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Indirekte Rede
Die indirekte Rede im Deutschen funktioniert
total anders als in allen anderen Sprachen.
Normalerweise wird die direkte Rede einfach
eine Zeit zurück versetzt, um klar zu machen,
dass es sich nicht um direkte Rede handelt.
Wenn der Einleitungssatz im Präsens steht,
kann man im Spanischen oder Englischen
direkte und indirekte Rede nur an den
Personalpronomen unterscheiden, aber auch
das ist manchmal nicht möglich.
Im Deutschen ist es offiziell anders., denn dort
gibt es eine eigene Form für die indirekte Rede:
Konjunktiv I. Tatsächlich aber benutzen die
Deutschen die indirekte Rede nur noch korrekt,
wenn sie Nachrichten vorlesen – im Fernsehen
oder Radio – und vielleicht in juristischen
Texten. Ansonsten klingt es lächerlich, wenn
man die super korrekten Formen verwendet.
Bevor wir über den Konjunktiv I der indirekten Rede
sprechen, müssen wir den Konjunktiv II wiederholen:
Konjunktiv II benutzt man als Konditional oder als Irrealis:
Wenn ich Geld hätte, würde ich eine Weltreise machen.
Dabei gibt es hier zwei Formen:
a) Die traditionelle Form, die vom Präteritum abgeleitet ist,
und
b) die Ersatzform mit würde + Infinitiv.
Tatsächlich gibt es aber zu jedem Verb eine traditionell
gebildete Konjunktiv II-Form, die sich von der
Präteritumform ableitet, aber auch bei unregelmäßigen
Verben in der ersten und dritten Persona auf –e endet und,
wenn möglich, einen Umlaut bekommt:
Konjunktiv II
Wir halten also fest, dass die Umschreibung mit würde
+ Infinitiv eine Ersatzform ist, auch wenn sie heute
praktisch bei allen Verben angewendet wird, außer bei
sein, haben und bei den Modalverben. Man hört aber
bei besonders häufigen und unregelmäßigen Verben
auch oft: wenn er ginge, käme, gäbe, stünde, fände,
führe, spräche, äße, tränke, schriebe, läse, …
Wir kommen später auf den Konjunktiv II zurück. Jetzt
zum Konjunktiv I. Der leitet sich vom Infinitiv ab, was
bedeutet, dass alle Unregelmäßigkeiten wie ei, aä,
die es im Präsens gibt, verschwinden:
Konjunktiv I
j
Das Problem ist, dass viele Formen im Indikativ und im Konjunktiv
gleich sind, so dass man gar nichts unterscheiden kann.
Deshalb benutzt man dann den Konjunktiv II als
Ersatzform – aber den richtigen Konjunktiv II,
nicht die Ersatzform mit würde + Infinitiv, denn
das wäre die Ersatzform der Ersatzform.
Auch wenn der Konjunktiv II manchmal wie das Präteritum im
Indikativ klingt, so ist er doch immer anders als das Präsens im
Indikativ, so dass der Unterschied zur direkten Rede markiert ist.
Welche Konjunktiv I- Formen benutzt man denn wirklich? Gelb
bedeutet: Konjunktiv I ist klar, rote Buchstaben bedeuten:
Konjunktiv I ist vielleicht genug markiert, aber ich kann auch schon
die Ersatzform benutzen:
Indikativ und Konjunktiv I
Und wie sieht jetzt die indirekte Rede mit
einer Mischung von Konjunktiv I und
Konjunktiv II aus, also die Formen, die man
tatsächlich benutzen muss?
Sehr kompliziert, nicht wahr. Deshalb kommt
jetzt hier eine fiktive Rede, die wie in einer
Nachrichtensendung nach strengen
journalistischen Regeln in die indirekte Rede
gesetzt wird. Die entsprechenden Formen sind
farblich markiert:
grau = Indikativ,
gelb = Konjuktiv I,
rot = Konjunktiv II-Ersatzform
Der Bürgermeister eröffnete das neue
Schwimmbad mit den Worten: “Jetzt
haben wir eine Möglichkeit, uns
sportlich zu betätigen, und in Zukunft
werden alle Bürger dieser Stadt 5 kg
weniger wiegen!” Die Leute lachten:
“Aber Sie können doch selbst gar nicht
schwimmen!”- Der Bürgermeister
erwiderte: “Als Kind bekam ich jeden
Tag Schwimmunterricht, bis ich
schließlich nicht mehr untergegangen
bin – ich war für das Nichtschwimmer-
becken zu groß geworden!”
Die Leute meinen: “Unser Bürger-
meister hat wirklich einen guten
Humor!” “Wenn man gute Laune
haben will, muss man nur unseren
Bürgermeister einladen”, heißt es in
der Stadt.
