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      Der beschwerliche Weg der Gerichte und Politik Korruption im
               Gesundheitswesen wirksam zu bekämpfen



Ärzte und Gesundheitswirtschaft biegen Regeln wie sie wollen zurecht - der Gesetzgeber versucht
krampfhaft durch schärfere Vorschriften dem Ungeheuer der Korruption in Weiß Herr zu werden.




      Eichstätt, den 10. Juni 2011


      Im Jahr 2008 wurde mit dem Gesetz zur Weiterentwicklung der Organisationsstrukturen in der
      gesetzlichen     Krankenversicherung    (GKV-OrgWG)     der    §    128   SGB   V   über   die   unzulässige
      Zusammenarbeit der Leistungserbringer und Vertragsärzte eingeführt.                 Nach nur 12 Monaten
      wurden wesentliche Begrifflichkeiten mit dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG)
      geändert oder neu eingeführt. Neben den Vertragsärzten sind die Ärzte in Krankenhäusern und
      anderen medizinischen Einrichtungen ins Gesetz aufgenommen worden und der Kreis der Adressaten
      ist auf pharmazeutische Unternehmern, Apotheken, pharmazeutische Großhändler sowie sonstige
      Anbieter von Gesundheitsleistungen erweitert worden.


      So wirklich zufrieden sind Politiker, Gerichte und Staatsanwälte mit den eingeführten Gesetzen
      nicht und Transparency Deutschland bemängelt seit Mai                 nun auch noch Korruption im
      Pflegebereich. Die Arbeitsgruppe Korruption im Gesundheitswesen von Transparency geht der für
      Pflegedienste wohl unverständlichen Frage nach, ob die mit den Pflegekassen verhandelten
      Pflegesätze geeignet sein, den Bedarf des alten Menschen an Pflege und Betreuung angemessen zu
      decken oder ob es nicht doch „Puffer" gebe, die letztlich in die Taschen der Pflegedienste fließen ?


      Da nun nicht nur die Ärzte in Weiß sondern das ganze System korrupt sind, beschäftigt sich auch
      das Bundessozialgericht mit der Frage, ob die gesetzlichen Krankenkassen berechtigt sind, mit
      Leistungserbringern pauschale Schuldanerkenntnisse und Vertragsstrafen zu vereinbaren. Da man
      offensichtlich nicht mal mehr den Krankenkassen traut, wird auch der Verzicht der Krankenkassen
      auf   eine     Weiterleitung   von   Verdachtsfällen   an     die   Staatsanwaltschaft     zukünftig   vom
      Bundessozialgericht zu beurteilen sein.


      Ein Jahr nach einer Großrazzia in drei Berliner Krankenhäusern wegen Betrugsvorwürfen steht ein
      Prozess gegen die Hauptbeschuldigten noch aus ! Es gibt zwar eine 10 000-Seiten-Akte und
      insgesamt wurde gegen 94 Personen ermittelt – doch ein Prozess gegen die Hauptbeschuldigten ist
      nicht in Sicht, derzeit gibt es nicht mal eine Anklage. Die Staatsanwälte wissen wohl immer noch
      nicht, ob überhaupt Betrug vorliegt und gegen wen ermittelt werden soll.


      Es sind wohl diese medienwirksamen Berichte warum sich der Deutsche Bundestag inzwischen in
      regelmäßigen Abständen mit dem Thema Korruption und Fehlverhalten im Gesundheitswesen
      beschäftigt. Am 27. Mai 2011 debattierte der Deutsche Bundestag über den Antrag der SPD-
      Fraktion, systematische Fehlabrechnungen und Betrug stärker zu sanktionieren. Der Bundestag
      kam zu dem Schluss, dass es wohl besser wäre erst mal die Entscheidung des Großen Senats am
      Bundesgerichtshof zum Pharmamarketing und zur Bestechlichkeit von Vertragsärzten abzuwarten.




      © 2011 Thomas Bade                                                                                     Seite 1
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Im Februar diesen Jahres musste sich die Bundesregierung mit einer kleinen Anfrage der Fraktion
BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN zum Fehlverhalten im Gesundheitswesen befassen. Ob Formen von
Fehlverhalten zu- bzw. abgenommen haben (zum Beispiel bei Apotheken, Ärzten, Hilfsmitteln),
kann die Bundesregierung aber auch nicht beantworten, da keine belastbaren Daten vorlägen. Im
Hilfsmittelbereich ist nach den der Bundesregierung vorliegenden Informationen von einem
Rückgang fragwürdiger Praktiken aufgrund der Regelungen in § 128 SGB V auszugehen. Die
Bundesregierung habe dessen ungeachtet bemerkt, dass teilweise versucht werde, diese
Regelungen gezielt zu umgehen, so dass man die weitere Entwicklung beobachten werde.


