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Thema: Lebenslagen und soziale Risikengender
1. Einleitung
2. Gender-Begriffsbestimmung
3. Ziel der Arbeit
4. Sozialpolitische Genderaspekte
5. Gender und Finanzen
5.1. Beschäftigungsunterschiede
5.2. Soziale Sicherheit
5.3. Betroffenheit von Armut
5.4. Risikowahrnehmung
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
„Der englische Begriff Gender bedeutet soziales Geschlecht.“ 1 Der Begriff Gender als
Ausgangspunkt der Gleichstellungspolitik beschreibt verschiedene Lebenslagen von
Frauen und Männern, die nicht nur vom Geschlecht abhängig sind, sondern mit
Ausbildung, sozialen Status, Alter, Nationalität in Verbindung stehen. „Gegenwärtige
Forschung geht davon aus, dass „Geschlecht“ immer soziale, kulturelle, politische und
biologische Komponenten beinhaltet, die sich historisch verändern können.“2 Die
Forschung im Bereich Gender ist relativ jung, aber sehr aktuell, weil es Möglichkeiten
bietet, die Ursachen der Benachteiligung von Geschlechtern zu bestimmen, wie auch
politische und gesellschaftliche Konsequenzen daraus zu ziehen. „Wird Gender als
Analysekategorie genutzt, können vermeintlich geschlechtsneutrale Bereiche darauf
befragt werden, in welcher Art und Weise Geschlecht konstruiert ist und welche
Auswirkungen auf Lebenslagen von Frauen und Männern dies hat.“3
Frauen und Männer haben in der Gesellschaft bestimmte Rollenzuweisung, dass sich im
Laufe der Zeit entwickelt hat und erheblich zu der Benachteiligung der Frauen führt.
«Unsere Vorstellung davon, was Frauen und Männer sind und wie sie sein sollen, wird
gesellschaftlich hergestellt. Daher sprechen viele davon, Geschlecht werde „sozial
1 http://www.politik-lexikon.at/gender-mainstreaming
2 Smykalla, S. (2006), S.1
3
Smykalla, S. (2006), S.6
konstruiert.“4 Weil die Frauen meistens dafür zuständig sind, die Kleinkinder zu betreuen,
werden sie im Berufsleben weniger gefördert als Männer. Das hat negative Auswirkungen
nicht nur im Beruf, sondern auch im sozialen Bereich.
Die Frauenrepräsentanz in der Politik ist sehr gering, es ist und bleibt eine historische
Männerdomäne. Um Gleichstellung, der Geschlechtern ins Gleichgewicht zu bringen,
wurde die Strategie Gender Mainstreaming entwickelt, die genau darauf zielt, die
systematische Berücksichtigung von Gender auf allen Ebenen zu berücksichtigen. „Mitte
der 1990er-Jahre wurde von der EU wörtlich die Einbindung von Chancengleichheit von
Männern und Frauen in sämtliche politische Konzepte und Maßnahmen der Gemeinschaft
beschlossen.“5 Es bedeutet, dass bei allen politischen Entscheidungen, die spezifischen
Auswirkungen auf Frauen und Männer zu berücksichtigen sind. „Politik wird differenzierter,
weil strukturelle Unterscheidungen und Ungleichheiten der Lebenssituationen von
verschiedenen Frauen und Männern aufgezeigt werden und daraus Schlüsse für ein
gleichstellungsorientiertes Handeln abzuleiten sind, ohne Geschlechterstereotype zu
verfestigen.“6 Dabei geht es um die Berücksichtigung von individuellen Lebenslagen, um
den Menschen unabhängig vom Geschlecht die gleichen Lebenschancen im Leben zu
sichern. „Es bedeutet, gesellschaftlich oder auch juristisch darauf zu achten, dass das
Geschlecht eines Menschen deren Leben nicht entscheidend prägen darf.“7
Die Situation der Frauen hat sich in den letzten Jahrzehnten verbessert: besonders in der
Bildung und Berufsleben und das hat die Auswirkungen auf die finanzielle Lage der
Frauen. Aber obwohl sich die Lage von Frauen tendenziell verbessert, ist ungleiche
Finanzressourcenverteilung nach wie vor ein heißes Thema. Frauen nehmen in den
wirtschaftlichen Aktivitäten teil und treffen finanzielle Entscheidungen. Laut Statistik haben
die wirtschaftlichen Aktivitäten von Frauen im Laufe der Zeit zugenommen, und der
gleiche Trend ist in der Ausbildung beobachten.8 Als Folge ist zu erwarten, dass diese
Frauen gut bezahlte Arbeitsplätze suchen. So sind die Frauen derzeit sehr gefragt in der
Finanzdienstleistungsbranche. Allerdings ist die Beschäftigungsart von Frauen und
Männer unterschiedlich, sehe Abb.1.
