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DieBedeutungderFamilie

Handbuch für die Pädagogische Praxis
in Sachsen
„Familienbildung in Kooperation
mit Kindertageseinrichtungen“
Ein Modellprojekt des Sächsischen Landesjugendamtes,
gefördert durch das Sächsische Staatsministerium für Soziales
Koordinatoren:
Jens Altmann, Ralf Brandis, Annett Heinrich, Doreen Hempel,
Jeannette Kunert, Kathrin Standar
Herausgeber:
Sächsisches Staatsministerium für Soziales
Albertstraße 10
01097 Dresden
Weitere Exemplare sind zu beziehen über:
Sächsisches Landesamt für Familie und Soziales
Abteilung 4 – Landesjugendamt
Reichsstraße 3
09112 Chemnitz
Telefon: 0371/577-0
E-Mail: landesjugendamt@slfs.sms.sachsen.de
Gesamtleitung:
Günter Refle
Projektleitungsteam:
Margot Refle, Udo Schmitz, Christiane Voigtländer
	 Felsenweg-Institut
Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie
Tolkewitzer Str. 90
01279 Dresden
www.felsenweginstitut.de
Für den Inhalt verantwortlich:
Günter Refle, Christiane Voigtländer
Redaktion:
Günter Refle, Margot Refle, Udo Schmitz, Christiane Voigtländer
Gestaltung, Layout und Satz:
Grafikdesign Zimmermann . www.paperfish.de
Druck:
Starke und Sachse, Großenhain
1. Auflage: 500 Stück
Dresden, Juli 2007
Impressum

Das Handbuch für die Pädagogische Praxis wurde im Auf-
trag des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales durch
das Felsenweg-Institut im Rahmen der zweiten Modellphase
des Landesmodellprojekts „Familienbildung in Kooperation
mit Kindertageseinrichtungen“ erarbeitet.
Bei der Erarbeitung sind die Ideen, Erfahrungen und prak-
tische Beispiele der Koordinatorinnen aus den Modellstand-
orten eingeflossen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich freue mich, dass auch Sie dieses Handbuch nutzen wollen, um
Kooperationen zwischen Familienbildung und Kindertagesstätten
auf- und auszubauen.
Wir haben uns in Sachsen dafür entschieden, Familienbildung
ganz besonders in der Kooperation mit den sächsischen Kinderta-
gesstätten Eltern ganz buchstäblich näher zu bringen. Kein ins-
titutionelles Netzwerk erreicht mehr Familien. Kitas können und
sollen nicht nur für Sachsens Kinder maßgebliche Bildungschancen
eröffnen, sondern auch für Eltern ein vertrauter und niederschwel-
liger Lernort sein. Das kann in ganz unterschiedlicher Form und in
unterschiedlichem Maß passieren. In der Regel werden Kinderta-
gesstätten dabei mit Experten der Familienbildung zusammenar-
beiten und oft auch einfach auf Angebote und Unterstützungs-
möglichkeiten gezielt verweisen.
Die Kooperation von Familienbildung und Kindertagesstätten,
aber auch mit weiteren Partnern, die für Familien Rat und Unter-
stützung bieten, schafft wichtige Synergien, ohne im gleichen Maß
Mehraufwand zu erfordern. Gleichzeitig ist dieser Weg höchst
flexibel und lässt jeder Kommune und jeder Einrichtungen die
Möglichkeit, passgenau auf die eigene Situation zugeschnittene
Formen zu finden.
Darin liegt die große Chance, aber auch eine erhebliche Herausfor-
derung, denn damit ist auch jede Region und jede entsprechende
Institution dafür verantwortlich, einen eigenen Weg zu suchen
und zu gehen.
Ich bin sicher, dass der Einsatz an Zeit und Ideen in dieser Form den
größten Nutzen für die Familien in Sachsen entfalten kann. Und
das ist ohne Zweifel das wichtigste Kriterium: Eltern in Sachsen
erleben, dass sie mit ihrer faszinierenden, aber auch herausfor-
dernden Aufgabe nicht alleingelassen sind, sondern unkompliziert
und je nach aktuellem Bedarf Rat und Hilfe erhalten. Eltern stär-
ken, damit unsere Kinder zu starken Persönlichkeiten heranwach-
sen können – das ist unser Ziel.
Helma Orosz
Staatsministerin für Soziales
VorwortderMinisterinfürSozialesundFamilie
Inhaltsverzeichnis
	 Einleitung
1.	Grundlagen – Theoretischer Hintergrund
2.	Aufbau von Kooperationen mit Kindertageseinrichtungen
3.	Auf- und Ausbau einer erziehungs-
partnerschaftlichen Elternarbeit
4.	Angebotsentwicklung und Gestaltung von Veranstaltungen
5.	Kopiervorlagen
6.	Anregungen und Beispiele
7.	Literaturverzeichnis
Inhaltsverzeichnis

Seite
5 - 6
7 - 24
25 - 44
45 - 62
63 - 78
79 - 95
96 - 111
112
Einleitung
Familienbildung in Kooperation mit Kindertageseinrichtungen
durchzuführen hat sich in den vergangenen Jahren als ein erfolg-
reicher Weg erwiesen, um Familien für ihr Miteinander zu stärken
und sie in ihrem Alltag zu unterstützen.
Die Kindertageseinrichtung kann ein vielfältiger und vertrauter
Lernort für Familien sein. Den Weg dahin haben wir im Rahmen
des Landesmodellprojektes „Familienbildung in Kooperation mit
Kindertageseinrichtungen“ erprobt.
Auf Grundlage der Erfahrungen der ersten Projektphase wurde in
der zweiten Projektphase ein strukturiertes Verfahren entwickelt,
um Kooperationen nachhaltig und zügig aufzubauen, zu pflegen
und durch ihre inhaltliche Ausgestaltung die Elternarbeit in Kitas
im Sinne eines erziehungspartnerschaftlichen Miteinanders weiter-
zuentwickeln.
Der Weg hat sich bewährt und liegt nun ausführlich beschrieben
als Handbuch vor.
Die Inhalte, Abläufe und Ergebnisse der zweiten Projektphase sind
im Abschlussbericht dargestellt. Aus diesem Grund haben wir uns
bei der Gestaltung des Handbuchs auf jene Elemente konzentriert,
die Sie als Praktiker in Ihrer täglichen Arbeit unterstützen.
Kapitel 1 gibt einen kurzen Einblick in theoretische Hintergründe,
die bei dem Aufbau von Kooperationsbeziehungen zwischen Fami-
lienbildung und Kindertageseinrichtungen von Bedeutung sind.
Die Kapitel 2 bis 4 beschreiben den „Weg der Praxis“:
Wie werden Kooperationen mit Kindertageseinrichtungen auf-
gebaut? Welche Schritte sind beim Auf- und Ausbau eines erzie-
hungspartnerschaftlichen Miteinanders zu gehen? Was ist bei der
Planung und Durchführung von Veranstaltungen und Angeboten
wichtig? Die Schritte sind als „Roter Faden“ gedacht, der Orientie-
rung geben will. Bei der Umsetzung sind in jedem Fall die jewei-
ligen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen.
In Kapitel 5 und 6 finden Sie Kopiervorlagen und Anregungen für
die Praxis.
Die Kopiervorlagen sind für Sie als Arbeitsinstrumentarium ge-
dacht. Die Praxis zeigt jedoch, dass im Sinne der Flexibilität des
Ansatzes Vorlagen im Gespräch mit Kita-Teams und Eltern ange-
passt werden müssen. Die Muster dienen als „Anregungen von der
Praxis für die Praxis“ dazu, Beispiele zu zeigen und Ideen anschau-
lich zu machen.
Einleitung
Den Kooperationsaufbau haben in beiden Modellphasen pädago-
gische Fachkräfte an den unterschiedlichen Standorten geleistet.
Diese Fachkräfte wurden als Koordinatoren bezeichnet. Da es sich
in der Mehrzahl um weibliche Fachkräfte handelte, wird in dem
Handbuch der Einfachheit halber die weibliche Form – Koordinato-
rin – verwendet. Alle männlichen Fachkräfte – die bisherigen und
zukünftigen – sind damit eingeschlossen.
Wir möchten all denen herzlich danken, die die Projektarbeit in
den letzten Jahren unterstützt und begleitet haben. Besonderer
Dank gilt Frau Wenzler aus dem Sozialministerium und Herrn
Brinkel vom Sächsischen Landesjugendamt. Die Mitglieder des
Projektbeirats bereicherten die Projektarbeit durch viele konstruk-
tive Diskussionen - auch ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
Herrn Prof. Knoll und Frau Braun vom Lehrstuhl für Erwachsenen-
pädagogik der Universität Leipzig danken wir für die konstruktive
und inhaltlich bereichernde wissenschaftliche Begleitung. Weiterer
Dank für das aktive Mittun geht an die Leiterinnen, Erzieherinnen
und Eltern der beteiligten Kindertageseinrichtungen.
Ein ganz besonderer Dank gilt den Koordinatorinnen für Ihre
engagierte Arbeit. Sie haben das Projekt an vier Modellstandorten
in Sachsen ganz konkret betrieben und vorangebracht. Die hier
beschriebenen Wege und Instrumente sind mit ihnen gemeinsam
entwickelt, erprobt und diskutiert worden.
Das Handbuch muss nicht so bleiben, wie wir es geschrieben ha-
ben. Es darf sich entwickeln. Das heißt, Sie als Praktiker sollen es
mit Ihren eigenen Ideen, Gedanken, methodischen Anregungen
und Texten füllen.
Viel Erfolg bei der Umsetzung!
Dresden, im Juli 2007
Für das Projektteam
Günter Refle und Christiane Voigtländer
Felsenweg-Institut der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie
Einleitung
Grundlagen –
Theoretischer Hintergrund
IKapitel
Grundlagen–TheoretischerHintergrund
I

Es ist unumstritten, dass die Familie eine elementare Bedeutung
für das gelingende Aufwachsen von Kindern hat. Ob ein Kind sich
wohl fühlt und ob es seine Potentiale bestmöglich entfalten kann,
hängt entscheidend von seinem familiären Umfeld ab. In der Fami-
lie erfahrene Wärme, emotionale Unterstützung und verständliche
Regeln sind wichtige Schutzfaktoren für eine positive Entwicklung
des Kindes.
Die Familie ist die früheste und wichtigste Sozialisationsinstanz
einer Gesellschaft. In ihr werden junge Persönlichkeiten nachhaltig
geprägt. Darüber hinaus ist die Familie die erste und grundlegende
Bildungsinstitution für Kinder. Hier werden zentrale Fähigkeiten
für lebenslanges Lernen geschaffen.
Der Gesetzgeber ist sich der Bedeutung der Familie bewusst und
sieht das Kindeswohl im systemischen Zusammenhang mit der Fa-
milie. So benennt das SGB VIII u. a. als Leitziele die Schaffung einer
familienfreundlichen Umwelt und die Unterstützung und Beratung
von Eltern bei der Erziehung.
Eine Form der Unterstützung und Beratung von Eltern bei der
Erziehung stellt die Familienbildung dar. Deren zentrales Anliegen
ist die Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenz.
Erziehungskompetenzen sind keine feststehenden Sachverhalte,
sondern komplexe, soziale Konstruktionen. Sie beschreiben auch
keine „Ein-Personen-Merkmale“ im Sinne eines Kataloges von
Fähigkeiten und Kenntnissen, die einer Mutter oder einem Vater
jederzeit und beziehungsunabhängig zur Verfügung stehen. Jede
Kompetenz realisiert und aktualisiert sich immer in ganz kon-
kreten und einmaligen Interaktionen mit dem jeweiligen Kind.
Grundlagen –
Theoretischer Hintergrund
Familie
Kindeswohl
Systemische Wechselwirkung
“Wir finden, Kinder sind etwas Grossartiges. Sie machen das Land menschlicher.“
											 Tilman Gerwien
Grundlagen–TheoretischerHintergrund
I

Der wissenschaftliche Beirat für Familienfragen des Bundesminis-
teriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat vier Kompe-
tenzklassen elterlicher Kompetenzen beschrieben, die sich für die
Befriedigung der Grundbedürfnisse und Entwicklungserfordernisse
von Kindern als wichtig erwiesen haben:
/	selbstbezogene
/	kindbezogene
/	kontextbezogene
/	handlungsbezogene
Unter selbstbezogenen Kompetenzen werden vor allem Dispo-
sitionen der Eltern beschrieben, die im Zusammenhang mit be-
ziehungs- und erziehungsthematischen Situationen stehen. Dazu
gehört z. B., sich Wissen über die Entwicklung und den Umgang
mit Kindern anzueignen, eigene Emotionen zu kontrollieren und
überlegt handeln zu können, eigene Fehler einzugestehen und
offen für Veränderungen zu sein.
Die kindbezogenen Kompetenzen umfassen eine Reihe von Dis-
positionen mit deren Hilfe Eltern auf individuelle Besonderheiten
und Entwicklungserfordernisse ihrer Kinder eingehen können, wie
z. B. Zuneigung zeigen, empfänglich sein für kindliche Bedürfnisse,
kindliche Entwicklungspotentiale erkennen und zu ihrer Verwirkli-
chung beitragen können.
Die inhaltliche Beschreibung der kontextbezogenen Kompetenzen
zielt vor allem auf Dispositionen ab, mit denen Eltern in der Lage
sind, den (Lebens-)Kontext der Kinder entwicklungsförderlich zu
gestalten. Dazu gehört beispielsweise, dass Eltern zusammen mit
ihren Kindern Situationen aufsuchen oder gestalten, die für die
Kinder entwicklungsförderlich sind (z. B. Zoobesuche, kreative
Spielsituationen).
Zur Klasse der handlungsbezogenen Kompetenzen gehört, dass
Eltern Vertrauen in die eigene Handlungsfähigkeit haben, ange-
kündigtes Handeln auch tatsächlich umsetzen oder ihr Handeln
erfahrungsgeleitet ändern und an neue Gegebenheiten anpassen
(z. B. bei veränderten Familienverhältnissen oder sich ändernden
Entwicklungsaufgaben der Kinder).
Grundlagen–TheoretischerHintergrund
I
10
Anliegen des Projektes
Das Projekt will als zentrales Anliegen Eltern in ihren Erziehungs-
aufgaben unterstützen. Deshalb sollen
/	Eltern in der Ausübung ihrer Erziehungsaufgaben sicher und
stark gemacht werden (präventiv).
/	viele Eltern in Sachsen mit bedarfsgerechten Bildungsangebo-
ten erreicht werden (bedarfsgerecht).
/	die Angebote inhaltlich, zeitlich und örtlich an den Lebens-
welten von Familien orientiert werden (niederschwellig).
Der Weg der Umsetzung soll durch den Aufbau von Koopera-
tionen zwischen Einrichtungen der Familienbildung und Kitas
geschehen.
Die Gründe dafür sind:
/	In Sachsen besuchen nahezu alle Kinder zwischen 3 und
6 Jahren eine Kita.
/	Für viele Eltern sind Erzieherinnen wichtige Ansprechpartne-
rinnen, wenn es um Fragen der Erziehung und Bildung ihrer
Kinder geht.
/	Die Erzieherinnen genießen aufgrund der Nähe und ihres
Fachwissens ein hohes Vertrauen bei den Eltern.
Das Projekt greift die Bemühungen vieler Kitas auf, Ihre Elternar-
beit vertiefen und erweitern zu wollen. Dies geschieht nach einer
im Landesmodellprojekt erprobten und bewährten Vorgehenswei-
se und unter Berücksichtigung einrichtungsspezifischer Rahmenbe-
dingungen. Zentrales Anliegen dieser Unterstützung ist die Beglei-
tung, Beratung und Qualifizierung der Erzieherinnen
/	in der Weiterentwicklung der Erziehungs- und Bildungs-
partnerschaft.
/	in der Weiterentwicklung und Umgestaltung ihrer Einrichtung
zu einem (Lern-) Ort für Familien.
Grundlagen–TheoretischerHintergrund
I
11
Bei der Umsetzung der Projektidee werden sowohl regionale als
auch einrichtungsspezifische Besonderheiten berücksichtigt. Die
Weiterentwicklung der Kitas hin zu einem Lernort für Familien
geschieht in Übereinstimmung mit den Anliegen des Sächsischen
Bildungsplans.
Bei der institutionellen Weiterentwicklung bzw. Umgestaltung
haben sich drei Kooperationsmodelle herauskristallisiert. Die
Entscheidung, welches der drei Modelle von der jeweiligen Einrich-
tung angestrebt wird, obliegt der Einrichtung selbst.
1.	Das Grundmodell
Innerhalb der Regeltätigkeit wird die vorhandene Elternarbeit
qualitativ in Richtung Erziehungs- und Bildungspartnerschaft um-
gestaltet. Das Bewusstsein über familienbildnerische Anteile in der
eigenen Tätigkeit wird gestärkt.
2.	Das erweiterte Modell
Zusätzlich zum Regelangebot für Kinder und Familien finden sich
weitere Angebote und Dienstleistungen für Familien. Die Kita er-
weitert ihr Angebotsspektrum, indem sie Angebote der Familien-
bildung in ihrer Einrichtung aufnimmt. Diese Leistungen werden
nicht durch eigenes Personal geleistet.
3. 	Das integrierte Modell
Die Kita entwickelt sich zu einem Familienzentrum, das selbst
Angebote der Familienbildung übernimmt und durchführt. Damit
wird sie zu einem expliziten Leistungserbringer der Familienbil-
dung. Für das Erbringen dieser Leistungen werden zusätzliche
zeitliche und finanzielle Ressourcen benötigt, da sie nicht mehr
über die Regelfinanzierung der Kita abgedeckt ist. Das Kitaperso-
nal muss sich in der Regel Zusatzqualifikationen erwerben.
Gut zu wissen!
Der Sächsische Bildungsplan erachtet es ebenso als eine un-
erlässliche Voraussetzung für eine optimale Förderung der
Kinder, dass Eltern in das Kita-Geschehen miteinbezogen und
Erziehungs- und Bildungspartnerschaften aufgebaut werden.
Grundlagen–TheoretischerHintergrund
I
12
Voraussetzung für eine tragfähige Kooperationsbeziehung ist, dass
sich beide „Welten“ verstehen. Dazu gehört u.a. die Anliegen, Ziel-
setzungen und Leitbilder des anderen „Fachbereichs“ zu kennen.
Die Welt der Familienbildung verstehen
/	Anforderungen an die Familienbildung sind:
/	Prävention
/	Bedarfsgerechtigkeit
/	Niederschwelligkeit
Präventive Familienbildung will Familien stärken und begleiten,
bevor sich Belastungssituationen zuspitzen können. Sie grenzt sich
damit von intervenierenden Angeboten der Familienhilfe ab. Prä-
ventive Angebote der Familienbildung verfolgen einen ressourcen-
orientierten Ansatz. Familiäres Miteinander wird demnach nicht
grundsätzlich als defizitär betrachtet. Der Fokus richtet sich viel-
mehr auf die Förderung schon vorhandener Stärken von Familien
und damit auf die Aktivierung von Selbsthilfekompetenzen.
Familienbildung muss sich an den Bedürfnissen der Familien orien-
tieren und ihre Angebote bedarfsgerecht auswählen und gestal-
ten. Um Familien für ihren Alltag und ihr Miteinander zu stärken,
gilt es, dort anzusetzen, wo tatsächlich Fragen und Unterstüt-
zungsbedarf vorhanden sind.
Die Welt des Anderen kennen verstehen
Voraussetzung für Kooperationen:
Welt der
Familien-
bildung
Welt der Kita
Grundlagen–TheoretischerHintergrund
I
13
Niederschwelligkeit beschreibt die Orientierung familienpädago-
gischer Angebote an den Lebenswelten der Familien. Wichtig ist
in diesem Zusammenhang ein einfacher Zugang zu Angeboten.
Dieser wird beispielsweise erreicht durch Alltagsnähe, räumliche
und zeitliche Erreichbarkeit, Freiwilligkeit und Anonymität bzw.
Vertraulichkeit.
/	Ansatzpunkte der Familienbildung
Familienbildung orientiert sich immer an der Lebenswelt der
Familien. Sie kann an den Lebensphasen einer Familie ansetzen
(Lebensphasen-Ansatz) oder an den Aufgaben, die Familien zu
bewältigen haben (Aufgabenorientierter Ansatz).
Im Leben einer Familie gibt es verschiedene natürliche Phasen. Die
Übergänge von einer Phase in die nächste bringen oft große Ver-
änderungen und damit Unsicherheiten für die Familienmitglieder
mit sich. Sie stellen deshalb eine gewisse Herausforderung dar
und können als krisenhaft erlebt werden. Auf diese übergangsbe-
dingten Herausforderungen sollen Familien vorbereitet werden.
Im Sinne des aufgabenorientierten (oder auch lebenslagenorien-
tierten) Ansatzes setzt Familienbildung an besonderen Lebenssitu-
ationen und den in diesen Situationen vorhandenen Bedürfnissen
von Familien an. Dies sind nicht allein unmittelbare Bildungsbe-
dürfnisse, sondern Bedürfnisse nach Kontakt und Austausch, nach
Entlastung durch Dienstleistungen und nach anregender Freizeit-
gestaltung.
Paar-
beziehung
Schwanger-
schaft
Baby-
phase
Kleinkind-
phase
F a m i l i e n - L e b e n s p h a s e n - A n s a t z
Kind-
phase
Jugend-
phase
Leere
Nestphase
Großeltern-
phase
Grundlagen–TheoretischerHintergrund
I
14
/	Zielgruppen der Familienbildung
Angebote der Familienbildung stehen grundsätzlich allen Inter-
essierten offen. Das Sächsische Staatsministerium für Soziales hat
in seinem Konzept zur Familienbildung in Sachsen vier Hauptziel-
gruppen formuliert:
/	bildungsinteressierte und bildungsgewohnte Eltern, die
weiterhin Angebote der Familienbildung wahrnehmen
wollen und sollen
/	bildungsungewohnte Eltern, d. h. Menschen, die Bildungs-
angeboten eher skeptisch gegenüber stehen, was nicht
automatisch gleichzusetzen ist mit geringerem Einkommen
oder sonstigen Belastungen
/	Eltern, deren Belastungssituation eine erhöhte Wahrschein-
lichkeit für einen mittelfristigen Hilfebedarf im Sinne des
KJHG erwarten lässt
/	Väter
Hinzu kommen weitere Zielgruppen, wie Menschen mit Migra-
tionshintergrund, mit Handicaps, mit besonderen sozialen Pro-
blemen und Belastungen (wie z. B. pflegende Angehörige) und
Senioren.
/	Familienbildung als Querschnittsaufgabe
Familien kommen in ihren verschiedenen Lebensphasen mit unter-
schiedlichen Einrichtungen des Gesundheits-, Bildungs-, und Sozial-
wesens in Kontakt. In deren Angeboten sind häufig Anteile von
Familienbildung enthalten. Neben den haupt- und ehrenamtlichen
Mitarbeitern in den Einrichtungen der Familienbildung, den ex-
pliziten Akteuren, setzen sich implizite Akteure unterschiedlicher
Professionen in verschiedenen Einrichtungen dafür ein, Eltern in
ihrer Erziehungskompetenz zu stärken.
Paar-
beziehung
Schwanger-
schaft
Baby-
phase
Kleinkind-
phase
I m p l i z i e r t e A k t e u r e d e r F a m i l i e n b i l d u n g
Kind-
phase
Jugend-
phase
Leere
Nestphase
Großeltern-
phase
Frauenarzt Hebamme
Kinderarzt
LehrerErzieherinnen
..... .....
Grundlagen–TheoretischerHintergrund
I
15
Implizite Akteure der Familienbildung sind Berufsgruppen außer-
halb der Familienbildung, deren professionseigenes berufliches
Handeln familienbildnerische Elemente umfasst. Sie besitzen na-
türliche soziale Kontakte zu Familien, die in der Regel nicht pro-
blembelastet sind und niederschwellige Zugänge zu Familien
ermöglichen. Damit sind auch Familien erreichbar, die sonst häufig
nicht durch präventive Angebote erreicht werden.
Sie sind dadurch erste Ansprechpartner für Eltern im Hinblick auf
erzieherische Fragestellungen und können Eltern an andere An-
gebote weitervermitteln. Sie kennen ihre Zielgruppen und deren
spezifische Lebenslage, so dass sie auf Grund ihrer Zielgruppen-
nähe passgenaue Angebote entwickeln und positionieren können.
Folgende Punkte sind für eine erfolgreiche Erweiterung der Famili-
enbildung von zentraler Bedeutung:
1. 	 Implizite Akteure der Familienbildung fühlen sich schnell
überfordert von dem Anspruch, jetzt auch noch Familien-
bildung machen zu müssen. Für sie ist es entlastend, die
Anteile ihrer Regeltätigkeit zu identifizieren, innerhalb
derer sie „sowieso“ die Erziehungs- und Beziehungskompe-
tenz von Eltern stärken. Daran anknüpfend kann mit ihnen
erarbeitet werden, wie sie diese Anteile ohne wesentliche
Mehrbelastung qualitativ verbessern oder mit zusätzlichen
Ressourcen weiter ausbauen können.
2. 	 Explizite Akteure der Familienbildung mit dem Auftrag
Netzwerkknotenpunkte zu bilden, haben die Verantwor-
tung, die impliziten Akteure in das sozialräumliche Netz-
werk zu integrieren und sie als Professionelle der Famili-
enbildung partnerschaftlich in der Wahrnehmung ihrer
Aufgaben zu unterstützen. In der Praxis übernehmen sie
teilweise beratende Funktionen.
3. 	 Die Kontexte der einzelnen Professionen müssen unbedingt
Beachtung finden. Hierzu zählt ihr Selbstverständnis, ihre
Zielsetzungen und Leitbilder, ihre Organisationsstrukturen
und ihre Handlungsspielräume.
Grundlagen–TheoretischerHintergrund
I
16
Die Welt der Kita verstehen
1.		 Der Grundauftrag der Kita
Kindertageseinrichtungen arbeiten in sozialpädagogischer Aus-
richtung nach einem ganzheitlich verstandenen Erziehungs-,
Bildungs- und Betreuungsauftrag, bei dem alters- und entwick-
lungsspezifische Besonderheiten der Kinder berücksichtigt werden
sollen. Dabei haben die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und
die Beratung und Information der Erziehungsberechtigten eine
wesentliche Bedeutung. Der Kindergarten ergänzt die Erziehung
in der Familie und eröffnet den Kindern erweiterte und umfas-
sendere Erfahrungs- und Bildungsmöglichkeiten über das familiäre
Umfeld hinaus. Dabei hat der Kindergarten seinen Erziehungs-
und Bildungsauftrag im ständigen Kontakt mit der Familie und
anderen Erziehungsberechtigten durchzuführen (vgl. §2f GTK / §2
SächsKitaG).
Im Rahmen des Sächsischen Bildungsplans werden familienunter-
stützende Funktionen beschrieben, die Kindertageseinrichtungen
übernehmen sollten. Neben dem primären Erziehungs-, Bildungs-
und Betreuungsauftrag der Kinder werden ihnen familienbeglei-
tende, entlastende, präventive und kompensatorische Aufgaben
zugewiesen.
2.		 Der Sächsische Bildungsplan
Für den Aufbau von Kooperationen mit Kitas ist es unerlässlich,
den für alle sächsischen Einrichtungen bestimmenden Bildungsplan
aufzugreifen. Der Sächsische Bildungsplan stellt gewissermaßen
den „Masterplan“ für die Kitas dar.
Seine Intention liegt in einem gemeinsamen Nachdenken über
Bildung und Erziehung und dem Ziel der Professionalisierung des
pädagogischen Handelns. In ihm werden auf der Grundlage einer
neuen Sicht auf das Kind und der Beschreibung des Bildungs- und
Lernverständnisses sechs Bildungsbereiche entfaltet.
Das im Sächsischen Bildungsplan beschriebene neue Bild vom Kind
geht vom Kind als Akteur seiner eigenen Entwicklung aus. Bil-
dung wird verstanden als eine ganzheitliche Aneignung von Welt
im Sinne von Selbstbildung in sozialen Kontexten. Dies führt zu
einer veränderten Sicht und Rolle des Erziehenden: nicht mehr das
Belehren, sondern das Ermöglichen steht im Vordergrund pädago-
gischen Handelns.
