Vorstellung des OECD Rentenberichts Pensions at a Glance 2019
Monika Queisser, Leiterin der Abteilung Sozialpolitik
und
Christian Geppert, Ökonom Renten und Alterung
Berlin, 26. November 2019
1. Vorstellung des OECD
Rentenberichts
Pensions at a Glance 2019
Monika Queisser, Leiterin der Abteilung Sozialpolitik
Christian Geppert, Ökonom Renten und Alterung
OECD
Berlin, 26.11.2019
2. Neu in dieser Ausgabe
• Zwei Themenbereiche im Fokus
– Rentenreformen zwischen September 2017 und
September 2019 (Kapitel 1)
– Rentenabsicherung bei atypischen
Beschäftigungsverhältnissen (Kapitel 2-3)
• Welche Berufsgruppen haben keine ausreichende
Rentenabsicherung?
• Welche alternativen Systeme existieren in OECD-Ländern?
• Aktualisierung der Rentenmodelle auf Stand von 2018
• Projektionen von Ersatzraten nun auch für unterbrochene
Erwerbsbiographien
• Vielzahl weiterer Indikatoren für OECD- und G20-Länder
• Länderprofile verfügbar online über http://oe.cd/pag
2
3. Rentenreformen 2017-19 in OECD-Ländern
• Rücknahme/Abmilderung früherer ambitionierter Reformen:
Rentenalter (ITA, NLD, SVK), Nachhaltigkeitsfaktor (ESP)
• Automatische Anpassungsmechanismen an den
demografischen Wandel dabei
zurückgenommen/abgeschwächt trotz zunehmender Alterung
• Schon in den Jahren zuvor ähnliche Reformrücknahmen in
CAN, CZE, POL
• Ansonsten eher parametrische Reformen: 4 Länder änderten
Beitragssätze, 5 veränderten
Mindestrenten/armutsvermeidende Leistungen,…
• Deutschland sehr aktiv: Rentenaufbesserung bei Midi-Jobbern
und gleichzeitige Ausweitung des Geltungsbereichs von 850
auf 1300 EUR, doppelte Haltelinie, kürzlich
Koalitionsvereinbarung zur “Grundrente”
3
4. Gesetzliches Rentenalter steigt in mehr als der
Hälfte der OECD-Länder
4
Hinweis: “Future” bezieht sich auf die Generation, die 2018 im Alter von 22 in den Arbeitsmarkt eintritt.
Quelle: Abb. 4.6
55
57
59
61
63
65
67
69
71
73
75
Future Current (2018) OECD: future OECD: current
DEU: 65.5 in 2018, 67 ab 2031, OECD: 64.2 in 2018, 66.1 in ca. 2065 (Frauen: 63.5 65.7)
Für ununterbrochene Beitragskarriere nach Arbeitsbeginn im Alter 22, Männer
5. Deutschland ist Spitzenreiter beim Zuwachs der
Beschäftigungsraten Älterer (55-64 Jahre)
5Quelle: Abb. 1.8 basierend auf Daten der OECD Labour Market Statistics-Datenbank.
-10
-5
0
5
10
15
20
25
30
35
55-64 25-54
Zuwachs zwischen 2000 und 2018 in Prozentpunkten
7. Nettoersatzraten (%, ohne Zusatzvorsorge) unter
dem OECD-Schnitt…
7
Hinweis: Rentenalter in Klammern. Für ununterbrochene Karriere ab Beschäftigungsbeginn im Alter 22 in 2018, Durchschnittslohn.
Quelle: Abb. 5.4.
0
25
50
75
100
DEU: 51.9 % (Alter 67), OECD: 58.6 % (Alter 66.1)
8. …..insbesondere für Geringverdiener
(mit 50% des Durchschnittslohns)
8
0
25
50
75
100
125
Low earners High earners
Für Geringverdiener: DEU: 56.1 % (Alter 67), OECD: 68.3 % (Alter 66.1)
Hinweis: Rentenalter in Klammern. Für ununterbrochene Karriere ab Beschäftigungsbeginn im Alter 22 in 2018, 50 % des
Durchschnittslohns.
Quelle: Abb. 5.5.
9. Hinweis: Für ununterbrochene Karriere ab Beschäftigungsbeginn im Alter 20 in 2016 bis Rentenalter 65, Durchschnittslohn.
Quelle: Abb. 1.17 basierend auf OECD (2019), Will Future Pensioners Work for Longer and Retire on Less?, Policy Brief on Pensions, OECD Publishing.
Ersatzraten sinken in Zukunft im Vergleich zur
Jahrtausendwende
9
-40
-30
-20
-10
0
10
20
30
40
-73
Veränderung der Bruttoersatzrate zwischen der 1940er und der 1996er Generation in
Prozentpunkten, Durchschnittsverdiener
10. Atypische Beschäftigungsverhältnisse in OECD-
Ländern
• Verschiedene Formen:
– Selbständigkeit
– Teilzeitarbeit
– befristete Verträge
– Plattformarbeit
• Machen heute schon mehr als ein Drittel der
Beschäftigten aus
• Teilzeitarbeit ist dreimal so häufig bei Frauen wie bei
Männern und steigt mit Alter
• Selbstständigkeit liegt fast doppelt so häufig bei Männern
vor und ist besonders verbreitet bei den Älteren
10
11. Viele Beschäftige arbeiten Teilzeit,
vor allem Frauen
11
Anteil von Teilzeitbeschäftigten an Gesamtbeschäftigten 2017,
geschlechterspezifische Rate, alle Alter
Hinweis: Teilzeitarbeit liegt vor bei weniger als 30 Wochenarbeitsstunden.