4 Smykalla, S. (2006), S.4
5 http://www.politik-lexikon.at/gender-mainstreaming
6 Smykalla, S. (2006), S.8
7 Smykalla, S. (2006), S.9
8
vgl. Koncilja, Christiane (2012)
Abbildung 1: Beschäftigungsunterschiede zwischen Männern und Frauen9
Die Frauen sind in einer beschränkten Anzahl von Berufen verträten und besitzen oft
wenig qualifizierte Stellen.10 In den letzten Jahren hat sich Erwerbstätigkeit der Frauen
insbesondere in atypischen Beschäftigungsbereichen entwickelt, die mit
Sozialversicherungsnachteilen verbunden sind. Teilzeitarbeit, die überwiegend von Frauen
ausgeübt wird, ist davon besonders betroffen. Außerdem sind auch die Stundenlöhne bei
einer geringfügigen Beschäftigung oder einer Teilzeitstelle geringer. Nicht berücksichtigt
werden von Sozialversicherung auch unbezahlte Haushalts-, Erziehungs-, Betreuungs-
und Pflegearbeiten, im Rahmen der Familie von Frauen übernommen werden. Diese Art
der finanziellen Benachteiligung der Frauen ist durch die traditionelle Rollenverteilung in
der Familie bedingt.11
„Die strukturellen Gründe für die Armut der Frauen stehen in Zusammenhang mit der
traditionellen Arbeitsteilung, die den Frauen in erster Line die Einbindung in den
häuslichen Bereich vorsieht und erst in zweiter, ihre Beteiligung im bezahlten Arbeitsmarkt
(und somit am System der sozialen Sicherung).“12 Die Frauen sind von Armut doppelt
häufiger betroffen, als die Männer, sehe Tabelle 1.
Tabelle 1: Anteil in finanzieller Armut lebender Personen13
9 Koncilja, C. (2012), S.11
10 vgl. Ballmer-Cao, T.-H. (2000)
11 vgl. Sommer, J.- H. et Stefan Schütz (1998)
12 Budowski, M. et all. (2003), S.17
13 Budowski, M. et all. (2003), S.196
Die Hauptfaktoren, die einen wesentlichen Einfluss auf das Armutsrisiko von Frauen
haben, sind Haushaltssituation, Erwerbstätigkeit und soziale Sicherheit. Dazu kommen
noch besondere Lebenslagen, die bei Frauen sehr relevant sind: Scheidung,
Einelternfamilie, Rentenanspruch.
Das Umgehen mit dem Geld ist bei Männern und Frauen auch unterschiedlich, dass die
Forschungsergebnisse der Berner Fachhochschule nachweisen. „Die Studie bestätigt,
dass das Geschlecht bei Investitionsentscheidungen eine Rolle spielt. So gibt es
beispielsweise signifikante Unterschiede bei der Anlagestrategie: Männern
berücksichtigen Rentabilität, Frauen lassen sich dagegen häufiger von sozialen und
ethischen Kriterien leiten.“14 Die Informationsbeschaffung wird auch unterschiedlich
gesammelt, wenn die Frauen lassen sich gerne beraten lassen, bevorzugen die Männer
Internetrecherchen. Die Frauen neiden zu konservativen Geldanlageformen, weil sie
weniger risikobereit sind, als Männer. Auch investieren Frauen weniger Geld in Aktien, als
Männer dies tun würden. Die Männer sind mehr an die Rendite konzentriert, Frauen
dagegen berücksichtigen bei ihren Investitionsentscheidungen soziale und ethische
Faktoren.
