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Fachtag am 29.09.16
Dr. Ilse Wehrmann
Sachverständige für Frühpädagogik
Bildungsqualität
neu denken – und handeln!
Was ist Bildung?
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird unter Bildung nur Wissen
verstanden.
 Nach Wikipedia wird Bildung in zwei Bereiche geteilt:
 „sich bilden und gebildet sein“
 Das heißt, es geht einerseits um einen Prozess und andererseits um
einen Zustand.
 Bildung leitet sich ab aus: Schöpfung; Bildnis, Gestalt
 Gängige Synonyme sind: Allgemeinwissen, Gelehrtheit,
Kenntnis[se], Wissen, Entwicklung, Herausbildung;
Form, Formung, Gestalt, Ausbildung, Erziehung, Schulung;
Dr. Ilse Wehrmann©Dr. Ilse Wehrmann 2
 Bildung ist in jedem Fall mehr als durch Lernen erworbenes Wissen.
 Bildung ist die Fähigkeit, durch Wissen und Fähigkeiten der eigenen
Persönlichkeit, Kompetenzen der verschiedenen Bereiche zu
verbinden und zu nutzen.
Wir haben einen Bildungsauftrag
und der findet sich in der pädagogischen Qualität
unserer Kindertageseinrichtung wieder.
©Dr. Ilse Wehrmann 3
Die Bildungsfrage
 Bildung ist die Zukunft Deutschlands
 Bildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
 Bildung ist Rohstoff
 Bildung hat einen volkswirtschaftlichen Nutzen
 Bildung ist Antrieb
 Bildung als Chance
 Bildung beginnt mit der Geburt
4©Dr. Ilse Wehrmann
Frühkindliche Bildung nach Kassenlage
 Bildung ist die Zukunft Deutschlands
 Kindertageseinrichtungen sind abhängig von der Kassenlage der
Städte und Gemeinden – und der Einsichtsfähigkeit von
Kommunalpolitikern und Jugendämtern.
 Das Trägersystem ist unübersichtlich und unbeweglich, denn es fehlt
an einheitlicher Steuerung („Trägerlabyrinth“).
 Förderale Strukturen lassen frühkindliche Bildung einem
Flickenteppich gleichen – verbindliche Standards fehlen.
©Dr. Ilse Wehrmann 5
Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis
 Bildung hat Kinder auf eine kulturell divers und sozial komplex
gewordene Welt vorzubereiten, auf eine Welt, die durch Brüche und
Verluste gekennzeichnet ist, auf eine Welt, die einen sozialen und
kulturellen Wandel mit einer noch nie da gewesenen Beschleunigung
aufweist und deshalb eine Vielzahl von Herausforderungen und
Erwartungen, verbunden mit neuen Chancen und Risiken, an das
Individuum richtet.
 Dafür benötigen wir eine andere theoretische Positionierung und eine
veränderte Qualität von Bildung in einem reformierten
Bildungssystem
©Dr. Ilse Wehrmann 6
§ 22 Grundsätze der Förderung (2. Kapital SGB VIII)
Kindertageseinrichtungen sollen
1. die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und
gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit fördern,
2. die Erziehung und Bildung in der Familie unterstützen und ergänzen,
3. den Eltern dabei helfen, Erwerbstätigkeit und Kindererziehung
besser miteinander vereinbaren zu können.
Der Förderungsauftrag umfasst Erziehung, Bildung und Betreuung des
Kindes und bezieht sich auf die soziale, emotionale, körperliche und
geistige Entwicklung des Kindes. Er schließt die Vermittlung orien-
tierender Werte und Regeln ein. Die Förderung soll sich am Alter und
Entwicklungsstand, den sprachlichen und sonstigen Fähigkeiten, an der
Lebenssituation sowie den Interessen und Bedürfnissen des einzelnen
Kindes orientieren und seine ethnische Herkunft berücksichtigen.
©Dr. Ilse Wehrmann 7
NUBBEK
 NUBBEK
(Nationale Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen
Kindheit) ist die aktuellste und bisher umfangreichste Studie zur Qualität.
Das Ergebnis ist ernüchternd:
 Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit
 Das durchschnittliche Niveau pädagogischer Prozesse in
Kindertageseinrichtungen ist nur mittelmäßig.
 Es finden sich beträchtliche Qualitätsunterschiede von Einrichtung zu
Einrichtung.
 Jede 10. !!! Kindergartengruppe weist eine unzureichende Qualität auf.
 Es gab in den letzten 15 Jahren kaum nennenswerte Verbesserungen.
Quelle: NUBBEK Studie 2013
©Dr. Ilse Wehrmann 8
FAZ vom 15.09.16
„In den meisten Ländern sei es üblich, dass der Staat die in seinen
Hochschulen ausgebildeten Akademiker als „gut verdienende
Bildungsgewinner“ an den Kosten ihres Studiums beteilige – etwa durch
nachgelagerte Studiengebühren, „
legte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher dar.
„In Deutschland aber „bittet man die Jüngsten zur Kasse“. Der Staat halte
sich gerade dort zurück, wo „Nachteile aufgrund eines bildungsfernen
Elternhauses am ehesten ausgeglichen werden können“.“
©Dr. Ilse Wehrmann 9
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/oecd-report-
deutschland-steckt-zu-wenig-geld-in-die-fruehkindliche-bildung-
14437089.html
FAZ vom 15.09.16
©Dr. Ilse Wehrmann 10
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/oecd-report-deutschland-steckt-zu-
wenig-geld-in-die-fruehkindliche-bildung-14437089.html
2.2
7.7
22.1
26.6
24
10.3
5.2
1.5 0.4 0
0
5
10
15
20
25
30
35
1.0 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 4.5 5.0 5.5 6.0 6.5
Verteilung pädagogischer Prozessqualität
in deutschen Kindergartengruppen,
gemessen mit der KES-RZ
Zone Zone guter bis
ausgezeichneter Qualität
Zone
mittlerer Qualität
Quelle: Tietze etal. 2013
©Dr. Ilse Wehrmann 11
Herausforderungen
an Einrichtungen und Fachkräfte in der FBBE im Überblick
(1) Gesellschaftliche Entwicklungen und Diskussionslinien
 Pluralisierung von Lebensstilen und Entwürfen
 Vereinbarkeit von Elternschaft und Beruf
 Veränderung von Arbeitsstrukturen (Flexibilisierung von Arbeitszeiten,
Mobilität)
 Kulturelle Vielfalt
 Soziale Ungleichheit/soziale Teilhabe
(2) Gesellschaftliche Werte
 Notwendigkeit der Chancen-/Bildungsgerechtigkeit
 Inklusion
 Demokratie
 Humanistisches Menschenbild
©Dr. Ilse Wehrmann 12
Quelle: 2014: Expertise FIVE Ev. Hochschule
Freiburg, S.6 Zur Fachkräftegewinnung
Herausforderungen
an Einrichtungen und Fachkräfte in der FBBE im Überblick
(3) Wissenschaftliche Erkenntnisse
 Bild des kompetenten Kindes und seiner Entwicklungsmöglichkeiten
(Stichworte: kompetenter Säugling; Ko-Konstruktion von Entwicklung und
Bildung)
 Zunehmende Bedeutung der empirischen Bildungsforschung (z. B. Stamm &
Edelmann, 2013)
 Bedeutung der Beziehung/Interaktion
 Beachtung der domänenspezifischen Entwicklung und der ganzheitlichen
Persönlichkeitsentwicklung von Kindern
 Übertragung neurophysiologischer Erkenntnisse auf den Bereich FBBE
 Beachtung der Bedeutung der differentiellen Qualitätsdimensionen Struktur-,
Orientierungs-, Prozess- und Ergebnisqualität – unter Beachtung der Bedeutung
der Beziehungsqualität
©Dr. Ilse Wehrmann 13
Quelle: 2014: Expertise FIVE Ev. Hochschule
Freiburg, S.6 Zur Fachkräftegewinnung
Herausforderungen
an Einrichtungen und Fachkräfte in der FBBE im Überblick
(4) Gesellschaftliche Debatte um die frühe Bildung
 Gewachsene gesellschaftliche Aufmerksamkeit für das Feld der FBBE nach dem
„Pisa-Schock“
 2005 gesetzlich verankerter Bildungsauftrag der Kindertagesbetreuung;
Bildungs- und Erziehungspläne der Länder
 Veränderungen der Ausbildungs- und Qualifikationsanforderung im Feld der
FBBE (Beschlüsse von JFMK und KMK; Gemeinsamer Qualifikationsrahmen
(Robert Bosch Stiftung, 2011); kompetenzorientiertes Qualifikationsprofil, neuer
Rahmenlehrplan für die ErzieherInnenausbildung)
 Entwicklung eines neuen Berufsprofils durch die BA- und MA-Studiengänge der
Kindheitspädagogik
 Erweiterung der Zugangswege unterschiedlicher Berufsgruppen zu einer
Tätigkeit im Feld der FBBE
©Dr. Ilse Wehrmann 14
Quelle: 2014: Expertise FIVE Ev. Hochschule
Freiburg, S.6 Zur Fachkräftegewinnung
Investieren statt reparieren 2008
Quelle: Bertelsmann Stiftung,
Bildung in Deutschland 2008
©Dr. Ilse Wehrmann 15
Investieren statt reparieren 2011
©Dr. Ilse Wehrmann©Dr. Ilse Wehrmann 16
Bildungsausgaben 2011 nach Bildungsbereichen
Quelle: Bildung in Deutschland 2014
©Dr. Ilse Wehrmann 17
Anspruch und Widerspruch
©Dr. Ilse Wehrmann 18
Die sieben Grundbedürfnisse von Kindern
1. Beständige liebevolle Erfahrungen
2. Körperliche Unversehrtheit, Sicherheit, Regulation
3. Individuelle Erfahrungen
4. Entwicklungsgerechte Erfahrungen
5. Grenzen und Strukturen
6. Stabile und unterstützende Gemeinschaften und kulturelle
Kontinuität
7. Zukunftssicherung
(Brazelton und Greenspan, 2002)
©Dr. Ilse Wehrmann 19
Die psychischen Grundbedürfnisse des Kindes
1. … soziale Eingebundenheit im Sinne von zwischenmenschlichen
Bindungen und liebevollen Beziehungen,
2. … Autonomieerleben im Sinne von Selbstbestimmtheit und freier
Steuerung des eigenen Handelns.
