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Universität Salzburg
                     Fachbereich für Kommunikationswissenschaft




      „Ein Staat der deinen Namen trägt―
  Crowdfunding in Österreich. Sind wir schon so weit?
                          ____________________

Eine Untersuchung zur Situation Crowdfunding in Österreich anhand des
 Crowdfunding-Projekts der Radiofabrik „Ein Sender der deinen Namen
              trägt― und anhand eines Selbstversuches.




        von Corinna Steiner (0920545) und Matthias Falkinger (0920204)

    im Rahmen des Proseminars „Crowdsourcing für Kommunikationsprojekte―
                        im Wintersemester 2011/2012
                  unter der Leitung von Mag. David Röthler




                        eingereicht am 29. Februar 2012

   Kontakt: matthias.falkinger@stud.sbg.ac.at / corinna.steiner@stud.abg.ac.at
Eidesstattliche Erklärung




Hiermit versichere ich an Eides statt, dass wir die vorliegende



□ Seminararbeit       □ Bakkalaureatsarbeit         □ Magisterarbeit



ohne fremde Hilfe und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen und Hilfsmittel
angefertigt und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als
solche kenntlich gemacht haben.



Diese Arbeit wurde in gleicher oder ähnlicher Form noch bei keiner anderen Prüferin/ keinem
anderen Prüfer als Prüfungsleistung eingereicht.



Uns ist bekannt, dass Zuwiderhandeln mit der Note —nicht genügend (ohne Möglichkeit
einer Nachbesserung oder Wiederholung) geahndet wird und weitere rechtliche Schritte
nach sich ziehen kann.



Diese Arbeit wurde in digitaler Fassung zur Prüfung der o.g. Erklärung bei der zuständigen
Prüferin/dem zuständigen Prüfer hinterlegt.




            Matthias Falkinger                               Corinna Steiner
                 0920204                                         0920545
           Salzburg, 29.02.2012                            Salzburg, 29.02.2012
Inhaltsverzeichnis




   1. Einleitung                                                       01

   2. Was ist Crowdfunding?                                            02

   3. Freie Radios in Österreich                                       03

       3.1 Die Anfänge der Freien Radios in Österreich                 03

       3.2 Prinzipien und Grundsätze Freier Radios in Österreich       05

       3.3 Der Verband der Freien Radios Österreich- VFRÖ              07

   4. Die Radiofabrik. Freier Rundfunk Salzburg                        08

       4.1 Die Anfänge                                                 09

       4.2 Programm und Konzept                                        10

       4.3 Die Organisation                                            12

   5. Ein Sender der deinen Namen trägt –

      Das Crowdfunding Projekt der Radiofabrik                         12

       5.1 Grund für das Crowdfunding Projekt                          12

       5.2 MySherpas- die Plattform für Crowdfunding und Fundraising   13

       5.3 Der Verlauf des Crowdfunding Projekts Ein Sender der

          deinen Namen trägt                                           15

   6. Ein Staat der deinen Namen trägt –

      Crowdfunding im Selbstversuch                                    18

   7. Fazit                                                            21

   8. Literaturverzeichnis                                             22
1. Einleitung

Der Begriff des Crowdfundings ist zwar noch relativ unbekannt, doch der Trend zeigt
deutlich nach oben. In einigen Branchen wird Crowdfunding inzwischen regelmäßig
eingesetzt und auch die mediale Aufmerksamkeit ist stark gestiegen.
Während eines Redaktions-Praktikums bei der Radiofabrik, dem freien Radio in
Salzburg, waren die AutorInnen dieser Arbeit unmittelbar an einem Crowdfunding
Projekt beteiligt. Ziel war es, innerhalb von 3 Monaten 5000€ zu sammeln, um den
Wechsel des Senderstandorts zu finanzieren.
Durch diesen ersten Kontakt mit Crowdfunding wurde das Interesse geweckt und
auch so manch andere Crowdfunding Projekte mit verfolgt. Dabei war sehr auffällig,
dass v.a. in den USA und Südamerika Crowdfunding schon sehr erfolgreich ist und
Deutschland langsam nachzuziehen scheint. Doch in Österreich scheint diese Form
von Spenden kaum zu existieren. Die Radiofabrik bildete da eine Ausnahme.
Daher stellt sich nun folgende Frage, welche im Laufe der Arbeit beantwortet
werden soll:


               Funktioniert Crowdfunding in Österreich (schon)?


Beantwortet werden soll diese Frage vor allem mit Hilfe des bereits erwähnten
Crowdfunding     der   Radiofabrik   und    einem   eigenen,   von   den   AutorInnen
durchgeführten, Projekt.
Damit dies möglich ist, wird zuerst der Begriff des Crowdfunding definiert und
erläutert. Weiters werden auch die Radiofabrik und freie Radios im Allgemeinen
vorgestellt. Dabei geht es von den Anfängen des freien Radios, über deren
Prinzipien, bis hin zum Verband der Freien Radios Österreich. Auch bei der
Radiofabrik selbst werden zuerst die Anfänge erläutert, um dann noch Programm,
Konzept und Organisation darzulegen.
Anschließend werden dann die beiden Crowdfunding Projekte, das der Radiofabrik
und der Selbstversuch, detailliert erläutert.
Abschließend wird in einem Fazit die Arbeit nochmal kurz zusammengefasst, das
Ergebnis des eigenen Crowdfundings interpretiert und ein kurzer Ausblick auf die
Zukunft gegeben.




                                            1
2. Was ist Crowdfunding?

Um den Begriff des Crowdfunding zu definieren, gilt es zuerst ganz kurz zu
erwähnen,        dass Crowdfunding      ähnlich und ausgehend vom          Prinzip   des
sogenannten Crowdsourcing funktioniert. Beim Crowdsourcing geht es darum, dass
durch die Hilfe vieler Menschen, finanziell, aber auch durch Wissen oder
Fähigkeiten, Projekte erstellt werden (vgl. Wenzlaff 2011: 4).
Crowdfunding behandelt nun speziell den Bereich der finanziellen Unterstützung.
Um Crowdfunding zu definieren, wird erst mal bewusst das, auf dem Prinzip des
Crowdsourcing basierende, Online Lexikon Wikipedia herangezogen. Dort heißt es:


     „Crowdfunding [H.i.O.] [kɹ aʊ dˈf ndiŋ] oder Schwarmfinanzierung
                                       ʌ
     [H.i.O.] ist eine Art der Finanzierung. Mit dieser Methode der
     Geldbeschaffung lassen sich Projekte, Produkte, die Umsetzung von
     Geschäftsideen und vieles andere mit Fremdkapital versorgen. Eine so
     finanzierte Unternehmung und ihr Ablauf werden auch als eine Aktion
     bezeichnet. Ihre Kapitalgeber sind der Schwarm – in aller Regel
     bestehend aus Internetnutzern, da zum Crowdfunding meist im World
     Wide Web aufgerufen wird.“ (Wikipedia 2011: o.S.)


In dieser Definition, in der Wissen als Crowdsourcing-Hilfsmittel verwendet wurde,
werden die Geldgeber, also die Crowd, als Schwarm bezeichnet, wodurch auch die
Herkunft des deutschen Begriffs Schwarmfinanzierung geklärt ist.
Doch so sehr sich diese Arbeit mit dem Thema des Crowdfunding, und damit
indirekt mit Crowdsourcing, auseinandersetzt, muss auch hier erwähnt werden, dass
Wikipedia keine wissenschaftliche Quelle darstellt.
Zudem      ist   Crowdfunding   keine    deutsche   Erfindung,   weshalb    auch     eine
internationale, wissenschaftlichere Definition des Begriffs Crowdfunding angebracht
scheint.


     “The basic idea of crowdfunding is to raise external finance from a large
     audience (the “crowd”), where each individual provides a very small
     amount, instead of soliciting a small group of sophisticated investors.”
     (Belleflamme/Lambert/Schwienbacher 2010: o.S.)


Belleflamme, Lambert und Schwienbacher erwähnen also explizit das Individuum,
das beim Crowdfunding einen Beitrag leisten kann.




                                            2
Doch noch immer ist nicht ganz klar, was so ein Crowdfunding eigentlich genau ist
und wie genau die Individuen in so ein Projekt involviert sind. Gut erläutert hat dies
Alf Altendorf, der Geschäftsführer der Radiofabrik, dem freien Radio in Salzburg, in
einem Interview des eigenen Nachrichtenmagazins Magazin um 5.


     „Crowdfunding ist ein Modebegriff. […] Crowd [H.d.V.] ist eine Menge an
     Leuten und Funding [H.d.V.] ist Finanzierung. Eine Menge an Leuten
     finanziert etwas. Der Unterschied zwischen Spenden und Funding ist
     eben: Crowdfunding Projekte bieten immer Gegenleistungen in Form von
     Goodies [H.d.V.].“ (Magazin um 5, Altendorf 2011: 3:07min.)

Er bringt hier die wichtigsten Punkte zusammen. Crowdfunding ist ein ziemlich
neuer Begriff und auch eine relativ neue Art, finanzielle Mittel zu sammeln. Des
Weiteren erklärt Altendorf den Begriff Crowdfunding wortwörtlich, indem er nicht
versucht diesen komplett zu übersetzen, sondern in zwei Wörter auftrennt. Und zu
guter Letzt weist er auf den entscheidenden Unterschied zwischen Crowdfunding
und einer normalen Spendenaktion hin.
Ein letzter wichtiger Punkt fehlt allerdings noch in allen drei Definitionen. Beim
Crowdfunding werden immer ein Zielbetrag und ein bestimmter Zeitrahmen
angesetzt. Sollte das Funding in der vorgegebenen Zeit nicht erfolgreich sein und
die vorgegebene Zielsetzung verfehlt werden, fließt das bis zu diesem Zeitpunkt
eingegangene Geld komplett zurück an die jeweiligen Funder.
Zusammenfassend kann man Crowdfunding also als Mittel zur Geldbeschaffung
durch eine Vielzahl von Individuen sehen, welche für ihre Unterstützung eine kleine
Gegenleistung bekommen. Im Erfolgsfall kann durch Crowdfunding dann ein
bestimmtes Projekt ermöglicht und umgesetzt werden.



3. Freie Radios in Österreich
An diesem Punkt wird, aufgeteilt auf drei einzelne Bereiche, das freie Radio in
Österreich erläutert. Die Punkte befassen sich mit den Anfängen, den Prinzipien und
dem Verband Freier Radios (VFRÖ).


3.1 Die Anfänge der Freien Radios in Österreich

Alles begann mit der Entwicklung der sogenannten Piratenradios. Piratenradios
bildeten sich bereits in der 1. Republik mit dem Ziel das Rundfunkmonopol, damals
die RAVAG (Vorgänger des ORF), aufzuheben (vgl. VFRÖ- Geschichte des Freien
Radios Österreich 2006: o.S.). Grund dafür war die Unzufriedenheit mit der RAVAG.
Man wollte gegen eine einseitige Berichterstattung arbeiten. Es gab zu der Zeit


                                          3
sogar Forderungen nach einer Legalisierung proletarischer Radiosender, jedoch
wurden diese nach kurzer Zeit wieder eingestellt (vgl. ebd.). Die Programme der
Piratenradios behandelten zum Großteil politische Themen, in Form von
Auflehnungen gegen politische Entscheidungen etc. „Die ersten RadiopiratInnen der
2. Republik waren die Macher von Ö-Frei. Sie sendeten ab Dezember 1979 in Graz
vier Sendungen á 15 Minuten.― (VFRÖ- Geschichte des Freien Radios Österreich
2006: o.S.) Danach gab es erst wieder im Jahr 1987 Piratenaktivitäten. Die
Piratentätigkeit hatte von Anfang an politische Gründe mit dem Gedanken der
Durchsetzung des legalen Freien Radios. Die Legalisierung würde ermöglichen,
dass nicht nur eine einheitliche Meinung in der Gesellschaft generiert wird, sie
würde die Entstehung einer Meinungsvielfalt ermöglichen. Anfangs wurde von
Seiten des Staates versucht dieses Vorhaben mit allen Mitteln zu verhindern (vgl.
VFRÖ- Geschichte des Freien Radios Österreich 2006: o.S.). Ende des Jahres
1992 verschärfte sich die Situation drastisch, bis dann im Juli 1993 der regelmäßige
Betrieb der Piratenradios eingestellt wurde. „Die verschärfte Verfolgung stand in
Zusammenhang mit dem Regionalradiogesetzesentwurf, in dem Freie Radios nicht
vorgesehen waren.― (VFRÖ- Geschichte des Freien Radios Österreich 2006: o.S.)
Im gleichen Jahr als man den Betrieb der Piratenradios eingestellt hatte wurde der
Verein IG Freies Radio, (heute der Verband Freier Radios Österreich) gegründet
um die Interessen der Freien Radios zu vertreten und die Legalisierung wie die
Lizenzverteilung   zu    ermöglichen.    Nach    einigen    Unstimmigkeiten     und
Gesetzesänderungen kam es dann 1997 endlich dazu das der Nationalrat die
Novelle zum Regionalradiogesetz beschlossen hat, welches Regional- und endlich
auch Lokalradio vorsah. In einer vorausgesetzten Frist konnte man sich nun um
Radiolizenzen bewerben. Die Behörde vergab 42 Lokalfrequenzen. Im Kampf um
diese Lizenzen erhielten von 12 Freien Radiobewerbern, 8 BewerberInnen eine
Lizenz oder wurden in Form eines Sendefensters integriert (vgl. VFRÖ- Geschichte
des Freien Radios Österreich 2006: o.S). Danach hatten die erfolgreich lizenzierten
Freien Radios ein Jahr Zeit um auf Sendung zu gehen. Eine Überschreitung der
einjährigeFrist hätte zu einem Lizenzentzug geführt (vgl. ebd.). Das Problem dabei
war für viele die finanzielle Situation und die hohen Investitionskosten. Jedoch
haben alle lizenzierten Radios die Hürde gemeistert und gingen in vielen Teilen
Österreichs auf Sendung.

Bereits 1995, also noch vor der Lizenzvergabe, verpflichteten sich die Freien Radios
in Österreich, im Rahmen einer Charta des Verbandes Freie Radios Österreich, zu


                                         4
ethischen Grundprinzipien die bis heute noch gültig sind (vgl. Purkarthofer, Pfisterer,
Busch 2008: 14). Diese werden im nächsten Kapitel noch genauer erläutert.


