3. 03
Liebe Leserin, lieber Leser Zwischen Heute und Gestern, zwischen
unserer Region und der Welt
Unser Leben ist ein ständiger Balanceakt. Wir müssen uns be-
haupten, aber auch auf andere hören. Unvereinbares zusammen-
bringen, zwischen Ungleichem immer wieder einen Ausgleich
schaffen. Theater-, Tanz- und Performanceschaffende stellen in
ihrer kreativen Arbeit tagtäglich zwischen unserer realen Welt
und einer Vielzahl anderer, erfundener und behaupteter Welten
die Balance her und machen diese Arbeit für uns verstehbar.
Als Zuschauer_innen werden wir Zeuginnen und Zeugen, wie sich
solches Schaffen im Rahmen eines Festivals eindrucksvoll ver-
dichtet und starke Momente schafft.
Das Programm, das Tobias Brenk und sein Team für das dies-
jährige Theaterfestival zusammengestellt haben, wagt ebenfalls
den Balanceakt. Zwischen Heute und Gestern, zwischen unse-
rer Region und der Welt. Auch der soziale Raum, unser tägliches
Lebensumfeld, wird als Thema aufgenommen und gespiegelt.
Dass dieser Raum nicht gegeben ist, sondern von uns gestaltet
und verändert werden muss, zeigt die Installation «Garden
State» des Kollektivs MAMAZA eindrucksvoll. Dabei werden über
300 Menschen aus der Region die Turnhalle auf dem Kasernen-
areal mit ihren Topfpflanzen ausstaffieren und durch soziale
Interaktion beleben. Auf dem Barfüsserplatz wagt der Künstler
Nick Steur ganz wörtlich den Balanceakt, indem er zwei ton-
nenschwere Steinbrocken aufeinanderstellt und durch sorgsames
Austarieren ein schwebendes Gleichgewicht herstellt. Dies soll
uns an die Kraft der Kunst und des Theaters erinnern, auch Un-
mögliches wahrscheinlich werden zu lassen. Ich wünsche Ihnen
ein spannendes und inspirierendes Theaterfestival!
Elisabeth Ackermann
Regierungspräsidentin des Kantons Basel-Stadt
Wenn ein Festival ein Garten wäre, welche Geschichten würde
er erzählen? Welche Spuren würden von der Vergangenheit
zeugen? Und welche Ereignisse blieben für zukünftige Besucher-
_innen sichtbar? Ein Festival kann präzise angelegt oder aus-
ufernd sein und mit jedem Festivaljahr neu beginnen. In diesem
Jahr zum Beispiel mit einem vielfältigen und reichhaltigen Pro-
gramm – mit Performances, Theater- und Tanzproduktionen,
Theater für Kinder, Ohren und Hände. Das Theaterfestival Basel
ist eine grosszügige Einladung an Sie, diesen Garten zu betre-
ten, in längst vergangene Zeiten zu blicken und von Orten zu
hören, von denen wir meinen, dass sie nichts mit uns zu tun
haben.
Die Bühne vermittelt immer wieder Erfahrungen, die an die
Grenze dessen gehen, was wir erleben. Krieg, bewaffnete
Konflikte und politische Gewalt werden uns vor allem medial
vermittelt. Künstler_innen reagieren auf diese Themen und
das Phänomen, dass gewisse Informationen immer hybrider
werden: Konfliktlinien sind komplexer und die Gründe für sozia-
le oder ökonomische Auseinandersetzungen verschwimmen
in einer Flut von Informationen. Wer versteht schon das kompli-
zierte System, in dem am Aktienmarkt heute mit Kapital ge-
handelt wird, das nicht mal existiert?
Vom bildgewaltigen Theaterepos, über Vorstellungen für die
Familie bis hin zu Gaming-Abenden, Choreografien und Perfor-
mance im Stadtraum, tauchen wir in die Lebensrealitäten
anderer ein. Dabei vermitteln uns die Künstler_innen nicht nur
ein Bild ihrer Heimat. Sie versuchen auch ihre Lebensumstände
zu ändern, zum Beispiel indem sie mit ihren Arbeiten in die
Logik eines aufkeimenden Nationalismus eingreifen, die Szene
daheim unterstützen oder die Rolle des Theaters in politisch
unruhigen Zeiten hinterfragen. So führen uns die Produktionen
immer wieder an den Punkt, an dem wir uns selbst beobachten:
Mit welchem Blick schauen wir auf Arbeiten aus Senegal oder
Mexiko, auf europäisches Musiktheater eines interkontinentalen
Ensembles oder auf Tanz vergessener Kulturen? Welche Ver-
antwortung steht dahinter oder wie überbrücken wir die Distanz
der unterschiedlichen Erfahrungen? Das Theater ist als Ort
vielleicht so etwas wie ein Trainingscamp für das Andere und
eine Übung darin, etwas zuzulassen, das wir anscheinend zu
kennen glauben. «Eintopfen, umpflanzen, ausreissen»: das Thea-
terfestival bietet die Möglichkeit auszureissen aus unserer
alltäglichen Flora – es regt uns an, neue Vegetationen zu entde-
cken, über den Gartenzaun zu blicken und wieder ein grosses
Fest in der ganzen Region zu erleben. Und das nicht nur passiv
aus den Zuschauerreihen, sondern auch aktiv in den Work-
shops, im «Garden State» von MAMAZA, im Zuschauerseminar
oder bei der Festivalparty. An 12 Tagen warten 18 Produktionen
auf Sie. Jeder Tag verspricht mindestens eine Premiere und
aufregende Sommerabende im Festivalzentrum auf dem Kaser-
nenareal. Diese Vielfalt wäre nicht erlebbar ohne das grosse
Vertrauen der Geldgeber_innen, unserer Kooperationspartner-
_innen und Unterstützer_innen, ohne die hervorragende
Arbeit des Vorstands, des Festivalteams und aller Helfer_innen,
denen ich hiermit herzlich danken möchte!
Und falls Ihnen das Programmheft in Ihren Händen nicht reicht
und Sie zusätzlich einen persönlichen Tipp brauchen: Laden Sie
uns und Ihre Freunde doch einfach zu sich nach Hause ein –
wir bringen den Wein und erzählen Ihnen vom Programm (siehe
Seite 05)! Oder Sie rufen uns während des Festivals einfach
an und lassen sich von uns beraten – wir geben gerne Auskunft
und sind gespannt, wie es Ihnen gefallen hat. Wir freuen uns
auf Sie!
Tobias Brenk
Künstlerische Leitung Theaterfestival Basel
Ein unvergessliches kulturelles
Highlight
Alle zwei Jahre beschert uns das Theaterfestival Basel während
zwölf Tagen ein reichhaltiges Programm mit Darbietungen
aus der ganzen Welt. Dieses Jahr ist es wieder soweit: Herzlich
Willkommen!
Das Theaterfestival Basel versteht sich ausdrücklich als Veran-
staltung für die gesamte Region Basel. An zahlreichen Spiel-
orten und öffentlichen Plätzen der Region gibt es unterschiedlich-
ste Produktionen aus dem breiten Spektrum des Bereichs
Theater und Tanz zu entdecken.
Den Festivalverantwortlichen ist die Vermittlung des Theater-
schaffens an Kinder und Jugendliche ein besonderes Anliegen.
Dieses Jahr fährt ein Lastwagen mit einer Theaterproduktion
im Baselbiet von Primarschule zu Primarschule. Vielen Kindern
wird so die erste Berührung mit dieser Kunstform ermöglicht.
Die Wirkung der Kultur auf die Gesellschaft geht weit über den
Aspekt der Unterhaltung hinaus. Kunst zwingt zum Nachden-
ken und bringt uns dazu, Position beziehen zu können und uns
mit dem Gegenüber auseinanderzusetzen.
Ich danke allen Beteiligten, die im Hintergrund oder auf der
Bühne wirken, ganz herzlich für ihr grosses Engagement.
Ich bin überzeugt davon, dass auch das diesjährige Festival als
kulturelles Highlight unvergesslich bleiben wird. Ihnen, liebe
Besucherinnen und Besucher, wünsche ich interessante und
anregende Stunden!
Monica Gschwind
Regierungsrätin Kanton Basel-Landschaft
Vorsteherin der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion
4. REQUIEM POUR L.
ALAIN PLATEL&
FABRIZIO CASSOL (BE)
MUSIKTHEATER > 14
04
RASP YOUR SOUL
KAT VÁLASTUR (GR&DE)
TANZ&PERFORMANCE > 11
CAMPO MINADO/
MINEFIELD
LOLA ARIAS (AR)
DOKUMENTARTHEATER > 12
SOMEWHERE AT
THE BEGINNING
GERMAINE ACOGNY&
MIKAËL SERRE (SN&FR)
TANZ&THEATER > 13
OORLOG 6+/KRIEG
AB 6
JETSE BATELAAN &
THEATER ARTEMIS (NL)
THEATER > 16
£¥€$
ONTROEREND GOED (BE)
GAME&PERFORMANCE > 18
PROGRAMM
A PIECE OF 2 –
BALANCING HUMAN
SIZED ROCKS
NICK STEUR (NL)
PERFORMANCE&INSTALLATION > 08
IN MANY HANDS
KATE MCINTOSH (BE&NZ)
PERFORMANCE > 09
PAKMAN
POST UIT HESSDALEN (BE)
NOUVEAU CIRQUE > 18
MONUMENT 0 –
HAUNTED BY WARS
(1913–2013)
ESZTER SALAMON (FR&DE)
TANZ > 06
VOICING PIECES
BEGÜM ERCIYAS (BE&DE)
INSTALLATION&PERFORMANCE > 11
VERLOREN IM
FESTIVAL-
DSCHUNGEL?
Unsere Festivalleitung verschafft
Ihnen den Durchblick! Bei einem unge-
zwungenen Telefongespräch erfahren
Sie mehr zu den Künstler_innen und
Produktionen oder erhalten Festival-
Insider-Tipps. Jeden Morgen während
des Festivals sind unser Dramaturg
Niklaus Bein und unser Festivalleiter
Tobias Brenk zwischen 10 Uhr und
11 Uhr unter +41 61 666 60 15 für Sie da
und stellen Ihnen Ihr persönliches
Festivalprogramm zusammen.
5. SIE WOLLEN NOCH
NÄHER RAN?
Kein Problem! Im Rahmen eines Haus-
besuchs erzählen Niklaus Bein und
Tobias Brenk ausführlich, was dieses
Jahr auf keinen Fall verpasst werden
darf. Laden Sie 10 Freunde ein und stel-
len Sie die Weingläser bereit – wir sor-
gen für den Inhalt. Für Termine melden
Sie sich bei info@theaterfestival.ch
mit dem Betreff: «Hausbesuch»
TIJUANA
LAGARTIJAS TIRADAS AL SOL (MX)
THEATER > 23
HUNGARIAN
ACACIA
KRISTÓF KELEMEN&BENCE GYÖRGY
PÁLINKÁS (HU)
THEATER&PERFORMANCE > 24
ROMANCES
INCIERTOS, UN
AUTRE ORLANDO
NINO LAISNÉ&
FRANÇOIS CHAIGNAUD (FR)
TANZ&MUSIK > 26
FESTIVALZENTRUM
FESTIVALZENTRUM AUF DEM
KASERNENAREAL > 10
MITMACHEN!
WORKSHOPS&VERMITTLUNG > 17
COPY&DANCE
FESTIVALPARTY
AM 8.9. AB 22 UHR > 40
TO DA BONE
(LA)HORDE (FR)
TANZ > 25
05
IMITATION OF LIFE
KORNÉL MUNDRUCZÓ&
PROTON THEATRE (HU)
THEATER > 19
GARDEN STATE
MAMAZA (DE&CH)
GEMEINSCHAFTSGARTEN, BIOTOP&
TEMPORÄRE AUTONOME ZONE > 20
REBOTA REBOTA
Y EN TU CARA
EXPLOTA
AGNÉS MATEUS&
QUIM TARRIDA (ES)
PERFORMANCE > 22
AUSSERDEM
SPIELORTE&STADTPLAN > 28
TICKETS&VORVERKAUF > 38
DAY BY DAY > 38
GRUSSWORTE > 03
DANK&PARTNER > 31
IMPRESSUM&FESTIVALTEAM > 37
6. 06
DE Eszter Salamon führt uns zu Kriegen, die bisher
keinen Platz in der europäischen Geschichtsschreibung
fanden. Mit Tanz, Gesang und körperlicher Perkus-
sion reflektiert Salamon die Tänze eines konfliktreichen
Jahrhunderts. Wie Gespenster einer verdrängten
Erinnerung erscheinen vergessene Körper, Masken und
Silhouetten aus der Dunkelheit. So entsteht ein be-
eindruckend düsteres und zugleich surreales Szenario,
das zu einem mächtigen Totentanz wird.
Die in Ungarn geborene Choreografin Eszter Salamon
erforschte Kriegstänze aus Regionen, in denen ‹der
Westen› Kriege führte – insgesamt setzte sie sich mit
über 60 Tänzen aus allen fünf Kontinenten ausei-
nander. Ob religiös oder rituell motiviert: der Tanz wird
Praxis, um Menschen auf ein ausserordentliches
Ereignis vorzubereiten – oder es danach zu verarbei-
ten. Salamon blickt auf die vergangenen 100 Jahre
als globale Kriegsgeschichte und entwirft daraus eine
grosse Choreografie für das 21. Jahrhundert.
MONUMENT 0 –
HAUNTED BY WARS
(1913–2013)
ESZTER SALAMON
FRANKREICH&DEUTSCHLAND | TANZ
MI 29.8. > 20:30 UHR
DO 30.8. > 19:30 UHR
KASERNE BASEL (REITHALLE)
75 Minuten
keine Sprachkenntnisse erforderlich
Tickets CHF 45/25
> Publikumsgespräch am 30.8.
> Workshop für die lokale Tanzszene mit Yvon Nana-Kouala
am 31.8. um 10 Uhr (120 Minuten)
7. 07
EN Eszter Salamon opens up our eyes to wars that have
not yet found their way into European history books. Using
dance, songs and bodily percussion, Eszter Salamon inter-
prets the dances of a century of warfare. Forgotten bodies,
masks and silhouettes appear from the darkness like ghosts
of a suppressed memory. The end-product is an amazingly
sombre yet at the same time surreal scenario that becomes
an almighty death dance.
