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Paten für Kinder in Esmeraldas/San Lorenzo e.V.
Mönchstr. 43, 33790 Halle IBAN: DE97 4805 1580 0000 0396 85
Tel.: 05201-9892 Swift-BIC: WELADED1HAW
e-mail: Paten-fuer-Kinder@web.de GläubigerIdent.-Nr.: DE33ZZZ00000073580
Links:
https://www.slideshare.net/EcoClub-San-Lorenzo http://vimeo.com/86573541
www.facebook.com/EcoClub.SanLorenzo https://www.bildungsspender.de/ecoclub
Jahresbericht 2019
Nachrichten aus Ecuador und San Lorenzo
In unserem letzten Rundbrief hatten wir über die sozialen Unruhen in Ecuador berichtet. Eine Repression un-
geahnten Ausmaßes, wie unsere ecuadorianischen Freunde uns sehr betroffen erzählten und man u.a. in den
sozialen Medien sehen konnte. So wurde etwa gegen die Bevölkerung massiv Tränengas eingesetzt und
Gummigeschosse verwendet, in einigen Fällen auch scharfe Munition. Sogenannte „Friedens- oder sichere
Rückzugszonen“ wurden ebenfalls nicht von den Polizeikräften respektiert. Wenig später begannen die Unru-
hen in weiteren Ländern Lateinamerikas (Chile, Haiti, Kolumbien u.a.). In Chile beispielsweise war es die
leichte Erhöhung der U-Bahn Preise, die den „brodelnden Drucktopf explodieren ließ“, wie die Chilenen sagen.
Ein sehr viel passenderes Bild für die Sachlage als die deutsche Entsprechung vom Tropfen, der das Fass
zum Überlaufen brachte. In vielen Ländern ähnelt sich die Situation: der Aufschrei nach mehr sozialer Gerech-
tigkeit wird erwidert von Gewalt und Repression seitens der regierenden Eliten und diese Gemeinsamkeiten
sind bedeutend und nicht ohne Grund, wie man u.a. am Beispiel des Internationalen Währungsfonds (IWF)
festmachen kann, dessen Bedingungen – u.a. Kürzung der Benzinsubventionen - im vergangenen Jahr die
Unruhen in Ecuador ausgelöst hatte. Der IWF agiert seit Jahrzehnten in Lateinamerika und der Welt und seine
neoliberale Politik und strengen Auflagen, die kreditnehmende Länder zu erfüllen haben, gehen vielmals ein-
her mit einer Verschlimmerung der Armutssituationen und sozialen Ungleichheiten. Deutschland ist viert-
stärkste Kraft im IWF und somit haben auch deutsche Entscheidungen Einfluss auf die Lage in Ecuador. Ohne
Frage: der EcoClub leistet großartige Arbeit auf der Mikroebene. Die Region und insgesamt die Länder La-
teinamerikas leiden jedoch unter der globalen Politik und den bestehenden Wirtschaftssystemen und das be-
einflusst mittelbar auch den Lebensalltag in San Lorenzo. Aufgrund der derzeitigen Forderungen des IWFs
und weiterer von Präsident Lenin angestrebter Gesetze stürzt Ecuador in eine immer stärkere wirtschaftliche
Krise. Der Konsum sinkt, was wiederum die kleinen Geschäftstreibenden schwächt – nahezu die gesamte
Bevölkerung leidet darunter. Absehbar ist zudem ein weiterer Anstieg der Lebenskosten.
Die Problematik des letzten Jahres ist trotz momentaner Ruhe noch lange nicht aus der Welt und die Auflagen
des IWFs bleiben trotz vorübergehenden Einlenkens des ecuadorianischen Präsidenten, um die Proteste zu
beenden, bestehen. Sie schließen Privatisierungen und Kürzungen in öffentlichen Einrichtungen und weitere
Sparmaßnahmen ein. Es bleibt also spannend in 2020 – für Ecuador und auch in Bezug auf die Auswirkun-
gen, die die in 2019 zutage getretene Krise für San Lorenzo und unser Projekt haben kann oder wird.
