Weitere ähnliche Inhalte Mehr von Zartbitter e.V. (20) Was Richter*innen über die Belastungen kindlicher Opfer und Zeug*innen wissen sollten1. Was Richterinnen und Richter
über die Belastungen kindlicher 0pfer
und Zeug*innen sexualisierter Gewalt
wissen sollten …
Ursula Enders, Zartbitter e.V.
mit Illustrationen von Dorothee Wolters
©Ursula Enders 2018
3.
Täter und Täterinnen tragen Masken. Sie
missbrauchen das Vertrauen von Kindern.
Es ist angemessen, wenn betroffene Kinder
Erwachsenen mit gesundem Misstrauen begegnen
- auch Richterinnen und Richtern.
©Ursula Enders 2018
4. Täter und Täterinnen
vernebeln die Wahrnehmung der Umwelt
Täter und Täterinnen vernebeln die
Wahrnehmung der Umwelt, damit sie die
Hinweise von betroffenen Mädchen und
Jungen nicht glauben.
Es ist angemessen, wenn Opfer testen, ob
man ihnen glaubt.
©Ursula Enders 2018
5. Verführung
Täter und Täterinnen manipulieren auch
während des Ermittlungsverfahren/familien-
rechtlichen Verfahrens die Umwelt.
Es ist angemessen, wenn Kinder sich von der
Umwelt verraten fühlen.
©Ursula Enders 2018
6. Intrigen säen!
Täter und Täterinnen säen Intrigen.
Mädchen und Jungen sind während des
rechtlichen Verfahrens nach wie vor den Intrigen
ausgesetzt.
©Ursula Enders 2018
7. Täter und Täterinnen
haben zwei Gesichter
Täter und Täterinnen haben zwei Gesichter.
Es ist keineswegs immer als Hinweis auf eine
stabile Beziehung und die Unschuld eines
Erwachsenen zu bewerten, wenn ein Kind
strahlend auf diesen zuläuft.
©Ursula Enders 2018
8. Die Schweigegebote der Täter/Täterinnen wirken
lange – oftmals über viele Jahre.
©Ursula Enders 2018
9.
Einige Täter/Täterinnen verwickeln Kinder und
Jugendliche in gegenseitige sexuelle Übergriffe.
Mädchen und Jungen schweigen häufig, um sich
selbst und ihre Freunde und Freundinnen nicht zu
verraten. Sie haben Angst, für diese Handlungen
bestraft zu werden.
©Ursula Enders 2018
14. Intrigen des Täters wirken noch
Täter und Täterinnen sind trotz räumlicher
Abwesenheit noch über lange Zeiträume anwesend,
da ihre Intrigen noch wirken und die seelischen
Verletzungen des Opfers noch nicht verheilt sind.
©Ursula Enders 2018
15. Täter manipuliert
von außen die institutionelle Dynamik
Täter/Täterinnen versuchen weiterhin die Situation
von außen unter Kontrolle zu halten - z. B.:
•setzen über Dritte Opfer unter Druck
•versuchen über in Briefe versteckte Botschaften,
das Opfer zu manipulieren
©Ursula Enders 2018
17. Fokussierung auf das Opfer:
Opfer wird die gesamte Verantwortung
für die Aufdeckung aufgeladen.
©Ursula Enders 2018
18. Opfer wird durch intensive und häufige
Befragungen retraumatisiert.
©Ursula Enders 2018
19. …
Andere Hinweise/Beweise werden nicht
ausreichend beachtet.
Verhalten
des Täters
Aussagen
des Kindes
Hinweise
anderer
Mädchen
und Jungen
Objektive
Beweise
©Ursula Enders 2018
21.
Mehrere Opfer werden gemeinsam befragt.
Wurden sie zu gegenseitigen Handlungen
überredet/gezwungen wurden, so schweigen sie
häufig, um sich selbst und andere nicht zu
belasten.
©Ursula Enders 2018
22.
Täter/Täterinnen schleimen sich bei den
Erwachsenen des Umfeldes ein.