Der Bürgermeister eröffnete das neue
Schwimmbad und sagte, dass man
jetzt die Möglichkeit habe, sich
sportlich zu betätigen. Deshalb
würden alle Bürger dieser Stadt in
Zukunft 5 kg weniger wiegen. Die
Leute lachten, er könne doch selbst
gar nicht schwimmen. Der
Bürgermeiste erwiderte, als Kind habe
er jeden Tag Schwimmunterricht
bekommen, bis er schließlich nicht
mehr untergegangen sei – weil er für
das Nichtschwimmerbecken zu groß
geworden sei.
Die Leute meinen, ihr Bürgermeister
habe wirklich einen guten Humor.
Wenn man gute Laune haben wolle,
müsse man nur den Bürgermeister
einladen, heißt es in der Stadt.
Hier sind mehrere Details zu erkennen:
• Es ist total egal, in welchem Tempus der
Einleitungssatz steht: Er sagt, sagte, hat gesagt, hatte
gesagt, werde sagen … Das hat keinen Einfluss, genauso
wie in der direkten Rede.
• In dem Satz, der von der direkten Rede in die indirekte
Rede übertragen wird, gibt es keine Tempora, sondern
nur Vorzeitigkeit (Perfekt), Gegenwart (Präsens) und
Nachzeitigkeit (werden + Inf). Ich habe/hatte/habe
gehabt  Er habe … // Ich habe  er habe … // Ich
werde haben  er werde haben.
• Tatsächlich treffen wir in der indirekten Rede einmal das
Wort würden an – ABER es steht hier nicht für eine
Ersatzform des Konjunktiv II, sondern ist bereits als Verb
in der direkten Rede anzutreffen (werden 5 kg weniger
wiegen  würden 5kg weniger wiegen).
Die Formen der Verben haben (nach dem üblichen Schema)
und sein (total unregelmäßig) werden sehr oft benutzt, weil
man sie für die Vergangenheit (Perfekt) braucht.
Man sieht, dass die meisten Formen doch Konjunktiv I-Formen sind,
und nicht die Ersatzformen vom Konjunktiv II. Das liegt daran, dass in
der indirekten Rede 95 % der Formen 3. Person Singular sind. Und
genau diese Form unterscheidet sich immer vom Indikativ. .
Tatsächlich benutzt man vor allem die dritte Person
Singular, so dass man alle anderen Formen fast nicht
braucht. Das macht die Sache wieder etwas einfacher:
Also braucht man vor allem:
• mache
• habe
• sei
• wolle
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• dürfe
• müsse
• könne

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  • 1. Indirekte Rede Die indirekte Rede im Deutschen funktioniert total anders als in allen anderen Sprachen. Normalerweise wird die direkte Rede einfach eine Zeit zurück versetzt, um klar zu machen, dass es sich nicht um direkte Rede handelt. Wenn der Einleitungssatz im Präsens steht, kann man im Spanischen oder Englischen direkte und indirekte Rede nur an den Personalpronomen unterscheiden, aber auch das ist manchmal nicht möglich.
  • 2. Im Deutschen ist es offiziell anders., denn dort gibt es eine eigene Form für die indirekte Rede: Konjunktiv I. Tatsächlich aber benutzen die Deutschen die indirekte Rede nur noch korrekt, wenn sie Nachrichten vorlesen – im Fernsehen oder Radio – und vielleicht in juristischen Texten. Ansonsten klingt es lächerlich, wenn man die super korrekten Formen verwendet.
  • 3. Bevor wir über den Konjunktiv I der indirekten Rede sprechen, müssen wir den Konjunktiv II wiederholen: Konjunktiv II benutzt man als Konditional oder als Irrealis: Wenn ich Geld hätte, würde ich eine Weltreise machen. Dabei gibt es hier zwei Formen: a) Die traditionelle Form, die vom Präteritum abgeleitet ist, und b) die Ersatzform mit würde + Infinitiv. Tatsächlich gibt es aber zu jedem Verb eine traditionell gebildete Konjunktiv II-Form, die sich von der Präteritumform ableitet, aber auch bei unregelmäßigen Verben in der ersten und dritten Persona auf –e endet und, wenn möglich, einen Umlaut bekommt:
  • 5. Wir halten also fest, dass die Umschreibung mit würde + Infinitiv eine Ersatzform ist, auch wenn sie heute praktisch bei allen Verben angewendet wird, außer bei sein, haben und bei den Modalverben. Man hört aber bei besonders häufigen und unregelmäßigen Verben auch oft: wenn er ginge, käme, gäbe, stünde, fände, führe, spräche, äße, tränke, schriebe, läse, … Wir kommen später auf den Konjunktiv II zurück. Jetzt zum Konjunktiv I. Der leitet sich vom Infinitiv ab, was bedeutet, dass alle Unregelmäßigkeiten wie ei, aä, die es im Präsens gibt, verschwinden:
  • 7. Das Problem ist, dass viele Formen im Indikativ und im Konjunktiv gleich sind, so dass man gar nichts unterscheiden kann. Deshalb benutzt man dann den Konjunktiv II als Ersatzform – aber den richtigen Konjunktiv II, nicht die Ersatzform mit würde + Infinitiv, denn das wäre die Ersatzform der Ersatzform. Auch wenn der Konjunktiv II manchmal wie das Präteritum im Indikativ klingt, so ist er doch immer anders als das Präsens im Indikativ, so dass der Unterschied zur direkten Rede markiert ist. Welche Konjunktiv I- Formen benutzt man denn wirklich? Gelb bedeutet: Konjunktiv I ist klar, rote Buchstaben bedeuten: Konjunktiv I ist vielleicht genug markiert, aber ich kann auch schon die Ersatzform benutzen:
  • 9. Und wie sieht jetzt die indirekte Rede mit einer Mischung von Konjunktiv I und Konjunktiv II aus, also die Formen, die man tatsächlich benutzen muss?