3.2 Prinzipien und Grundsätze freier Radios in Österreich

„Als dritte Säule der Rundfunklandschaft neben                öffentlich-rechtlichen und
kommerziell-privaten   RundfunkveranstalterInnen      erweitern     Freie     Radios   die
Meinungsvielfalt.― (VFRÖ- Charta der Freien Radios Österreich 2007: o.S.) Einer
der wesentlichen Unterschiede zwischen den drei Rundfunksystemen ist ihre
Vorstellung   von   RezipientInnen.   Öffentlich-rechtliche     Medien      folgen   einem
gesetzlich festgelegten öffentlichen Auftrag, der zum Großteil durch Gebühren
finanziert wird, aber auch zu einem geringen Teil durch Werbeeinnahmen (vgl.
Institut für Medienkompetenz 2011: o.S.). Die Aufgabe liegt darin die Bürger
innerhalb eines nationalstaatlichen Gefüges zu informieren, um eine Partizipation an
demokratischen Prozessen zu ermöglichen (vgl. Purkarthofer, Pfisterer, Busch
2008: 15).    Hingegen sind kommerzielle Medien privat organisiert und deren
einziger Zweck ist sich wirtschaftlich, ausschließlich durch Werbeeinnahmen, zu
bereichern (vgl. Institut für Medienkompetenz 2011: o.S.). Dabei wird das Publikum
als Markt gesehen, dem Konsumgüter jeglicher Art durch die Medien verkauft
werden sollen (vgl. Purkarthofer, Pfisterer, Busch 2008: 15). Davon ausgehend
werden also Medien nur als Instrument benutzt um möglichst viel verkaufen zu
können. Anders sind da freie Radios, die weder gesetzlich festgelegten Vorlagen
folgen, noch auf Profit aus sind. Sie sind demnach eben frei, nicht-kommerziell
organisiert und leben von öffentlichen Förderungen, Spenden, Sponsoren und
Eigenleistungen. Das Ziel oder der Gegenstand der Arbeit Freier Radios ist
Gemeinnützigkeit, Offenheit, Unabhängigkeit und Transparenz der Organisation zu
gewährleisten. Freie Radios sehen sich zumal als Sprachrohr der Gesellschaft ohne
jegliche Aussicht auf Gewinnmaximierung. Der Gedanke dabei ist, dass der Zugang
zum Radio jedem offen stehen soll, der sich an der Programmgestaltung beteiligen
möchte. Somit haben auch diverse Randgruppen, wie ethische Minderheiten, die
Möglichkeit ihre Meinungen kund zu tun und einen Beitrag für die Allgemeinheit
herzustellen. „Tendenziell geht es darum, die Trennung zwischen Produzenten/-
innen und Konsumenten/-innen aufzuheben.― (Purkarthofer, Pfisterer, Busch 2008:
16) Das bedeutet die RezipientInnen werden aus der Rolle des passiven Publikums
genommen und zu aktiven Produzenten von Radioinhalten gemacht (vgl. u.a.
Radiofabrik Salzburg o.J.a: o.S.). Demnach ist auch von einem aktiven Publikum die


                                          5
Rede, dem es möglich ist, zu einem Teil des Bürgerradios zu werden. Wie bereits in
Kapitel 3.1 angeschnitten, verpflichten sich Freie Radios in Österreich seit 1995 den
Grundsätzen, die in Form einer Charta des Verbandes Freier Radios Österreich
festgehalten wurden. Demzufolge müssen Freie Radios folgende Grundsätze
erfüllen:


Offener Zugang / Public Access
.




Freie Radios geben allen Personen und Gruppen innerhalb des gesetzlichen
Rahmens         die     Möglichkeit        zur     unzensierten      Meinungsäußerung         und
Informationsvermittlung. Vorrang haben dabei soziale, kulturelle und ethnische
Minderheiten,         sowie     solche     Personen      und     Gruppen,    die   wegen     ihrer
gesellschaftlichen          Marginalisierung      oder    sexistischen      oder    rassistischen
Diskriminierung in den Medien kaum oder nicht zu Wort kommen.


Partizipation
.




Freie Radios stellen Trainings-, Produktions- und Verteilungsmöglichkeiten zur
Verfügung. Sie bilden Plattformen lokaler und (über-)regionaler Musik-, Kunst- und
Kulturproduktion für gesellschaftspolitische Initiativen und für gesellschaftlich oder
medial marginalisierte Communities. Sie laden ihre HörerInnen zur aktiven
Beteiligung ein, spiegeln die gesellschaftliche, kulturelle und sprachliche Vielfalt
ihrer   Ausstrahlungsgebiete            wider    und   fördern    den   interkulturellen   Dialog.


Gemeinnützigkeit / Nichtkommerzialität
.




Freie Radios sind kein Privateigentum eines/r Einzelnen, sondern sind gemeinsam
von ihren NutzerInnen getragene Organisationsformen, die vor allem dem Prinzip
der Gemeinnützigkeit unterliegen. Ihre Tätigkeit ist nicht auf Gewinn ausgerichtet
und     verfolgt      das     Prinzip    eines   werbefreien      Radios    ohne   kommerzielle
Produktwerbung. Um die Existenz und Unabhängigkeit gewährleisten zu können,
braucht es eine Diversifizierung der Einnahmequellen. Die Finanzierung erfolgt
durch Eigenleistungen wie Projekte oder Kooperationen, öffentliche Förderungen,
Mitgliedsbeiträge und Spenden oder auch Sponsoring.


Transparenz / Organisation
In Freien Radios sind die Organisation und die Auswahlkriterien für Sendeinhalte
durchschaubar und nachprüfbar zu halten. Die TrägerInnen Freier Radios



                                                   6
handhaben ihr Management, ihre Programmgestaltung und ihre Beschäftigungs-
praxis so, dass sie jede Form der Diskriminierung ausschließt; sie sind dabei
gegenüber allen UnterstützerInnen, dem Personal und den ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen offen und verantwortlich. Sie fördern die Mitwirkung von
MigrantInnen und Frauen in allen Bereichen.


Lokalbezug/ Regionale Entwicklung
Freie Radios verstehen sich als Kommunikationsmittel im lokalen und regionalen
Raum und unterstützen die regionale Entwicklung. Damit fungieren Freie Radios
auch als fördernde Plattformen für regionalbezogene Kunst- und Kulturschaffende,
in denen es für KünstlerInnen Auftritts- und Verbreitungsmöglichkeiten gibt. Darüber
hinaus findet eine Auseinandersetzung mit überregionalen und internationalen
Themen     statt.   Freie     Radios      arbeiten    aktiv    zusammen,       z.B.       durch
Programmaustausch oder die gemeinsame Realisierung von medialen, kulturellen,
künstlerischen oder gesellschaftspolitischen Projekten.


Unabhängigkeit
Freie Radios sind im Besitz, in der Organisationsform, in der Herausgabe und in der
Programmgestaltung unabhängig von staatlichen, kommerziellen und religiösen
Institutionen und politischen Parteien.


Anspruch
Freie Radios fördern eine selbstbestimmte, solidarische und emanzipatorische
Gesellschaft. Sie wenden sich gegen jede Form der Diskriminierung aufgrund von
Geschlecht oder sexueller Orientierung, Herkunft, Abstammung Hautfarbe oder
Ethnie, religiöser oder politischer Anschauung, aufgrund körperlicher oder geistiger
Fähigkeiten,   sozialer     Herkunft,   Sprache      oder   Alter.   Sie   treten   für    freie
Meinungsäußerung, Meinungsvielfalt, Gleichberechtigung, Menschenwürde und
Demokratie ein.
(VFRÖ-Charta der Freien Radios Österreich 2007: o.S. )




3.3. Der Verband der Freien Radios Österreich - VFRÖ

Um die Interessen der Freien Radios auch durchsetzen zu können, wurde der
Verband Freier Radios im Jahr 1993, gegründet. Der Verband setzte sich vor allem


                                             7
medienpolitisch stark für die Lizenzerteilung an die Freie Radios ein. In den
Anfängen der Freien Radios wurde noch ohne Lizenz gesendet. Diese illegale
Ausstrahlung von Radioprogrammen fiel unter den Begriff des „Piratenradios“.
Dieses Thema wird aber in einem der folgenden Kapitel nochmal aufgegriffen und
näher erläutert. Ab 1998, nach der Liberalisierung des Rundfunks kamen dann statt
Lizenzverteilungen andere Aufgaben auf den Verband zu. Heute konzentriert sich
der Verband der Freien Radios auf folgende Bereiche:


       Durchsetzung der gesetzlichen Verankerung Freier Radios
       Durchsetzung der Finanzierung Freier Radios aus Gebührensplitting
       Stellungnahme zu für die Freien Radios relevanten Gesetzesentwürfen
       Vertretung der Freien Radios gegenüber Urheberrechtsgesellschaften
       Vertretung der medienpolitischen Interessen der Freien Radios auf
       nationaler und europäischer Ebene
       Koordination der Ausbildungsangebote der Freien Radios (siehe www.freie-
       radios.at)
       Organisation von Veranstaltungen zu medien- und kulturpolitischen Themen
       Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern
       Beteiligung an Radioprojekten (z.B. Literadio – Literatur zum Hören;
       Inter.Media – Intercultural Learning for noncommercial Media in Europe)
       Unterstützung für Freie Radios und Radioinitiativen bei Lizenzierungs-
       verfahren
       Anbieten technischer Lösungen für die Mitglieder
       Unterstützung von Sendeaustausch zwischen den Freien Radios durch das
       Cultural Broadcasting Archive CBA    http://cba.fro.at.


       (VFRÖ Was ist Freies Radio und was tut der VFRÖ? 2007: o.S.)




4. Die Radiofabrik. Freier Rundfunk Salzburg

Die Radiofabrik, das Bürgerradio der Stadt Salzburg, wird in diesem Kapitel näher
beschrieben, um eine Vorstellung über das Unternehmen und deren Arbeit zu
bekommen. Es bildet für vorliegende Arbeit den Rahmen, da es um die Frage geht,
ob denn Crowdfunding in Österreich funktioniert und die Radiofabrik selbst ein



                                        8
Produkt ist, das nur durch die große Crowd oder Community funktioniert und
deshalb an sich ein gutes Beispiel bietet. Die Radiofabrik wird jedoch eher dem
Begriff des Crowdsourcing zugeteilt wird. Da dies nicht Bestandteil unserer Arbeit
ist, wird auf den Begriff auch nicht näher eingegangen. Zudem hat aber die
Radiofabrik im Jahr 2011 selbst ein Crowdfunding Projekt gestartet. Wir wollen nun
anhand dessen veranschaulichen wie gut oder schlecht Crowdfunding in Österreich
funktioniert. Der Aspekt, dass Crowdfunding insgesamt noch ein sehr junger Begriff
ist und es in Österreich/Deutschland erst seit einem Jahr Crowdfunding Plattformen
gibt, muss dabei natürlich berücksichtigt werden. Da das Projekt der Radiofabrik für
diese Arbeit als Beispiel fungiert, ist es zu Beginn wichtig einige theoretische
Hintergründe darzulegen, wie die Erläuterung der Radiofabrik.


4.1 Die Anfänge

Die Geschichte der Freien Radios und deren Entwicklung von Piratenradios zu
einem anerkannten Medium, ist auch Teil der Entstehungsgeschichte der
Radiofabrik. (siehe Kapitel 3.1 Anfänge der Freien Radios Österreichs).
Die Radiofabrik hat seine Wurzeln in dem Salzburger Piratenradio Bongo 500, das
einmal wöchentlich ab November 1992 von einem der umliegenden Stadtberge
gesendet wurde (vgl. Radiofabrik Salzburg o.J.a: o.S.). Nachdem 1998 das
österreichische Rundfunkmonopol gestürzt wurde, gründete man in Salzburg den
Verein Freier Rundfunk Salzburg. Dieser hatte sich dann für die Frequenz 107,5
MHz beworben, aber stattdessen nur ein 5-stündiges Sendefenster bei dem
kommerziellen Radio Arabella bekommen, bei dem dann einmal wöchentlich ab 20h
gesendet werden konnte. Der offizielle Sendestart war am 7. Oktober 1998. (Vgl.
ebd.)
Am Anfang war es noch schwierig diese 5 Stunden Sendezeit auch mit Programm
zu füllen, jedoch dauerte es nicht lange und die Anzahl der InteressentInnen für
Sendungsgestaltung     stieg    rasant   an.   Es   gab   plötzlich   viel   zu   viele
SendungsmacherInnen und viel zu wenig Platz im Programm. 1999 übersiedelte
das Büro der Radiofabrik von der Kaigasse in einen Container des Kulturgelände
Nonntal (vgl. ebd.). Zum Jahreswechsel 1999/2000 gestaltete die Radiofabrik in
Zusammenarbeit mit „MilleniumRadio Y2K― einen Eventfunk auf der damals noch
ungenutzten Frequenz 107,5MHz. Um den Anspruch einer eigenen Frequenz zu
unterstreichen,   gestalteten    zahlreiche    Organisationen,    Institutionen   und




                                          9
Einzelpersonen 2 Wochen lang ein 24-Stunden-Programm rund um den
Jahreswechsel (vgl. ebd.).
Schlussendlich wurde im März 2001 der Radiofabrik die Frequenz 107,5
MHz zugesprochen. Jedoch noch nicht als alleiniger Nutzer. Die Radiofabrik musste
sich anfangs die Frequenz mit der Objekt Werbung GmbH teilen. Die Radiofabrik
sendete zu der Zeit an Wochentagen von 18.00 bis 5.00 Uhr und am Wochenende
rund um die Uhr.
Ab 23. Jänner 2004 wurde der Radiofabrik dann endlich die Vollfrequenz
zugesprochen, da die Objekt Werbung GmbH Konkurs ging (vgl. ebd.). „Seit 2004
verfügt die Radiofabrik auch über ein Sendeautomations-Programm YARM (Yet
Another    Radio    Manager),       das       von         Radiofabrik-IT-Techniker Hermann
Huber entwickelt   wurde     […]―   (Ebd.)        Diese     Entwicklung   ermöglicht   Live-
Übertragungen von Konzerten, Konferenzen etc. außerhalb des Studios der
Radiofabrik. Zum vorerst letzten Mal übersiedelt der Firmensitz von dem Container
am Kulturgelände Nonntal in das neuerrichtete ARGEkultur Gebäude in den 1.
Stock. Seit 2002 ist die Radiofabrik auch an EU Projekten beteiligt. Am Anfang nur
als Projektpartner, aber in weiterer Folge dann auch                      als Initiator und
Koordinator. Außerdem sendet die Radiofabrik seit dem Jahr 2008 zusätzlich auf
der Frequenz 97,3 MHz. Damit wird auch ein Teil des südlichen Salzburgs
abgedeckt und auch über das Kabel der Salzburg AG auf 98,6 MHz ist man
empfangbar. (Vgl. ebd.) Im April 2011 verlängerte die KommAustria sogar die
Lizenz um weitere zehn Jahre. Die Radiofabrik kann bis auf weiteres bis zum Jahr
2021 auf Sendung gehen (vgl. RTR 2011: o.S.).


4.2 Programm und Konzept

Die Radiofabrik ist Mitglied des Verbandes Freier Radios Österreich (VFRÖ) und
unterliegt deshalb auch den Grundsätzen der Charta von VFRÖ. Die Radiofabrik
gewährt einen offenen Zugang und versteht sich als der Sender mit der
größten Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt in der Stadt Salzburg.


     „Ziel ist die Gleichstellung der Geschlechter und die Verständigung
     zwischen den Generationen und Kulturen (über elektronische Medien
     wie Radio, TV und Internet) zu fördern werden.“ (Leitbild Radiofabrik)




                                             10
Sie gewährt die Vermittlung von Medienkompetenz durch das Angebot diverser
Workshops, welche Produktions- sowie Aufnahmetechniken und journalistische, wie
auch      rechtliche    Grundlagen,   vermitteln.   Gemeinnützigkeit     im    Sinne    von
Unabhängigkeit von staatlichen, wirtschaftlichen und religiösen Institutionen und
politischen     Parteien.   Die   Radiofabrik    versteht   sich   als   Sprachrohr     der
Zivilgesellschaft (vgl. ebd.). Außerdem gewährleistet sie, wie alle freie Radios,
Transparenz in der Organisation sowie der regionalen Entwicklung (vgl. RTR 2011:
o.S.).
Die Radiofabrik steht als nicht-kommerzielles, freies Radio allen interessierten
Personen offen. Insbesondere denen, die in öffentlich-rechtlichen sowie in
kommerziellen Medien unterpräsentiert sind (vgl. Radiofabrik Salzburg o.J.b: o.S.).
Dazu zählen ethnische, kulturelle und soziale Minderheiten wie Menschen mit
körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen, Obdachlose, ältere Menschen,
Kinder und Jugendliche, Menschen mit Migrationshintergrund aber auch Frauen.
Von und für diese Personen haben sich eigene Sendungen entwickelt, die fester
Bestandteil der Programmgestaltung sind, wie die Sendung                      Jugendradio,
Frauenzimmer, Radio Laila in Türkisch, Apropos - das Straßenmagazin und vieles
mehr (vgl. Programm der Radiofabrik). Zudem liegt das Augenmerk auch vermehrt
auf      regionalen    Berichterstattungen aus dem      Raum       Salzburg, aber      auch
internationale Nachrichten, die sozusagen fernab des Mainstreams liegen, sind
Bestandteil des Programms der Radiofabrik. Voraussetzung für die Teilhabe der
Programmgestaltung ist, Mitglied des Vereins zu werden, und einen Basisworkshop
zu absolvieren. Dabei werden Medienrecht sowie Techniken wie Schnitt/
Studiotechniken vermittelt die für die Entstehung einer Sendung notwendig sind.


