Vortrag am 8.4.2014 auf dem marketing forum hannover im Rahmen der PSI Promotional World 2014. Enthält eine Zusammenfassung der aktuellen Probleme im Datenschutz und Urheberrecht bei der Nutzung von Social Media; Standards (z.B. Impressumspflicht) wurden ausgelassen. Im Mittelpunkt stehen die aktuellen Urteile zur Positionierung der Datenschutzerklärung (LG Frankfurt, 18.2.14 - 3-10 O 86/12), zur AGB-Kontrolle von Datenschutzerklärungen (KG, 24.1.2014 - 5 U 42/12), die Pixelio Entscheidung (LG Köln, 30.1.2014 - 14 O 427/13) und die Creative Commons Entscheidung (LG Köln, 5.3.2014 - 28 O 232/13).
2. Social Media und Recht
1. Zu viele Fragen
2. Zu vieleAuseinandersetzungen
3. Zu wenigAußenmaß
Sascha Kremer: Social Media, der Datenschutz und das Urheberrecht 2
Warum?
3. Sascha Kremer, Köln
Rechtsanwalt, Fachanwalt für IT-Recht
Externer Datenschutzbeauftragter
Agiles, Mobiles,Wolkiges, Soziales
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Wer?
10. personenbezogene Daten (pbD)
§ 3 Abs. 1 BDSG
Betroffener
§ 3 Abs. 1 BDSG
Empfänger (und Dritte)
§ 3 Abs. 8 BDSG
Verantwortliche Stelle
§ 3 Abs. 7 BDSG
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Datenschutz
11. Verbot mit Erlaubnisvorbehalt
Gesetz, insb. BDSG,TKG,TMG
Einwilligung des Betroffenen
Betriebsvereinbarung
Kein Eigentum an pbD
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Datenschutz
12. Anwendbares Recht
§ 1 Abs. 5 BDSG, Art. 4 DSRL
Territorialitätsprinzip
Verantwortliche Stelle in D
Verantwortliche Stelle in EU/EWR
Verantwortliche Stelle außerhalb EU/EWR
„Mittel innerhalb von EU/EWR“
Datenschutz
13. Datenschutzerklärung, § 13 Abs. 1TMG
Unterrichtung überArt, Umfang, Zweck des
Umgangs mit pbD
Zu Beginn des Nutzungsvorgangs
in allgemein verständlicher Form
Inhalt jederzeit für Nutzer abrufbar (LG
Frankfurt, Urt. v. 18.2.14 – 3-10 O 86/12)
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Datenschutz
14. Datenschutzerklärung (DSE)
Einbeziehung inVertrag mit Nutzer?
„AGB und Datenschutzerklärung habe ich gelesen
und bin damit einverstanden.“
DSE = Unterrichtung ≠AGB
AGB unterliegen Inhaltskontrolle, §§ 307 ff. BGB
Folge der Einbeziehung ist Inhaltskontrolle
(KG, Urt. v. 24.1.2014 – 5 U 42/12)
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Datenschutz
15. Social Plug-Ins
Problem 1: verantwortliche Stelle für
Umgang mit pbD aus Social Plug-In
Problem 2: Keine Kontrolle über Umgang
mit pbD durch Betreiber
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Datenschutz
16. Social Plug-Ins
Rechtliche Lösung: Problem des Betreibers
Technische Lösung: 2-Klick-Konzept
Immer: Unterrichtung in DSE
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Datenschutz
17. Nutzer-Tracking
Lokalisierung und Nutzungsverhalten
Problem 1:Verwendete Mittel
Problem 2: Nutzung zu anderen Zwecken
Lösung:
Einwilligung, § 4a BDSG, § 13 Abs. 2TMG
Ano-/Pseudonymisierung, § 3 Abs. 6, 6a BDSG
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Datenschutz
18. Cookies, ePrivacy-RL 2002/58/EG
„Die Mitgliedstaaten stellen sicher, dass die
Speicherung von Informationen oder der
Zugriff auf Informationen, die bereits im
Endgerät eines […] Nutzers gespeichert sind,
nur gestattet ist, wenn der betreffende […]
Nutzer auf der Grundlage von klaren und
umfassenden Informationen […] seine
Einwilligung gegeben hat.”
