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Thomas Hummel, Janine Martin: Kulturtourismus – ein Boombereich. Steigerung der Attraktivität einer Region durch Kultur am Beispiel Usedom
1. Best Practice J 1.5
Beispiele aus den Kultursparten
Kulturtourismus – ein Boombereich
Steigerung der Attraktivität einer Region
durch Kultur am Beispiel Usedom
Thomas Hummel, Janine Martin
Kulturtourismus wird sich in Deutschland in absehbarer Zeit zu einem Wirtschaftsfaktor von hoher
Bedeutung weiterentwickeln. In dieser Einschätzung stimmt die Expertenmeinung überein. Dies
gilt gleichermaßen für den Tagestourismus als auch für längere Bildungsreisen. Dass große Städte
und prominente Regionen bereits heute davon profitieren, dokumentieren zahlreiche Kulturwirt-
schaftsberichte. Jedoch bietet Kulturtourismus auch strukturschwächeren Regionen die Chance zu
wirtschaftlicher Prosperität. Ein Beispiel dafür ist das „Usedomer Musikfestival“.
Gliederung Seite
1. Einleitung 2
2. Die Region Insel Usedom 2
2.1 Die soziographische und wirtschaftliche Infrastruktur 2
2.2 Die Entwicklung der kulturellen Infrastruktur 3
3. Entstehung und Entwicklung des Usedomer Musikfestivals 5
4. Auswertung der Publikumsumfrage 2007 8
5. Positive Effekte des Usedomer Musikfestivals 10
5.1 Aspekte für den Tourismus 10
5.2 Aspekte für Besucher 11
5.3 Aspekte für Einheimische 13
6. Zukunftstendenzen 14
7. Schlussbetrachtung 17
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2. J 1.5 Best Practice
Beispiele aus den Kultursparten
1. Einleitung
Die Insel Usedom, im äußersten Nordosten Deutschlands an der Gren-
ze zu Polen gelegen, gilt als eine der beliebtesten Urlaubsregionen
innerhalb Deutschlands. Jährlich steigende Besucherzahlen zeugen
von der Attraktivität der Region, die sich seit der deutschen Wieder-
vereinigung stetig weiterentwickelt und mit rund 4 Millionen Über-
nachtungen im Jahr 2006 längst aus dem Schatten der Urlaubsgebiete
an der Nordseeküste herausgetreten ist. Die einzigartige historische
Bäderarchitektur der Seebäder Usedoms erstrahlt längst wieder in
neuem Glanz und gilt weithin als Markenzeichen der ehemaligen Ba-
dewanne Berlins, wie Usedom auch genannt wird.
Doch auch die Insel Usedom steht im harten Wettbewerb der Destina-
tionen und muss verstärkt um Besucher werben. 42 Kilometer weißer
Sandstrand und die mit 1906 Stunden längste Sonnenscheindauer
bundesweit reichen in Zeiten von Billigfliegern und Pauschalangebo-
ten nicht mehr aus. Einer der Bereiche, mit dem zusätzliche Anreize
für einen Urlaub in der Region geschaffen werden, ist die Kultur.
2. Die Region Insel Usedom
2.1 Die soziographische und wirtschaftliche
Infrastruktur
Die Insel Usedom erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 445 km²
und ist damit nach Rügen die zweitgrößte Insel Deutschlands. Insge-
samt leben ca. 76.500 Menschen auf Usedom, davon 31.500 auf der
deutschen und 45.000 auf der polnischen Seite.
Grundlegender Wie auch in anderen Regionen der neuen Bundesländer hat nach der
Strukturwandel deutschen Wiedervereinigung ein grundlegender Strukturwandel auf
der Insel Usedom stattgefunden, der nahezu alle Bereiche umfasst.
Die Bevölkerungsstruktur ist vor allem durch eine zunehmende Alte-
rung der auf Usedom lebenden Menschen geprägt. Diese Alterung hat
drei Ursachen: (1) Im Jahr 2006 beispielsweise standen 1.220 Todes-
fällen rund 721 Geburten gegenüber1; (b) im Jahre 2006 wanderten
rund 6.400 Personen, vor allem jüngere Menschen, in die alten Bun-
desländer ab; (c) ebenfalls in 2006 zogen rund 5.860 Personen, vor
allem ältere Menschen, nach Usedom, da sie dorthin ihren Alters- oder
Zweitwohnsitz verlegen. Diese Entwicklung hält seit 1990 stetig an
und hat einen sehr wesentlichen Einfluss auf die wirtschaftliche und
kulturelle Entwicklung der Region.
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3. Best Practice J 1.5
Beispiele aus den Kultursparten
Laut Tourismuskonzept Usedom 2015 wird der Tourismus insgesamt Tourismus Usedom
55 Prozent zum Volkseinkommen beitragen.2 Zahlreiche Untersu- 2015: 55 %
chungen belegen stetige Zuwächse bei Gästezahlen, Übernachtungen des Volkseinkommens
und Bettenkapazitäten. Mit rund 4,2 Millionen Übernachtungen ver-
zeichnete die Region Ostvorpommern eine Steigerung von 6,8 Prozent
gegenüber 2006.3 Bisher beschränkt sich der Tourismus allerdings
größtenteils auf die Sommermonate, da sich das Urlauberinteresse auf
Sonne, Strand und Meer konzentriert. Jedoch ist die Schaffung neuer
Anreize und Reisegründe von existenzieller Bedeutung für eine er-
folgreiche Entwicklung der Region.
