In vielen Projekten, sowohl im agilen wie auch im traditionellen Entwicklungsumfeld, wird oft um die “richtige” Priorisierung gerungen. Unterschiedliche Interessen und Einflüsse führen dazu, dass eine Konsensfindung unter den verschiedenen Beteiligten häufig schwierig bis unmöglich ist.
Die bekannten Methoden zur Prioritätensetzung werden zudem nicht allen Stakeholdern gerecht und führen dazu, dass sich die Entwicklung verzögert oder sich in die falsche Richtung bewegt. Endlose Diskussionen über die Prioritäten gehören ebenfalls zur Tagesordnung und einmal festgelegte Priorisierungen werden nicht selten dauernd wieder korrigiert.
Kommen Ihnen diese Probleme bekannt vor? Mit Priority Poker möchten wir Ihnen eine Methode in die Hand geben, welche viele diese Probleme lösen kann resp. gar nicht aufkommen lässt. Durch einen spielerischen Approach motiviert, treffen sich Experten aus verschiedenen Disziplinen zu einer Priority Poker Session. An einer solchen Session nehmen im Idealfall sämtliche Stakeholder, Beteiligte und Betroffene teil. Durch die “Erspielung” von Prioritäten ist das Interesse und die Motivation der Teilnehmer praktisch sofort geweckt.
Die Regeln sind einfach (Details siehe Einführung und Beispiel (PDF)) und sind mit dem bereits weit verbreiteten Planning Poker verwandt. Innert wenigen Schätzrunden ergibt sich eine Reihenfolge nach dem Prinzip der relativen Gewichtung. Unterstützt wird dies durch eine klare Abstufung der verwendeten Messzahlen. Die einfache Regeln ermöglichen eine lösungsorientierte Diskussion über das wirklich Wichtige. Die in Relationen ermittelten Wichtigkeiten entwickeln sich unter der Berücksichtigung der Meinung jedes Stakeholders. Die soziale Komponente verspricht ein gemeinsames Umsetzen der erarbeiteten Strategie und führt zu erfolgreichen Priorisierungen.
3. Priorisierung
§ Priorisierung (lat. prior = der vordere, obere) dient der
Ressourcenallokation und ist die Einordnung nach Vorrangigkeit
von zu erledigenden Aufgaben, Problemen, usw. nach ihrer:
§ Wichtigkeit (Bedeutung, Kritikalität) und/oder nach ihrer
§ Dringlichkeit (kurz-/mittel-/langfristig)*
§ Ziel:
begrenzte (finanzielle) Mittel, Kapazitäten und Zeit sinnvoll einsetzen
Page 3 * Quelle: wikipedia.de
4. Eisenhower Prinzip
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§ Bekannt und erklärt sich von
selbst
§ Im Alltag verdrängt jedoch das
Dringende das Wichtige
§ Wenn etwas dringend wird, dann
ist es meist zu spät
§ Oft vieles dringend und wichtig
(und keinen weitere Unterteilung
mehr möglich / handhabbar)
Relative market share
Nicht dringend Dringend
wichtigUnwichtig
5. Was ist wirklich prioritär?
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Bestehende Priorisierung ist oft zu oberflächlich und geht nicht
wirklich auf absolut (un-) kritischen Bereiche ein.
6. Verschiedene Ansichten!
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Jeder Stakeholder hat seine eigene Sicht auf „Was ist wie wichtig“.
Projektleiter
BA‘s / Dev‘s /
Tester
Auftraggeber
Kunden
Lieferanten Spezialisten
ManagementBusiness
Zusätzlich:
- Gemeinsames Verständnis
- Gegenseitige Bedürfnisse verstehen
- Alle Informationen vorhanden
7. Die Herausforderungen
§ Aktuelle Modelle helfen oft nicht, die wirklich wichtigen Elemente zu
identifizieren
§ 80% ist Prio 1 (oder Prio AAAAAA+++)
§ Fokus oft nicht auf den wirklich kritischen oder gewinnbringenden
Elementen
§ Wichtige Stakeholder sind oft nicht in den Prozess eingebunden,
wodurch Prioritäten oft in Frage gestellt werden
§ Soziale Prozess zu Bildung der gemeinsamen Sicht auf die Dinge
wird nicht beachtet
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9. Priorisierung
u Ist ein Bewertungsmaßstab
u Ist ein Mittelweg zwischen subjektiver und objektiver Einschätzung
Priority Poker bietet diesen Mittelweg
Ø Involvierung aller für die Priorisierung wichtigen Projektmitarbeiter
Ø Erste Einschätzung einzeln mit anschliessender Diskussion
Ø Definitiver Entscheid im Team nach zweiter Einschätzung
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10. Verwendung von Relationen
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unwichtig extrem wichtig
Die relative Gewichtung ergibt die Wichtigkeit in Relation zu einander.
