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Fundraising und
Wissenschaft
Seminar auf dem Deutschen
Fundraising Kongress 2016
Referenten:
Dr. Kai Fischer & Jörg Reschke
2
Was Sie hier erwartet
➔ 2 Referenten
➔ Zusammenfassungen aus zahlreichen Studien
➔ Rätselraten und gemeinsame Diskussionen
3
Spendenmarkt
➔ Spendenmarkt umfasst ca. 5,539 Milliarden
(+11,7% zum Vorjahr)
➔ Spenderquote beträgt in Deutschland 34%
(22,7 Mio; +0,3 Mio zum Vorjahr)
➔ Spendenhäufigkeit (6,6) und die
durchschnittliche Spendenhöhe (37€)
steigen leicht
➔ Steigerungen insbesondere für Nothilfe
Grundgesamtheit: 10.000 deutsche Privatpersonen
Quelle: GfK Bilanz des Helfens
4
Spenden für Nothilfe
Grundgesamtheit: 10.000 deutsche Privatpersonen
Quelle: GfK Bilanz des Helfens
5
Spenden für Nothilfe
➔ Das Spendenvolumen wächst um 55%
➔ Es gelingt nur in geringem Umfang,
neue Spender zu gewinnen
➔ Vielfach geben bisherige Spender zusätzlich
oder widmen ihre Spenden zur Nothilfe um
Grundgesamtheit: 10.000 deutsche Privatpersonen
Quelle: GfK Bilanz des Helfens
6
Spenden für Nothilfe:
Was wird gegeben
Grundgesamtheit: 10.000 deutsche Privatpersonen
Quelle: GfK Bilanz des Helfens
7
Spenden für Nothilfe:
Was wird gegeben
➔ Der größte Teil der Förderer gibt
Sachspenden
➔Auffällig: Der geringe Anteil der Förderern,
die spenden und ehrenamtlich arbeiten
● Ehrenamtliche spenden überproportional
oft und hoch
● Ehrenamtliche kennen die Organisationen
besonders gut
● Dieses Phänomen ist bis heute nicht erklärt
8
Neuspendergewinnung
Grundgesamtheit: 22 NPOs aus AT, die ca 20% des Marktes ausmachen
Quelle: Fundoffice
9
Neuspendergewinnung
➔Anzahl der NeuspenderInnen konstant
➔ Marktanteile der Instrumente verschieben sich
Grundgesamtheit: 22 NPOs aus AT, die ca 20% des Marktes ausmachen
Quelle: Fundoffice
10
Stiftungsmarkt
➔ Die meisten Stiftungen verfügen über
geringes Stiftungskapital.
➔ Nur ein Drittel dieser Stiftungen ist auf
Zuwendungen zum laufenden Betrieb
angewiesen.
➔ 70 % der Spender wollen das Stiftungskapital
aus eigenen Mitteln aufstocken
Grundgesamtheit: 362 Stifter rechtsfähiger Stiftungen, Faktoren- und Clusterzentrenanalyse
Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen
11
Stiftungsmarkt:
Aufstockung zu Lebzeiten
Grundgesamtheit: 509 Stifter rechtsfähiger Stiftungen, Faktoren- und Clusterzentrenanalyse
Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen
12
Stiftungsmarkt:
Motive der StifterInnen
➔ Vier Typen von StifterInnen:
Selbstbezogene Motive eher untergeordnet
Grundgesamtheit: 362 Stifter rechtsfähiger Stiftungen, Faktoren- und Clusterzentrenanalyse
Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen
13
Spendenmarkt:
Gewinner und Verlierer
➔ Der Anteil der regionalen Organisationen
ist rückläufig
➔ Die konfessionellen Organisationen
gewinnen leicht
14
Spendenmarkt:
Gewinner und Verlierer
➔Arbeitsteilung scheint sich bemerkbar
zu machen
● Mit Mailings lassen sich Förderer
schnell ansprechen
● Regionale Organisationen sind stärker
mit Hilfe beschäftigt
● Öffentliche Gelder führen zu geringen
Anstrengungen im Fundraising
Förderer spenden nicht, wenn
sie das Gefühl haben,
manipuliert zu werden.
