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Schreiben und Lesen - früher, heute, morgen



Name:	 Julius Simon

Schule:	 Georg-Büchner-Schule

Klasse:	 6a G

Ort:	 	 Rodgau/Jügesheim
Tre
ff
en sich drei Blondinen. Sagt die eine: „Ich habe ein Buch geschenkt bekommen.
Dabei kann ich doch gar nicht lesen.“ Sagt die andere: „Ich habe ein Schreibset
bekommen. Dabei kann ich doch gar nicht schreiben.“ Sagt die dritte: „Ich habe einen
Deo-Roller bekommen. Dabei habe ich doch gar keinen Führerschein.“

Eine kleine Geschichte. Musst Du darüber lachen? Bestimmt ein bisschen. Gut so. Aber:
Wir können auch darüber nachdenken. Es steckt nämlich ganz viel dahinter. Schreiben
und Lesen sind grundlegende Dinge, auf denen unser Alltag beruht: unser Miteinander in
der Familie und mit den Freunden, in der Schule und im Beruf. Es sind zwei Dinge, die
uns möglich machen, zurecht zu kommen. Email, Tagebuch, Einkaufszettel: Mit Schrift
halten wir fest, was wir nicht vergessen wollen. Oder jemandem sagen wollen. Ohne wäre
Dein Leben anders. Meines auch. Und das von unseren Freunden. Und zwar komplett.

„Schreiben und Lesen - früher, heute, morgen“: Ich habe dieses Thema gewählt, weil es
mich sehr interessiert. Ich war schon in vielen Museen, in denen dieses Thema vorgestellt
wurde. Eine Wahnsinns-Geschichte ist es, die dahinter steckt. Möchtest Du mitkommen?

Zuerst blicken wir in die Vergangenheit. Viele tausend Jahre vor Christus gibt es bereits
erste Anzeichen von Schrift. Dann gehen wir in die Gegenwart. Und weiter in die Zukunft.
Denn es ist spannend, Fragen zu stellen und Antworten zu
fi
nden: Wie schrieb man
früher? Wer konnte schreiben und lesen? Und überhaupt: Wie geht es weiter? Wie wichtig
wird beides in der Zukunft sein?

Frage ich meine Oma oder meinen Opa, erzählen sie mir aus ihrer Schulzeit ganz andere
Dinge, als ich sie erlebe. Und ich merke, dass mein Schulunterricht ganz anders
funktioniert, als der meiner Eltern. Tablet und Handy sind für mich und Dich
selbstverständlich. Und immer gri
ff
bereit. Ich lese und schreibe damit. Auch in der
Schule. Meine Eltern konnten mit ihren Handys früher nur telefonieren. Und Oma und
Opa? Oder meine Uroma? Für sie war schon ein Füller mit Tinte modern. Und noch weiter
davor? Wir müssen eine Zeitreise machen. Komm mal mit!

Steinhaufen, Felswände, Pfähle, Erdhügel und Kreuze gelten als erste Schriftzeichen. Ca.
3.500 v. Chr. ritzen die Menschen Symbole in Kügelchen aus Lehm. Es sind mehr
Zeichnungen und kleine Bilder statt Buchstaben. Man druckt mit Stäbchen Schrift als
Figuren und Keile in Tonplatten. Danach wird alles an der Sonne getrocknet. In Ländern
ohne Ton versucht man, diese erste Art von Schrift in Steine zu ritzen. In Ägypten
entstehen die Hieroglyphen. Später kommen Holztafeln dazu, die mit farbigem Wachs
überzogen sind. Mit einem Gri
ff
el aus Eisen, Elfenbein oder Blei ritzt man Schriftzeichen
ein. Mehrere Tafeln werden mit Schnüren zusammengebunden. Ein Buch, oder was
denkst Du? Sicher ungemütlich, um abends im Bett darin zu lesen. 

