Social-Media-Recruiting liegt in China im Trend. Doch welche Plattformen sind für das Personal-Recruiting und zum Aufbau eines Employer Brandings wirklich geeignet?
2. 7/8 2018 ChinaContact / 37
Social-Media-Plattformen aktiv. Der Einsatz dieser Medien
bietet sich nicht nur zum Personal-Recruiting, sondern auch
zum strategischen Aufbau einer Arbeitgebermarke an. Das
Unternehmen kann somit als attraktiver Arbeitgeber positio-
niert werden und sich positiv von der Konkurrenz abheben.
Online-Stellenbörsen für lokale Kandidaten
Zu den bekanntesten Online-Stellenbörsen in China zählen
51job (前程无忧), Zhaopin (智联招聘), ChinaHR (中华英
才网) und Liepin (猎聘网). Zur Zielgruppe der Portale ge-
hören überwiegend qualifiziertes Fachpersonal und niedrige-
re Führungskräfte, die über ein Stelleninserat angesprochen
werden können. Es kann ein sehr zeitintensives Unterfangen
werden, um aus der Masse an Bewerbungen einige wenige
qualifizierte Kandidatenprofile herauszufiltern. Dies liegt oft-
mals daran, dass sich viele Kandidaten im Vorfeld nicht aus-
reichend mit dem Anforderungsprofil der Stellenanzeige ver-
traut gemacht haben. Häufig sind auch die Englischkentnisse
der Kandidaten nicht auf dem gewünschten Niveau, um den
Anforderungen in einem internationalen Unternehmen ge-
recht zu werden. Die Stellenangebote auf den chinesischen
Jobbörsen eignen sich vornehmlich für die Suche nach loka-
len Mitarbeitern. Für die Suche nach internationalem Perso-
nal mit China-Erfahrung eignen sich die Plattformen jedoch
kaum. Für eine zielgerichtetere Suche nach Fach- und Füh-
rungskräften greifen viele etablierte Firmen daher regelmäßig
auch auf spezialisierte Personalberatungen zurück, die über
den Weg der Direktansprache eine qualifizierte Auswahl an
Kandidaten bereitstellen können.
Professionelle Netzwerke: LinkedIn und Xing
LinkedIn zählt zu den wenigen westlichen Social-Media-Platt-
formen, die sich in China erfolgreich behaupten konnten.
Seitdem das professionelle Netzwerk seit Anfang 2014 auch
eine chinesische Version anbietet, hat sich die Anzahl der Nut-
zer vervielfacht und liegt aktuell bei mehr als 32 Millionen re-
gistrierten Profilen. Das entspricht zwar nur rund vier Prozent
aller chinesischen Internetnutzer, doch bietet sich der Einsatz
von LinkedIn insbesondere bei der Suche von internationa-
len Führungskräften mit China-Erfahrung und qualifizier-
ten chinesischen Führungskräften an. Ein Vorteil von Linked
In besteht darin, dass ein überdurchschnittlich hoher Anteil
der chinesischen Mitglieder über ausreichende Fremdspra-
chenkenntnisse verfügt. Ein Großteil der chinesischen Nut-
zer stammt aus den Metropolregionen wie Peking, Shanghai,
Shenzhen, Kanton und Hongkong. Das in Deutschland be-
liebte professionelle Netzwerk Xing bietet zwar ebenfalls ei-
ne chinesische Benutzeroberfläche an, doch die Zahl der da-
rauf vertretenen chinesischen Fach- und Führungskräfte ist
im Vergleich zu LinkedIn deutlich geringer. Die Plattform bie-
tet sich daher bestenfalls als Ergänzung an, um chinesische
Manager mit engem Bezug zu Deutschland beziehungsweise
deutsche Bewerber, die über eine entsprechende China-Ex-
pertise verfügen, aktiv suchen zu können.
Unkompliziert kommunizieren mit WeChat
Der Kurznachrichtendienst WeChat (微信) ist mit mehr als
400 Millionen Nutzern aus der Social-Media-Landschaft
in China nicht mehr wegzudenken. Die mobile App ist be-
sonders bei jüngeren Chinesen beliebt und ermöglicht eine
schnelle und unkomplizierte Kommunikation. Aber auch Un-
ternehmen haben das Potenzial der Plattform erkannt. Über
den Dienst können Firmen zunächst ein offizielles Benutzer-
konto einrichten, das zum Aufbau einer Arbeitgebermarke
dient. Nachdem erfolgreich ein Kreis an Followern aufgebaut
wurde und eine gewisse Reichweite erzielt werden kann, bie-
tet es sich an, ergänzend eine Karriere-Plattform einzurichten.
Über diese themenspezifische Unterseite können zum Bei-
spiel ein Tag der offenen Tür veranstaltet, Karriere-Videos ge-
teilt und Stellenangebote aufgegeben werden. Ein Arbeitge-
berprofil erfolgreich zu positionieren erfordert jedoch einen
erheblichen personellen und zeitlichen Aufwand, weshalb die-
se Möglichkeit der Personalbeschaffung bisher überwiegend
von größeren Unternehmen mit bereits etabliertem Marken-
namen ausgeschöpft wird.
Jüngere über Youku adressieren
Youku (优酷), das chinesische Pendant zu YouTube, ist mit
über 570 Millionen Nutzern die größte chinesische Video-
plattform. Da die Zielgruppe von Youku überwiegend in der
Altersgruppe zwischen 18 bis 35 Jahren anzutreffen ist, kön-
nen über die Plattform insbesondere Studenten und jüngere
Berufstätige adressiert werden. Doch wie kann Youku einem
Unternehmen bei der Personalbeschaffung helfen? Zur Stär-
kung der Arbeitergebermarke haben einige westliche Unter-
nehmen mit der Plattform durch den Einsatz von Firmenvi-
deos gute Erfahrungen gesammelt und diese fest in ihrer Re-
cruiting-Strategie in China verankert. Ähnlich wie bei You-
Tube können die Firmen auf der Youku-Webseite ein eige-
nes Unternehmensprofil anlegen und Videos hochladen. An-
schließend kann der Link zum Video auf der chinesischen
Version der eigenen Webseite eingebunden und in eine Stel-
lenbeschreibung integriert werden. Gerade mittelständische
Unternehmen, deren Arbeitgebermarke in China bisher nur
wenig ausgeprägt ist, können sich dadurch einen Wettbe-
werbsvorteil in der Ansprache der Kandidaten verschaffen.
Fazit
Persönliche Beziehungen spielen bei der Jobsuche zwar nach
wie vor eine wichtige Rolle und auch Online-Jobbörsen haben
einen festen Platz in der Personalsuche eingenommen. Doch
auch das Potenzial der professionellen Netzwerke und Soci-
al-Media-Kanäle sollte nicht unterschätzt werden und als er-
weiterter Baustein in die Rekruiting-Strategie und zum Aufbau
einer Arbeitgebermarke eingebunden werden, um im Wettbe-
werb um die besten Talente auch künftig mithalten zu kön-
nen. Professionelle Personalberatungen sollten eingeschaltet
werden, wenn es gilt, Spezialistenpositionen oder erfolgskri-
tische Führungspositionen zu besetzen. Das schafft neben an-
deren Vorteilen auch Kontakte zu hochkarätigen Fach- und
Führungskräften, die sonst nicht zustande gekommen wären.
Oliver Liegel
ist Director Executive Search bei Ginkgo Search Part-
ners. Die Personalberatung verfügt in China über Bü-
ros in Peking, Shanghai und Hongkong.
oliver.liegel@ginkgosearch.com
www.ginkgosearch.com/de
Spezial: Personal