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H 2.13
Tourismus und kulturelles Erbe
Versöhnungsstrategien für zwei Lieblingsfeinde




                                                                  Dr. Heinz Buri



Die meisten Menschen sind Touristen, fast überall. Die Gäste in kulturellen Einrichtungen und
Stätten haben unterschiedliches Vorwissen, sind in ihren Erwartungen und Motiven unterschiedlich
prädisponiert – und genau das ist die Herausforderung für die Kulturträger und an ein intelligentes
Besuchermanagement, an ein Handeln im Sinne des Gastes und im Sinne des Kulturgutes.


Gliederung                                                                                   Seite

1.     Einführung                                                                                2
2.     Zur Rolle der Kultur in der touristischen Angebotsentwicklung
       und -rezeption                                                                            2
2.1    Städte als Kulturträger, Städtetourismus als Kulturtourismus                              3
2.2    Tourismusunternehmen und Kultureinrichtungen: Komplementäre mit unterschiedlichem
       Auftrag                                                                                   4
2.3    Marktforschung und kulturtouristische Nachfrage                                           5
3.     Strategien im kulturtouristischen Marketing                                               6
3.1    Marktforschungsbasierte strategische Ausrichtung im Marketing                             6
3.2    Beseitigung von Hürden im Kulturtourismus                                                 7
3.3    Vernetzung: Gemeinsam sind wir stärker                                                    8
3.4    Denkmalverträglichkeit und Steigerung des touristisches Aufkommens                        9
4.     Neue Trends im Tourismus: Vagabundierende Zielgruppen                                    10
5.     Resümee                                                                                  11




                                                                                                 1
H 2.13                                       Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Marketingkonzepte




                          1.    Einführung
Herausforderung           Kultur findet nicht auf einer Insel der Seligen statt, Kultureinrichtun-
intelligentes Besucher-   gen stehen nicht außerhalb von wirtschaftlichen Kreisläufen – sie sind
management                Glieder von komplexen Mehrwertschöpfungsketten und das ist auch
                          gar kein Widerspruch zum öffentlichen Auftrag. Im Gegenteil: Durch
                          wirtschaftliches Denken und Handeln können Kultureinrichtungen die
                          Handlungsspielräume im Rahmen ihres Auftrages erweitern und effek-
                          tiver gestalten. Und dafür ist der Tourismus ein guter Komplementär;
                          auf ihn jedoch muss sich das Angebot einstellen, dann funktioniert der
                          Kreislauf. Voraussetzung ist ein kluges Besuchermanagement – es
                          sichert im Falle hochsensibler Ensembles die Denkmalverträglichkeit.
                          Ob Tourismus gut oder schlecht ist, das kann nicht die Frage sein.
                          Auch nicht, ob es gute und schlechte Touristen gibt. Die Hausaufgabe
                          ist vor Ort zu leisten, die Distinktion lautet: gutes oder schlechtes Be-
                          suchermanagement unter Einhaltung der denkmalpflegerischen Ober-
                          grenzen.

                          Man selbst ist der Bildungsreisende, die anderen sind die Touristen –
                          mit diesem Denkmodell wird man den Anforderungen eines Muse-
                          umsbetriebes im 21. Jahrhundert nicht gerecht, die Forderung eines
                          Zensus auf der Grundlage von Bildungsnachweisen wäre zweifellos
                          ein anachronistisches Verfahren.

Beispiel Berliner         „Touristenrennbahn“ hat man die im Rahmen des Masterplans Berli-
Museumsinsel              ner Museumsinsel vorgesehene unterirdische Quererschließung ge-
                          scholten. Sie ermöglicht dem Gast, der nur „Highlights“ wie Nofretete
                          oder den Pergamonaltar sehen möchte, den schnellen Zugang zu den
                          Objekten seiner Begierde, der Gast ist „fast in – fast out“, erfreut sich
                          möglicherweise weniger kognitiv und eher intuitiv an der Schönheit
                          der Kunst und lässt durch die Kürze seiner physischen Präsenz denje-
                          nigen Raum, die Kontemplation suchen und die Aura des Originales
                          möglichst ungestört erleben möchten. Ist das verwerflich?



