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Smart Wahnsinn
„Zwanzig smarte Systeme machen niemanden intelligent – nur frustriert. Wie der Smart-Trend uns
wahnsinnig macht – was sind die Lösungen und wer wird Gewinner und Verlierer sein.“
Von Prof. Dr. Michael J. Capone – Capgemini Deutschland GmbH
Inhaltsverzeichnis
 Einleitung................................................................................................................1
 Die 4 Faktoren.........................................................................................................3
Wahsinnsfaktor 1: Mangelnde Interoperabilität.......................................................................... 3
Wahnsinnsfaktor 2: Unmögliche Skalierbarkeit .......................................................................... 4
Wahnsinnsfaktor 3: Neue Kompetenzen ................................................................................... 6
Wahnsinnsfaktor 4: Schlechte Übertragbarkeit........................................................................... 6
Conclusio ............................................................................................................................. 7
 Die Lösungen...........................................................................................................7
Es wird Kompromisse, Gewinner und Verlierer geben................................................................. 7
 Fazit.....................................................................................................................10
 Über Magic Software & Capgemini.........................................................................11
1
Abbildung 1. Mit IoT können einfache Dinge mit neuen
wertvollen Services ergänzt werden. Das Unternehmen
kann von einer sog. Goods Dominant Logic (GDL) zu
einer Services Dominant Logic (SDL) Strategie wechseln.
Das heißt, anstatt sich mit irgendeiner Kombination von
Produktattributen wie Preis, Qualität und Verfügbarkeit
zu behaupten, kann das Unternehmen sich einen
Wettbewerbsvorteil, basierend auf Kundenerlebnis und
Dienste, verschaffen.
 Einleitung
Der Trend ist klar. Die Verkaufszahlen und Expertenprognosen beweisen es: „Smart“ ist in und wird es
bleiben. Zurzeit gibt es 4 Milliarden vernetzte Systeme wie Smartphones, Wearables, Haushaltsgeräte,
Autos und Maschinen. Und diese Zahl soll nach Gartner bis 2020 auf 25 Milliarden steigen. Cisco
prognostiziert sogar, dass das Internet der Dinge die Zahl auf 50 Millarden hochtreiben wird.
Die Beliebtheit der „Smarties“ ist nachvollziehbar. Smarte Systeme sollen dem Nutzer mehr Kontrolle
über sein Leben und seine Arbeit geben. Ihre Nutzer können zu jeder Zeit ihren Stromverbrauch prüfen,
die eigene Leistung genauso wie die ihres Autos checken, Geräte aus der Ferne an- und ausschalten
oder Automatismen einstellen, damit sich Geräte selbst regeln und koordinieren.
Nicht nur die Nutzer profitieren von der
eingebetteten Intelligenz: Smarte, vernetzte Systeme
generieren Daten, die Herstellern neue Chancen
bieten: Sie verraten Standort, Status und Zustand
von Systemen, sie lassen auf das Kundenverhalten
schließen und schaffen Möglichkeiten, um in einen
individuellen Kundendialog einzutreten: Individuelle
Angebote oder auch Hilfestellungen können so
maßgeschneidert und genau getimt werden.
Ein Autofahrer etwa erhält bei Bedarf Anweisungen,
wie das Infotainment-System zu bedienen ist, wenn
das SmartCar Bedienungsschwierigkeiten meldet.
Supermärkte senden das aktuelle Milch-
Sonderangebot, wenn die Daten des vernetzten
Kühlschranks verraten, dass die Milch fast alle ist.
Der Industriekunde bekommt nur dann Angebote für
Ersatzteile geschickt, wenn die intelligente Maschine
darauf hinweist, dass sie tatsächlich bald Ersatzteile
benötigt.
2
Abbildung 2. Ein smartes System hat 5 funktionelle Schichten.
Die meisten smarten Systeme werden aktuell als Silo-Lösung
betrieben.
Eine proaktive, individuell angepasste Kundenansprache ist für Hersteller von Endkunden-Geräten
genauso wertvoll wie für Maschinenbauunternehmen. Sie kann dazu dienen, interne Prozesse zu
optimieren, die Kundenzufriedenheit zu verbessern, die Produktentwicklung zu steuern und vor allem
neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Und: Die Daten, die die eigenen Systeme generieren, sind alleinstellungsrelevant: Kein Wettbewerber
verfügt über die gleichen Daten. Solange der Hersteller die Hoheit über die Daten behält, sind es quasi
interne Daten, aus denen sich echte Wettbewerbsvorteile generieren lassen.
Um sich diese Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, investieren viele Hersteller darüber hinaus in die
Entwicklung von Smart Services, mit denen sie ihre Produkte ergänzen. Der Kunde soll nicht nur in ein
Haushaltsgerät oder eine Maschine investieren, sondern gleichzeitig neue Services für die
Überwachung und Steuerung seiner Systeme erhalten. So liefern smarte Systeme Herstellern
kontinuierliche Umsätze und Nutzern einen echten Mehrwert. Aber: Hinter den neuen „intelligenten“
Angeboten stecken komplexe Kommunikationssysteme mit verschiedenen Technologien, die Nutzer
wahnsinnig machen können.
Vereinfacht betrachtet, haben wir es immer mit
ähnlichen Prozessen wie dem folgenden zu tun:
Die Daten werden aus dem smarten System über
ein Gateway an eine Datenbank gesendet und
dort gespeichert. Eine Software analysiert die
Daten und gibt sie als Grafiken oder komplette
Dashboards visualisiert zurück. Konsumenten
schauen sich die Visualisierungen mit ihren
Smartphones an, industrielle Kunden nutzen ganze
Leitstände. Mittlerweile liefern immer mehr
Maschinenbauer eigene, auch mobile, Geräte mit
Apps, um die Maschinen zu überwachen und zu
bedienen.
3
Die Technologie-Adoptionsfaktoren
1. Kompatbilität – ist die Technologie mit
bestehenden Systemen kompatibel?
2. Nachhaltigkeit – wird der neue Ansatz in 5
Jahren noch existieren?
3. Übertragbarkeit – muss der Nutzer neues
Know-how oder neue Technologien erwerben?
4. Beobachtbarkeit – kann der Nutzer Vorteile
messen?
5. Zugänglichkeit – kann sich der Nutzer die
Technologie leisten?
6. Testbarkeit– kann der Nutzer die Technologie
erst testen, bevor er sie kauft?
7. Veränderungsaufwand – muss der Nutzer sein
Verhalten ändern?
Abbildung 3. Die Adoption von neuen Technologien hängt von
7 Faktoren ab.
Um die Hoheit über die Daten zu bewahren, sind diese Systeme oft hersteller- und manchmal sogar
produktspezifische Silo-Lösungen. Das heißt, ein Nutzer, der 10 smarte Systeme einsetzt, benötigt 10
Apps, um sie zu steuern und die Visualisierungen anzuschauen. Im Hintergrund arbeiten 10 separate
Datenbanken und 10 verschiedene Analytik-Softwarelösungen werten die Daten aus. Diese Silos
verursachen Probleme sowohl für die Nutzer als auch für die Hersteller, beeinträchtigen die
Bedienerfreundlichkeit und bremsen die Durchsetzung von smarten Systemen und der Industrie 4.0 als
Ganzes. Übergreifende Datenintegrationsplattformen können den Wahnsinn bremsen.
 Die 4 Faktoren
Wahsinnsfaktor 1: Mangelnde Interoperabilität
Die mangelnde Kompatibilität und Interoperabilität smarter Systeme lassen das SmartHome und
Industrie 4.0. bislang Visionen bleiben.