3. … Kompetenzerleben im Sinne von Problemlösung und –bewältigung
durch eigene Kraft und Interaktion mit der Umwelt
 diese Grundbedürfnisse müssen erfüllt sein, damit das Kind erfolgreich
lernen kann.
(Vgl. Bayrisches Staatsministerium 2010. S. 17 f.)
20©Dr. Ilse Wehrmann
Bildungsinhalte frühkindlicher Bildung
• Förderung von Sprache und Kommunikation
• kognitive Entwicklung
• soziale und emotionale Entwicklung
• Bewegungsförderung (Grob- und Feinmotorik)
• Entwicklung von Fantasie und Rollenspiel
• Bauen und Konstruieren
• Musik, Tanz und bildende Kunst
• Natur-, Umgebungs- und Sachwissen
• interkulturelles Lernen
• Integration von Kindern mit Behinderung
©Dr. Ilse Wehrmann 21
Anforderungen an künftige pädagogische Fachkräfte
Pädagogische Kernkompetenzen:
 Beziehungs- und Interaktionsgestaltung mit Kindern
 Begleitung individueller Entwicklungsverläufe
Weitere personale Kompetenzen:
- Teamfähigkeit
- Verantwortungs- und Kooperationsbereitschaft
- Empathie
- Reflexionsvermögen
- Belastbarkeit
- Kritikfähigkeit
- Lernbereitschaft
- wertebezogene Grundhaltungen
©Dr. Ilse Wehrmann 22
Anforderungen an (Früh-)pädagogische Fachkräfte
Menschliche Eignung
 Kritikfähigkeit
 Kommunikative Kompetenzen
 Haltung zum Kind und zur Erziehung
 Normen- und Wertestruktur
 Fähigkeit zur Selbstreflexion
 Motivation
Dr. Ilse Wehrmann 23
Anforderungen an (Früh-)Pädagogische Fachkräfte
Fachliches Wissen
 Frühkindliche Bildung
 Körperliche, motorische und sprachliche Entwicklung
 Bindung
 Entwicklungspsychologie
 Elementardidaktik
 Organisation
 Beratung, Gesprächsführung
 Qualitäts- Projekt- und Personalmanagement
 Zusammenarbeit mit Eltern
 Beobachtung, Dokumentation und Evaluation
Dr. Ilse Wehrmann 24
Anforderungen an (Früh-)Pädagogische Fachkräfte
Verzahnung von Theorie und Praxis
 Praktika
 Hospitationen
 Berufseinstiegsphase
 Praktische und Theoretische Ausbildung zu gleichen Teilen
Dr. Ilse Wehrmann 25
Anforderungen an (Früh-)Pädagogische Fachkräfte
Ausbildung
 Universitätsniveau
 Gemeinsame Ausbildung von KindheitspädagogInnen und
GrundschullehrerInnen
 Kontinuierliche Weiterbildung
Dr. Ilse Wehrmann 26
Merkmale für eine gute Erzieherin-Kind-Beziehung
• Sicherheit
• Zuwendung
• Stressreduktion
• Explorationsunterstützung
• Assistenz
Aufgaben der pädagogischen Fachkräfte
• Sprache fördern
• Spielend bilden
• Alltagssituationen nutzen
©Dr. Ilse Wehrmann 27
(Früh-)Pädagogische Fachkräfte sind zusammengefasst…
 ExpertInnen
 BegleiterInnen
 DienstleisterInnen
 BedarfsplanerInnen
 KonzeptentwicklerInnen
 WegbereiterInnen
 Verbindungsglieder
Dr. Ilse Wehrmann 28
Remo Largo
„Mit einem Kind freundlich umzugehen, reicht nicht aus. Damit sich das
Kind wohl und geborgen fühlt, müssen ihm die Personen, die es
betreuen, vertraut sein. Eine Vertrauensbeziehung aufzubauen und zu
erhalten, braucht Zeit (…) Je jünger ein Kind ist, desto mehr Zeit
benötigt es, um eine Bindung einzugehen.“
(Remo Largo 2000)
©Dr. Ilse Wehrmann 29
Bayerisches Staatsministerium: 2010. S. 26
„Kompetenzen lassen sich nicht vermitteln. Vielmehr sind
Bildungsprozesse so zu gestalten, dass Kinder eigenaktiv und
selbsttätig ihre bereits vorhandenen Kompetenzen einsetzen und
weiterentwickeln und zugleich neue Kompetenzen erwerben
können.“
©Dr. Ilse Wehrmann 30
Zitat
©Dr. Ilse Wehrmann 31
Quelle: Kindergarten heute spezial;
Haug-Schnabel / Bensel
Kinder beobachten und ihre Entwicklungsdokumentation
Wir sehen die Dinge nicht so,
wie sie sind, sondern wie wir sind.“
Jüdisches Sprichwort
Ein gutes pädagogisches Bildungskonzept
• stellt Babys und Kleinkinder in den Mittelpunkt
• erkennt ihre Individualität, Entdeckungslust und Leistungen an
• beachtet die Vielfalt der Lebenssituationen von Kindern
• erkennt an, dass alle Kinder von Geburt an lernen wollen
• bietet eine Reflexionsgrundlage für Bildungs- und Erziehungsarbeit
• vermittelt Basiswissen für die praktische Arbeit
©Dr. Ilse Wehrmann 32
Beobachtung und Dokumentation: Stärken- statt Defizitorientierung
Wahrnehmen - Beobachten – Beachten
Aus Wahrnehmen entsteht Beobachten, wenn Interesse und Neugierde
hinzukommen und die Wahrnehmung sich auf einen bestimmten
Gegenstand, eine ausgewählte Person, einen Vorgang als Ausschnitt aus
der Umwelt fokussiert.
Beobachten lernen Kinder in den ersten Lebenswochen. Es gehört zu den
ersten komplexen Handlungen, an denen mehrere Bereiche der sich
entfaltenden kindlichen Persönlichkeit beteiligt ist.
Durch Beobachtung schenken Kinder wie Erwachsene damit einem
Gegenstand, Vorgang oder einer Person Beachtung und Achtung.
©Dr. Ilse Wehrmann 33
Quelle: www.kindergartenpaedagogik.de,
Tassilo Knauf
Beobachtung und Dokumentation: Stärken- statt Defizitorientierung
Beobachten - Lernen - Denken
Im Beobachten und Beachtung Schenken realisieren Kinder zugleich
Lernleistungen, denn sie bauen Interessen, Bedeutungen und Strategien
der Interessenverfolgung auf.
Und sie versuchen, ihre Beobachtungen mit Vorwissen, Erinnerungen
und anderen Bedeutungsträgern zu verknüpfen.
Beobachtung kann verstanden werden als konzentriertes Einholen,
Aufnehmen und Verarbeiten von Informationen, die durch die Kanäle
sinnlicher Wahrnehmung vermittelt werden (vgl. Goldstein 2002, S. 686
ff.).
Diese Aufnahme und Verarbeitung von Informationen sind zentraler
Prozess des Denkens und der menschlichen Erkenntnis.
©Dr. Ilse Wehrmann 34
Quelle: www.kindergartenpaedagogik.de,
Tassilo Knauf
Beobachtung und Dokumentation: Stärken- statt Defizitorientierung
Beobachten als ganzheitlicher Prozess
Beobachtung mündet in der Regel in kognitive Prozesse ein; sie ist aber
zugleich ein Vorgang, der eingebettet ist in ein vielfältiges Geflecht von
Beteiligungen der Bereiche des Individuums. Beteiligt sind oft
verschiedene Sinne neben dem Gesichtssinn, Motorik sowie emotionale
und kognitive Aktivität: So müssen wir, wenn unsere Beobachtung genau
sein soll, an den Beobachtungsgegenstand nahe herangehen, den
Gegenstand von verschiedenen Seiten, von oben und unten betrachten,
wir befühlen und beschnuppern ihn vielleicht, aktivieren Erinnerungen,
nehmen Einschätzungen und Bewertungen vor.
So wird die auf einen Gegenstand, eine Person, einen Vorgang exklusiv
und selektiv konzentrierte Wahrnehmung wieder verknüpft mit einem
Netzwerk von Aktions-, Emotions- und Kognitionsbeziehungen.
©Dr. Ilse Wehrmann 35
Quelle: www.kindergartenpaedagogik.de,
Tassilo Knauf
Beobachtung und Dokumentation: Stärken- statt Defizitorientierung
Beobachtung in Kindertageseinrichtungen zwischen
alltagspraktischer und methodisch-professioneller Orientierung
Erzieherinnen sind es gewohnt, eine ganzheitliche Beobachtung von
Kindern zu praktizieren. Wie in anderen außerberuflichen
Lebensbereichen werden dabei Erinnerungen und emotionale Aspekte
einbezogen.
In den elementarpädagogischen Bildungsplänen, die ab 2003 vor allem
als Reaktion auf die unbefriedigenden Ergebnisse der PISA-Studie von
den Bundesländern vorgelegt wurden, wird nun die Beobachtung von
Kindern und deren Dokumentation in den Kanon der zentralen Aufgaben
der Erzieherin aufgenommen.
Die gewachsene Beobachtungspraxis in Kindertageseinrichtungen wird
dabei implizit als unzulänglich und unsystematisch unterstellt.
©Dr. Ilse Wehrmann 36
Quelle: www.kindergartenpaedagogik.de,
Tassilo Knauf
Beobachtung
Die Beobachtung gilt als eine Schlüsselkompetenz der
pädagogischen Qualität. Sie bildet die Grundlage für ein pädagogisch
begründetes und zielführendes Sachhaltung.
Dabei umfasst der Begriff unterschiedliche Beobachtungsformen, die
dem Beobachter zur Verfügung stehen.
Diese orientieren sich an den möglichst exakt definierten und vor einer
Beobachtung festgelegten Beobachtungszielen, um erforderliche
Vorbereitungen treffen und damit die Beobachtungsaufgabe möglichst
sorgfältig erfüllen zu können.
©Dr. Ilse Wehrmann 37
Quelle: Kita-aktuell, Krenz
Krenz 2009a, S.69ff
Fragestellungen zur Beobachtungsform
Nachstehende Fragen gilt es zu beantworten, um sich für eine
Beobachtungsform zu entscheiden:
 Warum soll /…/ beobachtet werden?
 Was soll – ggf. bei wem – genau erfasst werden?
 Wann soll die Beobachtung stattfinden und auf welche Zeitspanne soll
sich die Beobachtung ausdehnen?
 Soll die Beobachtung einmalig oder in einem zeitlichen Rhythmus
durchgeführt werden?