The Hungarian born choreographer Eszter Salamon resear-
ched war dances from regions in which ‹the West› has waged
war – the result is a unique examination featuring over
60 dances from all five continents. Whether of a religious or
ritual nature: dance is a way of preparing people for an
extraordinary event – or a way of coping after a traumatic
one. Eszter Salamon reflects on a century of global conflicts
while bringing to the stage a major choreography for the
21st century.
Künstlerische Leitung Eszter Salamon | Dramaturgische Mitarbeit
Ana Vujanovic | Choreografie Boglárka Börcsök, Ligia Lewis,
João Martins, Yvon Nana-Kouala, Luis Rodriguez, Corey Scott-Gilbert
Tanz Mario Barrantes Espinoza, Boglárka Börcsök, João Martins,
Yvon Nana-Kouala, Sara Tan, Gervais Tomadiatunga| Kostümdesign
Vava Dudu | Assistenz Kostümdesign Olivier Mulin | Lichtdesign
Sylvie Garot | Sounddesign Wilfrid Haberey | Szenografie Sylvie Garot,
Thalie Lurault, Eszter Salamon | Wissenschaftlicher Berater/Historiker
Djordje Tomic | Technische Leitung Thalie Lurault, Michael Götz
Produktion Alexandra Wellensiek (Botschaft Gbr), Sandra Orain/Elodie
Perrin (Studio E.S.) | Koproduktion HAU Hebbel am Ufer (DE), Inter-
nationales Sommerfestival Kampnagel (DE), Les Spectacles Vivants/
Centre Pompidou (FR), PACT Zollverein (DE) als Teil von Départs (Euro-
päische Kommission, Kulturelles Programm), Tanzquartier Wien (AU),
Centre Chorégraphique National de Montpellier Languedoc-Roussillon
(FR) als Teil des Residenzprogramms | Mit Dank an Bureau Cassiopée,
Yvane Chapuis, EDEN*****, Zohar Frank, Danielle Kaufmann, Moritz
von Rappard, Alexandre Roccoli, Frédéric Seguette&dem Team CCN
Montpellier-Languedoc-Roussillon | Gefördert durch Centre Chorégra-
phique National Ballet de Lorraine (FR), Accueil Studio 2013/2014,
The Regional directory of cultural affairs of Paris (FR), Ministerium für
Kultur und Kommunikation Frankreich (FR) | Unterstützt durch
das NATIONALE PERFORMANCE NETZ Koproduktionsförderung Tanz,
gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und
Medien.
90 SEKUNDEN
MIT ESZTER SALAMON
In «MONUMENT 0 – Haunted by wars (1913–2013)»
bringst Du eine beeindruckende Anzahl verschiede-
ner Kriegstänze zusammen. Nach welchen Kriterien
bist Du bei der Auswahl vorgegangen?
Ich wollte eher empirisch und weniger anthropologisch
arbeiten. Es ging mir um Tänze aus Konfliktregionen,
die einen Bezug zur Geschichte des Kolonialismus auf-
weisen – Tänze, die von der Geschichte jener Fiktion
namens ‹Modern Dance› verdrängt wurden; Traditio-
nelles aus Regionen, in denen der Westen für Jahrhun-
derte das Sagen hatte, selbst wenn er diese Rolle im-
mer wieder gerne kleinredet und minimiert. Die Tänze
stammen also aus Südostasien, dem Mittleren Osten,
aus verschiedenen Regionen Afrikas sowie aus Zentral-
und Südamerika. Und die künstlerische Geste bestand
darin, diese zwei Geschichten zueinander in Bezie-
hung zu setzen und das in den Fokus zu rücken, was
ausgeschlossen oder unterdrückt worden war.
Kannst Du mir ein bisschen mehr über den Gegen-
satz zwischen dem, was Du gerade die «Fiktion
namens ‹Modern Dance›» genannt hast, und Deinem
Interesse an Volkstänzen erzählen?
Modern Dance hat einen stummen Körper geschaffen,
so gut wie ohne Ausdruck im Gesicht. Er hat sich
von komplexen Rhythmen nach und nach verabschie-
det. Die nordamerikanischen Tanztechniken, die sich
seitdem entwickelt haben, wurden, wie vor ihnen
bereits das Ballett, in beinahe kolonialistischer Manier
in den Rest der Welt exportiert. Diese Techniken, die
aus experimentellen Ansätzen hervorgegangen sind,
waren damals sehr wichtig. Sie haben zur Selbster-
mächtigung beigetragen. Inzwischen aber wurden sie
zum dominanten Bewegungsmodus. Ich aber habe
ein Interesse an unterschiedlichen Ausdrucks- und
Bewegungsweisen und stehe der Vorherrschaft dieser
‹Smoothness› also eher kritisch gegenüber. Meiner
Meinung nach kann sie einfach nicht überall und für
jeden Geltung beanspruchen. Es gibt so viele Körper-
konstruktionen und unendlich viele Arten, sich zu be-
wegen. Und jede von ihnen ermöglicht einen neuen
Zugang zur Welt und ein Verhältnis zu ihr.
Wie verhält sich die Idee eines ‹Monuments› – wie
es der Titel nahelegt – zum Tanz und zu körperlichen
Bewegungen?
«MONUMENT 0» ist das erste Stück in einer Serie na-
mens «Monuments». Für mich sind diese Stücke
Anti-Denkmäler. Normalerweise errichtet man Denk-
mäler aus hartem und widerstandsfähigem Material
und fast immer sollen sie an eine offizielle Geschichte
erinnern. Meine Denkmäler aber sind ephemer und
performativ, sie müssen jedes Mal neu aktualisiert
werden. Für mich sind sie eine Möglichkeit, den Bezug
zwischen meinem eigenen künstlerischen Tun und
der Geschichte herzustellen. Ich möchte mich aktiv mit
dem Schreiben von Geschichte auseinandersetzen,
auf der Basis archäologischer Nachforschungen, aber
auch von Spekulation und Fiktion. Auf ihre eigene
Art und Weise fördert jedes dieser Stücke etwas aus den
Tiefen der Vergangenheit zutage – etwas, das gerade
nicht wertgeschätzt, sondern unterdrückt und manch-
mal auch gar nicht realisiert wurde.
«ES IST UNGEWÖHNLICH:
ALLES LÄUFT AB, ALS WÜRDE
SICH DIE CHOREOGRAFIN
IHRES ERBES ENTLEDIGEN, UM
IM GRUNDE IHRE GRENZEN-
LOSE BEWEGUNGSFREIHEIT ZU
BETONEN.»
SELOUA LUSTE BOULBINA, MAGAZIN IM AUGUST
Interview: Dominikus Müller
English Translation at theaterfestival.ch
8. 08
DE Mit Ruhe und Präzision setzt der Niederländer
Nick Steur einen Gegenpol zum geschäftigen Treiben
mitten im Basler Stadtzentrum: In einem kontinuier-
lichen, kräftezehrenden Prozess stapelt er Steine
aufeinander. Das mag einfacher klingen als es ist, doch
die Steine sind menschengross und tonnenschwer.
So entsteht im Verlauf der Performance mithilfe von
Flaschenzügen und Muskelkraft ein Gebilde, das
scheinbar die Gravitation ausser Kraft setzt. Die gro-
ben Steine werden zu fragilen Skulpturen und jeden
Tag findet der Künstler neue Wege, die Aufgabe zu be-
wältigen.
Sieben Stunden wird Nick Steur täglich arbeiten.
Lassen Sie sich am Barfüsserplatz persönlich in seinen
Bann ziehen oder folgen Sie seiner Arbeit auf unseren
Social-Media-Kanälen: @theaterfestivalbasel
EN With a calm and precise approach to the task at hand,
the Dutch performance artist Nick Steur is a counter-pole to
the hustle and bustle of Basel city centre: in a continuous,
energy-sapping process, he manages to balance boulders on
top of each other. This may sound easier than it really is;
as the rocks are as tall as a person and weigh much more.
Over the course of the performance, using nothing more than
a few pulleys and his own muscles, Nick Steur creates a
structure that seems to defy the laws of gravity. The gigantic,
heavy boulders are transformed into delicate sculptures
and every day the artist discovers a new way to undertake
this task.
Nick Steur will be busy at work for seven hours each day.
Be mesmerised by his artistry at Barfüsserplatz, or follow his
feats on our social media channels: @theaterfestivalbasel
Konzept, Performance Nick Steur | Technischer Support Marq van
Vliet Dramaturgische Unterstützung Jasper Delbecke (SoAP)
Produktion Edwige Leblay (SoAP) | Produktionsassistenz Marie Bartsch
Technik Hamid-Reza Soleymanie | Produktion SoAP Foundation
Koproduktion Van Eyck Academie (NL), Workspacebrussels (BE), TAKT/
Dommelhof (BE), Via Zuid (NL) | Gefördert durch Fonds Podium-
kunsten (Performing Arts Fund NL). | Das Gastspiel wird unterstützt
durch Heivisch und die Christoph Merian Stiftung.
NICK STEUR
NIEDERLANDE | PERFORMANCE&INSTALLATION
MI 29.8. BIS SO 2.9. > 10–17 UHR
BARFÜSSERPLATZ
Keine Sprachkenntnisse erforderlich
Freier Eintritt
Schweizer Premiere
A PIECE OF 2 –
BALANCING HUMAN
SIZED ROCKS
9. 09
KATE MCINTOSH
BELGIEN&NEUSEELAND | PERFORMANCE
MI 29.8. > 17.30 UHR
DO 30.8.&FR 31.8. > 17&20.30 UHR
ROXY BIRSFELDEN
90 Minuten
Keine Sprachkenntnisse erforderlich
Tickets CHF 35/20
> Publikumsgespräch am 30.8 um ca. 22 Uhr
DE Unbekannte Zuschauer_innen sitzen still neben-
einander und reichen unterschiedliche Objekte weiter.
Was für einen Theaterabend scheinbar fast zu simpel
klingt, wird nach und nach zu einem betörenden Hand-
lungsablauf für unsere Wahrnehmung – ein dramati-
sches Ereignis für viele Hände entsteht. Die in Brüssel
lebende Künstlerin Kate McIntosh konfrontiert uns
mit unseren körperlichen Fähigkeiten und stellt unsere
Wahrnehmung ins Zentrum. Zwischen Labor, inter-
aktiver Ausstellung und Expedition bietet «In Many
Hands» einen einzigartigen Raum, der Neugierde zu
folgen und das Konzept des Learning by Doing mit den
eigenen Händen zu erfahren.
Die ausgebildete Tänzerin Kate McIntosh ist bekannt
für ihre transdisziplinären Arbeiten, in denen das
Publikum in ungewohnte Rollen schlüpft. Ihre Projekte
sind subtile soziale Experimente und werden oftmals
begleitet von McIntoshs Begeisterung für die Zweckent-
fremdung von Objekten, von ihrer Spielfreude mit
dem Publikum und einem unkonventionellen Humor.
«IHRE EXPEDITION INS REICH
DER SINNE IST DIE SCHÖNSTE
FORM ZEITGEISTIGER ZU-
SCHAUER-PARTIZIPATION. [...]
DIE NEUSEELÄNDERIN MACHT
IHR PUBLIKUM GLÜCKLICH.
IHRE ARBEITEN ENTWICKELN
SUBTIL UND INTELLIGENT
GEMEINSCHAFT.»
BETINNE TROUWBORST, DER WESTEN
EN Members of the audience, who are complete strangers, sit silently
side by side at long tables and pass individual objects to each other –
from one hand to the next. Something that sounds almost too simple for
an evening of theatre gradually becomes a dramatic sequence of actions
for our perception – resulting in a dramatic event for many hands.
The Brussels-based artist Kate McIntosh confronts us with our physi-
cal abilities, whilst ensuring our perception becomes the main focal
point. Situated somewhere between laboratory, interactive art exhibi-
tion and expedition, «In Many Hands» provides the audience with
a unique space to satisfy their curiosity and to experience the concept
of learning-by-doing with their own hands.
Konzept&Leitung Kate McIntosh | Entwickelt in Zusammenarbeit mit Arantxa
Martinez, Josh Rutter | Präsentiert mit Lucie Schroeder | Sounddesign John Avery
Licht&Technik Joëlle Reyns | Technische Leitung auf Tour Michele Piazzi,
Koen De Saeger | Künstlerische Beratung Dries Douibi, Gary Stevens | Studioassis-
tenz Lucie Schroeder | Zeichnungen Daria Gatti | Produktionsleitung Sarah
Parolin, Linda Sepp | Finanzen&Vertrieb Ingrid Vranken | Produktionsassistenz
Jana Durnez, Anneliese Ostertag, Mara Kirchberg | Produktion SPIN | Kopro-
duktion PACT Zollverein (DE), Parc de la Villette (FR), Kaaitheater (BE), Vooruit
Kunstencentrum (BE), BIT Teatergarasjen (NO), Black Box Teater (NO), Schauspiel
Leipzig (DE), Théâtre Garonne, Scène Européenne (FR), far° festival des arts
vivants (CH), House on Fire Network (EU), Open Latitudes Network (EU) | Dank an
Tom Bruwier, Martin Pilz, Andrea Parolin | Gefördert durch Vlaamse Overheid
(BE), Vlaamse Gemeenschapscommissie (BE), Pianofabriek kunstenwerkplaats (BE),
Tanzfabrik (DE) | Unterstützt durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ
Koproduktionsförderung Tanz, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung
für Kultur und Medien. SPIN wird von 2017–2021 unterstützt vom BUDA Kunsten-
centrum (BE) | Das Gastspiel wird unterstützt durch das Flanders Arts Institute.
IN MANY HANDS
10. 10
ARTIST KITCHEN DER AKTIENMÜHLE
Täglich 11.30–24 Uhr (Fr&Sa bis 1 Uhr)
Paninis, Kuchen, Snacks und grosses Barangebot
Warme Küche: 12–14 Uhr, 18–23 Uhr
Das Festivalzentrum bietet dieses Jahr wieder
einen Ort zum Verweilen und Geniessen. Über ein
halbes Jahr haben die Studierenden des Instituts
Innenarchitektur und Szenografie der HGK | FHNW
an einem neuen Entwurf und der Umsetzung gear-
beitet. So entsteht ein neues Herzstück des Festivals –
der ideale Ort, um zwischen den Vorstellungen
anzustossen, gemütlich zu verweilen und den Festival-
besuch genussvoll abzurunden.
