SlideShare ist ein Scribd-Unternehmen logo
1 von 64
WIR
                                          SIND
                           WIR SIND GUT
Bundesagentur für Arbeit
Regensburger Str. 104
90478 Nürnberg
                                          GUT
                                          Erfolgsgeschichten aus Deutschland,
                                          die Mut machen
Inhaltsverzeichnis

                       Vorwort      6
                Realitätscheck      8
           Baden-Württemberg       10
                        Bayern     16
                         Berlin    24
                  Brandenburg      35
          Arbeitgeber-Umfrage      40
                       Bremen      41
          Arbeitgeber-Umfrage      45
                     Hamburg       46
                        Hessen     52
     Mecklenburg-Vorpommern        60
                Niedersachsen      69
          Nordrhein-Westfalen      79
               Rheinland-Pfalz     89
          Arbeitgeber-Umfrage      91
                      Saarland     99
                       Sachsen    104
               Sachsen-Anhalt     110
            Schleswig-Holstein    115
                    Thüringen     121
                       Register   125
                   Impressum      126
Helden des Alltags




    Heinrich Alt,
    Vorstand Grundsicherung




    Was Sie gerade in der Hand halten, ist ein Buch         ternehmern, die ihre Betriebe für sie geöffnet haben.     Jahren erreicht wurde und was weiterhin jeden Tag         unseren Platz in der Gesellschaft, Arbeit gibt Aner-
    über Menschen, die am Existenzminimum gelebt            Das Buch mit dem Titel „Wir sind gut“ beschreibt          erreicht wird. Dennoch ist die Grundsicherung ein         kennung, Arbeit erfüllt, Arbeit macht sichtbar.
    und umgangssprachlich ausgedrückt Hartz IV bezo-        aus unterschiedlicher Perspektive, was jeden Tag in       ungeliebtes Kind. Politisch ist sie eine Vollwaise. Was
    gen haben. Ein Buch, das Geschichten erzählt über       Deutschland unbemerkt und erfolgreich gelingt.            sie braucht, ist mehr Aufmerksamkeit und Anerken-         Die meisten Menschen nehmen einen dauerhaften
    alltägliche Helden. Es sind keine Menschen, die neue                                                              nung. Kurz: Was ihr fehlt, ist gutes Marketing.           Transferbezug als entwürdigend wahr. Sie wollen ih-
    Weltrekorde aufgestellt, keine, die Medaillen ge-       Warum ein Buch über Menschen aus der Mitte der                                                                      ren Beitrag leisten, Verantwortung übernehmen und
    wonnen, keine, über die Illustrierte berichtet haben.   Gesellschaft? Menschen, die unsere Freunde, Nach-         Dieses Buch ist kein                 Arbeit ist           der eigenen Familie ein Vorbild sein.
    Aber es sind Menschen, denen die Gesellschaft auch      barn und Kollegen sind oder sein könnten – Men-           Adoptionsantrag. Es zeigt          mehr als nur
    ein Denkmal setzen                                      schen aus Hartz IV? Weil es Mut machen soll, weil es      aber, dass es Wege zurück           Gelderwerb,           Dieses Buch war mir ein persönliches Anliegen. Und
    könnte, weil sie sich mit        Ein Buch, das          Vorbilder zeigen soll, weil es demonstrieren soll, dass   in die Gesellschaft gibt.                                 ich bedanke mich, dass viele bekannte Vertreter aus
                                      Geschichten                                                                                                        Arbeit erfüllt,
    ungeheurer Anstrengung                                  das Bild von Langzeitarbeitslosen und Jobcentern in       Wenn man daran glaubt,                                    Politik, aus Wirtschaft, aus Medien oder Wissenschaft
                                      erzählt über                                                                                                       Arbeit macht
    zurückgekämpft haben in                                 der öffentlichen Wahrnehmung korrigiert werden            mit viel Motivation und                                   dieses Buch unterstützt haben. Sie beschreiben, was
                                       Menschen,                                                                                                            sichtbar
    die Arbeitsgesellschaft.                                muss.                                                     viel Engagement daran                                     Arbeit für sie bedeutet. Und genau das ist es, was
    Menschen, die lange                die sich ins                                                                   arbeitet. Es zeigt auch,                                  uns alle vereint. Egal ob arbeitslos oder nicht.
    arbeitslos waren, aber            Arbeitsleben          Ungezählte Debatten haben die Grundsicherung              dass es keine hoffnungslosen Fälle gibt. Es braucht
    nie aufgegeben haben,          zurückgekämpft           dahin gebracht, wo sie in der Wahrnehmung der             bei dem einen oder anderen Menschen einfach nur           Nürnberg, Dezember 2012
    an eine neue Chance zu                haben             Öffentlichkeit jetzt ist – in der Schmuddelecke des       mehr Zeit und einen langen Atem. Und das Buch
    glauben. Ihre Geschichten                               Sozialstaates. Es ist nicht gelungen, die Grundsiche-     zeigt auch: Es gibt risikobereite Unternehmen, die
    erzählen auch von Kolleginnen und Kollegen in Job-      rung für Arbeitsuchende als geglückte Reform in der       ihre soziale Verantwortung ernst nehmen. Wenn man
    centern, die diesen Glauben bestärkt und unterstützt    Gesellschaft zu verankern. Deshalb verlieren wir im-      die Geschichten liest, wird deutlich, dass Arbeit mehr
    haben, und von mutigen Unternehmerinnen und Un-         mer wieder aus den Augen, was in den vergangenen          ist als nur Gelderwerb. Über Arbeit definieren wir alle

6                                                                                                                                                                                                                                       7
Realitätscheck
    Vorurteile gegenüber Hartz IV-Empfängern sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Dies ist eines der
    zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der
    Bundesagentur für Arbeit. Untersuchungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und der
    Bundesagentur für Arbeit zeigen aber: Die Einschätzungen haben mit der Realität wenig gemein.


                                                                                                                                                                        Irrtum
                                                                                                                                                                  5
                     1
                               Irrtum
                               37 % der Deutschen glauben:
                               Hartz IV-Empfänger wollen
                                                                                                                3   Irrtum
                                                                                                                    57 % der Deutschen glauben:
                                                                                                                    Hartz IV-Empfänger sind bei der
                                                                                                                                                                        57 % der Deutschen glauben:
                                                                                                                                                                        Hartz IV-Empfänger sind schlecht
                                                                                                                                                                        qualifiziert.

                                                                                                                    Arbeitsuche zu wählerisch.
                               nicht arbeiten.
                                                                                                                                                                        Fakt ist:
                                                                                                                                                                        44 % der Hartz IV-
                               Fakt ist:                                                                            Fakt ist:                                           Empfänger verfügen über
                                                                                                                    71 % der arbeitsuchenden                            eine abgeschlossene
                               Für 75 % der Hartz IV-                                                                                                                   Berufsausbildung.
                               Empfänger ist Arbeit das                                                             Hartz IV-Empfänger würden
                               Wichtigste im Leben.                                                                 Arbeit annehmen, für die sie
                                                                                                                    überqualifiziert sind.


                                                                                                                                                          Irrtum
                                                                                                                                                      4   55 % der Deutschen glauben:
                                                                                                                                                          Hartz IV-Empfänger haben nichts
                                                     Irrtum                                                                                               Sinnvolles zu tun.
                                             2       55 % der Deutschen glauben:
                                                     Hartz IV-Empfänger suchen
                                                     selbst nicht aktiv nach Arbeit.                                                                      Fakt ist:
                                                                                                                                                          62 % der Hartz IV-Empfän-
                                                                                                                                                          ger gehen mindestens einer
                                                     Fakt ist:                                                                                            gesellschaftlich relevanten
                                                     62 % der arbeitsuchenden
                                                     Hartz IV-Empfänger klopfen                                                                           Tätigkeit nach.
                                                     direkt beim Arbeitgeber an.




8                                                                                                                                                                                                          9
Baden-Württemberg




     Baden-Württemberg   Aufwand und Ertrag
                         Alevtina Otto liebt Zahlen und Ordnung. Deshalb wurde sie in Russland Buchhalterin.
                         Eine Qualifikation, die ihr hierzulande zunächst nichts nützte. Eine Jobsuche aus zwei
                         Perspektiven.

                         Dr. Astrid Koberstein-Pes vom Jobcenter Landkreis
                         Konstanz:
                               Viele unserer Klienten sind sehr unglücklich mit
                               ihrer Situation, wenn sie zu uns kommen. Oft
                         haben sie über die vielen Absagen bei der Jobsuche
                         den Glauben an ihre Fähigkeiten verloren. Deshalb
                         helfen wir ihnen zunächst dabei herauszufinden, wo
                         ihre Stärken liegen – denn Stärken und besondere
                         Fähigkeiten haben sie alle. Bei Frau Otto war es ganz              Nach Jahren wieder im Ausbildungsberuf: Alevtina Otto

                         ähnlich. In ihrer russischen Heimat hatte sie als Wirt-            Praktikumszeugnis war so hervorragend, dass sie
                         schaftsprüferin gearbeitet, fand aber hier in diesem               über unsere Kontakte die Chance erhielt, einige Tage
                         Bereich keine Anstellung. Um ihre Familie zu versor-               in der Buchhaltung des Pestalozzi-Kinderdorfs auf
                         gen, nahm sie eine Stelle in der Produktion an, bis                Probe zu arbeiten. Inzwischen hat sie dort einen Ar-
                         sie nach vielen Jahren mit knapp 50 arbeitslos wurde.              beitsvertrag unterschrieben, ist festangestellt und ihre
                         Die Kollegen von der Agentur für Arbeit vermittelten               Berufsausbildung ist mittlerweile auch anerkannt.“
                         ihr eine Qualifizierungsmaßnahme im Buchhaltungs-
                         bereich, die sie mit großem persönlichem Engagement                Alevtina Otto über ihren Weg zurück in die Welt
                         erfolgreich abschloss. Ihre Bewerbungen danach                     der Zahlen:
                         blieben jedoch erfolglos.                                          „Mein Problem hier in Deutschland war, dass ich
                                                                                            die Sprache zunächst nicht sprechen konnte. Und
                         Trotz der Absagen haben wir Frau Otto geraten, an                  natürlich, dass meine russischen Abschlüsse als
                         ihrem Berufswunsch festzuhalten, denn wir hatten                   Buchhalterin und Wirtschaftsprüferin nicht akzep-
                         in der Beratung festgestellt, dass sie über sehr gutes             tiert wurden. Ich muss ehrlich sagen, dass ich die
                         Fachwissen verfügte. Wir haben dann zusammen mit                   Hoffnung, irgendwann noch einmal in meinem Beruf
                                                                       ihr an einer neuen   zu arbeiten, bereits aufgegeben hatte. Aber Frau
                                                                       Bewerbungsstra-      Dr. Koberstein-Pes hat mir Mut gemacht – und das
                                                                       tegie gearbeitet     hat mir sehr geholfen. Die Idee, einen Berufseinstieg
                                                                       und auf Praktika     über ein Praktikum zu versuchen, fand ich wunder-
                                                                       gesetzt, in denen    bar. Auch für mich selbst war es der Beweis, dass
                                                                       sie ihr Wissen un-   ich eben doch noch etwas kann. Und dass ich beim
                                                                       ter Beweis stellen   Pestalozzi-Kinderdorf so schnell eine so gute Arbeits-
                                                                       konnte. Bereits      stelle gefunden habe – so viel Glück kann ich
                         Arbeitsvermittlerin Dr. Astrid Koberstein-Pes ihr erstes           manchmal gar nicht fassen.

10                                                                                                                                                     11
Baden-WürttemBerg                                                                                                                                                                                                   Baden-WürttemBerg




                  Nur eines von vielen
                     Aufgabengebieten
                 des 59-jährigen Vlado                                                                                                                                                                     Susanne Schulz betreut
                     Djurak: die Küche                                                                                                                                                                     Tamara Juhn im Auftrag
                                                                                                                     Tamara Juhn, 22, Auszubildende als Kauffrau für Bürokommunikation, Rastatt            des Jobcenters



   Der Mann für alle Fälle                                                                                           „Ihre Leistungen sind spitzenklasse“
   34 Jahre in Deutschland, 22 Jahre festangestellt und dann zwölf Jahre arbeitslos. Erst ein                        Als Alleinerziehende suchte Tamara Juhn lange nach einem Ausbildungsplatz. Bei der
   engagierter Arbeitsvermittler brachte Vlado Djurak zurück in das Berufsleben.                                     Deutschen Vermögensberatung Rastatt fand sie endlich, wonach sie suchte und lernt ihren
                                                                                                                     künftigen Beruf in Teilzeit.
   D    er Buchsbaum kommt nicht ungeschoren davon,
        der Teller nicht ungespült. Als Hausmeistergehil-
   fe im Parkhotel Wehrle legt Vlado Djurak dort Hand
                                                            Djurak in den Schwarzwald. Hier trifft er auf Hellmut
                                                            Kohlermann. Der Arbeitsvermittler engagiert sich sehr
                                                            für seinen neuen Kunden. Eigenhändig überbringt er       A    lleinerziehende Mutter sucht Ausbildung – es
                                                                                                                          scheint Arbeitgeber zu geben, die von einem
                                                                                                                                                                                Ihre Ausbildung absolviert sie engagiert und verant-
                                                                                                                                                                                wortungsbewusst. „Ich bin sehr stolz, ihre Leistun-
   an, wo gerade Hilfe gebraucht wird, und genießt          dessen Bewerbungsunterlagen potenziellen Arbeit-         solchen Wunsch nicht viel halten. Das Gefühl hatte zu-     gen sind spitzenklasse“, sagt Susanne Schulz. Die
   sein weites Aufgabenfeld – nach zwölf Jahren ohne        gebern – unter anderem dem Parkhotel Wehrle in           mindest Tamara Juhn, nachdem sie auf ihre Bewerbun-        Projektleiterin der BBQ Berufliche Bildung gGmbH
   Arbeit.                                                  Triberg. Dort erhält Vlado Djurak Gelegenheit, sich      gen zunächst nur Absagen bekam. Bis sich schließlich       betreut die junge Mutter im Auftrag des Jobcenters.
                                                            persönlich vorzustellen. Seine freundliche und zu-       Christian Warth von der Deutschen Vermögensbera-           Sie steht Tamara Juhn mit Rat und Tat zur Seite. Gibt
   1972 kommt Vlado Djurak aus dem damaligen Jugos-         vorkommende Art überzeugt sofort. Er erhält eine         tung Rastatt bereit erklärt, die 22-Jährige in seiner Firmaes beispielsweise Ärger in der Berufsschule, setzt sich
   lawien nach Deutschland. Arbeitskräfte sind gesucht,     befristete Anstellung als Gartengehilfe und nutzt        zur Kauffrau für Bürokommunikation auszubilden. Der        Schulz für sie ein. Gleichzeitig arbeiten die beiden
   er findet schnell eine Stelle als Monteur bei einem      seine Chance. Direktionsassistentin Vanessa Combes:      Familienvater stimmte sogar einer Anstellung in Teilzeit   Frauen daran, die junge Mutter auch persönlich wei-
   großen Elektronikhersteller.                             „Vlado ist unheimlich pünktlich, sehr zuverlässig und    zu. Für Tamara Juhn ist das ein großes Glück, denn eine    ter zu stärken. Denn neben einer soliden beruflichen
   22 Jahre lang hat er dort         „Ich kann mein         erledigt seine Aufgaben selbstständig. Es ist perfekt.   Ausbildung in Teilzeit zu finden ist fast unmöglich.       Basis geht es bei der ausbildungsbegleitenden Be-
   sein Auskommen, dann               Leben wieder          Wir müssen uns um nichts kümmern.“                                                                                             treuung auch darum, individuelle Probleme
   gerät die Firma in die Krise.        genießen“                                                                    „Mir hat ihr positives Auftreten gefallen und        „Ich bin          zu lösen, um so eine dauerhaft erfolgrei-
   Entlassungen folgen, auch                                Vlado Djurak hat es geschafft. Inzwischen ist er ein     sie wurde mir wärmstens empfohlen“, be-               wieder           che Integration in den Arbeitsmarkt zu
   der gebürtige Kroate muss gehen. Plötzlich steht er      festes Mitglied des Hotelteams. Seine Aufgaben           gründet Christian Warth die Entscheidung,         jemand in der erreichen.
   auf der Straße.                                          findet er nicht mehr nur im Garten. Als Hausmeis-        die er bis heute nicht bereut hat. „Es läuft       Gesellschaft“
                                                            tergehilfe ist er überall im Hotel unterwegs und         alles wunderbar“ und schließlich habe er ja                           Für Tamara Juhn hat sich das jetzt schon
   Überall in Deutschland sucht der Monteur nach einer      schaut, wer Unterstützung gebrauchen kann. Viel Zeit     auch gewusst, worauf er sich einließe. „Wenn das           gelohnt: „Ich bin wieder jemand in der Gesell-
   neuen Stelle. Sein fortgeschrittenes Alter und seine     verbringt er in der Küche, wo er dem Koch zur Hand       Kind krank ist, hat das eben Priorität.“                   schaft“, sagt sie. Es sei zwar nicht immer einfach,
   fehlende Ausbildung machen ihn jedoch für den            geht. Der 59-Jährige ist zufrieden: „Ich fühle mich                                                                 die Ausbildung und das Privatleben unter einen Hut
   Arbeitsmarkt unattraktiv. „Ich wollte ja arbeiten. Das   jetzt viel besser als während meiner Arbeitslosigkeit    Tamara Juhn weiß, dass eine solche Einstellung nicht       zu bringen. Aber Tamara Juhn weiß jetzt, dass sie es
   Herumsitzen machte mich krank.“ Dennoch, aufge-          und kann mein Leben wieder genießen.“                    selbstverständlich ist. Sie will ihren Chef auf keinen     schaffen kann.
   ben kommt für ihn nicht infrage. Er nimmt an Weiter-                                                              Fall enttäuschen. Deshalb bleibt sie nur zuhause,
   bildungsmaßnahmen teil, beispielsweise zum Gärtner.                                                               wenn es wirklich nicht anders geht. Was zum Glück
   Nach über zehn Jahren Arbeitslosigkeit zieht Vlado                                                                nur selten der Fall ist.