 Wo soll die Beobachtung stattfinden – an einem Ort oder an
unterschiedlichen Orten?
 Wer soll beobachten?
©Dr. Ilse Wehrmann 38
Quelle: Kita-aktuell, Krenz
Krenz 2009a, S.69ff
Wann und warum beobachten?
Die professionelle Beobachtung lohnt sich und gilt als unverzichtbar. Sie
dient als Voraussetzung für eine kompetente Entwicklungsbegleitung.
Was soll beim Kind beobachtet werden:
- Auffälligkeiten
- sein gesamter Entwicklungsstand
- spezielle Aspekte seiner Entwicklung (z.B. Sprache)
- Stärken und Kompetenzen
- Bildungsthemen
- soziale Bezüge zu anderen Kindern und Erwachsenen
©Dr. Ilse Wehrmann 39
Quelle: Kindergarten heute spezial;
Haug-Schnabel / Bensel
Kinder beobachten und ihre Entwicklungsdokumentation
Wann und warum beobachten?
Für kompetentes
Arbeiten den Blick
schärfen
Beobachten als
individuelle
Wertschätzung
Beobachten, um
Fehlentwicklungen
vorzubeugen und
Vorurteile abzubauen
Beobachten zum
Erkennen individueller
Entwicklungsverläufe
Beobachten, um die
Ressourcen der Kinder
zu entdecken
Beobachten, um
individuelle
Bildungsprozesse zu
verstehen
©Dr. Ilse Wehrmann 40
Quelle: Kindergarten heute spezial;
Haug-Schnabel / Bensel
Kinder beobachten und ihre Entwicklungsdokumentation
Gedanken zur Beobachtung
©Dr. Ilse Wehrmann 41
Sinnvolles
Beobachten
geschieht ohne
Zeit- und
Erwartungsdruck
Beobachten
ist kein
Luxus.
Beobachten kann
das Band zwischen
Kind und Erzieherin
verstärken.
Auffälliges
Verhalten wird als
Notruf
wahrgenommen.
Jedes Kind hat sein
eigenes
Entwicklungstempo
Stärken stärken, um
Schwächen zu schwächen
Vorhandene Stärken zu
erkennen, dient der
kindlichen Resilienz
Quelle: Kindergarten heute spezial;
Haug-Schnabel / Bensel
Kinder beobachten und ihre Entwicklungsdokumentation
Wie beobachten?
©Dr. Ilse Wehrmann 42
Quelle: Kindergarten heute spezial;
Haug-Schnabel / Bensel
Kinder beobachten und ihre Entwicklungsdokumentation
Es gibt keine Objektivität, schon gar nicht in der Beobachtung. Jede
Beobachtung ist zutiefst geprägt von der Person des Beobachters, vom
Zeitpunkt der Beobachtung, von der Umgebung des Beobachteten u.a.
Deshalb ist es wichtig, sich die Bedingungen, unter denen eine
Beobachtung stattfindet, bewusst zu machen und Rahmen und Ziel der
Beobachtung deutlich einzugrenzen.
-Blickschulung -- > Unser Auge ist keine Kamera
Die schnelle Deutung darf die sachliche Beobachtung nicht ersetzen.
Mögliche Beobachtungs- und Beurteilungsfehler
©Dr. Ilse Wehrmann 43
Quelle: Kindergarten heute spezial;
Haug-Schnabel / Bensel
Kinder beobachten und ihre Entwicklungsdokumentation
 Neigung, von einem vordergründigen Details aufs Ganze zu schließen:
 Ein Kind, dass unattraktiv und ungepflegt aussieht, wird vielleicht auch
für weniger intelligent gehalten.
 Tendenz des Beurteilers, Extremwerte zu vermeiden:
 Aus Unsicherheit werden besonders negative oder positive
Verhaltensweisen nicht protokolliert und so unbewusst nivelliert.
 Verstärkte Wirkung von gut benennbaren Beobachtungen:
 Schwer benennbare komplexere Ereignisse, wie „Peter verhält sich heute
anders“, werden eher weggelassen.
 Positive Beobachtungsverschiebung bei vorliegender Sympathie:
 Jonas „liegt“ der Beobachterin, sie beurteilt sein aggressives Verhalten
eher milde und verständnisvoll.
 Deutungen werden in die Beobachtung hineingesehen, die auf eigenen
Problemen basieren:
 Alleinspiel wird schnell als weiterer Beweis von Schüchternheit
interpretiert. .
Wahrnehmung
Die Wahrnehmung ist die Grundlage unserer Erkenntnis. Bereits
neugeborene Kinder machen erste Erfahrungen mit sich selbst und der
Welt über körpereigene und aus der Umgebung wahrgenommene Reize.
An der Wahrnehmung sind die Sinnesorgane, der Körper, die Gefühle,
das Danken und die Erinnerung beteiligt.
Allen menschlichen Sinneseindrücken liegt die Wahrnehmung zugrunde
und ihre Verarbeitung steuert gleichermaßen das gesamte menschliche
Verhalten.
©Dr. Ilse Wehrmann 44
Quelle: Beobachtung leicht gemacht,
Dagmar Lueger, Beltz Verlag 2005
Wahrnehmung
©Dr. Ilse Wehrmann 45
Quelle: Beobachtung leicht gemacht,
Dagmar Lueger, Beltz Verlag 2005
Schau an!
©Dr. Ilse Wehrmann 46
Quelle: Schau an! Arbeitshilfe Dokumentation der Caritas
Schau an!
©Dr. Ilse Wehrmann 47
Quelle: Schau an! Arbeitshilfe Dokumentation der Caritas
Welche Ziele verfolgt Beobachtung?
Beobachtung und Dokumentation kann unter verschiedenen Ziel-setzungen
erfolgen. Dabei entscheiden Ziel und Zweck der Beobachtung und
Dokumentation über die Methoden und Verfahren.
Im Groben kann man drei verschiedene Zielsetzungen für Beob-
achtungsverfahren unterscheiden. Beobachtung bezogen auf …:
1. ..Messung und Diagnostik dient dem Ziel, die Fähigkeiten und
Kompetenzen des einzelnen Kindes vergleichend zu erfassen, um z.B.
Entwicklungsauffälligkeiten frühzeitig zu erkennen.
2. ..Bildungs- und Entwicklungsverläufe jedes einzelnen Kindes dient dem
Ziel der Dokumentation und Erstellung einer Bildungsbiographie (in
Entwicklungsbüchern, -ordnern, Portfolios u.a.) vor allem auch für das Kind,
aber auch als Grundlage für Entwicklungsgespräche mit Eltern.
3. ..Bildungsthemen und Fragen der Kinder und der Kindergruppe dient
dem Ziel der Entwicklung von pädagogischen Angeboten, die die Fähigkeit
der Kinder sich zu bilden angemessen und individuell begleiten,
unterstützen und herausfordern.
WEC Portfolio
Beobachtung ist eine intensive Art von Zuwendung, wenn sie im
Sinne von Beachtung ausgeübt wird. Wer achtungsvoll einem Kind
zuschaut, schenkt ihm Aufmerksamkeit und zeigt ihm, dass es für andere
Menschen von Belang ist, wie es ihm geht, was es tut und was es will.
Anhand von Bildern lässt sich auch mit Kindern reden, die noch keine
Worte gebrauchen. Bilder halten Beobachtungen fest und bestätigen
dem Kind damit noch einmal zusätzlich, dass es gesehen und geachtet
wird.
Wenn Dokumentationen als Anlass für Dialog(e) gesehen und genutzt
werden, wird daraus auch eine Möglichkeit von „Responding“. Dem
Kind wird widergespiegelt, was Erwachsene bei ihm sehen.
©Dr. Ilse Wehrmann 48
WEC Portfolio
Portfolios sind sehr gut geeignet, um die Lern- und Entwicklungs-
prozesse der Kinder zu dokumentieren und ihre Interessen, Fragen,
Themen und Stärken sichtbar zu machen.
Pädagogische Portfolios können auch als Dokumentations- und
Reflexionsinstrumente genutzt werden, um die die pädagogische Arbeit,
das eigene Handeln und die Grundlagen der eigenen Arbeit zu
dokumentieren, zu reflektieren und zu planen.
Eltern gewinnen aus ihnen Wissen und Eindrücke aus dem
Entwicklungsalltag ihres Kindes und bekommen Lust, sich mit den
Lernprozessen ihrer Kinder auseinanderzusetzen.
Im Gespräch mit dem Kind über die Beobachtung werden dabei
Beziehungen gestaltet und gemeinsame Erfahrungswelten geschaffen.
©Dr. Ilse Wehrmann 49
WEC Portfolio
Sinnvoll dokumentieren, richtig formulieren:
 Portfoliotexte sollen wertschätzend und motivierend sein
 die Individualität des Kindes wiedergeben
 Entwicklung sichtbar machen
 vermieden werden sollten verniedlichende Adjektive
 Kleinkinder quasi „aus dem Foto heraus sprechen zu lassen, verrät
eher, wie Erwachsene sich ihr Kind wünschen und wie wenig dessen
Bedürfniswelt wahrgenommen wird
Es geht darum, zu versuchen, bei allen sichtbaren kleinen und großen
Entwicklungsschritten herauszufinden, welche grundlegende Kompetenz
dahinter sichtbar wird – und diese im Portfolio zu beschreiben.
©Dr. Ilse Wehrmann 50
WEC Portfolio
Die regelmäßige Dokumentation
von Beobachtungen, Anekdoten, Arbeitsergebnissen und Kommentaren
der Kinder
ist in ihrer Gesamtheit ein lebendiges Zeugnis
der Bildungsbiografie eines Kindes
– vom Eintritt in die Kita oder Tagespflege
bis zum Übergang in die Grundschule
(vielleicht sogar darüber hinaus).
©Dr. Ilse Wehrmann 51
Welche Chancen bieten erweiterte Qualifikationsspektren in der Kita
- Das Kompetenzniveau eines Teams kann durch unterschiedliche
berufliche Qualifikationen und zusätzlich erworbene Kompetenzen
steigen, was zur Bereicherung der Bildungsangebote führen kann.
- Die Professionalität des Teams kann durch die Notwendigkeit
intensiven, kontinuierlichen, fachlichen Austausch und der
Auseinandersetzung mit ihren spezifischen profissionsbezogenen
Kompetenzen steigen.
- Die einrichtungsübergreifende Vernetzung und damit verbundene
Professionalisierung kann zunehmen, wenn Fachkräfte mit
Spezialkenntnissen (z.B. Sprachförderung, Heilpädagogik) in mehreren
Einrichtungen tätig sind und den fachlichen Austausch bereichern
(über internes Coaching, Teamfortbildungen).
