Versorgungszu- Wahl der Ausbildung und die beruflichen sammenhänge haben an Bedeutung ver- Karriere aus. Die unterschiedlichen Wer- loren. Traditionelle Sicherheiten im Hin- te und Erwartungen erschweren es, die blick auf Handlungswissen, Glauben und Nachfrage nach Ausbildungen und Karrie- leitende Normen sind verloren gegangen. ren in eine bestimmte Richtung zu lenken. Heute stehen verschiedene Wertesysteme gleichwertig nebeneinander. Einen Kon- Der Wertewandel führt weiterhin dazu, dass sens über nötige Massnahmen zu errei- die Möglichkeiten und die Bereitschaft für chen wird deshalb schwieriger. Gleichzeitig gemeinnützige Arbeiten abnehmen. Unter soll der Staat in vielen Bereichen die Ver- anderem wird es dadurch in vielen Ge- antwortung für die Lösung von Problemen meinden schwierig, Ämter zu besetzen. 23 Bundesamt für Statistik (BFS): Aktualisierung der Bevölkerungsszenarien 2005 nach Kantonen. Neuenburg, April 2008. Statistikkonferenz des Kantons Bern: Regionalisierte Bevölkerungsprojektionen für den Kanton Bern bis zum Jahr 2030 (Ausgabe 2008). Bern, Dezember 2008. 25
  • 26. Wirtschaftsstrategie 2025 6.2. Wirtschaftspolitik des Bundes und der Kantone 6.2.1. Wirtschaftspolitik des Bundes Die Schweiz gilt mit ihrem international immer mehr ausserhalb des staatlichen hervorragenden Leistungsausweis als eine Einflusses agierenden Unternehmen mit der leistungsfähigsten Volkswirtschaften, berücksichtigen. sowohl bezüglich Produktivität als auch bezüglich Innovationsfähigkeit. Die Ar- Die Wirtschafts- bzw. Wachstumspolitik beitsproduktivität entwickelt sich aber un- für die Schweiz24 umfasst Massnahmen, terdurchschnittlich. Andere Länder holen welche der Bundesrat in eigener Verant- in Bereichen auf, die traditionelle Stärken wortung dem Parlament vorlegen kann der Schweiz ausmachen. Deshalb hat eine («Agenda des Bundes»), die internatio- langfristig ausgerichtete Wachstumspolitik nalen Verhandlungen im Wirtschaftsbe- weiterhin eine hohe Bedeutung. Wenn es reich («Aussenwirtschaftpolitische Agen- um die Sicherung der globalen Wettbe- da»), sowie die kantonalen Massnahmen werbsfähigkeit geht, muss die staatliche («Agenda der Kantone»). Wirtschaftpolitik zudem die Strategien der Die «Agenda des Bundes» verfolgt drei Stossrichtungen: ƒƒ Hohes Kostenniveau senken: Mass- des Fiskalklimas und zur Schaffung nahmen, die darauf abzielen, den eines unternehmensfreundlichen Wettbewerb im Binnenmarkt zu stär- Rechtsrahmens. ken, u.a. durch vermehrte Importkon- kurrenz. ƒƒ Lohnende Erwerbsbeteiligung gewähr- leisten: Massnahmen, dank denen das ƒƒ Unternehmensstandort aufwerten: nationale und internationale Arbeits- Massnahmen zur Sicherung des kräftepotential genutzt werden kann Marktzugangs im Ausland, zu einem und mit denen die individuellen beruf- guten Preis-/Leistungsverhältnis bei lichen Fähigkeiten, das Humankapital, den Infrastrukturen, zur Verbesserung gefördert werden. In den Bereichen Bildung, Forschung und der Weiterentwicklung des Freihandels Innovation legt der Bundesrat die strate- (Doha Runde). gischen Ziele in der entsprechenden Bot- schaft an das Parlament fest. Sie ergänzen Im Hinblick auf die weitere Entwicklung die drei Stossrichtungen der Agenda des hat der Bund den Bericht «Perspektiven Bundes. 