  12                                                                                                                                                                                                                                      13
Baden-Württemberg                                                                                                                                                                                                                    Baden-Württemberg




                                                                                                                                „Wir profitieren vom Aufschwung“
                                                                                                                                Thomas Dautel, 48, Geschäftsführer des Jobcenters Schwarzwald-Baar-Kreis, über
                                                                                                                                konjunkturelle Schwankungen und die größten Herausforderungen in seiner Region.
                    IT-Fachkraft Adnan
                   Munawar, 30, (links)
                  und sein Chef Helmut                                                                                          Herr Dautel, kurz nach dem Einbruch der Wirt-
                             Hasenhait                                                                                          schaftskrise 2009 lag die Arbeitslosenquote im
                                                                                                                                Schwarzwald-Baar-Kreis knapp über sechs Pro-
                                                                                                                                zent. Nun beträgt die Arbeitslosenquote in Ihrer
   Erfolg ist nicht programmierbar                                                                                              Region nur noch 3,5 Prozent – und liegt damit
                                                                                                                                unter der des Bundeslandes Baden-Württemberg
       Adnan Munawar wünschte sich einen Job in der IT-Branche. Aber Berufserfahrung hatte er                                   und der Quote auf Bundesebene. Wie ist das
       keine. Trotzdem hat er sein Ziel erreicht.                                                                               gelungen?
                                                                                                                                      Dieser Erfolg hängt sicherlich nicht nur mit

   Ü    ber hundert Bewerbungen verschickte Adnan
        Munawar von September 2009 bis April 2011 –
   ohne das erhoffte Ergebnis. „Die Absagen zermür-
                                                              GmbH, kennen. Der Personalmanager war nach
                                                              einem Gespräch von dem Kandidaten und seinem
                                                              selbstsicheren Auftreten angetan: „Herr Munawar ist
                                                                                                                                      der Leistung unseres Jobcenters zusammen,
                                                                                                                                sondern vor allem mit der Entwicklung der Wirt-
                                                                                                                                schaftsstruktur und der Konjunktur in unserem
                                                                                                                                                                                      Nutzt die guten wirtschaftlichen Strukturen für seine Klienten:
                                                                                                                                                                                      Thomas Dautel

   ben auf Dauer natürlich. Dazu kommt der steigende          kompetent, ruhig und freundlich. Darauf kommt es                  Landkreis. Die Region ist geprägt durch kleine und    Die Arbeitgeber im Schwarzwald-Baar-Kreis bie-
   Druck, sich vielleicht doch etwas anderes suchen zu                                                       bei der Lösung     mittelständische Betriebe im gewerblich-technischen   ten auch Jobs für geringqualifizierte Arbeitskräfte.
   müssen“, sagt er. Aber als Hilfsarbeiter habe er für                                                      von Computer-      Bereich. Die Metall- und Elektroindustrie sowie der   Deshalb haben auch die Klienten des Jobcenters hier
   sich keine wirkliche Perspektive gesehen.                                                                 problemen an.“     Maschinenbau sind bei uns dominierend und wir         im Gegensatz zu vielen anderen Regionen gute Aus-
                                                                                                             Nach einem         haben das Glück, dass einige Automobilzulieferer im   sichten auf einen Job. Die Zahl der Arbeitslosen wie
   Adnan Munawar setzte alle Hebel in Bewegung,                                                              Vorstellungsge-    Schwarzwald-Baar-Kreis ansässig sind.                 auch die Zahl der Leistungsempfänger von Grund-
   um seine berufliche Zukunft in dem Feld zu finden,                                                        spräch bei einem                                                         sicherungsleistungen ging dadurch zuletzt deutlich
                       in dem er sich auskennt. Zwei                                                         PerfectStaff       Während der Wirtschaftskrise in den Jahren 2008       zurück.
      „Das ist das
                       Jahre lang hatte er während sei-                                                      Kunden von         und 2009 hat sich allerdings gezeigt, wie anfällig
       Beste, was        nes Informatikstudiums an der                                                       Getronics          diese Branchen für konjunkturelle Schwankungen        Eine permanente Herausforderung ist die Vermitt-
     ihm passieren Hochschule für Technik Stutt-               Alles am richtigen Platz: Auch das Überprüfen Deutschland        sind. In dieser Phase lag die Arbeitslosenquote bei   lung von Beschäftigungslosen, die seit zwei Jahren
          konnte“        gart als studentische Hilfskraft      von Servern gehört zum Job                    GmbH, der für      uns über dem Landesdurchschnitt. Aber dafür hat       oder länger Leistungen der Grundsicherung nach
   gearbeitet. Doch nach dem abgebrochenen Studium            ein Projekt in Aalen eine zuverlässige IT-Fachkraft               sich der wirtschaftliche Aufschwung danach wieder-    dem SGB II beziehen. Wir müssen es schaffen, dass
   fehlte es ihm zunächst an Arbeitspraxis. Dennoch           suchte, erhielt Munawar im Mai 2011 einen unbefris-               um sehr positiv niedergeschlagen. Davon profitieren   auch die Langzeitarbeitslosen noch viel stärker am
   hielt er an den einmal gesteckten Zielen fest.             teten Arbeitsvertrag bei dem IT-Personaldienstleister.            wir als Jobcenter natürlich. Und wir versuchen, die   wirtschaftlichen Aufschwung teilhaben. Die Teil-
                                                                                                                                guten wirtschaftlichen Strukturen für unsere Klien-   habe dieser Klienten am Arbeitsleben halte ich für
   Im April 2011 machte sich sein Durchhaltevermögen          Inzwischen ist Adnan Munawar als IT-Fachkraft                     ten zu nutzen, etwa durch den Arbeitgeberservice,     eine der wichtigsten Aufgaben unserer Gesellschaft.
   endlich bezahlt. Adnan Munawar bewarb sich auf             unentbehrlich. An mehreren Standorten ist er für die              den wir gemeinsam mit der örtlichen Agentur für       Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jobcenter
   eine Stelle als Junior-IT-Techniker bei dem IT-Personal-   Entstörung von PC- und Druckerproblemen vor Ort                   Arbeit betreiben. So sind wir immer am Arbeits-       leisten einen wichtigen Beitrag dazu, sie wieder in
   dienstleister PerfectStaff. Die Anzeige hatte er online    bei Kunden von Getronics verantwortlich.                          markt präsent, um die offenen Stellen mit möglichst   Beschäftigung zu bringen und in einen geregel-
   auf der Internetseite der Bundesagentur für Arbeit                                                                           vielen unserer Kunden zu besetzen. Wir konnten im     ten Arbeitsalltag zu begleiten.
   gefunden. Bei einem Bewerbertag lernte er Helmut                                                                             vergangenen Jahr etwa 2000 Menschen wieder in
   Hasenhait, den Geschäftsführer der PerfectStaff                                                                              Arbeit bringen.

  14                                                                                                                                                                                                                                                    15
Bayern

                                                                  Was bedeutet Ihre Arbeit für Sie?
                                                                  „Arbeit ist für mich grundsätzlich etwas Posi-
                                                                  tives. Zu arbeiten bedeutet doch, dass man das
                                                                  Talent, das man mitbekommen hat, entfalten
                                                                  kann. Jeder Mensch kann irgendetwas beson-
                                                                  ders gut. Wenn er diese Begabung in den dafür
                                                                  passenden Beruf einbringt, bekommt das Ta-
                                                                  lent des Einzelnen einen übergeordneten Sinn:
                                                                  Es wird für etwas Produktives zum Einsatz
                                                                  gebracht – etwas, das anderen zugutekommt.
                                                                  Wenn ein Bäcker gutes Brot backt, freuen sich
                                                                  die Kunden. Wenn ein Automechaniker sorg-
              Was bedeutet Ihre Arbeit für Sie?                   fältig arbeitet, trägt er zur Sicherheit auf den
              „Arbeit war und ist neben meiner Familie der        Straßen bei.“
              Inhalt meines Lebens.“                              Was bereitet Ihnen daran besondere
              Was bereitet Ihnen daran besondere                  Freude?
              Freude?                                             „Ich habe das Glück, einen Beruf auszuüben,
              „Der tägliche Kontakt mit Menschen. Die             der meinem Wesen entspricht. Der Beruf und
              tägliche Möglichkeit, Probleme und Konflikte zu     ich – das ist eins: Kochen ist meine Leiden-
              lösen und Herausforderungen zu stemmen.“            schaft. Wenn man etwas mit Leidenschaft
              Wie gehen Sie mit schwierigen                       tut, hat man auch die Kraft, dafür sein Bestes
              Phasen im Berufsleben um?                           zu geben. Man hat die Motivation, über sich
              „Das Wichtigste ist es, Ruhe zu bewahren,           hinauszuwachsen, Herausforderungen anzu-
              stets überlegt und im Bewusstsein der eigenen       nehmen. Man schaut nicht auf die Probleme,
              Verantwortung zu handeln. Dabei helfen mir          sondern sucht nach Lösungen. Wenn man eine
              meine tiefe Verwurzelung in der Religion und        Herausforderung angenommen und gemeistert
                                                                  hat, wird man mit dem Gefühl belohnt, dass
              mein festes Vertrauen in Gott.“
                                                                  man vor sich selbst nicht davongelaufen ist.
                                                                  Man hat etwas Neues gelernt und neue Erfah-
                   Dr. h.c. Charlotte Knobloch                    rungen gemacht.“
                   Präsidentin der Israelitischen Kultusgemein-   Wie gehen Sie mit schwierigen Phasen im
                   de München und Oberbayern und Vizepräsi-       Berufsleben um?
                   dentin des Jüdischen Weltkongresses            „Ich mag es, wenn man optimistisch eingestellt
                                                                  ist und nach vorn schaut: Jeder Tag ist eine neue
                                                                  Chance. In Amerika ist diese positive Haltung
                                                                  ausgeprägter als bei uns. Wenn mal etwas
                                                                  schiefläuft, rappelt man sich wieder auf und
                                                                  fängt von vorne an. Motto: „Niemals aufgeben!“

                                                                                       Alfons Schuhbeck
                                                                                       Koch und Unternehmer




16                                                                                                                    17
BaYern                                                                                                                                                                                                                                                   BaYern




                Peter Harvey (Name von
            der Redaktion geändert), 55,
                     Fahrer für die Firma                                                                                                                                                                                   Markus Aschenbrenner,
               Breit Transporte, Creußen                                                                                                                                                                                    EDEKA Neukauf Bad Kötzting
                                                                                                                      Denise Stangl, 26, kann sich nach ihrer Teilzeitarbeit voll ihren Töchtern widmen



   Vom Bodensee bis an die Förde                                                                                      Arbeiten im Schlaraffenland
   Wie ein gebrochenes Fußgelenk den Biologen Peter Harvey zum LKW-Fahrer machte.                                     Familie und Beruf lassen sich oft schwer vereinbaren. Denise Stangl hat es nach langer
                                                                                                                      Arbeitslosigkeit geschafft.


   D    ie Doktorarbeit von Peter Harvey entspricht ihrem ist und ihnen neue Arbeitsperspektiven eröffnen
        Umfang und Anspruch nach eigentlich schon
   einer Habilitation. Entsprechend viele Jahre hat der
                                                             soll. Dazu zählte im Fall Harvey ein Praktikum beim
                                                             Umweltschutz-Informationszentrum Lindenhof in
                                                                                                                      7   Uhr, über der ostbayrischen Stadt Bad Kötzting
                                                                                                                          hebt sich gemächlich die Sonne. Während die
                                                                                                                      Kleinstadt langsam erwacht, bringt Denise Stangl
                                                                                                                                                                                                  Bewerbungsgesprächen scheiterte der Berufseinstieg
                                                                                                                                                                                                  in die Pflege – der Wunsch, die bestmögliche Betreu-
                                                                                                                                                                                                  ung ihrer Kinder sicherzustellen, ließ sich nicht mit
   Biologe darauf verwendet, seine Forschungsarbeit          Bayreuth. In einem nächsten Schritt gab es für Peter     ihre beiden sechs und sieben Jahre alten Töchter in                         Schichtbetrieb und Stundenkontingenten vereinba-
   an der Universität Bayreuth voranzutreiben. Der Job       Harvey die Möglichkeit, eine berufsbezogene Maß-         den Kindergarten und die Schule. Kurz vor halb acht                         ren. Das Jobcenter bemühte sich um neue Perspek-
   als wissenschaftlicher Mitarbeiter war wie für Harvey     nahme des Jobcenters im Bereich Gartenbau zu             erreicht die Metzgereifachverkäuferin ihren Arbeits-                        tiven, organisierte Fortbildungen und half mit einer
   geschaffen. Den allerdings verlor er, als sein Doktor-    starten. Doch kurz vorher brach er sich das Fußge-       platz, den EDEKA-Markt.                                                     intensiven Recherche.
   vater in den Ruhestand ging und Harveys Arbeitsplatz lenk und kam für diese Aufgabe nicht mehr in Frage.
   an der Universität eingespart wurde. Es folgte ein                                                                 „So hab ich mir das immer gewünscht“, sagt Frau                             Nach fünf Jahren vergeblicher Suche ging dann auf
   Taxischein und schließlich die Arbeitslosigkeit – der   „Das Wichtigste: Susanne Deitrich-Thimm schlug             Stangl mit einem unverwechselbaren Oberpfälzer                              einmal alles ganz schnell: Im Oktober 2011 stieß die
   55-Jährige war zwar hochqualifiziert, aber für die       endlich aus der ihm ein Treffen mit Volker Breit          Dialekt, „Zuhause, Schule und Arbeit – alles im Radi-                       Arbeitsvermittlerin in Bad Kötzting auf das Jobange-
   Jobs an den Hochschulen zu alt, wurde ihm gesagt.        Arbeitslosigkeit vor, der für sein kleines Trans-         us von 15 Minuten Fußweg.“ Nach der Ausbildung                              bot für eine Metzgereifachverkäuferin in Teilzeit. An
                                                                 heraus“            portunternehmen einen zuver-      ließen sich durch die Trennung vom Lebensgefährten                          einem Dienstag fand das Bewerbungsgespräch statt
   „Solange ich noch an meiner Promotion arbeite-                                    lässigen und flexibel einsetz-   Vollzeitstelle und Betreuung zweier Kleinkinder nur                         und noch in derselben Woche
   te, habe ich nicht gemerkt, wie der Freundeskreis         baren Fahrer suchte. Sie verabredeten eine Probezeit,    schwer koordinieren. Obwohl die Arbeitslosenquote                           war der erste Arbeitstag für        „Nach fünf
   schrumpfte, aber danach wurde mir sehr deutlich,          zu der auch ein Fahrtraining mit Anhänger gehörte.       in Bad Kötzting nur bei rund drei Prozent liegt, fand                       Frau Stangl. „Da habe ich        Jahren Stillstand
   dass Arbeitslosigkeit schnell isolieren kann“, sagt der   Seitdem ist Peter Harvey mit einem Transporter zwi-      die alleinerziehende Mutter keine Stelle, um nach der                       wirklich Glück gehabt“, sagt      ging auf einmal
   Biologe heute. Umso wichtiger war für ihn der Kon-        schen Bodensee und der Flensburger Förde unter-          Ausbildung beruflich durchzustarten.                                        sie. Auch ihr Chef sei „groß-        alles ganz
   takt zum Jobcenter: „Susanne Deitrich-Thimm vom           wegs, um Palettenware pünktlich auszuliefern. Dass                                                                                   artig“. Für ihren Arbeitgeber         schnell“
   Jobcenter Bayreuth hat mit großem Engagement,             sein Job nichts mit seinem ursprünglichen Berufsfeld     „Ich wollte meinen Kindern aber ein gutes Vorbild                           ist die Vereinbarkeit von
   Einfühlungsvermögen und Verständnis meinen Weg            zu tun hat, damit hadert Harvey nicht:„Das eigen-        sein“, sagt die 26-jährige Frau. Aus diesem Grund                           Familie und Beruf eine Selbstverständlichkeit, beson-
   zurück in den Arbeitsmarkt begleitet und mir immer        ständige Arbeiten und die Verantwortung machen mir       nahm sie an einer Arbeitsgelegenheit für den Beruf                          ders wenn „solch ein Engagement dahintersteckt“,
   wieder gute Impulse gegeben.“                             Spaß, ich komme rum und habe wieder jede Menge           in der Altenpflege teil, die ihr die Arbeitsvermittlerin                    wie Markus Aschenbrenner vom EDEKA Neukauf Bad
                                                             Kontakt zu unterschiedlichsten Menschen. Aber das        Simone Aschenbrenner vom Jobcenter Cham an-                                 Kötzting sagt.
   Peter Harvey profitierte schließlich von einem Pro-       Wichtigste für mich ist: Ich bin endlich aus der Ar-     trug und qualifizierte sich weiter. Doch trotz guter
   gramm, das speziell für ältere Arbeitslose konzipiert     beitslosigkeit heraus.“                                  Beurteilungen und positiver Rückmeldungen aus

  18                                                                                                                                                                                                                                                       19
BaYern                                                                                                                                                                                                                                               BaYern




                      Jeffry Weiß, 21,
                  Auszubildender zum
                     Gebäudereiniger,                                                                                                                                                                                 Kerstin Bauer vom Jobcenter
                              Coburg                                                                                                                                                                                  lieferte Fortbildung, Motivation
                                                                                                                             Helmut Dittmannsberger, 55, Paketzusteller, Straubing-Bogen                              und das passende Stellenangebot



   „Das ziehe ich jetzt durch“                                                                                               „Ich kann noch etwas leisten“
   Jeffry Weiß hatte jede Menge Schwierigkeiten in seinem Leben. Jetzt soll Schluss                                          Mit 55 Jahren gibt Helmut Dittmannsberger als Paketzusteller nochmal Gas.
   damit sein, hat er beschlossen.