                          2.    Zur Rolle der Kultur in der touristischen
                                Angebotsentwicklung und -rezeption
                          Kulturtourismus liegt im Trend, Kulturtourismus ist ein Wachstums-
                          segment. Ein Indikator dafür sind die zahllosen kulturtouristischen
                          Aus- und Weiterbildungsangebote. Aber: Was genau liegt im Trend
                          und wo im touristischen Leistungsportfolio spielt Kultur zunehmend
                          eine Rolle? Kultur als Motivationsträger für Reisen und Reiseent-
                          scheidungen? Eine Zunahme von Studienreisen zu antiken Stätten in
                          Griechenland? Kultur als entscheidender Faktor im Wettbewerb der
                          Destinationen?




2
Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit                                        H 2.13

                                                                           Marketingkonzepte




Ohne den mittlerweile zahllosen Definitionen von Kulturtourismus eine      Kulturtourismus:
weitere hinzufügen zu wollen: Es geht um die Frage, in welchem Aus-           definitorische
maß Kultur in touristischer Angebotsentwicklung und Angebotspräsen-            Annäherung
tation eine Rolle spielt und in welchem Ausmaß Kultur in der Nachfra-
ge als subjektiver Motivationsfaktor auch rezipiert, für die Reiseent-
scheidung wirksam und gegebenenfalls als Angebotsbestandteil mit
gebucht wird. Kurzum: Kultur ist für die Reisemotivation produktions-
und nachfrageseitig ein Faktor, der sehr unterschiedlich ausgeprägt sein
kann und damit auch unterschiedlich wirksam wird. Städtetourismus
zum Beispiel lässt sich per definitionem als Kulturtourismus auffassen.
Städte sind Kulturträger und für jeden, der eine Stadt besucht, spielt
Kultur als Motivationsmoment in unterschiedlicher Ausprägung eine
Rolle. Jede Städtereise führt auch zu Zeugnissen der Geschichte: histo-
risches Stadtbild, Kirchen, Solitäre und Ensembles von historischen wie
zeitgenössischen Baukörpern. Im engeren buchbaren Angebotsbereich
spielen dann kulturelle Einrichtungen wie Museen, Theater, Opern- und
Konzerthäuser, aber auch Veranstaltungsformate wie Festivals eine
besondere Rolle. Es ist deswegen sinnvoll, im Rahmen vom Städtetou-
rismus primär motivierten und sekundär motivierten Kulturtourismus zu
unterscheiden. Denn selbst im touristischen MICE-Segment (Meetings,
Incentives, Conventions, Events) – im Kongress- und Tagungstourismus
– wird Kultur indirekt als Standortfaktor wirksam: Wenn der Deutsche
Chirurgenverband sich dazu entschließt, die Jahreshauptversammlung
in Berlin durchzuführen, dann hat die Wahl des Standortes auch mit der
Attraktivität, mit dem Kulturangebot und mit dem kulturell geprägten
Image der Stadt zu tun – und mit der Möglichkeit, attraktive Post-
Convention-Programme anzubieten.