Grundlagen–TheoretischerHintergrund
I
17
3.		 Elternzusammenarbeit im Sächsischen Bildungsplan
Der Sächsische Bildungsplan erachtet das Einbeziehen der Eltern
und die Zusammenarbeit mit ihnen als unerlässliche Voraussetzung
für eine optimale Förderung der Kinder. Die Familie wird ausdrück-
lich als der primäre Erfahrungsort von Kindern gesehen, in denen
sie ihre ersten Bildungserfahrungen machen. Aus dieser Grundhal-
tung heraus entfaltet der Sächsische Bildungsplan eine erweiterte
Sicht der Kita: Kita wird nicht mehr nur als Ort für Kinder gesehen,
sondern auch als ein Kommunikationsort für Familien. Durch die
Kita sollen Familien nicht nur eine Entlastung erfahren, sondern
sie soll einen Beitrag zur Stabilisierung von Familie leisten. Dies soll
dadurch gewährleistet werden, dass die Kita sich zu einem „Haus
des Lernens für alle“ weiterentwickelt.
Kitas sollen ihre Zusammenarbeit mit den Eltern auf der Grundhal-
tung der Erziehungspartnerschaft gestalten.
Mit dem Eintritt in die Kindertageseinrichtung hat das Kind eine
für seine weitere Entwicklung nicht zu unterschätzende Aufgabe
zu bewältigen. Das Kind öffnet sich einer zweiten Bezugswelt und
erfährt durch sie ebenso Prägungen und Wegweisungen. Für das
Kind hat das Verhältnis der beiden Lebensbereiche zueinander
einen ebenso bestimmenden Charakter wie Ereignisse innerhalb
Sächsischer Bildungsplan:
Kita
Ort für Kinder Ort für Familien
Haus
des Lernens
für alle
Grundlagen–TheoretischerHintergrund
I
18
eines Lebensbereichs. Im Hinblick auf eine gute Entwicklung des
Kindes kann festgestellt werden, dass das Vorhandensein und die
Qualität der sozialen Verbindungen zwischen den Lebenswelten
von großer Bedeutung sind.
Erziehungspartnerschaft kann als Qualitätsbeschreibung des Ver-
hältnisses zwischen Erzieherinnen und Eltern verstanden werden.
Im erziehungspartnerschaftlichen Miteinander wird der Erzie-
hungs- und Bildungsprozess des Kindes in gemeinsamer Verant-
wortung und gleichberechtigt gestaltet.
Erziehungspartnerschaft heißt, Eltern und Erzieherinnen:
u	 öffnen sich füreinander.
Sie machen ihre Erziehungsvorstellungen transparent,
tauschen Informationen über die Entwicklung, das Verhal-
ten und die Erziehung des Kindes und über Konzeption
und pädagogisches Arbeiten in der Kita aus.
u	 kooperieren zum Wohle des Kindes.
Sie erkennen die Bedeutung der jeweils anderen Lebens-
welt für das Kind und versuchen, ihre Erziehungsmethoden
und -ziele aufeinander abzustimmen. Eltern werden in die
pädagogische Arbeit einbezogen.
u	 akzeptieren sich gegenseitig als Experten.
u	 unterstützen und ergänzen sich gegenseitig auf der Grund-
lage einer Beziehung, die von Offenheit, Geduld, Akzep-
tanz, Vertrauen und Dialogbereitschaft gekennzeichnet ist.
4.		 Schnittmengen im Bildungs- und Lernverständnis
Die im Sächsischen Bildungsplan grundgelegte Sicht des Kindes,
das Verständnis von Lernen und die daraus folgende Rolle der
Erzieherin sowie die dargestellte Elternzusammenarbeit sind wich-
tige Anknüpfungspunkte für die Kooperation.
Im Projekt wurden diese Anknüpfungspunkte in Beziehung gesetzt
zu den theoretischen Grundlagen der Familien- und Erwachsenen-
bildung. Aufgabe war es, zu prüfen, inwieweit das Bildungsver-
ständnis, die Sicht des Lehrenden und Lernenden mit den im Säch-
sischen Bildungsplan dargelegten Sichtweisen kompatibel sind.
Bildung im Sächsischen Bildungsplan wird beschrieben als Selbstbil-
dung in sozialen Kontexten. Das Bildungsverständnis der Erwach-
senenbildung ist ebenfalls eines der Selbstbildung. In der päda-
gogischen Psychologie wird zunehmend eine konstruktivistische
Lerntheorie vertreten. Lernen ist ein selbstgesteuerter und aktiver
Grundlagen–TheoretischerHintergrund
I
19
Prozess. Der Lernende arbeitet neues Wissen in vorhandene Struk-
turen ein – er konstruiert und rekonstruiert ein Leben lang. Die
Selbstbestimmtheit und Alltagsrelevanz von Lernprozessen sind bei
erwachsenen Lernern besonders stark ausgeprägt.
Der Erwachsenenbildner versteht sich als Begleiter und Ermögli-
cher von Lernprozessen, er gestaltet Lernumgebungen und akti-
viert den Lernenden, um vorhandenes Wissen aufzudecken und
weiterzuentwickeln. Hier wird deutlich, dass das Verständnis von
Lernen und Lehren im Sächsischen Bildungsplan durchaus kompati-
bel mit dem Ansatz der Erwachsenenbildung ist.
Die Gestaltung der Kooperation
Für den Aufbau trägfähiger Kooperationen zwischen der Familien-
bildung und der Kita bedarf es einer Vorgehensweise seitens der
Koordinatorin, die von gewissen Sicht- und Handlungsweisen ge-
prägt ist. Darüber hinaus müssen die Aufgaben und damit das
Handlungs- und Kompetenzprofil der Koordinatorin geklärt sein.
Grundlegende Herangehensweisen und Sichtweisen
Beim Aufbau von Kooperationen und beim Auf- und Ausbau von
Erziehungspartnerschaft sind folgende grundlegende Herange-
hensweisen förderlich.
1.		 Wertschätzung der bestehenden (Eltern-) Arbeit:
		 a)	 Die Koordinatorin hat echtes Interesse, die pädagogische 	
		 Arbeit kennenzulernen und vor allem verstehen zu wollen.
		 b) 	 Die Art und Weise wie das Projekt vorgestellt wird, muss 	
		 die Wertschätzung betonen:
				 I. es geht nicht um das Abschaffen vorhandener Eltern-
		 arbeit, sondern um das Aufgreifen von Bestehendem
				 II. Betonung einer einrichtungsspezifischen Vorgehens-
		 weise, d. h. eine exakte Abstimmung auf die Bedürfnisse 	
		 und Möglichkeiten der jeweiligen Einrichtung
“Gerade für Erwachsene sind Aspekte wie Eigenaktivität, Interessenbezug, Eigenver-
antwortlichkeit, Integration gemachter Erfahrungen und bestehender Überzeugungen
sowie Bezug zu konkreten Situationen besonders wichtig.“	 Reimann-Rothmeier/Mandl
Grundlagen–TheoretischerHintergrund
I
20
2.		 Ressourcenorientierung – Anknüpfen an „Sowiesos“:
	 	 a) 	 Das, was sowieso schon getan wird, findet Beachtung:
				 I. Bezug zum Sächsischen Bildungsplan herstellen
				 II. Bewusstmachen familienbildnerischer Elemente inner-
		 halb der laufenden Elternarbeit
		 b) 	 Die hohe Arbeitsbelastung der Erzieherinnen berück-
		 sichtigen:
				 I. alle Vorschläge an dem Maßstab des Leistbaren messen
				 II. Erzieherinnen vor „sich selbst schützen“, d.h. die
		 Koordinatorin erklärt sich zum „Zeitwächter“
3.		 Stärkenorientierung:
		 a) 	 zunächst gilt es „das halbvolle und nicht das halbleere
		 Glas“ zu sehen
		 b) 	 Die Einrichtung wurde nicht auf Grund von Defiziten
		 ausgewählt (häufiges Vorurteil)
		 c) 	 Probleme als Entwicklungspotenziale begreifen und so
		 benennen
4.		 Lösungsorientierung:
		 a) 	 Es geht um Lösungsfindung, nicht primär um die Analyse 	
		 oder Darstellung der Probleme.
5.		 Reflektiertes Arbeiten
		 a) 	 Im Sinne eines qualitätsorientierten Handelns muss die
		 gemeinsame Arbeit hinsichtlich der Zielereichung in regel-
		 mäßigen Abständen reflektiert werden.
		 b) 	 Aus den gewonnen Erfahrungen gilt es, für die zukünftige 	
		 Weiterarbeit Konsequenzen zu ziehen.
Diese Sichtweisen und Herangehensweisen können als eine Art
Brille verstanden werden, durch die bei allen Handlungsschritten
im Rahmen der Kooperation geblickt wird.
Grundlagen–TheoretischerHintergrund
I
21
Rolle und Aufgabe der Koordinatorin
Die beiden Haupttätigkeitsfelder liegen im Bereich des
/	Auf- und Ausbaus von Kooperationsbeziehungen
/	Auf- und Ausbaus erziehungspartnerschaftlicher Elternarbeit.
Die Koordinatorin muss Kooperationen initiieren. Sie ist zumindest
am Anfang der „Anschieber“ bzw. „Startfunke“ für viele entste-
henden Kooperationen. Um Kooperationsbeziehungen tragfähig
und stabil zu machen, ist es notwendig, dem Miteinander ein „Ge-
sicht“ zu geben, eine Kultur zu schaffen und somit die Beziehung
zu gestalten. Die entstandenen Kooperationen gilt es weiterhin
zu koordinieren. Koordinieren meint gerade jene Vorgehenswei-
se, die nicht bestimmend, sondern fördernd ist und genug Raum
schafft, dass Eigenaktivitäten entstehen können.
Im Aufbau von Erziehungspartnerschaften erhalten die Kitas
durch die Koordinatorin Unterstützung in ihren Bemühungen,
die Zusammenarbeit mit Eltern zu vertiefen. Auf dem Weg der
Umgestaltung ihrer Einrichtung zu einem Ort für Familien werden
sie begleitet, und bei der konkreten Planung und Gestaltung von
Erziehungspartnerschaften erhalten sie Beratung seitens der Koor-
dinatorin.
Tätigkeitsfelder der Koordinatorin
Auf- und Ausbau
von Kooperations-
beziehungen
Auf- und Ausbau
erziehungs-
partnerschaftlicher
Elternarbeit
initiieren
koordinieren
gestalten
unterstützen
beraten
begleiten
Grundlagen–TheoretischerHintergrund
I
22
/	Diese Tätigkeiten lassen sich in unterschiedliche Aspekte eines
Rollenprofils zusammenfassen.
/	Vermittlerin im Feld der Information
		 Dies bezieht sich vor allem darauf, dass die Koordinatorin
in der Lage sein muss, die Idee der Familienbildung in den
Kindertageseinrichtungen den Erzieherinnen und Eltern
vermitteln zu können und diese dafür motivieren und
begeistern zu können. Dabei reicht es nicht aus, die bloße
Information darüber zu vermitteln, sondern es bedarf, dass
diese in den Kontext der Institutionen und in Beziehung
zu den beteiligten Personen gestellt werden müssen. Dies
setzt voraus, dass die Koordinatorin nicht nur Wissen aus
dem Bereich der Familienbildung vorweisen kann, sondern
auch mit dem System der Kindertageseinrichtungen und
der Lebenssituation von Familien mit Kindergartenkindern
vertraut ist.
/	Beraterin im Feld der Reflexion
		 Der Berater im Feld der Reflexion geht von vornherein von
dem Grundsatz aus, dass er nicht mehr wissen kann als der
Betroffene selbst und nur behilflich dabei ist, die vorhan-
denen Potenziale und Ressourcen hervorzubringen. Dieses
Rollenprofil ist von zentraler Bedeutung, da den Kinder-
tageseinrichtungen nichts komplett Neues „übergestülpt“
werden soll, sondern man in einem gemeinsamen Entwick-
lungsprozess (der von der Koordinatorin begleitet wird)
schaut, welche Entwicklungen möglich und welche Ressour-
cen dafür vorhanden sind (anknüpfen an dem, was bereits
da ist). Diese Beraterfunktion hat ebenfalls eine wichtige
Bedeutung, wenn es darum geht gemeinsam mit den Erzie-
herinnen die eigene Berufsrolle zu reflektieren und sich mit
den Anforderungen an diese Rolle auseinander zu setzen.
/	Moderatorin im Feld der Kommunikation
		 Das Profil des Moderators im Feld der Kommunikation
birgt eine initiierende Funktion in sich. Der Koordinatorin
kommt dabei die Rolle eines ständigen Impulsgebers und
Initiator zu. Die Kindertageseinrichtungen sind in ihrer
momentanen Situation nicht in der Lage, diese erweitere
Aufgabe ohne weitere Unterstützung zu bewältigen.
Gleichzeitig übernimmt der Koordinator die Rolle eines
Moderators, wenn es um den Aufbau von Netzwerken und
eine gemeinwesenorientierte Ausrichtung der Arbeit der
Grundlagen–TheoretischerHintergrund
I
23
Kindertageseinrichtungen geht. Er initiiert Netzwerkpart-
nerschaften und bringt die Partner zusammen, die famili-
enunterstützende Angebote in ihrem Leistungsspektrum
haben.
/	Dieses Rollenprofil beinhaltet verschiedene Aspekte eines
Kompetenzprofils. Die unterschiedlichen Kompetenzfacetten
zeigen sich hier in personengebundenen Fähigkeiten, die für
die Tätigkeit als Koordinatorin notwendig sind.
/	Vermittlungskompetenz:
		 Vermittlungskompetenz drückt sich in der Fähigkeit aus,
Informationen und Wissen zielgruppenorientiert zur Verfü-
gung zu stellen. Dies benötigt Fachwissen, Methodenwis-
sen, Wissen über die Ziel- bzw. Adressatengruppe und die
Fähigkeit diese Aspekte miteinander in Bezug zu stellen.
/	Reflexionskompetenz:
		 Reflexionskompetenz beinhaltet die Fähigkeit zur Analyse
sowie zur Überprüfung von Situationen und Ergebnissen
in Bezug auf ein vorher festgelegtes Ziel. Reflexionskom-
petenz meint aber auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion
(Selbstevaluation), in der allgemeines und fachliches Wissen
auf die eigene Situation bezogen werden.
/	Systemkompetenz:
		 Unter Systemkompetenz kann die Befähigung verstanden
werden, Personen, Gruppen und Institutionen in Beziehung
zueinander zu bringen, deren Kapazitäten zu mobilisieren
und dauerhaft als Ressource zu integrieren.
24
25
Aufbau von Kooperationen
mit Kindertageseinrichtungen
IIKapitel
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
26
Die Zielsetzung der Kooperationen mit den Kindertageseinrich-
tungen steht fest: Es sollen Eltern aus den kooperierenden Ein-
richtungen in der Ausübung ihrer Erziehungsaufgaben sicher
und stark gemacht werden. Dies wird umgesetzt, in dem die
Erziehungspartnerschaften auf- und ausgebaut sowie neue und
bedarfsgerechte Angebote der Eltern- und Familienarbeit durchge-
führt werden.
Die Kita wird durch die Koordinatorin:
/ 	unterstützt in ihren Bemühungen, die Zusammenarbeit mit
Eltern zu vertiefen.
/ 	begleitet auf dem Weg der Umgestaltung ihrer Einrichtung
zu einem Ort für Familien.
/ 	beraten bei der konkreten Planung und Gestaltung
von Erziehungspartnerschaften.
Der Aufbau von Kooperationen mit Kindertageseinrichtungen
ist ein vielschichtiger und komplexer Prozess. Dieser Prozess wird
durch die Koordinatorin im Austausch mit den Erzieherinnen initi-
iert, koordiniert und gestaltet.
Im Blickpunkt des Kooperationsmanagements
stehen drei Kernprozesse:
1. soziale Kernprozesse:
die Gestaltung des Miteinanders und der Kommunikation
2.	funktionale Kernprozesse:
die Klärung von Aufgaben, Zuständigkeiten, Absprachen
und Vereinbarungen, Grenzen der Kooperation aufzeigen
3.	strukturelle Kernprozesse:
die Klärung der Ressourcenfrage,
Gestaltung von transparenten Entscheidungsstrukturen
Aufbau von Kooperationen
mit Kindertageseinrichtungen
“Kooperieren ist die Kunst, unter Berücksichtigung der eigenen Ziele und der
Interessen des Kooperationspartners zielgerichtet zusammenzuarbeiten.“
soziale Kernprozesse
funktionale Kernprozesse
strukturelle Kernprozesse
Gestaltungsprozess
gelungene
Koopera
tionsbezi
ehungen
gelungene Kooperationsbeziehun
gen
soziale Kernprozesse
funktionale Kernprozesse
strukturelle Kernprozesse
Gestaltungsprozess
h	 Erfolgreiches
kooperieren heißt:
kommunizieren
und Beziehungen
aktiv gestalten
hErfolgreiches
kooperieren heißt:
Klarheit schaffen
hErfolgreiches
kooperieren heißt:
ressourcenorien-
tiert arbeiten
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
27
Phasen beim Aufbau von Kooperationen
Hilfreich beim Aufbau von
Kooperationen ist die
Unterscheidung von zeitlich
nacheinander ablaufenden Phasen.
	 1. Organisationsinterne Planungsphase
	 Schritt 1 Klärung des eigenen Kooperationsinteresses
	 Schritt 2 Auswahl der Kooperationspartner
Klärung des eigenen Kooperationsinteresses
Die Klärung des eigenen Kooperationsinteresses hat eine zentrale
Bedeutung für Tragfähigkeit und Nachhaltigkeit der Kooperations-
beziehung. Die Erfahrungen zeigen, dass vor allem das Gespräch
zwischen Träger und Koordinatorin wichtig ist, um Nutzen, Rah-
menbedingungen und Ressourcen festzulegen.
.	 Zielsetzung
Die Koordinatorin und der Träger müssen die eigenen Ziele und
den Nutzen bestimmen. Darüber hinaus müssen die internen
Voraussetzungen und Rahmenbedingungen definiert und die zur
Verfügung stehenden Ressourcen festgelegt sein. Die Koordinato-
rin kennt die Erfolgskriterien, an der ihre Arbeit gemessen wird.
- 	 Methode
Die Koordinatorin führt ein persönliches Gespräch mit der Ge-
schäftsführung.
x 	 Ergebnissicherung
Die Koordinatorin hält die Ergebnisse schriftlich fest, damit später
im Sinne von Reflexion und Weiterentwicklung daran angeknüpft
werden kann.
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
28
Als Ergebnisse dieser Klärung liegen gebündelte Aussagen zu
folgenden Fragen vor:
/ 	Welche Zielsetzung und welchen Nutzen verfolgen wir?
/	Was wollen wir bis wann realisiert haben?
(organisationsinterne Erfolgskriterien)
/	Welche Verpflichtungen können wir eingehen?
/	Was können und sollen wir leisten?
/	Welche Rahmenbedingungen stehen
der Koordinatorin zur Verfügung?
/	Welche Ressourcen stehen der Koordinatorin
organisationsintern zur Verfügung?
/	Wer ist organisationsinterner Ansprechpartner
für die Koordinatorin?
Auswahl der Kooperationspartner
Die Auswahl der Kooperationspartner erfolgt auf unterschiedliche
Art und Weise:
/	Kitas kommen mit eigenem Kooperationswunsch
auf die Koordinatorin zu.
/	Kitas werden über Dritte vermittelt.
In beiden Fällen gilt es anhand von gewissen Kriterien zu prüfen,
ob eine zukünftige Zusammenarbeit sinnvoll ist.
Auswahl von Kitas als Kooperationspartner
Kitas fragen
selbst an
Kitas werden
vorgeschlagen
Auswahl
Koordinatorin
Kriterien
Jugendamt
freie Träger
Stadtteilrunde
eigener Träger
und Andere
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
29
.	 Zielsetzung
Die Koordinatorin muss anhand von Kriterien entscheiden, zu
welchen Kitas Kontakt aufgenommen werden soll.
-	 Methode
Bei der Auswahl werden relevante Rahmenbedingungen bzw.
Kriterien (organisationsinterne und organisationsexterne) berück-
sichtigt und fließen in die Entscheidung ein.
Kriterien sind:
/	Freiwilligkeit: die Kooperation muss gewollt sein
/	Leistbarkeit: die Kita muss genügend Freiräume für die
Kooperation zur Verfügung haben
/	Trägerzustimmung: die Kooperation ist vom Träger gewollt
x	 Ergebnissicherung
Die für die Auswahl relevanten Kriterien werden schriftlich fest-
gehalten, so dass zu einem späteren Zeitpunkt die getroffenen
Entscheidungen nachvollziehbar sind (umfasst sowohl die positive
als auch die negative Auswahl).
Als Ergebnisse liegen gebündelte Aussagen zu
folgenden Fragen vor:
/	Welche Beweggründe liegen bei den Kitas vor, die
sich aktiv um eine Zusammenarbeit bemühen?
/	Welche Beweggründe haben die „Vermittler“ von Kitas?
/	Ist bei der Auswahl der Kitas das Verhältnis von öffent-
lichen und privaten Einrichtungen berücksichtigt worden?
/	Sind die Interessen und Anliegen der Verwaltung (Jugend-
amt) und des Jugendhilfeausschusses bekannt und bei der
Entscheidungsfindung berücksichtigt worden?
/	Steht die Anzahl der (neuen) Kitas in einem realistischen
Verhältnis zu den zur Verfügung stehenden Ressourcen?
/	Ist die Leiterin über die Vermittlung seitens des Trägers in
Kenntnis gesetzt?
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
30
	 2. Phase der Kontaktaufnahme
	 Schritt 1 Telefonat mit der Leiterin
	 Schritt 2 Treffen mit der Leiterin in der Einrichtung
	 Schritt 3 Vorstellung der Kooperationsidee im Team
	 Schritt 4 Vorstellung der Kooperationsidee bei der
	 Elternschaft
Telefonat mit Leiterin
Die persönliche Kontaktaufnahme mit der Leiterin einer Einrich-
tung beginnt mit dem Telefonat. Dieses Gespräch prägt den ersten
Eindruck, den die Leiterin von der Koordinatorin gewinnt und legt
in einem gewissen Sinn auch die emotionale Basis für die Einschät-
zung der Kooperationsidee.
.	 Zielsetzung
Die Koordinatorin hat in einer guten Gesprächsatmosphäre einen
Besuchstermin bei der Leiterin vereinbart. Die Leiterin hat eine
erste Vorstellung von der Projektidee gewonnen und wünscht sich,
beim Vororttermin Näheres darüber zu erfahren.
-	 Methode
Die Koordinatorin führt ein Telefonat unter Berücksichtigung fol-
gender Punkte:
/	kurze Vorstellung (Name und Funktion)
/	in wenigen Sätzen erläutert sie das Projektanliegen
/	in wenigen Sätzen erläutert sie, wie es zur Auswahl der
Einrichtung kam
/	fragt nach, ob die Leiterin ggf. über ihren Träger / Jugend-
amt informiert worden ist
/	fragt nach, ob die Leiterin das Projekt kennt bzw. schon
mal etwas darüber gehört hat
/	vereinbart einen Vororttermin in der Kita und berücksich-
tigt dabei den Tagesablauf der Leiterin, bzgl. der Uhrzeit
als auch der Gesprächsdauer (sollte jedoch mindestens eine
Stunde sein)
h	 Berücksichtigen Sie
bei der Gesprächs-
vorbereitung, ob
es sich um eine
„vermittelte“ Kita
handelt!
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
31
x	 Ergebnissicherung
Die Koordinatorin hält die Ergebnisse des Tefonats für die Vor-
bereitung des Besuchstermins schriftlich fest.
/	Besuchstermin in der Einrichtung
/	erster Eindruck über den Kenntnisstand der Leiterin über
das Projekt
/	erster Eindruck, wie die Leiterin zu dem Projekt steht (ggf.
Erwartungen, Skepsis etc.)
Treffen mit der Leiterin in der Einrichtung
Das Gespräch mit der Leiterin vor Ort in der Einrichtung ist das
„Herzstück“ der persönlichen Kontaktaufnahme. Verläuft dieses
Treffen positiv, ist der erste Schritt für den Aufbau einer Beziehung
zur Einrichtung gelungen.
Persönliche Kontaktaufnahme umfasst:
/	persönliches Kennenlernen
/	Kennenlernen der Projektidee (für die Leiterin)
/	Kennenlernen der Einrichtung (für die Koordinatorin)
.	 Zielsetzung
Die Leiterin konnte für das Projekt gewonnen werden. Die Leiterin
kennt das Anliegen und die Ziele des Projektes und hat eine erste
Vorstellung, wie diese Ideen für ihrer Einrichtung umgesetzt wer-
den können (aus „dem“ Projekt ist „unser“ Projekt geworden).
Die Koordinatorin hat einen ersten Eindruck der Einrichtung ge-
wonnen. Sie hat verstanden, welche Schwerpunkte in der Eltern-
arbeit gesetzt werden. Die Wünsche und Hoffnungen der Leiter-
innen in Bezug auf das Projekt sind ihr bekannt.
Die Koordinatorin und Leiterin haben sich kennengelernt.
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
32
-	 Methode
Die Koordinatorin führt ein Zweiergespräch mit der Leiterin. Für
die Vorstellung des Trägers und des Projektes liegen ggf. Materi-
alien vor. Die Materialien sollen das Gesagte visualisieren und der
Leiterin die Möglichkeit geben, im Nachgang zum Gespräch die
Informationen nachzulesen.
Die Koordinatorin erhält eine persönliche Führung durch die Ein-
richtung (evtl. kombiniert mit einer kurzen Begrüßung der Erzie-
herinnen) und lernt in entspannter Atmosphäre die pädagogische
Arbeit, den Stand der Elternarbeit sowie positive Erlebnisse und
Erfolge kennen.
x	 Ergebnissicherung
Ergebnisse auf einen Blick:
/	Das Anliegen und die Ziele des Projektes sind der Leiterin
bekannt.
/	Die Ziele von Familienbildung sind der Leiterin bekannt.
/	Der Zusammenhang zwischen der Umsetzung des Säch-
sischen Bildungsplans und den Projektzielen, sind der Leite-
rin bewusst.
/	Die Anknüpfungspunkte zur bestehenden Elternarbeit der
Einrichtung sind bekannt.
/	Chancen und Bedenken, die die Leiterin geäußert hat, sind
benannt und aufgegriffen worden.
/	Die nächsten Schritte / Termine sind vereinbart worden.
/	Es ist geklärt, zu welchem Zeitpunkt die Elternschaft infor-
miert und integriert wird.
/	Es ist eine positive Grundstimmung gelegt worden.
h	 Nutzen Sie die
Seite „Vorstellung
des Projektes“!
Projekterfahrung
Häufig geäusserte Erwartungen
von Leiterinnen:
u	Weiterentwicklung der Einrichtung in
ihrer Elternarbeit
u	Transparenz der Arbeit für die Eltern
u	Intensivierung der Zusammenarbeit mit
Eltern (Ideen, Potenziale und Ressourcen
der Eltern kennen lernen und nutzen)
u	positive Außenrepräsentanz der Kita
u	Stärkung der Rolle der Erzieherinnen
u	Identifizierung der Eltern mit der Kinder-
einrichtung ihres Kindes stärken
u	abwechslungsreiche und bedarfsgerechte
Angebote für Eltern und Kinder
u	thematische Angebote für Eltern, da Hilflosig-
keit und Überforderung der Eltern in Fragen
der Erziehung immer häufiger beobachtet
werden
u	Vermittlung kompetenter Ansprechpartner
für Familien
Kopiervorlage
	 79
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
33
Für starke Kitas:
	 In Sachsen besuchen nahezu alle Kinder zwi-
schen 3 und 6 Jahren eine Kita. Für viele Eltern
sind Erzieherinnen wichtige Ansprechpartne-
rinnen, wenn es um Fragen der Erziehung und
Bildung ihrer Kinder geht. Die Erzieherinnen
genießen aufgrund der Nähe und ihres Fach-
wissens ein hohes Vertrauen bei den Eltern.
Vor diesem Hintergrund wollen viele Kitas ihre
Elternarbeit vertiefen und erweitern.
Im Projekt „Familienbildung in Kooperation
mit Kindertageseinrichtungen“ werden
u	Kitas unterstützt - in ihren Bemühungen, die
Zusammenarbeit mit Eltern zu vertiefen.
u	Kitas begleitet - auf dem Weg der Umge-
staltung ihrer Einrichtung zu einem Ort für
Familien.
u	Kitas beraten - bei der konkreten Planung
und Gestaltung von Erziehungspartner-
schaften.
Gemeinsam sind wir stark:
Durch den Aufbau von Kooperationen zwischen Einrichtungen der Familienbildung und Kitas soll
die bestehende Elternarbeit in Kitas unterstützt und erweitert werden. Dies geschieht nach einer
im Projekt erprobten und bewährten Vorgehensweise und unter Berücksichtigung einrichtungs-
spezifischer Rahmenbedingungen. Zentrales Anliegen dieser Unterstützung ist die Begleitung der
Erzieherinnen in der Weiterentwicklung der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft. Dies umfasst
unter anderem die Analyse der bestehenden Elternarbeit, eine Bedarfserhebung bei den Eltern, die
Planung und Durchführung von Veranstaltungen usw.
