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Gudrun Schaade
Ergotherapeutin
Hamburg
Angst bei Demenz aus
Sicht der Ergotherapie
Witten/Herdecke
8.November 2017
1
Was bedeutet Angst?
Evolutionsgeschichtlich hat die Angst eine
wichtige Funktion als ein die Sinne
schärfender Schutzmechanismus, der in
tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen
Gefahrensituationen ein angemessenes
Verhalten (etwa Flucht) einleitet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Angst(23.6.17)
2
Körperliche Symptome der Angst
} Die körperlichen Symptome der Angst sind normale
(also nicht krankhafte) physische Reaktionen, die bei
(einer realen oder phantasierten) Gefahr die
körperliche oder seelische Unversehrtheit, im
Extremfall also das Überleben sichern sollen. Sie
sollen ein Lebewesen auf eine Kampf- oder Flucht-
Situation (fight or flight) vorbereiten:
} Erhöhte Aufmerksamkeit, Pupillen weiten sich, Seh-
und Hörnerven werden empfindlicher
} Erhöhte Muskelanspannung, erhöhte
Reaktionsgeschwindigkeit (Till Eulenspiegel!)
} Erhöhte Herzfrequenz, erhöhter Blutdruck
} Flachere und schnellere Atmung
3
Körperliche Symptome der Angst 2
} Energiebereitstellung in Muskeln
} Körperliche Reaktionen wie zum Beispiel
Schwitzen, Zittern und Schwindelgefühl
} Blasen-, Darm- und Magentätigkeit werden
während des Zustands der Angst gehemmt.
(oder auch manchmal verstärkt)
} Übelkeit und Atemnot treten in manchen Fällen
ebenfalls auf.
} Absonderung von Molekülen im Schweiß, die
andere Menschen Angst riechen lassen und bei
diesen unterbewusst Alarmbereitschaft auslösen.
4
Körperreaktionen bei Angst
} Neben diesen individuellen Reaktionen hat das
Zeigen von Angst etwa durch den
charakteristischen Gesichtsausdruck oder durch
Sprache gegenüber anderen den sozialen Sinn,
um Schutz zu bitten.
} Die körperlichen Ausdrucksformen der Angst
sind die gleichen, unabhängig davon, ob es sich
um eine reale Bedrohung oder um eine
Panikattacke handelt. Jeder vierte Patient mit
Angststörung klagt über chronische Schmerzen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Angst
5
Allgemeiner Ansatz der Ergotherapie bei
der Behandlung demenziell erkrankter
Menschen
Es geht um Körperwahrnehmung!
6
Was ist Wahrnehmung?
Die Aufnahme von Reizen über die Sinne,
deren Verarbeitung und die
Antwortreaktion des Menschen darauf.
7
Welche Sinne und deren
Wahrnehmung besitzt der Mensch?
Fernsinne (Exterozeption) und deren
Wahrnehmung:
Auditiv – hören Lautstärke, Höhe, Lokalisation,
Zuordnung von Geräuschen
Visuell – sehen hell, dunkel, Farbe, Erkennung
Gustatorisch und oral – schmecken und spüren
Olfaktorisch - riechen
8
Oliver Sacks
„Der Tag, an dem mein Bein fortging.“
Rororo, 18.Auflage 2011
9
Was ist das Körperschema?
Man kann die Lage der einzelnen
Körperteile einordnen ohne die
Augen zu benutzen.
10
Das gestörte Körperschema
Es ist eine Löschung des Körperbildes.
Vorgegebene Bewegungen können nicht
mehr ausgeführt werden trotz intakter
Muskulatur und Nerven.
11
Perception - Wahrnehmung
Percipere – erfassen
Die Frage nach Wahrnehmung ist schon viele 100te Jahre
alt:
Die Griechen durch die stoische Philosophie.
In der neueren Zeit:
der Neurologe und seine Frau Karel und Bertha Bobath,
Jean Ayres, eine amerikanische Ergotherapeutin,
Andreas Fröhlich, Basale Stimulation,
Felicitas Affolter, Führen bei Wahrnehmungsstörung
12
Nahsinne (Interozeption) und deren
Wahrnehmung:
Ø Propriozeptoren – Propriozeption durch
Druck, Zug und schwere Dinge
(Tiefensensibilität)
Ø Vestibuläres System im Ohr
Ø Vibratorische Rezeptoren (Vater-Pacini-
Körperchen) in der Haut, in Muskeln und
Gelenken
Ø Taktil-kinästhetische Wahrnehmung über
Berühren und Bewegen 13
Möglichkeiten, die
Propriozeption zu unterstützen
Tauziehen, sie schieben Stühle und schieben
Schränke von den Wänden, Rollstühle
schieben, Hanteln oder mit Wasser gefüllte
Flaschen, schwere Löffel, schwere Decken,
schwere Kissen, Gartenarbeit: Gießkanne,
Schieben einer Schubkarre, Umgraben im
Garten, Kartoffelsäcke tragen lassen, Kästen mit
Flaschen, Blumenschale auf den Schoß geben
und Blumen einpflanzen lassen, Kästen mit
einem Seil zu sich herziehen, Zeitungen
zerreißen.