2025»25 erarbeitet, den der Bundesrat am 7. April 2011 zur Kenntnis genommen hat. Mit der aussenwirtschaftspolitischen Agenda will der Bund der Schweizer Der Bund erarbeitet zurzeit einen Master- Wirtschaft den Marktzugang im Aus- plan Cleantech Schweiz26. Cleantech ist ein land garantieren. Dazu will er einerseits Ansatz, der es der Schweiz ermöglicht, ihre das Netz von Freihandelsabkommen mit Wirtschaft zu erneuern und den Verbrauch Partnern ausserhalb der EU ausbauen. natürlicher Ressourcen deutlich zu ver- Anderseits beteiligt er sich im Rahmen mindern. Cleantech ist der Oberbegriff für der World Trade Organisation (WTO) an alle Technologien, Industrien und Dienst- 24 Quelle: Der Bundesrat: Wachstumspolitik 2008–2011: Massnahmen zur weiteren Stärkung des Schweizer Wirt- schaftswachstums. Bericht in Erfüllung der Motion 01.3089: «Wachstumspolitik. Sieben Massnahmen«. Bern, 2008. 25 Perspektivstab der Bundesverwaltung: Perspektiven 2025: Lage- und Umfeldanalyse sowie Herausforderungen für die Bundespolitik. Bern, 2011. 26 Masterplan Cleantech Schweiz; Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD und Eidgenössisches Depar- 26 tement für Umwelt, Verkehr und Kommunikation UVEK, Bern, Oktober 2010
  • 27. Umfeld leistungen, die zu einem schonenderen Generationen intakte und gut funktio- und effizienteren Einsatz der natürlichen nierende Lebens- und Wirtschaftsräume Ressourcen beitragen. Cleantech umfasst hinterlassen werden können und bildet sämtliche Glieder der Wertschöpfungsket- die politische Grundlage für eine besser te, von der Forschung und Entwicklung koordinierte, nachhaltige Raumentwick- über die Produktion bis zum Verkauf und lungspolitik. Nach Abschluss der Konsul- Export von Gütern. Dabei steht nicht die tation Ende Juni 2011 wird das Raum- Frage «was wird produziert?» sondern konzept aufgrund der eingegangenen «wie wird produziert?» im Vordergrund. Ein Stellungnahmen angepasst. Anschlies- schonender Umgang mit Ressourcen wird send soll es von den Partnern aller drei künftig nicht nur ökologisch sondern auch Staatsebenen politisch verabschiedet ökonomisch von grösster Bedeutung sein. werden. Das Raumkonzept Schweiz27 enthält Aber auch die Kantone sind bei einer akti- Strategien zur zukünftigen räumlichen ven Wirtschaftspolitik gefordert. Entwicklung. Es zeigt auf, wie künftigen 6.2.2. Wirtschaftspolitik der Kantone Die kantonale Wirtschaftspolitik («Agenda Neben dem Kanton Bern haben 18 weitere der Kantone») ergänzt die Massnahmen Kantone in den vergangenen Jahren ihre des Bundes. Im Zentrum steht die Ver- wirtschaftspolitischen Strategien als Teil besserung der Rahmenbedingungen, um der Legislaturziele oder als eigenständige die regionale Wirtschaft zu stärken und Berichte erarbeitet. Die Kantone setzen mit das Wachstum zu erhöhen. Wichtig sind jeweils individuellen Prioritäten bei den Ver- Massnahmen zur Innovationsförderung, kehrsinfrastrukturen, bei der Bildung und Bildungs- und Forschungs- sowie Steuer- Innovation sowie bei der Raumplanung politik. an. Massnahmen umfassen auch Steuern, Standortpromotion, Dienstleistungsori- entierung der Verwaltung sowie effiziente Verfahren und Vorschriften. 27 Raumkonzept Schweiz (Entwurf); Schweizerische Eidgenossenschaft, Konferenz der Kantonsregierungen, Schwei- zerische Bau-, Planungs- und Umweltdirektoren-Konferenz, Schweizerischer Städteverband, Schweizerischer Gemeindeverband, Bern, Januar 2011 27