Unser Projekt
Seit so vielen Jahren unterstützen wir im EcoClub 50 Kinder, die montags, mittwochs und freitags das Ange-
bot für Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung durch unsere bewährten Kräfte Sofia Valencia und Veronica
Francis wahrnehmen können. Die Anmerkung einer Lehrerin „Das merkt man, weil an diesen Tagen die
Hausaufgaben immer ordentlich gemacht sind.“ haben uns unsere Mitarbeiterinnen natürlich sofort freudig bei
nächster Gelegenheit erzählt.
Vorher oder nachher besuchen die Kinder die staatlichen Schulen - je nachdem ob ihr Schulturnus vormittags
oder nachmittags ist - und dabei unterstützen wir die Familien nach wie vor finanziell beim Kauf der Schuluni-
formen und -utensilien.
Der Altersdurchschnitt im EcoClub liegt zurzeit bei 11 Jahren. Der Trend, dass vermehrt jüngere Kinder im
EcoClub präsent sind, setzt sich jedoch fort und es bleibt schwierig, die Jugendlichen zu erreichen und zu
motivieren.
Darauf gehen wir auch noch im Ausblick weiter unten ein.
EcoClub – Musikworkshop
Nach Überwinden einiger Anfangsschwierigkeiten hat sich das Marimba Projekt zu einem absoluten Erfolg
entwickelt. Die Kinder und Jugendlichen tanzen und musizieren mit Hingabe und Begeisterung. Jeweils
nachmittags findet der zweistündige Unterricht statt: Montags und mittwochs wird ab 15 Uhr an den Instru-
menten, der Marimba, den Trommeln Bombo und Cununo und der Guasá als Percussion gelernt. Dienstags
und donnerstags werden die Tänzerinnen und Tänzer von Nixon García und Rossy Gómez angeleitet, mal
getrennt nach Jungen und Mädchen und manchmal gemeinsam. Die Lehrer sind ambitioniert und professio-
nell, so dass die Fortschritte hörens- und sehenswert sind. Schon beim ersten öffentlichen Auftritt in der In-
nenstadt von San Lorenzo im Mai, bei der auch der Bürgermeister anwesend war, zeigte sich das Publikum
beeindruckt vom Können der Akteure. Als dann angefragt wurde, ob die Marimbagruppe vom EcoClub beim
internationalen Tag zum Schutz der Mangrovenwälder ganz vorne den Umzug durch die Straßen anführen
könnte, war die Freude riesig. Weitere Auftritte folgten in der Weihnachtszeit. Nicht nur die Kinder und Ju-
gendlichen, auch die Eltern, Betreuerinnen und Lehrer sind unsagbar stolz, dass die Musikgruppe inzwischen
eine kleine lokale Berühmtheit erlangt hat.
Die Finanzierung des Kindermissionswerks für das erste Jahr des Marimba Projektes ist im August ausgelau-
fen. Der Antrag für ein zweites Jahr, den Daniela Peña unverzüglich nach dem Abschluss einreichte, ist jetzt
im Dezember angenommen worden! Unsere strategische, weil hoffnungsvolle Investition, aus der heraus wir
aus eigenen Mitteln ab September den Unterricht weitergeführt haben, um keine Lücke entstehen zu lassen,
hat sich also als genau richtig erwiesen. Ab März startet nun ein weiteres Jahr mit Förderung vom Kindermis-
sionswerk. Mit dieser guten Nachricht wachsen die Träume und Ideen: „Eine Vorführung in Quito zu geben,
das wäre doch grandios!“ Wir werden sehen und berichten, wie diese wunderbare Geschichte weitergeht.