Die Bevölkerungsstruktur der Bundesrepublik zwingt insgesamt zum
Umdenken. Die Reisenden werden zunehmend älter und entwickeln
anspruchsvollere Bedürfnisse, denen eine Urlaubsregion entsprechen
muss. Die Region Insel Usedom reagiert auf diese Entwicklung mit
der Entwicklung serviceorientierter Tourismus-Angebote, wie z. B.
Wellness, Gastronomie und Kultur.
Hinweis
Die Reisenden werden zunehmend älter und entwickeln anspruchs-
vollere Bedürfnisse. Diesen muss eine Urlaubsregion entsprechen.
2.2 Die Entwicklung der kulturellen Infrastruktur
Seit 1990 hat sich, nicht zuletzt aufgrund des wirtschaftlichen Drucks,
auf der Insel Usedom eine vielfältige kulturelle Landschaft entwickelt.
Sie erstreckt sich von bildender Kunst und Architektur bis hin zu klas-
sischer Musik und Theater. Typisch für die Region ist dabei, dass sich
die Angebote fast ausschließlich an auswärtige Besucher richten und
stark kommerziell orientiert sind. Der Grund: Die Sommeraktivitäten
müssen in den meisten Fällen das restliche Jahr finanzieren.
Der überwiegende Teil der kulturellen Angebote hat sich erst Ende der
90er Jahre auf Usedom etabliert. Auch von Seiten der Tourismustrei-
benden wurde der Kultur erst nach der Wiedervereinigung verstärktes
Interesse entgegengebracht. Den Ostseeurlaubern sollte ein umfassen-
des, auch wetterunabhängiges Rahmenprogramm geboten werden.
Das kulturelle Angebot auf der Insel Usedom kann drei Kategorien Drei Kategorien des
zugeordnet werden: kulturellen Angebots
1. Für eine kulturelle Grundversorgung müssen Orte aufgrund ihrer
Betitelung als Seebäder bzw. Seeheilbäder, die ein bestimmtes
Angebot an Veranstaltungen für den Besucher bereithalten muss.
Grund dafür sind die Verpflichtungen, welche die Orte aufgrund
ihrer Betitelung als Seebäder bzw. Seeheilbäder erfüllen müssen.
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4. J 1.5 Best Practice
Beispiele aus den Kultursparten
Für die eingenommene Kurtaxe, die jeder Besucher pro Übernach-
tung zu entrichten hat, steht ihm eine kulturelle Gegenleistung zu,
die meist in Form von kleinen Open-Air-Konzerten, Ausstellungen,
Vorträgen zur Regionalgeschichte, Ortsführungen o. ä. erbracht
wird.
2. Die zweite Kategorie der Kulturangebote bilden die ganzjährig
feststehenden Einrichtungen, von denen viele erst nach der Wie-
dervereinigung geschaffen oder zu neuer Blüte gebracht wurden.
Dazu gehören Museen, Galerien, Ateliers und Theater. Wichtigstes
Museum der Insel Usedom ist das Historisch-Technische Informa-
tionszentrum Peenemünde, das sich aus der ehemaligen Heeresver-
suchsanstalt entwickelt hat, in der Wernher von Braun während des
2. Weltkrieges seine Raketenexperimente durchführte. Nachdem
das zugehörige Kraftwerk noch bis 1990 zur Energiegewinnung
genutzt wurde, dient das Gelände heute der Auseinandersetzung
mit der deutschen Vergangenheit und den Verbrechen der National-
sozialisten. Außerdem werden die Örtlichkeiten zunehmend auch
für Kulturveranstaltungen, z.B. Theateraufführungen und Sinfonie-
konzerte, genutzt. Auch sie tragen zur positiven kulturellen Ent-
wicklung der Region bei. Von nicht geringerer Bedeutung ist das
Gedenkatelier Otto Niemeyer-Holstein, das schon 1985 im Wohn-
haus des berühmten Malers eingerichtet wurde und sich seit Jahren
anhaltender Beliebtheit erfreut.
Die Theaterlandschaft der Insel wurde erst in den 90er Jahren
durch die Vorpommersche Landesbühne geschaffen, die zwei neue
Spielstätten einrichtete. Das Chapeau Rouge wurde 1993 in He-
ringsdorf eröffnet und bietet alljährlich in den Sommermonaten vor
allem leichte Unterhaltungskost, die Blechbüchse in Zinnowitz
folgte 1997 mit ganzjährigem Spielbetrieb und präsentiert neben
eigenen Inszenierungen auch Konzerte, Lesungen und Gastspiele.
Angeschlossen ist seit 2000 die Theaterakademie Vorpommern, die
als staatliche Berufsfachschule Schauspieler ausbildet.
3. Die dritte Kategorie, der auch das Usedomer Musikfestival ange-
hört, bilden die saisonalen Veranstaltungen mit Eventcharakter.
Neben dem Musikfestival zählt die Modeshow „Usedom Baltic
Fashion Award“ zu den Events mit überregionaler Reichweite. Der
Wettbewerb, der vor allem Nachwuchsdesigner aus den Baltischen
Staaten präsentiert, findet jährlich zweimal, im Frühling und im
Herbst, statt. Darüber hinaus gibt es ein buntes Spektrum kleinerer
Veranstaltungen, die verschiedene Zielgruppen bedienen und sich
über den Zeitraum von Mai bis August erstrecken. Dazu gehören
u.a. das Usedomer Jazzfestival, ein Kleinkunstfestival, die Veran-
staltungsreihe „Klassik am Meer“ mit Theaterinszenierungen in der
Evangelischen Kirche Koserow und seit 2007 auch eine inselweite
Museumsnacht.
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