   D     ie Chancen auf einen Ausbildungsplatz standen
         nicht gut für Jeffry Weiß. Er hat die Hauptschule
                                                                 eine Ausbildung zum Gebäudereiniger zu machen. Das
                                                                 Jobcenter unterstützt die Initiative des Arbeitgebers mit
                                                                                                                             A     m 2. Mai 2012 nimmt das Leben von Helmut
                                                                                                                                   Dittmannsberger endlich eine Wendung. Es ist
                                                                                                                             sein erster Arbeitstag als Auslieferungsfahrer. Hin-
                                                                                                                                                                                           Für Helmut Dittmannsberger hieß das: sechs Mona-
                                                                                                                                                                                           te die Schulbank drücken. Gar nicht so einfach für
                                                                                                                                                                                           jemanden mit über 50 Jahren. Auch Dittmannsberger
   ohne Abschluss verlassen, hat noch nie gearbeitet, sein       einem Ausbildungsgutschein.                                 ter dem Steuer seines Lasters empfindet er erstmals           musste das Lernen erst wieder lernen. Aber endlich
   Vorstrafenregister ist für sein Alter beachtlich, seine                                                                   seit langem ein Gefühl von Freiheit. Nach Jahren der          wieder eine Aufgabe zu haben, das motivierte ihn. Er
   familiäre Situation schwierig. „An Arbeit war gar nicht       Jeffry Weiß unterschreibt den Vertrag und nimmt sich        Arbeitslosigkeit kehren Selbstbewusstsein, Lebensmut          schloss die Qualifizierungsmaßnahme mit „gut“ ab
   zu denken, als er zu uns kam“, sagt Stefan Trebes,            vor: „Das ziehe ich jetzt durch.“ Das sei er auch seiner    und Zuversicht zurück.                                        und bestand auch den Führerschein. Helmut Ditt-
   Geschäftsführer des Jobcenters Coburg Stadt. Trebes           Mutter schuldig, weil er schon viel zu oft „auf anderen                                                                   mannsberger merkte, „dass ich noch etwas leisten
   und seine Kollegen begannen deshalb                                       Wegen gescheitert ist.“                         Die Hoffnung auf eine            Hinter dem                   kann“, er baute wieder Selbstbewusstsein auf, er ging
   zunächst damit, Struktur in das Leben             „In ihm brennt                                                          Festanstellung hatte Helmut     Steuer seines                 wieder auf Menschen zu und arbeitete an seinem
   von Jeffry Weiß zu bringen und ihm dabei           jetzt ein Feuer,        Am Anfang war die tägliche Arbeitsroutine      Dittmannsberger fast schon       Lasters: ein                 äußeren Erscheinungsbild. Kerstin Bauer nahm die
   zu helfen, Balance zu finden. Sie halfen             er hat Lust           sehr ungewohnt für den Auszubildenden.         aufgegeben. Wer sollte den       Gefühl von                   Veränderung deutlich wahr. Und schon nach kurzer
   Schulden abzubauen, private Probleme                 zu arbeiten.          Aber mittlerweile hat er sein neues Leben      Fachlageristen einstellen?          Freiheit                  Zeit konnte sie ihm dann auch ein Arbeitsangebot
   zu lösen, ermöglichten den Einzug in eine          Daher wird er           gut im Griff, sagt er. Und trotz der langen    Mit über 50? Und dazu ohne                                    vorlegen. Damit die Einstellung nicht an der mangeln-
   eigene Wohnung und eine Fortbildung               die Ausbildung          Arbeitstage, der Sozialstunden, die er am       Führerschein? Dittmannsberger stellte sich diese Fra-         den Mobilität scheiterte, erklärte sich das Jobcenter
   zum Gebäudereinigerhelfer. Jeffry Weiß                                   Wochenende ableistet, und der Treffen mit        gen beinahe täglich. Und mit jeder Absage, die er auf         bereit, im ersten Monat die Kosten für einen Mietwa-
                                                         schaffen“
   schließt den sechswöchigen Lehrgang                                       seinem Bewährungshelfer ist Weiß davon          seine vielen Bewerbungen erhielt, sank sein Selbst-           gen zu übernehmen, und weil das Arbeitsverhältnis
   erfolgreich ab und absolviert im Anschluss ein Prakti-        überzeugt, dass er die drei Ausbildungsjahre durchhält.     wertgefühl ein wenig tiefer. Am Ende traute er sich           weiter fortbestand, wurde im Anschluss der Kauf eines
   kum. Am Anfang war der 21-Jährige alles andere als            Damit ihm das gelingt, hat Jeffry Weiß vom Jobcenter        selbst kaum noch etwas zu.                                    Autos gefördert. So konnte Helmut Dittmannsberger
   begeistert von seiner neuen Tätigkeit. „Ich dachte, ich       eine sozialpädagogische Betreuung zur Seite gestellt                                                                      nur zwei Monate nach der Qualifizierung einen festen
   müsste den ganzen Tag nur Klos putzen.“ Im Laufe              bekommen.                                                   Heute sagt Dittmannsberger, dass es der fehlende              Arbeitsvertrag unterschreiben.
   der Zeit bekommt er mit, wie vielfältig seine Arbeit in                                                                   Führerschein war, der es ihm so schwer machte, einen
   Wirklichkeit ist. „Es fing an Spaß zu machen“, sagt er.       Stefan Trebes ist von der Entwicklung seines Kunden         Job zu finden. Das hatte auch seine Fallmanagerin             Sein Job als Paketzusteller macht ihm Spaß, die langen
   Am besten gefällt ihm das Fensterputzen. Die Motiva-          jedenfalls beeindruckt. Er zweifelt nicht an einem          Kerstin Bauer vom Jobcenter Straubing-Bogen in Bayern         Arbeitstage stören ihn nicht und auch das nicht gera-
   tion und seine Fähigkeiten bleiben auch in der Firma          erfolgreichen Abschluss der Ausbildung: „In ihm brennt      erkannt. Sie bot ihm eine Qualifizierung zur Fachkraft        de üppige Gehalt trübt sein neues Lebensgefühl kein
   nicht unbemerkt. Aufgrund seiner Leistungen bekommt jetzt ein Feuer, er hat Lust zu arbeiten. Daher schafft er            für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen an, bei        bisschen. Denn Helmut Dittmannsberger hatte schon
   er das Angebot, in dem Unternehmen zu bleiben und             das auch.“                                                  der er gleichzeitig seinen Führerschein machen konnte.        als kleiner Junge einen Traum: Postbote werden.

  20                                                                                                                                                                                                                                                     21
BaYern                                                                                                                                                                                                                                      BaYern




   „Ich fühle mich richtig gut“
   Emre Ergenekon war Barmann, Paketfahrer und Pizzabote. Jetzt ist er IT-Systemelektroniker.
   Sie haben sich nach dem Abbruch der Fachober-              ich zusätzlich Hartz IV beziehen musste. Etwa sechs
   schule als Vater von drei Kindern jahrelang mit            Jahre habe ich mich so durchgehangelt, dann musste                                                                                             Anette Pappler von der Jugend-
   Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten. Jetzt sind          sich etwas ändern – schließlich hatte ich mittlerweile                                                                                         werkstatt und Arbeitsvermittlerin
                                                                                                                         David Lang, heute zielstrebiger Schreiner                                           Regina Weissbeck
   Sie bei der Deutschen Telekom als IT-Systemelek-           drei Kinder. Aber meine Bewerbungen und meine
   troniker in Vollzeit mit unbefristetem Arbeitsver-         Suche nach einem Ausbildungsplatz waren vergeb-
   trag angestellt. Wie ist Ihnen das gelungen, Herr
   Ergenekon?
                                                              lich. ,Bringt nichts, du bist mit 24 Jahren zu alt‘, das
                                                              waren so meine Gedanken.
                                                                                                                         Mutig genug, an sich zu glauben
         Manchmal wundere ich mich selbst über mei-                                                                      David Lang fand nach der Schule keinen Job. Bis ihm seine Arbeitsvermittlerin einen Deal
         nen Weg. Vor drei Jahren hatte ich kein Geld,        Doch zusammen mit meinem Arbeitsvermittler                 vorschlug.
   keine Zukunft, und nun nach der Ausbildung habe             Jean-Marc Vincent vom Jobcenter München habe ich
   ich ein ganz neues Leben. Mein ältester Sohn ist acht
   Jahre alt, er ist stolz auf mich. Glück und Wille – bei-
   des ist wohl zusammengekommen.
                                                              mein Leben gedreht. Ich machte ein Bewerbungs-
                                                              training neben meinem Job, und 2009 hatte Herr
                                                              Vincent dann die Idee mit der Telekom. Das war wie
                                                                                                                         D    avid Lang war auf dem Weg zum Jobcenter.
                                                                                                                              Dieses Mal sollte es in dem Gespräch mit seiner
                                                                                                                         Arbeitsvermittlerin nicht um die Jobsuche gehen, son-
                                                                                                                                                                                 nehmen würde, würde die Finanzierung der eigenen
                                                                                                                                                                                 Wohnung bewilligt. David Lang erklärte sich einver-
                                                                                                                                                                                 standen. Dass die Maßnahme ihn voranbringen könn-
                                                              ein Lottogewinn für mich, denn Informationstechno-         dern um den Umzug von zu Hause zu seiner Freundin.      te, daran glaubte er allerdings nicht. Zu oft hatte er
   Nach der mittleren Reife bin ich in München auf die        logie (IT) war schon immer mein Ding. Ich hatte bei        Dafür benötigte er die finanzielle Unterstützung des    sich erfolglos beworben, die Hoffnung auf eine Aus-
   Fachoberschule für Wirtschaft gegangen, aber fünf          Freunden Computer installiert, Software angepasst–         Jobcenters. Geld verdient hatte er in seinem Leben bis  bildung hatte er aufgegeben, er fühlte sich zu alt, sein
   Monate vor dem Fachabitur habe ich abgebrochen,            und nun bekam ich das Angebot einer einjährigen            dahin nur sehr wenig. Nach der Schule hatte er sechs    Selbstwertgefühl war gering, aber auf einmal ging
   weil ich Vater wurde. Es war die dümmste Entschei-         Einstiegsqualifizierung bei einem renommierten             Jahre vergeblich nach einem Ausbildungsplatz ge-        alles ganz schnell. Schon in den ersten zwei Tagen in
   dung meines Lebens, aber ich dachte, ich müsste            Großunternehmen! Die Telekom hat mich ins erste            sucht. Er hatte sich beinahe aufgegeben.                der Schreinerei der Jugendwerkstatt machte David
   sofort arbeiten gehen und für die Familie sorgen.          Ausbildungsjahr zum IT-Systemelektroniker inte-                                                                    Lang mit seinen Fähigkeiten auf sich aufmerksam. Und
                                                              griert, und ich habe mich gefragt, ob ich dort der         Seine Arbeitsvermittlerin Regina Weissbeck                           wechselte daraufhin in eine vom Jobcen-
   Ich war Barmann in einem Restaurant, Fahrer bei            alte Sonderling sein würde, der es nicht hinkriegt.        nahm sein Anliegen ernst. Aber sie wollte       Schon in den          ter geförderte Einstiegsqualifizierung, an
   einem Paketdienst und später Pizzabote, aber mit           Doch ich wurde wie ein richtiger Auszubildender            auch, dass er die Chance ergreift, selbst        ersten zwei           deren Anschluss die Möglichkeit einer
   den Löhnen konnten wir kaum überleben, so dass             behandelt, auch haben die anderen Azubis nicht auf         aktiv zu werden. Sie bot ihm das Projekt                               Schreinerlehre bestand. „Er bekam damit
                                                                                                                                                                        Tagen fiel sein
                                                              mich herabgeschaut. Im Gegenteil – sie haben mich          Arbeiten und Lernen in der Jugendwerk-                               die Chance, die er so dringend brauchte.
                                                                                                                                                                         Engagement
                                                              um Rat gefragt. Ich fühlte mich richtig gut, zuvor         statt Langaltenheim an, einem anerkannten                            Und er war mutig genug, an sich zu glau-
                                                              als Hilfskraft wurde ich oft behandelt wie der letzte      Innungs- und Ausbildungsbetrieb. Einziger
                                                                                                                                                                          positiv auf         ben“, sagt Anette Pappler, sozialpädagogi-
                                                              Dreck. Diese Akzeptanz war sehr wichtig für mich.          Unterschied zu einem herkömmlichen                                   sche Betreuerin in der Jugendwerkstatt.
                                                              Meine Noten waren dann so gut, dass ich die Ausbil-        Betrieb ist die sozialpädagogische Betreuung. „Die
                                                              dung auf zweieinhalb Jahre verkürzen konnte. Und           Jugendlichen können in einem geschützten Rahmen         Und tatsächlich absolvierte Lang das Qualifizierungs-
                                                              danach bekam ich eine unbefristete Stelle.                 Erfahrungen sammeln und auf persönliche Probleme        jahr problemlos und wechselte in die Ausbildung. Zwei
                                                                                                                         wird Rücksicht genommen. Das tut ihnen gut“, erklärt Jahre später machte er die Gesellenprüfung. Mittler-
                                                              Jetzt arbeite ich im Kundendienst. Das Jobcenter           Regina Weissbeck.                                       weile arbeitet David Lang bei einem alteingesessenen
                                                              hat den Weg dorthin freigeräumt, aber die Leistung                                                                 Familienunternehmen als Schreiner. Und sobald es
                                                              musste ich dann schon selbst bringen. Man                  Um ihn zu motivieren, schlug die Arbeitsvermittlerin    seine finanziellen Möglichkeiten erlauben, möchte er
   Emre Ergenekon, 28, IT-Systemelektroniker, München         muss zupacken. Und das habe ich gemacht.                   Lang einen Deal vor: Wenn er an dem Projekt teil-       die Meisterschule besuchen.

  22                                                                                                                                                                                                                                             23
berlin




     Berlin

                                                                                                   Hier arbeitet Editha
                                                                                                   Thiele gerne: Im
                                                                                                   andel‘s Hotel




              Der Weg ist das Ziel
              Schon wieder eine Fördermaßnahme? Gerade ältere Arbeitslose sehen darin oft keinen Sinn
              mehr. Editha Thiele aber kam genau dadurch zu ihrem neuen Job.


              E   ditha Thiele ist keine, die groß drumherumredet.
                  „Ich stehe vor allem an der Spülmaschine und
              reinige das Geschirr. Morgens haben wir durchaus
                                                                          Euro-Jobs durch. „Jugendklub, Schwimmbad, Bier-
                                                                          wagen – ich habe fast alles gemacht.“ Eine richtige
                                                                          Arbeit fand sie nie, weshalb sie 2009 nach Berlin zog.
              mal einige Hundert Frühstücke, dann kommt bald
              das Mittagessen. Es ist viel Arbeit, die wir leisten.       In Berlin schließlich wendet sich das Blatt. Sie qua-
              Es ist vielleicht nicht das, wovon ich geträumt habe,       lifiziert sich zur Betreuungsassistentin in der Pflege,
              aber ich will nicht vom Staat abhängig sein. Und            arbeitet in einem Seniorenheim. Nachdem ihre Stelle
              zuhause herumsitzen, das wäre das Schlimmste, was           gestrichen wird, qualifiziert sie sich über ihr Jobcenter
              mir passieren könnte.“                                      für ein Programm, das sich gezielt an ältere Arbeits-
                                                                          lose richtet. Sie frischt ihre Computerkenntnisse auf,
              Die Küche eines schicken Hotels mitten in Berlin – seit     schreibt Bewerbungen, besucht potenzielle Arbeit-
              Januar 2011 ist das Editha Thieles Arbeitsplatz. Sie        geber. Und setzt sich mit anderen Kursteilnehmern
              ist Teil des Stewarding-Teams, unterstützt die Köche.       und einer Psychologin zusammen. Der Austausch hat
              Spült, putzt, räumt auf. Ein manchmal sehr anstren-         ihr gut- getan, sagt sie. Editha Thiele ist engagiert,
              gender Job, wie sie sagt. „Aber man geht hier res-          fehlt keinen einzigen Tag –
              pektvoll miteinander um, das ist mir wichtig. Ich weiß,     und bekommt deshalb von             „Man geht hier
              ohne uns hier würde der Laden schnell zusammenbre-          ihrer Betreuerin immer wieder          respektvoll
              chen. Unsere Arbeit wird hier wirklich gebraucht.“          Jobangebote auf den Tisch.            miteinander
                                                                          Vieles passt nicht. Doch eines      um, das ist mir
              Textiltechnikerin hatte sie eigentlich gelernt, damals in   Tages kommt das Angebot                 wichtig“
              der DDR, arbeitete bis zur Wende in einem Kraftwerk         des Hotels, und Editha Thiele
              in Cottbus. Später ließ sie sich umschulen, zur Malerin     bekommt den Arbeitsvertrag. Zwei Jahre später ist
              und Lackiererin, zog in den Westen, um ein Museum           sie noch immer dabei und sehr zufrieden. „Ich fühle
              zu renovieren. Dann landete sie der Liebe wegen in          mich hier richtig wohl“, sagt sie.
              der Prignitz, ließ sich erneut umschulen, zur Maschi-
              nen- und Anlagenfahrerin. Und schlug sich mit Ein-

24                                                                                                                                    25
BerlIn                                                                                                                                                                                                                                       BerlIn




    „Auf der Couch wäre ich gestorben“
    Lutz von Schmude wäre an seiner Arbeitslosigkeit fast verzweifelt. Inzwischen gilt der
    40-Jährige in seinem neuen Betrieb als Vorzeige-Mitarbeiter.

                                                                                                                                                                                                                    Gründerin und leiden-
    Herr von Schmude, Sie haben                                                                                                                                                                                     schaftliche Bäckerin:
    nach Ihrem Realschulabschluss                                                                                                Schicke Kekse als Geschäftsidee                                                    Wilma Roth
    das Wirtschaftsgymnasium ver-
    lassen, um in einer Videothek in
    Berlin-Spandau zu jobben. Bei
                                                                                                                                 Ein Souvenir zum Aufessen
    aller Liebe zum Film: War das                                                                                                Aus einer guten Idee wird ein Business – und entwickelt sich ganz anders, als gedacht
    eine kluge Entscheidung?
    „Nun ja, die Eltern wollten natür-
    lich, dass ich das Abitur mache.
    Aber da hatte ich schon immer
                                                                                                                                 W      ilma Roth hat zwei Leidenschaften. Die eine ist
                                                                                                                                        die Fotografie, die andere das Backen. Nach
                                                                                                                                 der Schule machte sie die erste zum Beruf und ließ
                                                                                                                                                                                          es heißt, selbstständig zu sein. Und was ein Gründer
                                                                                                                                                                                          mitbringen muss: „Frau Roth überzeugte mich mit
                                                                                                                                                                                          ihrer kommunikativen und zuverlässigen Art. Ihre
    meinen eigenen Kopf. Und letzt-                                                                                              sich zur Fotomedienlaborantin ausbilden – durch die      Idee fand ich gut und sie passte zu ihr“, sagt der
    lich hat dieser zugegebenermaßen                                                                                             Digitalfotografie inzwischen ein aussterbender Beruf.    Arbeitsvermittler.
    riskante Schritt zu meinem Einstieg                                                                                          Deshalb machte sich Wilma Roth als Fotodesignerin
    in das Geschäftsleben geführt:        Stetig wachsendes Berufsfeld: Der Support via Telefon                                  selbstständig. Das klappte gut, bis sie ihren Sohn      Kociolek organisierte im März 2012 ein Gründer-
    Nachdem mein alter Chef den                                                                                                  bekam.                                                  coaching für sie, in dessen Rahmen Roth ihren
    Laden schließen wollte, habe ich      modellen versucht, die leider nich               nen. Mit ihr zusammen habe ich                                                                Businessplan erarbeitete. Seit Sommer ist Wilma
    ihm die Videothek abgekauft und       sehr erfolgreich waren. In dieser                meine Bewerbungsunterlagen auf-       Nach der Elternzeit bewarb sie sich auf Festanstellun- Roth mit City Keks selbstständig und glücklich mit
    neu aufgebaut. Es kamen noch          Zeit habe ich von meinen Erspar-                 gefrischt und mich auf etwa zehn      gen im Fotobereich und als Bürohilfe. „Als Selbst-      dieser Entscheidung. „Es ist immer noch alles im
    fünf weitere hinzu, die ich fast      nissen gelebt. Die staatliche Unter-             Stellenangebote im Callcenter-Be-     ständige wieder in die Fotobranche einzusteigen kam Fluss und entwickelt sich. Die angepeilte Zielgruppe
    zwanzig Jahre lang erfolgreich als    stützung lehnte ich ab, da war ich               reich beworben.“                      für mich als Alleinerziehende nicht infrage. Der Ber-   zum Beispiel hat sich verschoben: Inzwischen wollen
    Geschäftsführer leitete. In dieser    trotz des angeknacksten Selbstbe-                                                      liner Markt ist sehr hart, ich hätte nicht                        vor allem Unternehmen die City Kekse
    Zeit, von 1991 bis 2008, habe ich     wusstseins zunächst noch zu stolz.               Mit welchem Ergebnis?                 rentabel arbeiten können“, erklärt Roth           Kekse als         mit eigenem Logo als Give-away für ihre
    meinen ganz persönlichen Traum        Stattdessen habe ich zu Hause                    „Gleich fünf Unternehmen boten        ihre Entscheidung. Doch sie fand nichts.      Give-away für         Kunden. Mein neuester Kunde ist das
    gelebt.“                              vor mich hingegrübelt. Durch das                 mir eine Festanstellung an. Ich       Schließlich kam ihr die Idee, ihre zweite      Unternehmen         Kaufhaus Lafayette. Lafayette fragte bei
                                          ständige Rumgammeln auf dem                      habe mich für Sitel, einem der        Leidenschaft beruflich zu nutzen: „Mir                            mir Weihnachtskekse in Form von Fern-
    Wie kam es dann zu Ihrer Ar-          Sofa kamen auch noch körperliche                 weltweit größten Anbieter für te-     war oft aufgefallen, wie viele hässliche Souvenirs es   sehturm und Eiffelturm an – die konnte ich liefern.“
    beitslosigkeit?                       Beschwerden hinzu.“                              lefonischen Support und Backof-       in den Touristenshops gab. Ich dachte: Mach doch        Die Keksformen lässt sie von einem Metallbildner
    „Nachdem ich insgesamt fünf Mal                                                        fice-Dienstleistungen entschieden.    Kekse in Form von Berliner Wahrzeichen, Souvenirs       anfertigen, den Teig produziert und backt ein Bäcker.
    überfallen wurde, sagte ich mir,      Wie sind Sie aus diesem Loch                     Ein echter Glücksfall. Die Ausstat-   zum Aufessen als Alternative zu Staubfängern.“ Die      Das Dekor macht sie selbst – von Hand. Und sie hat
    dass es so nicht weitergehen kann.    wieder herausgekommen?                           tung ist modern, die Arbeitszeiten    Idee zu City Keks war geboren.                          noch weitere Ideen. Ihre neueste: Kekse mit Berliner
    Hinzu kam die große Schwemme          „Irgendwann war kein Geld mehr                   human. Mittlerweile arbeitet auch                                                             Street Art. Damit erschließt sie bereits die nächste
    an Raubkopien, die mir das Ge-        da und ich musste etwas unter-                   meine Verlobte dort und wir sind      Im Jobcenter traf sie auf Arbeitsvermittler Oliver      Zielgruppe.
    schäft verhagelte. Danach habe ich    nehmen. So lernte ich Frau Heinz-                sehr glücklich.“                      Kociolek, der bis vor einigen Jahren als freiberuf-
    mich an verschiedenen Geschäfts-      gen vom hiesigen Jobcenter ken-                                                        licher Journalist und Coach tätig war. Er weiß, was

