1. Großes Jubiläum: 100 Jahre Mercedes-Benz Presse-Information
Werk Gaggenau
Datum:
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Gaggenau – Das Mercedes-Benz Werk Gaggenau vereint im Automobilbau
Tradition und Moderne. 100 Jahre nach „Gründung“ der Benz Werke Gaggenau
ist der Standort gut für die Zukunft gerüstet: Das Werk Gaggenau wird weiter
zum Komponentenzentrum für mechanische und automatische Schaltgetriebe im
Daimler-Konzern ausgebaut. Aufgrund der zukünftig verstärkten internationalen
Ausrichtung der Getriebeproduktion für Brasilien, Japan, Südafrika, China und
Indien wird das Werk auch die Rolle des weltweiten Anlauf- und
Vorbereitungszentrums auf diesem Gebiet übernehmen.
2010 entstanden am Standort über 440.000 Getriebe für Pkw und Nutzfahrzeuge,
63.000 Spezialachsen für Baustellen- und Sonderfahrzeuge und über 1,15
Millionen Drehmomentwandler für Pkw.
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Im vergangenen Jahr starteten einige Serienanläufe, darunter die neue
Wandlergeneration “FE“ (Fuel Economy), die bis zu drei Prozent Kraftstoff
einspart. Im Werkteil Rastatt begann die Serienfertigung des Transporterschalt-
getriebes “TSG 480-48“, des schweren Getriebes “G280-16“ und des so genannten
“Neue Schaltgetriebes“, kurz NSG. Mit dem NSG-Serienanlauf kommen nun alle
Schaltgetriebe im Daimler-Konzern aus Gaggenauer Hand. Im Werkteil
Kuppenheim wird der Produktionsbeginn für das neue Presswerk in diesem
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2. Frühjahr stattfinden. Eine Pressenstraße, drei Einzelpressen sowie 23 Seite 2
Schweißanlagen werden hier Außenhaut- und Struktur-Teile für die Lkw-Montage
im Werk Wörth und für die Pkw-Montage im Werk Rastatt produzieren.
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Begonnen hat alles mit einer Kooperation sowie einer Mehrheitsbeteiligung der
„Benz Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik“ in Mannheim an der „Süddeutschen
Automobilfabrik Gaggenau (SAG)“ in Gaggenau im Jahr 1907. Die beiden
Unternehmen schlossen einen Interessenvertrag: Gaggenau stellte die Produktion
von Personenwagen ein und das Werk konzentrierte sich vollkommen auf
Nutzfahrzeuge. Benz konnte sich im Gegenzug auf den Pkw-Bau fokussieren.
Vier Jahre später, vor 100 Jahren, wurde die SAG vom Mehrheitseigner in die
„Benz-Werke Gaggenau G.m.b.H.“ umfirmiert. Schon damals gehörte das heutige
Mercedes-Benz Werk zu den wenigen Nutzfahrzeugzentren in Deutschland.
Beispielsweise stammt die erste motorisierte Feuerlöschspritze für Berlin im Jahr
1907 aus Gaggenau. Später folgte ein komplettes Nutzfahrzeug-Programm von
leichten Waren-Lieferwagen über schwere Lkw für sechs Tonnen Nutzlast bis zu
Omnibussen. Ab 1. Januar 1911 trugen diese Fahrzeuge den Schriftzug “Benz“
auf der Kühlerhaube. Der 10. September 1923 markierte ebenfalls ein wichtiges
Ereignis: An diesem Tag startete vom Benz-Werk Gaggenau der erste Diesel-Lkw
der Welt zu einer Versuchsfahrt. Dabei ergaben sich 25 Prozent weniger Kraft-
stoffverbrauch als mit Benzol-Motoren, wie die Ingenieure damals zufrieden
notierten.
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Nach der Fusion von Benz Cie. mit der Daimler-Motoren-Gesellschaft im Jahr 1926
übernahm Gaggenau die zentrale Rolle beim Nutzfahrzeugbau der neuen Daimler-
Benz AG: Alle Lkw sowie sämtliche Busfahrgestelle werden vom Werk Gaggenau
geliefert. Und als sich die ab 1929 ausbreitende Weltwirtschaftskrise und der
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3. damit verbundene tiefe Einbruch überstanden waren, sah sich die Daimler-Benz Seite 3
AG aufgrund der steigenden Auftragslage ab 1933 gezwungen, die
Nutzfahrzeugproduktion erneut auf mehrere Werke zu verteilen. Kleinere Lkw bis
drei Tonnen Nutzlast wanderten nach Mannheim ab, um die Omnibusaufbauten
kümmerten sich Mannheim und Sindelfingen.