©Dr. Ilse Wehrmann 52
Quelle: kindergarten heute, Multiprofessionelle Teams, 3/2016,
Klaus Fröhlich-Gildhoff, et al., 2014a, S4ff
Welche Risiken bieten erweiterte Qualifikationsspektren in der Kita
- Im Team kann es zu ungünstigen Macht- und Hierarchiestrukturen
kommen, was sich nachteilig auf Teamkultur und Arbeitszufriedenheit
auswirkt.
- Fachkräfte ohne explizite früh-/kindheitspädagogischen Ausbildung
können die Anforderungen, nicht erfüllen. Daraus resultiert die Gefahr
eines Qualitätsverlustes der pädagogischen Arbeit.
- Die heterogene Zusammensetzung im Team erfordert ein hohes Maß
an fachlicher Auseinandersetzung, die angesichts ungünstiger
Rahmenbedingungen kaum zu leiten ist.
©Dr. Ilse Wehrmann 53
Quelle: kindergarten heute, Multiprofessionelle Teams, 3/2016,
Klaus Fröhlich-Gildhoff, et al., 2014a, S4ff
Studie: TEAM BAWÜ: Multiprofessionelle Teams
Fragen Sie sich selbst:
? Welche Kompetenzen kennzeichnen die neuen Fachkräfte in den
Teams? Was erwarten sie, welche Erfahrungen machen sie?
? Wie stellt sich die pädagogische Qualität und Arbeitszufriedenheit in
multiprofessionellen Teams dar?
? Wie gelingt es, unterschiedliche Qualifikationen und Kompetenzen in
einem Team zusammenzuführen?
©Dr. Ilse Wehrmann 54
Quelle: Kindergarten heute, 3/2016,
Prof. Dörte Weltzien, S7ff
Studie: TEAM BAWÜ: Multiprofessionelle Teams
Stimmen der Teilnehmer:
- Multiprofessionelle Teams funktionieren nur dann gut, wenn es nicht
nur multi, sondern vor allem auch professionell ist.
- Als positiver Effekt zeigte sich schon bald, dass sich die individuellen
Stärken jeder Fachkraft im Alltag widerspiegeln und sich dadurch
unser Einrichtungsprofil veränderte und schärfte.
- Findet keine Vernetzung unter den Fachkräften statt, entsteht ein
Kompetenzgerangel und individuelle Ressourcen werden als
Konkurrenz gesehen im Sinne von: „Der/Die nimmt mir etwas weg
oder will mich bevormunden“.
- Durch die unterschiedlichen Professionen kann der ganzheitliche
Blick auf das einzelne Kind geschärft werden.
©Dr. Ilse Wehrmann 55
Quelle: Kindergarten heute, 3/2016,
Prof. Dörte Weltzien, S7ff
Eine multiprofessionelle Kita im Aufbau
Beim Aufbau einer neuen Kita ist der Vorteil, dass alle strukturellen
Abläufe sowie Erziehungsziele, Konzeption und Philosophie neu
erarbeitet werden müssen. Das ist im laufenden Prozess anders.
Stellen Sie sich die Fragen:
Wie ist es mit den (neuen) Kolleg(inn)en: Was bringen sie mit?
Wie ist ihr Bild vom Kind, ihr Ansatz in der Erziehungsarbeit?
Welche pädagogischen Inhalte haben sie verinnerlicht?
Aber auch: Wie steht es da bei mir?
Wie kommen wir zu einer gemeinsamen Philosophie, um unsere Ziele zu
erreichen?
©Dr. Ilse Wehrmann 56
Quelle: Gabriele Schmal, Ein multiprofessionelles Team
leiten
Eine multiprofessionelle Team im Aufbau
Erarbeiten Sie gemeinsam Abläufe zur Eingewöhnung, der Pflege, der
Mahlzeiten, und Spielfreizeiten.
Als wichtigster Faktor für eine gelingende Zusammenarbeit steht die
Bereitschaft zur Reflexion der eigenen Rolle im Team und zur
Kooperation aller Beteiligten.
Deshalb ist Kommunikation nicht beliebig, sondern ein festes Ritual.
Durch die Instrumentalisierung gelingt es allen Beteiligten nicht
nebeneinander zu arbeiten, sonder zu einem Team zusammen zu
wachsen, in dem alle Kompetenzen gleichberechtigt wertgeschätzt
werden.
Individuelle Anliegen sind dem pädagogischem Konzept untergeordnet.
©Dr. Ilse Wehrmann 57
Quelle: Gabriele Schmal, Ein multiprofessionelles Team
leiten
Qualitätsfeststellung – Qualitätsentwicklung – Qualitätssicherung
Am Anfang stehen die Fragen:
 Wo stehen wir zurzeit (IST)?
 Qualitätsfeststellung
 Wo wollen wir hin (ZIEL)?
 Qualitätsentwicklung
 Wie erreichen wir unser Ziel und fixieren es?
 Qualitätssicherung
©Dr. Ilse Wehrmann 58
Quelle: Pädagogische Qualität entwickeln
von Wolfgang Tietze u. a., S10ff Beltz Verlag
Qualitätsfeststellung – Qualitätsentwicklung – Qualitätssicherung
Qualitätsfeststellung
Zur Feststellung der Qualität wird in zwei Verfahren unterschieden:
1. Externe Evaluation durch Personen, die nicht zur KiTa gehören
2. Interne Evaluation durch Selbstevaluation oder kollegiale
Beobachtung
 Wie erreichen wir unser Ziel und fixieren es?
 Qualitätssicherung
©Dr. Ilse Wehrmann 59
Quelle: Pädagogische Qualität entwickeln
von Wolfgang Tietze u. a., S10ff Beltz Verlag
Qualitätsfeststellung
©Dr. Ilse Wehrmann 60
Quelle: Pädagogische Qualität entwickeln
von Wolfgang Tietze u. a., S10ff Beltz Verlag
Qualitätsbereiche des
nationalen Kriterienkatalogs
©Dr. Ilse Wehrmann 61
Quelle: Pädagogische Qualität entwickeln
von Wolfgang Tietze u. a., S10ff Beltz Verlag
Die deutsche
Kindergartenlandschaft ist
durch eine ungeheure
Vielfalt in Hinblick auf
Trägerschaft,
Organisationsform
und pädagogische Konzepte
geprägt.
Deshalb sollten einheitliche
und überprüfbare
Qualitätsstandards
festgelegt werden.
Personalschlüssel oder Fachkraft-Kind-Relation
Immer wieder werden bei den Rahmenbedingungen diese Punkte
genannt, wenn es um gelingende Qualitätsfestschreibung geht.
Gruppengröße und Personalschlüssel sind
planungs- und bildungsrelevant!
©Dr. Ilse Wehrmann 62
Quelle: TPS 07/2016, S.4ff, HaugSchnabel/Bensel
Personalschlüssel oder Fachkraft-Kind-Relation
Erzieher-Kind-Schlüssel oder Personalschlüssel meint
Anstellungsschlüssel, also z. B. die Anzahl pädagogisch Tätiger im
Verhältnis zur Anzahl der betreuten Kinder. Der Personalschlüssel stellt
eine rechnersiche Größe dar und trifft keine Aussagen darüber, für wie
viele Kinder eine pädagogische Kraft im realen Gruppengeschehen
zuständig ist (Viernickel & Fuchs-Rechlin 2015)
Fachkraft-Kind-Relation ist eine vom Personalschlüssel abgeleitet
Kenngröße, die das tatsächliche Verhältnis von anwesenden pädagogisch
Tätigen und Kindern in der Betreuungssituation beschreibt. Ca. 25 %
werden hier berücksichtigt für Ausfallzeiten und andere mittelbare
Verfügungszeiten wie Dokumentation etc.
Personalschlüssel 1 : 10 wird zu Fachkraft/Kind 1 : 13.3
©Dr. Ilse Wehrmann 63
Quelle: TPS 07/2016, S.4ff, HaugSchnabel/Bensel
Ich träume davon, dass…
… die deutsche Politik erkennt, dass unser einziger Rohstoff „Wissen“
ist.
… Deutschland seine Vorreiterrolle in der Bildungspolitik wieder
erlangt.
… das Thema Bildung nicht weiter verschlafen wird.
… genug qualifiziertes Personal ausgebildet wird.
… Bildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen wird.
… kulturelle Vielfalt und Kinder mit Migrationshintergrund als
Bereicherung empfunden werden.
©Dr. Ilse Wehrmann 64
Ich träume davon, dass…
… die deutsche Politik erkennt, dass unser einziger Rohstoff „Wissen“
ist.
… die Politik statt Kindergelderhöhungen endlich verbesserte
Rahmenbedingungen schafft.
… wir endlich Projekte mit Langzeitwirkung etablieren.
… wir neue Ausbildungsabschlüsse mit klaren Berufsperspektiven
schaffen.
… genug konsekutive Masterplätze für den Themenbereich frühe
Bildung zur Verfügung stehen.
… die Entwicklung und Bildung eines Kindes nicht maßgeblich von der
Finanzkraft einer Kommune und der „Einsicht eines Bürgermeisters“
abhängt.
… das Nord-Süd- und Ost-West-Gefälle überwunden wird.
©Dr. Ilse Wehrmann 65
Ich träume davon, dass…
… unsere Kindertageseinrichtungen weniger abhängig von der
Kassenlage der Städte und Gemeinden und der Einsichtsfähigkeit
von Kommunalpolitikern werden.
… das Trägersystem übersichtlicher und beweglicher wird, denn es
fehlt an einheitlicher Steuerung.
©Dr. Ilse Wehrmann 66
Ich träume davon, dass…
… das Trägersystem übersichtlicher und beweglicher wird, denn es
fehlt an einheitlicher Steuerung.
… nicht nur auf Quantität, sondern auch auf Qualität geachtet wird.
… wir weiter an einer bedarfsgerechten Versorgung arbeiten.
… Kinderkrippen als Bildungseinrichtungen anerkannt werden.
… Kinder zwischen null und drei Jahren nicht nur verlässlich betreut,
sondern in der Krippe erzogen, gebildet und gefördert werden.
