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Praxisbeispiel 2/2014 – 1
PRAXISBEISPIEL
Aschenbrenner GmbH:
Überstundenabbau durch optimierte Prozesse
1973 gründete Herbert Aschenbrenner im hessischen Kirchhain-Anzefahr die Aschenbrenner GmbH.
Seither produzieren über 30 Mitarbeiter und Auszubildende auf 1.000 qm Produktionsfläche v.a. Maschi-
nenbauteile, Spritzgieß- und Spritzprägewerkzeuge in Einzel- und Serienfertigung. Als Lohnfertigungs-
und Zulieferbetrieb finden die Produkte in der Automobil-, Lebensmittel-, Solar- und der Pharmaindustrie
sowie der Energiebranche ihren Einsatz.
Überstunden als vermeintliche Dauerlösung und ein
stetig wachsendes Überstundenkonto gaben Aschen-
brenner jedoch Anlass, das bestehende Arbeitszeit-
modell zu überprüfen. Trotz vieler Investitionen in den
Maschinenpark waren Überstunden die Regel, gerade
die älteren Arbeitnehmer belastete das stark.
>>> Ausgangslage
In der Produktion des Werkzeug- und
Maschinenbauers fielen viele Überstun-
den an. Das Problem konnte trotz ver-
schiedener Investitionen und neuer
Geräte in den letzten Jahren nicht ge-
löst werden.
Ausgelöst durch ein anderes Praxisbeispiel hatte das Un-
ternehmen daher beschlossen, sich im Rahmen des Pro-
jekts ArbeitsZeitGewinn beraten zu lassen und die Abläufe
zu optimieren. Ziel sollte sein, das Problem der Überstun-
den anzugehen, die Produktivität zu steigern und gleichzei-
tig auch die Gesundheit der Mitarbeiter zu verbessern.
>>> Die Vorbereitung
Die Arbeitszeitanalyse von Simone Back vom RKW Hes-
sen (Schritt 1) hat gezeigt, dass insbesondere die regel-
mäßigen und ständig steigenden Überstunden als kriti-
scher Aspekt gesehen wurden.
Da es sich hier offensichtlich nicht um ein Problem der
Arbeitszeitverteilung über den Tag/ die Woche/ das Jahr
handelte, wurde Richard Meier-Sydow von AblaufLotse
Meier-Sydow als Berater beauftragt, das Problem näher zu
analysieren und gemeinsam mit Führungskräften und Mit-
arbeitern Maßnahmen zu entwickeln (Schritt 2).
Gemeinsam mit der Geschäftsführung wurde die Vorge-
hensweise (siehe Kasten) festgelegt und eingehalten.
>>> Die Erhebungs- und Analysephase
Es gab drei verschiedene Analysebausteine, die dazu dien-
ten, direkte Maßnahmen abzuleiten. Dazu gehörten der
Kurzworkshop mit Führungskräften zur Festlegung der Ziele
und Vorgehensweise (Schritt 3), die Ist-Aufnahme der Zu-
ständigkeiten (Schritt 4) und der Durchlaufzeiten (Schritt 5).
Bei der Klärung der Zuständigkeiten wurden v.a. Einzelge-
spräche mit den Mitarbeitern geführt.
Die Beratungsschritte im Überblick:
1. Arbeitszeitanalyse durch das RKW Hessen
2. Finden eines passenden Beraters
3. Kurzworkshop mit Führungskräften
4. Ist-Aufnahme der Zuständigkeiten und
Verantwortlichkeiten
5. Ist-Aufnahme der Durchlaufzeiten
6. Auswertung der erhobenen Daten
7. Entwicklung eines Maßnahmenplans
8. Vorstellung, Diskussion, Anpassung und
Vereinbarung des Maßnahmenplans
9. Einführung der Änderungen mit einer
Betriebsversammlung
10. Begleitung der Umsetzung
11. Dokumentation und Berichterstellung
Praxisbeispiel 2/2014 – 2
Impressum:
Herausgeber: RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V.
Kompetenzzentrum
Düsseldorfer Straße 40a, 65760 Eschborn
Autorin: Gabriele Gusia, RKW Kompetenzzentrum
Bildnachweise: Aschenbrenner GmbH
Stand: März 2014
Download: www.arbeitszeitgewinn.de
Die Reproduktion dieser Veröffentlichung für nichtkommerzielle Zwecke ist bei Angabe der Quelle gestattet.