Später kommt Leder dazu. Die Häute werden enthaart, gereinigt, aufgespannt und
getrocknet. Anschließend werden sie geglättet und mit Öl und Ruß gegerbt. Mit
Schreibrohren schreibt man darauf. Von König Eumenes II. weiß man: Er nennt diese
Häute Pergament. Das war um ca. 183 v. Chr.. Der Vorteil ist: Man kann es auf beiden
Seiten beschreiben.

Von den Ägyptern kennst Du den Papyrus. Auch die Römer haben ihn benutzt. Er besteht
aus geschältem Zypergras. Der Vorteil ist: Papyrus kann man rollen. Eine Papyrus-Rolle
ist ca. 25-30cm breit und 10m lang, manchmal sogar mehr als 80m lang. Und: Es gibt
auch lose Blätter aus Papyrus. Aus Handhabungsgründen kauft sich die Mehrheit der
Menschen damals lose Blätter. Das ist schon wesentlich bequemer, wenn man darin lesen
will. Oder darauf schreiben möchte.

Eine typische Papyrusrolle ähnelt unserer heutigen Zeitung. Weil Papyrus sehr brüchig ist,
wird unten an der Papyrusrolle ein Stab aus Holz oder Elfenbein angebracht. So kann der
Autor damals viel besser arbeiten und den Papyrus nicht so leicht beschädigen. Übrigens:
So etwas ähnliches gibt es bis heute, wenn man gerne Zeitung aus Papier liest: So
genannte Zeitungshalter. Das sind Stäbe aus Holz, zwischen die man meistens Zeitungen
mit großem Format klemmt. Sind meine Eltern altmodisch, wenn sie so etwas benutzen?
Ich
fi
nde es seltsam.

Wer lesen und schreiben konnte? Früher nicht jeder. Lesen und Schreiben ist damals den
gebildeten Menschen vorbehalten. Meistens sind es Männer. Im Mittelalter lernen die
Schüler in der 6. Klasse Schönschrift. Nur reiche Menschen können es sich leisten, Lesen
und Schreiben zu lernen: Kaiser und Könige, Mönche und Fürsten. Ungerecht,
fi
nde ich. 

Geschrieben wurde in so genannten Skriptorien. Das sind Schreibstuben, die es vor allem
in kirchlichen Einrichtungen gab, in Klöstern. Dort gibt es bis dahin auch Bibliotheken. Bis
ins hohe Mittelalter schreiben die Mönche jeden Text mit der Hand. Sie schreiben nicht
nur religiöse Texte, sondern auch weltliche. Und: Sie kopieren Texte. Nicht wie wir heute,
mit einem Klick, oder einem Kopiergerät. Sie schreiben Bücher mit der Hand ab. Die
Seiten und Buchstaben werden kunstvoll verziert, teilweise prächtig mit Farbe. Kein
Wunder, dass Bücher damals selten sind und kostbar. Ein Buch ist damals ein echter
Schatz. Und heute?

Um 1440 er
fi
ndet Johannes Gutenberg in Mainz den Buchdruck. Bis heute gilt dies als
bedeutendste Er
fi
ndung der Menschheit. Genau wie die Er
fi
ndung des Papiers aus
Fasersto
ff
en. Beides wird zu einem riesigen Erfolg. Der Buchdruck revolutioniert die Welt
des Schreibens und Lesens. Plötzlich können Bücher schnell vervielfältigt werden. Und
sie sind billig. Auch einfache Menschen können sich Bücher kaufen. Und lernen lesen. Bis
heute gilt die Er
fi
ndung des Buchdrucks als digitale Revolution und leitet das
Medienzeitalter ein.

Was Medien sind? Alles, was Information bringt. Schriftlich oder mündlich. Telefon, Radio,
Fernsehen. Später Mobiltelefone. 1983 kommt das erste Mobiltelefon auf den Markt,
Marke „Nokia“. Die Entwicklung geht rasend schnell und quer über den Globus. Was
Lesen und Schreiben damit zu tun hat, fragst Du Dich?

Jede Menge.