©Dr. Ilse Wehrmann 67
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
’’Es kann nicht früh genug darauf hingewiesen werden,
dass man die Kinder nur dann vernünftig erziehen kann,
wenn man zuvor die Lehrer vernünftig erzieht.‘‘
Erich Kästner
©Dr. Ilse Wehrmann 68
DANKE
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Ihre Dr. Ilse Wehrmann
Sachverständige für Frühpädagogik
Wehrmann Education Consulting
Touler Straße 1
28211 Bremen
www.ilse-wehrmann.de

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ergovia Fachtag Kita 2016 - Handout - Vortrag zur Bildungsqualität von Fr. Dr. Ilse Wehrmann

  • 1. Fachtag am 29.09.16 Dr. Ilse Wehrmann Sachverständige für Frühpädagogik Bildungsqualität neu denken – und handeln!
  • 2. Was ist Bildung? Im allgemeinen Sprachgebrauch wird unter Bildung nur Wissen verstanden.  Nach Wikipedia wird Bildung in zwei Bereiche geteilt:  „sich bilden und gebildet sein“  Das heißt, es geht einerseits um einen Prozess und andererseits um einen Zustand.  Bildung leitet sich ab aus: Schöpfung; Bildnis, Gestalt  Gängige Synonyme sind: Allgemeinwissen, Gelehrtheit, Kenntnis[se], Wissen, Entwicklung, Herausbildung; Form, Formung, Gestalt, Ausbildung, Erziehung, Schulung; Dr. Ilse Wehrmann©Dr. Ilse Wehrmann 2
  • 3.  Bildung ist in jedem Fall mehr als durch Lernen erworbenes Wissen.  Bildung ist die Fähigkeit, durch Wissen und Fähigkeiten der eigenen Persönlichkeit, Kompetenzen der verschiedenen Bereiche zu verbinden und zu nutzen. Wir haben einen Bildungsauftrag und der findet sich in der pädagogischen Qualität unserer Kindertageseinrichtung wieder. ©Dr. Ilse Wehrmann 3
  • 4. Die Bildungsfrage  Bildung ist die Zukunft Deutschlands  Bildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe  Bildung ist Rohstoff  Bildung hat einen volkswirtschaftlichen Nutzen  Bildung ist Antrieb  Bildung als Chance  Bildung beginnt mit der Geburt 4©Dr. Ilse Wehrmann
  • 5. Frühkindliche Bildung nach Kassenlage  Bildung ist die Zukunft Deutschlands  Kindertageseinrichtungen sind abhängig von der Kassenlage der Städte und Gemeinden – und der Einsichtsfähigkeit von Kommunalpolitikern und Jugendämtern.  Das Trägersystem ist unübersichtlich und unbeweglich, denn es fehlt an einheitlicher Steuerung („Trägerlabyrinth“).  Förderale Strukturen lassen frühkindliche Bildung einem Flickenteppich gleichen – verbindliche Standards fehlen. ©Dr. Ilse Wehrmann 5
  • 6. Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis  Bildung hat Kinder auf eine kulturell divers und sozial komplex gewordene Welt vorzubereiten, auf eine Welt, die durch Brüche und Verluste gekennzeichnet ist, auf eine Welt, die einen sozialen und kulturellen Wandel mit einer noch nie da gewesenen Beschleunigung aufweist und deshalb eine Vielzahl von Herausforderungen und Erwartungen, verbunden mit neuen Chancen und Risiken, an das Individuum richtet.  Dafür benötigen wir eine andere theoretische Positionierung und eine veränderte Qualität von Bildung in einem reformierten Bildungssystem ©Dr. Ilse Wehrmann 6
  • 7. § 22 Grundsätze der Förderung (2. Kapital SGB VIII) Kindertageseinrichtungen sollen 1. die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit fördern, 2. die Erziehung und Bildung in der Familie unterstützen und ergänzen, 3. den Eltern dabei helfen, Erwerbstätigkeit und Kindererziehung besser miteinander vereinbaren zu können. Der Förderungsauftrag umfasst Erziehung, Bildung und Betreuung des Kindes und bezieht sich auf die soziale, emotionale, körperliche und geistige Entwicklung des Kindes. Er schließt die Vermittlung orien- tierender Werte und Regeln ein. Die Förderung soll sich am Alter und Entwicklungsstand, den sprachlichen und sonstigen Fähigkeiten, an der Lebenssituation sowie den Interessen und Bedürfnissen des einzelnen Kindes orientieren und seine ethnische Herkunft berücksichtigen. ©Dr. Ilse Wehrmann 7
  • 8. NUBBEK  NUBBEK (Nationale Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit) ist die aktuellste und bisher umfangreichste Studie zur Qualität. Das Ergebnis ist ernüchternd:  Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit  Das durchschnittliche Niveau pädagogischer Prozesse in Kindertageseinrichtungen ist nur mittelmäßig.  Es finden sich beträchtliche Qualitätsunterschiede von Einrichtung zu Einrichtung.  Jede 10. !!! Kindergartengruppe weist eine unzureichende Qualität auf.  Es gab in den letzten 15 Jahren kaum nennenswerte Verbesserungen. Quelle: NUBBEK Studie 2013 ©Dr. Ilse Wehrmann 8
  • 9. FAZ vom 15.09.16 „In den meisten Ländern sei es üblich, dass der Staat die in seinen Hochschulen ausgebildeten Akademiker als „gut verdienende Bildungsgewinner“ an den Kosten ihres Studiums beteilige – etwa durch nachgelagerte Studiengebühren, „ legte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher dar. „In Deutschland aber „bittet man die Jüngsten zur Kasse“. Der Staat halte sich gerade dort zurück, wo „Nachteile aufgrund eines bildungsfernen Elternhauses am ehesten ausgeglichen werden können“.“ ©Dr. Ilse Wehrmann 9 Quelle: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/oecd-report- deutschland-steckt-zu-wenig-geld-in-die-fruehkindliche-bildung- 14437089.html
  • 10. FAZ vom 15.09.16 ©Dr. Ilse Wehrmann 10 Quelle: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/oecd-report-deutschland-steckt-zu- wenig-geld-in-die-fruehkindliche-bildung-14437089.html
  • 11. 2.2 7.7 22.1 26.6 24 10.3 5.2 1.5 0.4 0 0 5 10 15 20 25 30 35 1.0 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 4.5 5.0 5.5 6.0 6.5 Verteilung pädagogischer Prozessqualität in deutschen Kindergartengruppen, gemessen mit der KES-RZ Zone Zone guter bis ausgezeichneter Qualität Zone mittlerer Qualität Quelle: Tietze etal. 2013 ©Dr. Ilse Wehrmann 11
  • 12. Herausforderungen an Einrichtungen und Fachkräfte in der FBBE im Überblick (1) Gesellschaftliche Entwicklungen und Diskussionslinien  Pluralisierung von Lebensstilen und Entwürfen  Vereinbarkeit von Elternschaft und Beruf  Veränderung von Arbeitsstrukturen (Flexibilisierung von Arbeitszeiten, Mobilität)  Kulturelle Vielfalt  Soziale Ungleichheit/soziale Teilhabe (2) Gesellschaftliche Werte  Notwendigkeit der Chancen-/Bildungsgerechtigkeit  Inklusion  Demokratie  Humanistisches Menschenbild ©Dr. Ilse Wehrmann 12 Quelle: 2014: Expertise FIVE Ev. Hochschule Freiburg, S.6 Zur Fachkräftegewinnung
  • 13. Herausforderungen an Einrichtungen und Fachkräfte in der FBBE im Überblick (3) Wissenschaftliche Erkenntnisse  Bild des kompetenten Kindes und seiner Entwicklungsmöglichkeiten (Stichworte: kompetenter Säugling; Ko-Konstruktion von Entwicklung und Bildung)  Zunehmende Bedeutung der empirischen Bildungsforschung (z. B. Stamm & Edelmann, 2013)  Bedeutung der Beziehung/Interaktion  Beachtung der domänenspezifischen Entwicklung und der ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung von Kindern  Übertragung neurophysiologischer Erkenntnisse auf den Bereich FBBE  Beachtung der Bedeutung der differentiellen Qualitätsdimensionen Struktur-, Orientierungs-, Prozess- und Ergebnisqualität – unter Beachtung der Bedeutung der Beziehungsqualität ©Dr. Ilse Wehrmann 13 Quelle: 2014: Expertise FIVE Ev. Hochschule Freiburg, S.6 Zur Fachkräftegewinnung
  • 14. Herausforderungen an Einrichtungen und Fachkräfte in der FBBE im Überblick (4) Gesellschaftliche Debatte um die frühe Bildung  Gewachsene gesellschaftliche Aufmerksamkeit für das Feld der FBBE nach dem „Pisa-Schock“  2005 gesetzlich verankerter Bildungsauftrag der Kindertagesbetreuung; Bildungs- und Erziehungspläne der Länder  Veränderungen der Ausbildungs- und Qualifikationsanforderung im Feld der FBBE (Beschlüsse von JFMK und KMK; Gemeinsamer Qualifikationsrahmen (Robert Bosch Stiftung, 2011); kompetenzorientiertes Qualifikationsprofil, neuer Rahmenlehrplan für die ErzieherInnenausbildung)  Entwicklung eines neuen Berufsprofils durch die BA- und MA-Studiengänge der Kindheitspädagogik  Erweiterung der Zugangswege unterschiedlicher Berufsgruppen zu einer Tätigkeit im Feld der FBBE ©Dr. Ilse Wehrmann 14 Quelle: 2014: Expertise FIVE Ev. Hochschule Freiburg, S.6 Zur Fachkräftegewinnung
  • 15. Investieren statt reparieren 2008 Quelle: Bertelsmann Stiftung, Bildung in Deutschland 2008 ©Dr. Ilse Wehrmann 15
  • 16. Investieren statt reparieren 2011 ©Dr. Ilse Wehrmann©Dr. Ilse Wehrmann 16
  • 17. Bildungsausgaben 2011 nach Bildungsbereichen Quelle: Bildung in Deutschland 2014 ©Dr. Ilse Wehrmann 17
  • 18. Anspruch und Widerspruch ©Dr. Ilse Wehrmann 18
  • 19. Die sieben Grundbedürfnisse von Kindern 1. Beständige liebevolle Erfahrungen 2. Körperliche Unversehrtheit, Sicherheit, Regulation 3. Individuelle Erfahrungen 4. Entwicklungsgerechte Erfahrungen 5. Grenzen und Strukturen 6. Stabile und unterstützende Gemeinschaften und kulturelle Kontinuität 7. Zukunftssicherung (Brazelton und Greenspan, 2002) ©Dr. Ilse Wehrmann 19
  • 20. Die psychischen Grundbedürfnisse des Kindes 1. … soziale Eingebundenheit im Sinne von zwischenmenschlichen Bindungen und liebevollen Beziehungen, 2. … Autonomieerleben im Sinne von Selbstbestimmtheit und freier Steuerung des eigenen Handelns. 3. … Kompetenzerleben im Sinne von Problemlösung und –bewältigung durch eigene Kraft und Interaktion mit der Umwelt  diese Grundbedürfnisse müssen erfüllt sein, damit das Kind erfolgreich lernen kann. (Vgl. Bayrisches Staatsministerium 2010. S. 17 f.) 20©Dr. Ilse Wehrmann
  • 21. Bildungsinhalte frühkindlicher Bildung • Förderung von Sprache und Kommunikation • kognitive Entwicklung • soziale und emotionale Entwicklung • Bewegungsförderung (Grob- und Feinmotorik) • Entwicklung von Fantasie und Rollenspiel • Bauen und Konstruieren • Musik, Tanz und bildende Kunst • Natur-, Umgebungs- und Sachwissen • interkulturelles Lernen • Integration von Kindern mit Behinderung ©Dr. Ilse Wehrmann 21