In einem anschließenden sechsten Schritt wurden die er-
hobenen Daten ausgewertet. Dabei wurden die Daten
unter drei thematischen Schwerpunkten analysiert: Effizi-
enz in den Prozessen, Messbarkeit der Prozessdauer und
Motivation.
Effizienz: Ein ineffizientes Zeiterfassungssystem mit dop-
pelter Erfassung der Buchungen und hohem Aufwand bei
der Datenaufbereitung führte zu einer erheblichen zeitli-
chen Belastung der Mitarbeiter sowie zu ständigen Ar-
beitsunterbrechungen.
Messbarkeit der Prozessdauer: Aufgrund der Ineffizienz
des Zeiterfassungssystems ließen sich bisher keine kor-
rekten Prozesszeiten ermitteln. Eine Effizienzanalyse der
Produktionsprozesse war daher bisher aufgrund der Irrele-
vanz der Zeiterfassungsdaten nicht durchführbar.
Motivation: Das aufwändige Zeiterfassungssystem führte
zu einer starken Inputorientierung. Klare und messbare
Zielvorgaben gab es wenig bis gar nicht. Erfolge wurden
nicht erkannt und wahrgenommen. Das Ausbleiben von
qualifizierter Rückmeldung über die Arbeitsleistung führte
bei den Mitarbeitern zu Demotivierung und Desorientierung.
Diese drei Faktoren zusammen führten zu einer Reduktion
der Produktivität. Um die gesetzten Ausbringungsziele
dennoch zu erreichen, mussten Überstunden „gefahren“
werden, was zu einer Belastung der Beschäftigten und
erheblichen Zusatzkosten für das Unternehmen führte.
>>> Umsetzung konkreter Maßnahmen
In einem nächsten Schritt wurden basierend auf den drei
oben genannten Schwerpunkten verschiedene Maßnah-
men abgeleitet. Diese beinhalteten folgende Punkte:
 Beschränkung der Zeiterfassung auf das vorhandene
digitale System, schrittweise Abschaffung der zusätzli-
chen manuellen Schritte der Zeiterfassung
 Einführung klarer Ausbringungs-Tagesziele mit realisti-
schen Vorgaben
 wirksame Soll-Ist-Kontrolle
 Korrektur der Schwächen des Nachkalkulationsablaufs,
dadurch stetige Qualitätsverbesserung der Vorgabezeiten
>>> Nutzen für Aschenbrenner
Durch die Verbesserung der Zeiterfassung liegen relevante
Daten für die Nachkalkulation, die Vorgabezeiten und die
Soll-Ist-Kontrolle vor. Die Effizienz der Produktionsprozes-
se wurde messbar gesteigert.
Trotz Abbau der Überstunden und der somit reduzierten
Produktionszeit konnte derselbe Output erreicht werden:
Im Bereich CNC-Drehen konnte die Produktivität um ca. 5-
6% gesteigert werden, was etwa 40 h/Monat bedeutet.
Die eingeleiteten Maßnahmen ermögli-
chen den Mitarbeitern Erfolgserlebnis-
se und konzentriertes Arbeiten, was
stark motivierend und produktivitätsför-
dernd wirkt. Die Überstunden wurden
liquiditätswirksam auf „Null“ reduziert.
>>> Nutzen für die Beschäftigten
Ganz klarer Vorteil für die Beschäftigten ist der Wegfall der
Überstunden, die Mitarbeiter arbeiten heute regelmäßig
ihre vereinbarten 8 Stunden am Tag!
Die qualitativ verbesserten Vorgabezeiten bewirken einen
stärkeren fachlichen Austausch über die Fertigungsverfah-
ren. Hinzu kommt die deutlich gestiegene Zufriedenheit
und Motivation: Klare Tagesziele statt feiner doppelter,
handschriftlicher Tätigkeitsnachweise bei gleichzeitig klare-
rer Führung machen sich auch in der Produktivität be-
merkbar.
Weitere Informationen finden Sie auch auf unserer
Internetseite www.arbeitszeitgewinn.de.
