Vortrag über Konzept und Design von Lokalzeitungen, gehalten am 28.5.2015 in Köln, beim 23. Forum Lokaljournalismus der Bundeszentrale für politische Bildung.
1. 1
Norbert Küpper
Büro für Zeitungsdesign · Meerbusch
Inspiration Lokaljournalismus:
Best of European Newspapers
23. Forum Lokaljournalismus 2015 · Köln
2. 2
Seminar Zeitungsdesign
Schwerpunkte:
alternative Storyformen
visual Storytelling
Visualisierung von Themen
29. und 30. Juni 2015
Blaubeuren
Seminar für Art-Directoren, Layouter,
leitende Redakteure und Blattmacher.
Büro für Zeitungsdesign
Gutenbergstraße 4 · D-40670 Meerbusch · Email nkuepper@zeitungsdesign.de
Telefon +49 21 59 91 16 15
Programm Layoutseminar 2015 Blaubeuren 5.indd 1 26.05.15 13:23
Layoutseminar in Blaubeuren 2015
4. 4Büro für Zeitungsdesign
Gutenbergstraße 4 · D-40670 Meerbusch · Email nkuepper@zeitungsdesign.de
Telefon +49 21 59 91 16 15
Neues Buch: Zeitungsdesign und Leseforschung
Ziel dieses Buches ist es, die erweiterten Möglichkeiten zu zeigen, die die gedruckte Zeitung
hat, um sich bei den Lesern zu behaupten und sich von anderen Medien abzuheben.
Christoph Pepper, Chefredakteur des Mindener Tageblatts schreibt über das Buch:
„Schwerpunkt der Darstellung sind naturgemäß Abbildungen von Zeitungsseiten, immer wieder
verbunden mit fachlichen Erläuterungen der redaktionell angestrebten Ziele und der dazu
eingesetzten gestalterischen Mittel.
Das Buch, schreibt Küpper eingangs unter der Überschrift ‚Die Zukunft liegt vor uns‘, sei
für Optimisten gemacht. Es zeige, wie die gedruckte Zeitung derzeit weiterentwickelt werde.
Auf die Frage von Zeitungsmachern, was sie ihren Leserinnen und Lesern gedruckt
präsentieren sollen und wie diese Inhalte gestalterisch aufbereitet sein sollten, gibt der Band
vielfältige Antworten, auch inhaltliche, vor allem aber zahlreiche Beispiele.
Er dürfte nicht nur für Art-Directoren, Layouter und Gestaltungs- und Design-Fachleute
interessant sein, sondern für alle, die sich über die Zukunft der gedruckten Zeitung in einer
sich verändernden Medienwelt Gedanken machen.“
Zeitungsdesign und Leseforschung
ISBN 978-3-00-048574-9
Englische Version:
Newspaper Design and Reading Research
ISBN 978-3-00-048575-6
International Editorial-Design & Research Forum
23,0 x 32,5 cm, 200 Seiten
Fadenbindung, Hardcover, Preis 49,50 Euro
Bestellung am besten über www.zeitungsdesign.de
Programm Layoutseminar 2015 Blaubeuren 5.indd 4 26.05.15 13:23
Buchtipp: Zeitungsdesign und Leseforschung
7. 77European Newspaper of the Year: Überregionale Zeitung 7
Lokaler Aufmacher, überregionales Foto · Mindener Tageblatt, D
8. 88European Newspaper of the Year: Überregionale Zeitung 8
Titelseite mit lokalen und regionalen Themen · Mindener Tageblatt, D
Gegründet 1856 von J.C.C. Bruns
Einzelpreis 1,30 Euro
Unabhängige, überparteiliche Zeitung
Donnerstag, 21. Mai 2015 · Nr. 116 · KW 21
Minden
Chinesische Firmen kopieren
gerne deutsche Patente
Die Unternehmen Wago und Harting ha-
ben erfolgreich gegen chinesische Fir-
men geklagt. Rund 160 000 Euro bekam
Harting wegen des nachgebauten Pro-
duktes zugesprochen. Seite 5
Sport
Chytrek schwimmt zu Silber
bei NRW-Meisterschaft
Ein Vize-Titel durch Ben Chytrek (Foto),
eine Qualifikation für die Deutsche Jahr-
gangsmeisterschaft und neun Top-Ten-
Platzierungen – das war die hervorra-
gende Ausbeute für die Schwimmer des
MTV 1860 Minden bei den NRW-Meister-
schaften in Warendorf. Seite 42
Wetter
Seite 32
Magazin
Kindermusical
Mirinda Zauberwind
auf der Portabühne
Das inklusive Theaterfestival been-
det die Theatersaison – dafür feiert
die Freilichtbühne Porta mit dem
Kindermusical „Mirinda Zauber-
wind“ Premiere. Weitere Veranstal-
tungen im Termine-Magazin.
Minden
„Wir wollen die Menschen zum Umden-
ken bewegen und nicht missionieren.“
Jens Mundhenke und Ariane Kirmiss, die mit ihren „Gutenacht-
läufen“ zeigen wollen, dass man auch mit veganer Ernährung
eine gute sportliche Leistung erzielen kann. Seite 4
Sommer, Sonne –
und gute Bademög-
lichkeit: Die Wasser-
qualität des Stein-
huder Meers ist aus-
gezeichnet.
Foto: dpa
Badegewässer
in der Region
ausgezeichnet
Nur wenige Seen fallen etwas ab
Düsseldorf/Minden (lnw/uli). Die Ba-
desaison steht vor der Tür – und in
Nordrhein-Westfalen und Nieder-
sachsen können Urlauber und Frei-
zeitschwimmer bedenkenlos abtau-
chen. 100 der 105 im vergangenen
Jahr bewerteten Badegewässer in
NRW, also mehr als 95 Prozent, wei-
sen eine ausgezeichnete Wasserqua-
lität auf. Die Qualität von weiteren
drei Seen ist gut, bei
zweien ausreichend.
Das geht aus einem
Bericht der Europäi-
schen Umweltagentur
(EUA) in Kopenhagen
und der Europäischen
Kommission hervor,
der gestern in Brüssel
veröffentlicht wurde.
Den Badegewässern
in der Region wird –
fast – durchweg eine
ausgezeichnete Was-
serqualität beschei-
nigt. Sowohl der Bade-
see Lahde in Petersha-
gen, der Große Weser-
bogen in Porta Westfa-
lica, der Borlefzener
See in Vlotho, der Ba-
desee Mindener Wald
(Hille), der Stemmer
See bei Kalletal, der
Kleinhügelsee bei Es-
pelkamp sowie der Ba-
desee Glissen bei Klei-
nenheerse und der
Rintelner Doktorsee
haben eine ausge-
zeichnete Wasserqua-
lität. Gut bis ausge-
zeichnet ist die Qualität im Dümmer
See und im Rintelner Helenensee.
Badeland Nordrhein-Westfalen
also? Nicht unbedingt. Für den hiesi-
gen Tourismus spielen die sauberen
Badeseen nur eine untergeordnete
Rolle. „Sie bieten zwar einen touristi-
schen Mehrwert, wir bewerben sie
aber nicht explizit“, sagte Julie Sen-
gelhoff, die Sprecherin von Touris-
mus NRW. Stattdessen werde der
Schwerpunkt des Marketings aufs
Wandern und Radfahren, auf das Er-
leben von Natur gelegt. „Darunter
fallen natürlich auch die Seen“, sagte
Sengelhoff.
Beim Gang ins kühle Nass sollten
Wasserratten allerdings vorsichtig
sein. Laut Deutscher Lebensrettungs-
Gesellschaft (DLRG) sind in NRW im
vergangenen Jahr 49 Menschen bei
Unfällen in Flüssen und Seen gestor-
ben – nur ein Toter weniger als 2013.
Einer dieser Todesfälle
hatte sich am Stem-
mer See ereignet – dort
starb ein 19-Jähriger
aus Bielefeld. Bundes-
weit ist die Zahl der To-
ten hingegen um 54
auf 392 gesunken.
Mit einer Ausge-
zeichnet-Quote von
über 95 Prozent liegt
NRW in Sachen Was-
serqualität deutlich
über dem Bundes-
schnitt. Deutschland-
weit weisen 90 Pro-
zent der Seen eine aus-
gezeichnete Qualität
auf, europaweit sind
es gut 83 Prozent.
Für den jährlichen
Bericht werden wäh-
rend der Badesaison
mehrere Proben aus
Küsten- und Binnen-
gewässern entnom-
men und auf die darin
enthaltene Konzentra-
tion der Fäkalbakte-
rien Escherichia Coli
und Darmenterokok-
ken analysiert. Haupt-
grund für Verschmutzungen dieser
Art seien Verunreinigungen aus Ab-
wassern oder Wasser, das aus land-
wirtschaftlichen Betrieben und land-
wirtschaftlichen Nutzflächen abflie-
ße, heißt es in dem Bericht.
Für die Zahlen wurden im vergan-
genen Jahr mehr als 21000 Badege-
wässer in den 28 EU-Staaten sowie Al-
banien und der Schweiz untersucht.
Diese Zahlen gäben Hinweise darauf,
wo die Badegewässer wahrscheinlich
eine gute Qualität aufweisen.
Kiel (mt). Handball-Bundesligist GWD Minden verpasste bei seiner
23:24-Niederlage beim THW Kiel eine Sensation. Die Mindener hatten
mit Torhüter Gerrie Eijlers zwar den besten Spieler in ihren Reihen,
doch Filip Jicha war mit seinem Treffer zum 24:22 der Matchwinner für
Kiel. Hier wirft Dalibor Doder. Foto: Krischi Meier/Seite 41
GWD verpasst Punkt
beim 23:24 in Kiel
Hille will
Verordnung
aussitzen
Rat lehnt Beschluss zur
Dichtheitsprüfung ab
Von Stefanie Dullweber
Hille (mt). Eine Entscheidung zur
Dichtheitsprüfung haben die Hiller
Politiker erneut vertagt. Der Rat der
Gemeinde lehnte den Beschlussvor-
schlag der Verwaltung ab, die Zu-
stands- und Funktionsprüfung pri-
vater Abwasserleitungen zu regle-
mentieren. Stattdessen waren sich
Politiker aller Fraktionen einig, den
Tagesordnungspunkt abzusetzen
und abzuwarten, wie sich das Thema
in anderen Kommunen entwickelt.
In Minden, Petershagen und Porta
Westfalica wurden die Satzungen
nach der Änderung des Landeswas-
sergesetzes im Jahr 2013 bereits geän-
dert. Der Paragraf 61a wurde damals
aus der Entwässe-
rungssatzung ge-
strichen, die neue
Verordnung ba-
siert jetzt auf dem
Paragrafen 61, Ab-
satz 2. Grundlage
des neuen Geset-
zes ist die so ge-
nannte Selbstüber-
wachungsverord-
nung, die sowohl
die Kontrolle öf-
fentlicher als auch
privater Abwasseranlagen regelt.