Für starke Familien:
	 Familien leisten viel für unsere Gesellschaft.
„Sie balancieren zwischen zahlreichen Aufga-
ben und Wünschen, zwischen Notwendigkeiten
und begrenzten Möglichkeiten. Für diese
Leistungen verdienen die sächsischen Familien
unsere Anerkennung, unseren Respekt und un-
sere Unterstützung.“ (Helma Orosz, Sächsische
Staatsministerin für Soziales in ihrer Regierungs-
erklärung im April 2006)
Das Projekt „Familienbildung in Kooperation
mit Kindertageseinrichtungen“ will Eltern in
Ihren Erziehungsaufgaben unterstützen. Die
Erziehung der Kinder liegt vor allem in den Hän-
den ihrer Eltern. Deshalb sollen
u	Eltern in der Ausübung ihrer Erziehungsauf-
gaben sicher und stark gemacht werden.
u	viele Eltern in Sachsen mit bedarfsgerechten
Bildungsangeboten erreicht werden.
u	die Angebote inhaltlich, zeitlich und örtlich
an den Lebenswelten von Familien orientiert
werden.
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
34
Vorstellung der Kooperationsidee im Team
Neben der Leiterin sind die Erzieherinnen für die Ausgestaltung
einer Kooperation von zentraler Bedeutung. Verläuft die Vorstel-
lung der Kooperationsidee im Team positiv, hat sich die „Tür weit
geöffnet“.
Neben dem persönlichen Kennenlernen stehen die Vorstellung des
Projektes sowie das Wahrnehmen von Erwartungen, Hoffnungen
und Sorgen seitens der Erzieherinnen im Vordergrund. Die Vor-
stellungsrunde sollte aber nicht inhaltlich überfrachtet werden,
sondern einen Einstiegscharakter haben. Fragen, die angerissen
werden, können in nachfolgenden Treffen aufgegriffen und bear-
beitet werden.
.	 Zielsetzung
Die Erzieherinnen konnten für das Projekt gewonnen werden. Sie
kennen die Ziele und Anliegen des Projektes und konnten ihre
Erwartungen, Hoffnungen und Sorgen äußern. Ein gegenseitiges
Kennenlernen hat stattgefunden.
-	 Methode
Das Teamtreffen umfasst zwei Elemente:
/	(Visualisierter) Vortrag zur Vorstellung des Projektes
/	Moderiertes Teamgespräch
Die Koordinatorin moderiert ein Teamgespräch
Leitfragen für die Moderation
/	Wie stehe ich persönlich dazu? Welche Wünsche verbinde
ich mit der Kooperation?
/	Was gefällt mir an dieser Idee? Was könnte meine Arbeit
bereichern?
/	Was macht mir Sorgen dabei?
/	Welche Verantwortlichkeiten kann ich übernehmen?
/	Welche Erwartungen habe ich an die Koordinatorin?
/	An welchen Punkten bin ich skeptisch?
h	 Zu welchem Zeitpunkt
die Elternschaft infor-
miert und integriert
wird, ist eine Entschei-
dung der Einrichtung.
Wichtig ist, dass diese
Frage mit der Leiterin
angesprochen und eine
Vorgehensweise festge-
legt wird.
h	 Nehmen Sie den Erzie-
herinnen die Sorge, dass
ihnen eine komplett neue
Arbeitsweise übergestülpt
wird und die bisherigen
Vorgehensweisen als falsch
betrachtet werden. Es soll
vor allem deutlich werden,
dass man an bereits Beste-
hendem anknüpft und dieses
gemeinsam im Rahmen der
Möglichkeiten weiterent-
wickelt. Machen Sie den
Erzieherinnen Mut!
Was gefällt
mir
Was
macht mir
Sorgen
“Wir sollten nicht zulassen, dass unsere Ängste uns davon abhalten, unseren
Hoffnungen nach zu gehen.“ 					 John F. Kennedy
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
35
x	 Ergebnissicherung
Ergebnisse auf einen Blick:
/	Das Anliegen und die Ziele des Projektes sind den Erziehe-
rinnen bekannt.
/	Der Zusammenhang zwischen der Umsetzung des Säch-
sischen Bildungsplans und der Projektziele sind den Erzie-
herinnen bewusst.
/	Die Chancen und Bedenken der Erzieherinnen sind benannt
und aufgegriffen worden.
/	Erste Erwartungen an die Koordinatorin sind benannt
worden.
/	Verantwortlichkeiten der Erzieherinnen sind benannt
worden.
/	Die Ziele von Familienbildung sind bekannt.
/	Die nächsten Schritte / Termine sind vereinbart.
/	Es ist eine positive Grundstimmung gelegt.
/	Die inhaltlichen Schwerpunktsetzungen für die Vorstellung
im Elternrat sind besprochen und werden von den Erziehe-
rinnen mitgetragen.
Wünsche der Erzieherinnen:
u	Sensibilisierung der Eltern für das
Miteinander (Erziehungspartnerschaft)
u	aktive, kooperative und kontinuierliche
Elternarbeit
u	verstärkte Initiative/Beteiligung der
Eltern – dadurch Abwechslung und
Vielfalt
u	Verantwortungsübernahme auch
durch Eltern
u	Interesse der Eltern am Tagesablauf
ihres Kindes
(kein „Parken“ der Kinder in der Kita)
u	Unterstützungsmöglichkeit für Eltern
(Stärkung ihrer Erziehungsfähigkeiten)
u	Anregungen für Familien für die
sinnvolle Nutzung gemeinsamer Zeit
u	Kontaktmöglichkeiten der Eltern unter-
einander = Kita als Begegnungsort
u	Unterstützung bei der Umsetzung
des Sächsischen Bildungsplanes
u	Erfahrungsaustausch der Erzieherinnen
über Elternarbeit mit anderen Kitas
u	Sicherheit im Umgang mit Eltern
gewinnen
Verantwortlichkeiten der Erzieherinnen:
u	Einbezug familienbildender Elemente in die
alltägliche Kita-Arbeit
u	Offenheit für Belange, Ideen und Anliegen
der Eltern
u	Beziehungsarbeit leisten (auf Eltern zugehen,
motivieren, Gesprächsbereitschaft, Partner sein)
u	Einbezug eigener Fähigkeiten
u	Terminkoordination
Skepsis:
u	Mehrbelastung für Erzieherinnen
u	Wo bleibt die Arbeit am Kind?
u	bereits viele Angebote/Projekte in der Kita
vorhanden
u	Erreichbarkeit der Eltern, insbesondere der
bildungsungewohnten Eltern
u	Viele Eltern wollen ihre Ruhe haben.
u	geringes Zeitbudget der Eltern durch
Berufstätigkeit
u	Nachhaltigkeit
Projekterfahrung
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
36
Vorstellung der Kooperationsidee bei der Elternschaft
Die Eltern müssen in die Zusammenarbeit ebenfalls integriert wer-
den. Die Vorgehensweise und den Zeitpunkt des Informierens und
Integrierens legen die Einrichtungen selbst fest. Dieser Vorgang
muss der bestehenden Elternarbeit entsprechen. Dies drückt sich
z. B. darin aus, wie kommuniziert und ob zuerst der Elternrat oder
gleich die gesamte Elternschaft informiert wird.
.	 Zielsetzung
Die Elternschaft ist ansprechend über das Anliegen und die Ziele
des Projektes informiert. Sie kennt die nächsten Schritte und weiß,
wie sie sich einbringen kann. Die Erzieherinnen und ggf. der El-
ternrat stehen für Rückfragen und Anregungen zur Verfügung.
-	 Methode
Die Eltern werden über einen Elternbrief (Flyer) zunächst schriftlich
über das Projekt informiert. Der Brief sollte von der Einrichtung
(Erzieherinnen, Elternrat) formuliert werden, d. h. die Handschrift
des Hauses tragen und nicht „fremd“ wirken.
Vorstellung im Elternrat:
/	Vorstellung der Person der Koordinatorin 
/	(Visualisierter) Vortrag zur Vorstellung des Projektes
/	Moderiertes Gruppengespräch
Die Koordinatorin moderiert ein Teamgespräch
Leitfragen für die Moderation:
/	Was bedeutet dies für die Einrichtung?
/	Wo kann der Elternrat unterstützen?
/	Welche Ideen bestehen dazu?
Vorstellung auf dem Elternabend:
/	Vorstellung der Person der Koordinatorin
/	(Visualisierter) Vortrag zur Vorstellung des Projektes
/	anschließende Diskussion bzw. Fragerunde
h	 Es empfiehlt sich bei einem
aktiven und selbstständig
arbeitenden Elternrat diesen
von Anfang an mit einzube-
ziehen. Er ist neben den Er-
zieherinnen wichtiger Mittler
zur Elternschaft und verfügt
über eigene Möglichkeiten,
die Eltern der Kindertagsein-
richtungen zu gewinnen und
zu mobilisieren.
h	 Beispiele für
Elternbriefe (Flyer)
finden Sie in den
„Anregungen“.
h	 Starten Sie einen
Vortrag mit einer
Erzählung, mit
einer Geschichte,
mit etwas Persön-
lichem!
Beispiel  .  Seite
100 ff.
h	 Zur Visualisierung
können Sie eine
Power Point Präsenta-
tion nutzen. Beispiel-
folien finden Sie in
den „Anregungen“.
Beispiel . Seite
	 96 ff.
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
37
x	 Ergebnissicherung
Ergebnisse auf einen Blick:
/	Die Eltern konnten für das Projekt gewonnen werden
und erkennen einen Nutzen für ihr Kind und für die
Einrichtung.
/	Die Eltern haben einen ersten Eindruck, was auf sie und
auf die Einrichtung zukommt.
/	Die Eltern kennen die nächsten Schritte
(Projekttransparenz).
/	Die Eltern kennen die Informationswege und wissen,
bei wem sie nachfragen können.
Projekterfahrung
Die Elternabende fanden teils gruppenübergreifend vor
der gesamten Elternschaft der jeweiligen Einrichtung oder
in den einzelnen Gruppen statt.
Zeitorganisatorisch betrachtet, ist ein Elternabend pro Ein-
richtung günstiger, dennoch ergaben sich innerhalb der
gruppeninternen Elternabende mehr Gesprächs- und Dis-
kussionsrunden. Die Sensibilisierung der Eltern und auch
die Gewinnung im Sinne einer Erziehungspartnerschaft
und Partizipation am Alltagsgeschehen der Kita gelingen
in einzelnen Gruppenabenden besser.
Im Anschluss an jeden Elternabend bietet es sich an, Zeit
für individuelle Gespräche mit Eltern über Projektinhalte,
persönliche Wünsche und Vorstellungen zur Verfügung zu
stellen.
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
38
	 3. Kooperationsaufbau und Konstituierung
In dieser Phase ist es notwendig, das Miteinander auf eine verbind-
liche Basis zu stellen und die Beziehung zu stabilisieren. Zentrale
Merkmale dieser Phase sind:
/	Ziele und Erwartungen festschreiben
/	Verbindlichkeiten formulieren
/	Informationsfluss sicherstellen
/	erste Aktionen angehen
Schritt 1	 Ausgestaltung der Kooperationsvereinbarung
Schritt 2 	 Regelmäßiger Kontakt zu allen Mitarbeitern der
		 Einrichtung / Beratung
Schritt 3	 Aufbau eines einrichtungsübergreifenden
		 Erzieherinnenstammtisches
Ausgestaltung der Kooperationsvereinbarung
Nachdem das Projekt vorgestellt wurde und ein erstes Kennenler-
nen stattgefunden hat, gilt es, das Miteinander auf eine tragfä-
hige Basis zu stellen. Eine Kooperationsvereinbarung ist hierfür ein
geeignetes Instrument. Die Vereinbarung hält für beide Partner
schriftlich fest, wie sie ihr Miteinander gestalten wollen. Die durch
die Vereinbarung geschaffene Klarheit dient dazu, Reibungs-
verluste so weit wie möglich zu vermeiden und das Miteinander
effizienter zu gestalten. Darüber hinaus schafft sie eine hilfreiche
Verbindlichkeit.
.	 Zielsetzung
Die Kooperationsvereinbarung schafft Klarheit und Transparenz
/	in der Zielsetzung.
/	in den Erwartungen.
/	bei der Klärung von Verantwortlichkeiten.
/	in der Vorgehensweise.
h	 Die Vereinbarung sollte
nicht nur von der Leiterin
der Einrichtung und der
Koordinatorin, sondern auch
vom Träger der Einrichtung
unterzeichnet werden. Der
Träger muss in jedem Fall die
Kooperation mittragen und
die notwendigen Rahmen-
bedingungen zur Ausgestal-
tung der Kooperation zur
Verfügung stellen.
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
39
Kooperationsvereinbarung
Inhalt:
1. 	Präambel
2. 	Ziel der Kooperation
3. 	Grundsätze der Kooperationsvereinbarung
4. 	Voraussetzungen
5. 	Leistungen des Koordinators
6. 	Leistungen der Einrichtung
7. 	Folgende Erwartungen der Erzieherinnen
verbinden sich mit der Teilnahme am Projekt
-	 Methode
Aufbauend auf die Erstgespräche sollte ein eigenes Treffen mit der
Leiterin und dem Erzieherinnenteam für die Ausgestaltung der
Kooperationsvereinbarung genutzt werden.
Die Koordinatorin moderiert ein Gruppengespräch:
/	Visualisierung der Ergebnisse aus den Erstgesprächen
/	Vorstellung der Vorlage eines Kooperationsvertrages
/	Erarbeitung folgender Fragen:
u	 Welche Chancen bietet das Projekt für die Einrichtung?
u	 Welche Chancen bietet das Projekt
für die Erzieherinnen?
u	 Welche Verantwortlichkeiten liegen bei den
Erzieherinnen?
u	 Welche Erwartungen richten sich an die Koordinatorin?
u	 Wo sind die kritischen Punkte?
/	Anpassung der Vertragsvorlage
x	 Ergebnissicherung
Ergebnisse auf einen Blick:
/	Die Vereinbarung wird von den Beteiligten innerlich mit-
getragen (Freiwilligkeit).
/	Die Vereinbarung wird vom Träger mitgetragen.
/	Die Vereinbarung wird unterschrieben.
h	 Die Vorlage eines standar-
disierten Kooperationsver-
trages ist hilfreich für die
Darstellung der notwen-
digen Eckpunkte. Der Ver-
trag sollte jedoch diskutiert
und ggf. angepasst werden.
Kopiervorlage
	 80 ff.
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
40
Regelmäßiger Kontakt zu allen Mitarbeitern der Einrichtung /
Beratung
Der regelmäßige Kontakt zu der Einrichtung wird über die Leiterin
(bzw. die dafür bestimmte Ansprechperson) gepflegt. Die Regel-
mäßigkeit der Begegnungen, die unterschiedliche Inhalte haben
können, führt zur Stabilisierung der Kooperationsbeziehung.
Es ist zentrale Aufgabe der Koordinatorin diesen Kontakt zu ge-
stalten und zu pflegen.
Darüber hinaus muss ebenfalls ein persönlicher Kontakt zu dem
Erzieherinnenteam bestehen. Dies geschieht in Abstimmung mit
der Leiterin.
Die Koordinatorin unterstützt die Einrichtung in dem Sinne, dass
sie hilft, eigene Vorgehensweisen und Lösungen der Erzieherinnen
zur Umsetzung zu bringen. Es geht immer darum, die Erziehe-
rinnen in ihrer Rolle zu stärken und im Umgang mit den Eltern
sicherer zu machen.
.	 Zielsetzung
Durch die regelmäßigen Kontakte wird sichergestellt, dass
/	der Informationsfluss zu und innerhalb der Kita
funktioniert.
/	der „Faden“ zu der Einrichtung nicht abreißt.
/	„Stolpersteine“ schnell erkannt und aus dem
Weg geräumt werden.
/	ausreichend Beratung für die Leiterin und das
Team stattfindet.
/	die Erzieherinnen aktiv und motiviert mitarbeiten.
-	 Methode
Die Koordinatorin berät die Einrichtung durch Einzelgespräche mit
der Leiterin und Teamgespräche mit den Erzieherinnen. Die Bera-
tung geschieht vor dem Hintergrund aktueller Fragestellungen in
der Umsetzung von Kooperationszielen. Die Beratung basiert auf
dem Ansatz des Coachings.
“Man kann einen Menschen nichts lehren. Man kann ihm nur helfen, es in sich
selbst zu finden.“ 									 Galilei
h	 Die Koordinatorin über-
nimmt mehr und mehr die
Aufgabe der Beratung.
Die Beratung geschieht nach
dem Ansatz des Coachings.
h	 Im Sinne eines qualitätsorien-
tierten Handelns empfiehlt es
sich, die gemeinsame Arbeit
hinsichtlich der Zielereichung
in regelmäßigen Abständen zu
reflektieren und aus den ge-
wonnenen Erfahrungen für die
zukünftige Weiterarbeit Konse-
quenzen zu ziehen. Dies hat den
Vorteil, das gemeinsame Erfolge
für alle Beteiligten sichtbar und
ggf. noch nicht erreichte Zielstel-
lungen überdacht werden.
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
41
Aufbau eines einrichtungsübergreifenden
Erzieherinnenstammtisches
Ein einrichtungsübergreifender Erzieherinnenstammtisch dient:
/	der Austauschmöglichkeit der Kitas zu Inhalten
des Projektes und weiteren aktuellen Themen,
/	der Weiterqualifizierung der Erzieherinnen.
Die Kitas können untereinander intensive Netzwerkbeziehungen
knüpfen und von dem Erfahrungsschatz der anderen profitieren.
.	 Zielsetzung
/	Qualifizierung der Erzieherinnen zu Themen der Familien-
bildung
/	Stärkung der Erzieherinnen im Umgang mit ihren Eltern
und in ihrer Elternzusammenarbeit
/	Austauschmöglichkeit („Blick über den Tellerrand“)
/	Vernetzung der Kitas untereinander
/	Vermittlung und Vorstellung konkreter Ansprechpartner
(Beratungsstellen, ASD etc.)
Gut zu wissen!
Coaching
Coaching ist eine sehr effektive Methode der lösungsorien-
tierten Beratung und Unterstützung. Ziel des Coachingpro-
zesses ist es, dass der zu Coachende selbst Lösungsideen seines
Problems entwickelt und für die Lösung selbst verantwortlich
bleibt.
Die Metapher des Coaches ist der Taxifahrer mit der Frage:
„Wo wollen Sie hin?“
“Coaching ist ‘Navigations-
hilfe‘ zur Umsetzung
gefundener Lösungen“.
			 Horn/Brick
Projekterfahrung
Zur Stärkung und Festigung von Kooperationsbeziehungen hat
sich bewährt, mit den Einrichtungen kleine „Höhepunkte“ zu
schaffen, die die Arbeit der Beteiligen anerkennen und wert-
schätzen und zu einer erhöhten Motivation führen, z. B. eine
Festveranstaltung zum Kooperationsauftakt.
h	 Leiterinnenstammtisch!
	 Nach einer gewissen Zeit
entwickelt sich häufig
der Wunsch, nach einem
Treffen, auf dem nur
Leiterinnen sich austau-
schen können – Leiterin-
nenstammtisch. Diesen
Wunsch gilt es in jedem
Fall seitens der Koordina-
torin aufzugreifen und
umzusetzen.
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
42
-	 Methode
Die Durchführung sollte innerhalb eines festen planbaren Rhyth-
mus geschehen. Alle 4 bis 6 Wochen ist ein realistischer Abstand.
Der zeitliche Rahmen sollte nicht länger als zwei Stunden
umfassen.
Der Veranstaltungsort kann ein Familienzentrum sein. Sehr beliebt
ist auch der monatliche Wechsel des Treffpunktes. Jede Kita ist ein-
mal Gastgeber und hat damit die Möglichkeit sich zu präsentieren.
Um über Termine und Veranstaltungsort zu informieren, eignet
sich ein Flyer, welcher in einer größeren Anzahl der Kita zur Ver-
fügung steht. Somit kann jede interessierte Erzieherin ihr eigenes
Exemplar erhalten. Der Flyer enthält jeweils die aktuellen Termine,
Themen und Veranstaltungsorte für 3 Monate. Alle Adressen und
Telefonnummern der teilnehmenden Kita-Partner sind ebenfalls
verfügbar.
Jeden Monat werden die Kitas zum Stammtisch per E-Mail oder
Postschreiben schriftlich eingeladen. Um die Räumlichkeiten zu
planen, wird um eine telefonische Anmeldung gebeten. Es emp-
fiehlt sich auf die Gruppengröße zu achten (eine Teilnehmerzahl
von 20 ist geeignet).
Im Rahmen jeden Stammtisches erfolgt (sofern er innerhalb von
Kitas umgesetzt wird) eine Hausbesichtigung der gastgebenden
Kita. Die Erzieherinnen begrüßen es sehr, auch mal den Ort zu
wechseln und Eindrücke von Räumlichkeiten sowie der inhaltlichen
Arbeit anderer Kindereinrichtungen zu erhalten.
Der inhaltliche Bereich wird in einem thematischen Teil durch die
Koordinatorin umgesetzt. Der inhaltliche Teil einiger Stammtische
wird durch einen externen Referenten gestaltet.
Ablauf von einem Stammtisch:
/	kurze Begrüßung mit Vorstellung des Ablaufes durch
die Koordinatorin
/	Führung durch die Kita und Vorstellung der
pädagogischen Arbeit durch die Leiterin der Einrichtung
(informeller Austausch ist hier sehr wichtig)
/	Thematischer Teil: Impulsreferat
/	Fragenteil / Gruppenarbeit etc.
/	Infoteil: nächster Termin, was sonst noch ansteht
h	 Beispiele für Flyer
finden Sie in den
„Anregungen“.
h	 Beispiele für Ab-
läufe finden Sie in
den „Anregungen“.
Beispiel  .  Seite
103 ff.
Beispiel  .  Seite
106 ff.
AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen
II
43
x	 Ergebnissicherung
Jede Kita des Modellprojektes erhält nach einem Erzieherin-
nenstammtisch ein Protokoll zum Verlauf und zu Inhalten des
Treffens.
Eine kurze Auswertung am Ende jeder Runde sichert die Qualität.
Mit Hilfe eines kurzen Fragebogens kann das Ergebnis und die
Effektivität durch die Erzieherinnen bewertet werden.
Das Evaluationsergebnis wird in jedem Protokoll festgehalten.
Folgende drei Fragen sind hilfreich:
/	Wurden die Erwartungen an den Stammtisch erfüllt?
/	War die Arbeit effektiv?
/	Bin ich mit dem Ergebnis zufrieden?
	 4. Ziele der Umsetzungphase
Die Umsetzungsphase ist inhaltlich bestimmt durch den Auf- und
Ausbau der Erziehungspartnerschaft.
Dieser wird im Rahmen des folgenden Kapitels beschrieben.
h	 Sehr hilfreich für ein gelin-
gendes Treffen ist die Ausge-
staltung einer angenehmen
Arbeitsatmosphäre. Ein deko-
rativ gestalteter Tisch inklusive
einer kleinen Gaumenfreude
setzt Zeichen der Wertschät-
zung und vermittelt das Ge-
fühl des Willkommenseins.
Kopiervorlage
	 84Fragebogen zur Bewertung des
Stammtisches für Erzieherinnen
44
45
Auf- und Ausbau einer
erziehungspartnerschaftlichen
Elternarbeit
IIIKapitel
Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit
III
46
Die Erzieherin ist die Bezugsperson für die Eltern. Das hohe An-
sehen der Erzieherinnen und der Vertrauensvorschuss, den ihnen
Eltern in der Regel geben, begründen die positive Ausgangslage
für die Gestaltung eines erziehungspartnerschaftlichen Miteinan-
ders. Die zentrale Person beim Auf- und Ausbau von Erziehungs-
partnerschaft ist die Erzieherin. Von ihr muss die Initiative ausge-
hen. Sie formt mit ihren Haltungen und ihrem Tun aktiv die Kultur
des Miteinanders. Sie ist es, die Eltern willkommen heißt und zur
Beteiligung einlädt. Die Gestaltung der Beziehung zu den Eltern ist
Teil des professionellen Handelns der Erzieherin.
Bei der Zusammenarbeit mit den Eltern wird die Erzieherin koope-
rierend, beratend und vermittelnd tätig.
Auf- und Ausbau einer
erziehungspartnerschaftlichen
Elternarbeit
“Ich glaube daran, dass das grösste Geschenk, das ich von jemandem empfangen
kann, ist, gesehen, gehört und verstanden zu werden. Das grösste Geschenk,
das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören und zu verstehen.
Wenn das geschieht, entsteht Kontakt.“ 			 	 Virginia Satir
Gut zu wissen!
Erziehungspartnerschaft heißt, Eltern und Erzieherinnen:
u	öffnen sich füreinander.
	 Sie machen ihre Erziehungsvorstellungen transparent,
tauschen Informationen über die Entwicklung, das Ver-
halten und die Erziehung des Kindes sowie über Kon-
zeption und pädagogisches Arbeiten in der Kita aus.
u	kooperieren zum Wohle des Kindes.
	 Sie erkennen die Bedeutung der jeweils anderen
Lebenswelt für das Kind und versuchen, ihre
Erziehungsmethoden und -ziele aufeinander
abzustimmen.
u	akzeptieren sich gegenseitig als Experten.
u	unterstützen und ergänzen sich gegenseitig auf der Grund-
lage einer Beziehung, die von Offenheit, Geduld, Akzep-
tanz, Vertrauen und Dialogbereitschaft gekennzeichnet ist.
Der Erziehungs- und Bildungsprozess des Kindes wird in
gemeinsamer Verantwortung und gleichberechtigt gestaltet.
Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit
III
47
Kooperierend heißt
/ 	Die Erzieherin geht aktiv und ermutigend auf die Eltern zu
und eröffnet Möglichkeiten für Beteiligung und gemein-
sames Handeln.
/ 	Die Erzieherin sucht regelmäßig den Austausch von In-
formationen mit Eltern und das Abstimmen in Bezug auf
Entwicklungs- und Bildungsprozesse des Kindes.
Beratend heißt
/ 	Die Erzieherin ist für Fragen der Eltern offen und geht
darauf ein.
/ 	Die Erzieherin nutzt Elternabende, aber auch Alltags- und
Begegnungssituationen in der Kita, um Eltern sensibel An-
regungen für ihr Erziehungsverhalten zu vermitteln.
Vermittelnd heißt
/ 	Die Erzieherin kann einschätzen, welche Anfragen eine
Unterstützung jenseits der Kita benötigen.
/ 	Die Erzieherin kennt wichtige Anlaufstellen für Familien
und vermittelt bei Bedarf Kontakte.
Dieser dreigliedrigen Handlungsebene liegt eine Grundhaltung
des partnerschaftlichen Miteinanders von Eltern und Erzieherinnen
zugrunde.
Gut zu wissen!
Beratung wird hier verstanden als präventive Hilfe, die der Entstehung von Erziehungsdefiziten
und familiären Problemlagen entgegen wirken will. Es geht darum, im dialogischen Prinzip Infor-
mationen zu vermitteln, Kompetenzen zu erweitern und neue Verhaltenseinsichten zu bewirken.
Eine in diesem Sinne verstandene Beratung ist abzugrenzen von klassischen Aufgaben der Erzie-
hungsberatungsstellen nach §28 SGB VIII. (vgl. „Empfehlungen zur Allgemeinen Förderung der
Erziehung in der Familie“ des Sächsischen Landesjugendamts).
Vermittlung geschieht aus einer professionellen Abgrenzung heraus, die nicht in Desinteresse oder
Hilflosigkeit begründet ist, sondern aus dem Bewusstsein der eigenen beruflichen Schlüsselkompe-
tenzen und dem Wissen um professionell beratende Anlaufstellen.
Elternzusammenarbeit
vermittelndberatendkooperierend
Tätigkeiten der Erzieherin in Bezug auf Eltern
Partnerschaftliche Grundhaltung
Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit
III
48
Die Stärkung der Erzieherin für die Arbeit mit den Eltern
Der Schlüssel für den Aufbau einer erziehungspartnerschaftlichen
Grundhaltung liegt in der Stärkung der Erzieherin als Person und
im Umgang mit Eltern. Diese Stärkung erfolgt im Wechselspiel von
kitaübergreifenden Qualifizierungen und Erzieherinnenstamm-
tischen sowie der kitaspezifischen Beratung und Begleitung durch
die Koordinatorin.