Schau Dich mal um, heute, oder morgen, in der S-Bahn zum Beispiel. Oder auf dem
Spielplatz. Schon Kleinkinder dürfen sich mit Tablets und Handys auseinandersetzen.
2014 nutzten in Deutschland 10-25 Prozent aller Grundschüler diese Geräte. Drei von vier
Zehnjährigen besitzen ein eigenes Gerät. Kinder sollen mit Technik früh vertraut werden,
fi
nden die Eltern. Und wie arbeiten wir in der Schule damit? Textverarbeitungs- und
Gra
fi
kprogramme sind selbstverständlich. Um die Informations
fl
ut bewältigen zu können,
soll die Medienkompetenz erhöht werden, um Kinder unter anderem auch mit sozialen
Netzwerken und dem richtigen Umgang damit vertraut zu machen. 

Wie selbstverständlich werden Handys und Tablets im Unterricht eingesetzt. Das
Schreiben auf Papier rückt in den Hintergrund. 2016 wurde in Finnland die Schreibschrift
aus dem Lehrplan verbannt. Tastaturen und Displays ersetzen immer mehr den Stift zum
Scheiben. Es gibt Programme und Hilfsmittel, die das Lesen erleichtern, die das Lesen
sogar ersetzen und selbst dem Nutzer vorlesen. Es gibt Diktierfunktionen, die Sprache
direkt in Schrift umwandeln. Tolle Sache, kann man da denken.

Vielleicht muss man in Zukunft gar nicht mehr Lesen und Schreiben können?

2006 hat ein Team aus Wissenschaftlern und Forschern der University of Washington in
Seattle eine Studie verö
ff
entlicht, die bei Schülern der Klassen 2 bis 5 deutlich
unterschiedliche Hirnaktivitäten belegt. Der Lernprozess hatte sich im Gehirn
niedergeschlagen: Kinder, die mit Stiften schrieben, produzierten schneller Wörter und
mehr Ideen für Texte. Kinder, die mit Tatstatur schrieben, waren deutlich langsamer. 

Für Aufsehen sorgte auch 2014 eine Untersuchung von Pam Mueller von der Princeton
University und Daniel Oppenheimer von der University of California in Los Angeles: Immer
mehr Studenten machen sich Notizen auf dem Laptop - statt mit dem Stift. Die beiden
Forscher untersuchten, wie gut sich die Teilnehmer an den Inhalt der Vorlesung erinnern
konnten. Der Laptop könne von Vorteil sein, wenn es darum geht, sich Notizen
aufzuschreiben. Doch die Tendenz der Laptopnutzer, die Vorlesung wörtlich
mitzuschreiben statt die Informationen zu verarbeiten und in eigene Formulierungen zu
übersetzen, war nachteilig für das Lernen.

Eine Studie von Paul Bloom von der Yale University bestätigt, dass Schreiben mit der
Hand dazu führt, Informationen stärker zu re
fl
ektieren und so ein besseres Verständnis im
Gedächtnis bleibt. Zahlreiche Studien bestätigen dies.

Die technische Entwicklung geht weiter. In der Zukunft werden wahrscheinlich noch
weniger Menschen per Hand schreiben. Gelesen wird zunehmend nur noch auf Tablets
oder Handys. Emojis ersetzen Wörter. Buchstabenkürzel ersetzen Wörter. Ich kann mir gut
vorstellen, dass es irgendwann keine Bücher mehr geben wird, sondern ausschließlich E-
Books. Die Zukunft wird digitaler. Forscher arbeiten an künstlicher Intelligenz. Warum lernt
mein kleiner Bruder in der ersten Klasse überhaupt noch Schreiben und Lesen? Warum
entscheiden wir uns, Sprachen zu lernen? Englisch, Französisch, Spanisch oder sogar
Latein? Vokabeln lernen strengt an. Sollten wir Schüler nicht lieber daran arbeiten, digitale
Technik besser zu verstehen, selbst zu entwickeln oder die Sprache der Programmierer
lernen?