Abbildung 2: Investitionskriterien von Männer und Frauen15
Die Genderforschungen weisen darauf hin, dass es sehr wichtig ist, Lebenslagen zu
berücksichtigen, um gezielte politische und soziale Entscheidungen vorzunehmen.
Deswegen wird den Bedarf an Genderwissen zunehmend gefördert.
„Demokratische Gesellschaften sind auf Wissen angewiesen, um gesellschaftliche
Prozesse verantwortungsvoll mitbestimmen und steuern zu können.“ 16
14 www.bfh.ch, Stand: 02.01.2013
15 Koncilja, C. (2012), S.21
16
Widmer, M. et all. (2005), S.4
Lieteraturverzeichnis
Ballmer-Cao, Thanh-Huyen (2000): Sozialer Wandel und Geschlecht. Zur
Gleichstellungsfrage in der Schweiz. Bern.
Frauen investieren anders als Männer. www.bfh.ch. Stand: 02.01.2013
Knapp, Gudrun-Axeli (2001): Grundlagenkritik und stille Post. Zur Debatte um einen
Bedeutungsverlust der Kategorie „Geschlecht“, in: Heintz, Bettina (Hrsg.):
Geschlechtersoziologie. Wiesbaden, S. 54-74.
Koncilja, Christiane (2012): Gender & Finance: financial profile of continuing education
students according to gender. University of Applied Sciences. Bern.
Monica Budowski et all. (2003): Armut und Gender. Bundesamt für Statistik BFS. Dritter
statistischer Bericht. Neuchâtel.
Smykalla, Sandra (2006): Was ist Gender. Humbolt Universität. Berlin.
www.genderkompetenz.info
Sommer, Jürg H. et Stefan Schütz (1998): Changements des modes de vie et avenir de la
sécurité sociale. Résultats du Programme national de recherche 29. Lausanne: Réalités
sociales.
Widmer, Maya et all. (2005): Gender Studien. Schweizerischer Nationalfonds
zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. Bern.
http://www.politik-lexikon.at/gender-mainstreaming

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Lebenslagen und soziale risikengender

  • 1. Thema: Lebenslagen und soziale Risikengender 1. Einleitung 2. Gender-Begriffsbestimmung 3. Ziel der Arbeit 4. Sozialpolitische Genderaspekte 5. Gender und Finanzen 5.1. Beschäftigungsunterschiede 5.2. Soziale Sicherheit 5.3. Betroffenheit von Armut 5.4. Risikowahrnehmung 6. Fazit 7. Literaturverzeichnis „Der englische Begriff Gender bedeutet soziales Geschlecht.“ 1 Der Begriff Gender als Ausgangspunkt der Gleichstellungspolitik beschreibt verschiedene Lebenslagen von Frauen und Männern, die nicht nur vom Geschlecht abhängig sind, sondern mit Ausbildung, sozialen Status, Alter, Nationalität in Verbindung stehen. „Gegenwärtige Forschung geht davon aus, dass „Geschlecht“ immer soziale, kulturelle, politische und biologische Komponenten beinhaltet, die sich historisch verändern können.“2 Die Forschung im Bereich Gender ist relativ jung, aber sehr aktuell, weil es Möglichkeiten bietet, die Ursachen der Benachteiligung von Geschlechtern zu bestimmen, wie auch politische und gesellschaftliche Konsequenzen daraus zu ziehen. „Wird Gender als Analysekategorie genutzt, können vermeintlich geschlechtsneutrale Bereiche darauf befragt werden, in welcher Art und Weise Geschlecht konstruiert ist und welche Auswirkungen auf Lebenslagen von Frauen und Männern dies hat.“3 Frauen und Männer haben in der Gesellschaft bestimmte Rollenzuweisung, dass sich im Laufe der Zeit entwickelt hat und erheblich zu der Benachteiligung der Frauen führt. «Unsere Vorstellung davon, was Frauen und Männer sind und wie sie sein sollen, wird gesellschaftlich hergestellt. Daher sprechen viele davon, Geschlecht werde „sozial 1 http://www.politik-lexikon.at/gender-mainstreaming 2 Smykalla, S. (2006), S.1 3 Smykalla, S. (2006), S.6
