Workshop auf der Konferenz "Think Cross - Change Media" des Masterstudiengangs Cross Media an der Hochschule Magdeburg-Stendal am 30.03.2012. Die Präsentation versucht, das "Artist Lifecycle Model" von Tobias Regner et al. auf den Bereich des Entrepreneurial Journalism zu übertragen.
3. Richard Gutjahr in Kairo
Der Journalist Richard Gutjahr hat durch seine Reise nach Ägypten
während der Proteste Anfang 2011 nebenbei gezeigt, dass
Crowdfunding durchaus ein gangbarer Weg zur Finanzierung
außergewöhnlicher journalistischer Projekte sein kann.
Er reiste auf eigene Faust nach Kairo und berichtete
ausschließlich über Twitter und Facebook. Die Bilder stellte er
unter einer CC-Lizenz zur Verfügung.
Er erhielt von seinen Leser alleine über Paypal und flattr ca. 4000
€ alleine über Spendenaufrufe.
Siehe http://gutjahr.biz/2011/03/kairo-bilanz/
Workshop Entrepreneurial Journalism
Think Cross – Change Media - 30.März 2012
4. Hintergrund: Richard Gutjahr
● Absolvent der deutschen Journalistenschule
München
● Praktika in USA und Frankreich, u.a. CNN
● Moderiert BR Rundschau, freier Mitarbeiter der
Chefredaktion der BR und Reporter für die ARD
● Aktiver Blogger seit 2009
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6. „Ich komme gerade mit der letzten Maschine aus
London zurück, wo ich ein Interview mit einem
Kollegen von The Economist gemacht habe. Das Video
dazu habe ich noch auf dem Flug geschnitten, denn
morgen früh gebe ich bereits einen Workshop an der
Deutschen Journalistenschule in München, bevor ich
wieder zum Flughafen fahre und nach Hamburg fliege.
Alles Jobs, die ich meinem Blog zu verdanken
habe.“ (Richard Gutjahr)
http://gutjahr.biz/2012/02/essay-bloggen/
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7. Artist Lifecycle for the Light Web and
the Dark Net
Shift from Attention to Money back to Attention to nourish further business
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8. Angebots-/Erlösmodelle nach Regner et
al.
● „Hartes“ DRM: Völlige Kontrolle über die Nutzung des Produkts (z.B. maxdome)
● „Weiches“ DRM: Nur Wasserzeichen oder gänzlicher Verzicht auf Kopierschutz, relative
freie Nutzung der Inhalte (z.B. iTunes)
● Super-Distribution: Belohnungssystem für erfolgreiche Weiterempfehlungen, beschränkte
Nutzung des Contents für nicht-zahlende Nutzer (z.B. last.fm)
● Variable Preismodelle: Nutzer wählt Preis innerhalb eines vorgegebenen Rahmens (z.B.
bandcamp)
● Freiwillige Bezahlung: Der Nutzer wird ermutigt, freiwillig für das Produkt zu zahlen,
kann es aber in jedem Fall uneingeschränkt nutzen (z.B. flattr.com)
● Einnahmen aus komplementären Angeboten: z.B. Merchandising, Konzerte, physische
Medienträger etc. (z.B. jammin' inc)
● Staatliche Finanzierung: z.B. Kulturflatrate
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12. Der Artist Lifecycle aus Sicht der
Aufmerksamkeitsökonomie
● Vetreter der Aufmerksamkeitsökonomie (Georg Franck, Max Goldhaber) argumentieren,
dass Aufmerksamkeit Währungscharakter habe.
● Je nach Qualität und Quantität der erfahrenen Aufmerksamkeit ist es möglich, diese
Aufmerksamkeit in neue Geschäftsmodelle zu investieren.
● Der Artist Lifecycle zeigt verschiedene Aufmerksamkeitstransaktionen:
● Neue Künstler_innen: Über ihre Werke aggregiert die Künstlerin Aufmerksamkeit.
● Etablierte Künstler_innen: Künstler und Werke erhalten Aufmerksamkeit wechselseitig.