Über tausende von Jahre haben die Menschen darauf hingearbeitet, das zu erreichen, wo
wir heute sind. Schreiben und Lesen sind immer die Grundlage gewesen von allem, was
darauf aufbaut und sich entwickelt hat. Es ist die Grundlage von Fortschritt. Ich frage
Dich: Warum sollen wir damit aufhören? Wer aufhört zu lesen und zu schreiben, hört auf
zu denken. Weil eine andere, künstliche Intelligenz für ihn denkt. Das will ich nicht.

Ich will selber denken können. Und ich will mir meine eigene Meinung bilden können. Nur
so kann ich mich weiter entwickeln. Weiter denken. Lesen und Schreiben sind wichtig. Es
ist unsere Kultur. Man muss es einfach können - nur so kann man Neues lernen und sich
erinnern an das, was war. Lesen und Schreiben sind Fortschritt und Erinnerung in einem.

Wie fändest Du, wenn Du nicht Lesen und schreiben könntest? Du könntest keine Briefe
schreiben und keine SMS. Du könntest nicht lesen, was andere Dir schreiben. Wir hätten
keine Fantasie mehr. Keine Ideen, uns etwas Tolles auszudenken, in der Freizeit oder im
Beruf. Das wäre doch schlimm.

Ich
fi
nde: Ich bin mehr als ein Smiley. Du auch.
Quellen:

1. https://de.wikipedia.or/wiki/Geschichte_der_Schriftmedien

2. https://cms.sachsenschule/typoecke/schrift-in-der-Schule/schreibenwie-im-
mittelalter/

3. https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/lernen/er
fi
nden_der_schrift/index.html

4. https://saueddeutschende/bildung/schreiben-lernen-in-der-digitalen-welt-stift -statt-
taste-1.2699860-2

5. https://www.diepresse.com/5602961/uber-die-zukunft-von-lesen-und-schreiben

6. https://www.tagesspiegel.de/politik/digitale-bildung-warum-noch-lesen-und-
schreiben-lernen/12810040.html

7. https://www.bmbwf.gv.at/dam/
jcr:0db39063-1eb2-420a-8e36-1cc352eecc45/88124_12730.pdf

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Julius Simon - eine Zeitreise