Qualifizierung der Erzieherinnen
Die Qualifizierungen der Erzieherinnen für die Arbeit mit Erwach-
senen beinhalten drei Ebenen:
u	Arbeit an Grundhaltungen, die ein partnerschaftliches Miteinan-
der ermöglichen
u	Vertraut werden mit Methoden für die Arbeit mit Erwachsenen
u	Stärkung persönlicher Kompetenzen
Die Qualifizierungen finden im Sinne eines Erfahrungs- und Ideen-
austausches hauptsächlich einrichtungsübergreifend statt. Im
Rahmen von Praxisübungen gibt es jedoch auch kitaspezifische
Elemente.
Die grundlegende Qualifizierung für Erzieherinnen in Bezug auf
die Zusammenarbeit mit den Eltern ist das Modul „Neue Wege des
Miteinanders von Eltern und Erzieherinnen“, das auch Bestandteil
des Curriculums zum Sächsischen Bildungsplan ist.
Qualifizierung
kitaübergreifend
„Es geht um die Arbeit an
Grundhaltungen und das
Lernen voneinander.”
„Jede Kita geht ihren
eigenen Weg.”
Beratung und
Unterstützung durch
die Koordinatorin
kitaspezifisch
Stärkung der Erzieherinnen
„Wir kennen uns und
können von den Erfahrungen
der Anderen profitieren.”
Kollegiale Fachbe-
ratung: Erzieherinnen-
stammtische
kitaübergreifend
Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit
III
49
Auf der Grundlage dieses Moduls werden weitere Module emp-
fohlen. Inhaltliche Schwerpunkte sollten sein:
u	Gesprächsführung und Konfliktlösung
u	Elternaktivierung und Elternbeteiligung
u	Interkulturelle Elternarbeit
u	Methoden der Erwachsenenbildung
u	Elternabende lebendig gestalten
Kollegiale Fachberatung im Rahmen von
Erzieherinnenstammtischen
Einrichtungsübergreifende Erzieherinnenstammtische finden ca.
alle 6 Wochen statt. Dabei geht es um
u	Austauschmöglichkeiten der Kita zu Inhalten des Projektes und 	
	 weiteren aktuellen Themen.
u	Weiterqualifizierung der Erzieherinnen.
u	gegenseitige Beratung im Sinne einer kollegialen Fachberatung.
Die Kitas können untereinander intensive Netzwerkbeziehungen
knüpfen und von dem Erfahrungsschatz der Anderen profitieren.
Beratung und Unterstützung durch die Koordinatorin
Die in der jeweiligen Kita vorhandene Elternarbeit soll im Sinne
eines erziehungspartnerschaftlichen Miteinanders weiterentwi-
ckelt werden. Auf diesem Weg wird die Kita durch die Koordinato-
rin unterstützt und begleitet. Dabei gilt es in einem ersten Schritt
das wahrzunehmen, was bereits da ist. Der Blick auf das Vorhande-
ne dient als Grundlage für das Aufzeigen von Entwicklungsmög-
lichkeiten, die an dem ansetzen, was den Erzieherinnen vertraut
ist. Der Ansatz an dem Vorhanden ermöglicht v. a.
u	 die Wertschätzung des bisher Geleisteten und
u	 ein ressourcenorientiertes Arbeiten.
h	 Das Miteinander von Koordina-
torin und Erzieherinnen/Leite-
rin muss von derselben part-
nerschaftlichen Grundhaltung
geprägt sein wie das Mitein-
ander von Erzieherinnen und
Eltern. Die Art und Weise, wie
die Koordinatorin ihre Arbeit
mit den Erzieherinnen gestal-
tet, beeinflusst das Miteinander
von Eltern und Erzieherinnen.
Wichtige Grundsätze in der
Herangehensweise sind dabei:
u	wertschätzende Grundhaltung
u	Stärkenorientierung
u	Ressourcenorientierung
u	Reflexion der Arbeit
2. Bedarfsanalyse der Eltern
3. Vereinbarung eines Handlungsplans
1. Analyse der vorhandenen Arbeit
Bewährter Ablauf beim Ausbau von Erziehungspartnerschaft
Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit
III
50
Der Blick auf die vorhandene Elternarbeit wird ergänzt durch
Wünsche und Ideen der Eltern und der Erzieherinnen. Letztlich
entstehen Ideen für das zukünftige Miteinander und konkrete Um-
setzungen von erziehungspartnerschaftlicher Elternarbeit werden
geplant.
Im Rahmen der Beratung und Unterstützung der Erzieherinnen
kommt es erfahrungsgemäß häufig zu einer Auseinandersetzung
der Erzieherinnen mit der eigenen Rolle und der eigenen Person.
Es ergeben sich folgende Fragestellungen, mit denen sich die Erzie-
herinnen beispielsweise im Rahmen eines Stammtisches auseinan-
der setzen können:
u	 Wie sicher bin ich in dem, was meine tägliche Arbeit aus-
macht?
u	 Wie sicher bin ich im Umgang mit Eltern?
u	 Nehme ich Befürchtungen von Eltern ernst?
u	 Unterschätze ich Befürchtungen von Eltern?
u	 Umgang mit Grenzen – Wie viel Elternarbeit will und kann
ich leisten? Wie viel Elternbeteiligung will und kann ich
zulassen? Wo grenzen wir uns als Team ab?
u	 Welche Grundsätze sind mir wichtig? Wie kann ich diese
verständlich nach außen transportieren?
u	 Professionelle Nähe – Distanz
u	 Wie gestalte ich meine Arbeit transparent?
u	 Sind für mich selbstverständliche Dinge auch den Eltern
selbstverständlich?
u	 Leiste ich gute Arbeit?
u	 Werde ich beurteilt, wenn ich zu sehr Einblick in meine
Arbeit gewähre?
u	 Gerate ich in eine Rechtfertigungsposition, wenn Eltern
mich auf Dinge aufmerksam machen?
u	 Reflektiere ich meine Arbeit?
u	 Kann ich Veränderungen zulassen?
u	 Gelingt es mir, Eltern selbständig Aktionen und Angebote
planen zu lassen? Kann ich es aushalten, dass Eltern die
Planung anders, langsamer, vielleicht auch umständlicher
gestalten? Wie kann ich die Eltern dabei unterstützen?
Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit
III
51
		 1. Die Analyse der vorhandenen Elternarbeit –
		 Was ist da und wie läuft das?
Schritt 1 Der Blick von innen – Die Koordinatorin gestaltet den
Prozess der Selbsteinschätzung der vorhandenen
Elternarbeit im Erzieherinnenteam.
Schritt 2 Der Blick von außen – Die Koordinatorin nimmt eine
eigene (externe) Einschätzung der Elternarbeit vor.
Der Blick von innen
Das Team der Kindertageseinrichtung nimmt eine Selbsteinschät-
zung ihrer vorhandenen Elternarbeit vor. Die Koordinatorin gestal-
tet und moderiert diesen Prozess und sorgt für eine Ergebnissiche-
rung.
.	 Zielsetzung
Die Erzieherinnen sollen sich über ihr eigenes Tun in Bezug auf El-
tern klar werden, eine ehrliche Bilanz ihrer Elternarbeit ziehen und
mögliche Weiterentwicklungspotentiale und Bedarfe entdecken.
-	 Methode
/	Die Koordinatorin moderiert ein Teamgespräch.
/	Die Fragen können von den Teammitgliedern auch schriftlich
im Rahmen eines Fragebogens bearbeitet werden.
	 Leitfragen für die Moderation zur Selbsteinschätzung der
Elternarbeit im Team
/	Was läuft bisher an Elternarbeit in unserer Kita?
/	Welche Einschätzung gibt es dazu: Was ist gut?
Was läuft weniger gut?
/	Wie sehen wir Eltern? Was sind Eltern für uns?
/	Wo gibt es Handlungsbedarf und Entwicklungspotentiale?
/	Welche Anknüpfungspunkte an „Sowiesos“ gibt es?
/	Was wünschen wir uns? Was brauchen wir dafür?
“Wenn es ein Geheimnis für den Erfolg gibt, so ist es das: Den Standpunkt des
anderen verstehen und die Dinge mit seinen Augen sehen.“		 Henry Ford
Wie sehen
wir Eltern
Was
wünschen
wir uns
Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit
III
52
x	 Ergebnissicherung
Die Koordinatorin hält die Ergebnisse der Selbsteinschätzung des
Teams schriftlich fest, damit später daran angeknüpft werden
kann. Als Ergebnisse dieser Teamarbeitsphase liegen gebündelte
Aussagen zu folgenden Fragen vor:
/	Was läuft an Elternarbeit in der Kita?
/	Wie wird dies durch das Team eingeschätzt?
/	Welche Bedarfe/Wünsche sieht das Team?
/	Was möchte das Team zunächst angehen?
Der Blick von außen
Die Koordinatorin schätzt die Elternarbeit der Kita aus ihrer Sicht
ein. Sie beobachtet, hört zu, fragt nach und richtet dabei ihre Auf-
merksamkeit gezielt auf Wahrnehmungen bzgl. der Haltung von
Erzieherinnen Eltern gegenüber. Sie achtet auf konzeptuelle und
strukturelle Rahmenbedingungen für die Elternarbeit.
.	 Zielsetzung
In erster Linie dient die Fremdeinschätzung der Koordinatorin
dazu, einen Blick für die jeweilige Kita zu gewinnen. Der Blick von
außen ist eine wichtige Ergänzung zu eigenen Einschätzungen der
Erzieherinnen. Durch die Analyse des Vorhandenen entdeckt die
Koordinatorin auch Entwicklungspotentiale der jeweiligen Kita
und kann die eigene Tätigkeit danach ausrichten.
-	 Methode
Der Wahrnehmungsleitfaden dient der Schärfung des Blickes der
Koordinatorin. Er sorgt für eine Systematisierung der Wahrneh-
mung und macht diese dadurch stringenter und verbalisierbar.
Dennoch ist er offen für die ganz vielfältigen Ausprägungen der
Wahrnehmungskriterien.
h	 Wie Erziehungspartnerschaft
in einer Kita gelebt wird,
kann sich anhand der Alltags-
atmosphäre erspüren und gut
bei besonderen Anlässen
beobachten lassen, z. B.
u	in Situationen mit hohem
Eigeninteresse (Entwicklungs-
gespräch über das eigene
Kind)
u	in Anfangs- und Übergangs-
situationen (Anmeldege-
spräch, Eingewöhnungszeit,
erster Elternabend)
u	in schwierigen Situationen
(Problemgespräch)
Kopiervorlage
	 85Wahrnehmungsleitfaden für die Fremd-
analyse der vorhandenen Elternarbeit
Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit
III
53
h	 Das Team sollte keines-
falls mit einem Kriterien-
katalog „erschlagen“
werden – die Kriterien
sind an dieser Stelle nur
als Hintergrund für die
Koordinatorin gedacht.
h	 Ihre Gesprächspartnerin
sollte nicht den Eindruck
gewinnen, Sie haken
nur Punkte ab. Den Leit-
faden können Sie bei-
spielsweise auch direkt
nach dem Besuch in der
Einrichtung ausfüllen.
Die Vielzahl von angeführten Kriterien für die Elternarbeit einer
Kita sind keine Qualitätskriterien, die punktuell abgearbeitet wer-
den müssen und anhand derer eindeutige Qualitätsaussagen bzgl.
der Elternarbeit zu treffen sind. Sie sind vielmehr zu verstehen
als Wahrnehmungsfilter im Sinne von „Auf was sollte ich achten?
Welche Möglichkeiten gibt es? usw.“
x		 Ergebnissicherung
Die eigene Einschätzung wird im Rahmen des Wahrnehmungs-
leitfaden verschriftlicht, damit Sie später darauf Bezug nehmen
können.
Wohin mit der eigenen Einschätzung?
Die Einschätzungen der Koordinatorin und die des Teams sind
sicher in vielen Punkten ähnlich, teilweise können sie sich aber
auch unterscheiden. Natürlich kann und soll die Koordinatorin ihre
Wahrnehmung dem Team gegenüber äußern. Dort, wo sich Wahr-
nehmungen decken, ist eine Unterstreichung seitens der Koordi-
natorin beispielsweise bei der Besprechung der Selbsteinschätzung
des Teams sinnvoll.
Bei Unterschieden in der Einschätzung sollte die Koordinatorin
prüfen, welche Relevanz die jeweiligen Punkte für den Gesamt-
prozess haben und zu welchem Zeitpunkt ein Einbringen sinnvoll
ist. Beispielweise können ihre Wahrnehmungen bei der Bespre-
chung von Elternaussagen hilfreiche Unterstreichungen sein. Hier
ist jedoch großes Fingerspitzengefühl und Sensibilität gefragt.
Insbesondere sehr früh geäußerte und von der Selbsteinschätzung
abweichende kritische Rückmeldungen können den Aufbau von
Beziehungen stark belasten.
Kopiervorlage
86  ff.Kriterien zur Analyse von Elternarbeit
Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit
III
54
h	 Die Vorlage eines
standardisierten
Fragebogens ist
hilfreich. Er sollte
jedoch diskutiert
und ggf. angepasst
werden.
		 2.	Bedarfsanalyse der Eltern –
			 Was wünschen sich unsere Eltern?
Wenn eine partnerschaftliche Beziehung zu Eltern aufgebaut
werden soll, müssen die Eltern mit ihren Einschätzungen, Wün-
schen und Bedürfnissen ernst genommen werden. Dafür müssen
diese bekannt sein. Eine Fragebogenerhebung ist ein geeigneter
Weg, die Vorstellungen von möglichst vielen Eltern einer Einrich-
tung kennen zu lernen und später Angebote bedarfsorientiert zu
gestalten. Die Bedarfserfassung kann auch mit Fragen kombiniert
werden, die generell wichtig für die Kindertageseinrichtung sind
(z. B. Öffnungszeiten).
Schritt 1 Die Koordinatorin unterstützt das Team bei Entschei-
dungen bzgl. der Gestaltung der Bedarfserhebung.
Schritt 2 	Die Eltern beteiligen sich an einer Fragebogen-
erhebung.
Schritt 3 Die Koordinatorin wertet die Fragebögen aus.
Schritt 4 Die Koordinatorin visualisiert die Ergebnisse.
Schritt 5 Die Ergebnisse der Befragung werden dem Team zur
Verfügung gestellt und besprochen.
Schritt 6 Die Ergebnisse der Befragung werden den Eltern
mitgeteilt.
.	 Zielsetzung
Eltern erhalten die Möglichkeit, ihre Vorstellungen, Wahrneh-
mungen und Wünsche zu äußern. Das Team erfährt, was den
Müttern und Vätern ihrer Einrichtung wichtig ist, lernt deren
Einschätzungen kennen und erfährt eine Vielzahl an Anregungen
für die Ausrichtung der Elternarbeit. In diesem Sinne halten die
Erzieherinnen die Elternbefragung für wichtig und nutzbringend.
Durch eine möglichst hohe Beteiligung entsteht ein repräsenta-
tives Meinungsbild der Elternschaft.
“Es geht nicht um die Eltern, sondern um ihre Eltern!“
Kopiervorlage
88  ff.Elternfragebogen
Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit
III
55
- 	 Methode
/ Gesprächsmoderation
Das Team muss Vorgehen und Methode der Bedarfserhebung
festlegen. Die Koordinatorin moderiert diesen Prozess und
berät das Team. Sie achtet darauf, dass das Vorgehen zur je-
weiligen Kita passt und vom Team getragen wird.
Gut zu wissen!
Folgende Gedanken können bei Fragebogenerhebungen
hilfreich sein:
u	Eltern sollen spüren, dass die Erzieherinnen tatsächlich an
ihren Meinungen und Wünschen interessiert sind.
Das Anschreiben zum Fragebogen sollte in diesem Sinne aus
Sicht der Kita formuliert und unterschrieben sein.
u	Wenn die Eltern die Fragebögen direkt und persönlich er-
halten, ist die Rücklaufquote i.d.R. höher als beispielsweise
bei einer Verteilung über die Fächer. Die Bögen können auch
mit einer entsprechenden Anmerkung im Anschluss eines
Elterabends ausgegeben werden.
u	Sie können auf dem Fragebogen einen abtrennbaren Teil
anhängen, auf dem Eltern ihren Namen und ihr Interesse an
einer Mitwirkung formulieren können. Dadurch kann das
Team die engagierten Eltern (trotz anonymisierter Frage-
bögen) identifizieren und gezielt ansprechen.
h	 Machen Sie sich bei dem
Fragebogen bewusst,
dass bestimmte Fragen
Erwartungen der Eltern
wecken können, die
die Kita zum jetzigen
Zeitpunkt nicht erfüllen
kann.
Kreativ-
nach -
mittag
Floh -
markt
Ballschule
für
Kinder
Kita
Zeitung
Leitfragen für die Teamsitzung
/	Welchen Nutzen hat die Elternbefragung
für uns?
/	Was möchten wir von unseren Eltern
wissen? Was interessiert uns besonders?
/	Wie soll der Fragebogen ggf. geändert/
ergänzt werden?
/	Welche alternativen Methoden der Be-
darfsanalyse gibt es? Ist eine davon für
uns eher geeignet?
/	Wie wollen wir die Eltern auf die Befra-
gung aufmerksam machen - Elternabend,
Elternbrief, Aushang,…?
/	Wie werden die Bögen ausgeteilt und
wieder eingeholt? (Möglichkeiten und
Konsequenzen)
/	Wie können wir den Eltern-
rat beteiligen?
Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit
III
56
Alternative: Mündliche Befragung
Manche Eltern sind besser im persönlichen Gespräch zu erreichen,
insbesondere dann, wenn es einen weniger formellen Rahmen
hat. Erzieherinnen können beispielsweise im Rahmen von „Tür-
und Angelgesprächen“ relativ einfach Elternbedarfe „erheben“.
Eine solch einfache Form der mündlichen Befragung ist wesent-
lich zeitaufwendiger, man kann jedoch relativ sicher sein, dass die
formulierten Bedarfe wirklich an der Lebenssituation der Familie
ansetzen, da sie nicht standardisiert abgefragt wurden.
Auswertung
Die Koordinatorin wertet alle Fragebögen aus und fasst die Einzel-
aussagen zu Ergebnissen zusammen.
Visualisierung
Zur Veranschaulichung der ausgewerteten Ergebnisse empfiehlt
es sich, neben einfachen Tabellen auch mit Balken- und Kreisdia-
grammen zu arbeiten. Visualisierte Ergebnisse können Sie auch in
eine PowerPoint Präsentation einbinden und so vor allem größe-
ren Teams gut vorstellen.
h	 Bedarfsanalyse – schnell und
anders!
	 Stellen Sie ein Flipchart im
Eingangsbereich auf mit ei-
ner für Sie aktuell wichtigen
Frage (z. B. Welche Themen
wünschen Sie sich für den
nächsten Elternabend? oder:
Welche Ideen haben Sie für
das Sommerfest?) Ein dicker
Stift liegt bereit, mit dem
Eltern „im Vorbeigehen“
ihre Antworten aufschreiben
können.
Projekterfahrung
Zur Stärkung und Festigung von Kooperationsbeziehungen hat
sich bewährt, mit den Einrichtungen kleine „Höhepunkte“ zu
schaffen, die die Arbeit der Beteiligen anerkennen und wert-
schätzen und zu einer erhöhten Motivation führen, z. B. eine
Festveranstaltung zum Kooperationsauftakt.
u	Der Fragebogen sollte übersichtlich, nicht zu lang und ein-
fach gestaltet werden.
u	Als Anreiz für die Teilnahme an der Elternbefragung können
Sie unter den eingegangenen Fragebögen kleinere Preise
verlosen.
u	Zur anonymen Rückführung der Fragebögen eignet sich ein
bunter Kasten im Eingangsbereich der Kita. Dieser kann von
den Kindern kreativ gestaltetet werden.
u	Legen Sie einen Termin für die Abgabe der Bögen fest.
u	Beteiligen Sie den Elternrat bei der Gestaltung bzw. Anpas-
sung der Fragebögen oder lassen Sie diesen vom ihm prüfen.
Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit
III
57
Die Eltern müssen unbedingt über die Ergebnisse der Befragung
informiert werden. Ein einfacher, geeigneter Weg ist ein Aushang
bzw. eine Wandzeitung. Möglich ist auch eine kurze Information
im Rahmen einer sowieso geplanten Veranstaltung.
Indem das Erzieherinnenteam über die Art und Weise der Infor-
mation für die Eltern nachdenkt, wird die Reflexion der Ergebnisse
vertieft.
Teamgespräch zur den Ergebnissen der Befragung
Die Koordinatorin präsentiert dem Team die Ergebnisse und mo-
deriert anschließend ein Gespräch dazu. An dieser Stelle kann es
sinnvoll sein, Ergebnisse aus der Eigen- und Fremdeinschätzung
einzubeziehen. Besonderes Interesse zeigen die Erzieherinnen
erfahrungsgemäß bei der Frage nach der Mitwirkungsbereitschaft
von Eltern.
Die Auswertung wird auch dem Elternrat vorgestellt. Dies erfolgt
entweder gemeinsam mit den Erzieherinnen im Rahmen der Team-
sitzung oder aber bei einer Elternratssitzung.
Leitfragen
/	Was haben wir erwartet? Was hat uns überrascht?
/	Was sind gute Anregungen?
/	Haben wir Neues erfahren?
/	Wie geht es uns mit den Ergebnissen?
Was bedeuten sie für uns generell?
/	Wie möchten wir die Eltern über die Ergebnisse
informieren?
x 	Ergebnissicherung
Die Koordinatorin stellt für das Team Unterlagen zu den Ergebnis-
sen der Elternbefragung zusammen. Die Ergebnisse fließen in die
Gestaltung des Handlungsplans ein.
78 % stimmten mit ja
22 % stimmten mit nein
Haben Sie Lust und Zeit sich an der Ausgestaltung
verschiedener Angebote zu beteiligen?
Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit
III
58
		 3.	Vereinbarung eines Handlungsplans -
			 Wie geht es weiter, was haben wir vor?
Die Ergebnisse der Analyse der vorhandenen Elternarbeit und der
Elternbefragung münden nun in die Planung von konkreten Um-
setzungen. Dabei gilt es, die Wünsche und Bedürfnisse seitens des
Teams und der Eltern, aber auch Rahmenbedingungen, Möglich-
keiten und Ressourcen zusammenzuführen und einen Handlungs-
plan zu erstellen.
Schritt 1 Die Wünsche und Ideen von den Eltern und den
Erzieherinnen werden überblicksartig zusammenge-
stellt.
Schritt 2	 Die Koordinatorin sorgt für eine ehrliche Prüfung
von Möglichkeiten und Ressourcen und moderiert
eine Schwerpunktsetzung.
Schritt 3	 Das Team formuliert ggf. gemeinsam mit Elternver-
tretern einen Handlungsplan.
Schritt 4	 Die Eltern werden informiert.
Schritt 5	 In regelmäßigen Abständen wird der Handlungsplan
überprüft und weiterentwickelt.
h	 Je früher die Eltern einbe-
zogen werden, desto besser.
Der Zeitpunkt und die Form
werden jedoch von der Kita
bestimmt.
Elternarbeitsanalyse
Erzieherinnen
Bedarfsanalyse
Eltern
Ergebnisse Ergebnisse
Sammlung, Gewichtung und Ressourcencheck
Handlungsplan
“Jeder noch so lange Weg beginnt mit dem ersten Schritt.“
Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit
III
59
.	 Zielsetzung
Das Ziel ist die Vereinbarung eines realistischen, an den Bedürfnis-
sen der Eltern und der Erzieherinnen sowie an den vorhandenen
Möglichkeiten und Ressourcen angepassten Handlungsplans.
- 	 Methode
Die Koordinatorin moderiert eine Teamsitzung, bei der ggf. auch
Elternvertreter anwesend sind. Sie sorgt für eine zusammenfas-
sende Darstellung der Wünsche der Erzieherinnen und der Anre-
gungen seitens der Eltern. Die Koordinatorin moderiert anschlie-
ßend einen Prozess, in dem Gewichtungen vorgenommen und
letztlich Vereinbarung getroffen werden.
Gesprächspunkte im Überblick
u	Sichtung der Ideen und Vorschläge
u	gemeinsame Gewichtung
u	Prüfung der Ressourcen – Was ist realistisch und machbar?
Wer könnte das tun?
u	Aufstellen eines Handlungsplans mit Terminen,
Verantwortlichkeiten, inhaltlichen Schwerpunktsetzungen etc.
u	Vereinbarung von Meilensteinen zur Reflexion und
Weiterentwicklung
u	Mitteilung des Handlungsplans an die Eltern
Elternaktivierung
Eltern sollen für die aktive Mitgestaltung verschiedener Angebote
und Ideen gewonnen werden. Die Elternbefragung an sich wirkt
häufig schon aktivierend. Eltern sollten in diesem Zusammenhang
von der Erzieherin konkret und persönlich angesprochen werden.
Dabei gilt es vor allem bei den Eltern vorhandene Talente und
Begabungen zu nutzen. Projekte, die Eltern eigenverantwortlich
durchführen, werden ebenfalls im Handlungsplan aufgenommen.
h	 Achten Sie dabei auf eine
realistische Einschätzung und
Anpassung von geäußerten
Wünschen – zur Partnerschaft
gehört auch das Abgleichen
eigener Interessen mit der
Situation des Gegenübers!
h	 Gewichtungen können
Sie beispielsweise mit
der Punkte-Methode
vornehmen. Jeder er-
hält 3-5 Klebepunkte
und kann die auf die
aus seiner Sicht bes-
ten/wichtigsten Ideen
kleben. Gibt es Häu-
fungen, an denen Sie
ansetzten können?
“Sie sind die Wächter ihrer eigenen Ressourcen!“
Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit
III
60
Handlungsplan
	 Im Handlungsplan können Aktionen/Veranstaltungen (z. B. Ver-
anstaltung eines thematischen Elternabends/Jahr), aber auch
interne Organisationsentwicklungsprozesse (Verbesserung der
Kommunikationskultur durch …) aufgeführt werden.
	 Die Koordinatorin achtet darauf, dass bei jedem im Handlungs-
plan aufgenommen Punkt Termine und Verantwortlichkeiten
fest vereinbart werden.
Projekterfahrung
Oftmals entstehen, angeregt durch die Elternbefragung, viele
Projekte, die auch in der Organisation und Verantwortlichkeit
der Eltern liegen. Insbesondere die Nachmittagsgestaltung
innerhalb einer Kita erfuhr durch dieses Engagement eine
wesentliche Bereicherung. Für viele Familien entstanden Kurs-
angebote (einmalig oder sich wiederholend), die Anregung für
eine gemeinsame Beschäftigung und Gestaltung von Freizeit
bieten. Aber auch Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten
für Eltern untereinander wurden ins Leben gerufen.
Beispiele für Elternprojekte:
Angebot	 Leitung	 Zeitpunkt
Eltern-Kind-Kreativnachmittag	 1 Mutter	 1 x Woche, 1 h, 6 Monate
Sportangebot für Kinder	 3 Mütter	 1 x Woche, 1 h, 6 Monate
Ballschule für Kinder
inkl. Elterntreff aller 3 Monate	 1 Vater	 14 - tägig, 2 h, 1 Jahr
Fußreflexzonenmassage	 1 Mutter	 einmalig
Kita-Zeitung	 Eltern	 2 x bzw. 4 x Jahr
Kinderwerkstatt	 3 Väter	 1 x Woche
Familienbibliotheken	 1 - 2 Mütter	 1 - 2 x Woche Ausleihmöglichkeit,
		 dauerhaftes Angebot
Flohmarkt	 Elternrat	 2 - 4 x Jahr
h	 Motivation ist entscheidend!
Deshalb sorgen Sie schon
bei der Planung dafür, dass
besonders zu Beginn schnell
Erfolge sichtbar werden.
Kopiervorlage
	 92Handlungsplan
Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit
III
61
x 	Ergebnissicherung
Der Handlungsplan wird verschriftlicht und dient als verbindlicher
Fahrplan, an dem sich das Team und die Elternvertreter orientie-
ren. In regelmäßigen Abständen (ca. 6 Monate) sorgt die Koordi-
natorin dafür, dass Erfahrungen reflektiert und die aktuellen
Entwicklungen mit dem Fahrplan verglichen werden (Soll-Ist-
Vergleich). Der Handlungsplan wird regelmäßig mit dem Erziehe-
rinnenteam und den Elternvertretern besprochen und kontinuier-
lich weiterentwickelt.
h	 Vereinbaren Sie
nicht zu viele
Termine und
Angebote. Das
führt schnell zu
Überfrachtung
und Frust.
h	 Beginnen Sie mit einer „ein-
schlagenden“ Veranstaltung.
Positive Erfahrungen und
Erfolge zu Beginn sorgen für
Rückenwind.