Stimmt es?!
16
Stimmt es:
Manipulation
➔ Nein.
➔ Förderer spenden auch, wenn sie wissen,
dass sie manipuliert werden
➔ Der Bezug liegt auf den Empfängern, nicht
auf der Organisation
➔ Dies bedeutet nicht zwingend auch eine
schlechte Qualität in der Arbeit
Hibbert: Why do people give to charity – and why don’t others?
Transparenz hat einen Einfluss
auf das Spendenverhalten.
Stimmt es?!
18
Stimmt es:
Transparenz
➔ Weitgehend nein.
➔ Nur ein sehr kleiner Anteil der Förderer
informiert sich in unabhängigen Quellen
über die Organisation und nimmt diese
Recherchen zur Grundlage der Entscheidung
➔Transparenz hat so gut wie keinen Einfluss
auf das Spendenverhalten
Hope Consulting: Money for Good. The US Market for Impact Investments and Charitable Gifts
from Individual Donors and Investors.
Naskrent: Verhaltenswissenschaftliche Determinanten der Spenderbindung.
Menschen mit vielen Facebook-
Freunden organisieren größere
Gruppenspenden.
Stimmt es?!
20
Stimmt es:
Facebook-Freunde
➔ Nein.
➔ Es besteht eine negaitive Korrelation
zwischen Facebook-Freunden und der
Höhe der Durchschnittspende.
➔ Die durchschnittliche Spende sank um
2 Pence pro zusätzlichen Freund.
➔ "Free Rider"-Phänomen
Grundgesamtheit: Datenbasis von JustGiving
Quelle: University of Warwick
Incentives und Matching Funds
haben einen positiven Einfluss
auf das Spendenergebnis.
Stimmt es?!
22
Stimmt es:
Incentives/Matching Funds
➔ Ja.
➔Alle bekannten Studien zeigen eine
positive Korrelation.
➔ Die Spenderquote steigt aufgrund von
Incentives und Matching Funds.
➔Allerdings wirken beide Effekte nicht
langfristig, sondern nur bei der konkreten
Spendenbitte.
Heidbüchel: Psychologie des Spendenverhaltens: Analyse eines theoriegeleiteten Prozessmodells.
Meier: Do Subsidies Increase Charitable Giving in the Long Run? Matching Donations in a Field Experiment.
Spenden können auch zur
Korruption eingesetzt werden.
Stimmt es?!
24
Stimmt es:
Korruption
➔ Ja.
➔ Wenn der Lieferant für die Organisation
seines
Abnehmers spendet...
➔ Es können über Spenden Beziehungen
aufgebaut und vertieft werden, die
anschließend auch für Manipulationen von
Märkten genutzt werden können.
Verhezen: Gifts, Corruption, Philanthropy. The Ambiguity of Gift Practices in Business.
Organisationen, die öffentliche
Zuwendungen erhalten, schränken
ihre Aktivitäten im Fundraising ein.
Stimmt es?!
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Stimmt es:
öffentliche Zuwendung
➔ Ja.
➔ Für die USA ist ein Crowd-Out-Effekt von
75% belegt.
● Für 1.000 $ Zuwendungen erhalten
Organisationen 750 $ weniger Spenden
➔ Organisationen sind keine Maximierer,
sondern
finanzieren ihre Projekte und Programme.
Andreoni/Payne: Do Government Grants to Private Charities Crowd Out Giving or Fundraising?
Andreoni/Payne: Is crowding out due entirely to fundraising? Evidence from a panel of charities
Einzelschicksale von Betroffenen
sind die erfolgreichsten Treiber
im Fundrasing.
Stimmt es?!
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Stimmt es:
Einzelschicksale
➔ Ja.
➔ Das gilt insbesondere, wenn die Opfer
mit Bild und Name individualisiert werden.
➔ Sobald zwei Schicksale erzählt werden,
sinkt der Spendenerfolg.