Die Idee eines intelligenten Heims bleibt nur eine
schöne Idee, solange es unmöglich ist, die Daten
eines smarten Systems des Herstellers X zu nutzen,
um ein Gerät von Hersteller Y zu steuern. Die
mangelnde Interoperabilität liegt nicht daran, dass
die Hersteller verschiedene Protokolle nutzen,
sondern eher daran, dass sie Silos verkaufen.
4
Zum Beispiel möchte ich, dass mein Fernseher automatisch lauter wird, sobald jemand den Staubsauger
anschaltet. Aber den Sony-Fernseher mit dem AEG-Staubsauger zu verbinden, geht heute nicht, obwohl
beide dasselbe Kommunikationsprotokoll nutzen. Solche Inkompatibilitäten sind heute kein Problem für
den durchschnittlichen Verbraucher, der maximal ein smartes System im Einsatz hat. Aber 16 Prozent
der Verbraucher, die sogenannten Early Adopters, haben heute im Durchschnitt schon 20 intelligente
Systeme in Einsatz, um damit das smart automatisierte Haus zu bauen.
Unternehmen sind ebenfalls unzufrieden mit der Interoperabilität von Maschinen, Werkzeugen und
Fahrzeugen. Das Ziel der Industrie 4.0 ist es, mit intelligenter Maschine-zu-Maschine-Kommunikation
(M2M-Kommunikation) aus Produktion und Logistik die SmartFactory zu formen. Doch M2M-
Kommunikation ist heute kaum möglich. Nicht etwa, weil es viele Standards und
Kommunikationsprotokolle gibt, dafür gibt es Integrationsplattformen wie Magic xpi, die sogar die
Anbindung von alten Maschinen ermöglichen. M2M-Kommunikation ist deshalb schwer zu realisieren,
weil keine Fabrik eine homogene Maschinenlandschaft hat und die Hersteller der Maschinen nicht die
Daten freigeben, die sie in geschlossenen oder proprietären Systemen behalten. Der Industriekunde
bekommt zwar Zugang zu einer Leitstandapplikation, die aktuelle Werte und Fehlermeldungen
visualisiert, aber nur selten Zugang zum Betriebssystem und zu den Maschinendaten. Deshalb lässt sich
auch hier mit den Betriebsdaten aus einer Maschine des Herstellers X nicht das Werkzeug des
Herstellers Y steuern.
Für Unternehmen sind die Inkompatibilitäten kritischer als für Verbraucher. Denn sie beeinflussen
unmittelbar Produktivität, Sicherheit und Qualität. Wenn Kühlschrank, Rudermaschine und Fernseher
sich über mein Verhalten austauschen könnten, wäre das Ergebnis sicherlich sehr interessant – aber
nicht sehr wichtig. In der Industrie, wo man oft mit sehr kleinen Toleranzen arbeitet, ist die fehlende
Kommunikation kritisch, weil die smarten Systeme sich nicht gegenseitig steuern können und
Abhängigkeiten ihres Zusammenwirkens nicht sichtbar werden.
Wahnsinnsfaktor 2: Unmögliche Skalierbarkeit
Die wachsende Anzahl von proprietären, intelligenten Apps wird den Nutzer überfordern.
Mit Apps geht man leichter durch den Alltag. Sie machen das Smartphone zur Landkarte und
Wetterstation, zum Adress- und Notizbuch, zum Taschenkino und noch zu vielem mehr. Aber wie viele
Apps sind genug? Nach Schätzungen von Wissenschaftlern hat der durchschnittliche Nutzer heute 23
bis 30 Apps auf seinem Touchscreen. Das ist schon zu viel.
5
Ich bin Early Adopter in Sachen SmartHome und habe heute mehr Apps auf meinem Smartphone als
ich überhaupt Systeme besitze. Meine zwei Autos sind beide vernetzt, aber sie sind von verschiedenen
Herstellern, die ihre eigenen Apps einsetzen. Ich sehe in der einen App, dass meine Frau bald keinen
Sprit mehr hat und in ca. zehn Kilometern stehen bleiben wird, kann aber ihre Geo-Location aus der
ConnectedCar-App nicht mit dem Navigationssystem in meinem Auto synchronisieren. Ich muss ihren
Standort aus der ConnectedCar-App manuell in die Navigation meines Autos eintippen. Ich habe zwei
Fernseher vom selben Hersteller, benutze aber zwei völlig getrennte Apps, um sie zu steuern. Zwei
weitere Apps sind notwendig, um die Gebrauchsanleitungen zu lesen. Die Oberfläche und Navigation
dieser vier Apps sind etwas unterschiedlich, obwohl sie vom selben Hersteller stammen; wahrscheinlich,
weil sie von verschiedenen Teams entwickelt wurden. Um meine vier smarten Küchengeräte zu
bedienen, habe ich wiederum vier getrennte Apps, denn sie sind alle von verschiedenen Herstellern.
Dass Hersteller von intelligenten Haushalts- und Elektrogeräten ihre eigenen Insellösungen und
proprietären Apps anbieten, hat einen klaren Grund. Die Daten sollen dem Hersteller helfen, den
Kunden zu verstehen, damit er ihm individuelle Angebote über die App unterbreiten kann. Die Vielzahl
von Apps ist für die meisten Verbraucher heute noch kein Problem, denn er hat meist nur ein
intelligentes System. Was soll aber der durchschnittliche Verbraucher im Jahr 2020 tun? Bis dahin soll –
laut Gartner – ein normaler Haushalt mit bis zu 500 smarten Systemen arbeiten können. Die
Vorstellung, hunderte von Apps zu benötigen, um Gardinen und Jalousien, Lampen, Heizung,
Klimaanlage, Sicherheitssysteme, Küchen- und Elektrogeräte zu steuern, klingt wahnsinnig.
In der Industrie ist dieses Problem schon jetzt angekommen. Die Vielfalt an Applikationen führt bereits
zu Produktivitätsverlusten. Industriekunden haben heute hunderte und manchmal tausende von
vernetzten Maschinen, Werkzeugen, Fahrzeugen und Geräten, die eine Unmenge an Daten generieren
und komplexe Auswertungen durchführen. Am Fließband und im Leitstand sind fast genauso viele
Applikationen auf Bildschirmen zu sehen wie Geräte in den Hallen. Einer der weltweit größten
Autozulieferer hat über 13.000 vernetzte Geräte in einem Werk. Er beklagt, dass die Arbeiter zwar
weniger Zeit für ihre Arbeitsschritte benötigen, aber insgesamt nicht viel produktiver geworden sind.
Denn sie verbringen die gewonnene Zeit nun damit, zwischen proprietären Apps und Hardware-
Geräten hin und her zu schalten. Manche Hersteller liefern mittlerweile sogar eigenen Handys und
Tablets gleich mit. Ein Arbeiter musste etwa mit fünf verschiedenen Apps auf einem PC und zwei
verschiedenen Mobilgeräten herumjonglieren, um seine Aufgabe zu erledigen.
Auch im öffentlichen Bereich ist das Problem spürbar. Eine Großstadt in Norddeutschland betreibt
zurzeit 20 verschiedene Pilotprojekte für die Umsetzung von SmartCity-Konzepten und kämpft jetzt
schon mit der Vielzahl von Apps, die von den Anbietern der verschiedenen SmartCity-Lösungen
mitgeliefert werden. Sollen Bürger wirklich getrennte Apps nutzen müssen, um die nächste öffentliche
Toilette zu suchen, die Luftqualität in der Nachbarschaft zu prüfen, einen Parkplatz zu finden und ein
CityBike zu reservieren? Ergebnis der Projekte: Städte werden mit den zahlreichen SmartCity-
Insellösungen nicht intelligenter. Der Ansatz, Daten getrennt zu halten und über dedizierte Apps
bereitzustellen, ist einfach nicht nachhaltig. Auch hier ist eine zusätzliche Datenintegrationsschicht
notwendig, um Daten in übergreifenden „CityApps“ verfügbar zu machen.