2.1 Städte als Kulturträger, Städtetourismus als
    Kulturtourismus

Bereits in den 20er Jahren wurde Kultur („Stadt der Musik und des            Beispiel Berlin
Theaters“) in der touristischen Werbung Berlins zur Positionierung
genutzt. Während der Teilung Berlins hatten sich amputierte Kultur-
landschaften beiderseits der Mauer funktional wieder komplettiert.
Das wiederum hatte zur Folge, dass nach dem Fall der Mauer viele
Einrichtungen doppelt und dreifach vorhanden waren. Es gab drei
Opernhäuser mit drei Ballettkompanien, acht Sinfonieorchester, zwei
Gemäldegalerien, zwei Ägyptische Museen, zwei Postmuseen und
rund 40 Theater. Es war nach dem Mauerfall eine kulturpolitische
Entscheidung, die für die reine Binnennachfrage überdimensionierte
Kulturlandschaft strukturbereinigt in ihrer Vielfalt zu erhalten und als
Standortfaktor für das Stadtmarketing gezielt zu nutzen. Im Ergebnis
hieß und heißt das: Kultur in Berlin ist Überschussproduktion und
damit in besonderem Maße auf externe Nachfrage angewiesen. Das ist
auch der Grund, warum Tourismus für das Berliner Kulturangebot
strukturell eine zentrale Rolle spielt. Kultur und Tourismus sind hier –
aber nicht nur hier – in ihrem Verhältnis geprägt von einer komple-




                                                                                           3
H 2.13                                       Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Marketingkonzepte




                          mentären Interessenlage. Touristiker und Kulturschaffende sind damit
                          fast ideale Partner, was nicht heißt, dass die Zusammenarbeit in Berlin
                          faktisch immer konfliktfrei und frei von Vorurteilen erfolgt. Aber auch
                          in Berlin haben sich in den letzten Jahren kooperative Formen der
                          Zusammenarbeit entwickelt.

                            Beispiele für Zusammenwirken von Kultur und Tourismus in Berlin
                            3-Tage-Schaulust Karte (Museumspass für über 70 Berliner Museen),
                            Kulturangebote in der Berlin WelcomeCard (ÖPNV-Ticket plus Rabat-
                            tierung bei touristischen Angeboten), Gemeinsame Veranstaltungsda-
                            tenbank, Nutzung von gemeinsamen Ticket-Plattformen, gemeinsa-
                            mes Marktforschungsprojekt (siehe 3.2.), Anschließerschaften von
                            Kultureinrichtungen bei touristischen Fachveranstaltungen



                          2.2 Tourismusunternehmen und
                              Kultureinrichtungen: Komplementäre mit
                              unterschiedlichem Auftrag

Tourismusunternehmen      Tourismusunternehmen und -organisationen haben originär einen wirt-
                          schaftlichen Auftrag. Sie sind indessen in einem sich verschärfenden
                          internationalen Wettbewerb der Destinationen zunehmend auf Alleinstel-
                          lungsmerkmale angewiesen und wachsen mit der steigenden kulturtouris-
                          tischen Nachfrage mehr und mehr auch in bildungs- und kulturdidakti-
                          sche Themenkomplexe hinein. Sie nutzen Geschichte und Kultur zur
                          Positionierung und leisten die überregionale und internationale Vertriebs-
                          arbeit, die Kultureinrichtungen aus eigener Kraft nicht erbringen könnten.

Kultureinrichtungen       Kultureinrichtungen hingegen sind in Zeiten knapper öffentlicher Kas-
                          sen mehr und mehr auf die Erwirtschaftung von Eigeneinnahmen an-
                          gewiesen. Sie sind damit – unbesehen ihrer Rechtsform und ihres di-
                          daktischen und konservatorischen Auftrages – auch Wirtschaftsunter-
                          nehmen. Eine Erhöhung der Auslastung und die Erhöhung der Refi-
                          nanzierungsquote in Kultureinrichtungen ist nicht zuletzt über eine
                          Steigerung des auswärtigen Besucheraufkommens zu erreichen, ergo
                          über Tourismus. Also nochmals: Eigentlich geradezu ideale Partner –
                          und nicht natürliche Feinde!