EcoClub – Workshops mit Kunst- und Gestalttherapie
Auch die Aktivitäten unserer beiden Therapeutinnen waren zunächst auf ein Jahr ausgelegt, konnten aber
dank großer Sonderspenden bis Ende Februar 2020, also dem Schuljahresende, verlängert und sogar erwei-
tert werden.
Wie sinnvoll und notwendig das ist, wurde im Gespräch mit Diana und Malena deutlich, die im Laufe ihrer Tä-
tigkeiten schon einiges erlebt und unterschiedliche Gegenden von Ecuador kennengelernt haben, aber den-
noch die Erfahrungen in San Lorenzo als wahrhaftig brutal bezeichnen. Entsprechend waren die Anfänge
deutlich langsamer als im Konzept vorgesehen, denn noch nie zuvor mussten sie positive Werte wie Liebe,
Vertrauen und Respekt derart ausführlich erklären und mit Inhalt füllen, wie sie sagen. Die Kinder brauchen
eine sehr intensive Begleitung und viel Zuwendung um sich zu öffnen. Dann aber greifen die verschiedenen
Ansätze, wie beispielsweise mit Atemtechniken, Meditation, Mandalas zur Ruhe zu kommen und den Lärm
und andere Störungen auszublenden.
Nach einiger Zeit nehmen sie die Kinder inzwischen als interessierter, zufriedener und selbstbewusster wahr.
Von hier aus – wohlbehütet und abgesichert – ist es nach wie vor nahezu unvorstellbar und auch eigentlich
nicht wirklich zu begreifen, in welchen Realitäten die Kids in San Lorenzo aufwachsen und konfrontiert sind.
Umso schöner und wichtiger ist es, dass wir auch in 2020 mit Diana und Malena weiterarbeiten können. Ein
großer Dank an Sie alle als Zwischenzeile.
Bei den Müttern ist anfangs Erschöpfung, Traurigkeit, Aggressivität und Wut fast greifbar zu spüren. Solidarität
und Aufmerksamkeit fehlen und bei einigen hat die Frustration darüber, dass alles sich rasend schnell zu ver-
ändern scheint, nur ihr eigenes Leben und ihr Alltag nicht, zu einer kompletten Demotivation geführt. Im Laufe
der Zeit gelingt es aber, einige mit ihren eigenen Fähigkeiten zu überraschen und ihnen dadurch Selbstwert-
gefühl zu vermitteln. Unter therapeutischer Anleitung und in kreativer Arbeit stellten sie Ohrringe, Arm- und
Haarbänder, Traumfänger, Schmuckschalen und Notizbücher her, alles so weit wie möglich aus recycelten
Materialien. Erste Verkaufserfahrungen haben sie im Rahmen der Marimbavorführungen, die sie als Anlass
nutzen konnten, gesammelt. Damit sind sie noch weit davon entfernt, ein Familieneinkommen zu erzielen,
aber die Erfahrungen und das Selbstvertrauen wachsen. Ganz deutlich ablesen kann man das am Design
insbesondere der Notizbücher, das inzwischen sehr individuell und in Sinne der Afro-Latinokultur geprägt ist.
Vielleicht können sie sich damit irgendwann eine kleine Marktnische erobern.
Ausblick und Pläne
Der ursprünglich für Dezember geplante Ausflug ans Meer mit den Kindern und Jugendlichen des EcoClub
wurde auf Februar verschoben.
Durch einen Kontakt zum Umweltministerium erfuhr Daniela von der Möglichkeit, einmal im Monat eine zwei-
stündige Schulung von einem Mitarbeiter des Umweltministeriums zu bekommen, die auf Kinder und Jugend-
liche ausgerichtet ist. In einem ersten Gespräch wurde der Start auf Freitag, den siebten Februar von 15 bis
17 Uhr festgelegt. Darüber hinaus bot man eine begleitete Exkursion zum Naturschutzreservat Cayapas
Mataje an, die der EcoClub nun am achten Februar wahrnehmen wird. Neben den imposanten Mangroven,
die mit 60m Höhe zu den weltweit größten Mangrovenbäumen zählen, gibt es dort ein Zentrum, in dem das
Ökosystem sowie die Flora und Fauna erklärt und beschrieben werden. Danach ist noch ein Abstecher an den
Strand zum Baden und entspannten Ausklang geplant.