Projekterfahrung
Die erste so genannte Familienbildungsveranstaltung sollte
genau überlegt und bestens abgesprochen sein. Sie sollte eine
Art Highlight darstellen, welches ‚einschlägt‘ und durch ihre
positive Resonanz auf Seiten der Erzieherinnen und Eltern auf
weitere Vorhaben im Sinne eines Motivationsanschubes ab-
färbt. Thematische Veranstaltungen zu „Topthemen“ wie Re-
gel- und Grenzsetzung in der Erziehung, kindliche Entwicklung
bis zum 6. Lebensjahr – welchen Beitrag können Eltern leisten,
Fit für die Schule oder Kinder und Konfliktlösungen mit ausge-
wählt guten Referenten können erste Akzente setzen. Darüber
hinaus eignen sich auch niedrigschwellig angelegte Familienak-
tionstage als guter Einstieg.
Handlungsplan
Einrichtung: ____________________________________ Koordinator/-in: _______________________________________
Datum der Vereinbarung: ______________________________
Nr.
Was?
Art der Veranstaltung und
Thema
Warum?
Zielsetzung
Wer?
Verantwortung
Wann?
Datum/Dauer
Was gibt’s zu sagen
Bemerkungen
Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit
III
62
Was sind Erfolge?
Erfahrungsgemäß kommt es hin und wieder zu Enttäuschung
seitens der Erzieherinnen und auch engagierter Eltern, wenn
beispielsweise mit Mühe gestaltete Veranstaltungen nur mäßig
besucht werden.
Die Koordinatorin muss mögliche Frusterfahrungen thematisieren
und auffangen. Sie muss die Erfolge deutlich aufzeigen.
Sie sollte mit dem Team neben der Reflexion des Vorgehens und
der Suche nach Optimierungsmöglichkeiten einen Nachdenkpro-
zess im Sinne von „Was ist Erfolg?“ anregen. Dies kann z. B. im
Rahmen eines Erzieherinnenstammtisches erfolgen.
Folgende Gedanken können im Gespräch mit den Erzieherinnen
hilfreich sein:
u	War das eigene Ziel realistisch? – Nur selten werden alle Eltern
erreicht!
u	Auch wenn nur wenige Eltern/Familien kommen und die eine
gute Zeit haben, ist das ein Erfolg!
u	Neue Angebotsformen müssen erst greifen – „Das muss sich
herumsprechen.“ (Ein Schneeball-Effekt fängt mit wenigen
Flocken an.)
u	Die Gestaltung von Kultur (Kultur des Miteinanders) braucht
Zeit.
u	Auch Eltern müssen sich erst daran gewöhnen, dass ihre Kita
ein „Ort für Familie“ sein will.
“Sie sind Langstreckenläufer, keine Sprinter!“
Projekterfahrung
Dennoch bleiben Frustration und eine skeptische Hinterfra-
gung manchmal vergebens organisierter Angebote nicht aus.
Verständlicherweise wollen Erzieherinnen nicht die Animateure
ihrer Eltern sein. Wichtig ist, von Anfang an einen offenen
Weg der Kommunikation zwischen allen Beteiligten zu finden,
klare Wünsche und Möglichkeiten zu benennen, aber auch die
Ressourcen realistisch zu betrachten. Eine Kita muss unbedingt
eine gesunde Balance bzw. ein gesundes Maß an Elternpartizi-
pation und Mitgestaltung für sich finden und festlegen.
"Familien stark in Sachsen; Familienbildung in Kooperation mit Kitas - Handbuch für die Pädagogische Praxis", 2007
"Familien stark in Sachsen; Familienbildung in Kooperation mit Kitas - Handbuch für die Pädagogische Praxis", 2007
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"Familien stark in Sachsen; Familienbildung in Kooperation mit Kitas - Handbuch für die Pädagogische Praxis", 2007

  • 1. DieBedeutungderFamilie Handbuch für die Pädagogische Praxis in Sachsen „Familienbildung in Kooperation mit Kindertageseinrichtungen“ Ein Modellprojekt des Sächsischen Landesjugendamtes, gefördert durch das Sächsische Staatsministerium für Soziales
  • 2. Koordinatoren: Jens Altmann, Ralf Brandis, Annett Heinrich, Doreen Hempel, Jeannette Kunert, Kathrin Standar Herausgeber: Sächsisches Staatsministerium für Soziales Albertstraße 10 01097 Dresden Weitere Exemplare sind zu beziehen über: Sächsisches Landesamt für Familie und Soziales Abteilung 4 – Landesjugendamt Reichsstraße 3 09112 Chemnitz Telefon: 0371/577-0 E-Mail: landesjugendamt@slfs.sms.sachsen.de Gesamtleitung: Günter Refle Projektleitungsteam: Margot Refle, Udo Schmitz, Christiane Voigtländer Felsenweg-Institut Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie Tolkewitzer Str. 90 01279 Dresden www.felsenweginstitut.de Für den Inhalt verantwortlich: Günter Refle, Christiane Voigtländer Redaktion: Günter Refle, Margot Refle, Udo Schmitz, Christiane Voigtländer Gestaltung, Layout und Satz: Grafikdesign Zimmermann . www.paperfish.de Druck: Starke und Sachse, Großenhain 1. Auflage: 500 Stück Dresden, Juli 2007 Impressum Das Handbuch für die Pädagogische Praxis wurde im Auf- trag des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales durch das Felsenweg-Institut im Rahmen der zweiten Modellphase des Landesmodellprojekts „Familienbildung in Kooperation mit Kindertageseinrichtungen“ erarbeitet. Bei der Erarbeitung sind die Ideen, Erfahrungen und prak- tische Beispiele der Koordinatorinnen aus den Modellstand- orten eingeflossen.
  • 3. Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich, dass auch Sie dieses Handbuch nutzen wollen, um Kooperationen zwischen Familienbildung und Kindertagesstätten auf- und auszubauen. Wir haben uns in Sachsen dafür entschieden, Familienbildung ganz besonders in der Kooperation mit den sächsischen Kinderta- gesstätten Eltern ganz buchstäblich näher zu bringen. Kein ins- titutionelles Netzwerk erreicht mehr Familien. Kitas können und sollen nicht nur für Sachsens Kinder maßgebliche Bildungschancen eröffnen, sondern auch für Eltern ein vertrauter und niederschwel- liger Lernort sein. Das kann in ganz unterschiedlicher Form und in unterschiedlichem Maß passieren. In der Regel werden Kinderta- gesstätten dabei mit Experten der Familienbildung zusammenar- beiten und oft auch einfach auf Angebote und Unterstützungs- möglichkeiten gezielt verweisen. Die Kooperation von Familienbildung und Kindertagesstätten, aber auch mit weiteren Partnern, die für Familien Rat und Unter- stützung bieten, schafft wichtige Synergien, ohne im gleichen Maß Mehraufwand zu erfordern. Gleichzeitig ist dieser Weg höchst flexibel und lässt jeder Kommune und jeder Einrichtungen die Möglichkeit, passgenau auf die eigene Situation zugeschnittene Formen zu finden. Darin liegt die große Chance, aber auch eine erhebliche Herausfor- derung, denn damit ist auch jede Region und jede entsprechende Institution dafür verantwortlich, einen eigenen Weg zu suchen und zu gehen. Ich bin sicher, dass der Einsatz an Zeit und Ideen in dieser Form den größten Nutzen für die Familien in Sachsen entfalten kann. Und das ist ohne Zweifel das wichtigste Kriterium: Eltern in Sachsen erleben, dass sie mit ihrer faszinierenden, aber auch herausfor- dernden Aufgabe nicht alleingelassen sind, sondern unkompliziert und je nach aktuellem Bedarf Rat und Hilfe erhalten. Eltern stär- ken, damit unsere Kinder zu starken Persönlichkeiten heranwach- sen können – das ist unser Ziel. Helma Orosz Staatsministerin für Soziales VorwortderMinisterinfürSozialesundFamilie
  • 4. Inhaltsverzeichnis Einleitung 1. Grundlagen – Theoretischer Hintergrund 2. Aufbau von Kooperationen mit Kindertageseinrichtungen 3. Auf- und Ausbau einer erziehungs- partnerschaftlichen Elternarbeit 4. Angebotsentwicklung und Gestaltung von Veranstaltungen 5. Kopiervorlagen 6. Anregungen und Beispiele 7. Literaturverzeichnis Inhaltsverzeichnis Seite 5 - 6 7 - 24 25 - 44 45 - 62 63 - 78 79 - 95 96 - 111 112
  • 5. Einleitung Familienbildung in Kooperation mit Kindertageseinrichtungen durchzuführen hat sich in den vergangenen Jahren als ein erfolg- reicher Weg erwiesen, um Familien für ihr Miteinander zu stärken und sie in ihrem Alltag zu unterstützen. Die Kindertageseinrichtung kann ein vielfältiger und vertrauter Lernort für Familien sein. Den Weg dahin haben wir im Rahmen des Landesmodellprojektes „Familienbildung in Kooperation mit Kindertageseinrichtungen“ erprobt. Auf Grundlage der Erfahrungen der ersten Projektphase wurde in der zweiten Projektphase ein strukturiertes Verfahren entwickelt, um Kooperationen nachhaltig und zügig aufzubauen, zu pflegen und durch ihre inhaltliche Ausgestaltung die Elternarbeit in Kitas im Sinne eines erziehungspartnerschaftlichen Miteinanders weiter- zuentwickeln. Der Weg hat sich bewährt und liegt nun ausführlich beschrieben als Handbuch vor. Die Inhalte, Abläufe und Ergebnisse der zweiten Projektphase sind im Abschlussbericht dargestellt. Aus diesem Grund haben wir uns bei der Gestaltung des Handbuchs auf jene Elemente konzentriert, die Sie als Praktiker in Ihrer täglichen Arbeit unterstützen. Kapitel 1 gibt einen kurzen Einblick in theoretische Hintergründe, die bei dem Aufbau von Kooperationsbeziehungen zwischen Fami- lienbildung und Kindertageseinrichtungen von Bedeutung sind. Die Kapitel 2 bis 4 beschreiben den „Weg der Praxis“: Wie werden Kooperationen mit Kindertageseinrichtungen auf- gebaut? Welche Schritte sind beim Auf- und Ausbau eines erzie- hungspartnerschaftlichen Miteinanders zu gehen? Was ist bei der Planung und Durchführung von Veranstaltungen und Angeboten wichtig? Die Schritte sind als „Roter Faden“ gedacht, der Orientie- rung geben will. Bei der Umsetzung sind in jedem Fall die jewei- ligen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. In Kapitel 5 und 6 finden Sie Kopiervorlagen und Anregungen für die Praxis. Die Kopiervorlagen sind für Sie als Arbeitsinstrumentarium ge- dacht. Die Praxis zeigt jedoch, dass im Sinne der Flexibilität des Ansatzes Vorlagen im Gespräch mit Kita-Teams und Eltern ange- passt werden müssen. Die Muster dienen als „Anregungen von der Praxis für die Praxis“ dazu, Beispiele zu zeigen und Ideen anschau- lich zu machen. Einleitung
  • 6. Den Kooperationsaufbau haben in beiden Modellphasen pädago- gische Fachkräfte an den unterschiedlichen Standorten geleistet. Diese Fachkräfte wurden als Koordinatoren bezeichnet. Da es sich in der Mehrzahl um weibliche Fachkräfte handelte, wird in dem Handbuch der Einfachheit halber die weibliche Form – Koordinato- rin – verwendet. Alle männlichen Fachkräfte – die bisherigen und zukünftigen – sind damit eingeschlossen. Wir möchten all denen herzlich danken, die die Projektarbeit in den letzten Jahren unterstützt und begleitet haben. Besonderer Dank gilt Frau Wenzler aus dem Sozialministerium und Herrn Brinkel vom Sächsischen Landesjugendamt. Die Mitglieder des Projektbeirats bereicherten die Projektarbeit durch viele konstruk- tive Diskussionen - auch ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Herrn Prof. Knoll und Frau Braun vom Lehrstuhl für Erwachsenen- pädagogik der Universität Leipzig danken wir für die konstruktive und inhaltlich bereichernde wissenschaftliche Begleitung. Weiterer Dank für das aktive Mittun geht an die Leiterinnen, Erzieherinnen und Eltern der beteiligten Kindertageseinrichtungen. Ein ganz besonderer Dank gilt den Koordinatorinnen für Ihre engagierte Arbeit. Sie haben das Projekt an vier Modellstandorten in Sachsen ganz konkret betrieben und vorangebracht. Die hier beschriebenen Wege und Instrumente sind mit ihnen gemeinsam entwickelt, erprobt und diskutiert worden. Das Handbuch muss nicht so bleiben, wie wir es geschrieben ha- ben. Es darf sich entwickeln. Das heißt, Sie als Praktiker sollen es mit Ihren eigenen Ideen, Gedanken, methodischen Anregungen und Texten füllen. Viel Erfolg bei der Umsetzung! Dresden, im Juli 2007 Für das Projektteam Günter Refle und Christiane Voigtländer Felsenweg-Institut der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie Einleitung
  • 8. Grundlagen–TheoretischerHintergrund I Es ist unumstritten, dass die Familie eine elementare Bedeutung für das gelingende Aufwachsen von Kindern hat. Ob ein Kind sich wohl fühlt und ob es seine Potentiale bestmöglich entfalten kann, hängt entscheidend von seinem familiären Umfeld ab. In der Fami- lie erfahrene Wärme, emotionale Unterstützung und verständliche Regeln sind wichtige Schutzfaktoren für eine positive Entwicklung des Kindes. Die Familie ist die früheste und wichtigste Sozialisationsinstanz einer Gesellschaft. In ihr werden junge Persönlichkeiten nachhaltig geprägt. Darüber hinaus ist die Familie die erste und grundlegende Bildungsinstitution für Kinder. Hier werden zentrale Fähigkeiten für lebenslanges Lernen geschaffen. Der Gesetzgeber ist sich der Bedeutung der Familie bewusst und sieht das Kindeswohl im systemischen Zusammenhang mit der Fa- milie. So benennt das SGB VIII u. a. als Leitziele die Schaffung einer familienfreundlichen Umwelt und die Unterstützung und Beratung von Eltern bei der Erziehung. Eine Form der Unterstützung und Beratung von Eltern bei der Erziehung stellt die Familienbildung dar. Deren zentrales Anliegen ist die Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenz. Erziehungskompetenzen sind keine feststehenden Sachverhalte, sondern komplexe, soziale Konstruktionen. Sie beschreiben auch keine „Ein-Personen-Merkmale“ im Sinne eines Kataloges von Fähigkeiten und Kenntnissen, die einer Mutter oder einem Vater jederzeit und beziehungsunabhängig zur Verfügung stehen. Jede Kompetenz realisiert und aktualisiert sich immer in ganz kon- kreten und einmaligen Interaktionen mit dem jeweiligen Kind. Grundlagen – Theoretischer Hintergrund Familie Kindeswohl Systemische Wechselwirkung “Wir finden, Kinder sind etwas Grossartiges. Sie machen das Land menschlicher.“ Tilman Gerwien
  • 9. Grundlagen–TheoretischerHintergrund I Der wissenschaftliche Beirat für Familienfragen des Bundesminis- teriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat vier Kompe- tenzklassen elterlicher Kompetenzen beschrieben, die sich für die Befriedigung der Grundbedürfnisse und Entwicklungserfordernisse von Kindern als wichtig erwiesen haben: / selbstbezogene / kindbezogene / kontextbezogene / handlungsbezogene Unter selbstbezogenen Kompetenzen werden vor allem Dispo- sitionen der Eltern beschrieben, die im Zusammenhang mit be- ziehungs- und erziehungsthematischen Situationen stehen. Dazu gehört z. B., sich Wissen über die Entwicklung und den Umgang mit Kindern anzueignen, eigene Emotionen zu kontrollieren und überlegt handeln zu können, eigene Fehler einzugestehen und offen für Veränderungen zu sein. Die kindbezogenen Kompetenzen umfassen eine Reihe von Dis- positionen mit deren Hilfe Eltern auf individuelle Besonderheiten und Entwicklungserfordernisse ihrer Kinder eingehen können, wie z. B. Zuneigung zeigen, empfänglich sein für kindliche Bedürfnisse, kindliche Entwicklungspotentiale erkennen und zu ihrer Verwirkli- chung beitragen können. Die inhaltliche Beschreibung der kontextbezogenen Kompetenzen zielt vor allem auf Dispositionen ab, mit denen Eltern in der Lage sind, den (Lebens-)Kontext der Kinder entwicklungsförderlich zu gestalten. Dazu gehört beispielsweise, dass Eltern zusammen mit ihren Kindern Situationen aufsuchen oder gestalten, die für die Kinder entwicklungsförderlich sind (z. B. Zoobesuche, kreative Spielsituationen). Zur Klasse der handlungsbezogenen Kompetenzen gehört, dass Eltern Vertrauen in die eigene Handlungsfähigkeit haben, ange- kündigtes Handeln auch tatsächlich umsetzen oder ihr Handeln erfahrungsgeleitet ändern und an neue Gegebenheiten anpassen (z. B. bei veränderten Familienverhältnissen oder sich ändernden Entwicklungsaufgaben der Kinder).
  • 10. Grundlagen–TheoretischerHintergrund I 10 Anliegen des Projektes Das Projekt will als zentrales Anliegen Eltern in ihren Erziehungs- aufgaben unterstützen. Deshalb sollen / Eltern in der Ausübung ihrer Erziehungsaufgaben sicher und stark gemacht werden (präventiv). / viele Eltern in Sachsen mit bedarfsgerechten Bildungsangebo- ten erreicht werden (bedarfsgerecht). / die Angebote inhaltlich, zeitlich und örtlich an den Lebens- welten von Familien orientiert werden (niederschwellig). Der Weg der Umsetzung soll durch den Aufbau von Koopera- tionen zwischen Einrichtungen der Familienbildung und Kitas geschehen. Die Gründe dafür sind: / In Sachsen besuchen nahezu alle Kinder zwischen 3 und 6 Jahren eine Kita. / Für viele Eltern sind Erzieherinnen wichtige Ansprechpartne- rinnen, wenn es um Fragen der Erziehung und Bildung ihrer Kinder geht. / Die Erzieherinnen genießen aufgrund der Nähe und ihres Fachwissens ein hohes Vertrauen bei den Eltern. Das Projekt greift die Bemühungen vieler Kitas auf, Ihre Elternar- beit vertiefen und erweitern zu wollen. Dies geschieht nach einer im Landesmodellprojekt erprobten und bewährten Vorgehenswei- se und unter Berücksichtigung einrichtungsspezifischer Rahmenbe- dingungen. Zentrales Anliegen dieser Unterstützung ist die Beglei- tung, Beratung und Qualifizierung der Erzieherinnen / in der Weiterentwicklung der Erziehungs- und Bildungs- partnerschaft. / in der Weiterentwicklung und Umgestaltung ihrer Einrichtung zu einem (Lern-) Ort für Familien.
  • 11. Grundlagen–TheoretischerHintergrund I 11 Bei der Umsetzung der Projektidee werden sowohl regionale als auch einrichtungsspezifische Besonderheiten berücksichtigt. Die Weiterentwicklung der Kitas hin zu einem Lernort für Familien geschieht in Übereinstimmung mit den Anliegen des Sächsischen Bildungsplans. Bei der institutionellen Weiterentwicklung bzw. Umgestaltung haben sich drei Kooperationsmodelle herauskristallisiert. Die Entscheidung, welches der drei Modelle von der jeweiligen Einrich- tung angestrebt wird, obliegt der Einrichtung selbst. 1. Das Grundmodell Innerhalb der Regeltätigkeit wird die vorhandene Elternarbeit qualitativ in Richtung Erziehungs- und Bildungspartnerschaft um- gestaltet. Das Bewusstsein über familienbildnerische Anteile in der eigenen Tätigkeit wird gestärkt. 2. Das erweiterte Modell Zusätzlich zum Regelangebot für Kinder und Familien finden sich weitere Angebote und Dienstleistungen für Familien. Die Kita er- weitert ihr Angebotsspektrum, indem sie Angebote der Familien- bildung in ihrer Einrichtung aufnimmt. Diese Leistungen werden nicht durch eigenes Personal geleistet. 3. Das integrierte Modell Die Kita entwickelt sich zu einem Familienzentrum, das selbst Angebote der Familienbildung übernimmt und durchführt. Damit wird sie zu einem expliziten Leistungserbringer der Familienbil- dung. Für das Erbringen dieser Leistungen werden zusätzliche zeitliche und finanzielle Ressourcen benötigt, da sie nicht mehr über die Regelfinanzierung der Kita abgedeckt ist. Das Kitaperso- nal muss sich in der Regel Zusatzqualifikationen erwerben. Gut zu wissen! Der Sächsische Bildungsplan erachtet es ebenso als eine un- erlässliche Voraussetzung für eine optimale Förderung der Kinder, dass Eltern in das Kita-Geschehen miteinbezogen und Erziehungs- und Bildungspartnerschaften aufgebaut werden.
  • 12. Grundlagen–TheoretischerHintergrund I 12 Voraussetzung für eine tragfähige Kooperationsbeziehung ist, dass sich beide „Welten“ verstehen. Dazu gehört u.a. die Anliegen, Ziel- setzungen und Leitbilder des anderen „Fachbereichs“ zu kennen. Die Welt der Familienbildung verstehen / Anforderungen an die Familienbildung sind: / Prävention / Bedarfsgerechtigkeit / Niederschwelligkeit Präventive Familienbildung will Familien stärken und begleiten, bevor sich Belastungssituationen zuspitzen können. Sie grenzt sich damit von intervenierenden Angeboten der Familienhilfe ab. Prä- ventive Angebote der Familienbildung verfolgen einen ressourcen- orientierten Ansatz. Familiäres Miteinander wird demnach nicht grundsätzlich als defizitär betrachtet. Der Fokus richtet sich viel- mehr auf die Förderung schon vorhandener Stärken von Familien und damit auf die Aktivierung von Selbsthilfekompetenzen. Familienbildung muss sich an den Bedürfnissen der Familien orien- tieren und ihre Angebote bedarfsgerecht auswählen und gestal- ten. Um Familien für ihren Alltag und ihr Miteinander zu stärken, gilt es, dort anzusetzen, wo tatsächlich Fragen und Unterstüt- zungsbedarf vorhanden sind. Die Welt des Anderen kennen verstehen Voraussetzung für Kooperationen: Welt der Familien- bildung Welt der Kita
  • 13. Grundlagen–TheoretischerHintergrund I 13 Niederschwelligkeit beschreibt die Orientierung familienpädago- gischer Angebote an den Lebenswelten der Familien. Wichtig ist in diesem Zusammenhang ein einfacher Zugang zu Angeboten. Dieser wird beispielsweise erreicht durch Alltagsnähe, räumliche und zeitliche Erreichbarkeit, Freiwilligkeit und Anonymität bzw. Vertraulichkeit. / Ansatzpunkte der Familienbildung Familienbildung orientiert sich immer an der Lebenswelt der Familien. Sie kann an den Lebensphasen einer Familie ansetzen (Lebensphasen-Ansatz) oder an den Aufgaben, die Familien zu bewältigen haben (Aufgabenorientierter Ansatz). Im Leben einer Familie gibt es verschiedene natürliche Phasen. Die Übergänge von einer Phase in die nächste bringen oft große Ver- änderungen und damit Unsicherheiten für die Familienmitglieder mit sich. Sie stellen deshalb eine gewisse Herausforderung dar und können als krisenhaft erlebt werden. Auf diese übergangsbe- dingten Herausforderungen sollen Familien vorbereitet werden. Im Sinne des aufgabenorientierten (oder auch lebenslagenorien- tierten) Ansatzes setzt Familienbildung an besonderen Lebenssitu- ationen und den in diesen Situationen vorhandenen Bedürfnissen von Familien an. Dies sind nicht allein unmittelbare Bildungsbe- dürfnisse, sondern Bedürfnisse nach Kontakt und Austausch, nach Entlastung durch Dienstleistungen und nach anregender Freizeit- gestaltung. Paar- beziehung Schwanger- schaft Baby- phase Kleinkind- phase F a m i l i e n - L e b e n s p h a s e n - A n s a t z Kind- phase Jugend- phase Leere Nestphase Großeltern- phase
  • 14. Grundlagen–TheoretischerHintergrund I 14 / Zielgruppen der Familienbildung Angebote der Familienbildung stehen grundsätzlich allen Inter- essierten offen. Das Sächsische Staatsministerium für Soziales hat in seinem Konzept zur Familienbildung in Sachsen vier Hauptziel- gruppen formuliert: / bildungsinteressierte und bildungsgewohnte Eltern, die weiterhin Angebote der Familienbildung wahrnehmen wollen und sollen / bildungsungewohnte Eltern, d. h. Menschen, die Bildungs- angeboten eher skeptisch gegenüber stehen, was nicht automatisch gleichzusetzen ist mit geringerem Einkommen oder sonstigen Belastungen / Eltern, deren Belastungssituation eine erhöhte Wahrschein- lichkeit für einen mittelfristigen Hilfebedarf im Sinne des KJHG erwarten lässt / Väter Hinzu kommen weitere Zielgruppen, wie Menschen mit Migra- tionshintergrund, mit Handicaps, mit besonderen sozialen Pro- blemen und Belastungen (wie z. B. pflegende Angehörige) und Senioren. / Familienbildung als Querschnittsaufgabe Familien kommen in ihren verschiedenen Lebensphasen mit unter- schiedlichen Einrichtungen des Gesundheits-, Bildungs-, und Sozial- wesens in Kontakt. In deren Angeboten sind häufig Anteile von Familienbildung enthalten. Neben den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern in den Einrichtungen der Familienbildung, den ex- pliziten Akteuren, setzen sich implizite Akteure unterschiedlicher Professionen in verschiedenen Einrichtungen dafür ein, Eltern in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken. Paar- beziehung Schwanger- schaft Baby- phase Kleinkind- phase I m p l i z i e r t e A k t e u r e d e r F a m i l i e n b i l d u n g Kind- phase Jugend- phase Leere Nestphase Großeltern- phase Frauenarzt Hebamme Kinderarzt LehrerErzieherinnen ..... .....
  • 15. Grundlagen–TheoretischerHintergrund I 15 Implizite Akteure der Familienbildung sind Berufsgruppen außer- halb der Familienbildung, deren professionseigenes berufliches Handeln familienbildnerische Elemente umfasst. Sie besitzen na- türliche soziale Kontakte zu Familien, die in der Regel nicht pro- blembelastet sind und niederschwellige Zugänge zu Familien ermöglichen. Damit sind auch Familien erreichbar, die sonst häufig nicht durch präventive Angebote erreicht werden. Sie sind dadurch erste Ansprechpartner für Eltern im Hinblick auf erzieherische Fragestellungen und können Eltern an andere An- gebote weitervermitteln. Sie kennen ihre Zielgruppen und deren spezifische Lebenslage, so dass sie auf Grund ihrer Zielgruppen- nähe passgenaue Angebote entwickeln und positionieren können. Folgende Punkte sind für eine erfolgreiche Erweiterung der Famili- enbildung von zentraler Bedeutung: 1. Implizite Akteure der Familienbildung fühlen sich schnell überfordert von dem Anspruch, jetzt auch noch Familien- bildung machen zu müssen. Für sie ist es entlastend, die Anteile ihrer Regeltätigkeit zu identifizieren, innerhalb derer sie „sowieso“ die Erziehungs- und Beziehungskompe- tenz von Eltern stärken. Daran anknüpfend kann mit ihnen erarbeitet werden, wie sie diese Anteile ohne wesentliche Mehrbelastung qualitativ verbessern oder mit zusätzlichen Ressourcen weiter ausbauen können. 2. Explizite Akteure der Familienbildung mit dem Auftrag Netzwerkknotenpunkte zu bilden, haben die Verantwor- tung, die impliziten Akteure in das sozialräumliche Netz- werk zu integrieren und sie als Professionelle der Famili- enbildung partnerschaftlich in der Wahrnehmung ihrer Aufgaben zu unterstützen. In der Praxis übernehmen sie teilweise beratende Funktionen. 3. Die Kontexte der einzelnen Professionen müssen unbedingt Beachtung finden. Hierzu zählt ihr Selbstverständnis, ihre Zielsetzungen und Leitbilder, ihre Organisationsstrukturen und ihre Handlungsspielräume.