6
Wahnsinnsfaktor 3: Neue Kompetenzen
Knapp 40 Prozent der Konsumenten sind wegen mangelnder Kompetenz oder nicht verfügbarer Geräte
– Smartphones oder Tablets – nicht in der Lage, smarte Systeme zu nutzen.
Smarte Systeme werden immer komplexer. Man kann sie nicht einfach aufstellen oder aufbauen. Sie
benötigen Strom und ein Netzwerk, sie müssen angeschlossen und provisioniert werden. Und man
benötigt noch eine App, die heruntergeladen und konfiguriert werden muss. Unsere alte solarbetriebene
Wetterstation hat mein Sohn in zwei Minuten ausgepackt, aufgestellt und in Betrieb genommen. Für
unsere neue smarte Wetterstation haben wir zusammen knapp eine Stunde gebraucht, um sie mit der
iPhone-App betriebsbereit zu machen. Eine normale „dumme“ Glühbirne kann jeder in 30 Sekunden
installieren und wir benötigen keine Zusatzgeräte, wie ein Smartphone oder ein Tablet, um sie zu
bedienen. Bei einer „intelligenten“ Glühbirne ist es aber nicht so einfach. Sogar ein sogenannter
Digerati braucht zehn Minuten, um ein Philips HUE bereitzustellen.
In der Industrie wird das notwendige Know-how mit Trainings vermittelt und dies mit durchaus
gemischten Ergebnissen. Die jungen Mitarbeiter, die digital aufgewachsen sind, verstehen den Ansatz
sofort. Die Akzeptanz für smarte Systeme ist unter Mitarbeitern der Generationen X und Y sehr hoch.
Die ältere Generation betrachtet die zusätzlichen Schritte als lästig und die Akzeptanz ist
dementsprechend geringer.
Wahnsinnsfaktor 4: Schlechte Übertragbarkeit
Smarte Systeme machen Einfaches komplizierter.
Es ist Mitternacht und Sie wollen ein Glas Wasser holen. Heute tasten Sie sich vom Bett einfach der
Wand entlang bis zum Lichtschalter. Aber mit einem SmartLight geht das nicht so einfach. Sie müssen
erst in der Dunkelheit ihr Smartphone finden, es entriegeln und im Halbschlaf die App finden, um die
Lampe anzumachen.
Ein SmartHome erfordert viele neue Gewohnheiten, die einiges auch umständlicher machen. Den
Kühlschrank können sie nicht mehr einfach abends aufmachen, um eben eine Kleinigkeit zum Essen zu
holen. Er wird jetzt per App ver- und entriegelt. Also Smartphone entriegeln, App finden und die
Funktionen aufrufen. Die Haustür hat keinen Griff und Sie bekommen nur über die App Zugang zu
Ihrem Haus. Also Smartphone entriegeln, App finden und Funktion aufrufen. Ein SmartLight zu dimmen
oder ein SmartWindow zu öffnen, erfordert jeweils die gleiche Prozedur.
Für manch einen sind diese neuen Schritte vielleicht bequemer. Aber viele werden den neuen Prozess
als umständlicher empfinden. Vor allem läuft gar nichts, wenn nicht die richtige App zur Hand ist. Wir
sind alle daran gewöhnt, einen unbekannten Raum zu betreten und links und rechts nach einem Schalter
zu tasten, um das Licht anzumachen. Stellen Sie sich vor, Sie finden den Schalter nicht, denn die Lampe
wird per App gesteuert, und Sie haben die App nicht, weil Sie Gast im SmartHome sind.
7
Abbildung 4. Mit einem Gateway, z. B. auf Basis von Magic xpi
können die Daten in ein übergreifendes System gesandt werden.
Conclusio
Hersteller versprechen, dass ihre Kunden mit smarten Systemen die SmartFactory oder das SmartHome
verwirklichen können. Gleichzeitig machen sie beides durch die gewollte Nicht-Interoperabilität ihrer
Systeme unmöglich. Kunden werden gezwungen, proprietäre Apps zu nutzen, um die smarten Systeme
bedienen, zusätzliche Geräte zu kaufen und komplexe Installationen durchzuführen, um sie
betriebsbereit zu machen, und letztendlich ihr Verhalten manchmal drastisch zu ändern, um sie zu
nutzen. Hinzu kommt, dass smarte Systeme viel mehr kosten als normale dumme Systeme. Das klingt
wahnsinnig.
 Die Lösungen
Es wird Kompromisse, Gewinner und Verlierer geben.
Es muss nicht wahnsinnig bleiben. Es gibt Lösungen für Kunden und Hersteller.
Innovative Firmen haben die beschriebenen Probleme früh erkannt, die verschiedenen
Kommunikationsprotokolle gesammelt und smarte Gateways entwickelt.
Solche Gateways werden an den WiFi-Router angeschlossen, fangen die Daten aus den smarten
Systemen schon in der Wohnung oder im
Werk ab und leiten sie in eine eigene
Datenbank.
Damit sorgt das Protokoll-neutrale
Gateway dafür, dass die Daten aus allen
vernetzten Geräten und Maschinen statt
in jeweils separate Datenbanken in einer
einzigen konsolidiert werden. Auf dieser
einen Datenbank sitzt die Analytic-
Software und speist ein einheitliches
Dashboard für alle Systeme, auf das mit
einer App zugegriffen werden kann.
8
Abbildung 5. Über eine Datenintegrationsplattform können die Daten
aus zahlreichen Smart-Systemen in einem eigenen System konsolidiert
werden.
SmartFactory Gatewayst
Gateway Standard Kompatibilität
Intel AAEON, ADI, Adlink, Advantech, Avalue, BCM,
Axiomtek, Congatec, Dell, Eurotech, Gigabyte, ECS,
iEi, Innotech, Kontron, Nexcom SBS, Vantron
Anybus ABB, Adaptive, Alstom, Atlas Copco, Beijer, Bizerba,
Danfoss, Digitec, Dynagen, Emerson, Eurotherm, Fuji,
GE, Hitachi, IAI, Invertex, Jetter, Kawasaki, Motoman,
Milltronics, Oerlikon, Omron, Panasonic, Parker,
Pepperl+Fuchs, Pilz, Pro-face, Rexroth, Rockwell,
Schneider, Siemens, SMC, Soehne, Sony, Sunx,
Weimüller, Yaskawa,
Auch die Bedienung der Systeme kann über die App durchgeführt, ihr Verhalten verlinkt und
miteinander korreliert werden.
Zum Beispiel ist es mit solchen
Gateways möglich, den Sony-
Fernseher lauter zu stellen,
sobald der AEG-Staubsauger
angeschaltet wird. Es gibt
Gateways für Kunden von
Firmen wie das Berliner Startup
IOLITE, das ein selbst-
provisionierendes Gateway
anbietet. Für Industriekunden
gibt es robuste Gateways von
Firmen wie Sogeti, das bis zu 70
M2M-Protokolle erkennt.
Allerdings müssen solche
Gateways programmiert
werden, sie sind also nicht
selbst-provisierend. Mit solchen Gateways unterbricht man komplett den Datenstrom zum
Hersteller und macht dessen App nutzlos. Den Datenstrom komplett abzuleiten ist für Kunden
die einfachste und schnellste Lösung, kann aber unerwünschte Konsequenzen haben. Denn ohne
Daten kann der Hersteller viele wertvolle Services, etwa präventive Wartung, nicht mehr
anbieten.
Eine andere Option ist es, auf Datenbankebene zu integrieren. In diesem Fall müssen die
Hersteller überzeugt werden, ihre Datenbanken freizugeben, damit die Betriebsdaten ausgelesen
werden können, um sie mit Plattformtechnologien wie Magic xpi zu integrieren.