Betroffene Kinder machen oft die Erfahrung, dass
Ihnen nicht mehr geglaubt wird, sobald
jemand mit dem Täter/der Täterin spricht.
©Ursula Enders 2018
24.
Eltern betroffener Kinder sind nach gemeinsamen
Terminen mit dem Täter z.B. bei Gutachter*innen
oder beim Familiengericht oftmals sehr belastet.
Kinder schweigen oder nehmen Aussage zurück,
da sie ihren Eltern kein zusätzliches Leid zufügen
wollen.
©Ursula Enders 2018
26. Das Opfer fühlt sich erneut wie entblößt.
Name des Opfers und/oder
Details werden bekannt …
©Ursula Enders 2018
29.
Kinder spalten bei Gegenüberstellungen die eigenen
Belastungen oftmals ab und wirken z.B. „cool“.
Das dissoziative Verhalten traumatisierter Kinder
wird häufig als Beweis der vermeintlichen Unschuld
des Täters/der Täterin fehlinterpretiert.
©Ursula Enders 2018
30. Die „klassischen“ Fehler der erwachsenen
Bezugspersonen verstärken Belastungen und
Schuldgefühle von sexualisierter Gewalt
betroffenen Kindern und Jugendlichen.
©Ursula Enders 2018
32. Richterinnen und Richter benötigen
Fortbildung, um das Verhalten
traumatisierter Mädchen und Jungen in
der Befragungssituation einschätzen
können.
©Ursula Enders 2018
33. Die ersten Reaktionen betroffener Mädchen und
Jungen auf sexualisierte Gewalterfahrungen lassen
keine unmittelbare Rückschlüsse die Langzeitfolgen
traumatisierten Kinder zu.
©Ursula Enders 2018
38. Eltern müssen auch auf die Befragung des Kindes
vorbereitet werden.
©Ursula Enders 2018
40. Die Anwesenheit von Vertrauenspersonen, denen
das Kind im Alltag wieder begegnet, ist für
viele Mädchen und Jungen langfristig eine
große Belastung.
©Ursula Enders 2018
41. Sinnvoll ist es, dass das Mädchen/der Junge von
einer Fachkraft begleitet wird. Mit dieser kann das
Kind anschließend über die Befragung sprechen
und den Angehörigen über den Verlauf berichten.
©Ursula Enders 2018
42. Das Mädchen/der Junge braucht sachliche
Informationen über die persönliche Kompetenz
und die Funktion der Richterin/des Richters.
©Ursula Enders 2018
44. Es ist oft sinnvoll, wenn eine Begleitperson das Kind
emotional unterstützt und für das Kind sorgt.
©Ursula Enders 2018
45. Kinder stellen sich häufig Gefängnisse wie Kerker
vor, in denen Täter nur Wasser und Brot bekommen.
Es entlastet sie, wenn sie erfahren, dass man z.B.
im Gefängnis arbeiten, fernsehen und Sport
treiben darf.
©Ursula Enders 2018
46. Positiv nehmen Kinder meist die Information auf,
dass es im Gefängnis Therapiegruppen gibt, in
denen Täter lernen können, Kindern keine Gewalt
mehr anzutun.
Ebenso finden viele Mädchen und Jungen es okay,
dass Täter wegen guter Führung vorzeitig entlassen
werden können.
©Ursula Enders 2018
47. Hilfreich ist es für viele Kinder, wenn sie die
Möglichkeit haben, die Gesprächsform
aktiv mitzugestalten.
©Ursula Enders 2018
48. Selbst im Gerichtssaal besteht die Möglichkeit,
durch einen wertschätzenden Umgang die
Belastungen kindlicher (Opfer-)Zeug*innen zu
reduzieren.
©Ursula Enders 2018
49. Richterinnen und Richter sollten betroffenen
Kindern das Angebot machen, ihnen das Urteil in
einem persönlichen Gespräch zu erläutern.
©Ursula Enders 2018