Management-Herausforderungen Mobiles Internet - Hagen Sexauer
Mobiles Internet im Möbelhandel
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„Auf dem Weg
zum
MM: Wann wird sich das Mobile
Massenmarkt“
bieten – hier ist Ikea schon ziemlich sche gehen bereits mobil ins Internet. ken oder standardisierten Produkten – Produkte mobil bewerbe, und – was nem CO2-Footprint bekomme. Solche
Marketing im Handel durchsetzen? weit: Per Infoblatt und Smartphone ich lasse mich im Laden beraten, ver- noch wichtiger ist – ich muss kooperie- Themen werden ganz wichtig, daher
Dr. Hagen Sexauer: Es wird sich spä- kann ich ausgewählte Produkte in 3-D MM: Der User recherchiert vor allem gleiche das Produkt dort per Scan, ren: Es gibt große Communities wie müssen sich Möbelmarken bzw. -Her-
testens in zwei bis drei Jahren auf brei- mit nach Hause nehmen und sehen, ob mobil nach Produkten, wenn er sie finde einen niedrigeren Preis im Web Qype, Meine Stadt u.a. Ich muss mir steller stärker dahinter klemmen und
ter Front durchsetzen. Da der Handel sie dort auch hinpassen. zeitnah braucht, spontan eine Idee und ordere noch im Laden bei dem Gedanken machen, wie ich diesen Informationen weitergeben; zumal es
immer weit hinterher hinkt, wird es und wenig Zeit hat oder am POS Versender – sehe ich für den Einrich- Traffic nutze, über Mobile Marketing- Tools geben wird, mit denen Möbel be-
aber erst in drei bis fünf Jahren eine MM: Die Treiber sind 18 bis 34 Jah- Preise vergleichen will. Welche Kon- tungshandel nicht so stark. Aktionen diese Kunden zu gewinnen, wertet werden. Zum Teil muss der Lie-
entscheidende Position im Marketing- re alt, also Erst- und Zweiteinrichter: sequenzen hat das für den Handel? Händler denken forciert über Mobile ohne selbst ein mobiles Angebot zu ferant mehr Informationen preisgeben,
Mix einnehmen. Macht Mobile Marketing derzeit nur Sexauer: Es gibt Fälle, in denen ich Pricing nach: Er positioniert sich da, haben. Im zweiten Step muss ich einen als ihm lieb ist; wenn er das aber gut
für solche Vertriebsschienen Sinn? das mobile Internet Motiv abhängig in- wo der Kunde Preise vergleicht, viel- eigenen mobilen Auftritt entwickeln. macht und neueste Kundenwünsche
MM: Welche Vorteile kann sich der Sexauer: Sie sind mit 35 bis 40% die tensiver nutze; wenn ich an der Halte- leicht schon die Kaufentscheidung trifft aufnimmt, wird er sich einen Wettbe-
„First Mover“ im Einrichtungshandel Treiber, aber die übrigen 60% kommen stelle warte, nutze ich vielleicht ein Tool und bietet ihm gleich die Chance, zu MM: Mobile User nutzen häufig werbsvorteil verschaffen.
durch den frühen Einstieg sichern? aus anderen Zielgruppen – etwa vom für Einrichten. Als Händler muss ich ordern. Auch immer mehr lokale Händ- Apps, nehmen diese aber nur an,
Sexauer: Er lernt – wie im Online-Ka- iPhone, das die höchste Penetration mir daher vorher im Klaren sein, wel- ler gehen in diese Richtung und den- wenn sie konkreten auf ihr Nutzer- MM: Video-Aufbauanleitung, Preis-
nal muss er dort unterwegs sein und hat; darüber erreicht man 35 bis 50- che Nutzungssituationen ich bedienen ken über Versandmodelle nach. Un- verhalten abgestimmten Mehrwert vergleich etc.: Welche revolutionä-
wissen, welche Bedürfnisse abgedeckt Jährige als Zielgruppe für hochpreisi- möchte und dafür entsprechend mein glaubwürdige Rabatte der Großfläche bieten. Wann macht es für Möbel- ren Potenziale für den Massenmarkt
werden. Auch hat er die Chance, Pro- gere Produkte. Wir sind auf dem Weg Angebot ausarbeiten. werden dazu führen, dass immer mehr händler Sinn, Apps anzubieten? bietet Augmented Reality künftig
dukte über Augmented Reality anzu- zum Massenmarkt: Fast 21 Mio. Deut- Die Bedrohung des Handels bei Mar- kleine Start-up-Anbieter genau in diese Sexauer: Wenn sie die Kaufentschei- dem Einrichtungshandel noch?
