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Biedermeier
Von 1815-1848 in den Ländern des deutschen Bundes. Dieses Zeit beschreibt auch die
staatspolitische Entwicklung nach dem Ende der napoleonischen Zeit und die damit verknüpfte
Restauration (=Wiederherstellen alter politischer Systeme vor der Revolution). Beim Biedermeier zieht
sich das Bürgertum in die eigenen 4 Wände zurück um der staatlichen Kontrolle und Zensur zu
entkommen. Das private Glück zuhause stand im Vordergrund und Theater, Kaffeehäuser und
Heurigen lebten auf. Dies beeinflusste Mode, Innenarchitektur, Literatur und Musik, das Biedermeier
wurde nach Gottlieb Biedermaier benannt.
Die Bildende Kunst im Biedermeier zeichnet sich vor allem durch Landschaftsmalereien und Porträts
aus. Die Bilder wurden „Pseudorealistisch“ und idealisiert und verbessert, oft sahen die Porträts aus
wie Fotografien, die Aquarelltechnik war sehr beliebt im Biedermeier. Wichtige Bildnerische Künstler
des Biedermeier sind: Moritz von Schwind, Friedrich Gauermann, Eduard Gärtner,…
Auch die Musik wurde im Biedermeier durch das Bürgertum geprägt. Die Hausmusik erlangte große
Bedeutung und in beinahe jedem Wohnzimmer stand nun ein Klavier. Es wurden vor allem heitere und
leichte Stücke gespielt und die Musikbranche boomte. Das Biedermeier ist auch die Zeit des Walzers,
dessen Hochburg natürlich Wien war. Wichtige Musiker und Komponisten des Biedermeiers waren vor
allem Robert Schumann, Franz Schubert, Johann Strauß (Vater),…
Kennzeichen des Biedermeier in der Literatur ist die Betonung von Ruhe, Ordnung, bürgerlicher
Beschaulichkeit, Bescheidenheit, Mäßigung und des Leisen, Unscheinbaren; das Dämonische wird
vermieden. Demzufolge werden kleinere Formen bevorzugt, wie etwa Ballade, Roman, Skizze oder
Novelle. Bedeutende Schriftsteller des Biedermeier sind Franz Grillparzer, Karl Leberecht
Immermann, Wilhelm Müller, Johann Nepomuk Nestroy, Ferdinand Raimund und Leopold Schefer.
Johann Nestroy
Johann Nestroy (1801 – 1862) war ein österreichischer Schauspieler, Sänger, Dramatiker und
Satiriker. Sein Werk ist der literarische Höhepunkt des Alt-Wiener Volkstheaters. Wurde in einer
angesehenen Wiener Bürgerfamilie geboren, begann erst Philosophie und dann Jura zu studieren
begann dann seine Karriere jedoch als Bassist und später wurde er Opernsänger und trat auch in
verschiedenen Wiener Theatern auf. In vielen seiner Stücke gab es Gesangsstücke, sogenannte
Couplets welche mit einer eingängigen Melodie und einfachen Texten hauptsächlich dafür geschaffen
waren die allgegenwärtige Zensur zu umgehen. Von den Gesangsstellen wurden jedoch nur 2-3
Strophen niedergeschrieben, der Rest des Gesangs wurde je nach politischen Geschehen jeden
Abend verändert. Nestroys wichtigste Werke sind Zu ebener Erde und erster Stock, Der Talisman,
Einen Jux will er sich machen, …
Der Talisman
Der Talisman ist eine Posse mit Gesang in drei Aufzügen von Johann Nestroy. Die Uraufführung fand
am 16. Dezember 1840 im Theater an der Wien statt. Außerhalb Österreichs ist Der Talisman heute
das meistgespielte Werk Nestroys.
Titus wird wegen seiner roten Haare das Leben schwer gemacht, er bekommt keine Arbeit und wird
verspottet. Salome, einer Gänsehirtin geht es genauso. Als sie Titus kennen lernt, will sie ihm helfen.
Titus rettet Marquis, einen Friseur, vor seinem wild gewordenen Pferd. Dieser schenkt ihm als
Talisman eine schwarze Perücke.
Durch die Gärtnerin Flora lernt er Constantia kennen. Constantia, der Kammerfrau der Frau von
Cypressenburg gefällt der schwarzhaarige Jüngling. Sie nimmt ihn mit aufs Schloss und will ihn der
gnädigen Frau vorstellen. Während Titus wartet, kommt Marquis, der Frisör der gnädigen Frau, ins
Zimmer und sagt, er soll die Finger von seiner Constantia lassen.