  • 16. Grundlagen–TheoretischerHintergrund I 16 Die Welt der Kita verstehen 1. Der Grundauftrag der Kita Kindertageseinrichtungen arbeiten in sozialpädagogischer Aus- richtung nach einem ganzheitlich verstandenen Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsauftrag, bei dem alters- und entwick- lungsspezifische Besonderheiten der Kinder berücksichtigt werden sollen. Dabei haben die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und die Beratung und Information der Erziehungsberechtigten eine wesentliche Bedeutung. Der Kindergarten ergänzt die Erziehung in der Familie und eröffnet den Kindern erweiterte und umfas- sendere Erfahrungs- und Bildungsmöglichkeiten über das familiäre Umfeld hinaus. Dabei hat der Kindergarten seinen Erziehungs- und Bildungsauftrag im ständigen Kontakt mit der Familie und anderen Erziehungsberechtigten durchzuführen (vgl. §2f GTK / §2 SächsKitaG). Im Rahmen des Sächsischen Bildungsplans werden familienunter- stützende Funktionen beschrieben, die Kindertageseinrichtungen übernehmen sollten. Neben dem primären Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsauftrag der Kinder werden ihnen familienbeglei- tende, entlastende, präventive und kompensatorische Aufgaben zugewiesen. 2. Der Sächsische Bildungsplan Für den Aufbau von Kooperationen mit Kitas ist es unerlässlich, den für alle sächsischen Einrichtungen bestimmenden Bildungsplan aufzugreifen. Der Sächsische Bildungsplan stellt gewissermaßen den „Masterplan“ für die Kitas dar. Seine Intention liegt in einem gemeinsamen Nachdenken über Bildung und Erziehung und dem Ziel der Professionalisierung des pädagogischen Handelns. In ihm werden auf der Grundlage einer neuen Sicht auf das Kind und der Beschreibung des Bildungs- und Lernverständnisses sechs Bildungsbereiche entfaltet. Das im Sächsischen Bildungsplan beschriebene neue Bild vom Kind geht vom Kind als Akteur seiner eigenen Entwicklung aus. Bil- dung wird verstanden als eine ganzheitliche Aneignung von Welt im Sinne von Selbstbildung in sozialen Kontexten. Dies führt zu einer veränderten Sicht und Rolle des Erziehenden: nicht mehr das Belehren, sondern das Ermöglichen steht im Vordergrund pädago- gischen Handelns.
  • 17. Grundlagen–TheoretischerHintergrund I 17 3. Elternzusammenarbeit im Sächsischen Bildungsplan Der Sächsische Bildungsplan erachtet das Einbeziehen der Eltern und die Zusammenarbeit mit ihnen als unerlässliche Voraussetzung für eine optimale Förderung der Kinder. Die Familie wird ausdrück- lich als der primäre Erfahrungsort von Kindern gesehen, in denen sie ihre ersten Bildungserfahrungen machen. Aus dieser Grundhal- tung heraus entfaltet der Sächsische Bildungsplan eine erweiterte Sicht der Kita: Kita wird nicht mehr nur als Ort für Kinder gesehen, sondern auch als ein Kommunikationsort für Familien. Durch die Kita sollen Familien nicht nur eine Entlastung erfahren, sondern sie soll einen Beitrag zur Stabilisierung von Familie leisten. Dies soll dadurch gewährleistet werden, dass die Kita sich zu einem „Haus des Lernens für alle“ weiterentwickelt. Kitas sollen ihre Zusammenarbeit mit den Eltern auf der Grundhal- tung der Erziehungspartnerschaft gestalten. Mit dem Eintritt in die Kindertageseinrichtung hat das Kind eine für seine weitere Entwicklung nicht zu unterschätzende Aufgabe zu bewältigen. Das Kind öffnet sich einer zweiten Bezugswelt und erfährt durch sie ebenso Prägungen und Wegweisungen. Für das Kind hat das Verhältnis der beiden Lebensbereiche zueinander einen ebenso bestimmenden Charakter wie Ereignisse innerhalb Sächsischer Bildungsplan: Kita Ort für Kinder Ort für Familien Haus des Lernens für alle
  • 18. Grundlagen–TheoretischerHintergrund I 18 eines Lebensbereichs. Im Hinblick auf eine gute Entwicklung des Kindes kann festgestellt werden, dass das Vorhandensein und die Qualität der sozialen Verbindungen zwischen den Lebenswelten von großer Bedeutung sind. Erziehungspartnerschaft kann als Qualitätsbeschreibung des Ver- hältnisses zwischen Erzieherinnen und Eltern verstanden werden. Im erziehungspartnerschaftlichen Miteinander wird der Erzie- hungs- und Bildungsprozess des Kindes in gemeinsamer Verant- wortung und gleichberechtigt gestaltet. Erziehungspartnerschaft heißt, Eltern und Erzieherinnen: u öffnen sich füreinander. Sie machen ihre Erziehungsvorstellungen transparent, tauschen Informationen über die Entwicklung, das Verhal- ten und die Erziehung des Kindes und über Konzeption und pädagogisches Arbeiten in der Kita aus. u kooperieren zum Wohle des Kindes. Sie erkennen die Bedeutung der jeweils anderen Lebens- welt für das Kind und versuchen, ihre Erziehungsmethoden und -ziele aufeinander abzustimmen. Eltern werden in die pädagogische Arbeit einbezogen. u akzeptieren sich gegenseitig als Experten. u unterstützen und ergänzen sich gegenseitig auf der Grund- lage einer Beziehung, die von Offenheit, Geduld, Akzep- tanz, Vertrauen und Dialogbereitschaft gekennzeichnet ist. 4. Schnittmengen im Bildungs- und Lernverständnis Die im Sächsischen Bildungsplan grundgelegte Sicht des Kindes, das Verständnis von Lernen und die daraus folgende Rolle der Erzieherin sowie die dargestellte Elternzusammenarbeit sind wich- tige Anknüpfungspunkte für die Kooperation. Im Projekt wurden diese Anknüpfungspunkte in Beziehung gesetzt zu den theoretischen Grundlagen der Familien- und Erwachsenen- bildung. Aufgabe war es, zu prüfen, inwieweit das Bildungsver- ständnis, die Sicht des Lehrenden und Lernenden mit den im Säch- sischen Bildungsplan dargelegten Sichtweisen kompatibel sind. Bildung im Sächsischen Bildungsplan wird beschrieben als Selbstbil- dung in sozialen Kontexten. Das Bildungsverständnis der Erwach- senenbildung ist ebenfalls eines der Selbstbildung. In der päda- gogischen Psychologie wird zunehmend eine konstruktivistische Lerntheorie vertreten. Lernen ist ein selbstgesteuerter und aktiver
  • 19. Grundlagen–TheoretischerHintergrund I 19 Prozess. Der Lernende arbeitet neues Wissen in vorhandene Struk- turen ein – er konstruiert und rekonstruiert ein Leben lang. Die Selbstbestimmtheit und Alltagsrelevanz von Lernprozessen sind bei erwachsenen Lernern besonders stark ausgeprägt. Der Erwachsenenbildner versteht sich als Begleiter und Ermögli- cher von Lernprozessen, er gestaltet Lernumgebungen und akti- viert den Lernenden, um vorhandenes Wissen aufzudecken und weiterzuentwickeln. Hier wird deutlich, dass das Verständnis von Lernen und Lehren im Sächsischen Bildungsplan durchaus kompati- bel mit dem Ansatz der Erwachsenenbildung ist. Die Gestaltung der Kooperation Für den Aufbau trägfähiger Kooperationen zwischen der Familien- bildung und der Kita bedarf es einer Vorgehensweise seitens der Koordinatorin, die von gewissen Sicht- und Handlungsweisen ge- prägt ist. Darüber hinaus müssen die Aufgaben und damit das Handlungs- und Kompetenzprofil der Koordinatorin geklärt sein. Grundlegende Herangehensweisen und Sichtweisen Beim Aufbau von Kooperationen und beim Auf- und Ausbau von Erziehungspartnerschaft sind folgende grundlegende Herange- hensweisen förderlich. 1. Wertschätzung der bestehenden (Eltern-) Arbeit: a) Die Koordinatorin hat echtes Interesse, die pädagogische Arbeit kennenzulernen und vor allem verstehen zu wollen. b) Die Art und Weise wie das Projekt vorgestellt wird, muss die Wertschätzung betonen: I. es geht nicht um das Abschaffen vorhandener Eltern- arbeit, sondern um das Aufgreifen von Bestehendem II. Betonung einer einrichtungsspezifischen Vorgehens- weise, d. h. eine exakte Abstimmung auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der jeweiligen Einrichtung “Gerade für Erwachsene sind Aspekte wie Eigenaktivität, Interessenbezug, Eigenver- antwortlichkeit, Integration gemachter Erfahrungen und bestehender Überzeugungen sowie Bezug zu konkreten Situationen besonders wichtig.“ Reimann-Rothmeier/Mandl
  • 20. Grundlagen–TheoretischerHintergrund I 20 2. Ressourcenorientierung – Anknüpfen an „Sowiesos“: a) Das, was sowieso schon getan wird, findet Beachtung: I. Bezug zum Sächsischen Bildungsplan herstellen II. Bewusstmachen familienbildnerischer Elemente inner- halb der laufenden Elternarbeit b) Die hohe Arbeitsbelastung der Erzieherinnen berück- sichtigen: I. alle Vorschläge an dem Maßstab des Leistbaren messen II. Erzieherinnen vor „sich selbst schützen“, d.h. die Koordinatorin erklärt sich zum „Zeitwächter“ 3. Stärkenorientierung: a) zunächst gilt es „das halbvolle und nicht das halbleere Glas“ zu sehen b) Die Einrichtung wurde nicht auf Grund von Defiziten ausgewählt (häufiges Vorurteil) c) Probleme als Entwicklungspotenziale begreifen und so benennen 4. Lösungsorientierung: a) Es geht um Lösungsfindung, nicht primär um die Analyse oder Darstellung der Probleme. 5. Reflektiertes Arbeiten a) Im Sinne eines qualitätsorientierten Handelns muss die gemeinsame Arbeit hinsichtlich der Zielereichung in regel- mäßigen Abständen reflektiert werden. b) Aus den gewonnen Erfahrungen gilt es, für die zukünftige Weiterarbeit Konsequenzen zu ziehen. Diese Sichtweisen und Herangehensweisen können als eine Art Brille verstanden werden, durch die bei allen Handlungsschritten im Rahmen der Kooperation geblickt wird.
  • 21. Grundlagen–TheoretischerHintergrund I 21 Rolle und Aufgabe der Koordinatorin Die beiden Haupttätigkeitsfelder liegen im Bereich des / Auf- und Ausbaus von Kooperationsbeziehungen / Auf- und Ausbaus erziehungspartnerschaftlicher Elternarbeit. Die Koordinatorin muss Kooperationen initiieren. Sie ist zumindest am Anfang der „Anschieber“ bzw. „Startfunke“ für viele entste- henden Kooperationen. Um Kooperationsbeziehungen tragfähig und stabil zu machen, ist es notwendig, dem Miteinander ein „Ge- sicht“ zu geben, eine Kultur zu schaffen und somit die Beziehung zu gestalten. Die entstandenen Kooperationen gilt es weiterhin zu koordinieren. Koordinieren meint gerade jene Vorgehenswei- se, die nicht bestimmend, sondern fördernd ist und genug Raum schafft, dass Eigenaktivitäten entstehen können. Im Aufbau von Erziehungspartnerschaften erhalten die Kitas durch die Koordinatorin Unterstützung in ihren Bemühungen, die Zusammenarbeit mit Eltern zu vertiefen. Auf dem Weg der Umgestaltung ihrer Einrichtung zu einem Ort für Familien werden sie begleitet, und bei der konkreten Planung und Gestaltung von Erziehungspartnerschaften erhalten sie Beratung seitens der Koor- dinatorin. Tätigkeitsfelder der Koordinatorin Auf- und Ausbau von Kooperations- beziehungen Auf- und Ausbau erziehungs- partnerschaftlicher Elternarbeit initiieren koordinieren gestalten unterstützen beraten begleiten
  • 22. Grundlagen–TheoretischerHintergrund I 22 / Diese Tätigkeiten lassen sich in unterschiedliche Aspekte eines Rollenprofils zusammenfassen. / Vermittlerin im Feld der Information Dies bezieht sich vor allem darauf, dass die Koordinatorin in der Lage sein muss, die Idee der Familienbildung in den Kindertageseinrichtungen den Erzieherinnen und Eltern vermitteln zu können und diese dafür motivieren und begeistern zu können. Dabei reicht es nicht aus, die bloße Information darüber zu vermitteln, sondern es bedarf, dass diese in den Kontext der Institutionen und in Beziehung zu den beteiligten Personen gestellt werden müssen. Dies setzt voraus, dass die Koordinatorin nicht nur Wissen aus dem Bereich der Familienbildung vorweisen kann, sondern auch mit dem System der Kindertageseinrichtungen und der Lebenssituation von Familien mit Kindergartenkindern vertraut ist. / Beraterin im Feld der Reflexion Der Berater im Feld der Reflexion geht von vornherein von dem Grundsatz aus, dass er nicht mehr wissen kann als der Betroffene selbst und nur behilflich dabei ist, die vorhan- denen Potenziale und Ressourcen hervorzubringen. Dieses Rollenprofil ist von zentraler Bedeutung, da den Kinder- tageseinrichtungen nichts komplett Neues „übergestülpt“ werden soll, sondern man in einem gemeinsamen Entwick- lungsprozess (der von der Koordinatorin begleitet wird) schaut, welche Entwicklungen möglich und welche Ressour- cen dafür vorhanden sind (anknüpfen an dem, was bereits da ist). Diese Beraterfunktion hat ebenfalls eine wichtige Bedeutung, wenn es darum geht gemeinsam mit den Erzie- herinnen die eigene Berufsrolle zu reflektieren und sich mit den Anforderungen an diese Rolle auseinander zu setzen. / Moderatorin im Feld der Kommunikation Das Profil des Moderators im Feld der Kommunikation birgt eine initiierende Funktion in sich. Der Koordinatorin kommt dabei die Rolle eines ständigen Impulsgebers und Initiator zu. Die Kindertageseinrichtungen sind in ihrer momentanen Situation nicht in der Lage, diese erweitere Aufgabe ohne weitere Unterstützung zu bewältigen. Gleichzeitig übernimmt der Koordinator die Rolle eines Moderators, wenn es um den Aufbau von Netzwerken und eine gemeinwesenorientierte Ausrichtung der Arbeit der
  • 23. Grundlagen–TheoretischerHintergrund I 23 Kindertageseinrichtungen geht. Er initiiert Netzwerkpart- nerschaften und bringt die Partner zusammen, die famili- enunterstützende Angebote in ihrem Leistungsspektrum haben. / Dieses Rollenprofil beinhaltet verschiedene Aspekte eines Kompetenzprofils. Die unterschiedlichen Kompetenzfacetten zeigen sich hier in personengebundenen Fähigkeiten, die für die Tätigkeit als Koordinatorin notwendig sind. / Vermittlungskompetenz: Vermittlungskompetenz drückt sich in der Fähigkeit aus, Informationen und Wissen zielgruppenorientiert zur Verfü- gung zu stellen. Dies benötigt Fachwissen, Methodenwis- sen, Wissen über die Ziel- bzw. Adressatengruppe und die Fähigkeit diese Aspekte miteinander in Bezug zu stellen. / Reflexionskompetenz: Reflexionskompetenz beinhaltet die Fähigkeit zur Analyse sowie zur Überprüfung von Situationen und Ergebnissen in Bezug auf ein vorher festgelegtes Ziel. Reflexionskom- petenz meint aber auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion (Selbstevaluation), in der allgemeines und fachliches Wissen auf die eigene Situation bezogen werden. / Systemkompetenz: Unter Systemkompetenz kann die Befähigung verstanden werden, Personen, Gruppen und Institutionen in Beziehung zueinander zu bringen, deren Kapazitäten zu mobilisieren und dauerhaft als Ressource zu integrieren.
  • 24. 24
  • 25. 25 Aufbau von Kooperationen mit Kindertageseinrichtungen IIKapitel
  • 26. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 26 Die Zielsetzung der Kooperationen mit den Kindertageseinrich- tungen steht fest: Es sollen Eltern aus den kooperierenden Ein- richtungen in der Ausübung ihrer Erziehungsaufgaben sicher und stark gemacht werden. Dies wird umgesetzt, in dem die Erziehungspartnerschaften auf- und ausgebaut sowie neue und bedarfsgerechte Angebote der Eltern- und Familienarbeit durchge- führt werden. Die Kita wird durch die Koordinatorin: / unterstützt in ihren Bemühungen, die Zusammenarbeit mit Eltern zu vertiefen. / begleitet auf dem Weg der Umgestaltung ihrer Einrichtung zu einem Ort für Familien. / beraten bei der konkreten Planung und Gestaltung von Erziehungspartnerschaften. Der Aufbau von Kooperationen mit Kindertageseinrichtungen ist ein vielschichtiger und komplexer Prozess. Dieser Prozess wird durch die Koordinatorin im Austausch mit den Erzieherinnen initi- iert, koordiniert und gestaltet. Im Blickpunkt des Kooperationsmanagements stehen drei Kernprozesse: 1. soziale Kernprozesse: die Gestaltung des Miteinanders und der Kommunikation 2. funktionale Kernprozesse: die Klärung von Aufgaben, Zuständigkeiten, Absprachen und Vereinbarungen, Grenzen der Kooperation aufzeigen 3. strukturelle Kernprozesse: die Klärung der Ressourcenfrage, Gestaltung von transparenten Entscheidungsstrukturen Aufbau von Kooperationen mit Kindertageseinrichtungen “Kooperieren ist die Kunst, unter Berücksichtigung der eigenen Ziele und der Interessen des Kooperationspartners zielgerichtet zusammenzuarbeiten.“ soziale Kernprozesse funktionale Kernprozesse strukturelle Kernprozesse Gestaltungsprozess gelungene Koopera tionsbezi ehungen gelungene Kooperationsbeziehun gen soziale Kernprozesse funktionale Kernprozesse strukturelle Kernprozesse Gestaltungsprozess h Erfolgreiches kooperieren heißt: kommunizieren und Beziehungen aktiv gestalten hErfolgreiches kooperieren heißt: Klarheit schaffen hErfolgreiches kooperieren heißt: ressourcenorien- tiert arbeiten
  • 27. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 27 Phasen beim Aufbau von Kooperationen Hilfreich beim Aufbau von Kooperationen ist die Unterscheidung von zeitlich nacheinander ablaufenden Phasen. 1. Organisationsinterne Planungsphase Schritt 1 Klärung des eigenen Kooperationsinteresses Schritt 2 Auswahl der Kooperationspartner Klärung des eigenen Kooperationsinteresses Die Klärung des eigenen Kooperationsinteresses hat eine zentrale Bedeutung für Tragfähigkeit und Nachhaltigkeit der Kooperations- beziehung. Die Erfahrungen zeigen, dass vor allem das Gespräch zwischen Träger und Koordinatorin wichtig ist, um Nutzen, Rah- menbedingungen und Ressourcen festzulegen. . Zielsetzung Die Koordinatorin und der Träger müssen die eigenen Ziele und den Nutzen bestimmen. Darüber hinaus müssen die internen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen definiert und die zur Verfügung stehenden Ressourcen festgelegt sein. Die Koordinato- rin kennt die Erfolgskriterien, an der ihre Arbeit gemessen wird. - Methode Die Koordinatorin führt ein persönliches Gespräch mit der Ge- schäftsführung. x Ergebnissicherung Die Koordinatorin hält die Ergebnisse schriftlich fest, damit später im Sinne von Reflexion und Weiterentwicklung daran angeknüpft werden kann.
  • 28. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 28 Als Ergebnisse dieser Klärung liegen gebündelte Aussagen zu folgenden Fragen vor: / Welche Zielsetzung und welchen Nutzen verfolgen wir? / Was wollen wir bis wann realisiert haben? (organisationsinterne Erfolgskriterien) / Welche Verpflichtungen können wir eingehen? / Was können und sollen wir leisten? / Welche Rahmenbedingungen stehen der Koordinatorin zur Verfügung? / Welche Ressourcen stehen der Koordinatorin organisationsintern zur Verfügung? / Wer ist organisationsinterner Ansprechpartner für die Koordinatorin? Auswahl der Kooperationspartner Die Auswahl der Kooperationspartner erfolgt auf unterschiedliche Art und Weise: / Kitas kommen mit eigenem Kooperationswunsch auf die Koordinatorin zu. / Kitas werden über Dritte vermittelt. In beiden Fällen gilt es anhand von gewissen Kriterien zu prüfen, ob eine zukünftige Zusammenarbeit sinnvoll ist. Auswahl von Kitas als Kooperationspartner Kitas fragen selbst an Kitas werden vorgeschlagen Auswahl Koordinatorin Kriterien Jugendamt freie Träger Stadtteilrunde eigener Träger und Andere
  • 29. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 29 . Zielsetzung Die Koordinatorin muss anhand von Kriterien entscheiden, zu welchen Kitas Kontakt aufgenommen werden soll. - Methode Bei der Auswahl werden relevante Rahmenbedingungen bzw. Kriterien (organisationsinterne und organisationsexterne) berück- sichtigt und fließen in die Entscheidung ein. Kriterien sind: / Freiwilligkeit: die Kooperation muss gewollt sein / Leistbarkeit: die Kita muss genügend Freiräume für die Kooperation zur Verfügung haben / Trägerzustimmung: die Kooperation ist vom Träger gewollt x Ergebnissicherung Die für die Auswahl relevanten Kriterien werden schriftlich fest- gehalten, so dass zu einem späteren Zeitpunkt die getroffenen Entscheidungen nachvollziehbar sind (umfasst sowohl die positive als auch die negative Auswahl). Als Ergebnisse liegen gebündelte Aussagen zu folgenden Fragen vor: / Welche Beweggründe liegen bei den Kitas vor, die sich aktiv um eine Zusammenarbeit bemühen? / Welche Beweggründe haben die „Vermittler“ von Kitas? / Ist bei der Auswahl der Kitas das Verhältnis von öffent- lichen und privaten Einrichtungen berücksichtigt worden? / Sind die Interessen und Anliegen der Verwaltung (Jugend- amt) und des Jugendhilfeausschusses bekannt und bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt worden? / Steht die Anzahl der (neuen) Kitas in einem realistischen Verhältnis zu den zur Verfügung stehenden Ressourcen? / Ist die Leiterin über die Vermittlung seitens des Trägers in Kenntnis gesetzt?
  • 30. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 30 2. Phase der Kontaktaufnahme Schritt 1 Telefonat mit der Leiterin Schritt 2 Treffen mit der Leiterin in der Einrichtung Schritt 3 Vorstellung der Kooperationsidee im Team Schritt 4 Vorstellung der Kooperationsidee bei der Elternschaft Telefonat mit Leiterin Die persönliche Kontaktaufnahme mit der Leiterin einer Einrich- tung beginnt mit dem Telefonat. Dieses Gespräch prägt den ersten Eindruck, den die Leiterin von der Koordinatorin gewinnt und legt in einem gewissen Sinn auch die emotionale Basis für die Einschät- zung der Kooperationsidee. . Zielsetzung Die Koordinatorin hat in einer guten Gesprächsatmosphäre einen Besuchstermin bei der Leiterin vereinbart. Die Leiterin hat eine erste Vorstellung von der Projektidee gewonnen und wünscht sich, beim Vororttermin Näheres darüber zu erfahren. - Methode Die Koordinatorin führt ein Telefonat unter Berücksichtigung fol- gender Punkte: / kurze Vorstellung (Name und Funktion) / in wenigen Sätzen erläutert sie das Projektanliegen / in wenigen Sätzen erläutert sie, wie es zur Auswahl der Einrichtung kam / fragt nach, ob die Leiterin ggf. über ihren Träger / Jugend- amt informiert worden ist / fragt nach, ob die Leiterin das Projekt kennt bzw. schon mal etwas darüber gehört hat / vereinbart einen Vororttermin in der Kita und berücksich- tigt dabei den Tagesablauf der Leiterin, bzgl. der Uhrzeit als auch der Gesprächsdauer (sollte jedoch mindestens eine Stunde sein) h Berücksichtigen Sie bei der Gesprächs- vorbereitung, ob es sich um eine „vermittelte“ Kita handelt!
  • 31. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 31 x Ergebnissicherung Die Koordinatorin hält die Ergebnisse des Tefonats für die Vor- bereitung des Besuchstermins schriftlich fest. / Besuchstermin in der Einrichtung / erster Eindruck über den Kenntnisstand der Leiterin über das Projekt / erster Eindruck, wie die Leiterin zu dem Projekt steht (ggf. Erwartungen, Skepsis etc.) Treffen mit der Leiterin in der Einrichtung Das Gespräch mit der Leiterin vor Ort in der Einrichtung ist das „Herzstück“ der persönlichen Kontaktaufnahme. Verläuft dieses Treffen positiv, ist der erste Schritt für den Aufbau einer Beziehung zur Einrichtung gelungen. Persönliche Kontaktaufnahme umfasst: / persönliches Kennenlernen / Kennenlernen der Projektidee (für die Leiterin) / Kennenlernen der Einrichtung (für die Koordinatorin) . Zielsetzung Die Leiterin konnte für das Projekt gewonnen werden. Die Leiterin kennt das Anliegen und die Ziele des Projektes und hat eine erste Vorstellung, wie diese Ideen für ihrer Einrichtung umgesetzt wer- den können (aus „dem“ Projekt ist „unser“ Projekt geworden). Die Koordinatorin hat einen ersten Eindruck der Einrichtung ge- wonnen. Sie hat verstanden, welche Schwerpunkte in der Eltern- arbeit gesetzt werden. Die Wünsche und Hoffnungen der Leiter- innen in Bezug auf das Projekt sind ihr bekannt. Die Koordinatorin und Leiterin haben sich kennengelernt.
  • 32. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 32 - Methode Die Koordinatorin führt ein Zweiergespräch mit der Leiterin. Für die Vorstellung des Trägers und des Projektes liegen ggf. Materi- alien vor. Die Materialien sollen das Gesagte visualisieren und der Leiterin die Möglichkeit geben, im Nachgang zum Gespräch die Informationen nachzulesen. Die Koordinatorin erhält eine persönliche Führung durch die Ein- richtung (evtl. kombiniert mit einer kurzen Begrüßung der Erzie- herinnen) und lernt in entspannter Atmosphäre die pädagogische Arbeit, den Stand der Elternarbeit sowie positive Erlebnisse und Erfolge kennen. x Ergebnissicherung Ergebnisse auf einen Blick: / Das Anliegen und die Ziele des Projektes sind der Leiterin bekannt. / Die Ziele von Familienbildung sind der Leiterin bekannt. / Der Zusammenhang zwischen der Umsetzung des Säch- sischen Bildungsplans und den Projektzielen, sind der Leite- rin bewusst. / Die Anknüpfungspunkte zur bestehenden Elternarbeit der Einrichtung sind bekannt. / Chancen und Bedenken, die die Leiterin geäußert hat, sind benannt und aufgegriffen worden. / Die nächsten Schritte / Termine sind vereinbart worden. / Es ist geklärt, zu welchem Zeitpunkt die Elternschaft infor- miert und integriert wird. / Es ist eine positive Grundstimmung gelegt worden. h Nutzen Sie die Seite „Vorstellung des Projektes“! Projekterfahrung Häufig geäusserte Erwartungen von Leiterinnen: u Weiterentwicklung der Einrichtung in ihrer Elternarbeit u Transparenz der Arbeit für die Eltern u Intensivierung der Zusammenarbeit mit Eltern (Ideen, Potenziale und Ressourcen der Eltern kennen lernen und nutzen) u positive Außenrepräsentanz der Kita u Stärkung der Rolle der Erzieherinnen u Identifizierung der Eltern mit der Kinder- einrichtung ihres Kindes stärken u abwechslungsreiche und bedarfsgerechte Angebote für Eltern und Kinder u thematische Angebote für Eltern, da Hilflosig- keit und Überforderung der Eltern in Fragen der Erziehung immer häufiger beobachtet werden u Vermittlung kompetenter Ansprechpartner für Familien Kopiervorlage 79
  • 33. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 33 Für starke Kitas: In Sachsen besuchen nahezu alle Kinder zwi- schen 3 und 6 Jahren eine Kita. Für viele Eltern sind Erzieherinnen wichtige Ansprechpartne- rinnen, wenn es um Fragen der Erziehung und Bildung ihrer Kinder geht. Die Erzieherinnen genießen aufgrund der Nähe und ihres Fach- wissens ein hohes Vertrauen bei den Eltern. Vor diesem Hintergrund wollen viele Kitas ihre Elternarbeit vertiefen und erweitern. Im Projekt „Familienbildung in Kooperation mit Kindertageseinrichtungen“ werden u Kitas unterstützt - in ihren Bemühungen, die Zusammenarbeit mit Eltern zu vertiefen. u Kitas begleitet - auf dem Weg der Umge- staltung ihrer Einrichtung zu einem Ort für Familien. u Kitas beraten - bei der konkreten Planung und Gestaltung von Erziehungspartner- schaften. Gemeinsam sind wir stark: Durch den Aufbau von Kooperationen zwischen Einrichtungen der Familienbildung und Kitas soll die bestehende Elternarbeit in Kitas unterstützt und erweitert werden. Dies geschieht nach einer im Projekt erprobten und bewährten Vorgehensweise und unter Berücksichtigung einrichtungs- spezifischer Rahmenbedingungen. Zentrales Anliegen dieser Unterstützung ist die Begleitung der Erzieherinnen in der Weiterentwicklung der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft. Dies umfasst unter anderem die Analyse der bestehenden Elternarbeit, eine Bedarfserhebung bei den Eltern, die Planung und Durchführung von Veranstaltungen usw. Für starke Familien: Familien leisten viel für unsere Gesellschaft. „Sie balancieren zwischen zahlreichen Aufga- ben und Wünschen, zwischen Notwendigkeiten und begrenzten Möglichkeiten. Für diese Leistungen verdienen die sächsischen Familien unsere Anerkennung, unseren Respekt und un- sere Unterstützung.“ (Helma Orosz, Sächsische Staatsministerin für Soziales in ihrer Regierungs- erklärung im April 2006) Das Projekt „Familienbildung in Kooperation mit Kindertageseinrichtungen“ will Eltern in Ihren Erziehungsaufgaben unterstützen. Die Erziehung der Kinder liegt vor allem in den Hän- den ihrer Eltern. Deshalb sollen u Eltern in der Ausübung ihrer Erziehungsauf- gaben sicher und stark gemacht werden. u viele Eltern in Sachsen mit bedarfsgerechten Bildungsangeboten erreicht werden. u die Angebote inhaltlich, zeitlich und örtlich an den Lebenswelten von Familien orientiert werden.