9
SmartHome Gatewayst
Gateway Brand Kompatibilität
IOLITE AEG, B/S/H, iHealth, Miele,
Interlogix Icontrol Evolve, GE, Kwikset, Radio, Schlage,
RCS, Yale
SmartThings 2Gig, Aeon, Belkin, Bose, Cree, D-Link,
Danalock, Ecobee, Ecolink, Econet,
Enerwave, Evolve, Fibaro, Fidure,
FortrezZ, GE, Honeywell, Intermatic,
Jasco, Jawbone, Keen, Kwikset,
Leviton, LIFX
Logitech Harmony Bose, Honeywell, Lutron, Microsoft,
Nest, Philips, Rheem, Sony, Vizio
Lutron SmartBridge Cereta, ELK, GE, Lutron, Serena, Pico
Wink Connected Home Bali, Chamberlain, Dropcon, GE,
Honeywell, Kidde, Kwikset, Leviton,
Philips, Quirky, Rachio, Rheem, TCP,
Schlage
Das ist für kleine
Unternehmer nicht einfach.
Aber wir haben bei großen
Unternehmen, die viele
Maschinen von einem
Hersteller besitzen und
daher mehr Druck ausüben
können, Erfolge in diese
Richtung gesehen. Nachdem
die Betriebsdaten für alle
Maschinen in einer
Fertigungsstraße zur
Verfügung gestellt wurden,
konnten Beziehungen
zwischen
Maschineneinstellungen,
Benutzung, Produktqualität,
Sicherheit sowie
Produktivität erstellt und in
einer App abgebildet
werden.
Mit diesen Informationen
können
Produktionsmanagement
und -arbeiter schneller die richtige Entscheidung treffen.
Der Hersteller bekommt weiter die Daten, die er braucht, um Services anzubieten. Allerdings
kann er nicht mehr über seine App mit dem Kunden kommunizieren, weil die
herstellerspezifische durch eine „allgemeine“ App ersetzt wird. Der nächste Schritt wäre dann,
Zugang zur Maschinensteuerung zu bekommen, so dass Daten aus der Maschine des Herstellers
X für die automatisierte
Steuerung der Maschinen des
Herstellers Y genutzt werden
können. Auch dafür kommen
wieder
Integrationsplattformen mit
einer offenen Connectoren-
Architektur in Frage.
Industrieanwendern steht eine
dritte Option zur Verfügung.
Sie können ihre Maschinen mit
Sensorik und einem
Kommunikationsbus
nachrüsten, um selbst Daten
zu generieren.
Abbildung 6. Die Nachrüstung mit neuen Sensoren schafft ein
Schattensystem.
10
Auch für Hersteller gibt es Lösungen, die es ermöglichen, gleichzeitig die Hoheit über die Daten
zu behalten und die Bedürfnisse der Anwender zufrieden zu stellen. Die einfachste Option wäre,
offene Systeme anzubieten. Dann könnten die Kunden die Daten abgreifen, ohne sie komplett
bei sich zu halten. Damit hat der Hersteller die Infos, die er benötigt, um seine
Produktentwicklung zu steuern, die Kunden zu verstehen und individuelle Angebote zu
gestalten. Allerdings hat er keine proprietäre App mehr, um mit dem Kunden zu kommunizieren,
muss also andere Kommunikationskanäle etablieren.
Ein zweite interessante Option für den Hersteller ist es, dem Kunden ein Protokoll-neutrales
Gateway zu liefern. Der erste Hersteller, der ein Protokoll-neutrales Gateway anbietet, bewahrt
nicht nur die Hoheit über seine Daten und schont seine App. Er bekommt auch die Daten, die
Maschinen von anderen Herstellern generieren und verschafft sich neue Erkenntnisse über seine
Kunden.
Eine dritte, gemeinsame Option für die Hersteller bestimmter Segmente besteht in der Bildung
von Konsortien. Komplementäre Hersteller im Haushaltsbereich, etwa für Unterhaltung,
Küchengeräte, Gesundheit und Sicherheitssysteme, bieten eine „Universal-App“ an, die auf einer
Datenintegrationsplattform basiert, und fördern so das SmartHome. In der Industrie könnten
Hersteller ähnlich vorgehen und z. B. für CNC-Maschinen, 3D-Drucker, Roboter, Gabelstapler,
Förderanlagen, Fahrzeuge und Werkzeug zusammenarbeiten, um die SmartFactory zu
realisieren.
 Fazit
Von Revolution kann man gar nicht reden, denn es wird Jahre dauern, bis wir eine Lösung für den
SmartHome- oder SmartFactory-Wahnsinn gefunden haben. Wir sind am Anfang einer smarten
Evolution und diese Entwicklung wird schmerzhaft für manche sein. Denn es gibt viele
gegensätzliche Interessen, die beachtet werden müssen. Zurzeit sind die Kunden, insbesondere
die Early Adopter, die Verlierer. SmartHome und SmartFactory bleiben fürs Erste nur Visionen. In
Zukunft werden die Hersteller große Kompromisse machen müssen, um überhaupt mitspielen zu
dürfen. Denn der Hersteller, der in zehn Jahren immer noch eine Insellösung und proprietäre
Apps anbietet, wird nicht mehr relevant sein.
11
 Über Magic Software
Magic Software Enterprises (NASDAQ: MGIC) ist führender Anbieter von Tools zur Business
Integration, Anwendungsentwicklung und Deployment. Unsere preisgekrönte Technologie bietet unseren
Partnern und Kunden die Möglichkeit, vorhandene IT-Ressourcen zu nutzen, die Flexibilität ihres
Unternehmens zu erhöhen und sich auf ihre geschäftlichen Kernprioritäten zu konzentrieren.
Dank 30 Jahre Erfahrung, die in der Technologie von Magic Software stecken, vertrauen weltweit
tausende Kunden und hunderte unabhängige Softwareanbieter sowie Systemintegratoren auf die
Produkte des Unternehmens. Unser technologischer Ansatz, die Produkt-Roadmap und die
Unternehmensstrategie finden Anerkennung bei führenden Branchenanalysten.
Für weitere Informationen zu unseren Produkten und Angeboten besuchen Sie uns auf
http://www.magicsoftware.com und für News, Geschäftsthemen und Trends lesen sie den Magic
Software Blog.
 Über Prof. Dr. Michael J. Capone
Prof. Dr. Michael J. Capone hat 20 Jahre Erfahrung in CRM als Autor, Professor, Berater, und
Projektleiter für globale Unternehmen in Automobil-, Fertigungs-, Einzelhandel- und
Unterhaltungssektoren. Capone ist Research Fellow an der University Hamburg, wo er „frühe
Indiaktoren von Kundenunzufriedenheit” forscht, Erfinder des BING Katalogs von Verhaltensindikatoren
und Inhaber der patentierten SmartPOS Technologie. Als Principal Analyst bei Capgemini hat Capone
das 5A Model für IoT Architektur entwickelt und ist für das IoT Portfolio verantwortlich.
 Über Capgemini
Mit über 180.000 Mitarbetier weltweit und €1o Millarden Umsatz ist Capgemini ein weltweit führender
Anbieter von Management- und IT-Beratung, Technologie-Services, Outsourcing-Dienstleistungen sowie
Local Professional Services. Als globaler Player mit europäischen Wurzeln entwickeln wir seit über 40
Jahren erfolgreich maßgeschneiderte Lösungen für unsere Kunden aus allen Bereichen der Wirtschaft
und dem öffentlichen Sektor. Zusammenarbeit ist das zentrale Element der Capgemini-Philosophie. Von
der Strategieentwicklung bis zur Implementierung profitieren unsere Kunden von unserem
maßgeschneiderten Ansatz Collaborative Business Experience™.