Bei Fragen zum Projekt und zur Arbeitszeitanalyse:
Simone Back, RKW Hessen, s.back@rkw-hessen.de
Bei Fragen zur Beratung:
Richard Meier-Sydow, AblaufLotse, rms@ablauflotse.de

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  • 1. Praxisbeispiel 2/2014 – 1 PRAXISBEISPIEL Aschenbrenner GmbH: Überstundenabbau durch optimierte Prozesse 1973 gründete Herbert Aschenbrenner im hessischen Kirchhain-Anzefahr die Aschenbrenner GmbH. Seither produzieren über 30 Mitarbeiter und Auszubildende auf 1.000 qm Produktionsfläche v.a. Maschi- nenbauteile, Spritzgieß- und Spritzprägewerkzeuge in Einzel- und Serienfertigung. Als Lohnfertigungs- und Zulieferbetrieb finden die Produkte in der Automobil-, Lebensmittel-, Solar- und der Pharmaindustrie sowie der Energiebranche ihren Einsatz. Überstunden als vermeintliche Dauerlösung und ein stetig wachsendes Überstundenkonto gaben Aschen- brenner jedoch Anlass, das bestehende Arbeitszeit- modell zu überprüfen. Trotz vieler Investitionen in den Maschinenpark waren Überstunden die Regel, gerade die älteren Arbeitnehmer belastete das stark. >>> Ausgangslage In der Produktion des Werkzeug- und Maschinenbauers fielen viele Überstun- den an. Das Problem konnte trotz ver- schiedener Investitionen und neuer Geräte in den letzten Jahren nicht ge- löst werden. Ausgelöst durch ein anderes Praxisbeispiel hatte das Un- ternehmen daher beschlossen, sich im Rahmen des Pro- jekts ArbeitsZeitGewinn beraten zu lassen und die Abläufe zu optimieren. Ziel sollte sein, das Problem der Überstun- den anzugehen, die Produktivität zu steigern und gleichzei- tig auch die Gesundheit der Mitarbeiter zu verbessern. >>> Die Vorbereitung Die Arbeitszeitanalyse von Simone Back vom RKW Hes- sen (Schritt 1) hat gezeigt, dass insbesondere die regel- mäßigen und ständig steigenden Überstunden als kriti- scher Aspekt gesehen wurden. Da es sich hier offensichtlich nicht um ein Problem der Arbeitszeitverteilung über den Tag/ die Woche/ das Jahr handelte, wurde Richard Meier-Sydow von AblaufLotse Meier-Sydow als Berater beauftragt, das Problem näher zu analysieren und gemeinsam mit Führungskräften und Mit- arbeitern Maßnahmen zu entwickeln (Schritt 2). Gemeinsam mit der Geschäftsführung wurde die Vorge- hensweise (siehe Kasten) festgelegt und eingehalten. >>> Die Erhebungs- und Analysephase Es gab drei verschiedene Analysebausteine, die dazu dien- ten, direkte Maßnahmen abzuleiten. Dazu gehörten der Kurzworkshop mit Führungskräften zur Festlegung der Ziele und Vorgehensweise (Schritt 3), die Ist-Aufnahme der Zu- ständigkeiten (Schritt 4) und der Durchlaufzeiten (Schritt 5). Bei der Klärung der Zuständigkeiten wurden v.a. Einzelge- spräche mit den Mitarbeitern geführt. Die Beratungsschritte im Überblick: 1. Arbeitszeitanalyse durch das RKW Hessen 2. Finden eines passenden Beraters 3. Kurzworkshop mit Führungskräften 4. Ist-Aufnahme der Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten 5. Ist-Aufnahme der Durchlaufzeiten 6. Auswertung der erhobenen Daten 7. Entwicklung eines Maßnahmenplans 8. Vorstellung, Diskussion, Anpassung und Vereinbarung des Maßnahmenplans 9. Einführung der Änderungen mit einer Betriebsversammlung 10. Begleitung der Umsetzung 11. Dokumentation und Berichterstellung
