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Digital Game als Seismograph für neue Formen sozialer Wirklichkeit? by Diego Compagna
- 1. ARBEITSKREIS Elektronische Spiele, Soziale Netzwerke und Gesellschaft
DIGITAL-GAME &
-GAMING FORSCHUNG Goethe-Institut Lissabon (24.-25.05.2010)
Digital Game als Seismograph
für neue Formen sozialer Wirklichkeit?
• Was hat das Spiel/en in der Soziologie zu suchen?
• Spiel/en bloß das Andere bzw. ein Phänomen der Gesellschaft?
• Spiel/en als die Hexenküche des Sozialen!
• Neue Spiele = Neue Formen gesellschaftlicher Wirklichkeit!
20.05.2010 © Diego Compagna, Institut für Soziologie, Universität Duisburg-Essen 1
- 2. ARBEITSKREIS Elektronische Spiele, Soziale Netzwerke und Gesellschaft
DIGITAL-GAME &
-GAMING FORSCHUNG Goethe-Institut Lissabon (24.-25.05.2010)
Was hat das Spiel/en in der Soziologie zu suchen?
„Spiel ist eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung, die innerhalb
gewisser festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig
angenommenen, aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird,
ihr Ziel in sich selber hat und begleitet wird von einem Gefühl der
Spannung und Freude und einem Bewusstsein des ‚Andersseins‘ als
das ‚gewöhnliche Leben‘.“ (Huizinga 1938/1997: 37)
20.05.2010 © Diego Compagna, Institut für Soziologie, Universität Duisburg-Essen 2
- 3. ARBEITSKREIS Elektronische Spiele, Soziale Netzwerke und Gesellschaft
DIGITAL-GAME &
-GAMING FORSCHUNG Goethe-Institut Lissabon (24.-25.05.2010)
Was hat das Spiel/en in der Soziologie zu suchen?
„Spiel ist eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung, die innerhalb
gewisser festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig
angenommenen, aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird,
ihr Ziel in sich selber hat und begleitet wird von einem Gefühl der
Spannung und Freude und einem Bewusstsein des ‚Andersseins‘ als
das ‚gewöhnliche Leben‘.“ (Huizinga 1938/1997: 37)
20.05.2010 © Diego Compagna, Institut für Soziologie, Universität Duisburg-Essen 3
- 4. ARBEITSKREIS Elektronische Spiele, Soziale Netzwerke und Gesellschaft
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Spiel/en bloß das Andere bzw. ein Phänomen der Gesellschaft?
• Spielen als das ‚Andere‘ der Gesellschaft:
• Arbeit und Produktivität stehen im Mittelpunkt
• Funktionale Analyse = Bestandserhaltung
Spielen bloß Übung für das ‚eigentliche‘ Leben (Sozialisation)
• Spiele/n als gesellschaftliches Phänomen:
• Spielindustrie, Sport, Events, …
• Spielen als Bestandteil der Sozialisation
Gegenstand anderer Disziplinen (Entwicklungspsychologie,
Pädagogik, …)
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- 5. ARBEITSKREIS Elektronische Spiele, Soziale Netzwerke und Gesellschaft
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Spiel/en als die Hexenküche des Sozialen!
• Parallelen konstitutiver Merkmale des Spiele(n)s und des Sozialen:
• Spielraum wird durch die Einhaltung von Regeln hergestellt
• Soziales kennzeichnet sich durch stabile Erwartungs-
Erwartungen
• Kultur aus Spiel vs. Kultur ohne Spiel
• Huizinga: Ursprung der Kultur im Spiel
• Caillois: Kultur fixiert das Spiel und bändigt den Spieltrieb
Agonale Charakter von/vom Spielen zentrales Merkmal
• Spiele/n als Erprobungsfeld der Gesellschaft:
• Trendspiele als Barometer gesellschaftlicher Entwicklungen?
20.05.2010 © Diego Compagna, Institut für Soziologie, Universität Duisburg-Essen 5
- 6. ARBEITSKREIS Elektronische Spiele, Soziale Netzwerke und Gesellschaft
DIGITAL-GAME &
-GAMING FORSCHUNG Goethe-Institut Lissabon (24.-25.05.2010)
Neue Spiele = Neue Formen gesellschaftlicher Wirklichkeit!
"Computer games, after all, are where we go to play with the future."