  • 2. konstruiert.“4 Weil die Frauen meistens dafür zuständig sind, die Kleinkinder zu betreuen, werden sie im Berufsleben weniger gefördert als Männer. Das hat negative Auswirkungen nicht nur im Beruf, sondern auch im sozialen Bereich. Die Frauenrepräsentanz in der Politik ist sehr gering, es ist und bleibt eine historische Männerdomäne. Um Gleichstellung, der Geschlechtern ins Gleichgewicht zu bringen, wurde die Strategie Gender Mainstreaming entwickelt, die genau darauf zielt, die systematische Berücksichtigung von Gender auf allen Ebenen zu berücksichtigen. „Mitte der 1990er-Jahre wurde von der EU wörtlich die Einbindung von Chancengleichheit von Männern und Frauen in sämtliche politische Konzepte und Maßnahmen der Gemeinschaft beschlossen.“5 Es bedeutet, dass bei allen politischen Entscheidungen, die spezifischen Auswirkungen auf Frauen und Männer zu berücksichtigen sind. „Politik wird differenzierter, weil strukturelle Unterscheidungen und Ungleichheiten der Lebenssituationen von verschiedenen Frauen und Männern aufgezeigt werden und daraus Schlüsse für ein gleichstellungsorientiertes Handeln abzuleiten sind, ohne Geschlechterstereotype zu verfestigen.“6 Dabei geht es um die Berücksichtigung von individuellen Lebenslagen, um den Menschen unabhängig vom Geschlecht die gleichen Lebenschancen im Leben zu sichern. „Es bedeutet, gesellschaftlich oder auch juristisch darauf zu achten, dass das Geschlecht eines Menschen deren Leben nicht entscheidend prägen darf.“7 Die Situation der Frauen hat sich in den letzten Jahrzehnten verbessert: besonders in der Bildung und Berufsleben und das hat die Auswirkungen auf die finanzielle Lage der Frauen. Aber obwohl sich die Lage von Frauen tendenziell verbessert, ist ungleiche Finanzressourcenverteilung nach wie vor ein heißes Thema. Frauen nehmen in den wirtschaftlichen Aktivitäten teil und treffen finanzielle Entscheidungen. Laut Statistik haben die wirtschaftlichen Aktivitäten von Frauen im Laufe der Zeit zugenommen, und der gleiche Trend ist in der Ausbildung beobachten.8 Als Folge ist zu erwarten, dass diese Frauen gut bezahlte Arbeitsplätze suchen. So sind die Frauen derzeit sehr gefragt in der Finanzdienstleistungsbranche. Allerdings ist die Beschäftigungsart von Frauen und Männer unterschiedlich, sehe Abb.1. 4 Smykalla, S. (2006), S.4 5 http://www.politik-lexikon.at/gender-mainstreaming 6 Smykalla, S. (2006), S.8 7 Smykalla, S. (2006), S.9 8 vgl. Koncilja, Christiane (2012)
  • 3. Abbildung 1: Beschäftigungsunterschiede zwischen Männern und Frauen9 Die Frauen sind in einer beschränkten Anzahl von Berufen verträten und besitzen oft wenig qualifizierte Stellen.10 In den letzten Jahren hat sich Erwerbstätigkeit der Frauen insbesondere in atypischen Beschäftigungsbereichen entwickelt, die mit Sozialversicherungsnachteilen verbunden sind. Teilzeitarbeit, die überwiegend von Frauen ausgeübt wird, ist davon besonders betroffen. Außerdem sind auch die Stundenlöhne bei einer geringfügigen Beschäftigung oder einer Teilzeitstelle geringer. Nicht berücksichtigt werden von Sozialversicherung auch unbezahlte Haushalts-, Erziehungs-, Betreuungs- und Pflegearbeiten, im Rahmen der Familie von Frauen übernommen werden. Diese Art der finanziellen Benachteiligung der Frauen ist durch die traditionelle Rollenverteilung in der Familie bedingt.11 „Die strukturellen Gründe für die Armut der Frauen stehen in Zusammenhang mit der traditionellen Arbeitsteilung, die den Frauen in erster Line die Einbindung in den häuslichen Bereich vorsieht und erst in zweiter, ihre Beteiligung im bezahlten Arbeitsmarkt (und somit am System der sozialen Sicherung).