  • 2. Praxisbeispiel 2/2014 – 2 Impressum: Herausgeber: RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V. Kompetenzzentrum Düsseldorfer Straße 40a, 65760 Eschborn Autorin: Gabriele Gusia, RKW Kompetenzzentrum Bildnachweise: Aschenbrenner GmbH Stand: März 2014 Download: www.arbeitszeitgewinn.de Die Reproduktion dieser Veröffentlichung für nichtkommerzielle Zwecke ist bei Angabe der Quelle gestattet. In einem anschließenden sechsten Schritt wurden die er- hobenen Daten ausgewertet. Dabei wurden die Daten unter drei thematischen Schwerpunkten analysiert: Effizi- enz in den Prozessen, Messbarkeit der Prozessdauer und Motivation. Effizienz: Ein ineffizientes Zeiterfassungssystem mit dop- pelter Erfassung der Buchungen und hohem Aufwand bei der Datenaufbereitung führte zu einer erheblichen zeitli- chen Belastung der Mitarbeiter sowie zu ständigen Ar- beitsunterbrechungen. Messbarkeit der Prozessdauer: Aufgrund der Ineffizienz des Zeiterfassungssystems ließen sich bisher keine kor- rekten Prozesszeiten ermitteln. Eine Effizienzanalyse der Produktionsprozesse war daher bisher aufgrund der Irrele- vanz der Zeiterfassungsdaten nicht durchführbar. Motivation: Das aufwändige Zeiterfassungssystem führte zu einer starken Inputorientierung. Klare und messbare Zielvorgaben gab es wenig bis gar nicht. Erfolge wurden nicht erkannt und wahrgenommen. Das Ausbleiben von qualifizierter Rückmeldung über die Arbeitsleistung führte bei den Mitarbeitern zu Demotivierung und Desorientierung. Diese drei Faktoren zusammen führten zu einer Reduktion der Produktivität. Um die gesetzten Ausbringungsziele dennoch zu erreichen, mussten Überstunden „gefahren“ werden, was zu einer Belastung der Beschäftigten und erheblichen Zusatzkosten für das Unternehmen führte. >>> Umsetzung konkreter Maßnahmen In einem nächsten Schritt wurden basierend auf den drei oben genannten Schwerpunkten verschiedene Maßnah- men abgeleitet. Diese beinhalteten folgende Punkte:  Beschränkung der Zeiterfassung auf das vorhandene digitale System, schrittweise Abschaffung der zusätzli- chen manuellen Schritte der Zeiterfassung  Einführung klarer Ausbringungs-Tagesziele mit realisti- schen Vorgaben  wirksame Soll-Ist-Kontrolle  Korrektur der Schwächen des Nachkalkulationsablaufs, dadurch stetige Qualitätsverbesserung der Vorgabezeiten >>> Nutzen für Aschenbrenner Durch die Verbesserung der Zeiterfassung liegen relevante Daten für die Nachkalkulation, die Vorgabezeiten und die Soll-Ist-Kontrolle vor. Die Effizienz der Produktionsprozes- se wurde messbar gesteigert. Trotz Abbau der Überstunden und der somit reduzierten Produktionszeit konnte derselbe Output erreicht werden: Im Bereich CNC-Drehen konnte die Produktivität um ca. 5- 6% gesteigert werden, was etwa 40 h/Monat bedeutet. Die eingeleiteten Maßnahmen ermögli- chen den Mitarbeitern Erfolgserlebnis- se und konzentriertes Arbeiten, was stark motivierend und produktivitätsför- dernd wirkt. Die Überstunden wurden liquiditätswirksam auf „Null“ reduziert. >>> Nutzen für die Beschäftigten Ganz klarer Vorteil für die Beschäftigten ist der Wegfall der Überstunden, die Mitarbeiter arbeiten heute regelmäßig ihre vereinbarten 8 Stunden am Tag! Die qualitativ verbesserten Vorgabezeiten bewirken einen stärkeren fachlichen Austausch über die Fertigungsverfah- ren. Hinzu kommt die deutlich gestiegene Zufriedenheit und Motivation: Klare Tagesziele statt feiner doppelter, handschriftlicher Tätigkeitsnachweise bei gleichzeitig klare- rer Führung machen sich auch in der Produktivität be- merkbar. Weitere Informationen finden Sie auch auf unserer Internetseite www.arbeitszeitgewinn.de. Bei Fragen zum Projekt und zur Arbeitszeitanalyse: Simone Back, RKW Hessen, s.back@rkw-hessen.de Bei Fragen zur Beratung: Richard Meier-Sydow, AblaufLotse, rms@ablauflotse.de