1. AUTO & TECHNIK MUSEUM SINSHEIM e.V.
Presse-Information
Lanz-Bulldogs: Es begann vor 150 Jahren
Ausstellung im Auto & Technik Museum Sinsheim und
Bulldog-Treffen im Technik Museum Speyer
Um 1800 ernährte die Arbeit eines Bauern nur einen einzigen Nichtlandwirt. Heute erzeugt
eine landwirtschaftliche Arbeitskraft in Europa Nahrungsmittel für 100 Personen und mehr. Ein
entscheidender Faktor für diese gewaltige Produktivitätssteigerung war die Mechanisierung
der Landwirtschaft, die in Deutschland untrennbar mit dem Namen Lanz und den legendären
Lanz-Bulldogs verbunden ist.
Alles begann vor 150 Jahren im Jahr 1859, als der damals erst 21 Jahre alte Heinrich Lanz in
den elterlichen Fuhrbetrieb eintrat, und mit dem Vertrieb und der Reparatur importierter land-
wirtschaftlicher Maschinen begann. 1867 startete er mit der Produktion eigener Maschinen
und entwickelte sich schließlich bis zur Jahrhundertwende zu einem der weltweit größten Her-
steller von dampfgetriebenen landwirtschaftlichen Maschinen. Nach seinem Tod im Jahr 1905
ging ein Teil seines Vermögens in eine Stiftung, aus der u.a. das Heinrich-Lanz-Krankenhaus
in Mannheim und die Heidelberger Akademie der Wissenschaften hervorgegangen sind.
Diese Frühzeit des Unternehmens ist heute weitgehend vergessen. Was die Firma von Hein-
rich Lanz zur Legende werden ließ waren die Bulldogs, die unter der Regie seiner Söhne ab
1921 produziert wurden. Die nahezu unverwüstlichen Fahrzeuge konnten nicht nur schwere
Wagen ziehen, sondern auch die unterschiedlichsten Maschinen antreiben. Charakteristisch
für die Lanz-Bulldogs war der riesige Einzylinder-Glühkopf-Motor, der fast jeden Brennstoff,
vom Rohöl bis zum Pflanzenfett, verbrennen und vom Dorfschmied repariert werden konnte.
Der einzelne Zylinder hatte einen Hubraum von bis zu 10 Litern, was dem Inhalt eines Was-
sereimers entspricht. Vom Chefkonstrukteur der ersten Lanz-Bulldogs, Dr. Fritz Huber, stammt
der Ausspruch: „Der Motor des Bauern kann nicht einzylindrig genug sein“. Über 3 Jahrzehnte
ist Lanz diesem Motto treu geblieben. Im Jahr 1956 übernahm die amerikanische Firma John
Deere die Aktienmehrheit. Auf einer Fläche von 46 Hektar, davon 20 Hektar überdacht, produ-
zieren heute 2.700 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Mannheim weiterhin Traktoren.
Das Auto & Technik Museum Sinsheim zeigt in seiner landwirtschaftlichen Ausstellung zahlrei-
che historische Lanz-Bulldogs, darunter ein ganz frühes Modell aus dem Jahr 1922 (Bild 1). Ein
weiteres, besonders interessantes Exemplar ist ein Bulldog von 1929 (Bild 2). Das Fahrzeug
hatte ursprünglich eine Verdampfungs-Kühlung, d.h., das Kühlwasser wurde nicht abgekühlt und
zurück zum Motor geleitet, sondern ganz einfach verdampft. Diese äußerst einfache und robuste
Kühlmethode erforderte allerdings bis zu 100 Liter Kühlwasser pro Tag. Vom Vorbesitzer wurde
daher ein Sonderkühler montiert, der den Wasserverbrauch auf ca. 20 Liter reduzierte.