14
Das vestibuläre System
Es ist das Gleichgewichtsorgan, das uns das
Sitzen, Gehen, Stehen usw. ermöglicht.
Es führt zur Haltungsanpassung und der
Möglichkeit, sich aufrecht im Raum zu halten
und zu bewegen.
Alle Bewegungen über die Körpermitte:
Schaukeln, Hollywoodschaukel, mit Luftballon
spielen, Schunkeln mit Anfassen der
Hände,Tanzen.
15
Vibratorische Informationen
Elektrische Zahnbürsten, elektrische Rasierer,
Mixer, elektrische Rührgeräte,
Vibrationskissen, Instrumente (Gitarre), die
eigene Stimme, Bus- und Bahnfahren, Hände
der Therapeuten,
16
Das taktil-kinästhetische
System
Ohne Bewegung spüren wir uns nicht, deshalb
ist die kleinste Bewegung notwendig, auch bei
bettlägerigen Bewohnern.
Bewegung heißt nicht nur von A nach B zu
gehen, sondern es ist eine Bewegung in jedem
Bereich des Körpers.
Wenn der Mensch sich nicht mehr von A nach
B durch die Beine bewegen kann, muss man
die Arme und Hände nutzen lassen.
Bei Immobilität muss man „von außen“
Bewegung ermöglichen.
17
Hände
Be-greifen!
18
Taktil-kinästhetisches System
Taktil – berühren und
kinästhetisch-Bewegung.
19
Ilses weite Welt GmbH &
AOK Hamburg/ Rheinland Pfalz
2014
Demenz mit Hoffnung
begegnen.
(Ausschnitt)
20
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit
21

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Umgang mit Angst aus Sicht der Ergotherapie: Vortrag von Gudrun Schaade

  • 1. Gudrun Schaade Ergotherapeutin Hamburg Angst bei Demenz aus Sicht der Ergotherapie Witten/Herdecke 8.November 2017 1
  • 2. Was bedeutet Angst? Evolutionsgeschichtlich hat die Angst eine wichtige Funktion als ein die Sinne schärfender Schutzmechanismus, der in tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen Gefahrensituationen ein angemessenes Verhalten (etwa Flucht) einleitet. https://de.wikipedia.org/wiki/Angst(23.6.17) 2
  • 3. Körperliche Symptome der Angst } Die körperlichen Symptome der Angst sind normale (also nicht krankhafte) physische Reaktionen, die bei (einer realen oder phantasierten) Gefahr die körperliche oder seelische Unversehrtheit, im Extremfall also das Überleben sichern sollen. Sie sollen ein Lebewesen auf eine Kampf- oder Flucht- Situation (fight or flight) vorbereiten: } Erhöhte Aufmerksamkeit, Pupillen weiten sich, Seh- und Hörnerven werden empfindlicher } Erhöhte Muskelanspannung, erhöhte Reaktionsgeschwindigkeit (Till Eulenspiegel!) } Erhöhte Herzfrequenz, erhöhter Blutdruck } Flachere und schnellere Atmung 3
  • 4. Körperliche Symptome der Angst 2 } Energiebereitstellung in Muskeln } Körperliche Reaktionen wie zum Beispiel Schwitzen, Zittern und Schwindelgefühl } Blasen-, Darm- und Magentätigkeit werden während des Zustands der Angst gehemmt. (oder auch manchmal verstärkt) } Übelkeit und Atemnot treten in manchen Fällen ebenfalls auf. } Absonderung von Molekülen im Schweiß, die andere Menschen Angst riechen lassen und bei diesen unterbewusst Alarmbereitschaft auslösen. 4
  • 5. Körperreaktionen bei Angst } Neben diesen individuellen Reaktionen hat das Zeigen von Angst etwa durch den charakteristischen Gesichtsausdruck oder durch Sprache gegenüber anderen den sozialen Sinn, um Schutz zu bitten. } Die körperlichen Ausdrucksformen der Angst sind die gleichen, unabhängig davon, ob es sich um eine reale Bedrohung oder um eine Panikattacke handelt. Jeder vierte Patient mit Angststörung klagt über chronische Schmerzen. https://de.wikipedia.org/wiki/Angst 5
