1. Presseinformation
Dornbirn, November 2010
MAXXI in Rom
Dynamische Raumskulptur
B1 I Mit seiner expressiven Formensprache bricht der Baukörper des MAXXI aus dem orthogonalen
städtebaulichen Raster aus. Der Bezug zum Quartier bleibt durch die moderate Höhenentwicklung jedoch
erhalten.
Italiens erstes nationales Museum für Gegen- große Skulptur mit nuancenreichem Licht- und
wartskunst ist eine expressive Architekturs- Schattenspiel wirkt das Sichtbetongebäude auf
kulptur. Zaha Hadid Architects haben mit dem dem weiten Vorplatz. Durch Einschnitte und
MAXXI, dem Museo nazionale delle arti del XXI Durchblicke zeichnet das Sonnenlicht helle
secolo, die Idee der „drift“, der fließenden For- Muster, Schattenlinien wandern über die Platz-
men und des sich Treibenlassens, in ein kraft- fläche, Innen und Außen sind auf subtile Wei-
volles Raumkontinuum umgesetzt. Tages- und se verknüpft. Als Vordächer leiten die auskra-
Kunstlicht unterstreichen dabei als Gestal- genden Baukörper den Besucher in das Foyer,
tungsmittel die Dynamik der Architektur. eine gebäudehohe Halle, durchzogen von sich
kreuzenden Treppen und Stegen – ein Piranesi-
Auf dem Areal ehemaliger Militärbaracken am hafter Raum aus hellem Beton und schwarzem
Nordrand der Innenstadt, zwischen Tiber- Stahl. Die dynamische Treppenskulptur ver-
schleife, Wohngebiet und Lagerhallen, fällt bindet nicht nur die fünf Ausstellungsebenen,
der lichtgraue Baukörper des MAXXI schon sondern inszeniert auch den Bewegungsfluss
von Weitem ins Auge. Seine geschwungenen, durch die „vertikale Piazza“. Natürliches Licht
sich überlagernden Formen brechen aus dem flutet vom Glasdach bis zum Boden, fein austa-
orthogonalen städtebaulichen Raster aus und riert von einer speziell entwickelten Lichtdecke,
ziehen die Besucher fast magisch an. Wie eine in die auch eine indirekte, bei Bedarf zuschalt-
2. bare Beleuchtung aus Leuchtstofflampen inte- Entsprechend differenziert ist das Lichtkonzept.
griert ist. Dieses kombinierte System sorgt für Die Hauptrolle spielt, wie in der Treppenhalle,
eine homogene Grundbeleuchtung. Daneben das natürliche Licht, das die fast atelierähn-
setzen die Architekten Kunstlicht bewusst als liche Atmosphäre der Oberlichtsäle prägt. „Wir
Gestaltungsmittel ein: „In der Halle haben wir wollten so viel natürliches Licht wie möglich zur
das Licht inszeniert. Alle Leuchten sind in die Verfügung stellen, da auch die meisten Kunst-
architektonischen Elemente integriert, sie beto- werke unter Tageslichtbedingungen entstehen,
nen als lineare Strukturen die Dynamik der We- und so Farben und Oberflächen naturgetreu
geführung“, erläutert der Projektarchitekt Gi- wahrgenommen werden. Zugleich war es uns
anluca Racana das Konzept. Gleichsam selbst wichtig, mit Kunstlicht optimale Bedingungen
zum Lichtträger werden so die Treppen und zu schaffen“, so Gianluca Racana. Dafür sorgen
Stege, die sich an die Wände schmiegen oder die komplexen Lichtdecken. In die schmalen
frei und luftig durch den Raum spannen. Wie Dachträger – mit Betonelementen verkleidete
Leuchtkästen wirken ihre transluzent schim- Stahlfachwerkträger – sind alle technischen
mernden Unterseiten, die mit Leuchtstofflam- Elemente integriert: sie tragen die außen liegen-
pen hinter lichtstreuender Folie und Acrylglas den Gitterroste, die als Sonnenschutz und zur
bestückt sind. Lichtstreuung dienen, die beiden Glasebenen
und die Verdunkelungsrollos. Auf beiden Seiten
In den Ausstellungssälen setzen sich die Groß- der Rippenträger sind über die gesamte Länge