  • 29. Analyse 7. Analyse 7.1. Volkswirtschaftliche Zusammenhänge Grundlage jeder Volkswirtschaft bilden die men (Quantität). Diese werden vor allem klassischen Produktionsfaktoren Boden, dadurch beeinflusst, welches Angebot an Arbeit und Kapital. In entwickelten Volks- Wohnraum und Arbeitsflächen vorhanden wirtschaften sind diese Faktoren weiter ist. Über die Instrumente der Raumentwick- ausdifferenziert. Neben dem verfügbaren lung kann die Quantität beeinflusst werden. Boden beeinflussen raumplanerische und Ohne Angebot an zusätzlichem Wohnraum baurechtliche Vorschriften (z.B. Zonen- kann zum Beispiel nicht erwartet werden, pläne, Ausnützungsziffern) das Angebot dass die Bevölkerungszahl zunimmt. an Wohn- und Arbeitsflächen. Der Faktor Arbeit bestimmt sich nicht nur anhand der Andererseits ist die Wirtschaftskraft von der geleisteten Arbeitsstunden, sondern auch Qualifikation der Beschäftigten und dem anhand der Ausbildung und der Qualifika- Know-how (Technologie) der Unterneh- tion der Erwerbstätigen (Wissen bzw. «Hu- men abhängig (Qualität). Eine gute Bildung mankapital»). Beim Kapital unterscheidet führt zu höher qualifizierten Arbeitskräften. sich das Finanzkapital (Geld, Kredite) vom Dadurch werden Innovationen möglich und Realkapital (z.B. Verkehrs- und Energiein- die Produktivität kann gesteigert werden, frastrukturen). Zudem wird auch das Re- die Wertschöpfung steigt an. Ändert sich alkapital «Natur» zunehmend als zentraler die Branchenstruktur hin zu wertschöp- und limitierender Produktionsfaktor aner- fungsstarken Unternehmen, steigt die Wirt- kannt28. schaftskraft ebenfalls an. Die Wirtschaftskraft ist die zentrale Grös- Der Kanton selber trägt ebenfalls zur Wirt- se für die Beurteilung einer Volkswirtschaft. schaftskraft bei: Er ist ein wichtiger Arbeit- Sie steht deshalb im Zentrum der Wirt- geber und ein wichtiger Auftraggeber mit schaftsstrategie 2025. Allerdings lässt sich seinen Investitionen im Infrastrukturbereich. die Wirtschaftskraft nicht direkt steuern, sondern nur über einen längeren Zeitraum Unternehmen bzw. Arbeitsplätze und Be- entwickeln, indem auf Grössen Einfluss völkerungszahl sind voneinander abhängig. genommen wird, die ihrerseits die Wirt- Grundsätzlich steigt die Wirtschaftskraft schaftskraft beeinflussen. bei steigender Bevölkerungszahl nur, wenn auch zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen Die Wirtschaftskraft ist einerseits abhän- werden. In der Wirklichkeit wird der Zusam- gig von der Bevölkerungszahl, den Ar- menhang durch Pendlerbewegungen über beitskräften und der Anzahl Unterneh- die Kantonsgrenzen hinaus abgeschwächt. 28 Siehe zum Beispiel das Kapitalstockmodell, wie es bei der Weltbank von einer Gruppe um Ismail Serageldin entwickelt wurde (Mauch Consulting AG, Infras, Basler und Partner AG, Zürich April 2001: Politik der nachhaltigen Entwicklung in der Schweiz: Standortbestimmung und Perspektiven, S. 65 ff.). 29