Quelle: OECD (2019) – Part-time and partly equal, basierend auf Daten der OECD Employment database.
12. Rentenlücke zwischen Frauen und Männern:
Deutschland ist Schlusslicht
12Quelle: Abb. 1.6 basierend auf EU-SILC-Daten von 2016.
0%
10%
20%
30%
40%
50%
DEU: 46 %, OECD27: 25 %
13. Atypische Beschäftigung kann zu höherer
(Alters)armut führen
13
Armutsraten von Haushalten in diversen Beschäftigungsarten, 2012 oder jüngste Daten
Source: OECD In it Together – Why Less Inequality Benefits All
14. Besonders große Absicherungslücke für
Selbstständige in Deutschland
14
Hinweis: Die Einteilung in Selbständige und Arbeitnehmer basiert darauf, wo der längere Teil des Arbeitslebens verbracht wurde. Quelle: Abbildung
2.6 basierend auf Daten aus Pettinicchi u. Börsch-Supan (2019).
Geringes Rentenniveau und -verbreitung bei vorwiegend Selbstständigen
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Germany France OECD15 Austria SwitzerlandDenmark
Panel A: Gesetzliches Rentenniveau der
Selbständigen im Vergleich zu Angestellten,
Median
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Germany Switzerland Denmark Israel Sweden
Panel B: Abdeckungsgrad bei Betriebsrenten
Selbstständige in Rente Angestellte in Rente
15. Selbstständige bekommen geringere gesetzliche
Rente als Arbeitnehmer mit gleicher Karriere
15
0%
20%
40%
60%
80%
100%
120%
Hinweis: Theoretische Renten eines Selbständigen im Verhältnis zu einem Arbeitnehmer, der sowohl ein zu versteuerndes Einkommen (Nettoeinkommen oder Nettolohn vor Steuern) in
Höhe des durchschnittlichen Nettolohns vor Steuern hat, für Personen mit einer vollen Karriere ab dem 22. Lebensjahr im Jahr 2018, die nur den Betrag beisteuern, der (quasi)
obligatorisch für Renten ist.
Quelle: OECD Rentenmodell, siehe Abb. 2.13.
Gesetzliches Renteneinkommen eines Selbständigen in % der Rente eines Arbeitnehmers mit
gleicher ununterbrochener Karriere, Arbeitsbeginn mit 22 in 2018, Durchschnittslohn
16. Quelle: Abb. 2.12.
In vielen Ländern sind Selbstständige durch
gesetzliche Rente abgedeckt, aber oft zu
geringeren Beiträgen
16
Mandatory or quasi-mandatorycontributionsto earnings-related schemes
Mandatory
contributionsto basic
pensions only
No mandatory
pension
contributions
Employee-like
Reduced
contribution rate
Only flat-rate
contributions
mandatory
Regular contributions
mandatory only above
income threshold
Canada Austria Poland Austria Ireland* Australia
Czech Republic Belgium Spain Chile Japan Denmark
Estonia France Turkey Ireland Netherlands Germany
Greece Chile Finland United Kingdom* Mexico
Hungary** Iceland Latvia
Korea Israel Slovak Republic
Lithuania** Italy Turkey
Luxembourg Latvia
Slovenia** Norway
United States Portugal
Sweden
Switzerland
17. Rentenpolitische Herausforderungen
• Selbständige:
– Wer zahlt Arbeitgeberbeitrag? In 15 Ländern der Selbstständige selber,
geringere Rate in anderen Ländern, aber auch Arbeitgeberbeteiligung
(Künstlersozialkasse oder ein überwiegender Klient: Portugal)
– Vereinheitlichung der Beitragsbemessungsgrundlage schwierig, aber:
Schweden zieht zu versteuerndes Einkommen heran
• Teilzeit und vorübergehende Arbeit: Viele Länder schreiben keine
Mindeststunden oder –einkommen vor
• Viele OECD-Länder haben weitgehend vereinheitlichte Systeme
für Arbeitnehmer, Selbstständige und Beamte
– Beseitigt Ungleichheiten bei der sozialen Sicherung
– Vergrößert Pool an Versicherten zur Risikoteilung
– Erhöht Flexibilität beim Jobwechsel
– Frankreich ist im Prozess sein Rentensystem zu vereinheitlichen und dabei
auch die freien Berufe mit einzubeziehen
17
18. Kontakt
Pensions at a Glance 2019
OECD and G20 INDICATORS
Veröffentlichung am 27. November 2019
Monika.Queisser@oecd.org
Christian.Geppert@oecd.org
http://oe.cd/pag
TWITTER: @OECD_Social