12
Magic is a registered trademark of Magic Software Enterprises Ltd. All other product and company names mentioned herein are
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WP_Smart_Wahnsinn_Capgemini (1)

  • 1. Smart Wahnsinn „Zwanzig smarte Systeme machen niemanden intelligent – nur frustriert. Wie der Smart-Trend uns wahnsinnig macht – was sind die Lösungen und wer wird Gewinner und Verlierer sein.“ Von Prof. Dr. Michael J. Capone – Capgemini Deutschland GmbH
  • 2. Inhaltsverzeichnis  Einleitung................................................................................................................1  Die 4 Faktoren.........................................................................................................3 Wahsinnsfaktor 1: Mangelnde Interoperabilität.......................................................................... 3 Wahnsinnsfaktor 2: Unmögliche Skalierbarkeit .......................................................................... 4 Wahnsinnsfaktor 3: Neue Kompetenzen ................................................................................... 6 Wahnsinnsfaktor 4: Schlechte Übertragbarkeit........................................................................... 6 Conclusio ............................................................................................................................. 7  Die Lösungen...........................................................................................................7 Es wird Kompromisse, Gewinner und Verlierer geben................................................................. 7  Fazit.....................................................................................................................10  Über Magic Software & Capgemini.........................................................................11
  • 3. 1 Abbildung 1. Mit IoT können einfache Dinge mit neuen wertvollen Services ergänzt werden. Das Unternehmen kann von einer sog. Goods Dominant Logic (GDL) zu einer Services Dominant Logic (SDL) Strategie wechseln. Das heißt, anstatt sich mit irgendeiner Kombination von Produktattributen wie Preis, Qualität und Verfügbarkeit zu behaupten, kann das Unternehmen sich einen Wettbewerbsvorteil, basierend auf Kundenerlebnis und Dienste, verschaffen.  Einleitung Der Trend ist klar. Die Verkaufszahlen und Expertenprognosen beweisen es: „Smart“ ist in und wird es bleiben. Zurzeit gibt es 4 Milliarden vernetzte Systeme wie Smartphones, Wearables, Haushaltsgeräte, Autos und Maschinen. Und diese Zahl soll nach Gartner bis 2020 auf 25 Milliarden steigen. Cisco prognostiziert sogar, dass das Internet der Dinge die Zahl auf 50 Millarden hochtreiben wird. Die Beliebtheit der „Smarties“ ist nachvollziehbar. Smarte Systeme sollen dem Nutzer mehr Kontrolle über sein Leben und seine Arbeit geben. Ihre Nutzer können zu jeder Zeit ihren Stromverbrauch prüfen, die eigene Leistung genauso wie die ihres Autos checken, Geräte aus der Ferne an- und ausschalten oder Automatismen einstellen, damit sich Geräte selbst regeln und koordinieren. Nicht nur die Nutzer profitieren von der eingebetteten Intelligenz: Smarte, vernetzte Systeme generieren Daten, die Herstellern neue Chancen bieten: Sie verraten Standort, Status und Zustand von Systemen, sie lassen auf das Kundenverhalten schließen und schaffen Möglichkeiten, um in einen individuellen Kundendialog einzutreten: Individuelle Angebote oder auch Hilfestellungen können so maßgeschneidert und genau getimt werden. Ein Autofahrer etwa erhält bei Bedarf Anweisungen, wie das Infotainment-System zu bedienen ist, wenn das SmartCar Bedienungsschwierigkeiten meldet. Supermärkte senden das aktuelle Milch- Sonderangebot, wenn die Daten des vernetzten Kühlschranks verraten, dass die Milch fast alle ist. Der Industriekunde bekommt nur dann Angebote für Ersatzteile geschickt, wenn die intelligente Maschine darauf hinweist, dass sie tatsächlich bald Ersatzteile benötigt.
  • 4. 2 Abbildung 2. Ein smartes System hat 5 funktionelle Schichten. Die meisten smarten Systeme werden aktuell als Silo-Lösung betrieben. Eine proaktive, individuell angepasste Kundenansprache ist für Hersteller von Endkunden-Geräten genauso wertvoll wie für Maschinenbauunternehmen. Sie kann dazu dienen, interne Prozesse zu optimieren, die Kundenzufriedenheit zu verbessern, die Produktentwicklung zu steuern und vor allem neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Und: Die Daten, die die eigenen Systeme generieren, sind alleinstellungsrelevant: Kein Wettbewerber verfügt über die gleichen Daten. Solange der Hersteller die Hoheit über die Daten behält, sind es quasi interne Daten, aus denen sich echte Wettbewerbsvorteile generieren lassen. Um sich diese Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, investieren viele Hersteller darüber hinaus in die Entwicklung von Smart Services, mit denen sie ihre Produkte ergänzen. Der Kunde soll nicht nur in ein Haushaltsgerät oder eine Maschine investieren, sondern gleichzeitig neue Services für die Überwachung und Steuerung seiner Systeme erhalten. So liefern smarte Systeme Herstellern kontinuierliche Umsätze und Nutzern einen echten Mehrwert. Aber: Hinter den neuen „intelligenten“ Angeboten stecken komplexe Kommunikationssysteme mit verschiedenen Technologien, die Nutzer wahnsinnig machen können. Vereinfacht betrachtet, haben wir es immer mit ähnlichen Prozessen wie dem folgenden zu tun: Die Daten werden aus dem smarten System über ein Gateway an eine Datenbank gesendet und dort gespeichert. Eine Software analysiert die Daten und gibt sie als Grafiken oder komplette Dashboards visualisiert zurück. Konsumenten schauen sich die Visualisierungen mit ihren Smartphones an, industrielle Kunden nutzen ganze Leitstände. Mittlerweile liefern immer mehr Maschinenbauer eigene, auch mobile, Geräte mit Apps, um die Maschinen zu überwachen und zu bedienen.
  • 5. 3 Die Technologie-Adoptionsfaktoren 1. Kompatbilität – ist die Technologie mit bestehenden Systemen kompatibel? 2. Nachhaltigkeit – wird der neue Ansatz in 5 Jahren noch existieren? 3. Übertragbarkeit – muss der Nutzer neues Know-how oder neue Technologien erwerben? 4. Beobachtbarkeit – kann der Nutzer Vorteile messen? 5. Zugänglichkeit – kann sich der Nutzer die Technologie leisten? 6. Testbarkeit– kann der Nutzer die Technologie erst testen, bevor er sie kauft? 7. Veränderungsaufwand – muss der Nutzer sein Verhalten ändern? Abbildung 3. Die Adoption von neuen Technologien hängt von 7 Faktoren ab. Um die Hoheit über die Daten zu bewahren, sind diese Systeme oft hersteller- und manchmal sogar produktspezifische Silo-Lösungen. Das heißt, ein Nutzer, der 10 smarte Systeme einsetzt, benötigt 10 Apps, um sie zu steuern und die Visualisierungen anzuschauen. Im Hintergrund arbeiten 10 separate Datenbanken und 10 verschiedene Analytik-Softwarelösungen werten die Daten aus. Diese Silos verursachen Probleme sowohl für die Nutzer als auch für die Hersteller, beeinträchtigen die Bedienerfreundlichkeit und bremsen die Durchsetzung von smarten Systemen und der Industrie 4.0 als Ganzes. Übergreifende Datenintegrationsplattformen können den Wahnsinn bremsen.  Die 4 Faktoren Wahsinnsfaktor 1: Mangelnde Interoperabilität Die mangelnde Kompatibilität und Interoperabilität smarter Systeme lassen das SmartHome und Industrie 4.0. bislang Visionen bleiben. Die Idee eines intelligenten Heims bleibt nur eine schöne Idee, solange es unmöglich ist, die Daten eines smarten Systems des Herstellers X zu nutzen, um ein Gerät von Hersteller Y zu steuern. Die mangelnde Interoperabilität liegt nicht daran, dass die Hersteller verschiedene Protokolle nutzen, sondern eher daran, dass sie Silos verkaufen.
