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Paten für Kinder in Esmeraldas/San Lorenzo e.V.
Mönchstr. 43, 33790 Halle IBAN: DE97 4805 1580 0000 0396 85
Tel.: 05201-9892 Swift-BIC: WELADED1HAW
e-mail: Paten-fuer-Kinder@web.de GläubigerIdent.-Nr.: DE33ZZZ00000073580
Links:
https://www.slideshare.net/EcoClub-San-Lorenzo http://vimeo.com/86573541
www.facebook.com/EcoClub.SanLorenzo https://www.bildungsspender.de/ecoclub
Jahresbericht 2020
Nachrichten aus Ecuador und Lateinamerika
Im Frühjahr erlebte die ecuadorianische Hafenstadt Guayaquil einen der schlimmsten Ausbrüche der
Corona-Pandemie in Lateinamerika. Bereits Mitte Februar wurde das Virus bei einer Rückreise aus
Madrid mitgebracht. Die infizierten Personen wurden zu Beginn auch schon registriert, dann aber
nicht weiter verfolgt. Die zunächst nicht ernst genug genommene Gefahr, eine überforderte Gesund-
heitsministerin, fehlende Tests, die Sparmaßnahmen im Gesundheitssystem der letzten Jahre, bei
denen Ärzte und Pflegepersonal entlassen und epidemiologische Überwachungsstationen geschlos-
sen wurden, führten zu schwer zu ertragenden Zuständen. Am 16. März erlies Präsident Moreno
schließlich ein umfassendes Notstandsdekret mit drastischen Ausgangssperren, Versammlungsver-
boten, Schließung der Schulen, Geschäfte und Gaststätten, Einschränkungen im öffentlichen und
privaten Straßenverkehr. Durch diese strengen und immer wieder verlängerten Maßnahmen gelang
es, die Ansteckungen weitgehend einzudämmen. Erst im September erfolgten dann landesweite Lo-
ckerungen.
Wenn man die offiziellen Statistiken zugrunde legt, gab es von Mitte November bis Jahresende im
Tagesdurchschnitt ungefähr 25 Todesfälle. Das sind immer noch 25 zu viel, aber es legt nahe, dass
sich die Situation tatsächlich entspannt hat und bisher keine zweite Welle sichtbar ist.
Im gesamten Jahr hatte Ecuador gemäß offiziellen Zahlen 14.034 Todesfälle durch Corona zu bekla-
gen. In der Provinz Esmeraldas, zu der San Lorenzo gehört, waren es 241.
Laut der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL)
ist Lateinamerika unter den Regionen der Entwicklungs- und Schwellenländer am schlimmsten von
den Folgen der Pandemie betroffen, weil die Krise die bereits extreme Ungleichheit in vielen Staaten
verschärfen wird.
Der Bericht geht von einem Anstieg der Arbeitslosigkeit, durchschnittlichen Einkommensverlusten
und gleichzeitigem Anstieg von Lebensmittelpreisen aus. Zudem befänden sich zwei Drittel der är-
meren Lateinamerikaner*innen nicht in Gesundheits- oder Sozialversicherungssystemen. 87 Prozent
der Schüler*innen hätten in den letzten acht Monaten keinen Unterricht bekommen, wie die Präsi-
dentin der Kommission, Alicia Bárcena ausführte. In Ecuador sollen die Schulen bis zum Beginn des
neuen Schuljahres Ende April 2021 geschlossen bleiben.
Politik
Ungeachtet der anhaltenden sozialen Spannungen kündigte Präsident Moreno eine weitere Kürzung
der öffentlichen Ausgaben um mehr als 4 Milliarden USD und Einschnitte im öffentlichen Sektor an.
Diese stehen in Zusammenhang mit den harten und nicht auf das Gemeinwohl ausgerichteten For-
derungen des IFW, die Moreno für seine Kreditaufnahme erfüllen muss.
Die Gewalt, mit der die darauffolgenden Proteste wiederum niedergeschlagen wurden, kritisierte u.a.
Human Rights Watch.
Schon Ende 2019 hatten sich soziale Unruhen auch in Ecuador in Massendemonstrationen gegen
die Wirtschaftspolitik der Regierung manifestiert, wie wir bereits im letzten Jahresbericht schilderten.