  26                                                                                                                                                                                                                                             27
berlin                                                                                                                                                                                                                                                  berlin




                                                                                                                      „Wir wollen Sie!“
                                                                                                                      Sie ist Fremdsprachenkorrespondentin und spricht vorzüglich Englisch. Trotzdem fand Birgit
                                                                                                                      Brunner elf Jahre lang keinen richtigen Job. Jetzt hat sie einen.
                                                                                                                       Wie kam es nach so langer Zeit dazu, dass Sie                           beitet. Nach der Trennung Ende der 90er Jahre stand
                        Sindy Jahn und ihr neuer
                     Arbeitgeber Malik Polte vom                                                                      doch noch einen Job fanden, Frau Brunner?                                ich dann da. Das Computerzeitalter war an mir vor-
                              Steakhaus Maredo                                                                              Ich sitze acht Stunden täglich am Telefon – das                    beigezogen und ich hatte keine Berufserfahrung. Ich
                                                                                                                            ist ganz schön anstrengend. Ich arbeite im Call-                   habe einen Computerkurs belegt und Bewerbungen
    Dem Geschmack treu geblieben                                                                                      center für einen Shoppingkanal, nehme die Bestellun-
                                                                                                                      gen auf. Nicht selten wollen die Anrufer auch persön-
                                                                                                                                                                                               geschrieben, aber immer hieß es, ich sei zu alt und
                                                                                                                                                                                               hätte keine Ahnung.
    Sindy Jahn hatte alle Voraussetzungen, eine Festanstellung zu finden. Dennoch suchte sie                          liche Ansprache von mir. Es sind oft ältere Damen,
    15 Jahre lang danach. Jetzt endlich hat sie es geschafft.                                                         aber für mich ist das in Ordnung, zumal die meisten                      So habe ich seit 2001 von Hartz IV gelebt und Ein-
                                                                                                                      wirklich nett sind.                                                      Euro-Jobs gemacht. Ich habe etwa alte Akten vom

    K    ellnerin Sindy Jahn hat schon viele Küchen und
         hungrige Gäste gesehen. Doch jeder ihrer Gelegen-
    heitsjobs endete auch wieder – und die Suche begann
                                                             musste dann förmlich um einen Job betteln“, erinnert
                                                             sich Sindy Jahn.                                         Dieser Job ist für mich die erste richtige Arbeit seit
                                                                                                                      elf Jahren, und es war seitdem das erste Mal, dass
                                                                                                                                                                                               Flughafen Tempelhof eingescannt und mit Photoshop
                                                                                                                                                                                               bearbeitet, das hat sogar Spaß gemacht. Ich bin aber
                                                                                                                                                                                               auch ein Jahr lang durch die Straßen gezogen und
    von Neuem. Seit Anfang September 2011 arbeitet die      Ein Termin mit ihrem Arbeitsvermittler eröffnet neue      ein Unternehmen klar gesagt hat: Wir wollen Sie!                         habe Verkehrsschilder kartiert, für die Schulwegspla-
    33-Jährige nun fest in einem Berliner Steakhouse der    Perspektiven. Gemeinsam erstellen sie eine Liste mit      Das war gut für die Psyche, und auch deshalb habe                        nung der Stadt. Da fühlte ich mich komplett unterfor-
    Restaurantkette Maredo.                                 Adressen potenzieller Arbeitgeber, bei denen sich Sindy   ich im Oktober 2012 hier angefangen. Wobei ich                           dert, aber ich war kein „Zuhause-Hartz-IV-ler“. Das
                                                            Jahn bewerben will. Bei Malik Polte, Regionaldirektor     eigentlich immer etwas mit Sprachen machen wollte,                       hätte mir den letzten Nerv geraubt.
    Den Traum, im Hotel- und Gastronomiegewerbe zu          bei „Maredo“, stoßen ihre Unterlagen auf Interesse.       am liebsten im Büro. Ich habe eine Ausbildung zur
    arbeiten, hatte Sindy Jahn früh. Mit 16 Jahren schloss  Sie treffen sich zu einem Gespräch, es gibt eine Ken-     Fremdsprachenkorrespondentin und Englisch auf der                        Leicht war diese Zeit nicht. Zum Glück neige ich nicht
    sie ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau ab,                           nenlernphase und sie bekommt den Job als      Fachakademie studiert.                                                   zum Grübeln, meine Sorgen habe ich oft weggescho-
    die nächsten drei Jahre arbeitete sie in einer  „Ich gehe viel       Servicekraft.                                                                                                         ben, oder ich habe mich hinter einem Buch verkro-
    Hotelkette in ihrer Heimatstadt Jena. Ihr      selbstbewusster „Frau Jahn war vom ersten Tag an sehr              Leider hat es damit nicht geklappt. Nach meiner                          chen. Irgendwie habe ich immer daran geglaubt, dass
    Traum schien sich zu erfüllen, aber persön-     durchs Leben“         offen und herzlich und geht auch auf die    Ausbildung bin ich von Nürnberg zu meinem Freund                         es doch noch klappen würde mit einem richtigen Job.
    liche Probleme und ein Umzug nach Berlin                              manchmal sehr speziellen Wünsche unserer    nach Berlin gezogen und habe lange gar nicht gear-                       Einzige Bedingung für mich war eine Arbeit in ge-
    brachten massive Veränderungen.                         Gäste immer freundlich ein. Sie ist belastbar, sympa-                                                                              schlossenen Räumen, denn ich wollte nicht mehr wie
                                                            thisch und engagiert“, sagt Malik Polte.                                                                                           eine Obdachlose durch die Gegend ziehen.
    In der Hauptstadt lernte Sindy Jahn die schwierigen
    Seiten ihres Berufs kennen. Durch die Wirtschaftskrise  Ihr Engagement wird belohnt und durch interne Fortbil-                                                                             Deshalb war ich auch gleich angetan von dem
    blieben die Gäste aus, die Betriebe sparten Personal    dungen kommt sie merklich weiter. „Wir lernen auch,                                                                                Callcenter-Job, von dem ich durch das Jobcenter
    ein. „Ich hatte damals das Gefühl, die Gastronomie      welcher Wein zu welchem Gericht passt oder wo unser                                                                                Tempelhof-Schöneberg erfahren habe. Ich habe mich
    besteht zu einem großen Teil nur aus Mini- und Gele-    Steakfleisch herkommt“, sagt sie. Die Festanstellung                                                                               vorgestellt, und eine Woche später fing ich an. Es ist
    genheitsjobs“, erzählt die junge Frau. Mit ebendiesen   hat ihr neuen Mut gegeben: „Ich gehe viel selbstbe-                                                                                zwar nicht wirklich eine Arbeit mit Fremdsprachen,
    Kurzanstellungen schlug sie sich zehn Jahre lang durch, wusster durchs Leben und fühle mich endlich nicht                                                                                  aber vielleicht ist es ein gutes Sprungbrett dorthin.
    aufgestockt wurde ihr geringes Einkommen durch          mehr so mittellos. Wenn ich abends oder nachts nach                                                                                Ich werde mich weiter entsprechend bewerben. Aus
    Leistungen des Jobcenters. „Es war frustrierend. Ich    Hause komme, weiß ich, was ich geleistet habe.“           Alltag im Callcenter: Nicht selten wollen die Anrufer auch persönliche   einer festen Arbeit heraus macht das doch einen
    habe so viel Kraft in meine Ausbildung gesteckt und                                                               Ansprache                                                                besseren Eindruck.

  28                                                                                                                                                                                                                                                     29
berlin




                                                                                                                    „Wir wollen Vorbild sein“
                                                                                                                    Er kam aus der Türkei nach Deutschland und arbeitete im Schichtdienst in Dönerläden.
                                                                                                                    Jetzt betreibt Nuri Gümüsdal mit seiner Frau einen eigenen Kiosk.
     Was bedeutet Ihre Arbeit für Sie?                            Was bedeutet Ihre Arbeit für Sie?
     „Arbeit ist neben Familie und Freunden der                   „Es ist die zwar anstrengendste, aber auch
                                                                                                                    Sie waren Hartz-IV-Aufstocker. Nun haben Sie            gefunden. Wir hatten nichts zu verlieren und haben
     zentrale Lebensinhalt für mich. Der alte Streit,             befriedigendste Form des Zeitvertreibs. Sie       einen eigenen Kiosk. Wie kam es dazu, Herr              das Geschäft von unseren Vorgängern übernommen.
     ob leben oder arbeiten wichtiger ist, führt in die           generiert Wohlstand, Zufriedenheit und Stolz      Gümüsdal?                                               Jetzt heißt er Unser Kiosk, und das ist nicht nur ein
     Irre. Ein Leben nur für die Arbeit wäre ebenso               auf das Erreichte.“                                    Ich habe jetzt mein eigenes Geschäft, und ich      Spruch. Meine Frau und ich – wir ergänzen uns gut.
     schrecklich wie ein Leben ganz ohne Arbeit.“                 Was bereitet Ihnen daran besondere                     zahle Steuern. Ich bin ein richtiger Bürger, und   Ich bin eher die Autorität und sorge für Ordnung,
     Was bereitet Ihnen daran besondere                           Freude?
     Freude?                                                      „Jeder Mensch hat den Wunsch, etwas Un-
                                                                                                                    darauf bin ich wirklich stolz.                          meine Frau kann wunderbar mit Kunden. Und Tür-
     „Freude bereitet es mir, wenn ich Ziele errei-               verwechselbares in seinem Leben zu schaffen.                                                              kisch spricht sie mittlerweile auch. Zu uns kommen
     chen kann und wenn es mir gelingt, Men-                      Arbeit bietet eine Chance dazu. Die Lebensleis-   Ich bin 2005 aus der Türkei nach Deutschland ge-        ganz normale Leute, auch viele Familien mit ihren
     schen zu motivieren, einen eigenen Beitrag zu                tung bemisst sich nicht nach dem Anteil des       kommen, weil ich damals meine Frau heiratete. Sie       Kindern – Unser Kiosk ist ein richtiger Treffpunkt
     leisten.“                                                    Müßiggangs, sondern an Idealen, vollendeten       ist Deutsche, und wir haben diverse Jobs gemacht,       geworden, mit einer großen Stammkundschaft.
     Wie gehen Sie mit schwierigen                                Plänen und Erfolgen.“
     Phasen im Berufsleben um?                                    Wie gehen Sie mit schwierigen
                                                                                                                    auch in Kiosks, ich selbst habe in türkischen Restau-
     „Schwierige Phasen gehören dazu. Die sind                    Phasen im Berufsleben um?                         rants oft Döner geschnitten. Das waren gute Jahre,      Wir hatten zwar schon ein bisschen Erfahrung, aber
     eine Bewährungsprobe. Druck oder Kummer                      „Niemals hinschmeißen, einen neuen Anlauf         weil man viel mit Menschen in Kontakt kam. Aber         einen Kiosk zu eröffnen ist trotzdem keine leichte
     gilt es auszuhalten und zuzulassen. Ohne                     nehmen und mich durchbeißen mit der               so richtig leben konnten wir davon nicht, weshalb       Sache. Dabei hat uns das Jobcenter Tempelhof-Schö-
     Täler gibt es keine Gipfel. Und: In schwierigen              Philosophie: Ich will und werde gewinnen.“        wir über Hartz IV aufstocken mussten.                   neberg geholfen. Wir haben unser Geschäft zwar
     Phasen lernt man, wer zu einem hält.“
                                                                                  Heinz Buschkowsky                                                                         selbst geplant und kalkuliert, aber das Jobcenter gab
               Dr. Thomas de Maizière                                             Bezirksbürgermeister des
                                                                                                                    Wir haben relativ bald entschieden, dass wir selbst     uns etwas Einstiegsgeld und übernahm in den ersten
               Bundesminister der Verteidigung                                    Berliner Bezirks Neukölln         einen Kiosk betreiben wollten. Im Frühjahr 2011         Monaten die Miete unserer Wohnung – das hat uns
                                                                                                                    haben wir dann endlich einen passenden Standort         sehr entlastet. Auch konnten wir ein Existenzgrün-
                                                                                                                                                                            derseminar belegen, wo wir mit Menschen in ähnli-
                                                                                                                                                                            cher Lage sprechen konnten, was durchaus lehrreich
                                                                                                                                                                            war. Vor allem aber hat uns der Jobcenter-Betreuer
                           Was bedeutet Ihre Arbeit               Wie gehen Sie mit schwierigen
                           für Sie?                               Phasen im Berufsleben um?
                                                                                                                                                                            Mut gemacht und uns vertraut. Das war die beste
                           „Arbeit ist die gesellschaftliche      „Alltag zu meistern gehört sowohl                                                                         Unterstützung überhaupt, noch viel wichtiger als
                           Grundlage des Lebens. Sie ist die      im Privaten, wie Familie und Be-                                                                          das Geld.
                           Basis des persönlichen Auskom-         ziehung, als auch im Öffentlichen,
                           mens.“                                 wie Arbeit und Funktion, zu den                                                                           So hatten wir einen recht guten Start, und schon
                           Was bereitet Ihnen daran               größten Herausforderungen. Wenn
                           besondere Freude?                      man sich dem stellt, sind auch
                                                                                                                                                                            zwei Monate später konnten wir von unserem Kiosk
                           „Hat man das Glück, seine Stärken      Rückschläge gut zu bewältigen und                                                                         leben. Seitdem beziehen wir kein Geld mehr vom
                           und Neigungen in seine Ausbildung,     in neue Stärken umzuwandeln.“                                                                             Staat, und wir arbeiten nach ganz klaren Prinzipien:
                           Qualifizierung und Arbeit einfließen                                                                                                             Wir machen keine Schulden, wir gewinnen Kunden
                           lassen zu können, macht Arbeit                      Christian Rach                                                                               durch Freundlichkeit, hier läuft alles korrekt und
                           Spaß und ist Teil des erfüllten                     Koch und Begründer
                           Alltags.“                                           der Restaurantschule in
                                                                                                                                                                            legal. So fühlen wir uns wohl, auch wollen wir Vor-
                                                                               Hamburg und Berlin                                                                           bild sein. Wir geben einfach unser Bestes. Und
                                                                                                                    Nuri Gümüsdal, 25, Kiosk-Betreiber, Berlin              demnächst machen wir mal Urlaub.

30                                                                                                                                                                                                                                  31
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf
Presse-12-061-Anlage.pdf

Weitere ähnliche Inhalte

Andere mochten auch

2 Definiciones 2
2 Definiciones 22 Definiciones 2
2 Definiciones 2guestc892c
 
Korrosion an Kupfer/ Alu Wärmetauschern
Korrosion an Kupfer/ Alu Wärmetauschern Korrosion an Kupfer/ Alu Wärmetauschern
Korrosion an Kupfer/ Alu Wärmetauschern Andreas Binder
 
Tischgestelle hoehenverstellbar
Tischgestelle hoehenverstellbarTischgestelle hoehenverstellbar
Tischgestelle hoehenverstellbarOliver Schwab
 
17. European Newspaper Award Ausschreibung 9/2015
17. European Newspaper Award Ausschreibung 9/201517. European Newspaper Award Ausschreibung 9/2015
17. European Newspaper Award Ausschreibung 9/2015Norbert Küpper
 
Moto box CM 445 de
Moto box CM 445 deMoto box CM 445 de
Moto box CM 445 deAlu-Logic
 
Aluminium Box - Abwehr box NA 740 de
Aluminium Box - Abwehr box NA 740 deAluminium Box - Abwehr box NA 740 de
Aluminium Box - Abwehr box NA 740 deAlu-Logic
 
Universal Box DL 540 de
Universal Box DL 540 deUniversal Box DL 540 de
Universal Box DL 540 deAlu-Logic
 
Aluminium Kiste - Offshore Box AL 640 de
Aluminium Kiste - Offshore Box AL 640 deAluminium Kiste - Offshore Box AL 640 de
Aluminium Kiste - Offshore Box AL 640 deAlu-Logic
 
Aluminium Kiste Transport Box CL 440 de
Aluminium Kiste Transport Box CL 440 deAluminium Kiste Transport Box CL 440 de
Aluminium Kiste Transport Box CL 440 deAlu-Logic
 
Aluminium Transportbox für die Offshore Industrie - Offshore competencies de
Aluminium Transportbox für die Offshore Industrie - Offshore competencies deAluminium Transportbox für die Offshore Industrie - Offshore competencies de
Aluminium Transportbox für die Offshore Industrie - Offshore competencies deAlu-Logic
 
Aluminium kiln - 3D .PDF
Aluminium kiln - 3D   .PDFAluminium kiln - 3D   .PDF
Aluminium kiln - 3D .PDFsaeid teymoori
 
2012-10-04_PM_Aluminiummesse_Einladung_Pressegespräch.pdf
2012-10-04_PM_Aluminiummesse_Einladung_Pressegespräch.pdf2012-10-04_PM_Aluminiummesse_Einladung_Pressegespräch.pdf
2012-10-04_PM_Aluminiummesse_Einladung_Pressegespräch.pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 
GEF Sao Francisco: Integrated Management of Land Based Activities in the San ...
GEF Sao Francisco: Integrated Management of Land Based Activities in the San ...GEF Sao Francisco: Integrated Management of Land Based Activities in the San ...
GEF Sao Francisco: Integrated Management of Land Based Activities in the San ...Iwl Pcu
 

Andere mochten auch (18)