         „Keinen Platz im Programm haben Sendungen mit rassistischen,
         sexistischen, gewaltverherrlichenden oder demokratiefeindlichen
         Inhalten. Sendungen dürfen nicht zur Religionsausübung und zur
         religiösen Propaganda verwendet.“( Radiofabrik Salzburg o.J.a: o.S.)


Den Grundsatz dieses Zitates verfolgt aber nicht nur die Radiofabrik, sondern gehört
zu dem Konzept der meisten Freien Radios.
Das Musikprogramm der Radiofabrik ist breit gefächert und unterliegt keiner
speziellen Richtung, da das freie Radio alle Altersgruppen erreichen möchte. Die
Betreiber der Radiofabrik beschreiben eine Musikpalette, die von Electronica und
Alternative über 50er-Jahre-Rock'n'Roll bis zu Operette und Heavy Metal reicht.


                                            11
4.3 Die Organisation

Organisiert wurde die Radiofabrik bis 2009 durch 2 Strukturen: zum Einen durch
den Verein freier Rundfunk Salzburg und zum anderen durch die Gesellschaft
Sendeanlagen GesmbH. Im Oktober 2009 wurde die GesmbH durch den Verein im
Rahmen einer Gesamtrechtsnachfolge übernommen, damit die Sendelizenz
aufrecht erhalten werden kann. Somit bleiben alle Verträge und Verpflichtungen
aufrecht, nur werden diese nun durch den Verein freier Rundfunk Salzburg
gehandelt (vgl. Altendorf 2009: o.S.). Der Verein fördert freie- lokale Radio- und
Fernsehprojekte und ist zugleich Rundfunkveranstalter der Radiofabrik. Der Verein
beschäftigt die Mitarbeiter des Betriebs und betreibt die Infrastruktur (vgl. Verein
freier Rundfunk 2011: o.S.). Der Vorstand des Vereins wird jährlich von der
Generalversammlung gewählt. Seit 2011 besteht dieser aus der Projektmanagerin
Monika Pink-Rank als Vorstandsvorsitzende, Pädagoge und Journalist Oliver
Baumann als Stellvertretender Vorstandsvorsitzender, Pädagogin und Soziologin
Elisabeth   Katzdobler   und    Kommunikationswissenschaftler    Tom    Herdin   als
SchriftführerIn und Wirtschaftstreuhändler und Steuerberater Wolfgang Stöger als
Finanzreferent. Geschäftsführer der Radiofabrik ist seit 2008 Medienmanager und
Künstler Alf Altendorf, der unter anderen auch im Vorstand des VFRÖ sitzt.




5. Ein Sender der deinen Namen trägt - Das Crowdfunding Projekt der
  Radiofabrik

In diesem Kapitel wird das Crowdfunding Projekt der Radiofabrik ausführlich
dargelegt. Es wird geklärt aus welchem Grund man sich dafür entschieden hat, wie
sich der Verlauf des Projekts entwickelte, welche Maßnahmen gesetzt wurden und
die Crowdfunding- Plattform mysherpas, duch die das Crowdfunding Projekt der
Radiofabrik verwirklicht wurde, wird ausführlich vorgestellt.


5.1 Grund für das Crowdfunding Projekt

Derzeit sendet die Radiofabrik ihr Programm über die Frequenz 107,5MHz, jedoch
mit geringer Leistung und in Mono (einkanalig). Der derzeitige Senderstandort ist
Maria Plain, ein Wallfahrtsort am Plainberg, der im Norden der Stadt liegt. Die
schwache Sendeleistung kommt aufgrund des zu niedrigen Standorts des Senders,
der Nähe und des flachen Sendewinkels zu Bayern. Aus diesem Grund arbeitet die



                                          12
Radiofabrik seit 2008 an der Übersiedlung des Senders auf den Hochgitzen in
Bergheim der um 160m höher liegt als der Plainberg und somit auch einen steileren
Winkel bildet in dem die Radiowellen ein besseres und vor allem weiteres Signal
abwerfen können (vgl. Magazin um 5, Diess 2011: 4:33min). Dieser Umzug würde
eine deutlich höhere Reichweite und einen besseren Empfang, auch durch den
Umstieg von Mono auf Stereo, erzielen. Wobei die Radiofabrik dann nicht mehr nur
im Kerngebiet der Stadt Salzburg empfangbar wäre, sondern auch in den
umliegenden Gebieten, wie beispielsweise Seekirchen (vgl. Magazin um 5, Wimmer
2011: 1:03min.). Solch ein Umzug ist jedoch mit hohen Kosten verbunden,
insgesamt 20.000€. Wobei 10.000€ von der Stadt Salzburg finanziert wurden (vgl.
Magazin um 5, Altendorf 2011: 3:35min.). So entstand die Idee, die restlichen
5.000€ im Rahmen eines Crowdfunding Projekts, mit Hilfe der Plattform mysherpas
aufzubringen. Dabei appellieren sie insbesondere an ihre große Community, die
Crowd, die aus den HörerInnen, Vereinsmitgliedern, ProduzentInnen aber auch aus
Personen besteht, die Interesse daran haben, ihr Community-Radio zu unterstützen.
Wobei die Finanzierungsform Crowdfunding in Österreich noch nicht so populär ist
(vgl. Kaltenbeck 2011: 88) wie beispielsweise in den USA, wo Crowdfunding seine
Wuzeln hat (vgl. Hübner 2011, SWR-Online). Das erklärt auch, weshalb es kaum
Literatur zu Crowdfunding in Österreich gibt. In Österreich steht Crowdfunding
gerade in den Startlöchern und deshalb könnte das gesamte Crowdfunding Projekt
mit Schwierigkeiten verbunden sein. Das ist jedoch auch den Betreibern der
Radiofabrik von Anfang an bewusst gewesen, jedoch sahen sie es zum Teil auch
als ein kleines Experiment an (vgl. Altendorf 2011: o.S.)




5.2 mysherpas- die Plattform für Crowdfunding und Fundraising

Da die Plattform mysherpas als Grundstein für die Realisierung des Crowdfunding
Projekts der Radiofabrik, wie auch für unser eigenes Projekt fungiert, ist es von
Bedeutung einen kurzen Überblick über die Plattform zu schaffen.
Gegründet wurde die Plattform mySherpas GmbH im August 2010 von 2 Herren, Dr.
Tim Busse und Markus Zabel, die die Crowdsponsoring-Idee nach Europa bringen
wollten. Eine Mischung aus Crowdfunding und Fundraising wird zum
Crowdsponsoring, so beschreiben es die Gründungsmitglieder von mysherpas.
Crowdfunding (bereits in Kapitel 2 definiert) und der Begriff Fundraising- übersetzt
also Kapitalbeschaffung- beschreibt die finanzielle Unterstützung von karitativen


                                          13
Projekten und die Beschaffung von Sponsoren (vgl. Haibach 2006: 19). Hinter
mysherpas steht ein Team von 6 Personen aus unterschiedlichen Sparten, die sich
zusammen getan haben und das Ziel verfolgen, die führende Crowdsponsoring
Plattform in Deutschland zu werden. Nach einer Studie über Crowdfunding im
deutschsprachigen Raum (vgl. Eisfeld-Reschke, Wenzlaff 2011: o.S.), ist mysherpas
die zweitbekannteste Crowdfunding Plattform nach „startnext―. mysherpas ist für
alle Arten von guten und überzeugenden Ideen offen.


     „Es werden alle unterstützt, die interessante, kreative, nützliche,
     engagierte, mutige, soziale oder völlig ausgefallene Ideen haben – ob
     Einmannshow oder Gemeinschaft, ob Existenzgründer oder Abenteurer,
     ob Künstler, Filmemacher oder Autoren, Sportverein oder
     Stadtteilprojekt. Wir wollen allen helfen, ihre Projektideen, Ambitionen,
     Veranstaltungen und Geschäfte zum Leben zu erwecken und erfolgreich
     werden zu lassen.“ (mysherpas GmbH 2011:o.S.)


Jeder der also eine gute Idee jeglicher Form hat, dem jedoch die finanziellen Mitteln
fehlen, kann sein Projekt durch mysherpas und mit Hilfe seiner Community,
realisieren. Das bedeutet aber auch dass die Community entscheidet, welches
Projekt gut ist und es Wert ist zu fördern. Deshalb ist es notwendig, möglichst viel
Zeit in das Marketing des eigenen Projekts zu investieren, damit es wahrgenommen
wird. Die Plattform, die nach einem Bergvolk des Himalayas benannt wurde, den
Sherpas, ist auch nach dieser alpinistischen Form aufgebaut. Es gibt die 4
Hauptkategorien:


       Expeditionen: Hier findet man alle Projekte, die es auf der Plattform gibt
       und die man unterstützen kann. Man kann die Suche durch gewisse Filter
       nach Dauer des Projekts, Länder und Kategorien eingrenzen.
       Basislager: Hier erhält man allgemeine Informationen über mysherpas, wie
       Richtlinien   und   Crowdsponsoring,    aber   auch      wie   man   zu   einem
       Gipfelstürmer, das bezeichnet den Projektleiter, wird.
       Gipfelbuch: Hier gelangt man zu deren Blog.
       Bergwacht: Hier erfährt man alles über das Team von mysherpas, den
       Pressespiegel, die Presse und die Medien.


Die Sherpas sind demnach die Unterstützer eines oder mehrerer Projekte.



                                         14
mysherpas basiert hier auf dem Prinzip „Alles oder nichts―. Das heißt ein
Projektinhaber oder Gipfelstürmer bekommt entweder nur die vorher angesetzte
volle Summe, falls diese in der vorgegebenen Zeit erreicht wurde, oder er fällt
wieder auf null zurück und bekommt Nichts. Nur im Falle eines erfolgreichen
Projekts erhält mysherpas 10% vom gesammelten Geld, ansonsten verlangt auch
mysherpas keine Gebühr.
Um ein Projekt anlegen zu können, muss man zuerst einen Account erstellen, der
von der Plattform verifiziert werden muss. Danach kann man anhand eines
vorgegebenen Leitfadens die Projektseite gestalten. Die Seite muss beinhalten, wer
man ist, was für ein Projekt man umsetzen will, wofür das Geld benötigt wird, in
welchem Zeitraum das Projekt unterstützt werden kann, wie hoch die erforderliche
Geldsumme ist und nicht zu vergessen sind die Prämien, die man vergeben kann.
Prämien oder Goodies als Dankeschön für die Beteiligung an der Finanzierung des
Projektes. Die Regel ist, je höher die gesponserte Geldsumme desto attraktiver die
Prämien. Zudem ist es vorgeschrieben, ein Video zu produzieren, wobei man
deutlich machen sollte, um was für ein Projekt es sich handelt. Es dient eigentlich
auch dem Zweck der Eigenwerbung. So kann man damit das Interesse der Sherpas
wecken. Ist das alles geschafft muss man nur noch kräftig die Werbetrommel rühren
und abwarten. Dieser Vorgang läuft bei den meisten Crowdfunding-Plattformen
identisch ab.


5.3 Der Verlauf des Crowdfunding Projekts Ein Sender der deinen Namen
    trägt

Da wir, Corinna Steiner und Matthias Falkinger, zu der Zeit, als das Crowdfunding
Projekt lief, auch Teil der Radiofabrik waren, haben wir den Verlauf des Projektes
mit seinen Stärken und Schwächen persönlich miterlebt und verfolgt. Wir haben im
Magazin um 5, dem Nachrichtenmagazin der Radiofabrik, mit Geschäftsführung,
Redaktionsleiter und Techniker, Interviews geführt und haben zum Teil bei der
Bekanntgabe und Werbung mitgeholfen. Der bevorstehende Umzug des Senders
der Radiofabrik von Maria Plain hinauf auf den Hochgitzen in Bergheim wird
insgesamt 20.000€ kosten, 5.000€ will die Radiofabrik im Rahmen eines
Crowdfunding Projekts aufbringen. Die Laufzeit dieses Projekts ist auf 3 Monate
begrenzt. Das Projekt trägt den Namen Ein Sender der deinen Namen trägt. Dieser
Name steht im Zusammenhang mit der Höchstprämie, die die Spender als
Gegenleistung erhalten. Der Höchstspender im gesamten Projekt erhält demnach


                                        15
auch die Höchstprämie und damit die Möglichkeit, dem neuen Sender einen Namen
zu verleihen. Das wiederum ist auf historischem Fundament gebaut. So hat man in
der Piratenradiozeit, den Anfängen der Freien Radios Salzburg, in der noch illegal
gesendet wurde, dem Sender einen Namen gegeben. Das hatte damals den Grund
dass die Radiopiraten von der Polizei abgehört wurden. Um trotzdem senden zu
können bekam der Sender den Codenamen Schorsch. Diese Tradition hat die
Radiofabrik wieder aufgegriffen, und so entstand auch der Name Ein Sender der
deinen Namen trägt. (Vgl. Magazin um 5, Wimmer 2011: 5:44 min)
Die weiteren Prämien waren, ab einer Spende von 10€ ein Abo der
Programmzeitung Hörsturz der Radiofabrik, ab 50€ konnte man sich ein T-Shirt aus
der „Radio to wear“ Kollektion aussuchen, ab 100€ bekam man einen
Workshopgutschein, ab 250€ vergab die Radiofabrik 10x Sendungspatronanz-Jingle
vor und nach dem Lieblingsprogramm und ab 500€ 10x Sendungspatronanz- Jingle
vor und nach dem Magazin um 5 (vgl. Radiofabrik 2011b: o.S.)
Das Crowdfunding startete am 1.8.2011, nach dem Dreh des Informationsvideos,
worin Techniker Markus Diess und Geschäftsführer Alf Altendorf das Projekt
ausführlich darstellten und auch die Notwendigkeit für die Durchsetzung schilderten.
Das Ende der Laufzeit wurde am 30.10.2011 festgemacht. In der Anfangsphase war
es ein etwas schleppender Beginn. Es wurde nicht viel gespendet, jedoch wurde
auch anfangs nicht viel Werbung dafür gemacht. Man versuchte zuerst, es von
selbst anlaufen zu lassen. „[…] das nur ins Netz zu stellen und darauf zu warten,
dass da jetzt das Geld rein kommt, so leicht ist es nicht[…]― (Magazin um 5,
Wimmer 2011: 9:03min.). Eine gute Idee zu haben und ein interessantes
Crowdfunding Projekt anzulegen reicht also nicht, es ist notwendig das Projekt auch
zu bewerben um Aufmerksamkeit zu erlangen. Dabei hatte die Radiofabrik auch den
Vorteil dass sie selbst ein Medium ist und die Möglichkeiten der Bekanntgabe
dadurch einfach sind. Eine Privatperson die ein Crowdfunding realisieren möchte
hat im Vergleich auf jeden Fall mehr Aufwand, sein Projekt bestmöglich zu
verbreiten und zu bewerben.
Die Radiofabrik produzierte also desweiteren einen Radiojingle, der auffordern sollte
das Crowdfunding der Radiofabrik zu unterstützen. Dabei wurde mit gutem Karma
und der Möglichkeit, dem neuen Sender einen Namen zu geben, geworben. Der
Jingle lief danach bis zum Ende der Projektphase jeden Tag im Radio. Es wurden,
wie schon erwähnt, Interviews im Magazin um 5 geführt, dem Nachrichtenformat der
eigenen Redaktion, das auch die Transparenz des Verlaufes des Projekts für