Offensichtlich haben Politiker die Kreativität der Marktteilnehmer und Rechtsanwälte sowie das
übliche    Zurechtbiegen       der    Regeln      im    Dschungel    aus   Abrechnungsbürokratie          und    anderer
gesetzlicher Vorschriften unterschätzt. Im Referentenentwurf des GKV-Versorgungsstrukturgesetz
(GKV-VSG), das zum 1. Januar 2012 in Kraft treten soll, werden aus diesem Grund im § 128 SGB V
der Heilmittelbereich sowie Beteiligungen von Ärzten an Unternehmen von Leistungserbringern mit
aufgenommen. Zusätzlich will die Politik unterbinden, dass zuweisende Ärzte und Operateure ohne
Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen eine Teil-Berufsausübungsgemeinschaft bilden und
hierfür eine Zulassung erhalten,            um den Gewinn in Abhängigkeit von den Zuweisungszahlen zu
verteilen.


Bei so vielen Neuregelungen im Kampf gegen Fehlverhalten im deutschen Gesundheitswesen hat
auch    der   Deutsche      Ärztetag       Ende   Mai    einer    „umfassenden      Novellierung“      der    ärztlichen
Berufsordnung           zugestimmt.           Diese        neue        Berufsordnung           soll       sogenannten
Anwendungsbeobachtungen, die zur Verdeckung unzulässiger Zuwendungen durchgeführt werden,
einen Riegel vorschieben. Die nicht wirklich überzeugende Regelung sieht vor, dass künftig die
Vergütung den Leistungen entsprechen müsse, die Ärzte für Hersteller oder Erbringer von Arznei-,
Heil- und Hilfsmittel oder Medizinprodukte erbringen. Verträge über solche Zusammenschlüsse sind
schriftlich abzuschließen und sollen der zuständigen Ärztekammer vorgelegt werden, heißt es in der
(Muster-)Berufsordnung.


Die nächste Schwachstelle bei den Gesetzen ist schon vorprogrammiert. Die Bundesregierung ist
gut beraten, bei den bevorstehenden Debatten zum GKV-Versorgungsstrukturgesetz (GKV-VSG)
über unzulässige Kooperationen zwischen Ärzten und anderen Leistungserbringern (§128 SGB V),
die    mögliche      Einführung      der   "Heilkundeübertragungs-Richtlinie"          durch     den    Gemeinsamen
Bundesausschuss (G-BA) zu beachten.


Der Gemeinsame-Bundesausschuss (G-BA) berät derzeit die Richtlinien zur Übertragbarkeit
ärztlicher Tätigkeiten. Die Einführung einer "Heilkundeübertragungs-Richtlinie" könnte bedeuten,
dass Pflegekräfte eigenständig Heil- und Hilfsmittel verordnen und Patienten überweisen dürften.
Der § 128 SGB V spricht aber bisher nur von „Vertragsärzten“ und „Ärzten in Krankenhäusern“.


Die Branche ist clever genug, um nach Inkrafttreten der Heilkundeübertragungs-Richtlinie, Kick-
Backs oder sonstige Zuwendungen an die Angehörigen der Pflegeberufe (z.B. Hilfsmittelexperte
oder Hilfsmittelcoach) zu leisten. Angehörige der Pflegeberufe sind bisher nicht vom § 128 SGB V
erfasst und im Gesundheitsmarkt geht es einzig darum, entsprechende Rezepte für Versorgungen
zu erhalten – egal wer sie ausgestellt hat.