  • 6. 4 Zum Beispiel möchte ich, dass mein Fernseher automatisch lauter wird, sobald jemand den Staubsauger anschaltet. Aber den Sony-Fernseher mit dem AEG-Staubsauger zu verbinden, geht heute nicht, obwohl beide dasselbe Kommunikationsprotokoll nutzen. Solche Inkompatibilitäten sind heute kein Problem für den durchschnittlichen Verbraucher, der maximal ein smartes System im Einsatz hat. Aber 16 Prozent der Verbraucher, die sogenannten Early Adopters, haben heute im Durchschnitt schon 20 intelligente Systeme in Einsatz, um damit das smart automatisierte Haus zu bauen. Unternehmen sind ebenfalls unzufrieden mit der Interoperabilität von Maschinen, Werkzeugen und Fahrzeugen. Das Ziel der Industrie 4.0 ist es, mit intelligenter Maschine-zu-Maschine-Kommunikation (M2M-Kommunikation) aus Produktion und Logistik die SmartFactory zu formen. Doch M2M- Kommunikation ist heute kaum möglich. Nicht etwa, weil es viele Standards und Kommunikationsprotokolle gibt, dafür gibt es Integrationsplattformen wie Magic xpi, die sogar die Anbindung von alten Maschinen ermöglichen. M2M-Kommunikation ist deshalb schwer zu realisieren, weil keine Fabrik eine homogene Maschinenlandschaft hat und die Hersteller der Maschinen nicht die Daten freigeben, die sie in geschlossenen oder proprietären Systemen behalten. Der Industriekunde bekommt zwar Zugang zu einer Leitstandapplikation, die aktuelle Werte und Fehlermeldungen visualisiert, aber nur selten Zugang zum Betriebssystem und zu den Maschinendaten. Deshalb lässt sich auch hier mit den Betriebsdaten aus einer Maschine des Herstellers X nicht das Werkzeug des Herstellers Y steuern. Für Unternehmen sind die Inkompatibilitäten kritischer als für Verbraucher. Denn sie beeinflussen unmittelbar Produktivität, Sicherheit und Qualität. Wenn Kühlschrank, Rudermaschine und Fernseher sich über mein Verhalten austauschen könnten, wäre das Ergebnis sicherlich sehr interessant – aber nicht sehr wichtig. In der Industrie, wo man oft mit sehr kleinen Toleranzen arbeitet, ist die fehlende Kommunikation kritisch, weil die smarten Systeme sich nicht gegenseitig steuern können und Abhängigkeiten ihres Zusammenwirkens nicht sichtbar werden. Wahnsinnsfaktor 2: Unmögliche Skalierbarkeit Die wachsende Anzahl von proprietären, intelligenten Apps wird den Nutzer überfordern. Mit Apps geht man leichter durch den Alltag. Sie machen das Smartphone zur Landkarte und Wetterstation, zum Adress- und Notizbuch, zum Taschenkino und noch zu vielem mehr. Aber wie viele Apps sind genug? Nach Schätzungen von Wissenschaftlern hat der durchschnittliche Nutzer heute 23 bis 30 Apps auf seinem Touchscreen. Das ist schon zu viel.
  • 7. 5 Ich bin Early Adopter in Sachen SmartHome und habe heute mehr Apps auf meinem Smartphone als ich überhaupt Systeme besitze. Meine zwei Autos sind beide vernetzt, aber sie sind von verschiedenen Herstellern, die ihre eigenen Apps einsetzen. Ich sehe in der einen App, dass meine Frau bald keinen Sprit mehr hat und in ca. zehn Kilometern stehen bleiben wird, kann aber ihre Geo-Location aus der ConnectedCar-App nicht mit dem Navigationssystem in meinem Auto synchronisieren. Ich muss ihren Standort aus der ConnectedCar-App manuell in die Navigation meines Autos eintippen. Ich habe zwei Fernseher vom selben Hersteller, benutze aber zwei völlig getrennte Apps, um sie zu steuern. Zwei weitere Apps sind notwendig, um die Gebrauchsanleitungen zu lesen. Die Oberfläche und Navigation dieser vier Apps sind etwas unterschiedlich, obwohl sie vom selben Hersteller stammen; wahrscheinlich, weil sie von verschiedenen Teams entwickelt wurden. Um meine vier smarten Küchengeräte zu bedienen, habe ich wiederum vier getrennte Apps, denn sie sind alle von verschiedenen Herstellern. Dass Hersteller von intelligenten Haushalts- und Elektrogeräten ihre eigenen Insellösungen und proprietären Apps anbieten, hat einen klaren Grund. Die Daten sollen dem Hersteller helfen, den Kunden zu verstehen, damit er ihm individuelle Angebote über die App unterbreiten kann. Die Vielzahl von Apps ist für die meisten Verbraucher heute noch kein Problem, denn er hat meist nur ein intelligentes System. Was soll aber der durchschnittliche Verbraucher im Jahr 2020 tun? Bis dahin soll – laut Gartner – ein normaler Haushalt mit bis zu 500 smarten Systemen arbeiten können. Die Vorstellung, hunderte von Apps zu benötigen, um Gardinen und Jalousien, Lampen, Heizung, Klimaanlage, Sicherheitssysteme, Küchen- und Elektrogeräte zu steuern, klingt wahnsinnig. In der Industrie ist dieses Problem schon jetzt angekommen. Die Vielfalt an Applikationen führt bereits zu Produktivitätsverlusten. Industriekunden haben heute hunderte und manchmal tausende von vernetzten Maschinen, Werkzeugen, Fahrzeugen und Geräten, die eine Unmenge an Daten generieren und komplexe Auswertungen durchführen. Am Fließband und im Leitstand sind fast genauso viele Applikationen auf Bildschirmen zu sehen wie Geräte in den Hallen. Einer der weltweit größten Autozulieferer hat über 13.000 vernetzte Geräte in einem Werk. Er beklagt, dass die Arbeiter zwar weniger Zeit für ihre Arbeitsschritte benötigen, aber insgesamt nicht viel produktiver geworden sind. Denn sie verbringen die gewonnene Zeit nun damit, zwischen proprietären Apps und Hardware- Geräten hin und her zu schalten. Manche Hersteller liefern mittlerweile sogar eigenen Handys und Tablets gleich mit. Ein Arbeiter musste etwa mit fünf verschiedenen Apps auf einem PC und zwei verschiedenen Mobilgeräten herumjonglieren, um seine Aufgabe zu erledigen. Auch im öffentlichen Bereich ist das Problem spürbar. Eine Großstadt in Norddeutschland betreibt zurzeit 20 verschiedene Pilotprojekte für die Umsetzung von SmartCity-Konzepten und kämpft jetzt schon mit der Vielzahl von Apps, die von den Anbietern der verschiedenen SmartCity-Lösungen mitgeliefert werden. Sollen Bürger wirklich getrennte Apps nutzen müssen, um die nächste öffentliche Toilette zu suchen, die Luftqualität in der Nachbarschaft zu prüfen, einen Parkplatz zu finden und ein CityBike zu reservieren? Ergebnis der Projekte: Städte werden mit den zahlreichen SmartCity- Insellösungen nicht intelligenter. Der Ansatz, Daten getrennt zu halten und über dedizierte Apps bereitzustellen, ist einfach nicht nachhaltig. Auch hier ist eine zusätzliche Datenintegrationsschicht notwendig, um Daten in übergreifenden „CityApps“ verfügbar zu machen.
