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DATUM 11. Juni 2010
NUMMER 101
SPERRFRIST
Internationale Konferenz „Politik gegen Hunger“ in Berlin
Aigner: „Beim Kampf gegen Hunger müssen wir Kräfte bündeln“
Das Recht auf Nahrung ist das weltweit am meisten verletzte Menschenrecht. Nach wie vor
gibt es etwa eine Milliarde Hungernde auf der Welt. „Um Fortschritte bei der
Hungerbekämpfung zu erzielen, brauchen wir eine effektive Verzahnung und Konzentration
internationaler, nationaler, regionaler und lokaler Initiativen“, sagte
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner bei der internationalen Konferenz “Politik
gegen Hunger” am Freitag in Berlin. Die Welternährungspolitik müsse sich strategisch am
Recht auf Nahrung ausrichten, betonte sie.
„Mit dem reformierten Ausschuss für Welternährungssicherung (CFS) in der FAO haben wir
eine Art erweiterten Sicherheitsrat für Welternährung, auf den wir große Hoffnungen setzen”,
sagte Aigner. Am Tisch sitzen hier nicht mehr nur Regierungen und die Vereinten Nationen,
sondern auch Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Zudem werden Vertreter der
betroffenen Gruppen etwa aus der kleinbäuerlichen Landwirtschaft auf Augenhöhe vertreten
sein. “Wir wollen gemeinsam Verantwortung übernehmen “, so Aigner. Im Vorfeld der
Sitzung des neuen CFS im Oktober 2010 trafen sich nun über 250 internationale Teilnehmer
in Berlin und erarbeiteten Empfehlungen für die Ernährungssicherung.
Dabei ging es unter anderem um mehr Rechtssicherheit beim Zugang zu Land. Sichere
Zugangsrechte zu Land und anderen produktiven Ressourcen sind für die Mehrheit der
hungernden Menschen in ländlichen Gebieten überlebenswichtig und ein Schlüsselfaktor für
die Umsetzung des Menschenrechts auf Nahrung. „Die Bundesregierung wird diese Fragen
auch in bevorstehenden Regierungsverhandlungen mit den Partnerländern verstärkt
thematisieren. Darin bin ich mir mit dem Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit
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und Entwicklung völlig einig“, sagte die Bundeslandwirtschaftsministerin. Es sei höchst
problematisch, so Aigner, wenn große Investoren in einem anderen Land große Bodenflä-
chen kaufen oder pachten, um Lebensmittel oder Rohstoffe für Bioenergie zu produzieren
und die Bevölkerung vor Ort nicht an der Wertschöpfung teilhat und womöglich auch noch
von ihrem Land vertrieben wird. Die Bundesregierung unterstützt Pläne der FAO, diese Ent-
wicklung zu stoppen. Notwendig seien Regeln für großflächige Landkäufe oder Landpachten
von Investoren in Schwellen- und Entwicklungsländern.
Darüber hinaus braucht es mehr verantwortungsvolle Investitionen durch die Wirtschaft.
Auch hier seien Regeln notwendig - einerseits zugunsten von mehr Rechten der
Arbeitnehmer in der Landwirtschaft vor Ort und andererseits gegen Korruption, so Aigner.
In die Strategien zur Ernährungssicherung müssten verstärkt Gesundheits- und
Fürsorgeaspekte einbezogen werden. Mit genügend Nahrungsmitteln allein ist es noch nicht
getan. Das Wissen gerade von Schwangeren und Müttern über Qualität, Sicherheit und
Hygiene muss größeren Stellenwert bekommen.
In den nächsten Wochen und Monaten stehen eine Reihe internationaler Treffen an,
darunter der G8-Gipfel in Kanada. „Wir werden unser Engagement für eine strategische
Ausrichtung der Welternährungspolitik an dem “Menschenrecht auf Nahrung” fortsetzen”, so
Aigner. Dieses Menschenrecht verstehe den Einzelnen nicht nur als Empfänger, sondern als
Akteur, der die Entwicklung seines Landes mitgestalten kann.