1. Der Aufbau effektiver Teams
nach Dr. Meredith Belbin
Teil III: Auswertung
Übersicht
Hier die acht Charaktere, die Dr. Belbin und seine Kollegen unterschieden haben:
• Vorsitzender (Koordinator)
• Gestalter (Inoffizieller Vorsitzender)
• Pflanze (Ideenperson)
• Gewissen (Kritiker)
• Planer (Ausführender)
• Öffentlichkeitsbeauftragter (Kontaktperson)
• Gemeinschaftsgeist (Teamerhalter)
• Vollender (Fertigsteller/Kontrolleur)
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2. Der Vorsitzende (Koordinator)
Charakterzüge: ausgeglichen, dominant, extrovertiert
"Vorsitzender" ist eine dieser etwas irreführenden Bezeichnungen, da er nicht notwendigerweise auch
der tatsächliche Leiter des Teams sein muß; trotzdem ist er gerade für die Leitung des Teams am
besten geeignet.
Er ist der Kopf des Teams und konzentriert alle Anstrengungen auf dessen Ziele und Vorsätze.
Ebenso zeichnet er sich durch die Beschäftigung mit Grundsatzfragen aus. Er ist im allgemeinen nor-
mal intelligent zu nennen, aber nicht in irgend einem Sinne brilliant oder ein herausragend kreativer
Denker; wenige der guten Ideen stammen von ihm. Auffällig ist er dagegen in bezug auf seine cha-
rakterlichen Eigenschaften, nämlich das disziplinierte Auftreten, was vielleicht einfacher als Autorität
zu bezeichnen ist. Er ist auf eine entspannte und unaufdringliche Weise dominant, nicht überheblich,
und besitzt die natürliche Fähigkeit, Menschen zu vertrauen (sofern es keine klaren Beweise dafür
gibt, daß sie nicht vertrauenswürdig sind). Zudem ist er ungewöhnlich frei von Eifersüchteleien.
Er erkennt deutlich die Stärken und Schwächen der Teammitglieder und setzt die Menschen dort ein,
wo sie ihr bestes geben können. Denn er ist sich bewußt, daß die im Team vorhandenen Ressourcen
so effektiv wie möglich einzusetzen sind. Weiterhin nimmt er die Rollenverteilung und Aufgabenab-
grenzung innerhalb des Teams vor und versucht, erkannte Schwachstellen zu beseitigen.
Er spricht gut, und es läßt sich gut mit ihm reden. Er ist ein guter Kommunikator in doppelter Hinsicht:
weder ein übersprudelnder Redner, noch ein "Mann der kargen Worte", aber gewiß ein guter Zuhörer.
Der Vorsitzende legt die Zielrichtungen der Gruppe und den Zeitplan fest: Er wählt die Probleme aus,
mit denen sich das Team beschäftigen soll, und setzt Prioritäten, versucht dabei jedoch nicht, die
Diskussion zu beherrschen. Seine eigenen grundsätzlichen Beiträge werden eher die Form von
Fragen haben als Erklärungen oder Vorschläge. Er hört zu, und faßt schließlich die Eindrücke und
Urteile der Gruppe zusammen. Eine notwendige Entscheidung trifft er dann verbindlich, nachdem er
jeden zu Wort kommen ließ.
Der Gestalter (Inoffizieller Vorsitzender)
Charakterzüge: eifrig, dominant, extrovertiert
Einige Beobachter des Teamverhaltens sind der Meinung, daß ein Team einen "gesellschaftlichen"
Leiter als dauernden Kopf der Gruppe und einen weiteren "Arbeits-"Leiter braucht, der ein beson-
deres, abgegrenztes Projekt betreut; ähnlich etwa der Staatsverfassung, die ein Staatsoberhaupt mit
umfassender Tätigkeit und einen Regierungschef vorsieht, der bestimmte Aufgaben übernimmt.
Wenn dem so ist, dann ist der Gestalter der Arbeits-Leiter und der Vorsitzende der gesellschaftliche
Leiter. Der Gestalter ist meist dann der tatsächliche Leiter eines Teams, wenn kein Vorsitzender
vorhanden oder der Vorsitzende dennoch nicht der Leiter ist.