zügigkeit der Eingangshalle, ihre fließenden Li- dimmbare Leuchtstofflampen hinter lichtstreu-
nien und räumliche Dynamik fort. Mit geraden, endem transluzentem Acrylglas eingebaut, die
gebogenen, geneigten Wänden, mit Gängen, für eine gleichmäßige Allgemeinbeleuchtung
Rampen und Terrassen entwickeln sich die sorgen. Lamellen aus Aluminium dienen als
Raumfolgen so überraschend wie vielschichtig. Sonnenblenden, je nach Sonnenstand und
Manche Galeriebereiche sind introvertiert, an- gewünschter Beleuchtungssituation reguliert
dere öffnen sich mit wandgroßen Glasflächen von dem intelligenten Lichtmanagementsystem
nach außen. Die Säle verlaufen parallel, kreuzen Luxmate Litenet, das auch die Lichtleistung der
sich, verschränken sich, bilden kaskadenartige Leuchten steuert. So ist gewährleistet, dass,
Ebenen, mäandern in verschiedene Richtungen in Abhängigkeit vom Tageslicht, die Mischung
weiter, um dann wieder aufeinanderzutref- aus natürlichem und künstlichem Licht optimal
fen. Als Besucher lässt man sich gerne durch angepasst werden kann. An dem in der Träger-
dieses fließende Raumkontinuum treiben, driftet unterseite integrierten Schienensystem können
entspannt durch die großzügige Ausstellungs- weitere Strahler für die Akzentbeleuchtung,
landschaft. Anstelle klassischer Kabinette bie- aber auch Beamer und leichte Trennwände
ten sich den Kuratoren vielfältig bespielbare Flä- montiert werden.
chen, insgesamt 10 000 m2 für zeitgenössische
Kunstwerke unterschiedlichster Medien. Zaha Auch im Außenraum ist die Lichtgestaltung de-
Hadids komplexe Raumkomposition hinterfragt tailgenau auf die Architektur abgestimmt. Die
die Idee traditioneller Ausstellungsräume und atmosphärische Beleuchtung hebt das MAXXI
die Neutralität des „white cube“. Stattdessen zum einen als neuen Stadtbaustein hervor, zum
ermöglicht das MAXXI, Kunst im Dialog mit der anderen betont die Lichtführung die Vernetzung
Architektur auf eine neue Art zu inszenieren mit dem bestehenden Quartier.
und zu erleben, mit reizvollen Querbezügen und
Assoziationen.
3. B2 I Das sanfte Licht strahlt nicht nur nach unten, sondern diffundiert durch die Gitteroste der Stufen und
Stege auch nach oben. Verdeckt in den Handläufen angeordnete Lichtbänder begleiten als indirekte Be-
leuchtung die Treppen.
4. Projektinformation MAXXI, Rom/I
Bauherr: Italienisches Kultusministerium, Rom/I
Architektur: Zaha Hadid Architects, Zaha Hadid und Patrik
Schumacher, London/UK
Lichtplanung: Equation Lighting, London/UK
Elektroplanung: Max Fordham and Partners, OK Design Group,
London/UK
Elektroinstallation: Ciel Spa, Rom/I
Lichtlösung: Zumtobel
Lichtbandsystem Tecton, Strahler Vivo L, Downlights
Panos, Lichtmanagementsystem Luxmate Litenet
B3 I Engbündelnde Spots inszenieren die Skulpturen und hauchen ihnen durch das Spiel aus Licht und
Schatten Leben ein.
5. B4 I Die ungewöhnliche Untersicht der parallelen Dachträger charakterisiert die Säle. Sie wirken mehr wie
Lofts denn wie museale Räume. Das klare Licht der Leuchtstofflampen unterstreicht diesen Charakter.
B5 I Die Beleuchtung ist als durchgehendes Lichtband in die Decke integriert und dient auch zur gleichmä-
ßigen Ausleuchtung der Wände.
6. B6 I In die komplexen Lichtdecken sind alle technischen Elemente integriert.
Hinter dem lichtstreuenden transluzenten Acrylglas liegen Lichtbänder mit
dimmbaren Leuchtstofflampen für die Allgemeinbeleuchtung. Spots sorgen für
eine zusätzliche Akzentbeleuchtung.
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