Kurz vor Weihnachten wurde für den EcoClub ein Beamer angeschafft, um den allgegenwärtigen Soaps und
Gewaltfilmen etwas entgegenzusetzen und thematische Filmvorführungen mit anschließenden Diskussionen
durchführen zu können. Am sechsten Januar wurde der erste Film gezeigt, passend zum Datum über die
Sternsinger und die Verwendung der Spenden, da es den Film auch auf Spanisch im Internet gibt:
https://www.sternsinger.de/ueber-uns/sobre-nosotros/
Nicht realisiert wurde in 2019 die geplante Einzäunung des Grundstücks mit Maschendraht, begrünt mit hei-
mischen Pflanzen, so dass eine sichtbare Grundstücksgrenze entsteht, die deutlich macht, dass es sich um
privates Gelände handelt. Nach wiederkehrenden Problemen mit randalierenden, alkoholisierten und Drogen
konsumierenden Personen, schien das nach langem Hin und Her die Maßnahme der Wahl zu sein. Als für die
Umsetzung das Baumaterial eingekauft werden sollte, überstiegen die Preise für Material und Arbeit dann
jedoch den Kostenvoranschlag so erheblich, dass wir noch einmal in die Diskussion über Kosten und Nutzen
gehen wollen.
Dank eines erneuten Spendenrekords werden wir auch die Therapieworkshops nach den Ferien ab Mai ver-
längern und weiterführen können. Diana und Malena erarbeiten ein Konzept, das wir dann sicher im ersten
Rundbrief 2020 im Detail vorstellen können.
Vereinsstatistik für das Jahr 2019
Es ist kaum zu glauben, aber tatsächlich wurde die sensationelle Spendensumme aus dem letzten Jahr noch
übertroffen und wir haben einen neuen Vereinsrekord von 37.165,38 Euro!
Geschafft haben Sie Alle dieses Spitzenergebnis, eine Gruppe von 82 Spendern und Spenderinnen. An sol-
che Zahlen haben wir vor 24 Jahren, als der Verein gegründet wurde, nicht im Traum gedacht. Es erfüllt uns
mit großer Dankbarkeit, Motivation, Staunen und Glauben an die Menschlichkeit.
Es sind verschiedene kreative Aktionen, wie z.B. Spenden statt Geschenke oder Spenden als Anerkennung
für außergewöhnliches persönliches Engagement, Organisation eines kulinarischen Basars, Einnahmen vom
internationalen Karatelehrgang, Weihnachtsspenden etc. die neben den so wichtigen regelmäßigen, langjähri-
gen und sehr großzügig Spenden so etwas möglich machen.
Wir sagen von Herzen DANKE für das Vertrauen und die ungeheure Hilfsbereitschaft!
Anfang des Jahres 2019 waren auch wieder die Sternsinger der beiden Gemeinden Herz Jesu in Halle und St.
Johannes Evangelist in Stockkämpen für den EcoClub unterwegs und haben insgesamt 7.237,72 Euro ersun-
gen, die vom Kindermissionswerk direkt auf das Vereinskonto in Ecuador überwiesen wurden.
Eine exzellente Demonstration, was Kinder und Jugendliche erreichen können und dass sie bereit sind sich
einzusetzen!
Hinweisen möchten wir noch einmal auf das Portal Bildungsspender, das aus Ihren Interneteinkäufen Spen-
denprozente an den Verein weitergibt, wenn Sie über den Link zum Shop gehen:
https://www.bildungsspender.de/ecoclub.
Dort kann man auch direkt spenden und das wurde in 2020 erstmals gut genutzt!