Der Gestalter steckt voll nervöser Energie. Er ist aufgeschlossen, gefühlsbetont, impulsiv und unge-
duldig, manchmal kantig und schnell entnervt. Man kann ihn leicht herausfordern, und sofort reagiert
er auf diese Herausforderung, die er immer positiv aufnimmt und begrüßt. Oft hat er kleine Streitig-
keiten, die er bald wieder begräbt und auch niemandem nachträgt. Im ganzen Team ist er der Anfäl-
ligste für gewisse Wahnvorstellungen: Schnell ahnt er etwa eine Geringschätzung oder gar eine Ver-
schwörung, deren Gegenstand oder Opfer er zu sein glaubt.
Die eigentliche Funktion des Gestalters ist es, den grundsätzlichen Zielen der Gruppe Umriß und
Struktur zu geben. Oft zeigt er dabei größeren persönlichen Einsatz als der Vorsitzende selbst. Immer
sucht er nach einem roten Faden in den Diskussionen und versucht die Ideen, Zielsetzungen und
praktischen Überlegungen in einem einzigen Vorhaben zu vereinigen, für das er die Entscheidungen
und Handlungen schnell vorwärts treiben möchte.
Der Gestalter versprüht Selbstsicherheit, die oft auch starke Selbstzweifel verbirgt. Nur Erfolge kön-
nen ihn neu bestärken. Sein (fast schon zwanghaftes) Streben ist immer auf seine Grundsätze ausge-
richtet. Gewöhnlich sind sie auch die Grundsätze des Teams, jedoch sieht der Gestalter - mehr noch
als der Vorsitzende - das Team als Erweiterung seines Egos. Er verspürt einen ständigen Taten-
drang, mißt sich stets mit anderen und kann jede Art von Verworrenheit oder Unbestimmtheit nicht
ausstehen. Die Teammitglieder müssen ebenso darauf gefaßt sein, bei irgendeiner Gelegenheit
zusammengestaucht zu werden, was durchaus für eine gedrückte Atmosphäre im Team sorgen kann.
Aber er bleibt stets die treibende Kraft.
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3. Die Pflanze (Ideenperson)
Charakterzüge: dominant, höchst intelligent, introvertiert
Die Pflanze erhielt ursprünglich ihren Namen durch die Erkenntnis, daß die Leistung eines ineffekti-
ven und unmotivierten Teams am besten dadurch verbessert werden kann, indem man diesen Typus
"hineinpflanzt". Eine andere Interpretation ist, daß die Pflanze die Samen ausstreut, die die anderen
großziehen, bis sie Früchte tragen.
Die Pflanze ist die Quelle einzigartiger Ideen, Anregungen und Vorschläge: Er ist der Ideenmann.
Natürlich haben andere auch Ideen; was die Ideen der Pflanze von diesen jedoch unterscheidet, ist
ihre Originalität und die radikale Denkweise, mit der er Probleme und Hemmnisse angeht. Bezüglich
Einfallsreichtum und Intelligenz ist er das herausregendste Mitglied des Teams. Dazu besitzt er die
Fähigkeit, sich aus einer völlig neuen Perspektive einem Problem zu nähern, wenn das Team
steckenzubleiben droht, oder vereinbarten Aktivitäten völlig neue Perspektiven abzugewinnen. Er be-
schäftigt sich viel mehr mit grundsätzlichen, fundamentalen Fragen als mit Einzelheiten, und es ist
durchaus möglich, daß er Einzelheiten übersieht und fahrlässige Fehler macht.
Er ist in seiner Art aufgeschlossen und ungehemmt, was eigentlich ziemlich untypisch für eine intro-
vertierte Person ist. Er kann auch recht spitze Bemerkungen machen und gegenüber anderen Team-
mitgliedern vielleicht verletzend sein, besonders wenn er deren Ideen kritisiert, gefolgt von seinen
Gegenvorschlägen.