Dabei kam es zu schweren, gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei.
Ein Jahr später hat nun die nach Eingang diverser Strafanzeigen gegen Regierungsvertreter einge-
setzte Wahrheitskommission in ihren Recherchen schwere Menschenrechtsverletzungen durch
staatliche Sicherheitskräfte festgestellt.
Die Kommission soll mit ihrer Aufarbeitung dafür sorgen, dass sich solche Ereignisse nicht wiederho-
len. Der Abschlussbericht sowie sich daraus ergebende Maßnahmen stehen noch aus.
Umwelt
Nemonte Nenquimo aus dem ecuadorianischen Amazonasgebiet ist eine von sechs Gewinner*innen
des Goldman-Umweltpreises, der Basisaktivismus anerkennt und wurde vom Time Magazine zu ei-
ner der 100 einflussreichsten Personen des Jahres 2020 gewählt. Sie wurde für ihren Erfolg beim
Schutz von Regenwald vor Ölförderung ausgezeichnet, indem sie und andere Mitglieder der indige-
nen Gruppe der Waorani die ecuadorianische Regierung verklagten. Ihr juristischer Sieg im Jahr
2019 war ein Präzedenzfall für die Rechte der Ureinwohner.
Ihren offenen Brief an die Präsidenten der neun Länder des Amazonasgebiets und an alle führenden
Politiker der Welt finden Sie unter folgendem Link: (https://amerika21.de/dokument/244334/brief-
vom-amazonas)
Unser Projekt
Natürlich hat sich Corona auch auf unsere Arbeit ausgewirkt. Durch erste Schreckensmeldungen und
Medienberichte war die Verunsicherung der Bevölkerung immens. Das Notstandsdekret Mitte März
hat das Leben auch in San Lorenzo quasi zum Stillstand gebracht hat. Der EcoClub konnte nicht wie
gewohnt Ende April wieder durchstarten und musste zunächst geschlossen bleiben. Den Kindern
fehlte damit nicht nur die warme Mahlzeit im EcoClub. Vielen Familien, die ihren Lebensunterhalt als
Fischer, Tagelöhner, Wäscherin, Händler, Köchin verdienten ist die Existenzgrundlage innerhalb von
Tagen komplett weggebrochen. Die Fischer beispielsweise waren durch die Ausgangssperren nicht
nur in ihrer Tätigkeit gehindert. Ebbe und Flut bestimmten vorher ihre Arbeitszeiten und das passte
auch nach ersten Lockerungen nicht immer mit den erlaubten Ausgangszeiten überein. Wenn sie
dann doch etwas gefangen hatten, konnten sie es nicht verkaufen, da Imbiss, Restaurants, Straßen-
stände und Märkte geschlossen waren.
Es galt also eine Balance zwischen Vorsicht und Risikovermeidung auf der einen Seite und Unter-
stützung und Hilfe für die Kinder und Familien auf der anderen Seite zu finden.
Gelungen ist uns das mit 500 Nasen-Mundschutz-Masken, die von Müttern genäht und dann an die
Familien des EcoClub und in der Nachbarschaft verteilt wurden. Das generierte einerseits ein kleines
Einkommen und schützte auf der anderen Seite vor Ansteckung. Eine weitere Hilfe stellten die re-
gelmäßig einmal im Monat verteilten Lebensmittelrationen an die Familien dar, die neben Reis, Boh-
nen, Linsen und Öl auch Seife und frische Produkte wie Obst, Gemüse und Fisch der lokalen Erzeu-
ger enthielten. Die reine Nothilfe war nie unser Ansatz, sondern Prävention und zukunftsbildende
Unterstützung. Durch Covid jedoch entstanden unvorhersehbare Zwänge und wir sind froh, dass wir
mit Ihrem Rückhalt die Flexibilität hatten, um ganz konkret auf die notwendigsten Bedürfnisse einge-
hen zu können.
Die Kinder wurden nebenbei zu Hygiene Experten geschult, indem die Bedeutung kleiner, aber so
immens wichtiger Maßnahmen wie häufigem, gründlichen und ausgiebigen Händewaschen, erklärt
und immer wieder eingeübt wurde. Dazu muss man bedenken, dass unter den prekären Lebensbe-
dingungen der meisten Familien dort ohne fließend Wasser und Sanitäranlagen selbst so eine bana-
le Sache wie Händewaschen deutlich aufwändiger ist als hier.