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RezipientInnen gewährleistet hat. Die Transparenz des Projekts war der Radiofabrik
ein großes Anliegen um den ganzen Prozess auch für die Community offenzulegen.
Das Crowdfunding Projekt wurde im Internet auf diversen Plattformen wie
Facebook, Twitter und auf der eigenen Homepage der Radiofabrik, aber auch durch
Mundpropaganda verbreitet. Am 15.Oktober wurde dann auch eine Senderwallfahrt
zu dem neuen Standort des Senders am Hochgitzen in Bergheim veranstaltet.
Wobei jeder der Interesse an der Pilgerreise hatte mitmachen konnte. Damit sollte
auch ein Teil der Kosten für die Senderübersiedlung aufgebracht werden, indem
sich jeder Teilnehmer der Wallfahrt einen persönlichen Sponsor suchen sollte, der
die Wallfahrt und somit auch das Crowdfunding Projekt mit einem kleinen oder
großen Geldbetrag unterstützt (Magazin um 5, Wimmer 2011: 7:50min.). Nach
dieser Senderwallfahrt gingen tatsächlich einige Spenden ein, jedoch nicht durch
mysherpas sondern größtenteils durch direktes zahlen an die Radiofabrik. Von den
gesamten Spenden wurde nur ein geringer Teil, ca. 1300€ (vgl. Magazin um 5,
Altendorf 2011: 5:20min.) über mysherpas eingezahlt. Die meisten Spender zahlten
auf direktem Weg an die Radiofabrik. Aus diesem Grund entschied man sich auch
dazu,   zusätzlich   zu   dem   Account    auf   mysherpas,   Überweisungsscheine
anzufertigen. Diese wurden dann an potenzielle Spender verteilt. Diese Entwicklung
beschreibt Geschäftsführer Alf Altendorf (Magazin um 5 2011: 6min.) mit der
Begründung, dass einigen aus unserer Gesellschaft das Überweisen durch diverse
Internetplattformen noch zu suspekt erscheint und dass viele damit überfordert
waren, sich zuerst einzuloggen, zu registrieren ein Paypal- Konto zu erstellen und
dabei persönliche Daten preis zugeben. Die Angst vor einem möglichen Missbrauch
der persönlichen Daten im Internet ist bei vielen noch gegeben. Altendorf meint
außerdem, dass wir in Österreich einfach noch nicht soweit sind, mit solchen
Werkzeugen wirklich professionell arbeiten zu können. Die Erkenntnis aus ihrem
eigenen Crowdfunding- Projekt ist jedenfalls, dass es rein durch mysherpas nicht
funktioniert hätte, die 5000€ zu erreichen und damit ein erfolgreiches Crowdfunding
Projekt abzuschließen (vgl. Magazin um 5, Altendorf 2011: 7:15min). Wenn man in
dem ganzen Prozess nicht zusätzliche Maßnahmen ergriffen hätte, wie es die
Radiofabrik in Form von Annahmen von direkten Spenden und einer direkten
Kommunikation mit den potenziellen Spendern, dann wäre das Crowdfunding
Projekt womöglich gescheitert. Dieses ganze Vorhaben ist mit einem hohen Maß an
Aufwand und regelmäßiger Betreuung verbunden (vgl. Magazin um 5, Altendorf
2011: 5:35min.) Es ist nach den Erkenntnissen, die man durch das Crowdfunding



                                          17
Projekt bekommen hat, nur möglich, durch eine möglichst große und vor allem
bekannte Masse das Geld aufzubringen. In dem Fall wurden tatsächlich nur
insgesamt ca. 200€ von Unbekannten gesponsert (vgl. Magazin um 5, Altendorf
2011: 12:05min.). Kurz vor Projektende hatte die Radiofabrik dann auch
beschlossen, eine Sammeleinzahlung, also Geld das zuvor persönlich in der
eigenen Radiofabrik Community gesammelt wurde, gemeinsam auf mysherpas
einzuzahlen. Somit kamen dann insgesamt 5624€ zusammen (vgl. Magazin um 5,
Altendorf 2011: 4:50min). Der Höchstspender ist die Computerwissenschaft der
Universität Salzburg, die schlussendlich den neuen Sender auch taufen darf (vgl.
Magazin um 5, Altendorf 2011: 13:20min.). Der Senderumzug wird sodann
vorrausichtlich im Frühjahr beginnen und spätestens im Juni 2012 wird der neue
Sender in Betrieb genommen (vgl. Magazin um 5, Altendorf 2011: 15:55min.). Die
Computerwissenschaftler haben bereits angekündigt, den Namen erst bekannt zu
geben, wenn der Sender dann in Betrieb genommen wird.



6. Ein Staat der deinen Namen trägt – Crowdfunding im Selbstversuch

In diesem Kapitel werden das Vorgehen und der Verlauf unseres empirischen
Selbstversuchs eines eigenen Crowdfundings beschrieben.
Zu Beginn stand nur die Idee, ein eigenes Crowdfunding zu starten, um sich dann in
dieser Arbeit kritisch damit auseinander zu setzen. Dabei gab es noch keinen festen
Plan, was wir gerne finanziert hätten und es war auch nicht sicher, ob es überhaupt
möglich sein wird, ein Crowdfunding in diesem Rahmen durchzuführen. Auf Grund
unseres Mitwirkens beim Crowdfunding der Radiofabrik zum neuen Senderstandort
wussten wir jedoch bereits von Anfang an, wie so ein Crowdfunding in etwa abläuft.
Der Ursprungsgedanke reifte weiter und es entstand die Überlegung, dass wir uns
die vorliegende Arbeit finanzieren lassen. Die Kosten für so eine Arbeit sind zwar
recht gering, wenn man jedoch alle Kleinigkeiten mit einberechnet, schien es im
Bereich des Machbaren zu liegen.
Zweifel gab es vor allem am Themenbereich. Es stellte sich die Frage, wie sehr die
Menschen dazu bereit sind in den Bildungsbereich zu investieren? Jedoch kann
Crowdfunding im Bildungsbereich aus verschiedenen Gründen eine interessante
Option sein. In Bezug auf größere Projekte, z.B. Bildungsveranstaltungen kann sich
das Verhältnis zwischen Spende und erhaltener Dienstleistung mehr als nur
ausgleichen. (Vgl. Röthler 2011: 22)



                                        18
Doch auch im kleinsten Rahmen, wie das bei uns der Fall war, sahen wir Chancen
auf Erfolg. Vor allem Neulinge im Bereich des Crowdfunding konnte man als unsere
Zielgruppe sehen. Ein kleines Projekt zu unterstützen und als Goodie für die
Höchstspende die vorliegende Arbeit in gebundener Form zu erhalten, sollte allein
wegen des eventuell hilfreichen Inhalts ein schöner Anreiz sein. Deshalb wurde die
Anfangsidee nun endgültig in die Tat umgesetzt und alle Vorbereitungen für den
Start des Crowdfundings getroffen.
Alle anderen Spender sollten als Goodie eine Danksagung in dieser Arbeit erhalten.
Als Plattform haben wir uns, wegen der Erfahrung durch die Radiofabrik, für
mysherpas entschieden. Ein weiterer Grund war, dass diese Plattform themen-
übergreifend aufgebaut ist. Der Titel des Crowdfundings und somit auch dieser
Arbeit, Ein Staat der deinen Namen trägt, wurde aus verschiedenen Gründen
gewählt. Einerseits natürlich in Anlehnung an den Titel des Crowdfundings der
Radiofabrik, welches ja auch großer Bestandteil dieser Arbeit ist. Andererseits ist
unser ausformuliertes Ziel, herauszufinden, ob Crowdfunding in Österreich (schon)
funktioniert.
Dazu mussten wir das erforderliche Video drehen, in dem erläutert wird, warum wir
dieses Crowdfunding durchführen. Das Video haben wir dann auf YouTube, einer im
weiteren Sinne auf dem Prinzip des Crowdsourcing aufbauenden Online-Video-
Plattform,      gestellt.   Dort   ist   es,   Stand   29.02.2012,   unter   dem   URL
http://www.youtube.com/watch?v=8oQUxYEAro0&context=C39e2f4fADOEgsToPDs
kKwE3vaGAVh-PsT3i6YRPYd weiterhin abrufbar.
Mit dem nächsten Schritt, der Anmeldung auf der Plattform mysherpas, kamen dann
erste Schwierigkeiten und Probleme auf.
Während die Anmeldung an sich ganz einfach ist, fordert mysherpas zum Start
eines Projekts das Ausfüllen eines Verifizierungsformulars, die Angabe einer
Kontonummer, eine Ausweiskopie samt Adressennachweis, eine Unterschrift und
das Überweisen von 1€ auf das mysherpas-Konto. Zudem muss natürlich ein
YouTube-Account vorhanden sein. So sehr man diese Sicherheitsvorkehrungen
verstehen kann, ist es mit viel Aufwand verbunden und sehr umständlich
umzusetzen, ein Projekt zu starten. Dazu kam das aus den Informationen auf der
Plattform nicht ersichtlich wurde welches Konto das mysherpas Konto war. Auch
nach mehrmaligen Versuchen einer Kontaktaufnahme durch Email wurde man nicht
aufgeklärt. Ein weiteres Problem stellt die Mindestspende von 10€ da. Bei einem
kleinen Projekt wie unserem steht es nicht mehr im Verhältnis, wenn man 10€ für



                                               19
eine Danksagung und 20€ für die gebundene Arbeit investieren müsste. Daher
wurde die Zielsumme auf 50€ festgesetzt.
In der Regel sollte die Verifizierung nicht länger als drei Tage dauern. Doch hierbei
hat sich ein für uns entscheidendes Problem aufgetan, denn der Account, über den
unser Crowdfunding laufen sollte, wurde erst nach ca. einem Monat verifiziert und
es war uns nicht möglich, unser eigenes Projekt zu veröffentlichen.
Auf eine Nachfrage per Mail bei mysherpas, wo denn das Problem liegen könnte,
wurde uns nicht geantwortet. Beim überprüfen, ob uns bei der Anmeldung ein
Fehler unterlaufen ist, konnten wir auch nur feststellen, dass wir genau nach
Vorgabe vorgegangen sind.
Spätestens jetzt standen Aufwand und der erhoffte Erfolg unseres kleinen
Crowdfundings in keinem fairen Verhältnis mehr zueinander. Bei so einem kleinem
Projekt sollte man tatsächlich sehr gut überlegen, wie sinnvoll es ist ein Funding zu
starten. Selbst wenn unsere Verifizierung ohne Probleme funktioniert hätte, wäre es
letztendlich sehr viel Aufwand für eine äußerst geringe Erfolgsaussicht. Da wir
dadurch auch viel Zeit und womöglich auch Geld in die Vermarktung hätten
investieren müssen.
So lässt sich also nur sagen, dass Crowdfunding in der Theorie hervorragend
funktioniert, in Praxis zeigt sich jedoch, dass dies keinesfalls ein Selbstläufer ist.




                                            20
7. Fazit

Abschließend möchten wir uns nochmal auf die Frage beziehen, die wir am Anfang
dieser Arbeit gestellt haben und klären was nun unser Fazit nach dieser
Untersuchung ist.


             Funktioniert Crowdfunding in Österreich (schon)?


Leider muss eingesehen werden, dass diese anhand der Proseminararbeit nicht
sicher zu beantworten ist.
So   wurde    zwar   das     Crowdfunding      der   Radiofabrik   letztlich   erfolgreich
abgeschlossen, doch ohne so manche Tricks wäre dies nicht möglich gewesen. Erst
durch eine Sammeleinzahlung der Community wurde letztlich die Zielsumme
erreicht. Allein über mysherpas wäre dies wohl nicht gelungen, wie auch
Geschäftsführer Alf Altendorf verkündet hat.
Bei unserem eigenen, nicht durchführbaren Crowdfunding kann man natürlich keine
Rückschlüsse ziehen, ob es erfolgreich abgeschlossen werden hätte können. Und
doch drängt sich die Vermutung auf, dass es sehr schwierig geworden wäre, das
Funding erfolgreich abzuschließen. Diese Vermutung deckt sich auch mit den
Aussagen des Geschäftsführers der Radiofabrik, Alf Altendorf. Hat er sich zwar auf
die Radiofabrik bezogen, könnte man wohl seine Aussagen über die Erfolgschancen
nahezu unverändert auch auf den Selbstversuch beziehen.
Was sich sicherlich sagen lässt ist, dass Crowdfunding hier in Österreich seinen
Höhepunkt noch vor sich hat. Tendenziell muss die gestellte Frage mit „Nein, noch
nicht― beantwortet werden. Denn derzeit ist Crowdfunding einfach noch zu
unbekannt. Doch wenn sich der Trend fortsetzt, dann ist es nur noch eine Frage der
Zeit, bis in Österreich große Crowdfunding Projekte, Aufmerksamkeit geschenkt
bekommen.
So kann man nur sagen, dass es zwar nicht gelungen ist, die gestellte
Forschungsfrage mit absoluter Sicherheit zu beantworten. Aber es ist gelungen,
Crowdfunding verständlicher zu machen und in deren möglichen Verlauf einmal
Einblick zu erhalten, sowie Freie Radios und speziell die Radiofabrik näher zu
erläutern.




                                         21
8. Literaturverzeichnis


Altendorf, Alf (2009): Verein Freier Rundfunk übernimmt Senderanlagen GesmbH.
Online unter http://www.radiofabrik.at/home/home-news-einzelansicht/article/verein-
freier-rundfunk-uebernimmt-sendeanlagen-gesmbh.html (16.02.2012).

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http://www.radiofabrik.at/presse/presse-aussendungen/press2011/radiofabrik-
senderwallfahrt-am-15-oktober.html (16.02.2012).

Belleflamme, Paul/ Lambert, Thomas/ Schwienbacher, Armin (2010): Crowdfunding.
Tapping the Right Crowd. Online unter
http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=1578175 (28.02.2012).

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Online unter http://www.ikosom.de/2011/06/13/crowdfunding-studie-2011/
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Haibach, Marita (2006): Handbuch Fundraising. Spenden, Sponsoring, Stiftungen in
der Praxis. Frankfurt/Main: Campus Verlag GmbH.

Hübner, Melanie (2010): Crowdfunding. Spendensammeln 2.0. Online unter
http://www.swr.de/kultur/crowdfunding/-
/id=3270/nid=3270/did=8889002/1kb4ego/index.html (28.02.2012).

Institut für Medienkompetenz (2011): Das duale Rundfunksystem Österreichs.Online
unter http://www.medienkompetenz.cc/2011/03/06/das-duale-rundfunksystem-
osterreichs/ (14.02.2012).

Kaltenbeck, Julia (2011): Crowdfunding und Social Payments in
Anwendungskontext von Open Educational Resources. Berlin: epubli GmbH.

Magazin um 5 (2011). Die Radiofabrik, ohne Datum, von 17:06h bis 18:00h,
Altendorf, Alf

Magazin um 5 (2011). Die Radiofabrik, ohne Datum, von17:06h bis 18:00h,
Wimmer, Georg

Magazin um 5 (2011). Die Radiofabrik, ohne Datum, von 17:06h bis 18:00h, Diess,
Markus

mysherpas GmbH (2011): Online unter http://www.mysherpas.com/# (20.02.2012).

Purkarthofer, Judith / Pfisterer, Petra / Busch, Brigitta (2008): Nichtkommerzieller
Rundfunk in Österreich und Europa. 10 Jahre Freies Radio in Österreich. Band 3.
Wien: RTR GmbH.

Radiofabrik Salzburg (o.J.)a: Leitbild der Radiofabrik. Online unter
http://www.radiofabrik.at/aboutus/leitbild.html (15.02.2012).



                                          22
Radiofabrik Salzburg (o.J.)b: Programm der Radiofabrik. Online unter
http://www.radiofabrik.at/aboutus/team/programm.html (15.02.2012).

Radiofabrik Salzburg (2011)a: Verein freier Rundfunk. Online unter
http://www.radiofabrik.at/aboutus/verein.html (15.02.2012).

Radiofabrik Salzburg (2011)b: Vorstand Verein freier Rundfunk Salzburg. Online
unter http://www.radiofabrik.at/aboutus/team/vorstand.html (15.02.2012).

Radiofabrik Salzburg (2011)c: Ein Sender der deinen Namen trägt. Online unter
http://www.radiofabrik.at/workshopsprojekte/aktuelleprojekte/ein-sender-der-deinen-
namen-traegt.html (15.02.2012).

Röthler, David (2011): Schlau dank Crowd – Crowdfunding im Bildungsbereich. In:
ikosom UG/ Wenzlaff, Karsten/ Eisfeld-Reschke, Jörg (Hg.): Crowd Funding
Handbuch. Berlin: Institut für Kommunikation in sozialen Medien, S. 22.