  • 1. Schreiben und Lesen - früher, heute, morgen Name: Julius Simon Schule: Georg-Büchner-Schule Klasse: 6a G Ort: Rodgau/Jügesheim
  • 2. Tre ff en sich drei Blondinen. Sagt die eine: „Ich habe ein Buch geschenkt bekommen. Dabei kann ich doch gar nicht lesen.“ Sagt die andere: „Ich habe ein Schreibset bekommen. Dabei kann ich doch gar nicht schreiben.“ Sagt die dritte: „Ich habe einen Deo-Roller bekommen. Dabei habe ich doch gar keinen Führerschein.“ Eine kleine Geschichte. Musst Du darüber lachen? Bestimmt ein bisschen. Gut so. Aber: Wir können auch darüber nachdenken. Es steckt nämlich ganz viel dahinter. Schreiben und Lesen sind grundlegende Dinge, auf denen unser Alltag beruht: unser Miteinander in der Familie und mit den Freunden, in der Schule und im Beruf. Es sind zwei Dinge, die uns möglich machen, zurecht zu kommen. Email, Tagebuch, Einkaufszettel: Mit Schrift halten wir fest, was wir nicht vergessen wollen. Oder jemandem sagen wollen. Ohne wäre Dein Leben anders. Meines auch. Und das von unseren Freunden. Und zwar komplett. „Schreiben und Lesen - früher, heute, morgen“: Ich habe dieses Thema gewählt, weil es mich sehr interessiert. Ich war schon in vielen Museen, in denen dieses Thema vorgestellt wurde. Eine Wahnsinns-Geschichte ist es, die dahinter steckt. Möchtest Du mitkommen? Zuerst blicken wir in die Vergangenheit. Viele tausend Jahre vor Christus gibt es bereits erste Anzeichen von Schrift. Dann gehen wir in die Gegenwart. Und weiter in die Zukunft. Denn es ist spannend, Fragen zu stellen und Antworten zu fi nden: Wie schrieb man früher? Wer konnte schreiben und lesen? Und überhaupt: Wie geht es weiter? Wie wichtig wird beides in der Zukunft sein? Frage ich meine Oma oder meinen Opa, erzählen sie mir aus ihrer Schulzeit ganz andere Dinge, als ich sie erlebe. Und ich merke, dass mein Schulunterricht ganz anders funktioniert, als der meiner Eltern. Tablet und Handy sind für mich und Dich selbstverständlich. Und immer gri ff bereit. Ich lese und schreibe damit. Auch in der Schule. Meine Eltern konnten mit ihren Handys früher nur telefonieren. Und Oma und Opa? Oder meine Uroma? Für sie war schon ein Füller mit Tinte modern. Und noch weiter davor? Wir müssen eine Zeitreise machen. Komm mal mit! Steinhaufen, Felswände, Pfähle, Erdhügel und Kreuze gelten als erste Schriftzeichen. Ca. 3.500 v. Chr. ritzen die Menschen Symbole in Kügelchen aus Lehm. Es sind mehr Zeichnungen und kleine Bilder statt Buchstaben. Man druckt mit Stäbchen Schrift als Figuren und Keile in Tonplatten. Danach wird alles an der Sonne getrocknet. In Ländern ohne Ton versucht man, diese erste Art von Schrift in Steine zu ritzen. In Ägypten entstehen die Hieroglyphen. Später kommen Holztafeln dazu, die mit farbigem Wachs überzogen sind. Mit einem Gri ff el aus Eisen, Elfenbein oder Blei ritzt man Schriftzeichen ein. Mehrere Tafeln werden mit Schnüren zusammengebunden. Ein Buch, oder was denkst Du? Sicher ungemütlich, um abends im Bett darin zu lesen. Später kommt Leder dazu. Die Häute werden enthaart, gereinigt, aufgespannt und getrocknet. Anschließend werden sie geglättet und mit Öl und Ruß gegerbt. Mit Schreibrohren schreibt man darauf. Von König Eumenes II. weiß man: Er nennt diese Häute Pergament. Das war um ca. 183 v. Chr.. Der Vorteil ist: Man kann es auf beiden Seiten beschreiben. Von den Ägyptern kennst Du den Papyrus. Auch die Römer haben ihn benutzt. Er besteht aus geschältem Zypergras. Der Vorteil ist: Papyrus kann man rollen. Eine Papyrus-Rolle ist ca. 25-30cm breit und 10m lang, manchmal sogar mehr als 80m lang. Und: Es gibt auch lose Blätter aus Papyrus. Aus Handhabungsgründen kauft sich die Mehrheit der
