1. SYSTEMHÄUSER FÜR DIE INDUSTRIE | AUTOMOTIVE
Automobil-Kunststoffteile
kosteneffizient fertigen
In vielen Automobilen auf der ganzen
Welt stecken Kunststoffteile von Wiesau-plast.
Das oberpfälzische Traditionsunter-nehmen
setzt seit jeher auf Qualität, denn
am globalen Markt für sensible PET-Sicher-heitsteile
in Bremssystemen können kleinste
Produktmängel erhebliche Schäden verursa-chen.
Die Firma erwirtschaftet knapp 80
Prozent ihres Umsatzes im Bereich Automo-tive.
Der Jahresumsatz belief sich 2013 auf
56 Millionen Euro; 535 Mitarbeiter waren
auf rund 40.000 Quadratmetern in
Deutschland und Mexiko am Unterneh-menserfolg
beteiligt. Der Systemlieferant
mit Schwerpunkten in den Bereichen Auto-motive,
Technische Teile und Medizintechnik
produziert in seinen Spritzgießwerken an
sieben Tagen in der Woche rund um die
Uhr im Vier-Schicht-Betrieb. Alles muss wie
am Schnürchen laufen: 63 Spritzgießma-schinen
in Deutschland und mittlerweile 28
in Mexiko, die Entnahmeroboter und das
vollautomatisierte Materialversorgungssys-tem
zur Trocknung und Beschickung. Aber
auch die Geschäftsprozesse sowie die ein-gesetzte
betriebswirtschaftliche Software
müssen hohe Erwartungen erfüllen.
Permanent auf dem Prüfstand
Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedin-gungen
veranlassen das über 50-jährige Un-ternehmen
dazu, die Produktions- sowie
Enterprise Resource Planning
Bild: Wiesauplast Deutschland GmbH & Co. KG
Der oberpfälzische Automobil-Zulieferer Wiesauplast fertigt unter anderem Kunststoff-teile
für sensible Systeme wie Bremsanlagen. Im Rahmen einer weitreichenden IT-Ini-tiative
führte der Fertigungsbetrieb eine Automotive-Branchenlösung auf der Basis von
Dynamics NAV von Microsoft ein. Mithilfe der Software ließen sich nicht nur − wie ge-wünscht
− die Kundenbindung verbessern, sondern auch die Lagerverwaltung kosten-effizienter
gestalten und Fehllieferungen drastisch reduzieren.
Auszug aus IT&Production, Fachzeitschrift für erfolgreiche Produktion, Ausgabe 9/2014.
Digitales Belegexemplar mit freundlicher Genehmigung des Fachmagazins IT&Production. Dieses Dokument ist ausschließlich zur elektronischen
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2. AUTOMOTIVE | SYSTEMHÄUSER FÜR DIE INDUSTRIE
Muss alles wie am Schnürchen laufen: die Spritzgießmaschinen, die Entnahmeroboter und das vollautoma-tisierte
IT&Production 9/2014 93
Materialversorgungssystem zur Trocknung und Beschickung.
Bild: Wiesauplast Deutschland GmbH & Co. KG
sämtliche vor- und nachgelagerten Prozesse
permanent auf den Prüfstand zu stellen. Ge-schäftsführer
Hans R. Ammer sagt: „Wir
haben es geschafft, in den vergangenen
Jahren unsere Absätze zu stabilisieren und
so die Basis für weiteres betriebswirtschaft-lich
sinnvolles Wachstum zu legen.” Ein im-menser
Preisdruck fordere allerdings, stets
weiter an der Kostenschraube zu drehen.
Dabei sei der Standort Wiesau gesetzt,
zumal der direkte Lohnanteil am Produkt re-lativ
gering ist. „Es gilt, die Produktivität
weiter zu steigern, Fixkosten zu senken und
sämtliche Abläufe kontinuierlich zu optimie-ren”,
sagt Ammer. Eine grundlegende Um-stellung
der IT-Landschaft brachte das Un-ternehmen
in dieser Hinsicht einen entschei-denden
Schritt weiter. Im Rahmen eines IT-Projektes
wurde die Branchenlösung Com-putenz
Automotive eingeführt, die auf dem
Enterprise Resource Planning-System (ERP)
Dynamics NAV von Microsoft basiert.
Engere Kundenanbindung
Ein Fokus nach der Einführung der Unterneh-menslösung
lag auf Produktivitätssteigerun-gen
und einer Verbesserung der Kundenan-bindung.
Susanna Lindner, Customer Service
Managerin und Projektleiterin bei Wiesau-plast,
sagt: „Wir zählen zu den wenigen Lie-feranten,
die alle gängigen Nachrichtenfor-mate
der Automobilindustrie ohne großen
Aufwand empfangen und senden können.”