RTR- Rundfunk & Telekom Regulierungs GmbH (2011): Bescheid der KommAustria
vom 11.04.2011. Online unter http://www.rtr.at/de/m/KOA141611013 (15.02.2012).

VFRÖ- Verband Freier Radios Österreich (2006): Geschichte der Freien Radios in
Österreich. Online unter http://www.freie-radios.at/article.php?ordner_id=27&id=52
(13.02.2012)

VFRÖ- Verband Freier Radios Österreich (2007): Leitbild. Charta der Freien Radios
Österreich. Online unter http://www.freie-radios.at/article.php?ordner_id=27&id=176
(14.02.2012).

VFRÖ- Verband Freier Radios Österreich (2007): Leitbild. Was ist Freies Radio und
was tut der VFRÖ? Online unter http://www.freie-
radios.at/article.php?ordner_id=27&id=176 (14.02.2012).

Wenzlaff, Karsten (2011): 10 Fragen – 10 Antworten. In: ikosom UG/ Wenzlaff,
Karsten/ Eisfeld-Reschke, Jörg (Hg.): Crowd Funding Handbuch. Berlin: Institut für
Kommunikation in sozialen Medien, S. 4.




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  • 1. Universität Salzburg Fachbereich für Kommunikationswissenschaft „Ein Staat der deinen Namen trägt― Crowdfunding in Österreich. Sind wir schon so weit? ____________________ Eine Untersuchung zur Situation Crowdfunding in Österreich anhand des Crowdfunding-Projekts der Radiofabrik „Ein Sender der deinen Namen trägt― und anhand eines Selbstversuches. von Corinna Steiner (0920545) und Matthias Falkinger (0920204) im Rahmen des Proseminars „Crowdsourcing für Kommunikationsprojekte― im Wintersemester 2011/2012 unter der Leitung von Mag. David Röthler eingereicht am 29. Februar 2012 Kontakt: matthias.falkinger@stud.sbg.ac.at / corinna.steiner@stud.abg.ac.at
  • 2. Eidesstattliche Erklärung Hiermit versichere ich an Eides statt, dass wir die vorliegende □ Seminararbeit □ Bakkalaureatsarbeit □ Magisterarbeit ohne fremde Hilfe und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen und Hilfsmittel angefertigt und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht haben. Diese Arbeit wurde in gleicher oder ähnlicher Form noch bei keiner anderen Prüferin/ keinem anderen Prüfer als Prüfungsleistung eingereicht. Uns ist bekannt, dass Zuwiderhandeln mit der Note —nicht genügend (ohne Möglichkeit einer Nachbesserung oder Wiederholung) geahndet wird und weitere rechtliche Schritte nach sich ziehen kann. Diese Arbeit wurde in digitaler Fassung zur Prüfung der o.g. Erklärung bei der zuständigen Prüferin/dem zuständigen Prüfer hinterlegt. Matthias Falkinger Corinna Steiner 0920204 0920545 Salzburg, 29.02.2012 Salzburg, 29.02.2012
  • 3. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 01 2. Was ist Crowdfunding? 02 3. Freie Radios in Österreich 03 3.1 Die Anfänge der Freien Radios in Österreich 03 3.2 Prinzipien und Grundsätze Freier Radios in Österreich 05 3.3 Der Verband der Freien Radios Österreich- VFRÖ 07 4. Die Radiofabrik. Freier Rundfunk Salzburg 08 4.1 Die Anfänge 09 4.2 Programm und Konzept 10 4.3 Die Organisation 12 5. Ein Sender der deinen Namen trägt – Das Crowdfunding Projekt der Radiofabrik 12 5.1 Grund für das Crowdfunding Projekt 12 5.2 MySherpas- die Plattform für Crowdfunding und Fundraising 13 5.3 Der Verlauf des Crowdfunding Projekts Ein Sender der deinen Namen trägt 15 6. Ein Staat der deinen Namen trägt – Crowdfunding im Selbstversuch 18 7. Fazit 21 8. Literaturverzeichnis 22
  • 4. 1. Einleitung Der Begriff des Crowdfundings ist zwar noch relativ unbekannt, doch der Trend zeigt deutlich nach oben. In einigen Branchen wird Crowdfunding inzwischen regelmäßig eingesetzt und auch die mediale Aufmerksamkeit ist stark gestiegen. Während eines Redaktions-Praktikums bei der Radiofabrik, dem freien Radio in Salzburg, waren die AutorInnen dieser Arbeit unmittelbar an einem Crowdfunding Projekt beteiligt. Ziel war es, innerhalb von 3 Monaten 5000€ zu sammeln, um den Wechsel des Senderstandorts zu finanzieren. Durch diesen ersten Kontakt mit Crowdfunding wurde das Interesse geweckt und auch so manch andere Crowdfunding Projekte mit verfolgt. Dabei war sehr auffällig, dass v.a. in den USA und Südamerika Crowdfunding schon sehr erfolgreich ist und Deutschland langsam nachzuziehen scheint. Doch in Österreich scheint diese Form von Spenden kaum zu existieren. Die Radiofabrik bildete da eine Ausnahme. Daher stellt sich nun folgende Frage, welche im Laufe der Arbeit beantwortet werden soll: Funktioniert Crowdfunding in Österreich (schon)? Beantwortet werden soll diese Frage vor allem mit Hilfe des bereits erwähnten Crowdfunding der Radiofabrik und einem eigenen, von den AutorInnen durchgeführten, Projekt. Damit dies möglich ist, wird zuerst der Begriff des Crowdfunding definiert und erläutert. Weiters werden auch die Radiofabrik und freie Radios im Allgemeinen vorgestellt. Dabei geht es von den Anfängen des freien Radios, über deren Prinzipien, bis hin zum Verband der Freien Radios Österreich. Auch bei der Radiofabrik selbst werden zuerst die Anfänge erläutert, um dann noch Programm, Konzept und Organisation darzulegen. Anschließend werden dann die beiden Crowdfunding Projekte, das der Radiofabrik und der Selbstversuch, detailliert erläutert. Abschließend wird in einem Fazit die Arbeit nochmal kurz zusammengefasst, das Ergebnis des eigenen Crowdfundings interpretiert und ein kurzer Ausblick auf die Zukunft gegeben. 1
  • 5. 2. Was ist Crowdfunding? Um den Begriff des Crowdfunding zu definieren, gilt es zuerst ganz kurz zu erwähnen, dass Crowdfunding ähnlich und ausgehend vom Prinzip des sogenannten Crowdsourcing funktioniert. Beim Crowdsourcing geht es darum, dass durch die Hilfe vieler Menschen, finanziell, aber auch durch Wissen oder Fähigkeiten, Projekte erstellt werden (vgl. Wenzlaff 2011: 4). Crowdfunding behandelt nun speziell den Bereich der finanziellen Unterstützung. Um Crowdfunding zu definieren, wird erst mal bewusst das, auf dem Prinzip des Crowdsourcing basierende, Online Lexikon Wikipedia herangezogen. Dort heißt es: „Crowdfunding [H.i.O.] [kɹ aʊ dˈf ndiŋ] oder Schwarmfinanzierung ʌ [H.i.O.] ist eine Art der Finanzierung. Mit dieser Methode der Geldbeschaffung lassen sich Projekte, Produkte, die Umsetzung von Geschäftsideen und vieles andere mit Fremdkapital versorgen. Eine so finanzierte Unternehmung und ihr Ablauf werden auch als eine Aktion bezeichnet. Ihre Kapitalgeber sind der Schwarm – in aller Regel bestehend aus Internetnutzern, da zum Crowdfunding meist im World Wide Web aufgerufen wird.“ (Wikipedia 2011: o.S.) In dieser Definition, in der Wissen als Crowdsourcing-Hilfsmittel verwendet wurde, werden die Geldgeber, also die Crowd, als Schwarm bezeichnet, wodurch auch die Herkunft des deutschen Begriffs Schwarmfinanzierung geklärt ist. Doch so sehr sich diese Arbeit mit dem Thema des Crowdfunding, und damit indirekt mit Crowdsourcing, auseinandersetzt, muss auch hier erwähnt werden, dass Wikipedia keine wissenschaftliche Quelle darstellt. Zudem ist Crowdfunding keine deutsche Erfindung, weshalb auch eine internationale, wissenschaftlichere Definition des Begriffs Crowdfunding angebracht scheint. “The basic idea of crowdfunding is to raise external finance from a large audience (the “crowd”), where each individual provides a very small amount, instead of soliciting a small group of sophisticated investors.” (Belleflamme/Lambert/Schwienbacher 2010: o.S.) Belleflamme, Lambert und Schwienbacher erwähnen also explizit das Individuum, das beim Crowdfunding einen Beitrag leisten kann. 2
  • 6. Doch noch immer ist nicht ganz klar, was so ein Crowdfunding eigentlich genau ist und wie genau die Individuen in so ein Projekt involviert sind. Gut erläutert hat dies Alf Altendorf, der Geschäftsführer der Radiofabrik, dem freien Radio in Salzburg, in einem Interview des eigenen Nachrichtenmagazins Magazin um 5. „Crowdfunding ist ein Modebegriff. […] Crowd [H.d.V.] ist eine Menge an Leuten und Funding [H.d.V.] ist Finanzierung. Eine Menge an Leuten finanziert etwas. Der Unterschied zwischen Spenden und Funding ist eben: Crowdfunding Projekte bieten immer Gegenleistungen in Form von Goodies [H.d.V.].“ (Magazin um 5, Altendorf 2011: 3:07min.) Er bringt hier die wichtigsten Punkte zusammen. Crowdfunding ist ein ziemlich neuer Begriff und auch eine relativ neue Art, finanzielle Mittel zu sammeln. Des Weiteren erklärt Altendorf den Begriff Crowdfunding wortwörtlich, indem er nicht versucht diesen komplett zu übersetzen, sondern in zwei Wörter auftrennt. Und zu guter Letzt weist er auf den entscheidenden Unterschied zwischen Crowdfunding und einer normalen Spendenaktion hin. Ein letzter wichtiger Punkt fehlt allerdings noch in allen drei Definitionen. Beim Crowdfunding werden immer ein Zielbetrag und ein bestimmter Zeitrahmen angesetzt. Sollte das Funding in der vorgegebenen Zeit nicht erfolgreich sein und die vorgegebene Zielsetzung verfehlt werden, fließt das bis zu diesem Zeitpunkt eingegangene Geld komplett zurück an die jeweiligen Funder. Zusammenfassend kann man Crowdfunding also als Mittel zur Geldbeschaffung durch eine Vielzahl von Individuen sehen, welche für ihre Unterstützung eine kleine Gegenleistung bekommen. Im Erfolgsfall kann durch Crowdfunding dann ein bestimmtes Projekt ermöglicht und umgesetzt werden. 3. Freie Radios in Österreich An diesem Punkt wird, aufgeteilt auf drei einzelne Bereiche, das freie Radio in Österreich erläutert. Die Punkte befassen sich mit den Anfängen, den Prinzipien und dem Verband Freier Radios (VFRÖ). 3.1 Die Anfänge der Freien Radios in Österreich Alles begann mit der Entwicklung der sogenannten Piratenradios. Piratenradios bildeten sich bereits in der 1. Republik mit dem Ziel das Rundfunkmonopol, damals die RAVAG (Vorgänger des ORF), aufzuheben (vgl. VFRÖ- Geschichte des Freien Radios Österreich 2006: o.S.). Grund dafür war die Unzufriedenheit mit der RAVAG. Man wollte gegen eine einseitige Berichterstattung arbeiten. Es gab zu der Zeit 3
  • 7. sogar Forderungen nach einer Legalisierung proletarischer Radiosender, jedoch wurden diese nach kurzer Zeit wieder eingestellt (vgl. ebd.). Die Programme der Piratenradios behandelten zum Großteil politische Themen, in Form von Auflehnungen gegen politische Entscheidungen etc. „Die ersten RadiopiratInnen der 2. Republik waren die Macher von Ö-Frei. Sie sendeten ab Dezember 1979 in Graz vier Sendungen á 15 Minuten.― (VFRÖ- Geschichte des Freien Radios Österreich 2006: o.S.) Danach gab es erst wieder im Jahr 1987 Piratenaktivitäten. Die Piratentätigkeit hatte von Anfang an politische Gründe mit dem Gedanken der Durchsetzung des legalen Freien Radios. Die Legalisierung würde ermöglichen, dass nicht nur eine einheitliche Meinung in der Gesellschaft generiert wird, sie würde die Entstehung einer Meinungsvielfalt ermöglichen. Anfangs wurde von Seiten des Staates versucht dieses Vorhaben mit allen Mitteln zu verhindern (vgl. VFRÖ- Geschichte des Freien Radios Österreich 2006: o.S.). Ende des Jahres 1992 verschärfte sich die Situation drastisch, bis dann im Juli 1993 der regelmäßige Betrieb der Piratenradios eingestellt wurde. „Die verschärfte Verfolgung stand in Zusammenhang mit dem Regionalradiogesetzesentwurf, in dem Freie Radios nicht vorgesehen waren.― (VFRÖ- Geschichte des Freien Radios Österreich 2006: o.S.) Im gleichen Jahr als man den Betrieb der Piratenradios eingestellt hatte wurde der Verein IG Freies Radio, (heute der Verband Freier Radios Österreich) gegründet um die Interessen der Freien Radios zu vertreten und die Legalisierung wie die Lizenzverteilung zu ermöglichen. Nach einigen Unstimmigkeiten und Gesetzesänderungen kam es dann 1997 endlich dazu das der Nationalrat die Novelle zum Regionalradiogesetz beschlossen hat, welches Regional- und endlich auch Lokalradio vorsah. In einer vorausgesetzten Frist konnte man sich nun um Radiolizenzen bewerben. Die Behörde vergab 42 Lokalfrequenzen. Im Kampf um diese Lizenzen erhielten von 12 Freien Radiobewerbern, 8 BewerberInnen eine Lizenz oder wurden in Form eines Sendefensters integriert (vgl. VFRÖ- Geschichte des Freien Radios Österreich 2006: o.S). Danach hatten die erfolgreich lizenzierten Freien Radios ein Jahr Zeit um auf Sendung zu gehen. Eine Überschreitung der einjährigeFrist hätte zu einem Lizenzentzug geführt (vgl. ebd.). Das Problem dabei war für viele die finanzielle Situation und die hohen Investitionskosten. Jedoch haben alle lizenzierten Radios die Hürde gemeistert und gingen in vielen Teilen Österreichs auf Sendung. Bereits 1995, also noch vor der Lizenzvergabe, verpflichteten sich die Freien Radios in Österreich, im Rahmen einer Charta des Verbandes Freie Radios Österreich, zu 4