  • 10. Sehr kompliziert, nicht wahr. Deshalb kommt jetzt hier eine fiktive Rede, die wie in einer Nachrichtensendung nach strengen journalistischen Regeln in die indirekte Rede gesetzt wird. Die entsprechenden Formen sind farblich markiert: grau = Indikativ, gelb = Konjuktiv I, rot = Konjunktiv II-Ersatzform
  • 11. Der Bürgermeister eröffnete das neue Schwimmbad mit den Worten: “Jetzt haben wir eine Möglichkeit, uns sportlich zu betätigen, und in Zukunft werden alle Bürger dieser Stadt 5 kg weniger wiegen!” Die Leute lachten: “Aber Sie können doch selbst gar nicht schwimmen!”- Der Bürgermeister erwiderte: “Als Kind bekam ich jeden Tag Schwimmunterricht, bis ich schließlich nicht mehr untergegangen bin – ich war für das Nichtschwimmer- becken zu groß geworden!” Die Leute meinen: “Unser Bürger- meister hat wirklich einen guten Humor!” “Wenn man gute Laune haben will, muss man nur unseren Bürgermeister einladen”, heißt es in der Stadt. Der Bürgermeister eröffnete das neue Schwimmbad und sagte, dass man jetzt die Möglichkeit habe, sich sportlich zu betätigen. Deshalb würden alle Bürger dieser Stadt in Zukunft 5 kg weniger wiegen. Die Leute lachten, er könne doch selbst gar nicht schwimmen. Der Bürgermeiste erwiderte, als Kind habe er jeden Tag Schwimmunterricht bekommen, bis er schließlich nicht mehr untergegangen sei – weil er für das Nichtschwimmerbecken zu groß geworden sei. Die Leute meinen, ihr Bürgermeister habe wirklich einen guten Humor. Wenn man gute Laune haben wolle, müsse man nur den Bürgermeister einladen, heißt es in der Stadt.
  • 12. Hier sind mehrere Details zu erkennen: • Es ist total egal, in welchem Tempus der Einleitungssatz steht: Er sagt, sagte, hat gesagt, hatte gesagt, werde sagen … Das hat keinen Einfluss, genauso wie in der direkten Rede. • In dem Satz, der von der direkten Rede in die indirekte Rede übertragen wird, gibt es keine Tempora, sondern nur Vorzeitigkeit (Perfekt), Gegenwart (Präsens) und Nachzeitigkeit (werden + Inf). Ich habe/hatte/habe gehabt  Er habe … // Ich habe  er habe … // Ich werde haben  er werde haben. • Tatsächlich treffen wir in der indirekten Rede einmal das Wort würden an – ABER es steht hier nicht für eine Ersatzform des Konjunktiv II, sondern ist bereits als Verb in der direkten Rede anzutreffen (werden 5 kg weniger wiegen  würden 5kg weniger wiegen).
  • 13. Die Formen der Verben haben (nach dem üblichen Schema) und sein (total unregelmäßig) werden sehr oft benutzt, weil man sie für die Vergangenheit (Perfekt) braucht. Man sieht, dass die meisten Formen doch Konjunktiv I-Formen sind, und nicht die Ersatzformen vom Konjunktiv II. Das liegt daran, dass in der indirekten Rede 95 % der Formen 3. Person Singular sind. Und genau diese Form unterscheidet sich immer vom Indikativ. .
  • 14. Tatsächlich benutzt man vor allem die dritte Person Singular, so dass man alle anderen Formen fast nicht braucht. Das macht die Sache wieder etwas einfacher:
  • 15. Also braucht man vor allem: • mache • habe • sei • wolle • solle • dürfe • müsse • könne