  • 3. Menschen damals lose Blätter. Das ist schon wesentlich bequemer, wenn man darin lesen will. Oder darauf schreiben möchte. Eine typische Papyrusrolle ähnelt unserer heutigen Zeitung. Weil Papyrus sehr brüchig ist, wird unten an der Papyrusrolle ein Stab aus Holz oder Elfenbein angebracht. So kann der Autor damals viel besser arbeiten und den Papyrus nicht so leicht beschädigen. Übrigens: So etwas ähnliches gibt es bis heute, wenn man gerne Zeitung aus Papier liest: So genannte Zeitungshalter. Das sind Stäbe aus Holz, zwischen die man meistens Zeitungen mit großem Format klemmt. Sind meine Eltern altmodisch, wenn sie so etwas benutzen? Ich fi nde es seltsam. Wer lesen und schreiben konnte? Früher nicht jeder. Lesen und Schreiben ist damals den gebildeten Menschen vorbehalten. Meistens sind es Männer. Im Mittelalter lernen die Schüler in der 6. Klasse Schönschrift. Nur reiche Menschen können es sich leisten, Lesen und Schreiben zu lernen: Kaiser und Könige, Mönche und Fürsten. Ungerecht, fi nde ich. Geschrieben wurde in so genannten Skriptorien. Das sind Schreibstuben, die es vor allem in kirchlichen Einrichtungen gab, in Klöstern. Dort gibt es bis dahin auch Bibliotheken. Bis ins hohe Mittelalter schreiben die Mönche jeden Text mit der Hand. Sie schreiben nicht nur religiöse Texte, sondern auch weltliche. Und: Sie kopieren Texte. Nicht wie wir heute, mit einem Klick, oder einem Kopiergerät. Sie schreiben Bücher mit der Hand ab. Die Seiten und Buchstaben werden kunstvoll verziert, teilweise prächtig mit Farbe. Kein Wunder, dass Bücher damals selten sind und kostbar. Ein Buch ist damals ein echter Schatz. Und heute? Um 1440 er fi ndet Johannes Gutenberg in Mainz den Buchdruck. Bis heute gilt dies als bedeutendste Er fi ndung der Menschheit. Genau wie die Er fi ndung des Papiers aus Fasersto ff en. Beides wird zu einem riesigen Erfolg. Der Buchdruck revolutioniert die Welt des Schreibens und Lesens. Plötzlich können Bücher schnell vervielfältigt werden. Und sie sind billig. Auch einfache Menschen können sich Bücher kaufen. Und lernen lesen. Bis heute gilt die Er fi ndung des Buchdrucks als digitale Revolution und leitet das Medienzeitalter ein. Was Medien sind? Alles, was Information bringt. Schriftlich oder mündlich. Telefon, Radio, Fernsehen. Später Mobiltelefone. 1983 kommt das erste Mobiltelefon auf den Markt, Marke „Nokia“. Die Entwicklung geht rasend schnell und quer über den Globus. Was Lesen und Schreiben damit zu tun hat, fragst Du Dich? Jede Menge. Schau Dich mal um, heute, oder morgen, in der S-Bahn zum Beispiel. Oder auf dem Spielplatz. Schon Kleinkinder dürfen sich mit Tablets und Handys auseinandersetzen. 2014 nutzten in Deutschland 10-25 Prozent aller Grundschüler diese Geräte. Drei von vier Zehnjährigen besitzen ein eigenes Gerät. Kinder sollen mit Technik früh vertraut werden, fi nden die Eltern. Und wie arbeiten wir in der Schule damit? Textverarbeitungs- und Gra fi kprogramme sind selbstverständlich. Um die Informations fl ut bewältigen zu können, soll die Medienkompetenz erhöht werden, um Kinder unter anderem auch mit sozialen Netzwerken und dem richtigen Umgang damit vertraut zu machen. Wie selbstverständlich werden Handys und Tablets im Unterricht eingesetzt. Das Schreiben auf Papier rückt in den Hintergrund. 2016 wurde in Finnland die Schreibschrift aus dem Lehrplan verbannt. Tastaturen und Displays ersetzen immer mehr den Stift zum