Trends in Nachfrage und   Wir leben in einer Welt der Versatzstücke und der Globalisierung:
Angebotsentwicklung       Gastronomie, Einzelhandel und auch die Kultur sind – in unterschied-
                          lichem Ausmaß – macdonaldisiert: McDonald’s, McPaper und McSta-
                          ge. Genau deswegen werden Kultur, Tradition und Geschichte zum
                          Unterscheidungsmerkmal, zur Alleinstellung und zum Wettbewerbs-
                          vorteil. Und zwar gegenläufig zur Angleichung der Innenstädte und
                          der Nivellierung von Angeboten. Denn natürlich gibt es auch diesen
                          Trend, den so genannten raumlosen Tourismus, die Urban Entertain-
                          ment Parks, die All-inclusive-Erlebniswelten von TUI, Neckermann und




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Dr. Heinz Buri: Tourismus und kulturelles Erbe. Versöhnungsstrategien für zwei Lieblingsfeinde

  • 1. H 2.13 Tourismus und kulturelles Erbe Versöhnungsstrategien für zwei Lieblingsfeinde Dr. Heinz Buri Die meisten Menschen sind Touristen, fast überall. Die Gäste in kulturellen Einrichtungen und Stätten haben unterschiedliches Vorwissen, sind in ihren Erwartungen und Motiven unterschiedlich prädisponiert – und genau das ist die Herausforderung für die Kulturträger und an ein intelligentes Besuchermanagement, an ein Handeln im Sinne des Gastes und im Sinne des Kulturgutes. Gliederung Seite 1. Einführung 2 2. Zur Rolle der Kultur in der touristischen Angebotsentwicklung und -rezeption 2 2.1 Städte als Kulturträger, Städtetourismus als Kulturtourismus 3 2.2 Tourismusunternehmen und Kultureinrichtungen: Komplementäre mit unterschiedlichem Auftrag 4 2.3 Marktforschung und kulturtouristische Nachfrage 5 3. Strategien im kulturtouristischen Marketing 6 3.1 Marktforschungsbasierte strategische Ausrichtung im Marketing 6 3.2 Beseitigung von Hürden im Kulturtourismus 7 3.3 Vernetzung: Gemeinsam sind wir stärker 8 3.4 Denkmalverträglichkeit und Steigerung des touristisches Aufkommens 9 4. Neue Trends im Tourismus: Vagabundierende Zielgruppen 10 5. Resümee 11 1
  • 2. H 2.13 Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Marketingkonzepte 1. Einführung Herausforderung Kultur findet nicht auf einer Insel der Seligen statt, Kultureinrichtun- intelligentes Besucher- gen stehen nicht außerhalb von wirtschaftlichen Kreisläufen – sie sind management Glieder von komplexen Mehrwertschöpfungsketten und das ist auch gar kein Widerspruch zum öffentlichen Auftrag. Im Gegenteil: Durch wirtschaftliches Denken und Handeln können Kultureinrichtungen die Handlungsspielräume im Rahmen ihres Auftrages erweitern und effek- tiver gestalten. Und dafür ist der Tourismus ein guter Komplementär; auf ihn jedoch muss sich das Angebot einstellen, dann funktioniert der Kreislauf. Voraussetzung ist ein kluges Besuchermanagement – es sichert im Falle hochsensibler Ensembles die Denkmalverträglichkeit. Ob Tourismus gut oder schlecht ist, das kann nicht die Frage sein. Auch nicht, ob es gute und schlechte Touristen gibt. Die Hausaufgabe ist vor Ort zu leisten, die Distinktion lautet: gutes oder schlechtes Be- suchermanagement unter Einhaltung der denkmalpflegerischen Ober- grenzen. Man selbst ist der Bildungsreisende, die anderen sind die Touristen – mit diesem Denkmodell wird man den Anforderungen eines Muse- umsbetriebes im 21. Jahrhundert nicht gerecht, die Forderung eines Zensus auf der Grundlage von Bildungsnachweisen wäre zweifellos ein anachronistisches