  • 8. 6 Wahnsinnsfaktor 3: Neue Kompetenzen Knapp 40 Prozent der Konsumenten sind wegen mangelnder Kompetenz oder nicht verfügbarer Geräte – Smartphones oder Tablets – nicht in der Lage, smarte Systeme zu nutzen. Smarte Systeme werden immer komplexer. Man kann sie nicht einfach aufstellen oder aufbauen. Sie benötigen Strom und ein Netzwerk, sie müssen angeschlossen und provisioniert werden. Und man benötigt noch eine App, die heruntergeladen und konfiguriert werden muss. Unsere alte solarbetriebene Wetterstation hat mein Sohn in zwei Minuten ausgepackt, aufgestellt und in Betrieb genommen. Für unsere neue smarte Wetterstation haben wir zusammen knapp eine Stunde gebraucht, um sie mit der iPhone-App betriebsbereit zu machen. Eine normale „dumme“ Glühbirne kann jeder in 30 Sekunden installieren und wir benötigen keine Zusatzgeräte, wie ein Smartphone oder ein Tablet, um sie zu bedienen. Bei einer „intelligenten“ Glühbirne ist es aber nicht so einfach. Sogar ein sogenannter Digerati braucht zehn Minuten, um ein Philips HUE bereitzustellen. In der Industrie wird das notwendige Know-how mit Trainings vermittelt und dies mit durchaus gemischten Ergebnissen. Die jungen Mitarbeiter, die digital aufgewachsen sind, verstehen den Ansatz sofort. Die Akzeptanz für smarte Systeme ist unter Mitarbeitern der Generationen X und Y sehr hoch. Die ältere Generation betrachtet die zusätzlichen Schritte als lästig und die Akzeptanz ist dementsprechend geringer. Wahnsinnsfaktor 4: Schlechte Übertragbarkeit Smarte Systeme machen Einfaches komplizierter. Es ist Mitternacht und Sie wollen ein Glas Wasser holen. Heute tasten Sie sich vom Bett einfach der Wand entlang bis zum Lichtschalter. Aber mit einem SmartLight geht das nicht so einfach. Sie müssen erst in der Dunkelheit ihr Smartphone finden, es entriegeln und im Halbschlaf die App finden, um die Lampe anzumachen. Ein SmartHome erfordert viele neue Gewohnheiten, die einiges auch umständlicher machen. Den Kühlschrank können sie nicht mehr einfach abends aufmachen, um eben eine Kleinigkeit zum Essen zu holen. Er wird jetzt per App ver- und entriegelt. Also Smartphone entriegeln, App finden und die Funktionen aufrufen. Die Haustür hat keinen Griff und Sie bekommen nur über die App Zugang zu Ihrem Haus. Also Smartphone entriegeln, App finden und Funktion aufrufen. Ein SmartLight zu dimmen oder ein SmartWindow zu öffnen, erfordert jeweils die gleiche Prozedur. Für manch einen sind diese neuen Schritte vielleicht bequemer. Aber viele werden den neuen Prozess als umständlicher empfinden. Vor allem läuft gar nichts, wenn nicht die richtige App zur Hand ist. Wir sind alle daran gewöhnt, einen unbekannten Raum zu betreten und links und rechts nach einem Schalter zu tasten, um das Licht anzumachen. Stellen Sie sich vor, Sie finden den Schalter nicht, denn die Lampe wird per App gesteuert, und Sie haben die App nicht, weil Sie Gast im SmartHome sind.
  • 9. 7 Abbildung 4. Mit einem Gateway, z. B. auf Basis von Magic xpi können die Daten in ein übergreifendes System gesandt werden. Conclusio Hersteller versprechen, dass ihre Kunden mit smarten Systemen die SmartFactory oder das SmartHome verwirklichen können. Gleichzeitig machen sie beides durch die gewollte Nicht-Interoperabilität ihrer Systeme unmöglich. Kunden werden gezwungen, proprietäre Apps zu nutzen, um die smarten Systeme bedienen, zusätzliche Geräte zu kaufen und komplexe Installationen durchzuführen, um sie betriebsbereit zu machen, und letztendlich ihr Verhalten manchmal drastisch zu ändern, um sie zu nutzen. Hinzu kommt, dass smarte Systeme viel mehr kosten als normale dumme Systeme. Das klingt wahnsinnig.  Die Lösungen Es wird Kompromisse, Gewinner und Verlierer geben. Es muss nicht wahnsinnig bleiben. Es gibt Lösungen für Kunden und Hersteller. Innovative Firmen haben die beschriebenen Probleme früh erkannt, die verschiedenen Kommunikationsprotokolle gesammelt und smarte Gateways entwickelt. Solche Gateways werden an den WiFi-Router angeschlossen, fangen die Daten aus den smarten Systemen schon in der Wohnung oder im Werk ab und leiten sie in eine eigene Datenbank. Damit sorgt das Protokoll-neutrale Gateway dafür, dass die Daten aus allen vernetzten Geräten und Maschinen statt in jeweils separate Datenbanken in einer einzigen konsolidiert werden. Auf dieser einen Datenbank sitzt die Analytic- Software und speist ein einheitliches Dashboard für alle Systeme, auf das mit einer App zugegriffen werden kann.
  • 10. 8 Abbildung 5. Über eine Datenintegrationsplattform können die Daten aus zahlreichen Smart-Systemen in einem eigenen System konsolidiert werden. SmartFactory Gatewayst Gateway Standard Kompatibilität Intel AAEON, ADI, Adlink, Advantech, Avalue, BCM, Axiomtek, Congatec, Dell, Eurotech, Gigabyte, ECS, iEi, Innotech, Kontron, Nexcom SBS, Vantron Anybus ABB, Adaptive, Alstom, Atlas Copco, Beijer, Bizerba, Danfoss, Digitec, Dynagen, Emerson, Eurotherm, Fuji, GE, Hitachi, IAI, Invertex, Jetter, Kawasaki, Motoman, Milltronics, Oerlikon, Omron, Panasonic, Parker, Pepperl+Fuchs, Pilz, Pro-face, Rexroth, Rockwell, Schneider, Siemens, SMC, Soehne, Sony, Sunx, Weimüller, Yaskawa, Auch die Bedienung der Systeme kann über die App durchgeführt, ihr Verhalten verlinkt und miteinander korreliert werden. Zum Beispiel ist es mit solchen Gateways möglich, den Sony- Fernseher lauter zu stellen, sobald der AEG-Staubsauger angeschaltet wird. Es gibt Gateways für Kunden von Firmen wie das Berliner Startup IOLITE, das ein selbst- provisionierendes Gateway anbietet. Für Industriekunden gibt es robuste Gateways von Firmen wie Sogeti, das bis zu 70 M2M-Protokolle erkennt. Allerdings müssen solche Gateways programmiert werden, sie sind also nicht selbst-provisierend. Mit solchen Gateways unterbricht man komplett den Datenstrom zum Hersteller und macht dessen App nutzlos. Den Datenstrom komplett abzuleiten ist für Kunden die einfachste und schnellste Lösung, kann aber unerwünschte Konsequenzen haben. Denn ohne Daten kann der Hersteller viele wertvolle Services, etwa präventive Wartung, nicht mehr anbieten. Eine andere Option ist es, auf Datenbankebene zu integrieren. In diesem Fall müssen die Hersteller überzeugt werden, ihre Datenbanken freizugeben, damit die Betriebsdaten ausgelesen werden können, um sie mit Plattformtechnologien wie Magic xpi zu integrieren.