© Alle Rechte vorbehalten.
Dies ist ein Public Domain Dokument und darf nur unter Angabe des Autors, Copyrights und mit einem Urheberrechtsschutz-
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Thomas Bade                                                  E-Mail: info@thomas-bade.de
Westenstraße 39                                              Internet: www.thomas-bade.de

85072 Eichstätt                                              Facebook: www.facebook.com/social.bade




© 2011 Thomas Bade                                                                                                  Seite 2

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  • 2. Facebook Artikel Thomas Bade Im Februar diesen Jahres musste sich die Bundesregierung mit einer kleinen Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN zum Fehlverhalten im Gesundheitswesen befassen. Ob Formen von Fehlverhalten zu- bzw. abgenommen haben (zum Beispiel bei Apotheken, Ärzten, Hilfsmitteln), kann die Bundesregierung aber auch nicht beantworten, da keine belastbaren Daten vorlägen. Im Hilfsmittelbereich ist nach den der Bundesregierung vorliegenden Informationen von einem Rückgang fragwürdiger Praktiken aufgrund der Regelungen in § 128 SGB V auszugehen. Die Bundesregierung habe dessen ungeachtet bemerkt, dass teilweise versucht werde, diese Regelungen gezielt zu umgehen, so dass man die weitere Entwicklung beobachten werde. Offensichtlich haben Politiker die Kreativität der Marktteilnehmer und Rechtsanwälte sowie das übliche Zurechtbiegen der Regeln im Dschungel aus Abrechnungsbürokratie und anderer gesetzlicher Vorschriften unterschätzt. Im Referentenentwurf des GKV-Versorgungsstrukturgesetz (GKV-VSG), das zum 1. Januar 2012 in Kraft treten soll, werden aus diesem Grund im § 128 SGB V der Heilmittelbereich sowie Beteiligungen von Ärzten an Unternehmen von Leistungserbringern mit aufgenommen. Zusätzlich will die Politik unterbinden, dass zuweisende Ärzte und Operateure ohne Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen eine Teil-Berufsausübungsgemeinschaft bilden und hierfür eine Zulassung erhalten, um den Gewinn in Abhängigkeit von den Zuweisungszahlen zu verteilen. Bei so vielen Neuregelungen im Kampf gegen Fehlverhalten im deutschen Gesundheitswesen hat auch der Deutsche Ärztetag Ende Mai einer „umfassenden Novellierung“ der ärztlichen Berufsordnung zugestimmt. Diese neue Berufsordnung soll sogenannten Anwendungsbeobachtungen, die zur Verdeckung unzulässiger Zuwendungen durchgeführt werden, einen Riegel vorschieben. Die nicht wirklich überzeugende Regelung sieht vor, dass künftig die Vergütung den Leistungen entsprechen müsse, die Ärzte für Hersteller oder Erbringer von Arznei-, Heil- und Hilfsmittel oder Medizinprodukte erbringen. Verträge über solche Zusammenschlüsse sind schriftlich abzuschließen und sollen der zuständigen Ärztekammer vorgelegt werden, heißt es in der (Muster-)Berufsordnung. Die nächste Schwachstelle bei den Gesetzen ist schon vorprogrammiert. Die Bundesregierung ist gut beraten, bei den bevorstehenden Debatten zum GKV-Versorgungsstrukturgesetz (GKV-VSG) über unzulässige Kooperationen zwischen Ärzten und anderen Leistungserbringern (§128 SGB V), die mögliche Einführung der "Heilkundeübertragungs-Richtlinie" durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) zu beachten. Der Gemeinsame-Bundesausschuss (G-BA) berät derzeit die Richtlinien zur Übertragbarkeit ärztlicher Tätigkeiten. Die Einführung einer "Heilkundeübertragungs-Richtlinie" könnte bedeuten, dass Pflegekräfte eigenständig Heil- und Hilfsmittel verordnen und Patienten überweisen dürften. Der § 128 SGB V spricht aber bisher nur von „Vertragsärzten“ und „Ärzten in Krankenhäusern“. Die Branche ist clever genug, um nach Inkrafttreten der Heilkundeübertragungs-Richtlinie, Kick- Backs oder sonstige Zuwendungen an die Angehörigen der Pflegeberufe (z.B. Hilfsmittelexperte oder Hilfsmittelcoach) zu leisten. Angehörige der Pflegeberufe sind bisher nicht vom § 128 SGB V erfasst und im Gesundheitsmarkt geht es einzig darum, entsprechende Rezepte für Versorgungen zu erhalten – egal wer sie ausgestellt hat. © Alle Rechte vorbehalten. Dies ist ein Public Domain Dokument und darf nur unter Angabe des Autors, Copyrights und mit einem Urheberrechtsschutz- Vermerk veröffentlicht werden. Thomas Bade E-Mail: info@thomas-bade.de Westenstraße 39 Internet: www.thomas-bade.de 85072 Eichstätt Facebook: www.facebook.com/social.bade © 2011 Thomas Bade Seite 2