Wir wünschen allen ein glückliches, gesundes, erfolgreiches und fröhliches Jahr 2020 und freuen uns, dass
Sie den EcoClub weiter begleiten!
Viele Grüße
Marion Weeke und Anne Mette

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  • 1. Paten für Kinder in Esmeraldas/San Lorenzo e.V. Mönchstr. 43, 33790 Halle IBAN: DE97 4805 1580 0000 0396 85 Tel.: 05201-9892 Swift-BIC: WELADED1HAW e-mail: Paten-fuer-Kinder@web.de GläubigerIdent.-Nr.: DE33ZZZ00000073580 Links: https://www.slideshare.net/EcoClub-San-Lorenzo http://vimeo.com/86573541 www.facebook.com/EcoClub.SanLorenzo https://www.bildungsspender.de/ecoclub Jahresbericht 2019 Nachrichten aus Ecuador und San Lorenzo In unserem letzten Rundbrief hatten wir über die sozialen Unruhen in Ecuador berichtet. Eine Repression un- geahnten Ausmaßes, wie unsere ecuadorianischen Freunde uns sehr betroffen erzählten und man u.a. in den sozialen Medien sehen konnte. So wurde etwa gegen die Bevölkerung massiv Tränengas eingesetzt und Gummigeschosse verwendet, in einigen Fällen auch scharfe Munition. Sogenannte „Friedens- oder sichere Rückzugszonen“ wurden ebenfalls nicht von den Polizeikräften respektiert. Wenig später begannen die Unru- hen in weiteren Ländern Lateinamerikas (Chile, Haiti, Kolumbien u.a.). In Chile beispielsweise war es die leichte Erhöhung der U-Bahn Preise, die den „brodelnden Drucktopf explodieren ließ“, wie die Chilenen sagen. Ein sehr viel passenderes Bild für die Sachlage als die deutsche Entsprechung vom Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. In vielen Ländern ähnelt sich die Situation: der Aufschrei nach mehr sozialer Gerech- tigkeit wird erwidert von Gewalt und Repression seitens der regierenden Eliten und diese Gemeinsamkeiten sind bedeutend und nicht ohne Grund, wie man u.a. am Beispiel des Internationalen Währungsfonds (IWF) festmachen kann, dessen Bedingungen – u.a. Kürzung der Benzinsubventionen - im vergangenen Jahr die Unruhen in Ecuador ausgelöst hatte. Der IWF agiert seit Jahrzehnten in Lateinamerika und der Welt und seine neoliberale Politik und strengen Auflagen, die kreditnehmende Länder zu erfüllen haben, gehen vielmals ein- her mit einer Verschlimmerung der Armutssituationen und sozialen Ungleichheiten. Deutschland ist viert- stärkste Kraft im IWF und somit haben auch deutsche Entscheidungen Einfluss auf die Lage in Ecuador. Ohne Frage: der EcoClub leistet großartige Arbeit auf der Mikroebene. Die Region und insgesamt die Länder La- teinamerikas leiden jedoch unter der globalen Politik und den bestehenden Wirtschaftssystemen und das be- einflusst mittelbar auch den Lebensalltag in San Lorenzo. Aufgrund der derzeitigen Forderungen des IWFs und weiterer von Präsident Lenin angestrebter Gesetze stürzt Ecuador in eine immer stärkere wirtschaftliche Krise. Der Konsum sinkt, was wiederum die kleinen Geschäftstreibenden schwächt – nahezu die gesamte Bevölkerung leidet