  • 30. Wirtschaftsstrategie 2025 Die Entwicklung eines Wirtschaftsstandorts wird von weiteren Standortfaktoren be- einflusst: ƒƒ Für einen Standort sind gute Infra- ƒƒ Das Thema Sicherheit umfasst die strukturen nötig, beispielsweise für öffentliche Sicherheit, ein zuverlässi- den Verkehr, die Energieversorgung ges Rechtssystem sowie die soziale oder die Kommunikation. Auf dem Sicherheit. Im internationalen Stand- Schienen- und Strassennetz müssen ortwettbewerb ist Sicherheit bzw. die für die Wirtschaft und die Bevölkerung Stabilität eines Landes ein wichtiger ausreichend Kapazitäten zur Verfü- Faktor. Innerhalb der Schweiz sind die gung stehen. Unterschiede gering. Viele Elemente sind in der Zuständigkeit des Bundes. ƒƒ Nicht nur die Bildung, sondern auch Die Gewährung der öffentlichen Si- die Forschung und der Wissenstrans- cherheit gehört hingegen zu den kan- fer tragen zur Qualität von Unterneh- tonalen Aufgaben. Vor allem in grossen men und Arbeitsplätzen und damit zur Kantonen steigen die Anforderungen Wertschöpfung bei. an die Polizei, weil nicht mehr tolerier- bare Gefährdungen der öffentlichen ƒƒ Die Branchenstruktur beeinflusst Sicherheit zunehmen. einerseits direkt die Wirtschaftskraft. Anderseits ist sie auch ein Element der ƒƒ Die Steuern sind Grundlage der Attraktivität eines Standorts. Gibt es öffentlichen Finanzen, die wiederum bereits viele Unternehmen einer be- das Angebot der staatlichen Leistun- stimmten Branche, kann dies weitere gen bestimmen. Gleichzeitig sind die Unternehmen anziehen (Cluster). Steuern ein Standortfaktor, der in die Entscheide von Unternehmen und ƒƒ Effiziente und bürgerfreundliche Privatpersonen einfliesst, wo sie sich Verfahren und Vorschriften erlauben niederlassen. So beeinflussen Steuern es, neue Vorhaben rasch umzusetzen längerfristig wiederum die Wirtschafts- und tragen zu tieferen Gebühren und kraft. Abgaben bei. ƒƒ Nicht zu unterschätzen sind nicht ƒƒ Eine gute Gesundheitsversorgung messbare, weiche Faktoren, die zu ist wichtig für das Wohlbefinden einer guten Lebensqualität und damit der Bevölkerung. Ist die Versorgung zu einem attraktiven Standort beitra- kostengünstig, steigt das verfügbare gen (z.B. Kultur- und Freizeitangebote, Einkommen an. Der Gesundheitssek- familienexterne Kinderbetreuung, Natur tor ist zudem ein wichtiger Arbeitgeber. und Umgebung usw.). Im Kanton Bern bildet die Medizinal- technik einer der Cluster in der Stand- ortpromotion (vgl. Abschnitt 7.3.2). Die Wirtschaftskraft ist Basis der öffent- der Leistung gesenkt werden. Ohne Er- lichen Finanzen, d.h. der Steuereinnah- höhung der Wirtschaftskraft lassen sich men und damit der staatlichen Leistun- umgekehrt zusätzliche staatliche Leistun- gen. Steigt die Wirtschaftskraft, stehen gen nur über eine höhere Abschöpfung mehr Mittel für die Erfüllung der öffentli- finanzieren bzw. eine tiefere Abschöpfung chen Aufgaben zur Verfügung oder die bleibt nicht ohne Einfluss auf die staatli- Steuerbelastung kann bei gleichbleiben- chen Leistungen. 30
  • 31. Analyse Die folgende Grafik zeigt die volkswirt- unter den verschiedenen Faktoren. Die schaftlichen Zusammenhänge und die Ein- Einflussmöglichkeiten einer Wirtschafts- flussmöglichkeiten. In der Darstellung nicht strategie sind blau eingefärbt. berücksichtigt sind die Rückkoppelungen Öffentliche Finanzen Investitionen Privater Konsum Steuern (3) Wirtschaftskraft (2) Unternehmen (1) Bevölkerung Arbeitsplätze Erwerbstätige Unternehmensgründungen, Wanderungssaldo, natürliches Ansiedlungen, neue Projekte Bevölkerungswachstum Räumliche Entwicklung, Räumliche Entwicklung, Bildung Bildung, Standortattraktivität Standortattraktvität Quelle: eigene Darstellung Mess- bzw. Beurteilungsgrössen: 1: Branchenstruktur, Betriebszählung 2: Bruttoinlandprodukt und Ressourcenpotenzial 3: Steuerausschöpfungsindex 31