Demnach sind zum Beispiel Dicht-
heitsprüfungen innerhalb von Was-
serschutzgebieten nach wie vor ver-
pflichtend.
„Wer in Wasserschutzgebieten
wohnt, weiß selbst, dass er sich um
seine Entwässerung kümmern muss.
Das muss man doch nicht gesetzlich
vorschreiben“, ist SPD-Fraktionsvor-
sitzender Burkhard Günther über-
zeugt, dass diese Satzung keine
Rechtsgültigkeit besitzt. „Das wird
viele Prozesse nach sich ziehen. Las-
sen wir doch andere Gemeinden die-
se Prozesse führen und dann in zwei
Jahren eine korrigierte Satzung be-
schließen“, schlug der Rechtsanwalt
vor. „Wir handeln nicht in vorausei-
lendem Gehorsam“, betonte Ludwig
Volkmann von der FDP-Fraktion. Zu-
stimmung gab es auch von der CDU,
den Grünen und der FWG. „Wir müs-
sen Rückgrat beweisen und das aus-
sitzen“, stimmte Kurt Riechmann
(FWG) seinen Vorrednern zu.
„Lassen wir
doch
andere
Gemeinden
die Prozesse
führen“
Thema des Tages
Ann Sophie genießt den Eurovision
Song Contest trotz Lampenfieber. „Ich
empfindeeingroßesGefühlderFreiheit.
Denn ich mache das, was ich liebe“, sagte
die 24-jährige Deutsche. Aktuell plagt sie
eine Erkältung – ihr Auftritt am Samstag
in Wien scheint aber nicht ernsthaft in
Gefahr zu sein. Seite 25
Ann Sophie erkältet und
mit Lampenfieber
morgens mittags abends
9 15 14
Hin und wieder Wolken
nkuepper@zeitungsdesign.de
9. 99European Newspaper of the Year: Überregionale Zeitung 9
Lokaler Aufmacher · Auflage 30.000 · Mindener Tageblatt, D
10. 1010European Newspaper of the Year: Überregionale Zeitung 10
Betont lokale Titelseite, Auflage 10.000, Emder Zeitung, D
Emder Zeitung
DieKrummhörnsetztauf
Gesundheitstourismusund
willdasAngebotausbauen
Krummhörn Seite 9
25Ja-,12Nein-Stimmenund
eineEnthaltungausdem
EmderRatzumMasterplan
Emden Seite 3
Wiedergestartet:355
SchulkinderliefeninStaffeln
fürihreKlasseüberdenWall
Lokaler Sport Seite 19
Tageszeitung für Ostfriesland ⋅ Emden ⋅ Hinte ⋅ Ihlow und Krummhörn
AthensollPflicht
nachkommen
Bundesbank-Präsident Jens
Weidmann sagt, dass sich
auch Athen an die Regeln
halten muss. Seite 22
FürdieFähren
wirdeseng
Die Fähren nach Norderney
haben derzeit bei Niedrig-
wasser kaum Spielraum
nach unten. Seite 11
Fergusonkommt
nichtzurRuhe
Während einer Demonst-
ration in der US-Stadt wer-
den zwei weiße Polizisten
angeschossen. Seite 13
Wenn Sie einmal im Inter-
net schauen, was es alles zu
„Im Eck” gibt, werden Sie
staunen. Da gibt es Straßen
mit diesem Namen, Gast-
höfe, Cafés und Bistros. Wer
es etwas anrüchiger möch-
te, könnte eine Bar „Im Eck”
besuchen. Wem es da zu
heiß wird: Es gibt auch Be-
schattungen im Eck. Oder
Sie checken in der Unter-
kunft mit „Dusche rechts
im Eck” ein. Wenn Sie da
man nicht anecken! Sie se-
hen, „Im Eck” kann ganz
schön spannend sein.
tagsüber
max. 5°
Wind in
Beaufort
5
Im Eck
Wetter Seite 6
Familienanzeigen Seite 7
Kommentare Seite 12
Rat und Rätsel Seite 26
Roman/Wetter Seite 6
Fernsehen Seite 27
DerWolfistda
Tier wurde in Ostrhauderfehn gesichtet
4
!1J05IE-iabeaa!:p;K;k;L;l
VW-Tarifmitarbeiter
erhalten5900Euro
700 Millionen Euro Ausschüttung
Wolfsburg. Volkswagen zahlt
5900 Euro Prämie an seine
rund 115 000 Haustarif-Mitar-
beiter. Der Bruttobetrag für
den Erfolg im vergangenen
Jahr ist für jeden Beschäftigten
gleichhochundwurdegestern
in der VW-Betriebsratszeit-
schrift „Mitbestimmen“ be-
kanntgegeben.
Der Bonus fällt kleiner aus
als in den Vorjahren: 2011 hat-
te es den Rekord von 7500 Eu-
ro gegeben, ein Jahr später 300
Euro weniger, zuletzt flossen
6200 Euro. Auch wenn die ak-
tuelle Prämie 300 Euro kleiner
ausfällt als vor einem Jahr,
bleibt die ausgeschüttete Ge-
samtsumme mit fast 700 Mil-
lionen Euro konstant - denn
binnenJahresfristkamenrund
5500 Mitarbeiter hinzu. Die
Sonderzahlung hängt am Ge-
winn der Kernmarke VW-Pkw,
der Betriebsrat hat Verhand-
lungsspielraum.
WeitererBerichtSeite23
In der Nähe eines Schul-
zentrums in Ostrhauder-
fehn ist gestern ein neu-
gieriger Wolf gesichtet
worden. Von dem Tier
gehe keine akute Gefahr
aus, hieß es. Ein Experte
soll es einfangen und in
einGehegebringen.
WeitererSeite4
GroßeParty
fürEmder
Wallgeplant
Die Jubiläumsfeier dauert ein ganzes Jahr
Von Lisa Frankenberger
s 0 49 21 / 89 00-403
Emden. Das 400-jährige Be-
stehen des Emder Walls im
kommenden Jahr soll eine
richtig große Sache werden.
Vom Frühjahr bis in den spä-
ten Herbst soll das Bauwerk,
das einst der Verteidigung der
Seehafenstadt diente, mit
zahlreichen Veranstaltungen
gefeiert werden. So zumindest
stellt es sich Verwaltungsvor-
stand Andreas Docter vor. Und
offenbar gibt es einige Mit-
streiter, die sich engagieren
möchten, um diesen ambitio-
nierten Plan umzusetzen. Wie
weit die Überlegungen bisher
gediehen sind, stellte Docter
demKulturausschussvor.
ZuletzthatsicheinKreisaus
verschiedenen Institutionen,
Firmen, Vereinen und Privat-
leuten am 17. Februar getrof-
fen, um die Pläne zu entwi-
ckeln. Insgesamt haben rund
60 Menschen mit am Pla-
nungstisch gesessen. Seitdem
habe sich schon wieder vieles
verändertundneueIdeensind
hinzugekommen, sagte Doc-
ter. Innerhalb der Verwaltung
kümmert sich eine Lenkungs-
gruppeumdieUmsetzung.
Spätestens bis zum Herbst
dieses Jahres soll eine verbind-
liche Liste stehen, die alle Pro-
jekte aufführt. Besonders
wichtig für die Feierlichkeiten
um das Wall-Jubiläum ist dem
StadtbauratdieBeteiligungder
Emder. „Das Projekt kann nur
etwas werden, wenn sich die
Bürger einbringen”, sagte er
und verband damit einen Auf-
rufanalle,diebislangnichtda-
bei sind. Allerdings betonte er
auch, dass jemand, der Ideen
einbringt, auch bereit sein
müsse,dieseumzusetzen.
Lichtkonzepte sollen
entwickelt werden
Noch nicht geklärt ist die Fi-
nanzierung. Auf jeden Fall will
Docter vermeiden, dass jeder
Einzelne auf Sponsorensuche
gehenmuss.„Wirmöchtendas
gebündelt in einer Hand hal-
ten”, sagte er. Sponsoring sei
aber unumgänglich, und auch
der Emder Rat müsse zu gege-
bener Zeit Gelder freigeben.
Docter: „Das werden keine Un-
summen.GenaueZahlenkann
ich jedoch noch nicht nen-
nen.”
Im Zusammenhang mit
dem Jubiläum soll auch das
Thema Licht auf dem Wall wie-
der aktuell werden. Man müs-
se sich Konzepte überlegen
und auch über eine Aufwer-
tungder Aufgängeaufdas Ver-
teidigungsbauwerk sprechen,
kündigte Docter an. Dabei
werde der Rat jedoch keines-
wegs außen vorgelassen, ver-
sicherte er auf Nachfrage der
Grünenratsfrau Britta Baum-
falk. BerichtSeite8
Bombendrohung
inGroßefehn
Großefehn. Eine Bombendro-
hung gegen die Kooperative
Gesamtschule (KGS) in Große-
fehn hat die Polizei am Mitt-
wochnachmittag in Alarmbe-
reitschaft versetzt. Ein Spa-
ziergänger hatte einen Droh-
brief gefunden und sich sofort
an die Polizeistelle in Große-
fehngewandt.