2 Definiciones 2
2 Definiciones 22 Definiciones 2
2 Definiciones 2
 
Korrosion an Kupfer/ Alu Wärmetauschern
Korrosion an Kupfer/ Alu Wärmetauschern Korrosion an Kupfer/ Alu Wärmetauschern
Korrosion an Kupfer/ Alu Wärmetauschern
 
Tischgestelle hoehenverstellbar
Tischgestelle hoehenverstellbarTischgestelle hoehenverstellbar
Tischgestelle hoehenverstellbar
 
17. European Newspaper Award Ausschreibung 9/2015
17. European Newspaper Award Ausschreibung 9/201517. European Newspaper Award Ausschreibung 9/2015
17. European Newspaper Award Ausschreibung 9/2015
 
Moto box CM 445 de
Moto box CM 445 deMoto box CM 445 de
Moto box CM 445 de
 
Aluminium Box - Abwehr box NA 740 de
Aluminium Box - Abwehr box NA 740 deAluminium Box - Abwehr box NA 740 de
Aluminium Box - Abwehr box NA 740 de
 
Universal Box DL 540 de
Universal Box DL 540 deUniversal Box DL 540 de
Universal Box DL 540 de
 
Aluminium Kiste - Offshore Box AL 640 de
Aluminium Kiste - Offshore Box AL 640 deAluminium Kiste - Offshore Box AL 640 de
Aluminium Kiste - Offshore Box AL 640 de
 
110205 geräteprofileundzubehör aluminium
110205 geräteprofileundzubehör aluminium110205 geräteprofileundzubehör aluminium
110205 geräteprofileundzubehör aluminium
 
TPS 6 Tipulu
TPS 6 TipuluTPS 6 Tipulu
TPS 6 Tipulu
 
Aluminium Kiste Transport Box CL 440 de
Aluminium Kiste Transport Box CL 440 deAluminium Kiste Transport Box CL 440 de
Aluminium Kiste Transport Box CL 440 de
 
Aluminium Transportbox für die Offshore Industrie - Offshore competencies de
Aluminium Transportbox für die Offshore Industrie - Offshore competencies deAluminium Transportbox für die Offshore Industrie - Offshore competencies de
Aluminium Transportbox für die Offshore Industrie - Offshore competencies de
 
110202 geräteprofileundzubehör aluminium
110202 geräteprofileundzubehör aluminium110202 geräteprofileundzubehör aluminium
110202 geräteprofileundzubehör aluminium
 
Aluminium kiln - 3D .PDF
Aluminium kiln - 3D   .PDFAluminium kiln - 3D   .PDF
Aluminium kiln - 3D .PDF
 
110201 geräteprofileundzubehör aluminium
110201 geräteprofileundzubehör aluminium110201 geräteprofileundzubehör aluminium
110201 geräteprofileundzubehör aluminium
 
110206 geräteprofileundzubehör aluminium
110206 geräteprofileundzubehör aluminium110206 geräteprofileundzubehör aluminium
110206 geräteprofileundzubehör aluminium
 
2012-10-04_PM_Aluminiummesse_Einladung_Pressegespräch.pdf
2012-10-04_PM_Aluminiummesse_Einladung_Pressegespräch.pdf2012-10-04_PM_Aluminiummesse_Einladung_Pressegespräch.pdf
2012-10-04_PM_Aluminiummesse_Einladung_Pressegespräch.pdf
 
GEF Sao Francisco: Integrated Management of Land Based Activities in the San ...
GEF Sao Francisco: Integrated Management of Land Based Activities in the San ...GEF Sao Francisco: Integrated Management of Land Based Activities in the San ...
GEF Sao Francisco: Integrated Management of Land Based Activities in the San ...
 

Ähnlich wie Presse-12-061-Anlage.pdf

Überzeugen statt granteln
Überzeugen statt grantelnÜberzeugen statt granteln
Überzeugen statt grantelnJörg Buckmann
 
CC20 - Myth Buster New Work, Purpose, Kundenzentrierung, ...
CC20 - Myth Buster New Work, Purpose, Kundenzentrierung, ...CC20 - Myth Buster New Work, Purpose, Kundenzentrierung, ...
CC20 - Myth Buster New Work, Purpose, Kundenzentrierung, ...Conny Dethloff
 
Vortrag zu Herkunft & Zukunft des Employer Branding - über Missverständnisse ...
Vortrag zu Herkunft & Zukunft des Employer Branding - über Missverständnisse ...Vortrag zu Herkunft & Zukunft des Employer Branding - über Missverständnisse ...
Vortrag zu Herkunft & Zukunft des Employer Branding - über Missverständnisse ...Jan Willand
 
HP20 - New Work: Ein Rufen in die Leere
HP20 - New Work: Ein Rufen in die LeereHP20 - New Work: Ein Rufen in die Leere
HP20 - New Work: Ein Rufen in die LeereConny Dethloff
 
Chancengerechtigkeit statt Quote
Chancengerechtigkeit statt QuoteChancengerechtigkeit statt Quote
Chancengerechtigkeit statt QuoteClaudia Nussberger
 
Chancengerechtigkeit statt Quote
Chancengerechtigkeit statt QuoteChancengerechtigkeit statt Quote
Chancengerechtigkeit statt QuoteClaudia Nussberger
 
Neue BILD der FRAU-Studie: Der Mann 2013 – Arbeits- und Lebenswelten – Wunsch...
Neue BILD der FRAU-Studie: Der Mann 2013 – Arbeits- und Lebenswelten – Wunsch...Neue BILD der FRAU-Studie: Der Mann 2013 – Arbeits- und Lebenswelten – Wunsch...
Neue BILD der FRAU-Studie: Der Mann 2013 – Arbeits- und Lebenswelten – Wunsch...Axel Springer Marktforschung
 
Auf ein Wort mit: Jörg Buckmann
Auf ein Wort mit: Jörg BuckmannAuf ein Wort mit: Jörg Buckmann
Auf ein Wort mit: Jörg BuckmannJörg Buckmann
 
Storytelling im Content- und Empfehlungsmarketing
Storytelling im Content- und EmpfehlungsmarketingStorytelling im Content- und Empfehlungsmarketing
Storytelling im Content- und EmpfehlungsmarketingAnne M. Schüller
 
Personalmarketing to go Kapitel 10
Personalmarketing to go Kapitel 10Personalmarketing to go Kapitel 10
Personalmarketing to go Kapitel 10Jörg Buckmann
 
Auffallen oder untergehen. Mehr Frechmut!
Auffallen oder untergehen. Mehr Frechmut!Auffallen oder untergehen. Mehr Frechmut!
Auffallen oder untergehen. Mehr Frechmut!Jörg Buckmann
 
JP│KOM Storytelling Seminar: "Besser Du erzählst mir eine Geschichte"
JP│KOM Storytelling Seminar: "Besser Du erzählst mir eine Geschichte"JP│KOM Storytelling Seminar: "Besser Du erzählst mir eine Geschichte"
JP│KOM Storytelling Seminar: "Besser Du erzählst mir eine Geschichte"JP KOM GmbH
 
PR fuer Existenzgruender
PR fuer ExistenzgruenderPR fuer Existenzgruender
PR fuer ExistenzgruenderHeiko Luedemann
 
Ccv news artikel älter werdende gesellschaft
Ccv news artikel älter werdende gesellschaftCcv news artikel älter werdende gesellschaft
Ccv news artikel älter werdende gesellschaftdavero gruppe
 

Ähnlich wie Presse-12-061-Anlage.pdf (20)

Überzeugen statt granteln
Überzeugen statt grantelnÜberzeugen statt granteln
Überzeugen statt granteln
 
CC20 - Myth Buster New Work, Purpose, Kundenzentrierung, ...
CC20 - Myth Buster New Work, Purpose, Kundenzentrierung, ...CC20 - Myth Buster New Work, Purpose, Kundenzentrierung, ...
CC20 - Myth Buster New Work, Purpose, Kundenzentrierung, ...
 
Vortrag zu Herkunft & Zukunft des Employer Branding - über Missverständnisse ...
Vortrag zu Herkunft & Zukunft des Employer Branding - über Missverständnisse ...Vortrag zu Herkunft & Zukunft des Employer Branding - über Missverständnisse ...
Vortrag zu Herkunft & Zukunft des Employer Branding - über Missverständnisse ...
 
Stopp dem Lohnpoker
Stopp dem LohnpokerStopp dem Lohnpoker
Stopp dem Lohnpoker
 
HP20 - New Work: Ein Rufen in die Leere
HP20 - New Work: Ein Rufen in die LeereHP20 - New Work: Ein Rufen in die Leere
HP20 - New Work: Ein Rufen in die Leere
 
Chancengerechtigkeit statt Quote
Chancengerechtigkeit statt QuoteChancengerechtigkeit statt Quote
Chancengerechtigkeit statt Quote
 
Chancengerechtigkeit statt Quote
Chancengerechtigkeit statt QuoteChancengerechtigkeit statt Quote
Chancengerechtigkeit statt Quote
 
Neue BILD der FRAU-Studie: Der Mann 2013 – Arbeits- und Lebenswelten – Wunsch...
Neue BILD der FRAU-Studie: Der Mann 2013 – Arbeits- und Lebenswelten – Wunsch...Neue BILD der FRAU-Studie: Der Mann 2013 – Arbeits- und Lebenswelten – Wunsch...
Neue BILD der FRAU-Studie: Der Mann 2013 – Arbeits- und Lebenswelten – Wunsch...
 
Auf ein Wort mit: Jörg Buckmann
Auf ein Wort mit: Jörg BuckmannAuf ein Wort mit: Jörg Buckmann
Auf ein Wort mit: Jörg Buckmann
 
Storytelling im Content- und Empfehlungsmarketing
Storytelling im Content- und EmpfehlungsmarketingStorytelling im Content- und Empfehlungsmarketing
Storytelling im Content- und Empfehlungsmarketing
 
Business village fruehjahr_2013
Business village fruehjahr_2013Business village fruehjahr_2013
Business village fruehjahr_2013
 
WOL @ CeBIT
WOL @ CeBITWOL @ CeBIT
WOL @ CeBIT
 
Beyond Ausgabe #5 – Leseprobe
Beyond Ausgabe #5 – LeseprobeBeyond Ausgabe #5 – Leseprobe
Beyond Ausgabe #5 – Leseprobe
 
Personalmarketing to go Kapitel 10
Personalmarketing to go Kapitel 10Personalmarketing to go Kapitel 10
Personalmarketing to go Kapitel 10
 
Auffallen oder untergehen. Mehr Frechmut!
Auffallen oder untergehen. Mehr Frechmut!Auffallen oder untergehen. Mehr Frechmut!
Auffallen oder untergehen. Mehr Frechmut!
 
WOL @ ZPN18
WOL @ ZPN18WOL @ ZPN18
WOL @ ZPN18
 
JP│KOM Storytelling Seminar: "Besser Du erzählst mir eine Geschichte"
JP│KOM Storytelling Seminar: "Besser Du erzählst mir eine Geschichte"JP│KOM Storytelling Seminar: "Besser Du erzählst mir eine Geschichte"
JP│KOM Storytelling Seminar: "Besser Du erzählst mir eine Geschichte"
 
PR fuer Existenzgruender
PR fuer ExistenzgruenderPR fuer Existenzgruender
PR fuer Existenzgruender
 
Ccv news artikel älter werdende gesellschaft
Ccv news artikel älter werdende gesellschaftCcv news artikel älter werdende gesellschaft
Ccv news artikel älter werdende gesellschaft
 
Mopinio 05 12
Mopinio 05 12Mopinio 05 12
Mopinio 05 12
 

Mehr von unn | UNITED NEWS NETWORK GmbH

Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfPresseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfVerkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfPresseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 

Mehr von unn | UNITED NEWS NETWORK GmbH (20)

Über den Valentinstag.pdf
Über den Valentinstag.pdfÜber den Valentinstag.pdf
Über den Valentinstag.pdf
 
PM.pdf
PM.pdfPM.pdf
PM.pdf
 
130124_zoll_weltzolltag.pdf
130124_zoll_weltzolltag.pdf130124_zoll_weltzolltag.pdf
130124_zoll_weltzolltag.pdf
 
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdfAL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
 
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfPresseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
 
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdfPresseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
 
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
 
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfVerkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
 
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdfZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
 
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdfV.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
 
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdfV.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
 
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
 
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdfPrinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
 
PI Daimler Mobility Services.pdf
PI Daimler Mobility Services.pdfPI Daimler Mobility Services.pdf
PI Daimler Mobility Services.pdf
 
PM.pdf
PM.pdfPM.pdf
PM.pdf
 
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
 
01-21-AI-Graziano.pdf
01-21-AI-Graziano.pdf01-21-AI-Graziano.pdf
01-21-AI-Graziano.pdf
 
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfPresseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
 
Text EÖ-PK 2013 .pdf
Text EÖ-PK 2013 .pdfText EÖ-PK 2013 .pdf
Text EÖ-PK 2013 .pdf
 
PM4 INVENTA Garden.pdf
PM4 INVENTA Garden.pdfPM4 INVENTA Garden.pdf
PM4 INVENTA Garden.pdf
 