  • 32. Wirtschaftsstrategie 2025 7.2. Wirtschaftspolitische Einflussmöglichkeiten Der föderalistische Staatsaufbau bringt gelt der Bund mit dem Raumplanungs- es mit sich, dass es neben Bundes- und gesetz Zuständigkeiten und Aufgaben. In Kantonsaufgaben auch Aufgaben gibt, der konkreten Ausgestaltung bleibt aber bei denen sowohl der Bund als auch die den Kantonen und Gemeinden ein gros- Kantone eigenständig handeln können ser Spielraum. In der Arbeitslosenversi- (beispielsweise bei den Steuern). Viele Auf- cherung, die Teil des Arbeitsmarkts ist, gaben können nicht entweder dem Bund vollziehen die Kantone Bundesrecht ohne oder den Kantonen zugeordnet werden. eigenen Gestaltungsspielraum. Bei der Raumplanung beispielsweise re- Bund Bund und Kanton Kanton Geld, Währung Wettbewerb Aussenwirtschaft Raumplanung Arbeitsmarkt Kantonal-, Nationalstrassen, Regionalverkehr Kommunalstrassen, Fernverkehr Ortsverkehr Technische Berufsbildung, Mittelschulen Volksschulen Hochschulen Hochschulen Steuern Steuern Gesundheitswesen Regionalpolitik Standortpromotion Standortpromotion Wirtschaftspolizei- Wirtschaftspolizei- liche Vorschriften liche Vorschriften Verfahren Verfahren Quelle: eigene Darstellung 32
  • 33. Analyse 7.2.1. Vorbemerkungen zu den folgenden Abschnitten Der Kanton Bern ist der zweitgrösste Kan- wird Bern jeweils mit der Schweiz und den ton der Schweiz in Bezug auf Fläche, Be- Kantonen Aargau, St. Gallen, Waadt und völkerung, Anzahl Arbeitsplätze und Betrie- Zürich verglichen (Referenzkantone). be. Sein Anteil an gesamtschweizerischen Kennzahlen beträgt jeweils zwischen zehn Aussagen zum Wert je Kopf der Bevölke- und fünfzehn Prozent. In den folgenden rung sind aussagekräftiger, weil Vergleiche Abschnitten werden in erster Linie Kenn- zwischen unterschiedlich grossen Einheiten zahlen kommentiert, die davon deutlich möglich werden. Bei einer Zeitreihe misst abweichen. die Veränderung des absoluten Werts zu- dem oft vor allem die Entwicklung der Be- Referenz für den Kanton Bern sind, neben völkerungszahl (eine Erhöhung des Brutto- der Schweiz, diejenigen Kantone, welche inlandprodukts zum Beispiel ist nur dann in Bezug auf Grösse, Bevölkerungszahl eine Verbesserung, wenn sie grösser ist und Arbeitsplätze vergleichbar sind, nicht als das Bevölkerungswachstum). Deshalb aber Stadtkantone oder flächen- und be- stehen in der folgenden Analyse die Werte völkerungsmässig kleine Kantone. Deshalb pro Kopf der Bevölkerung im Vordergrund. Die Abschitte sind folgendermassen aufgebaut: ƒƒ Die Kernaussagen fassen die wichtigs- Einschätzungen. Die einzelnen Grafi- ten Erkenntnisse aus der Analyse zu- ken weisen die Bedeutung der Kern- sammen. Zusammen mit der Analyse aussagen pro Bereich aus. Ein direkter wird jeweils dargestellt, wie der Kanton Vergleich zwischen den verschiedenen Bern die Entwicklung beeinflussen Grafiken ist dagegen nicht möglich. kann. ƒƒ Unter «Hintergrund» werden die wich- ƒƒ Die Grafik gewichtet die volkswirt- tigsten Kennzahlen dargestellt, die