Im Schulhaus hielt sich zu
diesem Zeitpunkt nur noch
wenig Personal auf, es waren
keine Schüler oder Lehrer
mehr vor Ort. Das Gebäude
wurde evakuiert, wie auch die
benachbarten Wohnhäuser
undeinTextilhaus. ggm/red
Freitag, 13. März 2015 www.emderzeitung.de 115. Jahrgang, Nr. 61, 1,40 €
Minimarkt
www.emderzeitung.de
Ihr lokaler
Kleinanzeigenmarkt auf:
11. 1111European Newspaper of the Year: Überregionale Zeitung 11
Betont lokale Titelseite, Auflage 10.000, Emder Zeitung, D
IhlowergestehtÜberfallauf
GeldinstitutinHoltrop.Er
wäreWiederholungstäter
Landkreis Aurich Seite 10
EmderSchützencorpsfeiert
sein550-jährigesJubiläum
mitgroßemFestball
Emden Seite 5
BorssumwahrtmitSieg
seineChance,Loquardhält
langeeinUnentschieden
Lokaler Sport Seite 17
Tageszeitung für Ostfriesland ⋅ Emden ⋅ Hinte ⋅ Ihlow und Krummhörn
Erwartungenan
EU-Sondergipfel
Nach den Flüchtlingska-
tastrophen sollen in Brüs-
sel Hilfsmaßnahmen be-
schlossen werden. Seite 14
BelegefürSchuld
desCopiloten
Die Rekorderauswertung
macht deutlich, dass der
Mann den Kurs mehrfach
korrigierte. Seite 23
Sturmgewehr
ausgemustert
Die Verteidigungsministe-
rin hält das Gewehr G36 in
der jetzigen Ausführung für
untauglich. Seite 13
Entspannen. Die vielen
schrecklichen Nachrichten
aus aller Welt einfach mal
ausblenden. Wo ist das
heute noch möglich? Fern-
sehen bietet da nur bedingt
Gelegenheit, denn regel-
mäßig kommen Nachrich-
ten. Spazieren hilft, wenn
man das Smartphone zu
Hause lässt. Die Badewanne
ist ein guter Entspannungs-
ort - mit einem guten Buch
erst recht. Einziger Wer-
mutstropfen: Wer zu viel
abschaltet, sitzt irgend-
wann im kalten Wasser.
tagsüber
max. 12°
Wind in
Beaufort
3
Im Eck
Wetter Seite 6
Familienanzeigen Seite 7
Kommentare Seite 12
Rat und Rätsel Seite 26
Roman/Wetter Seite 6
Fernsehen Seite 27
Emder Zeitung
4
!1J05IE-iabeaa!:O;k;k;L;r
Baubeginn könnte bereits
im August sein. Die Leera-
ner Leda-Gruppe mit ih-
rem Geschäftsführer Kuno
Fischer hat gestern Abend
mit großer Mehrheit des
Emder Rates den Zuschlag
für den Bau eines Vier-Ster-
ne-Hotels am Alten Bin-
nenhafenbekommen.Auch
Oberbürgermeister Bernd
Bornemann (SPD) plädier-
te für den Leeraner Ent-
wurf. „Das ist ein beson-
derer Tag für Emdens
Stadtentwicklung”, sagte
der OB. Er hob noch ein-
mal die Qualität der Ange-
bote aller drei Bewerber für
den Hotelbau hervor. Auch
die Sprecher der Fraktio-
nen machten deutlich, dass
die Wahl nicht leichtgefal-
len ist, weil „alle Entwürfe
gut waren”, wie es SPD-
Fraktionschef Hans-Dieter
Haase formulierte. Für die
Leda-Gruppe sprach die
Architektur, die sich an das
EVAG-Gebäude anlehnt,
aber auch das Bau-, Finan-
zierungs- und Betreiber-
konzept. Dies alles über-
nimmt die Leda-Gruppe.
Für das Angebot der Lee-
raner stimmten die Frakti-
onen der SPD, Grünen und
FDP, der Linken-Ratsherr
und ein CDU-Ratsherr.
→Kommentar Seite 8
VierSternefür
Rat entscheidet sich mehrheitlich für den Leeraner Entwurf
denBinnenhafen
VierSternefür
Rat entscheidet sich mehrheitlich für den Leeraner Entwurf
denBinnenhafen
DieHälfteallerBahnenstehtstill
In Niedersachsen brauchten die Reisenden viel Geduld
Hannover/Emden. Das ganz
große Chaos ist bislang zwar
ausgeblieben,getroffenhatder
Bahnstreik Emden aber auch:
Zahlreiche Züge fielen gestern
aus, die Bahn musste Busse
einsetzen, um die Fahrgäste zu
befördern. „Wir können nur
jedem empfehlen, sich auf un-
serer Internetseite zu infor-
mieren”, sagte ein Bahnspre-
cher gestern auf Anfrage der
EmderZeitung.
Insgesamt mussten die Rei-
senden in Niedersachsen al-
lerdings viel Geduld aufbrin-
gen. Gestern sind mehr als die
Hälfte aller Züge der Deut-
schen Bahn in Niedersachsen
und Bremen ausgefallen. Die
Arbeitsniederlegungen gehen
heute Abend weiter. „Wir
streiken morgen bis 21.00
Uhr“, sagte der Bezirksvorsit-
zende Nord der Lokführerge-
werkschaft GDL, Hartmut Pe-
tersen.
Wo es ging, wichen die Kun-
den auf private Wettbewerber
aus. Der Anteil privater Bahn-
betreiber liegt in Niedersach-
sen mit rund 60 Prozent weit
über dem Bundesdurch-
schnitt, so dass Reisende auf
den Regionalstrecken Ham-
burg-Hannover-Göttingen,
Hamburg-Bremen und Osna-
brück-Oldenburg-Wilhelms-
haven noch vergleichsweise
gutvorankamen.
Der Bahnverkehr auf den
ostfriesischen Inseln funktio-
nierte ohne Probleme: Auf
Borkum und Langeoog fuhren
die Züge vom Hafen zur Insel-
mitte - sie werden von der Ree-
derei AG Ems und der Kom-
mune betrieben und sind da-
mit nicht vom Streik betrof-
fen.AuchaufWangeroogefuhr
dieeinzigeMeterspurbahnder
Deutschen Bahn trotz des
StreiksderLokführerweiter.
WeitererBerichtSeite22
Busse mussten ran: Die Bahn richtete gestern in Emden ih-
renberühmten„Schienenersatzverkehr”ein. EZ-Bild: Klose
Zebrastreifenvor
Cirksenaschule
kommtnundoch
Emden. InderFrage,obvorder
Grundschule Cirksena ein
Zebrastreifen trotz vorhande-
ner Tempo-30-Zone möglich
ist, hat Oberbürgermeister
Bernd Bornemann gestern ein
Machtwort gesprochen. „Ich
habe entschieden, dass es in
diesem einen speziellen Fall
möglich ist”, sagte er in einem
kurzfristig anberaumten Pres-
segespräch. Der Fußgänger-
weg solle nun „so zügig wie
möglich” in der Cirksenastra-
ßeeingerichtetwerden.
Wie berichtet, hatten Eltern
und Ratsfraktionen gefordert,
den Schulweg mit einem Zeb-
rastreifen sicherer zu machen.
DortgiltaberbereitsTempo30.
Von Verwaltungsseite aus galt
das bisher als Ausschlusskrite-
rium. gwo
BerichtSeite8
Donnerstag, 23. April 2015 www.emderzeitung.de 115. Jahrgang, Nr. 94, 1,40 €
E-Paper
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12. 1212European Newspaper of the Year: Überregionale Zeitung 12
Überregionales Thema bei Bedarf, Emder Zeitung, D
Emder Zeitung
EhemaligesGeländeder
GärtnereiKuhlmannin
Ihlowsollbebautwerden
Ihlow Seite 9
InTholenswehrwirdnach
Osterngebuddelt.DieStadt
informiertedieAnwohner.
Emden Seite 5
RumpfkaderdesBSV
Kickersempfängtheute
AbenddenFCSchüttorf
Lokaler Sport Seite 17
Tageszeitung für Ostfriesland ⋅ Emden ⋅ Hinte ⋅ Ihlow und Krummhörn
Heutebesiegelt
BundestagMaut
Die „Infrastrukturabgabe“
ist ein zentrales Projekt der
CSU in der schwarz-roten
Koalition. Seite 15
Verbrauchersind
inKauflaune
Die Verbraucherstimmung
steigt erneut an und ist so
gut wie zuletzt im Herbst
2001. Seite 23
Saudisgreifenin
Bürgerkriegein
Saudi-Arabien und arabi-
sche Verbündete bombar-
dieren die Huthi-Rebellen
im Jemen. Seite 16
„Radfahren ist gut, wenn
man Probleme mit dem
Ischias-Nerv hat!” - Wer
diesen Satz immer und im-
mer wieder hört, der glaubt
ihn irgendwann auch. Erst
recht, wenn der miese, fiese
Nerv Schmerzen bereitet,
die nicht von dieser Welt
sind. Eine lockere Tour mit
dem Rad soll nun endlich
Abhilfe schaffen. Und
dann? Kaum vom Rad ab-
gestiegen, geht der
Schmerz weiter - noch
schlimmer als zuvor. Toll.
Wirklich toll ...
tagsüber
max. 8°
Wind in
Beaufort
5
Im Eck
Wetter Seite 6
Familienanzeigen Seite 7
Kommentare Seite 14
Rat und Rätsel Seite 30
Roman/Wetter Seite 6
Fernsehen Seite 31
4
!1J05IE-iabeaa!:P;k;k;l;N
Meyer-Werftsteht
vorGroßauftrag
Es geht angeblich um mehrere Schiffe
Papenburg. Die Meyer-Werft
in Papenburg steht vor einem
Milliardenauftrag. Italienische
Zeitungenvermelden,dassdas
britisch-amerikanische
Kreuzfahrtunternehmen Car-
nival Corporation mehrere
Schiffe bei Meyer und dem ita-
lienischen Konkurrenten Fin-
cantieri bestellen will. Carnival
giltalsBranchenriese.
In der italienischen Presse
ist die Rede von zehn Schiffen,
in anderen Medien von neun.
Das Auftragsvolumen liege
zwischen 641 und 732 Millio-
nen Euro pro Schiff. Angeblich
sollen davon vier in Papen-
burg gebaut werden. Als Bau-
zeitraum wird 2019 bis 2022
angegeben. Die Werft selbst
wollte sich zu den Berichten
nicht äußern. Carnival gehört
bislang noch nicht zu den
Kunden der Meyer Werft, son-
dern ließ ausschließlich in Ita-
lien und Finnland bauen. Seit
August 2014 liegt das operati-
ve Geschäft der STX-Werft in
TurkuinderHandvonMeyer.
Mörderhatsich
28Jahrenach
derTatgestellt
Karlsruhe. Nach fast 28 Jahren
steht ein Karlsruher Mordfall
vor seiner unerwarteten Auf-
klärung. Nach Angaben der
PolizeihatsichEndeFebruarin
Basel ein Mann gestellt und
angegeben, am 21. Juni 1987 im
Karlsruher Hardtwald die 25-
jährige Italienerin Antonella B.
getötet zu haben. Aufgrund
seiner glaubhaften Aussagen
ist der 47-Jährige dringend tat-
verdächtig. Er wurde inzwi-
schen ausgeliefert und sitzt in
Untersuchungshaft. „Er stand
bis heute nie im Fokus der Er-
mittler“, hieß es gestern von
SeitenderPolizei.
„Essiehtsoaus,alshabederCopilot
dasFlugzeugvorsätzlichzum
Absturzgebrachtundsozerstört”
Brice Robin, Staatsanwaltschaft Marseille
Seynes/Düsseldorf/Marseille.
Das vorläufige Ergebnis der Er-
mittler stürzte die Hinterbliebe-
nen gestern noch tiefer in die Ver-
zweiflung und versetzte Deutsch-
land in einen Zustand der Fas-
sungslosigkeit: Der Copilot soll
den Airbus 320 am Dienstag be-
wusst und mit voller Absicht ge-
gen eine Bergwand gesteuert ha-
ben. Das legen laut Staatsanwalt-
schaft Marseille die Aufnahmen
des Sprachrekorders aus dem
Cockpitnahe.