Zu unserer großen Erleichterung bestätigten unsere Mitarbeiterinnen Sofia Valencia und Veronica
Francis, dass keine der Familien des EcoClub Todesfälle oder schwere Krankheitsverläufe im Zu-
sammenhang mit Corona zu beklagen hatte. Sollten die Maßnahmen des EcoClub auch nur eine
Winzigkeit dazu beigetragen haben, so würde ich das als einen wunderbaren Erfolg und Ihre Spen-
den als gut angelegt betrachten!
Mit Sorge haben wir beobachtet, dass die Schulen in Ecuador seit Beginn der Ferien im Februar ge-
schlossen sind und wie oben erwähnt erst wieder zum neuen Schuljahr im April 2021 öffnen werden.
Digitaler Unterricht soll die Präsenz in den Schulen ersetzen. In San Lorenzo versuchen viele Lehrer
per WhatsApp oder persönlichen Hausbesuchen den Kontakt zu den Schülern zu halten und sie mit
Aufgaben zu versorgen, die durch die Eltern wieder in den Schulen abgeliefert werden müssen. Mal
abgesehen von der Wohnsituation der Familien mit vielen Personen auf engstem Raum und ohne
Platz und Geld für ein Möbelstück wie einen Schreibtisch können viele Eltern ihren Kindern bei den
Aufgaben keinerlei inhaltliche Hilfestellung geben. Für die Sommermonate konnten wir durch eine
glückliche Fügung Joana, die Tochter von Sofia, als Lehrerin engagieren, so dass morgens von 9-12
Uhr nach einem festgelegten Schema jeweils vier Kinder pro Stunde im EcoClub ihre schulischen
Aufgaben erledigen konnten und fachliche Unterstützung erhielten.
Bis Schuljahresende im Februar 2021 führen Sofia und Veronica das weiter, die allerdings beide kei-
ne Lehrerinnen sind.
Wie viele der Kinder das Schuljahr anhand der abgegebenen Aufgaben schaffen, wie viele nächstes
Schuljahr, wenn die Schulen hoffentlich wieder öffnen, das Schuljahr wiederholen müssen und wie
viele überhaupt an die Schulen zurückkehren, wird sich zeigen.
Im Kontext der Corona bedingten alternativen Maßnahmen sammelten zum Ende des Jahres zehn
Familien erste Erfahrung mit der Aufzucht von Hühnern. Die Resonanz der Teilnehmenden war
durchweg positiv. Im Januar wird es eine Evaluation geben, die geplante und tatsächliche Kosten
gegenüberstellt, aber auch verschiedene Möglichkeiten durchleuchtet, wie die Aufzucht erfolgt (kon-
ventionell oder bio) und wo, wie, zu welchem Preis dann die Hühner verkauft werden können, die
nicht für den Eigenbedarf behalten werden.
EcoClub – Musikworkshop
Noch beseelt von der Nachricht, dass das Kindermissionswerk die Finanzierung für ein zweites Jahr
bewilligt hat, wuchsen die Träume: „Eine Vorführung in Quito zu geben, das wäre doch grandios!“
(aus dem Jahresbericht 2019).
Dazu kam es leider bisher nicht, aber dank äußerst motivierter Musiklehrer, die während der Aus-
gangssperren die Kinder und Jugendlichen per WhatsApp animierten und mit Schrittfolgen und
Rhythmen versorgten, lief das Marimbaprojekt so gut wie ununterbrochen weiter. Die Musikinstru-
mente hatten die Kinder kurzerhand mit nach Hause bekommen und der Ehrgeiz war bei allen ge-
weckt. Die Videos, die dabei entstanden, inspirierten unsere Mitarbeiterin Daniela zu einem neuen
Projektantrag, mit dem sie die Ausschreibung der ecuadorianischen Regierung gewann, so dass alle
bald durch kurze Filmsequenzen aus San Lorenzo Marimba erlernen können. Eine Kurzfilmserie
über Musik, Kultur und das Leben in San Lorenzo wird das Angebot im Internet ergänzen. Wir sind
schon sehr gespannt auf das Ergebnis, müssen uns aber noch etwas gedulden, denn das Filmen mit
dem Kamerateam hat im Dezember nicht mehr geklappt und wurde auf Januar verschoben. Auf je-
den Fall sind alle Mitwirkenden hoch motiviert und wer weiß, vielleicht kommen sie ihrem Traum vom
Auftritt in Quito damit ja einen Schritt näher.