Beim Warten wird Titus müde, er setzt sich auf einen Stuhl und schläft ein.
Als der Marquis zurück kommt, nimmt er dem schlafenden Titus die Perücke weg.
Dieser wird durch laute Stimmen geweckt und als er bemerkt, dass er keine Perücke mehr hat, stürzt
er ins Friseurzimmer. Im Dunkeln sucht sich Titus schnell eine blonde Perücke und stellt sich dann der
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Frau von Cypressenburg vor.
Der gnädigen Frau gefällt der blonde Mann und sie stellt ihn als Sekretär ein und entlässt Flora,
Constantia und den Marquis auf Titus Rat hin. Als die Frau von Cypressenburg Titus bei einer Feier
ihren Gästen vorstellen will, kommen Flora, Constantia und der Marquis ins Zimmer und verraten
Titus. Dieser muss daraufhin seine Perücke abnehmen und wird wegen seiner roten Haare gefeuert.
Titus sieht eine graue Perücke, setzt sie auf und will das Schloss verlassen. Da trifft er auf seinen
Vetter, der seine grauen Haare sieht und ihm einen Teil seines Vermögen vererben will.
Plötzlich kommt Salome und sagt Titus, dass er die Perücke sofort zurückgeben soll. Sein Vetter ist
wütend als er merkt, dass Titus immer noch rote Haare hat. Als dann Titus freiwillig auf die Erbschaft
verzichten will, erkennt sein Vetter, dass Titus doch ein guter Mensch ist, trotz den roten Haaren.
Daraufhin nimmt Titus Salome in die Arme und will sie heiraten, da auch sie rote Haare hat und ihn so
akzeptiert wie er ist.
Dramagrundbegriffe und Dramaarten
Drama ist ein Oberbegriff für Texte mit verteilten Rollen. – Die Dramatik ist neben Epik und Lyrik eine
der drei grundlegenden dichterischen Gattungen. Das Hauptkennzeichen des Dramas nach
Aristoteles ist die Darstellung der Handlung durch Dialoge. Die Handlung eines Dramas ist häufig in
Akte und diese wiederum sind in Szenen oder Auftritte gegliedert. Wenn es mehrere Dekorationen pro
Akt gibt, gibt es manchmal eine zusätzliche Einteilung in Bilder. Das klassische französische Drama
(Racine, Corneille) teilt sich in fünf Akte.
Aristotelisches Drama: streng gebaute, klassische Form des Dramas
Botenbericht: dramaturgisches Hilfsmittel, um Ereignisse, deren Darstellung den
Zusammenhang der Handlung gefährden oder die bühnentechnischen
Voraussetzungen übersteigen würden, in Form eines Erzählberichts
Charakter: Bezeichnung für in der Dichtung vorkommende, der Wirklichkeit nachgebildete
oder fingierte Figuren
Drama: neben Lyrik und Epik eine der drei literarischen Großformen; wird bestimmt
durch Darstellung einer meist in sich geschlossenen und sich auf Monolog und
Dialog stützenden Handlung, die auf einer Bühne szenisch präsentiert wird
Schauspiel: allgemein als Oberbegriff für Trauerspiel und Lustspiel
Akt: in sich einheitlicher und geschlossener Abschnitt eines Dramas
Zieldrama: Drama, das auf Katastrophe/Auflösung am Ende des Stücks hinzielt
Tragikkomödie: dramatische Form, in der Tragik und Komik vermischt werden, um die
Doppelgesichtigkeit des menschlichen Lebens und der Welt zu verdeutlichen
Trauerspiel: im allgemeinen Sprachgebrauch gleichbedeutend mit Tragödie
Auftritt: Erscheinen der Schauspieler auf der Bühne
Chor: Gruppe von Personen, die durch Zusammenklang ihrer Stimmen eine Einheit
bilden und die Handlung wertend, betrachtend oder (voraus-)deutend begleitet
Drei Einheiten: mit Bezug auf Aristoteles von frz. Klassizismus geforderter innerer
Zusammenhalt des Dramas durch:
Einheit der Handlung: vollständige Handlung mit Anfang und Ende ohne
Abschweifungen
Einheit des Ortes: gleichbleibender Spielort
Einheit der Zeit: 24 Stunden als Zeitvorgabe für gesamte Handlung
Exposition: meist im 1. Akt stattfindende Einführung in Ort, Zeit, Personen,
Ausgangssituation zur Klärung der Voraussetzungen der Handlung
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Tragödie: neben der Komödie wichtigste Form des Dramas, im allgemeinen
Sprachgebrauch gleichbedeutend mit Trauerspiel; sie gestaltet die
Unausweichlichkeit des Schicksals oder einer sittlichen Weltordnung,
dem ein menschliches Leben am Ende unterliegt; Themen sind immer
existentielle Grundfragen des Menschen; in der Antike besonders von
Aristoteles und später in der deutschen Klassik als streng aufgebautes
Drama mit Ständeklausel, drei Einheiten und Katharsis gefordert
Fallhöhe: dramaturgischer Begriff von Batteux und später Gottsched zur
Begründung der Ständeklausel; tragische Erschütterung der Zuschauer
überzeugender beim Scheitern einer Figur von hohem (meist
fürstlichem) Stand; Probleme der niederen Stände entbehren tragischer
Ausweglosigkeit, da sie sich meist durch menschliche Hilfe bewältigen
Ließen
Geschlossenes Drama: Bezeichnung für ein Drama, das streng nach den drei Einheiten
aufgebaut ist.