Leitung Workshop und Begleitung Realisierung:
André Haarscheidt und Bernhard Schweizer
Studierende: Sonja Bissig, Luana Bürki, Artemi Bütler,
Esra Fidan, Gina Furrer, Jana Furrer, Joël Gasser,
Rebecca Grossen, Vanessa Halbheer, Nicole Hanimann,
Naima Heim, Nicole Imhof, Chrischanth John Wiltor,
Noémie Käppeli, Yves Kern, Lukas Kupfer,
Sophia Madörin, Charlotte Martin, Myriam Müller,
Moritz Niederhauser, Lara Ponta, Joslyne Ramazani,
Luana Silbernagel, Jan Studer, Rahel Studer,
Sarah-Maria Taroni, Stéphanie Thouvay, Selina Weber
Partner und Sponsoren: FHNW, IKEA Stiftung Schweiz, Jean Cron AG,
Roser AG, B&Kevin Gerüstbau
FESTIVALZENTRUM
AUF DEM
KASERNENAREAL
FOTO: FESTIVALZENTRUM 2014
11. 11
VOICING PIECES
BEGÜM ERCIYAS
BELGIEN&DEUTSCHLAND | INSTALLATION&PERFORMANCE
DO 30.8. BIS DI 4.9. > 18–22 UHR
KASERNE BASEL (ROSSSTALL)
30 Minuten, Einlass: 1 Person alle 15 Minuten
Deutsche Version an allen Tagen, ausgenommen am 1.9.
English version on 1.9.
Tickets CHF 15/10
Schweizer Premiere
RASP YOUR SOUL
KAT VÁLASTUR
GRIECHENLAND&DEUTSCHLAND | TANZ&PERFORMANCE
DO 30.8.&FR 31.8. > 21 UHR
JUNGES THEATER BASEL
70 Minuten
Keine Sprachkenntnisse erforderlich
Tickets CHF 35/20
Schweizer Premiere
> Publikumsgespräch am 31.08.
DE Klingt die eigene Stimme nicht immer unheimlich und
fremd? Begüm Erciyas spielt in «Voicing Pieces» genüsslich mit
diesem faszinierenden Gefühl und lädt uns ein, das Fremde
in uns selbst zu finden. Pilzartige Tonkabinen – kleine Lesesta-
tionen und Ein-Personen-Theater – sind im Raum verteilt
und warten darauf, von den Stimmen des Publikums bespielt zu
werden. «Eins. Zwei. Eins. Zwei. Drei. Check. Check.» Aus dem
einfachen Soundcheck wird ein Gedicht der Stimme, das sich
immer weiter entfernt und fremder wird. Es öffnen sich Welten
und plötzlich steht man neben sich und erkennt sich fast nicht
wieder. Begüm Erciyas schafft es, uns in der kurzen Dauer
von 30 Minuten auf eine Reise durch die eigene Stimme zu schi-
cken – bis man glückstrunken wieder aus der Performance
heraustritt.
EN Isn’t one’s own voice always inauthentic and uncanny? In «Voicing
Pieces», Begüm Erciyas plays delightfully with this fascinating feeling
and invites us to recognise the stranger in oneself. Mushroom-like
sound booths – small reading stations and one-person theatres – are
spread around the room waiting for the voices of the audience. «One.
Two. One. Two. Three. Check. Check.» A simple sound check is trans-
formed into a poem of voices that becomes increasingly distant and
stranger. Worlds open up and suddenly you are standing next to your-
self struggling to recognise yourself. Begüm Erciyas manages to
send us on a journey through our own voice in the short duration of
just 30 minutes – until we leave the performance drunk with happi-
ness. (English Version on 1.9).
Konzept Begüm Erciyas | Umsetzung Begüm Erciyas, Matthias Meppelink
Dramaturgie Marnix Rummens | Live-Steuerung Marc Melià, Julia Krause, Begüm
Erciyas | Text Matthias Meppelink, Begüm Erciyas, Jacob Wren | Szenografie Tim
Vanhentenryk, Lena Buchwald, Barbara Greiner | Künstlerische Zusammenarbeit
Jean-Baptiste Veyret-Logerias | Produktionsmanagement&PR Barbara Greiner
Produktion Begüm Erciyas, Platform 0090 (BE) | Koproduktion wpZimmer (BE),
STUK (BE), Tanzfabrik Berlin/Tanznacht Berlin (DE) | Residenzen Kunstencentrum
BUDA (BE), Q-O2 Workspace for experimental music and sound art (BE), Frankfurt-
LAB (DE), Tanzrecherche NRW (DE), Goethe-Institut Villa Kamogawa (JA)
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds Berlin (DE) | Das Gastspiel wird unter-
stützt durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ Gastspielförderung Tanz
International, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und
Medien.
DE In einer künstlichen Umgebung haust ein sich wandelndes
Etwas; ein Körper, der sich in ein organisch-mechanisches,
chamäleonhaftes Wesen verwandelt. In ihrem Solo für den Tän-
zer Enrico Ticconi geht die griechische Choreografin Kat Válas-
tur an die Grenze des menschlichen Körpers und seiner digitalen
Gegenwart. Der charakteristische Performer verschmilzt mit
seiner Umwelt, seine verblassenden Wörter hallen wie ein Echo
von den Wänden, die Bewegung stottert und erzeugt einen Fluss
aus faszinierenden Standbildern. Bei Válastur ist der Tanz ein
stroboskopisches Blitzlichtgewitter von Bewegungssequenzen –
eine körperliche Zersplitterung mit der jede Geste, jedes Heben
eines Arms, jedes Drehen des Kopfes in hunderte kleine Einzelbe-
wegungen unterteilt wird.
EN An artificial environment is home to a constantly changing thing;
a body that reacts to its surroundings and transforms into an organic-
mechanical, chamaeleon-like being. In her solo performance for the
dancer Enrico Ticconi, the greek choreographer Kat Válastur tests the
limits of the human body and its digital environment. The characte-
ristic performer blends into his environment, his fading words echo from
the walls, the dancer’s movement stutters and creates a flow of fasci-
nating freeze frame images. Kat Válastur’s dance results in a strobos-
cope-like illusion of flashing sequences of movement – a fragmentation
of the body, whereby each gesture, each movement of the arms, each
turning of the head is split into hundreds of small individual movements.
Konzept, Choreografie, Skript Kat Válastur | Performance Enrico Ticconi
Szenografie Leon Eixenberger | Lichtdesign Martin Beeretz | Sounddesign, Musik
Bryan Eubanks | Weiterer Sound Kat Válastur | Assistenz Choreografie, Produktion
Giulia Amici | Kostümdesign Kat Válastur | Assistenz Kostümdesign Sofia Vannini
Kommunikation HAU Hebbel am Ufer | Touring, Vertrieb HAU Hebbel am Ufer,
Nicole Schuchardt | Regie Kat Válastur | Koproduktion HAU Hebbel am Ufer (DE),
Onassis Cultural Foundation (GR), Theater Freiburg (DE), Kunstencentrum STUK
Leuven (BE), Stichting Châtel sur Place Amsterdam (NL) | Mit Unterstützung
von TATWERK | Performative Forschung (DE), Uferstudios (DE), Tanzfabrik Berlin
(DE), ada Studio (IT) | Uraufführung im Rahmen von [DNA] Departures and Arri-
vals unterstützt durch das Kulturprogramm der Europäischen Union | Gefördert
durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa und unterstützt durch das
NATIONALE PERFORMANCE NETZ Koproduktionsförderung Tanz, gefördert von
der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
12. 12
CAMPO MINADO/
MINEFIELD
LOLA ARIAS
ARGENTINIEN | DOKUMENTARTHEATER
FR 31.8. > 19 UHR
SA 1.9. > 20.30 UHR
THEATER BASEL (KLEINE BÜHNE)
100 Minuten
Englisch&Spanisch mit deutschen, spanischen&englischen Übertiteln
Tickets CHF 35/20
> Publikumsgespräch am 31.8.
Für dein Stück «Campo Minado/Minefield» hast Du
drei argentinische und drei britische Veteranen
des Falklandkrieges 1982 auf der Bühne zusammenge-
bracht. Wie war das, als sich die ehemaligen Gegner
nach über 30 Jahren zum ersten Mal getroffen haben?
Beim ersten Treffen lag das Schwierigste schon hinter
uns: sie zu überreden, überhaupt mitzumachen.
Für die Argentinier war das härter als für die Briten.
Es hat einiges gebraucht, sie zu überzeugen. Als die
Veteranen dann zum ersten Mal aufeinandertrafen,
tauschten sie erst einmal Erinnerungen aus. Sie
zeigten sich gegenseitig Fotos und erklärten auf einer
Karte der Inseln, wo sie damals stationiert waren.
«Wo warst du?» – «Ich war hier.» – «Oh, dann standen
wir uns eigentlich direkt gegenüber. Vielleicht hast
du ja sogar auf mich geschossen!» Sich gemeinsam an
damals zu erinnern, war der erste Schritt auf dem
Weg zu einer ziemlich eigenen Form der Gemeinschaft.
Das Stück läuft jetzt schon eine ganze Weile.
Hat sich das Verhältnis der Protagonisten zu ihren
eigenen Geschichten im Lauf der Zeit verändert?
Man muss wissen, dass keiner von ihnen vorher je-
mals auf der Bühne stand. Wie es Marcelo Vallejo,
einer der Argentinier, einmal ausgedrückt hat: «Das
ist das erste Mal, dass ich überhaupt in einem Theater
bin – und dann gleich auf der Bühne.» Sie müssen
ihr Verhältnis zum Stück natürlich mit jeder Auffüh-
rung neu aktualisieren. Und da kommt es auch vor,
dass einer von ihnen nach endlosen Wiederholungen
plötzlich realisiert, dass bestimmte Erinnerungen
oder Episoden sich nicht genau so zugetragen haben,
wie sie bislang dachten. Sie mussten ihre Geschichten
aber immer wieder und wieder wiederholen, bevor
sie sich das selbst und den anderen gegenüber einge-
stehen konnten.
Das Stück war sowohl in Grossbritannien wie in
Argentinien zu sehen. Waren die Reaktionen
verschieden?
In Grossbritannien waren die Leute eher überrascht
von einem Krieg zu hören, den sie fast vergessen
hatten. In Argentinien war das anders. Dort ist die Er-
innerung an den Falklandkrieg nach wie vor sehr
lebendig, ebenso die Forderung nach Souveränität für
die Inseln. Im Publikum sassen manchmal sogar Leute,
die mit Schildern und Flaggen demonstriert haben –
nur um dann nach dem Stück die britischen Performer
in den Arm zu nehmen und loszuweinen. Teilweise
spielten sich beinahe kathartische Momente ab.
Warum arbeitest Du für das Stück mit ‹echten›
Menschen, die auf der Bühne etwas real bezeugen?
Ich arbeite schon seit einer Weile so. Mich interessiert
einfach, wie man zum_zur Schauspieler_in wird.
Alle, und ich meine alle, haben besondere darstelleri-
sche Qualitäten. Wenn man lernt, damit zu arbeiten,
dann verleiht das der Performance eine Dimension, die
‹normale› Schauspieler_innen einfach nicht liefern
können. Im Fall von «Campo Minado/Minefield» wollte
ich im Verlauf der Proben und Aufführungen mit den
Beteiligten eine Art utopische Gemeinschaft schaffen
und erreichen, dass sie eine besondere Beziehung
etablieren. Das ist letztlich viel relevanter als das kon-
krete Theaterstück.
90 SEKUNDEN
MIT LOLA ARIAS
DE In «Campo Minado/Minefield» bringt die argentinische Re-
gisseurin Lola Arias sechs Veteranen auf die Bühne, die sich
im Falklandkrieg als Feinde gegenüberstanden. Vor 36 Jahren zog
Grossbritannien gegen Argentinien in den Krieg: in Schützen-
gräben und Nahkampfgefechten, Mann gegen Mann. Der Konflikt
brach durch die argentinische Besetzung der Inseln aus, wor-
aufhin das Vereinigte Königreich Truppen in das 12000 Kilome-
ter entfernte Überseegebiet schickte.
Sechs Falkland-Veteranen erzählen uns in «Campo Minado/Mi-
nefield» ihre persönlichen Geschichten mit berührender Auf-
richtigkeit. Lola Arias zeigt, wie Krieg zu einem Teil individueller
Lebensgeschichte wird und seziert dadurch die popkulturell
aufbereitete Kriegspropaganda und die erlogenen Heldenmythen.
EN In «Campo Minado/Minefield», the Argentinian director Lola
Arias reunites six veterans on stage who were once enemies in the Falk-
lands War. Great Britain went to war against Argentina 36 years
ago: in trenches and hand-to-hand combat, man against man. The con-
flict broke out after Argentina reclaimed the islands in 1982 and the
UK sent a task force to reclaim the British overseas territory, which is
12000 km from Britain. Six Falkland veterans explain in «Campo
Minado/Minefield» their personal tales with touching honesty. Lola
Arias shows how war becomes part of an individual’s life story and
dissects the war propaganda portrayed in popular culture and the made-
up legends of heroes in battle.
Text, Regie Lola Arias | Mit Lou Armour, David Jackson, Gabriel Sagastume, Ruben
Otero, Sukrim Rai, Marcelo Vallejo | Recherche, Produktion Sofia Medici, Luz
Algranti | Szenografie Mariana Tirantte | Musikalische Komposition Ulises Conti
Lichtdesign, Technische Leitung David Seldes | Video Martin Borini | Sound-
design Roberto Pellegrino, Ernesto Fara | Regieassistenz Erika Teichert, Agustina
Barzola | Assistenz Technik Imanol López | Assistenz Produktion Lucila Piffer
Assistenz UK Kate O’Connor | Kostümdesign Andrea Piffer | Produktion UK für
LIFT Erica Campayne, Carolyn Forsyth, Matt Burman | Produktionspartner Gema
Films | Koproduktion LIFT Festival (UK), Royal Court Theatre (UK), Brighton Festi-
val (UK), Universidad Nacional de San Martín (AR), Festival Theaterformen (DE),
Le Quai Angers (FR), Künstlerhaus Mousonturm (DE), Maison des Arts de Créteil
(FR), Humain Trop Humain (FR), CDN de Montpellier (FR), Athens&Epidaurus
Festival (GR) | Mit Unterstützung des British Council (UK), der Argentinische Bot-
schaft in Grossbritannien und Nordirland, des Arts Council England (UK), The
Sackler Trust (UK) | Das Gastspiel findet in Kooperation mit dem Zürcher Theater
Spektakel statt und wird unterstützt durch die Stanley Thomas Johnson Stiftung
und den SüdKulturFonds.