  • 8. ethischen Grundprinzipien die bis heute noch gültig sind (vgl. Purkarthofer, Pfisterer, Busch 2008: 14). Diese werden im nächsten Kapitel noch genauer erläutert. 3.2 Prinzipien und Grundsätze freier Radios in Österreich „Als dritte Säule der Rundfunklandschaft neben öffentlich-rechtlichen und kommerziell-privaten RundfunkveranstalterInnen erweitern Freie Radios die Meinungsvielfalt.― (VFRÖ- Charta der Freien Radios Österreich 2007: o.S.) Einer der wesentlichen Unterschiede zwischen den drei Rundfunksystemen ist ihre Vorstellung von RezipientInnen. Öffentlich-rechtliche Medien folgen einem gesetzlich festgelegten öffentlichen Auftrag, der zum Großteil durch Gebühren finanziert wird, aber auch zu einem geringen Teil durch Werbeeinnahmen (vgl. Institut für Medienkompetenz 2011: o.S.). Die Aufgabe liegt darin die Bürger innerhalb eines nationalstaatlichen Gefüges zu informieren, um eine Partizipation an demokratischen Prozessen zu ermöglichen (vgl. Purkarthofer, Pfisterer, Busch 2008: 15). Hingegen sind kommerzielle Medien privat organisiert und deren einziger Zweck ist sich wirtschaftlich, ausschließlich durch Werbeeinnahmen, zu bereichern (vgl. Institut für Medienkompetenz 2011: o.S.). Dabei wird das Publikum als Markt gesehen, dem Konsumgüter jeglicher Art durch die Medien verkauft werden sollen (vgl. Purkarthofer, Pfisterer, Busch 2008: 15). Davon ausgehend werden also Medien nur als Instrument benutzt um möglichst viel verkaufen zu können. Anders sind da freie Radios, die weder gesetzlich festgelegten Vorlagen folgen, noch auf Profit aus sind. Sie sind demnach eben frei, nicht-kommerziell organisiert und leben von öffentlichen Förderungen, Spenden, Sponsoren und Eigenleistungen. Das Ziel oder der Gegenstand der Arbeit Freier Radios ist Gemeinnützigkeit, Offenheit, Unabhängigkeit und Transparenz der Organisation zu gewährleisten. Freie Radios sehen sich zumal als Sprachrohr der Gesellschaft ohne jegliche Aussicht auf Gewinnmaximierung. Der Gedanke dabei ist, dass der Zugang zum Radio jedem offen stehen soll, der sich an der Programmgestaltung beteiligen möchte. Somit haben auch diverse Randgruppen, wie ethische Minderheiten, die Möglichkeit ihre Meinungen kund zu tun und einen Beitrag für die Allgemeinheit herzustellen. „Tendenziell geht es darum, die Trennung zwischen Produzenten/- innen und Konsumenten/-innen aufzuheben.― (Purkarthofer, Pfisterer, Busch 2008: 16) Das bedeutet die RezipientInnen werden aus der Rolle des passiven Publikums genommen und zu aktiven Produzenten von Radioinhalten gemacht (vgl. u.a. Radiofabrik Salzburg o.J.a: o.S.). Demnach ist auch von einem aktiven Publikum die 5
  • 9. Rede, dem es möglich ist, zu einem Teil des Bürgerradios zu werden. Wie bereits in Kapitel 3.1 angeschnitten, verpflichten sich Freie Radios in Österreich seit 1995 den Grundsätzen, die in Form einer Charta des Verbandes Freier Radios Österreich festgehalten wurden. Demzufolge müssen Freie Radios folgende Grundsätze erfüllen: Offener Zugang / Public Access . Freie Radios geben allen Personen und Gruppen innerhalb des gesetzlichen Rahmens die Möglichkeit zur unzensierten Meinungsäußerung und Informationsvermittlung. Vorrang haben dabei soziale, kulturelle und ethnische Minderheiten, sowie solche Personen und Gruppen, die wegen ihrer gesellschaftlichen Marginalisierung oder sexistischen oder rassistischen Diskriminierung in den Medien kaum oder nicht zu Wort kommen. Partizipation . Freie Radios stellen Trainings-, Produktions- und Verteilungsmöglichkeiten zur Verfügung. Sie bilden Plattformen lokaler und (über-)regionaler Musik-, Kunst- und Kulturproduktion für gesellschaftspolitische Initiativen und für gesellschaftlich oder medial marginalisierte Communities. Sie laden ihre HörerInnen zur aktiven Beteiligung ein, spiegeln die gesellschaftliche, kulturelle und sprachliche Vielfalt ihrer Ausstrahlungsgebiete wider und fördern den interkulturellen Dialog. Gemeinnützigkeit / Nichtkommerzialität . Freie Radios sind kein Privateigentum eines/r Einzelnen, sondern sind gemeinsam von ihren NutzerInnen getragene Organisationsformen, die vor allem dem Prinzip der Gemeinnützigkeit unterliegen. Ihre Tätigkeit ist nicht auf Gewinn ausgerichtet und verfolgt das Prinzip eines werbefreien Radios ohne kommerzielle Produktwerbung. Um die Existenz und Unabhängigkeit gewährleisten zu können, braucht es eine Diversifizierung der Einnahmequellen. Die Finanzierung erfolgt durch Eigenleistungen wie Projekte oder Kooperationen, öffentliche Förderungen, Mitgliedsbeiträge und Spenden oder auch Sponsoring. Transparenz / Organisation In Freien Radios sind die Organisation und die Auswahlkriterien für Sendeinhalte durchschaubar und nachprüfbar zu halten. Die TrägerInnen Freier Radios 6
  • 10. handhaben ihr Management, ihre Programmgestaltung und ihre Beschäftigungs- praxis so, dass sie jede Form der Diskriminierung ausschließt; sie sind dabei gegenüber allen UnterstützerInnen, dem Personal und den ehrenamtlichen MitarbeiterInnen offen und verantwortlich. Sie fördern die Mitwirkung von MigrantInnen und Frauen in allen Bereichen. Lokalbezug/ Regionale Entwicklung Freie Radios verstehen sich als Kommunikationsmittel im lokalen und regionalen Raum und unterstützen die regionale Entwicklung. Damit fungieren Freie Radios auch als fördernde Plattformen für regionalbezogene Kunst- und Kulturschaffende, in denen es für KünstlerInnen Auftritts- und Verbreitungsmöglichkeiten gibt. Darüber hinaus findet eine Auseinandersetzung mit überregionalen und internationalen Themen statt. Freie Radios arbeiten aktiv zusammen, z.B. durch Programmaustausch oder die gemeinsame Realisierung von medialen, kulturellen, künstlerischen oder gesellschaftspolitischen Projekten. Unabhängigkeit Freie Radios sind im Besitz, in der Organisationsform, in der Herausgabe und in der Programmgestaltung unabhängig von staatlichen, kommerziellen und religiösen Institutionen und politischen Parteien. Anspruch Freie Radios fördern eine selbstbestimmte, solidarische und emanzipatorische Gesellschaft. Sie wenden sich gegen jede Form der Diskriminierung aufgrund von Geschlecht oder sexueller Orientierung, Herkunft, Abstammung Hautfarbe oder Ethnie, religiöser oder politischer Anschauung, aufgrund körperlicher oder geistiger Fähigkeiten, sozialer Herkunft, Sprache oder Alter. Sie treten für freie Meinungsäußerung, Meinungsvielfalt, Gleichberechtigung, Menschenwürde und Demokratie ein. (VFRÖ-Charta der Freien Radios Österreich 2007: o.S. ) 3.3. Der Verband der Freien Radios Österreich - VFRÖ Um die Interessen der Freien Radios auch durchsetzen zu können, wurde der Verband Freier Radios im Jahr 1993, gegründet. Der Verband setzte sich vor allem 7
  • 11. medienpolitisch stark für die Lizenzerteilung an die Freie Radios ein. In den Anfängen der Freien Radios wurde noch ohne Lizenz gesendet. Diese illegale Ausstrahlung von Radioprogrammen fiel unter den Begriff des „Piratenradios“. Dieses Thema wird aber in einem der folgenden Kapitel nochmal aufgegriffen und näher erläutert. Ab 1998, nach der Liberalisierung des Rundfunks kamen dann statt Lizenzverteilungen andere Aufgaben auf den Verband zu. Heute konzentriert sich der Verband der Freien Radios auf folgende Bereiche: Durchsetzung der gesetzlichen Verankerung Freier Radios Durchsetzung der Finanzierung Freier Radios aus Gebührensplitting Stellungnahme zu für die Freien Radios relevanten Gesetzesentwürfen Vertretung der Freien Radios gegenüber Urheberrechtsgesellschaften Vertretung der medienpolitischen Interessen der Freien Radios auf nationaler und europäischer Ebene Koordination der Ausbildungsangebote der Freien Radios (siehe www.freie- radios.at) Organisation von Veranstaltungen zu medien- und kulturpolitischen Themen Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern Beteiligung an Radioprojekten (z.B. Literadio – Literatur zum Hören; Inter.Media – Intercultural Learning for noncommercial Media in Europe) Unterstützung für Freie Radios und Radioinitiativen bei Lizenzierungs- verfahren Anbieten technischer Lösungen für die Mitglieder Unterstützung von Sendeaustausch zwischen den Freien Radios durch das Cultural Broadcasting Archive CBA http://cba.fro.at. (VFRÖ Was ist Freies Radio und was tut der VFRÖ? 2007: o.S.) 4. Die Radiofabrik. Freier Rundfunk Salzburg Die Radiofabrik, das Bürgerradio der Stadt Salzburg, wird in diesem Kapitel näher beschrieben, um eine Vorstellung über das Unternehmen und deren Arbeit zu bekommen. Es bildet für vorliegende Arbeit den Rahmen, da es um die Frage geht, ob denn Crowdfunding in Österreich funktioniert und die Radiofabrik selbst ein 8
  • 12. Produkt ist, das nur durch die große Crowd oder Community funktioniert und deshalb an sich ein gutes Beispiel bietet. Die Radiofabrik wird jedoch eher dem Begriff des Crowdsourcing zugeteilt wird. Da dies nicht Bestandteil unserer Arbeit ist, wird auf den Begriff auch nicht näher eingegangen. Zudem hat aber die Radiofabrik im Jahr 2011 selbst ein Crowdfunding Projekt gestartet. Wir wollen nun anhand dessen veranschaulichen wie gut oder schlecht Crowdfunding in Österreich funktioniert. Der Aspekt, dass Crowdfunding insgesamt noch ein sehr junger Begriff ist und es in Österreich/Deutschland erst seit einem Jahr Crowdfunding Plattformen gibt, muss dabei natürlich berücksichtigt werden. Da das Projekt der Radiofabrik für diese Arbeit als Beispiel fungiert, ist es zu Beginn wichtig einige theoretische Hintergründe darzulegen, wie die Erläuterung der Radiofabrik. 4.1 Die Anfänge Die Geschichte der Freien Radios und deren Entwicklung von Piratenradios zu einem anerkannten Medium, ist auch Teil der Entstehungsgeschichte der Radiofabrik. (siehe Kapitel 3.1 Anfänge der Freien Radios Österreichs). Die Radiofabrik hat seine Wurzeln in dem Salzburger Piratenradio Bongo 500, das einmal wöchentlich ab November 1992 von einem der umliegenden Stadtberge gesendet wurde (vgl. Radiofabrik Salzburg o.J.a: o.S.). Nachdem 1998 das österreichische Rundfunkmonopol gestürzt wurde, gründete man in Salzburg den Verein Freier Rundfunk Salzburg. Dieser hatte sich dann für die Frequenz 107,5 MHz beworben, aber stattdessen nur ein 5-stündiges Sendefenster bei dem kommerziellen Radio Arabella bekommen, bei dem dann einmal wöchentlich ab 20h gesendet werden konnte. Der offizielle Sendestart war am 7. Oktober 1998. (Vgl. ebd.) Am Anfang war es noch schwierig diese 5 Stunden Sendezeit auch mit Programm zu füllen, jedoch dauerte es nicht lange und die Anzahl der InteressentInnen für Sendungsgestaltung stieg rasant an. Es gab plötzlich viel zu viele SendungsmacherInnen und viel zu wenig Platz im Programm. 1999 übersiedelte das Büro der Radiofabrik von der Kaigasse in einen Container des Kulturgelände Nonntal (vgl. ebd.). Zum Jahreswechsel 1999/2000 gestaltete die Radiofabrik in Zusammenarbeit mit „MilleniumRadio Y2K― einen Eventfunk auf der damals noch ungenutzten Frequenz 107,5MHz. Um den Anspruch einer eigenen Frequenz zu unterstreichen, gestalteten zahlreiche Organisationen, Institutionen und 9
  • 13. Einzelpersonen 2 Wochen lang ein 24-Stunden-Programm rund um den Jahreswechsel (vgl. ebd.). Schlussendlich wurde im März 2001 der Radiofabrik die Frequenz 107,5 MHz zugesprochen. Jedoch noch nicht als alleiniger Nutzer. Die Radiofabrik musste sich anfangs die Frequenz mit der Objekt Werbung GmbH teilen. Die Radiofabrik sendete zu der Zeit an Wochentagen von 18.00 bis 5.00 Uhr und am Wochenende rund um die Uhr. Ab 23. Jänner 2004 wurde der Radiofabrik dann endlich die Vollfrequenz zugesprochen, da die Objekt Werbung GmbH Konkurs ging (vgl. ebd.). „Seit 2004 verfügt die Radiofabrik auch über ein Sendeautomations-Programm YARM (Yet Another Radio Manager), das von Radiofabrik-IT-Techniker Hermann Huber entwickelt wurde […]― (Ebd.) Diese Entwicklung ermöglicht Live- Übertragungen von Konzerten, Konferenzen etc. außerhalb des Studios der Radiofabrik. Zum vorerst letzten Mal übersiedelt der Firmensitz von dem Container am Kulturgelände Nonntal in das neuerrichtete ARGEkultur Gebäude in den 1. Stock. Seit 2002 ist die Radiofabrik auch an EU Projekten beteiligt. Am Anfang nur als Projektpartner, aber in weiterer Folge dann auch als Initiator und Koordinator. Außerdem sendet die Radiofabrik seit dem Jahr 2008 zusätzlich auf der Frequenz 97,3 MHz. Damit wird auch ein Teil des südlichen Salzburgs abgedeckt und auch über das Kabel der Salzburg AG auf 98,6 MHz ist man empfangbar. (Vgl. ebd.) Im April 2011 verlängerte die KommAustria sogar die Lizenz um weitere zehn Jahre. Die Radiofabrik kann bis auf weiteres bis zum Jahr 2021 auf Sendung gehen (vgl. RTR 2011: o.S.). 4.2 Programm und Konzept Die Radiofabrik ist Mitglied des Verbandes Freier Radios Österreich (VFRÖ) und unterliegt deshalb auch den Grundsätzen der Charta von VFRÖ. Die Radiofabrik gewährt einen offenen Zugang und versteht sich als der Sender mit der größten Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt in der Stadt Salzburg. „Ziel ist die Gleichstellung der Geschlechter und die Verständigung zwischen den Generationen und Kulturen (über elektronische Medien wie Radio, TV und Internet) zu fördern werden.“ (Leitbild Radiofabrik) 10
  • 14. Sie gewährt die Vermittlung von Medienkompetenz durch das Angebot diverser Workshops, welche Produktions- sowie Aufnahmetechniken und journalistische, wie auch rechtliche Grundlagen, vermitteln. Gemeinnützigkeit im Sinne von Unabhängigkeit von staatlichen, wirtschaftlichen und religiösen Institutionen und politischen Parteien. Die Radiofabrik versteht sich als Sprachrohr der Zivilgesellschaft (vgl. ebd.). Außerdem gewährleistet sie, wie alle freie Radios, Transparenz in der Organisation sowie der regionalen Entwicklung (vgl. RTR 2011: o.S.). Die Radiofabrik steht als nicht-kommerzielles, freies Radio allen interessierten Personen offen. Insbesondere denen, die in öffentlich-rechtlichen sowie in kommerziellen Medien unterpräsentiert sind (vgl. Radiofabrik Salzburg o.J.b: o.S.). Dazu zählen ethnische, kulturelle und soziale Minderheiten wie Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen, Obdachlose, ältere Menschen, Kinder und Jugendliche, Menschen mit Migrationshintergrund aber auch Frauen. Von und für diese Personen haben sich eigene Sendungen entwickelt, die fester Bestandteil der Programmgestaltung sind, wie die Sendung Jugendradio, Frauenzimmer, Radio Laila in Türkisch, Apropos - das Straßenmagazin und vieles mehr (vgl. Programm der Radiofabrik). Zudem liegt das Augenmerk auch vermehrt auf regionalen Berichterstattungen aus dem Raum Salzburg, aber auch internationale Nachrichten, die sozusagen fernab des Mainstreams liegen, sind Bestandteil des Programms der Radiofabrik. Voraussetzung für die Teilhabe der Programmgestaltung ist, Mitglied des Vereins zu werden, und einen Basisworkshop zu absolvieren. Dabei werden Medienrecht sowie Techniken wie Schnitt/ Studiotechniken vermittelt die für die Entstehung einer Sendung notwendig sind. „Keinen Platz im Programm haben Sendungen mit rassistischen, sexistischen, gewaltverherrlichenden oder demokratiefeindlichen Inhalten. Sendungen dürfen nicht zur Religionsausübung und zur religiösen Propaganda verwendet.“( Radiofabrik Salzburg o.J.a: o.S.) Den Grundsatz dieses Zitates verfolgt aber nicht nur die Radiofabrik, sondern gehört zu dem Konzept der meisten Freien Radios. Das Musikprogramm der Radiofabrik ist breit gefächert und unterliegt keiner speziellen Richtung, da das freie Radio alle Altersgruppen erreichen möchte. Die Betreiber der Radiofabrik beschreiben eine Musikpalette, die von Electronica und Alternative über 50er-Jahre-Rock'n'Roll bis zu Operette und Heavy Metal reicht. 11