darunter. Absehbar ist zudem ein weiterer Anstieg der Lebenskosten. Die Problematik des letzten Jahres ist trotz momentaner Ruhe noch lange nicht aus der Welt und die Auflagen des IWFs bleiben trotz vorübergehenden Einlenkens des ecuadorianischen Präsidenten, um die Proteste zu beenden, bestehen. Sie schließen Privatisierungen und Kürzungen in öffentlichen Einrichtungen und weitere Sparmaßnahmen ein. Es bleibt also spannend in 2020 – für Ecuador und auch in Bezug auf die Auswirkun- gen, die die in 2019 zutage getretene Krise für San Lorenzo und unser Projekt haben kann oder wird. Unser Projekt
  • 2. Seit so vielen Jahren unterstützen wir im EcoClub 50 Kinder, die montags, mittwochs und freitags das Ange- bot für Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung durch unsere bewährten Kräfte Sofia Valencia und Veronica Francis wahrnehmen können. Die Anmerkung einer Lehrerin „Das merkt man, weil an diesen Tagen die Hausaufgaben immer ordentlich gemacht sind.“ haben uns unsere Mitarbeiterinnen natürlich sofort freudig bei nächster Gelegenheit erzählt. Vorher oder nachher besuchen die Kinder die staatlichen Schulen - je nachdem ob ihr Schulturnus vormittags oder nachmittags ist - und dabei unterstützen wir die Familien nach wie vor finanziell beim Kauf der Schuluni- formen und -utensilien. Der Altersdurchschnitt im EcoClub liegt zurzeit bei 11 Jahren. Der Trend, dass vermehrt jüngere Kinder im EcoClub präsent sind, setzt sich jedoch fort und es bleibt schwierig, die Jugendlichen zu erreichen und zu motivieren. Darauf gehen wir auch noch im Ausblick weiter unten ein. EcoClub – Musikworkshop Nach Überwinden einiger Anfangsschwierigkeiten hat sich das Marimba Projekt zu einem absoluten Erfolg entwickelt. Die Kinder und Jugendlichen tanzen und musizieren mit Hingabe und Begeisterung. Jeweils nachmittags findet der zweistündige Unterricht statt: Montags und mittwochs wird ab 15 Uhr an den Instru- menten, der Marimba, den Trommeln Bombo und Cununo und der Guasá als Percussion gelernt. Dienstags und donnerstags werden die Tänzerinnen und Tänzer von Nixon García und Rossy Gómez angeleitet, mal getrennt nach Jungen und Mädchen und manchmal gemeinsam. Die Lehrer sind ambitioniert und professio- nell, so dass die Fortschritte hörens- und sehenswert sind. Schon beim ersten öffentlichen Auftritt in der In- nenstadt von San Lorenzo im Mai, bei der auch der Bürgermeister anwesend war, zeigte sich das Publikum beeindruckt vom Können der Akteure. Als dann angefragt wurde, ob die Marimbagruppe vom EcoClub beim internationalen Tag zum Schutz der Mangrovenwälder ganz vorne den Umzug durch die Straßen anführen könnte, war die Freude riesig. Weitere Auftritte folgten in der Weihnachtszeit. Nicht nur die Kinder und Ju- gendlichen, auch die Eltern, Betreuerinnen und Lehrer sind unsagbar stolz, dass die Musikgruppe inzwischen eine kleine lokale Berühmtheit erlangt hat.