Die Gefahr bei der Pflanze liegt darin, daß sich seine kreative Energie zu sehr mit Ideen beschäftigt,
die zwar seine Phantasie beflügeln, jedoch nicht mit den Bedürfnissen der Gruppe oder ihren Ziel-
richtungen übereinstimmen. Womöglich kann er auch schwer Kritik an seinen eigenen Ideen ein-
stecken und reagiert mit Angriffen und Schmollen, wenn seine Vorschläge zerpflückt oder zurück-
gewiesen werden. In der Tat ist es möglich, daß er ganz abschaltet und keinerlei weitere Beiträge
liefert. Oft ist eine ganz vorsichtige Behandlung und viel kluge Schmeichelei notwendig (gewöhnlich
durch den Vorsitzenden), um das Beste aus ihm herauszubekommen. Aber trotz aller seiner Schwä-
chen bleibt es doch die Pflanze, die den zündenen Funken überspringen läßt.
Das Gewissen (Kritiker)
Charakterzüge: sehr intelligent, ausgeglichen, introvertiert
In einem ausgeglichenem Team brauchen nur die Pflanze und das Gewissen einen hohen IQ, aber
im Gegensatz zur Pflanze ist das Gewissen ein kühler Geselle. Vom Temperament her ist er ernst
und nicht sehr aufregend. Seine Beiträge sind eher abgewogene und unpathetische Analysen als
kreative Ideen. Er dürfte zwar weniger mit einem großartigen Vorschlag hervortreten, jedoch wird er
es sein, der das Team von der Ausführung eines aussichtslosen Projekts abhält.
Obwohl er von seiner Natur her eher ein Kritiker als ein Macher ist, erhebt er gewöhnlich die Kritik
nicht zum Selbstzweck, sondern meldet sich immer erst dann zu Wort, wenn er im Plan oder in der
Argumentation einen Fehler erkennt. Sonderbarerweise ist er allerdings der am wenigsten motivierte
im Team: Begeisterung und Ausgelassenheit sind einfach nicht seine Art. Das wiederum bringt zum
Ausgleich den Vorteil mit sich, daß sein Urteilsvermögen nicht durch Emotionen getrübt wird. Er kann
sich nur schwer entscheiden und braucht Zeit, um alles nochmals zu überdenken. Immerhin sieht er
dann die Dinge am objektivsten.
Eine seiner wertvollsten Fähigkeiten ist es, schwierige Literatur in bedeutendem Umfang aufzuneh-
men, zu interpretieren und zu beurteilen, Probleme zu analysieren und die Urteile und Beiträge an-
derer einzuschätzen. Manchmal verhält er sich dabei taktlos oder gar verächtlich, was natürlich seine
Beliebtheit nicht erhöht, außerdem kann er die Moral des Teams beeinträchtigen, wenn er nämlich zu
viele Dämpfer zur falschen Zeit anbringt. Obwohl er keineswegs ehrgeizig ist und wenig Einsatz zeigt,
kann ihn dennoch Konkurrenzdenken leiten - insbesondere gegenüber denjenigen, deren Fähigkeiten
mit seinen eigenen überlappen; in den meisten Fällen handelt es sich dabei um den Vorsitzenden
oder die Pflanze.
Das Gewissen muß darauf achten, fair und offen für Veränderungen zu bleiben. Bei ihm besteht näm-
lich die Gefahr, daß er eine demotivierende negative Haltung einnimmt und seine Kritikfähigkeit in
Abschottung gegenüber neuen Ideen umschlägt.
Obwohl solide und verläßlich, fehlen ihm doch Fröhlichkeit, Wärme, Einfallsreichtum und Spontanei-
tät. Gleichwohl besitzt er die Eigenschaft, die ihn für das Team unersetzbar macht: Seine treffsichere
Urteilsfähigkeit.
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4. Der Planer (Ausführender)
Charakterzüge: ausgeglichen und beherrscht
Der Planer ist der Organisator in den praktischen Dingen. Er ist derjenige, der Entscheidungen und
Strategien in klar umrissene und ausführbare Aufgaben umformt, mit denen die Menschen klarkom-
men können. Seine Aufmerksamkeit gilt dem Durchführbaren, und so besteht sein hauptsächlicher
Beitrag darin, die Pläne des Teams in eine ausführbare Form zu bringen. Er ordnet die Zielsetzungen
und verfolgt sie in ihrer logischen Reigenfolge.
Ebenso wie der Vorsitzende besitzt er Charakterstärke und ein diszipliniertes Auftreten. Seine Ernst-
haftigkeit, Redlichkeit und sein Vertrauen in seine Kollegen sind auffällig, und so leicht kann ihn
nichts enttäuschen oder entmutigen. Eine plötzliche Änderung des ursprünglichen Plans läßt in ihm
jedoch eine gewisse Unruhe entstehen, da er sich in unsteten, schnell wechselnden Situationen nicht
sehr wohl fühlt.