  • 15. 4.3 Die Organisation Organisiert wurde die Radiofabrik bis 2009 durch 2 Strukturen: zum Einen durch den Verein freier Rundfunk Salzburg und zum anderen durch die Gesellschaft Sendeanlagen GesmbH. Im Oktober 2009 wurde die GesmbH durch den Verein im Rahmen einer Gesamtrechtsnachfolge übernommen, damit die Sendelizenz aufrecht erhalten werden kann. Somit bleiben alle Verträge und Verpflichtungen aufrecht, nur werden diese nun durch den Verein freier Rundfunk Salzburg gehandelt (vgl. Altendorf 2009: o.S.). Der Verein fördert freie- lokale Radio- und Fernsehprojekte und ist zugleich Rundfunkveranstalter der Radiofabrik. Der Verein beschäftigt die Mitarbeiter des Betriebs und betreibt die Infrastruktur (vgl. Verein freier Rundfunk 2011: o.S.). Der Vorstand des Vereins wird jährlich von der Generalversammlung gewählt. Seit 2011 besteht dieser aus der Projektmanagerin Monika Pink-Rank als Vorstandsvorsitzende, Pädagoge und Journalist Oliver Baumann als Stellvertretender Vorstandsvorsitzender, Pädagogin und Soziologin Elisabeth Katzdobler und Kommunikationswissenschaftler Tom Herdin als SchriftführerIn und Wirtschaftstreuhändler und Steuerberater Wolfgang Stöger als Finanzreferent. Geschäftsführer der Radiofabrik ist seit 2008 Medienmanager und Künstler Alf Altendorf, der unter anderen auch im Vorstand des VFRÖ sitzt. 5. Ein Sender der deinen Namen trägt - Das Crowdfunding Projekt der Radiofabrik In diesem Kapitel wird das Crowdfunding Projekt der Radiofabrik ausführlich dargelegt. Es wird geklärt aus welchem Grund man sich dafür entschieden hat, wie sich der Verlauf des Projekts entwickelte, welche Maßnahmen gesetzt wurden und die Crowdfunding- Plattform mysherpas, duch die das Crowdfunding Projekt der Radiofabrik verwirklicht wurde, wird ausführlich vorgestellt. 5.1 Grund für das Crowdfunding Projekt Derzeit sendet die Radiofabrik ihr Programm über die Frequenz 107,5MHz, jedoch mit geringer Leistung und in Mono (einkanalig). Der derzeitige Senderstandort ist Maria Plain, ein Wallfahrtsort am Plainberg, der im Norden der Stadt liegt. Die schwache Sendeleistung kommt aufgrund des zu niedrigen Standorts des Senders, der Nähe und des flachen Sendewinkels zu Bayern. Aus diesem Grund arbeitet die 12
  • 16. Radiofabrik seit 2008 an der Übersiedlung des Senders auf den Hochgitzen in Bergheim der um 160m höher liegt als der Plainberg und somit auch einen steileren Winkel bildet in dem die Radiowellen ein besseres und vor allem weiteres Signal abwerfen können (vgl. Magazin um 5, Diess 2011: 4:33min). Dieser Umzug würde eine deutlich höhere Reichweite und einen besseren Empfang, auch durch den Umstieg von Mono auf Stereo, erzielen. Wobei die Radiofabrik dann nicht mehr nur im Kerngebiet der Stadt Salzburg empfangbar wäre, sondern auch in den umliegenden Gebieten, wie beispielsweise Seekirchen (vgl. Magazin um 5, Wimmer 2011: 1:03min.). Solch ein Umzug ist jedoch mit hohen Kosten verbunden, insgesamt 20.000€. Wobei 10.000€ von der Stadt Salzburg finanziert wurden (vgl. Magazin um 5, Altendorf 2011: 3:35min.). So entstand die Idee, die restlichen 5.000€ im Rahmen eines Crowdfunding Projekts, mit Hilfe der Plattform mysherpas aufzubringen. Dabei appellieren sie insbesondere an ihre große Community, die Crowd, die aus den HörerInnen, Vereinsmitgliedern, ProduzentInnen aber auch aus Personen besteht, die Interesse daran haben, ihr Community-Radio zu unterstützen. Wobei die Finanzierungsform Crowdfunding in Österreich noch nicht so populär ist (vgl. Kaltenbeck 2011: 88) wie beispielsweise in den USA, wo Crowdfunding seine Wuzeln hat (vgl. Hübner 2011, SWR-Online). Das erklärt auch, weshalb es kaum Literatur zu Crowdfunding in Österreich gibt. In Österreich steht Crowdfunding gerade in den Startlöchern und deshalb könnte das gesamte Crowdfunding Projekt mit Schwierigkeiten verbunden sein. Das ist jedoch auch den Betreibern der Radiofabrik von Anfang an bewusst gewesen, jedoch sahen sie es zum Teil auch als ein kleines Experiment an (vgl. Altendorf 2011: o.S.) 5.2 mysherpas- die Plattform für Crowdfunding und Fundraising Da die Plattform mysherpas als Grundstein für die Realisierung des Crowdfunding Projekts der Radiofabrik, wie auch für unser eigenes Projekt fungiert, ist es von Bedeutung einen kurzen Überblick über die Plattform zu schaffen. Gegründet wurde die Plattform mySherpas GmbH im August 2010 von 2 Herren, Dr. Tim Busse und Markus Zabel, die die Crowdsponsoring-Idee nach Europa bringen wollten. Eine Mischung aus Crowdfunding und Fundraising wird zum Crowdsponsoring, so beschreiben es die Gründungsmitglieder von mysherpas. Crowdfunding (bereits in Kapitel 2 definiert) und der Begriff Fundraising- übersetzt also Kapitalbeschaffung- beschreibt die finanzielle Unterstützung von karitativen 13
  • 17. Projekten und die Beschaffung von Sponsoren (vgl. Haibach 2006: 19). Hinter mysherpas steht ein Team von 6 Personen aus unterschiedlichen Sparten, die sich zusammen getan haben und das Ziel verfolgen, die führende Crowdsponsoring Plattform in Deutschland zu werden. Nach einer Studie über Crowdfunding im deutschsprachigen Raum (vgl. Eisfeld-Reschke, Wenzlaff 2011: o.S.), ist mysherpas die zweitbekannteste Crowdfunding Plattform nach „startnext―. mysherpas ist für alle Arten von guten und überzeugenden Ideen offen. „Es werden alle unterstützt, die interessante, kreative, nützliche, engagierte, mutige, soziale oder völlig ausgefallene Ideen haben – ob Einmannshow oder Gemeinschaft, ob Existenzgründer oder Abenteurer, ob Künstler, Filmemacher oder Autoren, Sportverein oder Stadtteilprojekt. Wir wollen allen helfen, ihre Projektideen, Ambitionen, Veranstaltungen und Geschäfte zum Leben zu erwecken und erfolgreich werden zu lassen.“ (mysherpas GmbH 2011:o.S.) Jeder der also eine gute Idee jeglicher Form hat, dem jedoch die finanziellen Mitteln fehlen, kann sein Projekt durch mysherpas und mit Hilfe seiner Community, realisieren. Das bedeutet aber auch dass die Community entscheidet, welches Projekt gut ist und es Wert ist zu fördern. Deshalb ist es notwendig, möglichst viel Zeit in das Marketing des eigenen Projekts zu investieren, damit es wahrgenommen wird. Die Plattform, die nach einem Bergvolk des Himalayas benannt wurde, den Sherpas, ist auch nach dieser alpinistischen Form aufgebaut. Es gibt die 4 Hauptkategorien: Expeditionen: Hier findet man alle Projekte, die es auf der Plattform gibt und die man unterstützen kann. Man kann die Suche durch gewisse Filter nach Dauer des Projekts, Länder und Kategorien eingrenzen. Basislager: Hier erhält man allgemeine Informationen über mysherpas, wie Richtlinien und Crowdsponsoring, aber auch wie man zu einem Gipfelstürmer, das bezeichnet den Projektleiter, wird. Gipfelbuch: Hier gelangt man zu deren Blog. Bergwacht: Hier erfährt man alles über das Team von mysherpas, den Pressespiegel, die Presse und die Medien. Die Sherpas sind demnach die Unterstützer eines oder mehrerer Projekte. 14
  • 18. mysherpas basiert hier auf dem Prinzip „Alles oder nichts―. Das heißt ein Projektinhaber oder Gipfelstürmer bekommt entweder nur die vorher angesetzte volle Summe, falls diese in der vorgegebenen Zeit erreicht wurde, oder er fällt wieder auf null zurück und bekommt Nichts. Nur im Falle eines erfolgreichen Projekts erhält mysherpas 10% vom gesammelten Geld, ansonsten verlangt auch mysherpas keine Gebühr. Um ein Projekt anlegen zu können, muss man zuerst einen Account erstellen, der von der Plattform verifiziert werden muss. Danach kann man anhand eines vorgegebenen Leitfadens die Projektseite gestalten. Die Seite muss beinhalten, wer man ist, was für ein Projekt man umsetzen will, wofür das Geld benötigt wird, in welchem Zeitraum das Projekt unterstützt werden kann, wie hoch die erforderliche Geldsumme ist und nicht zu vergessen sind die Prämien, die man vergeben kann. Prämien oder Goodies als Dankeschön für die Beteiligung an der Finanzierung des Projektes. Die Regel ist, je höher die gesponserte Geldsumme desto attraktiver die Prämien. Zudem ist es vorgeschrieben, ein Video zu produzieren, wobei man deutlich machen sollte, um was für ein Projekt es sich handelt. Es dient eigentlich auch dem Zweck der Eigenwerbung. So kann man damit das Interesse der Sherpas wecken. Ist das alles geschafft muss man nur noch kräftig die Werbetrommel rühren und abwarten. Dieser Vorgang läuft bei den meisten Crowdfunding-Plattformen identisch ab. 5.3 Der Verlauf des Crowdfunding Projekts Ein Sender der deinen Namen trägt Da wir, Corinna Steiner und Matthias Falkinger, zu der Zeit, als das Crowdfunding Projekt lief, auch Teil der Radiofabrik waren, haben wir den Verlauf des Projektes mit seinen Stärken und Schwächen persönlich miterlebt und verfolgt. Wir haben im Magazin um 5, dem Nachrichtenmagazin der Radiofabrik, mit Geschäftsführung, Redaktionsleiter und Techniker, Interviews geführt und haben zum Teil bei der Bekanntgabe und Werbung mitgeholfen. Der bevorstehende Umzug des Senders der Radiofabrik von Maria Plain hinauf auf den Hochgitzen in Bergheim wird insgesamt 20.000€ kosten, 5.000€ will die Radiofabrik im Rahmen eines Crowdfunding Projekts aufbringen. Die Laufzeit dieses Projekts ist auf 3 Monate begrenzt. Das Projekt trägt den Namen Ein Sender der deinen Namen trägt. Dieser Name steht im Zusammenhang mit der Höchstprämie, die die Spender als Gegenleistung erhalten. Der Höchstspender im gesamten Projekt erhält demnach 15
  • 19. auch die Höchstprämie und damit die Möglichkeit, dem neuen Sender einen Namen zu verleihen. Das wiederum ist auf historischem Fundament gebaut. So hat man in der Piratenradiozeit, den Anfängen der Freien Radios Salzburg, in der noch illegal gesendet wurde, dem Sender einen Namen gegeben. Das hatte damals den Grund dass die Radiopiraten von der Polizei abgehört wurden. Um trotzdem senden zu können bekam der Sender den Codenamen Schorsch. Diese Tradition hat die Radiofabrik wieder aufgegriffen, und so entstand auch der Name Ein Sender der deinen Namen trägt. (Vgl. Magazin um 5, Wimmer 2011: 5:44 min) Die weiteren Prämien waren, ab einer Spende von 10€ ein Abo der Programmzeitung Hörsturz der Radiofabrik, ab 50€ konnte man sich ein T-Shirt aus der „Radio to wear“ Kollektion aussuchen, ab 100€ bekam man einen Workshopgutschein, ab 250€ vergab die Radiofabrik 10x Sendungspatronanz-Jingle vor und nach dem Lieblingsprogramm und ab 500€ 10x Sendungspatronanz- Jingle vor und nach dem Magazin um 5 (vgl. Radiofabrik 2011b: o.S.) Das Crowdfunding startete am 1.8.2011, nach dem Dreh des Informationsvideos, worin Techniker Markus Diess und Geschäftsführer Alf Altendorf das Projekt ausführlich darstellten und auch die Notwendigkeit für die Durchsetzung schilderten. Das Ende der Laufzeit wurde am 30.10.2011 festgemacht. In der Anfangsphase war es ein etwas schleppender Beginn. Es wurde nicht viel gespendet, jedoch wurde auch anfangs nicht viel Werbung dafür gemacht. Man versuchte zuerst, es von selbst anlaufen zu lassen. „[…] das nur ins Netz zu stellen und darauf zu warten, dass da jetzt das Geld rein kommt, so leicht ist es nicht[…]― (Magazin um 5, Wimmer 2011: 9:03min.). Eine gute Idee zu haben und ein interessantes Crowdfunding Projekt anzulegen reicht also nicht, es ist notwendig das Projekt auch zu bewerben um Aufmerksamkeit zu erlangen. Dabei hatte die Radiofabrik auch den Vorteil dass sie selbst ein Medium ist und die Möglichkeiten der Bekanntgabe dadurch einfach sind. Eine Privatperson die ein Crowdfunding realisieren möchte hat im Vergleich auf jeden Fall mehr Aufwand, sein Projekt bestmöglich zu verbreiten und zu bewerben. Die Radiofabrik produzierte also desweiteren einen Radiojingle, der auffordern sollte das Crowdfunding der Radiofabrik zu unterstützen. Dabei wurde mit gutem Karma und der Möglichkeit, dem neuen Sender einen Namen zu geben, geworben. Der Jingle lief danach bis zum Ende der Projektphase jeden Tag im Radio. Es wurden, wie schon erwähnt, Interviews im Magazin um 5 geführt, dem Nachrichtenformat der eigenen Redaktion, das auch die Transparenz des Verlaufes des Projekts für 16