Dabei reicht das Spektrum von Daten über
die Entnahmen bei Konsignationslagern über
Liefer- und Feinabrufe, Rechnungsdaten, La-dungsträgerbewegungen
bis zur Just in time-
Anlieferung direkt ans Band.“ Zudem weiß
das Management des oberpfälzischen Unter-nehmens
die Ladungsträgerverwaltung mitt-lerweile
zu schätzen, die über einen Barcode-
Scanprozess geschieht. Artikelbewegungen
werden heute automatisch im Hintergrund
gebucht. Da die Funktion direkt an das ERP-System
gekoppelt ist, sind die Artikel nun je-derzeit
präzise zu verorten.
Wissen, was weg muss
Kam es vor der Systemeinführung noch vor,
dass alte Lagerbestände erst zu einem Zeit-punkt
auftauchten, wo ihre Qualität nicht
mehr garantiert werden konnte, haben die
Facharbeiter heute den Lagerbestand über die
Ladungsträger umfassend im Blick. Hilfreich ist
hier, dass die Behälter nun zwingend nach
dem ‘First in-first out’-Prinzip verwaltet wer-den.
Der mit einem Artikel bestückte Ladungs-träger
erhält dazu die Kennzahl ‘Fülldatum’.
Danach sortiert das System die Behälter für
den Warenausgang oder für die Produktion.
Die ältesten Artikel werden so automatisch zu-erst
entnommen. Während des gesamten Pro-zesses,
angefangen mit dem eingehenden Lie-ferabruf
über die Fertigung bis zum Warenaus-gang,
wird die Qualität von Material und Er-zeugnissen
permanent geprüft. Auf diese
Weise konnte der Hersteller Reklamationen
wegen falsch gelieferter Versionen von Teilen
drastisch reduzieren. „Unsere Kunden zeigen
sich nicht nur hochzufrieden mit unseren Re-aktionszeiten
und der hohen Lieferbereit-schaft”,
sagt der kaufmännische Leiter Harald
Strobl. „Wir sparen als Unternehmen auch
enorm viel Zeit. Die höhere Effizienz stärkt uns
im Wettbewerb.” Der Hersteller hat seine Pro-duktivität
weiter gesteigert, indem er das Ma-nufacturing
Execution System (MES) Hydra an
das ERP-System anband. Es übernimmt die
Einplanung der Fertigungsaufträge für jede
einzelne Maschine und meldet die Anzahl der
gefertigten Teile über Schnittstellen an die be-triebswirtschaftliche
Software zurück. Auch
der Verbrauch von Rohmaterialien wird so au-tomatisch
erfasst. Der Ausschuss wird über
einen Vergleich der Ergebnisse des Schusszäh-lers
an den Maschinen mit den gemeldeten
Ist-Teilen ermittelt. Probleme mit einzelnen Ma-schinen
sollen so zeitnah auffallen.
Lösung für den Werkzeugbau
Das Management des Herstellers vertraute
den Wechsel auf die neueste Version von Dy-namics
NAV inklusive Einführung neuer Mo-dule
und branchenspezifischer Prozessabbil-dung
dem Systemhaus Computenz an, weil
der Dienstleister weitreichendes Automotive-
Know-how vorweisen konnte. Der Lösungs-
Anbieter bietet zudem ein zertifiziertes Bran-chenmodul
für den Werkzeugbau an. Bei
Wiesauplast überlegt man noch, inwieweit
der Einsatz dieser voll integrierten ERP-Erwei-terung
weitere Vorteile beim Bau von kun-denspezifischen
Spritzgießwerkzeugen ver-spricht.
Für den kaufmännischen Leiter Ha-rald
Strobl zeichnet sich ab, dass der soft-wareseitig
eingeschlagene Weg die Produkti-vität
erhöht. „Wir müssen die Lösung nun
konsequent weiter ausbauen.” Die etablier-ten
Prozesse müssen weiter stabilisiert wer-den.
Die nun erfasste breite Datenbasis soll
zudem als Grundlage für ein umfassendes
Reporting dienen. Die verbliebenen Insellö-sungen
sind Geschäftsführer Hans R. Ammer
ein Dorn im Auge: „Wir werden die ERP-Lö-sung
vereinheitlichen.” Nur wenn der Daten-strom
ungehindert von Systemgrenzen flie-ßen
könne, würden vollkommen transpa-rente
Abläufe geschaffen und die Kosteneffi-zienz
erhöht. ■
Die Autorin Dr. Astrid Schau ist freie Journa-listin
aus Wuppertal.
www.computenz.de