  • 22. Anforderungen an künftige pädagogische Fachkräfte Pädagogische Kernkompetenzen:  Beziehungs- und Interaktionsgestaltung mit Kindern  Begleitung individueller Entwicklungsverläufe Weitere personale Kompetenzen: - Teamfähigkeit - Verantwortungs- und Kooperationsbereitschaft - Empathie - Reflexionsvermögen - Belastbarkeit - Kritikfähigkeit - Lernbereitschaft - wertebezogene Grundhaltungen ©Dr. Ilse Wehrmann 22
  • 23. Anforderungen an (Früh-)pädagogische Fachkräfte Menschliche Eignung  Kritikfähigkeit  Kommunikative Kompetenzen  Haltung zum Kind und zur Erziehung  Normen- und Wertestruktur  Fähigkeit zur Selbstreflexion  Motivation Dr. Ilse Wehrmann 23
  • 24. Anforderungen an (Früh-)Pädagogische Fachkräfte Fachliches Wissen  Frühkindliche Bildung  Körperliche, motorische und sprachliche Entwicklung  Bindung  Entwicklungspsychologie  Elementardidaktik  Organisation  Beratung, Gesprächsführung  Qualitäts- Projekt- und Personalmanagement  Zusammenarbeit mit Eltern  Beobachtung, Dokumentation und Evaluation Dr. Ilse Wehrmann 24
  • 25. Anforderungen an (Früh-)Pädagogische Fachkräfte Verzahnung von Theorie und Praxis  Praktika  Hospitationen  Berufseinstiegsphase  Praktische und Theoretische Ausbildung zu gleichen Teilen Dr. Ilse Wehrmann 25
  • 26. Anforderungen an (Früh-)Pädagogische Fachkräfte Ausbildung  Universitätsniveau  Gemeinsame Ausbildung von KindheitspädagogInnen und GrundschullehrerInnen  Kontinuierliche Weiterbildung Dr. Ilse Wehrmann 26
  • 27. Merkmale für eine gute Erzieherin-Kind-Beziehung • Sicherheit • Zuwendung • Stressreduktion • Explorationsunterstützung • Assistenz Aufgaben der pädagogischen Fachkräfte • Sprache fördern • Spielend bilden • Alltagssituationen nutzen ©Dr. Ilse Wehrmann 27
  • 28. (Früh-)Pädagogische Fachkräfte sind zusammengefasst…  ExpertInnen  BegleiterInnen  DienstleisterInnen  BedarfsplanerInnen  KonzeptentwicklerInnen  WegbereiterInnen  Verbindungsglieder Dr. Ilse Wehrmann 28
  • 29. Remo Largo „Mit einem Kind freundlich umzugehen, reicht nicht aus. Damit sich das Kind wohl und geborgen fühlt, müssen ihm die Personen, die es betreuen, vertraut sein. Eine Vertrauensbeziehung aufzubauen und zu erhalten, braucht Zeit (…) Je jünger ein Kind ist, desto mehr Zeit benötigt es, um eine Bindung einzugehen.“ (Remo Largo 2000) ©Dr. Ilse Wehrmann 29
  • 30. Bayerisches Staatsministerium: 2010. S. 26 „Kompetenzen lassen sich nicht vermitteln. Vielmehr sind Bildungsprozesse so zu gestalten, dass Kinder eigenaktiv und selbsttätig ihre bereits vorhandenen Kompetenzen einsetzen und weiterentwickeln und zugleich neue Kompetenzen erwerben können.“ ©Dr. Ilse Wehrmann 30
  • 31. Zitat ©Dr. Ilse Wehrmann 31 Quelle: Kindergarten heute spezial; Haug-Schnabel / Bensel Kinder beobachten und ihre Entwicklungsdokumentation Wir sehen die Dinge nicht so, wie sie sind, sondern wie wir sind.“ Jüdisches Sprichwort
  • 32. Ein gutes pädagogisches Bildungskonzept • stellt Babys und Kleinkinder in den Mittelpunkt • erkennt ihre Individualität, Entdeckungslust und Leistungen an • beachtet die Vielfalt der Lebenssituationen von Kindern • erkennt an, dass alle Kinder von Geburt an lernen wollen • bietet eine Reflexionsgrundlage für Bildungs- und Erziehungsarbeit • vermittelt Basiswissen für die praktische Arbeit ©Dr. Ilse Wehrmann 32
  • 33. Beobachtung und Dokumentation: Stärken- statt Defizitorientierung Wahrnehmen - Beobachten – Beachten Aus Wahrnehmen entsteht Beobachten, wenn Interesse und Neugierde hinzukommen und die Wahrnehmung sich auf einen bestimmten Gegenstand, eine ausgewählte Person, einen Vorgang als Ausschnitt aus der Umwelt fokussiert. Beobachten lernen Kinder in den ersten Lebenswochen. Es gehört zu den ersten komplexen Handlungen, an denen mehrere Bereiche der sich entfaltenden kindlichen Persönlichkeit beteiligt ist. Durch Beobachtung schenken Kinder wie Erwachsene damit einem Gegenstand, Vorgang oder einer Person Beachtung und Achtung. ©Dr. Ilse Wehrmann 33 Quelle: www.kindergartenpaedagogik.de, Tassilo Knauf
  • 34. Beobachtung und Dokumentation: Stärken- statt Defizitorientierung Beobachten - Lernen - Denken Im Beobachten und Beachtung Schenken realisieren Kinder zugleich Lernleistungen, denn sie bauen Interessen, Bedeutungen und Strategien der Interessenverfolgung auf. Und sie versuchen, ihre Beobachtungen mit Vorwissen, Erinnerungen und anderen Bedeutungsträgern zu verknüpfen. Beobachtung kann verstanden werden als konzentriertes Einholen, Aufnehmen und Verarbeiten von Informationen, die durch die Kanäle sinnlicher Wahrnehmung vermittelt werden (vgl. Goldstein 2002, S. 686 ff.). Diese Aufnahme und Verarbeitung von Informationen sind zentraler Prozess des Denkens und der menschlichen Erkenntnis. ©Dr. Ilse Wehrmann 34 Quelle: www.kindergartenpaedagogik.de, Tassilo Knauf
  • 35. Beobachtung und Dokumentation: Stärken- statt Defizitorientierung Beobachten als ganzheitlicher Prozess Beobachtung mündet in der Regel in kognitive Prozesse ein; sie ist aber zugleich ein Vorgang, der eingebettet ist in ein vielfältiges Geflecht von Beteiligungen der Bereiche des Individuums. Beteiligt sind oft verschiedene Sinne neben dem Gesichtssinn, Motorik sowie emotionale und kognitive Aktivität: So müssen wir, wenn unsere Beobachtung genau sein soll, an den Beobachtungsgegenstand nahe herangehen, den Gegenstand von verschiedenen Seiten, von oben und unten betrachten, wir befühlen und beschnuppern ihn vielleicht, aktivieren Erinnerungen, nehmen Einschätzungen und Bewertungen vor. So wird die auf einen Gegenstand, eine Person, einen Vorgang exklusiv und selektiv konzentrierte Wahrnehmung wieder verknüpft mit einem Netzwerk von Aktions-, Emotions- und Kognitionsbeziehungen. ©Dr. Ilse Wehrmann 35 Quelle: www.kindergartenpaedagogik.de, Tassilo Knauf
  • 36. Beobachtung und Dokumentation: Stärken- statt Defizitorientierung Beobachtung in Kindertageseinrichtungen zwischen alltagspraktischer und methodisch-professioneller Orientierung Erzieherinnen sind es gewohnt, eine ganzheitliche Beobachtung von Kindern zu praktizieren. Wie in anderen außerberuflichen Lebensbereichen werden dabei Erinnerungen und emotionale Aspekte einbezogen. In den elementarpädagogischen Bildungsplänen, die ab 2003 vor allem als Reaktion auf die unbefriedigenden Ergebnisse der PISA-Studie von den Bundesländern vorgelegt wurden, wird nun die Beobachtung von Kindern und deren Dokumentation in den Kanon der zentralen Aufgaben der Erzieherin aufgenommen. Die gewachsene Beobachtungspraxis in Kindertageseinrichtungen wird dabei implizit als unzulänglich und unsystematisch unterstellt. ©Dr. Ilse Wehrmann 36 Quelle: www.kindergartenpaedagogik.de, Tassilo Knauf
  • 37. Beobachtung Die Beobachtung gilt als eine Schlüsselkompetenz der pädagogischen Qualität. Sie bildet die Grundlage für ein pädagogisch begründetes und zielführendes Sachhaltung. Dabei umfasst der Begriff unterschiedliche Beobachtungsformen, die dem Beobachter zur Verfügung stehen. Diese orientieren sich an den möglichst exakt definierten und vor einer Beobachtung festgelegten Beobachtungszielen, um erforderliche Vorbereitungen treffen und damit die Beobachtungsaufgabe möglichst sorgfältig erfüllen zu können. ©Dr. Ilse Wehrmann 37 Quelle: Kita-aktuell, Krenz Krenz 2009a, S.69ff
  • 38. Fragestellungen zur Beobachtungsform Nachstehende Fragen gilt es zu beantworten, um sich für eine Beobachtungsform zu entscheiden:  Warum soll /…/ beobachtet werden?  Was soll – ggf. bei wem – genau erfasst werden?  Wann soll die Beobachtung stattfinden und auf welche Zeitspanne soll sich die Beobachtung ausdehnen?  Soll die Beobachtung einmalig oder in einem zeitlichen Rhythmus durchgeführt werden?  Wo soll die Beobachtung stattfinden – an einem Ort oder an unterschiedlichen Orten?  Wer soll beobachten? ©Dr. Ilse Wehrmann 38 Quelle: Kita-aktuell, Krenz Krenz 2009a, S.69ff
  • 39. Wann und warum beobachten? Die professionelle Beobachtung lohnt sich und gilt als unverzichtbar. Sie dient als Voraussetzung für eine kompetente Entwicklungsbegleitung. Was soll beim Kind beobachtet werden: - Auffälligkeiten - sein gesamter Entwicklungsstand - spezielle Aspekte seiner Entwicklung (z.B. Sprache) - Stärken und Kompetenzen - Bildungsthemen - soziale Bezüge zu anderen Kindern und Erwachsenen ©Dr. Ilse Wehrmann 39 Quelle: Kindergarten heute spezial; Haug-Schnabel / Bensel Kinder beobachten und ihre Entwicklungsdokumentation
  • 40. Wann und warum beobachten? Für kompetentes Arbeiten den Blick schärfen Beobachten als individuelle Wertschätzung Beobachten, um Fehlentwicklungen vorzubeugen und Vorurteile abzubauen Beobachten zum Erkennen individueller Entwicklungsverläufe Beobachten, um die Ressourcen der Kinder zu entdecken Beobachten, um individuelle Bildungsprozesse zu verstehen ©Dr. Ilse Wehrmann 40 Quelle: Kindergarten heute spezial; Haug-Schnabel / Bensel Kinder beobachten und ihre Entwicklungsdokumentation
  • 41. Gedanken zur Beobachtung ©Dr. Ilse Wehrmann 41 Sinnvolles Beobachten geschieht ohne Zeit- und Erwartungsdruck Beobachten ist kein Luxus. Beobachten kann das Band zwischen Kind und Erzieherin verstärken. Auffälliges Verhalten wird als Notruf wahrgenommen. Jedes Kind hat sein eigenes Entwicklungstempo Stärken stärken, um Schwächen zu schwächen Vorhandene Stärken zu erkennen, dient der kindlichen Resilienz Quelle: Kindergarten heute spezial; Haug-Schnabel / Bensel Kinder beobachten und ihre Entwicklungsdokumentation
  • 42. Wie beobachten? ©Dr. Ilse Wehrmann 42 Quelle: Kindergarten heute spezial; Haug-Schnabel / Bensel Kinder beobachten und ihre Entwicklungsdokumentation Es gibt keine Objektivität, schon gar nicht in der Beobachtung. Jede Beobachtung ist zutiefst geprägt von der Person des Beobachters, vom Zeitpunkt der Beobachtung, von der Umgebung des Beobachteten u.a. Deshalb ist es wichtig, sich die Bedingungen, unter denen eine Beobachtung stattfindet, bewusst zu machen und Rahmen und Ziel der Beobachtung deutlich einzugrenzen. -Blickschulung -- > Unser Auge ist keine Kamera Die schnelle Deutung darf die sachliche Beobachtung nicht ersetzen.