Interview: Dominikus Müller
English Translation at theaterfestival.ch
13. 13
GERMAINE ACOGNY&MIKAËL SERRE
SENEGAL&FRANKREICH | TANZ&THEATER
SA 1.9. > 19 UHR
SO 2.9. > 18 UHR
THEATER BASEL (SCHAUSPIELHAUS)
65 Minuten
Französisch mit deutschen&englischen Übertiteln
Tickets CHF 35/20
Schweizer Premiere
> Publikumsgespräch am 1.9.
> Tanzworkshop mit Germaine Acogny am 2.9. um 11 Uhr
(120 Minuten)
«‹SOMEWHERE AT THE BEGINNING›
IST EIN PERSÖNLICHES MANIFEST –
INTIM UND KULTURELL –, STARK
DURCH SEINE AUTHENTISCHE VER-
SCHMELZUNG ZWISCHEN TANZ,
VISUELLER KUNST UND DRAMA […].»
THOMAS HAHN, DANSER CANAL HISTORIQUE
SOMEWHERE
AT THE
BEGINNING
DE Die 74-jährige senegalesische Choreografin Germaine
Acogny taucht in ihre Familiengeschichte ein und
beschwört in einem gewaltigen Solo die koloniale Ver-
gangenheit Afrikas und Europas. In «Somewhere at the
Beginning» begegnen wir ihrer Grossmutter Aloopho,
die als animistische Priesterin eine machtvolle Position
im Dorf innehatte, und treffen auf die Erinnerungen
von Acognys Vater, Funktionär der französischen Kolo-
nialverwaltung in Dakar. Wie bei den westafrikani-
schen Griots, die traditionelles Wissen durch Tanz und
Gesang weitergeben, tastet sich Acogny an die Ver-
gangenheit heran und sucht nach ihrer eigenen Identi-
tät. Poetisch und intim inszeniert Regisseur Mikaël
Serre die Ikone des zeitgenössischen afrikanischen
Tanzes – mit intensiven Videobildern, die buchstäblich
zwischen den Schleiern der Geschichte wandeln.
Die in Benin geborene Senegalesin Germaine Acogny
arbeitete u.a. mit Maurice Béjart und entwickelte
ihre eigene Form des modernen afrikanischen Tanzes;
sie gründete die bekannte Tanzschule École des Sables
in Toubab Dialaw (SN) und wurde zu einer lebenden
Legende. Mikaël Serre studierte an der École Interna-
tionale de Théâtre Jacques Lecoq in Paris. Neben sei-
nen Regiearbeiten, die zu zahlreichen Festivals einge-
laden wurden, übersetzte er Texte, u.a. von Franz
Xaver Kroetz und Marius von Mayenburg ins Franzö-
sische. Ausgehend von «Medea» setzten sich die beiden
mit Acognys Biografie auseinander. Das Stück ist
Teil einer Werkreihe Acognys, die sich dem westeuro-
päischen Kulturgut annimmt.
EN The 74-year-old Senegalese choreographer Germaine
Acogny delves into her family history and uses a monumental
solo performance to explore the colonial history of Africa
and Europe. In «Somewhere at the Beginning», we encounter
her grandmother Aloopho, who, as an animistic priestess,
enjoyed a powerful position in the village, and hear the memo-
ries of Acogny’s father, an official in the French colonial
administration in Dakar. As with West-African Griots, who
perpetuate wisdom and knowledge through dance and oral
tradition, Acogny approaches the past and searches for her
own identity. The director Mikaël Serre presents a poetic
and intimate portrait of the icon of contemporary African
dance – through intensive video images which literally shift
between the veils of history.
Konzept, Regie Mikaël Serre | Choreografie Germaine Acogny
Choreografische Assistenz Patrick Acogny | Szenografie Maciej Fiszer
Kostümdesign Johanna Diakhate-Rittmeyer | Musikalische Kompo-
sition, Spiel Fabrice Bouillon «LaForest» |Video Sébastien Dupouey
Lichtdesign Sébastien Michaud | Technische Leitung Marco Wehrspann
Text Togoun Servais Acogny, Aloopho, Germaine Acogny, Euripides
(Medea) | Adaption Mikaël Serre | Produktion JANT-BI (SG)
Koproduktion Les Théâtres de la Ville du Luxembourg (LU), Théâtre de
la Ville, Paris (FR), Institut Français (FR) | Residenz, Koproduktion
La Ferme du Buisson, Scène nationale de Marne-la-Vallée (FR)
Residenz Le Centquatre (FR) | Das Gastspiel wird unterstützt durch
den SüdKulturFonds und die Französische Botschaft in der Schweiz.
14. 14
DE Zwölf Jahre nach dem Erfolg der Compagnie ‹les ballets C de
la B› mit «vsprs» kommen Alain Platel und Fabrizio Cassol erst-
mals wieder nach Basel zurück – mit einer einzigartigen Musik-
performance und Neuinterpretation von Mozarts Requiem.
Das Requiem ging als Vermächtnis in die Musikgeschichte ein,
dies obwohl es zum Zeitpunkt von Mozarts Tod noch ein Frag-
ment war. Der Komponist Cassol hat gemeinsam mit Musiker_in-
nen aus dem Kongo, Südafrika, Brasilien und Europa die ori-
ginalen Partien von Mozart freigelegt und ermöglicht uns einen
neuen Umgang mit seinem Erbe. Das Ergebnis ist eine atem-
beraubende neuzeitliche Totenmesse, die in einen interkontinen-
talen Dialog mit dem europäischen Werk tritt. Originale Melo-
dien wurden neu instrumentiert und mit gänzlich anderer Musik
arrangiert, sodass das Original zwischenzeitlich in den Hinter-
grund tritt, um im Widerhall doch nie ganz zu verschwinden.
Wie eine Beobachterin ihres eigenen Abschiedsrituals blickt L. –
für sie steht das ‹L› im Titel des Werks – von einer Leinwand
auf die Bühne. Wir begleiten sie in ihren letzten Momenten vor
dem Tod und sehen in Zeitlupe einen Zyklus aus Schlaf- und
Wachzuständen. «Requiem pour L.» ist kein einfaches Theater
und es ist sicher auch nicht einfach ‹nur› Theater. Platel und
Cassol haben ein zeitgenössisches Bühnenwerk für den Tod ge-
schaffen, kein Tanztheater, aber ein sehr vitales und körper-
liches Musizieren auf dem sprichwörtlichen Gräberfeld. Ihr Re-
quiem ist eine Übung in der ‹Ars moriendi›, der Kunst des
Sterbens, ohne die es keine Kunst des Lebens gibt.
ALAIN PLATEL&FABRIZIO CASSOL
BELGIEN | MUSIKTHEATER
S0 2.9. > 19.30 UHR
THEATER BASEL (GROSSE BÜHNE)
100 Minuten
keine Sprachkenntnisse erforderlich
Tickets CHF 45/25
Schweizer Premiere
REQUIEM
POUR L.
«DASS DER TOD SO LEBENSPRALL
KLINGEN KANN? WER HÄTTE DAS
GEDACHT. DIE KLASSISCHE MUSIK
WIRD FAST GESPRENGT, DURCH-
DRUNGEN VOM SOUND AFRIKAS.
UND MAN HEBT AB. GROSSARTIG.»
PETER HELLING, NDR
15. 15
EN Twelve years after the success of the company ‹les ballets C
de la B› with «vsprs», Alain Platel and Fabrizio Cassol are returning to
Basel – with a unique music performance and re-interpretation of
Mozart’s Requiem.
The Requiem has endured on the pages of musical history as a legacy
of achievement. Even though it was unfinished at the time of Mozart’s
death. The composer Fabrizio Cassol along with musicians from the
Congo, South Africa, Brazil and Europe has laid bare Mozart’s original
parts, thus enabling us to appreciate his musical legacy from a new
artistic perspective. The result is a breathtaking new-age requiem, which
is brought into intercontinental dialogue with the European work.
Original melodies are enriched with totally different music, so that the
original fades into the background without disappearing completely
in its resonance.
L. – for her stands the ‹L› in the title – watches the stage from the
screen like an observer watching her own parting ritual. We accompany
her in her last moments before death and a slow-motion cycle of sleep
and wakefulness. «Requiem pour L.» is not happy-go-lucky theatre while
definitely being more than ‹just› theatre. Platel and Cassol have crea-
ted a contemporary stage performance for death, not dance theatre, but
a musical work that moves at an energetic and physical pace on the
proverbial burial ground. Their requiem is a rehearsal for ‹Ars morien-
di›, the art of dying, without which there would be no art of living.
90 SEKUNDEN
MIT FABRIZIO CASSOL
Für das gemeinsam mit Alain Platel ent-
standene Stück «Requiem pour L.» hast Du
Mozarts nie vollendetem Requiem mit
Musiker_innen aus Südafrika und dem Kongo
ein neues Ende verpasst. Wie hat man sich
das auf der Ebene der Musik vorzustellen?
Im Grunde liegt hier alles offen da. Nach
Mozarts Tod hatten Joseph Eybeler und Franz
Xaver Süssmayr das unvollendete Requiem
zu Ende gebracht. Ich habe das Manuskript
zur Hand genommen, diese Ergänzungen
wieder aus der Partitur entfernt und versucht,
das Fragment stattdessen mit afrikanischen
Musiker_innen zu vollenden. Warum nicht
einfach heute lebenden Menschen vertrauen,
das Requiem auf ihre Art zu einem Ende zu
bringen? In Mozarts Musik gibt es eine Men-
ge Details, die Harmonien zum Beispiel, über
die man afrikanische Musik anschliessen
kann. Es war aber schon irre zu sehen, wie gut
sich klassische und barocke Musik aus Euro-
pa tatsächlich mit aussereuropäischen musi-
kalischen Traditionen verschmelzen lassen.
Warum ein solch ‹klassisches› Stück europä-
ischer Musik noch einmal neu bearbeiten?
Auch wenn diese Musik sehr universell ist,
haben doch nur einige wenige Menschen –
vor allem die im ‹Westen› – Zugang zu klassi-
schen Konzerten. Dabei ist diese Musik so
unglaublich universell. Aber in vielen Teilen
der Welt hat man einfach keinen Zugang
zu den benötigten Instrumenten; oder es ist
unmöglich, alle Stimmen mit entsprechen-
den Sänger_innen zu besetzen. Ich stelle die
Frage nach der Bearbeitung daher noch
einmal anders: Wie kann man diese Musik mit
dem jeweils Verfügbaren aufführen? So vie-
les begann mit Amateuren, selbst Mozart
schuf Opern mit Leuten, die keine Berufsmu-
siker_innen waren. Ich denke, dass man
diese Musik von innen nach aussen stülpen,
dass man sie ändern muss, um sie dabei
auf die denkbar einfachste Art und Weise auf-
führbar zu machen. Denn dann lässt sich
in Sachen Emotionalität sehr viel mehr aus
ihr herausholen.
Während der Proben zu «Requiem pour L.»
begleitete das Ensemble eine Frau auf dem
Sterbebett. Das klingt nach einer Grenz-
erfahrung.
Alain und ich sind beide davon überzeugt,
dass es an der Zeit ist, sich über unsere
europäischen Rituale des Sterbens und des
Todes Gedanken zu machen. Ändern wir
hier etwas, so können wir auch anders mit
dem Leben umgehen. «Requiem pour L.»
macht da einen Anfang. L. hatte sich bereit
erklärt an diesem Projekt, einer Untersu-
chung der Kunst des Sterbens, teilzunehmen.
Ihre Familie unterstützte sie dabei. In der
Performance tauchen Bilder der sterbenden
L. auf und verwandeln das Stück in eine
Trauerzeremonie – eine Zeremonie, die zu-
gleich eine bestärkende Feier des Lebens ist.
Musik Fabrizio Cassol nach Mozarts Requiem | Regie
Alain Platel | Musikalische Leitung Rodriguez Vangama
Mit Rodriguez Vangama (Gitarre, Bass); Boule Mpanya,
Fredy Massamba, Russell Tshiebua (Gesang); Nobulumko
Mngxekeza, Owen Metsileng, Stephen Diaz/Rodrigo
Ferreira (lyrischer Gesang); Joao Barradas (Akkordeon);
Kojack Kossakamvwe (elektrische Gitarre); Niels
Van Heertum (Euphonium); Bouton Kalanda, Erick Ngoya,
Silva Makengo (Likembe); Michel Seba (Perkussion)
Dramaturgie Hildegard De Vuyst | Assistenz Musik
Maribeth Diggle | Choreografische Assistenz Quan Bui
Ngoc | Video Simon Van Rompay | Kamera Natan Rosseel
Szenografie Alain Platel | Szenografische Umsetzung
Wim Van de Cappelle in Zusammenarbeit mit dem Bühnen-
bildatelier NT Gent | Lichtdesign Carlo Bourguignon
Sounddesign Carlo Thompson | Kostümdesign Dorine
Demuynck | Bühnenmanager Wim Van de Cappelle | Foto-
grafie Chris Van der Burght | Produktionsleitung Katrien
Van Gysegem, Valerie Desmet | Direktionsassistenz,
Tour Management Steve De Schepper | Praktikum Perfor-
ming Arts Lisaboa Houbrechts | Praktikum Technik Ijf
Boullet | Produktion les ballets C de la B (BE), Festival de
Marseille (FR), Berliner Festspiele (DE) | Koprodution
Opéra de Lille (FR), Théâtre National de Chaillot Paris (FR),
Les Théâtres de la Ville de Luxembourg (LU), Onassis
Cultural Centre Athens (GR), TorinoDanza (IT), Aperto Fes-
tival/Fondazione I Teatri – Reggio Emilia (IT), Kampnagel
Hamburg (DE), Ludwigsburger Schlossfestspiele (DE),
Festspielhaus St. Pölten (AT), L’Arsenal Metz (FR), Scène
Nationale du Sud-Aquitain – Bayonne (FR), La Ville de
Marseille-Opéra (FR) | Vertrieb Frans Brood Productions
Mit Dank an Isnelle da Silveira, Filip De Boeck, Barbara
Raes, Griet Callewaert, atelier NTGent, Mevrouw S.P.,
Juffrouw A.C., Fondation Camargo (Cassis, France), Sylvain
Cambreling | Wir sind L. und ihrer Familie aufrichtig
dankbar für ihre aussergewöhnliche Offenheit, ihr tiefes
Vertrauen und die einmalige Unterstützung dieses speziel-
len Projekts. | Im Dialog mit Dr. Marc Cosyns | Das Gast-
spiel wird unterstützt durch die L.+Th. La Roche-Stiftung.