Ihnen zu Folge habe der Kapi-
tän das Cockpit verlassen. Der Co-
pilot habe dann die Tür von innen
verriegelt, den Autopiloten auf
„Sinkflug” gestellt - und fortan
nicht mehr reagiert. Nicht auf
Funksprüche der Flugsicherung,
nicht auf das Klopfen und Trom-
meln des Kapitäns an der Tür. „Er
atmete ruhig und gleichmäßig bis
zum Schluss”, so Staatsanwalt Bri-
ce Robin; der Pilot sei also bei Be-
wusstsein gewesen. Kurz vor dem
Aufprallhättendieelektronischen
Systeme die Nähe zum Boden sig-
nalisiert, in den letzten Sekunden
habe man Schreie der Passagiere
gehört. Sie seien bis kurz vor der
Katastropheahnungslosgewesen.
Gestern um 10.53 Uhr stand die
Republik für eine Minute still. Zu
dieser Zeit war der Funkkontakt
abgebrochen. Die ersten Angehö-
rigen kamen an die Stelle des Ab-
sturzes. Ihnen eröffnete sich ein
grauenvoll schönes Bergmassiv
nahe dem Ort Le Vernet (Foto:
dpa). Die Absturzursache kannten
siezudieserZeitnochnicht. sb
BerichtSeiten26und27
Freitag, 27. März 2015 www.emderzeitung.de 115. Jahrgang, Nr. 73, 1,40 €
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13. 1313European Newspaper of the Year: Überregionale Zeitung 13
Reguläre Titelseite Titelseite, Rheinische Post, D
Allianz für Ausbildung soll
Lehrlings-Mangel lindern
BERLIN (jaco) Der Ausbildungspakt
zwischen Wirtschaft und Bundesre-
gierung soll neu gestaltet werden.
Wegen hoher Studentenzahlen ha-
ben Betriebe häufig Probleme, ihre
Ausbildungsstellen zu besetzen. In
einer neuen Allianz soll
dieser Azubi-Mangel
nun bekämpft werden.
Die Bundesregierung
hofft dabei auf den
Deutschen Gewerk-
schaftsbund (DGB).
„Der DGB wird sich an
der von der Bundesre-
gierung angekündigten
Allianz für Aus- und Weiterbildung
beteiligen, wenn wir entscheidende
Verbesserungen für die Ausbil-
dungschancen der Jugendlichen
vereinbaren können“, sagte Elke
Hannack, stellvertretende DGB-
Vorsitzende. In Zukunft müsse es
eine Ausbildungsgarantie geben.
Zudem müssten die Warteschleifen
beim Übergang in den Beruf abge-
baut und die Qualität der Ausbil-
dung verbessert werden.
Die Partner des bisherigen Aus-
bildungspakts legten
gestern ihren Bilanzbe-
richt für das Jahr 2013
vor. Insgesamt seien
66 600 neue Ausbil-
dungsplätze eingewor-
ben und 39 100 neue
Betriebe als Ausbil-
dungsorte gewonnen
worden. Im Jahr 2010
hatte der DGB seine Beteiligung am
Ausbildungspakt zurückgezogen,
weil er sich mit den Arbeitgebern
nicht über die Ausbildungs-Bedin-
gungen einigen konnte.
Leitartikel Seite A2
Wirtschaft Seite B 1
„Wir müssen
eine Ausbil-
dungsgarantie
einführen“
Elke Hannack
DGB-Vize
Mehr Übergriffe auf
Bahnmitarbeiter
KÖLN (erer) Die Zahl der tätlichen
Übergriffe auf Bahnmitarbeiter ist
nach Angaben der Eisenbahn- und
Verkehrsgewerkschaft im Jahr 2013
deutschlandweit auf 814 gestiegen.
Das sind 100 mehr als 2012. Die Ge-
werkschaft der Polizei (GdP) berich-
tet zudem von 390 Gewaltdelikten
gegenüber Bahnpolizisten in NRW
imJahr2013.„BeiAngriffenaufPoli-
zisten sind die Bahnpolizisten am
häufigsten betroffen“, erklärte GdP-
Vize Jörg Radek. Um die gefühlte Si-
cherheitvonMitarbeiternundFahr-
gästen zu erhöhen, wurde die Initia-
tive „Subjektive Sicherheit im Schie-
nenverkehr“ ins Leben gerufen.
Nordrhein-Westfalen Seite A3
Chemie-Industrie zahlt
3,7 Prozent mehr Lohn
HANNOVER (maxi) Die IG Bergbau
Chemie Energie und die Arbeitgeber
haben sich auf einen neuen Tarifab-
schluss für die 550000 Beschäftigten
der chemischen Industrie geeinigt.
Die Arbeitnehmer bekommen
3,7 Prozent mehr Lohn bei einer
Laufzeit von 14 Monaten. Die Unter-
nehmen können per Betriebsverein-
barung die Lohnerhöhung um bis zu
zwei Monate verschieben. Mit der
unbefristeten Übernahme aller Aus-
zubildenden konnte sich die IG BCE
nicht durchsetzen. Allerdings soll die
Azubi-Zahl um 200 pro Jahr steigen.
Wirtschaft Seite B 1
Ex-Minister Linssen zu Konto-Affäre:
„IchwollteMuttereinenGefallentun“
Der frühere NRW-Finanz-
minister Helmut Linssen
(CDU) steht unter Druck,
weil er Vermögen seiner
Eltern auf den Bahamas
angelegt hat. Erstmals
nennt er sein Motiv.
VON DETLEV HÜWEL, EVA QUADBECK
UND THOMAS REISENER
DÜSSELDORF Helmut Linssen, NRW-
Finanzminister von 2005 bis 2010,
räumt ein, dass er Ende der 1990er
Jahre ein Vermögen seiner Eltern
auf den Bahamas geparkt hat. „Bei
dem Geld handelt es sich um priva-
tes Vermögen meiner verstorbenen
Eltern, das unsere Familie steuer-
lich korrekt erwirtschaftet hat“, sag-
te Linssen. Auf die Frage nach dem
Warum sagte er gestern gegenüber
unserer Zeitung: „Ich wollte meiner
Mutter einen Gefallen tun.“
Wie der „Stern“ berichtete, zahlte
Linssen 829322 D-Mark (424025
Euro) bei der Bank HSBC Trink-
aus & Burkhardt in Luxemburg ein.
Von dort floss das Geld an eine
Briefkastenfirma auf den Bahamas,
die das Geld ab 1997 anonym ver-
waltete. Die Firma war später in
Panama registriert. Linssen betonte
gestern erneut: „Ich habe keine
Steuern hinterzogen.“ Er habe auch
keine Steuernachzahlungen zu leis-
ten gehabt. Die Staatsanwaltschaft
Bochum bestätigte, dass ein frühe-
res Verfahren in dieser Sache einge-
stellt wurde.
Linssens Vater starb 1961, seine
Mutter 2004 im Alter von 97 Jahren.
Damals schloss Linssen sein Trink-
aus-Konto. Er soll eine letzte Bar-
zahlung von der Luxemburger Bank
über 141113 Euro erhalten haben.
Zu den Details seiner Offshore-Ge-
schäfte will Linssen nichts sagen.
Obwohl er offenbar straf- und
steuerrechtlich unbescholten ist,
wird Linssen bundesweit kritisiert.
Unionsfraktionschef Volker Kauder
sagte, dafür habe er „kein Verständ-
nis“. Zugleich kritisierte er die
„ständigen Durchstechereien“ aus
Behörden: „Das untergräbt das Ver-
trauen zum Staat.“ Linssen müsse
„sagen, woher das Geld kam, das er
auf den Bahamas angelegt hatte“,
forderte die Vorsitzende des Finanz-
ausschusses des Bundestags, Ingrid
Arndt-Brauer (SPD). Auch André
Stinka, Generalsekretär der NRW-
SPD, will eine Erklärung – „sonst
macht sich Linssen als Finanzpoliti-
ker unglaubwürdig“. Reiner Prig-
gen, Fraktionschef der Grünen im
Landtag, meinte: „Linssens auswei-
chende Erklärungen passen nicht
zu seinen wichtigen Ämtern als Fi-
nanzchef der RAG-Stiftung und als
Bundesschatzmeister der CDU.“
Andreas Riegel (Transparency In-
ternational) sagte: „Mit seinem weit-
gehenden Schweigen zu der Off-
shore-Affäre trägt Helmut Linssen
wesentlich zur Politikverdrossenheit
in Deutschland bei.“ CDU-General-
sekretär Peter Tauber verteidigte
Linssen indirekt: „Er leistet eine gute
Arbeit als Schatzmeister.“ Nach An-
sicht des Vorsitzenden der NRW-
Linkspartei, Rüdiger Sagel, hat Lins-
sen „ordentlich Dreck am Stecken“.
Leitartikel Seite A2
Wirtschaft Seite B 3
0:00 AM
DIE BELIEBTESTE SPIELE-APP
Hätten Sie‘s
gewusst?
Rund 10,2 Millionen
Menschen spielen in
Deutschland auf dem
Smartphone oder
Tablet „Quizduell“.
Nun soll auch eine
Fernseh-Sendung
kommen.
Panorama
QUELLE: QUIZDUELL | GRAFIK: RADOWSKI
1 – Im Labor
Wie nennt man den Bereich
der Mathematik, bei dem
man vor allem mit natür-
lichen Zahlen in den vier
Grundrechenarten rechnet?
3 – Draußen im Grünen
Was ist kein Pilz?
6 – Wunder der Technik
Wie nennt man einen
Funkmeldeempfänger
noch?
Antworten
4 – Musik und Hits
Wer schrieb die Original-
Version des berühmten
Songs „Hallelujah“?
5 - Glaube und Religion
Was ist eine Kippa?
2 – Körper und Geist
Welches Symptom ist
typisch für eine
psychotische Person?
A Logik
A Hallimasch
A Rufus
Wright
A Jesu Grab
ABimmelding
1D,2B,3D,4B,5B,6D
AGedächtnis-
schwund
C Stochastik
C Trüffel
C Bob
Dylan
C Heiliger
Stein für
Muslime C Telefon
C Muskel-
schwäche
B Algebra
B Morchel
B Leonard
Cohen
Bjüdischer
Kopfschmuck
B Radar
B Wahnvor-
stellungen
D Arithmetik
D Mistel
D Jeff
Buckley
D Schamani-
sche Gebets-
trommel D Pager
D Verwasche-
ne Sprache
Form Die Selbstanzeige gegen-
über dem Finanzamt kann formlos
erfolgen.