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Datenschutz
19. Cookies
Keine Umsetzung in deutsches Recht
Problem 1: Unterrichtung
Lösung: DSE
Problem 2: Einwilligung
Lösung: stillschweigende Einwilligung
(nicht Opt-out, ggf. Browser-Einstellungen)
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Datenschutz
20. Minderjährige
Wirksamkeit des Nutzungsvertrags
Datenschutz kennt kein Sonderrecht
Anders Art. 8 DS-GVO: nachprüfbare
Einwilligung durch Eltern oder mit deren
Zustimmung, ggf. nach Standard-Mustern
Einwilligungsfähigkeit ≠ Geschäftsfähigkeit
Lösung: keine
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Datenschutz
21. Abmahnung
Durch Mitbewerber,Verbraucherzentralen
Datenschutz als Marktverhaltensregel
Ausgangspunkt: Persönlichkeitsschutz
als Abwehrrecht gegen den Staat
Heute: Schutz vor Werbung und
Kommerzialisierung = marktrelevant
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Datenschutz
22. Folgen wirksamerAbmahnung
Beseitigung, verschuldensunabhängig
Unterlassung, verschuldensunabhängig
Anwaltskosten, verschuldensunabhängig
Auskunft, Schadensersatz
Umgestaltung eigenesAngebot
Lösung: vorher (Anwalt) fragen
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Datenschutz
23. Kündigung wegen Social Media Profil
Recht des Arbeitgebers zur Einsichtnahme
in Social Media Profil des Arbeitnehmers?
Beweisverwertungsverbot (BAG, Urt. v.
20.6.2013 – 2 AZR 546/12)
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Datenschutz
24. Telekommunikationsdatenschutz
Telekommunikationsdienste, § 3 Nr. 24TKG
Technisches Aussenden von Signalen
In der Regel gegen Entgelt erbracht
Diensteanbieter, § 3 Nr. 6TKG
Geschäftsmäßiges Handeln
Erbringen oder Mitwirken
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Datenschutz
25. Telekommunikationsdatenschutz
Fernmeldegeheimnis, § 88TKG
Nur Diensteanbieter
TK-Datenschutz, §§ 91 ff.TKG
Nur an die Öffentlichkeit gerichteteTK-Dienste
Bestandsdatenauskunft, §§ 111 ff.TKG
Mitwirken anTK-Diensten Dritter ausreichend
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Datenschutz
27. Gegenstand u.a.
Werke mit Schöpfungshöhe (kleine Münze)
Lichtbilder (ohne Schöpfungshöhe)
Tonträger, Bildträger
beachte: Gegenstand kann auch als pbD
unter das BDSG fallen
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Urheberrecht
28. Anwendbares Recht
Art. 8 Abs. 1 Rom II
Schutzlandprinzip
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Urheberrecht
29. Stock Fotos
Bedeutung Lizenzen
Urhebernennung
Nutzungs- undWeitergabebeschränkungen
Bearbeitung
Kommerzielle Nutzung
Abgeleitete Werke nur unter derselben Lizenz
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Urheberrecht
30. LG Köln, Urt. v. 30.1.2014 – 14 O 427/13
Pixelio Lizenztext:
„Der Nutzer hat in der für die jeweiligeVerwendung
üblichen Weise und soweit technisch möglich am
Bild selbst oder am Seitenende PIXELIO und den
Urheber mit seinem beim Upload des Bildes
genannten Fotografennamen bei PIXELIO in
folgender Form zu nennen […]“
Problem:Was gilt bei isoliertemAbruf?
Sascha Kremer: Social Media, der Datenschutz und das Urheberrecht 30
Urheberrecht
31. LG Köln, Urt. v. 5.3.2014 – 28 O 232/13
Lizenztext CreativeCommons:
„NonCommercial means not primarily intended
for or directed towards commercial advantage
or monetary compensation. […]“
LG Köln: ausschließlich private Nutzung
(Lizenztext nicht gelesen)
Sascha Kremer: Social Media, der Datenschutz und das Urheberrecht 31
Urheberrecht
32. Unter- undWeiterlizenzierung
Facebook: „Du gibst uns eine nicht-
exklusive, übertragbare, unterlizenzierbare,
gebührenfreie, weltweite Lizenz zur
Nutzung jeglicher IP-Inhalte, die du auf
oder im Zusammenhang mit Facebook
postest („IP-Lizenz“). […]“
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Urheberrecht
33. Streaming – Grundsatz:
Lesen, Hören oderAnschauen ist keine
erlaubnispflichtige urheberrechtliche
Nutzung
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Urheberrecht
34. Streaming -Vervielfältigung auf Endgerät
Lösung 1: § 44a UrhG
VorübergehendeVervielfältigung
WesentlicherTeil eines technischenVerfahrens
Alleiniger Zweck ist rechtmäßige Nutzung
Keine eigenständige wirtschaftliche Bedeutung
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Urheberrecht
35. Streaming -Vervielfältigung auf Endgerät
Lösung 2: § 53 Abs. 1 UrhG (Privatkopie)
EinzelneVervielfältigungen
Durch natürliche Person zum privaten Gebrauch
Nicht zu Erwerbszwecken
Keine offensichtlich rechtswidrigeVorlage
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Urheberrecht