Da er stabile Strukturen braucht, versucht er diese stets aufzubauen. Eine Entscheidung setzt er
schnell in einen Arbeitsplan um, für eine Mitarbeitergruppe, die eine Zielsetzung realisieren soll, ent-
wickelt er sofort einen Organisationsplan. Er arbeitet effizient, systematisch und methodisch, jedoch
manchmal etwas unflexibel, und er verwirft unausgegorene Ideen, die keinen direkt sichtbaren Bezug
zur Aufgabe haben. Gleichzeitig ist er stets bemüht, an seinen Plänen zu feilen und sie an bestehen-
de und bewährte Systeme anzupassen.
Der Planer ist u.U. geneigt, einen zu hohen Wert auf einen guten Ruf im Team zu legen. Dies kann
schädlich für das Team sein, wenn es sich in Form negativer, destuktiver Kritik an den Vorschlägen
anderer Teammitglieder äußert. Normalerweise trägt er jedoch zu einer ausgeglichenen Gruppe bei.
Sollte schließlich irgend jemand überhaupt nicht wissen, welche Entscheidung denn nun getroffen
wurde und was er machen soll, so wird er sich zuallererst an den Planer wenden, um dies herauszu-
finden.
Der Öffentlichkeitsbeauftragte (Kontaktperson)
Charakterzüge: ausgeglichen, dominant, extrovertiert
Mit dem Öffentlichkeitsbeauftragten steht man im Team wahrscheinlich am schnellsten auf gutem
Fuß. Er gibt sich lässig, zugänglich und gesellig, sein Interesse ist schnell zu wecken. Seine
Reaktionen neigen zum Positiven und Enthusiastischen, er besitzt jedoch auch die Eigenheit, die
Dinge genauso schnell wieder fallenzulassen, wie er sie aufgegriffen hat.
Der Öffentlichkeitsbeauftragte widmet sich hauptsächlich der Suche nach Informationen, Ideen und
Entwicklungsmöglichkeiten im weiteren Umfeld der Gruppe. Er schließt schnell Freundschaften und
unterhält außerhalb der Gruppe eine Menge Kontakte. Nur selten ist er in seinem Büro, und sollte er
doch einmal da sein, dann hängt er höchstwahrscheinlich am Telefon. Er verkörpert den Verkäufer,
den Diplomat, den Verbindungsoffizier, der immer neue Möglichkeiten draußen der weiten Welt er-
kundet. Seine Fähigkeit, Ideen anzuregen und zu Neuerungen zu ermutigen, würde die meisten
Menschen dazu verleiten, ihn als Ideenperson zu verkennen. Er besitzt jedoch nicht die radikale
Originalität, die die Pflanze auszeichnet. Gelichermaßen erkennt er aber die Bedeutung neuer Ideen.
Ohne die Anregung durch andere, so z.B. auf einem Einzelkämpferposten, kann es dem Öffentlich-
keitsbeauftragten schnell langweilig werden, seine Moral sinkt, seine Arbeit wird ineffektiv. Innerhalb
eines Teams jedoch kann er gut zur Klimaverbesserung beitragen. Wenn man ihn unter Druck setzt,
wird er sofort aktiv, er kann aber auch rasch wieder abschalten, wenn dieser Druck nachläßt. Es
kommt auch vor, daß er eine Aufgabe, die er in einem seiner häufigen Ausbrüche eines kurzlebigen
Enthusiasmus begonnen hatte, gar nicht mehr zu Ende führt. Der Umfang und die Vielfalt seiner
außerhalb der Gruppe liegenden Interessen können ihn - ähnlich der Pflanze - dazu verleiten, zu viel
Zeit auf irgendwelche irrelevanten Dinge zu verwenden, die ihn gerade interessieren. Gleichwohl
spielt er die wichtigste Rolle, wenn es darum geht, das Team vor Stagnation, Überalterung und Welt-
fremdheit zu bewahren.