Interview: Dominikus Müller
English Translation at theaterfestival.ch
16. 16
OORLOG 6+/KRIEG AB 6
JETSE BATELAAN&THEATER ARTEMIS
NIEDERLANDE | THEATER
SO 2.9. > 16 UHR
MO 3.9. > 10 UHR
NEUESTHEATER.CH IN DORNACH
50 Minuten
Deutsch
ab 6 Jahren
Tickets CHF 35/20 | Kinderticket (bis 14 Jahre): CHF 10
Schweizer Premiere
«Oorlog 6+/Krieg ab 6», das Stück, das Du
beim Theaterfestival Basel zeigst, ist ein
Stück über den Krieg. Und es ist ein Stück
für Kinder ab sechs Jahren. Klingt schwierig.
Ich mag Schwierigkeiten und Herausforde-
rungen. Am Anfang des Stücks stand der
Versuch, meinen eigenen Kindern den Krieg
zu erklären. Auch wenn Kinder noch nicht
kapieren, was genau passiert, so wissen sie
doch intuitiv, dass es so etwas wie Krieg gibt.
Konfrontiert mit den Flüchtlingskindern,
die in den letzten Jahren vor allem von Syrien
nach Europa kamen, wurde mir aber auch
klar, dass ich genauso wenig über den Krieg
weiss wie meine Kinder. Wissen über den
Krieg ist keine Frage des Alters, sondern der
Erfahrung. Und so wurden die eigene Unzu-
länglichkeit und Unwissenheit zum Moment,
an dem sich Erwachsene und Kinder treffen,
um gemeinsam über den Krieg zu sprechen.
Und wie hast Du das am Ende angestellt?
Zwei Möglichkeiten muss man gleich zu
Beginn ausschliessen: Erstens kann man nicht
einfach nur Witze machen. Denn man hat
eine ethische Verantwortung dem Gegenstand
gegenüber. Und man sollte, zweitens, nicht
versuchen, die gesamte Wucht des Krieges
auf die Bühne zu bringen. Denn dafür ist das
Publikum einfach zu jung.
Für mich lag die Lösung im Surrealen und
Absurden. Das Stück erzählt nicht vom Krieg
in seiner Gesamtheit, sondern nur von be-
stimmten Aspekten. Mit kleinen Einheiten –
Rauch, Geschrei, umherrennenden Men-
schen – lässt sich leichter umgehen. Ausser-
dem sprechen die drei Schauspieler_innen
eine Kriegserklärung gegenüber dem Publi-
kum aus. Und natürlich reagiert das Publikum.
Die Schauspieler_innen bekommen Angst.
Sie versuchen, das Stück zu beenden – was
sich als gar nicht so leicht herausstellt.
Wie gehst Du mit den Eltern um?
Schliesslich sind sie es ja, die entscheiden,
ob die Kinder das Stück sehen dürfen.
Das ist gar nicht so einfach. Wenn man einen
Nachmittag frei hat und was Schönes mit
den Kindern machen möchte, dann geht man
wahrscheinlich nicht in ein Theaterstück
namens Krieg, oder? Ich baue aber eher auf
die Lehrer. Denn Lehrer haben mit ähnlichen
Problemen zu kämpfen. Auch sie müssen
einen derartigen Stoff vermitteln, ohne eine
richtige Sprache dafür zu haben.
Und wie steht es um die Reaktionen der
Kinder, die das Stück gesehen haben?
Wenn die Schauspieler_innen versuchen,
Frieden zu schliessen, reagieren die Kinder
oft eher enttäuscht und schreien laut
«Neeeeeeein!». Ich habe das Gefühl, dass es
ihnen gefällt, wenn die Schauspieler-
_innen Angst vor ihnen haben. Aber ganz
ehrlich: Kinder finden Chaos einfach toll.
90 SEKUNDEN
MIT JETSE BATELAAN
DE «Was ist Krieg?», fragt Sie ein Kind. Sie finden nicht die
richtigen Worte und möchten die Antwort lieber auf Morgen ver-
schieben? Jetse Batelaan und sein Theater Artemis finden für
diese schwere, abstrakte Thematik auch keine Worte. Sie schaf-
fen eine absurde Slapstick-Show über die Unbegreiflichkeit
des Krieges, bei der Kinder voller Lust verstehen, wie wenig es
braucht, um ein heilloses Chaos anzurichten. Eine Bühne mit
scheinbar wahllosem Schrott. Es herrscht ein riesiges Durchein-
ander. Dann fliegt plötzlich eine Pfanne durch den Raum. Ein
Ballon explodiert, Rauch kommt aus einer Kühlbox, eine Kugel
fällt aus einem Schlauch. Und als die scheinbar nie endende
Kettenreaktion zum Stillstand kommt, treten drei Schauspieler-
_innen in altmodischen Soldatenuniformen auf die Bühne und
beginnen ihre Rede: «Es tut uns leid, wir möchten etwas Ver-
nünftiges sagen. Aber ein Krieg ist auch für uns zu gross. Wir
machen hier nur Theater.» Hier wird das Unmögliche möglich:
Ein Stück über den Krieg für Kinder und die ganze Familie.
Mutige Kinder vor!
EN «What’s war?», a child asks. You have trouble finding the right words
and think the question is best kept for another day? Jetse Batelaan
and Theater Artemis are also lost for words when it comes to explaining
this difficult, abstract subject. Therefore, they’ve come up with an
absurd slapstick show about the incomprehensibility of war that helps
children understand how easy it is to end up in total chaos.
Regie Jetse Batelaan | Mit Willemijn Zevenhuijzen, Tjebbe Roelofs, Martin Hofstra
Kostüme Liesbet Swings | Bühnenbild Wikke van Houwelingen, Marloes van der
Hoek | Spezialeffekte Dik Beets | Übersetzung Meike Kremer | Das Gastspiel findet
in Kooperation mit La Bâtie. Festival de Genève statt und wird unterstützt durch
Swisslos Lotteriefonds des Kantons Solothurn.
Interview: Dominikus Müller
English Translation at theaterfestival.ch
17. 17
International renommierte Künstler_innen erleben
und ihnen Fragen zu ihrer Arbeit stellen, sich über das
Gesehene austauschen oder selber an einem Workshop
teilnehmen – es finden alle etwas zum Mitmachen!
Experience internationally renowned artists and ask them
questions about their work, exchange ideas about what
you’ve seen or even take part in a workshop – there’s some-
thing to do for everyone!
MITMACHEN!
MITMACHEN FÜR ALLE
Im Workshop mit der senegalesischen Tänzerin und Choreogra-
fin Germaine Acogny (S.13) erhalten Profis und Nichtprofis
einen bewegten Einblick in zeitgenössische afrikanische Tänze.
Yvon Nana-Kouala, Tänzer bei Eszter Salamon (S.06), bietet
ein Workshop für die lokale Tanzszene an. Ausserdem kann ein
mitreissender Tanzworkshop mit zwei Tänzer_innen des
Stücks «TO DA BONE» (S.25) besucht werden.
Bei fast allen Produktionen wird im Anschluss an die Vorstel-
lung ein Publikumsgespräch angeboten, bei dem die Zuschauer-
_innen die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen.
Auch beim Projekt «Garden State» der Künstlergruppe MAMAZA
(S.20) ist man eingeladen mitzumachen. Leihen Sie uns Ihre
Topfpflanze und besuchen Sie die zahlreichen Veranstaltungen.
Anmeldung erforderlich: Nico Grüninger
n.grueninger@kaserne-basel.ch | +41 61 666 60 27
WATCH&TALK
watch&talk von Migros-Kulturprozent lädt junge internationa-
le Künstler_innen nach Basel ein, um sich unter der Leitung
von Gunda Zeeb (wildwuchs Festival Basel) über Arbeitsmetho-
den auszutauschen und Anregungen für ihre eigenen Arbeiten
mitzunehmen.
watch&talk ist ein Projekt des Migros-Kulturprozent in Zusammenarbeit mit dem
Theaterfestival Basel.
«MEHR SEHEN – MEHR ER-
LEBEN» ZUSCHAUERSEMINAR
MIT ALFRED SCHLIENGER
Der Kurs unter der Leitung des Theaterkritikers
Alfred Schlienger führt anhand ausgewählter Stücke
in die Arbeitsweise der Künstler_innen ein, schärft
den Blick und fördert den gemeinsamen Austausch.
DO 30.8. > AB 19 UHR, SA 1.9.&MO 3.9.&DI 4.9.&FR 7.9.
> AB 18.15 UHR (begrenzte Kapazität)
DETAILLIERTES PROGRAMM UNTER:
theaterfestival.ch/programm/mitmachen
INFORMATIONEN UND ANMELDUNG:
Nico Grüninger | n.grueninger@kaserne-basel.ch
+41 61 666 60 27
PROGRAMM FÜR
SCHULKLASSEN&FAMILIEN
Dem jungen Publikum möchte das Theaterfestival sein
Programm mit einem breiten Vermittlungsangebot
näherbringen.
Während einer Woche tourt das Projekt «Pakman»
(S.18) durch das Oberbaselbiet und das Laufental und
macht Halt an verschiedenen Primarschulhäusern.
An den Wochenenden ist das Kurzstück in Dornach
und in Basel für die ganze Familie zu erleben.
Ebenfalls an Familien und Primarschulklassen richtet
sich «Oorlog 6+/Krieg ab 6» (S.16). Auch für ältere
Schulklassen gibt es passende Stücke, zu denen kosten-
lose Einführungen oder Nachbesprechungen ange-
boten werden.
18. £¥€$
ONTROEREND GOED
BELGIEN | GAME&PERFORMANCE
MO 3.9&DI 4.9 > 17&20 UHR
JUNGES THEATER BASEL
110 Minuten
Englisch
ab 14 Jahren
Schweizer Premiere
Tickets CHF 35/20
PAKMAN
POST UIT HESSDALEN
BELGIEN | NOUVEAU CIRQUE
SO 2.9. > 14.30&15.30&17.30 UHR
NEUESTHEATER.CH IN DORNACH
SA 8.9.&SO 9.9. > 16&17&18 UHR
FESTIVALZENTRUM KASERNENAREAL
Mo 3.9. bis Fr 7.9. Schulvorstellungen in Duggingen, Zwingen,
Reigoldswil, Hölstein
25 Minuten
keine Sprachkenntnisse erforderlich
Tickets CHF 15/10
18
DE In der Welt des Theaters gibt es diese unspektakulär erschei-
nenden kleinen Wunderdinge, die die Kraft haben, die Zeit an-
zuhalten. Der Lastwagen von Post uit Hessdalen ist so ein Ding.
In ihm tourt der «Pakman» durch das Baselbiet, macht an Pri-
marschulen halt und beendet seine Tour beim Festivalzentrum.
In einem Blaumann lässt uns ein Paketmann in einen engen,
kleinen Raum eintreten. Gemütlich und auch etwas gelangweilt
kümmert er sich um die Pakete, frankiert sie, stapelt sie bis
an die Decke und im Hintergrund tickt die Uhr. Plötzlich scheint
er genug davon zu haben. Im Takt der vergehenden Zeit lässt
er virtuos Bälle durch den Raum springen. Sie hüpfen überall hin,
kommen wieder zu ihm zurück, steuern auf die Zuschauer-
_innen zu und entwickeln eine Dynamik, als ob sie tanzen und
fliegen würden. Nach 25 Minuten gebanntem Staunen taucht
man wieder auf und verlässt den Lastwagen mit der Gewissheit,
etwas Magischem beigewohnt zu haben.
EN In the world of theatre, you sometimes come across a performance
jewel that might appear unspectacular but actually has the energy
to stop time. The parcel delivery van of Post uit Hessdalen is one such
jewel. Dressed in work clothes, a postal worker invites you to enter
the cramped, small room. In a somewhat bored, matter of fact way he
takes care of the parcels, stamps and stacks them up to the ceiling,
while in the background the clock is ticking away. Suddenly, he appears
to have had enough. Out of the blue, he picks up some juggling balls
and throws them to the ground, one after the other, to the beat of time.
After 25 minutes of utter amazement, you return to the here-and-
now and leave the truck in the knowledge that you have just witnessed
something magical.
Realisation Stijn Grupping, Frederik Meulyzer, Ine Van Baelen | Zirkus, Livemusik
Stijn Grupping, Frederik Meulyze | Szenografie Reinout Hiel | Choreografische
Beratung Karolien Verlinden | Kostümdesign Linse Van Gool | Grafik Vildana Memic
Produktionsleitung Klein Verzet | Koproduktion Theater op de Markt (BE), Mira-
mirO (BE) | Mit Dank an Born in Antwerp (BE), Theater Luxemburg (LU), Circus-
centrum (BE), Theater FroeFroe (BE), Martha Tentatief (BE) für den Arbeits- und
Proberaum | Gefördert durch die Flämische Regierung, die Provinz Antwerpen
und die Stadt Antwerpen (BE) | Das Gastspiel wird unterstützt durch das Flanders
Arts Institute und Swisslos Lotteriefonds des Kantons Solothurn.
DE «The best way to rob a bank, is to own one.», wird uns er-
zählt. Willkommen im Kapitalismus-Kasino der leichtfertigen
Entscheidungen!