  • 34. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 34 Vorstellung der Kooperationsidee im Team Neben der Leiterin sind die Erzieherinnen für die Ausgestaltung einer Kooperation von zentraler Bedeutung. Verläuft die Vorstel- lung der Kooperationsidee im Team positiv, hat sich die „Tür weit geöffnet“. Neben dem persönlichen Kennenlernen stehen die Vorstellung des Projektes sowie das Wahrnehmen von Erwartungen, Hoffnungen und Sorgen seitens der Erzieherinnen im Vordergrund. Die Vor- stellungsrunde sollte aber nicht inhaltlich überfrachtet werden, sondern einen Einstiegscharakter haben. Fragen, die angerissen werden, können in nachfolgenden Treffen aufgegriffen und bear- beitet werden. . Zielsetzung Die Erzieherinnen konnten für das Projekt gewonnen werden. Sie kennen die Ziele und Anliegen des Projektes und konnten ihre Erwartungen, Hoffnungen und Sorgen äußern. Ein gegenseitiges Kennenlernen hat stattgefunden. - Methode Das Teamtreffen umfasst zwei Elemente: / (Visualisierter) Vortrag zur Vorstellung des Projektes / Moderiertes Teamgespräch Die Koordinatorin moderiert ein Teamgespräch Leitfragen für die Moderation / Wie stehe ich persönlich dazu? Welche Wünsche verbinde ich mit der Kooperation? / Was gefällt mir an dieser Idee? Was könnte meine Arbeit bereichern? / Was macht mir Sorgen dabei? / Welche Verantwortlichkeiten kann ich übernehmen? / Welche Erwartungen habe ich an die Koordinatorin? / An welchen Punkten bin ich skeptisch? h Zu welchem Zeitpunkt die Elternschaft infor- miert und integriert wird, ist eine Entschei- dung der Einrichtung. Wichtig ist, dass diese Frage mit der Leiterin angesprochen und eine Vorgehensweise festge- legt wird. h Nehmen Sie den Erzie- herinnen die Sorge, dass ihnen eine komplett neue Arbeitsweise übergestülpt wird und die bisherigen Vorgehensweisen als falsch betrachtet werden. Es soll vor allem deutlich werden, dass man an bereits Beste- hendem anknüpft und dieses gemeinsam im Rahmen der Möglichkeiten weiterent- wickelt. Machen Sie den Erzieherinnen Mut! Was gefällt mir Was macht mir Sorgen “Wir sollten nicht zulassen, dass unsere Ängste uns davon abhalten, unseren Hoffnungen nach zu gehen.“ John F. Kennedy
  • 35. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 35 x Ergebnissicherung Ergebnisse auf einen Blick: / Das Anliegen und die Ziele des Projektes sind den Erziehe- rinnen bekannt. / Der Zusammenhang zwischen der Umsetzung des Säch- sischen Bildungsplans und der Projektziele sind den Erzie- herinnen bewusst. / Die Chancen und Bedenken der Erzieherinnen sind benannt und aufgegriffen worden. / Erste Erwartungen an die Koordinatorin sind benannt worden. / Verantwortlichkeiten der Erzieherinnen sind benannt worden. / Die Ziele von Familienbildung sind bekannt. / Die nächsten Schritte / Termine sind vereinbart. / Es ist eine positive Grundstimmung gelegt. / Die inhaltlichen Schwerpunktsetzungen für die Vorstellung im Elternrat sind besprochen und werden von den Erziehe- rinnen mitgetragen. Wünsche der Erzieherinnen: u Sensibilisierung der Eltern für das Miteinander (Erziehungspartnerschaft) u aktive, kooperative und kontinuierliche Elternarbeit u verstärkte Initiative/Beteiligung der Eltern – dadurch Abwechslung und Vielfalt u Verantwortungsübernahme auch durch Eltern u Interesse der Eltern am Tagesablauf ihres Kindes (kein „Parken“ der Kinder in der Kita) u Unterstützungsmöglichkeit für Eltern (Stärkung ihrer Erziehungsfähigkeiten) u Anregungen für Familien für die sinnvolle Nutzung gemeinsamer Zeit u Kontaktmöglichkeiten der Eltern unter- einander = Kita als Begegnungsort u Unterstützung bei der Umsetzung des Sächsischen Bildungsplanes u Erfahrungsaustausch der Erzieherinnen über Elternarbeit mit anderen Kitas u Sicherheit im Umgang mit Eltern gewinnen Verantwortlichkeiten der Erzieherinnen: u Einbezug familienbildender Elemente in die alltägliche Kita-Arbeit u Offenheit für Belange, Ideen und Anliegen der Eltern u Beziehungsarbeit leisten (auf Eltern zugehen, motivieren, Gesprächsbereitschaft, Partner sein) u Einbezug eigener Fähigkeiten u Terminkoordination Skepsis: u Mehrbelastung für Erzieherinnen u Wo bleibt die Arbeit am Kind? u bereits viele Angebote/Projekte in der Kita vorhanden u Erreichbarkeit der Eltern, insbesondere der bildungsungewohnten Eltern u Viele Eltern wollen ihre Ruhe haben. u geringes Zeitbudget der Eltern durch Berufstätigkeit u Nachhaltigkeit Projekterfahrung
  • 36. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 36 Vorstellung der Kooperationsidee bei der Elternschaft Die Eltern müssen in die Zusammenarbeit ebenfalls integriert wer- den. Die Vorgehensweise und den Zeitpunkt des Informierens und Integrierens legen die Einrichtungen selbst fest. Dieser Vorgang muss der bestehenden Elternarbeit entsprechen. Dies drückt sich z. B. darin aus, wie kommuniziert und ob zuerst der Elternrat oder gleich die gesamte Elternschaft informiert wird. . Zielsetzung Die Elternschaft ist ansprechend über das Anliegen und die Ziele des Projektes informiert. Sie kennt die nächsten Schritte und weiß, wie sie sich einbringen kann. Die Erzieherinnen und ggf. der El- ternrat stehen für Rückfragen und Anregungen zur Verfügung. - Methode Die Eltern werden über einen Elternbrief (Flyer) zunächst schriftlich über das Projekt informiert. Der Brief sollte von der Einrichtung (Erzieherinnen, Elternrat) formuliert werden, d. h. die Handschrift des Hauses tragen und nicht „fremd“ wirken. Vorstellung im Elternrat: / Vorstellung der Person der Koordinatorin  / (Visualisierter) Vortrag zur Vorstellung des Projektes / Moderiertes Gruppengespräch Die Koordinatorin moderiert ein Teamgespräch Leitfragen für die Moderation: / Was bedeutet dies für die Einrichtung? / Wo kann der Elternrat unterstützen? / Welche Ideen bestehen dazu? Vorstellung auf dem Elternabend: / Vorstellung der Person der Koordinatorin / (Visualisierter) Vortrag zur Vorstellung des Projektes / anschließende Diskussion bzw. Fragerunde h Es empfiehlt sich bei einem aktiven und selbstständig arbeitenden Elternrat diesen von Anfang an mit einzube- ziehen. Er ist neben den Er- zieherinnen wichtiger Mittler zur Elternschaft und verfügt über eigene Möglichkeiten, die Eltern der Kindertagsein- richtungen zu gewinnen und zu mobilisieren. h Beispiele für Elternbriefe (Flyer) finden Sie in den „Anregungen“. h Starten Sie einen Vortrag mit einer Erzählung, mit einer Geschichte, mit etwas Persön- lichem! Beispiel  .  Seite 100 ff. h Zur Visualisierung können Sie eine Power Point Präsenta- tion nutzen. Beispiel- folien finden Sie in den „Anregungen“. Beispiel . Seite 96 ff.
  • 37. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 37 x Ergebnissicherung Ergebnisse auf einen Blick: / Die Eltern konnten für das Projekt gewonnen werden und erkennen einen Nutzen für ihr Kind und für die Einrichtung. / Die Eltern haben einen ersten Eindruck, was auf sie und auf die Einrichtung zukommt. / Die Eltern kennen die nächsten Schritte (Projekttransparenz). / Die Eltern kennen die Informationswege und wissen, bei wem sie nachfragen können. Projekterfahrung Die Elternabende fanden teils gruppenübergreifend vor der gesamten Elternschaft der jeweiligen Einrichtung oder in den einzelnen Gruppen statt. Zeitorganisatorisch betrachtet, ist ein Elternabend pro Ein- richtung günstiger, dennoch ergaben sich innerhalb der gruppeninternen Elternabende mehr Gesprächs- und Dis- kussionsrunden. Die Sensibilisierung der Eltern und auch die Gewinnung im Sinne einer Erziehungspartnerschaft und Partizipation am Alltagsgeschehen der Kita gelingen in einzelnen Gruppenabenden besser. Im Anschluss an jeden Elternabend bietet es sich an, Zeit für individuelle Gespräche mit Eltern über Projektinhalte, persönliche Wünsche und Vorstellungen zur Verfügung zu stellen.
  • 38. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 38 3. Kooperationsaufbau und Konstituierung In dieser Phase ist es notwendig, das Miteinander auf eine verbind- liche Basis zu stellen und die Beziehung zu stabilisieren. Zentrale Merkmale dieser Phase sind: / Ziele und Erwartungen festschreiben / Verbindlichkeiten formulieren / Informationsfluss sicherstellen / erste Aktionen angehen Schritt 1 Ausgestaltung der Kooperationsvereinbarung Schritt 2 Regelmäßiger Kontakt zu allen Mitarbeitern der Einrichtung / Beratung Schritt 3 Aufbau eines einrichtungsübergreifenden Erzieherinnenstammtisches Ausgestaltung der Kooperationsvereinbarung Nachdem das Projekt vorgestellt wurde und ein erstes Kennenler- nen stattgefunden hat, gilt es, das Miteinander auf eine tragfä- hige Basis zu stellen. Eine Kooperationsvereinbarung ist hierfür ein geeignetes Instrument. Die Vereinbarung hält für beide Partner schriftlich fest, wie sie ihr Miteinander gestalten wollen. Die durch die Vereinbarung geschaffene Klarheit dient dazu, Reibungs- verluste so weit wie möglich zu vermeiden und das Miteinander effizienter zu gestalten. Darüber hinaus schafft sie eine hilfreiche Verbindlichkeit. . Zielsetzung Die Kooperationsvereinbarung schafft Klarheit und Transparenz / in der Zielsetzung. / in den Erwartungen. / bei der Klärung von Verantwortlichkeiten. / in der Vorgehensweise. h Die Vereinbarung sollte nicht nur von der Leiterin der Einrichtung und der Koordinatorin, sondern auch vom Träger der Einrichtung unterzeichnet werden. Der Träger muss in jedem Fall die Kooperation mittragen und die notwendigen Rahmen- bedingungen zur Ausgestal- tung der Kooperation zur Verfügung stellen.
  • 39. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 39 Kooperationsvereinbarung Inhalt: 1. Präambel 2. Ziel der Kooperation 3. Grundsätze der Kooperationsvereinbarung 4. Voraussetzungen 5. Leistungen des Koordinators 6. Leistungen der Einrichtung 7. Folgende Erwartungen der Erzieherinnen verbinden sich mit der Teilnahme am Projekt - Methode Aufbauend auf die Erstgespräche sollte ein eigenes Treffen mit der Leiterin und dem Erzieherinnenteam für die Ausgestaltung der Kooperationsvereinbarung genutzt werden. Die Koordinatorin moderiert ein Gruppengespräch: / Visualisierung der Ergebnisse aus den Erstgesprächen / Vorstellung der Vorlage eines Kooperationsvertrages / Erarbeitung folgender Fragen: u Welche Chancen bietet das Projekt für die Einrichtung? u Welche Chancen bietet das Projekt für die Erzieherinnen? u Welche Verantwortlichkeiten liegen bei den Erzieherinnen? u Welche Erwartungen richten sich an die Koordinatorin? u Wo sind die kritischen Punkte? / Anpassung der Vertragsvorlage x Ergebnissicherung Ergebnisse auf einen Blick: / Die Vereinbarung wird von den Beteiligten innerlich mit- getragen (Freiwilligkeit). / Die Vereinbarung wird vom Träger mitgetragen. / Die Vereinbarung wird unterschrieben. h Die Vorlage eines standar- disierten Kooperationsver- trages ist hilfreich für die Darstellung der notwen- digen Eckpunkte. Der Ver- trag sollte jedoch diskutiert und ggf. angepasst werden. Kopiervorlage 80 ff.
  • 40. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 40 Regelmäßiger Kontakt zu allen Mitarbeitern der Einrichtung / Beratung Der regelmäßige Kontakt zu der Einrichtung wird über die Leiterin (bzw. die dafür bestimmte Ansprechperson) gepflegt. Die Regel- mäßigkeit der Begegnungen, die unterschiedliche Inhalte haben können, führt zur Stabilisierung der Kooperationsbeziehung. Es ist zentrale Aufgabe der Koordinatorin diesen Kontakt zu ge- stalten und zu pflegen. Darüber hinaus muss ebenfalls ein persönlicher Kontakt zu dem Erzieherinnenteam bestehen. Dies geschieht in Abstimmung mit der Leiterin. Die Koordinatorin unterstützt die Einrichtung in dem Sinne, dass sie hilft, eigene Vorgehensweisen und Lösungen der Erzieherinnen zur Umsetzung zu bringen. Es geht immer darum, die Erziehe- rinnen in ihrer Rolle zu stärken und im Umgang mit den Eltern sicherer zu machen. . Zielsetzung Durch die regelmäßigen Kontakte wird sichergestellt, dass / der Informationsfluss zu und innerhalb der Kita funktioniert. / der „Faden“ zu der Einrichtung nicht abreißt. / „Stolpersteine“ schnell erkannt und aus dem Weg geräumt werden. / ausreichend Beratung für die Leiterin und das Team stattfindet. / die Erzieherinnen aktiv und motiviert mitarbeiten. - Methode Die Koordinatorin berät die Einrichtung durch Einzelgespräche mit der Leiterin und Teamgespräche mit den Erzieherinnen. Die Bera- tung geschieht vor dem Hintergrund aktueller Fragestellungen in der Umsetzung von Kooperationszielen. Die Beratung basiert auf dem Ansatz des Coachings. “Man kann einen Menschen nichts lehren. Man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu finden.“ Galilei h Die Koordinatorin über- nimmt mehr und mehr die Aufgabe der Beratung. Die Beratung geschieht nach dem Ansatz des Coachings. h Im Sinne eines qualitätsorien- tierten Handelns empfiehlt es sich, die gemeinsame Arbeit hinsichtlich der Zielereichung in regelmäßigen Abständen zu reflektieren und aus den ge- wonnenen Erfahrungen für die zukünftige Weiterarbeit Konse- quenzen zu ziehen. Dies hat den Vorteil, das gemeinsame Erfolge für alle Beteiligten sichtbar und ggf. noch nicht erreichte Zielstel- lungen überdacht werden.
  • 41. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 41 Aufbau eines einrichtungsübergreifenden Erzieherinnenstammtisches Ein einrichtungsübergreifender Erzieherinnenstammtisch dient: / der Austauschmöglichkeit der Kitas zu Inhalten des Projektes und weiteren aktuellen Themen, / der Weiterqualifizierung der Erzieherinnen. Die Kitas können untereinander intensive Netzwerkbeziehungen knüpfen und von dem Erfahrungsschatz der anderen profitieren. . Zielsetzung / Qualifizierung der Erzieherinnen zu Themen der Familien- bildung / Stärkung der Erzieherinnen im Umgang mit ihren Eltern und in ihrer Elternzusammenarbeit / Austauschmöglichkeit („Blick über den Tellerrand“) / Vernetzung der Kitas untereinander / Vermittlung und Vorstellung konkreter Ansprechpartner (Beratungsstellen, ASD etc.) Gut zu wissen! Coaching Coaching ist eine sehr effektive Methode der lösungsorien- tierten Beratung und Unterstützung. Ziel des Coachingpro- zesses ist es, dass der zu Coachende selbst Lösungsideen seines Problems entwickelt und für die Lösung selbst verantwortlich bleibt. Die Metapher des Coaches ist der Taxifahrer mit der Frage: „Wo wollen Sie hin?“ “Coaching ist ‘Navigations- hilfe‘ zur Umsetzung gefundener Lösungen“. Horn/Brick Projekterfahrung Zur Stärkung und Festigung von Kooperationsbeziehungen hat sich bewährt, mit den Einrichtungen kleine „Höhepunkte“ zu schaffen, die die Arbeit der Beteiligen anerkennen und wert- schätzen und zu einer erhöhten Motivation führen, z. B. eine Festveranstaltung zum Kooperationsauftakt. h Leiterinnenstammtisch! Nach einer gewissen Zeit entwickelt sich häufig der Wunsch, nach einem Treffen, auf dem nur Leiterinnen sich austau- schen können – Leiterin- nenstammtisch. Diesen Wunsch gilt es in jedem Fall seitens der Koordina- torin aufzugreifen und umzusetzen.
  • 42. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 42 - Methode Die Durchführung sollte innerhalb eines festen planbaren Rhyth- mus geschehen. Alle 4 bis 6 Wochen ist ein realistischer Abstand. Der zeitliche Rahmen sollte nicht länger als zwei Stunden umfassen. Der Veranstaltungsort kann ein Familienzentrum sein. Sehr beliebt ist auch der monatliche Wechsel des Treffpunktes. Jede Kita ist ein- mal Gastgeber und hat damit die Möglichkeit sich zu präsentieren. Um über Termine und Veranstaltungsort zu informieren, eignet sich ein Flyer, welcher in einer größeren Anzahl der Kita zur Ver- fügung steht. Somit kann jede interessierte Erzieherin ihr eigenes Exemplar erhalten. Der Flyer enthält jeweils die aktuellen Termine, Themen und Veranstaltungsorte für 3 Monate. Alle Adressen und Telefonnummern der teilnehmenden Kita-Partner sind ebenfalls verfügbar. Jeden Monat werden die Kitas zum Stammtisch per E-Mail oder Postschreiben schriftlich eingeladen. Um die Räumlichkeiten zu planen, wird um eine telefonische Anmeldung gebeten. Es emp- fiehlt sich auf die Gruppengröße zu achten (eine Teilnehmerzahl von 20 ist geeignet). Im Rahmen jeden Stammtisches erfolgt (sofern er innerhalb von Kitas umgesetzt wird) eine Hausbesichtigung der gastgebenden Kita. Die Erzieherinnen begrüßen es sehr, auch mal den Ort zu wechseln und Eindrücke von Räumlichkeiten sowie der inhaltlichen Arbeit anderer Kindereinrichtungen zu erhalten. Der inhaltliche Bereich wird in einem thematischen Teil durch die Koordinatorin umgesetzt. Der inhaltliche Teil einiger Stammtische wird durch einen externen Referenten gestaltet. Ablauf von einem Stammtisch: / kurze Begrüßung mit Vorstellung des Ablaufes durch die Koordinatorin / Führung durch die Kita und Vorstellung der pädagogischen Arbeit durch die Leiterin der Einrichtung (informeller Austausch ist hier sehr wichtig) / Thematischer Teil: Impulsreferat / Fragenteil / Gruppenarbeit etc. / Infoteil: nächster Termin, was sonst noch ansteht h Beispiele für Flyer finden Sie in den „Anregungen“. h Beispiele für Ab- läufe finden Sie in den „Anregungen“. Beispiel  .  Seite 103 ff. Beispiel  .  Seite 106 ff.
  • 43. AufbauvonKooperationenmitKindertageseinrichtungen II 43 x Ergebnissicherung Jede Kita des Modellprojektes erhält nach einem Erzieherin- nenstammtisch ein Protokoll zum Verlauf und zu Inhalten des Treffens. Eine kurze Auswertung am Ende jeder Runde sichert die Qualität. Mit Hilfe eines kurzen Fragebogens kann das Ergebnis und die Effektivität durch die Erzieherinnen bewertet werden. Das Evaluationsergebnis wird in jedem Protokoll festgehalten. Folgende drei Fragen sind hilfreich: / Wurden die Erwartungen an den Stammtisch erfüllt? / War die Arbeit effektiv? / Bin ich mit dem Ergebnis zufrieden? 4. Ziele der Umsetzungphase Die Umsetzungsphase ist inhaltlich bestimmt durch den Auf- und Ausbau der Erziehungspartnerschaft. Dieser wird im Rahmen des folgenden Kapitels beschrieben. h Sehr hilfreich für ein gelin- gendes Treffen ist die Ausge- staltung einer angenehmen Arbeitsatmosphäre. Ein deko- rativ gestalteter Tisch inklusive einer kleinen Gaumenfreude setzt Zeichen der Wertschät- zung und vermittelt das Ge- fühl des Willkommenseins. Kopiervorlage 84Fragebogen zur Bewertung des Stammtisches für Erzieherinnen
  • 44. 44
  • 45. 45 Auf- und Ausbau einer erziehungspartnerschaftlichen Elternarbeit IIIKapitel
  • 46. Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit III 46 Die Erzieherin ist die Bezugsperson für die Eltern. Das hohe An- sehen der Erzieherinnen und der Vertrauensvorschuss, den ihnen Eltern in der Regel geben, begründen die positive Ausgangslage für die Gestaltung eines erziehungspartnerschaftlichen Miteinan- ders. Die zentrale Person beim Auf- und Ausbau von Erziehungs- partnerschaft ist die Erzieherin. Von ihr muss die Initiative ausge- hen. Sie formt mit ihren Haltungen und ihrem Tun aktiv die Kultur des Miteinanders. Sie ist es, die Eltern willkommen heißt und zur Beteiligung einlädt. Die Gestaltung der Beziehung zu den Eltern ist Teil des professionellen Handelns der Erzieherin. Bei der Zusammenarbeit mit den Eltern wird die Erzieherin koope- rierend, beratend und vermittelnd tätig. Auf- und Ausbau einer erziehungspartnerschaftlichen Elternarbeit “Ich glaube daran, dass das grösste Geschenk, das ich von jemandem empfangen kann, ist, gesehen, gehört und verstanden zu werden. Das grösste Geschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören und zu verstehen. Wenn das geschieht, entsteht Kontakt.“ Virginia Satir Gut zu wissen! Erziehungspartnerschaft heißt, Eltern und Erzieherinnen: u öffnen sich füreinander. Sie machen ihre Erziehungsvorstellungen transparent, tauschen Informationen über die Entwicklung, das Ver- halten und die Erziehung des Kindes sowie über Kon- zeption und pädagogisches Arbeiten in der Kita aus. u kooperieren zum Wohle des Kindes. Sie erkennen die Bedeutung der jeweils anderen Lebenswelt für das Kind und versuchen, ihre Erziehungsmethoden und -ziele aufeinander abzustimmen. u akzeptieren sich gegenseitig als Experten. u unterstützen und ergänzen sich gegenseitig auf der Grund- lage einer Beziehung, die von Offenheit, Geduld, Akzep- tanz, Vertrauen und Dialogbereitschaft gekennzeichnet ist. Der Erziehungs- und Bildungsprozess des Kindes wird in gemeinsamer Verantwortung und gleichberechtigt gestaltet.
  • 47. Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit III 47 Kooperierend heißt / Die Erzieherin geht aktiv und ermutigend auf die Eltern zu und eröffnet Möglichkeiten für Beteiligung und gemein- sames Handeln. / Die Erzieherin sucht regelmäßig den Austausch von In- formationen mit Eltern und das Abstimmen in Bezug auf Entwicklungs- und Bildungsprozesse des Kindes. Beratend heißt / Die Erzieherin ist für Fragen der Eltern offen und geht darauf ein. / Die Erzieherin nutzt Elternabende, aber auch Alltags- und Begegnungssituationen in der Kita, um Eltern sensibel An- regungen für ihr Erziehungsverhalten zu vermitteln. Vermittelnd heißt / Die Erzieherin kann einschätzen, welche Anfragen eine Unterstützung jenseits der Kita benötigen. / Die Erzieherin kennt wichtige Anlaufstellen für Familien und vermittelt bei Bedarf Kontakte. Dieser dreigliedrigen Handlungsebene liegt eine Grundhaltung des partnerschaftlichen Miteinanders von Eltern und Erzieherinnen zugrunde. Gut zu wissen! Beratung wird hier verstanden als präventive Hilfe, die der Entstehung von Erziehungsdefiziten und familiären Problemlagen entgegen wirken will. Es geht darum, im dialogischen Prinzip Infor- mationen zu vermitteln, Kompetenzen zu erweitern und neue Verhaltenseinsichten zu bewirken. Eine in diesem Sinne verstandene Beratung ist abzugrenzen von klassischen Aufgaben der Erzie- hungsberatungsstellen nach §28 SGB VIII. (vgl. „Empfehlungen zur Allgemeinen Förderung der Erziehung in der Familie“ des Sächsischen Landesjugendamts). Vermittlung geschieht aus einer professionellen Abgrenzung heraus, die nicht in Desinteresse oder Hilflosigkeit begründet ist, sondern aus dem Bewusstsein der eigenen beruflichen Schlüsselkompe- tenzen und dem Wissen um professionell beratende Anlaufstellen. Elternzusammenarbeit vermittelndberatendkooperierend Tätigkeiten der Erzieherin in Bezug auf Eltern Partnerschaftliche Grundhaltung
  • 48. Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit III 48 Die Stärkung der Erzieherin für die Arbeit mit den Eltern Der Schlüssel für den Aufbau einer erziehungspartnerschaftlichen Grundhaltung liegt in der Stärkung der Erzieherin als Person und im Umgang mit Eltern. Diese Stärkung erfolgt im Wechselspiel von kitaübergreifenden Qualifizierungen und Erzieherinnenstamm- tischen sowie der kitaspezifischen Beratung und Begleitung durch die Koordinatorin. Qualifizierung der Erzieherinnen Die Qualifizierungen der Erzieherinnen für die Arbeit mit Erwach- senen beinhalten drei Ebenen: u Arbeit an Grundhaltungen, die ein partnerschaftliches Miteinan- der ermöglichen u Vertraut werden mit Methoden für die Arbeit mit Erwachsenen u Stärkung persönlicher Kompetenzen Die Qualifizierungen finden im Sinne eines Erfahrungs- und Ideen- austausches hauptsächlich einrichtungsübergreifend statt. Im Rahmen von Praxisübungen gibt es jedoch auch kitaspezifische Elemente. Die grundlegende Qualifizierung für Erzieherinnen in Bezug auf die Zusammenarbeit mit den Eltern ist das Modul „Neue Wege des Miteinanders von Eltern und Erzieherinnen“, das auch Bestandteil des Curriculums zum Sächsischen Bildungsplan ist. Qualifizierung kitaübergreifend „Es geht um die Arbeit an Grundhaltungen und das Lernen voneinander.” „Jede Kita geht ihren eigenen Weg.” Beratung und Unterstützung durch die Koordinatorin kitaspezifisch Stärkung der Erzieherinnen „Wir kennen uns und können von den Erfahrungen der Anderen profitieren.” Kollegiale Fachbe- ratung: Erzieherinnen- stammtische kitaübergreifend
  • 49. Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit III 49 Auf der Grundlage dieses Moduls werden weitere Module emp- fohlen. Inhaltliche Schwerpunkte sollten sein: u Gesprächsführung und Konfliktlösung u Elternaktivierung und Elternbeteiligung u Interkulturelle Elternarbeit u Methoden der Erwachsenenbildung u Elternabende lebendig gestalten Kollegiale Fachberatung im Rahmen von Erzieherinnenstammtischen Einrichtungsübergreifende Erzieherinnenstammtische finden ca. alle 6 Wochen statt. Dabei geht es um u Austauschmöglichkeiten der Kita zu Inhalten des Projektes und weiteren aktuellen Themen. u Weiterqualifizierung der Erzieherinnen. u gegenseitige Beratung im Sinne einer kollegialen Fachberatung. Die Kitas können untereinander intensive Netzwerkbeziehungen knüpfen und von dem Erfahrungsschatz der Anderen profitieren. Beratung und Unterstützung durch die Koordinatorin Die in der jeweiligen Kita vorhandene Elternarbeit soll im Sinne eines erziehungspartnerschaftlichen Miteinanders weiterentwi- ckelt werden. Auf diesem Weg wird die Kita durch die Koordinato- rin unterstützt und begleitet. Dabei gilt es in einem ersten Schritt das wahrzunehmen, was bereits da ist. Der Blick auf das Vorhande- ne dient als Grundlage für das Aufzeigen von Entwicklungsmög- lichkeiten, die an dem ansetzen, was den Erzieherinnen vertraut ist. Der Ansatz an dem Vorhanden ermöglicht v. a. u die Wertschätzung des bisher Geleisteten und u ein ressourcenorientiertes Arbeiten. h Das Miteinander von Koordina- torin und Erzieherinnen/Leite- rin muss von derselben part- nerschaftlichen Grundhaltung geprägt sein wie das Mitein- ander von Erzieherinnen und Eltern. Die Art und Weise, wie die Koordinatorin ihre Arbeit mit den Erzieherinnen gestal- tet, beeinflusst das Miteinander von Eltern und Erzieherinnen. Wichtige Grundsätze in der Herangehensweise sind dabei: u wertschätzende Grundhaltung u Stärkenorientierung u Ressourcenorientierung u Reflexion der Arbeit 2. Bedarfsanalyse der Eltern 3. Vereinbarung eines Handlungsplans 1. Analyse der vorhandenen Arbeit Bewährter Ablauf beim Ausbau von Erziehungspartnerschaft
  • 50. Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit III 50 Der Blick auf die vorhandene Elternarbeit wird ergänzt durch Wünsche und Ideen der Eltern und der Erzieherinnen. Letztlich entstehen Ideen für das zukünftige Miteinander und konkrete Um- setzungen von erziehungspartnerschaftlicher Elternarbeit werden geplant. Im Rahmen der Beratung und Unterstützung der Erzieherinnen kommt es erfahrungsgemäß häufig zu einer Auseinandersetzung der Erzieherinnen mit der eigenen Rolle und der eigenen Person. Es ergeben sich folgende Fragestellungen, mit denen sich die Erzie- herinnen beispielsweise im Rahmen eines Stammtisches auseinan- der setzen können: u Wie sicher bin ich in dem, was meine tägliche Arbeit aus- macht? u Wie sicher bin ich im Umgang mit Eltern? u Nehme ich Befürchtungen von Eltern ernst? u Unterschätze ich Befürchtungen von Eltern? u Umgang mit Grenzen – Wie viel Elternarbeit will und kann ich leisten? Wie viel Elternbeteiligung will und kann ich zulassen? Wo grenzen wir uns als Team ab? u Welche Grundsätze sind mir wichtig? Wie kann ich diese verständlich nach außen transportieren? u Professionelle Nähe – Distanz u Wie gestalte ich meine Arbeit transparent? u Sind für mich selbstverständliche Dinge auch den Eltern selbstverständlich? u Leiste ich gute Arbeit? u Werde ich beurteilt, wenn ich zu sehr Einblick in meine Arbeit gewähre? u Gerate ich in eine Rechtfertigungsposition, wenn Eltern mich auf Dinge aufmerksam machen? u Reflektiere ich meine Arbeit? u Kann ich Veränderungen zulassen? u Gelingt es mir, Eltern selbständig Aktionen und Angebote planen zu lassen? Kann ich es aushalten, dass Eltern die Planung anders, langsamer, vielleicht auch umständlicher gestalten? Wie kann ich die Eltern dabei unterstützen?