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5. Der Gemeinschaftsgeist (Teamerhalter)
Charakterzüge: ausgeglichen, extrovertiert, schwach dominant
Der Gemeinschaftsgeist ist der empfindsamste im Team: Er ist sich klar der Sorgen und Nöte des
einzelnen bewußt und nimmt sehr deutlich die Stimmungslage innerhalb der Gruppe wahr. Ebenso ist
er ziemlich gut über das Privatleben und die Familienzwiste der übrigen Teammitglieder informiert.
Wir haben hier den aktivsten internen Kommunikator vor uns: allseits beliebt, unaufdringlich, die
Klammer des Teams. Er hält dem Team als ganzem die Stange (was natürlich nicht heißen soll, daß
er nicht Partei ergreift, wenn Differenzen auftreten) und unterstützt alle anderen. Sein Instinkt sagt
ihm, daß man besser auf den Ideen anderer aufbaut, als sie herunterzuwürdigen oder ein kon-
kurrierende Idee vorzubringen.
Er ist ein angenehmer und ausdauernder Zuhörer und pflegt vielfältige Kontakte innerhalb des
Teams, auch ermutigt er alle übrigen, dasselbe zu tun. Als Verfechter von Eintracht und Harmonie
gleicht er die Reibereien und Uneinigkeiten aus, wie sie durch den Gestalter und die Pflanze,
manchmal auch durch das Gewissen, hervorgerufen werden. Besonders mißfallen ihm persönliche
Konfrontationen. Deswegen versucht er sie selbst zu vermeiden und bei anderen abzuschwächen.
Wenn das Team unter Druck steht oder in Schwierigkeiten steckt, wird die Sympathie, das Verständ-
nis, die Loyalität und die Unterstützung des Gemeinschaftsgeistes besonders geschätzt. Seine Ab-
neigung gegenüber Konkurrenzdenken und Reibereien mag ihn ein bißchen weich und unentschieden
wirken lassen, aber sie läßt ihn permanent gegen Teilung und Auseinanderbrechen im Team an-
kämpfen. Er ist ein beispielhaftes Teammitglied, und obwohl der Wert seines persönlichen Beitrags in
normalen Zeiten meist nicht so unmittelbar wie bei den anderen Team-Rollen zu erkennen ist, so wird
seine Wirkung doch dann besonders auffällig, wenn er nicht da ist, insbesondere in Zeiten von Streß
und Druck.
Der Vollender (Fertigsteller/Kontrolleur)
Charakterzüge: besorgt, introvertiert
Der Vollender sorgt sich um alles, was schiefgehen könnte. Er findet keine Ruhe, bis er nicht selbst
jede Einzelheit überprüft hat und sicher ist, daß alles getan und nichts übersehen wurde. Nicht daß er
sich unnötigerweise zu viel Arbeit machen wollte - seine Besessenheit ist lediglich ein Ausdruck
seiner Besorgnis.
Der Vollender ist kein bestimmendes Mitglied des Teams; aber ihn treibt das dauernde Gefühl einer
Dringlichkeit, die er anderen mitteilt, um sie zur Bewegung anzutreiben. Selbstdisziplin und Charak-
terstärke zeichnen ihn aus; deshalb zeigt er kein Verständnis für die weniger disziplinierten und eher
ungestümen Teammitglieder.
Wenn der Vollender eine Hauptbeschäftigung hat, dann ist es die Ordnung; Termine und Zeitpläne
hält er auf das peinlichste ein.
Es besteht die Gefahr, daß er sich zu einem auf das Team demoralisierend wirkenden Schwarzseher
entwickelt, und ebenso leicht kann er die grundsätzliche Zielsetzung vor Augen verlieren, wenn er
sich nämlich in allzu kleinen Details verliert. Nichtsdestotrotz stells sein unbarmherziges Durchziehen
eines Projekts einen wertvollen Aktivposten dar.