den schaftliche Bedeutung und vergleicht Kernaussagen zu Grunde liegen. Diese den Kanton Bern mit der Schweiz. Die Zahlen sind jeweils gerundet. Wo sinn- Gewichtung stützt sich auf statistische voll, wird auch ein Vergleich mit den Daten, ergänzt mit plausibilisierten Referenzkantonen erstellt. Ausführlichere Angaben zu volkswirt- schnitte 7.3.1 bis 7.3.4). Diese wird zu- schaftlichen Kennzahlen finden sich im Be- sätzlich nach regionalen Gesichtspunkten richt zur Wirtschaftslage 2011 oder unter betrachtet (Abschnitt 7.4). In Abschnitt 7.6 www.be.ch/wirtschaftsdaten. wird das Image des Kantons dargestellt. Anschliessend werden wichtige staatliche Die Analyse geht zuerst auf die volkswirt- Leistungen und die Strukturen analysiert schaftliche Struktur des Kantons ein (Ab- (Abschnitte 7.7.1 bis 7.7.5). 33
  • 34. Wirtschaftsstrategie 2025 7.3. Volkswirtschaftliche Struktur des Kantons 7.3.1. Bruttoinlandprodukt und verfügbares Einkommen Kernaussagen Das Bruttoinlandprodukt (BIP) pro Kopf bzw. pro Beschäftigtem ist unterdurchschnittlich. Die Entwicklung des BIP pro Kopf bzw. pro Beschäftigtem ist überdurchschnittlich. Das Wachstum des absoluten BIP ist unterdurchschnittlich. Das frei verfügbare Einkommen29 liegt im Durchschnitt. Kernaussagen im Vergleich + CH - klein Volkswirtschaftliche Bedeutung gross Handlungsbedarf Einflussmöglichkeiten klein mittel gross klein gross Einflussmöglichkeiten Die Entwicklung des Bruttoinlandprodukts lässt sich nur indirekt beeinflussen. Die Einflussmöglichkeiten werden bei den entsprechenden Faktoren dargestellt. 29 Das frei verfügbare Einkommen berücksichtigt neben der Steuerbelastung die Wohnkosten, die Sozialversiche- 34 rungsabgaben und die Krankenkassenprämien. Weitere Ausführungen am Ende dieses Abschnitts.
  • 35. Analyse Das Bruttoinlandprodukt (BIP)30 des Kan- misch reagiert als die Schweiz. Das Wachs- Hintergrund tons Bern belief sich im Jahr 2010 auf 57 tum der Berner Wirtschaft ist im konjunkturel- Milliarden Franken. Beim BIP pro Kopf31 len Aufschwung geringer als der Schweizer der Bevölkerung liegt der Kanton Bern mit Durchschnitt. In Krisensituationen reagiert 58’100 Franken unter dem Schweizer Mittel die Berner Wirtschaft meist etwas verzö- von 62’900 Franken. Von den Referenzkan- gert, aber nicht grundsätzlich anders als die tonen liegt einzig Zürich vor Bern – sowohl Schweiz. Über einen gesamten Konjunktur- absolut als auch pro Kopf. zyklus hinweg resultiert deshalb ein geringe- res Wachstum als im Schweizer Durchschnitt. Ein Vergleich des jährlichen Wachstums Ein wichtiger Grund für diese Entwicklung zeigt, dass der Kanton Bern weniger dyna- liegt in der Branchenstruktur des Kantons. BIP-Wachstum 4% CH 3% 2% BE 1% 0% -1 % -2 % 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Quelle: BAKBASEL Das durchschnittliche jährliche Wachs- Gallen wuchs gleich wie der Kanton Bern, tum zwischen 2000 und 2010 lag mit 1.4 die Waadt lag im Schweizer Durchschnitt, Prozent unter demjenigen der Schweiz Aargau und Zürich lagen darüber (1.7 %). (1.6 %). Die Kantone Waadt und Aargau lagen über dem bernischen Wert, St. Gal- Das durchschnittliche Wachstum pro len und Zürich darunter. Zürich litt stark un- Kopf der Bevölkerung lag 2000 bis 2010 ter der Wirtschaftskrise 2001-2003 sowie mit 1.0 Prozent deutlich über dem der unter der Finanzkrise 2008/2009. Eine Be- Schweiz (0.7 %) und der Referenzkantone. trachtung des durchschnittlichen Wachs- Dies ist jedoch nicht auf ein überdurch- tums über die vergangenen 30 Jahre schnittliches Wachstum des BIP zurückzu- zeigt ähnliche Resultate. Der Kanton Bern führen, sondern eine Folge des unterdurch- wuchs um 1.5 Prozent (CH: 1.6 %). St. schnittlichen Bevölkerungswachstums. 