Während der Kriegsjahre zählten zum Produktionsumfang des Werkes Gaggenau
vor allem Lastkraftwagen sowie die Reparatur von Militärfahrzeugen und
Motoren. 1944 wurde das Werk durch zwei Luftangriffe nahezu vollständig
zerstört. Rund 80 Prozent des Maschinenparks konnte nicht mehr eingesetzt
werden, so dass die Produktion fast vollständig zum Erliegen kam.
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Nach Kriegsende konnte durch die intensiven Wiederaufbau-Arbeiten der
Belegschaft schon Ende 1945 wieder der erste Lkw vom Werksgelände rollen.
Vier Jahre lang dominierte der standardisierte Militär-Lastwagen
L 4500 mit Einheitskabine aus Holz das zunächst noch schmale Gaggenauer
Nutzfahrzeug-Angebot. Belebung stellte sich erst 1949 ein, als die
Weiterentwicklung des L 4500 folgte: Der L 5000 war deutlich besser ausgestattet
und besaß darüber hinaus ein Stahl-Fahrerhaus.
1949 wurde die erste Lkw-Neuentwicklung der Daimler-Benz AG nach dem Krieg
vorgestellt. Zur technischen Ausrüstung des L 3250 mit Stahl-Fahrerhaus zählten
ein Fünfgang-Getriebe und ein 90 PS starker Sechszylinder-Motor. Das zulässige
Gesamtgewicht betrug 6,5 Tonnen. Gebaut wurde dieser Lkw in Mannheim. Ein
Jahr später folgte die Neukonstruktion im Segment der schweren Lkw. Es war der
heute als Klassiker eingestufte L 6600, ein Fahrzeug mit einer Nutzlast von 6,5
Tonnen, das auf Wunsch auch mit Allrad-Antrieb geliefert werden konnte. Im Juli
1950 wurde schließlich auch die Produktion des Omnibusses O 6600
aufgenommen.
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4. 3URGXNWRIIHQVLYH LQ GHQ )QI]LJHUQ Seite 4
Die ersten Frontlenker in Gestalt des LP 315 erweiterten ab 1954 das Angebot,
von 1956 an erzielte das ausschließlich für das Ausland gebaute Haubenfahrzeug
L 326 mit 8,5-Tonnen große Exporterfolge. Ganz neue Wege beschritt man in
Gaggenau mit dem “Tausendfüßler“ genannten Frontlenker LP 333, der von 1958
an gebaut wurde. Mit zwei gelenkten Vorderachsen war er eine
maßgeschneiderte Antwort auf die restriktiven neuen Vorschriften des deutschen
Bundesverkehrsministeriums bei Maßen und Gewichten.
Der klassische Hauben-Lkw war damit aber noch lange nicht aus dem
Entwicklungsprogramm gestrichen. 1959 stellte Daimler-Benz die neuen
“Rundhauber“ vor: Die mittelschweren Varianten produzierte das Werk
Mannheim. Die Schweren, im Export bis in die 1990er Jahre sehr erfolgreich,
fertigten bis Dezember 1967 die Gaggenauer.
Ein völlig neues Kapital in der Geschichte der Nutzfahrzeuge wurde bereits 1951
aufgeschlagen. Am 3. Juni begann im Werk Gaggenau die Produktion eines
Alleskönners mit dem ungewöhnlich langen Namen “Universal-Motor-Gerät“.
Unter dem Akronym “Unimog“ wurde das Fahrzeug nicht nur weltberühmt,
sondern mit über 325.000 in Gaggenau gebauten Einheiten auch ein weltweiter
Verkaufsschlager. Bereits im ersten Produktionsjahr rollten 1.005 Fahrzeuge vom
Band.
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Für den kompakten, gerade mal dreieinhalb Meter langen Unimog genügte
damals ein 25 PS-Dieselaggregat, um überall durchzukommen und alles erledigen
zu können – vor allem in der Landwirtschaft, wofür er vom ehemaligen Daimler-
Benz Flugmotoreningenieur Albert Friedrich konzipiert wurde. Schon der erste
Entwurf sah bereits Anbauräume für Mähgeräte, eine Ladefläche, eine
Vorrichtung für Anhänger und die Möglichkeit des Pfluganbaus vor. Die weiteren
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5. Fahrzeug-Merkmale: schlichtes und funktionelles Fahrerhaus mit Klappverdeck, Seite 5
Allradantrieb und ein Fahrgestell mit vier gleich großen Rädern.