Ausblick und Pläne
Bei unserem letzten Jahresbericht ahnten wir noch nichts von einer Pandemie. Leider mussten
dadurch einige Pläne auf Eis gelegt werden und dazu gehörten auch die in 2019 so erfolgreichen
Workshops mit Kunst- und Gestalttherapie. So sind das gewonnene Selbstvertrauen, die vielverspre-
chenden Ansätze im Kunsthandwerk und die Aufbruchstimmung leider zunächst verpufft. Wir sind
aber weiterhin in Kontakt mit Diana und Malena und guter Hoffnung, dass die Aktivitäten im neuen
Schuljahr wieder starten können.
Auf der anderen Seite ist gerade jetzt ein idealer Zeitpunkt, bisherige Routinen auf den Prüfstand zu
stellen und über Veränderungen nachzudenken.
In den letzten Monaten konnten Aktivitäten nur mit stark begrenzter Teilnehmerzahl erfolgen, so dass
der EcoClub sehr reduziert stattgefunden hat. Manche Familien behalten ihre Kinder lieber zuhause
aus Angst vor Corona, andere Eltern arbeiten, so dass sie ihre Kinder nicht passend losschicken
können bzw. die Kinder dann doch eher mit den Nachbarskindern auf der Straße spielen statt Schul-
aufgaben im EcoClub zu machen.
Wir denken über eine Flexibilisierung der Strukturen nach und ob es machbar ist, mehrere Klein-
gruppen mit unterschiedlichen Ausrichtungen zu haben und das Mittagessen davon unabhängig
auszugeben. Dann könnten mehr Kinder am EcoClub teilhaben, gleichzeitig würde der Teil unseres
Projektes, der auf dem System der Patenschaften beruht aber aufgeweicht, denn auch eine Fluktua-
tion der teilnehmenden Kinder könnte je nach Angebot und Aktivität schneller und einfacher erfolgen.
Was denkt Ihr/denken Sie? Wir freuen uns über Rückmeldungen mit Ideen, Kommentaren, Fragen,
Einwänden, ….!
Vereinsstatistik für das Jahr 2020
Wir sind sehr glücklich, dass Sie uns auch in so einem schwierigen Jahr als Spender treu zur Seite
gestanden haben! Mit Ihrer Hilfe ist die fantastische Spendensumme von 33.331,40 Euro zusam-
mengekommen!
Das reicht zwar nicht ganz an den Spendenrekord aus dem letzten Jahr heran, aber wenn man be-
denkt, dass Aktionen wie Kaffee- und Kuchenverkauf, Basare usw. nicht stattfinden konnten, ist es
eine absolut erstaunliche Summe.
Wir bedanken uns bei 81 großherzigen Spendern für Ihre Unterstützung und Ihr Vertrauen!
Mit diesem Rückhalt gehen wir hoffnungsvoll in das neue Jahr, auch wenn sowohl hier in Deutsch-
land als auch in Ecuador die Pläne nicht ganz so konkret und mehr auf Sicht sind im Vergleich zu
anderen Jahren.
Die Sternsinger konnten im Januar 2020 noch von Haus zu Haus gehen und zahlreiche Kinder aus
den beiden Gemeinden Herz Jesu in Halle und St. Johannes Evangelist in Stockkämpen waren wie-
der für den EcoClub unterwegs. Singend haben die Kinder insgesamt 7.109,51 Euro gesammelt, was
vom Kindermissionswerk auf 7.898,48 Euro erhöht und direkt auf das Vereinskonto in Ecuador über-
wiesen wurde.
Der Lock Down hat die Planungen für dieses Jahr deutlich erschwert, aber den Einsatz und die Krea-
tivität durchaus beflügelt. Mit einem Video, Karten und Briefen werben die Sternsinger in den beiden
Gemeinden dieses Jahr Spenden für San Lorenzo ein und wir sind gespannt auf das Ergebnis.