“12 Die Frauen sind von Armut doppelt häufiger betroffen, als die Männer, sehe Tabelle 1. Tabelle 1: Anteil in finanzieller Armut lebender Personen13 9 Koncilja, C. (2012), S.11 10 vgl. Ballmer-Cao, T.-H. (2000) 11 vgl. Sommer, J.- H. et Stefan Schütz (1998) 12 Budowski, M. et all. (2003), S.17 13 Budowski, M. et all. (2003), S.196
  • 4. Die Hauptfaktoren, die einen wesentlichen Einfluss auf das Armutsrisiko von Frauen haben, sind Haushaltssituation, Erwerbstätigkeit und soziale Sicherheit. Dazu kommen noch besondere Lebenslagen, die bei Frauen sehr relevant sind: Scheidung, Einelternfamilie, Rentenanspruch. Das Umgehen mit dem Geld ist bei Männern und Frauen auch unterschiedlich, dass die Forschungsergebnisse der Berner Fachhochschule nachweisen. „Die Studie bestätigt, dass das Geschlecht bei Investitionsentscheidungen eine Rolle spielt. So gibt es beispielsweise signifikante Unterschiede bei der Anlagestrategie: Männern berücksichtigen Rentabilität, Frauen lassen sich dagegen häufiger von sozialen und ethischen Kriterien leiten.“14 Die Informationsbeschaffung wird auch unterschiedlich gesammelt, wenn die Frauen lassen sich gerne beraten lassen, bevorzugen die Männer Internetrecherchen. Die Frauen neiden zu konservativen Geldanlageformen, weil sie weniger risikobereit sind, als Männer. Auch investieren Frauen weniger Geld in Aktien, als Männer dies tun würden. Die Männer sind mehr an die Rendite konzentriert, Frauen dagegen berücksichtigen bei ihren Investitionsentscheidungen soziale und ethische Faktoren. Abbildung 2: Investitionskriterien von Männer und Frauen15 Die Genderforschungen weisen darauf hin, dass es sehr wichtig ist, Lebenslagen zu berücksichtigen, um gezielte politische und soziale Entscheidungen vorzunehmen. Deswegen wird den Bedarf an Genderwissen zunehmend gefördert. „Demokratische Gesellschaften sind auf Wissen angewiesen, um gesellschaftliche Prozesse verantwortungsvoll mitbestimmen und steuern zu können.“ 16 14 www.bfh.ch, Stand: 02.01.2013 15 Koncilja, C. (2012), S.21 16 Widmer, M. et all. (2005), S.4
  • 5. Lieteraturverzeichnis Ballmer-Cao, Thanh-Huyen (2000): Sozialer Wandel und Geschlecht. Zur Gleichstellungsfrage in der Schweiz. Bern. Frauen investieren anders als Männer. www.bfh.ch. Stand: 02.01.2013 Knapp, Gudrun-Axeli (2001): Grundlagenkritik und stille Post. Zur Debatte um einen Bedeutungsverlust der Kategorie „Geschlecht“, in: Heintz, Bettina (Hrsg.): Geschlechtersoziologie. Wiesbaden, S. 54-74. Koncilja, Christiane (2012): Gender & Finance: financial profile of continuing education students according to gender. University of Applied Sciences. Bern. Monica Budowski et all. (2003): Armut und Gender. Bundesamt für Statistik BFS. Dritter statistischer Bericht. Neuchâtel. Smykalla, Sandra (2006): Was ist Gender. Humbolt Universität. Berlin. www.genderkompetenz.info Sommer, Jürg H. et Stefan Schütz (1998): Changements des modes de vie et avenir de la sécurité sociale. Résultats du Programme national de recherche 29. Lausanne: Réalités sociales. Widmer, Maya et all. (2005): Gender Studien. Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. Bern. http://www.politik-lexikon.at/gender-mainstreaming