➔ Die Verbindung von Schicksal und
statistischen Daten führt zu einem
geringeren Ertrag.
Small/Loewenstein: Helping “A” victim or helping “THE” victim: Altruism and Identifiability.
Small/Loewenstein/Slovic: Sympathy and callousness: The impact of deliberative thought on donation to
identifiable and statistical victims
Steuerermäßigungen haben einen
Einfluss auf das Spendenverhalten.
Stimmt es?!
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Stimmt es:
Steuerermäßigung
➔ Ja.
➔ Vorwiegend bei Großspenden ist ein
entsprechender Effekt feststellbar.
➔ Der Effekt ist eher kurzfristig nach Einführung
der Steuerermäßigung.
➔ Langfristig ist der Effekt deutlich geringer.
Randolph: Dynamic Income, Progressive Taxes, and the Timing of Charitable Contributions
O’Neil/Steinberg/Thompson: Reassessing the Tax-Favored Status of the Charitable Deduction
for Gifts and Appreciated Assets.
Vielen Dank!
Dr. Kai Fischer
www.mission-based.de
Jörg Reschke
www.joerg-reschke.de
Quellen
•
Photo Credit:
photo "Questions" by Oberazzi (cc by-nc-sa 2.0) on flickr
Studien:
● Andreoni, James / Payne, Abigail (2003): Do Government Grants to
Private Charities Crowd Out Giving or Fundraising? In: American
Economic Review, Vol. 93, No. 3, S.792–812.
● Andreoni, James / Payne, Abigail (2011): Is crowding out due
entirely to fundraising? Evidence from a panel of charities. In:
Journal of Public Economics. Vol. 95, S. 334–343.
● Bundesverband Deutscher Stiftungen:
Stifterinnen und Stifter in Deutschland
● fundoffice: NeuspenderInnen-Studie 2015
● Heidbüchel, Andreas (2000): Psychologie des Spendenverhaltens:
Analyse eines theoriegeleiteten Prozessmodells. Frankfurt/Main.
● Hibbert, Sally (2005): Why do people give to charity – and why
don’t others? In: ESRC Charitable Giving Brochure. Swindon, UK.
● Hope Consulting (2010): Money for Good. The US Market for
Impact Investments and Charitable Gifts from Individual
Donors and Investors.
● Meier, Stephan (2007): Do Subsidies Increase Charitable Giving in
the Long Run? Matching Donations in a Field Experiment. Working
Papers, Federal Reserve Bank of Boston No. 06-18.
Quellen
•
Studien:
● Naskrent, Julia (2010): Verhaltenswissenschaftliche Determinanten
der Spenderbindung. Eine empirische Untersuchung und
Implikationen über das Spenderbindungsmanagement.
Frankfurt/Main.
● O’Neil, Cherie J. / Steinberg, Richard S. / Thompson, G. Rodney
(1996): Reassessing the Tax-Favored Status of the Charitable
Deduction for Gifts and Appreciated Assets. In: National Tax
Journal, Vol. 49, S. 215–231.
● Randolph, William C. (1995): Dynamic Income, Progressive Taxes,
and the Timing of Charitable Contributions. In: Journal of Political
Economy, Vol: 103, S. 709–738.
● Small, Deborah A, / Loewenstein, George (2003): Helping “A”
victim or helping “THE” victim: Altruism and Identifiability. In:
Journal of Risk and Uncertainty, Vol. 26 , No.1, S. 5–16.
● Small, Deborah A. / Loewenstein, George / Slovic, Paul (2007):
Sympathy and callousness: The impact of deliberative thought on
donation to identifiable and statistical victims. In: Organizational
Behavior and Human Decision Processes, 102, S. 143–153.
● Spendenrat/GfK: Bilanz des Helfens 2016
● University of Warwick:
Study finds Facebook popularity hampers fundraising efforts
● Verhezen, Peter (2009): Gifts, Corruption, Philanthropy. The
Ambiguity of Gift Practices in Business. Bern.