Wir wünschen allen ein glückliches, gesundes, erfolgreiches und fröhliches Jahr 2021 und sind
dankbar, dass Sie den EcoClub weiter begleiten!
Viele Grüße
Marion Weeke und Anne Mette

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  • 1. Paten für Kinder in Esmeraldas/San Lorenzo e.V. Mönchstr. 43, 33790 Halle IBAN: DE97 4805 1580 0000 0396 85 Tel.: 05201-9892 Swift-BIC: WELADED1HAW e-mail: Paten-fuer-Kinder@web.de GläubigerIdent.-Nr.: DE33ZZZ00000073580 Links: https://www.slideshare.net/EcoClub-San-Lorenzo http://vimeo.com/86573541 www.facebook.com/EcoClub.SanLorenzo https://www.bildungsspender.de/ecoclub Jahresbericht 2020 Nachrichten aus Ecuador und Lateinamerika Im Frühjahr erlebte die ecuadorianische Hafenstadt Guayaquil einen der schlimmsten Ausbrüche der Corona-Pandemie in Lateinamerika. Bereits Mitte Februar wurde das Virus bei einer Rückreise aus Madrid mitgebracht. Die infizierten Personen wurden zu Beginn auch schon registriert, dann aber nicht weiter verfolgt. Die zunächst nicht ernst genug genommene Gefahr, eine überforderte Gesund- heitsministerin, fehlende Tests, die Sparmaßnahmen im Gesundheitssystem der letzten Jahre, bei denen Ärzte und Pflegepersonal entlassen und epidemiologische Überwachungsstationen geschlos- sen wurden, führten zu schwer zu ertragenden Zuständen. Am 16. März erlies Präsident Moreno schließlich ein umfassendes Notstandsdekret mit drastischen Ausgangssperren, Versammlungsver- boten, Schließung der Schulen, Geschäfte und Gaststätten, Einschränkungen im öffentlichen und privaten Straßenverkehr. Durch diese strengen und immer wieder verlängerten Maßnahmen gelang es, die Ansteckungen weitgehend einzudämmen. Erst im September erfolgten dann landesweite Lo- ckerungen. Wenn man die offiziellen Statistiken zugrunde legt, gab es von Mitte November bis Jahresende im Tagesdurchschnitt ungefähr 25 Todesfälle. Das sind immer noch 25 zu viel, aber es legt nahe, dass sich die Situation tatsächlich entspannt hat und bisher keine zweite Welle sichtbar ist. Im gesamten Jahr hatte Ecuador gemäß offiziellen Zahlen 14.034 Todesfälle durch Corona zu bekla- gen. In der Provinz Esmeraldas, zu der San Lorenzo gehört, waren es 241. Laut der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) ist Lateinamerika unter den Regionen der Entwicklungs- und Schwellenländer am schlimmsten von den Folgen der Pandemie betroffen, weil die Krise die bereits extreme Ungleichheit in vielen Staaten verschärfen wird. Der Bericht geht von einem Anstieg der Arbeitslosigkeit, durchschnittlichen Einkommensverlusten und gleichzeitigem Anstieg von Lebensmittelpreisen aus. Zudem befänden sich zwei Drittel der är- meren Lateinamerikaner*innen nicht in Gesundheits- oder Sozialversicherungssystemen. 87 Prozent der Schüler*innen hätten in den letzten acht Monaten keinen Unterricht bekommen, wie die Präsi- dentin der Kommission, Alicia Bárcena ausführte. In Ecuador sollen die Schulen bis zum Beginn des neuen Schuljahres Ende April 2021 geschlossen bleiben. Politik Ungeachtet der anhaltenden sozialen Spannungen kündigte Präsident Moreno eine weitere Kürzung der öffentlichen Ausgaben um mehr als 4 Milliarden USD und Einschnitte im öffentlichen Sektor an. Diese stehen in Zusammenhang mit den harten und nicht auf das Gemeinwohl ausgerichteten For- derungen des IFW, die Moreno für seine Kreditaufnahme erfüllen muss. Die Gewalt, mit der die darauffolgenden Proteste wiederum niedergeschlagen wurden, kritisierte u.a. Human Rights Watch. Schon Ende 2019 hatten sich soziale Unruhen auch in Ecuador in Massendemonstrationen gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung manifestiert, wie wir bereits im letzten Jahresbericht schilderten. Dabei kam es zu schweren, gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei.