  • 4. Scheiben. Es gibt Programme und Hilfsmittel, die das Lesen erleichtern, die das Lesen sogar ersetzen und selbst dem Nutzer vorlesen. Es gibt Diktierfunktionen, die Sprache direkt in Schrift umwandeln. Tolle Sache, kann man da denken. Vielleicht muss man in Zukunft gar nicht mehr Lesen und Schreiben können? 2006 hat ein Team aus Wissenschaftlern und Forschern der University of Washington in Seattle eine Studie verö ff entlicht, die bei Schülern der Klassen 2 bis 5 deutlich unterschiedliche Hirnaktivitäten belegt. Der Lernprozess hatte sich im Gehirn niedergeschlagen: Kinder, die mit Stiften schrieben, produzierten schneller Wörter und mehr Ideen für Texte. Kinder, die mit Tatstatur schrieben, waren deutlich langsamer. Für Aufsehen sorgte auch 2014 eine Untersuchung von Pam Mueller von der Princeton University und Daniel Oppenheimer von der University of California in Los Angeles: Immer mehr Studenten machen sich Notizen auf dem Laptop - statt mit dem Stift. Die beiden Forscher untersuchten, wie gut sich die Teilnehmer an den Inhalt der Vorlesung erinnern konnten. Der Laptop könne von Vorteil sein, wenn es darum geht, sich Notizen aufzuschreiben. Doch die Tendenz der Laptopnutzer, die Vorlesung wörtlich mitzuschreiben statt die Informationen zu verarbeiten und in eigene Formulierungen zu übersetzen, war nachteilig für das Lernen. Eine Studie von Paul Bloom von der Yale University bestätigt, dass Schreiben mit der Hand dazu führt, Informationen stärker zu re fl ektieren und so ein besseres Verständnis im Gedächtnis bleibt. Zahlreiche Studien bestätigen dies. Die technische Entwicklung geht weiter. In der Zukunft werden wahrscheinlich noch weniger Menschen per Hand schreiben. Gelesen wird zunehmend nur noch auf Tablets oder Handys. Emojis ersetzen Wörter. Buchstabenkürzel ersetzen Wörter. Ich kann mir gut vorstellen, dass es irgendwann keine Bücher mehr geben wird, sondern ausschließlich E- Books. Die Zukunft wird digitaler. Forscher arbeiten an künstlicher Intelligenz. Warum lernt mein kleiner Bruder in der ersten Klasse überhaupt noch Schreiben und Lesen? Warum entscheiden wir uns, Sprachen zu lernen? Englisch, Französisch, Spanisch oder sogar Latein? Vokabeln lernen strengt an. Sollten wir Schüler nicht lieber daran arbeiten, digitale Technik besser zu verstehen, selbst zu entwickeln oder die Sprache der Programmierer lernen? Über tausende von Jahre haben die Menschen darauf hingearbeitet, das zu erreichen, wo wir heute sind. Schreiben und Lesen sind immer die Grundlage gewesen von allem, was darauf aufbaut und sich entwickelt hat. Es ist die Grundlage von Fortschritt. Ich frage Dich: Warum sollen wir damit aufhören? Wer aufhört zu lesen und zu schreiben, hört auf zu denken. Weil eine andere, künstliche Intelligenz für ihn denkt. Das will ich nicht. Ich will selber denken können. Und ich will mir meine eigene Meinung bilden können. Nur so kann ich mich weiter entwickeln. Weiter denken. Lesen und Schreiben sind wichtig. Es ist unsere Kultur. Man muss es einfach können - nur so kann man Neues lernen und sich erinnern an das, was war. Lesen und Schreiben sind Fortschritt und Erinnerung in einem. Wie fändest Du, wenn Du nicht Lesen und schreiben könntest? Du könntest keine Briefe schreiben und keine SMS. Du könntest nicht lesen, was andere Dir schreiben. Wir hätten keine Fantasie mehr. Keine Ideen, uns etwas Tolles auszudenken, in der Freizeit oder im Beruf. Das wäre doch schlimm. Ich fi nde: Ich bin mehr als ein Smiley. Du auch.
  • 5. Quellen: 1. https://de.wikipedia.or/wiki/Geschichte_der_Schriftmedien 2. https://cms.sachsenschule/typoecke/schrift-in-der-Schule/schreibenwie-im- mittelalter/ 3. https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/lernen/er fi nden_der_schrift/index.html 4. https://saueddeutschende/bildung/schreiben-lernen-in-der-digitalen-welt-stift -statt- taste-1.2699860-2 5. https://www.diepresse.com/5602961/uber-die-zukunft-von-lesen-und-schreiben 6. https://www.tagesspiegel.de/politik/digitale-bildung-warum-noch-lesen-und- schreiben-lernen/12810040.html 7. https://www.bmbwf.gv.at/dam/ jcr:0db39063-1eb2-420a-8e36-1cc352eecc45/88124_12730.pdf