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Fundraising und Wissenschaft

  • 1. Fundraising und Wissenschaft Seminar auf dem Deutschen Fundraising Kongress 2016 Referenten: Dr. Kai Fischer & Jörg Reschke
  • 2. 2 Was Sie hier erwartet ➔ 2 Referenten ➔ Zusammenfassungen aus zahlreichen Studien ➔ Rätselraten und gemeinsame Diskussionen
  • 3. 3 Spendenmarkt ➔ Spendenmarkt umfasst ca. 5,539 Milliarden (+11,7% zum Vorjahr) ➔ Spenderquote beträgt in Deutschland 34% (22,7 Mio; +0,3 Mio zum Vorjahr) ➔ Spendenhäufigkeit (6,6) und die durchschnittliche Spendenhöhe (37€) steigen leicht ➔ Steigerungen insbesondere für Nothilfe Grundgesamtheit: 10.000 deutsche Privatpersonen Quelle: GfK Bilanz des Helfens
  • 4. 4 Spenden für Nothilfe Grundgesamtheit: 10.000 deutsche Privatpersonen Quelle: GfK Bilanz des Helfens
  • 5. 5 Spenden für Nothilfe ➔ Das Spendenvolumen wächst um 55% ➔ Es gelingt nur in geringem Umfang, neue Spender zu gewinnen ➔ Vielfach geben bisherige Spender zusätzlich oder widmen ihre Spenden zur Nothilfe um Grundgesamtheit: 10.000 deutsche Privatpersonen Quelle: GfK Bilanz des Helfens
  • 6. 6 Spenden für Nothilfe: Was wird gegeben Grundgesamtheit: 10.000 deutsche Privatpersonen Quelle: GfK Bilanz des Helfens
  • 7. 7 Spenden für Nothilfe: Was wird gegeben ➔ Der größte Teil der Förderer gibt Sachspenden ➔Auffällig: Der geringe Anteil der Förderern, die spenden und ehrenamtlich arbeiten ● Ehrenamtliche spenden überproportional oft und hoch ● Ehrenamtliche kennen die Organisationen besonders gut ● Dieses Phänomen ist bis heute nicht erklärt
  • 8. 8 Neuspendergewinnung Grundgesamtheit: 22 NPOs aus AT, die ca 20% des Marktes ausmachen Quelle: Fundoffice
  • 9. 9 Neuspendergewinnung ➔Anzahl der NeuspenderInnen konstant ➔ Marktanteile der Instrumente verschieben sich Grundgesamtheit: 22 NPOs aus AT, die ca 20% des Marktes ausmachen Quelle: Fundoffice
  • 10. 10 Stiftungsmarkt ➔ Die meisten Stiftungen verfügen über geringes Stiftungskapital. ➔ Nur ein Drittel dieser Stiftungen ist auf Zuwendungen zum laufenden Betrieb angewiesen. ➔ 70 % der Spender wollen das Stiftungskapital aus eigenen Mitteln aufstocken Grundgesamtheit: 362 Stifter rechtsfähiger Stiftungen, Faktoren- und Clusterzentrenanalyse Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen
  • 11. 11 Stiftungsmarkt: Aufstockung zu Lebzeiten Grundgesamtheit: 509 Stifter rechtsfähiger Stiftungen, Faktoren- und Clusterzentrenanalyse Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen
  • 12. 12 Stiftungsmarkt: Motive der StifterInnen ➔ Vier Typen von StifterInnen: Selbstbezogene Motive eher untergeordnet Grundgesamtheit: 362 Stifter rechtsfähiger Stiftungen, Faktoren- und Clusterzentrenanalyse Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen
  • 13. 13 Spendenmarkt: Gewinner und Verlierer ➔ Der Anteil der regionalen Organisationen ist rückläufig ➔ Die konfessionellen Organisationen gewinnen leicht
  • 14. 14 Spendenmarkt: Gewinner und Verlierer ➔Arbeitsteilung scheint sich bemerkbar zu machen ● Mit Mailings lassen sich Förderer schnell ansprechen ● Regionale Organisationen sind stärker mit Hilfe beschäftigt ● Öffentliche Gelder führen zu geringen Anstrengungen im Fundraising
  • 15. Förderer spenden nicht, wenn sie das Gefühl haben, manipuliert zu werden. Stimmt es?!