Verfahren. Beispiel Berliner „Touristenrennbahn“ hat man die im Rahmen des Masterplans Berli- Museumsinsel ner Museumsinsel vorgesehene unterirdische Quererschließung ge- scholten. Sie ermöglicht dem Gast, der nur „Highlights“ wie Nofretete oder den Pergamonaltar sehen möchte, den schnellen Zugang zu den Objekten seiner Begierde, der Gast ist „fast in – fast out“, erfreut sich möglicherweise weniger kognitiv und eher intuitiv an der Schönheit der Kunst und lässt durch die Kürze seiner physischen Präsenz denje- nigen Raum, die Kontemplation suchen und die Aura des Originales möglichst ungestört erleben möchten. Ist das verwerflich? 2. Zur Rolle der Kultur in der touristischen Angebotsentwicklung und -rezeption Kulturtourismus liegt im Trend, Kulturtourismus ist ein Wachstums- segment. Ein Indikator dafür sind die zahllosen kulturtouristischen Aus- und Weiterbildungsangebote. Aber: Was genau liegt im Trend und wo im touristischen Leistungsportfolio spielt Kultur zunehmend eine Rolle? Kultur als Motivationsträger für Reisen und Reiseent- scheidungen? Eine Zunahme von Studienreisen zu antiken Stätten in Griechenland? Kultur als entscheidender Faktor im Wettbewerb der Destinationen? 2
  • 3. Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit H 2.13 Marketingkonzepte Ohne den mittlerweile zahllosen Definitionen von Kulturtourismus eine Kulturtourismus: weitere hinzufügen zu wollen: Es geht um die Frage, in welchem Aus- definitorische maß Kultur in touristischer Angebotsentwicklung und Angebotspräsen- Annäherung tation eine Rolle spielt und in welchem Ausmaß Kultur in der Nachfra- ge als subjektiver Motivationsfaktor auch rezipiert, für die Reiseent- scheidung wirksam und gegebenenfalls als Angebotsbestandteil mit gebucht wird. Kurzum: Kultur ist für die Reisemotivation produktions- und nachfrageseitig ein Faktor, der sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann und damit auch unterschiedlich wirksam wird. Städtetourismus zum Beispiel lässt sich per definitionem als Kulturtourismus auffassen. Städte sind Kulturträger und für jeden, der eine Stadt besucht, spielt Kultur als Motivationsmoment in unterschiedlicher Ausprägung eine Rolle. Jede Städtereise führt auch zu Zeugnissen der Geschichte: histo- risches Stadtbild, Kirchen, Solitäre und Ensembles von historischen wie zeitgenössischen Baukörpern. Im engeren buchbaren Angebotsbereich spielen dann kulturelle Einrichtungen wie Museen, Theater, Opern- und Konzerthäuser, aber auch Veranstaltungsformate wie Festivals eine besondere Rolle. Es ist deswegen sinnvoll, im Rahmen vom Städtetou- rismus primär motivierten und sekundär motivierten Kulturtourismus zu unterscheiden. Denn selbst im touristischen MICE-Segment (Meetings, Incentives, Conventions, Events) – im Kongress- und Tagungstourismus – wird Kultur indirekt als Standortfaktor wirksam: Wenn der Deutsche Chirurgenverband sich dazu entschließt, die Jahreshauptversammlung in Berlin durchzuführen, dann hat die Wahl des Standortes auch mit der Attraktivität, mit dem Kulturangebot und mit dem kulturell geprägten Image der Stadt zu tun – und mit der Möglichkeit, attraktive Post- Convention-Programme anzubieten. 