  • 11. 9 SmartHome Gatewayst Gateway Brand Kompatibilität IOLITE AEG, B/S/H, iHealth, Miele, Interlogix Icontrol Evolve, GE, Kwikset, Radio, Schlage, RCS, Yale SmartThings 2Gig, Aeon, Belkin, Bose, Cree, D-Link, Danalock, Ecobee, Ecolink, Econet, Enerwave, Evolve, Fibaro, Fidure, FortrezZ, GE, Honeywell, Intermatic, Jasco, Jawbone, Keen, Kwikset, Leviton, LIFX Logitech Harmony Bose, Honeywell, Lutron, Microsoft, Nest, Philips, Rheem, Sony, Vizio Lutron SmartBridge Cereta, ELK, GE, Lutron, Serena, Pico Wink Connected Home Bali, Chamberlain, Dropcon, GE, Honeywell, Kidde, Kwikset, Leviton, Philips, Quirky, Rachio, Rheem, TCP, Schlage Das ist für kleine Unternehmer nicht einfach. Aber wir haben bei großen Unternehmen, die viele Maschinen von einem Hersteller besitzen und daher mehr Druck ausüben können, Erfolge in diese Richtung gesehen. Nachdem die Betriebsdaten für alle Maschinen in einer Fertigungsstraße zur Verfügung gestellt wurden, konnten Beziehungen zwischen Maschineneinstellungen, Benutzung, Produktqualität, Sicherheit sowie Produktivität erstellt und in einer App abgebildet werden. Mit diesen Informationen können Produktionsmanagement und -arbeiter schneller die richtige Entscheidung treffen. Der Hersteller bekommt weiter die Daten, die er braucht, um Services anzubieten. Allerdings kann er nicht mehr über seine App mit dem Kunden kommunizieren, weil die herstellerspezifische durch eine „allgemeine“ App ersetzt wird. Der nächste Schritt wäre dann, Zugang zur Maschinensteuerung zu bekommen, so dass Daten aus der Maschine des Herstellers X für die automatisierte Steuerung der Maschinen des Herstellers Y genutzt werden können. Auch dafür kommen wieder Integrationsplattformen mit einer offenen Connectoren- Architektur in Frage. Industrieanwendern steht eine dritte Option zur Verfügung. Sie können ihre Maschinen mit Sensorik und einem Kommunikationsbus nachrüsten, um selbst Daten zu generieren. Abbildung 6. Die Nachrüstung mit neuen Sensoren schafft ein Schattensystem.
  • 12. 10 Auch für Hersteller gibt es Lösungen, die es ermöglichen, gleichzeitig die Hoheit über die Daten zu behalten und die Bedürfnisse der Anwender zufrieden zu stellen. Die einfachste Option wäre, offene Systeme anzubieten. Dann könnten die Kunden die Daten abgreifen, ohne sie komplett bei sich zu halten. Damit hat der Hersteller die Infos, die er benötigt, um seine Produktentwicklung zu steuern, die Kunden zu verstehen und individuelle Angebote zu gestalten. Allerdings hat er keine proprietäre App mehr, um mit dem Kunden zu kommunizieren, muss also andere Kommunikationskanäle etablieren. Ein zweite interessante Option für den Hersteller ist es, dem Kunden ein Protokoll-neutrales Gateway zu liefern. Der erste Hersteller, der ein Protokoll-neutrales Gateway anbietet, bewahrt nicht nur die Hoheit über seine Daten und schont seine App. Er bekommt auch die Daten, die Maschinen von anderen Herstellern generieren und verschafft sich neue Erkenntnisse über seine Kunden. Eine dritte, gemeinsame Option für die Hersteller bestimmter Segmente besteht in der Bildung von Konsortien. Komplementäre Hersteller im Haushaltsbereich, etwa für Unterhaltung, Küchengeräte, Gesundheit und Sicherheitssysteme, bieten eine „Universal-App“ an, die auf einer Datenintegrationsplattform basiert, und fördern so das SmartHome. In der Industrie könnten Hersteller ähnlich vorgehen und z. B. für CNC-Maschinen, 3D-Drucker, Roboter, Gabelstapler, Förderanlagen, Fahrzeuge und Werkzeug zusammenarbeiten, um die SmartFactory zu realisieren.  Fazit Von Revolution kann man gar nicht reden, denn es wird Jahre dauern, bis wir eine Lösung für den SmartHome- oder SmartFactory-Wahnsinn gefunden haben. Wir sind am Anfang einer smarten Evolution und diese Entwicklung wird schmerzhaft für manche sein. Denn es gibt viele gegensätzliche Interessen, die beachtet werden müssen. Zurzeit sind die Kunden, insbesondere die Early Adopter, die Verlierer. SmartHome und SmartFactory bleiben fürs Erste nur Visionen. In Zukunft werden die Hersteller große Kompromisse machen müssen, um überhaupt mitspielen zu dürfen. Denn der Hersteller, der in zehn Jahren immer noch eine Insellösung und proprietäre Apps anbietet, wird nicht mehr relevant sein.
  • 13. 11  Über Magic Software Magic Software Enterprises (NASDAQ: MGIC) ist führender Anbieter von Tools zur Business Integration, Anwendungsentwicklung und Deployment. Unsere preisgekrönte Technologie bietet unseren Partnern und Kunden die Möglichkeit, vorhandene IT-Ressourcen zu nutzen, die Flexibilität ihres Unternehmens zu erhöhen und sich auf ihre geschäftlichen Kernprioritäten zu konzentrieren. Dank 30 Jahre Erfahrung, die in der Technologie von Magic Software stecken, vertrauen weltweit tausende Kunden und hunderte unabhängige Softwareanbieter sowie Systemintegratoren auf die Produkte des Unternehmens. Unser technologischer Ansatz, die Produkt-Roadmap und die Unternehmensstrategie finden Anerkennung bei führenden Branchenanalysten. Für weitere Informationen zu unseren Produkten und Angeboten besuchen Sie uns auf http://www.magicsoftware.com und für News, Geschäftsthemen und Trends lesen sie den Magic Software Blog.  Über Prof. Dr. Michael J. Capone Prof. Dr. Michael J. Capone hat 20 Jahre Erfahrung in CRM als Autor, Professor, Berater, und Projektleiter für globale Unternehmen in Automobil-, Fertigungs-, Einzelhandel- und Unterhaltungssektoren. Capone ist Research Fellow an der University Hamburg, wo er „frühe Indiaktoren von Kundenunzufriedenheit” forscht, Erfinder des BING Katalogs von Verhaltensindikatoren und Inhaber der patentierten SmartPOS Technologie. Als Principal Analyst bei Capgemini hat Capone das 5A Model für IoT Architektur entwickelt und ist für das IoT Portfolio verantwortlich.  Über Capgemini Mit über 180.000 Mitarbetier weltweit und €1o Millarden Umsatz ist Capgemini ein weltweit führender Anbieter von Management- und IT-Beratung, Technologie-Services, Outsourcing-Dienstleistungen sowie Local Professional Services. Als globaler Player mit europäischen Wurzeln entwickeln wir seit über 40 Jahren erfolgreich maßgeschneiderte Lösungen für unsere Kunden aus allen Bereichen der Wirtschaft und dem öffentlichen Sektor. Zusammenarbeit ist das zentrale Element der Capgemini-Philosophie. Von der Strategieentwicklung bis zur Implementierung profitieren unsere Kunden von unserem maßgeschneiderten Ansatz Collaborative Business Experience™.
  • 14. 12 Magic is a registered trademark of Magic Software Enterprises Ltd. All other product and company names mentioned herein are for identification purposes only and are the property of, and might be trademarks of, their respective owners. Magic Software Enterprises has made every effort to ensure that the information contained in this document is accurate; however, there are no representations or warranties regarding this information, including warranties of merchantability or fitness for a particular purpose. Magic Software Enterprises assumes no responsibility for errors or omissions that may occur in this document. The information in this document is subject to change without prior notice and does not represent a commitment by Magic Software Enterprises or its representatives.