  • 16. 16 Stimmt es: Manipulation ➔ Nein. ➔ Förderer spenden auch, wenn sie wissen, dass sie manipuliert werden ➔ Der Bezug liegt auf den Empfängern, nicht auf der Organisation ➔ Dies bedeutet nicht zwingend auch eine schlechte Qualität in der Arbeit Hibbert: Why do people give to charity – and why don’t others?
  • 17. Transparenz hat einen Einfluss auf das Spendenverhalten. Stimmt es?!
  • 18. 18 Stimmt es: Transparenz ➔ Weitgehend nein. ➔ Nur ein sehr kleiner Anteil der Förderer informiert sich in unabhängigen Quellen über die Organisation und nimmt diese Recherchen zur Grundlage der Entscheidung ➔Transparenz hat so gut wie keinen Einfluss auf das Spendenverhalten Hope Consulting: Money for Good. The US Market for Impact Investments and Charitable Gifts from Individual Donors and Investors. Naskrent: Verhaltenswissenschaftliche Determinanten der Spenderbindung.
  • 19. Menschen mit vielen Facebook- Freunden organisieren größere Gruppenspenden. Stimmt es?!
  • 20. 20 Stimmt es: Facebook-Freunde ➔ Nein. ➔ Es besteht eine negaitive Korrelation zwischen Facebook-Freunden und der Höhe der Durchschnittspende. ➔ Die durchschnittliche Spende sank um 2 Pence pro zusätzlichen Freund. ➔ "Free Rider"-Phänomen Grundgesamtheit: Datenbasis von JustGiving Quelle: University of Warwick
  • 21. Incentives und Matching Funds haben einen positiven Einfluss auf das Spendenergebnis. Stimmt es?!
  • 22. 22 Stimmt es: Incentives/Matching Funds ➔ Ja. ➔Alle bekannten Studien zeigen eine positive Korrelation. ➔ Die Spenderquote steigt aufgrund von Incentives und Matching Funds. ➔Allerdings wirken beide Effekte nicht langfristig, sondern nur bei der konkreten Spendenbitte. Heidbüchel: Psychologie des Spendenverhaltens: Analyse eines theoriegeleiteten Prozessmodells. Meier: Do Subsidies Increase Charitable Giving in the Long Run? Matching Donations in a Field Experiment.
  • 23. Spenden können auch zur Korruption eingesetzt werden. Stimmt es?!
  • 24. 24 Stimmt es: Korruption ➔ Ja. ➔ Wenn der Lieferant für die Organisation seines Abnehmers spendet... ➔ Es können über Spenden Beziehungen aufgebaut und vertieft werden, die anschließend auch für Manipulationen von Märkten genutzt werden können. Verhezen: Gifts, Corruption, Philanthropy. The Ambiguity of Gift Practices in Business.
  • 25. Organisationen, die öffentliche Zuwendungen erhalten, schränken ihre Aktivitäten im Fundraising ein. Stimmt es?!
  • 26. 26 Stimmt es: öffentliche Zuwendung ➔ Ja. ➔ Für die USA ist ein Crowd-Out-Effekt von 75% belegt. ● Für 1.000 $ Zuwendungen erhalten Organisationen 750 $ weniger Spenden ➔ Organisationen sind keine Maximierer, sondern finanzieren ihre Projekte und Programme. Andreoni/Payne: Do Government Grants to Private Charities Crowd Out Giving or Fundraising? Andreoni/Payne: Is crowding out due entirely to fundraising? Evidence from a panel of charities
  • 27. Einzelschicksale von Betroffenen sind die erfolgreichsten Treiber im Fundrasing. Stimmt es?!