Beim anfänglichen Einheitsmodell blieb es nicht. Durch Weiterentwicklungen
wuchs der Unimog 1953 zur Baureihe 401/402 und eine Variante mit
geschlossener Kabine kam hinzu. 1956 kletterte die Motorleistung von 25 auf 30
PS und zur Auswahl stand eine weitere Variante mit langem Radstand. Im Mai
1961 rollte der 50.000. Unimog vom Band. Der Ur-Unimog war als Modell genau
so unaufhaltsam wie seine Fahreigenschaften im Gelände: Die Motorleistung
stieg Schritt für Schritt auf 32 und 34 PS. Er blieb bis in die 1970iger Jahre die
Plattform des Unimog-Programms.
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Ein ebenbürtiger Bruder des Unimog, allerdings mit starrer Hinterachse,
bereicherte die Gaggenauer Produktionsbänder ab Juli 1973: Der
MBtrac 65/70 – 65 für DIN-PS nach europäischer Richtlinie und 70 für SAE-PS,
die bis heute in den USA gebräuchlich sind. Die Fahrzeuge des MBtrac-
Programms waren Schlepper mit Allrad-Antrieb, vier gleich großen Rädern,
Portalachsen, hoher Zugkraft, festem Komfort-Fahrerhaus, Servolenkung,
gefederter Vorderachse und genormter Dreipunkt-Kraftheber-Hydraulik. Eine
solche Konzeption hatte der Schleppermarkt noch nie zuvor gesehen. Bis zur
Einstellung des MBtrac im Jahr 1991 wurden über 40.000 Modelle gebaut.
Schon lange bevor der MBtrac in Produktion ging, war der Lkw-Bau von
Gaggenau ins neue Werk Wörth am Rhein verlagert worden, wo ab 1965 die
Herstellung aller mittlerer und schwerer Lkw zusammengefasst wurde.
Hintergrund für diese Entscheidung: Gaggenau war damals an seine
Kapazitätsgrenzen gestoßen und sollte sich deshalb auf die Produktion der
verschiedenen Unimog-Varianten sowie auf Achsen und Getriebe konzentrieren.
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Nach über 50 Jahren Unimog-Fertigung gab das Werk Gaggenau im Jahr 2002
schließlich auch diesen Produktionszweig nach Wörth ab und übernahm im
Gegenzug die Funktion eines Kompetenzzentrums für mechanische und
automatisierte Getriebe. So ist das Werk im Murgtal heute dem Lkw nur mehr
indirekt verbunden und gewissermaßen in die Rolle des Zulieferers für andere
Mercedes-Benz Werke geschlüpft. Bis heute haben über 8,85 Millionen Getriebe
aus dem Werk Gaggenau ihren Weg in die Welt angetreten.
100 Jahre nach Übernahme durch Benz Cie. ist in Gaggenau die Fertigung von
speziellen Komponenten wie Achsen, Getrieben und Drehmomentwandlern,
sowie diverse Bauteile für viele Konzernprodukte angesiedelt. Berühmt sind zum
Beispiel die Lkw-Außenplanetenachsen, die Gaggenau seit ihrer Einführung 1972 in
der so genannten „Neuen Generation“ fertigt und die heute noch vor allem die
Baufahrzeuge Actros und Axor sowie den Econic und den Zetros aus dem
Sonderfahrzeugprogramm antreiben. Mehr als 2,5 Millionen Achsen hat das
Werk Gaggenau bis heute insgesamt produziert und ist der weltgrößte Hersteller
von zweistufigen Außenplanetenachsen sowie Portalachsen.
„Die Produktstrategie fürs neue Jahrtausend hat sich als richtig erwiesen“, betont
rückblickend Dr. Holger Steindorf, Leiter des Werkes Gaggenau und Leiter der
weltweiten Achs- und Getriebeproduktion bei Daimler Trucks. „Aber es waren vor
allem unsere über 6000 Mitarbeiter“, ergänzt er, „die sehr schnell die Chance
erkannt haben, die sich dem Kompetenzzentrum für Nutzfahrzeug-Komponenten
und für mechanische und automatisierte Schaltgetriebe für Pkw, Transporter,
Lastwagen und Omnibusse bietet.“
Pressekontakt:
Julia Löffler Telefon: 0711-17-41552
E-Mail: julia.loeffler@daimler.com
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