  • 3. Die Finanzierung des Kindermissionswerks für das erste Jahr des Marimba Projektes ist im August ausgelau- fen. Der Antrag für ein zweites Jahr, den Daniela Peña unverzüglich nach dem Abschluss einreichte, ist jetzt im Dezember angenommen worden! Unsere strategische, weil hoffnungsvolle Investition, aus der heraus wir aus eigenen Mitteln ab September den Unterricht weitergeführt haben, um keine Lücke entstehen zu lassen, hat sich also als genau richtig erwiesen. Ab März startet nun ein weiteres Jahr mit Förderung vom Kindermis- sionswerk. Mit dieser guten Nachricht wachsen die Träume und Ideen: „Eine Vorführung in Quito zu geben, das wäre doch grandios!“ Wir werden sehen und berichten, wie diese wunderbare Geschichte weitergeht. EcoClub – Workshops mit Kunst- und Gestalttherapie Auch die Aktivitäten unserer beiden Therapeutinnen waren zunächst auf ein Jahr ausgelegt, konnten aber dank großer Sonderspenden bis Ende Februar 2020, also dem Schuljahresende, verlängert und sogar erwei- tert werden. Wie sinnvoll und notwendig das ist, wurde im Gespräch mit Diana und Malena deutlich, die im Laufe ihrer Tä- tigkeiten schon einiges erlebt und unterschiedliche Gegenden von Ecuador kennengelernt haben, aber den- noch die Erfahrungen in San Lorenzo als wahrhaftig brutal bezeichnen. Entsprechend waren die Anfänge deutlich langsamer als im Konzept vorgesehen, denn noch nie zuvor mussten sie positive Werte wie Liebe, Vertrauen und Respekt derart ausführlich erklären und mit Inhalt füllen, wie sie sagen. Die Kinder brauchen eine sehr intensive Begleitung und viel Zuwendung um sich zu öffnen. Dann aber greifen die verschiedenen Ansätze, wie beispielsweise mit Atemtechniken, Meditation, Mandalas zur Ruhe zu kommen und den Lärm und andere Störungen auszublenden. Nach einiger Zeit nehmen sie die Kinder inzwischen als interessierter, zufriedener und selbstbewusster wahr. Von hier aus – wohlbehütet und abgesichert – ist es nach wie vor nahezu unvorstellbar und auch eigentlich nicht wirklich zu begreifen, in welchen Realitäten die Kids in San Lorenzo aufwachsen und konfrontiert sind. Umso schöner und wichtiger ist es, dass wir auch in 2020 mit Diana und Malena weiterarbeiten können. Ein großer Dank an Sie alle als Zwischenzeile. Bei den Müttern ist anfangs Erschöpfung, Traurigkeit, Aggressivität und Wut fast greifbar zu spüren. Solidarität und Aufmerksamkeit fehlen und bei einigen hat die Frustration darüber, dass alles sich rasend schnell zu ver- ändern scheint, nur ihr eigenes Leben und ihr Alltag nicht, zu einer kompletten Demotivation geführt. Im Laufe der Zeit gelingt es aber, einige mit ihren eigenen Fähigkeiten zu überraschen und ihnen dadurch Selbstwert- gefühl zu vermitteln. Unter therapeutischer Anleitung und in kreativer Arbeit stellten sie Ohrringe, Arm- und Haarbänder, Traumfänger, Schmuckschalen und Notizbücher her, alles so weit wie möglich aus recycelten Materialien. Erste Verkaufserfahrungen haben sie im Rahmen der Marimbavorführungen, die sie als Anlass nutzen konnten, gesammelt. Damit sind sie noch weit davon entfernt, ein Familieneinkommen zu erzielen, aber die Erfahrungen und das Selbstvertrauen wachsen. Ganz deutlich ablesen kann man das am Design insbesondere der Notizbücher, das inzwischen sehr individuell und in Sinne der Afro-Latinokultur geprägt ist. Vielleicht können sie sich damit irgendwann eine kleine Marktnische erobern.