  • 51. Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit III 51 1. Die Analyse der vorhandenen Elternarbeit – Was ist da und wie läuft das? Schritt 1 Der Blick von innen – Die Koordinatorin gestaltet den Prozess der Selbsteinschätzung der vorhandenen Elternarbeit im Erzieherinnenteam. Schritt 2 Der Blick von außen – Die Koordinatorin nimmt eine eigene (externe) Einschätzung der Elternarbeit vor. Der Blick von innen Das Team der Kindertageseinrichtung nimmt eine Selbsteinschät- zung ihrer vorhandenen Elternarbeit vor. Die Koordinatorin gestal- tet und moderiert diesen Prozess und sorgt für eine Ergebnissiche- rung. . Zielsetzung Die Erzieherinnen sollen sich über ihr eigenes Tun in Bezug auf El- tern klar werden, eine ehrliche Bilanz ihrer Elternarbeit ziehen und mögliche Weiterentwicklungspotentiale und Bedarfe entdecken. - Methode / Die Koordinatorin moderiert ein Teamgespräch. / Die Fragen können von den Teammitgliedern auch schriftlich im Rahmen eines Fragebogens bearbeitet werden. Leitfragen für die Moderation zur Selbsteinschätzung der Elternarbeit im Team / Was läuft bisher an Elternarbeit in unserer Kita? / Welche Einschätzung gibt es dazu: Was ist gut? Was läuft weniger gut? / Wie sehen wir Eltern? Was sind Eltern für uns? / Wo gibt es Handlungsbedarf und Entwicklungspotentiale? / Welche Anknüpfungspunkte an „Sowiesos“ gibt es? / Was wünschen wir uns? Was brauchen wir dafür? “Wenn es ein Geheimnis für den Erfolg gibt, so ist es das: Den Standpunkt des anderen verstehen und die Dinge mit seinen Augen sehen.“ Henry Ford Wie sehen wir Eltern Was wünschen wir uns
  • 52. Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit III 52 x Ergebnissicherung Die Koordinatorin hält die Ergebnisse der Selbsteinschätzung des Teams schriftlich fest, damit später daran angeknüpft werden kann. Als Ergebnisse dieser Teamarbeitsphase liegen gebündelte Aussagen zu folgenden Fragen vor: / Was läuft an Elternarbeit in der Kita? / Wie wird dies durch das Team eingeschätzt? / Welche Bedarfe/Wünsche sieht das Team? / Was möchte das Team zunächst angehen? Der Blick von außen Die Koordinatorin schätzt die Elternarbeit der Kita aus ihrer Sicht ein. Sie beobachtet, hört zu, fragt nach und richtet dabei ihre Auf- merksamkeit gezielt auf Wahrnehmungen bzgl. der Haltung von Erzieherinnen Eltern gegenüber. Sie achtet auf konzeptuelle und strukturelle Rahmenbedingungen für die Elternarbeit. . Zielsetzung In erster Linie dient die Fremdeinschätzung der Koordinatorin dazu, einen Blick für die jeweilige Kita zu gewinnen. Der Blick von außen ist eine wichtige Ergänzung zu eigenen Einschätzungen der Erzieherinnen. Durch die Analyse des Vorhandenen entdeckt die Koordinatorin auch Entwicklungspotentiale der jeweiligen Kita und kann die eigene Tätigkeit danach ausrichten. - Methode Der Wahrnehmungsleitfaden dient der Schärfung des Blickes der Koordinatorin. Er sorgt für eine Systematisierung der Wahrneh- mung und macht diese dadurch stringenter und verbalisierbar. Dennoch ist er offen für die ganz vielfältigen Ausprägungen der Wahrnehmungskriterien. h Wie Erziehungspartnerschaft in einer Kita gelebt wird, kann sich anhand der Alltags- atmosphäre erspüren und gut bei besonderen Anlässen beobachten lassen, z. B. u in Situationen mit hohem Eigeninteresse (Entwicklungs- gespräch über das eigene Kind) u in Anfangs- und Übergangs- situationen (Anmeldege- spräch, Eingewöhnungszeit, erster Elternabend) u in schwierigen Situationen (Problemgespräch) Kopiervorlage 85Wahrnehmungsleitfaden für die Fremd- analyse der vorhandenen Elternarbeit
  • 53. Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit III 53 h Das Team sollte keines- falls mit einem Kriterien- katalog „erschlagen“ werden – die Kriterien sind an dieser Stelle nur als Hintergrund für die Koordinatorin gedacht. h Ihre Gesprächspartnerin sollte nicht den Eindruck gewinnen, Sie haken nur Punkte ab. Den Leit- faden können Sie bei- spielsweise auch direkt nach dem Besuch in der Einrichtung ausfüllen. Die Vielzahl von angeführten Kriterien für die Elternarbeit einer Kita sind keine Qualitätskriterien, die punktuell abgearbeitet wer- den müssen und anhand derer eindeutige Qualitätsaussagen bzgl. der Elternarbeit zu treffen sind. Sie sind vielmehr zu verstehen als Wahrnehmungsfilter im Sinne von „Auf was sollte ich achten? Welche Möglichkeiten gibt es? usw.“ x Ergebnissicherung Die eigene Einschätzung wird im Rahmen des Wahrnehmungs- leitfaden verschriftlicht, damit Sie später darauf Bezug nehmen können. Wohin mit der eigenen Einschätzung? Die Einschätzungen der Koordinatorin und die des Teams sind sicher in vielen Punkten ähnlich, teilweise können sie sich aber auch unterscheiden. Natürlich kann und soll die Koordinatorin ihre Wahrnehmung dem Team gegenüber äußern. Dort, wo sich Wahr- nehmungen decken, ist eine Unterstreichung seitens der Koordi- natorin beispielsweise bei der Besprechung der Selbsteinschätzung des Teams sinnvoll. Bei Unterschieden in der Einschätzung sollte die Koordinatorin prüfen, welche Relevanz die jeweiligen Punkte für den Gesamt- prozess haben und zu welchem Zeitpunkt ein Einbringen sinnvoll ist. Beispielweise können ihre Wahrnehmungen bei der Bespre- chung von Elternaussagen hilfreiche Unterstreichungen sein. Hier ist jedoch großes Fingerspitzengefühl und Sensibilität gefragt. Insbesondere sehr früh geäußerte und von der Selbsteinschätzung abweichende kritische Rückmeldungen können den Aufbau von Beziehungen stark belasten. Kopiervorlage 86  ff.Kriterien zur Analyse von Elternarbeit
  • 54. Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit III 54 h Die Vorlage eines standardisierten Fragebogens ist hilfreich. Er sollte jedoch diskutiert und ggf. angepasst werden. 2. Bedarfsanalyse der Eltern – Was wünschen sich unsere Eltern? Wenn eine partnerschaftliche Beziehung zu Eltern aufgebaut werden soll, müssen die Eltern mit ihren Einschätzungen, Wün- schen und Bedürfnissen ernst genommen werden. Dafür müssen diese bekannt sein. Eine Fragebogenerhebung ist ein geeigneter Weg, die Vorstellungen von möglichst vielen Eltern einer Einrich- tung kennen zu lernen und später Angebote bedarfsorientiert zu gestalten. Die Bedarfserfassung kann auch mit Fragen kombiniert werden, die generell wichtig für die Kindertageseinrichtung sind (z. B. Öffnungszeiten). Schritt 1 Die Koordinatorin unterstützt das Team bei Entschei- dungen bzgl. der Gestaltung der Bedarfserhebung. Schritt 2 Die Eltern beteiligen sich an einer Fragebogen- erhebung. Schritt 3 Die Koordinatorin wertet die Fragebögen aus. Schritt 4 Die Koordinatorin visualisiert die Ergebnisse. Schritt 5 Die Ergebnisse der Befragung werden dem Team zur Verfügung gestellt und besprochen. Schritt 6 Die Ergebnisse der Befragung werden den Eltern mitgeteilt. . Zielsetzung Eltern erhalten die Möglichkeit, ihre Vorstellungen, Wahrneh- mungen und Wünsche zu äußern. Das Team erfährt, was den Müttern und Vätern ihrer Einrichtung wichtig ist, lernt deren Einschätzungen kennen und erfährt eine Vielzahl an Anregungen für die Ausrichtung der Elternarbeit. In diesem Sinne halten die Erzieherinnen die Elternbefragung für wichtig und nutzbringend. Durch eine möglichst hohe Beteiligung entsteht ein repräsenta- tives Meinungsbild der Elternschaft. “Es geht nicht um die Eltern, sondern um ihre Eltern!“ Kopiervorlage 88  ff.Elternfragebogen
  • 55. Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit III 55 - Methode / Gesprächsmoderation Das Team muss Vorgehen und Methode der Bedarfserhebung festlegen. Die Koordinatorin moderiert diesen Prozess und berät das Team. Sie achtet darauf, dass das Vorgehen zur je- weiligen Kita passt und vom Team getragen wird. Gut zu wissen! Folgende Gedanken können bei Fragebogenerhebungen hilfreich sein: u Eltern sollen spüren, dass die Erzieherinnen tatsächlich an ihren Meinungen und Wünschen interessiert sind. Das Anschreiben zum Fragebogen sollte in diesem Sinne aus Sicht der Kita formuliert und unterschrieben sein. u Wenn die Eltern die Fragebögen direkt und persönlich er- halten, ist die Rücklaufquote i.d.R. höher als beispielsweise bei einer Verteilung über die Fächer. Die Bögen können auch mit einer entsprechenden Anmerkung im Anschluss eines Elterabends ausgegeben werden. u Sie können auf dem Fragebogen einen abtrennbaren Teil anhängen, auf dem Eltern ihren Namen und ihr Interesse an einer Mitwirkung formulieren können. Dadurch kann das Team die engagierten Eltern (trotz anonymisierter Frage- bögen) identifizieren und gezielt ansprechen. h Machen Sie sich bei dem Fragebogen bewusst, dass bestimmte Fragen Erwartungen der Eltern wecken können, die die Kita zum jetzigen Zeitpunkt nicht erfüllen kann. Kreativ- nach - mittag Floh - markt Ballschule für Kinder Kita Zeitung Leitfragen für die Teamsitzung / Welchen Nutzen hat die Elternbefragung für uns? / Was möchten wir von unseren Eltern wissen? Was interessiert uns besonders? / Wie soll der Fragebogen ggf. geändert/ ergänzt werden? / Welche alternativen Methoden der Be- darfsanalyse gibt es? Ist eine davon für uns eher geeignet? / Wie wollen wir die Eltern auf die Befra- gung aufmerksam machen - Elternabend, Elternbrief, Aushang,…? / Wie werden die Bögen ausgeteilt und wieder eingeholt? (Möglichkeiten und Konsequenzen) / Wie können wir den Eltern- rat beteiligen?
  • 56. Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit III 56 Alternative: Mündliche Befragung Manche Eltern sind besser im persönlichen Gespräch zu erreichen, insbesondere dann, wenn es einen weniger formellen Rahmen hat. Erzieherinnen können beispielsweise im Rahmen von „Tür- und Angelgesprächen“ relativ einfach Elternbedarfe „erheben“. Eine solch einfache Form der mündlichen Befragung ist wesent- lich zeitaufwendiger, man kann jedoch relativ sicher sein, dass die formulierten Bedarfe wirklich an der Lebenssituation der Familie ansetzen, da sie nicht standardisiert abgefragt wurden. Auswertung Die Koordinatorin wertet alle Fragebögen aus und fasst die Einzel- aussagen zu Ergebnissen zusammen. Visualisierung Zur Veranschaulichung der ausgewerteten Ergebnisse empfiehlt es sich, neben einfachen Tabellen auch mit Balken- und Kreisdia- grammen zu arbeiten. Visualisierte Ergebnisse können Sie auch in eine PowerPoint Präsentation einbinden und so vor allem größe- ren Teams gut vorstellen. h Bedarfsanalyse – schnell und anders! Stellen Sie ein Flipchart im Eingangsbereich auf mit ei- ner für Sie aktuell wichtigen Frage (z. B. Welche Themen wünschen Sie sich für den nächsten Elternabend? oder: Welche Ideen haben Sie für das Sommerfest?) Ein dicker Stift liegt bereit, mit dem Eltern „im Vorbeigehen“ ihre Antworten aufschreiben können. Projekterfahrung Zur Stärkung und Festigung von Kooperationsbeziehungen hat sich bewährt, mit den Einrichtungen kleine „Höhepunkte“ zu schaffen, die die Arbeit der Beteiligen anerkennen und wert- schätzen und zu einer erhöhten Motivation führen, z. B. eine Festveranstaltung zum Kooperationsauftakt. u Der Fragebogen sollte übersichtlich, nicht zu lang und ein- fach gestaltet werden. u Als Anreiz für die Teilnahme an der Elternbefragung können Sie unter den eingegangenen Fragebögen kleinere Preise verlosen. u Zur anonymen Rückführung der Fragebögen eignet sich ein bunter Kasten im Eingangsbereich der Kita. Dieser kann von den Kindern kreativ gestaltetet werden. u Legen Sie einen Termin für die Abgabe der Bögen fest. u Beteiligen Sie den Elternrat bei der Gestaltung bzw. Anpas- sung der Fragebögen oder lassen Sie diesen vom ihm prüfen.
  • 57. Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit III 57 Die Eltern müssen unbedingt über die Ergebnisse der Befragung informiert werden. Ein einfacher, geeigneter Weg ist ein Aushang bzw. eine Wandzeitung. Möglich ist auch eine kurze Information im Rahmen einer sowieso geplanten Veranstaltung. Indem das Erzieherinnenteam über die Art und Weise der Infor- mation für die Eltern nachdenkt, wird die Reflexion der Ergebnisse vertieft. Teamgespräch zur den Ergebnissen der Befragung Die Koordinatorin präsentiert dem Team die Ergebnisse und mo- deriert anschließend ein Gespräch dazu. An dieser Stelle kann es sinnvoll sein, Ergebnisse aus der Eigen- und Fremdeinschätzung einzubeziehen. Besonderes Interesse zeigen die Erzieherinnen erfahrungsgemäß bei der Frage nach der Mitwirkungsbereitschaft von Eltern. Die Auswertung wird auch dem Elternrat vorgestellt. Dies erfolgt entweder gemeinsam mit den Erzieherinnen im Rahmen der Team- sitzung oder aber bei einer Elternratssitzung. Leitfragen / Was haben wir erwartet? Was hat uns überrascht? / Was sind gute Anregungen? / Haben wir Neues erfahren? / Wie geht es uns mit den Ergebnissen? Was bedeuten sie für uns generell? / Wie möchten wir die Eltern über die Ergebnisse informieren? x Ergebnissicherung Die Koordinatorin stellt für das Team Unterlagen zu den Ergebnis- sen der Elternbefragung zusammen. Die Ergebnisse fließen in die Gestaltung des Handlungsplans ein. 78 % stimmten mit ja 22 % stimmten mit nein Haben Sie Lust und Zeit sich an der Ausgestaltung verschiedener Angebote zu beteiligen?
  • 58. Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit III 58 3. Vereinbarung eines Handlungsplans - Wie geht es weiter, was haben wir vor? Die Ergebnisse der Analyse der vorhandenen Elternarbeit und der Elternbefragung münden nun in die Planung von konkreten Um- setzungen. Dabei gilt es, die Wünsche und Bedürfnisse seitens des Teams und der Eltern, aber auch Rahmenbedingungen, Möglich- keiten und Ressourcen zusammenzuführen und einen Handlungs- plan zu erstellen. Schritt 1 Die Wünsche und Ideen von den Eltern und den Erzieherinnen werden überblicksartig zusammenge- stellt. Schritt 2 Die Koordinatorin sorgt für eine ehrliche Prüfung von Möglichkeiten und Ressourcen und moderiert eine Schwerpunktsetzung. Schritt 3 Das Team formuliert ggf. gemeinsam mit Elternver- tretern einen Handlungsplan. Schritt 4 Die Eltern werden informiert. Schritt 5 In regelmäßigen Abständen wird der Handlungsplan überprüft und weiterentwickelt. h Je früher die Eltern einbe- zogen werden, desto besser. Der Zeitpunkt und die Form werden jedoch von der Kita bestimmt. Elternarbeitsanalyse Erzieherinnen Bedarfsanalyse Eltern Ergebnisse Ergebnisse Sammlung, Gewichtung und Ressourcencheck Handlungsplan “Jeder noch so lange Weg beginnt mit dem ersten Schritt.“
  • 59. Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit III 59 . Zielsetzung Das Ziel ist die Vereinbarung eines realistischen, an den Bedürfnis- sen der Eltern und der Erzieherinnen sowie an den vorhandenen Möglichkeiten und Ressourcen angepassten Handlungsplans. - Methode Die Koordinatorin moderiert eine Teamsitzung, bei der ggf. auch Elternvertreter anwesend sind. Sie sorgt für eine zusammenfas- sende Darstellung der Wünsche der Erzieherinnen und der Anre- gungen seitens der Eltern. Die Koordinatorin moderiert anschlie- ßend einen Prozess, in dem Gewichtungen vorgenommen und letztlich Vereinbarung getroffen werden. Gesprächspunkte im Überblick u Sichtung der Ideen und Vorschläge u gemeinsame Gewichtung u Prüfung der Ressourcen – Was ist realistisch und machbar? Wer könnte das tun? u Aufstellen eines Handlungsplans mit Terminen, Verantwortlichkeiten, inhaltlichen Schwerpunktsetzungen etc. u Vereinbarung von Meilensteinen zur Reflexion und Weiterentwicklung u Mitteilung des Handlungsplans an die Eltern Elternaktivierung Eltern sollen für die aktive Mitgestaltung verschiedener Angebote und Ideen gewonnen werden. Die Elternbefragung an sich wirkt häufig schon aktivierend. Eltern sollten in diesem Zusammenhang von der Erzieherin konkret und persönlich angesprochen werden. Dabei gilt es vor allem bei den Eltern vorhandene Talente und Begabungen zu nutzen. Projekte, die Eltern eigenverantwortlich durchführen, werden ebenfalls im Handlungsplan aufgenommen. h Achten Sie dabei auf eine realistische Einschätzung und Anpassung von geäußerten Wünschen – zur Partnerschaft gehört auch das Abgleichen eigener Interessen mit der Situation des Gegenübers! h Gewichtungen können Sie beispielsweise mit der Punkte-Methode vornehmen. Jeder er- hält 3-5 Klebepunkte und kann die auf die aus seiner Sicht bes- ten/wichtigsten Ideen kleben. Gibt es Häu- fungen, an denen Sie ansetzten können? “Sie sind die Wächter ihrer eigenen Ressourcen!“
  • 60. Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit III 60 Handlungsplan Im Handlungsplan können Aktionen/Veranstaltungen (z. B. Ver- anstaltung eines thematischen Elternabends/Jahr), aber auch interne Organisationsentwicklungsprozesse (Verbesserung der Kommunikationskultur durch …) aufgeführt werden. Die Koordinatorin achtet darauf, dass bei jedem im Handlungs- plan aufgenommen Punkt Termine und Verantwortlichkeiten fest vereinbart werden. Projekterfahrung Oftmals entstehen, angeregt durch die Elternbefragung, viele Projekte, die auch in der Organisation und Verantwortlichkeit der Eltern liegen. Insbesondere die Nachmittagsgestaltung innerhalb einer Kita erfuhr durch dieses Engagement eine wesentliche Bereicherung. Für viele Familien entstanden Kurs- angebote (einmalig oder sich wiederholend), die Anregung für eine gemeinsame Beschäftigung und Gestaltung von Freizeit bieten. Aber auch Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten für Eltern untereinander wurden ins Leben gerufen. Beispiele für Elternprojekte: Angebot Leitung Zeitpunkt Eltern-Kind-Kreativnachmittag 1 Mutter 1 x Woche, 1 h, 6 Monate Sportangebot für Kinder 3 Mütter 1 x Woche, 1 h, 6 Monate Ballschule für Kinder inkl. Elterntreff aller 3 Monate 1 Vater 14 - tägig, 2 h, 1 Jahr Fußreflexzonenmassage 1 Mutter einmalig Kita-Zeitung Eltern 2 x bzw. 4 x Jahr Kinderwerkstatt 3 Väter 1 x Woche Familienbibliotheken 1 - 2 Mütter 1 - 2 x Woche Ausleihmöglichkeit, dauerhaftes Angebot Flohmarkt Elternrat 2 - 4 x Jahr h Motivation ist entscheidend! Deshalb sorgen Sie schon bei der Planung dafür, dass besonders zu Beginn schnell Erfolge sichtbar werden. Kopiervorlage 92Handlungsplan
  • 61. Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit III 61 x Ergebnissicherung Der Handlungsplan wird verschriftlicht und dient als verbindlicher Fahrplan, an dem sich das Team und die Elternvertreter orientie- ren. In regelmäßigen Abständen (ca. 6 Monate) sorgt die Koordi- natorin dafür, dass Erfahrungen reflektiert und die aktuellen Entwicklungen mit dem Fahrplan verglichen werden (Soll-Ist- Vergleich). Der Handlungsplan wird regelmäßig mit dem Erziehe- rinnenteam und den Elternvertretern besprochen und kontinuier- lich weiterentwickelt. h Vereinbaren Sie nicht zu viele Termine und Angebote. Das führt schnell zu Überfrachtung und Frust. h Beginnen Sie mit einer „ein- schlagenden“ Veranstaltung. Positive Erfahrungen und Erfolge zu Beginn sorgen für Rückenwind. Projekterfahrung Die erste so genannte Familienbildungsveranstaltung sollte genau überlegt und bestens abgesprochen sein. Sie sollte eine Art Highlight darstellen, welches ‚einschlägt‘ und durch ihre positive Resonanz auf Seiten der Erzieherinnen und Eltern auf weitere Vorhaben im Sinne eines Motivationsanschubes ab- färbt. Thematische Veranstaltungen zu „Topthemen“ wie Re- gel- und Grenzsetzung in der Erziehung, kindliche Entwicklung bis zum 6. Lebensjahr – welchen Beitrag können Eltern leisten, Fit für die Schule oder Kinder und Konfliktlösungen mit ausge- wählt guten Referenten können erste Akzente setzen. Darüber hinaus eignen sich auch niedrigschwellig angelegte Familienak- tionstage als guter Einstieg. Handlungsplan Einrichtung: ____________________________________ Koordinator/-in: _______________________________________ Datum der Vereinbarung: ______________________________ Nr. Was? Art der Veranstaltung und Thema Warum? Zielsetzung Wer? Verantwortung Wann? Datum/Dauer Was gibt’s zu sagen Bemerkungen
  • 62. Auf-undAusbaueinererziehungspartnerschaftlichenElternarbeit III 62 Was sind Erfolge? Erfahrungsgemäß kommt es hin und wieder zu Enttäuschung seitens der Erzieherinnen und auch engagierter Eltern, wenn beispielsweise mit Mühe gestaltete Veranstaltungen nur mäßig besucht werden. Die Koordinatorin muss mögliche Frusterfahrungen thematisieren und auffangen. Sie muss die Erfolge deutlich aufzeigen. Sie sollte mit dem Team neben der Reflexion des Vorgehens und der Suche nach Optimierungsmöglichkeiten einen Nachdenkpro- zess im Sinne von „Was ist Erfolg?“ anregen. Dies kann z. B. im Rahmen eines Erzieherinnenstammtisches erfolgen. Folgende Gedanken können im Gespräch mit den Erzieherinnen hilfreich sein: u War das eigene Ziel realistisch? – Nur selten werden alle Eltern erreicht! u Auch wenn nur wenige Eltern/Familien kommen und die eine gute Zeit haben, ist das ein Erfolg! u Neue Angebotsformen müssen erst greifen – „Das muss sich herumsprechen.“ (Ein Schneeball-Effekt fängt mit wenigen Flocken an.) u Die Gestaltung von Kultur (Kultur des Miteinanders) braucht Zeit. u Auch Eltern müssen sich erst daran gewöhnen, dass ihre Kita ein „Ort für Familie“ sein will. “Sie sind Langstreckenläufer, keine Sprinter!“ Projekterfahrung Dennoch bleiben Frustration und eine skeptische Hinterfra- gung manchmal vergebens organisierter Angebote nicht aus. Verständlicherweise wollen Erzieherinnen nicht die Animateure ihrer Eltern sein. Wichtig ist, von Anfang an einen offenen Weg der Kommunikation zwischen allen Beteiligten zu finden, klare Wünsche und Möglichkeiten zu benennen, aber auch die Ressourcen realistisch zu betrachten. Eine Kita muss unbedingt eine gesunde Balance bzw. ein gesundes Maß an Elternpartizi- pation und Mitgestaltung für sich finden und festlegen.