11. Die Gewichtung mit Fibonacci-Zahlen
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100
100
200
300
800
500
1300
2100
3400
12. Relative Schätzung
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Relative Schätzungen sind oft einfacher durchzuführen und genauer.
Sie bleiben auch gültig, sollte sich die angenommene Basis der
Relation ändern.
Vorteile Nachteile
§ Die ersten Schätzungen brauchen eine Zeit, bis
das Team im „Flow“ ist.
§ Es werden Referenz-Objekte benötigt, an
welchen sich die Schätzer orientieren können.
§ Risiko von Lösungs- oder andere
philosophische Diskussionen während der
Session.
§ Risiko, dass einzelne Schätzer die Gruppe
dominieren oder ihre politische Kraft ausspielen.
§ Verändert sich der absolute Wert eines Objekts
(z.B. Komplexität oder Anzahl Benutzer), bleibt
die Relation meistens die gleiche.
§ Es finden keine Diskussionen über absolute
Werte statt (LoC, Anzahl Benutzer etc.)
§ Die wirklich wichtigen Elemente werden sehr
schnell erkannt. Die unwichtigen aber auch.
§ Ist ein Element extrem wichtig, kann dieses für
die bewusstere Abarbeitung aufgeteilt werden.
13. Der soziale Prozess
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Der soziale Prozess lässt eine gemeinsame Sicht auf Priorität und
Risiken entstehen.
Projektleiter
Business
Analyst
Management
UserDev‘s
Business
14. Vorgehen beinhaltet auch
§ Experten-Schätzung
§ Wissen ist vor Ort
§ Fragen können geklärt werden
§ Durch Team-Schätzung jedoch nicht zu hoher Fokus auf „den“ Experten
§ Analogie
§ Vergleich / Relation zu anderen Elementen in der Einschätzung
§ Disaggregation (Reife / Auflösung)
§ Aufbrechen von Elementen (zu hohe Komplexität, Risiko, etc)
§ Informationslücken erkennen und beheben
§ etc.
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15. Was kann alles priorisiert werden?
§ Projekt-Portfolio
§ Release- und Produkte-Planung
§ Gestaltung von Road-Maps
§ Change Requests
§ Requirements
§ Risiken, Tasks und Aktivitäten
§ Bewertungskriterien (z.B. für
Nutzwertanalyse)
§ Allozierung von Budget,
Ressourcen
§ Bewertung von Ideen und
Innovation
§ Nährwerte von Lebensmitteln...
§ ... und vieles mehr!
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18. Priority Poker
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Beim Priority Poker legen alle Stakeholder zusammen die Prioritäten
fest. Sei dies für die Anforderungen, Change Requests, Risiken oder
Testfälle.
§ Priority Poker benötigt die entsprechenden Spielkarten
(kann bei SwissQ bestellt werden), sowie eine Liste von
zu gewichtenden Elementen, wie z.B. Anforderungen,
Spezifikationen, User Stories, Use Cases, Testobjekten,
Testfällen oder Bugs.
§ Alle wichtigen Stakeholder nehmen teil, die Auswahl und
Information hat vorab zu erfolgen. Jede Person
bekommt ein Karten-Set.
§ Ein Moderator, welcher nicht mitspielt, führt die Poker-
Session. Er sorgt für das strikte Einhalten der Timeboxen
und unterbindet lösungsorientierte Diskussionen.
19. Die Kartenwerte
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Ich brauche eine Pause! Ich brauche eine Erklärung!
unwichtig
(kalt)
extrem wichtig
(heiss)
20. Einschätzung
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Risiko-Sicht
§ Wie oft wird das einzuschätzende
Objekt benutzt?
§ Was wäre der Schaden, wenn dieses
Objekt nicht funktioniert?
Nutzen-Sicht
§ Wie wahrscheinlich ist es, dass dieses
Objekt benutzt wird?
§ Wie gross ist der messbare Nutzen
des Objektes?
1 high2 medium3 low
Eintrittswahrscheinlichkeit
1high2medium3low
MöglichesSchadenmass
21. Der erste Durchgang
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Schritt 1:
Vorstellung des zu bewertenden Objektes.
Moderator
Schritt 2:
"Geheime" Einschätzung des Objektes.