Presse-12-061-Anlage.pdf

  • 1. WIR SIND WIR SIND GUT Bundesagentur für Arbeit Regensburger Str. 104 90478 Nürnberg GUT Erfolgsgeschichten aus Deutschland, die Mut machen
  • 2.
  • 3. Inhaltsverzeichnis Vorwort 6 Realitätscheck 8 Baden-Württemberg 10 Bayern 16 Berlin 24 Brandenburg 35 Arbeitgeber-Umfrage 40 Bremen 41 Arbeitgeber-Umfrage 45 Hamburg 46 Hessen 52 Mecklenburg-Vorpommern 60 Niedersachsen 69 Nordrhein-Westfalen 79 Rheinland-Pfalz 89 Arbeitgeber-Umfrage 91 Saarland 99 Sachsen 104 Sachsen-Anhalt 110 Schleswig-Holstein 115 Thüringen 121 Register 125 Impressum 126
  • 4. Helden des Alltags Heinrich Alt, Vorstand Grundsicherung Was Sie gerade in der Hand halten, ist ein Buch ternehmern, die ihre Betriebe für sie geöffnet haben. Jahren erreicht wurde und was weiterhin jeden Tag unseren Platz in der Gesellschaft, Arbeit gibt Aner- über Menschen, die am Existenzminimum gelebt Das Buch mit dem Titel „Wir sind gut“ beschreibt erreicht wird. Dennoch ist die Grundsicherung ein kennung, Arbeit erfüllt, Arbeit macht sichtbar. und umgangssprachlich ausgedrückt Hartz IV bezo- aus unterschiedlicher Perspektive, was jeden Tag in ungeliebtes Kind. Politisch ist sie eine Vollwaise. Was gen haben. Ein Buch, das Geschichten erzählt über Deutschland unbemerkt und erfolgreich gelingt. sie braucht, ist mehr Aufmerksamkeit und Anerken- Die meisten Menschen nehmen einen dauerhaften alltägliche Helden. Es sind keine Menschen, die neue nung. Kurz: Was ihr fehlt, ist gutes Marketing. Transferbezug als entwürdigend wahr. Sie wollen ih- Weltrekorde aufgestellt, keine, die Medaillen ge- Warum ein Buch über Menschen aus der Mitte der ren Beitrag leisten, Verantwortung übernehmen und wonnen, keine, über die Illustrierte berichtet haben. Gesellschaft? Menschen, die unsere Freunde, Nach- Dieses Buch ist kein Arbeit ist der eigenen Familie ein Vorbild sein. Aber es sind Menschen, denen die Gesellschaft auch barn und Kollegen sind oder sein könnten – Men- Adoptionsantrag. Es zeigt mehr als nur ein Denkmal setzen schen aus Hartz IV? Weil es Mut machen soll, weil es aber, dass es Wege zurück Gelderwerb, Dieses Buch war mir ein persönliches Anliegen. Und könnte, weil sie sich mit Ein Buch, das Vorbilder zeigen soll, weil es demonstrieren soll, dass in die Gesellschaft gibt. ich bedanke mich, dass viele bekannte Vertreter aus Geschichten Arbeit erfüllt, ungeheurer Anstrengung das Bild von Langzeitarbeitslosen und Jobcentern in Wenn man daran glaubt, Politik, aus Wirtschaft, aus Medien oder Wissenschaft erzählt über Arbeit macht zurückgekämpft haben in der öffentlichen Wahrnehmung korrigiert werden mit viel Motivation und dieses Buch unterstützt haben. Sie beschreiben, was Menschen, sichtbar die Arbeitsgesellschaft. muss. viel Engagement daran Arbeit für sie bedeutet. Und genau das ist es, was Menschen, die lange die sich ins arbeitet. Es zeigt auch, uns alle vereint. Egal ob arbeitslos oder nicht. arbeitslos waren, aber Arbeitsleben Ungezählte Debatten haben die Grundsicherung dass es keine hoffnungslosen Fälle gibt. Es braucht nie aufgegeben haben, zurückgekämpft dahin gebracht, wo sie in der Wahrnehmung der bei dem einen oder anderen Menschen einfach nur Nürnberg, Dezember 2012 an eine neue Chance zu haben Öffentlichkeit jetzt ist – in der Schmuddelecke des mehr Zeit und einen langen Atem. Und das Buch glauben. Ihre Geschichten Sozialstaates. Es ist nicht gelungen, die Grundsiche- zeigt auch: Es gibt risikobereite Unternehmen, die erzählen auch von Kolleginnen und Kollegen in Job- rung für Arbeitsuchende als geglückte Reform in der ihre soziale Verantwortung ernst nehmen. Wenn man centern, die diesen Glauben bestärkt und unterstützt Gesellschaft zu verankern. Deshalb verlieren wir im- die Geschichten liest, wird deutlich, dass Arbeit mehr haben, und von mutigen Unternehmerinnen und Un- mer wieder aus den Augen, was in den vergangenen ist als nur Gelderwerb. Über Arbeit definieren wir alle 6 7
  • 5. Realitätscheck Vorurteile gegenüber Hartz IV-Empfängern sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit. Untersuchungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und der Bundesagentur für Arbeit zeigen aber: Die Einschätzungen haben mit der Realität wenig gemein. Irrtum 5 1 Irrtum 37 % der Deutschen glauben: Hartz IV-Empfänger wollen 3 Irrtum 57 % der Deutschen glauben: Hartz IV-Empfänger sind bei der 57 % der Deutschen glauben: Hartz IV-Empfänger sind schlecht qualifiziert. Arbeitsuche zu wählerisch. nicht arbeiten. Fakt ist: 44 % der Hartz IV- Fakt ist: Fakt ist: Empfänger verfügen über 71 % der arbeitsuchenden eine abgeschlossene Für 75 % der Hartz IV- Berufsausbildung. Empfänger ist Arbeit das Hartz IV-Empfänger würden Wichtigste im Leben. Arbeit annehmen, für die sie überqualifiziert sind. Irrtum 4 55 % der Deutschen glauben: Hartz IV-Empfänger haben nichts Irrtum Sinnvolles zu tun. 2 55 % der Deutschen glauben: Hartz IV-Empfänger suchen selbst nicht aktiv nach Arbeit. Fakt ist: 62 % der Hartz IV-Empfän- ger gehen mindestens einer Fakt ist: gesellschaftlich relevanten 62 % der arbeitsuchenden Hartz IV-Empfänger klopfen Tätigkeit nach. direkt beim Arbeitgeber an. 8 9
  • 6. Baden-Württemberg Baden-Württemberg Aufwand und Ertrag Alevtina Otto liebt Zahlen und Ordnung. Deshalb wurde sie in Russland Buchhalterin. Eine Qualifikation, die ihr hierzulande zunächst nichts nützte. Eine Jobsuche aus zwei Perspektiven. Dr. Astrid Koberstein-Pes vom Jobcenter Landkreis Konstanz: Viele unserer Klienten sind sehr unglücklich mit ihrer Situation, wenn sie zu uns kommen. Oft haben sie über die vielen Absagen bei der Jobsuche den Glauben an ihre Fähigkeiten verloren. Deshalb helfen wir ihnen zunächst dabei herauszufinden, wo ihre Stärken liegen – denn Stärken und besondere Fähigkeiten haben sie alle. Bei Frau Otto war es ganz Nach Jahren wieder im Ausbildungsberuf: Alevtina Otto ähnlich. In ihrer russischen Heimat hatte sie als Wirt- Praktikumszeugnis war so hervorragend, dass sie schaftsprüferin gearbeitet, fand aber hier in diesem über unsere Kontakte die Chance erhielt, einige Tage Bereich keine Anstellung. Um ihre Familie zu versor- in der Buchhaltung des Pestalozzi-Kinderdorfs auf gen, nahm sie eine Stelle in der Produktion an, bis Probe zu arbeiten. Inzwischen hat sie dort einen Ar- sie nach vielen Jahren mit knapp 50 arbeitslos wurde. beitsvertrag unterschrieben, ist festangestellt und ihre Die Kollegen von der Agentur für Arbeit vermittelten Berufsausbildung ist mittlerweile auch anerkannt.“ ihr eine Qualifizierungsmaßnahme im Buchhaltungs- bereich, die sie mit großem persönlichem Engagement Alevtina Otto über ihren Weg zurück in die Welt erfolgreich abschloss. Ihre Bewerbungen danach der Zahlen: blieben jedoch erfolglos. „Mein Problem hier in Deutschland war, dass ich die Sprache zunächst nicht sprechen konnte. Und Trotz der Absagen haben wir Frau Otto geraten, an natürlich, dass meine russischen Abschlüsse als ihrem Berufswunsch festzuhalten, denn wir hatten Buchhalterin und Wirtschaftsprüferin nicht akzep- in der Beratung festgestellt, dass sie über sehr gutes tiert wurden. Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Fachwissen verfügte. Wir haben dann zusammen mit Hoffnung, irgendwann noch einmal in meinem Beruf ihr an einer neuen zu arbeiten, bereits aufgegeben hatte. Aber Frau Bewerbungsstra- Dr. Koberstein-Pes hat mir Mut gemacht – und das tegie gearbeitet hat mir sehr geholfen. Die Idee, einen Berufseinstieg und auf Praktika über ein Praktikum zu versuchen, fand ich wunder- gesetzt, in denen bar. Auch für mich selbst war es der Beweis, dass sie ihr Wissen un- ich eben doch noch etwas kann. Und dass ich beim ter Beweis stellen Pestalozzi-Kinderdorf so schnell eine so gute Arbeits- konnte. Bereits stelle gefunden habe – so viel Glück kann ich Arbeitsvermittlerin Dr. Astrid Koberstein-Pes ihr erstes manchmal gar nicht fassen. 10 11
  • 7. Baden-WürttemBerg Baden-WürttemBerg Nur eines von vielen Aufgabengebieten des 59-jährigen Vlado Susanne Schulz betreut Djurak: die Küche Tamara Juhn im Auftrag Tamara Juhn, 22, Auszubildende als Kauffrau für Bürokommunikation, Rastatt des Jobcenters Der Mann für alle Fälle „Ihre Leistungen sind spitzenklasse“ 34 Jahre in Deutschland, 22 Jahre festangestellt und dann zwölf Jahre arbeitslos. Erst ein Als Alleinerziehende suchte Tamara Juhn lange nach einem Ausbildungsplatz. Bei der engagierter Arbeitsvermittler brachte Vlado Djurak zurück in das Berufsleben. Deutschen Vermögensberatung Rastatt fand sie endlich, wonach sie suchte und lernt ihren künftigen Beruf in Teilzeit. D er Buchsbaum kommt nicht ungeschoren davon, der Teller nicht ungespült. Als Hausmeistergehil- fe im Parkhotel Wehrle legt Vlado Djurak dort Hand Djurak in den Schwarzwald. Hier trifft er auf Hellmut Kohlermann. Der Arbeitsvermittler engagiert sich sehr für seinen neuen Kunden. Eigenhändig überbringt er A lleinerziehende Mutter sucht Ausbildung – es scheint Arbeitgeber zu geben, die von einem Ihre Ausbildung absolviert sie engagiert und verant- wortungsbewusst. „Ich bin sehr stolz, ihre Leistun- an, wo gerade Hilfe gebraucht wird, und genießt dessen Bewerbungsunterlagen potenziellen Arbeit- solchen Wunsch nicht viel halten. Das Gefühl hatte zu- gen sind spitzenklasse“, sagt Susanne Schulz. Die sein weites Aufgabenfeld – nach zwölf Jahren ohne gebern – unter anderem dem Parkhotel Wehrle in mindest Tamara Juhn, nachdem sie auf ihre Bewerbun- Projektleiterin der BBQ Berufliche Bildung gGmbH Arbeit. Triberg. Dort erhält Vlado Djurak Gelegenheit, sich gen zunächst nur Absagen bekam. Bis sich schließlich betreut die junge Mutter im Auftrag des Jobcenters. persönlich vorzustellen. Seine freundliche und zu- Christian Warth von der Deutschen Vermögensbera- Sie steht Tamara Juhn mit Rat und Tat zur Seite. Gibt 1972 kommt Vlado Djurak aus dem damaligen Jugos- vorkommende Art überzeugt sofort. Er erhält eine tung Rastatt bereit erklärt, die 22-Jährige in seiner Firmaes beispielsweise Ärger in der Berufsschule, setzt sich lawien nach Deutschland. Arbeitskräfte sind gesucht, befristete Anstellung als Gartengehilfe und nutzt zur Kauffrau für Bürokommunikation auszubilden. Der Schulz für sie ein. Gleichzeitig arbeiten die beiden er findet schnell eine Stelle als Monteur bei einem seine Chance. Direktionsassistentin Vanessa Combes: Familienvater stimmte sogar einer Anstellung in Teilzeit Frauen daran, die junge Mutter auch persönlich wei- großen Elektronikhersteller. „Vlado ist unheimlich pünktlich, sehr zuverlässig und zu. Für Tamara Juhn ist das ein großes Glück, denn eine ter zu stärken. Denn neben einer soliden beruflichen 22 Jahre lang hat er dort „Ich kann mein erledigt seine Aufgaben selbstständig. Es ist perfekt. Ausbildung in Teilzeit zu finden ist fast unmöglich. Basis geht es bei der ausbildungsbegleitenden Be- sein Auskommen, dann Leben wieder Wir müssen uns um nichts kümmern.“ treuung auch darum, individuelle Probleme gerät die Firma in die Krise. genießen“ „Mir hat ihr positives Auftreten gefallen und „Ich bin zu lösen, um so eine dauerhaft erfolgrei- Entlassungen folgen, auch Vlado Djurak hat es geschafft. Inzwischen ist er ein sie wurde mir wärmstens empfohlen“, be- wieder che Integration in den Arbeitsmarkt zu der gebürtige Kroate muss gehen. Plötzlich steht er festes Mitglied des Hotelteams. Seine Aufgaben gründet Christian Warth die Entscheidung, jemand in der erreichen. auf der Straße. findet er nicht mehr nur im Garten. Als Hausmeis- die er bis heute nicht bereut hat. „Es läuft Gesellschaft“ tergehilfe ist er überall im Hotel unterwegs und alles wunderbar“ und schließlich habe er ja Für Tamara Juhn hat sich das jetzt schon Überall in Deutschland sucht der Monteur nach einer schaut, wer Unterstützung gebrauchen kann. Viel Zeit auch gewusst, worauf er sich einließe. „Wenn das gelohnt: „Ich bin wieder jemand in der Gesell- neuen Stelle. Sein fortgeschrittenes Alter und seine verbringt er in der Küche, wo er dem Koch zur Hand Kind krank ist, hat das eben Priorität.“ schaft“, sagt sie. Es sei zwar nicht immer einfach, fehlende Ausbildung machen ihn jedoch für den geht. Der 59-Jährige ist zufrieden: „Ich fühle mich die Ausbildung und das Privatleben unter einen Hut Arbeitsmarkt unattraktiv. „Ich wollte ja arbeiten. Das jetzt viel besser als während meiner Arbeitslosigkeit Tamara Juhn weiß, dass eine solche Einstellung nicht zu bringen. Aber Tamara Juhn weiß jetzt, dass sie es Herumsitzen machte mich krank.“ Dennoch, aufge- und kann mein Leben wieder genießen.“ selbstverständlich ist. Sie will ihren Chef auf keinen schaffen kann. ben kommt für ihn nicht infrage. Er nimmt an Weiter- Fall enttäuschen. Deshalb bleibt sie nur zuhause, bildungsmaßnahmen teil, beispielsweise zum Gärtner. wenn es wirklich nicht anders geht. Was zum Glück Nach über zehn Jahren Arbeitslosigkeit zieht Vlado nur selten der Fall ist. 12 13
  • 8. Baden-Württemberg Baden-Württemberg „Wir profitieren vom Aufschwung“ Thomas Dautel, 48, Geschäftsführer des Jobcenters Schwarzwald-Baar-Kreis, über konjunkturelle Schwankungen und die größten Herausforderungen in seiner Region. IT-Fachkraft Adnan Munawar, 30, (links) und sein Chef Helmut Herr Dautel, kurz nach dem Einbruch der Wirt- Hasenhait schaftskrise 2009 lag die Arbeitslosenquote im Schwarzwald-Baar-Kreis knapp über sechs Pro- zent. Nun beträgt die Arbeitslosenquote in Ihrer Erfolg ist nicht programmierbar Region nur noch 3,5 Prozent – und liegt damit unter der des Bundeslandes Baden-Württemberg Adnan Munawar wünschte sich einen Job in der IT-Branche. Aber Berufserfahrung hatte er und der Quote auf Bundesebene. Wie ist das keine. Trotzdem hat er sein Ziel erreicht. gelungen? Dieser Erfolg hängt sicherlich nicht nur mit Ü ber hundert Bewerbungen verschickte Adnan Munawar von September 2009 bis April 2011 – ohne das erhoffte Ergebnis. „Die Absagen zermür- GmbH, kennen. Der Personalmanager war nach einem Gespräch von dem Kandidaten und seinem selbstsicheren Auftreten angetan: „Herr Munawar ist der Leistung unseres Jobcenters zusammen, sondern vor allem mit der Entwicklung der Wirt- schaftsstruktur und der Konjunktur in unserem Nutzt die guten wirtschaftlichen Strukturen für seine Klienten: Thomas Dautel ben auf Dauer natürlich. Dazu kommt der steigende kompetent, ruhig und freundlich. Darauf kommt es Landkreis. Die Region ist geprägt durch kleine und Die Arbeitgeber im Schwarzwald-Baar-Kreis bie- Druck, sich vielleicht doch etwas anderes suchen zu bei der Lösung mittelständische Betriebe im gewerblich-technischen ten auch Jobs für geringqualifizierte Arbeitskräfte. müssen“, sagt er. Aber als Hilfsarbeiter habe er für von Computer- Bereich. Die Metall- und Elektroindustrie sowie der Deshalb haben auch die Klienten des Jobcenters hier sich keine wirkliche Perspektive gesehen. problemen an.“ Maschinenbau sind bei uns dominierend und wir im Gegensatz zu vielen anderen Regionen gute Aus- Nach einem haben das Glück, dass einige Automobilzulieferer im sichten auf einen Job. Die Zahl der Arbeitslosen wie Adnan Munawar setzte alle Hebel in Bewegung, Vorstellungsge- Schwarzwald-Baar-Kreis ansässig sind. auch die Zahl der Leistungsempfänger von Grund- um seine berufliche Zukunft in dem Feld zu finden, spräch bei einem sicherungsleistungen ging dadurch zuletzt deutlich in dem er sich auskennt. Zwei PerfectStaff Während der Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 zurück. „Das ist das Jahre lang hatte er während sei- Kunden von und 2009 hat sich allerdings gezeigt, wie anfällig Beste, was nes Informatikstudiums an der Getronics diese Branchen für konjunkturelle Schwankungen Eine permanente Herausforderung ist die Vermitt- ihm passieren Hochschule für Technik Stutt- Alles am richtigen Platz: Auch das Überprüfen Deutschland sind. In dieser Phase lag die Arbeitslosenquote bei lung von Beschäftigungslosen, die seit zwei Jahren konnte“ gart als studentische Hilfskraft von Servern gehört zum Job GmbH, der für uns über dem Landesdurchschnitt. Aber dafür hat oder länger Leistungen der Grundsicherung nach gearbeitet. Doch nach dem abgebrochenen Studium ein Projekt in Aalen eine zuverlässige IT-Fachkraft sich der wirtschaftliche Aufschwung danach wieder- dem SGB II beziehen. Wir müssen es schaffen, dass fehlte es ihm zunächst an Arbeitspraxis. Dennoch suchte, erhielt Munawar im Mai 2011 einen unbefris- um sehr positiv niedergeschlagen. Davon profitieren auch die Langzeitarbeitslosen noch viel stärker am hielt er an den einmal gesteckten Zielen fest. teten Arbeitsvertrag bei dem IT-Personaldienstleister. wir als Jobcenter natürlich. Und wir versuchen, die wirtschaftlichen Aufschwung teilhaben. Die Teil- guten wirtschaftlichen Strukturen für unsere Klien- habe dieser Klienten am Arbeitsleben halte ich für Im April 2011 machte sich sein Durchhaltevermögen Inzwischen ist Adnan Munawar als IT-Fachkraft ten zu nutzen, etwa durch den Arbeitgeberservice, eine der wichtigsten Aufgaben unserer Gesellschaft. endlich bezahlt. Adnan Munawar bewarb sich auf unentbehrlich. An mehreren Standorten ist er für die den wir gemeinsam mit der örtlichen Agentur für Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jobcenter eine Stelle als Junior-IT-Techniker bei dem IT-Personal- Entstörung von PC- und Druckerproblemen vor Ort Arbeit betreiben. So sind wir immer am Arbeits- leisten einen wichtigen Beitrag dazu, sie wieder in dienstleister PerfectStaff. Die Anzeige hatte er online bei Kunden von Getronics verantwortlich. markt präsent, um die offenen Stellen mit möglichst Beschäftigung zu bringen und in einen geregel- auf der Internetseite der Bundesagentur für Arbeit vielen unserer Kunden zu besetzen. Wir konnten im ten Arbeitsalltag zu begleiten. gefunden. Bei einem Bewerbertag lernte er Helmut vergangenen Jahr etwa 2000 Menschen wieder in Hasenhait, den Geschäftsführer der PerfectStaff Arbeit bringen. 14 15