● „Retired Artists“: Künstler hat Aufmerksamkeitskapital erarbeitet, dass losgelöst von der
Produktion neuer Werke in anderen Bereichen investiert werden kann.
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13. Qualifikation von Aufmerksamkeit
nach Beck & Davenport
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14. Gutjahrs Aufmerksamkeitsmodell
=> Gutjahr erwirtschaftet Aufmerksamkeitsüberschüsse, mit deren Hilfe er sein
Geschäftsmodell erweitert (z.B. Vorträge, Lehre, Erweiterung der Optionen für
Tätigkeiten bei Medienhäusern)
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15. Anpassung des Modells nach Wirtz
Das Beschaffungsmodell spielt für Produzenten von Inhalten eine untergeordnete
Rolle, insofern man die Recherche in das Leistungserstellungsmodell integriert.
Von zentraler Bedeutung ist hingegen das Aufmerksamkeitsmodell, das die
Aggregation und Re-Investition von Aufmerksamkeit qualitativ und quantitativ
beschreibt.
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16. Gemeinsamkeiten & Unterschiede
Journalisten vs. Musiker
Vergleichen Sie die Gemeinsamkeiten & Unterschiede
im Geschäftsmodell zwischen Journalisten und
Musikern anhand der Bestandteile eines
Geschäftsmodell nach Wirtz
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17. Geschäftsmodelle für den
„Journalist Lifecycle“?
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18. Probleme des digitalen Contents
● Digitaler Content ist Produkt und zugleich sein eigenes
Marketing-Instrument. Man steht vor der ständigen
Abwägung, ob Aufmerksamkeits- oder Gelderlöse
erzielen will.
● Die Grenzkosten zur Erstellung weiterer Kopien betragen
praktisch null. Nach den Gesetzen traditioneller Märkte
strebt der Stückpreis natürlicherweise in Richtung der
Grenzkosten. (vgl. u.a. Chris Anderson: „Free“)
● Die First-Copy-Costs betragen aber nicht null und
müssen refinanziert werden.
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19. Lösungsmöglichkeiten
● Verknappung des digitalen Contents durch
technische Zugangsbarrieren (DRM, Paywalls)
● Nutzung der gewonnenen Aufmerksamkeit als
Grundlage für ein zweites Geschäftsmodell
● Vermarktung von Journalismus als Service, nicht als
Produkt.
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20. Verbreite Erlösmodelle von Social Media
Startups
Mashable.com listet 5 verbreitete Geschäftsmodelle für Social Media Startups auf.
● Freemium Model: Chris Anderson nennt Gillette als Vorreiter des Freemium Modells - verschenke den
Rasierer und verkaufe dann die Klingen.
● Affiliate Model: In diesem Modell funktioniert das Unternehmen als Intermediär zwischen Kunde und
Anbieter. Die Kundengruppe des Unternehmens ist interessant für andere Unternehmen und man erzielt
Erlöse, indem Kunden weitergeleitet werden
● Subscription Model: Das klassische Abo-Modell hat für den Anbieter den Vorteil, dass er den Kunden
längerfristig an sich binden kann, als wenn er auf einzelne Transaktionen setzt.
● Virtual Goods Model: Die spezielle Art der Wertschöpfung durch Verknappung ist eine konsequente
Fortsetzung im Sinne der Vermarktung von Markenprodukten, bei denen der ideelle Wert bereits
deutliche größer als der materielle ist.
● Advertising Model: Vielleicht zu Recht als fantasielos gebrandmarkt, ist die das Advertising Model
trotzdem eines der bedeutendsten Geschäftsmodelle für Startups. Ausschließlich auf Werbeerlöse zu
setzen ist dabei genauso kurzfristig, wie dieses Modell kategorisch auszuschließen. Oft findet man
dieses Modell auch in Kombination mit dem Freemium-Modell.
Quelle: http://mashable.com/2009/07/14/social-media-business-models/
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21. Gedankenspiel: Wofür zahlen Sie bei einem
Zeitungsabo?