2.1 Städte als Kulturträger, Städtetourismus als Kulturtourismus Bereits in den 20er Jahren wurde Kultur („Stadt der Musik und des Beispiel Berlin Theaters“) in der touristischen Werbung Berlins zur Positionierung genutzt. Während der Teilung Berlins hatten sich amputierte Kultur- landschaften beiderseits der Mauer funktional wieder komplettiert. Das wiederum hatte zur Folge, dass nach dem Fall der Mauer viele Einrichtungen doppelt und dreifach vorhanden waren. Es gab drei Opernhäuser mit drei Ballettkompanien, acht Sinfonieorchester, zwei Gemäldegalerien, zwei Ägyptische Museen, zwei Postmuseen und rund 40 Theater. Es war nach dem Mauerfall eine kulturpolitische Entscheidung, die für die reine Binnennachfrage überdimensionierte Kulturlandschaft strukturbereinigt in ihrer Vielfalt zu erhalten und als Standortfaktor für das Stadtmarketing gezielt zu nutzen. Im Ergebnis hieß und heißt das: Kultur in Berlin ist Überschussproduktion und damit in besonderem Maße auf externe Nachfrage angewiesen. Das ist auch der Grund, warum Tourismus für das Berliner Kulturangebot strukturell eine zentrale Rolle spielt. Kultur und Tourismus sind hier – aber nicht nur hier – in ihrem Verhältnis geprägt von einer komple- 3
  • 4. H 2.13 Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Marketingkonzepte mentären Interessenlage. Touristiker und Kulturschaffende sind damit fast ideale Partner, was nicht heißt, dass die Zusammenarbeit in Berlin faktisch immer konfliktfrei und frei von Vorurteilen erfolgt. Aber auch in Berlin haben sich in den letzten Jahren kooperative Formen der Zusammenarbeit entwickelt. Beispiele für Zusammenwirken von Kultur und Tourismus in Berlin 3-Tage-Schaulust Karte (Museumspass für über 70 Berliner Museen), Kulturangebote in der Berlin WelcomeCard (ÖPNV-Ticket plus Rabat- tierung bei touristischen Angeboten), Gemeinsame Veranstaltungsda- tenbank, Nutzung von gemeinsamen Ticket-Plattformen, gemeinsa- mes Marktforschungsprojekt (siehe 3.2.), Anschließerschaften von Kultureinrichtungen bei touristischen Fachveranstaltungen 2.2 Tourismusunternehmen und Kultureinrichtungen: Komplementäre mit unterschiedlichem Auftrag Tourismusunternehmen Tourismusunternehmen und -organisationen haben originär einen wirt- schaftlichen Auftrag. Sie sind indessen in einem sich verschärfenden internationalen Wettbewerb der Destinationen zunehmend auf Alleinstel- lungsmerkmale angewiesen und wachsen mit der steigenden kulturtouris- tischen Nachfrage mehr und mehr auch in bildungs- und kulturdidakti- sche Themenkomplexe hinein. Sie nutzen Geschichte und Kultur zur Positionierung und leisten die überregionale und internationale Vertriebs- arbeit, die Kultureinrichtungen aus eigener Kraft nicht erbringen könnten. Kultureinrichtungen Kultureinrichtungen hingegen sind in Zeiten knapper öffentlicher Kas- sen mehr und mehr auf die Erwirtschaftung von Eigeneinnahmen an- gewiesen. Sie sind damit – unbesehen ihrer Rechtsform und ihres di- daktischen und konservatorischen Auftrages – auch Wirtschaftsunter- nehmen. Eine Erhöhung der Auslastung und die Erhöhung der Refi- nanzierungsquote in Kultureinrichtungen ist nicht zuletzt über eine Steigerung des auswärtigen Besucheraufkommens zu erreichen, ergo über Tourismus. Also nochmals: Eigentlich geradezu ideale Partner – und nicht natürliche Feinde! Trends in Nachfrage und Wir leben in einer Welt der Versatzstücke und der Globalisierung: Angebotsentwicklung Gastronomie, Einzelhandel und auch die Kultur sind – in unterschied- lichem Ausmaß – macdonaldisiert: McDonald’s, McPaper und McSta- ge. Genau deswegen werden Kultur, Tradition und Geschichte zum Unterscheidungsmerkmal, zur Alleinstellung und zum Wettbewerbs- vorteil. Und zwar gegenläufig zur Angleichung der Innenstädte und der Nivellierung von Angeboten. Denn natürlich gibt es auch diesen Trend, den so genannten raumlosen Tourismus, die Urban Entertain- ment Parks, die All-inclusive-Erlebniswelten von TUI, Neckermann und 4