Kerbe hauen und eine möglichst hohe dung unterstützen – etwa, indem ich Sexauer: Man muss sich die klassi-
Preistransparenz herstellen. mich am POS über Fotos meiner Woh- schen Pre- und After-sales-Prozesse
nung einrichten und mir das so besser anschauen: Augmented Reality hilft,
MM: Reduziert sich Mobile Marke- vorstellen kann – und verlinke mit dem wie ich das Möbel aufbaue bis zu sei-
ting auch künftig eher auf Rabatt- Order-Prozess. Beim Testen von Ein- ner virtuellen Darstellung dort, wo es
und Schnäppchen-Aktionen? richtungs-Varianten bieten Apps eine stehen soll inklusive virtueller Hilfslini-
Sexauer: Rabatt- und Schnäppchen- gute Chance. en, wo was hinkommt. Oder am POS,
aktionen sind sehr wichtig, aber auch, Auch gibt es Shopper, die nur einen da ich die Auswahl nicht immer in gan-
wie bekomme ich interessierte Kunden Tisch kaufen und nicht Stunden durch zer Breite und Tiefe zeigen kann – dass
in den Laden. Dabei wird Couponing den Laden laufen wollen. Solche Ori- ich den EAN-Code scanne und sehe,
eine sehr wichtige Rolle spielen – gera- entierungshilfen gibt es schon im Le- wie nicht gezeigte Produkte aussehen.
de bei der Neukundenakquise. bensmittelhandel: Über Apps informie-
Mobile Marketing bedeutet, dort prä- ren, wo ich das Produkt finde. Zugleich MM: Was kann der Möbelhandel von
sent zu sein, wo der Kunde gerade ist, erhalte ich Entscheidungshilfe, indem Best Pratice-Beispielen lernen?
als muss ich überlegen, wie ich meine ich EAN- oder Barcode scanne, um Sexauer: Sich überhaupt damit zu be-
Hintergrundinfos zu bekommen. Dabei schäftigen. Er sollte kooperieren, um
spielt Nachhaltigkeit eine Rolle. Oder zu sehen, was dort passiert und wel-
ich informiere über alternative energie- che Chance er hat. Auch wenn er nicht
sparende Lampen 300 m weiter. präsent ist, kann er sich dort als preis-
günstig positionieren, indem er ab und
MM: Also ist auch die Industrie ge- zu in mobilen Angebotsbereichen at-
fordert, Content bereit zu stellen? traktive Eckpreise lanciert. Damit än-
Sexauer: Ja, es gibt eine Barcoo-App, dert er sein Preisbild bei online-affinen
mit der ich EAN-Codes scanne und Kunden, die nicht im Fachhandel kau-
Hintergrundinfos zum Produkt und sei- fen oder online Preise vergleichen, und
lockt sie in seinen Store. Oder einen
Neukunden gewinnen, der am POS ei-
nen Gutschein erhält. Solche Themen
Dr. Hagen J. Sexauer ist bieten riesige Chancen; ebenso Tools,
Principal bei der Strategie- die in der Planung des Möbelkaufs, der
Entscheidung am POS oder nach dem
beratung Sempora Consul- Kauf einen Mehrwert bieten.
ting mit Fokus auf Kunden-
beziehungs-Management, MM: Wie hat sich der Möbelhandel
Mobiles Internet und Social 2020 auf den mobilen und quasi all-
Dr. Hagen Sexauer: Media und Herausgeber wissenden Kunden eingestellt?
Sexauer: Es werden immer mehr Ein-
„Der Möbelhandel wird keinen Budget- mehrerer Management- richtungshändler mit Pricing arbeiten
Bücher sowie Autor von und Mobile Marketing besser bespie-
Shift vollzogen haben und damit Fachartikeln. len, aber sie werden auch 2020 noch
Versandhändlern den Weg bereiten.“ nicht begriffen haben, dass M-Com-
merce einer der am schnellsten wach-
senden Bereiche ist und keinen Bud-
get-Shift auf den online- bzw. mobilen
Kanal vollzogen haben – damit werden
sie Versandhändlern den Weg bereiten.
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01 / 2011
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