  • 43. Mögliche Beobachtungs- und Beurteilungsfehler ©Dr. Ilse Wehrmann 43 Quelle: Kindergarten heute spezial; Haug-Schnabel / Bensel Kinder beobachten und ihre Entwicklungsdokumentation  Neigung, von einem vordergründigen Details aufs Ganze zu schließen:  Ein Kind, dass unattraktiv und ungepflegt aussieht, wird vielleicht auch für weniger intelligent gehalten.  Tendenz des Beurteilers, Extremwerte zu vermeiden:  Aus Unsicherheit werden besonders negative oder positive Verhaltensweisen nicht protokolliert und so unbewusst nivelliert.  Verstärkte Wirkung von gut benennbaren Beobachtungen:  Schwer benennbare komplexere Ereignisse, wie „Peter verhält sich heute anders“, werden eher weggelassen.  Positive Beobachtungsverschiebung bei vorliegender Sympathie:  Jonas „liegt“ der Beobachterin, sie beurteilt sein aggressives Verhalten eher milde und verständnisvoll.  Deutungen werden in die Beobachtung hineingesehen, die auf eigenen Problemen basieren:  Alleinspiel wird schnell als weiterer Beweis von Schüchternheit interpretiert. .
  • 44. Wahrnehmung Die Wahrnehmung ist die Grundlage unserer Erkenntnis. Bereits neugeborene Kinder machen erste Erfahrungen mit sich selbst und der Welt über körpereigene und aus der Umgebung wahrgenommene Reize. An der Wahrnehmung sind die Sinnesorgane, der Körper, die Gefühle, das Danken und die Erinnerung beteiligt. Allen menschlichen Sinneseindrücken liegt die Wahrnehmung zugrunde und ihre Verarbeitung steuert gleichermaßen das gesamte menschliche Verhalten. ©Dr. Ilse Wehrmann 44 Quelle: Beobachtung leicht gemacht, Dagmar Lueger, Beltz Verlag 2005
  • 45. Wahrnehmung ©Dr. Ilse Wehrmann 45 Quelle: Beobachtung leicht gemacht, Dagmar Lueger, Beltz Verlag 2005
  • 46. Schau an! ©Dr. Ilse Wehrmann 46 Quelle: Schau an! Arbeitshilfe Dokumentation der Caritas
  • 47. Schau an! ©Dr. Ilse Wehrmann 47 Quelle: Schau an! Arbeitshilfe Dokumentation der Caritas Welche Ziele verfolgt Beobachtung? Beobachtung und Dokumentation kann unter verschiedenen Ziel-setzungen erfolgen. Dabei entscheiden Ziel und Zweck der Beobachtung und Dokumentation über die Methoden und Verfahren. Im Groben kann man drei verschiedene Zielsetzungen für Beob- achtungsverfahren unterscheiden. Beobachtung bezogen auf …: 1. ..Messung und Diagnostik dient dem Ziel, die Fähigkeiten und Kompetenzen des einzelnen Kindes vergleichend zu erfassen, um z.B. Entwicklungsauffälligkeiten frühzeitig zu erkennen. 2. ..Bildungs- und Entwicklungsverläufe jedes einzelnen Kindes dient dem Ziel der Dokumentation und Erstellung einer Bildungsbiographie (in Entwicklungsbüchern, -ordnern, Portfolios u.a.) vor allem auch für das Kind, aber auch als Grundlage für Entwicklungsgespräche mit Eltern. 3. ..Bildungsthemen und Fragen der Kinder und der Kindergruppe dient dem Ziel der Entwicklung von pädagogischen Angeboten, die die Fähigkeit der Kinder sich zu bilden angemessen und individuell begleiten, unterstützen und herausfordern.
  • 48. WEC Portfolio Beobachtung ist eine intensive Art von Zuwendung, wenn sie im Sinne von Beachtung ausgeübt wird. Wer achtungsvoll einem Kind zuschaut, schenkt ihm Aufmerksamkeit und zeigt ihm, dass es für andere Menschen von Belang ist, wie es ihm geht, was es tut und was es will. Anhand von Bildern lässt sich auch mit Kindern reden, die noch keine Worte gebrauchen. Bilder halten Beobachtungen fest und bestätigen dem Kind damit noch einmal zusätzlich, dass es gesehen und geachtet wird. Wenn Dokumentationen als Anlass für Dialog(e) gesehen und genutzt werden, wird daraus auch eine Möglichkeit von „Responding“. Dem Kind wird widergespiegelt, was Erwachsene bei ihm sehen. ©Dr. Ilse Wehrmann 48
  • 49. WEC Portfolio Portfolios sind sehr gut geeignet, um die Lern- und Entwicklungs- prozesse der Kinder zu dokumentieren und ihre Interessen, Fragen, Themen und Stärken sichtbar zu machen. Pädagogische Portfolios können auch als Dokumentations- und Reflexionsinstrumente genutzt werden, um die die pädagogische Arbeit, das eigene Handeln und die Grundlagen der eigenen Arbeit zu dokumentieren, zu reflektieren und zu planen. Eltern gewinnen aus ihnen Wissen und Eindrücke aus dem Entwicklungsalltag ihres Kindes und bekommen Lust, sich mit den Lernprozessen ihrer Kinder auseinanderzusetzen. Im Gespräch mit dem Kind über die Beobachtung werden dabei Beziehungen gestaltet und gemeinsame Erfahrungswelten geschaffen. ©Dr. Ilse Wehrmann 49
  • 50. WEC Portfolio Sinnvoll dokumentieren, richtig formulieren:  Portfoliotexte sollen wertschätzend und motivierend sein  die Individualität des Kindes wiedergeben  Entwicklung sichtbar machen  vermieden werden sollten verniedlichende Adjektive  Kleinkinder quasi „aus dem Foto heraus sprechen zu lassen, verrät eher, wie Erwachsene sich ihr Kind wünschen und wie wenig dessen Bedürfniswelt wahrgenommen wird Es geht darum, zu versuchen, bei allen sichtbaren kleinen und großen Entwicklungsschritten herauszufinden, welche grundlegende Kompetenz dahinter sichtbar wird – und diese im Portfolio zu beschreiben. ©Dr. Ilse Wehrmann 50
  • 51. WEC Portfolio Die regelmäßige Dokumentation von Beobachtungen, Anekdoten, Arbeitsergebnissen und Kommentaren der Kinder ist in ihrer Gesamtheit ein lebendiges Zeugnis der Bildungsbiografie eines Kindes – vom Eintritt in die Kita oder Tagespflege bis zum Übergang in die Grundschule (vielleicht sogar darüber hinaus). ©Dr. Ilse Wehrmann 51
  • 52. Welche Chancen bieten erweiterte Qualifikationsspektren in der Kita - Das Kompetenzniveau eines Teams kann durch unterschiedliche berufliche Qualifikationen und zusätzlich erworbene Kompetenzen steigen, was zur Bereicherung der Bildungsangebote führen kann. - Die Professionalität des Teams kann durch die Notwendigkeit intensiven, kontinuierlichen, fachlichen Austausch und der Auseinandersetzung mit ihren spezifischen profissionsbezogenen Kompetenzen steigen. - Die einrichtungsübergreifende Vernetzung und damit verbundene Professionalisierung kann zunehmen, wenn Fachkräfte mit Spezialkenntnissen (z.B. Sprachförderung, Heilpädagogik) in mehreren Einrichtungen tätig sind und den fachlichen Austausch bereichern (über internes Coaching, Teamfortbildungen). ©Dr. Ilse Wehrmann 52 Quelle: kindergarten heute, Multiprofessionelle Teams, 3/2016, Klaus Fröhlich-Gildhoff, et al., 2014a, S4ff
  • 53. Welche Risiken bieten erweiterte Qualifikationsspektren in der Kita - Im Team kann es zu ungünstigen Macht- und Hierarchiestrukturen kommen, was sich nachteilig auf Teamkultur und Arbeitszufriedenheit auswirkt. - Fachkräfte ohne explizite früh-/kindheitspädagogischen Ausbildung können die Anforderungen, nicht erfüllen. Daraus resultiert die Gefahr eines Qualitätsverlustes der pädagogischen Arbeit. - Die heterogene Zusammensetzung im Team erfordert ein hohes Maß an fachlicher Auseinandersetzung, die angesichts ungünstiger Rahmenbedingungen kaum zu leiten ist. ©Dr. Ilse Wehrmann 53 Quelle: kindergarten heute, Multiprofessionelle Teams, 3/2016, Klaus Fröhlich-Gildhoff, et al., 2014a, S4ff
  • 54. Studie: TEAM BAWÜ: Multiprofessionelle Teams Fragen Sie sich selbst: ? Welche Kompetenzen kennzeichnen die neuen Fachkräfte in den Teams? Was erwarten sie, welche Erfahrungen machen sie? ? Wie stellt sich die pädagogische Qualität und Arbeitszufriedenheit in multiprofessionellen Teams dar? ? Wie gelingt es, unterschiedliche Qualifikationen und Kompetenzen in einem Team zusammenzuführen? ©Dr. Ilse Wehrmann 54 Quelle: Kindergarten heute, 3/2016, Prof. Dörte Weltzien, S7ff