  • 2. Ein Jahr später hat nun die nach Eingang diverser Strafanzeigen gegen Regierungsvertreter einge- setzte Wahrheitskommission in ihren Recherchen schwere Menschenrechtsverletzungen durch staatliche Sicherheitskräfte festgestellt. Die Kommission soll mit ihrer Aufarbeitung dafür sorgen, dass sich solche Ereignisse nicht wiederho- len. Der Abschlussbericht sowie sich daraus ergebende Maßnahmen stehen noch aus. Umwelt Nemonte Nenquimo aus dem ecuadorianischen Amazonasgebiet ist eine von sechs Gewinner*innen des Goldman-Umweltpreises, der Basisaktivismus anerkennt und wurde vom Time Magazine zu ei- ner der 100 einflussreichsten Personen des Jahres 2020 gewählt. Sie wurde für ihren Erfolg beim Schutz von Regenwald vor Ölförderung ausgezeichnet, indem sie und andere Mitglieder der indige- nen Gruppe der Waorani die ecuadorianische Regierung verklagten. Ihr juristischer Sieg im Jahr 2019 war ein Präzedenzfall für die Rechte der Ureinwohner. Ihren offenen Brief an die Präsidenten der neun Länder des Amazonasgebiets und an alle führenden Politiker der Welt finden Sie unter folgendem Link: (https://amerika21.de/dokument/244334/brief- vom-amazonas) Unser Projekt Natürlich hat sich Corona auch auf unsere Arbeit ausgewirkt. Durch erste Schreckensmeldungen und Medienberichte war die Verunsicherung der Bevölkerung immens. Das Notstandsdekret Mitte März hat das Leben auch in San Lorenzo quasi zum Stillstand gebracht hat. Der EcoClub konnte nicht wie gewohnt Ende April wieder durchstarten und musste zunächst geschlossen bleiben. Den Kindern fehlte damit nicht nur die warme Mahlzeit im EcoClub. Vielen Familien, die ihren Lebensunterhalt als Fischer, Tagelöhner, Wäscherin, Händler, Köchin verdienten ist die Existenzgrundlage innerhalb von Tagen komplett weggebrochen. Die Fischer beispielsweise waren durch die Ausgangssperren nicht nur in ihrer Tätigkeit gehindert. Ebbe und Flut bestimmten vorher ihre Arbeitszeiten und das passte auch nach ersten Lockerungen nicht immer mit den erlaubten Ausgangszeiten überein. Wenn sie dann doch etwas gefangen hatten, konnten sie es nicht verkaufen, da Imbiss, Restaurants, Straßen- stände und Märkte geschlossen waren. Es galt also eine Balance zwischen Vorsicht und Risikovermeidung auf der einen Seite und Unter- stützung und Hilfe für die Kinder und Familien auf der anderen Seite zu finden. Gelungen ist uns das mit 500 Nasen-Mundschutz-Masken, die von Müttern genäht und dann an die Familien des EcoClub und in der Nachbarschaft verteilt wurden. Das generierte einerseits ein kleines Einkommen und schützte auf der anderen Seite vor Ansteckung. Eine weitere Hilfe stellten die re- gelmäßig einmal im Monat verteilten Lebensmittelrationen an die Familien dar, die neben Reis, Boh- nen, Linsen und Öl auch Seife und frische Produkte wie Obst, Gemüse und Fisch der lokalen Erzeu- ger enthielten. Die reine Nothilfe war nie unser Ansatz, sondern Prävention und zukunftsbildende Unterstützung. Durch Covid jedoch entstanden unvorhersehbare Zwänge und wir sind froh, dass wir mit Ihrem Rückhalt die Flexibilität hatten, um ganz konkret auf die notwendigsten Bedürfnisse einge- hen zu können. Die Kinder wurden nebenbei zu Hygiene Experten geschult, indem die Bedeutung kleiner, aber so immens wichtiger Maßnahmen wie häufigem, gründlichen und ausgiebigen Händewaschen, erklärt und immer wieder eingeübt wurde. Dazu muss man bedenken, dass unter den prekären Lebensbe- dingungen der meisten Familien dort ohne fließend Wasser und Sanitäranlagen selbst so eine bana- le Sache wie Händewaschen deutlich aufwändiger ist als hier. Zu unserer großen Erleichterung bestätigten unsere Mitarbeiterinnen Sofia Valencia und Veronica Francis, dass keine der Familien des EcoClub Todesfälle oder schwere Krankheitsverläufe im Zu- sammenhang mit Corona zu beklagen hatte. Sollten die Maßnahmen des EcoClub auch nur eine Winzigkeit dazu beigetragen haben, so würde ich das als einen wunderbaren Erfolg und Ihre Spen- den als gut angelegt betrachten!