  • 20. RezipientInnen gewährleistet hat. Die Transparenz des Projekts war der Radiofabrik ein großes Anliegen um den ganzen Prozess auch für die Community offenzulegen. Das Crowdfunding Projekt wurde im Internet auf diversen Plattformen wie Facebook, Twitter und auf der eigenen Homepage der Radiofabrik, aber auch durch Mundpropaganda verbreitet. Am 15.Oktober wurde dann auch eine Senderwallfahrt zu dem neuen Standort des Senders am Hochgitzen in Bergheim veranstaltet. Wobei jeder der Interesse an der Pilgerreise hatte mitmachen konnte. Damit sollte auch ein Teil der Kosten für die Senderübersiedlung aufgebracht werden, indem sich jeder Teilnehmer der Wallfahrt einen persönlichen Sponsor suchen sollte, der die Wallfahrt und somit auch das Crowdfunding Projekt mit einem kleinen oder großen Geldbetrag unterstützt (Magazin um 5, Wimmer 2011: 7:50min.). Nach dieser Senderwallfahrt gingen tatsächlich einige Spenden ein, jedoch nicht durch mysherpas sondern größtenteils durch direktes zahlen an die Radiofabrik. Von den gesamten Spenden wurde nur ein geringer Teil, ca. 1300€ (vgl. Magazin um 5, Altendorf 2011: 5:20min.) über mysherpas eingezahlt. Die meisten Spender zahlten auf direktem Weg an die Radiofabrik. Aus diesem Grund entschied man sich auch dazu, zusätzlich zu dem Account auf mysherpas, Überweisungsscheine anzufertigen. Diese wurden dann an potenzielle Spender verteilt. Diese Entwicklung beschreibt Geschäftsführer Alf Altendorf (Magazin um 5 2011: 6min.) mit der Begründung, dass einigen aus unserer Gesellschaft das Überweisen durch diverse Internetplattformen noch zu suspekt erscheint und dass viele damit überfordert waren, sich zuerst einzuloggen, zu registrieren ein Paypal- Konto zu erstellen und dabei persönliche Daten preis zugeben. Die Angst vor einem möglichen Missbrauch der persönlichen Daten im Internet ist bei vielen noch gegeben. Altendorf meint außerdem, dass wir in Österreich einfach noch nicht soweit sind, mit solchen Werkzeugen wirklich professionell arbeiten zu können. Die Erkenntnis aus ihrem eigenen Crowdfunding- Projekt ist jedenfalls, dass es rein durch mysherpas nicht funktioniert hätte, die 5000€ zu erreichen und damit ein erfolgreiches Crowdfunding Projekt abzuschließen (vgl. Magazin um 5, Altendorf 2011: 7:15min). Wenn man in dem ganzen Prozess nicht zusätzliche Maßnahmen ergriffen hätte, wie es die Radiofabrik in Form von Annahmen von direkten Spenden und einer direkten Kommunikation mit den potenziellen Spendern, dann wäre das Crowdfunding Projekt womöglich gescheitert. Dieses ganze Vorhaben ist mit einem hohen Maß an Aufwand und regelmäßiger Betreuung verbunden (vgl. Magazin um 5, Altendorf 2011: 5:35min.) Es ist nach den Erkenntnissen, die man durch das Crowdfunding 17
  • 21. Projekt bekommen hat, nur möglich, durch eine möglichst große und vor allem bekannte Masse das Geld aufzubringen. In dem Fall wurden tatsächlich nur insgesamt ca. 200€ von Unbekannten gesponsert (vgl. Magazin um 5, Altendorf 2011: 12:05min.). Kurz vor Projektende hatte die Radiofabrik dann auch beschlossen, eine Sammeleinzahlung, also Geld das zuvor persönlich in der eigenen Radiofabrik Community gesammelt wurde, gemeinsam auf mysherpas einzuzahlen. Somit kamen dann insgesamt 5624€ zusammen (vgl. Magazin um 5, Altendorf 2011: 4:50min). Der Höchstspender ist die Computerwissenschaft der Universität Salzburg, die schlussendlich den neuen Sender auch taufen darf (vgl. Magazin um 5, Altendorf 2011: 13:20min.). Der Senderumzug wird sodann vorrausichtlich im Frühjahr beginnen und spätestens im Juni 2012 wird der neue Sender in Betrieb genommen (vgl. Magazin um 5, Altendorf 2011: 15:55min.). Die Computerwissenschaftler haben bereits angekündigt, den Namen erst bekannt zu geben, wenn der Sender dann in Betrieb genommen wird. 6. Ein Staat der deinen Namen trägt – Crowdfunding im Selbstversuch In diesem Kapitel werden das Vorgehen und der Verlauf unseres empirischen Selbstversuchs eines eigenen Crowdfundings beschrieben. Zu Beginn stand nur die Idee, ein eigenes Crowdfunding zu starten, um sich dann in dieser Arbeit kritisch damit auseinander zu setzen. Dabei gab es noch keinen festen Plan, was wir gerne finanziert hätten und es war auch nicht sicher, ob es überhaupt möglich sein wird, ein Crowdfunding in diesem Rahmen durchzuführen. Auf Grund unseres Mitwirkens beim Crowdfunding der Radiofabrik zum neuen Senderstandort wussten wir jedoch bereits von Anfang an, wie so ein Crowdfunding in etwa abläuft. Der Ursprungsgedanke reifte weiter und es entstand die Überlegung, dass wir uns die vorliegende Arbeit finanzieren lassen. Die Kosten für so eine Arbeit sind zwar recht gering, wenn man jedoch alle Kleinigkeiten mit einberechnet, schien es im Bereich des Machbaren zu liegen. Zweifel gab es vor allem am Themenbereich. Es stellte sich die Frage, wie sehr die Menschen dazu bereit sind in den Bildungsbereich zu investieren? Jedoch kann Crowdfunding im Bildungsbereich aus verschiedenen Gründen eine interessante Option sein. In Bezug auf größere Projekte, z.B. Bildungsveranstaltungen kann sich das Verhältnis zwischen Spende und erhaltener Dienstleistung mehr als nur ausgleichen. (Vgl. Röthler 2011: 22) 18
  • 22. Doch auch im kleinsten Rahmen, wie das bei uns der Fall war, sahen wir Chancen auf Erfolg. Vor allem Neulinge im Bereich des Crowdfunding konnte man als unsere Zielgruppe sehen. Ein kleines Projekt zu unterstützen und als Goodie für die Höchstspende die vorliegende Arbeit in gebundener Form zu erhalten, sollte allein wegen des eventuell hilfreichen Inhalts ein schöner Anreiz sein. Deshalb wurde die Anfangsidee nun endgültig in die Tat umgesetzt und alle Vorbereitungen für den Start des Crowdfundings getroffen. Alle anderen Spender sollten als Goodie eine Danksagung in dieser Arbeit erhalten. Als Plattform haben wir uns, wegen der Erfahrung durch die Radiofabrik, für mysherpas entschieden. Ein weiterer Grund war, dass diese Plattform themen- übergreifend aufgebaut ist. Der Titel des Crowdfundings und somit auch dieser Arbeit, Ein Staat der deinen Namen trägt, wurde aus verschiedenen Gründen gewählt. Einerseits natürlich in Anlehnung an den Titel des Crowdfundings der Radiofabrik, welches ja auch großer Bestandteil dieser Arbeit ist. Andererseits ist unser ausformuliertes Ziel, herauszufinden, ob Crowdfunding in Österreich (schon) funktioniert. Dazu mussten wir das erforderliche Video drehen, in dem erläutert wird, warum wir dieses Crowdfunding durchführen. Das Video haben wir dann auf YouTube, einer im weiteren Sinne auf dem Prinzip des Crowdsourcing aufbauenden Online-Video- Plattform, gestellt. Dort ist es, Stand 29.02.2012, unter dem URL http://www.youtube.com/watch?v=8oQUxYEAro0&context=C39e2f4fADOEgsToPDs kKwE3vaGAVh-PsT3i6YRPYd weiterhin abrufbar. Mit dem nächsten Schritt, der Anmeldung auf der Plattform mysherpas, kamen dann erste Schwierigkeiten und Probleme auf. Während die Anmeldung an sich ganz einfach ist, fordert mysherpas zum Start eines Projekts das Ausfüllen eines Verifizierungsformulars, die Angabe einer Kontonummer, eine Ausweiskopie samt Adressennachweis, eine Unterschrift und das Überweisen von 1€ auf das mysherpas-Konto. Zudem muss natürlich ein YouTube-Account vorhanden sein. So sehr man diese Sicherheitsvorkehrungen verstehen kann, ist es mit viel Aufwand verbunden und sehr umständlich umzusetzen, ein Projekt zu starten. Dazu kam das aus den Informationen auf der Plattform nicht ersichtlich wurde welches Konto das mysherpas Konto war. Auch nach mehrmaligen Versuchen einer Kontaktaufnahme durch Email wurde man nicht aufgeklärt. Ein weiteres Problem stellt die Mindestspende von 10€ da. Bei einem kleinen Projekt wie unserem steht es nicht mehr im Verhältnis, wenn man 10€ für 19
  • 23. eine Danksagung und 20€ für die gebundene Arbeit investieren müsste. Daher wurde die Zielsumme auf 50€ festgesetzt. In der Regel sollte die Verifizierung nicht länger als drei Tage dauern. Doch hierbei hat sich ein für uns entscheidendes Problem aufgetan, denn der Account, über den unser Crowdfunding laufen sollte, wurde erst nach ca. einem Monat verifiziert und es war uns nicht möglich, unser eigenes Projekt zu veröffentlichen. Auf eine Nachfrage per Mail bei mysherpas, wo denn das Problem liegen könnte, wurde uns nicht geantwortet. Beim überprüfen, ob uns bei der Anmeldung ein Fehler unterlaufen ist, konnten wir auch nur feststellen, dass wir genau nach Vorgabe vorgegangen sind. Spätestens jetzt standen Aufwand und der erhoffte Erfolg unseres kleinen Crowdfundings in keinem fairen Verhältnis mehr zueinander. Bei so einem kleinem Projekt sollte man tatsächlich sehr gut überlegen, wie sinnvoll es ist ein Funding zu starten. Selbst wenn unsere Verifizierung ohne Probleme funktioniert hätte, wäre es letztendlich sehr viel Aufwand für eine äußerst geringe Erfolgsaussicht. Da wir dadurch auch viel Zeit und womöglich auch Geld in die Vermarktung hätten investieren müssen. So lässt sich also nur sagen, dass Crowdfunding in der Theorie hervorragend funktioniert, in Praxis zeigt sich jedoch, dass dies keinesfalls ein Selbstläufer ist. 20
  • 24. 7. Fazit Abschließend möchten wir uns nochmal auf die Frage beziehen, die wir am Anfang dieser Arbeit gestellt haben und klären was nun unser Fazit nach dieser Untersuchung ist. Funktioniert Crowdfunding in Österreich (schon)? Leider muss eingesehen werden, dass diese anhand der Proseminararbeit nicht sicher zu beantworten ist. So wurde zwar das Crowdfunding der Radiofabrik letztlich erfolgreich abgeschlossen, doch ohne so manche Tricks wäre dies nicht möglich gewesen. Erst durch eine Sammeleinzahlung der Community wurde letztlich die Zielsumme erreicht. Allein über mysherpas wäre dies wohl nicht gelungen, wie auch Geschäftsführer Alf Altendorf verkündet hat. Bei unserem eigenen, nicht durchführbaren Crowdfunding kann man natürlich keine Rückschlüsse ziehen, ob es erfolgreich abgeschlossen werden hätte können. Und doch drängt sich die Vermutung auf, dass es sehr schwierig geworden wäre, das Funding erfolgreich abzuschließen. Diese Vermutung deckt sich auch mit den Aussagen des Geschäftsführers der Radiofabrik, Alf Altendorf. Hat er sich zwar auf die Radiofabrik bezogen, könnte man wohl seine Aussagen über die Erfolgschancen nahezu unverändert auch auf den Selbstversuch beziehen. Was sich sicherlich sagen lässt ist, dass Crowdfunding hier in Österreich seinen Höhepunkt noch vor sich hat. Tendenziell muss die gestellte Frage mit „Nein, noch nicht― beantwortet werden. Denn derzeit ist Crowdfunding einfach noch zu unbekannt. Doch wenn sich der Trend fortsetzt, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis in Österreich große Crowdfunding Projekte, Aufmerksamkeit geschenkt bekommen. So kann man nur sagen, dass es zwar nicht gelungen ist, die gestellte Forschungsfrage mit absoluter Sicherheit zu beantworten. Aber es ist gelungen, Crowdfunding verständlicher zu machen und in deren möglichen Verlauf einmal Einblick zu erhalten, sowie Freie Radios und speziell die Radiofabrik näher zu erläutern. 21
  • 25. 8. Literaturverzeichnis Altendorf, Alf (2009): Verein Freier Rundfunk übernimmt Senderanlagen GesmbH. Online unter http://www.radiofabrik.at/home/home-news-einzelansicht/article/verein- freier-rundfunk-uebernimmt-sendeanlagen-gesmbh.html (16.02.2012). Altendorf, Alf (2011): Radiofabrik- Sendewallfahrt am 15.Oktober. Online unter http://www.radiofabrik.at/presse/presse-aussendungen/press2011/radiofabrik- senderwallfahrt-am-15-oktober.html (16.02.2012). Belleflamme, Paul/ Lambert, Thomas/ Schwienbacher, Armin (2010): Crowdfunding. Tapping the Right Crowd. Online unter http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=1578175 (28.02.2012). Eisfeld-Reschke, Jörg/ Wenzlaff, Karsten (2011): Crowdfunding Studie 2010/11. Online unter http://www.ikosom.de/2011/06/13/crowdfunding-studie-2011/ (16.02.2012). Haibach, Marita (2006): Handbuch Fundraising. Spenden, Sponsoring, Stiftungen in der Praxis. Frankfurt/Main: Campus Verlag GmbH. Hübner, Melanie (2010): Crowdfunding. Spendensammeln 2.0. Online unter http://www.swr.de/kultur/crowdfunding/- /id=3270/nid=3270/did=8889002/1kb4ego/index.html (28.02.2012). Institut für Medienkompetenz (2011): Das duale Rundfunksystem Österreichs.Online unter http://www.medienkompetenz.cc/2011/03/06/das-duale-rundfunksystem- osterreichs/ (14.02.2012). Kaltenbeck, Julia (2011): Crowdfunding und Social Payments in Anwendungskontext von Open Educational Resources. Berlin: epubli GmbH. Magazin um 5 (2011). Die Radiofabrik, ohne Datum, von 17:06h bis 18:00h, Altendorf, Alf Magazin um 5 (2011). Die Radiofabrik, ohne Datum, von17:06h bis 18:00h, Wimmer, Georg Magazin um 5 (2011). Die Radiofabrik, ohne Datum, von 17:06h bis 18:00h, Diess, Markus mysherpas GmbH (2011): Online unter http://www.mysherpas.com/# (20.02.2012). Purkarthofer, Judith / Pfisterer, Petra / Busch, Brigitta (2008): Nichtkommerzieller Rundfunk in Österreich und Europa. 10 Jahre Freies Radio in Österreich. Band 3. Wien: RTR GmbH. Radiofabrik Salzburg (o.J.)a: Leitbild der Radiofabrik. Online unter http://www.radiofabrik.at/aboutus/leitbild.html (15.02.2012). 22
  • 26. Radiofabrik Salzburg (o.J.)b: Programm der Radiofabrik. Online unter http://www.radiofabrik.at/aboutus/team/programm.html (15.02.2012). Radiofabrik Salzburg (2011)a: Verein freier Rundfunk. Online unter http://www.radiofabrik.at/aboutus/verein.html (15.02.2012). Radiofabrik Salzburg (2011)b: Vorstand Verein freier Rundfunk Salzburg. Online unter http://www.radiofabrik.at/aboutus/team/vorstand.html (15.02.2012). Radiofabrik Salzburg (2011)c: Ein Sender der deinen Namen trägt. Online unter http://www.radiofabrik.at/workshopsprojekte/aktuelleprojekte/ein-sender-der-deinen- namen-traegt.html (15.02.2012). Röthler, David (2011): Schlau dank Crowd – Crowdfunding im Bildungsbereich. In: ikosom UG/ Wenzlaff, Karsten/ Eisfeld-Reschke, Jörg (Hg.): Crowd Funding Handbuch. Berlin: Institut für Kommunikation in sozialen Medien, S. 22. RTR- Rundfunk & Telekom Regulierungs GmbH (2011): Bescheid der KommAustria vom 11.04.2011. Online unter http://www.rtr.at/de/m/KOA141611013 (15.02.2012). VFRÖ- Verband Freier Radios Österreich (2006): Geschichte der Freien Radios in Österreich. Online unter http://www.freie-radios.at/article.php?ordner_id=27&id=52 (13.02.2012) VFRÖ- Verband Freier Radios Österreich (2007): Leitbild. Charta der Freien Radios Österreich. Online unter http://www.freie-radios.at/article.php?ordner_id=27&id=176 (14.02.2012). VFRÖ- Verband Freier Radios Österreich (2007): Leitbild. Was ist Freies Radio und was tut der VFRÖ? Online unter http://www.freie- radios.at/article.php?ordner_id=27&id=176 (14.02.2012). Wenzlaff, Karsten (2011): 10 Fragen – 10 Antworten. In: ikosom UG/ Wenzlaff, Karsten/ Eisfeld-Reschke, Jörg (Hg.): Crowd Funding Handbuch. Berlin: Institut für Kommunikation in sozialen Medien, S. 4. 23