  • 55. Studie: TEAM BAWÜ: Multiprofessionelle Teams Stimmen der Teilnehmer: - Multiprofessionelle Teams funktionieren nur dann gut, wenn es nicht nur multi, sondern vor allem auch professionell ist. - Als positiver Effekt zeigte sich schon bald, dass sich die individuellen Stärken jeder Fachkraft im Alltag widerspiegeln und sich dadurch unser Einrichtungsprofil veränderte und schärfte. - Findet keine Vernetzung unter den Fachkräften statt, entsteht ein Kompetenzgerangel und individuelle Ressourcen werden als Konkurrenz gesehen im Sinne von: „Der/Die nimmt mir etwas weg oder will mich bevormunden“. - Durch die unterschiedlichen Professionen kann der ganzheitliche Blick auf das einzelne Kind geschärft werden. ©Dr. Ilse Wehrmann 55 Quelle: Kindergarten heute, 3/2016, Prof. Dörte Weltzien, S7ff
  • 56. Eine multiprofessionelle Kita im Aufbau Beim Aufbau einer neuen Kita ist der Vorteil, dass alle strukturellen Abläufe sowie Erziehungsziele, Konzeption und Philosophie neu erarbeitet werden müssen. Das ist im laufenden Prozess anders. Stellen Sie sich die Fragen: Wie ist es mit den (neuen) Kolleg(inn)en: Was bringen sie mit? Wie ist ihr Bild vom Kind, ihr Ansatz in der Erziehungsarbeit? Welche pädagogischen Inhalte haben sie verinnerlicht? Aber auch: Wie steht es da bei mir? Wie kommen wir zu einer gemeinsamen Philosophie, um unsere Ziele zu erreichen? ©Dr. Ilse Wehrmann 56 Quelle: Gabriele Schmal, Ein multiprofessionelles Team leiten
  • 57. Eine multiprofessionelle Team im Aufbau Erarbeiten Sie gemeinsam Abläufe zur Eingewöhnung, der Pflege, der Mahlzeiten, und Spielfreizeiten. Als wichtigster Faktor für eine gelingende Zusammenarbeit steht die Bereitschaft zur Reflexion der eigenen Rolle im Team und zur Kooperation aller Beteiligten. Deshalb ist Kommunikation nicht beliebig, sondern ein festes Ritual. Durch die Instrumentalisierung gelingt es allen Beteiligten nicht nebeneinander zu arbeiten, sonder zu einem Team zusammen zu wachsen, in dem alle Kompetenzen gleichberechtigt wertgeschätzt werden. Individuelle Anliegen sind dem pädagogischem Konzept untergeordnet. ©Dr. Ilse Wehrmann 57 Quelle: Gabriele Schmal, Ein multiprofessionelles Team leiten
  • 58. Qualitätsfeststellung – Qualitätsentwicklung – Qualitätssicherung Am Anfang stehen die Fragen:  Wo stehen wir zurzeit (IST)?  Qualitätsfeststellung  Wo wollen wir hin (ZIEL)?  Qualitätsentwicklung  Wie erreichen wir unser Ziel und fixieren es?  Qualitätssicherung ©Dr. Ilse Wehrmann 58 Quelle: Pädagogische Qualität entwickeln von Wolfgang Tietze u. a., S10ff Beltz Verlag
  • 59. Qualitätsfeststellung – Qualitätsentwicklung – Qualitätssicherung Qualitätsfeststellung Zur Feststellung der Qualität wird in zwei Verfahren unterschieden: 1. Externe Evaluation durch Personen, die nicht zur KiTa gehören 2. Interne Evaluation durch Selbstevaluation oder kollegiale Beobachtung  Wie erreichen wir unser Ziel und fixieren es?  Qualitätssicherung ©Dr. Ilse Wehrmann 59 Quelle: Pädagogische Qualität entwickeln von Wolfgang Tietze u. a., S10ff Beltz Verlag
  • 60. Qualitätsfeststellung ©Dr. Ilse Wehrmann 60 Quelle: Pädagogische Qualität entwickeln von Wolfgang Tietze u. a., S10ff Beltz Verlag
  • 61. Qualitätsbereiche des nationalen Kriterienkatalogs ©Dr. Ilse Wehrmann 61 Quelle: Pädagogische Qualität entwickeln von Wolfgang Tietze u. a., S10ff Beltz Verlag Die deutsche Kindergartenlandschaft ist durch eine ungeheure Vielfalt in Hinblick auf Trägerschaft, Organisationsform und pädagogische Konzepte geprägt. Deshalb sollten einheitliche und überprüfbare Qualitätsstandards festgelegt werden.
  • 62. Personalschlüssel oder Fachkraft-Kind-Relation Immer wieder werden bei den Rahmenbedingungen diese Punkte genannt, wenn es um gelingende Qualitätsfestschreibung geht. Gruppengröße und Personalschlüssel sind planungs- und bildungsrelevant! ©Dr. Ilse Wehrmann 62 Quelle: TPS 07/2016, S.4ff, HaugSchnabel/Bensel
  • 63. Personalschlüssel oder Fachkraft-Kind-Relation Erzieher-Kind-Schlüssel oder Personalschlüssel meint Anstellungsschlüssel, also z. B. die Anzahl pädagogisch Tätiger im Verhältnis zur Anzahl der betreuten Kinder. Der Personalschlüssel stellt eine rechnersiche Größe dar und trifft keine Aussagen darüber, für wie viele Kinder eine pädagogische Kraft im realen Gruppengeschehen zuständig ist (Viernickel & Fuchs-Rechlin 2015) Fachkraft-Kind-Relation ist eine vom Personalschlüssel abgeleitet Kenngröße, die das tatsächliche Verhältnis von anwesenden pädagogisch Tätigen und Kindern in der Betreuungssituation beschreibt. Ca. 25 % werden hier berücksichtigt für Ausfallzeiten und andere mittelbare Verfügungszeiten wie Dokumentation etc. Personalschlüssel 1 : 10 wird zu Fachkraft/Kind 1 : 13.3 ©Dr. Ilse Wehrmann 63 Quelle: TPS 07/2016, S.4ff, HaugSchnabel/Bensel
  • 64. Ich träume davon, dass… … die deutsche Politik erkennt, dass unser einziger Rohstoff „Wissen“ ist. … Deutschland seine Vorreiterrolle in der Bildungspolitik wieder erlangt. … das Thema Bildung nicht weiter verschlafen wird. … genug qualifiziertes Personal ausgebildet wird. … Bildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen wird. … kulturelle Vielfalt und Kinder mit Migrationshintergrund als Bereicherung empfunden werden. ©Dr. Ilse Wehrmann 64
  • 65. Ich träume davon, dass… … die deutsche Politik erkennt, dass unser einziger Rohstoff „Wissen“ ist. … die Politik statt Kindergelderhöhungen endlich verbesserte Rahmenbedingungen schafft. … wir endlich Projekte mit Langzeitwirkung etablieren. … wir neue Ausbildungsabschlüsse mit klaren Berufsperspektiven schaffen. … genug konsekutive Masterplätze für den Themenbereich frühe Bildung zur Verfügung stehen. … die Entwicklung und Bildung eines Kindes nicht maßgeblich von der Finanzkraft einer Kommune und der „Einsicht eines Bürgermeisters“ abhängt. … das Nord-Süd- und Ost-West-Gefälle überwunden wird. ©Dr. Ilse Wehrmann 65
  • 66. Ich träume davon, dass… … unsere Kindertageseinrichtungen weniger abhängig von der Kassenlage der Städte und Gemeinden und der Einsichtsfähigkeit von Kommunalpolitikern werden. … das Trägersystem übersichtlicher und beweglicher wird, denn es fehlt an einheitlicher Steuerung. ©Dr. Ilse Wehrmann 66
  • 67. Ich träume davon, dass… … das Trägersystem übersichtlicher und beweglicher wird, denn es fehlt an einheitlicher Steuerung. … nicht nur auf Quantität, sondern auch auf Qualität geachtet wird. … wir weiter an einer bedarfsgerechten Versorgung arbeiten. … Kinderkrippen als Bildungseinrichtungen anerkannt werden. … Kinder zwischen null und drei Jahren nicht nur verlässlich betreut, sondern in der Krippe erzogen, gebildet und gefördert werden. ©Dr. Ilse Wehrmann 67
  • 68. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit ’’Es kann nicht früh genug darauf hingewiesen werden, dass man die Kinder nur dann vernünftig erziehen kann, wenn man zuvor die Lehrer vernünftig erzieht.‘‘ Erich Kästner ©Dr. Ilse Wehrmann 68
  • 69. DANKE Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Ihre Dr. Ilse Wehrmann Sachverständige für Frühpädagogik Wehrmann Education Consulting Touler Straße 1 28211 Bremen www.ilse-wehrmann.de