  • 3. Mit Sorge haben wir beobachtet, dass die Schulen in Ecuador seit Beginn der Ferien im Februar ge- schlossen sind und wie oben erwähnt erst wieder zum neuen Schuljahr im April 2021 öffnen werden. Digitaler Unterricht soll die Präsenz in den Schulen ersetzen. In San Lorenzo versuchen viele Lehrer per WhatsApp oder persönlichen Hausbesuchen den Kontakt zu den Schülern zu halten und sie mit Aufgaben zu versorgen, die durch die Eltern wieder in den Schulen abgeliefert werden müssen. Mal abgesehen von der Wohnsituation der Familien mit vielen Personen auf engstem Raum und ohne Platz und Geld für ein Möbelstück wie einen Schreibtisch können viele Eltern ihren Kindern bei den Aufgaben keinerlei inhaltliche Hilfestellung geben. Für die Sommermonate konnten wir durch eine glückliche Fügung Joana, die Tochter von Sofia, als Lehrerin engagieren, so dass morgens von 9-12 Uhr nach einem festgelegten Schema jeweils vier Kinder pro Stunde im EcoClub ihre schulischen Aufgaben erledigen konnten und fachliche Unterstützung erhielten. Bis Schuljahresende im Februar 2021 führen Sofia und Veronica das weiter, die allerdings beide kei- ne Lehrerinnen sind. Wie viele der Kinder das Schuljahr anhand der abgegebenen Aufgaben schaffen, wie viele nächstes Schuljahr, wenn die Schulen hoffentlich wieder öffnen, das Schuljahr wiederholen müssen und wie viele überhaupt an die Schulen zurückkehren, wird sich zeigen. Im Kontext der Corona bedingten alternativen Maßnahmen sammelten zum Ende des Jahres zehn Familien erste Erfahrung mit der Aufzucht von Hühnern. Die Resonanz der Teilnehmenden war durchweg positiv. Im Januar wird es eine Evaluation geben, die geplante und tatsächliche Kosten gegenüberstellt, aber auch verschiedene Möglichkeiten durchleuchtet, wie die Aufzucht erfolgt (kon- ventionell oder bio) und wo, wie, zu welchem Preis dann die Hühner verkauft werden können, die nicht für den Eigenbedarf behalten werden. EcoClub – Musikworkshop Noch beseelt von der Nachricht, dass das Kindermissionswerk die Finanzierung für ein zweites Jahr bewilligt hat, wuchsen die Träume: „Eine Vorführung in Quito zu geben, das wäre doch grandios!“ (aus dem Jahresbericht 2019). Dazu kam es leider bisher nicht, aber dank äußerst motivierter Musiklehrer, die während der Aus- gangssperren die Kinder und Jugendlichen per WhatsApp animierten und mit Schrittfolgen und Rhythmen versorgten, lief das Marimbaprojekt so gut wie ununterbrochen weiter. Die Musikinstru- mente hatten die Kinder kurzerhand mit nach Hause bekommen und der Ehrgeiz war bei allen ge- weckt. Die Videos, die dabei entstanden, inspirierten unsere Mitarbeiterin Daniela zu einem neuen Projektantrag, mit dem sie die Ausschreibung der ecuadorianischen Regierung gewann, so dass alle bald durch kurze Filmsequenzen aus San Lorenzo Marimba erlernen können. Eine Kurzfilmserie über Musik, Kultur und das Leben in San Lorenzo wird das Angebot im Internet ergänzen. Wir sind schon sehr gespannt auf das Ergebnis, müssen uns aber noch etwas gedulden, denn das Filmen mit dem Kamerateam hat im Dezember nicht mehr geklappt und wurde auf Januar verschoben. Auf je- den Fall sind alle Mitwirkenden hoch motiviert und wer weiß, vielleicht kommen sie ihrem Traum vom Auftritt in Quito damit ja einen Schritt näher.