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22. Journalismus als Service
● Bei einem Abonnement zahlt man für ein zukünftiges
Produkt
● Aufgrund der Qualität des aktuellen Produkts schließt
man auf die Qualität des zukünftigen Produkts
● Man könnte ebenso gut sagen: Man zahlt in der
Gegenwart, damit der Journalist in der Zukunft eine
Dienstleistung erbringen kann, von deren Qualität man
überzeugt ist.
● Vorteil: Dienstleistungen kann man nicht kopieren.
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24. Spot.us
● Crowdfunding für journalistische Inhalte für San Francisco Bay Area
● Community schlägt (lokale) Themen vor
● Reporter machen Angebot auf Basis von aktuellen Spot.us
Honorarrichtlinien
● Community spendet $$$, bei erreichen des Angebots wird die Story
recherchiert
● Gelingt es, die Story an eine Publikation zu verkaufen, können die
Spender ihr Geld in eine weitere Story investieren.
(Ursprüngliches Modell, inzwischen leicht abgeändert, u.a. durch die
laufende Integration in das Public Insight Network)
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25. Finanzierungs- vs. Erlösmodell
● Die Sicht auf Journalismus als Service ermöglicht
einen Wechsel von „post-paid“ zu „pre-paid“
Erlösmodellen.
● Im Extremfall wird aus dem Erlösmodell ein
Finanzierungsmodell (Crowd-funding).
● Beim Crowd-Funding wird auch Risiko ausgelagert,
die Chancen verbleiben aber bei vielen Plattformen
beim Unternehmer. Es stellt sich die Frage, ob das
langfristig tragfähig ist.
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26. Gutjahrs Reise nach Kairo - Einnahmen
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27. ● Flattr ist im Prinzip in der Lage, sowohl Qualität als auch Quantität
des angebotenen Contents zu beeinflussen.
● Beeinflussung der Quantität geschieht mit der Festsetzung des
eigenen Monatsbudgets („Wieviel sind mir Inhalte wert?“)
● Beeinflussung der inhaltlichen Qualität und der Themen geschieht
durch Flattern von Beiträgen und Seiten.
● Entkopplung des „Kaufvorgangs“ vom Bezahlvorgang ermöglicht
risikofreies Flattern beliebig vieler Beiträge pro Monat.
● Im Gegensatz zu Abo-Modellen wird kein Geld für Inhalte gebunden,
die man gar nicht ausdrücklich gekauft hat. Flattr unterstützt damit
die Vielfalt der Inhalte des Internets und den Vorteil, sich gerade
nicht an Publikationen binden zu müssen.
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28. Frage
Aus welchen Gründen drücken Sie den Facebook
„Like“-Button?
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29. Probleme von flattr.com
● Es gibt kein Feedback bei Vergrößerung oder
Verkleinerung des Monatsbudgets.
● Qualitatives Feedback eines Buttonclicks ist nicht
eindeutig interpretierbar.
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30. Aufgabe
● Entwickeln Sie einen „Journalist Lifecycle“
● Starten Sie mit Ihrem eigenen oder einem Ihnen bekannten
Geschäftsmodell und analysieren Sie es nach Wirtz
● Überlegen Sie, wo im „Journalist Lifecycle“ das
Geschäftsmodell angesiedelt ist.
● Überlegen Sie, welche Art von Aufmerksamkeit aggregiert
wird und wie Sie Aufmerksamkeitsüberschüsse investieren
können, um die nächste Phase im „Journalist Lifecycle“ zu
erreichen.
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31. Quellen
● Bernd W. Wirtz: Medien- und Internetmanagement 5. Auflage. Gabler
Verlag. Wiesbaden, 2006.
● Thomas H. Davenport & John C. Beck: The Attention Economy. Harvard
Business Press, 2002.
● Georg Franck: Ökonomie der Aufmerksamkeit: Ein Entwurf. DTV, 2007.
● Tobias Regner, Javier A. Bravia, Jeremy V. Pitt & Brendan Neville: An artist
lifecycle model for digital media content: Strategies for the Light Web and
the Dark Web. In: Electronic Commerce Research and Applications. Volume
8 Issue 6, 2009. pp. 334-342
● Richard Gutjahrs Blog www.gutjahr.biz
● www.spot.us
● www.bandcamp.com
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