Inhalt Der Sachverhalt muss voll-
ständig dargelegt werden. Schon
bei kleinen Fehlern kann die
Selbstanzeige unwirksam werden.
Frist Nötig ist die lückenlose Of-
fenlegung aller Einkünfte – für je-
deseinzelnederletztenzehnJahre
und für jede Steuerart.
KleineFehlermachendie
Selbstanzeige zunichte
STEUERVERGEHEN
Helmut Linssen (71) FOTO: DPA
EU-Parlament stärkt Fluggast-Rechte
STRASSBURG (dpa) Flugpassagiere
sollen nach dem Willen des EU-Par-
laments auf Kurzstrecken schon ab
drei Stunden Verspätung mit
300 Euro entschädigt werden. Das
sieht ein Gesetzentwurf vor, den das
Parlament gestern in Straßburg mit
großer Mehrheit verabschiedete.
Die Kommission will dagegen erst
ab fünf Stunden Verspätung Ent-
schädigungen zugestehen. Jetzt
müssen sich die Abgeordneten mit
den EU-Regierungen auf einen
Kompromiss einigen.
Die Kommission ist aus Rücksicht
auf Fluggesellschaften gegen zu
kurze Fristen für Entschädigungs-
zahlungen. Luftverkehrsverbände
nannten die Entscheidung unver-
antwortlich. Für Verbraucher be-
deute der Entwurf vor allem teurere
Flüge, sagte Klaus-Peter Siegloch,
Präsident des Bundesverbandes der
Deutschen Luftverkehrswirtschaft.
Auch EU-Verkehrskommissar Siim
Kallas warnte vor einem Anstieg der
Ticketpreise. Er glaube nicht, dass
es vor den Europawahlen im Mai zu
einer Einigung komme.
Ab fünf Stunden Verspätung soll
es nach dem Willen des EU-Parla-
ments für Mittelstreckenflüge
400 Euro und ab sieben Stunden für
Langstreckenflüge 600 Euro Ent-
schädigung geben. Die Kommission
hatte deutlich längere Zeiten vorge-
schlagen. Begründung: Man müsse
den Airlines genügend Zeit lassen,
um Pannen zu beheben. Nach den
Vorschlägen der EU-Kommission
würden nach Angaben des ver-
kehrspolitischen Sprechers der
Grünen, Michael Cramer, etwa
70 Prozent der Passagiere von Kurz-
streckenflügen bei Verspätungen
leer ausgehen.
Mit der Neuregelung der Passa-
gierrechte soll eine Richtlinie der
EU von 2004 nachgebessert werden,
die nach Meinung von Verbraucher-
schützern zu viele Schlupflöcher
bietet. Auch zahlreiche Urteile des
Europäischen Gerichtshofes aus
den vergangenen Jahren werden da-
bei berücksichtigt.
Leitartikel Seite A2
Wirtschaft Seite B 1
Die Abgeordneten wollen bis zu 600 Euro Entschädigung bei Verspätungen.
BeidreiStundenVerspätungsolles300
Euro Entschädigung geben. FOTO: DPA
Düsseldorf rettet
Schauspielhaus
vor Insolvenz
DÜSSELDORF (abo/arl) In einer tur-
bulenten Sitzung haben Düssel-
dorfs Oberbürgermeister Dirk El-
bers (CDU) und NRW-Kulturminis-
terin Ute Schäfer (SPD) die Führung
des Schauspielhauses wegen finan-
ziellen Missmanagements entlas-
sen. Damit scheidet der langjährige
Geschäftsführer Manfred Weber,
der auch den Theaterbetrieb seit ei-
nem Jahr übergangsweise leitet,
zum 1. März aus. Neuer Intendant
bis zur Spielzeit 2016/17 wird der
frühere Theaterchef Günther Bee-
litz. Weber wird vorgeworfen, ein
ungeplantes Defizit von 5,4 Millio-
nen Euro verschuldet zu haben.
Stadt und Land haben jetzt den
Fehlbetrag je zur Hälfte beglichen,
um eine Insolvenz zu vermeiden.
Kultur Seite D 5
ZEITUNG FÜR POLITIK UND CHRISTLICHE KULTUR
KURZNACHRICHTENDIENST
CDU-General Peter Tauber beantwortet
Fragen im Twitter-Interview. Seite A4
OLYMPIA
Der Zeitplan für die Winterspiele
in Sotschi und die deutschen
Goldhoffnungen. Seite D 3
KLEVE
LOKALES
48-Meter-Kran in
Klever City abgebaut
Das „Nadelöhr“ auf der Gro-
ßen Straße in der Klever Fuß-
gängerzone ist Geschichte.
DerH&M-AnbauwirdimMärz
vollendet. Anschließend wird
die komplette Filiale in vier
Innnenausbau-Abschnitten
neu gestaltet. Das Geschäft
bleibt jedoch geöffnet.
SEITEC1
ERLEBNIS NIEDERRHEIN
Die RP gibt Tipps
fürs Wochenende
Immer am Donnerstag
widmet sich die Rheinische
Post den Ausgehtipps.
SEITEC4
SPORT LOKAL
Andreas Voss geht
nächsten Schritt
Der frühere Profi wird nächste
Saison Trainer bei der Gocher
Viktoria.
SEITED4
ZITAT
„Kirchemusspolitisch
sein.AberKirchesoll
nichtPolitikmachen.“
KatrinGöring-Eckardt,Grünen-Frakti-
onschefinundinderEKD-Synodeaktiv
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Mild und immer
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Auf der Suche nach einem Nach-
folgeformat für die kriselnde Sen-
dung „Wetten, dass..?“ setzt das
ZDFaufAktualität.DieLanz-Show
wird ersetzt durch einen „Fiskal-
Check“. Die Teilnehmer nehmen
in einem Beichtstuhl Platz, der zu
diesem Zweck vom Finanzamt ei-
gens auch für Nicht-Katholiken
zugelassen wurde und zur Sicher-
heit an einen Lügendetektor ge-
koppelt ist. Dort können sie ihre
Steuersünden bekennen. Das Mil-
lionenkonto auf den Bahamas ist
dabei genauso gern gesehen wie
die frisierte Kilometerabrech-
nung. Wer den Fiskus auf die origi-
nellste Art hinters Licht geführt
hat, erhält Absolution. Unter den
übrigen Teilnehmern werden vor
ihrer öffentlichen Hinrichtung ak-
tuelle Steuer-CDs verlost. bee
LINKS AUSSEN
DONNERSTAG, 6. FEBRUAR 2014 € 1,30
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Lokal modifizierte Titelseite, Rheinische Post, D
Der frühere NRW-Finanzminister Hel-
mut Linssen (CDU, 71). FOTO: DPA
Allianz für Ausbildung soll
Lehrlings-Mangel lindern
BERLIN (jaco) Der Ausbildungspakt
zwischen Wirtschaft und Bundesre-
gierung soll neu gestaltet werden.
Wegen hoher Studentenzahlen ha-
ben Betriebe häufig Probleme, ihre
Ausbildungsstellen zu besetzen. In
einer neuen Allianz soll
dieser Azubi-Mangel
nun bekämpft werden.
Die Bundesregierung
hofft dabei auf den
Deutschen Gewerk-
schaftsbund (DGB).
„Der DGB wird sich an
der von der Bundesre-
gierung angekündigten
Allianz für Aus- und Weiterbildung
beteiligen, wenn wir entscheidende
Verbesserungen für die Ausbil-
dungschancen der Jugendlichen
vereinbaren können“, sagte Elke
Hannack, stellvertretende DGB-
Vorsitzende. In Zukunft müsse es
eine Ausbildungsgarantie geben.
Zudem müssten die Warteschleifen
beim Übergang in den Beruf abge-
baut und die Qualität der Ausbil-
dung verbessert werden.
Die Partner des bisherigen Aus-
bildungspakts legten
gestern ihren Bilanzbe-
richt für das Jahr 2013
vor. Insgesamt seien
66 600 neue Ausbil-
dungsplätze eingewor-
ben und 39 100 neue
Betriebe als Ausbil-
dungsorte gewonnen
worden. Im Jahr 2010
hatte der DGB seine Beteiligung am
Ausbildungspakt zurückgezogen,
weil er sich mit den Arbeitgebern
nicht über die Ausbildungs-Bedin-
gungen einigen konnte.
Leitartikel Seite A2
Wirtschaft Seite B 1
„Wir müssen
eine Ausbil-
dungsgarantie
einführen“
Elke Hannack
DGB-Vize
Digitalisierung
bringt Exporte von
50 Milliarden Euro
DÜSSELDORF (frin) Die moderne In-
formations- und Kommunikations-
technologie hat allein 2012 zusätzli-
che Exporte in Höhe von 50 Milliar-
den Euro ausgelöst. Das geht aus ei-
ner Studie des Branchenverbands
Bitkom hervor. Am stärksten profi-
tiert die Automobilindustrie mit zu-
sätzlichen Exporten in Höhe von
zehn Milliarden Euro von der Digi-
talisierung. Weltweit sorgt der deut-
sche Beitrag danach für eine zusätz-
liche Wirtschaftsleistung von 192
Milliarden Euro. Hierzulande trug
die Digitalisierung 145 Milliarden
Euro zur Wertschöpfung bei. „Das
sind fast sechs Prozent der gesam-
ten bundesdeutschen Wertschöp-
fung“, sagte Dieter Kempf, Präsi-
dent des Branchenverbands.
Stimme des Westens Seite A2
Mehr Übergriffe auf
Bahnmitarbeiter
KÖLN (erer) Die Zahl der tätlichen
Übergriffe auf Bahnmitarbeiter ist
nach Angaben der Eisenbahn- und
Verkehrsgewerkschaft im Jahr 2013
deutschlandweit auf 814 gestiegen.
Das sind 100 mehr als 2012. Die Ge-
werkschaft der Polizei (GdP) berich-
tet zudem von 390 Gewaltdelikten
gegenüber Bahnpolizisten in NRW
2013. „Bei Angriffen auf Polizisten
sind die Bahnpolizisten am häufigs-
ten betroffen“, erklärte GdP-Vize
Jörg Radek. Um die gefühlte Sicher-
heit von Mitarbeitern und Fahrgäs-
ten zu erhöhen, wurde die Initiative
„Subjektive Sicherheit im Schienen-
verkehr“ ins Leben gerufen.
Nordrhein-Westfalen Seite A3
Neugründung Der berühmte
Düsseldorfer Schauspieler Gustaf
Gründgens wurde 1947 erster Ge-
neralintendant der Düsseldorfer
Bühnen.
Neubau Nach Plänen des Düssel-
dorfer Architekten Bernhard Pfau
wurde das neue Schauspielhaus
zwischen 1965 und 1969 gebaut.
IntendantenPrägendwarennach
Gründgens vor allem Günther Bee-
litz und Volker Canaris.