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6. Zusammenfassende Darstellung I
Gruppen-
Typus
Typische
Charakterzüge
Positive
Eigenschaften
Erlaubte
Schwächen
Team-Rolle
Vor-
sitzender
ruhig,
selbstsicher,
beherrscht
Fähigkeit, alle
geeigneten Mitar-
beiter gemäß ihren
Verdiensten und
ohne Vorurteile zu
behandeln und zu
ermutigen, starker
Einsatz für Ziele
nur
gewöhnlicher
Durchschnitt,
was Intellekt
oder kreative
Fähigkeiten
betrifft
überwacht die Verwirk-
lichung der Zielsetzungen,
erkennt die Stärken und
Schwächen des Teams und
gewährleistet die bestmög-
liche Nutzung der Fähigkei-
ten jedes Teammitglieds
Gestalter voll innerer
Spannung,
kontaktfreudig,
dynamisch
Trieb und Bereit-
schaft, Ineffizienz,
Selbstzufriedenheit
und Selbst-
täuschung zu
bekämpfen
Neigung zu
Provokation,
Gereiztheit und
Ungeduld
bestimmt die Richtung, in
die die Anstrengungen des
Teams gehen sollen, richtet
seine Aufmerksamkeit
hauptsächlich auf Zielsetz-
ungen und Prioritäten
Pflanze unabhängig,
ernsthaftig,
unorthodox
Genie,
Einfallsreichtum,
Intellekt, Wissen
schwebt über
den Wolken,
neigt dazu,
praktische
Einzelheiten
oder Gepflo-
genheiten nicht
zu beachten
entwickelt neue Ideen und
Strategien unter besonderer
Beachtung vordringlicher
Fragen, untersucht mögliche
Schwachstellen bei der
Lösung spezifischer
Probleme des Teams
Gewissen nüchtern,
leidenschafts-
los, vorsichtig
Urteilsvermögen,
Besonnenheit,
praktisches Denken
Inspiration und
die Fähigkeit,
andere zu moti-
vieren, fehlen
analysiert Probleme und
wertet Ideen und Vorschläge
aus, so daß das Team
ausgewogenere Entschei-
dungen treffen kann
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7. Zusammenfassende Darstellung II
Gruppen-
Typus
Typische
Charakterzüge
Positive
Eigenschaften
Erlaubte
Schwächen
Team-Rolle
Planer konservativ,
pflichtbewußt,
beständig
Organistationstalent,
gesunder
Menschenverstand
im Praktischen,
hart arbeitend,
Selbstdisziplin
mangelnde
Flexibilität,
Unempfänglich-
keit gegenüber
unerprobten
Ideen
setzt Konzept und Pläne in
praktikable Arbeitsvorgänge
um, führt vereinbarte Pläne
systematisch und effizient
aus
Öffentlich-
keitsbeauf-
tragter
extrovertiert,
enthusiastisch,
neugierig,
gesprächig
Fähigkeit, mit Men-
schen in Verbindung
zu kommen und
irgendetwas Neues
zu erkunden, auf
Herausforderungen
zu reagieren
verliert leicht
das Interesse,
sobald die erste
Begeisterung
vorüber ist
erkundet und berichtet über
Ideen, Entwicklungen und
Ressourcen außerhalb der
Gruppe, baut externe
Kontakte auf, die für das
Team nützlich sein könnten,
und führt u.U. folgende
Verhandlungen durch
Gemein-
schafts-
geist
gemeinschafts-
orientiert,
angenehm,
sensibel
Fähigkeit, auf
Menschen und
Situationen einzu-
gehen und Team-
geist aufzubauen
Unentschlos-
senheit in Kri-
sensituationen
unterstützt die Mitglieder auf
ihren starken Seiten und
schwächt ihre Unzulänglich-
keiten ab, verbessert die
Gesprächsmöglichkeiten
zwischen den Mitgliedern
und nährt den Teamgeist im
allgemeinen
Vollender sorgfältig,
ordentlich,
gewissenhaft,
besorgt
Fähigkeit, Dinge
durchzuziehen,
Perfektionismus
Tendenz, sich
über kleine
Dinge Sorgen
zu machen,
Widerstreben,
etwas
"loszulassen"
schützt das Team so weit
wie möglich vor etwaigen
schädlichen Fehlern und
Unterlassungen, sucht aktiv
nach Arbeiten, die einen hö-
heren Grad an Aufmerksam-
keit benötigen als gewöhn-
lich, hält im Team ein
Gefühl der Dringlichkeit
wach
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8. Nachwort
Der vorgestellte Ergebnisbericht mag den Eindruck erwecken, daß sich die Team-Typen schon zu
Anfang der Forschungsarbeit harauskristallisiert hatten. In Wirklichkeit wurden sie natürlich erst nach
vielen Beobachtungen derselben Verhaltensweisen und derselben Art der Beiträge, wie sie immer
und immer wieder in dem Management-Spiel in Henley auftauchten, entdeckt und "festgemacht". Die
Theorie wurde danach in anderen Kursen in Großbritannien und Australien erprobt. In der Tat wendet
auch eine kleine, stetig wachsende Anzahl von Unternehmen die Erkenntnisse Dr. Belbins über das
Teamfähigkeits-Training an. Diese weitergehenden Entwicklungen und Auseitungen haben sämtlcihe
Team-Typen und ebenso die besonderen Vorteile eines ausgeglichenen Teams bestätigt. Das Fehlen
einer dieser Typen schwächt ganz offensichtlich jedes Team, aber die Anwesenheit zu vieler
Vertreter eines Types lassen gleihermaßen vorhersehbare Schwachstellen entstehen: so werden z.B.