Katastrophe: Abschluss des Dramas mit Lösung des Konflikts zum Guten (Komödie) oder
zum Schlimmen (Tragödie)
Analytisches Drama: Drama, das Geschehnisse aus der Vergangenheit im Verlaufe der
Handlung aufdeckt
Regieanweisung: in den Dramentext eingefügte Bemerkungen des Dichters bezüglich
Bühnenaustattung, Mimik, Gestik, Sprechtempo, Musik, Auftreten und
Abtreten von Figuren
Katharis: Begriff aus der aristotelischen Poetik: Aufgabe der Tragödie bestimmt
als Erregung von Mitleid und Furcht und als Reinigung dieser
Eigenschaften oder als Reinigung des Zuschauers von diesen
Eigenschaften (Übersetzung umstritten)
Ständeklausel: Forderung vor allem der Poetik der Renaissance, nur Angehörige der
höheren Stände als Figuren in der Tragödie mitwirken zu lassen
(Grund: Fallhöhe); für den niederen bürgerlichen Stand ist Komödie
Vorgesehen
Szene: Bühne, Bestandteil des Aktes (Auftritt), allgemein: Vorgang auf der Bühne
Steigerung: Überleitung (Ende 1. Akt und 2. Akt) von der Exposition zum
Höhepunkt; enthält Andeutungen über Verwicklung der Handlung
Teichoskopie: (gr. „Mauerschau“) Ein auf der Bühne schwer oder gar nicht
darstellbares Ereignis, das sich zur selben Zeit zuträgt, wird aus der
Perspektive eines z. B. auf einer Mauer stehenden Beobachters
wiedergegeben; vergleichbar mit dem Botenbericht, Unterschied:
Botenbericht handelt von Vergangenem
Monolog: (aus gr. „allein“ + „Rede“) Selbstgespräch einer Figur, Gegensatz:
Dialog (Wechselrede)
Prolog: (gr. „Vorwort“, „Vorspruch“) Worte vom Dichter oder von Schauspielern
vor dem Beginn der eigentlichen Handlung
Peripetie: (gr. „plötzlicher Umschlag“) von Aristoteles eingeführter Begriff der
Poetik, bezeichnet im Drama den plötzlichen Umschwung im Schicksal
des Helden, findet als Höhepunkt zumeist im mittleren Akt statt, indem
es auf Exposition und steigende Handlung folgt und in die fallende
Handlung und schließlich in die Katastrophe mündet
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Offenes Drama: Drama, das die strenge Aufbauform des geschlossenen Dramas
missachtet, indem z. B. auf einen Handlungsschluss verzichtet wird
oder die Handlung auf mehrere Spielorte verteilt wird
Retardation: (frz. „Verzögerung“) Handlungsverzögerung, meist im 4. Akt als
Gegenstück zum erregenden Moment mit dem Ziel, einen anderen
Ausgang als den in der Peripetie angedeuteten aufzuzeigen, wirkt
Spannungssteigernd
Komödie: komisches Bühnenstück, das durch Entlarvung menschlicher
Unzulänglichkeiten Heiterkeit erzielt
Lustspiel: häufig gleichbedeutend mit Komödie, will aber nicht kritisch
Unzulänglichkeiten aufdecken, sondern versöhnlich stimmen; reines
Lachen und Heiterkeit als Ziel
Höhepunkt
Peripetie (Wendepunkt
Das erregende Moment Fallende Handlung
Handlung wird eingeleitet
Pyramidale
Struktur des
klassischen
Dramas
Exposition Schluss
Einführung, Vorgeschichte Katastrope
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