  • 9. Bayern Was bedeutet Ihre Arbeit für Sie? „Arbeit ist für mich grundsätzlich etwas Posi- tives. Zu arbeiten bedeutet doch, dass man das Talent, das man mitbekommen hat, entfalten kann. Jeder Mensch kann irgendetwas beson- ders gut. Wenn er diese Begabung in den dafür passenden Beruf einbringt, bekommt das Ta- lent des Einzelnen einen übergeordneten Sinn: Es wird für etwas Produktives zum Einsatz gebracht – etwas, das anderen zugutekommt. Wenn ein Bäcker gutes Brot backt, freuen sich die Kunden. Wenn ein Automechaniker sorg- Was bedeutet Ihre Arbeit für Sie? fältig arbeitet, trägt er zur Sicherheit auf den „Arbeit war und ist neben meiner Familie der Straßen bei.“ Inhalt meines Lebens.“ Was bereitet Ihnen daran besondere Was bereitet Ihnen daran besondere Freude? Freude? „Ich habe das Glück, einen Beruf auszuüben, „Der tägliche Kontakt mit Menschen. Die der meinem Wesen entspricht. Der Beruf und tägliche Möglichkeit, Probleme und Konflikte zu ich – das ist eins: Kochen ist meine Leiden- lösen und Herausforderungen zu stemmen.“ schaft. Wenn man etwas mit Leidenschaft Wie gehen Sie mit schwierigen tut, hat man auch die Kraft, dafür sein Bestes Phasen im Berufsleben um? zu geben. Man hat die Motivation, über sich „Das Wichtigste ist es, Ruhe zu bewahren, hinauszuwachsen, Herausforderungen anzu- stets überlegt und im Bewusstsein der eigenen nehmen. Man schaut nicht auf die Probleme, Verantwortung zu handeln. Dabei helfen mir sondern sucht nach Lösungen. Wenn man eine meine tiefe Verwurzelung in der Religion und Herausforderung angenommen und gemeistert hat, wird man mit dem Gefühl belohnt, dass mein festes Vertrauen in Gott.“ man vor sich selbst nicht davongelaufen ist. Man hat etwas Neues gelernt und neue Erfah- Dr. h.c. Charlotte Knobloch rungen gemacht.“ Präsidentin der Israelitischen Kultusgemein- Wie gehen Sie mit schwierigen Phasen im de München und Oberbayern und Vizepräsi- Berufsleben um? dentin des Jüdischen Weltkongresses „Ich mag es, wenn man optimistisch eingestellt ist und nach vorn schaut: Jeder Tag ist eine neue Chance. In Amerika ist diese positive Haltung ausgeprägter als bei uns. Wenn mal etwas schiefläuft, rappelt man sich wieder auf und fängt von vorne an. Motto: „Niemals aufgeben!“ Alfons Schuhbeck Koch und Unternehmer 16 17
  • 10. BaYern BaYern Peter Harvey (Name von der Redaktion geändert), 55, Fahrer für die Firma Markus Aschenbrenner, Breit Transporte, Creußen EDEKA Neukauf Bad Kötzting Denise Stangl, 26, kann sich nach ihrer Teilzeitarbeit voll ihren Töchtern widmen Vom Bodensee bis an die Förde Arbeiten im Schlaraffenland Wie ein gebrochenes Fußgelenk den Biologen Peter Harvey zum LKW-Fahrer machte. Familie und Beruf lassen sich oft schwer vereinbaren. Denise Stangl hat es nach langer Arbeitslosigkeit geschafft. D ie Doktorarbeit von Peter Harvey entspricht ihrem ist und ihnen neue Arbeitsperspektiven eröffnen Umfang und Anspruch nach eigentlich schon einer Habilitation. Entsprechend viele Jahre hat der soll. Dazu zählte im Fall Harvey ein Praktikum beim Umweltschutz-Informationszentrum Lindenhof in 7 Uhr, über der ostbayrischen Stadt Bad Kötzting hebt sich gemächlich die Sonne. Während die Kleinstadt langsam erwacht, bringt Denise Stangl Bewerbungsgesprächen scheiterte der Berufseinstieg in die Pflege – der Wunsch, die bestmögliche Betreu- ung ihrer Kinder sicherzustellen, ließ sich nicht mit Biologe darauf verwendet, seine Forschungsarbeit Bayreuth. In einem nächsten Schritt gab es für Peter ihre beiden sechs und sieben Jahre alten Töchter in Schichtbetrieb und Stundenkontingenten vereinba- an der Universität Bayreuth voranzutreiben. Der Job Harvey die Möglichkeit, eine berufsbezogene Maß- den Kindergarten und die Schule. Kurz vor halb acht ren. Das Jobcenter bemühte sich um neue Perspek- als wissenschaftlicher Mitarbeiter war wie für Harvey nahme des Jobcenters im Bereich Gartenbau zu erreicht die Metzgereifachverkäuferin ihren Arbeits- tiven, organisierte Fortbildungen und half mit einer geschaffen. Den allerdings verlor er, als sein Doktor- starten. Doch kurz vorher brach er sich das Fußge- platz, den EDEKA-Markt. intensiven Recherche. vater in den Ruhestand ging und Harveys Arbeitsplatz lenk und kam für diese Aufgabe nicht mehr in Frage. an der Universität eingespart wurde. Es folgte ein „So hab ich mir das immer gewünscht“, sagt Frau Nach fünf Jahren vergeblicher Suche ging dann auf Taxischein und schließlich die Arbeitslosigkeit – der „Das Wichtigste: Susanne Deitrich-Thimm schlug Stangl mit einem unverwechselbaren Oberpfälzer einmal alles ganz schnell: Im Oktober 2011 stieß die 55-Jährige war zwar hochqualifiziert, aber für die endlich aus der ihm ein Treffen mit Volker Breit Dialekt, „Zuhause, Schule und Arbeit – alles im Radi- Arbeitsvermittlerin in Bad Kötzting auf das Jobange- Jobs an den Hochschulen zu alt, wurde ihm gesagt. Arbeitslosigkeit vor, der für sein kleines Trans- us von 15 Minuten Fußweg.“ Nach der Ausbildung bot für eine Metzgereifachverkäuferin in Teilzeit. An heraus“ portunternehmen einen zuver- ließen sich durch die Trennung vom Lebensgefährten einem Dienstag fand das Bewerbungsgespräch statt „Solange ich noch an meiner Promotion arbeite- lässigen und flexibel einsetz- Vollzeitstelle und Betreuung zweier Kleinkinder nur und noch in derselben Woche te, habe ich nicht gemerkt, wie der Freundeskreis baren Fahrer suchte. Sie verabredeten eine Probezeit, schwer koordinieren. Obwohl die Arbeitslosenquote war der erste Arbeitstag für „Nach fünf schrumpfte, aber danach wurde mir sehr deutlich, zu der auch ein Fahrtraining mit Anhänger gehörte. in Bad Kötzting nur bei rund drei Prozent liegt, fand Frau Stangl. „Da habe ich Jahren Stillstand dass Arbeitslosigkeit schnell isolieren kann“, sagt der Seitdem ist Peter Harvey mit einem Transporter zwi- die alleinerziehende Mutter keine Stelle, um nach der wirklich Glück gehabt“, sagt ging auf einmal Biologe heute. Umso wichtiger war für ihn der Kon- schen Bodensee und der Flensburger Förde unter- Ausbildung beruflich durchzustarten. sie. Auch ihr Chef sei „groß- alles ganz takt zum Jobcenter: „Susanne Deitrich-Thimm vom wegs, um Palettenware pünktlich auszuliefern. Dass artig“. Für ihren Arbeitgeber schnell“ Jobcenter Bayreuth hat mit großem Engagement, sein Job nichts mit seinem ursprünglichen Berufsfeld „Ich wollte meinen Kindern aber ein gutes Vorbild ist die Vereinbarkeit von Einfühlungsvermögen und Verständnis meinen Weg zu tun hat, damit hadert Harvey nicht:„Das eigen- sein“, sagt die 26-jährige Frau. Aus diesem Grund Familie und Beruf eine Selbstverständlichkeit, beson- zurück in den Arbeitsmarkt begleitet und mir immer ständige Arbeiten und die Verantwortung machen mir nahm sie an einer Arbeitsgelegenheit für den Beruf ders wenn „solch ein Engagement dahintersteckt“, wieder gute Impulse gegeben.“ Spaß, ich komme rum und habe wieder jede Menge in der Altenpflege teil, die ihr die Arbeitsvermittlerin wie Markus Aschenbrenner vom EDEKA Neukauf Bad Kontakt zu unterschiedlichsten Menschen. Aber das Simone Aschenbrenner vom Jobcenter Cham an- Kötzting sagt. Peter Harvey profitierte schließlich von einem Pro- Wichtigste für mich ist: Ich bin endlich aus der Ar- trug und qualifizierte sich weiter. Doch trotz guter gramm, das speziell für ältere Arbeitslose konzipiert beitslosigkeit heraus.“ Beurteilungen und positiver Rückmeldungen aus 18 19
  • 11. BaYern BaYern Jeffry Weiß, 21, Auszubildender zum Gebäudereiniger, Kerstin Bauer vom Jobcenter Coburg lieferte Fortbildung, Motivation Helmut Dittmannsberger, 55, Paketzusteller, Straubing-Bogen und das passende Stellenangebot „Das ziehe ich jetzt durch“ „Ich kann noch etwas leisten“ Jeffry Weiß hatte jede Menge Schwierigkeiten in seinem Leben. Jetzt soll Schluss Mit 55 Jahren gibt Helmut Dittmannsberger als Paketzusteller nochmal Gas. damit sein, hat er beschlossen. D ie Chancen auf einen Ausbildungsplatz standen nicht gut für Jeffry Weiß. Er hat die Hauptschule eine Ausbildung zum Gebäudereiniger zu machen. Das Jobcenter unterstützt die Initiative des Arbeitgebers mit A m 2. Mai 2012 nimmt das Leben von Helmut Dittmannsberger endlich eine Wendung. Es ist sein erster Arbeitstag als Auslieferungsfahrer. Hin- Für Helmut Dittmannsberger hieß das: sechs Mona- te die Schulbank drücken. Gar nicht so einfach für jemanden mit über 50 Jahren. Auch Dittmannsberger ohne Abschluss verlassen, hat noch nie gearbeitet, sein einem Ausbildungsgutschein. ter dem Steuer seines Lasters empfindet er erstmals musste das Lernen erst wieder lernen. Aber endlich Vorstrafenregister ist für sein Alter beachtlich, seine seit langem ein Gefühl von Freiheit. Nach Jahren der wieder eine Aufgabe zu haben, das motivierte ihn. Er familiäre Situation schwierig. „An Arbeit war gar nicht Jeffry Weiß unterschreibt den Vertrag und nimmt sich Arbeitslosigkeit kehren Selbstbewusstsein, Lebensmut schloss die Qualifizierungsmaßnahme mit „gut“ ab zu denken, als er zu uns kam“, sagt Stefan Trebes, vor: „Das ziehe ich jetzt durch.“ Das sei er auch seiner und Zuversicht zurück. und bestand auch den Führerschein. Helmut Ditt- Geschäftsführer des Jobcenters Coburg Stadt. Trebes Mutter schuldig, weil er schon viel zu oft „auf anderen mannsberger merkte, „dass ich noch etwas leisten und seine Kollegen begannen deshalb Wegen gescheitert ist.“ Die Hoffnung auf eine Hinter dem kann“, er baute wieder Selbstbewusstsein auf, er ging zunächst damit, Struktur in das Leben „In ihm brennt Festanstellung hatte Helmut Steuer seines wieder auf Menschen zu und arbeitete an seinem von Jeffry Weiß zu bringen und ihm dabei jetzt ein Feuer, Am Anfang war die tägliche Arbeitsroutine Dittmannsberger fast schon Lasters: ein äußeren Erscheinungsbild. Kerstin Bauer nahm die zu helfen, Balance zu finden. Sie halfen er hat Lust sehr ungewohnt für den Auszubildenden. aufgegeben. Wer sollte den Gefühl von Veränderung deutlich wahr. Und schon nach kurzer Schulden abzubauen, private Probleme zu arbeiten. Aber mittlerweile hat er sein neues Leben Fachlageristen einstellen? Freiheit Zeit konnte sie ihm dann auch ein Arbeitsangebot zu lösen, ermöglichten den Einzug in eine Daher wird er gut im Griff, sagt er. Und trotz der langen Mit über 50? Und dazu ohne vorlegen. Damit die Einstellung nicht an der mangeln- eigene Wohnung und eine Fortbildung die Ausbildung Arbeitstage, der Sozialstunden, die er am Führerschein? Dittmannsberger stellte sich diese Fra- den Mobilität scheiterte, erklärte sich das Jobcenter zum Gebäudereinigerhelfer. Jeffry Weiß Wochenende ableistet, und der Treffen mit gen beinahe täglich. Und mit jeder Absage, die er auf bereit, im ersten Monat die Kosten für einen Mietwa- schaffen“ schließt den sechswöchigen Lehrgang seinem Bewährungshelfer ist Weiß davon seine vielen Bewerbungen erhielt, sank sein Selbst- gen zu übernehmen, und weil das Arbeitsverhältnis erfolgreich ab und absolviert im Anschluss ein Prakti- überzeugt, dass er die drei Ausbildungsjahre durchhält. wertgefühl ein wenig tiefer. Am Ende traute er sich weiter fortbestand, wurde im Anschluss der Kauf eines kum. Am Anfang war der 21-Jährige alles andere als Damit ihm das gelingt, hat Jeffry Weiß vom Jobcenter selbst kaum noch etwas zu. Autos gefördert. So konnte Helmut Dittmannsberger begeistert von seiner neuen Tätigkeit. „Ich dachte, ich eine sozialpädagogische Betreuung zur Seite gestellt nur zwei Monate nach der Qualifizierung einen festen müsste den ganzen Tag nur Klos putzen.“ Im Laufe bekommen. Heute sagt Dittmannsberger, dass es der fehlende Arbeitsvertrag unterschreiben. der Zeit bekommt er mit, wie vielfältig seine Arbeit in Führerschein war, der es ihm so schwer machte, einen Wirklichkeit ist. „Es fing an Spaß zu machen“, sagt er. Stefan Trebes ist von der Entwicklung seines Kunden Job zu finden. Das hatte auch seine Fallmanagerin Sein Job als Paketzusteller macht ihm Spaß, die langen Am besten gefällt ihm das Fensterputzen. Die Motiva- jedenfalls beeindruckt. Er zweifelt nicht an einem Kerstin Bauer vom Jobcenter Straubing-Bogen in Bayern Arbeitstage stören ihn nicht und auch das nicht gera- tion und seine Fähigkeiten bleiben auch in der Firma erfolgreichen Abschluss der Ausbildung: „In ihm brennt erkannt. Sie bot ihm eine Qualifizierung zur Fachkraft de üppige Gehalt trübt sein neues Lebensgefühl kein nicht unbemerkt. Aufgrund seiner Leistungen bekommt jetzt ein Feuer, er hat Lust zu arbeiten. Daher schafft er für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen an, bei bisschen. Denn Helmut Dittmannsberger hatte schon er das Angebot, in dem Unternehmen zu bleiben und das auch.“ der er gleichzeitig seinen Führerschein machen konnte. als kleiner Junge einen Traum: Postbote werden. 20 21
  • 12. BaYern BaYern „Ich fühle mich richtig gut“ Emre Ergenekon war Barmann, Paketfahrer und Pizzabote. Jetzt ist er IT-Systemelektroniker. Sie haben sich nach dem Abbruch der Fachober- ich zusätzlich Hartz IV beziehen musste. Etwa sechs schule als Vater von drei Kindern jahrelang mit Jahre habe ich mich so durchgehangelt, dann musste Anette Pappler von der Jugend- Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten. Jetzt sind sich etwas ändern – schließlich hatte ich mittlerweile werkstatt und Arbeitsvermittlerin David Lang, heute zielstrebiger Schreiner Regina Weissbeck Sie bei der Deutschen Telekom als IT-Systemelek- drei Kinder. Aber meine Bewerbungen und meine troniker in Vollzeit mit unbefristetem Arbeitsver- Suche nach einem Ausbildungsplatz waren vergeb- trag angestellt. Wie ist Ihnen das gelungen, Herr Ergenekon? lich. ,Bringt nichts, du bist mit 24 Jahren zu alt‘, das waren so meine Gedanken. Mutig genug, an sich zu glauben Manchmal wundere ich mich selbst über mei- David Lang fand nach der Schule keinen Job. Bis ihm seine Arbeitsvermittlerin einen Deal nen Weg. Vor drei Jahren hatte ich kein Geld, Doch zusammen mit meinem Arbeitsvermittler vorschlug. keine Zukunft, und nun nach der Ausbildung habe Jean-Marc Vincent vom Jobcenter München habe ich ich ein ganz neues Leben. Mein ältester Sohn ist acht Jahre alt, er ist stolz auf mich. Glück und Wille – bei- des ist wohl zusammengekommen. mein Leben gedreht. Ich machte ein Bewerbungs- training neben meinem Job, und 2009 hatte Herr Vincent dann die Idee mit der Telekom. Das war wie D avid Lang war auf dem Weg zum Jobcenter. Dieses Mal sollte es in dem Gespräch mit seiner Arbeitsvermittlerin nicht um die Jobsuche gehen, son- nehmen würde, würde die Finanzierung der eigenen Wohnung bewilligt. David Lang erklärte sich einver- standen. Dass die Maßnahme ihn voranbringen könn- ein Lottogewinn für mich, denn Informationstechno- dern um den Umzug von zu Hause zu seiner Freundin. te, daran glaubte er allerdings nicht. Zu oft hatte er Nach der mittleren Reife bin ich in München auf die logie (IT) war schon immer mein Ding. Ich hatte bei Dafür benötigte er die finanzielle Unterstützung des sich erfolglos beworben, die Hoffnung auf eine Aus- Fachoberschule für Wirtschaft gegangen, aber fünf Freunden Computer installiert, Software angepasst– Jobcenters. Geld verdient hatte er in seinem Leben bis bildung hatte er aufgegeben, er fühlte sich zu alt, sein Monate vor dem Fachabitur habe ich abgebrochen, und nun bekam ich das Angebot einer einjährigen dahin nur sehr wenig. Nach der Schule hatte er sechs Selbstwertgefühl war gering, aber auf einmal ging weil ich Vater wurde. Es war die dümmste Entschei- Einstiegsqualifizierung bei einem renommierten Jahre vergeblich nach einem Ausbildungsplatz ge- alles ganz schnell. Schon in den ersten zwei Tagen in dung meines Lebens, aber ich dachte, ich müsste Großunternehmen! Die Telekom hat mich ins erste sucht. Er hatte sich beinahe aufgegeben. der Schreinerei der Jugendwerkstatt machte David sofort arbeiten gehen und für die Familie sorgen. Ausbildungsjahr zum IT-Systemelektroniker inte- Lang mit seinen Fähigkeiten auf sich aufmerksam. Und griert, und ich habe mich gefragt, ob ich dort der Seine Arbeitsvermittlerin Regina Weissbeck wechselte daraufhin in eine vom Jobcen- Ich war Barmann in einem Restaurant, Fahrer bei alte Sonderling sein würde, der es nicht hinkriegt. nahm sein Anliegen ernst. Aber sie wollte Schon in den ter geförderte Einstiegsqualifizierung, an einem Paketdienst und später Pizzabote, aber mit Doch ich wurde wie ein richtiger Auszubildender auch, dass er die Chance ergreift, selbst ersten zwei deren Anschluss die Möglichkeit einer den Löhnen konnten wir kaum überleben, so dass behandelt, auch haben die anderen Azubis nicht auf aktiv zu werden. Sie bot ihm das Projekt Schreinerlehre bestand. „Er bekam damit Tagen fiel sein mich herabgeschaut. Im Gegenteil – sie haben mich Arbeiten und Lernen in der Jugendwerk- die Chance, die er so dringend brauchte. Engagement um Rat gefragt. Ich fühlte mich richtig gut, zuvor statt Langaltenheim an, einem anerkannten Und er war mutig genug, an sich zu glau- als Hilfskraft wurde ich oft behandelt wie der letzte Innungs- und Ausbildungsbetrieb. Einziger positiv auf ben“, sagt Anette Pappler, sozialpädagogi- Dreck. Diese Akzeptanz war sehr wichtig für mich. Unterschied zu einem herkömmlichen sche Betreuerin in der Jugendwerkstatt. Meine Noten waren dann so gut, dass ich die Ausbil- Betrieb ist die sozialpädagogische Betreuung. „Die dung auf zweieinhalb Jahre verkürzen konnte. Und Jugendlichen können in einem geschützten Rahmen Und tatsächlich absolvierte Lang das Qualifizierungs- danach bekam ich eine unbefristete Stelle. Erfahrungen sammeln und auf persönliche Probleme jahr problemlos und wechselte in die Ausbildung. Zwei wird Rücksicht genommen. Das tut ihnen gut“, erklärt Jahre später machte er die Gesellenprüfung. Mittler- Jetzt arbeite ich im Kundendienst. Das Jobcenter Regina Weissbeck. weile arbeitet David Lang bei einem alteingesessenen hat den Weg dorthin freigeräumt, aber die Leistung Familienunternehmen als Schreiner. Und sobald es musste ich dann schon selbst bringen. Man Um ihn zu motivieren, schlug die Arbeitsvermittlerin seine finanziellen Möglichkeiten erlauben, möchte er Emre Ergenekon, 28, IT-Systemelektroniker, München muss zupacken. Und das habe ich gemacht. Lang einen Deal vor: Wenn er an dem Projekt teil- die Meisterschule besuchen. 22 23