(Friedman 1995: 87)
• Erprobungsfeld ‚neuer‘ sozialer Wirklichkeit:
• Assistenzsysteme im Alltag und Beruf
• Räumlich verteiltes Arbeiten, zunehmende Mobilität
• Geschlecht: (Re-)Konstruktion sozialer Wirklichkeit
• Abwesenheit des Körpers als Subversion sozialer Muster
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- 7. ARBEITSKREIS Elektronische Spiele, Soziale Netzwerke und Gesellschaft
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-GAMING FORSCHUNG Goethe-Institut Lissabon (24.-25.05.2010)
Digital Game als Seismograph für neue Formen sozialer Wirklichkeit:
• Verteilte Handlungsträgerschaft
Assistenzsysteme im Alltag und Beruf
Video zu Counterstrike Start: 30:19 - Ende: 33:03
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- 8. ARBEITSKREIS Elektronische Spiele, Soziale Netzwerke und Gesellschaft
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-GAMING FORSCHUNG Goethe-Institut Lissabon (24.-25.05.2010)
Digital Game als Seismograph für neue Formen sozialer Wirklichkeit:
• Technikvermittelte Interaktion und Virtualität
Räumlich verteiltes Arbeiten, zunehmende Mobilität
Ich wohne in der Nähe von Frankfurt und mein Freund in Tübingen. Unter der Woche
treffen wir uns zum zocken "in game" und am Wochenende verbringen wir die meiste Zeit
beim zocken. (WoW, Int. 3, 33:05)
Was zählt ist, dass man wie bei einem Sportverein was gemeinsames macht. Gewisse
Ziele erreicht und am wichtigsten den Spaß nicht verliert. Dabei können tolle
Freundschaften entstehen, auch reale. (WoW, Int. 7, 15:54)
Wenn mich Spieler anrufen geht es aber meist entweder um organisatorische Dinge in
Bezug auf die Planung und Strukturierung der Gilde, um persönliche Probleme im Spiel
oder reale Probleme – manchmal aber auch einfach um etwas ganz anderes als WoW,
da man in 2 Jahren Spiel auch Freunde dazu gewinnt, die mehr als nur irgendwelche
virtuellen Charakters sind. (WoW, Int. 2, 26:35)
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- 9. ARBEITSKREIS Elektronische Spiele, Soziale Netzwerke und Gesellschaft
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-GAMING FORSCHUNG Goethe-Institut Lissabon (24.-25.05.2010)
Digital Game als Seismograph für neue Formen sozialer Wirklichkeit:
• Institutionalisierungsprozesse in Aktion:
Geschlecht: (Re-)Konstruktion sozialer Wirklichkeit
Frauen spielen nun mal schlechter als Männer. Die können ja auch nicht so gut Fußball
spielen [lacht]. (Female eSport Teams, Int. 3, 37:09)
Also wenn ich die Zeit hab und zu Hause bin, dann spiele ich fast jeden Tag. Also wie jetzt
gerade, wo ich alle meine Prüfungen hinter mir hab und nichts zu tun habe, dann sitzt
man halt oft am Rechner und macht sowas. Aber na ja, jetzt bin ich erst mal bei meinem
Freund und da darf ich ja nicht so viel spielen. (Female eSport Teams, Int. 5, 17:42)
Da es im eSport noch sehr wenig Frauen gibt, ist es leichter in einem Profi Female Team zu
spielen, als in einem Profiteam der Männer. Da ist die Konkurrenz viel größer und der
Anspruch viel höher. So kann ich mit geringerem Aufwand, erfolgreich sein. Ich kann
spielen und mir ein bisschen Taschengeld verdienen und ab und zu gibt es auch
Sachpreise. Das ist schon cool so. (Female eSport Teams, Int. 12, 12:02)
20.05.2010 © Diego Compagna, Institut für Soziologie, Universität Duisburg-Essen 9
- 10. ARBEITSKREIS Elektronische Spiele, Soziale Netzwerke und Gesellschaft
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Digital Game als Seismograph für neue Formen sozialer Wirklichkeit:
• Institutionalisierungsprozesse in Aktion:
Abwesenheit des Körpers als Subversion sozialer Muster
Die Interessen haben sich verschoben, weil die Soziale Anerkennung ist dann doch nicht
so wie mit 16. Also mit 16 da klopft dir schon mal einer über die Schulter und sagt, ja, bist
ein toller Hecht, machste gut. Wenn Du mit 18 dann im Studium bist, oder mit 19, 20: Was
Du zockst? Also zeitlich wäre es noch gegangen, aber ich hab' ein Problem, wenn in der
Disco steht, ein ganz, hmm, banal gesprochen, man unterhält sich mit einem schönen
Mädchen und dann kommt dann plötzlich ein 16jähriger um die Ecke und sagt: Ach Du
bist doch der […] du zockst doch, dann kannst du dir ausmalen wie das Gesicht der
Angebeteten sich plötzlich verändert in [macht eine Grimasse, verzieht das Gesicht].
(Warcraft III, Int. 1, 12:04)
1Live Plan-B Talk Start: 15:56 – Ende: 19:04
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- 11. ARBEITSKREIS Elektronische Spiele, Soziale Netzwerke und Gesellschaft
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Digital Game als Seismograph für neue Formen sozialer Wirklichkeit:
• Institutionalisierungsprozesse in Aktion:
Abwesenheit des Körpers als Subversion sozialer Muster
Das ist für mich Körperbewusstsein, zu merken ich kann meine Muskeln kontrollieren, das
ist nicht irgendein Geschwabbel was da rumhängt, sondern ich kann es wirklich
kontrollieren und auch gezielt einsetzen. (Biokonsum, Int. 3, 15:36)
Ich fühl mich einfach blendend damit, […] es bekommt mir gut, ich bin fit, ich bin
leistungsfähig - ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal krank war. (Biokonsum, Int. 8,
24:37)
Also ich pass einfach auf, wenn ich ein Kilo zugenommen habe, dass ich dann sofort die
Bremse trete, weil ich keine Lust habe acht Kilo abzunehmen es kommt gar nicht soweit
bei mir. Fühl mich einfach besser, wenn ich keine Röllchen über dem Hosenband spür
[lacht] wenn ich mit einem gestärkten Rücken in ein Meeting reingehe. (Biokonsum, Int. 5,
27:05)
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- 12. ARBEITSKREIS Elektronische Spiele, Soziale Netzwerke und Gesellschaft
DIGITAL-GAME &
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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