Gustaf Gründgens als
Gründer nach dem Krieg
SCHAUSPIELHAUS
Das Düsseldorfer Theater. FOTO: DPA
Linssen nach Konten-Affäre unter Druck
DÜSSELDORF (hüw/qua/tor) Helmut
Linssen, NRW-Finanzminister von
2005 bis 2010, räumt ein, dass er
Ende der 1990er Jahre ein Vermögen
seiner Eltern auf den Bahamas ge-
parkt hat. „Bei dem Geld handelt es
sich um privates Vermögen meiner
verstorbenen Eltern, das unsere Fa-
milie steuerlich korrekt erwirtschaf-
tet hat“, sagte Linssen. Auf die Frage
nach dem Warum sagte er unserer
Zeitung: „Ich wollte meiner Mutter
einen Gefallen tun.“
Wie der „Stern“ berichtete, zahlte
Linssen 829322 D-Mark (424025
Euro) bei der Bank HSBC Trink-
aus&Burkhardt in Luxemburg ein.
Von dort floss das Geld an eine
Briefkastenfirma auf den Bahamas,
die das Geld ab 1997 anonym ver-
waltete. Die Firma war später in
Panama registriert. Linssen betonte
gestern erneut: „Ich habe keine
Steuern hinterzogen.“ Er habe auch
keine Steuernachzahlungen leisten
müssen. Die Staatsanwaltschaft Bo-
chum bestätigte, dass ein früheres
Verfahren in dieser Sache eingestellt
wurde.
Linssens Vater starb 1961, seine
Mutter 2004 im Alter von 97 Jahren.
Damals schloss Linssen sein Trink-
aus-Konto. Er soll eine letzte Bar-
zahlung von der Luxemburger Bank
über 141113 Euro erhalten haben.
Zu den Details seiner Offshore-Ge-
schäfte will Linssen nichts sagen.
Obwohl er wohl straf- und steuer-
rechtlich unbescholten ist, wird
Linssen kritisiert. Unionsfraktions-
chef Volker Kauder sagte, er habe für
den Vorgang „kein Verständnis“.
Die Chefin des Finanzausschusses,
Ingrid Arndt-Brauer (SPD), sagte,
Linssen müsse „sagen, woher das
Geld kam, das er auf den Bahamas
angelegt hatte“. Auch André Stinka,
Generalsekretär der NRW-SPD, will
eine Erklärung: „Sonst macht er sich
unglaubwürdig.“ Grünen-Frakti-
onschef Reiner Priggen meinte:
„Linssens ausweichende Erklärun-
gen passen nicht zu seinen Ämtern
als Finanzchef der RAG-Stiftung
und CDU-Schatzmeister.“
Leitartikel Seite A2
Wirtschaft Seite B 3
Der frühere NRW-Finanzminister wollte das Erbe seiner Eltern schützen.
In einer turbulenten Sit-
zung haben Düsseldorfs
OB Dirk Elbers (CDU) und
NRW-KulturministerinUte
Schäfer (SPD) die Spitze
des Schauspielhauses we-
gen finanziellen Missma-
nagements entlassen. Die
Stadt muss jetzt das Millio-
nendefizit ausgleichen.
VON ANNETTE BOSETTI UND ARNE LIEB
DÜSSELDORF Die schwere wirt-
schaftliche Krise des Düsseldorfer
Schauspielhauses hat Konsequen-
zen. NRW-Kulturministerin Ute
Schäfer (SPD) und Düsseldorfs
Oberbürgermeister Dirk Elbers
(CDU) haben gestern Schauspiel-
chef Manfred Weber den Laufpass
gegeben. Der langjährige Geschäfts-
führer, der das Theater seit rund ei-
nem Jahr übergangsweise auch
künstlerisch leitet, scheidet zum
1. März aus. Bis zum Ende der Spiel-
zeit 2015/16 wird Günther Beelitz
das Theater als neuer Interims-In-
tendant führen. Der 1939 geborene
Regisseur war bereits von 1976 bis
1986 Generalintendant in Düssel-
dorf. Ein neuer Geschäftsführer soll
unterdessen die Finanzen des Hau-
ses regeln. Zur Spielzeit 2016/17 soll
ein neuer Intendant antreten.
Stadt und Land, die beiden Ge-
sellschafter, beklagen erhebliche
Mängel in der Geschäftsführung des
Schauspielhauses. Sie waren dem
Aufsichtsrat in Zusammenhang mit
einem Millionendefizit im vergan-
genen Jahr bekannt geworden. Im
Mai hatte Geschäftsführer Weber
ein Defizit von 5,4 Millionen Euro
für den Jahresabschluss 2012 ange-
meldet. Das Minus war so groß, dass
das Haus zeitweise vor der Zah-
lungsunfähigkeit stand. Stadt und
Land mussten schließlich eingrei-
fen und das Defizit mit Sonderzah-
lungen von je 2,7 Millionen Euro be-
gleichen. Die Gesellschafter gehen
von weiteren Defiziten in diesem
und im kommenden Jahr aus.
Weil Geschäftsführer Weber
Rückfragen nicht schlüssig beant-
worten konnte, regte die Ministerin
eine Prüfung des Hauses an. „Der
Untersuchungsprozess warf immer
wieder neue Fragen und Probleme
auf“, berichtete Schäfer gestern bei
einer Pressekonferenz im Schau-
spielhaus, zu der die Gesellschafter
kurzfristig eingeladen hatten. Die
Prüfung habe deutlich länger ge-
dauert als geplant. „Das ist der
Komplexität der Vorgänge geschul-
det, vor allem aber der Tatsache,
dass es erhebliche Defizite im Rech-
nungswesen und Controlling gibt“,
sagte Schäfer. Deshalb habe man
sich zur „einvernehmlichen Tren-
nung“ von Weber entschlossen.
Dem Theater steht nun eine
Übergangszeit von zwei weiteren
Jahren bevor. Seit Intendant Staffan
Holm im November 2012 wegen ei-
nes Burn-outs seinen Abschied er-
klärte, suchen Stadt und Land nach
einem neuen Intendanten. Zu-
nächst war eine Findungskommis-
sion gescheitert, weil Namen von
Bewerbern bekannt wurden. Nun
liegt die Suche in der Hand weniger
Spitzenbeamter. Angesichts der
massiven Wirtschaftsprobleme sei
es aber derzeit nicht möglich, einen
neuen Leiter zu finden, sagte Ober-
bürgermeister Elbers. „Wir bekom-
men keine starke Persönlichkeit.“
Der erfahrene Theatermann Bee-
litz soll nun zunächst Ruhe in das
Schauspielhaus bringen. Er wird in
der kommenden Spielzeit den
Spielplan umsetzen, den Weber vor-
bereitet hat. Dessen künstlerisches
Konzept war viel gelobt worden: Es
war ihm bereits in dieser Spielzeit
gelungen, mit populäreren Stoffen
die zuletzt dramatisch gesunkene
Auslastung zu verbessern. Der neue
Geschäftsführer Alexander von Ma-
ravic, Jahrgang 1949, hat unterdes-
sen die Aufgabe, mit Hilfe von Bera-
tern die kaufmännische Verwaltung
zu verbessern, um die neue Inten-
danz vorzubereiten. Maravic war bis
2011 Geschäftsführender Direktor
der Oper Leipzig.
Den 300 Mitarbeitern des Schau-
spielhauses verkündeten Schäfer
und Elbers ihre Entscheidung bei ei-
ner Belegschaftsversammlung. Die
Mitarbeiter hatten sich noch am
Wochenende in einem offenen Brief
für Weber ausgesprochen und „kul-
turpolitische Machtkämpfe auf dem
Rücken des Theaters“ kritisiert.
Schäfer sagte, sie habe Verständnis
für das Schreiben. „Es gibt keine Kri-
tik der Träger des Theaters an der
Qualität der künstlerischen Arbeit.“
Kultur Seite C 1
EU-Parlament stärkt
Rechte der Fluggäste
STRASSBURG (dpa) Flugpassagiere
sollen nach dem Willen des EU-Par-
laments auf Kurzstrecken schon ab
drei Stunden Verspätung mit
300 Euro entschädigt werden. Das
sieht ein Gesetzentwurf vor, den das
Parlament gestern in Straßburg mit
großer Mehrheit verabschiedete.
Die Kommission will dagegen erst
ab fünf Stunden Verspätung Ent-
schädigungen zugestehen. Jetzt
müssen sich die Abgeordneten mit
den EU-Regierungen auf einen
Kompromiss einigen.
Leitartikel Seite A2
Wirtschaft Seite B 1
Vor Journalisten erklären Düsseldorfs OB Dirk Elbers und NRW-Kulturministerin Ute Schäfer die Entlassung der Führung des Schauspielhauses. FOTO: ANDREAS BRETZ
StadtrettetSchauspielhausvorInsolvenz
ZEITUNG FÜR POLITIK UND CHRISTLICHE KULTUR
KURZNACHRICHTENDIENST
CDU-General Peter Tauber beantwortet
Fragen im Twitter-Interview. Seite A4
OLYMPIA
Der Zeitplan für die Winterspiele
in Sotschi und die deutschen
Goldhoffnungen. Seite B 6
DÜSSELDORF
LOKALES
Dreischeibenhaus:
HPP will Freifläche
Das Architekturbüro HPP will
das Baufeld 4 neben dem
denkmalgeschützten Hoch-
haus frei halten, um dessen So-
litär-Wirkung zu erhalten.
SEITED1
GERICHT
Kinderverwahrlost–
Mutter bestraft
Die fünffache Mutter hatte
sich nicht um die Kinder ge-
kümmert. Die sind jetzt bei
Pflegeeltern.
SEITED4
SPORT
„Werden Fortuna
nicht verkaufen“
Der Aufsichtsratsvorsitzende
und der Vorstandschef des
Fußball-Zweitligisten erteilen
dem Investoren-Modell nach
Berliner Muster eine klare Ab-
sage.
SEITEB7
ZITAT
„Kirchemusspolitisch
sein.AberKirchesoll
nichtPolitikmachen.“
KatrinGöring-Eckardt,Grünen-Frakti-
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folgeformat für die kriselnde Sen-
dung „Wetten, dass..?“ setzt das
ZDFaufAktualität.DieLanz-Show
wird ersetzt durch einen „Fiskal-
Check“. Die Teilnehmer nehmen
in einem Beichtstuhl Platz, der zu
diesem Zweck vom Finanzamt ei-
gens auch für Nicht-Katholiken
zugelassen wurde und zur Sicher-
heit an einen Lügendetektor ge-
koppelt ist. Dort können sie ihre
Steuersünden bekennen. Das Mil-
lionenkonto auf den Bahamas ist
dabei genauso gern gesehen wie
die frisierte Kilometerabrech-
nung. Wer den Fiskus auf die origi-
nellste Art hinters Licht geführt
hat, erhält Absolution. Unter den
übrigen Teilnehmern werden vor
ihrer öffentlichen Hinrichtung ak-
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15. 1515European Newspaper of the Year: Überregionale Zeitung 15
Lokal modifizierte Titelseite, Rheinische Post, D
Kultur
DONNERSTAG, 6. FEBRUAR 2014
RP-ONLINE.DE/KULTUR
KONZERT
Der Chansonnier Charles Aznavour
feiert seinen 90. Geburtstag am 22. Mai
mit einem Konzert in Berlin.