  • 13. berlin Berlin Hier arbeitet Editha Thiele gerne: Im andel‘s Hotel Der Weg ist das Ziel Schon wieder eine Fördermaßnahme? Gerade ältere Arbeitslose sehen darin oft keinen Sinn mehr. Editha Thiele aber kam genau dadurch zu ihrem neuen Job. E ditha Thiele ist keine, die groß drumherumredet. „Ich stehe vor allem an der Spülmaschine und reinige das Geschirr. Morgens haben wir durchaus Euro-Jobs durch. „Jugendklub, Schwimmbad, Bier- wagen – ich habe fast alles gemacht.“ Eine richtige Arbeit fand sie nie, weshalb sie 2009 nach Berlin zog. mal einige Hundert Frühstücke, dann kommt bald das Mittagessen. Es ist viel Arbeit, die wir leisten. In Berlin schließlich wendet sich das Blatt. Sie qua- Es ist vielleicht nicht das, wovon ich geträumt habe, lifiziert sich zur Betreuungsassistentin in der Pflege, aber ich will nicht vom Staat abhängig sein. Und arbeitet in einem Seniorenheim. Nachdem ihre Stelle zuhause herumsitzen, das wäre das Schlimmste, was gestrichen wird, qualifiziert sie sich über ihr Jobcenter mir passieren könnte.“ für ein Programm, das sich gezielt an ältere Arbeits- lose richtet. Sie frischt ihre Computerkenntnisse auf, Die Küche eines schicken Hotels mitten in Berlin – seit schreibt Bewerbungen, besucht potenzielle Arbeit- Januar 2011 ist das Editha Thieles Arbeitsplatz. Sie geber. Und setzt sich mit anderen Kursteilnehmern ist Teil des Stewarding-Teams, unterstützt die Köche. und einer Psychologin zusammen. Der Austausch hat Spült, putzt, räumt auf. Ein manchmal sehr anstren- ihr gut- getan, sagt sie. Editha Thiele ist engagiert, gender Job, wie sie sagt. „Aber man geht hier res- fehlt keinen einzigen Tag – pektvoll miteinander um, das ist mir wichtig. Ich weiß, und bekommt deshalb von „Man geht hier ohne uns hier würde der Laden schnell zusammenbre- ihrer Betreuerin immer wieder respektvoll chen. Unsere Arbeit wird hier wirklich gebraucht.“ Jobangebote auf den Tisch. miteinander Vieles passt nicht. Doch eines um, das ist mir Textiltechnikerin hatte sie eigentlich gelernt, damals in Tages kommt das Angebot wichtig“ der DDR, arbeitete bis zur Wende in einem Kraftwerk des Hotels, und Editha Thiele in Cottbus. Später ließ sie sich umschulen, zur Malerin bekommt den Arbeitsvertrag. Zwei Jahre später ist und Lackiererin, zog in den Westen, um ein Museum sie noch immer dabei und sehr zufrieden. „Ich fühle zu renovieren. Dann landete sie der Liebe wegen in mich hier richtig wohl“, sagt sie. der Prignitz, ließ sich erneut umschulen, zur Maschi- nen- und Anlagenfahrerin. Und schlug sich mit Ein- 24 25
  • 14. BerlIn BerlIn „Auf der Couch wäre ich gestorben“ Lutz von Schmude wäre an seiner Arbeitslosigkeit fast verzweifelt. Inzwischen gilt der 40-Jährige in seinem neuen Betrieb als Vorzeige-Mitarbeiter. Gründerin und leiden- Herr von Schmude, Sie haben schaftliche Bäckerin: nach Ihrem Realschulabschluss Schicke Kekse als Geschäftsidee Wilma Roth das Wirtschaftsgymnasium ver- lassen, um in einer Videothek in Berlin-Spandau zu jobben. Bei Ein Souvenir zum Aufessen aller Liebe zum Film: War das Aus einer guten Idee wird ein Business – und entwickelt sich ganz anders, als gedacht eine kluge Entscheidung? „Nun ja, die Eltern wollten natür- lich, dass ich das Abitur mache. Aber da hatte ich schon immer W ilma Roth hat zwei Leidenschaften. Die eine ist die Fotografie, die andere das Backen. Nach der Schule machte sie die erste zum Beruf und ließ es heißt, selbstständig zu sein. Und was ein Gründer mitbringen muss: „Frau Roth überzeugte mich mit ihrer kommunikativen und zuverlässigen Art. Ihre meinen eigenen Kopf. Und letzt- sich zur Fotomedienlaborantin ausbilden – durch die Idee fand ich gut und sie passte zu ihr“, sagt der lich hat dieser zugegebenermaßen Digitalfotografie inzwischen ein aussterbender Beruf. Arbeitsvermittler. riskante Schritt zu meinem Einstieg Deshalb machte sich Wilma Roth als Fotodesignerin in das Geschäftsleben geführt: Stetig wachsendes Berufsfeld: Der Support via Telefon selbstständig. Das klappte gut, bis sie ihren Sohn Kociolek organisierte im März 2012 ein Gründer- Nachdem mein alter Chef den bekam. coaching für sie, in dessen Rahmen Roth ihren Laden schließen wollte, habe ich modellen versucht, die leider nich nen. Mit ihr zusammen habe ich Businessplan erarbeitete. Seit Sommer ist Wilma ihm die Videothek abgekauft und sehr erfolgreich waren. In dieser meine Bewerbungsunterlagen auf- Nach der Elternzeit bewarb sie sich auf Festanstellun- Roth mit City Keks selbstständig und glücklich mit neu aufgebaut. Es kamen noch Zeit habe ich von meinen Erspar- gefrischt und mich auf etwa zehn gen im Fotobereich und als Bürohilfe. „Als Selbst- dieser Entscheidung. „Es ist immer noch alles im fünf weitere hinzu, die ich fast nissen gelebt. Die staatliche Unter- Stellenangebote im Callcenter-Be- ständige wieder in die Fotobranche einzusteigen kam Fluss und entwickelt sich. Die angepeilte Zielgruppe zwanzig Jahre lang erfolgreich als stützung lehnte ich ab, da war ich reich beworben.“ für mich als Alleinerziehende nicht infrage. Der Ber- zum Beispiel hat sich verschoben: Inzwischen wollen Geschäftsführer leitete. In dieser trotz des angeknacksten Selbstbe- liner Markt ist sehr hart, ich hätte nicht vor allem Unternehmen die City Kekse Zeit, von 1991 bis 2008, habe ich wusstseins zunächst noch zu stolz. Mit welchem Ergebnis? rentabel arbeiten können“, erklärt Roth Kekse als mit eigenem Logo als Give-away für ihre meinen ganz persönlichen Traum Stattdessen habe ich zu Hause „Gleich fünf Unternehmen boten ihre Entscheidung. Doch sie fand nichts. Give-away für Kunden. Mein neuester Kunde ist das gelebt.“ vor mich hingegrübelt. Durch das mir eine Festanstellung an. Ich Schließlich kam ihr die Idee, ihre zweite Unternehmen Kaufhaus Lafayette. Lafayette fragte bei ständige Rumgammeln auf dem habe mich für Sitel, einem der Leidenschaft beruflich zu nutzen: „Mir mir Weihnachtskekse in Form von Fern- Wie kam es dann zu Ihrer Ar- Sofa kamen auch noch körperliche weltweit größten Anbieter für te- war oft aufgefallen, wie viele hässliche Souvenirs es sehturm und Eiffelturm an – die konnte ich liefern.“ beitslosigkeit? Beschwerden hinzu.“ lefonischen Support und Backof- in den Touristenshops gab. Ich dachte: Mach doch Die Keksformen lässt sie von einem Metallbildner „Nachdem ich insgesamt fünf Mal fice-Dienstleistungen entschieden. Kekse in Form von Berliner Wahrzeichen, Souvenirs anfertigen, den Teig produziert und backt ein Bäcker. überfallen wurde, sagte ich mir, Wie sind Sie aus diesem Loch Ein echter Glücksfall. Die Ausstat- zum Aufessen als Alternative zu Staubfängern.“ Die Das Dekor macht sie selbst – von Hand. Und sie hat dass es so nicht weitergehen kann. wieder herausgekommen? tung ist modern, die Arbeitszeiten Idee zu City Keks war geboren. noch weitere Ideen. Ihre neueste: Kekse mit Berliner Hinzu kam die große Schwemme „Irgendwann war kein Geld mehr human. Mittlerweile arbeitet auch Street Art. Damit erschließt sie bereits die nächste an Raubkopien, die mir das Ge- da und ich musste etwas unter- meine Verlobte dort und wir sind Im Jobcenter traf sie auf Arbeitsvermittler Oliver Zielgruppe. schäft verhagelte. Danach habe ich nehmen. So lernte ich Frau Heinz- sehr glücklich.“ Kociolek, der bis vor einigen Jahren als freiberuf- mich an verschiedenen Geschäfts- gen vom hiesigen Jobcenter ken- licher Journalist und Coach tätig war. Er weiß, was 26 27
  • 15. berlin berlin „Wir wollen Sie!“ Sie ist Fremdsprachenkorrespondentin und spricht vorzüglich Englisch. Trotzdem fand Birgit Brunner elf Jahre lang keinen richtigen Job. Jetzt hat sie einen. Wie kam es nach so langer Zeit dazu, dass Sie beitet. Nach der Trennung Ende der 90er Jahre stand Sindy Jahn und ihr neuer Arbeitgeber Malik Polte vom doch noch einen Job fanden, Frau Brunner? ich dann da. Das Computerzeitalter war an mir vor- Steakhaus Maredo Ich sitze acht Stunden täglich am Telefon – das beigezogen und ich hatte keine Berufserfahrung. Ich ist ganz schön anstrengend. Ich arbeite im Call- habe einen Computerkurs belegt und Bewerbungen Dem Geschmack treu geblieben center für einen Shoppingkanal, nehme die Bestellun- gen auf. Nicht selten wollen die Anrufer auch persön- geschrieben, aber immer hieß es, ich sei zu alt und hätte keine Ahnung. Sindy Jahn hatte alle Voraussetzungen, eine Festanstellung zu finden. Dennoch suchte sie liche Ansprache von mir. Es sind oft ältere Damen, 15 Jahre lang danach. Jetzt endlich hat sie es geschafft. aber für mich ist das in Ordnung, zumal die meisten So habe ich seit 2001 von Hartz IV gelebt und Ein- wirklich nett sind. Euro-Jobs gemacht. Ich habe etwa alte Akten vom K ellnerin Sindy Jahn hat schon viele Küchen und hungrige Gäste gesehen. Doch jeder ihrer Gelegen- heitsjobs endete auch wieder – und die Suche begann musste dann förmlich um einen Job betteln“, erinnert sich Sindy Jahn. Dieser Job ist für mich die erste richtige Arbeit seit elf Jahren, und es war seitdem das erste Mal, dass Flughafen Tempelhof eingescannt und mit Photoshop bearbeitet, das hat sogar Spaß gemacht. Ich bin aber auch ein Jahr lang durch die Straßen gezogen und von Neuem. Seit Anfang September 2011 arbeitet die Ein Termin mit ihrem Arbeitsvermittler eröffnet neue ein Unternehmen klar gesagt hat: Wir wollen Sie! habe Verkehrsschilder kartiert, für die Schulwegspla- 33-Jährige nun fest in einem Berliner Steakhouse der Perspektiven. Gemeinsam erstellen sie eine Liste mit Das war gut für die Psyche, und auch deshalb habe nung der Stadt. Da fühlte ich mich komplett unterfor- Restaurantkette Maredo. Adressen potenzieller Arbeitgeber, bei denen sich Sindy ich im Oktober 2012 hier angefangen. Wobei ich dert, aber ich war kein „Zuhause-Hartz-IV-ler“. Das Jahn bewerben will. Bei Malik Polte, Regionaldirektor eigentlich immer etwas mit Sprachen machen wollte, hätte mir den letzten Nerv geraubt. Den Traum, im Hotel- und Gastronomiegewerbe zu bei „Maredo“, stoßen ihre Unterlagen auf Interesse. am liebsten im Büro. Ich habe eine Ausbildung zur arbeiten, hatte Sindy Jahn früh. Mit 16 Jahren schloss Sie treffen sich zu einem Gespräch, es gibt eine Ken- Fremdsprachenkorrespondentin und Englisch auf der Leicht war diese Zeit nicht. Zum Glück neige ich nicht sie ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau ab, nenlernphase und sie bekommt den Job als Fachakademie studiert. zum Grübeln, meine Sorgen habe ich oft weggescho- die nächsten drei Jahre arbeitete sie in einer „Ich gehe viel Servicekraft. ben, oder ich habe mich hinter einem Buch verkro- Hotelkette in ihrer Heimatstadt Jena. Ihr selbstbewusster „Frau Jahn war vom ersten Tag an sehr Leider hat es damit nicht geklappt. Nach meiner chen. Irgendwie habe ich immer daran geglaubt, dass Traum schien sich zu erfüllen, aber persön- durchs Leben“ offen und herzlich und geht auch auf die Ausbildung bin ich von Nürnberg zu meinem Freund es doch noch klappen würde mit einem richtigen Job. liche Probleme und ein Umzug nach Berlin manchmal sehr speziellen Wünsche unserer nach Berlin gezogen und habe lange gar nicht gear- Einzige Bedingung für mich war eine Arbeit in ge- brachten massive Veränderungen. Gäste immer freundlich ein. Sie ist belastbar, sympa- schlossenen Räumen, denn ich wollte nicht mehr wie thisch und engagiert“, sagt Malik Polte. eine Obdachlose durch die Gegend ziehen. In der Hauptstadt lernte Sindy Jahn die schwierigen Seiten ihres Berufs kennen. Durch die Wirtschaftskrise Ihr Engagement wird belohnt und durch interne Fortbil- Deshalb war ich auch gleich angetan von dem blieben die Gäste aus, die Betriebe sparten Personal dungen kommt sie merklich weiter. „Wir lernen auch, Callcenter-Job, von dem ich durch das Jobcenter ein. „Ich hatte damals das Gefühl, die Gastronomie welcher Wein zu welchem Gericht passt oder wo unser Tempelhof-Schöneberg erfahren habe. Ich habe mich besteht zu einem großen Teil nur aus Mini- und Gele- Steakfleisch herkommt“, sagt sie. Die Festanstellung vorgestellt, und eine Woche später fing ich an. Es ist genheitsjobs“, erzählt die junge Frau. Mit ebendiesen hat ihr neuen Mut gegeben: „Ich gehe viel selbstbe- zwar nicht wirklich eine Arbeit mit Fremdsprachen, Kurzanstellungen schlug sie sich zehn Jahre lang durch, wusster durchs Leben und fühle mich endlich nicht aber vielleicht ist es ein gutes Sprungbrett dorthin. aufgestockt wurde ihr geringes Einkommen durch mehr so mittellos. Wenn ich abends oder nachts nach Ich werde mich weiter entsprechend bewerben. Aus Leistungen des Jobcenters. „Es war frustrierend. Ich Hause komme, weiß ich, was ich geleistet habe.“ Alltag im Callcenter: Nicht selten wollen die Anrufer auch persönliche einer festen Arbeit heraus macht das doch einen habe so viel Kraft in meine Ausbildung gesteckt und Ansprache besseren Eindruck. 28 29
  • 16. berlin „Wir wollen Vorbild sein“ Er kam aus der Türkei nach Deutschland und arbeitete im Schichtdienst in Dönerläden. Jetzt betreibt Nuri Gümüsdal mit seiner Frau einen eigenen Kiosk. Was bedeutet Ihre Arbeit für Sie? Was bedeutet Ihre Arbeit für Sie? „Arbeit ist neben Familie und Freunden der „Es ist die zwar anstrengendste, aber auch Sie waren Hartz-IV-Aufstocker. Nun haben Sie gefunden. Wir hatten nichts zu verlieren und haben zentrale Lebensinhalt für mich. Der alte Streit, befriedigendste Form des Zeitvertreibs. Sie einen eigenen Kiosk. Wie kam es dazu, Herr das Geschäft von unseren Vorgängern übernommen. ob leben oder arbeiten wichtiger ist, führt in die generiert Wohlstand, Zufriedenheit und Stolz Gümüsdal? Jetzt heißt er Unser Kiosk, und das ist nicht nur ein Irre. Ein Leben nur für die Arbeit wäre ebenso auf das Erreichte.“ Ich habe jetzt mein eigenes Geschäft, und ich Spruch. Meine Frau und ich – wir ergänzen uns gut. schrecklich wie ein Leben ganz ohne Arbeit.“ Was bereitet Ihnen daran besondere zahle Steuern. Ich bin ein richtiger Bürger, und Ich bin eher die Autorität und sorge für Ordnung, Was bereitet Ihnen daran besondere Freude? Freude? „Jeder Mensch hat den Wunsch, etwas Un- darauf bin ich wirklich stolz. meine Frau kann wunderbar mit Kunden. Und Tür- „Freude bereitet es mir, wenn ich Ziele errei- verwechselbares in seinem Leben zu schaffen. kisch spricht sie mittlerweile auch. Zu uns kommen chen kann und wenn es mir gelingt, Men- Arbeit bietet eine Chance dazu. Die Lebensleis- Ich bin 2005 aus der Türkei nach Deutschland ge- ganz normale Leute, auch viele Familien mit ihren schen zu motivieren, einen eigenen Beitrag zu tung bemisst sich nicht nach dem Anteil des kommen, weil ich damals meine Frau heiratete. Sie Kindern – Unser Kiosk ist ein richtiger Treffpunkt leisten.“ Müßiggangs, sondern an Idealen, vollendeten ist Deutsche, und wir haben diverse Jobs gemacht, geworden, mit einer großen Stammkundschaft. Wie gehen Sie mit schwierigen Plänen und Erfolgen.“ Phasen im Berufsleben um? Wie gehen Sie mit schwierigen auch in Kiosks, ich selbst habe in türkischen Restau- „Schwierige Phasen gehören dazu. Die sind Phasen im Berufsleben um? rants oft Döner geschnitten. Das waren gute Jahre, Wir hatten zwar schon ein bisschen Erfahrung, aber eine Bewährungsprobe. Druck oder Kummer „Niemals hinschmeißen, einen neuen Anlauf weil man viel mit Menschen in Kontakt kam. Aber einen Kiosk zu eröffnen ist trotzdem keine leichte gilt es auszuhalten und zuzulassen. Ohne nehmen und mich durchbeißen mit der so richtig leben konnten wir davon nicht, weshalb Sache. Dabei hat uns das Jobcenter Tempelhof-Schö- Täler gibt es keine Gipfel. Und: In schwierigen Philosophie: Ich will und werde gewinnen.“ wir über Hartz IV aufstocken mussten. neberg geholfen. Wir haben unser Geschäft zwar Phasen lernt man, wer zu einem hält.“ Heinz Buschkowsky selbst geplant und kalkuliert, aber das Jobcenter gab Dr. Thomas de Maizière Bezirksbürgermeister des Wir haben relativ bald entschieden, dass wir selbst uns etwas Einstiegsgeld und übernahm in den ersten Bundesminister der Verteidigung Berliner Bezirks Neukölln einen Kiosk betreiben wollten. Im Frühjahr 2011 Monaten die Miete unserer Wohnung – das hat uns haben wir dann endlich einen passenden Standort sehr entlastet. Auch konnten wir ein Existenzgrün- derseminar belegen, wo wir mit Menschen in ähnli- cher Lage sprechen konnten, was durchaus lehrreich war. Vor allem aber hat uns der Jobcenter-Betreuer Was bedeutet Ihre Arbeit Wie gehen Sie mit schwierigen für Sie? Phasen im Berufsleben um? Mut gemacht und uns vertraut. Das war die beste „Arbeit ist die gesellschaftliche „Alltag zu meistern gehört sowohl Unterstützung überhaupt, noch viel wichtiger als Grundlage des Lebens. Sie ist die im Privaten, wie Familie und Be- das Geld. Basis des persönlichen Auskom- ziehung, als auch im Öffentlichen, mens.“ wie Arbeit und Funktion, zu den So hatten wir einen recht guten Start, und schon Was bereitet Ihnen daran größten Herausforderungen. Wenn besondere Freude? man sich dem stellt, sind auch zwei Monate später konnten wir von unserem Kiosk „Hat man das Glück, seine Stärken Rückschläge gut zu bewältigen und leben. Seitdem beziehen wir kein Geld mehr vom und Neigungen in seine Ausbildung, in neue Stärken umzuwandeln.“ Staat, und wir arbeiten nach ganz klaren Prinzipien: Qualifizierung und Arbeit einfließen Wir machen keine Schulden, wir gewinnen Kunden lassen zu können, macht Arbeit Christian Rach durch Freundlichkeit, hier läuft alles korrekt und Spaß und ist Teil des erfüllten Koch und Begründer Alltags.“ der Restaurantschule in legal. So fühlen wir uns wohl, auch wollen wir Vor- Hamburg und Berlin bild sein. Wir geben einfach unser Bestes. Und Nuri Gümüsdal, 25, Kiosk-Betreiber, Berlin demnächst machen wir mal Urlaub. 30 31