  • 28. 28 Stimmt es: Einzelschicksale ➔ Ja. ➔ Das gilt insbesondere, wenn die Opfer mit Bild und Name individualisiert werden. ➔ Sobald zwei Schicksale erzählt werden, sinkt der Spendenerfolg. ➔ Die Verbindung von Schicksal und statistischen Daten führt zu einem geringeren Ertrag. Small/Loewenstein: Helping “A” victim or helping “THE” victim: Altruism and Identifiability. Small/Loewenstein/Slovic: Sympathy and callousness: The impact of deliberative thought on donation to identifiable and statistical victims
  • 29. Steuerermäßigungen haben einen Einfluss auf das Spendenverhalten. Stimmt es?!
  • 30. 30 Stimmt es: Steuerermäßigung ➔ Ja. ➔ Vorwiegend bei Großspenden ist ein entsprechender Effekt feststellbar. ➔ Der Effekt ist eher kurzfristig nach Einführung der Steuerermäßigung. ➔ Langfristig ist der Effekt deutlich geringer. Randolph: Dynamic Income, Progressive Taxes, and the Timing of Charitable Contributions O’Neil/Steinberg/Thompson: Reassessing the Tax-Favored Status of the Charitable Deduction for Gifts and Appreciated Assets.
  • 31. Vielen Dank! Dr. Kai Fischer www.mission-based.de Jörg Reschke www.joerg-reschke.de
  • 32. Quellen • Photo Credit: photo "Questions" by Oberazzi (cc by-nc-sa 2.0) on flickr Studien: ● Andreoni, James / Payne, Abigail (2003): Do Government Grants to Private Charities Crowd Out Giving or Fundraising? In: American Economic Review, Vol. 93, No. 3, S.792–812. ● Andreoni, James / Payne, Abigail (2011): Is crowding out due entirely to fundraising? Evidence from a panel of charities. In: Journal of Public Economics. Vol. 95, S. 334–343. ● Bundesverband Deutscher Stiftungen: Stifterinnen und Stifter in Deutschland ● fundoffice: NeuspenderInnen-Studie 2015 ● Heidbüchel, Andreas (2000): Psychologie des Spendenverhaltens: Analyse eines theoriegeleiteten Prozessmodells. Frankfurt/Main. ● Hibbert, Sally (2005): Why do people give to charity – and why don’t others? In: ESRC Charitable Giving Brochure. Swindon, UK. ● Hope Consulting (2010): Money for Good. The US Market for Impact Investments and Charitable Gifts from Individual Donors and Investors. ● Meier, Stephan (2007): Do Subsidies Increase Charitable Giving in the Long Run? Matching Donations in a Field Experiment. Working Papers, Federal Reserve Bank of Boston No. 06-18.
  • 33. Quellen • Studien: ● Naskrent, Julia (2010): Verhaltenswissenschaftliche Determinanten der Spenderbindung. Eine empirische Untersuchung und Implikationen über das Spenderbindungsmanagement. Frankfurt/Main. ● O’Neil, Cherie J. / Steinberg, Richard S. / Thompson, G. Rodney (1996): Reassessing the Tax-Favored Status of the Charitable Deduction for Gifts and Appreciated Assets. In: National Tax Journal, Vol. 49, S. 215–231. ● Randolph, William C. (1995): Dynamic Income, Progressive Taxes, and the Timing of Charitable Contributions. In: Journal of Political Economy, Vol: 103, S. 709–738. ● Small, Deborah A, / Loewenstein, George (2003): Helping “A” victim or helping “THE” victim: Altruism and Identifiability. In: Journal of Risk and Uncertainty, Vol. 26 , No.1, S. 5–16. ● Small, Deborah A. / Loewenstein, George / Slovic, Paul (2007): Sympathy and callousness: The impact of deliberative thought on donation to identifiable and statistical victims. In: Organizational Behavior and Human Decision Processes, 102, S. 143–153. ● Spendenrat/GfK: Bilanz des Helfens 2016 ● University of Warwick: Study finds Facebook popularity hampers fundraising efforts ● Verhezen, Peter (2009): Gifts, Corruption, Philanthropy. The Ambiguity of Gift Practices in Business. Bern.