Stellen Sie sich vor, Sie wären Teil des einen Prozents der
Superreichen, die alle Fäden in der Hand halten und die wir nie
zu Gesicht bekommen. Die belgischen Theatermacher_innen
von Ontroerend Goed laden Sie ein zu einem theatralen Spiel über
das, was wirklich zählt: Geld. Sie sitzen im Chefsessel des
weltweiten Turbokapitalismus und entscheiden über die Zukunft
unseres Wirtschaftssystems und des globalen Miteinanders.
Und wer weiss, vielleicht machen Sie alles anders und starten
die Revolution aus dem Kasino der Weltökonomie. Vielleicht
sind Sie verantwortungsbewusster als die da oben und treffen die
richtigen Entscheidungen. Denn Sie würden anders handeln,
oder?
Bringen Sie auf alle Fälle Bargeld mit, denn nur Bares ist Wahres.
Vielleicht spielen Sie ja Ihren Eintrittspreis wieder ein!
EN «The best way to rob a bank, is to own one.», we are told. Welcome
to the capitalist casino of frivolous decisions!
Just imagine being part of the top one percent, the super-rich, who
pull all the strings and who we never actually get to see. The Belgian
theatre-makers from Ontroerend Goed invite you to a theatrical
performance about the thing that counts the most: money. You sit on
the hot seat of worldwide turbo-capitalism and make decisions on
the future of our economic system and our global coexistence. And who
knows, maybe you’ll do everything differently and start a revolution
from inside the global economy casino. Perhaps you are more responsible
than those at the top and make the right decisions. Because you’d
choose to take a different route, wouldn’t you?
And don’t forget to bring along some cash, as only money talks.
Who knows, you might even retrieve your entrance fee!
Regie Alexander Devriendt | Text Joeri Smet, Angelo Tijssens, Karolien De Bleser,
Alexander Devriendt | Mit Angelo Tijssens, Hannah Boer, Britt Bakker, Joeri Smet,
Joeri Heegstra, Bastiaan Vandendriessche, Maria Dafneros, Marieke Anthoni,
Leonore Spee, Jeff Aendenboom | Technik Babette Poncelet, Iben Stalpaert | Kostüm
Astrid Peeters | Musik Johannes Genard | Design Nick Mattan | Szenografie
vormen | Dramaturgie Koba Ryckewaert, Zach Hatch, Julie Behaegel | Produktion
David Bauwens, Charlotte Nyota Bischop, Karen Van Ginderachter | Koproduktion
Kunstencentrum Vooruit (BE), Theatre Royal Plymouth (GB), Richard Jordan
Productions (UK)
19. 19
DE Ein heruntergekommenes Zimmer in Budapest, bewohnt
von einer alleinstehenden Frau, die auf die Strasse gesetzt wer-
den soll – Kornél Mundruczó nimmt dies als Startpunkt für
sein eindrückliches Bühnenwerk «Imitation of Life» über Armut
und soziale Missstände in Ungarn. Ausgehend von einer Zei-
tungsnotiz über den Mord an einem Roma spinnen der preisge-
krönte ungarische Film- und Theaterregisseur und seine un-
garische Gruppe Proton Theatre eine Geschichte vom Rande der
Gesellschaft. In seinen aus der Banalität des Alltags genähr-
ten Inszenierungen lässt sich das Böse nicht so einfach vom
Guten trennen und sitzt oft da, wo man es nicht vermuten wür-
de. Zum Beispiel in einer versifften Wohnung, in der Einzel-
schicksale zu einem vielschichtigen und bildgewaltigen Theater-
stück zusammengefügt werden. Die Welt gerät hier aus den
Fugen – unerbittlich dreht sich das Bühnenbild um sich selbst
und hinterlässt nur Elend und Verwüstung. Ein verstörend
starkes Bild für eine Gesellschaft, der jegliche Orientierungs-
punkte abhandengekommen sind.
Kornél Mundruczós Theater- und Filmsprache ist geprägt von
kompromisslos realen Darstellungen einer gewalttätigen Gesell-
schaft. Seine international gefeierte Arbeit «Imitation of Life»
hingegen ist ein poetisches Theater, das ebenso mit seiner
Schönheit, wie mit seinen Abgründen tief zu berühren vermag.
KORNÉL MUNDRUCZÓ&PROTON THEATRE
UNGARN | THEATER
DI 4.9. > 20.30 UHR
MI 5.9. > 21 UHR
KASERNE BASEL (REITHALLE)
90 Minuten
Ungarisch mit deutschen&englischen Übertiteln
Tickets CHF 45/25
> Publikumsgespräch am 4.9.
EN A dilapidated room in Budapest, home to a single woman who is to
be evicted – this is the starting point for Kornél Mundruczó’s im-
pressive stage production «Imitation of Life» about poverty and social
imbalances in Hungary. Based on a newspaper story about the murder
of a Roma, the award-winning Hungarian film and theatre director
and his Hungarian company Proton Theatre have created a story about
people living on the edge of society. In his productions that capture
the sheer banality of everyday life, it is not always easy to tell evil from
good and it is often found where you expect it least. For instance, in a
squalid apartment where twists of fate are intertwined to create a com-
plex and visually stunning play. The universe starts to unravel – the
stage rotates relentlessly around its own axis and leaves a trail of misery
and devastation in its wake. A disturbingly powerful image of a society
that has lost all sense of orientation.
Kornél Mundruczó’s theatre and film language is distinguished by un-
compromising images of a violent society. In contrast, his interna-
tionally acclaimed work «Imitation of Life» is an unusually poetic piece
of theatre that strikes a chord with the audience through its beauty.
Regie Kornél Mundruczó | Regieassistenz Anna Fehér | Mit Lili Monori, Roland
Rába, Annamária Láng, Zsombor Jéger, Dáriusz Kozma | Bühnenbild Márton Ágh
Kostümdesign Márton Ágh, Melinda Domán | Lichtdesign András Éltető | Text
Kata Wéber | Dramaturgie Soma Boronkay | Musik Asher Goldschmidt | Produk-
tion Dóra Büki | Produktionsleitung Zsófia Csató | Technische Leitung András
Éltető | Lichttechnik Zoltán Rigó | Soundtechnik Dániel Hidvégi | Leitung Bühne
Benedikt Schröter | Requisiten Tamás Fekete | Maske Melinda Domán | Bühnen-
assistenz Zsolt Zsigri, Tamás Zigri, Tamás Hódosy | Koproduktion Wiener Fest-
wochen (AU), Theater Oberhausen (DE), La Rose des Vents (FR), Maillon, Théâtre de
Strasbourg/Scène européenne (FR), Trafó House of Contemporary Arts (HU),
HAU Hebbel am Ufer (DE), HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden
(DE), Wiesbaden Biennale (DE) | Gefördert durch KUBIK Coworking (HU),
Kryolan City (HU), Open Casting (HU), PP Business Centre (HU), VisionTeam (SB)
IMITATION
OF LIFE
20. 20
MAMAZA
DEUTSCHLAND&SCHWEIZ | GEMEINSCHAFTSGARTEN,
BIOTOP&TEMPORÄRE AUTONOME ZONE
DI 4.9. AB 17 UHR
MI 5.9. BIS SA 8.9. > 10–24 UHR
TURNHALLE KLINGENTAL
Keine Sprachkenntnisse erforderlich
Freier Eintritt
GARDEN
STATE
DE Mit dem «Garden State» gründet Fabrice Mazliah
und seine Gruppe MAMAZA beim Theaterfestival Basel
einen utopischen Staat mit Topfpflanzen aus Basler
Wohnungen. Ein paradiesischer Garten in der Turnhal-
le Klingental lädt dazu ein, Teil einer besonderen Ge-
meinschaft zu werden. Kostenlos kann man hier über
neue Formen des Zusammenlebens nachdenken und
diese gleich auch praktizieren: Mit Yogakursen, Konzer-
ten, Lectures, Diskussionsrunden und mehr darf man
im Garten jederzeit verweilen und sogar unter dem
Pflanzenhimmel übernachten!
Das Projekt «Garden State» wurde durch den Libertalia-
Mythos inspiriert: Im 17. Jahrhundert sollen Piraten
und ehemalige Sklaven in der Nähe Madagaskars basis-
demokratisch und paradiesisch auf einer kleinen
Insel zusammengelebt haben. Gegen autoritäre Struk-
turen und Unterdrückung versteht sich auch der
«Garden State» als Ort, an dem alle Menschen gleich-
berechtigt zusammenfinden können. MAMAZA ist
eine kollaborative Plattform aus Frankfurt und arbeitet
in unterschiedlichen Konstellationen. Konsequent
bricht das Kollektiv mit Erwartungshaltungen und un-
serer Vorstellung davon, was Körper in Choreografien
zu tun haben sollen. Sie entwickeln ebenso Bühnen-
projekte, wie Stadtinterventionen und Installationen.
EN «Garden State» gives Fabrice Mazliah and his group MAMAZA the
opportunity to establish a utopian state full of pot plants, taken from
Basel apartments. A paradise-like garden in Turnhalle Klingental invi-
tes you to become part of a special community. You can use this space
free of charge to contemplate new modes of coexistence and to put them
straight into practice: relax and enjoy yoga courses, concerts, lectures,
panel discussions and much more in the garden, and you can even
spend the night beneath the leafy sky! The «Garden State» project was
inspired by the story of Libertalia, a possibly fictional anarchist is-
land colony founded in the late 17th century near Madagascar in which
pirates and freed slaves lived communally in a peaceful environment.
As a place of opposition to authoritarian structures and suppression, the
«Garden State» is to be understood as a location where everyone
comes together as equals. MAMAZA is a collaborative platform based
in Frankfurt and works in various constellations. The collective con-
stantly goes against what we expect and challenges our perception of
what bodies should do in choreographies. The artists develop stage
projects, city interventions and installations.
GARDEN STATE ist eine MAZLIAH/MAMAZA-Produktion. | Realisation&Koordi-
nation Fabrice Mazliah | Basierend auf einem Konzept von Fabrice Mazliah,
Ioannis Mandafounis und May Zarhy (MAMAZA) in Kooperation mit der Städel-
schule Architecture Class SAC | Mitarbeit Roberta Mosca, Yanna Varbanova,
Johanna Milz | Lichtdesign Harry Schulz | Technische Leitung Ulf Naumann
Sounddesign Johannes Helberger, KLING KLANG KLONG | Matratzen Heleno
Bernardi Produktionsleitung MAMAZA Johanna Milz | Koordination Theater-
festival Basel Eva Heller | Das Gastspiel wird unterstützt durch die Ernst Göhner
Stiftung, Pro Helvetia. Schweizer Kulturstiftung, Kanton Basel-Stadt. Kultur
und das NATIONALE PERFORMANCE NETZ Gastspielförderung Tanz Internatio-
nal, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Übernachten Sie mit Ihrem Schlafsack
unter dem Basler Pflanzenhimmel.
Schlummertrunk und Frühstück mit Ihrer
Lieblingspflanze inklusive. Achtung:
Begrenzte Platzzahl. Anmeldung unter:
gardenstate@gmx.ch
Spend a night in your sleeping bag beneath
the leafy Basel sky. A nightcap and breakfast
with your favourite plant are included.
Note: there are a limited number of places
available. Register at: gardenstate@gmx.ch
21. SEVDA YALÇIN, WIRTIN KLYBECK CASINO
MIT IHRER RESTAURANT-PFLANZE
GREGOR BRÄNDLI, FOTOGRAF
MIT SEINER BILLBERGIA
SÉVERINE SCHMITT, SACHBEARBEITERIN DES
MIGRATIONSAMTS MIT IHRER ORCHIDEE
WE WANT
YOUR TOPFPFLANZE!
Leihen Sie uns Ihre Topfpflanze!
Melden Sie sich und Ihre Pflanze an:
gardenstate@gmx.ch
3 von 300 Pflanzen haben bereits zugesagt:
PROGRAMM
GARDEN STATE
DI 4.9.
17 UHR
STAATSGRÜNDUNGSZEREMONIE
Wir gründen einen Garden State.
Feiern Sie mit uns!
TAGESPROGRAMM
MI 5.9. BIS SA 6.9.
10 UHR
DER GARTEN ÖFFNET SICH
10.30 UHR
YOGA – MEDITATION
Bringen Sie Ihre Matte mit und
machen Sie Ihren Sonnengruss
im Grünen.
12 UHR
POW WOW
Freiraum für Diskussionen. Kommen
Sie und setzen Sie sich dazu!
14 UHR
BAUMSCHULE
Workshops, Austausch
z.B. am Mittwoch Sprachkurse von
Geflüchteten in ihrer Sprache
In Zusammenarbeit mit FRAU-SEIN,
DA-SEIN&JUNG-SEIN
Offene Kirche Elisabethen
16 UHR
SAFARI
Führungen von Expert_innen
z.B. am Donnerstag eine Führung
mit Meret Halter (Biologin)
17 UHR
OPEN MIC
Singen Sie, tragen Sie Ihre Gedichte
vor, erzählen Sie uns, was Ihnen auf
der Seele brennt.
Das Mikrofon gehört Ihnen!
18 UHR
SPEECH OF THE DAY
Vorträge von Wissenschaftler_innen
z.B. am Freitag mit Prof. Dr. Bojana
Kunst (Giessen) zu Pflanzen und
Institutionen
20.30 UHR
SUNSET MUSIC
Konzerte von lokalen Musiker_innen
z.B. am Mittwoch «Mitten in der
Woche» mit der Basler Musikszene
> facebook.com/MittenInDerWoche/
22 UHR
FULL MOON SCREENING
Filmvorführungen
z.B. am Donnerstag «Theatre of War»
von Lola Arias (AR, 2018, 82 Min.)
24 UHR
DER GARTEN SCHLIESST SICH
SA 6.9.
19 UHR
SCHLUSSAKT
Weitere Details und Programmpunkte
werden vor Ort und auf
theaterfestival.ch bekannt gegeben.
Keine Anmeldung erforderlich.
Eintritt frei.
21
22. 22
AGNÉS MATEUS&QUIM TARRIDA
SPANIEN | PERFORMANCE
MI 5.9. > 19 UHR
DO 6.9. > 21 UHR
ROXY BIRSFELDEN
60 Minuten
Spanisch mit deutschen&englischen Übertiteln
Tickets CHF 35/20
Schweizer Premiere
> Publikumsgespräch am 5.9.