  • 4. Ausblick und Pläne Bei unserem letzten Jahresbericht ahnten wir noch nichts von einer Pandemie. Leider mussten dadurch einige Pläne auf Eis gelegt werden und dazu gehörten auch die in 2019 so erfolgreichen Workshops mit Kunst- und Gestalttherapie. So sind das gewonnene Selbstvertrauen, die vielverspre- chenden Ansätze im Kunsthandwerk und die Aufbruchstimmung leider zunächst verpufft. Wir sind aber weiterhin in Kontakt mit Diana und Malena und guter Hoffnung, dass die Aktivitäten im neuen Schuljahr wieder starten können. Auf der anderen Seite ist gerade jetzt ein idealer Zeitpunkt, bisherige Routinen auf den Prüfstand zu stellen und über Veränderungen nachzudenken. In den letzten Monaten konnten Aktivitäten nur mit stark begrenzter Teilnehmerzahl erfolgen, so dass der EcoClub sehr reduziert stattgefunden hat. Manche Familien behalten ihre Kinder lieber zuhause aus Angst vor Corona, andere Eltern arbeiten, so dass sie ihre Kinder nicht passend losschicken können bzw. die Kinder dann doch eher mit den Nachbarskindern auf der Straße spielen statt Schul- aufgaben im EcoClub zu machen. Wir denken über eine Flexibilisierung der Strukturen nach und ob es machbar ist, mehrere Klein- gruppen mit unterschiedlichen Ausrichtungen zu haben und das Mittagessen davon unabhängig auszugeben. Dann könnten mehr Kinder am EcoClub teilhaben, gleichzeitig würde der Teil unseres Projektes, der auf dem System der Patenschaften beruht aber aufgeweicht, denn auch eine Fluktua- tion der teilnehmenden Kinder könnte je nach Angebot und Aktivität schneller und einfacher erfolgen. Was denkt Ihr/denken Sie? Wir freuen uns über Rückmeldungen mit Ideen, Kommentaren, Fragen, Einwänden, ….! Vereinsstatistik für das Jahr 2020 Wir sind sehr glücklich, dass Sie uns auch in so einem schwierigen Jahr als Spender treu zur Seite gestanden haben! Mit Ihrer Hilfe ist die fantastische Spendensumme von 33.331,40 Euro zusam- mengekommen! Das reicht zwar nicht ganz an den Spendenrekord aus dem letzten Jahr heran, aber wenn man be- denkt, dass Aktionen wie Kaffee- und Kuchenverkauf, Basare usw. nicht stattfinden konnten, ist es eine absolut erstaunliche Summe. Wir bedanken uns bei 81 großherzigen Spendern für Ihre Unterstützung und Ihr Vertrauen! Mit diesem Rückhalt gehen wir hoffnungsvoll in das neue Jahr, auch wenn sowohl hier in Deutsch- land als auch in Ecuador die Pläne nicht ganz so konkret und mehr auf Sicht sind im Vergleich zu anderen Jahren. Die Sternsinger konnten im Januar 2020 noch von Haus zu Haus gehen und zahlreiche Kinder aus den beiden Gemeinden Herz Jesu in Halle und St. Johannes Evangelist in Stockkämpen waren wie- der für den EcoClub unterwegs. Singend haben die Kinder insgesamt 7.109,51 Euro gesammelt, was vom Kindermissionswerk auf 7.898,48 Euro erhöht und direkt auf das Vereinskonto in Ecuador über- wiesen wurde. Der Lock Down hat die Planungen für dieses Jahr deutlich erschwert, aber den Einsatz und die Krea- tivität durchaus beflügelt. Mit einem Video, Karten und Briefen werben die Sternsinger in den beiden Gemeinden dieses Jahr Spenden für San Lorenzo ein und wir sind gespannt auf das Ergebnis. Wir wünschen allen ein glückliches, gesundes, erfolgreiches und fröhliches Jahr 2021 und sind dankbar, dass Sie den EcoClub weiter begleiten! Viele Grüße Marion Weeke und Anne Mette