30 Bei den in der Wirtschaftsstrategie ausgewiesenen Grössen handelt es sich jeweils um reale (d.h. inflationsberei- nigte) Grössen. 31 Grössere Aussagekraft erlangt das BIP, wenn es ins Verhältnis zur Bevölkerung gesetzt wird. Das BIP pro Kopf der Bevölkerung ist ein Mass für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die Attraktivität eines Wirtschaftsstandorts. Es wächst, wenn die Zahl der Erwerbstätigen stärker zunimmt als die Gesamtbevölkerung oder wenn pro Er- werbstätigem eine höhere Wertschöpfung generiert wird, das heisst die vorhandene Arbeit produktiver eingesetzt wird. 35
  • 36. Wirtschaftsstrategie 2025 Das BIP pro Erwerbstätigem32 im Kanton kantonen liegt nur St. Gallen leicht hinter Bern ist mit 98’500 Franken geringer als im dem Kanton Bern. Die Entwicklung in den schweizerischen Durchschnitt (CH: 109’100 vergangenen zehn Jahren zeigt aber, dass Franken). Das ist ein Hinweis auf eine eher der Strukturwandel hin zu wertschöpfungs- wertschöpfungsschwache Branchenstruk- stärkeren Aktivitäten im Kanton Bern ausge- tur im Kanton Bern. Von den Referenz- prägter war als im Schweizer Durchschnitt. Entwicklung BIP pro 1.0 % Erwerbstätigem 0.8 % 0.6 % CH 0.4 % 0.2 % 0.0 % BE AG VD SG ZH Quelle: BAKBASEL Für die Beurteilung des Wohlstands ist das sind deutlich überdurchschnittlich, dage- frei verfügbare Einkommen33 von Bedeu- gen fallen die Fixkosten unterdurchschnitt- tung. Dieses berücksichtigt nicht nur die lich aus. Beim frei verfügbaren Einkommen Steuerbelastung, sondern alle gebundenen schneiden Stadtkantone und Kantone mit Ausgaben. Das frei verfügbare Einkommen starker Zentrumsfunktion schlechter ab als im Kanton Bern entspricht dem Schweizer die übrigen Kantone. Zürich und Waadt lie- Durchschnitt. Die obligatorischen Abgaben gen hinter, St. Gallen und Aargau vor Bern. Verfügbares Einkommen tiefe oblig. Abgaben Fixkosten hohe oblig. Abgaben nach Ausgabenkompo- hohe Fixkosten GE hohe Fixkosten nenten, 2011 ZG BS ZH SZ VD NW CH BL oblig. Abgaben GR LU TI OW AG BE AI SG FR UR TG NE SO VS GL AR SH Quelle: Credit Suisse Eco- nomic Research, eigene tiefe oblig. Abgaben hohe oblig. Abgaben Darstellung tiefe Fixkosten JU tiefe Fixkosten Obligatorische Abgaben: Einkommens- und Vermögenssteuern, Sozialabgaben, Krankenversicherungsprämien Fixkosten: Wohnkosten, Nebenkosten, Gebühren für Wasser, Abwasser und Abfall 32 Das BIP pro Erwerbstätigem ist ein Indikator für die Produktivität. Eine gesamtwirtschaftliche Betrachtung ermög- licht Rückschlüsse auf die Wertschöpfungsstärke bzw. Produktivität der Branchenstruktur. Aussagen zu Produkti- vitätsunterschieden innerhalb bestimmter Branchen sind nicht möglich. 33 Frei verfügbares Einkommen nach der Definition von Credit Suisse: Bruttoeinkommen abzüglich Steuern, Sozialab- 36 gaben, BVG, Krankenkasse, Wohnkosten inkl. Nebenkosten und Pendlerkosten.
  • 37. Analyse 37