  • 6. Allgemeiner Ansatz der Ergotherapie bei der Behandlung demenziell erkrankter Menschen Es geht um Körperwahrnehmung! 6
  • 7. Was ist Wahrnehmung? Die Aufnahme von Reizen über die Sinne, deren Verarbeitung und die Antwortreaktion des Menschen darauf. 7
  • 8. Welche Sinne und deren Wahrnehmung besitzt der Mensch? Fernsinne (Exterozeption) und deren Wahrnehmung: Auditiv – hören Lautstärke, Höhe, Lokalisation, Zuordnung von Geräuschen Visuell – sehen hell, dunkel, Farbe, Erkennung Gustatorisch und oral – schmecken und spüren Olfaktorisch - riechen 8
  • 9. Oliver Sacks „Der Tag, an dem mein Bein fortging.“ Rororo, 18.Auflage 2011 9
  • 10. Was ist das Körperschema? Man kann die Lage der einzelnen Körperteile einordnen ohne die Augen zu benutzen. 10
  • 11. Das gestörte Körperschema Es ist eine Löschung des Körperbildes. Vorgegebene Bewegungen können nicht mehr ausgeführt werden trotz intakter Muskulatur und Nerven. 11
  • 12. Perception - Wahrnehmung Percipere – erfassen Die Frage nach Wahrnehmung ist schon viele 100te Jahre alt: Die Griechen durch die stoische Philosophie. In der neueren Zeit: der Neurologe und seine Frau Karel und Bertha Bobath, Jean Ayres, eine amerikanische Ergotherapeutin, Andreas Fröhlich, Basale Stimulation, Felicitas Affolter, Führen bei Wahrnehmungsstörung 12
  • 13. Nahsinne (Interozeption) und deren Wahrnehmung: Ø Propriozeptoren – Propriozeption durch Druck, Zug und schwere Dinge (Tiefensensibilität) Ø Vestibuläres System im Ohr Ø Vibratorische Rezeptoren (Vater-Pacini- Körperchen) in der Haut, in Muskeln und Gelenken Ø Taktil-kinästhetische Wahrnehmung über Berühren und Bewegen 13
  • 14. Möglichkeiten, die Propriozeption zu unterstützen Tauziehen, sie schieben Stühle und schieben Schränke von den Wänden, Rollstühle schieben, Hanteln oder mit Wasser gefüllte Flaschen, schwere Löffel, schwere Decken, schwere Kissen, Gartenarbeit: Gießkanne, Schieben einer Schubkarre, Umgraben im Garten, Kartoffelsäcke tragen lassen, Kästen mit Flaschen, Blumenschale auf den Schoß geben und Blumen einpflanzen lassen, Kästen mit einem Seil zu sich herziehen, Zeitungen zerreißen. 14
  • 15. Das vestibuläre System Es ist das Gleichgewichtsorgan, das uns das Sitzen, Gehen, Stehen usw. ermöglicht. Es führt zur Haltungsanpassung und der Möglichkeit, sich aufrecht im Raum zu halten und zu bewegen. Alle Bewegungen über die Körpermitte: Schaukeln, Hollywoodschaukel, mit Luftballon spielen, Schunkeln mit Anfassen der Hände,Tanzen. 15
  • 16. Vibratorische Informationen Elektrische Zahnbürsten, elektrische Rasierer, Mixer, elektrische Rührgeräte, Vibrationskissen, Instrumente (Gitarre), die eigene Stimme, Bus- und Bahnfahren, Hände der Therapeuten, 16
  • 17. Das taktil-kinästhetische System Ohne Bewegung spüren wir uns nicht, deshalb ist die kleinste Bewegung notwendig, auch bei bettlägerigen Bewohnern. Bewegung heißt nicht nur von A nach B zu gehen, sondern es ist eine Bewegung in jedem Bereich des Körpers. Wenn der Mensch sich nicht mehr von A nach B durch die Beine bewegen kann, muss man die Arme und Hände nutzen lassen. Bei Immobilität muss man „von außen“ Bewegung ermöglichen. 17
  • 19. Taktil-kinästhetisches System Taktil – berühren und kinästhetisch-Bewegung. 19
  • 20. Ilses weite Welt GmbH & AOK Hamburg/ Rheinland Pfalz 2014 Demenz mit Hoffnung begegnen. (Ausschnitt) 20
  • 21. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 21