Das Tribunal gestern im Schauspiel: v.l. Stadtsprecherin Natalia Fedossenko, OB
Dirk Elbers, Ministerin Ute Schäfer (SPD) und ihre Sprecherin Stephanie Paeleke.
FILM
Heute beginnt die 64. Berlinale, bei der mehr
als 400 Filme gezeigt werden. Gleich mehrere
Werke thematisieren das Leiden von Kindern.
Die Abberufung des Geschäftsführers und Übergangsintendanten Manfred Weber zeigt das ganze
Ausmaß der Krise. Betroffen ist nicht allein das Düsseldorfer Schauspielhaus.
Der Offenbarungseid eines überforderten Dezernenten
VON ANNETTE BOSETTI
UND LOTHAR SCHRÖDER
DÜSSELDORF Es ist das letzte Aufge-
bot: In Düsseldorf soll mit Günther
Beelitz ein 75-jähriger Ex-Intendant
die Dinge richten, die Dinge, die
gravierender nicht sein könnten.
Bei allem Respekt vor Beelitz: Wie
soll er eines der größten deutschen
Sprechtheater, das sich in einer sei-
ner größten Krisen befindet, wieder
zu neuem Glanz führen? Und das
binnen zwei Jahren. Statt Krisenma-
nagement muss man eine Hinhalte-
taktik zur Kenntnis nehmen, die für
Unruhe am Schauspielhaus gesorgt
hat und letztlich für die schlechte
Finanzlage mit verantwortlich ist.
Ein Haus, in dem die Personal-
und Finanzpolitik stärker themati-
siert werden als die künstlerische
Staatskanzlei wechselte. Erwins
neuer Mann war Hans-Georg Lohe,
Jurist und Kunstfreund, in seinem
Auftreten aber eher Bürokrat mit ge-
ringer Neigung zur Gestaltung. Das
war unter Erwin auch nicht nötig,
da dieser selbst das Feld der Kultur
gern und mitunter auch spektakulär
für sich beanspruchte – etwa mit der
Einrichtung einer alle vier Jahre
stattfindenden Quadriennale, ei-
nem mit 55000 Euro dotierten neu-
en Kunstpreis sowie der Verdopp-
lung des Heine-Preisgeldes auf
50000 Euro. Sein Nachfolger, Ober-
bürgermeister Dirk Elbers, hat bis
heute keine rechte Nähe zu Kunst
und Kultur der Stadt finden können
und so seinem Kulturdezernent
Lohe einen Freiraum gegeben, den
dieser kaum zu gestalten wusste.
Das zeigt sich an mehreren Bei-
spielen, besser gesagt: Dauerbau-
stellen der Düsseldorfer Kulturpoli-
tik. Dazu gehört neben der noch im-
mer fehlenden Betriebserlaubnis
für die Oper (wobei der Kulturdezer-
nent zu wenig Einfluss auf den Bau-
dezernenten genommen hat) das
Zaudern bei der Suche nach einem
neuen Generalmusikdirektor der
Tonhalle. Andrey Boreyko verlässt
Düsseldorf im Sommer; ein Nach-
folger aber ist längst nicht in Sicht,
ein namhafter schon gar nicht. Viele
Fragen sind auch für die Zukunft
des NRW-Forums ungeklärt, nach-
dem das Land seine Mitfinanzie-
rung gestrichen hat. Für „attraktive
Lösungen“ sei er offen, erklärte
Lohe seinerzeit. Von eigenen Ideen
allerdings war keine Rede. Bisweilen
schien Lohe aber Handlungshoheit
beweisen zu wollen, was zu Überre-
aktionen führte. Die allzu frühzeiti-
ge Verlängerung des Vertrags mit
Tonhallen-Intendant Michael Be-
cker bis zum Jahr 2019 gilt als über-
zogen. Die Krise des Schauspielhau-
ses ist die mögliche Folge eines Ge-
staltungsvakuums. Dass Lohe ges-
tern beim Krisengipfel nur unter
den Zuschauern saß, war darum
mehr als nur ein Sinnbild. Dass er in
der kommenden Woche bei der an-
stehenden Dezernenten-Wahl im
Amt bestätigt wird, scheint weder
vorstellbar noch für die Stadt und
ihre Kultur wünschenswert zu sein.
ANALYSEDie Krise um das Düsseldorfer Schauspielhaus ist das Ergebnis einer schwachen und verzagten Kulturpolitik. Das Vakuum ist mit dem Tode
des früheren Oberbürgermeisters Joachim Erwin entstanden und konnte vom Kulturdezernenten Hans-Georg Lohe nie ausgefüllt werden.
Arbeit, vergrault sein Publikum. Das
bringt Mindereinnahmen im Jah-
resbudget. Schon als der Vorgänger
des geschassten Intendanten, Staf-
fan Holm, der 2012 wegen Burn-
Outs sein Amt aufgab, hätte man
den Prozess moderieren müssen.
Vielleicht wäre es nicht erst so weit
gekommen, wenn der Kulturdezer-
nent sich beizeiten um sein Füh-
rungspersonal gekümmert hätte.
Die Kulturpolitik war bereits 2008
mit dem Tod vom damaligen Ober-
bürgermeister Joachim Erwin in
Schieflage geraten. Erwin hatte mit
seinem stets selbstsicher und wort-
gewandt auftretenden Kulturdezer-
nenten Hans-Heinrich Grosse-
Brockhoff seine Schwierigkeit ge-
habt und dürfte nicht traurig gewe-
sen sein, als dieser ab 2005 als Kul-
turstaatssekretär des Landes in die
Hans-Georg
Lohe, Kulturde-
zernentstehtzur
Diskussion.
Manfred Weber,
Geschäftsführer
und Intendant,
muss gehen.
Alexander von
Maravic wird
kaufmännischer
Geschäftsführer.
Günther Beelitz,
75-jähriger Ex-In-
tendant, soll das
Theater retten.
nicht vorher an – trotz regelmäßiger
Prüfungen? Dazu wurde nichts ge-
sagt. Diese Frage sollen die nun en-
gagierten Wirtschaftsprüfer beant-
worten, deren Gutachten zunächst
dem Aufsichtsrat vorgestellt werden
wird. Auf die neue kaufmännische
Leitung wartet in jedem Fall viel Ar-
beit. Wer die Aufführung im Schau-
spielhaus miterlebte, die bohren-
den Fragen der Journalisten, von
denen viele den Podiumsgästen of-
fenbar zu detailliert erschienen und
unbeantwortet blieben, hatte am
Ende ein ungutes Gefühl. Das tradi-
tionsreiche Düsseldorfer Schau-
spielhaus, das größte Sprechtheater
des Landes NRW, wird noch für Jah-
re eine Baustelle bleiben.
Eine Verantwortung des Auf-
sichtsrats, der die Geschäftsführung
kontrollieren soll, wiesen Ministerin
Schäfer und Oberbürgermeister El-
bers von sich. Allerdings machten
sie keine klaren Angaben dazu, wa-
rum die Mängel nicht schon vorher
aufgefallen seien. Einige der Posten,
die nun in dem Defizit beglichen
werden mussten, schiebt das Thea-
ter schon viele Jahre mit. So ent-
stammen allein 900000 Euro dem
Fehlbetrag eines Antiken-Projekts
aus der Spielzeit 2001/2002. Mehre-
re Millionen ergaben sich aus Mehr-
kosten bei Sanierungen in den ver-
gangenen zehn Jahren.
Warum deuteten sich die so dra-
matischen Wirtschaftsprobleme
des Raumes verweisen. „Wir sind
hier nicht im Kasperletheater“, rief
er ihnen zu. „Das ist kein Vergnü-
gen, was wir hier machen.“ Die
Schauspieler blieben.
Es liege alleine an den ungeklär-
ten Finanzen, dass Weber nicht
mehr zu halten sei, sagte die Minis-
terin. Man stecke in einer massiven
wirtschaftlichen Krise. Das Theater
mit einem Gesamtetat von rund
24 Millionen Euro schiebt nach An-
gaben Schäfers seit Jahren ein struk-
turelles Defizit vor sich her. Weil es
binnen eines Jahres um weitere zwei
Millionen Euro auf 5,4 Millionen an-
stieg, beauftragten Stadt und Land
Wirtschaftsprüfer mit einer Sonder-
prüfung.
Konkrete Gründe für das Millio-
nen-Loch nannte Schäfer nicht. Un-
ter anderem seien aber „Einnahmen
verbucht worden, die es noch nicht
gab“, sagte sie, ohne Details zu nen-
nen. Mangelnde Transparenz, Miss-
wirtschaft, insbesondere über die
vergangenen zwei Jahre und die
drohende Insolvenz hätten die Ge-
sellschafter unter Zugzwang ge-
setzt. Zumal mit weiteren Defiziten
zu rechnen sei. „Das Haus muss neu
aufgestellt werden“, hieß es, ein ex-
ternes Wirtschaftsprüfungsunter-
nehmen werde am 25. Februar seine
Berichte vorlegen.
Desaster im Düsseldorfer Kulturbetrieb
tendant Staffan Holm im Herbst
2012 gesucht wird. Manfred Weber
war von Anfang an nur Interimsin-
tendant. Wie man hört, soll er, der
gleichzeitig in der Funktion des Ge-
schäftsführers arbeitete, bis zuletzt
keinen unterschriebenen Vertrag
gehabt haben.
Man habe eine einvernehmliche
Trennung mit Weber vereinbart,
sagte die Ministerin, die gemeinsam
mit Oberbürgermeister Elbers zu ei-
nem Pressegespräch im Kleinen
Haus des Theaters gebeten hatte.
Gemeinsam mit ihren Sprecherin-
nen nahmen die Politiker im Büh-
nenbild der „Zofen“ Platz – die Si-
tuation glich einem Tribunal, die
Stimmung war ausgesprochen an-
gespannt.