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Museumsplatz Telefon: 07261 / 92 99 - 0 info@technik-museum.de
74889 Sinsheim Telefax: 07261 / 1 39 16 www.technik-museum.de
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Ein weiteres interessantes Detail sind die „Blitzgreifer“ am Hinterrad. Grob profilierte Luftrei-
fen, die für Straße und Acker gleichermaßen geeignet waren, gab es bei Lanz damals noch
nicht. Bulldogs, die als Zugmaschinen auf der Straße genutzt wurden (Verkehrs-Bulldogs),
hatten profillose Vollgummireifen. Die Traktoren für den Ackereinsatz waren dagegen mit ei-
sernen Schaufelrädern ausgestattet. Um die Vorteile der beiden Radarten zu kombinieren, hat
der im Museum gezeigte Bulldog hinten Spezialräder mit herausziehbaren Eisenstäben. Bei
der Anfahrt zur Feldarbeit rollte der Bulldog auf den Vollgummireifen. Auf dem Feld wurden
dann die unter Federspannung stehenden Eisenstäbe herausgezogen, wodurch der Bulldog
die benötigte Geländegängigkeit erhielt (Bild 3).
Ebenfalls im Museum zu besichtigen sind mehrere sogenannte „Eil-Bulldogs“, die speziell als
Zugmaschinen für die Straße gedacht waren. Das Flaggschiff der Lanz-Flotte war sicherlich
der 55 PS starke Eil-Bulldog mit Fünfganggetriebe (Bild 4). Die Spitzengeschwindigkeit des
mit Dieselöl betriebenen Fahrzeugs liegt bei 33 km/h, was bei einem Gewicht von fast fünf
Tonnen eine bemerkenswerte Leistung darstellt. Der Tankinhalt beträgt rund 200 Liter, die
Druckluftbremse kann bis zu zwei LKW-Anhänger abbremsen. Sammler zahlen heute astro-
nomische Summen für ein solches Fahrzeug.
Beim großen LANZ Bulldog-Treffen im Technik Museum Speyer besteht am 25. und 26. Juli
2009 die Gelegenheit, einige der schönsten Sammlerstücke bei Vorführungen auf dem Muse-
umsgelände und im Rahmen einer Bulldog-Parade in Aktion zu erleben (Bild 5). Der gleichzei-
tig durchgeführte Ersatzteilemarkt ist eine Fundgrube für alle Schlepper-Freunde. Alle Freunde
historischer Landmaschinen sind zu diesem Treffen herzlich eingeladen. Weitere Informatio-
nen erhalten Sie auf der Homepage des Museums www.technik-museum.de oder telefonisch
unter 07261 / 9299-74.
Abdruck kostenfrei, Belegexemplar erbeten. Die Bilder sind im Pressebereich unserer Home-
page www.technik-museum.de zum Download verfügbar. Fragen beantwortet Herr Weinstock,
Tel. 07261 / 9299-74.
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Bild 1: Dieser hervorragend restaurierte Lanz-Bulldog von 1922 im Auto & Technik Museum
Sinsheim gehört zu den ersten Bulldogs, die von den Lanz-Werken in Mannheim produziert
wurden. Als Antrieb dient ein 6,2 Liter 1-Zylinder-Glühkopfmotor mit 12 PS bei 420 Upm.
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Bild 2: Lanz-Bulldog von 1929 mit Sonderkühler und „Blitzgreifern“ an den Hinterrädern. Als
Antrieb dient ein 10,3 Liter 1-Zylinder-Glühkopfmotor mit 30 PS.
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Versenkt
Heraus gezogen
Bild 3: Der Lanz-Bulldog von 1929 hat Hinterräder mit „Blitzgreifern“. Bei Fahrten auf der Straße
sind die an Federn befestigten Eisenstäbe zwischen den Vollgummi-Doppelreifen versenkt, und
werden durch den Federzug in Position gehalten. Hierdurch erhöht sich der Fahrkomfort. Außer-
dem werden Straßenschäden vermieden. Auf dem Feld können die Stäbe dann mit einem Haken
herausgezogen werden, wodurch der Bulldog die erforderliche Geländegängigkeit erhält.
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Bild 4: Lanz Eil-Bulldog von 1940. Das Flaggschiff der Lanz-Flotte. Als Antrieb dient ein 10,3
Liter 1-Zylinder-Glühkopfmotor mit 55 PS.
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