Schritt 3:
Zeitgleiche Offenlegung der Schätzung.
Max. 2 Minuten
Max. ½ Minute
Topic Descr. Value
1 Topic 1
2 Topic 2
… …
22. Die Erklärung zur Schätzung / Der zweite Durchgang
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Schritt 4:
Erklärung der höchsten und der tiefsten Schätzung.
Max. 1 Minute
200 weil…
1300 weil…
Schritt 5:
2. "Geheime" Einschätzung des Objektes.
Schritt 6:
Zeitgleiche Offenlegung der 2. Schätzung.
Max. ½ Minute
23. Die Entscheidung / Nächste Schätzungen
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Nächste Schritte:
Vorgehen wiederholen, bis sämtliche
Punkte auf der Liste eingeschätzt sind.
Die Punkte können nun priorisiert
und entsprechend bearbeitet werden.
Schritt 7:
Einigung auf eine Schätzung.
Moderator
Max. 1 Minute
500? OK
OK
OK
Topic Descr. Value
1 Topic 1 500
2 Topic 2 1300
3 Topic 3 300
4 Topic 4 2100
5 Topic 5 1300
6 Topic 6 3400
7 Topic 7 800
24. Regeln
§ Timeboxes werden eingehalten
Jede Aktivität im Priority Poker wird mit einer Zeitvorgabe versehen. Der
Moderator hat darauf zu achten, dass diese Zeiteinheiten eingehalten werden.
§ Keine lösungsorientierten Diskussionen
Es werden nur Verständnisfragen in den Poker-Runden gestellt und beantwortet.
Wenn über ein Topic auf der Prioritäten-Liste keine Klarheit geschafft werden
kann, muss dies ausserhalb der Runde diskutiert werden und zu einem späteren
Zeitpunkt noch einmal in einer Poker-Runde besprochen werden.
§ Keine Session dauert länger als 2 Stunden
Wenn nach 2 Stunden nicht jedes Topic auf der Liste priorisiert werden konnte,
wird eine nächste Session einberufen.
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Zielorientiert zu den richtigen Prioritäten
26. Relative Schätzung Ländergrösse
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Land Schätzung
Belgien 200*
Deutschland
Frankreich
Italien
Lichtenstein
Niederlande
Norwegen
Schweden
Schweiz
Spanien
* = dient als Vergleichsgrösse für die Schätzung
27. Relative Schätzung Ländergrösse
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Land Fläche in kkm² Relation*
Belgien 32.55 200
Deutschland 357.1 2100
Frankreich 543.9 3400
Italien 301.3 1300
Lichtenstein 0.16 100
Niederlande 41.5 300
Norwegen 323.7 2100
Schweden 449.9 3400
Schweiz 41.3 300
Spanien 504.6 3400
* = Ungefähre Relation nach persönlicher Einschätzung
33. Priority Poker funktioniert, weil...
§ Priority Poker bringt die verschiedenen Experten und
Meinungsmacher zusammen. Diese Experten ergeben ein „Cross-
Functional-Team“ aus allen wichtigen Disziplinen, welche
zusammen bestens aufgestellt sind, die Prioritäten fest zu legen.
§ Der lebhafte Austausch während der Priority Poker Session sichert
den Informationsfluss und führt dadurch zu einer gemeinsamen, von
allen Parteien unterstützte Sicht auf die Prioritäten.
§ Und es macht Spass!
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34. Priority Poker kann für (fast) alles eingesetzt werden
§ Projektpläne und -aktivitäten
§ Gestaltung von Road-Maps
§ Release- und Produkte-Planung
§ User-Stories
§ Bewertung von Ideen und Innovation
§ Nährwerte von Lebensmitteln...
§ ... und vieles mehr!
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36. Der nächste Schritt
§ Sie können Priority Poker Karten bei SwissQ bestellen. Einfach
anrufen (+41 43 288 88 40) oder E-Mail senden (info@SwissQ.it)
§ Sie wollen Priority Poker unter Anleitung austesten? SwissQ stellt
einen Moderator für max. 2 Stunden gratis zur Verfügung.
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37. Referenzen
§ Mike Cohen, 2005, Agile Estimating and Planning, Prentice Hall
International
§ Mike Cohen, Planning Poker for Estimating on Agile Projects, http://
www.mountaingoatsoftware.com/topics/planning-poker
§ Ilan Goldstein, Relative Estimation Communication, http://
www.scrumshortcuts.com/blog/category/estimation/
§ Malte Foegen (Wibas), 2006, Planning Poker: A slightly different take on
estimating, Power-Point
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