Zuvor hatte man eine Vollver-
sammlung im großen Schauspiel-
haus abgehalten und den Mitarbei-
tern die neue Lage erklärt. Ein paar
Ensemblemitglieder saßen bei der
Pressekonferenz am Rand dabei,
der Oberbürgermeister wollte sie
VON ANNETTE BOSETTI UND ARNE LIEB
DÜSSELDORF Das Schauspielhaus
am Gustaf-Gründgens-Platz ist der-
zeit von Baustellen umzingelt. Doch
die wohl größte Baustelle liegt im
Innern des Theaters. Gestern setz-
ten die beiden Träger der Landes-
hauptstadtbühne, Oberbürger-
meister Dirk Elbers (CDU) und Kul-
turministerin Ute Schäfer (SPD), zur
Kernbohrung an. Als gleichberech-
tigte Gesellschafter des Düsseldor-
fer Schauspielhauses enthoben sie
den amtierenden Intendanten
Manfred Weber mit fast sofortiger
Wirkung seines Amtes und setzten
zum nächsten Ersten zwei neue
Männer als Doppelspitze auf Zeit
ein: Günther Beelitz (75), erfahrener
Theatermann, zehn Jahre Intendant
in Düsseldorf, dem als kaufmänni-
scher Direktor Alexander von Mara-
vic (Jahrgang 1949) zur Seite steht,
seit 2005 Geschäftsführender Direk-
tor der Oper Leipzig, von 2007 bis
2011 dort auch Kommissarischer
Intendant.
Wenn das Kalkül der beiden neu-
en Fachkräfte, ihr rechnerisches
und künstlerisches Werk aufgeht,
soll dann endlich für die Spielzeit
2016/2017 auch der ganz neue In-
tendant gefunden sein, der seit dem
überraschenden Weggang von In-
„Es sind Einnahmen
verbuchtworden,diees
noch nicht gab“
Ute Schäfer
NRW-Kulturministerin
MINISTERIN IM WORTLAUT
„Für den offenen Brief und die Be-
sorgnis der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter habe ich großes Ver-
ständnis. Deshalb sei auch an dieser
Stelle noch einmal klar gesagt: Es gab
und gibt keine Kritik von uns als Trä-
ger des Düsseldorfer Theaters an
seiner künstlerischen Arbeit. Inso-
fern gab und gibt es auch keine Kritik
der Gesellschafter Stadt und Land an
der künstlerischen Leitungsarbeit
des Intendanten Manfred Weber.
Tatsache aber ist, dass das Unter-
nehmen Neue Schauspiel-GmbH in
einer massiven wirtschaftlichen
Krise steckt.
Das Haus muss im Bereich des Rech-
nungswesens und des Controllings
vollkommen neu aufgestellt werden.
Es müssen Mittel und Wege gefun-
den werden, das bestehende struk-
turelle Defizit ebenso wie die über
die 5,4 Millionen Euro hinausgehen-
den Defizite der Spielzeiten 2012/
2013 und 2013/2014 zu beseitigen.“
Ute Schäfer (SPD),
Kulturministerin des Landes Nord-
rhein-Westfalen, gestern Nachmit-
tag auf der Pressekonferenz im Düs-
seldorfer Schauspielhaus.
FOTOS: BAUER (2), DPA, RIEBLER
FOTOS(2): ANDREAS BRETZ
C1
16. 1616European Newspaper of the Year: Überregionale Zeitung 16
Das querformatige Bild kann lokal gewechselt werden, Thüringer Allgemeine, D
Donnerstag, . Mai ∙ F Preis , € ∙ . Woche ∙ Nr. Sömmerda
Kölleda Letzte Vorbereitungen
auf Saison im Streitseebad
a 2. Lokalseite
Alperstedt Festprogramm
zum . Namenstag
a 3. Lokalseite
Lernen von
der DDR
L
Hanno Müller über das leidige
Spiel auf Zeit bei Arztfehlern
F
ehler passieren. Niemand
ist unfehlbar. Auch im
Krankenhaus oder in der
Arztpraxis arbeiten Menschen.
Behandlungsfehler sind nach
den MDK-Statistiken weniger
ein Zeichen für die Unfähigkeit
einzelner Ärzte oder Pfleger.
Sie stellen sich ein, in komple-
xen Abläufen vor allem im Kran-
kenhaus, begünstigt von Zeit-
druck und Personalknappheit.
Dabei komme es durchaus zu
drastischen Fällen. So seien
bundesweit mehr als 30 -mal
Tupfer, abgerissene Drainage-
Stücke oder Führungsdrähte in
Patienten zurückgeblieben.
Es ist bitter, wenn aus der
Hoffnung auf Genesung eine le-
Mehr Arztfehler in Thüringen –
jeder fünfte mit schweren Folgen
Bundesweit wurden 155 Todesfälle registriert. Techniker Krankenkasse fordert schnellere Entschädigung der Opfer
Von Hanno Müller
Erfurt. Die Zahl der vom Medi-
zinischen Dienst der Kranken-
kassen (MDK) festgestellten Be-
handlungsfehler ist 2014 in Thü-
ringen weiter gestiegen. Wie die
Erfurter MDK-Sprecherin Hei-
Bei der Vorstellung der bun-
desweiten Jahresstatistik 2014
des Medizinisches Dienstes der
Krankenkassen war gestern von
bundesweit 155 Todesfällen
durch Behandlungsfehler die
Rede. 1294 Patienten hätten
einen Dauerschaden erlitten.
den betroffenen Patienten, da-
mit er Sicherheit bekommt und
gegebenenfalls entschädigt wer-
den kann, und um aus Fehlern
zu lernen“, sagte der Leiter Lan-
desvertretung, Guido Dressel.
Nach einer TK-Studie dauere
es häufig fünf bis zehn Jahre, bis
chenachSchuldigen,soDressel.
Die Deutsche Stiftung Patien-
tenschutz geht von einer hohen
Dunkelziffer bei Behandlungs-
fehlern aus. „Bundesweit ist die
Bestätigungsquote in der Pflege
am höchsten. Und das ist nur die
Spitze des Eisberges. Patienten
vilgerichte jeweils eigene Statis-
tik über Behandlungsfehler
führten. „Für Patienten ist das
System intransparent. Ein bun-
desweites Zentralregister Be-
handlungsfehler muss her.“ Da-
rauf könnte dann jeder zugrei-
fen und erfahren, wie es im
333 T
für ein längeres Leben
Besonders nach Waldspazier-
gängen und Gartenarbeiten soll-
te man den Körper auf Zecken
absuchen. a Seite 7
Vergessener Schatz
von Haßleben
Touristisch spielen die reichen Grabbeigaben der
germanischen Fürstin aus dem 3. Jahrhundert keine
Rolle – nur die Fachwelt staunt. a Lokales
Foto:LandesamtfürDenkmalpflegeundArchäologie,B.Stefan
N
Bahnstreik dauert an – Warten
an Thüringer Bahnhöfen
Ein Ende des Bahnstreiks ist
nicht in Sicht. Seit gestern ist
auch der Personenverkehr be-
troffen. Eine von der Bahn vor-
geschlagene Schlichtung lehnt
die GDL ab. Unsere Reporter be-
richten von Thüringer Bahnhö-
fen. a Thüringen & Lokales
Bestnoten für Badeseen
17. 1717European Newspaper of the Year: Überregionale Zeitung 17
Das querformatige Bild kann lokal gewechselt werden, Thüringer Allgemeine, D
Donnerstag, . Mai ∙ F Preis , € ∙ . Woche ∙ Nr. Sondershausen
Sondershausen Festwoche zum
-Jährigen der Elisabethkirche
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Berlin Bauministerin übergibt
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a 4. Lokalseite
Lernen von
der DDR
L
Hanno Müller über das leidige
Spiel auf Zeit bei Arztfehlern
F
ehler passieren. Niemand
ist unfehlbar. Auch im
Krankenhaus oder in der
Arztpraxis arbeiten Menschen.
Behandlungsfehler sind nach
den MDK-Statistiken weniger
ein Zeichen für die Unfähigkeit
einzelner Ärzte oder Pfleger.
Sie stellen sich ein, in komple-
xen Abläufen vor allem im Kran-
kenhaus, begünstigt von Zeit-
druck und Personalknappheit.
Dabei komme es durchaus zu
drastischen Fällen. So seien
bundesweit mehr als 30 -mal
Tupfer, abgerissene Drainage-
Stücke oder Führungsdrähte in
Patienten zurückgeblieben.
Es ist bitter, wenn aus der
Hoffnung auf Genesung eine le-
Mehr Arztfehler in Thüringen –
jeder fünfte mit schweren Folgen
Bundesweit wurden 155 Todesfälle registriert. Techniker Krankenkasse fordert schnellere Entschädigung der Opfer
Von Hanno Müller
Erfurt. Die Zahl der vom Medi-
zinischen Dienst der Kranken-
kassen (MDK) festgestellten Be-
handlungsfehler ist 2014 in Thü-
ringen weiter gestiegen. Wie die
Erfurter MDK-Sprecherin Hei-
Bei der Vorstellung der bun-
desweiten Jahresstatistik 2014
des Medizinisches Dienstes der
Krankenkassen war gestern von
bundesweit 155 Todesfällen
durch Behandlungsfehler die
Rede. 1294 Patienten hätten
einen Dauerschaden erlitten.
den betroffenen Patienten, da-
mit er Sicherheit bekommt und
gegebenenfalls entschädigt wer-
den kann, und um aus Fehlern
zu lernen“, sagte der Leiter Lan-
desvertretung, Guido Dressel.
Nach einer TK-Studie dauere
es häufig fünf bis zehn Jahre, bis
chenachSchuldigen,soDressel.
Die Deutsche Stiftung Patien-
tenschutz geht von einer hohen
Dunkelziffer bei Behandlungs-
fehlern aus. „Bundesweit ist die
Bestätigungsquote in der Pflege
am höchsten. Und das ist nur die
Spitze des Eisberges. Patienten
vilgerichte jeweils eigene Statis-
tik über Behandlungsfehler
führten. „Für Patienten ist das
System intransparent. Ein bun-
desweites Zentralregister Be-
handlungsfehler muss her.“ Da-
rauf könnte dann jeder zugrei-
fen und erfahren, wie es im
333 T
für ein längeres Leben
Besonders nach Waldspazier-
gängen und Gartenarbeiten soll-
te man den Körper auf Zecken
absuchen. a Seite 7
Mehr Babys im Kyffhäuserkreis
Selina Koch und Christiane Gross freuen sich in Bad Frankenhausen über ihren Nachwuchs. a Lokales
Foto:WilhelmSlodczyk
N
Bahnstreik dauert an – Warten
an Thüringer Bahnhöfen
Ein Ende des Bahnstreiks ist
nicht in Sicht. Seit gestern ist
auch der Personenverkehr be-
troffen. Eine von der Bahn vor-
geschlagene Schlichtung lehnt
die GDL ab. Unsere Reporter be-
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