DE In einer Verschmelzung aus grenzenloser Leibhaf-
tigkeit und Stand-up-Comedy zeigt Agnés Mateus
ein Solo als wilden feministischen Ritt und Tritt gegen
die männliche Gewalt des Patriarchats. Wie ein spa-
nischer Kommentar auf #metoo ist «Rebota rebota...»
eine Reaktion auf Morde und Gewalt an spanischen
Frauen der vergangenen zehn Jahre.
Mit derben Humor dringt Agnés Mateus in dieser Ar-
beit in ein männerbesetztes Terrain vor und behaup-
tet voller Wut ihren Platz auf der Bühne zwischen gro-
tesken Kostümen und sexistischen Witzen. Disney-
Märchen werden entzaubert und auf ein kümmerliches
Leitmotiv zusammengestaucht: Geboren werden,
heiraten, sterben – eine bittere Essenz davon, was das
Leben für Frauen zu bieten hat. In ihrer Performance
zergliedert Mateus den Schlendrian des Patriarchats,
der allen in den Knochen sitzt. Sie fordert auf, sich
endlich mit Themen der Gewalt auseinanderzusetzen,
die Gleichgültigkeit abzuschütteln und die Dinge beim
Namen zu nennen. Soll uns doch das Leben mit dem
nackten Arsch ins Gesicht springen: «Rebota rebota y
en tu cara explota».
EN As part of a bizarre fusion of limitless corporeality and
stand-up comedy, Agnés Mateus presents a solo perfor-
mance of a wild feminist rampage against the male violence
of patriarchy. Like a comment on #metoo, «Rebota rebota...»
is a reaction to the murders of and the violence towards
Spanish women over the past ten years.
With a rich vein of coarse humour, Agnés Mateus uses this
production to break into a male-dominated environment
and, full of rage and frustration, asserts her position on sta-
ge between grotesque costumes and sexist jokes. Disney
fairy tales are disenchanted and stripped down to a basic
guiding theme: born, married, died – a bitter essence of what
life has in store for women. In her performance, Agnés
Mateus dissects the structures of patriarchy, which still lie
in all our systems. She demands that we finally address
the topic of violence, shake ourselves from our indifference
and call a spade a spade.
Konzept, Regie Agnés Mateus, Quim Tarrida | Mit Agnés Mateus
Gast Pablo Domichovski | Sound, Video Quim Tarrida | Lichtdesign
Carles Borràs | Fotografie Quim Tarrida |Koproduktion Festival TNT –
Terrassa Noves Tendències 2017 (ES), l’Antic Teatre (ES), Konvent
Punt Zero (NO) | Dank an Gabriela Oyarzabal, Semolinika Tomic, Bcn
Props, CUBE, Conrado&Martí Soler, the Konvent Family, Maria
Mateus, Isma Mengual, Carles Fígols, LaCaldera | Gefördert durch
La Poderosa (US), Nau Ivanow (ES), Teatre La Massa (Vilassar
de Dalt) (ES) | Das Gastspiel wird unterstützt durch AC/E. Acción
Cultural Española.
«IN IHREM KRITISCHEN
MONOLOG ÜBER DIE GESELL-
SCHAFT NIMMT SIE KEIN
BLATT VOR DEN MUND UND
VERSETZT UNS IN EINE
SCHNELL AUFEINANDERFOL-
GENDE ENDLOSSCHLEIFE
AN THEMEN, OHNE EINMAL
ATEM ZU HOLEN.»
MIGUEL GASCON, VOLTAR I VOLTAR PER LES ARTS ESCÈNIQUES
REBOTA
REBOTA
Y EN TU CARA
EXPLOTA
23. TIJUANA
LAGARTIJAS TIRADAS AL SOL
MEXIKO | THEATER
DO 6.9.&FR 7.9. > 19 UHR
NEUESTHEATER.CH IN DORNACH
75 Minuten
Spanisch mit deutschen&englischen Übertiteln
Tickets CHF 35/20
Schweizer Premiere
> Publikumsgespräch am 6.9.
23
DE «Tijuana» nimmt das Publikum in einem dokumentarischen
Experiment mit in die titelgebende Stadt in Mexiko an der Grenze
zu den USA. Hautnah erzählt uns der Theaterabend von den
Arbeits- und Lebensbedingungen und Schwachstellen der mexi-
kanischen Demokratie.
Santiago Ramíréz lebt in Tijuana, arbeitet in einer Fabrik, ver-
dient weniger als 4 Franken pro Tag und verbringt den Abend
meistens mit anderen Arbeitern in einer Bar. Für viele Mexika-
ner_innen am Rande der Gesellschaft sind diese prekären
Lebensumstände Alltag. Sie verdienen zwar den offiziellen Min-
destlohn, aber ohne von ihm angemessen leben zu können.
Der Schauspieler, Regisseur und Autor Gabino Rodríguez wollte
wissen, wie es ist, so zu leben. Auf der Bühne verkörpert er
und erzählt er von Santiago Ramíréz, der sich sechs Monate in
ein Armenviertel eingeschleust hat. Inspiriert von den Metho-
den Günter Wallraffs berichtet Rodríguez ganz ohne moralischen
Zeigefinger von einer Performance, die über den Raum des
Theaters hinausgeht.
EN «Tijuana» allows the audience to accompany a documentary ex-
periment in the Mexican city of the same name on the US border.
This evening of theatre provides the platform to discover more about
the working and living conditions and the weaknesses of Mexican
democracy.
Santiago Ramíréz lives in Tijuana, works in a factory, earns less than
four francs a day and spends most evenings with his fellow workers in a
bar. These precarious conditions are the basic realities of daily life for
the many Mexicans who live on the edge of society. They might earn the
official minimum wage but it is not enough to live on.
The actor, director and author Gabino Rodríguez wanted to know what
it is like to live on the breadline. On stage, he tells his story and em-
bodies Santiago Ramíréz, who spent six months surviving in a slum dis-
trict. Inspired by the methods of the investigative journalist Günter
Wallraff and without waving a moral finger, Rodríguez delivers a per-
formance that goes well beyond the boundaries of theatre.
Konzept, Spiel Gabino Rodríguez | Basierend auf Ideen und Texten von Günter
Wallraff, Andrés Solano, Martin Caparrós, Arnoldo Galvez Suarez | Ko-Regie Luisa
Pardo | Lichtdesign Sergio López Vigueras | Szenografie Pedro Pizarro
Sounddesign Juan Leduc | Video Chantal Peñalosa, Carlos Gamboa | Künstlerische
Zusammenarbeit Francisco Barreiro | Das Gastspiel wird unterstützt durch den
SüdKulturFonds und Swisslos Lotteriefonds des Kantons Solothurn.
90 SEKUNDEN
MIT GABINO RODRÍGUEZ
In «Tijuana» geht es um die Zeit, die Du
undercover als Arbeiter im mexikanischen
Tijuana verbracht hast. Was steckt dahinter?
«Tijuana» gehört zu unserem Projekt «Die
Demokratie in Mexiko (1965–2015)», das
insgesamt aus 32 Teilen besteht, einer für je-
den mexikanischen Bundesstaat. Die Stadt
liegt direkt an der US-amerikanischen Grenze
und ist wirtschaftlich viel stärker mit den
USA verbunden als mit Mexiko. Trotzdem
werden die Arbeiter dort nach dem mexikani-
schen Mindestlohn bezahlt: 3,50 Euro pro
Tag. Das ist sowieso schon unglaublich wenig,
aber in einem Ort wie Tijuana mit seinen
Verbindungen in die USA ist es noch absurder.
Jenseits dessen geht es im Stück aber allge-
meiner darum, wie Kunst sich mit sozialen
Problemen auseinandersetzt. Denn wir sehen
viele dieser Versuche ziemlich kritisch.
Was ist denn das Problem in Euren Augen?
Würde ich eher journalistisch arbeiten wollen,
so ginge es bei «Tijuana» darum, etwas auf-
zudecken. Aber wir sind im Theater, und im
Theater geht’s nicht um Aufdeckung und
Wahrheit. Ist es nicht problematisch, eine fal-
sche Identität anzunehmen und Leuten
etwas vorzugaukeln, nur um daraus dann ein
Kunstprojekt zu machen? Was ist schlimmer:
Die armen Kollegen in der Fabrik zu belügen
oder das Publikum in einem Raum, in dem die
Lüge seit Jahrhunderten dazugehört? Denn
die Vereinbarung im Theater war ja stets,
dass die Dinge hier gerade nicht das sind, als
das sie erscheinen. In einem Theater kann
ein Typ auf eine Bühne springen und sagen:
«Hi, ich bin Hamlet!» und jeder weiss, dass
er eben nicht Hamlet ist. Doch in der jüngsten
Theatergeschichte tauchen nun plötzlich
Typen auf, die auf die Bühne springen und
sagen: «Hi, mein Name ist Gene!» oder sowas.
Und alle glauben ihm, dass er Gene heisst
und auch wirklich Gene ist.
Wen stellst Du in «Tijuana» eigentlich dar?
Letztlich geht es im Stück um einen Schau-
spieler namens Gabino Rodríguez, der eine
Figur namens Santiago Ramíréz erfindet
und mit dieser Identität für sechs Monate in
einer Fabrik arbeitet. Aber im Grunde kann
man nie das Leben eines Anderen leben, kann
man nie die Perspektive der anderen einneh-
men. Das geht nicht. Man kann sich in an-
dere Kontexte begeben, aber es wird sich im-
mer anfühlen wie ein langer Urlaub – man
weiss, dass man die Sache jederzeit abblasen
und in sein eigentliches Leben zurückkehren
kann, wo man richtiges Geld verdient, am
Theater arbeitet und um die Welt reist. Armut
besteht im Kern aus dem Fehlen eines Hori-
zonts für Veränderung. Und das können wir
uns überhaupt nicht vorstellen. Aber im
Theater nehmen sich Schauspieler_innen her-
aus, andere darzustellen und zu repräsen-
tieren. Nur, wer gibt uns dafür eigentlich die
Erlaubnis?
Interview: Dominikus Müller
English Translation at theaterfestival.ch
24. 24
KRISTÓF KELEMEN&BENCE GYÖRGY PÁLINKÁS
UNGARN | THEATER&PERFORMANCE
FR 7.9. > 21 UHR
SA 8.9. > 19 UHR
JUNGES THEATER BASEL
70 Minuten
Ungarisch mit deutschen&englischen Übertiteln
Tickets CHF 35/20
Schweizer Premiere
> Publikumsgespräch am 7.9.
DE Mit einem scharfsinnigen Kommentar auf die
Politik Ungarns entwickeln Kristóf Kelemen und Bence
György Pálinkás eine Performance gegen populisti-
schen Nationalismus. Ihr satirisches Dokumentarthe-
ater setzt die Keimlinge für einen neuen National-
mythos. Die Ungarische Akazie – eigentlich Gewöhnli-
che Robinie oder auch Falsche Akazie – kam vor 300
Jahren über den Atlantik nach Ungarn. Inzwischen
dient sie den Ungar_innen als Grundlage für Honig und
Schnaps, ist wirtschaftliche Einnahmequelle und
Nationalstolz. Als die EU im Jahr 2014 gegen gebiets-
fremde Arten vorgeht, nutzt Viktor Orbán diesen Fall
für seine Anti-Brüssel-Kampagne: «Wir senden diese
Nachricht nach Brüssel! Wir schützen das ungarische
Land, die freie Pálinka-Destillation, den Honig und
die Robinie!»
Als Gärtner_innen eines neuen Mythos ziehen Kelemen
und Pálinkás ins Feld. Sie führen politische Aktionen
durch, die die Akazie als Nationalsymbol für eine offene
Gesellschaft umwerten – denn alle, die in ungari-
schem Boden Wurzeln schlagen, können Ungar_innen
werden!
EN By taking a sharp-witted look at the current political
situation in Hungary, Kristóf Kelemen and Bence György
Pálinkás have been able to come up with a performance
against populist nationalism. Their satirical documentary
theatre sows the seeds for a new national icon.
The members of their movement go out into the world as the
gardeners of a new legend. They carry out political activities
that aim to reframe the acacia as a symbol of an open
society – since anybody who can take root in Hungarian soil
can be Hungarian!
Regie, Konzept Kristóf Kelemen, Bence György Pálinkás | Mit Angéla
Eke, Katalin Homonnai, Kristóf Kelemen, Márton Kristóf, Bence
György Pálinkás | Musik Márton Kristóf | Regieassistenz Anita Totobé
Koordination Schauspieler Réka Judit Kiss | Szenenaufbau Dániel
Balázsi, Fanni Hegedüs | Licht-und Soundesign Márk Szap | Fotografie
Krisztina Csányi | Englische Übersetzung Miklós Zsámbok | Deutsche
Übersetzung Gábor Miklós Thury |Produktionsleitung Judit Böröcz
Koproduktion Trafó House Of Contemporary Arts (HU), Workshop
Foundation Budapest (HU) | Mit Dank an Orsolya Barna, Kitti Gosztola,
Júlia Regényi, Balázs Semsei, (Norwell/Farbwechsel Records), Attila
Szirtes, Sonidus Archive – Lázár Pika Karácsony, Gábor Mojszi Szőcs,
Off Europa Festival | Gefördert durch Trafó House of Contemporary
Arts (HU), Füge Productions – independently together (HU), Workshop
Foundation Budapest (HU), Ministry of Human Capacities (HU),
National Cultural Fund of Hungary (HU), Jurányi Incubator House (HU)
«DIESE MELANGE AUS
BIOLOGISCHEN FAKTEN
UND IDEOLOGISCHER
AUSSCHLACHTUNG WIRKT
GERADEZU SURREAL.
‹UNGARISCHE AKAZIE›
HÄLT DEN UNGARISCHEN
VERHÄLTNISSEN EINEN
GEISTREICHEN UND
INTELLIGENTEN SPIEGEL
VOR.»
TAMAS JASZAY, THEATER DER ZEIT
HUNGARIAN
ACACIA
25. 25
(LA)HORDE
FRANKREICH | TANZ
SA 8.9. > 21 UHR
SO 9.9 > 19 UHR
KASERNE BASEL (REITHALLE)
60 Minuten
keine Sprachkenntnisse erforderlich
Tickets CHF 45/25
Schweizer Premiere
> Publikumsgespräch am 8.9.