  • 4. Ausblick und Pläne Der ursprünglich für Dezember geplante Ausflug ans Meer mit den Kindern und Jugendlichen des EcoClub wurde auf Februar verschoben. Durch einen Kontakt zum Umweltministerium erfuhr Daniela von der Möglichkeit, einmal im Monat eine zwei- stündige Schulung von einem Mitarbeiter des Umweltministeriums zu bekommen, die auf Kinder und Jugend- liche ausgerichtet ist. In einem ersten Gespräch wurde der Start auf Freitag, den siebten Februar von 15 bis 17 Uhr festgelegt. Darüber hinaus bot man eine begleitete Exkursion zum Naturschutzreservat Cayapas Mataje an, die der EcoClub nun am achten Februar wahrnehmen wird. Neben den imposanten Mangroven, die mit 60m Höhe zu den weltweit größten Mangrovenbäumen zählen, gibt es dort ein Zentrum, in dem das Ökosystem sowie die Flora und Fauna erklärt und beschrieben werden. Danach ist noch ein Abstecher an den Strand zum Baden und entspannten Ausklang geplant. Kurz vor Weihnachten wurde für den EcoClub ein Beamer angeschafft, um den allgegenwärtigen Soaps und Gewaltfilmen etwas entgegenzusetzen und thematische Filmvorführungen mit anschließenden Diskussionen durchführen zu können. Am sechsten Januar wurde der erste Film gezeigt, passend zum Datum über die Sternsinger und die Verwendung der Spenden, da es den Film auch auf Spanisch im Internet gibt: https://www.sternsinger.de/ueber-uns/sobre-nosotros/ Nicht realisiert wurde in 2019 die geplante Einzäunung des Grundstücks mit Maschendraht, begrünt mit hei- mischen Pflanzen, so dass eine sichtbare Grundstücksgrenze entsteht, die deutlich macht, dass es sich um privates Gelände handelt. Nach wiederkehrenden Problemen mit randalierenden, alkoholisierten und Drogen konsumierenden Personen, schien das nach langem Hin und Her die Maßnahme der Wahl zu sein. Als für die Umsetzung das Baumaterial eingekauft werden sollte, überstiegen die Preise für Material und Arbeit dann jedoch den Kostenvoranschlag so erheblich, dass wir noch einmal in die Diskussion über Kosten und Nutzen gehen wollen. Dank eines erneuten Spendenrekords werden wir auch die Therapieworkshops nach den Ferien ab Mai ver- längern und weiterführen können. Diana und Malena erarbeiten ein Konzept, das wir dann sicher im ersten Rundbrief 2020 im Detail vorstellen können. Vereinsstatistik für das Jahr 2019 Es ist kaum zu glauben, aber tatsächlich wurde die sensationelle Spendensumme aus dem letzten Jahr noch übertroffen und wir haben einen neuen Vereinsrekord von 37.165,38 Euro! Geschafft haben Sie Alle dieses Spitzenergebnis, eine Gruppe von 82 Spendern und Spenderinnen. An sol- che Zahlen haben wir vor 24 Jahren, als der Verein gegründet wurde, nicht im Traum gedacht. Es erfüllt uns mit großer Dankbarkeit, Motivation, Staunen und Glauben an die Menschlichkeit. Es sind verschiedene kreative Aktionen, wie z.B. Spenden statt Geschenke oder Spenden als Anerkennung für außergewöhnliches persönliches Engagement, Organisation eines kulinarischen Basars, Einnahmen vom internationalen Karatelehrgang, Weihnachtsspenden etc. die neben den so wichtigen regelmäßigen, langjähri- gen und sehr großzügig Spenden so etwas möglich machen. Wir sagen von Herzen DANKE für das Vertrauen und die ungeheure Hilfsbereitschaft! Anfang des Jahres 2019 waren auch wieder die Sternsinger der beiden Gemeinden Herz Jesu in Halle und St. Johannes Evangelist in Stockkämpen für den EcoClub unterwegs und haben insgesamt 7.237,72 Euro ersun- gen, die vom Kindermissionswerk direkt auf das Vereinskonto in Ecuador überwiesen wurden. Eine exzellente Demonstration, was Kinder und Jugendliche erreichen können und dass sie bereit sind sich einzusetzen! Hinweisen möchten wir noch einmal auf das Portal Bildungsspender, das aus Ihren Interneteinkäufen Spen- denprozente an den Verein weitergibt, wenn Sie über den Link zum Shop gehen: https://www.bildungsspender.de/ecoclub. Dort kann man auch direkt spenden und das wurde in 2020 erstmals gut genutzt! Wir wünschen allen ein glückliches, gesundes, erfolgreiches und fröhliches Jahr 2020 und freuen uns, dass Sie den EcoClub weiter begleiten! Viele Grüße Marion Weeke und Anne Mette