mit zu vielen Pflanzen viele gute Ideen hervorgebracht, aber nie realisiert; ein Team, das nur aus
Pflanzen und Gestaltern besteht, mag einen brillianten Eindruck erwecken, es wird jedoch durch die
richtige Mischung aus dem Kreis der weniger hervorragenden und glänzenden Personen, die ein
ausgeglichenes Team ausmacht, klar übertrumpft.
Es stellt sich die Frage, was passiert, wenn weniger als acht Personen vorhanden sind. Die Antwort
könnte hier sein, daß bestimmte Teammitglieder im Bedarfsfall ihre "zweit-liebste" Team-Rolle
zusätzlich spielen, anstatt nur eine einzige, um so die fehlende Rolle auszufüllen. Mit anderen Wor-
ten: Wenn es notwendig ist, kann man ein effektives Team auch mit nur vier Peronen zusammen-
stellen. Betrachtet man die acht Team-Typen etwas genauer, so erkennt man, daß sich vier davon
mit der Außenwelt beschäftigen und dei vier übrigen mit der Welt innerhalb des Teams.
Blick nach außen: Vorsitzender, Pflanze, Öffentlichkeitsbeauftragter, Gestalter
Blick nach innen: Planer, Gewissen, Gemeinschaftsgeist, Vollender
Es ist außerdem recht interessant, daß es gerade die nach außen blickenden Teammitglieder sind,
die sich im psychometrischen Test als dominant erweisen, wohingegen die nach innen blickenden
(ohne notwendigerweise unterwürfig zu sein) nicht unbedingt durch Dominanz auffallen. Man kann die
vorstehenden Ausführungen ebenso unter dem Aspekt der "innerhalb - außerhalb"-Paare betrachten:
Der Vorsitzende und der Planer, die Pflanze und das Gewissen, und so weiter. Jedes dieser Paare
erlangt seine spezifische Bedeutung in einem anderen Stadium einer Aktivität; der Aufbau ist sehr
ähnlich dem, sagen wir, einer Armee auf dem Schlachtfeld.
Dr. Belbin begann erst kürzlich, die Unternehmen in der Anwendung seiner Theorie zu unterstützen,
und die Zahl der Anhänger wächst. Die Einführung der Team-Typisierung in einem Unternehmen wird
in den meisten Fällen ein langwieriger Prozeß sein. Von unmittelbarem Wert ist sie jedoch schon bei
der Zusammenstellung von Projektgruppen oder bei der Gründung neuer Firmen.
Es sollte betont werden, daß bei der Zusammenstellung von Teams die Notwendigkeit ausgegliche-
ner Team-Rollen nicht bei jedem Vorhaben in gleichem Maße besteht. Es sit z.B. weit weniger be-
deutsam für eine Gruppe, die einen mehr oder weniger stetigen und fortschreitenden Prozeß zu über-
wachen hat, wocbei keine größeren Änderungen oder Neuerungen notwendig bzw. vorgesehen sind.
Wenn das Team andererseits auf schnell sich ändernden Gebieten wie Personalwesen, Arbeits-
techniken, Produkte, Märkte und Kosten arbeitet, wo Wettbewerb, Erfolgsdurch und Notwendigkeit für
schnelles Entscheiden und Handeln herrschen, dann ist es von entscheidener Bedeutung, alle diese
verschiedenen Fähigkeiten in einem Team vereint zu haben.
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