> Jumpstyle-Workshop am 9.9. um 14 Uhr (90 Minuten)
DE «TO DA BONE» dreht die Lautstärke auf und über-
lässt jungen Jumper_innen aus den Vorstädten euro-
päischer Metropolen die Bühne. In neuen Formationen
ziehen sie in die tänzerische Rebellion gegen die kol-
lektive Müdigkeit in unserer Gegenwart.
Im Internet ist es möglich, auf Gleichgesinnte aller Art
zu treffen. Auch die Jumper_innen mit ihren elektri-
sierenden Sprüngen zu harten 150 Beats in der Minute
bilden eine solche Gemeinschaft, die zwischen digi-
taler und realer Welt existiert. Sie filmen ihre kurzen
Jump-Style-Sequenzen und teilen sie über YouTube
mit der ganzen Welt. Befreit von der Idee, wie zeitgenös-
sischer Tanz sein soll, verschaffen sich die Tänzer-
_innen ein eigenes System von Anerkennung und Pro-
fessionalität.
Bis zur Atemlosigkeit tanzt die Gruppe von Jumper-
_innen und strahlt mit ihrer fanatischen Energie innere
Stärke und Selbstbewusstsein aus. (LA)HORDE schafft
imposante Bilder für die intime Revolte der Jugend,
die durch soziale Medien neue Mittel der Mobilisierung
gefunden hat.
EN «TO DA BONE» cranks up the volume and lets young jumpers from
all over Europe take over the stage. In new formations, they dance
their rebellion against collective exhaustion in our present day and age.
It is possible to meet like-minded people of all ages and backgrounds
online. The jumpers with electrifying jumps to 150 hard beats a minute
are one such group that exists somewhere between the digital and
the real world. They film their jumpstyle sequences and then post them
on YouTube for a global audience. Free from the notion that contem-
porary dance must follow certain rules, the dancers create their own
system of appreciation and professionalism.
The group of jumpers dances itself into a breathless frenzy and genera-
tes a feeling of inner strength and confidence through its fanatical
energy. (LA)HORDE creates impressive images for the intimate revolt
of youth, which has discovered a new way of mobilising itself through
social media.
Konzept, Regie Marine Brutti, Jonathan Debrouwer, Arthur Harel | Tanz Valentin
Basset aka Bassardo, Mathieu Douay aka Magii’x, Camille Dubé Bouchard aka
Dubz, László Holoda aka Leslee, Kevin Martinelli aka MrCovin, ViktorPershko aka
Belir, Nick Reisinger aka Neon, Edgar Scassa aka Edx, Andrii Shkapoid aka Shkap,
Damian Kamil Szczegielniak aka Leito, Michal Adam Zybura aka Zyto, Magali
Casters, Thomas Hongre aka ToPa | Sounddesign Aamourocean Lichtdesign Patrick
Riou | Assistenz Licht&Regie Claire Dereeper | Kostümdesign Lily Sato
Produktionsleitung Clémence Sormani | Touring Tristan Barani&Clémence Sormani
Outside Eye Jean Christophe Lanquetin | Gefördert durch Mairie de Paris, SACD –
Société des Auteurs et Compositeurs Dramatiques (FR), Cité internationale des Arts
(FR), Liberté Living-Lab (FR), CCN2 – Centre chorégraphique national de Grenoble
(FR), DGCA – Direction générale de la création artistique (FR). | Das Gastspiel wird
unterstützt durch die Französische Botschaft in der Schweiz.
TO DA BONE
26. 26
EN In «Romances Inciertos» (Uncertain Romances) Nino Laisné and
François Chaignaud create a queer homage to the Spanish Renaissance
and the Baroque.
Virginia Woolf’s figure of Orlando, a soldier who wakes up one morning
as a woman, is the starting point for this unconventional three-act
play, which describes three well-known figures from traditional spanish
folklore. Accompanied by a virtuoso quartet for early music, François
Chaignaud dances and sings about a girl that goes to war as a boy, the
androgynous archangel San Miguel and the gypsy Tarara, who is
neither man nor woman. Full of fervour and intransigence, one delves
into centuries-old traditions – with a provoking and engaging mood.
Transvestism provides sufficient leeway to claim to be someone else,
thus allowing the ambiguity of the genre and gender boundaries to dis-
solve. The visual artist and filmmaker Nino Laisné and the dancer
and choreographer François Chaignaud use «Romances Inciertos» to
present a performance that interweaves traditional Iberian music
and romances handed down by word of mouth into a queer epic for the
other sex.
DE Nino Laisné und François Chaignaud kreieren mit «Romances
Inciertos» (Unsichere Romanzen) eine queere Hommage an die
spanische Renaissance und den Barock.
Virginia Woolfs Figur des Orlando, ein Soldat, der eines Mor-
gens als Frau erwacht, ist Ausgangspunkt für diesen unkonven-
tionellen Dreiakter, der drei bekannte Figuren des spanischen
Liedguts beschreibt. Von einem virtuosen Quartett für Alte Mu-
sik begleitet, tanzt und singt François Chaignaud von einem
Mädchen, das als Knabe in den Krieg zieht, dem androgynen Er-
zengel San Miguel und der Zigeunerin Tarara, die weder Mann
noch Frau ist. Voller Inbrunst und Kompromisslosigkeit taucht
man in jahrhundertealte Traditionen ein – provozierend und
distanzlos. Die Travestie öffnet viel Raum für die Behauptung,
jemand anderes zu sein, und lässt so die Eindeutigkeit der
Genre- und Geschlechtergrenzen zerfliessen.
Der bildende Künstler und Filmemacher Nino Laisné und der
Tänzer und Choreograf François Chaignaud zeigen mit «Roman-
ces Inciertos» eine Performance, die traditionelle iberische
Musik und mündlich überlieferte Romanzen zu einem sonder-
baren Epos für das andere Geschlecht verwebt.
NINO LAISNÉ&FRANÇOIS CHAIGNAUD
FRANKREICH | TANZ&MUSIK
SA 8.9.&SO 9.9. > 19 UHR
ROXY BIRSFELDEN
70 Minuten
Keine Sprachkenntnisse erforderlich
Tickets CHF 35/20
> Publikumsgespräch am 8.9.
ROMANCES
INCIERTOS,
UN AUTRE
ORLANDO
27. 27
Konzept, Regie, Musikalische Leitung Nino Laisné | Konzept,
Choreografie François Chaignaud | Gesang, Tanz François Chaignaud
Bandoneon Jean-Baptiste Henry | Viola da Gamba Robin Pharo
Theorbe, Barock-Gitarre Pablo Zapico | Historische, traditionelle
Perkussion Pere Olivé | Lichttechnik, Leitung Bühne Anthony Merlaud
Tontechniker Tournee Charles-Alexandre Englebert | Kostümdesign
Carmen Anaya, Kevin Auger, Séverine Besson, María Ángel Buesa
Pueyo, Caroline Dumoutiers, Pedro García, Carmen Granell, Manuel
Guzmán, Isabel López, María Martinez, Tania Morillo Fernández,
Helena Petit, Elena Santiago | Bühne Marie Maresca | Malerei Fanny
Gaudreau | Bildbearbeitung Remy Moulin, Marie B. Schneider
Tischlerei Christophe Charamond, Emanuel Coelho | Produktion, Admi-
nistration Barbara Coffy, Jeanne Lefèvre, Clémentine Rougier
Touring Sarah De Ganck – Art Happens | Leitende Produktion Vlovajob
Pru& Chambre 415 | Koproduktion Bonlieu Scène nationale Annecy
(FR), La Bâtie. Festival de Genève (CH) | Gefördert durch das FEDER
Programm INTERREG Frankreich-Schweiz 2014–2020, Chaillot –
Théâtre national de la Danse (FR), deSingel (BE), Maison de la musique
de Nanterre (FR), Arsenal. Cité musicale-Metz (FR) | Das Gastspiel wird
unterstützt durch die Sulger Stiftung und die Französische Botschaft
in der Schweiz.
90 SEKUNDEN MIT NINO LAISNÉ&
FRANÇOIS CHAIGNAUD
Euer Stück «Romances Inciertos, un autre Orlando»
taucht tief in die spanische Tanz- und Musiktradition ein.
Wie kam es zu dem Projekt?
Nino Laisné: Die Performance ist das Ergebnis meiner Vorliebe
für traditionelle spanische Musik und ihre Geschichte. Diese
Musik hat einen weiten Weg hinter sich und durchwanderte ver-
schiedenste Regionen, die allesamt ihre Spuren hinterlassen
haben. Ich fand es sehr faszinierend zu sehen, wie Figuren dabei
ständig neu erfunden wurden. Manchmal wechselten sie sogar
das Geschlecht.
François Chaignaud: Anders als in Frankreich, das sich als
Nation und Staat gerade durch die Verdrängung regionaler Kul-
turen und Sprachen konstituierte, blieben regionale künstleri-
sche Ausdrucksformen und lokale Unterschiede in Spanien eher
erhalten. Was ich über Tanz und Kunst weiss, das lernte ich
an staatlichen Institutionen. Ich fand es deshalb fantastisch bei
diesem Projekt Künstler_innen und Tänzer_innen zu treffen,
die innerhalb ihrer jeweiligen Gemeinschaften unglaublich raffi-
nierte und hochstehende Kunstformen entwickelt haben –
komplett ausserhalb der Institution.
Ihr habt eine sehr gründliche Recherche zu den verschieden-
sten Tanz- und Liedtraditionen betrieben. Was ist Euch
besonders in Erinnerung geblieben?
NL: Die Recherchephase dauerte mehrere Jahre. Ich lebte wäh-
rend der Zeit in Madrid, was es sehr viel leichter machte, die
unterschiedlichen Regionen Spaniens zu bereisen und mit diesen
nach wie vor lebendigen Traditionen in Kontakt zu kommen.
Meist handelt es sich bei den Quellen nur um mündliche Überlie-
ferungen, nur selten wurde etwas schriftlich fixiert. Ein abso-
lutes Highlight war der Besuch in der Ortschaft Anguiano. Seit
Jahrhunderten wird dort ein Tanz zu Ehren von Maria Mag-
dalena gepflegt, der Schutzheiligen der Stadt. Der Tanz ist sehr
körperlich und er wird von acht Jungen aufgeführt. Sie laufen
auf langen Stelzen und tragen gelbe Röcke. Ein Bild voller Kraft,
strahlend wie die Sonne – eine fantastische Inspiration für
François und mich.
François, wie würdest Du die Figur beschreiben, die Du auf
der Bühne verkörperst? Gibt es ein konkretes Thema, das
all den verschiedenen Masken und Rollen zugrunde liegt, in
die Du schlüpfst?
FC: Wie in Virginia Woolfs Roman «Orlando» verändert sich die
Identität der Figur während des Stücks permanent. Im Grunde
gibt es drei Hauptfiguren – Doncella Guerrerra, ein junges Mäd-
chen, das sich als (männlicher) Soldat verkleidet, um für den
König auf dem Schlachtfeld zu kämpfen; San Miguel, in der Vari-
ante von Garcia Lorca – ein farbenprächtiger und aufreizender
Heiliger; sowie La Tarara, eine ikonische Figur der Gitano-Kultur,
die für ihre Exzessivität bekannt ist und die in manchen Quellen
als intersexuell und marginalisiert dargestellt wird. Alle Figu-
ren sind in ihrer geschlechtlichen Identität ambivalent und die
meisten sind von einem extremen Idealismus getrieben.
Welchen Platz hatten derartig geschlechterfluide Identitäten
im mittelalterlichen Spanien?
NL: Ich glaube nicht, dass marginale Identitäten während des
Mittelalters gesellschaftlich besser integriert waren. Im Gegen-
teil: bestimmte Verhaltensweisen waren wahrscheinlich noch
stärker stigmatisiert. Nichtsdestotrotz tauchen solche Einzel-
schicksale in Literatur und epischen Liedern, aber auch in
Trinkliedern häufig auf. Uns hat auch sehr fasziniert zu sehen,
dass das Konzept von Gender keine exklusive Erfindung un-
serer Tage ist, sondern dass wir Brüder und Schwestern in ver-
gangenen Jahrhunderten haben.
«DER TÄNZER BEWEGT SICH WIE
IN EINEM SPAZIERGANG, DER
BEREITS VOR FÜNF JAHRHUNDER-
TEN BEGANN UND ALLES MIT-
EINANDER VERBINDET: DAS BAN-
DONEON MIT DER BRATSCHE,
VIRGINIA WOOLF MIT SPANISCHER
FOLKLORE, STELZENTANZ MIT
FLAMENCO, DIE STIMME EINES
BASSBARITONS MIT DER EINES
KONTRATENORS ... ALLES FÜGT
SICH ZU EINEM SPEKTAKULÄREN
ZENTRIFUGALEN SPEKTAKEL
ZUSAMMEN, DAS SICH NICHT AUF-
HÖRT ZU DREHEN.»
GUILLAUME TION, LIBÉRATION
Interview: Dominikus Müller
English Translation at theaterfestival.ch
30. JeremyNedd,TänzerundChoreograph,
studiertimMasterExpandedTheater.
hkb.bfh.ch
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Arbeitsweisen und Berufsbild der
Dramaturgie haben sich in den letzten
Jahren stark verändert und weiter-
entwickelt. Dramaturginnen und Drama-
turgen sind inzwischen eigenständig
und nicht nur produktionsdramaturgisch
in künstlerischen Prozessen tätig:
in der künstlerischen Vermittlungsarbeit,
als Kuratierende, als Produktionsleite-
rInnen – sie entwickeln dabei neuartige
Formate in der freien Theater- und
Performanceszene, an Stadt- und Staats-
theatern sowie an den Schnittstellen
zu anderen kulturellen Organisationen.
—
Kontakt:
Leiter Dramaturgie ( BA & MA)
Prof. Dr. Jochen Kiefer
jochen.kiefer@zhdk.ch
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Weitere Informationen:
www.zhdk.ch/theater
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Zürcher Hochschule der Künste
Dramaturgie
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studieren mit
hohem Praxis-
und Projektanteil
an der Zürcher
Hochschule der
Künste.
33. tanz
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JEFTA VAN DINTHER
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IOANNIS MANDAFOUNIS
LIA RODRIGUES
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Foto:CyrilleGuir
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